studium Recyclingpapier: Die bessere Wahl Eigentlich spricht alles für Recyclingpapier. Und doch geht der Gebrauch an der Universität zurück. Eine Kampagne für Recyclingpapier soll das ändern ünfundvierzig Millionen Blatt Papier F pro Jahr verbraucht die Universität Hamburg (ohne UKE), rund zwei Drittel davon sind blütenweiß. Alarmierend fand der Arbeitskreis Energie und Umwelt (AKEU) der Universität Hamburg diese mühsam recherchierten Zahlen. Klagen von streikenden Geräten, staubenden Papieren und imageschädigendem Grau will der AKEU nun mit Informationen und konkreter Hilfestellung begegnen. So sollen an empfindlichen Hochleistungsdruckern und Kopierern zertifizierte Recyclingpapiere getestet werden und eine Plakatkampagne auf dem Uni-Campus für das umweltschonende Papier werben. Denn eins ist sicher: Die Zeiten, in denen Recyclingpapier tatsächlich Drucker lahm legte, sind längst vorbei. Der schlechte Ruf aber hält sich bis heute. Gefühlte Probleme sind manchmal eben hartnäckiger als reale. Altpapier zur Papierherstellung nutzen, das bedeutet: Es wird deutlich weniger Energie und Frischwasser verbraucht, das Abwasser wird weniger belastet, die Luft bleibt sauberer, die Gewässer und Böden versauern weniger und die Gefahr von Sommersmog wird verringert. Es verursacht sogar weniger Lärm. Recycling-Quote noch steigerungsfähig Zugegeben, Deutschland steht an der Weltspitze, wenn es um Altpapier geht. Die Recycling-Quote beträgt hier 60 Prozent, weltweit liegt sie bei 47 Prozent. Die Deutschen lesen Zeitung aus Recyclingpapier, und viele putzen sich auch die Nase mit Recyclingpapier. Doch die Büro- und Geschäftspapiere, die Schulhefte und die Kopierpapiere sind nach wie vor überwiegend aus Frischfasern und somit makellos weiß. Wenn die so genannten grafischen Papiere ein bisschen weniger weiß sein dürften, dann ließe sich die Recycling-Quote auf 70 bis 75 Prozent steigern. Imagegewinn statt Kopierkatastrophen Recyclingpapier tut’s auch. Das beweisen seit Jahren Großunternehmen wie der OTTO-Versand, Karstadt, OBI, SONY, die Deutsche Telekom oder die Lufthansa. Sie alle haben den internen Verbrauch komplett auf Recycling umgestellt – ohne Kopierkatastrophen, dafür aber mit Imagegewinn. Den hat auch die Hochschule Zittau/Görlitz gespürt, als sie im vergangenen Jahr für die komplette interne Umstellung auf Recyclingpapier den Zukunftspreis Büropapier der Initiative Pro Recycling erhielt. „Der Einsatz von Recyclingpapier gehört bei uns zur Hochschulpolitik“, sagt Hochschulkanzler Dr. Peter Reinhold. Gute Erfahrung im Fachbereich Chemie An der Universität Hamburg ist es bis dahin noch ein weiter Weg. Die Fachbereiche beantworten die Papierfrage gegenwärtig sehr unterschiedlich. Während zum Beispiel der Fachbereich Physik bisher ausschließlich Frischfaserpapier nutzt, die Sozialwissenschaftler von Recyclingpapier zum weißen Papier zurückgekehrt sind, bleibt der Fachbereich Chemie seit Jahren konsequent. Es sei einmal entschieden worden, seither werde nur noch Recyclingpapier eingekauft. Anfängliches Murren habe sich schnell gelegt. Ebenso wie Druckerprobleme. Wer dennoch weißes Papier möchte, muss darum bitten. Das Motiv der Chemiker: „Wir können etwas für die Umwelt tun, also sollten wir etwas tun.“ So einfach kann es sein. Tipps für den Papierwechsel Papierhändler: Beim Papierkauf auf den Blauen Engel achten. Er garantiert höchste Umweltstandards und die Erfüllung aller technischen Normen für Drucker und Kopierer. Copyshops: Recyclingpapier verlangen. Fast alle Copyshops in Uni-Nähe verwenden Recyclingpapier, die meisten aber nur auf Nachfrage. Beim Schanzenblitz sind sogar zwei, beim Friedensblitz ein Kopierer ständig mit Recyclingpapier bestückt. Vorsicht: Einige wenige Copyshops verlangen mehr Geld für Recyclingpapier. Dann: Copyshop wechseln. Hochschule: Hausarbeiten, Referate und Abschlussarbeiten auf Recyclingpapier abgeben. Nicht der Weißegrad entscheidet über die Note, sondern der Gütegrad. Umgekehrt: Seminarunterlagen auf Recyclingpapier verlangen. Text_ Gerlinde Geffers 18 yousee NR_2_2003
studium Foto: Büro für Gestaltung Helga Albrecht Unterstützt die Recycling-Kampagne: AStA-Sprecherin Doris Wittek NR_2_2003 yousee 19