de lëtzebuerger ziichter 1/2012 - Convis Herdbuch Service Elevage ...

entwaffnenden Argumentation zu dialogieren
und zu vermitteln, doch niemals
ohne den Argumenten Andersdenkender
intensiv zugehört zu haben.
Doch vor allem die Haltung der Bauernzentral-Obrigkeit
machte ihm nicht nur
das Leben besonders schwer, sondern
nagte zuweilen auch an seinem Selbstwertgefühl.
Manchmal musste die starke
Frau an der Seite eines jeden durchsetzungsfähigen
Mannes Jean Anen
aufrichten und beim Weitermachen unterstützen.
Die besonders verworrene und
Kapital zehrende Einbindung der LSG im
Merscher Agrocenter versuchte er, mit
einem kleinen, arbeitswilligen und menschenwürdig
geführten Team mit Bravour
zu meistern.
Die Sortenwahl, der Anbau, die Selektion,
die Anerkennung und die Verbreitung
von Saatgut waren höchste Güter für
ihn. Weit mehr als das Getreidesaatgut
an sich! Für ihn lebte oder starb mit der
Qualität eines jeden Getreidekorns die
Menschheit. Für ihn lag hierin die höchste
aller landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Für
diese Anerkennung und die Beantragung
und Bereitstellung von öffentlichen Mitteln
dazu (in Anlehnung und analog zu der seit
1952 ununterbrochen staatlich geförderten
Milchleistungsprüfung des Herdbuchverbandes
– heute CONVIS) kämpfte er
die letzten zwölf Jahre seines beruflichen
Lebens. Davor hielt er die heutige Agri-
Nord in Wiltz 25 lang Jahre in Schuss und
machte hieraus eine der bestgeführten
Außenstellen des de Verbandes.
Für die Entstehung des Festbuches „Livre
du Centenaire“ vom de Verband (erschienen
Ende 2009), und des Jubiläumsbuches
„Livre du Cinquantenaire“ der LSG
(erschienen Ende 2011), war Jean Anen
die jeweils absolut treibende Kraft. Er
half damit zwei sehr wertvolle Dokumente
über die Luxemburger Landwirtschaft mit
hohem Erinnerungswert für die kommenden
Generationen zu schaffen. Villmols
Merci, Jang!
Als charismatischer und eingestandener
Autodidakt war Jean Anen immer offen für
neue Entwicklungen zum Vorteil der Landwirtschaft.
Mit seinem beherzten Engagement
bei der Gründung und dem Aufbau
der Biodiesel-Schiene aus einheimischen
Raps, der – bis zur der EU-weiten Aufhebung
– ausschließlich auf Stillegungsflächen
gewonnen wurde, wollte er eine
neue Erzeugungs- und Einsatzmöglichkeit
für die Landwirtschaft auftun. Doch seine
zukunftsweisende Idee des Anschaffens,
Aufstellens und Betreibens einer Ölpresse
im Agrocenter zur Produktion von Rapsöl
als CO 2 -neutraler Treibstoff aus der Landwirtschaft
und nicht zuletzt auch für die
Landwirtschaft wurde belächelt. Eine weitere
Idee zur Vergasung des Cellulose-reichen
Bioabfalls, wie Ausputz, Kleie, aussortiertes
Saatgut, o. ä., zur Gewinnung
von Bio-Methanol bzw. Elektrizität und
Wärme in Mersch, fiel der sehr eifrigen
Übernahme der Silocentrale S.àr.l. durch
den de Verband und der Gründung von
VERSIS zum Opfer.
Es waren gerade diese oft belächelten,
sehr praktischen doch überaus klugen
Ideen und Überlegungen zur zukünftigen
Ausrichtung und Gestaltung einer wirklich
nachhaltigen Landwirtschaft, welche Jean
Anen und Jean Stoll vorerst beruflich, danach
auch persönlich zusammenbringen
sollten. Letzterer empfand Jean Anen als
einen besonders aufmerksamen, sehr
klugen und sehr kritischen Beobachter
alles Lebenden um ihn herum: Die Art
und Weise, wie er seinen Garten und sein
Treibhaus gestaltete und bestellte, wie er
die klimatischen Bedingungen mit dem
Sprießen und Gedeihen der Feldfrüchte,
der Wiesen und Wälder verglich und
Auffälligkeiten erklärte, oder wie er fast
historische Gegebenheiten mit aktuellen
Ereignissen verband. Seine Beurteilung
der verschiedenen, landes- und agrarpolitischen
Lager, das Beschreiben der politischen
Zunft und mitunter deren politischen
Unvernunft, ob in seiner Partei oder
in anderen, er war immer sehr kritisch, wie
eben auch zu sich selbst. Er genoss bei
seinem ungewöhnlich breiten Wirken ein
sehr hohes Ansehen, war sehr beliebt und
respektiert. Dafür zollten ihm sehr viele
Bekannte bei seinem letzten, irdischen
Weg ein letztes Mal Respekt und Anerkennung.
Wenn er etwas Großes nicht alleine
schaffte, versuchte er andere dazu zu
gewinnen, ob in der Familie, im Beruf, im
Sozialen oder in der Politik. Er unterstütze
das Gute, das Erfreuliche, das Sinnliche,
das Praktische im breitesten Sinn,
wo immer er konnte; keine Stunde seiner
kostbaren Zeit war ihm je zu viel. Seinen
CONVIS
sehr intelligenten und aufopferungsvollen
Einsatz – allein oder gemeinsam – vollbrachte
er mit einer außerordentlichen
Bescheidenheit und immer zum Wohle
seiner Mitmenschen. Personen, die ihn
verletzt hatten, war er kaum nachtragend.
Sein Ziel, das Ziel galt es zu verwirklichen,
gemäß dem Zitat von Friedrich von Schiller,
das seine Familie in der Todesanzeige
des Verstorbenen hat abdrucken lassen:
„Immer strebe zum Ganzen,
und kannst selber Du
kein Ganzes werden,
als dienendes Glied schließ
an ein Ganzes Dich an.“
Merci léiwe Jang, requiescas in pacem!
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de lëtzebuerger ziichter 1|2012