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Innenseiten E1 - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn

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Fachtag in <strong>Heiligenbronn</strong> zum Thema Hörschädigung<br />

UMGANG MIT HÖRENDEN BEDEUTET STRESS<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Leben und Lernen mit<br />

Hörschädigung stand im Mittelpunkt<br />

eines Fachtags in der stiftung st. <strong>Franziskus</strong><br />

heiligenbronn, die der Kommunalverband<br />

für Jugend und Soziales<br />

(KVJS) Baden-Württemberg veranstaltete.<br />

Dabei referierten auch Fachkräfte<br />

und Schüler aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />

Vorstand Michael Wollek und Franz<br />

Schmeller, Leiter des Dezernats Soziales<br />

im KVJS, begrüßten zu diesem „Ortstermin“<br />

im Elisabetha-Glöckler-Saal die<br />

rund 60 Teilnehmer. Sie kamen aus Sozialämtern<br />

im Land, der Schulverwaltung<br />

wie auch aus der Behindertenhilfe<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> selbst. Ein Grußwort sprach<br />

auch Bernd Hamann, Sozialdezernent<br />

des Landkreises Rottweil, der seine<br />

„gemischten Gefühle“ gegenüber dem<br />

Begriff „Inklusion“ zum Ausdruck brach -<br />

te. Denn auch bisher sei nicht nur „ausgesondert“<br />

worden.<br />

Inklusionsquote von 32 Prozent<br />

Zum Tagungsthema „Kinder und Erwachsene<br />

mit Hörschädigung“ gaben<br />

Christine Blankenfeld vom KVJS und<br />

Hubert Haaga vom Kultusministerium<br />

einen statistischen Überblick. Bereits<br />

jetzt erreiche Baden-Württemberg bei<br />

hörgeschädigten Schülern eine Inklusionsquote<br />

von 32 Prozent, wenn man<br />

die Außenklassen der Hörgeschädigtenschulen<br />

einbeziehe, wo sehr viel inklusiver<br />

Unterricht erfolge. Das Förderzentrum<br />

Hören und Sprechen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

unterrichtet etwa 57 Schüler in Außenklassen<br />

und 80 an der Sonderschule in<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>.<br />

In Workshops gingen die Teilnehmer auf einzelne Aspekte oder Personengruppen näher ein wie hier<br />

im Workshop mit dem Psychologen Dr. Oliver Rien (links) zu den Lebenswelten von Menschen mit<br />

Hörschädigung; zweiter von links Günter Seger, Leitung Behindertenhilfe in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />

Als Experten in eigener Sache kamen beim Fachtag zum Thema Hörschädigung in <strong>Heiligenbronn</strong> auch<br />

Schüler des Förderzentrums Hören und Sprechen zu Wort. Bei diesen Erfahrungsberichten sprachen:<br />

(von links) Schulleiterin Margarethe Neudeck, Elternbeiratsvorsitzender Jörg Freund und die Schüler<br />

Lisa Schneider, Emine Lalaj, Natascha Seifried und Muhammed Hussein Abdelkader. Fotos: Graf<br />

Oft mehrfache Behinderungen<br />

Bei den Erwachsenen verwies Blankenfeld<br />

etwa darauf, dass die meisten Hörgeschädigten,<br />

die von Einrichtungen<br />

betreut werden, zu ihrer Hörbehinderung<br />

noch eine andere Behinderung<br />

oder Erkrankung haben. 47 Prozent der<br />

betreuten Erwachsenen mit Hörschädigung<br />

besuchten eine Werkstatt, 24 Prozent<br />

seien in einem Förder- und Betreuungsbereich<br />

und 25 Prozent in einer<br />

Tagesbetreuung z. B. für Senioren. Fast<br />

jeder Vierte kommt gar nicht aus Baden-<br />

Württemberg, sondern von außerhalb.<br />

„Es geht ums Verstehen!“<br />

Auf großes Interesse bei den Teilnehmern<br />

stieß der Vortrag von Diplom-<br />

Psychologe Dr. Oliver Rien, dem Leiter<br />

des Cochlear-Implantat-Centrums Würzburg.<br />

Aus seiner persönlichen Sicht als<br />

selbst Hörgeschädigter machte er deutlich,<br />

was für Schwierigkeiten der Alltag<br />

bereitet, denn Hörschädigung sei immer<br />

noch stigmatisiert und der Umgang mit<br />

Hörenden bedeute <strong>St</strong>ress. Technische<br />

Hilfen seien noch nicht die Lösung,<br />

denn: „Es geht gar nicht ums Hören, es<br />

geht ums Verstehen!“, betonte Rien.<br />

Deswegen ist es mit einem Hörgerät<br />

oder einem Implantat noch nicht getan.<br />

Eine wichtige Rolle komme hierbei den<br />

Eltern zu, die oft unsicher und traumatisiert<br />

seien und meist keine Gebärdensprache<br />

beherrschten. Diese sei unverzichtbar<br />

als unterstützende Kommunikation.<br />

Bei der inklusiven Beschulung<br />

gehe es nicht nur um das hörgeschädigte<br />

Kind und den Lehrer, sondern<br />

auch um die Mitschüler und deren<br />

Eltern. Hörgeschädigte selbst, so der<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 13

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