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Obersee Oberschwaben Rheintal - Die Köche

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Ein Nachruf von Thomas Kraus<br />

Mein Chef, Albert Bouley ist tot<br />

Er war einer der ganz Großen<br />

Albert Bouley zählt zu den unvergessenen<br />

Köchen der Region. Unzählige Gourmets<br />

pilgerten nach <strong>Oberschwaben</strong> in<br />

sein „Waldhorn“ in Ravensburg. Er setzte<br />

sich immer für Kollegen ein, die sich<br />

als ordentliche Handwerker dem Genuss<br />

verschrieben hatten. Von Anbeginn unterstützte<br />

er unser Magazin DIE KÖCHE<br />

– <strong>Obersee</strong>, <strong>Oberschwaben</strong>. Wir sind stolz<br />

ihn in unseren Reihen gehabt zu haben.<br />

Thomas Kraus, heutiger Küchenchef im<br />

Hotel „Schachener Hof“ in Lindau, hatte<br />

einst bei ihm gelernt. Ihm zu Ehren hat<br />

er einen ganz persönlichen Nachruf geschrieben:<br />

Mein Chef ist gestorben, Albert Bouley. Viel<br />

zu früh, nur 10 Jahre älter als ich. Der Mann,<br />

der in mir die Liebe zum Beruf Koch erweckte.<br />

Der mir sehr viel Wissen und Können mit auf<br />

meinen Weg gab. Der Koch, der schon in den<br />

70ern, als Deutschland noch von Dosen lebte,<br />

nur Frisches verkochte. Der Künstler, für den<br />

Kochen eigentlich alles war.<br />

Beim Kochen denke ich immer noch viel an ihn<br />

und an die Lehrzeit. 1975 fingen wir zusammen<br />

im Waldhorn an. Albert Bouley als neuer<br />

Küchenchef und ich als einer seiner ersten<br />

Azubis. Das waren natürlich keine „Herrenjahre“,<br />

wie der alte Spruch schon kund tut.<br />

Doch es war eine bedeutende, für die Küchenwelt<br />

schon fast geschichtsträchtige Zeit. Ein<br />

Umbruch, von der Dosen- zur Frischeküche.<br />

Vom Essen zum Genießen.<br />

Frische Ware aus Frankreich zu besorgen,<br />

manchmal schon fast abenteuerlich. An Autobahnraststätten<br />

auf Kollegen mit Ware nach<br />

München warten, zu nächtlicher Zeit. In der<br />

Berufsschule Bad Überkingen hatten wir die<br />

Nasen vorne. Seezungen filieren konnten wir<br />

schon.<br />

Sehr ruhig war er. Und voller neuer Ideen. Fast<br />

jeden Tag. Auch das war anstrengend.<br />

Natürlich wieder sehr lehrreich. Auch seine<br />

Art, manchmal ein bisschen übers Ziel hinauszuschießen,<br />

aber am Ende einfach nur genial<br />

zu sein. Wenn der Chef sagt, wir müssen<br />

frischer kochen und zum Martinstag müssen<br />

lebendige Gänse geliefert werden, dann sind<br />

das Herausforderungen, Erfahrungen für das<br />

ganze Leben. Wir haben geschlachtet, gerupft<br />

und ausgenommen. So konnte man das am<br />

Ende auch. Wenn mal das Baguette ausgeht,<br />

kann man das doch auch selber machen!<br />

Ich durfte es lernen.<br />

Dafür bin ich dankbar und auch ein bisschen<br />

stolz!<br />

Er wird mir unvergessen bleiben.<br />

Thomas Kraus<br />

oben links: Albert Boley, immer mit Krawatte in der Küche<br />

oben rechts: Thomas Kraus, der Autor in seinem ersten Lehrjahr mit Albert Boley

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