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franziskusbote 2/07_ok - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn

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Zeitschrift der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />

Ausgabe 2, Juli 20<strong>07</strong><br />

Begeisterndes Musiktheater zur Klostergründung<br />

Zusammenwirken selbst<br />

war auch eine Botschaft<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Dreimal ein übervoller<br />

Elisabetha-Glöckler-Saal, Musiker, Sänger<br />

und Schauspieler, die sichtlich Freude am<br />

Spielen und Singen hatten, ein beeindrucktes<br />

und begeistertes Publikum, das auch<br />

eifrig mitsang, und eine einmalige Gemeinschaftsleistung,<br />

die mit den Aufführungen<br />

des Geistlichen Musiktheaters „David<br />

Fuchs – Spiel mit dem Leben“ dem 150jährigen<br />

Jubiläum des Franziskanerinnen-<br />

Klosters ein großes Geschenk bereitete.<br />

Der evangelische Geistliche Gerhard Ruoff verkörperte den <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Klostergründer David Fuchs (links) beim Geistlichen Musiktheater – hier in einer<br />

berührenden Szene, in der er zur Befreiung der Kinder schreitet.<br />

franziskus-bote<br />

Nicht nur das von Pater Helmut Schlegel<br />

geschriebene und von Rudi Schäfer komponierte<br />

und arrangierte <strong>St</strong>ück transportierte<br />

eine Botschaft, auch das Zusammenwirken<br />

von Klosterschwestern, <strong><strong>St</strong>iftung</strong>smitarbeitern,<br />

behinderten Schülern und Bewohnern,<br />

Kindern aus dem Dorf, <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Chörle, Theaterwerkstatt Schramberg und<br />

Schola Schramberg war selbst eine Botschaft.<br />

Mit dieser Eigenproduktion wurden<br />

die geschichtlichen Wurzeln auf kurzweilige<br />

Weise und in ihrem<br />

aktuellen Bezug<br />

beleuchtet, aber<br />

auch Perspektiven<br />

christlicher Gemeinschaft<br />

entworfen –<br />

von Musik und<br />

Wort spielerisch getragen.<br />

Mit über 1300 Besuchern<br />

am ersten<br />

Mai-Wochenende<br />

erlebten die Musiktheater-Aufführungen<br />

im Rahmen<br />

des 150-jährigen<br />

Jubiläums eine<br />

großartige Resonanz.<br />

Nicht einmal<br />

alle Besucher<br />

Pflegeversicherung<br />

in der Diskussion<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Norbert Rapp und der<br />

Leiter der Altenhilfe, Martin Volz-Neidlinger,<br />

setzten sich mit der Reform der Pflegeversicherung<br />

aus Sicht der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

auseinander S. 6<br />

Open-Air-Kino im Klosterhof<br />

mit Filmen zum Jubiläum<br />

Ein Film über eine Ordensschwester und ein<br />

Wunschfilm der Schwestern werden im<br />

diesjährigen Open-Air-Kino in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

gezeigt. S. 8<br />

Werkstatt für behinderte Menschen<br />

liefert Tellerbesen<br />

Ein neues <strong>St</strong>andbein baut sich die Werkstatt<br />

für behinderte Menschen mit der Lieferung<br />

von Tellerbesen für Kehrmaschinen auf.<br />

S. 11<br />

Geschichtsausstellung zum<br />

Klosterjubiläum eröffnet<br />

„Von der Quelle bewegt“ ist die Geschichte<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>s, wie die Ausstellung zum<br />

Klosterjubiläum mit vielen Aspekten aufzeigt.<br />

Sie ist noch bis Oktober zu sehen.<br />

S. 18<br />

Neues Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad<br />

in Zimmern eröffnet<br />

Mit <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern ob Rottweil hat<br />

die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> ihr elftes Altenzentrum<br />

eröffnet, das von einem privaten<br />

Investor zur Ergänzung der Seniorenwohnanlage<br />

erstellt wurde. S. 22


Inhaltsverzeichnis<br />

Musiktheater zum Klostergründer mit drei begeisternden Auftritten S. 1<br />

STIFTUNGS-KALENDER S. 5<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> allgemein<br />

Reform der Pflegeversicherung aus Sicht der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> in der<br />

Altenhilfe und in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung S. 6<br />

Behindertenhilfe in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

Open-Air-Kino im Klosterhof mit buntem Rahmenprogramm S. 8<br />

Erfahrungsbericht aus der neuen Außenwohngruppe Schönblick in Sulgen S. 10<br />

Werkstatt für behinderte Menschen produziert Tellerbesen für Kehrmaschinen S. 11<br />

Praktikum eines Blindenschülers in der Firma Kern-Liebers S. 13<br />

Kurz berichtet: Spenden für Spielgerät im Blindenschul-Pausenhof; <strong>St</strong>uhlflecht-Arbeiten<br />

in der Korbmacherei; Nachruf auf den Ehrenamtlichen Max Maly S. 14<br />

ÜBER DIE SCHULTER GESCHAUT:<br />

Kristina Rosenzweig im Sozialdienst für Hörgeschädigte Rottweil S. 15<br />

Kloster <strong>Heiligenbronn</strong><br />

Podiumsdiskussion zum Klosterjubiläum<br />

„Wieviel Gemeinschaft braucht der Mensch?“ S. 17<br />

Geschichtsausstellung zum Klosterjubiläum eröffnet S. 18<br />

Interview mit Pfarrer Rolf Oster zum Amt des Kloster-Superiors S. 20<br />

Altenhilfe<br />

Neues Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern eröffnet und eingeweiht S. 22<br />

Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth ist in den Neubau umgezogen S. 24<br />

Ein Sinneswagen in mobilem Einsatz im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef Spaichingen S. 26<br />

„Lustnau läuft“ und das Luise-Poloni-Heim läuft mit S. 27<br />

Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />

Aktionstag zur ARD-Kampagne „Kinder sind Zukunft“ zeigt die Vernetzungen auf S. 28<br />

POST AN DEN FRANZISKUS-BOTE S. 30<br />

DAS IST JA DAS VORLETZTE! S. 31<br />

Impressum S. 29<br />

Rückseite: Kunst im Gemüseglas – <strong>Heiligenbronn</strong>er Gruppen präsentieren sich S. 32<br />

fanden einen Sitzplatz, manche mussten<br />

sogar noch weggeschickt werden. Das<br />

Publikum war von dem Spiel und Gesang<br />

der über 80 Akteure (rund 100 Mitwirkende<br />

vor und hinter den Kulissen) sichtlich angetan<br />

und zeigte dies auch durch stürmischen<br />

Applaus. Die freiwilligen Spenden in<br />

Höhe von fast 7000 Euro ermöglichten<br />

auch die Deckung der Kosten vor allem für<br />

Technik und Werbung.<br />

Ein „Gesamtkunstwerk“ geboten<br />

Die Musiktheater-Aufführungen boten ein<br />

„Gesamtkunstwerk“, wie der Schwarzwälder<br />

Bote urteilte. Von der Musik des<br />

Schramberger Kirchenmusikdirektors Rudi<br />

Schäfer mit dramatischen Momenten wie<br />

mit eingängigen Melodien wurden die<br />

Menschen genauso angesprochen wie von<br />

der einfachen und doch poetischen Sprache<br />

des Autors Helmut Schlegel, die mit<br />

Wortspielen und verblüffenden Wendungen<br />

für neue Sichtweisen sorgte, wenn etwa<br />

das <strong>Heiligenbronn</strong>er Gnadenbild mit den<br />

zwei Versen „Der Menschen Los/auf ihrem<br />

Schoß“ beschrieben wird.<br />

Die erzählenden und scherzenden Artistinnen<br />

Alexandra Zink (links) und Sabine Kopp,<br />

im Hintergrund die Gebärdenübertragung.<br />

Die Kombination von Musik und Gesang<br />

(Chörle <strong>Heiligenbronn</strong>, Schola Schramberg<br />

mit Band, Bewohnerchor InTakt) mit Schauspielszenen<br />

sorgte für viel Abwechslung.<br />

Theaterregisseur Tonio Kleinknecht aus<br />

Rottweil nutzte dabei auch eine Vielfalt an<br />

Kombination von Musik<br />

und Gesang mit originellem<br />

Schauspiel sorgte für viel<br />

Abwechslung.<br />

2 franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Eine großartige Leistung boten die Chöre aus <strong>Heiligenbronn</strong> und von der Schola Schramberg mit der<br />

Instrumentalband unter Leitung des Komponisten Rudi Schäfer und von Schwester Magdalena Dilger<br />

(rechts), die bei den Gemeindeliedern auch das Publikum mitdirigierte. LInks die beiden Gesangssolisten<br />

Michael Heil und Sonja Gebert. Fotos: Graf, Anton, Ruf<br />

Möglichkeiten für das Bühnenspiel. So<br />

agierten die Artistinnen auf der Rampe, gab<br />

es eine Nebenbühne mit echtem Brunnen,<br />

<strong>Franziskus</strong>- und Marienfigur, aber auch Szenen<br />

im Publikum und sogar vor dem Saalfenster,<br />

wo die Pantomimegruppe aus gehörlosen<br />

jungen Menschen (<strong>St</strong>. Antonius<br />

Rottweil) und später die Königin in der Kutsche<br />

auftauchten. Neben solchen optischen<br />

Reizen wirkten auch die eingespielten<br />

<strong>St</strong>immen (Harald und Gabriele Frommer)<br />

sehr eindrücklich mit ihren Geschichten.<br />

Mit dem Traum des Waldbruders Konrad<br />

(Konrad Gießibl) an der <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Quelle am Beginn der <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Wallfahrt warf die Erzählung gleich einen<br />

historischen Bogen bis in die Gegenwart,<br />

denn die mittelalterlichen Visionen schildert<br />

Pater Schlegel als immer noch aktuelle einer<br />

humanen und gerechten Welt. Schon hier<br />

meisterte der Chor anspruchsvolle Passagen<br />

und die Solosänger (Michael Heil und<br />

Sonja Gebert) mit ihren sicher vorgetragenen<br />

Partien sorgten für Gänsehaut.<br />

Auffangen – Loslassen – Weitergeben<br />

Die Artistinnen (Sabine Kopp und Alexandra<br />

Zink) schlugen auf unterhaltende Weise<br />

immer wieder die Brücke zur Gegenwart<br />

und verbanden die einzelnen Szenen, interpretierten<br />

aber auch das Geschehen. Ihr<br />

praktisch gezeigtes Motto „auffangen –<br />

loslassen – weitergeben“ exemplifizierte<br />

anschaulich das „Spiel mit dem Leben“, um<br />

das es David Fuchs (Gerhard Ruoff) und<br />

den Klosterschwestern (Sr. Christiane Keil,<br />

Sr. Maria Gratia Horn, Sr. Magdalena Dilger)<br />

im <strong>St</strong>ück ging. Klostergründer David Fuchs<br />

setzte sich gegen die Bedenken seiner<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Mitmenschen und Mitbrüder (Klaus<br />

Andreae, Helga Effinger, Udo Neudeck)<br />

durch, was einige heitere Szenen brachte,<br />

und sorgte als erstes dafür, dass auf<br />

der Bühne eine Kirche gebaut wurde, vom<br />

Chor angefeuert.<br />

Dann schlug die <strong>St</strong>unde der Kinder, die<br />

Beichtvater und Schwestern vor den<br />

Verführungen und Missbräuchen der<br />

damaligen wie heutigen Zeit zu schützen<br />

suchten und ihre Gemeinschaft für sie<br />

öffneten. In der natürlichen Darstellung der<br />

jungen Akteure aus der <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Kirchengemeinde wie der gehörlosen und<br />

des blinden Mädchen aus den Schulen der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> wurde zusammen<br />

mit dem Spiel der heutigen Ordensschwestern<br />

in der Rolle ihrer Vorgängerinnen das<br />

historische Geschehen hautnah erlebbar.<br />

3<br />

Historisches Geschehen aus<br />

den Anfängen des Klosters<br />

wurde hautnah erlebbar.<br />

Mit einem Intermezzo mitten aus dem<br />

Publikum heraus wurde schlaglichtartig und<br />

sympathisch die Historie wieder in die Gegenwart<br />

geholt: eine Schwester und zwei<br />

sehbehinderte Jugendliche (Sr. Irene Beez,<br />

Michael Dörr, Ekatharina Tag) stellten auf<br />

erfrischende Art und Weise die Frage nach<br />

dem Glauben an Gott und zeigten, dass es<br />

viele Wege der Gottsuche gibt.<br />

Lied nicht nur gesungen,<br />

sondern vorgelebt<br />

Für viele Zuschauer ist immer wieder beeindruckend,<br />

wenn sie den Bewohnerchor<br />

„InTakt“ aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

(Leitung Georg Sprich) erleben so wie nach<br />

der Pause von „David Fuchs“, als er zum<br />

Gesamtchor stieß und das Lied „Ich trage<br />

einen Schatz in mir“ (Zwar sehen meine<br />

Augen nicht, doch hab ich andere Talente)<br />

nicht nur vorsang, sondern vorlebte.<br />

Für einen Höhepunkt sorgte der Besuch<br />

der Königin (Michèle Hummel) nicht nur in<br />

der jungen Erziehungsanstalt vor über<br />

100 Jahren, sondern auch im Bühnenstück<br />

von 20<strong>07</strong>, wirkte doch das Bemühen der<br />

Schulklasse (Kinder aus der Kirchengemeinde)<br />

gemeinsam mit Lehrerin und Beichtvater,<br />

das Gefallen der Königin Olga zu<br />

finden, echt und urkomisch genauso wie<br />

der Auftritt der Hoheit mit Schleppe und<br />

Kutsche (Kutscher Martin Müller mit Pferd<br />

Lukas).<br />

Bewegte die Zuschauer mit dem aus dem Herzen gesungenen Lied „Ich trage einen Schatz in mir“: der<br />

Bewohnerchor „InTakt“ im Vordergrund.


<strong>St</strong>ürmischer Schlussapplaus mit Königin und Schwestern inmitten der großen Zahl der Akteure, Sänger und Musiker.<br />

Im musikalischen Finale zog Rudi Schäfer<br />

nochmals alle Register und riss das Publikum<br />

mit seiner Band im Chor- und Gemeindelied<br />

„Wir fangen an, die neue Welt<br />

zu bauen“ förmlich fort zum Schlussapplaus.<br />

Der stimmungsvoll komponierte franziskanische<br />

Gruß „Pace e bene – der Friede<br />

sei mit euch!“ erklang zum musikalischen<br />

Abschluss, mit dem sich das Publikum jedoch<br />

keineswegs zufrieden gab, erklatschte<br />

es sich doch jeweils mehrere Zugaben.<br />

Aufzeichnung auch mit Gebärden<br />

Das Jubiläumsjahr wurde nach dem Kirchenkonzert<br />

des Musikvereins Frohsinn<br />

Tennenbronn mit diesen Aufführungen von<br />

„David Fuchs – Spiel mit dem Leben“ mit<br />

einem weiteren kulturellen Höhepunkt<br />

bereichert, der allen, die es erlebt haben,<br />

sicher noch lange im Gedächtnis bleiben<br />

Spielszene um die Aufnahme verwaister und taubstummer<br />

Mädchen mit Schwester Maria-Gratia<br />

Horn als Schwester Elisabetha und Konrad Gießibl<br />

als Pfarrer Rittelmann.<br />

wird. Wer es nicht erlebt hat, kann sich zumindest<br />

eine DVD anschauen und -hören,<br />

die aus einem Mitschnitt erstellt wurde. Sie<br />

gibt es auch in einer Version für Hörgeschädigte<br />

mit Gebärdenübertragung, für die<br />

während einer der drei Aufführungen die<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiterinnen Erika Scheurer,<br />

Diana Schuler und Kristina Rosenzweig<br />

sorgten.<br />

Im Hintergrund des Musiktheaters zog der<br />

Sozialdienst der Behindertenhilfe Erwachsene<br />

die Fäden gemeinsam mit anderen<br />

Bereichen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> wie<br />

Hauswirtschaft, Technik und Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie der kräftigen Unter-<br />

Das war grandios.<br />

Diese Musik – beeindruckend.<br />

Der Auftritt der Königin – das war<br />

einfach sensationell.<br />

Ein beeindruckendes Miteinander.<br />

Das war Integration.<br />

Die Musik setzte genau das um, was<br />

im Text angelegt war.<br />

Noch ganz erfüllt von dem einzigartigen<br />

Erlebnis bin ich gestern wieder<br />

gut nach <strong>St</strong>uttgart gekommen. Ihr<br />

habt sicher alle gespürt, wie der Funke<br />

stützung der Schwesterngemeinschaft<br />

und in Zusammenarbeit mit den Firmen<br />

J<strong>ok</strong>atec Licht + Tontechnik, Videofactory,<br />

Linkdesign, Schwenk Arbeitsbühnen<br />

und Bühler Bauzentrum.<br />

Die Ensembles für Gesang, Musik und<br />

Schauspiel engagierten sich bereits seit<br />

dem vergangen Jahr für diese drei Tage<br />

und probten fast ein dreiviertel Jahr. Auch<br />

für sie alle war es ein großes Gemeinschaftserlebnis,<br />

das mit einem Fest nach<br />

der letzten Aufführung ausklang, bei<br />

dem ihnen auch Generaloberin Schwester<br />

Judith Kaupp und Vorstand Norbert Rapp<br />

ihren Dank aussprachen. Ewald Graf<br />

<strong>St</strong>immen zum Musiktheater<br />

4<br />

Eurer Begeisterung auf die Zuschauer<br />

und Zuhörer übergesprungen ist.<br />

Ich fand die Veranstaltung super! Es ist<br />

schade, dass so etwas immer so<br />

schnell vorbei ist, aber die Mühe hat<br />

sich auf alle Fälle gelohnt.<br />

Es war eine großartige Sache und ich<br />

bin sehr dankbar, dass ich daran mitwirken<br />

konnte. Bei dieser Gelegenheit<br />

durfte ich wieder den Geist der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> und des Klosters erspüren.<br />

Das Lied „Wir fangen an, die neue<br />

Welt zu bauen“ wurde nicht<br />

nur gesungen, das wurde gelebt.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender<br />

Wann? Was? Wo?<br />

Sonntag, 15. Juli, Tag der offenen Tür zur Einweihung Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

11 bis 17 Uhr des Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Sonntag, 15. Juli, 14.30 Uhr Square-Dance-Gruppe zur Amerika-<br />

Ferienwoche mit Caller, Tanz und Mittanzen<br />

Spaichingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />

Donnerstag, 19. Juli, 8 Uhr Seniorenclub <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Alter-nativ: <strong>Heiligenbronn</strong>, Abfahrt an der<br />

Jahresausflug zu den <strong>St</strong>eiff-Tieren in<br />

Giengen an der Brenz<br />

Korbmacherei<br />

Donnerstag, 19. Juli, 15.30 Uhr Konzert der <strong>St</strong>adtkapelle Rottweil<br />

mit anschließendem Grillfest<br />

Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Donnerstag, 19. Juli, ab 19 Uhr Open-Air-Kino mit Sinnesparcours, Bewirtung, <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und Garten<br />

Gesprächskreis mit Schwestern und dem Film<br />

„Nicht von dieser Welt“<br />

der Sinne<br />

Freitag, 20. Juli, ab 19 Uhr Open-Air-Kino mit Sinnesparcours, Bewirtung, <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und Garten<br />

Beiträgen und dem Film „Eine wahre<br />

Geschichte – The <strong>St</strong>raight <strong>St</strong>ory“<br />

der Sinne<br />

Samstag, 21. Juli, ab 19 Uhr Open-Air-Kino mit Sinnesparcours, Bewirtung, <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und Garten<br />

Musik und dem Film „Vitus“ der Sinne<br />

Dienstag, 24. Juli, 19.05 Uhr Interview zum Förderzentrum Hören und Radio Neckarburg, Sendung<br />

Sprechen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> „Kirche live zu Gast“<br />

Donnerstag, 26. Juli, 10 Uhr Patroziniumsfeier mit Festgottesdienst und<br />

und Geburtstagskaffee<br />

Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />

Freitag, 14. September, 19.30 Uhr Marktplatz Kirche: Podiumsdiskussion<br />

„Wieviel Gemeinschaft braucht der Mensch?“<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Samstag, 15. September, 15 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Dr. Gebhard Fürst <strong>Heiligenbronn</strong>, Wallfahrtskirche<br />

zum Festakt des Klosterjubiläums <strong>St</strong>. Gallus<br />

Dienstag, 18. September, 19.30 Uhr Vortrag Lebensthemen heute: Der Mensch<br />

und sein Verhältnis zur Technik – Günther Anders<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell<br />

Mittwoch, 19. September, 10 Uhr Seniorengruppe <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Alter-nativ: <strong>Heiligenbronn</strong>, Abfahrt an der<br />

Fahrt auf die Burg Hohenzollern Korbmacherei<br />

Samstag, 22. September, ab 14 Uhr Tag der Begegnung mit buntem Programm<br />

und Bildervorführung<br />

Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />

Freitag, 28. September, 19 Uhr Museums- und Geschichtsverein Schramberg: <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und<br />

Führung durch die Jubiläumsausstellung und<br />

Vortrag von Ulrich Windhab: „Wölfe!“<br />

Haus Lebensquell<br />

Samstag, 29. September, ab 14 Uhr Tag der Begegnung mit buntem Programm Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Mittwoch, 3. Oktober, 18 Uhr Transitus-Fest der Schwesterngemeinschaft <strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />

mit feierlicher Vesper und Begegnung Refektorium des Klosters<br />

Donnerstag, 4. Oktober, 17 Uhr Kinder-Uni von Marktplatz Kirche und JUKS:<br />

„Warum streiten sich Jungs und sind Mädchen<br />

zickig?“ mit Professor Dr. Michael Diehl<br />

Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />

Sonntag, 7. Oktober Tag der Begegnung Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />

Dienstag, 9. Oktober, 19.05 Uhr Interview zum Behindertenheim <strong>St</strong>. Agnes Radio Neckarburg, Sendung „Kirche live<br />

in Spaichingen zu Gast“<br />

Donnerstag, 11. Oktober, 17 Uhr Kinder-Uni von Marktplatz Kirche und JUKS:<br />

„Warum lachen wir über Witze?“ mit<br />

Professor Dr. Hermann Bausinger<br />

Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />

Freitag, 12. Oktober, 20 Uhr Marktplatz Kirche: „Wenn die Seele Hilfe<br />

braucht...“ mit Landesbischof Frank O. July und<br />

Psychotherapeut Dr. Jürgen Rockwell-Kollmann<br />

Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 5


Die Pflegeversicherung vor der Reform<br />

Im Hintergrund steht die Frage, welchen<br />

<strong>St</strong>ellenwert das Leben im Alter hat<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>/Berlin. Seit Monaten diskutiert<br />

ein exklusiver Ministerkreis hinter<br />

verschlossenen Türen mögliche Eckpunkte<br />

einer Reform der Pflegeversicherung. Waren<br />

zunächst kaum verlässliche Informationen<br />

zu vernehmen, fließen seit einigen Tagen<br />

einzelne verstreute Inhalte in die öffentliche<br />

und politische Diskussion ein. Daher ist<br />

beim Erscheinen dieses Artikels auch noch<br />

offen, wie die Reform der Pflegeversicherung<br />

inhaltlich und finanziell aussehen<br />

kann, wann sie in Kraft treten bzw. ob sie –<br />

aus koalitionspolitischen Gründen – überhaupt<br />

kommen wird.<br />

Wichtig vor allem für die Betroffenen ist,<br />

dass eine fundierte Reform kommt – aus<br />

inhaltlichen und finanziellen Gründen.<br />

Die Pflegeversicherung ist kein Pflegefall,<br />

wie oft behauptet wird. Aber es besteht<br />

Reformbedarf. Dazu ist ein Blick zurück<br />

notwendig.<br />

Blick zurück auf die 90-er Jahre<br />

Mit Einführung der Pflegeversicherung Mitte<br />

der 90-er Jahre hat sich die Altenhilfelandschaft<br />

massiv verändert. Als ein Beispiel<br />

sei nur die Abschaffung des klassischen Altenheims<br />

genannt, das von einer bestimmten<br />

Zielgruppe älterer Menschen zwar nach<br />

wie vor nachgefragt wird, aber nicht oder<br />

kaum mehr finanziert werden kann. Alternativangebote<br />

wie das betreute Seniorenwohnen,<br />

das Sicherheit unter gleichzeitiger<br />

Wahrung weitest möglicher Selbstbestimmung<br />

garantiert, sind an die <strong>St</strong>elle dieses<br />

klassischen Angebots getreten.<br />

Die positiven Auswirkungen der Pflegeversicherung<br />

für den Betroffenen liegen<br />

u.a. in einer finanziellen Entlastung bei der<br />

Inanspruchnahme pflegerischer Dienstleistungen,<br />

in einer Kostentransparenz sowie in<br />

einer großen Auswahlmöglichkeit bei den<br />

angebotenen Dienstleistungen aufgrund<br />

des massiven Wettbewerbs unterschiedlicher<br />

Dienstleister. Inzwischen ist die Pflegeversicherung<br />

allerdings selbst in die Jahre<br />

gekommen und so zeigen sich auch die<br />

gravierenden Nachteile, anhand derer<br />

auf die zukünftigen Herausforderungen<br />

nicht mehr adäquat reagiert werden kann.<br />

Auch dazu seien schwerpunktmäßig drei<br />

Beispiele genannt:<br />

Was wird die Reform der Pflegeversicherung den älteren Menschen, die in Heimen leben, und ihren<br />

Angehörigen bringen? Vieles ist noch offen bei der Ausgestaltung der Reform. Fotos: Bormann<br />

6<br />

Der finanzielle Leistungsumfang<br />

(<strong>St</strong>ichwort „Teilkaskoversicherung“) ist durch<br />

den Grundsatz der Beitragsstabilität seit<br />

Einführung der Pflegeversicherung gleich<br />

geblieben. Dies hat zur Folge, dass sich der<br />

Eigenanteil für denjenigen, der die Pflegeleistungen<br />

in Anspruch nimmt, seit Jahren<br />

kontinuierlich erhöht hat.<br />

Durch die rechtliche und damit rein körperliche<br />

Fixierung des Pflegebegriffs ist es<br />

nicht möglich, den Bedürfnissen demenziell<br />

erkrankter alter Menschen in der Betreuung<br />

und Versorgung gerecht zu werden.<br />

Die Einführung der streng voneinander<br />

abgegrenzten Sektoren von ambulanten,<br />

teilstationären und stationären Angeboten<br />

führt zu einem hohen bür<strong>ok</strong>ratischen Aufwand<br />

und verteuert die jeweiligen Angebote<br />

extrem.<br />

Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig<br />

verlängern. Schon unter diesen Gesichtspunkten<br />

und in Anbetracht der sich abzeichnenden<br />

demographischen Entwicklung<br />

sowie des sich vermindernden Potenzials<br />

pflegender Angehöriger zeigt sich der<br />

fachliche und finanzielle Reformbedarf<br />

bei der Pflegeversicherung. Dieser kann in<br />

folgenden Punkten und in Anlehnung an<br />

vielfache Äußerungen der Spitzenverbände,<br />

in die die Argumente seitens der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> mit eingeflossen<br />

sind, zusammengefasst werden:<br />

Veränderung bzw. Erweiterung<br />

des Pflegebedürftigkeitsbegriffs (<strong>St</strong>ichwort<br />

„Demenz“);<br />

Erweiterung des Leistungsumfangs und<br />

damit verbunden:<br />

Dynamisierung der Leistungshöhe;<br />

Überwindung der starren Grenzen zwischen<br />

ambulanten und stationären Angeboten,<br />

um – wie es der pflegepolitische<br />

Sprecher der CDU-Fraktion, Willi Zylajew,<br />

einmal gesagt hat, „die Pflege auch neu<br />

vom Menschen her denken zu können“;<br />

bessere Unterstützung von pflegenden<br />

Angehörigen, insbesondere in der häuslichen<br />

Betreuung, und von chronisch<br />

Kranken;<br />

Abbau überflüssiger Bür<strong>ok</strong>ratie;<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Einführung einer teilweisen Kapitaldeckung<br />

im Hinblick auf die demographische<br />

Entwicklung.<br />

Zwei Modelle im Gespräch<br />

Es zeigt sich, dass die politisch Handelnden<br />

inhaltlich nicht weit auseinander liegen.<br />

Problematisch wird es bei der Frage nach<br />

der notwendigen Finanzierung der Reform.<br />

In der Koalitionsvereinbarung finden sich<br />

zwei Modelle: das des Finanzausgleichs<br />

zwischen privaten und gesetzlichen Krankenkassen<br />

sowie eine kapitalgedeckte<br />

Demographiereserve. Welche der Möglichkeiten<br />

ob und wie zum Tragen kommen<br />

wird, ist heftig umstritten.<br />

Fazit: Eine Reform der Pflegeversicherung<br />

ist notwendig. Es bleibt zu hoffen, dass<br />

diese grundlegend und nicht nur von taktischen<br />

Überlegungen bestimmt sein wird.<br />

Unabhängig davon bleiben zwei Aufgaben<br />

– eine gesamtgesellschaftliche und eine<br />

individuell persönliche. Die gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe besteht darin, eine<br />

offensive Auseinandersetzung mit der Frage<br />

zu führen, welchen <strong>St</strong>ellenwert das<br />

Leben im Alter – und damit auch ein Leben<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>/Berlin. Mit der erstmaligen<br />

Einführung der Pflegeversicherung<br />

tauchten bereits Abgrenzungsschwierigkeiten<br />

zwischen den Leistungen der Pflegeversicherung<br />

und Leistungen der Eingliederungshilfe<br />

auf. Zudem war der eingeschränkte<br />

Zugang von behinderten Menschen,<br />

die im Heim leben, zu Leistungen<br />

der Pflegeversicherung unbefriedigend.<br />

Ausweitung des Begriffs der<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

Durch die bei der Neufassung des Pflegeversicherungsgesetzes<br />

vorgesehene Ausweitung<br />

des Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />

besteht die Gefahr, dass die Abgrenzungsschwierigkeiten<br />

noch größer werden.<br />

Zu befürchten ist, dass ein großer Teil der<br />

Menschen mit Behinderung, die heute<br />

noch Leistungen der Eingliederungshilfe<br />

mit Pflegebedürftigkeit – hat. Diese wertorientierte<br />

Auseinandersetzung bestimmt<br />

dann auch die Finanzierungsfragen.<br />

Frage der individuellen Vorsorge<br />

Die individuelle Aufgabe ergibt sich aus der<br />

möglichst frühzeitigen Auseinandersetzung<br />

erhalten, ausschließlich auf die Pflegeversicherung<br />

verwiesen werden und dadurch<br />

keine Teilhabeleistungen in dem bisher gewohnten<br />

Umfang erhalten. Dadurch steigt<br />

aber die finanzielle Belastung der Pflegeversicherung,<br />

die Kommunen würden im<br />

Gegenzug entlastet.<br />

Anspruch auf Eingliederung erhalten<br />

Zweifellos besteht die Notwendigkeit,<br />

dass gerontopsychiatrisch veränderte Menschen,<br />

die bisher keinen oder einen nur<br />

ungenügenden Leistungsanspruch hatten,<br />

einen Anspruch auf Pflegeleistungen erhalten,<br />

gleichzeitig aber die Menschen, die<br />

bisher einen Anspruch auf Eingliederungshilfe<br />

hatten, dieser Anspruch künftig nicht<br />

verwehrt wird, indem sie auf die vorrangigen<br />

Pflegeleistungen verwiesen werden.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 7<br />

Mit der Pflegeversicherung der 90-er Jahre wurde die Versorgung vor allem der körperlich<br />

pflegebedürftigen Seniorinnen und Senioren deutlich verbessert: Pflegerin und Bewohnerin im<br />

Trossinger Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim.<br />

Pflegeversicherung und Eingliederungshilfe<br />

Teilhabe von Menschen mit<br />

Behinderung ist in Gefahr<br />

mit der Frage, wie und in welcher Form jeder<br />

einzelne sein Leben im Alter leben will<br />

und welche finanzielle Absicherung er dafür<br />

individuell vornehmen kann. Denn trotz<br />

allem Reformbedarf: Die Pflegeversicherung<br />

ist und bleibt eine „Teilkaskoversicherung.“<br />

Martin Volz-Neidlinger<br />

Heim als Zuhause anerkennen<br />

Bei Menschen mit Behinderung, die im<br />

Heim leben, müsste ihre Wohnsituation als<br />

Häuslichkeit anerkannt werden. Damit wäre<br />

es möglich, dass sie die ambulanten Leistungen<br />

der Pflegeversicherung in Anspruch<br />

nehmen können, ohne auf die Teilhabeleistungen<br />

der Eingliederungshilfe verzichten<br />

zu müssen. Zu klären ist dabei zweifellos<br />

die Abstimmung zwischen den beiden Leistungssystemen,<br />

die im Sinne einer Komplexleistung<br />

dem behinderten Menschen<br />

ganzheitlich zur Verfügung gestellt werden<br />

müssen. Der derzeitige Paragraph 43 a des<br />

Sozialgesetzbuches XI bietet hierfür einen<br />

guten Ansatz. Schließlich ist auch noch zu<br />

klären, mit welcher Qualifikation Mitarbeiter<br />

als Pflegefachkräfte anerkannt werden.<br />

Norbert Rapp


Open-Air-Kino im Jubiläumsjahr<br />

Dem eigenen Leben auf der Spur –<br />

auf drei verschiedene Weisen<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Auch im Jubiläumsjahr<br />

wird es wieder das beliebte Open-Air-Kino<br />

im Klosterhof <strong>Heiligenbronn</strong> geben, von<br />

Donnerstag, 19. Juli, bis Samstag, 21. Juli. In<br />

Zusammenarbeit mit den Subiaco-Kinos<br />

lädt die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> zum Sommerabend<br />

mit Programm, Parcours und<br />

Gartenwirtschaft sowie einem interessanten<br />

Film ab Einbruch der Dunkelheit. Speziell<br />

zum Klosterjubiläum läuft der Film „Nicht<br />

von dieser Welt“ am Donnerstag, weshalb<br />

an diesem Abend auch ein Gesprächskreis<br />

mit Schwestern angeboten wird.<br />

Die Filme auf der großen Leinwand im<br />

Klosterhof können die Besucher auf bequemen<br />

Gartenstühlen verfolgen. Bei Regen<br />

fällt der Film aus, bisher jedoch hatte das<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>er Open-Air-Kino immer<br />

Glück gehabt mit dem Wetter. Bereits ab<br />

19 Uhr laden Wohngruppen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

und Schwestern zur Begegnung und zum<br />

Rahmenprogramm in der stimmungsvollen<br />

Kulisse des Klosterhofs ein. Die Erwachsenen-Wohngruppen<br />

Haldenweg und Schönblick<br />

(Donnerstag), <strong>St</strong>. Antonius Rottweil<br />

(Freitag) und Sonnenberg, Marienberg,<br />

Isabel und Fridolin (Samstag) lassen sich zu<br />

den Filmen passende kulinarische Leckerbissen<br />

einfallen wie z.B. Pizza zum italienischen<br />

Film am Donnerstag und bieten Bier<br />

vom Fass und andere Getränke an. Den<br />

Verkaufserlös verwenden die Gruppen für<br />

bestimmte Projekte wie Ausflüge oder<br />

Anschaffungen.<br />

Parallel wird ebenfalls ab 19 Uhr bis zum<br />

Filmbeginn (etwa 22 Uhr) zum Sinnesparcours<br />

im Garten eingeladen, in dem man<br />

wieder unter Anleitung der Helferinnen<br />

und Helfer verschiedene Sinneserfahrungen<br />

machen kann. Der erfolgreiche Behindertensportler<br />

Frank Höfle wird am Donnerstag<br />

und Freitag mit einem akustischen<br />

Biathlon-Gewehr für Sehbehinderte dabei<br />

sein, bei dem mit Licht geschossen wird.<br />

Zum Klosterjubiläum wird den Kinobesuchern<br />

auch der Besuch der Jubiläumsaussstellung<br />

„Von der Quelle bewegt“ angebo-<br />

„Nicht von dieser Welt“ trifft auf die rührige, zielstrebige Ordensfrau Schwester Caterina zwar gar nicht<br />

zu, doch die Begegnung mit einem Baby und dem Wäscherei-Inhaber Ernesto bringt auch ihr Leben<br />

durcheinander. Foto: Schwarzweiss-Filmverleih<br />

ten, die ebenfalls ab 19 Uhr an allen drei<br />

Abenden geöffnet hat. Um 19.30 Uhr und<br />

20.30 Uhr wird auch jeweils eine Führung<br />

durch die Ausstellung angeboten.<br />

Am Donnerstag, 19. Juli, laden die Schwestern<br />

um 20.30 Uhr zu einer Gesprächsrunde<br />

übers Klosterleben auf dem Blindenschul-Pausenhof<br />

beim Garten der Sinne<br />

ein in Vorbereitung zum Film über die<br />

Ordensfrau Caterina.<br />

Und auch ein Kulturprogramm gibt es<br />

wieder mit Beiträgen von Gruppen. Am<br />

Samstagabend spielen „Ele und seine<br />

Freunde“ zur Unterhaltung auf. Der Besuch<br />

von Sinnesparcours und Gartenwirtschaft<br />

ist auch ohne Kinobesuch möglich. Auch<br />

bei sommerlichen Temperaturen sollten die<br />

Besucher an die abendliche Kühle denken<br />

und sich etwas Warmes zum Anziehen<br />

mitnehmen.<br />

„Nicht von dieser Welt“<br />

am Donnerstag, 19. Juli:<br />

Regie: Giuseppe Piccione (Italien 1999) mit<br />

Margherita Buy, Silvio Orlando, Carolina<br />

8<br />

Freschi, Christina Minerva; Dauer 100 Minuten;<br />

frei ab 6 Jahren.<br />

Caterina ist eine junge Frau, die sich im<br />

Mailand von heute für ein Leben als<br />

Ordensschwester entschieden hat und zielstrebig<br />

auf ihre Ewige Profess zusteuert und<br />

eine Missionstätigkeit in Kolumbien. Doch<br />

ein kleines Baby, das ihr in die Hand gedrückt<br />

wird, bringt nicht nur sie durcheinander.<br />

Bei der Suche nach der Mutter führt<br />

das Schicksal lauter Menschen zusammen,<br />

die an einen Scheidepunkt ihres Lebens<br />

geraten: den Wäscherei-Inhaber Ernesto,<br />

der sich von seinem Alltag absorbieren<br />

lässt, Teresa, die nicht weiß, wo sie schlafen<br />

soll, den Polizist Gabriele, der seinen Beruf<br />

ernst nimmt.<br />

Der mit fünf „Donatellos“, dem italienischen<br />

Oscar, und mehreren Festivalpreisen ausgezeichnete<br />

Film ist eine fesselnde Gratwanderung<br />

zwischen Drama und Komödie.<br />

Menschliche Gefühle brechen ein in das<br />

arbeitsreiche Leben der Ordensfrau wie des<br />

Wäschereibesitzers. „Nicht von dieser Welt“<br />

zeigt Menschen auf der Suche nach ihrer<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


„Nicht von dieser Welt“ zeigt<br />

Menschen jenseits aller<br />

Klischees auf der Suche nach<br />

ihrer persönlichen Berufung.<br />

jeweils eigenen Berufung und wirft auch<br />

einen erfrischenden Blick aufs Klosterleben,<br />

in dem auch nicht alles so gerade läuft, wie<br />

man vielleicht denkt.<br />

Die porträtierten Figuren werden mit viel<br />

Sympathie und Humor und ganz ohne<br />

Schockeffekte in ihren unverhofften Begegnungen<br />

mit anderen und sich selbst begleitet,<br />

jenseits aller Klischees. Eine emotionale<br />

Musik zieht dabei die Zuschauer in Bann.<br />

Regisseur Piccioni sagt selbst: „Ich war fasziniert<br />

von der Idee, die Geschichte einer<br />

Frau zu erzählen, die eine endgültige Entscheidung<br />

getroffen hat, die sie nicht rückgängig<br />

machen kann und will, obwohl<br />

sie in einer Welt lebt, in der Entscheidungen<br />

permanent zurückgenommen werden,<br />

sei es in der Politik, bei der Arbeit oder in<br />

der Liebe.“<br />

„Eine wahre Geschichte – the <strong>St</strong>raight<br />

<strong>St</strong>ory“ am Freitag, 20. Juli:<br />

Regie: David Lynch (USA 1999) mit Richard<br />

Farnsworth, Sissy Spacek und Harry Dean<br />

<strong>St</strong>anton; Dauer 111 Minuten; ohne Altersbeschränkung.<br />

Dieser Wunschfilm der<br />

Schwestern erzählt eine wahre Begebenheit<br />

quer zum Zeitgeist. Der 73-jährige Eigenbrötler<br />

Alwin (Foto) macht sich auf,<br />

seinen erkrankten Bruder zu besuchen, mit<br />

dem er zerstritten ist. Da er kein Auto mehr<br />

fahren kann, begibt er sich kurzerhand mit<br />

seinem Rasenmähertraktor auf eine sechswöchige<br />

Reise durch zwei Bundesstaaten.<br />

Auf dieser ungewöhnlichen Art des Reisens<br />

erlebt der Kauz nicht nur vieles, er lernt<br />

auch die unterschiedlichsten Menschen<br />

kennen: einen Priester, Marathon-Radfahrer,<br />

eine junge Ausreißerin, ein zänkisches Paar<br />

eineiiger Zwillinge, Feuerwehrmänner, alte<br />

Kriegsveteranen<br />

oder eine Frau, die<br />

mit Vorliebe Rotwild<br />

in Asphaltbraten<br />

verwandelt...<br />

Der poetische Film<br />

feiert die Langsamkeit<br />

des Reisens auf<br />

ungewöhnliche Art,<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

„Eine wahre Geschichte – the <strong>St</strong>raight <strong>St</strong>ory“ erzählt ein Roadmovie eigener Art: von dem 73-jährigen<br />

Kauz Alvin <strong>St</strong>raight, der sich mit seinem Rasenmäher auf die lange Reise zu seinem Bruder aufmacht.<br />

Foto: Senator<br />

überrascht mit Altersweisheit und Menschlichkeit,<br />

Humor und Melancholie. Wer aus<br />

der Hektik des Alltags kommt, findet hier<br />

den genau richtigen Film zu einem entspannten<br />

Wochenende.<br />

„Vitus“ am Samstag, 21. Juli:<br />

Regie: Fredi M. Murer (Schweiz 2006) mit<br />

Fabrizio Borsani, Teo Gheorghiu, Julika<br />

Jenkins, Bruno Ganz; Dauer: 122 Minuten;<br />

ohne Altersbeschränkung.<br />

Ein außergewöhnlicher Film über ein außergewöhnliches<br />

Kind. Der musikalisch hochbegabte<br />

Vitus kann die Erwachsenen auf<br />

die Palme bringen. Die Mutter widmet sich<br />

schließlich seiner Karriere, er wird zum arroganten<br />

Schnösel, bis er nach einem <strong>St</strong>urz<br />

vom Balkon als durchschnittlich begabter<br />

Junge erwacht. Sein Opa ist die ganze Zeit<br />

der einzige verständnisvolle Verbündete.<br />

Vitus ist ein modernes Märchen mit viel<br />

Witz und Charme aus dem Blickwinkel<br />

eines Wunderkindes inszeniert. Der Hauptdarsteller<br />

des zwölfjährigen Vitus, Teo<br />

Gheorghiu, ist tatsächlich ein hochbegabter<br />

Klaviervirtuose, was seine Darstellung<br />

absolut authentisch macht. Ewald Graf<br />

Das hochbegabte Kind Vitus, mit der Erwachsenenwelt unzufrieden, hat in seinem Großvater<br />

(Bruno Ganz) einen verständnisvollen Verbündeten – Szene aus dem Schweizer Spielfilm „Vitus“.<br />

Foto: Schwarzweiss-Filmverleih<br />

9


Erfahrungen aus einer Trainingswohngruppe:<br />

Mut zur Zukunft in<br />

neuer Wohnform<br />

Schramberg-Sulgen. Im August 2006<br />

wurde das Haus Schönblick auf dem<br />

Sulgen von einer neugebildeten Außenwohngruppe<br />

der Behindertenhilfe Erwachsene<br />

in <strong>Heiligenbronn</strong> bezogen. Es bietet<br />

sechs jungen erwachsenen Menschen mit<br />

Sehbehinderungen die Möglichkeit, ganz<br />

individuell sich auf ein noch selbständigeres<br />

Leben vorzubereiten.<br />

Selbständigkeit wird ausgebaut<br />

Die Idee war, mit dem Haus Schönblick<br />

einen Zwischenschritt zu schaffen zwischen<br />

den beiden Wohnform-Angeboten vollstationär<br />

in einer Außenwohngruppe oder<br />

in einer eigenen Wohnung alleine oder zu<br />

zweit mit ambulanter Betreuung. In der<br />

Schönblick-Gruppe kann die eigene Selbständigkeit<br />

ausgebaut und ausprobiert werden,<br />

ob das Ambulant-Betreute Wohnen,<br />

sprich eine eigene Wohnung zu beziehen,<br />

für einen in Frage kommt.<br />

In zwei Wohneinheiten (zwei 3-Zimmer-<br />

Wohnungen) leben inzwischen sechs junge<br />

erwachsene Menschen, die diese Trainingswohnform<br />

auf ihrem Weg schätzen gelernt<br />

haben. Begleitet werden sie von zwei<br />

Jugend- und Heimerzieherinnen.<br />

Die beiden Betreuerinnen der Wohngruppe im<br />

Schönblick, Ingrid Leser (links) und Petra Mehnert.<br />

An sich gestaltet sich der Alltag der Bewohner<br />

ähnlich dem ihres vorigen in einer<br />

Außenwohngruppe. Von außen betrachtet,<br />

wird der Unterschied nicht unbedingt<br />

deutlich. Auch in einer Außenwohngruppe<br />

besteht die Möglichkeit der individuellen<br />

Förderung und auch dort werden die Menschen<br />

unter Achtung der Selbstbestimmung<br />

begleitet. Die Betreuungszeiten sind<br />

jedoch ausgedehnter, in der Trainingswohngruppe<br />

sind die Bewohner nachts und am<br />

Sonntag alleine.<br />

„Was macht den Unterschied?“ – diese Frage<br />

stellten wir den einzelnen Bewohnern<br />

von Haus Schönblick, denn nur sie können<br />

letztlich die Antwort geben. Hier einige<br />

Meinungen und Erfahrungen nach dem<br />

ersten Jahr:<br />

Tanja Kümmel:<br />

Die Räume sind<br />

größer und heller<br />

und es zieht nicht<br />

so arg zu den Fenstern<br />

rein wie vorher.<br />

Wir müssen auch<br />

Tanja Kümmel keinen Boilerknopf<br />

mehr drücken fürs<br />

Warmwasser. Seit ich Felix, meinen Wellensittich,<br />

auf der Gruppe habe, sind alle Gruppenbewohner<br />

sehr mit Felix befreundet.<br />

Felix und die beiden netten Betreuerinnen<br />

tun gut und ich kann mich in aller Ruhe<br />

aussprechen, ausweinen und mit ihnen<br />

auch Freude teilen. Hier fühle ich mich aufgehoben,<br />

lerne noch was dazu und bin wo,<br />

wo es mir von der Wohnform her gut geht.<br />

Daniela Geiger: Ich bin froh, dass ich den<br />

Schritt machen durfte. Denn er bringt mich<br />

meinem Ziel einer eigenen Wohnung ein<br />

<strong>St</strong>ück näher. Viele Dinge gelingen mir ohne<br />

Hilfe. Aber mit der tatkräftigen Unterstützung<br />

unserer Betreuer lerne ich auch Neues<br />

dazu.<br />

Idris Ikuye: Jetzt lebe ich schon fast ein<br />

dreiviertel Jahr im Haus Schönblick.<br />

Ich habe mir damals lange überlegt, ob ich<br />

Das Haus Schönblick in Sulgen, in das die<br />

neugebildete Trainingswohngruppe eingezogen ist.<br />

Fotos: Leser, Graf<br />

mich auf die Ausschreibungbewerben<br />

sollte. Ich fragte<br />

mich, ob ich es<br />

schaffen würde.<br />

Mein großer Traum<br />

ist eine eigene<br />

Idris Ikuye<br />

Wohnung. Hier<br />

kann ich es ausprobieren.<br />

Ich weiß, dass ich ganz viele Dinge<br />

schon ganz gut kann wie waschen, kochen,<br />

bügeln und backen. In manchen Dingen<br />

brauche ich aber auch noch Hilfe.<br />

Ob ich es bereut habe? Oh nein. Ich bin<br />

froh, dass ich mich getraut habe. Und ich<br />

kann meine ehemaligen Gruppenkameraden<br />

einladen, wann ich will. Neulich war<br />

Birsen vom Sonnenberg da. Ich habe<br />

gekocht. Da war sie ein bisschen neidisch,<br />

hätte sie doch auch die Möglichkeit gehabt,<br />

sich zu bewerben. Und da war ich ein<br />

kleines bisschen stolz auf mich. Nicht jeder<br />

hat den Mut zu seiner eigenen Mutprobe.<br />

Aber ich habe ihn, den Mut zu meiner<br />

Zukunft.<br />

Sabine Kast: Für<br />

mich hat sich manches<br />

verändert.<br />

Zum Beispiel ist am<br />

Schönblick öfters<br />

ein Betreuer für<br />

Sabine Kast<br />

mich da. Zu manchen<br />

Arztterminen<br />

brauche ich Begleitung. Später möchte ich<br />

in einer eigenen Wohnung leben. Vielleicht<br />

mit einem Freund oder einer Freundin. Um<br />

das zu erreichen, muss ich noch selbständiger<br />

werden. Auch im Umgang mit Menschen<br />

möchte ich dazulernen. Am Schönblick<br />

fühle ich mich wohl. Ingrid Leser<br />

10 franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Neues Angebot aus der Werkstatt für behinderte Menschen<br />

Mit Tellerbesen der Marke „Rapid“ die<br />

<strong>St</strong>ädte und Gemeinden sauber halten<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Auch wenn sie so heißen<br />

– „Tellerbesen“ haben weder mit Geschirr<br />

noch mit traditionellen Besen zu tun und<br />

die Produktion und Wartung dieser Waren<br />

erfolgt auch nicht in der Bürstenmacherei,<br />

sondern ist ein neues Angebot, das die<br />

Werkstatt für sinnesbehinderte Menschen<br />

(WfbM) im Haus Teresa in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

entwickelt hat.<br />

Werkstatt-Leiter Hugo Keller möchte damit<br />

der WfbM ein weiteres <strong>St</strong>andbein verschaffen.<br />

Denn die Arbeiten, die die rund 100<br />

Menschen mit Sinnesbehinderungen im<br />

Rahmen ihrer beruflichen Rehabilitation<br />

in der Werkstatt ausführen, sind ansonsten<br />

zu hundert Prozent Lohnaufträge aus der<br />

Industrie, die von Firmen aus der Nachbarschaft<br />

von Fall zu Fall in Auftrag gegeben<br />

werden – eine Zukunftsgarantie kann<br />

jedoch keiner geben.<br />

Eigenprodukt für Kehrmaschinen<br />

Mit den „Rapid-Tellerbesen“ verfügt die<br />

Werkstatt in <strong>Heiligenbronn</strong> nun über ein eigenes<br />

Produkt, das sie überregional anbie-<br />

ten kann auf einem Markt, der von beständiger<br />

Nachfrage gekennzeichnet ist: mit<br />

Tellerbesen arbeiten die Kehrmaschinen,<br />

um den Dreck von den <strong>St</strong>raßen und Plätzen<br />

zu bringen – und der kommt unweigerlich<br />

wieder. Sind die metallenen oder Kunststoff-Besätze<br />

abgenutzt – je nach Intensität<br />

des Einsatzes schon nach wenigen Wochen<br />

– müssen sie gegen neue ausgetauscht<br />

werden. Und auch die Tellerkörper selbst<br />

müssen nach etwa 30 verbrauchten<br />

Besätzen wieder ausgetauscht werden.<br />

Arbeitsgemeinschaft mit drei anderen<br />

Behindertenwerkstätten<br />

Die Werkstatt der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> hat<br />

sich hierfür mit drei anderen Behindertenwerkstätten<br />

zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />

zusammengeschlossen, um gegenseitig zu<br />

kooperieren: dem Blindenwerk in Koblenz,<br />

der Lebenshilfe Meiningen in Thüringen<br />

und dem Verein für Blindenwohlfahrt Neukloster<br />

in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam<br />

produzieren und vermarkten sie<br />

die „Rapid-Tellerbesen“ unter dem Slogan<br />

„Wir produzieren Qualität für Profis nach Ih-<br />

Bei der Herstellung der Tellerbesen und ihrem Neubesatz ist manuelle Arbeit erforderlich, die von Menschen<br />

mit Behinderung in der Werkstatt der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> übernommen werden kann.<br />

Auf unserem Bild: (von links) Vertriebsmitarbeiter Hartmut Föllner, der gehörlose Mitarbeiter Udo Schulz<br />

und Produktionsleiter Andreas Mey. Fotos: Graf<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 11<br />

Eine Kehrmaschine des Schramberger Bauhofs mit<br />

einem Kunststoff-Tellerbesen aus <strong>Heiligenbronn</strong><br />

im Einsatz. Foto: Mey<br />

ren Wünschen!“ Gemeinsamer Einkauf,<br />

Wissensaustausch und bundesweiter Auftritt<br />

sind die Vorteile. Die Koblenzer haben<br />

dabei schon Erfahrungen mit der Tellerbesen-Produktion<br />

mit eingebracht.<br />

Eine solche schlagkräftige Konzeption<br />

braucht es auch, wenn man in diesem begrenzten<br />

Markt Fuß fassen will. Vor allem<br />

die Kommunen sind es, die Bedarf an Kehrmaschinen<br />

und damit an Tellerbesen haben,<br />

aber auch private Fuhrunternehmen<br />

oder etwa Flugplätze. Einen ersten kleinen<br />

Kundenstamm konnte sich die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Werkstatt auch schon sichern: so<br />

war es auch auf Vermittlung von Oberbürgermeister<br />

Zinell der Schramberger Bauhof,<br />

der auf die Belieferung aus dem eigenen<br />

<strong>St</strong>adtteil umschwenkte, aber auch die<br />

Bauhöfe der <strong>St</strong>ädte Villingen-Schwenningen,<br />

Rottweil, Spaichingen und Waiblingen,<br />

die nun regelmäßig mit <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Tellerbesen ihre <strong>St</strong>raßen säubern. Andere<br />

Gemeinden sind schon im Gespräch mit<br />

der Werkstatt.<br />

Bis es soweit war, mussten die Mitarbeiter<br />

der WfbM aber einiges an Vorbereitungen<br />

und Vorleistungen investieren. Der ringförmige<br />

Tellerkörper, in den dann der Besatz<br />

eingezogen wird, sollte im Haus selbst hergestellt<br />

werden. Dies erforderte doch einiges<br />

Know-how und die Anfertigung entsprechender<br />

Werkzeuge. Nun aber kann<br />

die Herstellung individuell an den Kundenwünschen<br />

ausgerichtet erfolgen. Keller:<br />

„Wir sind daran interessiert, mit den Kunden<br />

zusammen die Produkte weiterzuent-


Die Tellerkörper werden in der <strong>Heiligenbronn</strong>er Werkstatt selbst angefertigt und können so auch an<br />

Kundenwünschen ausgerichtet werden.<br />

wickeln.“ Aus den Erfahrungen der Fahrer<br />

lernt auch wieder die Werkstatt als<br />

Lieferant.<br />

Die WfbM in <strong>Heiligenbronn</strong> mit den anderen<br />

Mitstreitern der Arbeitsgemeinschaft<br />

verfolgt am Markt die <strong>St</strong>rategie, bessere<br />

Qualität zu bieten aufgrund von hochwertigem<br />

<strong>St</strong>ahl und hochwertigem Kunststoff,<br />

die verarbeitet werden, und damit auch<br />

längere Haltbarkeit bieten zu können. Dafür<br />

verlangt sie aber auch einen höheren Preis<br />

als die Konkurrenz, was sich für den Kunden<br />

aber langfristig trotzdem als wirtschaftlicher<br />

erweist. Interessenten, berichtet<br />

Produktionsleiter Andreas Mey, bekommen<br />

Tellerbesen aus <strong>Heiligenbronn</strong> kostenlos<br />

zum Praxistest überlassen.<br />

Die ersten Kunden sind auch sehr zufrieden.<br />

Gerade auch mit speziellen Kunststoffbesätzen<br />

an den kleineren Kehrmaschinen,<br />

die vor allem in Fußgängerzonen zum Einsatz<br />

kommen, hat etwa die <strong>St</strong>adt Rottweil<br />

mit ihren Pflasterbelägen hervorragende<br />

Erfahrungen gemacht.<br />

Die in der Werkstatt anfallende Handarbeit<br />

beim Aus- und Einziehen des Besatzmaterials<br />

sowie bei der Herstellung der Tellerkörper<br />

kann gut von mehreren behinderten<br />

Menschen übernommen werden, die für<br />

diese gröbere Arbeit geeignet sind. Ansonsten<br />

sind in der WfbM oft feinmotorische<br />

Arbeiten gefragt. Momentan sind vor<br />

allem hörgeschädigte Menschen mit den<br />

Tellerbesen beschäftigt, denn eine gewisse<br />

Sehfähigkeit ist dabei vonnöten.<br />

Auch Sonderanfertigungen möglich<br />

Auch Sonderanfertigungen kann die Werkstatt<br />

übernehmen. Über die Tellerbesen<br />

hinaus bietet die WfbM auch den Bezug<br />

der Kehrwalzen an für die großen Fahrzeuge.<br />

Tellerbesen selbst sind vor allem auf<br />

Gehsteigen, an Bordsteinen und in Randbereichen<br />

im Einsatz, fegen aber inzwischen<br />

auch dünnere Schneebeläge von der<br />

<strong>St</strong>raße.<br />

Vertriebsmitarbeiter Hartmut Föllner hält<br />

den Kontakt zu den Bauhöfen oder Technischen<br />

Leitern. Seit Herbst 2006 ist dieser<br />

Produktionszweig angelaufen und die<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Werkstatt damit auf dem Markt<br />

präsent. Bisher sind es rund 30 Kehrmaschinen,<br />

die mit <strong>Heiligenbronn</strong>er Tellerbesen<br />

unterwegs sind und damit auch Arbeitsplätze<br />

von behinderten Menschen sichern.<br />

Ziel von Werkstatt-Leiter Hugo Keller ist es,<br />

dass langfristig eine ganze Arbeitsgruppe<br />

damit ausgelastet ist. Und er ist überzeugt:<br />

„Wir stehen im Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

den anderen in nichts nach.“ Ewald Graf<br />

12<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Praktikum eines sehbehinderten Schülers bei Kern-Liebers<br />

Auch den Umgang mit<br />

dem Lötkolben gelernt<br />

Schramberg. Mit der Firma Kern-Liebers<br />

in Schramberg-Sulgen, die Federn, Feinschneid-<br />

und <strong>St</strong>anzteile herstellt, verbindet<br />

die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />

schon eine langjährige Kooperation im Ausbildungsbereich.<br />

Dem Schüler Ali Turan aus<br />

dem Förderzentrum Sehen wurde nun<br />

ein Praktikum ermöglicht, das für die Orientierung<br />

in der realen Arbeitswelt besonders<br />

wichtig ist. Mit ihm können die Jugendlichen<br />

ihre Berufswünsche vor dem Hintergrund<br />

ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />

besser einschätzen. Aber es ist nicht leicht,<br />

für die blinden und sehbehinderten Schüler<br />

auch eine geeignete <strong>St</strong>elle zu finden,<br />

weshalb ein besonderer Dank denjenigen<br />

Betrieben und Einrichtungen gilt, die<br />

sehbehinderten Jugendlichen eine solche<br />

Einstiegschance bieten.<br />

Ali Turan ist 15 Jahre alt und besucht die<br />

Klasse 8 der Förderschul-Abteilung des Förderzentrums<br />

Sehen. Er ist sehbehindert,<br />

blendempfindlich und farbenblind. Schon<br />

lange ist es sein Wunsch, mit dem Werkstoff<br />

Metall zu arbeiten. In seiner Freizeit<br />

baut er gerne Metallteile zusammen.<br />

Während einer Betriebserkundung bei Kern-<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Liebers bejahte die Ausbildungsleiterin des<br />

gewerblich-technischen Bereiches, Frau<br />

Reuner, die Frage nach der Möglichkeit eines<br />

Praktikums für sehbehinderte Schüler.<br />

Wenige Tage später bewarb sich Ali schriftlich<br />

mit Lebenslauf und Bewerbungsschreiben.<br />

Postwendend kam die Zusage.<br />

Nun begann das Wegtraining. Die <strong>St</strong>recke<br />

von der Bus-Haltestelle sowie die <strong>St</strong>raßenüberquerung<br />

mussten mehrmals geübt<br />

werden. Der erste Arbeitstag rückte näher,<br />

die Aufregung und Anspannung nahm<br />

merklich zu. Die Eindrücke zu seinem zweiwöchigen<br />

Praktikum hat Ali in seinem Praktikumsheft<br />

schriftlich festgehalten. Hierin<br />

schreibt er:<br />

Am ersten Tag war ich sehr aufgeregt. An<br />

der Pforte holte mich Ausbildungsleiter<br />

Herr Broghammer ab. Dann ging es durch<br />

den Betrieb bis zu meinem „neuen“ Arbeitsplatz<br />

bei den Azubis. Ab sofort war<br />

für mich Azubi Angelika zuständig. Die erste<br />

Arbeit war ein quadratisches <strong>St</strong>ück Eisen,<br />

das ich zu bearbeiten hatte und aus<br />

dem später ein Würfel mit den Bohrlöchern<br />

von 1 bis 6 werden sollte.<br />

Praktikant Ali Turan vom Förderzentrum Sehen in <strong>Heiligenbronn</strong> bei seiner Arbeit im Praktikum von<br />

Kern-Liebers in Schramberg, beraten von Azubi Angelika. Fotos: Rudolf<br />

13<br />

Eins der Werkstücke, die Ali anfertigte.<br />

Meine Tätigkeiten: Feilen, Anreißen,<br />

Körnen, Bohren, Löten. An diesem Würfel<br />

arbeitete ich zwei Tage.<br />

Dann durfte ich mit einer Zange Draht<br />

biegen. Die einzelnen Teile wurden von mir<br />

zusammengelötet. Die Arbeit mit dem<br />

Lötkolben war nicht einfach. Aber ich<br />

schaffte es. So entstand am Ende ein rotes<br />

Drahtmännle, das eine Kutsche zog.<br />

Für ein <strong>St</strong>övchen musste ich die Grundplatte<br />

glatt und rund feilen, anschließend<br />

die <strong>St</strong>ellen, die nachher zu bohren waren,<br />

anreißen. Ganz überrascht war ich, als<br />

plötzlich meine Klassenlehrerin Rosemarie<br />

Fraß und Praktikumslehrer Fritz Rudolf hinter<br />

mir standen, um sich ein eigenes Bild<br />

von meiner Arbeit zu machen.<br />

Die zweite Woche begann mit einer neuen<br />

Arbeit. Ein Schlüsselanhänger verlangte<br />

zahlreiche verschiedene Arbeitstechniken<br />

wie Maß nehmen, sägen und feilen. Am<br />

Ende des Tages war ich richtig geschafft.<br />

Der Anhänger musste schließlich auch lackiert<br />

werden. Mir gefiel die Farbmischung<br />

silber-rot am besten.<br />

Am „girl’s day“ kamen 17 Mädchen, zwei<br />

davon aus <strong>Heiligenbronn</strong>, und „schnupperten“<br />

in den Betrieb. Nachdem ich ein metallenes<br />

Ahornblatt fertig bearbeitet hatte,<br />

durfte ich mir eine Form ausdenken und<br />

diese mit Draht biegen und löten. Ich entschied<br />

mich für das Namensschild „Ali“.<br />

Am letzten Tag musst ich mich leider verabschieden<br />

von meinen neu gewonnenen<br />

Freunden, Betreuern und Ausbildungsleiter.<br />

Es war nicht immer leicht für mich, aber<br />

ich habe es geschafft, weil ich mir ein Ziel<br />

gesetzt hatte. Wahrscheinlich werde ich in<br />

der Nikolauspflege in <strong>St</strong>uttgart im Metallbereich<br />

eine Ausbildung beginnen. Das<br />

Praktikum bei Kern-Liebers hat mich darin<br />

bestärkt, diesen Weg zu gehen.<br />

Fritz Rudolf


Kurz berichtet:<br />

Spenden für die<br />

schwingende Palme<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Dank zweier Spenden hat<br />

das Förderzentrum Sehen in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

ein neues Spielgerät für den Pausenhof<br />

der Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />

erhalten. Die Firma Schuler Rohstoff aus<br />

Deißlingen und der Narrenverein aus<br />

Engen-Anselfingen haben es finanziert.<br />

Eine Schwingstange in Form eines Palmwedels,<br />

an der sich auch Jugendliche austoben<br />

können, wurde aufgestellt und dabei<br />

legte die Technikklasse 8/9 mit Fachlehrer<br />

Claus Wagner selbst Hand an, denn das ein<br />

Meter tiefe Fundament gruben die Schüler<br />

selbst aus.<br />

Spatenstich zum Fundament für den schwingenden<br />

Palmwedel im Pausenhof der Blindenschule: in<br />

der Mitte Spenderin Bettina Schuler-Kargoll, rechts<br />

Förderzentrums-Leiter Ludger Bernhard und<br />

Behindertenhilfe-Leiter Günter Seger. Foto: Graf<br />

Bettina Schuler-Kargoll, langjährige Förderin<br />

des Förderzentrums, kam ebenfalls zum<br />

„ersten Spatenstich“ und griff zu. Sie hatte<br />

2000 Euro für das Spielgerät gespendet.<br />

Eine weitere Spende von 400 Euro für die<br />

Schwingstange erhielt das Förderzentrum<br />

vom Narrenverein Hasenbühl aus Anselfingen<br />

bei Engen. Zu dessen 100-jährigem<br />

Jubiläum an der diesjährigen Fasnacht bat<br />

er die Gastvereine beim Freundschaftstreffen<br />

um Spenden für eine soziale Einrichtung<br />

und rundete den Betrag noch auf. Präsident<br />

Reinhard Wikenhauser, Schriftführerin<br />

Bärbel Hensler, Elferrat Karl-Heinz Engesser<br />

und Säckelmeisterin Sonja Engesser, deren<br />

Tochter Franziska die Blindenschule in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

besucht, übergaben die Vereinsspende<br />

an Direktor Ludger Bernhard.<br />

Korbmacherei sucht<br />

<strong>St</strong>uhlflecht-Aufträge<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Weniger bekannt als die<br />

Korbherstellung sind die <strong>St</strong>uhlflechtarbeiten,<br />

die die Korbmacherei der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong> ebenfalls<br />

ausführen kann. Die blinden und sehbehinderten<br />

Mitarbeiter der Korbmacherwerkstatt<br />

können das Wiener Geflecht, auch<br />

„Kaffeehausgeflecht“ genannt, auf <strong>St</strong>ühlen<br />

reparieren. Diese antiquarischen Sitzmöbel<br />

sind oft noch sehr gut erhalten und können<br />

durch ein neues Geflecht in ihrem Wert<br />

erhalten werden. Die <strong>St</strong>ühle selbst werden<br />

aber in der Blindenwerkstatt nicht hergestellt.<br />

Gerne nimmt jedoch Korbmacherin<br />

Dorina Forberger Aufträge zur Reparatur<br />

solcher Flechtrahmen an, um passende<br />

Arbeit für die <strong>St</strong>uhlflechter der Korbmacherei<br />

zu haben.<br />

Dabei kann die Korbmacherei an der Kreuzstraße<br />

in <strong>Heiligenbronn</strong> ausschließlich Rahmengeflechte<br />

bearbeiten, das heißt <strong>St</strong>ühle<br />

mit im Rahmen eingebohrten Löchern.<br />

Berechnet wird nach der Anzahl der Bohrlöcher<br />

im Holzrahmen, pro Bohrloch etwa<br />

80 Cent bis 1,20 €. Ist ein Ausbohren erforderlich,<br />

kostet dies extra. Die <strong>St</strong>ühle können<br />

nach telefonischer Voranmeldung<br />

jederzeit während der Werkstattzeit von<br />

Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr vorbeigebracht<br />

werden.<br />

Telefonnummer der Korbmacherei:<br />

<strong>07</strong>4 22 / 5 69-2 44; Fax: <strong>07</strong>4 22 / 5 69-4 64;<br />

E-Mail: korbmacherei@stiftung-stfranziskus.de.<br />

<strong>St</strong>uhlflechtarbeiten werden in der Korbmacherei<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> ebenso übernommen.<br />

Foto: Bormann<br />

14<br />

Hausmusikant Max Maly<br />

bereitete vielen Freude<br />

Hausmusikant May Maly in seinem Element:<br />

am Klavier begleitet er fröhlichen Gesang.<br />

Foto: Graf<br />

Tuttlingen. Die Tuttlinger Altenzentren<br />

Bürgerheim und <strong>St</strong>. Anna trauern um ihren<br />

beliebten Hausmusikanten und „Tausendsassa“<br />

Max Maly, der im April 20<strong>07</strong> verstorben<br />

ist. Er engagierte sich über viele Jahre<br />

in den beiden Häusern als Musiker und<br />

Alleinunterhalter – kaum ein Fest, an<br />

dem nicht Herr Maly mit seiner geliebten<br />

„Quetschkommode“ oder am Klavier zur<br />

musikalischen Unterhaltung beitrug. Doch<br />

er war nicht nur eine <strong>St</strong>immungskanone,<br />

sondern vielen Menschen durch seine<br />

offene, fröhliche und dennoch bescheidene<br />

Art ans Herz gewachsen. Max Maly ist<br />

vielen in unseren Altenzentren lebenden<br />

und arbeitenden Menschen auch zum<br />

Freund geworden.<br />

Der Musiker aus Leidenschaft musizierte,<br />

soweit es seine Kräfte zuließen, auch bei<br />

Vereinen, Seniorenkränzchen, Geburtstagen<br />

und Jubiläen. Bis vor wenigen Jahren sang<br />

er auch noch in Kirchenchor und Männerchor<br />

und bis vor kurzem begleitete er auch<br />

die Gottesdienste in den Altenzentren an<br />

der Orgel.<br />

Sein musikalisches Interesse wurde schon<br />

im Elternhaus im Erzgebirge geweckt. Mit<br />

sieben Jahren erlernte er das Klavierspiel.<br />

Nach dem Krieg kam er mit seiner Frau,<br />

einer gebürtigen Tuttlingerin, in die Donaustadt<br />

und machte sich schnell als Musikant<br />

einen Namen. Es bereitete ihm immer<br />

große Freude, seine Mitmenschen mit<br />

seiner Musik aufzuheitern – Musik war<br />

sein Leben. Ralf Eberhard<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Dem Sozialdienst für hörgeschädigte Menschen über die Schulter geschaut:<br />

Lebenshilfe durch bessere<br />

Verständigung<br />

Rottweil. Seit einem Jahr arbeitet die<br />

24-jährige Sozialpädagogin Kristina Rosenzweig<br />

in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />

Auch wenn sie als Nürnbergerin<br />

einen breiteren fränkischen Dialekt sprechen<br />

würde, hätte sie bei der Verständigung<br />

im Sozialdienst für hörgeschädigte<br />

Menschen keine Probleme: denn mit den<br />

Rat und Hilfe suchenden Klienten unterhält<br />

sie sich meist in Gebärdensprache. Doch<br />

auch hier gibt es durchaus regionale Unterschiede:<br />

so interpretierte sie einmal die<br />

Gebärde für Garage irrtümlich als diejenige<br />

fürs Haus, was bei einem Sozialamt-Termin<br />

für ganz schön Verwirrung sorgte.<br />

Gebärden auf die Person und die<br />

Situation bezogen<br />

An diesem Montag gilt es für sie jedoch<br />

zunächst, den Anrufbeantworter abzuhören,<br />

da sie freitags nicht im Rottweiler Büro<br />

im Haus <strong>St</strong>. Antonius ist. Gespeichert ist<br />

etwa ein Anruf eines Albstädter Beerdigungsinstituts<br />

wegen der Beerdigungsfeier<br />

für eine hörgeschädigte Frau. Hierbei ging<br />

es um die erforderliche Gebärdenübertragung<br />

– nicht Dolmetschen, wie Kristina<br />

Rosenzweig betont, also wortwörtliches<br />

Übertragen, sondern vielmehr um personen-<br />

und situationsgerechtes Übertragen.<br />

Solche Anfragen erhält sie auch regelmäßig<br />

von der Polizei, vom Jugendamt oder der<br />

Agentur für Arbeit, sobald es dort Probleme<br />

in der Verständigung mit hörgeschädigten<br />

Menschen gibt.<br />

Eine spezielle Schrift mit den Zeichen des<br />

Fingeralphabets anstelle der Buchstaben ist viel<br />

im Einsatz im Sozialdienstbüro.<br />

Tassen mit Fingeralphabet<br />

Zu ihrer Büroarbeit heute, die Kristina<br />

Rosenzweig angeht, gehören auch Vorbereitungen<br />

für den Tag der offenen Tür in<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> am 1. Juli, bei dem Hörgeschädigte<br />

einen speziellen Treff haben und<br />

für den sie jetzt Tassen mit Fingeralphabet<br />

bestellt. „Gehörlosigkeit ist nicht zu sehen“,<br />

meint sie, und mit den Tassen und einem<br />

Spruchband sollen die Besucher darauf<br />

aufmerksam gemacht werden. Auch ein<br />

E-Mail eines hörgeschädigten Paars aus<br />

Tuttlingen trifft ein, dass sie am 1. Juli bei<br />

der Bewirtung helfen werden.<br />

Von einem Ehepaar aus der Nähe von Horb<br />

ist ein Fax eingegangen wegen Fragen zu<br />

einer Rechnung, die sie nicht verstanden<br />

haben. Frau Rosenzweig hat sie in ihre<br />

nächste Sprechstunde in Horb gebeten, die<br />

einmal monatlich stattfindet. „Bei Rechnungen<br />

bin ich inzwischen Expertin“, meint die<br />

Sozialpädagogin aufgrund der vielen Unklarheiten,<br />

die immer wieder auftauchen in<br />

den Gesprächen.<br />

Plötzlich pfeift es – Kristina Rosenzweig<br />

schickt direkt vom PC aus ein Fax zurück an<br />

das Ehepaar. Der VdK aus Horb ruft an und<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 15<br />

Sozialpädagogin Kristina Rosenzweig hat in ihrem Büro auch eine bundesweite Übersichtskarte<br />

über die Verbundgebiete, in denen behinderte Menschen mit Wertmarke kostenfrei mit Zug und Bus<br />

reisen können. Fotos: Graf<br />

fragt nach dem Wechsel der Ortsgruppe für<br />

ein anderes hörgeschädigtes Ehepaar. Mit<br />

Heimleiterin Beate Mayer klärt Kristina<br />

Rosenzweig zwischendurch ihren Sommerurlaub<br />

und kocht sich auch schon die zweite<br />

Kanne Tee heute.<br />

Montag nachmittags ist Sprechstunde in<br />

ihrem Büro in <strong>St</strong>. Antonius Rottweil. Am<br />

Dienstag nachmittag ist sie abwechselnd in<br />

Balingen und Tuttlingen, am ersten Mittwoch<br />

im Monat auch in Horb. Der Sozialdienst<br />

für hörgeschädigte Menschen ist<br />

also ein Serviceangebot für die ganze Region.<br />

Die Sprechstunden finden jeweils in<br />

den örtlichen Caritas-Zentren statt.<br />

Es klingelt auch schon in ihrem Büro. Ein<br />

hörgeschädigter Mann aus Schramberg<br />

kommt in die Sprechstunde und bringt ein<br />

Schreiben der Agentur für Arbeit mit. Er<br />

hatte mit seiner gesetzlichen Betreuerin<br />

eine Auseinandersetzung deswegen, da er<br />

„Bei Rechnungen bin ich<br />

inzwischen Expertin.“


52 schwerhörigen oder<br />

gehörlosen Menschen und<br />

Familien hat Kristina<br />

Rosenzweig in ihrem ersten<br />

Jahr im Sozialdienst direkt<br />

geholfen.<br />

umsonst in die Agentur gekommen war<br />

und sie die Angelegenheit schon geregelt<br />

hatte – diesen Hinweis hatte er überlesen.<br />

Bei Frau Rosenzweig will er sich nun darüber<br />

„aussprechen“, was in heftigen Gebärden<br />

zum Ausdruck kommt.<br />

Fragen zum Bausparvertrag<br />

Nach dem Gespräch macht sich die Sozialpädagogin<br />

auch gleich Notizen, denn alle<br />

Kontakte wollen d<strong>ok</strong>umentiert sein. Der<br />

zweite Besuch an diesem Nachmittag dreht<br />

sich wieder um Finanzfragen. Ein hörgeschädigter<br />

Rentner hat Fragen zur Auflösung<br />

eines Bausparvertrags, den er für<br />

den kürzlich erfolgten Umzug nach Schramberg<br />

verwenden will. Auch hier kann Frau<br />

Rosenzweig ihn beruhigen, sie hatte inzwischen<br />

auch Kontakt zur Vertreterin der<br />

Bausparkasse aufgenommen.<br />

Ihr Gesprächspartner überreicht ihr noch<br />

Rezepte seiner Partnerin als Dankeschön<br />

und erzählt aus seinem Alltag.<br />

Mit Hilfe eines Bildtelefons wie im Sozialdienst für hörgeschädigte Menschen<br />

lassen sich beim Telefonieren auch Gebärden übertragen, wenn beide Seiten<br />

ein solches Gerät angeschlossen haben.<br />

Kristina Rosenzweig bei einem Beratungsgespräch mit einem hörgeschädigten Besucher.<br />

Mit 52 schwerhörigen oder gehörlosen<br />

Menschen oder Familien in vier Landkreisen<br />

hatte Kristina Rosenzweig in ihrem ersten<br />

Jahr im Sozialdienst direkten Kontakt, jeweils<br />

mehrfach. Dazu kommen die vielzähligen<br />

Kontakte zu Institutionen aller Art, um<br />

den Betroffenen weiterhelfen zu können.<br />

Aktionen und ein regelmäßiger Rundbrief<br />

für die Hörgeschädigten in der Region,<br />

gemeinsam mit dem katholischen Gehörlosenseelsorger<br />

der Region herausgegeben,<br />

zählen ebenfalls zu den Aufgaben.<br />

Eine Kollegin ruft bei Kristina Rosenzweig<br />

an und berichtet ihr, dass ihre Diplomarbeit<br />

– ein Ratgeber über<br />

das Usher-Syndrom,<br />

bei dem Gehörlose<br />

allmählich erblinden<br />

– vervielfältigt und<br />

vom bayerischen<br />

Landesverband der<br />

Gehörlosen eingesetzt<br />

werden soll.<br />

Das freut sie natürlich,<br />

dass die Abschlussarbeit<br />

nun<br />

auch praktischen<br />

Nutzen mit sich<br />

bringt.<br />

16<br />

Beihilfe zur Selbständigkeit<br />

Wenn an Sprechtagen<br />

wie heute ferienbedingt<br />

weniger<br />

Klienten kommen,<br />

bleibt noch Zeit für<br />

Fachlektüre. Neben Finanzen handelt es<br />

sich in ihren Beratungsgesprächen vielfach<br />

um das Ausfüllen von Anträgen, um psychosoziale<br />

Probleme, Kündigungen oder<br />

ähnliches. Dank dem Sozialdienst in<br />

<strong>St</strong>. Antonius können hörgeschädigte Menschen<br />

ihren Alltag in Selbständigkeit aber<br />

doch immer wieder bewältigen, auch wenn<br />

sie an Sprach- und damit an Verständnisgrenzen<br />

stoßen. So wie bei der schwerhörigen<br />

Mutter aus dem Kreis Tuttlingen, die<br />

nicht wusste, wie sie die Ausbildung ihres<br />

Sohnes bei der Industrie- und Handelskammer<br />

in Portugal finanzieren sollte und nun<br />

auf Vermittlung von Kristina Rosenzweig<br />

von der Agentur für Arbeit Berufsausbildungsbeihilfe<br />

für ihn erhält. Ewald Graf<br />

Die Sprechzeiten des Sozialdienstes für<br />

hörgeschädigte Menschen:<br />

Rottweil, Johanniterstraße 35,<br />

Haus <strong>St</strong>. Antonius: jeden Montag von<br />

14.30 Uhr bis 18 Uhr;<br />

Balingen, Caritas-Zentrum Alter Markt 1:<br />

am ersten und dritten Dienstag im Monat<br />

von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr;<br />

Tuttlingen, Caritas-Zentrum Uhlandstr. 3:<br />

am zweiten und vierten Dienstag im Monat<br />

von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr;<br />

Horb, Caritas-Zentrum Marktplatz 27: am<br />

ersten Mittwoch im Monat von 14.30 Uhr<br />

bis 17.30 Uhr.<br />

Telefon (Bildtelefon): <strong>07</strong>41 / 26 06-10<br />

Telefax: <strong>07</strong>41 / 26 06-20; E-Mail:<br />

sozialdienst.rw@stiftung-st-franziskus.de<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Podiumsdiskussion von Marktplatz Kirche zum Klosterjubiläum<br />

Vom Wunsch nach Gemeinschaft bis zur<br />

Erfahrung von Einsamkeit und Identität<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Marktplatz Kirche, die<br />

ökumenische Erwachsenenbildungs-Initiative,<br />

Kloster <strong>Heiligenbronn</strong> und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />

<strong>Franziskus</strong> laden am Freitag, 14. September,<br />

um 19.30 Uhr zur Podiumsdiskussion im<br />

Rahmen des 150-jährigen Klosterjubiläums<br />

ein. Sie steht unter dem Titel „Wieviel Gemeinschaft<br />

braucht der Mensch?“<br />

Gemeinschaftsformen, Gemeinschaftsleben<br />

und der Wunsch nach Individualität sind<br />

Themen, an denen sich die Menschen immer<br />

wieder reiben. Das Leben in einer Klostergemeinschaft,<br />

Familienleben, Freundeskreise,<br />

Suche nach Einsamkeit oder auch<br />

nach neuen Gemeinschaftsformen sind nur<br />

einige Facetten des Themas, die von den<br />

Gesprächsteilnehmern aufgegriffen werden.<br />

Doch auch das Publikum selbst soll sich als<br />

Gemeinschaft erfahren an diesem Abend<br />

und ist zum Austausch untereinander eingeladen.<br />

Das Kloster hat auf seiner Website<br />

www.kloster-heiligenbronn.de ein Forum<br />

eingerichtet, auf dem man sich bereits jetzt<br />

zum Thema äußern kann.<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiter Cornelius Bisinger<br />

vom Kinder- und Familienzentrum Villingen-<br />

Schwenningen wird einen kabarettistischmusikalischen<br />

Einstieg in das Programm<br />

geben. Moderator des „Marktplatz“-Gesprächs<br />

ist dann <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Kollege Martin<br />

Volz-Neidlinger, Leiter der Altenhilfe.<br />

Als Gäste mit verschiedenem Erfahrungshintergrund<br />

sitzen auf dem Podium: Pater<br />

Anton Rotzetter aus der Schweiz, Schwester<br />

Dorothea Thomalla aus <strong>Heiligenbronn</strong>,<br />

Direktor Martin Fahrner vom Wilhelmsstift<br />

Tübingen, Kinder- und Jugendpsychiaterin<br />

Dr. Dorothee Buchholz-Schmalz (Dornstetten)<br />

und Kommunen-Fachmann <strong>St</strong>effen<br />

Andreae (Kassel).<br />

Pater Rotzetter trat mit 20 Jahren in den<br />

Kapuzinerorden ein, studierte und promovierte,<br />

lernte Armut und Elend in Rio de<br />

Janeiro und Tanzania kennen, setzte sich<br />

mit Franz von Assisi und seiner Spiritualität<br />

auch in vielen Büchern auseinander, leitete<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Kapuzinerpater und Buchautor Anton Rotzetter<br />

nimmt an der Podiumsdiskussion von Marktplatz<br />

Kirche zum Klosterjubiläum teil. Foto: Graf<br />

das Institut für Spiritualität in Münster und<br />

wohnt seit 1988 im Kapuzinerkloster Altdorf<br />

im Kanton Uri. Seine Bücher und Artikel<br />

wurden in viele Sprachen übersetzt. Das<br />

Thema Gemeinschaft sieht er untrennbar<br />

mit dem Mut zur Einsamkeit verbunden.<br />

Direktor Martin Fahrner studierte<br />

Theologie und wurde 1992 zum Priester<br />

geweiht. Als Pfarrer kam er 1997 nach<br />

Schramberg und war bis 2005 Seelsorger<br />

der Gemeinden in Schramberg und Lauterbach<br />

sowie Dekan<br />

des Dekanats<br />

Oberndorf. Seit<br />

2005 leitet er<br />

das Bischöfliche<br />

Theologenkonvikt<br />

Wilhelmsstift und ist<br />

dort für die Priesterausbildungzuständig.<br />

Für ihn zeigt sich der Aspekt der Gemeinschaft<br />

auch im Gottesglauben, denn<br />

Kirche sei nur als „communio“ = Gemeinschaft<br />

glaubwürdig.<br />

17<br />

Schwester Dorothea<br />

Thomalla trat<br />

1984 ins Kloster<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> ein,<br />

wurde Krankenpflegerin<br />

und war als<br />

Dekanatsjugendseelsorgerin<br />

tätig.<br />

Mit Eröffnung des Hauses Lebenquell, das<br />

sie leitet, bildete sie sich auch in Exerzitienund<br />

geistlicher Begleitung aus. Für sie bedeutet<br />

das Leben in dauerhaften Beziehungen<br />

„eine ständige Einladung zu menschlichem<br />

und geistlichem Wachsen“.<br />

Dr. med.<br />

Dorothee Buchholz-SchmalzstudierteWirtschaftswissenschaften<br />

und<br />

Humanmedizin,<br />

bildete sich zur<br />

Fachärztin für Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie<br />

aus und ist seit 1984 als niedergelassene<br />

Ärztin tätig mit Beratungs- und<br />

Supervisionsaufträgen sowie als Familienmutter.<br />

Sie sieht den Menschen in verschiedene<br />

Gemeinschaften eingebunden,<br />

von denen er auch jeweils verschieden<br />

angesprochen wird.<br />

<strong>St</strong>effen Andreae, in Schramberg aufgewachsen,<br />

studierte Politik und Philosophie,<br />

ist Gründungsmitglied der Genossenschaft<br />

„Gemeinsam Leben“ in Kassel, in deren<br />

„Villa L<strong>ok</strong>omuna“ er<br />

auch lebt, wanderte<br />

u.a. allein mit Hund<br />

von Kassel nach<br />

Spanien und bietet<br />

Busreiseseminare zu<br />

alternativen und generationsübergreifendenWohnprojekten<br />

an. Er siedelt in seinem <strong>St</strong>atement<br />

zum Thema den Menschen zwischen<br />

seinem Wunsch nach Gemeinschaft und<br />

seinem Bedürfnis nach eigener Identität an.<br />

Das Publikum kann bei diesem Podiumsabend<br />

und auch danach noch via Internet<br />

Fragen an die Teilnehmer stellen und mitdiskutieren.<br />

Cornelius Bisinger wird vor dem<br />

„Marktplatz“-Ausklang noch einen kabarettistischen<br />

Schlusspunkt setzen, bevor<br />

der Abend mit dem „Marktplatz“-Dialog<br />

ausklingt. Ewald Graf


Superior Rolf Oster bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Geschichtsausstellung „Von der Quelle bewegt<br />

im <strong>Heiligenbronn</strong>er Klosterhof. Hinter den Zuschauern befinden sich die ältesten Gebäude des Klosters.<br />

Fotos: Ronecker, Graf<br />

Geschichtsausstellung zum Jubiläum eröffnet<br />

„Von der Quelle bewegt“<br />

macht Geschichte erlebbar<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. „Von der Quelle bewegt“<br />

wurde im Laufe der Orts- und Klostergeschichte<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>s einiges. Und umgekehrt<br />

wäre eine solche Entwicklung ohne<br />

die Quelle und die Wallfahrt zu ihr mit dem<br />

mittelalterlichen Gnadenbild nicht denkbar.<br />

Das zeigt die Geschichtsausstellung zum<br />

150-jährigen Klosterjubiläum, die auch die<br />

Wallfahrtsgeschichte seit dem Mittelalter<br />

einbezieht und noch bis Sonntag, 21. Oktober,<br />

im <strong>Heiligenbronn</strong>er Klosterhof zu<br />

sehen sein wird.<br />

200 Gäste versammelten sich zur Eröffnung<br />

am 13. Juni direkt im Klosterhof bei<br />

sommerlichen Temperaturen. Generaloberin<br />

Schwester Judith Kaupp begrüßte sie<br />

Eine Tanzimprovisation zu Klängen einer spanischen Messe erlebten die Gäste der Ausstellungseröffnung,<br />

vorgetragen von <strong>St</strong>efanie Sieber, Andrea Sieber, Uli Sieber und Beate Murlowsky (von links).<br />

18<br />

Auch die Räumlichkeiten<br />

selbst sind immer wieder Teil<br />

der Ausstellung.<br />

und dankte allen, die an der Ausstellung<br />

mitgewirkt haben. Und das sind nicht nur<br />

die „Macher“, sondern auch viele Helfer –<br />

allen voran Oberstudienrat Ulrich Windhab<br />

aus Renchen, der dem Ganzen Konzept<br />

und historische Grundlagen verschaffte und<br />

einen durchdachten Rundgang mit thematischen<br />

Schwerpunkten aufbaute – und dabei<br />

aus der Enge der Räumlichkeiten eine<br />

Tugend zu machen verstand.<br />

Superior Rolf Oster stellte im Rahmen der<br />

Eröffnung zwei neue Publikationen vor: den<br />

gerade frisch erschienen Kirchen- und Klosterführer<br />

aus dem Kunstverlag Josef Fink<br />

mit Informationen zu den Kunstwerken und<br />

Künstlern in der Wallfahrtskirche und der<br />

Hauskapelle sowie das „große Opus“ von<br />

Historiker Ulrich Windhab „Wallfahrt und<br />

Wohlfahrt“, das Mitte Juli im Schwaben-Verlag<br />

erscheinen wird. Als kleinen Vorgeschmack<br />

las Windhab selbst aus dem Kapitel<br />

über die Ankunft der ersten Schwestern<br />

vor 150 Jahren vor.<br />

Improvisierte Tanzdarbietungen durch <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiter<br />

Uli Sieber, seinen beiden<br />

Töchtern und Beate Murlowsky zu Klängen<br />

einer spanischen Messe sowie einem Klavierstück<br />

von Dick Hayman schufen eine<br />

besinnlich-entspannte Atmosphäre im Klosterhof<br />

und sprachen ganz andere Sinne an.<br />

Auch Flachsanbau wird gezeigt<br />

Gespannt erwarteten die Gäste auch den<br />

ersten Rundgang durch die Ausstellungsräume<br />

vom Oratorium neben der Kirche bis<br />

zur ehemaligen Bäckerei, die nun für vier<br />

Monate einen einmaligen Einblick in die<br />

Orts- und Klostergeschichte bietet. Denn,<br />

wie Ulrich Windhab zur Einführung erläuterte,<br />

sind auch die Räumlichkeiten immer<br />

wieder Teil der Ausstellung. Geschichte soll<br />

durch sie erlebbar werden, nicht nur mit<br />

Bildern und Texten, sondern auch mit originalen<br />

Figuren und Geräten, Karten und<br />

Modellen oder anschaulichen Inszenierungen<br />

wie einem alten Marktstand zum Thema<br />

Wallfahrt oder dem Flachsanbau mitsamt<br />

junger Pflanze, wie er einst im Kloster<br />

praktiziert wurde.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Auf behinderte Besucher wurde<br />

besondere Rücksicht bei<br />

der Gestaltung genommen.<br />

Leitfiguren zeigen Schwerpunkte<br />

Leitfiguren vom Bruder Konrad bis zu <strong>Franziskus</strong>,<br />

hergestellt in verschiedenen Gruppen<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>, leiten die<br />

Besucher durch den Rundgang und zeigen<br />

die Schwerpunkte auf. Haupttafeln mit<br />

Texten und Bildern geben die wichtigsten<br />

historischen Informationen. Rote Impulse<br />

leiten den Blick auf den Boden, die Decke,<br />

aus dem Fenster oder in den Raum und<br />

gehen auf die Örtlichkeiten ein. Viele historische<br />

Bilder und D<strong>ok</strong>umente, alte Heiligenfiguren,<br />

Gewänder und Messgeräte aus<br />

Klosterbesitz sind zu sehen, Modelle von<br />

den Kirchenbauten oder von den heutigen<br />

Kloster- und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sgebäuden genauso<br />

wie der Originalabguss des Leopoldswappens<br />

aus habsburgischer Zeit, hergestellt<br />

von der Malerfachklasse der<br />

Gewerblichen Schulen Schramberg.<br />

Zur Wallfahrt gehört auch ein Marktstand: Inszenierung<br />

aus der Jubiläumsausstellung. Hölzerne<br />

lebensgroße Leitfiguren wie das Gnadenbild leiten<br />

die Besucher durch den Rundgang.<br />

Schwesternzelle mit PC<br />

Aus Schule und Heimen werden viele historische<br />

Unterrichtsmittel gezeigt oder ein<br />

Korbmacher-Arbeitsplatz. Die schwarze Zeit<br />

des Nationalsozialismus, in der auch Bischof<br />

Sproll aus Rottenburg in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

Zuflucht suchte, bildet ein eigenes Thema<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Ausstellungsleiter Ulrich Windhab (Mitte) erklärt bei der Helferschulung das aktuelle Holz-Gebäudemodell,<br />

das im Berufsvorbereitungsjahr der <strong>Heiligenbronn</strong>er Berufsschule hergestellt wurde.<br />

genauso wie das klösterliche Leben, zu<br />

dem man sich auch einen Eindruck von einer<br />

alten Schwesternzelle machen kann.<br />

In dieser steht aber auch ein moderner PC,<br />

auf dem eine selbstbedienbare Präsentation<br />

parat steht mit vielen Informationen zum<br />

Kloster wie den Namen und Herkunftsorten<br />

aller 640 Schwestern, die in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

seit 1857 eingetreten sind.<br />

Auf behinderte Besucher wurde bei der<br />

Ausstellungsgestaltung besondere Rücksicht<br />

genommen. Sie finden kontrastreiche<br />

Großschrift und Braille-Texte an jeder<br />

Haupttafel, Tastreliefs, Rollstuhlrampen und<br />

viele niedrig gehängte Bilder und Objekte.<br />

Zum Schutz der Gegenstände musste aber<br />

doch manches hinter Glas gesetzt werden.<br />

„Auch wir sind Geschichte“<br />

Ein besonderes Zeichen der Lebendigkeit<br />

ist die kleine Kunstausstellung „Auch wir<br />

sind Geschichte“, bei der sich die verschiedensten<br />

Gruppen aus Kloster, <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

und Kirchengemeinde in Gemüsegläsern<br />

selbst charakterisieren und vorstellen. Bei<br />

der Aufsicht sind während der Öffnungszeiten<br />

der Ausstellung auch die verschiedenen<br />

Publikationen zur <strong>Heiligenbronn</strong>er Geschichte<br />

erhältlich sowie ein Spaziervorschlag<br />

zur Ortsgeschichte.<br />

Nicht machbar wäre diese Ausstellung ohne<br />

die über 50 ehrenamtlichen Helfer aus<br />

dem Kloster, dem Seniorenclub Alter-nativ,<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und der Kirchengemeinde,<br />

die sich als Aufsicht und Führungskräfte zur<br />

Verfügung gestellt haben. Ewald Graf<br />

19<br />

Öffnungszeiten<br />

Die Öffnungszeiten der Jubiläumsausstellung<br />

„Von der Quelle bewegt“ im<br />

Klosterhof <strong>Heiligenbronn</strong>:<br />

Mittwoch: 16 bis 19 Uhr<br />

(jeweils um 17.30 Uhr eine Führung)<br />

Samstag: 14 bis 18 Uhr<br />

Sonntag: 10.30 – 12.30 und 14 – 18 Uhr<br />

bis einschließlich Sonntag, 21. Oktober.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Führungen für Gruppen durch die Ausstellung<br />

können über das Koordinationsbüro<br />

des Klosters (Telefon <strong>07</strong>4 22 / 5 69-4 02;<br />

E-Mail: info@kloster-heiligenbronn.de)<br />

vereinbart werden.<br />

Die Ausstellungsthemen<br />

Der Rundgang durch die Ausstellung<br />

thematisiert als Schwerpunkte:<br />

Die Anfänge<br />

Aufschwung und Niedergang der<br />

Wallfahrt am Ende des Mittelalters<br />

Wallfahrts-Frömmigkeit vom Barock bis<br />

zur Aufklärung<br />

Die Gründung des Beichtvaters David<br />

Fuchs<br />

Klösterliches Leben<br />

Das Rettungshaus für Fürsorgekinder<br />

Heimschulen für Hör- und Sehgeschädigte<br />

Landwirtschaft und Werkstätten<br />

Bedrängt und verletzt durch den<br />

NS-<strong>St</strong>aat<br />

Das Kloster <strong>Heiligenbronn</strong> heute<br />

Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>


Interview mit dem <strong>Heiligenbronn</strong>er Superior Rolf Oster:<br />

„Das Herz der Schwestern<br />

hängt noch ganz an den<br />

Behinderten, auch im Gebet“<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Was ist eigentlich ein Superior<br />

und welche Aufgaben nimmt er<br />

wahr, früher und heute? Pfarrer Rolf Oster,<br />

der seit Dezember 1998 als Superior des<br />

Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> tätig ist, gibt im Gespräch<br />

mit franziskus-bote-Redakteur Ewald<br />

Graf anlässlich des 150-jährigen Klosterjubiläums<br />

Auskunft über seine Rolle, Aufgaben<br />

und Erfahrungen.<br />

franziskus-bote: Herr Oster, Sie sind<br />

Superior im Kloster <strong>Heiligenbronn</strong>, was ja<br />

eigentlich „der Obere“ heißt. Welche Aufgaben<br />

aber nehmen Sie wirklich wahr?<br />

Oster: Es ist ein Dienst im Auftrag des<br />

Bischofs fürs Kloster, weil die Schwesterngemeinschaft<br />

eine Kongregation bischöflichen<br />

Rechtes ist. Am 7. Dezember 1998 hat<br />

mich Weihbischof Renz ins Amt eingeführt.<br />

Im Gefolge des Vatikanums sind mit dem<br />

neuen Kirchenrecht 1984 die <strong>St</strong>rukturen<br />

und Verfasstheiten der Klöster neu geregelt<br />

worden. Vorher war es verbindliche Vorschrift,<br />

dass der Superior zusammen mit<br />

der Generaloberin alle Geschäfte getätigt<br />

hat, also Einstellungen z.B., Entlassungen,<br />

Ankäufe, Verkäufe und andere große, relevante<br />

Entscheidungen. Da mussten immer<br />

beide zusammen Verantwortung tragen. Inzwischen<br />

entscheiden die Gemeinschaften<br />

ihre personellen und finanziellen Angelegenheiten<br />

alle eigenständig, d. h. ich habe<br />

damit nichts zu tun.<br />

franziskus-bote: Sie konzentrieren sich<br />

also auf die geistliche Begleitung der<br />

Schwestern?<br />

Oster: Richtig, auf die seelsorgerliche und<br />

geistliche Leitung und Begleitung, den<br />

täglichen Gottesdienst, die Feier der Krankensalbung,<br />

die Beichte. Ich kümmere<br />

mich auch um das Wohl und Wehe der<br />

Schwestern, gerade der vielen älteren<br />

Schwestern. In den Konventen <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

und Maria Hilf bin ich ein häufiger<br />

Gast bzw. im Krankenhaus. Dann biete ich<br />

auch noch Exerzitien an.<br />

franziskus-bote: Kann man also sagen,<br />

dass für Sie das wieder zutrifft, was auch<br />

für den Klostergründer David Fuchs galt,<br />

der als Beichtvater bezeichnet wurde?<br />

Oster: In gewisser Weise ja. David Fuchs<br />

durfte nicht Superior sein, er blieb Beichtvater<br />

und kümmerte sich als solcher um<br />

das Wohl und Wehe der Schwestern und<br />

der Kinder.<br />

Ich bin ja durch diesen Dienst als Superior<br />

auch hineinvermittelt in die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> und kümmere mich also auch<br />

um die erwachsenen und älteren Hörgeschädigten<br />

und Blinden. Ich bereite jeden<br />

Donnerstagabend mit einer Gruppe den<br />

kommenden Blindengottesdienst vor, halte<br />

monatlich den Gehörlosengottesdienst, der<br />

auch einen guten Zuspruch hat, und gehe<br />

zweimal jährlich nach <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil<br />

zur Beichte mit den Hörgeschädigten<br />

dort. Ich begleite auch Bewohner beim<br />

<strong>St</strong>erben, was zwar anstrengende, aber<br />

auch erfüllende Begleitungen sind.<br />

Dann kommt ja noch eines dazu: Seit Dorf-<br />

150 Jahre<br />

pfarrer Paul Welte in den 80er Jahren gestorben<br />

ist, wurde der Superior auch Pfarrer<br />

der Gallus-Gemeinde von <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />

franziskus-bote: Ihre Verbindung zur<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> besteht ja auch noch darin, dass<br />

Sie Mitglied im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat sind.<br />

Oster: Richtig, in diesem Aufsichts- und<br />

Kontrollgremium arbeite ich mit, bin aber<br />

auch sonst in den Informationsfluss eingebunden.<br />

Ich kann so zuweilen auf der<br />

Schiene des vertraulichen Gesprächs Dinge<br />

kanalisieren oder Menschen zueinander<br />

bringen, wenn Handlungsbedarf ist.<br />

franziskus-bote: Ein Superior alten <strong>St</strong>ils<br />

wäre heutzutage angesichts der Aufgabenfelder<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wahrscheinlich auch<br />

überfordert?<br />

Oster: Ich war ja, bevor ich hierher kam,<br />

neun Jahre in Ravensburg an einem Klinikum<br />

der Franziskanerinnen von Reute<br />

und merkte schon da, wie alle sozialen Einrichtungen<br />

eine unheimliche Differenziert-<br />

Der Generalrat des Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> tagt gemeinsam mit Superior Oster und den Schwestern (von<br />

links) Agnes Löber, Christiane Keil, Johannella Schönberger und Generaloberin Sr. Judith Kaupp.<br />

20 franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Lebendige Hoffnung<br />

20<strong>07</strong>


Superior Rolf Oster beim Gemeindegottesdienst in<br />

der <strong>Heiligenbronn</strong>er Wallfahrtskirche.<br />

heit entwickeln und Spezialkenntnisse erfordern,<br />

die sowohl für einen Priester wie<br />

für eine normale Ordensfrau eine Überforderung<br />

darstellen. Die Zeiten, in denen<br />

man mit viel Herz und unbekümmertem<br />

Anpacken – wie auch David Fuchs – beginnen<br />

konnte, sind vorbei. Heute ist wirklich<br />

sozialpolitisches Fingerspitzengefühl und<br />

Management unabdinglich. In den letzten<br />

25 Jahren hat sich da ein gravierender<br />

Wandel vollzogen. Da ist Vertrauen meinerseits<br />

angesagt, dass ich mich mit anderen<br />

auf die solide Facharbeit der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

verlassen kann.<br />

franziskus-bote: Sie können sich also auf<br />

Ihre Seelsorge-Aufgabe konzentrieren, die<br />

Sie vermutlich schon sehr in Anspruch<br />

nimmt, auch wenn die Zahl der Schwestern<br />

zurückgeht?<br />

Oster: Da haben Sie recht. Unabhängig<br />

vom Jahr des Jubiläums ist es manchmal<br />

viel, das ineinander geht. So stehen wir<br />

jetzt vor dem Professjubiläum, vor dem ich<br />

nach den Jubilarinnen schauen und eine<br />

rechte Predigt vorbereiten muss, und zwei<br />

Tage später ist schon wieder Pfingsten, wo<br />

auch wieder was sein muss usw.<br />

Die Schwestern sind, muss man dankbar<br />

dazu sagen, sehr aufmerksame Hörerinnen.<br />

Jeder, der heute in die Kirche geht, will<br />

etwas mitnehmen. Dieser Herausforderung<br />

stelle ich mich, so gut ich kann.<br />

Pfarrer Oster hält Gottesdienst mit den<br />

mehrfachbehinderten Menschen im Förder- und<br />

Betreuungsbereich der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

„Aber die Schwestern haben<br />

damals, als sie ihre Lebensordnung<br />

neu verfasst haben,<br />

es abgelehnt, sich eine feierliche<br />

Beerdigung zu geben.“<br />

franziskus-bote: Ist es manchmal ein<br />

Spagat für Sie, wenn Sie in der Kirchengemeinde<br />

als Ortspfarrer, als Superior in<br />

der Schwesterngemeinschaft und als Seelsorger<br />

in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> gefordert sind?<br />

Oster: Spagat oder Gratwanderung ist ein<br />

gutes Bild. Auf der anderen Seite es ja auch<br />

etwas Schönes, Gruppierungen zusammenzubringen,<br />

die von Haus aus nicht unbedingt<br />

zusammenkommen. Zwischen der<br />

Ortsgemeinde und der Schwesternschaft<br />

gab es früher keine so starken Berührungen,<br />

am stärksten noch in der Landwirtschaft.<br />

Sonst blieben die Schwestern<br />

mehr für sich, natürlich beansprucht von<br />

den sozialen Aufgaben mit den Blinden,<br />

Gehörlosen und Vollsinnigen.<br />

Und wenn ich jetzt sehe, wie etwa in der<br />

Osternacht alle zusammen sind – Schwestern,<br />

Behinderte, Ortsgemeinde und die<br />

starke Wallfahrergemeinde –, merkt man<br />

ein Miteinander. Oder wenn der Kirchengemeinderat<br />

beschließt, den Erlös des Gemeindefestes<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zu spenden.<br />

franziskus-bote: Sie haben auch schon<br />

früher Einblick in Ordensgemeinschaften<br />

gehabt. Können Sie für die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Schwestern einen charakteristischen Unterschied<br />

feststellen?<br />

Oster: Der Schwerpunkt bei den <strong>Heiligenbronn</strong>ern<br />

ging nach der Gründung rasch<br />

auf die Sinnesbehinderten, auf Gehörlose,<br />

Blinde und Sehbehinderte und auch Taubblinde.<br />

Und dafür haben die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />

Schwestern ihr besonderes Charisma<br />

entwickelt. Die Pädagogik für Sinnesbehinderte<br />

braucht sehr viel und kostet sehr viel<br />

Kraft. Auch bei den Mehrfachbehinderten,<br />

die hier von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> aufgenommen<br />

wurden, gibt es schöne Beispiele dafür, wie<br />

die Schwestern auch diese Behinderungen<br />

annehmen können. Ihr Herz hängt noch<br />

ganz an den Behinderten, auch im Gebet.<br />

Sie nehmen unheimlich viel Anteil, auch die<br />

Schwestern im Pflegekonvent.<br />

franziskus-bote: Wie schätzen Sie denn<br />

die Zukunft der Schwesterngemeinschaft<br />

ein?<br />

21<br />

Rolf Oster (65) wurde 1969 zum katholischen<br />

Priester geweiht und ist seit Dezember 1998 in<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> als Superior des Klosters und<br />

Ortspfarrer. Fotos. Bormann, Ronecker, Graf<br />

Oster: Ich habe jetzt in diesen 8 Jahren<br />

23 Schwestern beerdigt, zwei ewige Professen<br />

und eine zeitliche Profess gefeiert –<br />

das zeigt das Verhältnis. Von den Zahlen<br />

her sieht es eher grau und bewölkt aus.<br />

Aber die Schwestern haben damals, als sie<br />

ihre Lebensordnung neu verfasst haben,<br />

es abgelehnt, sich selbst eine feierliche Beerdigung<br />

zu geben, und haben sich das<br />

Apostolat der neuen geistlichen Beheimatung<br />

mit Schwerpunkt Haus Lebensquell<br />

angeeignet und die Begleitung all derer, die<br />

Halt und Unterstützung im großen Umfeld<br />

der Wallfahrt suchen. Dies betreiben sie<br />

auch mit Eifer und ich unterstütze das nach<br />

Kräften, stehe für Gespräche mit Gästen<br />

zur Verfügung, begleite das Wallfahrtsteam<br />

spirituell und theologisch.<br />

Insgesamt ist die Zeit der großen Zahlen in<br />

vielen Bereichen der Kirche vorbei, wobei<br />

die Qualität von dem, was in den kleineren<br />

Gruppierungen geschieht, eher dichter<br />

wird. Bei geistlichen Gemeinschaften wie<br />

inzwischen auch bei den Priesterseminaren<br />

haben die Eintretenden oft schon eine<br />

längere Zeit des Berufslebens hinter sich<br />

und manchmal sehr tiefe, existentielle und<br />

damit auch glaubensmäßige Erfahrungen<br />

gemacht , die sie auf diesen Weg geführt<br />

haben. Von daher ist manches anders<br />

als früher.


Neues Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern eingeweiht<br />

<strong>St</strong>. Konrad ein „buntes<br />

und frisches Haus“<br />

Zimmern ob Rottweil. Bereits 18 Bewohner<br />

waren in <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern ob<br />

Rottweil eingezogen und damit die Hälfte<br />

der 36 Plätze belegt, als Ende April die<br />

Einweihung des neugebauten Altenzentrums<br />

gefeiert wurde. Für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />

<strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> bedeutete diese<br />

Eröffnung nicht nur die Inbetriebnahme<br />

eines neuen Pflegeheims, des insgesamt<br />

elften, sondern auch eine Premiere. Denn<br />

erstmals arbeitete der Bereich Altenhilfe<br />

mit einem privaten Bauinvestor zusammen,<br />

der Immobilienfirma Leuchsner & Rau<br />

Planbau GmbH Rottweil. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />

<strong>Franziskus</strong> ist als Mieter nun Betreiber des<br />

Altenzentrums, wobei <strong>St</strong>. Konrad unter<br />

der Heimleitung von Dietmar Zisterer dem<br />

Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth in Rottweil angegliedert<br />

ist.<br />

Das neue Altenzentrum in der Tannstraße<br />

in Zimmern steht in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zu einem Ärztehaus und ebenfalls<br />

von Leuchsner & Rau erstellten betreuten<br />

Seniorenwohnungen, insgesamt 70 Appartements.<br />

Das Pflegeheim soll diese sinnvoll<br />

ergänzen. Das Rottweiler Architekturbüro<br />

pkt, für die Altenhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

ein langjähriger Partner, plante und<br />

realisierte den Neubau. Trotz Baubeginn am<br />

Anfang eines strengen Winters im Dezember<br />

2005 dauerte es nur 14 Monate bis<br />

zur Fertigstellung – hier engagierte sich die<br />

Baufirma <strong>St</strong>umpp über das normale Maß<br />

hinaus, lobte Architekt und Gesellschafter<br />

Jonas Linz von pkt bei der Einweihung.<br />

Im März 20<strong>07</strong> zogen die ersten Bewohnerinnen<br />

mit Hilfe ihrer Angehörigen ein,<br />

nachdem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit freiwilligem Einsatz das Haus auf<br />

die Schnelle mit allen nötigen Utensilien<br />

ausgestattet und wohnlich eingerichtet<br />

hatten. Die Leitung im Haus <strong>St</strong>. Konrad hat<br />

Altenpfleger und Wohnbereichsleiter Patric<br />

Kreszan, der zuvor im Dunninger Pflegeheim<br />

<strong>St</strong>. Veronika bereits stellvertretender<br />

Hausleiter war.<br />

Die ersten Bewohnerinnen des Altenzentrums <strong>St</strong>. Konrad zogen im März in ihr neues Zuhause.<br />

22<br />

„Licht und Sonne“ ist<br />

das Leitthema des Hauses.<br />

„Licht und Sonne“ seien das Leitthema des<br />

farbenfrohen Hauses <strong>St</strong>. Konrad, betont<br />

Heimleiter Zisterer. Zur Farbberatung wurde<br />

daher die Oberndorfer Künstlerin Sigrid<br />

Vogt-Ladner hinzugezogen. Ihr breitflächiges<br />

Gemälde zum „Sonnengesang“ des<br />

Hl. <strong>Franziskus</strong> als Spende der Bauherren<br />

schmückt die kleine Cafeteria im Erdgeschoss,<br />

die zu einem kommunikativen Mittelpunkt<br />

auch für Besucher werden soll.<br />

Dort befindet sich auch die kleine Hauskapelle,<br />

deren künstlerische Gestaltung der<br />

Zimmerner Künstler Alfons Bippus übernahm,<br />

der auch für den Hausflur ein<br />

Licht- und Wasserkunstwerk mit Hilfe von<br />

15.000 Glaskugeln gestaltet hat.<br />

„Wolfsgründle“ und „Flozbrunnen“<br />

Die beiden oberen <strong>St</strong>ockwerke mit den<br />

Wohnbereichen „Wolfsgründle“ und<br />

„Flozbrunnen“ bieten demenzkranken und<br />

körperlich pflegebedürftigen Seniorinnen<br />

und Senioren ein neues Zuhause. „Das<br />

Wohngruppenkonzept ist zentrales Element<br />

des Hauses“, sagt Dietmar Zisterer. Balkon,<br />

große Terrasse und geschützter Garten<br />

stehen zur Bewegung<br />

und für die<br />

frische Luft zur Verfügung<br />

und in der<br />

Mitte jedes Wohnbereichs<br />

befindet<br />

sich ein gemeinsam<br />

genutzter Wohn-<br />

Aufenthaltsbereich<br />

mit Küche und Pflegetheke,<br />

in dem<br />

immer Leben ist.<br />

Die Zimmer, die<br />

meisten davon Einzelzimmer,<br />

erhalten<br />

mit privaten Möbeln<br />

eine individuelle<br />

Note. Neben den<br />

Pflegefachkräften<br />

sorgen auch die Alltagsbegleiterinnen<br />

mit Mitmachangeboten<br />

dafür, dass<br />

die Bewohner ihre<br />

Fähigkeiten erhalten<br />

und entfalten.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Die Gäste bei der Einweihung vor <strong>St</strong>. Konrad,<br />

rechts daneben eine der Seniorenwohnanlagen in<br />

der Zimmerner Tannstraße. Fotos: Ronecker<br />

Finanzierung über Immobilienfonds<br />

Zum Festakt bei der Einweihung brachte<br />

das Bläserquintett der <strong>St</strong>adtkapelle Rottweil<br />

mit munteren Weisen etwas Schwung<br />

in die Cafeteria, in der die Sitzplätze bei<br />

weitem nicht ausreichten. Bauherr Michael<br />

Leuchsner bedankte sich zunächst bei<br />

den Investoren, ohne die dieses Bauprojekt<br />

nicht hätte verwirklicht werden können.<br />

Auf einem „oftmals kurvigen und steinigen<br />

Weg bis zur Realisierung“, so Leuchsner,<br />

wurde ein Immobilienfonds für die Investition<br />

aufgebaut.<br />

Die Festgäste bei der Einweihung von <strong>St</strong>. Konrad vor dem Sonnengesang-<br />

Gemälde von Sigrid Vogt-Ladner, vorne in der Mitte die beiden Bauherren<br />

Michael Leuchsner (links) und Rudolf Rau.<br />

Geschäftskollege Rudolf Rau sprach angesichts<br />

dieses „Kleinods von Pflegeheim“<br />

von einem „Höhepunkt unserer über<br />

30-jährigen Bautätigkeit“. Für die 70 Seniorenwohnungen<br />

sei <strong>St</strong>. Konrad eine optimale<br />

Ergänzung. Genauso wichtig wie die<br />

„grundsolide Finanzierung“ seien auch die<br />

seriösen und fachlich kompetenten Partner<br />

Der Hausleiter von <strong>St</strong>. Konrad, Patric Kreszan,<br />

beim Rundgang durch das Haus im Gespräch mit<br />

zwei Gästen.<br />

gewesen. Auch mit der Gemeinde<br />

Zimmern, die Bauleistungen und Anpflanzungen<br />

im Außenbereich spendete, sei<br />

eine gute Zusammenarbeit erfolgt.<br />

Vorstand Hubert Bernhard von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> betonte, dass trotz der<br />

Finanzierung ohne öffentliche Gelder nur<br />

ein moderater Investitionsbeitrag im Pflegesatz<br />

enthalten sei. Den Bewohnern in<br />

<strong>St</strong>. Konrad solle eine Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

Leben ermöglicht werden. Ihre<br />

Zufriedenheit und ihre individuellen Bedürfnisse<br />

seien der<br />

Maßstab für das<br />

alltägliche Handeln.<br />

Auch die Angehörigen<br />

seien Partner<br />

hierbei. Bernhard<br />

bedankte sich auch<br />

bei der Unterstützung<br />

durch die<br />

Kirchengemeinden.<br />

Gemeinderat Gerold<br />

Teufel sprach<br />

in Vertretung des<br />

erkrankten Zimmerner<br />

Bürgermeisters<br />

Emil Maser von einem<br />

„<strong>St</strong>ück Lebensqualität<br />

für unsere älteren Menschen“,<br />

die hier geschaffen worden sei. Die ältere<br />

Generation, die oft um ihre Kindheit wie<br />

Jugend betrogen worden sei, habe dies<br />

auch verdient. Teufel überbrachte als<br />

Geschenk der Gemeinde ein Luftbild der<br />

Firma Weber, die früher einmal an diesem<br />

Ort gestanden hatte.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 23<br />

Für die Besucher am Tag der offenen Tür wurden<br />

in den Aufenthaltsbereichen auch die Tischdekorationen<br />

für die Bewohner präsentiert.<br />

Kreissozialdezernent Bernd Hamann<br />

hob die gute Aufstellung des Landkreises<br />

Rottweil durch die heimatnahe Pflege von<br />

Senioren hervor, lobte aber auch <strong>St</strong>. Konrad:<br />

er habe „noch kein Seniorenheim so bunt<br />

und frisch gesehen“. Cafeteria und offener<br />

Mittagstisch sprächen auch für die Öffnung<br />

des Hauses nach außen. Die Gemeinde<br />

könne stolz sein auf dieses Gebäude. Auch<br />

die öffentliche Hand liefere einen Beitrag<br />

bei den laufenden Investitionskostenanteilen<br />

der Pflegesätze. Den Bewohnern<br />

wünschte er, dass sich ihr Aufenthalt so<br />

bunt gestalte wie die Bilder im Haus und<br />

wie das Leben.<br />

Nach Konstanzer Bischof benannt<br />

Dass die Menschenwürde unantastbar sei,<br />

betonte der katholische Pfarrer Anton<br />

Cingia. Die Kirchengemeinde hatte auf Bitte<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> den Namen für das Altenzentrum<br />

nach dem Kirchenpatron und<br />

früheren Bischof der Diözese Konstanz ausgesucht.<br />

Cingia kündigte auch eine kleine<br />

Konradstatue für das Heim an.<br />

Die Kirchengemeinde hatte aber auch zu<br />

Spenden aufgerufen für den Andachtsraum.<br />

Über 13.000 Euro kamen dadurch<br />

zusammen und die Kirchengemeinde investierte<br />

nochmals 14.000 Euro. Die evangelische<br />

Kirchengemeinde schenkte <strong>St</strong>. Konrad<br />

eine Orgel für den Andachtsraum, in dem<br />

regelmäßig Gottesdienste stattfinden<br />

werden. Der katholische Diakon Erwin<br />

Burkard und der evangelische Pfarrer Ulrich<br />

Günther segneten zum Tag der offenen Tür<br />

im Eröffnungsgottesdienst das Haus, seine<br />

Bewohner und Mitarbeiter. Ewald Graf


Die Tagespflege von <strong>St</strong>. Elisabeth hat im Neubau nun schöne Räumlichkeiten im Erdgeschoss .<br />

Neubau des Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth fertig gestellt<br />

Gut vorbereiteter Umzug<br />

ermöglicht gelungenen<br />

<strong>St</strong>art im neuen Heim<br />

Rottweil. Es war zwar ein Umzug, der nur<br />

wenige Schritte weit führte – für die 72 Seniorinnen<br />

und Senioren aus dem Altenzentrum<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth in Rottweil bedeutete dies<br />

trotzdem ein Wechsel in eine völlig neue<br />

Umgebung. Das gesamte Altenzentrum der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> zog<br />

im Mai von dem Altbau an der Ritterstraße<br />

in den fertig gestellten Neubau im<br />

bisherigen Garten.<br />

Ohne Hektik und Unfälle<br />

Jeden Tag zog ein anderer Wohnbereich<br />

um, berichtet Heimleiter Dietmar Zisterer.<br />

Und so füllten sich die neuen Wohnbereiche<br />

„Schwarzes Tor“, „Marktplatz“ und<br />

„Neckartäle“ von oben nach unten auf. Die<br />

gesamte Mitarbeiterschaft, Ehrenamtliche<br />

und vor allem die Angehörigen der Bewohner<br />

packten kräftig mit an und bewältigten<br />

den ganzen Umzug ohne Unfall und<br />

Hektik. „Es hat alles gearbeitet, was sich<br />

bewegen konnte“, erzählt Zisterer. Eine Angehörige<br />

meinte trotzdem anerkennend:<br />

„Man merkt ja gar nicht, dass ihr umzieht!“<br />

Im dreiflügeligen Neubau von <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

stehen nun 88 Einzelzimmer und drei<br />

Doppelzimmer, alle mit eigenem Bad, zur<br />

Verfügung. Darin sind auch zwei Kurzzeitpflegeplätze<br />

enthalten. Im Erdgeschoss<br />

befinden sich die sechs Plätze der Tagespflege<br />

mit eigener Terrasse. Die zusätzlichen<br />

22 vollstationären Plätze werden nun<br />

nach und nach belegt, bis Mitte Juni schon<br />

die Hälfte, so dass Dietmar Zisterer zuversichtlich<br />

ist, dass die Vollbelegung bald<br />

wieder erreicht ist.<br />

Damit der Umzug für die alten Menschen<br />

reibungslos und ohne große Ängste über<br />

die Bühne gehen konnte, wurde er auch<br />

gut vorbereitet. Bei drei Angehörigenabenden<br />

und in vielen Einzelgesprächen im<br />

24<br />

Wer welches Zimmer im<br />

Neubau belegen wird, wurde<br />

gründlich mit Bewohnern<br />

und Angehörigen überlegt.<br />

Rahmen der Bezugspflege und der Sozialbetreuung<br />

wurde den Angehörigen und<br />

Bewohnern, von denen etwa zwei Drittel<br />

dementiell erkrankt sind, der Neubau<br />

und die Neubelegung vorgestellt, auch<br />

Grundrisse ihrer neuen Zimmer vorgestellt,<br />

damit frühzeitig überlegt werden konnte,<br />

welche eigenen Möbel mitgenommen und<br />

wie sie gestellt werden. Ein Abschiedskaffee<br />

bot Gelegenheit, das Leben im alten<br />

Domizil ausklingen zu lassen – wohnten<br />

doch manche der Bewohner bereits bis zu<br />

20 Jahre in <strong>St</strong>. Elisabeth.<br />

Mit dem Umzug wurden auch neue Wohngruppen<br />

gebildet und deswegen die Entscheidung,<br />

wer in welches Zimmer einzieht,<br />

gründlich besprochen. „Es gibt aber kein<br />

besseres und kein schlechteres Zimmer“,<br />

sagt Heimleiter Zisterer, nur die Vorlieben<br />

seien andere. Fünfmal musste aber dann<br />

doch die Münze entscheiden.<br />

Kürzere Wege und bessere<br />

Ausstattung<br />

Auch für das Personal bedeutet das neue<br />

Heim einen Neubeginn. Zunächst schon<br />

räumlich sind die Wege kürzer geworden,<br />

die Ausrüstung moderner und die Anordnung<br />

praktischer. Aber auch die Teams<br />

wurden neu zusammengesetzt unter<br />

Heimleiter Dietmar Zisterer begrüßt eine Bewohnerin<br />

im neuen Haus.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


fachlichen und persönlichen Aspekten, so<br />

dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit neuem Elan starten konnten.<br />

Das neugebaute Haus bietet jetzt auch die<br />

Möglichkeit, das Wohngruppenkonzept<br />

mit Alltagsbegleitung umzusetzen. Jeweils<br />

zehn oder elf Bewohner leben in überschaubaren<br />

Wohngruppen in einem Gebäudeflügel.<br />

Im zentralen und großzügigen<br />

gemeinsamen Wohn- und Aufenthaltsbereich<br />

bieten speziell geschulte Alltagsbegleiterinnen<br />

der Hauswirtschaft den Senioren<br />

gemeinsame Aktivierungen an wie Hilfe<br />

beim Zubereiten des Essens, Kochen, Nähen,<br />

Spiele und Gymnastik. Dieses Angebot<br />

Der Altbau von <strong>St</strong>. Elisabeth (Neubau gleich rechts)<br />

wird noch vor den Sommerferien abgerissen<br />

und an seiner <strong>St</strong>elle eine Seniornwohnanlage des<br />

Siedlungswerks erstellt.<br />

gilt vor allem den demenzkranken Menschen,<br />

deren abendliche Unruhe sogar mit<br />

zwei Begleiterinnen begegnet wird.<br />

Insgesamt hat sich die Mitarbeiterschaft<br />

durch die gestiegene Zahl von Bewohnern<br />

um 20 Frauen und Männer, alles Teilzeitkräfte,<br />

erhöht.<br />

Küchenteam waren die ersten<br />

Die ersten im neuen Altenzentrum war das<br />

Küchenteam von <strong>St</strong>. Elisabeth, das bereits<br />

ab Januar in der neuen Küche im Erdgeschoss<br />

produzierte, so dass die Abläufe bis<br />

zum Umzug schon eingespielt waren. Über<br />

zweieinhalb Jahre wurde das Essen für<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth und Essen auf Rädern im Aus-<br />

Das Wohngruppenkonzept<br />

kann in den neuen Räumen<br />

umgesetzt werden und bietet<br />

mit Alltagsbegleiterinnen<br />

gemeinsame Aktivierungen.<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Balkone, Terrassen und geschützter Garten laden im neu gebauten Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil<br />

ins Freie ein. Fotos: Graf<br />

weichquartier, im ehemaligen Telekom-<br />

Wohnheim gekocht, verbunden mit dem<br />

täglichen Transport des Essens. Die Küche<br />

hatte schon vor Beginn der Neubaumaßnahme<br />

ausziehen müssen, weil zuerst der<br />

Westflügel des Altbaus mit der Küche abgerissen<br />

werden musste. Nun war sie dafür<br />

als erstes an Ort und <strong>St</strong>elle im Neubau.<br />

Provisorisch ist im Wohnbereich „Marktplatz“<br />

im zweiten Obergeschoss auch<br />

schon eine mobile Hauskapelle eingerichtet<br />

für das neue <strong>St</strong>. Elisabeth. Die endgültige<br />

wird im Zuge der nun anstehenden Baumaßnahme<br />

des Siedlungswerks mit der Betreuten<br />

Wohnanlage dann gemeinsam<br />

mit der künftigen Cafeteria realisiert. Das<br />

Kiosk, das als Theke darin integriert sein<br />

wird, kann aber bereits jetzt wieder in Betrieb<br />

gehen. Veranstaltungen finden in den<br />

großen Aufenthaltsbereichen statt. Während<br />

der zweijährigen Bauphase wird es<br />

noch das eine oder andere Provisorium ge-<br />

Neben <strong>St</strong>. Elisabeth entstehen<br />

durch das Siedlungswerk<br />

betreute Seniorenwohnungen<br />

mit gemeinsamer Cafeteria<br />

und Hauskapelle.<br />

ben. Das alte <strong>St</strong>. Elisabeth gehört jedoch<br />

bald der Vergangenheit an, denn der Abriss<br />

begann bereits im Juni.<br />

Tag der offenen Tür im Juli<br />

Der Neubau des Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

in Rottweil hat eine neue Adresse:<br />

Burkardstraße 5. Die Telefonnummer der<br />

Zentrale ist gleich geblieben:<br />

<strong>07</strong>41 / 9 42 39-0, die Nummer des Faxes<br />

hat sich geändert: 9 42 39-125. Nach der<br />

offiziellen Einweihung am 13. Juli wird<br />

die Bevölkerung am Sonntag, 15. Juli,<br />

ab 11 Uhr zu einem Tag der offenen Tür in<br />

den Neubau eingeladen. Ewald Graf<br />

In die großzügig angelegten Wohn- und Aufenthaltsbereiche von <strong>St</strong>. Elisabeth sind auch die Pflegestützpunkte<br />

und die Wohnküchen integriert, so dass auch immer Ansprechpartner greifbar sind.<br />

25


Sinneswagen im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />

Wenn „Peter“ getätschelt<br />

und gewiegt wird<br />

Spaichingen. Zielsetzung jeder Altenhilfe-<br />

Einrichtung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

<strong>Heiligenbronn</strong> ist es, für die Bedürfnisse der<br />

Bewohner ein Gespür zu entwickeln und<br />

diese ernst zu nehmen. Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auf den Wohnbereichen<br />

tragen als zentrale Bezugspersonen<br />

maßgeblich zur Geborgenheit und Zufriedenheit<br />

der Bewohner bei. Die individuellen<br />

Bedürfnisse sind dabei das Maß der<br />

professionellen Pflege und Betreuung.<br />

Das Seelsorge-Konzept für die Altenzentren<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zielt darauf ab, dass Seelsorge<br />

nicht nur in geistlicher Form angeboten<br />

wird, sondern auch in der Frage der Haltung<br />

und des täglichen Kontakts. Hier<br />

findet Seelsorge in der direkten Begegnung<br />

und Kommunikation statt. Vor allem<br />

schwerstpflegebedürftige Menschen, die<br />

wenig von der Außenwelt und viel in der<br />

nahen Zimmerumgebung spüren, haben<br />

das Bedürfnis nach Zuwendung – nach<br />

intensiver Zuwendung.<br />

Auf die Bedürfnisse eingehen<br />

Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef in Spaichingen<br />

wurde daher ein „Sinneswagen“ angeschafft,<br />

um hiermit den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der Pflege eine Begleitung<br />

in ganz individuellen Bedürfnislagen zu<br />

erleichtern und sie dazu zu motivieren.<br />

Der Sinneswagen soll nicht nur in Zeiten<br />

schwerer Krankheit und des Abschieds,<br />

sondern auch im Alltag überall und jeder<br />

Zeit seinen Einsatz finden können und<br />

allen zur Verfügung stehen, die einen Bewohner<br />

eine wertvolle Zeit lang intensiv<br />

begleiten möchten.<br />

Was enthält der Sinneswagen? Allgemein<br />

gesagt Utensilien, die die Möglichkeit<br />

bieten, sich einzulassen und sich einem<br />

Menschen zuzuwenden. Bereits das Aussuchen<br />

der Materialien und das Bestücken<br />

des Wagens hat viel Freude bereitet und<br />

gespannt gemacht auf die ersten Erfahrungen.<br />

Und diese Erfahrungen machten<br />

die Pflegemitarbeiter schon beim allerersten<br />

„Vorstellungstermin“.<br />

Beim Angehörigen-Nachmittag der Tagespflege<br />

von <strong>St</strong>. Josef stellten Pflegedienstleiterin<br />

Susanne Hipp und Sozialdienstleiterin<br />

Nadja Merkle den Hintergrund und den<br />

Inhalt des Mobils vor. Binnen weniger<br />

Minuten waren alle Utensilien im Umlauf<br />

und wurden aktiv „erprobt“. Ein weiblicher<br />

Gast der Tagespflege, stark dementiell<br />

verändert, unruhig und laut, erhielt ohne<br />

Worte die Therapiepuppe „Peter“ auf den<br />

Schoß gesetzt. Sie wurde speziell für<br />

Menschen mit Demenz entwickelt und es<br />

bewahrheitete sich, wie sie beschrieben ist:<br />

Das Gefühl haben, gebraucht zu werden,<br />

trotz eigener Einschränkungen. „Peter“ wurde<br />

sofort getätschelt und gewiegt, Frau T.<br />

verlor sich augenblicklich in eine ausgeglichene<br />

Ruhe und es war nur noch von<br />

Bedeutung für sie, ob Peter bequem sitzt<br />

und genügend Zärtlichkeit bekommt.<br />

Die Angehörigen dieser Dame bestellten<br />

sogleich dieselbe Puppe für zuhause.<br />

Ähnlich verhielt es sich mit Frau M., die eine<br />

halbe <strong>St</strong>unde stumm und zufrieden damit<br />

beschäftigt war, die unterschiedlichen <strong>St</strong>offe<br />

der Nesteldecke zu befühlen und zu betrachten.<br />

Auch für sie war das <strong>St</strong>ück<br />

Kuchen auf ihrem Teller nicht mehr wichtig.<br />

In Teamsitzungen wurde der Sinneswagen<br />

auch allen Mitarbeitern der Pflege vorgestellt<br />

und auf den Wohnbereichen etabliert.<br />

Allein das Gespräch über mögliche Einsätze<br />

und Bewohner, denen das eine oder andere<br />

gut tut, brachte bereits weitere Ideen in<br />

Gang, wie zum Beispiel die Deckengestaltung<br />

in Zimmern von schwerstpflegebedürftigen<br />

Bewohnern oder Aktivierungen in<br />

den Gruppen für demente Bewohner.<br />

Auch Trostspender im Wagen<br />

Da Vorlesen eine wunderbare Brücke sein<br />

kann und Türen öffnet, finden sich auch<br />

Texte und Schriften im Sinneswagen, die es<br />

erleichtern, die richtigen Worte zu finden,<br />

Trost zu spenden oder gemeinsam zu<br />

schmökern („Ich möchte dich begleiten“,<br />

„Zeit zu leben, Zeit zu sterben“...). Ein Fundus<br />

an Entspannungsmusik ermöglicht eine<br />

musikalische Begleitung, CDs mit Geräuschen<br />

aus dem Alltag und die dazugehörigen<br />

Bildkarten geben Hilfen zur Orientierung<br />

und lassen Erinnerungen wach<br />

werden. So können Bewohnerinnen und<br />

Bewohner das Schleudern einer Waschmaschine<br />

oder das Zirpen einer Grille hören.<br />

Bewusste Assoziationen werden auch<br />

durch Gerüche und Düfte wachgerufen.<br />

Duftsprays und -öle können sich beruhigend,<br />

aber auch anregend auswirken. Eine<br />

Auswahl an verschiedenen Essenzen kann<br />

ganz unterschiedlich eingesetzt werden.<br />

Instrumente erregen Aufmerksamkeit<br />

Ein großes Set an Rhythmus- und Musikgeräten<br />

darf natürlich im Wagen nicht fehlen.<br />

Die Instrumente erklingen bereits bei<br />

Bewohner Michael Hauser in <strong>St</strong>. Josef Spaichingen mit seiner Tochter Elisabeth Messner beim sinnesbelebenden<br />

Einsatz des Igelstabes. Fotos: Merkle<br />

26<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


der kleinsten Bewegung, konzentrieren die<br />

Aufmerksamkeit und machen einfach Spaß.<br />

Igelstäbe, Knetmasse, Handroller, Sensorikbürste<br />

und weitere aktivierende Utensilien<br />

sind weitere „Klassiker“ in der Wahrnehmung<br />

und Aktivierung über das taktile<br />

Empfinden und ebenfalls in den Fächern<br />

zu finden.<br />

Selbstverständlich gehören auch geistliche<br />

Gegenstände wie ein Bild eines Schutzengels,<br />

ein Rosenkranz oder eine einfache<br />

Kerze zum Fundus.<br />

Und: der Wagen ist nie komplett. Zum einen,<br />

da er ständig um weitere Materialien<br />

ergänzt wird, etwa von Dorothea Wehrwein,<br />

einer der beiden Fachkräfte für<br />

Gerontopsychiatrie in <strong>St</strong>. Josef. Und zum<br />

anderen deshalb, da die Dinge eingesetzt<br />

werden – spontan, geplant, länger, für einen<br />

kurzen „Bienchendienst“, mit Spaß, mit<br />

Bedacht, gerne und oft.<br />

Tübingen. Unser Luise-Poloni-Heim in<br />

Tübingen-Lustnau versteht sich als Teil der<br />

Gemeinde, weil unsere Heimbewohner,<br />

unsere Angehörigen und auch die Mitar-<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Die Therapiepuppe Peter aus dem Sinneswagen hat so manche Bewohnerin ins Herz geschlossen.<br />

Möge es in <strong>St</strong>. Josef und in anderen Häusern<br />

gelingen, sich mit diesen „Helfern“<br />

einzulassen auf einen Menschen und sich<br />

hineinzufühlen in seine Empfindungen.<br />

beiter Teil der Gemeinde sind. Offene<br />

Donnerstagsveranstaltungen, Mittagstisch<br />

oder Pflegeberatungstage sollen allen<br />

Einwohnern des <strong>St</strong>adtteils ermöglichen, das<br />

Viel öfter sollte das kurze Gefühl der Zeitlosigkeit<br />

das wichtigste Werk des Tages sein.<br />

Nadja Merkle<br />

Luise-Poloni-Heim in Tübingen ganz sportlich<br />

Bei „Lustnau läuft“ auf Publicity-Tour<br />

Unter den über 300 Teilnehmern beim Kirnberglauf des TSV Lustnau durch den Schönbuch war auch ein<br />

Team des Luise-Poloni-Heims Tübingen unterwegs mit dem Motto „Bei uns läuft alles“.<br />

27<br />

Haus kennen zu lernen, Berührungsängste<br />

abzubauen und so zur Vernetzung im<br />

Gemeinwesen beitragen.<br />

Doch obwohl wir auch mit unseren Heimbewohnern<br />

im Ort präsent sind, ist unser<br />

Haus insbesondere unter der jüngeren<br />

Bevölkerung weniger bekannt. Das hat<br />

auch Auswirkungen bei der Gewinnung<br />

Ehrenamtlicher, aber auch, wenn es darum<br />

geht, einen Pflegeplatz für einen Angehörigen<br />

zu suchen.<br />

Wie also bekannter werden und für<br />

Publicity sorgen? Die rettende Idee wartete<br />

auf uns im Veranstaltungskalender der<br />

<strong>St</strong>adt Tübingen: Eigentlich zur Erheiterung<br />

der <strong>St</strong>immung wurde der Vorschlag<br />

geäußert, beim <strong>St</strong>adtlauf in Tübingen mitzumachen.<br />

Es war sehr lustig darüber zu<br />

sprechen und sich auszumalen, wie wir<br />

unser Pflegeheim in Szene setzen könnten<br />

und was für ein Erfolg es sein würde, wenn<br />

wir im Fernsehen kommen würden...<br />

Jeden Montag ist jetzt<br />

„Walking-Tag“ im Poloni-Heim.


Doch an der Zahl der möglichen Teilnehmer<br />

haperte es. Beschwerden über<br />

die Knie, den Rücken, dieses und jenes, die<br />

Kondition usw. führten zum Beschluss, eine<br />

Nummer kleiner anzufangen. Wir meldeten<br />

uns bei „Lustnau läuft“ an.<br />

Betriebssport eingeführt<br />

Weil wir ja auch trainieren wollten (bzw.<br />

mussten), wurden ganz neumodisch „Walking-Tage“<br />

eingeführt. Alle interessierten<br />

Mitarbeiter treffen sich seitdem am Montag<br />

und machen für ein bis zwei <strong>St</strong>unden Betriebssport.<br />

Über die Vorteile dieser Teambildungsmaßnahme<br />

brauchen wir nicht<br />

zu schreiben. Wir haben aber auch sehr,<br />

sehr „SMART“e Ziele schriftlich vereinbart...<br />

Villingen-Schwenningen. „Zur Erziehung<br />

eines Kindes benötigt man ein ganzes<br />

Dorf.“ Dieses afrikanische Sprichwort stellte<br />

das Kinder- und Familienzentrum Villingen-<br />

Schwenningen als Motto über seinen Aktionstag<br />

im April, bei dem im Rahmen der<br />

ARD-Themenwoche „Kinder sind Zukunft“<br />

sich verschiedenste Kooperationspartner in<br />

und um das David-Fuchs-Haus präsentierten<br />

– aufgrund des Platzmangels übrigens<br />

längst nicht alle interessierten.<br />

Potentiale zur Entfaltung bringen<br />

Das Leitthema „Kinder sind Zukunft“, sagte<br />

Einrichtungsleiter Klaus Heß zur Eröffnung,<br />

bedeute Nachhaltigkeit. Norbert<br />

Herausforderung gut gemeistert<br />

Unsere erste Herausforderung am 22. April<br />

haben wir sehr erfolgreich gemeistert: wir<br />

waren nicht die Letzten und brachten<br />

7,5 Kilometer hinter uns! Unser erstes Ziel,<br />

das Luise-Poloni-Heim auch bei Jüngeren<br />

bekannt zu machen, wurde erreicht. Wir<br />

haben in jede Kamera gelächelt, waren im<br />

regionalen Fernsehen und sind im Internet<br />

zu bewundern. Anstrengend war es<br />

auch ein wenig, aber wir trösteten uns<br />

damit, dass unser Tempo ja auch nur positiv<br />

zu sehen ist, denn so konnten auch<br />

Menschen mit der größten Leseschwäche<br />

unser Moto „Luise-Poloni-Heim – bei uns<br />

läuft alles“ genauestens lesen.<br />

Aktionstag des Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />

Kindheit zwischen Zukunft<br />

und Projektion<br />

Einen direkten Einblick in Kindertagesstätte und Heimbereich des David-Fuchs-<br />

Hauses boten die beiden Jugendlichen Andy und Alexander den Besuchern<br />

bei einer Führung.<br />

Rapp, Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

<strong>Heiligenbronn</strong>, wies darauf hin, dass Kinder<br />

eine Bereicherung, aber auch eine Herausforderung<br />

für die Gesellschaft seien. Die<br />

Hilfen des Kinder- und Familienzentrums<br />

seien in den letzten Jahren stark ausdifferenziert<br />

worden, um den Bedürfnissen der<br />

jungen Menschen und ihrer Familien gerecht<br />

zu werden und ihre Potentiale zur<br />

Entfaltung zu bringen.<br />

Dr. Rupert Kubon, Oberbürgermeister<br />

der <strong>St</strong>adt Villingen-Schwenningen, bestätigte,<br />

dass das KiFaZ für einen solchen Tag<br />

hervorragend geeignet sei, stehe es doch<br />

für einen ganzheitlichen Ansatz von Kinderund<br />

Jugendarbeit.<br />

Auch das städtische<br />

Jugendkonzept<br />

werde neu ausgerichtet<br />

etwa durch<br />

mehr wohnortnahe<br />

Angebote und die<br />

Ausweitung der<br />

Ganztagsschulen.<br />

„Kinder sind nicht<br />

nur Zukunft, sondern<br />

haben auch<br />

Zukunft, wenn alle<br />

Verantwortlichen<br />

etwas dafür tun“,<br />

Einige jung gebliebene Teilnehmer wollten<br />

gleich nur mit uns laufen, „für den Fall der<br />

Fälle“ – sagte der eine, „hier sind wir gut<br />

versorgt“ – sagte der andere. Schade, sie<br />

wollten zwar nicht gleich Heimverträge<br />

unterschreiben, haben sich aber bestens informiert<br />

und viel mit uns gelacht.<br />

Nein, die gefragten Heimbewohnerinnen<br />

wollten tatsächlich nicht teilnehmen – es<br />

war ihnen zu warm. Nächstes Jahr wird es<br />

sicher besser: Wir laufen bestimmt 19,5<br />

Kilometer und verteilen <strong>St</strong>andplatzkarten<br />

und Rätschen zum Anfeuern. Zum Schluss<br />

regnet es noch Visitenkarten... alles wegen<br />

der Vernetzung. Oder haben Sie eine<br />

bessere Idee? Carmen Conrad<br />

„Die Tage des Huckleberry<br />

Finn und der Pippi Lanstrumpf<br />

sind vorbei.“ Ralph Warrlich<br />

war Landtagsabgeordneter Karl Rombach<br />

in seinem Grußwort überzeugt.<br />

Ein kritischer Kurzvortrag des Kinder- und<br />

Jugendpsychiaters Ralph Warrlich, mit<br />

dem das KiFaZ eng zusammenarbeitet,<br />

stellte jedoch die Frage nach den realen<br />

Perspektiven: „Kindheit und Jugend sind<br />

nicht mehr das Synonym für Zukunft.“ Kinder<br />

seien programmiert, überlastet und<br />

überdeterminiert. „Kinder und Jugendliche<br />

sind nicht selten Investitionsobjekte“ und<br />

damit Projektionsfeld eigener Ängste und<br />

Wünsche, resümierte Warrlich.<br />

Die Tage des Huckleberry Finn und der<br />

Pippi Langstrumpf seien vorbei. Seine<br />

These: Man müsse sich der Gegenwart<br />

stellen, um eine Zukunft zu haben. Kinder<br />

bräuchten Wertschätzung frei von<br />

defizitären Denkmodellen, so der Psychiater.<br />

Führungen, Präsentationen, Musik<br />

Einen Einblick in die KiFaZ-Arbeit und die<br />

Räumlichkeiten des David-Fuchs-Hauses im<br />

<strong>St</strong>adtteil Schilterhäusle boten Führungen<br />

28 franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Das Brennpunkttheater machte mit dem <strong>St</strong>ück „Chatroom“ die Gefährdungen der Internet-Kommunikation<br />

mit beeindruckenden schauspielerischen Leistungen anschaulich. Fotos: Graf<br />

durch das Haus, die von Jugendlichen der<br />

Wohngruppen selbst gemacht wurden,<br />

aber auch Präsentationen im Foyer und in<br />

den Wohngruppen, wo es auch einen<br />

selbstgedrehten Video über den Schul- und<br />

Gruppenalltag zu sehen und Eis zu schlecken<br />

gab. Für Bewirtung und Unterhaltung<br />

war auch im Hof gesorgt, u.a. durch den<br />

Elternbeirat des David-Fuchs-Kindergartens.<br />

Die Eröffnung hatte Gitarrenlehrer<br />

Hans-Peter Krause mit Schülerinnen umrahmt<br />

und im Freien spielte das Jugendorchester<br />

des Akkordeonvereins Blau-Weiß<br />

Villingen unter der Leitung von Markus<br />

Gentner und Heidi Poppko.<br />

Vielzahl an Informationsständen<br />

Neben den KiFaZ-Angeboten wie dem<br />

KiFaZ-Treff oder der Schulsozialarbeit bot<br />

der Aktionstag bei leider mäßigem öffentlichem<br />

Interesse Informationen und Ansprechpartner<br />

aus einer großen Zahl von<br />

Einrichtungen und Vereinen. Diese kompakte<br />

Zusammenschau verdeutlichte, dass ein<br />

tragfähiges Netz aller am Erziehungs- und<br />

Bildungsprozess Beteiligten notwendig ist.<br />

Das städtische Amt für Familie, Jugend<br />

und Soziales präsentierte beim KiFaZ-<br />

Aktionstag seinen Kinder- und Jugendcircus<br />

und seine Jugendzentren, in denen auch<br />

Jugendliche aus dem Schilterhäusle mitmachen.<br />

„Impuls“, die ehemalige Soziale<br />

Betreuungsstelle des Kreisjugendamtes,<br />

hilft Jugendlichen durch eine Übungsfirma<br />

in der Berufsfindung und beim Bewerbungstraining.<br />

Wichtige Beratungsangebote stellten die<br />

„Grauzone“ aus Donaueschingen mit Hilfe<br />

bei sexueller Gewalt und die Fachstelle<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

Sucht des Landesverbands für Prävention<br />

und Rehabilitation mit einer Beratungsstelle<br />

in Villingen vor. Kinder stark zu machen<br />

gegen solche Gefahren, ist ein Anliegen<br />

dieser Beratungsstellen.<br />

Refugio ist ein Verein mit einer Kontaktstelle<br />

für traumatisierte Flüchtlinge, der zu<br />

seiner Hilfe für betroffene Familien auch<br />

Lobbyarbeit für die Kinder und Jugendlichen<br />

betreibt. Migrationsberatung direkt im<br />

Schilterhäusle und einen Jugendmigrationsdienst<br />

bieten die eng miteinander kooperierenden<br />

kirchlichen Träger der Diakonie<br />

und des Caritasverbandes, die beim Aktionstag<br />

gleichfalls präsent waren und eine<br />

Vielfalt an Beratungs- und Betreuungsangeboten<br />

für Kinder und Jugendliche vereinen.<br />

Erst angedacht, aber durch die räumliche<br />

Nähe vielleicht nicht allzufern ist eine Kooperation<br />

des KiFaZ mit der Schulkindergartengruppe<br />

für Körperbehinderte in<br />

der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt. Berührungspunkte<br />

gibt es bereits z.B. mit der<br />

Turngemeinde Schwenningen, der<br />

Agentur für Arbeit, Pro-Familia-Beratungsstelle,<br />

Berufsakademie, Kinderschutzbund,<br />

Franziskanermuseum oder<br />

dem Brennpunkt-Theater, die alle mit<br />

einem <strong>St</strong>and vertreten waren.<br />

Mit Ausdruckskraft und Emotion<br />

Das Brennpunkt-Theater führte schließlich<br />

zum Abschluss des Aktionstages unter der<br />

künstlerischen Leitung von Karin Pittner das<br />

<strong>St</strong>ück „Chatroom“ von Enda Walsh im<br />

<strong>Franziskus</strong>-Saal des David-Fuchs-Hauses<br />

auf. Und nicht nur Erziehungsleiter Jürgen<br />

Muff spielte dabei mit, sondern auch ein<br />

Jugendlicher des KiFaZ.<br />

29<br />

Kompakte Zusammenschau<br />

zeigt, dass ein tragfähiges<br />

Netz aller am Erziehungs- und<br />

Bildungsprozess Beteiligter<br />

notwendig ist.<br />

Die mitreißend gespielte, teilweise sehr beklemmende<br />

Inszenierung über Jugendliche,<br />

die miteinander im Internet-Chatroom kommunizieren<br />

und sich gegenseitig bis fast<br />

zum Selbstmord treiben, zeigte eine<br />

Ausdruckskraft und Emotion, wie sie der<br />

„reale“ Chatroom vor dem heimischen<br />

Bildschirm nicht bieten kann. Dadurch wie<br />

auch durch Pantomime und Wortfetzen<br />

machten die jugendlichen Schauspieler<br />

deutlich, was der Internet-Generation an<br />

kommunikativer Verarmung und auch Verführung<br />

droht.<br />

Mit dem Publikum tauschten die Akteure<br />

im Anschluss an die Aufführung Gedanken<br />

und Eindrücke aus und praktizierten damit<br />

den Dialog von Angesicht zu Angesicht, der<br />

Kindern und Jugendlichen heute – nicht<br />

nur im <strong>St</strong>ück – oft fehlt. Ewald Graf<br />

Impressum<br />

der franziskus-bote Zeitschrift der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />

Herausgeber: Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

Auflage: 4000<br />

Redaktion: Ewald Graf (verantwortlich),<br />

Oliver Avemaria, Edgar Kränzler, Beate<br />

Mayer, Fritz Rudolf, Sr. Dorothea Thomalla<br />

(alle <strong>Heiligenbronn</strong>), Hans <strong>St</strong>urm (Baindt),<br />

Kai Marchfeld (Rottweil), Nadja Merkle<br />

(Spaichingen), Nadine Flock (Tübingen),<br />

Marianne Thoma und Ralf Eberhard (Tuttlingen),<br />

Werner Packmohr (Villingen-<br />

Schwenningen).<br />

Gestaltung und Satz:<br />

LINKDESIGN, Schramberg<br />

Druck:<br />

<strong>St</strong>raub-Druck GmbH, Schramberg<br />

Postanschrift:<br />

Redaktion franziskus-bote, Kloster 2,<br />

78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong>;<br />

Tel.: <strong>07</strong>422/569-306; Fax: 569-300;<br />

E-Mail:<br />

franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />

Internet: www.stiftung-st-franziskus.de


Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an <strong>07</strong>422 / 569-300<br />

Oder per Post an <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>,<br />

Redaktion franziskus-bote, Kloster 2, 78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong>,<br />

Telefax: <strong>07</strong>422 / 569-300, E-Mail: franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />

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<strong>Heiligenbronn</strong> dauerhaft unterstützen. Daher helfe ich mit einer regelmäßigen Spende!<br />

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10 Euro 25 Euro _________ Euro von meinem Konto ab.<br />

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<strong>St</strong>raße / Hausnummer:<br />

PLZ / Ort:<br />

Diese Einzugsermächtigung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen.<br />

Ein Anruf genügt (Telefon: <strong>07</strong>422 / 569-388)<br />

Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> verfolgt ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke. Spenden sind steuerlich<br />

absetzbar. Sie erhalten nach Ablauf eines Kalenderjahres unaufgefordert eine Zuwendungsbestätigung.<br />

Kontonummer:<br />

BLZ: Bank:<br />

Kontoinhaber:<br />

Datum / Unterschrift des Kontoinhabers<br />

Spendenkonto der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>: 540340 bei der Kreissparkasse Rottweil, BLZ 64250040<br />

30<br />

Unterstützung für<br />

„Baut ein Haus!“<br />

Einen Meilenstein erreicht hat die Spendenaktion<br />

„Baut ein Haus!“ für das Wohnheim<br />

<strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen für mehrfachbehinderte<br />

Menschen. Es wurden schon über<br />

260 000 Euro für die Ausstattung des Hauses<br />

gesammelt, auch durch viele Aktionen<br />

unterstützt. Unter der Schirmherrschaft von<br />

Franz Schuhmacher und mit seiner tatkräftigen<br />

Unterstützung ließen sich 2500 Spender<br />

gewinnen, die das Projekt förderten.<br />

Auf der Internetseite www.baut-einhaus.de<br />

sind alle Spender genannt (wenn<br />

sie einverstanden sind), die 100 Euro und<br />

mehr gespendet haben. Sie werden dann<br />

auch auf die geplante „Tafel des Dankes“ im<br />

Haus <strong>St</strong>. Agnes aufgenommen. Wer die Aktion<br />

„Baut ein Haus!“ unterstützen möchte,<br />

kann dies mit einer Spende oder einer Abbuchung<br />

unter dem <strong>St</strong>ichwort<br />

„Haus <strong>St</strong>. Agnes“ tun.<br />

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franziskus-bote 2/<strong>07</strong>


Das ist ja das Vorletzte!<br />

Obwohl die Überschrift das Gegenteil ankündigt:<br />

die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist nicht identisch mit dem angeführten<br />

Metzgerbetrieb und gibt auch keine Ratschläge<br />

für die Fleisch- oder Wurstzubereitung, sondern<br />

will in Spaichingen lediglich das Wohnheim <strong>St</strong>. Agnes<br />

für mehrfachbehinderte Menschen errichten.<br />

aus: Prima Spaichingen, Mai 20<strong>07</strong><br />

Klostertaler<br />

zum Reinbeißen<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Der Gruppenleiter der<br />

Blindenwohngruppe Birgitta, Uli Sieber,<br />

marschierte eines Morgens in die Bäckerei<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

in der Absicht, für seine Familie das bekannte<br />

Klosterbrot zu kaufen. Mit wohl etwas<br />

gedankenverlorenem Blick auf die<br />

Brotregale sagt er dann, als er an der Reihe<br />

ist: „Ich möchte zwei Klostertaler!“<br />

Nun hat die Bäckerei neben Backwaren<br />

zwar auch noch sonst ein paar Lebensmittel,<br />

aber mit Sicherheit weder Klostergelder<br />

noch gar Musik-CDs der bekannten Volksmusikgruppe.<br />

Dementsprechend verwundert<br />

schaut Verkäuferin Luitgard Müller,<br />

bis Uli Sieber selbst aufgeht, was seinem<br />

Mund entfallen ist, und in der Bäckerei<br />

ob des Versprechers große Heiterkeit ausbricht.<br />

Dem Manne konnte aber dann<br />

doch noch mit der richtigen Brotsorte geholfen<br />

werden.<br />

Von Kopf bis Rücken<br />

auf Theater eingestellt<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. So ein Musiktheater mit<br />

vielen Mitwirkenden bringt auch viele Umstände<br />

mit sich. Zu den Aufführungen von<br />

„David Fuchs“ (siehe Titelgeschichte) ließen<br />

sich etliche Geschichten erzählen wie die,<br />

dass der Darsteller von David Fuchs, der<br />

evangelische Pfarrer Gerhard Ruoff, als<br />

eifriger Theaterspieler um Professionalität<br />

bemüht, sich in der Probe kurz vor der Aufführung<br />

kurzerhand ein Musiktheater-Plakat<br />

mit dem Bildnis des Klostergründers<br />

schnappte und damit schnurstracks zu seinem<br />

Friseur ging, damit er ihm das Haar so<br />

franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />

ähnlich richte – was ja auch gut gelang.<br />

Oder dass Konrad Gießibl, in gleich zwei<br />

Spielrollen auf der Bühne und daneben<br />

als Sänger des <strong>Heiligenbronn</strong>er Chörle mit<br />

von der Partie, wegen seiner Rolle als<br />

Waldbruder Konrad, die ihm zunächst einen<br />

ausgiebigen Schlaf auf dem harten Bühnenboden<br />

bescherte, sich eigens in monatelanger<br />

Arbeit einen Bart wachsen ließ...<br />

Oder dass Vikar Michael Heil, als Solosänger<br />

unentbehrlich, auf der Anfahrt zur<br />

wichtigen Generalprobe doch prompt mit<br />

Motorschaden auf der Autobahn liegen<br />

blieb, er es aber wenigstens bis zur ersten<br />

Aufführung noch rechtzeitig schaffte....<br />

Für Irritation bei einer der drei Aufführungen<br />

sorgte ausgerechnet Generalvikarin<br />

Schwester Agnes Löber, die ansonsten<br />

hinter den Kulissen wirbelte, dass alles glatt<br />

laufe und parat stehe einschließlich den<br />

Getränken und Brötchen für die Mitwirkenden.<br />

Kam sie doch in den Regieraum und<br />

bückte sich, um unter den Utensilien am<br />

Boden ein wichtiges Teil zu suchen, stieß<br />

dabei aber beim Bücken mit ihrem Rücken<br />

so geschickt an einen Knopf des Regieraums,<br />

dass dieser eingedrückt wurde und<br />

mitten in das Spiel hinein der damit ausgelöste<br />

Pausengong erklang – passenderweise<br />

übrigens in die Schulklassenszene.<br />

Die Akteure ließen sich jedoch nicht beirren<br />

und das Publikum blieb ebenfalls sitzen...<br />

Kutsche der Königin<br />

anstelle Schauspiel<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Der Andrang zu den<br />

Aufführungen von „David-Fuchs – Spiel mit<br />

dem Leben“ war an allen drei Tagen so<br />

groß, dass vor Beginn doch etliche Zuschauer<br />

wegen Überfüllung wieder weggeschickt<br />

werden mussten. Dies passierte am<br />

Sonntag auch dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Schreinermeister<br />

Jürgen Gruber, als er mit seiner Familie<br />

kurz vor Aufführungsbeginn an den<br />

Elisabetha-Glöckler-Saal kam. Schwester<br />

Agnes blieb nichts übrig, als auch ihn wegzuschicken,<br />

doch lief Familie Gruber direkt<br />

Reittherapeut Martin Müller in die Arme,<br />

der für den Auftritt von Königin Olga sein<br />

Pferd Lukas warmlaufen musste mitsamt<br />

der Kutsche hintendran und so konnten<br />

Grubers kurzerhand ein paar Runden<br />

durchs Gelände drehen, was den Kindern<br />

ebensogut gefiel wie der Besuch des<br />

Schauspiels.<br />

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Hochprozentiges<br />

Klosterwässerchen<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Im David-Fuchs-<strong>St</strong>ück hatten<br />

Klaus Andreae von der Theaterwerkstatt<br />

Schramberg und Udo Neudeck von<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> miteinander eine Szene, in der<br />

sie als Geistliche sich über David Fuchs<br />

unterhalten und dabei kräftig aus dem Bierglas<br />

trinken – Wasser natürlich. Zumindest<br />

war das in der Probe und den ersten Aufführungen<br />

so. Angeregt von den Erzählungen<br />

des Regisseurs Tonio Kleinknecht, wie<br />

es am „echten“ Theater so zugeht, stiftete<br />

Klaus Andreae dann aber Sozialdienstler<br />

Frank King als Mann hinter den Kulissen<br />

dazu an, seinem Kollegen in der letzten<br />

Aufführung aber keinen „so billigen Fusel“<br />

mehr ins Glas zu tun, sondern „was recht’s“.<br />

Sollte dieser auch haben. Schwester<br />

Agnes ging im Kloster auf Suche nach einem<br />

Schnäpschen, fand nach mehrmaligen<br />

Anläufen auch etwas und Bianca Hock<br />

vom Sozialdienst tröpfelte beim Herrichten<br />

der Requisiten statt Wasser den Kloster-<br />

„Geist“ in den Krug, nicht nur jedoch bei<br />

Udo Neudeck, sondern auch bei Klaus<br />

Andreae selbst. So waren beide während<br />

der Aufführung schwer überrascht, was sie<br />

da mit kräftigem Schwung tranken und<br />

mussten sich alle Mühe geben, das Gesicht<br />

nicht allzusehr zu verziehen (siehe auf dem<br />

Bild Udo Neudeck). Das geistige Getränk<br />

befeuerte sie auch zu einigen gar nicht im<br />

Text vorgesehenen Äußerungen – zum<br />

Spaß der Mitspieler und ohne dass das<br />

Publikum es bemerkt hätte...


Kunst im Gemüseglas unter dem<br />

Motto „Auch wir sind Geschichte“<br />

präsentieren über 70 Gruppen aus<br />

dem Kloster, der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

und der Kirchengemeinde <strong>Heiligenbronn</strong><br />

im Rahmen der Geschichtsausstellung<br />

zum Klosterjubiläum.<br />

Schüler, Wohn- und Werkstattgruppen,<br />

Schwesternkonvente und<br />

Gemeindegruppen haben sich selbst<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />

Kloster 2<br />

78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong><br />

Telefon: 0 74 22 / 5 69-0<br />

Telefax: 0 74 22 / 5 69-3 00<br />

E-Mail: franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />

Internet: www.stiftung-st-franziskus.de<br />

Spendenkonto: 540 340<br />

BLZ: 642 500 40, KSK Rottweil<br />

Foto: Graf<br />

in einem kleinen Gemüseglas porträtiert<br />

oder gratulieren dem Kloster<br />

zum Jubiläum und repräsentieren so<br />

die bunte Vielfalt, die das heutige<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> charakterisiert – direkt<br />

am Eingang zur Jubiläumsausstellung<br />

„Von der Quelle bewegt“. Die Gläser<br />

sind bereits auf großes Interesse gestoßen<br />

und ebenfalls bis 21. Oktober<br />

im Klosterhof zu sehen.

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