Aus der Klinik für Herzchirurgie - Universität zu Lübeck
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4 Diskussion<br />
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Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Modifikationen dieser beiden Techniken [71], wie<br />
beispielsweise verschiedene Abwandlungen <strong>der</strong> Reimplantationstechnik durch David<br />
selber [24,25,29,71], Prothesen mit dehnbaren Sinuseinsätzen von verschiedenen Autoren<br />
[76,77,78,101,111] sowie beispielsweise eine Technik aus dem Jahr 2007, vorgestellt von<br />
Rama und Kollegen, bei <strong>der</strong> es sich um eine Mischung aus Remodeling- und<br />
Reimplantations-Technik handelt [81].<br />
Um sich die Bedeutung des grundsätzlichen Unterschieds zwischen Remodeling- und<br />
Reimplantations-Technik klar <strong>zu</strong> machen, ist es hilfreich, sich die beson<strong>der</strong>e Physiologie<br />
<strong>der</strong> Aortenwurzel vor Augen <strong>zu</strong> führen.<br />
In den letzten Jahrzehnten wurde die Physiologie des Aortenklappenapparates mehr und<br />
mehr untersucht und beschrieben. Es wird deutlich, dass die Aortenwurzel in ihrer<br />
Gesamtheit <strong>zu</strong> betrachten ist. Nicht allein die Klappentaschen, vielmehr <strong>der</strong> gesamte<br />
Komplex aus Klappen, Sinus und Kommissuren ermöglichen eine optimale Funktion <strong>der</strong><br />
Aortenklappe.<br />
Allerdings ist dies kein wirklich neues Wissen. Schon Leonardo da Vinci (1452-1519)<br />
wusste um die Bedeutung dieser Strukturen <strong>für</strong> den Schluss <strong>der</strong> Taschenklappen. Er<br />
beschrieb, dass ein Teil des vom Ventrikel ausgestoßenen Blutes in die Sinus <strong>zu</strong>rückströmt<br />
und die Taschenklappen noch während <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>wurfphase aufeinan<strong>der</strong> <strong>zu</strong>führt [84]. 1968<br />
gelang es Bellhouse und Bellhouse den Einfluss dieser Strömungen auf den Klappenschluss<br />
und die Durchblutung <strong>der</strong> Koronarien dar<strong>zu</strong>stellen [7,8]. Ihren Erkenntnissen nach<br />
sorgen die Blutwirbel in den Sinus während <strong>der</strong> Systole da<strong>für</strong>, dass die Koronarostien<br />
offen gehalten werden, und helfen <strong>zu</strong>m Ende <strong>der</strong> Systole beim Klappenschluss, indem sie<br />
bewirken, dass sich die Taschenklappen noch während <strong>der</strong> Systole einan<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />
annähern [7]. Im Jahr 1976 beschrieb R. Brewer eine Zunahme des Aortenwurzeldurchmessers<br />
während des Herzyklus und sah im Fehlen dieses Dehnungsverhaltens bei<br />
Klappenprothesen eine mögliche Begründung <strong>für</strong> <strong>der</strong>en begrenzte Haltbarkeit [14].<br />
Thubrikar konnte 1977 ebenfalls eine Expansion <strong>der</strong> Aortenwurzel während <strong>der</strong> Systole<br />
beobachten und damit Brewers Ergebnisse bestätigen [98]. Zudem zeigte er später die<br />
Notwendigkeit intakter Sinus <strong>für</strong> die Stressbewältigung <strong>der</strong> Klappe auf [99]. Gemeinsam<br />
mit Robicsek betonte er in einer weiteren Arbeit die Gefahr einer frühzeitigen Klappendegeneration<br />
bei einem Elastizitätsverlust <strong>der</strong> Aortenwurzel [85].<br />
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