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Neue „Spielregeln“ für studentische Hilfskräfte

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lickpunkt<br />

Der Tunnel für den TESLA-Linearcollider beginnt auf dem<br />

DESY-Gelände in Bahrenfeld und endet in Westerhorn.<br />

Der Tunnel für die Anlage ist eine Betonröhre<br />

und verläuft 10–30 m unter der Erde.<br />

Fotos und Grafiken: DESY<br />

warten die Physiker auf die intensiven ultraschnellen<br />

Blitze der TESLA-Laser, denn einige<br />

Eigenschaften der Cluster können damit erstmals<br />

untersucht werden. Ein erstes Experiment<br />

ist bereits bei DESY an dem Test-FEL erfolgreich<br />

gelaufen. Dabei untersuchten die<br />

Forscher auch die Wechselwirkung von intensiver<br />

Strahlung mit Clustern auf extrem kurzen<br />

Zeitskalen. „Wir benutzen Edelgas-Cluster als<br />

Modellsubstanzen, um grundlegende Vorgänge<br />

zu verstehen, die für die spätere Erforschung<br />

von Materie bei extremen Temperaturen und<br />

Dichten, technologisch interessanten Werkstoffen<br />

oder medizinisch wichtigen Biomolekülen<br />

mit den Röntgenwellenlängen von 6 bis<br />

0,1 Nanometer relevant sind“, schwärmt Bernd<br />

Sonntag, Professor am Institut für Experimentalphysik.<br />

Diese Experimente werden fortgesetzt,<br />

wenn 2004 der VUV-FEL seinen Betrieb<br />

aufnimmt.<br />

Chemie: das Filmen<br />

einer Reaktion<br />

In der Femtochemie jonglieren die Forscher<br />

mit winzigen Bruchteilen von Sekunden, um<br />

den Ablauf chemischer Reaktionen zu verfolgen.<br />

„Femto“ bedeutet Billiardstel und Femtosekunden<br />

sind die zeitliche Größenordnung, in<br />

der Veränderungen auf atomarer Ebene ablaufen,<br />

wenn zwei Moleküle miteinander reagieren.<br />

Ultraschnelle Laser fungieren dabei als<br />

„Kameras“, die mit Belichtungszeiten im Bereich<br />

von Femtosekunden Momentaufnahmen<br />

von Molekülanordnungen machen, die sich<br />

während einer chemischen Reaktion bilden –<br />

in Serie ergibt das einen Film des Reaktionsablaufs.<br />

Die TESLA-Röntgenlaser könnten solche<br />

Filme mit bislang unerreichter Detailtreue und Zeitauflösung aufnehmen,<br />

wobei die reagierenden Moleküle mit atomarer räumlicher<br />

Auflösung abgebildet werden. Die Ergebnisse können zum Beispiel in<br />

der Photovoltaik und in Brennstoff- oder Solarzellen Anwendung finden.<br />

Strukturbiologie:<br />

der tiefe Blick ins Biomolekül<br />

Mit dem intensiven Röntgenlicht aus heutigen Synchrotronstrahlungsquellen<br />

lässt sich die Struktur von Biomolekülen schon im Detail<br />

analysieren. Voraussetzung ist aber, dass aus möglichst vielen der normalerweise<br />

in Wasser gelösten Moleküle ein fester Kristall „gezüchtet“<br />

werden kann. Dies ist allerdings nur bei etwa der Hälfte aller biologisch<br />

relevanten Substanzen möglich. Die TESLA-Röntgenlaser eröffnen<br />

völlig neue Möglichkeiten, um biologische Strukturen mit atomarer<br />

Auflösung zu entschlüsseln – ohne den Umweg über die Kristallisation.<br />

Denn die Röntgenlaserblitze sind so intensiv, dass Bilder von einem<br />

einzelnen Molekül erzeugt werden. Auf diese Weise werden die Wissenschaftler<br />

zum Beispiel einzelne Viruspartikel im atomaren Detail<br />

abbilden und mit den ultrakurzen Röntgenblitzen Bewegungen von<br />

Molekülen zeitaufgelöst verfolgen können. Solche neuen Einsichten,<br />

beispielsweise in den molekularen Ablauf von Infektionen, bilden auch<br />

eine wichtige Grundlage, um neue Medikamente zu entwickeln.<br />

„Bisher untersuchen wir mit Synchrotronstrahlung sehr erfolgreich<br />

die elektronischen und strukturellen Eigenschaften von Materie im<br />

Gleichgewichtszustand. Nun warten wir gespannt auf die neuen Untersuchungsmöglichkeiten<br />

von dynamischen Prozessen bei der Bildung<br />

von Materie. Dafür liefern Freie-Elektronen-Laser Röntgenstrahlung<br />

der richtigen Wellenlänge und Zeitstruktur“, erklärt Jochen Schneider,<br />

DESY-Forschungsdirektor für Synchrotronstrahlung und Professor im<br />

Fachbereich Physik. „Durch die Verbindung der besonderen Eigenschaften<br />

eines Röntgenlasers wird für die Forscher, die bisher getrennte<br />

Wege gingen, auch eine neue Plattform für interdisziplinäre<br />

Wechselwirkungen und Synergien geschaffen. Ich bin sicher, dass viele<br />

Einrichtungen der Universität Hamburg diese faszinierenden, in der<br />

Welt einmaligen Möglichkeiten in ihre Forschungsaktivitäten, aber<br />

auch in die Lehre aufnehmen werden. Wir alle zusammen gehen aufregenden<br />

Zeiten entgegen!“<br />

Text_ Petra Folkerts, DESY<br />

NR_2_2003 yousee 25

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