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Neue „Spielregeln“ für studentische Hilfskräfte

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hochschulsport<br />

Kentern, ohne<br />

nass zu werden<br />

Dr. Andreas Hebbel-Seeger hat eine interaktive Simulation<br />

zur Sportart Segeln entwickelt, die bei einem internationalen<br />

Wettbewerb ausgezeichnet wurde<br />

er Coach versucht noch zu helfen:<br />

„Sie segeln zu hoch am Wind,<br />

D<br />

fallen Sie ab, fieren Sie die Schot!“ Doch<br />

zu spät. Der starke Wind und die falsche<br />

Reaktion des Schülers haben die<br />

Jolle bereits zum Kentern gebracht.<br />

Der Segler liegt im Wasser. Ein Entenküken<br />

schwimmt vorbei und schaut belustigt<br />

zu. Doch keine Angst! In den<br />

Gewässern von www.e-toern.de reicht<br />

ein Mausklick, um den Schiffbrüchigen<br />

wieder ins trockene Boot zu befördern.<br />

Hinter dieser virtuellen Realität<br />

steckt Dr. Andreas Hebbel-Seeger. Der<br />

Fachleiter für Wassersport am Fachbereich<br />

Sportwissenschaft hat den e-törn<br />

als Ergänzung zur praktischen Segelausbildung<br />

konzipiert und legt Wert<br />

darauf, dass es sich hierbei nicht um<br />

Segelnlernen am PC handelt: „Es ist<br />

vielmehr der Versuch, Zusatzelemente<br />

in die Präsenzlehre zu integrieren.“<br />

Anfängerprobleme<br />

Beim Segeln ist die Komplexität der<br />

Lernsituationen sehr groß. Die drei<br />

Möglichkeiten, das Boot zu beeinflussen<br />

(Segelstellung, Pinne, Crew-Gewicht)<br />

und ihr Zusammenwirken sollen<br />

erprobt werden. Hebbel-Seeger:<br />

„Am Anfang wird den Steuerelementen<br />

immer nur eine Funktion zugeordnet:<br />

Die Pinne ist fürs Steuern da, die<br />

Verlagerung des Körpergewichts bewahrt<br />

das Boot vorm Kentern und<br />

durch das Bewegen der Schot verändert<br />

sich die Segelstellung und damit<br />

die Geschwindigkeit. Für die Qualität<br />

der Segelfertigkeit ist es entscheidend<br />

zu realisieren, dass jedes Steuerelement<br />

mehrere Funktionen hat.“ Hebbel-Seegers<br />

Lieblingsbeispiel aus der<br />

Lehre ist das Steuern mit Gewicht. Auf<br />

der Alster stellt er die Aufgabe, das<br />

Boot bei festgebundener Schot und<br />

Pinne nur mit dem Körpergewicht zu steuern.<br />

„Wenn es funktioniert, sind die Studierenden<br />

immer ganz begeistert. Doch zurück an Land<br />

fragen sie sich oft: Wie war das eigentlich?<br />

Wenn ich das Gewicht nach rechts verlagere,<br />

fährt das Boot dann nach links oder rechts?“<br />

Individuelle Einstellungen<br />

Genau hier setzt e-törn an. Der Schüler hat die<br />

Chance, zuhause alles noch einmal in Ruhe<br />

nachzuvollziehen und Situationen zu einzuüben,<br />

bei denen er in der Praxis überfordert<br />

war. Hierbei sind individuelle Einstellungen<br />

gefragt: So kann der Nutzer z. B. Situationsparameter<br />

wie Windstärke, Segelfläche und Körpergewicht<br />

verändern. Geschwindigkeit und<br />

Krängung (Schräglage) werden angezeigt.<br />

Preisgekrönt einfach<br />

Gerade einmal 380 Kilobyte ist die Anwendung<br />

groß und kann daher auch mit dem kleinsten<br />

analogen Modem bequem in zwei Minuten geladen<br />

werden. Auf fotorealistische 3D-Grafik<br />

und Meeresrauschen in Surround-Qualität hat<br />

Hebbel-Seeger absichtlich verzichtet: „Mir war<br />

am wichtigsten, dass wirklich jeder auf diese<br />

Lernhilfe frei und kostenlos zugreifen kann –<br />

unabhängig von Ort, Zeit und Qualität der<br />

Hardware.“ Die Optik hat darunter nicht gelitten.<br />

Zusammen mit einer Grafikerin hat er eine<br />

ansprechende Flash-Animation realisiert.<br />

Seit Anfang Februar ist e-törn preisgekrönt.<br />

In der Kategorie „Research“ (Forschung) gewann<br />

Hebbel-Seeger den ispo-TUM Academic<br />

Challenge Award, einen erstmals von der internationalen<br />

Sportartikelmesse (ispo) und der<br />

Technischen Universität München ausgeschriebenen<br />

Wettbewerb. Sicher auch ein Ansporn,<br />

an weiteren multimedialen Lernhilfen<br />

zu arbeiten. Im laufenden Sommersemester<br />

wird nun erst einmal mit Studierenden der<br />

Fachhochschule Wedel an einer weiteren Optimierung<br />

von e-törn gefeilt. Und Studierende<br />

der Sportwissenschaft können kentern, ohne<br />

nass zu werden.<br />

Text_ Dr. Broder-Jürgen Trede<br />

Einfach effizient:<br />

Die Anwendung verzichtet<br />

auf Effekte<br />

wie Sound und fotorealistische<br />

3D-<br />

Grafiken und sieht<br />

trotzdem gut aus.<br />

Info:<br />

Weitere Informationen<br />

zu e-törn erteilt: Dr. Andreas<br />

Hebbel-Seeger,<br />

FB Sportwissenschaft.<br />

E-Mail: hebbel-seeger@uni-hamburg.de,<br />

Internet:<br />

www.e-toern.de<br />

Abbildungen: Andreas Hebbel-Seeger<br />

64 yousee NR_2_2003

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