tgw frühjahr 2013.qxd - Tagwerk

PORTRAIT
Vanessa Mages und Michael v. Hofacker
Milchschafhof in Perlesham
Vanessa Mages und Michael v. Hofacker
Wer in der TAGWERK-Region
wohnt, kennt die Ortsnamenendung
„-ham“ und weiß, dass
es nicht nur Inzlham, Aspertsham
oder Wurmsham gibt,
sondern dass so ziemlich jeder
zweite Weiler dieses alte „-heim“
im Namen trägt. Und weil Ortsnamen
immer Erwartungen
wecken, hat Vanessa uns schon
vorgewarnt, dass das „Heim der
Perle“ an diesem nieseligen
Dezembertag womöglich nicht
seinen größten Glanz verstrahlt.
Und tatsächlich: Aus dem gerade komplett
entkernten Wohnhausflügel des
Dreiseithofs fahren zwei junge Männer auf
Schubkarren Bauschutt auf einen Hänger,
der im Hof neben zwei großen Containern
im Schlamm steht.
Zudem ist es die Ausmistwoche, die wir
uns für den Besuch auf dem Milchschafhof
von Michael von Hofacker und Vanessa
Mages in Perlesham, südlich von Oberbergkirchen
(Lkr. Mühldorf), ausgesucht haben.
Doch das schadet nichts. Im Gegenteil. Im
Schafstall können wir, wie Geologen an
einem Aufschluss, die erste Besonderheit
bewundern: den Tretmistboden. Ca.
60 cm ist die Schicht aus Mist und Stroh,
die sich im Lauf eines Jahres angesammelt
hat. Unsichtbar die Präparate,
die in einem echten Demeter-Betrieb
natürlich nicht fehlen dürfen. Alle zwei
Monate werden sie in die Mistmatte
eingebracht: Brennnessel, Eichenrinde,
Löwenzahn, Schafgarbe und Kamille.
Den Mist verfrachtet Michael jetzt mit
dem Radlader in die Container, worin er
dann als Dünger auf die gepachteten Wiesen
gebracht wird. Das Ausmisten geschieht im
Winter, wenn die Schafe trocken stehen.
Überhaupt diese Schafe! Sie bestimmen
den Zyklus. Ab Mitte August sind sie fruchtbar,
ab September laufen die zwei Böcke auf
der Weide mit und nun sind sie also trächtig.
Für Vanessa ein Startschuss: „Jetzt noch ausmisten
und dann schnell in den Urlaub! Ab
Mitte Februar kommen ja schon wieder die
Lämmer.“
Und jetzt drängen sich von draußen die
ersten Mutterschafe neugierig ans Tor, das in
den Stall führt. 70 Ostfriesische Milchschafe,
die gängige Milchschafrasse in Deutschland.
Zweimal täglich werden sie gemolken, 24
Melkplätze stehen zur Verfügung. Zweimal
pro Woche wird die Milch in die Käserei der
Lebensgemeinschaft Höhenberg geliefert. In
acht Monaten etwa 300 Liter pro Schaf.
Das Käsen mit Schafmilch
muss erst gelernt sein!
Die Beziehung zu Höhenberg besteht seit
2005. Dort ist anfangs zwar ein wenig geflucht
worden, weil das Käsen mit der Schafmilch
und ihren bis zu 7% Fett erst gelernt
Portrait | 6