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SPRACHROHR 5/2009

Zeitung des ver.di-Landesfachbereichs Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg.

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wir über uns sprachrohr 5|09<br />

Die Kuh ist noch längst nicht vom Eis<br />

Großer Zuspruch beim Tag der offenen Tür im Bühnenservice der Opernstiftung<br />

Fachgruppe<br />

Theater und<br />

Bühnen<br />

Der Bühnenservice der Stiftung<br />

Oper in Berlin – die<br />

fünfte, eher ungeliebte Säule im<br />

hauptstädtischen Opernbau –<br />

war in den letzten Monaten<br />

mehrfach in den Schlagzeilen.<br />

Gewerkschaft und Beschäftigte<br />

alarmierten wegen drohender<br />

Unterfinanzierung und fürchten<br />

weiteren Abbau. Doch am 5. September<br />

gab es ein ausschließlich<br />

erfreuliches Novum: Dekorationsund<br />

Kostümwerkstätten empfingen<br />

zu einem Tag der Offenen<br />

Tür. Ein voller Erfolg. Wir sprachen<br />

mit Initiator und Tarifkommissionsmitglied<br />

Wolfgang Baum<br />

aus der Tischlerei und Personalrätin<br />

Toni Winter, Leiterin der Putzmacherwerkstatt.<br />

Wolfgang Brauer interessierte<br />

sich für die Details …<br />

Der Tag der Offenen Tür war Deine<br />

Idee. Ohne Geschäftsleitung<br />

wäre es aber nicht gegangen?<br />

Wolfgang Baum: Natürlich<br />

nicht. Das Anliegen wurde offiziell<br />

schon unterstützt, und wir verständigten<br />

uns mit der Geschäftsführung<br />

über die notwendigen<br />

praktischen Schritte. Nach dem<br />

Erfolg wird nun davon gesprochen,<br />

solche Tage der Offenen<br />

Tür künftig am neuen Standort<br />

fortzuführen. Etwas Besseres<br />

kann ich mir nicht wünschen.<br />

… Alice Ströver (Mitte) hatte das Ganze im Blick.<br />

Meine Idee und unser gewerkschaftliches<br />

Ziel war ja, die Öffentlichkeit<br />

auf unsere Leistungen<br />

aufmerksam zu machen, zu zeigen,<br />

was eigentlich dahinter<br />

steckt, wenn vom Bühnenservice<br />

die Rede ist und davon, dass wir<br />

von den Opern Aufträge und damit<br />

auch Geld brauchen. Wir<br />

können etwas und haben etwas<br />

zu bieten, das wollten wir präsentieren.<br />

Nicht zuletzt sollte es zugleich<br />

eine Art Verabschiedung<br />

von den alten Räumlichkeiten in<br />

der Französischen und der Chausseestraße<br />

sein. Ende 2010 sollen<br />

bekanntlich die neuen Zentralwerkstätten<br />

am Franz-Mehring-<br />

Platz bezogen sein.<br />

Der Plan ist aufgegangen?<br />

Toni Winter: Unbedingt. Es ist<br />

sehr viel Publikum gekommen,<br />

mehr als wir erwartet hatten. In<br />

den Kostümwerkstätten Französische<br />

Straße waren wir bei den<br />

Führungen räumlich zeitweise an<br />

der Kapazitätsgrenze. Etwa 250<br />

Besucher hatten wir insgesamt,<br />

das Interesse war groß, es gab<br />

viele Fragen.<br />

Wolfgang Baum: Wir haben<br />

die Leute nicht gezählt, aber es<br />

war ein richtiges Familien-Event.<br />

Die ersten Interessenten standen<br />

schon 10 vor 10 Schlange und es<br />

gab kontinuierlich Führungen bis<br />

in den späten Nachmittag. Eines<br />

unserer Highlights war das Modell<br />

des Werkstattneubaus, den wir<br />

natürlich auch erläutert haben.<br />

Fotos: Gabi Senft<br />

Ursprünglich hattet Ihr für den<br />

Nachmittag eine Podiumsdiskussion<br />

mit Gästen aus Politik und<br />

Kultur geplant. Die musste abgesagt<br />

werden. Warum?<br />

Toni Winter: Nach anfänglicher<br />

Genehmigung hat der Stiftungsvorstand<br />

die Debatte dann<br />

untersagt. Offizielle Begründung<br />

war, dass keine ver.di-Veranstaltung<br />

in den Räumlichkeiten der<br />

Stiftung stattfinden dürfe. Ich<br />

glaube eher, man hatte Befürchtungen<br />

wegen der laufenden Debatten<br />

um den Kulturhaushalt.<br />

Wolfgang Baum: Es sollte um<br />

die Zukunft der Theaterwerkstätten<br />

gehen. Offenbar will man in<br />

der Stiftung darüber nicht so gern<br />

reden. Das finde ich peinlich. Wir<br />

werden die Podiumsdebatte aber<br />

nachholen. Das Thema ist aktuell<br />

und wird womöglich noch dringender.<br />

Doch waren am 5. September immerhin<br />

drei kulturpolitische Sprecher<br />

von Abgeordnetenhausparteien<br />

unter den Besuchern...<br />

Toni Winter: Eingeladen hatten<br />

wir alle fünf, Herr Braun von<br />

der CDU will seinen Besuch vielleicht<br />

nachholen, wir würden uns<br />

freuen. Alice Ströver von B’90/<br />

Grünen, Brigitte Lange von der<br />

SPD sowie Wolfgang Brauer von<br />

der Linken waren sehr aufgeschlossen<br />

und fasziniert von Modellen<br />

und Arbeitsproben. Die<br />

Computerräume in der Schnitttechnik<br />

haben sie, glaube ich,<br />

sehr beeindruckt. Da wurde klar,<br />

dass wir auch sehr modern und<br />

effektiv arbeiten. Und kostenbewusst.<br />

Wir konnten zugleich zeigen,<br />

dass wir wirklich Theaterspezialisten<br />

und Könner unseres<br />

Fach sind: Wenn etwa ein Frack<br />

für einen Tänzer gefertigt wird,<br />

dann ist das eben kein gewöhnlicher<br />

Frack...<br />

Wolfgang Baum: Die drei haben<br />

jetzt sicher eine viel bessere<br />

und plastische Vorstellung, was<br />

sich hinter der langweiligen Bezeichnung<br />

Bühnenservice verbirgt.<br />

Es ist auch wichtig, dass wir<br />

im Dialog bleiben. Denn die Kuh<br />

ist noch längst nicht vom Eis, weder<br />

was die Sicherung der Existenz<br />

der Werkstätten noch was<br />

unsere Tarifverhandlungen betrifft.<br />

Helma Nehrlich<br />

Gestärkt<br />

Über 100 neue<br />

Mitglieder<br />

Den Erfolg vermeldete sogar die<br />

»Tagesschau«: In der Opernstiftung<br />

sind in den vergangenen<br />

vier Wochen mehr als 100 Beschäftigte<br />

ver.di-Mitglied geworden.<br />

Ausgangspunkt waren die<br />

durch den Generaldirektorenwechsel<br />

ins Stocken geratenen<br />

Verhandlungen um einen Haustarifvertrag<br />

für das nichtkünstlerische<br />

Personal. Diese Tarifverhandlungen<br />

waren mit zahlreichen<br />

Aktionen in den Häusern<br />

erzwungen worden, laufen seit<br />

Mai 2008 und waren bis zum<br />

Sommer weit gediehen. Nach<br />

aktuellen Irritationen rührten<br />

Mitglieder der gewerkschaftlichen<br />

Tarifkommission und ver.di-<br />

Vertrauensleute unter Kolleginnen<br />

und Kollegen verstärkt die<br />

Werbetrommel, organisierten<br />

spontane Zusammenkünfte in<br />

den Arbeitsbereichen und informierten<br />

über die Situation. Mit<br />

den neuen Mitgliedern wird die<br />

Verhandlungsmacht der Arbeitnehmerseite<br />

gestärkt. Die Kolleginnen<br />

und Kollegen können<br />

außerdem besser beteiligt werden<br />

und ihre Rechte wahrnehmen.<br />

neh<br />

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