franziskusbote 2/07_ok - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
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Interview mit dem <strong>Heiligenbronn</strong>er Superior Rolf Oster:<br />
„Das Herz der Schwestern<br />
hängt noch ganz an den<br />
Behinderten, auch im Gebet“<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Was ist eigentlich ein Superior<br />
und welche Aufgaben nimmt er<br />
wahr, früher und heute? Pfarrer Rolf Oster,<br />
der seit Dezember 1998 als Superior des<br />
Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> tätig ist, gibt im Gespräch<br />
mit franziskus-bote-Redakteur Ewald<br />
Graf anlässlich des 150-jährigen Klosterjubiläums<br />
Auskunft über seine Rolle, Aufgaben<br />
und Erfahrungen.<br />
franziskus-bote: Herr Oster, Sie sind<br />
Superior im Kloster <strong>Heiligenbronn</strong>, was ja<br />
eigentlich „der Obere“ heißt. Welche Aufgaben<br />
aber nehmen Sie wirklich wahr?<br />
Oster: Es ist ein Dienst im Auftrag des<br />
Bischofs fürs Kloster, weil die Schwesterngemeinschaft<br />
eine Kongregation bischöflichen<br />
Rechtes ist. Am 7. Dezember 1998 hat<br />
mich Weihbischof Renz ins Amt eingeführt.<br />
Im Gefolge des Vatikanums sind mit dem<br />
neuen Kirchenrecht 1984 die <strong>St</strong>rukturen<br />
und Verfasstheiten der Klöster neu geregelt<br />
worden. Vorher war es verbindliche Vorschrift,<br />
dass der Superior zusammen mit<br />
der Generaloberin alle Geschäfte getätigt<br />
hat, also Einstellungen z.B., Entlassungen,<br />
Ankäufe, Verkäufe und andere große, relevante<br />
Entscheidungen. Da mussten immer<br />
beide zusammen Verantwortung tragen. Inzwischen<br />
entscheiden die Gemeinschaften<br />
ihre personellen und finanziellen Angelegenheiten<br />
alle eigenständig, d. h. ich habe<br />
damit nichts zu tun.<br />
franziskus-bote: Sie konzentrieren sich<br />
also auf die geistliche Begleitung der<br />
Schwestern?<br />
Oster: Richtig, auf die seelsorgerliche und<br />
geistliche Leitung und Begleitung, den<br />
täglichen Gottesdienst, die Feier der Krankensalbung,<br />
die Beichte. Ich kümmere<br />
mich auch um das Wohl und Wehe der<br />
Schwestern, gerade der vielen älteren<br />
Schwestern. In den Konventen <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
und Maria Hilf bin ich ein häufiger<br />
Gast bzw. im Krankenhaus. Dann biete ich<br />
auch noch Exerzitien an.<br />
franziskus-bote: Kann man also sagen,<br />
dass für Sie das wieder zutrifft, was auch<br />
für den Klostergründer David Fuchs galt,<br />
der als Beichtvater bezeichnet wurde?<br />
Oster: In gewisser Weise ja. David Fuchs<br />
durfte nicht Superior sein, er blieb Beichtvater<br />
und kümmerte sich als solcher um<br />
das Wohl und Wehe der Schwestern und<br />
der Kinder.<br />
Ich bin ja durch diesen Dienst als Superior<br />
auch hineinvermittelt in die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> und kümmere mich also auch<br />
um die erwachsenen und älteren Hörgeschädigten<br />
und Blinden. Ich bereite jeden<br />
Donnerstagabend mit einer Gruppe den<br />
kommenden Blindengottesdienst vor, halte<br />
monatlich den Gehörlosengottesdienst, der<br />
auch einen guten Zuspruch hat, und gehe<br />
zweimal jährlich nach <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil<br />
zur Beichte mit den Hörgeschädigten<br />
dort. Ich begleite auch Bewohner beim<br />
<strong>St</strong>erben, was zwar anstrengende, aber<br />
auch erfüllende Begleitungen sind.<br />
Dann kommt ja noch eines dazu: Seit Dorf-<br />
150 Jahre<br />
pfarrer Paul Welte in den 80er Jahren gestorben<br />
ist, wurde der Superior auch Pfarrer<br />
der Gallus-Gemeinde von <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />
franziskus-bote: Ihre Verbindung zur<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> besteht ja auch noch darin, dass<br />
Sie Mitglied im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat sind.<br />
Oster: Richtig, in diesem Aufsichts- und<br />
Kontrollgremium arbeite ich mit, bin aber<br />
auch sonst in den Informationsfluss eingebunden.<br />
Ich kann so zuweilen auf der<br />
Schiene des vertraulichen Gesprächs Dinge<br />
kanalisieren oder Menschen zueinander<br />
bringen, wenn Handlungsbedarf ist.<br />
franziskus-bote: Ein Superior alten <strong>St</strong>ils<br />
wäre heutzutage angesichts der Aufgabenfelder<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wahrscheinlich auch<br />
überfordert?<br />
Oster: Ich war ja, bevor ich hierher kam,<br />
neun Jahre in Ravensburg an einem Klinikum<br />
der Franziskanerinnen von Reute<br />
und merkte schon da, wie alle sozialen Einrichtungen<br />
eine unheimliche Differenziert-<br />
Der Generalrat des Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> tagt gemeinsam mit Superior Oster und den Schwestern (von<br />
links) Agnes Löber, Christiane Keil, Johannella Schönberger und Generaloberin Sr. Judith Kaupp.<br />
20 franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Lebendige Hoffnung<br />
20<strong>07</strong>