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LEUCHTTURM

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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />

Nr. 119<br />

30. Juni 2014<br />

36. Jhrg.<br />

Es gibt zahlreiche<br />

Untersuchungen,<br />

die belegen, dass<br />

Lehrerinnen und<br />

Lehrer bedeutend<br />

länger arbeiten als<br />

40 Stunden pro Woche,<br />

dass sie durch<br />

die sich verändernde<br />

Schülerschaft heute<br />

immer öfter als SozialarbeiterInnen<br />

gefragt<br />

sind denn als<br />

PädagogInnen, dass<br />

immer neue Lehrpläne<br />

und Verwaltungsvorschriften<br />

sowie<br />

Schulreformen<br />

ein Ausmaß angenommen<br />

haben, das<br />

sich in keiner Arbeitszeitverordnung angemessen niederschlägt, dass nur ein relativ sehr kleiner Prozentsatz<br />

das Pensionsalter bei guter Gesundheit erreicht, aber wie vor 20 Jahren reagieren Landesregierungen<br />

unangemessen. Wenn wir nicht beginnen uns zu wehren, bewerfen die Schülerinnen und Schüler uns mit<br />

Recht mit Spott und anderen Dingen - wie damals.<br />

Rolf Meyer<br />

1993<br />

Eine kleine<br />

Nachlese der<br />

Protest-Aktion<br />

„5 vor 12“ auf den<br />

Seiten 9 bis 20


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

2<br />

Kreisverband Aurich<br />

Annette Weßling- Brandt, Dicke Bült 10, 26624 SBL; Tel. 04934/1562 Südbrookmerland, 27. 5. 2014<br />

Ralf Dittmer<br />

Einladung zur Vertrauensleute- und Personalrätekonferenz<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

hiermit laden wir euch herzlich ein zu unserer Vertrauensleute- und Personalrätekonferenz<br />

Donnerstag, 10. 7. 2014, Beginn:10.00 Uhr<br />

im Seminarhotel Aurich, Grüner Weg<br />

Vorschlag zur Tagesordnung:<br />

1. Begrüßung<br />

2. Aktuelle Probleme in der Schule<br />

3. Informationen zum Gutachten zur Schulentwicklung des Landkreises<br />

4. Verschiedenes<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ralf Dittmer/ Annette Weßling-Brandt<br />

Die Durchführung der Veranstaltung ist von der Landesschulbehörde, Abteilung Osnabrück, pauschal genehmigt.<br />

Die Mitglieder der Schulpersonalräte beantragen die Beurlaubung nach §40 Nds PersVG bei der Landesschulbehörde.<br />

GEW-Vertrauensleute beantragen Sonderurlaub für gewerkschaftliche Zwecke nach der 2. Unterrichtsstunde bei der<br />

Schulleitung. Es dürfen keine Fahrtkosten bei der Dienststelle/Landes-schulbehörde beantragt werden.<br />

Bitte melde dich bis zum 2.7. 2014 bei uns telefonisch oder per e-mail : annette.gew-aurich@ewe.net an, damit wir<br />

rechtzeitig die Räumlichkeiten und das Mittagessen organisieren können.<br />

Redaktion Leuchtturm Redaktionsschluss: 22.06.2014<br />

KV Wittmund www.GEW-wittmund.de<br />

Ronald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.de<br />

Jürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 Wittmund Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.de<br />

KV Jever www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htm<br />

Fridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.de<br />

Klaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.de<br />

KV Aurich www.aurich.gewweseremsde<br />

Ralf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.de<br />

Franz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 fkampers@ewetel.net<br />

KV Norden<br />

Herbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 Osteel Tel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.net<br />

Anette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette-hillen@web.de<br />

KV Emden www.GEW-emd.de<br />

Dr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.de<br />

Gerd de Beer Graf-Edzard-Str. 20 26721 Emden Tel. 04921-29778 hans-gerd-de-beer@t-online.de<br />

KV Wilhelmshaven<br />

Friedrich Fischer Fedderwarder Str. 124 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 502119 magfish@gmx.de<br />

Wolfgang Niemann-Fuhlbohm Güstrower Str. 3c 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 87117 wolfgang.nif@gmx.de<br />

Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Nr. 119 / 36. Jahrgang vom 30.06.2014<br />

LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />

verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />

Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />

Druck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund


3 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Käpt’n Blaubär und die Lesenester<br />

ein gele(e)hrter Sketsch über’s Lesenlernen<br />

Käpt’n Blaubär und die drei<br />

Gummibärchen treten auf.<br />

Enkel 1: Mensch Opa, du siehst<br />

aber blass aus! Haben dir<br />

die Klassenfahrten mit den<br />

Gymnasiasten keinen Spaß<br />

gemacht?<br />

Blaubär: Spaß ist vielleicht nicht<br />

das richtige Wort.<br />

Enkel 2: Was war denn los,<br />

Opa?<br />

Blaubär: Nun, ihr müsst ja in<br />

eurem Alter noch nicht<br />

alles wissen, was Jugendliche<br />

in der Nacht so treiben.<br />

Nur so viel: Ich habe<br />

mehrere Wochen lang<br />

kaum ein Auge zu getan.<br />

Enkel 3: Armer Opa! Und was<br />

macht dein Job als Effidingsda-Experte?<br />

Blaubär: Ihr meint als Effizienzexperte<br />

für das niedersächsische<br />

Schulwesen?<br />

Enkel 1: Ja genau.<br />

Blaubär: Ich glaube, dass ich da<br />

ein paar bahnbrechende<br />

Ideen entwickelt habe, um<br />

für die Regierung viel Geld<br />

zu sparen.<br />

Enkel 2: Reicht es denn nicht,<br />

dass die Gymnasiallehrer<br />

mehr arbeiten müssen?<br />

Blaubär: Wo denkt ihr hin?<br />

Niedersachsen ist immer<br />

noch so arm wie eine<br />

Schiffsratte.<br />

Enkel 3: Und was hast du dir da<br />

so ausgedacht, Opa?<br />

Blaubär: Tja, ich habe endlich<br />

einen Weg gefunden, wie<br />

man bei den Grundschulen<br />

sparen kann. Die verschlingen<br />

schließlich das meiste<br />

Geld.<br />

Enkel 1: Aber du hast doch<br />

selbst gesagt, dass die<br />

Grundschullehrer nicht<br />

noch mehr arbeiten können.<br />

Blaubär: Das ist schon richtig.<br />

Aber der Trick ist der: Ich<br />

werde dort ganz viele<br />

Lehrkräfte einsparen.<br />

Enkel 2: Ganz viele Lehrkräfte?<br />

Blaubär: Ja, ganz viele Lehrkräfte<br />

und zwar solche, die man<br />

mit Doppel-E schreiben<br />

sollte.<br />

Enkel 3: Das ist jetzt aber<br />

ziemlich gemein, Opa.<br />

Unsere Lehrer sind alle<br />

wirklich gut.<br />

Blaubär: So meint ihr?<br />

alle: Ja, das meinen wir!<br />

Blaubär: Dann sagt mir mal, ob<br />

ihr wisst, was ein Lesenest<br />

ist.<br />

Enkel 1: Ein Lesenest ist so eine<br />

Stelle, bei der Kinder<br />

nachmittags lesen üben.<br />

Blaubär: Und welche Kinder<br />

gehen dort hin, ihr<br />

kleinen Schlaumeier?<br />

Enkel 2: Die Kinder, die Schwierigkeiten<br />

beim Lesen haben,<br />

natürlich.<br />

Blaubär: Natürlich sagt ihr,<br />

natürlich? Wenn ihr mich<br />

fragt, ich finde das ziemlich<br />

unnatürlich. Wenn die<br />

Grundschullehrer ihr Geld<br />

wert wären, dann bräuchte<br />

man doch auch keine<br />

Lesenester.<br />

Enkel 3: Aber Opa, manche<br />

Kinder lernen nun mal<br />

ganz langsam.<br />

Blaubär: Ihr habt eben einfach<br />

keine Ahnung, ihr kleinen<br />

Döspaddel. Die Grundschullehrer<br />

in Niedersachsen<br />

sind einfach zu schlecht<br />

ausgebildet.<br />

Enkel 1: Woher weißt du das,<br />

Opa?<br />

Blaubär: Na, aus der Zeitung.<br />

Die solltet ihr vielleicht<br />

auch mal lesen, statt immer<br />

nur Fernsehen zu gucken<br />

und zu googeln!<br />

Enkel 2: Aus der Zeitung weißt<br />

du das?<br />

Blaubär: Ja, aus der sogenannten<br />

Lokalpresse. Gott sei Dank<br />

gibt es die noch! Da war<br />

nämlich vor einiger Zeit so<br />

ein Artikel darüber, und da<br />

wurde das Problem genau<br />

benannt. In Niedersachsen<br />

studieren die angehenden<br />

Lehrer nicht vier Fächer<br />

wie in z.B. in Bayern,<br />

sondern nur zwei, und<br />

deshalb haben sie keine<br />

Ahnung vom Leseunterricht.<br />

Enkel 2: Und deshalb brauchen<br />

die in Bayern keine<br />

Lesenester?<br />

Blaubär: Genau so ist es!<br />

Enkel 3: Und wie willst du nun<br />

die vielen Lehrer einsparen?<br />

Die werden doch<br />

trotzdem dringend benötigt.<br />

Blaubär: Eben nicht! Ich werde<br />

den Erstleseunterricht komplett<br />

an die Lesenester<br />

abgeben, die können das<br />

sowieso viel besser und<br />

außerdem machen die das<br />

ehrenamtlich und völlig<br />

kostenlos.<br />

Hein Blöd: Käpt’n, da ist mal<br />

wieder ein Brief für Sie.<br />

Von einer Frau Hantelmann<br />

oder so ähnlich.<br />

Blaubär: Könnte es vielleicht<br />

eine Frau Hannemann<br />

sein?<br />

Hein Blöd: Äh, ja richtig,<br />

Hannemann.<br />

Blaubär: Da bin ich aber<br />

gespannt. Was schreibt die<br />

denn?<br />

Hein Blöd: Sehr geehrter Herr<br />

Blaubär! Ich habe aus der<br />

örtlichen Presse, erfahren, dass<br />

Sie vorhaben, den kompletten<br />

Erstleseunterricht an die sehr<br />

erfolgreich arbeitenden Lesenester<br />

zu delegieren. Da es uns in<br />

Ermangelung ausreichend vorgebildeter<br />

Fachleiter und Fachleiterinnen<br />

in Niedersachsen immer<br />

weniger gelingt, die jungen<br />

Referendare und Referendare auf<br />

diesem Gebiet hinreichend zu<br />

qualifizieren, möchte ich Sie<br />

bitten, zu prüfen, ob nicht die<br />

Lesenester auch die Ausbildung<br />

unseres Lehrernachwuchses auf<br />

ehrenamtlicher Basis übernehmen<br />

könnten. Mit freundlichen<br />

Grüßen, Ihre Elfriede Hannemann,<br />

Leiterin des Studienseminares Aurich<br />

Heinrich<br />

Herlyn


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

4<br />

Prof. Dr. Carsten Müller (Hochschule Emden/Leer)<br />

anlässlich des Arbeitnehmerinnenempfanges der Stadt Emden am 28.04.2014<br />

Es rettet uns kein höh’res Wesen,<br />

kein Gott, kein Kaiser noch Tribun.<br />

Uns aus dem Elend zu erlösen,<br />

können wir nur selber tun!<br />

aus: Die Internationale (E. Luckhardt, 1910)<br />

Sehr geehrte Damen und<br />

Herren,<br />

geschätzte Kolleginnen und<br />

Kollegen.<br />

Aus Anlass des kommenden<br />

„Tages der Arbeit“ besteht in<br />

Emden die Tradition, dass der<br />

Oberbürgermeister der Stadt im<br />

Namen von Rat und Verwaltung<br />

den DGB, die ortsansässigen<br />

Einzelgewerkschaften und ihre<br />

Vertreter_innen zu einem „Gedankenaustausch“<br />

einlädt. Ich<br />

möchte mich herzlich für die<br />

Einladung bedanken, hier im<br />

Namen des DGB sprechen zu<br />

dürfen. Ich habe die Einladung<br />

gerne angenommen und hoffe,<br />

kritische Gedanken beisteuern<br />

zu können.<br />

Zu meiner Person: Ich heiße<br />

Carsten Müller und bin Professor<br />

für „Gesellschafts- und<br />

sozialpolitische Aspekte Sozialer<br />

Arbeit“ an der hiesigen Hochschule<br />

1 , die einst als Fachhochschule<br />

Ostfriesland – ein guter<br />

Name! – gegründet wurde und<br />

heute die Bezeichnung Hochschule<br />

Emden-Leer trägt. Indes<br />

spreche ich hier nur in zweiter<br />

Hinsicht als Wissenschaftler.<br />

Vielmehr möchte ich mich als<br />

Gewerkschaftler zu den aktuellen<br />

Herausforderungen der Gewerkschaftspolitik<br />

positionieren.<br />

Ich bin Mitglied der GEW, als<br />

Hochschulvertreter im erweiterten<br />

Vorstand des GEW-Kreisverbandes<br />

Emden und arbeite auch<br />

auf Landesebene in verschiedenen<br />

Referaten mit. Einige von<br />

Ihnen und Euch werden mich<br />

zudem aus der sozialpolitischen<br />

Arbeit vor Ort, z.B. aus der<br />

„Armutskonferenz Ostfriesland“<br />

oder dem „Bündnis Besser<br />

Wohnen in Emden“ kennen. Ich<br />

bin als Student in die GEW<br />

eingetreten und war – wie<br />

vermutlich viele von uns –<br />

zeitweise mehr oder weniger<br />

aktiv. Als ich 2007 nach Emden<br />

berufen wurde, habe ich überlegt,<br />

welche politische Arbeit ich<br />

wieder aufnehmen will. Ich habe<br />

mich neben der Hochschul- und<br />

Sozialpolitik, die gewissermaßen<br />

zu meinem Professorenjob gehören,<br />

für die Gewerkschaftsarbeit<br />

entschieden.<br />

Diese einleitenden Worte<br />

könnten rein biografisch sein.<br />

Aber: Was ich an meiner<br />

Biografie angedeutet habe, berührt<br />

zentrale Fragen: Warum<br />

wird, ist und bleibt jemand<br />

Mitglied einer Gewerkschaft?<br />

Warum engagiert sich jemand für<br />

eine Gewerkschaft? Und was<br />

macht die Stärke der Gewerkschaften<br />

aus? Die ersten beiden<br />

Fragen kann ich – sicherlich nur<br />

aus meiner persönlichen Sicht –<br />

beantworten: Ich bin relativ früh<br />

eingetreten und wer früh eintritt,<br />

bleibt auch meist länger drin.<br />

Zudem hat mir meine Mitgliedschaft<br />

mehrmals in meiner<br />

Berufskarriere Vorteile gebracht,<br />

z.B. hinsichtlich des Rechtschutzes.<br />

Auch gibt mir die<br />

Gewerkschaft ideellen Rückhalt<br />

in einer Hochschullandschaft,<br />

die sich zusehends ökonomisiert.<br />

Da ist es gut zu wissen, dass<br />

der DGB gegen diesen Trend<br />

eine „demokratische Hochschule“<br />

einfordert. Und schließlich,<br />

denke ich immer noch, dass die<br />

Gewerkschaften zentrale Akteure<br />

sind bzw. sein sollten, um den<br />

Kapitalismus – ich verwende<br />

ganz bewusst diesen Begriff – zu<br />

zähmen.<br />

Die dritte Frage „Was macht<br />

die Stärke der Gewerkschaften<br />

aus?“ ist indes ungleich schwieriger<br />

zu beantworten, denn wir<br />

befinden uns – verharmlosend<br />

gesprochen – in ökonomisch<br />

schwierigen Zeiten. Und diese<br />

ziehen auch die Gewerkschaftsarbeit<br />

in Mitleidenschaft.<br />

Schwierige Zeiten – das<br />

Überleben des<br />

Neoliberalismus 2<br />

Ich spreche jetzt nicht en<br />

Detail über die Finanz-, Wirtschafts-<br />

und Sozialkrise, die<br />

Deutschland angeblich – was ich<br />

nicht glaube – gut meistern soll.<br />

Ich spreche vielmehr von der<br />

ökonomischen Ideologie, dem<br />

sogenannten Neoliberalismus,<br />

der diese Krise nachweislich<br />

mitverursacht hat und befremdlicher<br />

Weise – wie der Politikwissenschaftler<br />

Colin Crouch formuliert<br />

– trotzdem die Krise<br />

überlebt. 3 Anstatt innezuhalten<br />

und bestenfalls umzukehren, hat<br />

der Neoliberalismus wieder<br />

Fahrt aufgenommen. Folgende<br />

Schlagworte aus dem letzten<br />

Bundeswahlkampf mögen als<br />

Hinweise genügen, um zu sehen,<br />

dass nur begingt umgesteuert<br />

wird.<br />

· Der Streit um den Mindestlohn;<br />

dabei wissen wir jetzt<br />

schon, dass 8,50€ samt<br />

Ausnahmen z.B. für Langzeitarbeitslose<br />

nicht ausreichen<br />

werden, um Arbeit gerecht zu<br />

entlohnen.<br />

· Der Streit um eine armutsfeste<br />

Rente; dabei wird die Rentenreform<br />

Benachteiligten mit<br />

brüchigen Erwerbsbiografien<br />

wenig zu Gute kommen.<br />

· Von der Idee einer Bürgerversicherung,<br />

die Privilegien<br />

abbaut, den Wohlfahrtsstaat<br />

reformiert und gleichzeitig<br />

sichert, ist keine Rede mehr.<br />

· Auch die Debatten um<br />

Steuererhöhungen u.a. auf<br />

Spitzenverdienste, auf Kapi-


5 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

talerträge und Erbschaften ist<br />

eingeschlafen.<br />

Ein wenig mag mit der so<br />

genannten „GroKo“ bewegt<br />

worden sein, aber ein neuer<br />

„New Deal“, der den wachsenden<br />

Reichtum umverteilt und<br />

nachhaltig beispielsweise in die<br />

soziale Infrastruktur investiert,<br />

ist auch angesichts der Schuldenbremse<br />

nicht in Sicht – nicht in<br />

Europa, nicht in der Republik,<br />

nicht in Niedersachsen und auch<br />

nicht in den Kommunen.<br />

Deshalb müssen wir, um<br />

Detlef Wetzel, den Vorsitzenden<br />

der IG Metall zu zitieren, die<br />

„Realitäten ins Auge fassen“. 4<br />

Die nivelliert Mittelschichtsgesellschaft<br />

der alten Bundesrepublik<br />

ist weiterhin in Erosion<br />

begriffen: „In den letzten rund<br />

zehn Jahren hat sich der<br />

Arbeitnehmertypus des so genannten<br />

Niedriglohnbeziehers<br />

etabliert und macht mittlerweile<br />

fast 25 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse<br />

aus – das ist<br />

knapp jeder Vierte. Atypische<br />

Beschäftigungsverhältnisse liegen<br />

inzwischen bei etwas mehr<br />

als 25 Prozent und haben in den<br />

letzten zehn Jahren um mehr als<br />

fünf Prozent zugenommen …<br />

Das private Nettovermögen ist<br />

seit 1991 von rund 4,5<br />

Billionen auf mehr als elf<br />

Billionen Euro gestiegen –<br />

allerdings sehr ungleich verteilt.<br />

Die obersten zehn Prozent<br />

besitzen nämlich 53 Prozent der<br />

Vermögenswerte, während die<br />

unteren 50 Prozent es gerade<br />

mal auf ein Prozent bringen.<br />

Tatsächlich ist die untere Hälfte<br />

der Bevölkerung im Vergleich<br />

sogar noch ärmer geworden“. 5<br />

Ich will keinen Sozialneid<br />

schüren, aber diese Ungleichverteilung<br />

wirkt sich auf das<br />

Alltagsbewusstsein der Menschen<br />

aus: In der Bevölkerung<br />

greifen Abstiegsängste um sich,<br />

mithin schwindet das Vertrauen<br />

in Demokratie und Sozialstaat.<br />

Der Anpassungsdruck besonders<br />

auf Kinder und Jugendliche,<br />

etwa hinsichtlich forcierter Bildungsanstrengungen,<br />

steigt. Folgende<br />

Drohung schwebt über<br />

den Köpfen und frisst sich in die<br />

Herzen: Wer nicht mithalten<br />

kann, wer sich und seine<br />

Arbeitskraft nicht optimiert und<br />

verkauft – zu welchem Preis auch<br />

immer –, wird überflüssig und<br />

schließlich exkludiert. 6 Es entsteht<br />

eine neue Klasse der – wie<br />

Michael Hardt und Antonio<br />

Negri meinen – Abgehängten 7 ,<br />

die nicht mehr gebraucht und<br />

von niemand mehr „vertreten“<br />

werden.<br />

Der Erziehungswissenschaftler<br />

Wilhelm Heitmeyer spricht<br />

in diesem Kontext davon, dass<br />

die immer schon brüchige<br />

Solidarität der bürgerlichen<br />

Gesellschaft im Schwinden begriffen<br />

ist. Die Mittelschicht<br />

grenzt sich verstärkt nach unten<br />

ab. Man schaut, angetrieben von<br />

falschen politischen Eliten und<br />

Boulevard-Medien mit verachtendem<br />

Blick auf „die da unten“.<br />

Man dünkt sich moralisch<br />

besser, weil mal – noch! – besser<br />

dran ist. Der forcierte Kapitalismus<br />

zeigt so sein wahres Gesicht.<br />

Er bleibt und war immer schon<br />

ein „autoritärer Kapitalismus“. 8<br />

Gewerkschaften in<br />

schwierigen Zeiten<br />

All dies trifft die Gewerkschaften<br />

in ihren Kern. Die Macht<br />

der Finanzmärkte „korreliert mit<br />

einer schwindenden Arbeitsmarktmacht<br />

der die Szene bis …<br />

[bis zum Ende des kalten<br />

Krieges] beherrschenden Gewerkschaften“<br />

9 , so Michael Kittner,<br />

ebenfalls ein bekannter IG-<br />

Metaller. Ich teile Ihnen und<br />

Euch bestimmt nichts Neues mit,<br />

aber ersparen kann ich es uns<br />

trotzdem nicht: Die Gewerkschaften<br />

durchleben schwere<br />

Zeiten. Nur noch ca. 19% aller<br />

Beschäftigten sind noch Mitglied<br />

einer Gewerkschaft. 10 „Damit<br />

haben die deutschen<br />

Gewerkschaften seit Anfang der<br />

1980er Jahre etwa die Hälfte<br />

ihrer Mitglieder verloren“. 11<br />

Wird zudem die Altersstruktur<br />

betrachtet, wird deutlich, dass<br />

vor allem junge Kolleginnen<br />

und Kollegen fehlen. 12<br />

Ebenfalls hat die Bedeutung<br />

von Tarifverträgen abgenommen.<br />

Im Westen der Bundesrepublik<br />

waren es 2012 noch 60%,<br />

im Osten nur noch 48% der<br />

Beschäftigten, die tarifliche Arbeitsbedingungen<br />

genießen.<br />

Dies sind Rückgänge innerhalb<br />

von fünfzehn Jahren um bis zu<br />

10%. Hinsichtlich der Flächentarifverträge<br />

sieht es noch schlechter<br />

aus. „Faktisch ist es so, dass es<br />

ganze Sektoren gibt, in denen<br />

Gewerkschaften und Mitbestimmung<br />

im Grunde keine Rolle<br />

spielen“. 13<br />

Hinzu kommen weitere Faktoren,<br />

wie u.a.:<br />

· ein interner Konzentrationsprozess,<br />

der aus ehemals 17<br />

heute acht Großgewerkschaften<br />

gemacht hat und<br />

· das Aufkommen berufsspezifischer<br />

Spezialgewerkschaften,<br />

z.B. für Piloten und Lokomotivführer.<br />

14<br />

Alles in allem ist, wie Kittner<br />

meint, die „Gesamttendenz …<br />

eindeutig. Die Macht der alten<br />

Großgewerkschaften schwindet<br />

…“. 15<br />

Auf einen besonderen Aspekt<br />

möchte ich in diesem Kontext<br />

die Aufmerksamkeit lenken.<br />

Dieser schließt an das an, was<br />

oben zur brüchigen Solidarität<br />

gesagt wurde: Kittner analysiert,<br />

dass die Gewerkschaften „der<br />

Rückhalt … im Reich der<br />

Ideen“ 16 verlieren. Damit ist<br />

nicht nur gemeint, dass den<br />

Gewerkschaften ein zunehmend<br />

rauer Ton entgegen schlägt, der<br />

sogar bis zum „union busting“,<br />

also der Verächtlichmachung der<br />

Gewerkschaften, geht. Damit ist<br />

vielmehr gemeint, dass die<br />

„konstitutive Idee der Solidarität<br />

… immer weniger Menschen [in<br />

der individualisierten und pluralisierten<br />

Gesellschaft; d. Verf.]<br />

anspricht“. 17<br />

Mehr noch: Auch innerhalb<br />

der Betriebe und Belegschaften<br />

findet sich das Phänomen –<br />

diese bittere Wahrheit gilt es<br />

auszusprechen – der „exklusiven<br />

Solidarität“, wie Klaus Dörre<br />

dies nennt. 18 Zwar sind „Mitgefühl,<br />

politische Statements gegen<br />

das Gesetz der Arbeitnehmerüberlassung<br />

ebenso wie die<br />

Forderung nach Equal Pay für<br />

Leiharbeite Bestandteil einer


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

auch bei Stammbeschäftigten<br />

verbreiteten solidarischen<br />

Grundhaltung; im konkreten<br />

Fall der Krise war … [ihnen; d.<br />

Verf.] allerding häufig das Hemd<br />

näher als die Jacke“ 19 . Dies zeigt<br />

sich an fehlender konkreter<br />

Solidarität mit prekär und<br />

atypisch Beschäftigten, wenn<br />

diese in Krisenzeiten als Erste<br />

freigesetzt werden, um vermeintlich<br />

die Stammbelegschaften zu<br />

halten.<br />

Was tun?<br />

Wetzel gibt folgenden Kurs<br />

an: „Um im Rahmen der sich<br />

global verschiebenden Marktund<br />

Kräfteverhältnisse bestehen<br />

zu können, müssen wir uns<br />

daher von einem eng gefassten<br />

betriebsverfassungsrechtlichen<br />

Betriebsbegriff lösen und einen<br />

gewerkschaftspolitischen Betriebsbegriff<br />

entwickeln“. 20 Dies<br />

bedeutet zum einen, dass die<br />

Gewerkschaften nicht nur einzelne<br />

Betriebe oder Sparten in den<br />

Blick rücken müssen, sondern<br />

eben die gesamte Kette kapitalistischer<br />

Wertschöpfung. Die<br />

Gewerkschaften müssen die<br />

gesamte Produktion und alle<br />

daran beteiligten Produktivkräfte<br />

in den Blick nehmen – also<br />

nicht nur den Stammbetrieb und<br />

seine Belegschaft, sondern vor<br />

allem auch „den wachsenden<br />

Rand“ u.a. prekär Beschäftigter.<br />

Die Gewerkschaften müssen sich<br />

allen Beschäftigungsgruppen,<br />

eben auch den Unorganisierten<br />

zuwenden – über regionale und<br />

nationale Grenzen hinweg –, um<br />

gestaltungsfähig zu bleiben.<br />

Diese Umorientierung zu<br />

einem politischen Betriebsbegriff,<br />

bedeutet noch mehr:<br />

Letztlich ist damit eine Abkehr<br />

vom „System Nipperdey“ gemeint,<br />

wie dies Kittner in<br />

Anspielung auf den gewerkschaftsabtrünnigen<br />

Juristen<br />

Hans Carl Nipperdey nennt 21 .<br />

Nipperdey hatte mit seiner<br />

neuen Interpretation des Streikrechts<br />

in den 1950er Jahren dazu<br />

beigetragen, dass Arbeitskämpfe<br />

nur auf den Abschluss von<br />

Tarifverträgen ausgerichtet sein<br />

dürfen (was u.a. zum Verbot des<br />

politischen Streiks führte) 22 .<br />

Nicht zuletzt dadurch wurden<br />

die Gewerkschaften in das<br />

System der Bundesrepublik<br />

Deutschland eingebunden und<br />

es entstand der Eindruck eines<br />

abgekarteten Spiels, eines bloß<br />

korporatistischen Verhandlungssystems.<br />

23<br />

Die Gewerkschaften stützen<br />

sich, wie Klaus Dörre formuliert,<br />

dabei vor allem auf ihre<br />

„institutionelle Macht“ 24 , d.h.<br />

sie verstanden sich als Interessenvertretungen<br />

ihrer Mitglieder,<br />

welche die spezifische<br />

Kombination von Tarifautonomie<br />

und betrieblicher Mitbestimmung<br />

möglichst effizient zu<br />

nutzen wussten. Diese Macht<br />

schwindet heute, durch oben<br />

angedeutete ökonomische Veränderungen,<br />

welche Dörre als<br />

„neue kapitalistische Landnahme“<br />

bezeichnet. 25 Auch die Idee<br />

der Gewerkschaft als Serviceleistung<br />

für ihre Mitglieder, z.B.<br />

hinsichtlich forcierter arbeitsrechtlicher<br />

Beratung, kann diesen<br />

Machtverlust nur bedingt<br />

kompensieren.<br />

Deshalb ist es notwendig neue<br />

– eigentlich seit Beginn der<br />

Arbeiter_innenbewegung bekannte<br />

– Machtquellen zu<br />

erschließen. Die Idee lautet in<br />

Anlehnung an Erneuerungsprozesse<br />

in u.a. der amerikanischen<br />

oder australische Gewerkschaftsbewegung<br />

26 : Wir müssen die<br />

institutionelle Macht durch<br />

organisierte bzw. neu zu<br />

organisierende Macht ergänzen!<br />

6<br />

Organizing (Organisieren)<br />

– als eine Antwort<br />

Macht hat, wie der Begründer<br />

des Community Organizing 27 ,<br />

Saul David Alinsky meinte, grob<br />

gesprochen zwei Quellen: einerseits<br />

Kapital und andererseits<br />

organisierte Menschen. 28 Wohl<br />

angemerkt, dass Macht an sich<br />

nicht Verwerfliches darstellt,<br />

sondern – dem englischen<br />

Sprachgebrauch entsprechend –<br />

„Power“ meint. Power wird<br />

gebraucht, um Veränderungen<br />

etwa in Richtung auf mehr<br />

Gerechtigkeit, herbeizuführen.<br />

Die daraus abzuleitende Weisheit<br />

klingt zunächst banal: Die<br />

Gewerkschaften sind nur so<br />

stark, wie die in ihnen<br />

organisierte Macht. Dies zielt<br />

nicht in erster Linie auf die<br />

Gewinnung neuer Mitglieder<br />

(dies kann ein guter Nebeneffekt<br />

sein), sondern vor allem um die<br />

Stärkung solidarischen Beziehungen.<br />

Die Folgen aus einer solchen<br />

gewerkschaftlichen Neuorientierung<br />

sind indes weniger banal.<br />

Eine Gewerkschaft in diesem<br />

Sinn muss, entsprechen einem<br />

berühmten Thesenpapier der IG<br />

Metall, sich neu ausrichten. Die<br />

Gewerkschaften müssen<br />

· „mitgliederorientiert …<br />

· beteiligungsorientiert sein<br />

[und, d. Verf.]<br />

· konfliktorientiert sein“ 29<br />

Was bedeuten Mitglieder-,<br />

Beteiligungs- und<br />

Konfliktorientierung<br />

genauer?<br />

Mit Mitgliederorientierung ist<br />

gemeint, dass sich Gewerkschaften<br />

verstärkt an den Interessen<br />

derjenigen Menschen auszurichten<br />

haben, die sie organisieren<br />

wollen. Die Gewerkschaften<br />

müssen verstärkt auf Menschen –<br />

besonders auf die Unorganisierten<br />

– zugehen, um herauszufinden,<br />

was deren Interessen sind.<br />

War es zuvor eher so: Werde<br />

Mitglied der Gewerkschaft und<br />

wir sehen, was wir für Dich tun<br />

können – muss es jetzt lauten:<br />

Die Gewerkschaft hilft Euch,<br />

eure Interessen zu organisieren<br />

und bestenfalls werdet ihr dann<br />

Mitglied.<br />

Darüber hinaus berühren die<br />

Interessen der Menschen nicht<br />

nur Probleme, die vordergründig<br />

ausschließlich die Arbeitsbedingungen<br />

im Betrieb betreffen. Mit<br />

der oben skizzierten veränderten<br />

Arbeitswelt hängen sehr viele<br />

soziale Probleme in der Lebenswelt<br />

zusammen: brüchiger<br />

Schutz vor sozialem Abstieg,<br />

Armut und Exklusion, nicht<br />

bezahlbarer Wohnraum, fehlende<br />

gute Bildung usw. Auch<br />

diesen Problemen hat sich die<br />

Gewerkschaft zuzuwenden, will<br />

sie den Menschen nicht wie die


7 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

neoliberale Ideologie auf seine<br />

verwertbare Arbeitskraft reduzieren.<br />

Mit Beteiligungsorientierung ist<br />

gemeint, dass die Gewerkschaften<br />

die Mentalität aufzugeben<br />

haben, die Interessen ihrer<br />

Mitglieder besser als jene zu<br />

kennen und deshalb zu vertreten.<br />

Eine stärker beteiligungsorientierte<br />

Gewerkschaft gibt wenigsten<br />

zum Teil die Stellvertretermentalität<br />

auf. Sie nimmt ihre<br />

Mitglieder als Expert_innen in<br />

eigener Sache ernst. Auch dies ist<br />

angesichts der oben skizzierten<br />

alltäglichen Entmächtigung der<br />

Lebensverhältnisse durch die<br />

neue kapitalistische Landnahme<br />

wichtig. Denn Beteiligung setzt<br />

dem Gefühl, in der eigenen<br />

Lebenswelt immer ohnmächtiger<br />

zu werden, etwas entgegen.<br />

Und schließlich zur Konfliktbereitschaft.<br />

Vordergründig steht<br />

Organizing „in einem Spannungsverhältnis<br />

zu<br />

(sozial)partnerschaftlich ausgerichteten<br />

Strategien“. 30 Nicht das<br />

die Sozialpartnerschaft zwischen<br />

z.B. Arbeitsgebern und Arbeitnehmern<br />

per se schlecht wär,<br />

aber in lebendigen Partnerschaften<br />

gehören Konflikte eben<br />

dazu, denn diese führen zu<br />

Veränderungen. In diesem Sinne<br />

sollten Gewerkschaften sich<br />

nicht scheuen, dort wo nötig<br />

Katalysatoren für Konflikte und<br />

damit Initiatoren von Veränderungen<br />

zu sein.<br />

Die hierzu gewählten Formen<br />

sind bestenfalls vielfältig: Neben<br />

traditionellen Mitteln ist es<br />

wünschenswert, wenn sich die<br />

Gewerkschaften neuen Taktiken<br />

zuwenden, z.B. aus dem Bereich<br />

des zivilen Ungehorsams, der<br />

Aktionskunst, der neuen Medien<br />

und der so genannten Kommunikationsguerilla.<br />

Schon Alinsky<br />

wusste, dass Spott eine mächtige<br />

Waffe ist und Widerstand Spaß<br />

machen sollte. Wie so etwas<br />

konkret aussehen kann, davon<br />

überzeugt beispielsweise die<br />

Kampagne „Operation Übernahme“<br />

der IG Metall Jugend. 31<br />

Ein Ausblick – die<br />

Gewerkschaft der Zukunft<br />

Mit diesen Elementen der<br />

Neuorientierung stehen die<br />

Gewerkschaften nicht alleine<br />

dar: „Die Marktlogik …, die<br />

Konkurrenzlogik setzt sich immer<br />

weiter durch. Gleichzeitig<br />

existiert in diesem Land eine<br />

eigene zivilgesellschaftliche Tradition<br />

von Selbstorganisation<br />

…, an die Organizing-Konzepte<br />

anschließen können“, schreibt<br />

Sabine Stövesand, die Brücken<br />

zwischen Gewerkschafts- und<br />

sozialer Arbeit schlägt. 32 Gemeint<br />

sind u.a. Arbeiterselbsthilfe,<br />

Genossenschaften usw.<br />

Schließlich war und ist die<br />

Gewerkschaft selber Teil einer<br />

sozialen Bewegung. 33<br />

Es gibt viele Anlässe „bei<br />

denen sich Themen sozialer und<br />

gewerkschaftlicher Arbeit decken<br />

und eine Zusammenarbeit für<br />

beide Seiten günstig wäre“ 34 ,<br />

z.B. Prekarisierung, Armut,<br />

Wohnungsversorgung, schwindende<br />

Daseinsversorgung, Erhaltung<br />

von Gemeingütern gegenüber<br />

Privatisierung und Deregulierung.<br />

Von daher wäre es klug<br />

und ratsam, dass sich die<br />

Gewerkschaften – nicht nur der<br />

DGB – verstärkt mit sozialen<br />

Bewegungen, vor allem auch im<br />

örtlichen Gemeinwesen 35 vernetzen<br />

und damit Solidarität vor<br />

Ort erlebbar machen.<br />

Fazit<br />

Es gilt das zum Selbstzweck<br />

mutierte Wettbewerbsprinzip,<br />

welches heute alle Lebensbereiche<br />

durchdringt, in Frage zu<br />

stellen. Dabei muss die Gewerkschaft,<br />

müssen wir wissen:<br />

Solidarität als Gegenprinzip<br />

kann nicht gepredigt, Solidarität<br />

muss in Erfahrung gerückt<br />

werden! Und diese Solidarität<br />

zeigt sich vor allem denen<br />

gegenüber, denen es schlechter<br />

geht.<br />

Die Gewerkschaftsarbeit der<br />

Zukunft wird meines Erachtens<br />

damit stehen oder fallen, ob es<br />

uns gelingt, zu einer gesellschaftspolitischen<br />

und nicht nur<br />

betriebsgestaltenden Kraft zu<br />

werden. Die Gewerkschaft sind<br />

auf die Probe gestellt, ob es<br />

gelingt, Alternativen im und<br />

zum Kapitalismus mit sichtbar<br />

werden zu lassen. Dies wird<br />

nicht „von oben“ – top down,<br />

wie es Neudeutsch heißt –<br />

gehen, sondern nur „von<br />

unten“: von den Mitgliedern<br />

her, durch mehr Beteiligung und<br />

mittels katalytischer Konflikten.<br />

Auch in diesem Sinne lässt<br />

sich die zweite Strophe der<br />

Internationalen interpretieren.<br />

Dort heißt es: „Es rettet uns kein<br />

höh’res Wesen, kein Gott, kein<br />

Kaiser noch Tribun. Uns aus<br />

dem Elend zu erlösen, können<br />

wir nur selber tun!“. 36 Die<br />

Befreiung oder zumindest Eindämmung<br />

des neoliberalen<br />

Raubtierkapitalismus kann nur<br />

als Selbstbefreiung – nicht<br />

durch, sondern mit Hilfe der<br />

Gewerkschaft – ins Werk gesetzt<br />

werden!<br />

Ich danke für Ihre und Eure<br />

Aufmerksamkeit und wünsche<br />

uns allen – in diesem Sinn –<br />

einen solidarischen 1. Mai!<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Carsten Müller<br />

Fachbereich Soziale Arbeit<br />

und Gesundheit<br />

Hochschule Emden-Leer<br />

(in Ostfriesland)<br />

Constantiaplatz 4<br />

26723 Emden<br />

carsten.mueller@hs-emden-leer.de<br />

(dienst.) 04921 807 1237;<br />

(mobil) 0176 24045102<br />

Die Fußnoten und das<br />

Literaturverzeichnis zu<br />

diesem Artikel sind zu<br />

finden auf der Seite<br />

www.gew-wittmund.de/<br />

leuchtturm Ausgabe 119<br />

auf den Seiten 33 und 34


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

GEW-Kreisverband Jever hat seinen<br />

Vorstand verjüngt<br />

Klaus<br />

Blume-Wenten<br />

Der KV Jever hat einen<br />

neuen Vorstand gewählt. In<br />

einem Team wollen Elke<br />

Kortendieck, Irka Sjuts und<br />

Heiner Wegener die GEW-<br />

Arbeit im Jeverland fortsetzen.<br />

Das Durchschnittsalter ist deutlich<br />

gesunken und damit ein<br />

Generationswechsel vollzogen<br />

worden, auf den die beiden<br />

scheidenden Vorsitzenden Fridolin<br />

Haars und Klaus Blume-<br />

Wenten viel Wert gelegt hatten.<br />

In diesem Zusammenhang sei<br />

hervorgehoben, dass die Landes-<br />

GEW Fortbildungen mit Thorsten<br />

Post und Laura Pooth<br />

anbietet.<br />

Zum Schatzmeister wiedergewählt<br />

wurde Ulrich Schwerdt,<br />

sein Stellvertreter ist nun Andre<br />

Sjuts. Zu den Referaten: A macht<br />

weiterhin Elke Kortendieck und<br />

Referat BCD wird von Sven-<br />

Philipp Glomme vertreten, E hat<br />

Irka Sjuts übernommen und F<br />

Astrid Wenten. Zu den<br />

Fachgruppen: FG RHO (Heiner<br />

Wegener), FG GS ( Irka Sjuts) ,<br />

FG FöS (Jutta Stuhm), FG<br />

Gymnasium (Martin Baurmann),<br />

FG BBS (Frederick<br />

Schnittker), FG IGS (Birgit<br />

Rosendahl), FG Senioren (Klaus<br />

Blume-Wenten), die FG Nichtlehrendes<br />

Schulpersonal konnte<br />

leider nicht besetzt werden. Wir<br />

arbeiten dran. Es ist gut, dass die<br />

Übergabe an jüngere Gewerkschafterinnen<br />

und Gewerkschafter<br />

jetzt gelungen ist, denn wir<br />

wissen alle, wie schwierig es in<br />

vielen Kreisverbänden geworden<br />

ist, die alltägliche Arbeit am<br />

Laufen zuhalten – zumal in den<br />

Fachgruppen pensionierte Kolleginnen<br />

und Kollegen kein<br />

Stimmrecht haben.<br />

Neben der Entlastung des<br />

alten Vorstands und den Wahlen<br />

wurden der verstorbenen Mitglieder<br />

gedacht und langjährige<br />

Mitglieder geehrt. In Abwesenheit<br />

wurden Siegfried Wagner<br />

für 65-jährige und Ilse<br />

Hashagen für 61-jährige Mitgliedschaft<br />

gewürdigt. Einen<br />

persönlichen Dank für ihre<br />

Gewerkschaftszugehörigkeit<br />

konnten Helmut Werner (50<br />

Jahre), Klaus Blume-Wenten (42<br />

Jahre) , Bernhard Schwanzar (41<br />

Jahre) und Heiner Wegener (27<br />

Jahre) in Empfang nehmen.<br />

8<br />

Zu einer angeregten Diskussion<br />

kam es im Zuge des Vortrags<br />

der stellvertretenden Landesvorsitzenden<br />

Laura Pooth, die über<br />

die aktuellen Schwerpunkte der<br />

Arbeit der GEW berichtete.<br />

Themen waren neben der<br />

Inklusion und dem Ganztagsbetrieb<br />

auch die Position der GEW<br />

zur derzeitigen SPD-Regierung:<br />

Darf die GEW mit der<br />

Kultusministerin „kuscheln“?<br />

Auf unserer GEW-Demonstration<br />

anlässlich des Landesparteitags<br />

der SPD am 26. April in der<br />

Weser-Ems-Halle in Oldenburg<br />

hatte es nämlich Unmut über die<br />

Äußerung Eberhard Brandts<br />

gegeben, mit der SPD „kooperieren“<br />

zu „müssen“. Wo fängt das<br />

Aufgeben von gewerkschaftlichen<br />

Zielen an, wann schwächt<br />

man die für den gewerkschaftlichen<br />

Erfolg notwendige Gestaltungsmacht?<br />

Laura Pooth versprach,<br />

die vielen – überwiegend<br />

kritischen - Anregungen der<br />

gewerkschaftlichen Basis in die<br />

Arbeit des GEW-Landesvorstands<br />

und in die Arbeit des<br />

Schulhauptpersonalrats einzubringen!<br />

Der neue Vorstand des GEW-Kreisverbands (von links) Heiner Wegener<br />

(Elisa-Kauffeld-Oberschule), Klaus Blume-Wenten, Elke Kortendieck (Schulleiterin<br />

der Grundschule Jungfernbusch), Fridolin Haars, Irka Sjuts (Grundschule<br />

Cleverns) und Kassenwart Ulrich Schwerdt (Grundschule Harlinger Weg).<br />

Klaus Blume-Wenten und Fridolin Haars


9 <strong>LEUCHTTURM</strong>


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

10<br />

wolfgang bohnsack · lindenstraße 31 · D-26345 bockhorn · telefon +49 4453 7 22 20<br />

· telefax +49 4453 98 8673<br />

e-mail seebode.bohnsack@t-online.de<br />

SPD-Mitglied seit 1972<br />

Schulpersonalrat der Sonnensteinschule Horsten<br />

Horster Hauptstraße 42<br />

26446 Friedeburg-Horsten<br />

An den Abgeordneten des<br />

Niedersächsischen Landtags<br />

Herrn Olaf Lies<br />

Geplante höhere Unterrichtsverpflichtung<br />

Aussetzen der Altersermäßigung<br />

Streichung der Altersermäßigung<br />

24.11.2013<br />

Sehr geehrter Herr Lies,<br />

mit Bedauern haben wir in<br />

unserem Kollegium zur Kenntnis<br />

genommen, dass die niedersächsische<br />

Landesregierung<br />

plant, die Unterrichtsverpflichtung<br />

an Gymnasien um eine<br />

Unterrichtsstunde zu erhöhen<br />

und gleichzeitig die Altersermäßigung<br />

für alle Kolleginnen und<br />

Kollegen an niedersächsischen<br />

Schulen auszusetzen. Gegen<br />

diese Überlegungen verwahren<br />

wir uns vehement und fordern<br />

Sie auf, diesen Beschluss nicht<br />

zu unterstützen.<br />

Ich bin jetzt seit 1978 im<br />

niedersächsischen Schuldienst<br />

und seit mehr als vierzig Jahren<br />

SPD-Mitglied und kann einfach<br />

nicht glauben, was die derzeitige<br />

Landesregierung vorhat. Unter<br />

langjährigen SPD-Mitgliedern<br />

ist es ja üblich, sich zu duzen,<br />

deshalb wechsele ich jetzt auch<br />

zum ‚du‘.<br />

Lieber Olaf,<br />

wie soll ich meinen Kolleginnen<br />

und Kollegen verständlich<br />

machen, dass eine SPD geführte<br />

Regierung ein Versprechen<br />

bricht. Bei Einführung der<br />

Altersteilzeit im Schulbereich<br />

Niedersachsens unter Gerhard<br />

Schröder, machte die damalige<br />

SPD Regierung in Niedersachsen<br />

die feste Zusage gegenüber den<br />

Lehrerverbänden, die Altersermäßigung<br />

ab dem Schuljahr<br />

2014/2015 komplett wieder<br />

einzuführen. Gelten solche<br />

Versprechungen bei euch nicht<br />

mehr? Wie lange wollt ihr die<br />

Altersermäßigung aussetzen? Bis<br />

alle in Frage kommenden<br />

Kolleginnen und Kollegen im<br />

Ruhestand sind oder vorzeitig<br />

wegen Überlastung ausfallen. Ich<br />

beobachte jeden Tag an meiner<br />

Schule, dass viele Kolleginnen<br />

und Kollegen der Schülerinnen<br />

und Schüler wegen erheblich<br />

über das Maß an Unterrichtsverpflichtung<br />

hinaus arbeiten. Würde<br />

jede Kollegin und jeder<br />

Kollege nur den von ihm<br />

geforderten Einsatz im Unterricht<br />

erbringen, würde das<br />

Schulleben an niedersächsischen<br />

Schulen, insbesondere an<br />

Grundschulen, erheblich trister<br />

aussehen. Diese Kolleginnen<br />

und Kollegen bringen sich jeden<br />

Tag mehr in das Schulleben ein,<br />

als von ihnen verlangt werden<br />

kann. Nicht umsonst hat die<br />

Sonnensteinschule Horsten bei<br />

der Überprüfung durch die<br />

Schulinspektion überdurchschnittlich<br />

gut abgeschnitten.<br />

Dies tun sie, obwohl ihnen von<br />

Jahr zu Jahr mehr Aufgaben<br />

aufgebürdet wurden. Mittlerweile<br />

muss jede Kleinigkeit schriftlich<br />

dokumentiert werden. Dies<br />

machen die Kolleginnen und<br />

Kollegen bislang ohne großes<br />

Gemurre, obwohl ihnen dafür<br />

die Unterrichtsverpflichtung<br />

nicht in einem angemessenen<br />

Maß reduziert wurde. Zum<br />

Dank wurde ihnen auch noch<br />

das Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld<br />

gestrichen.<br />

Ab diesem Schuljahr kam<br />

infolge der Inklusion eine<br />

weitere erhebliche Mehrarbeit<br />

auf die Kolleginnen und<br />

Kollegen zu. Auch wieder, ohne<br />

die Unterrichtsverpflichtung zu<br />

reduzieren.<br />

So nicht, lieber Olaf. Dies<br />

kann und will ich auch nicht als<br />

Personalvertreter und SPD-<br />

Mitglied gegenüber meinen<br />

Kolleginnen und Kollegen länger<br />

vertreten.<br />

Du bist herzlich eingeladen,<br />

dir die Arbeit eines engagierten<br />

Kollegiums vor Ort anzusehen.<br />

Einen kleinen Einblick bekommst<br />

du vielleicht auch schon<br />

hier: www.sonnensteinschule.de<br />

.<br />

Zum Abschluss möchte ich<br />

dich noch einmal bitten, darauf<br />

Einfluss zu nehmen, dass nicht<br />

nur die Unterrichtsverpflichtung<br />

an Gymnasien nicht erhöht<br />

wird, sondern an allen Schulen<br />

die Unterrichtsverpflichtung gesenkt<br />

wird. Ebenso muss die<br />

Altersermäßigung, wie versprochen,<br />

zum Schuljahr 2014/2015<br />

wieder in vollem Umfang<br />

eingeführt werden. Auch sollte<br />

ein Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld<br />

für Angestellte und<br />

Beamte des Landes Niedersachsen<br />

umgehend wieder eingeführt<br />

werden. Bei einigen Kolleginnen<br />

und Kollegen ist der Frust<br />

mittlerweile recht hoch. Wenn<br />

nun die Versprechen nicht<br />

eingehalten werden, wird es<br />

sicherlich noch mehr Frust<br />

geben, der sich nicht positiv auf<br />

den Schulalltag auswirkt.<br />

Auf deinen Besuch in der<br />

Sonnensteinschule Horsten<br />

freue ich mich.<br />

Viele Grüße<br />

gez. W. Bohnsack<br />

(Wolfgang Bohnsack, Schulpersonalrat)


11 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Schulpersonalrat der<br />

Sonnenscheinschule Horsten<br />

Horster Hauptstraße 42<br />

26446 Friedeburg-Horsten<br />

Hannover, 12. Dezember 2013<br />

Sehr geehrter Herr Bohnsack,<br />

vielen Dank für lhren Brief zu<br />

den geänderten Lehrerarbeitszeiten.<br />

Ich nehme lhre Befürchtungen<br />

und lhre Unzufriedenheit<br />

sehr ernst und mir ist bewusst,<br />

dass Sie durch Reformen wie die<br />

Streichung von Urlaubs- und<br />

Weihnachtsgeld in den vergangenen<br />

Jahren negative Einschnitte<br />

hinnehmen mussten.<br />

Gleichwohl bitte ich um<br />

Verständnis dafür, dass die<br />

Landesregierung für,eine umfassende<br />

Reformierung der Bildung<br />

in Niedersachsen neben Vorteilen<br />

für die Lehrer auch<br />

einschneidende Maßnahmen beschließen<br />

musste.<br />

So kann ich Ihr Argument,<br />

die Landesregierung würde keine<br />

weiteren Finanzmittel in die<br />

Bildung investieren, nicht teilen.<br />

Vielmehr werden durch Umschichtungen<br />

und Neufestlegungen<br />

insgesamt 420 Mio. Euro in<br />

die Bildung und damit in die<br />

Zukunft unserer Kinder investiert<br />

werden. Davon sind allein<br />

105 Mio. Euro neu vom<br />

Finanzministerium an das Kultusministerium<br />

zugewiesen worden.<br />

Diese Mittel werden auch<br />

lhnen und lhren Kolleginnen<br />

und Kollegen zugute kommen,<br />

zum einen werden 14,5 Mio.<br />

Euro in die Lehrerfort- und<br />

Weiterbildung investiert. Zum<br />

anderen werden Schulentwicklungsberater<br />

zur Unterstützung<br />

an Schulen eingesetzt werden<br />

und die Zahl der Schulpsychologen<br />

wird erhöht. Des Weiteren<br />

werden auch die Mittel für die<br />

Umsetzung der Inklusion und<br />

für Arbeits- und Gesundheitssicherheit<br />

im Schulwesen aufgestockt.<br />

Wie lhnen bekannt sein wird,<br />

hat der Landesrechnungshof die<br />

Landesregierung ebenfalls dazu<br />

aufgefordert, die Arbeitszeit für<br />

gymnasiale Lehrkräfte anzupassen<br />

und die Regelung der<br />

Altersermäßigung zu überprüfen.<br />

Dem liegt zugrunde, dass<br />

die Lehrerarbeitszeit an Gymnasien<br />

in Niedersachsen bundesweit<br />

am Niedrigsten ist und auch<br />

im Vergleich zu anderen<br />

Schulformen in Niedersachsen<br />

deutlich geringer ist. Allein der<br />

Gleichbehandlungsgrundsatz erfordert<br />

hier eine Anpassung.<br />

Gleiches gilt ebenfalls für die<br />

Regelung der Altersermäßigung .<br />

Da es keine andere Berufsgruppe<br />

mit ähnlichen Privilegien gibt,<br />

lässt hier ebenfalls der Gleichheitsgrundsatz<br />

des Grundgesetzes<br />

eine Reduzierung der<br />

Arbeitszeit im Alter lediglich bei<br />

Lehrerinnen und Lehrern nicht<br />

zu.<br />

Die Rot-Grüne Landesregierung<br />

hat sich eine Zukunftsoffensive<br />

für die Bildungspolitik<br />

vorgenommen, um den Ganztagsschulbetrieb<br />

in Niedersachsen<br />

weiter umzusetzen, die<br />

Olaf Lies Niedersächsischer<br />

Minister<br />

für Wirtschaft, Arbeit<br />

und Verkehr<br />

frühkindliche Bildung verlässlicher<br />

für die Eltern zu gestalten<br />

und die Ausstattung von<br />

Schulen zu verbessern, denn<br />

Bildung hat für die Niedersächsische<br />

Landesregierung oberste<br />

Priorität. Des Weiteren soll mit<br />

diesen Maßnahmen den Auswirkungen<br />

des Demographischen<br />

Wandels begegnet werden. So<br />

plant die Landesregierung keinerlei<br />

Abbau von Lehrerstellen,<br />

obwohl die Anzahl an Schülern<br />

in den kommenden Jahren<br />

deutlich sinken wird.<br />

Ich hoffe mithin, dass wir mit<br />

diesem Bündel an positiven<br />

Maßnahmen, welche zugegebenermaßen<br />

auch gewisse Einschränkungen<br />

enthalten, in eine<br />

positive Zukunft der Bildung in<br />

Niedersachsen blicken und hoffe<br />

auf eine weitere konstruktive<br />

Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen<br />

und Lehrern vor Ort.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Lieber Olaf,<br />

am 24.11.2013 habe ich dir<br />

einen Brief geschrieben. Leider<br />

wurde dennoch die Arbeitszeit<br />

der Lehrerinnen und Lehrer an<br />

Gymnasien um eine Stunde<br />

erhöht. Aber nicht nur dies ist<br />

geplant. Mittlerweile ist im<br />

Erlassentwurf zur Arbeitszeitverordnung<br />

für Lehrerinnen und<br />

Lehrer in Niedersachsen die<br />

Altersermäßigung für Lehrerinnen<br />

und Lehrer ab 55 bzw. 60<br />

Jahren komplett gestrichen worden.<br />

Dies ist überhaupt nicht<br />

mehr tolerierbar. Viele Kolleginnen<br />

und Kollegen haben sich<br />

auf die Versprechen unserer<br />

Partei verlassen und werden nun<br />

erneut getäuscht. Nein, es ist<br />

sogar noch schlimmer, sie<br />

werden betrogen. Zusagen werden<br />

nicht eingehalten. Die<br />

Kolleginnen und Kollegen,<br />

denen jetzt die Altersermäßigung<br />

versagt wird, haben mit<br />

ihrer Mehrarbeit in den letzten<br />

Jahren dazu beigetragen, dass in<br />

Niedersachsen trotz fehlender<br />

Lehrerstunden an den Schulen<br />

guter Unterricht gemacht wurde.<br />

Bei diesem Umgang der Landesregierung<br />

mit ihren Bediensteten<br />

bleibt die Motivation auf der<br />

Strecke.<br />

Merkwürdig ist, dass unsere<br />

jetzige Kultusministerin Frauke<br />

Heiligenstadt, bevor sie Kultusministerin<br />

wurde, noch etwas<br />

ganz Anderes gesagt hat:<br />

„Die Lehrer sollen mit<br />

längerer Arbeitszeit für<br />

etwas büßen, das die<br />

Landesregierung in den<br />

vergangenen Jahren verbockt<br />

ha“, sagte die<br />

bildungspolitische Sprecherin<br />

Frauke Heiligenstadt.<br />

„Es ist unverschämt<br />

und dreist, die verfehlte<br />

Bockhorn, den<br />

8. Juni 2014


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

12<br />

Bildungspolitik von Ex-Kultusminister<br />

Busemann auf dem<br />

Rücken der Lehrkräfte auszutragen<br />

und in diesem Zusammenhang<br />

auch noch von<br />

größtmöglichem Vertrauensschutz<br />

zu sprechen, wie es<br />

Kultusministerin Heister-Neumann<br />

getan hat.“<br />

(http://www.spd-fraktionniedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/143093.php?y-<br />

=&m=&t=216438&a=216214-<br />

&page=4)<br />

Findest du diesen Umgang mit<br />

uns Lehrerinnen und Lehrern so in<br />

Ordnung? Frauke Heiligenstadt handelt<br />

hier anscheinend nach dem<br />

Spruch: „Was stört mich mein Gerede<br />

von gestern.“<br />

Diese Haltung und diesen Umgang<br />

mit den Landesbediensteten<br />

kann ich nicht länger meinen<br />

Kolleginnen und Kollegen gegenüber<br />

als SPD-Mitglied und Personalrat<br />

vertreten. So kann man ihnen nicht<br />

raten, die SPD erneut zu wählen.<br />

Ich fordere dich hiermit erneut<br />

auf, dich für eine Einhaltung der<br />

gegeben Zusagen der SPD vor ihrem<br />

Regierungsantritt einzusetzen.<br />

Auch bitte ich dich noch einmal,<br />

auf mein Schreiben vom 24.11.2013<br />

zu antworten und inhaltlich darauf<br />

einzugehen und Stellung zu beziehen.<br />

Pardon, aber Karin Evers-Meyer<br />

antwortet immer ausführlich und<br />

kompetent auf gestellte Anfragen.<br />

Von dir habe ich leider nur eine<br />

pauschalisierte Antwort bekommen.<br />

Du schreibst dort von einer<br />

privilegierten Regelung für die<br />

Altersermäßigung. Meinst du damit,<br />

dass Lehrerinnen und Lehrer in<br />

Niedersachsen dadurch privilegiert<br />

sind, keine Altersermäßigung zu<br />

erhalten. In anderen Bundesländern<br />

gibt es die Altersermäßigung sehr<br />

wohl noch, vielfach sogar bis zu drei<br />

Unterrichtsstunden pro Woche.<br />

Du schreibst auch von einer<br />

Erhöhung der Ausgaben im Bildungsbereich.<br />

Dies mag so sein. Deine<br />

Aufzählung klingt auch für jemanden,<br />

der sie in der Presse liest, recht<br />

plausibel und pauschal. Eltern<br />

werden davon begeistert sein und<br />

vielleicht erneut SPD wählen. Diese<br />

Kosten betreffen leider aber nicht<br />

Ausgaben für die Entlastung der<br />

Kolleginnen und Kollegen. Im<br />

Gegenteil, sie werden teilweise zu<br />

Lasten der Lehrerinnen und Lehrer,<br />

der Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

erwirtschaftet. Seit vielen Jahren<br />

haben sich deren Aufgaben erhöht<br />

und es gab und gibt keinerlei<br />

Entlastung im Gegenzug. Insofern<br />

halte ich die Inhalte meines unten<br />

angeführten Briefes vom 24.11.2014<br />

weiterhin für richtig und von dir für<br />

unzureichend beantwortet.<br />

Es ist auch interessant, dass<br />

Politiker von Privilegien bei anderen<br />

Berufsgruppen reden, dabei aber<br />

anscheinend vergessen, dass sie bei<br />

der Altersversorgung besonders privilegiert<br />

sind. Eine Lehrerin oder ein<br />

Lehrer muss, wenn er aufgrund der<br />

Belastung vorzeitig in den Ruhestand<br />

geht, mit Einschnitten bei der<br />

Altersversorgung rechnen, auch wenn<br />

er mehr als 35 Jahre im Dienst war.<br />

Ein Politiker muss dies nach 35<br />

Jahren nicht. Er kann bereits nach<br />

weniger Dienstjahren verlustfrei<br />

seinen Ruhestand genießen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Wolfgang Bohnsack<br />

A<br />

uch das Kollegium des Gymnasiums Ulricianum beteiligte sich an der von der GEW initiierten Aktion „5 vor 12“ anlässlich der<br />

Anhörung der Landesregierung zur geplanten Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für die Gymnasiallehrer und der fortwährenden<br />

Aussetzung der Altersermäßigung. Dazu versammelten sich in der Pause vor der 5. Stunde die Kolleginnen und Kollegen, die keinen<br />

dienstlichen Verpflichtungen nachzugehen hatten, vor dem Hauptportal der Schule, um zu dokumentieren, dass sie nach wie vor die<br />

Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung bei gleichbleibender Arbeitszeit als ungerechtfertigt ansehen.<br />

Erläuternd gibt das Kollegium folgendes zur Kenntnis:<br />

Was uns verloren gehen wird. Ein Blick auf die geplanten Sparmaßnahmen der Landesregierung im Schulwesen.<br />

Nehmen wir an, Sie haben eine gesetzlich festgelegte Arbeitszeit sowie auch bestimmte Aufgaben, die sie<br />

verpflichtend innerhalb dieser Arbeitszeit erfüllen müssten. Wäre das geschehen, blieben Ihnen Spielräume, in denen Sie<br />

zusätzliche, freiwillige Arbeiten durchführen könnten, bevor Sie nach Hause gingen. Schöne Sache.<br />

Würden nun bei gleich bleibender Arbeitszeit die Pflichtaufgaben vermehrt, was würde passieren? Sie könnten weniger<br />

Zusätzliches tun: Verlust an Vielfalt.<br />

Oder Sie müssten schneller, d.h. weniger sorgfältig und damit fehleranfällig arbeiten: Qualitätsverlust. Oder Sie täten<br />

alles wie zuvor, aber in Ihrer Freizeit: Verlust von Privatleben und Regenerierungszeit.<br />

Wie immer Sie sich entscheiden würden, das Ergebnis wäre beklagenswert.<br />

Wir Lehrkräfte müssen uns entscheiden. Wir beklagen die Unterrichtsstundenerhöhung und den Wegfall der<br />

Entlastungsstunden für ältere Kollegen, die das Kabinett der Landesregierung beschlossen hat.<br />

Das Freiwillige, Zusätzliche im Rahmen unserer Arbeitszeit nicht mehr unterbringen zu können, weil die<br />

Pflichtaufgaben, nämlich die Unterrichtsstunden, vermehrt werden, halten wir für eine massive Beschneidung unserer<br />

pädagogischen Möglichkeiten. Wandertage, Projekte, Theaterbesuche, Konzerte, Klassenfahrten u.v.m. sind wichtig.<br />

Nicht nur unsere Schüler mögen sie.<br />

Oberflächlicher zu arbeiten, verträgt unser Bildungsauftrag nicht. Wir sollen Fehler vermeiden helfen und möglichst<br />

wenige selbst machen. Auch Beratungs- und Gesprächszeiten, solide Vor-. und Nachbereitung, Besprechungen und<br />

Konferenzen bedeuten die Qualität unserer Arbeit. Alles dies in der Freizeit machen? Unsere Arbeit ist wunderbar, und<br />

wir tun sie gern, aber Privatleben haben wir auch, und alle Anstrengung bedarf ernstzunehmender Ruhephasen. 40<br />

Wochenstunden sind genug. Nach allen vorliegenden Untersuchungen arbeiten die meisten von uns schon jetzt erheblich<br />

viel mehr.<br />

Wir Lehrkräfte beklagen die Unterrichtsstundenerhöhung und den Wegfall der Entlastungsstunden für ältere Kollegen,<br />

die das Kabinett der Landesregierung beschlossen hat. Wir bedauern, dass durch diese Sparmaßnahmen rund 1700 junge<br />

Lehrkräfte nicht eingestellt werden können und möglicherweise in andere Bundesländer abwandern. Wir fürchten um die<br />

Qualität unserer Arbeit in der Erziehung und Bildung unserer jungen Leute.<br />

Wir finden diese Aufgabe wichtig, für die Gesellschaft, für Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft und für jeden<br />

einzelnen unserer jungen Menschen.


Aktion »5 vor 12«<br />

am 20. März 2014 zur Änderung der Arbeitszeitverordnung<br />

Von Emden bis Varel:<br />

Bild-Dokumentation der<br />

teilnehmenden Schulen<br />

Hinnerk Haidjer Schule<br />

Förderschule Lernen Moordorf<br />

BBS Jever<br />

Grundschule Wallinghausen<br />

Neues Gymnasium Wilhelmshaven WZ Bilderdienst


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

14<br />

Gymnasium Ulricianum Aurich<br />

Oberschule Norden<br />

Paul-Sillus-Grundschule Jever<br />

Hauptschule Bremer Straße Wilhelmshaven<br />

Grundschule Altengroden Wilhelmshaven<br />

Oberschule Obenstrohe


15 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Pensionäre KGS Großefehn<br />

Oberschule Hohenkirchen<br />

Realschule Aurich<br />

Hafenschule Wilhelmshaven<br />

Grundschule Victorbur<br />

Grundschule Harlinger Weg Jever


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

16<br />

IGS Wilhelmshaven<br />

Pestalozzi-Schule Varel<br />

Gemeinschaftsaktion von<br />

Förderschule, Carl-Gitterm<br />

Johannes-Althusius-Gymnasium Emden


17 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Mariengymnasium Jever<br />

BBS 1 Wilhelmshaven<br />

on GS Esens-Nord, Christian-Wilhelm-Schneider<br />

rmann Realschule und Internatsgymnasium Esens<br />

Grundschule Sandhorst<br />

BBS Friedenstraße Wilhelmshaven


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

18<br />

KGS Wittmund<br />

BBS Conerus Schule Norden<br />

Grundschule Upstalsboom Aurich<br />

Astrid-Lindgren-Schule Moordorf<br />

IGS Waldschule Egels<br />

BBS1 Emden


Grundschule Bockhorn<br />

19 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Grundschule Moorhusen<br />

Grundschule Oestringfelde<br />

Grundschule Wiesenhof<br />

Friederikenschule Großheide<br />

Grundschule Riepe


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

20<br />

HRS Moorhusen und Außenstelle<br />

Ulricianum Aurich<br />

Grundschule Grüner Weg Emden<br />

Grundschule Mühlenweg Wilhelmshaven<br />

Elisa-Kauffeld-Oberschule Jever<br />

HRS Moordorf<br />

GS Sonnensteinschule Horsten


21 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

SeniorInnen unterwegs<br />

Auf Spurensuche in Emden<br />

Ende April trafen sich 25<br />

SeniorInnen des Kreisverbandes<br />

Norden, um in Emden in<br />

der a Lasco Bibliothek Spurensuche<br />

zu betreiben.<br />

Die Große Kirche, ehemals<br />

größte Kirche in der Stadt<br />

Emden, wurde im Verlauf des<br />

Zweiten Weltkrieges durch einen<br />

Bombenangriff zerstört. Der<br />

Chor aus dem 15. Jahrhundert<br />

blieb auch lange nach dem Krieg<br />

als Ruine und Mahnmal stehen<br />

und wurde zwischen 1992 und<br />

1995 in einen Bibliotheksneubau<br />

integriert, der Altes und<br />

Neues architektonisch verbindet.<br />

Heute findet man hier eine<br />

Bibliothek, die die älteste und<br />

wertvollste Bibliothek Ostfrieslands<br />

ist, mit über 150 000<br />

Bänden aber auch von überregionaler<br />

Bedeutung.<br />

Benannt wurde die Bibliothek<br />

nach Johannes a Lasco, der 1499<br />

in der Nähe von Warschau, dem<br />

Stammsitz seiner Familie, geboren<br />

wurde. Seine Familie zählte<br />

zum Hochadel. Sein Onkel Jan<br />

wird 1503 königlicher Kanzler.<br />

A Lasco studiert in Bologna<br />

und Padua, kehrt in seine<br />

Heimat zurück, erhält 1521 die<br />

Priesterweihe und beginnt, mit<br />

weiteren geistlichen Einkünften<br />

versehen, eine Laufbahn in der<br />

Kirche und zugleich als königlicher<br />

Sekretär.<br />

In Basel begegnet a Lasco<br />

erstmals Erasmus von Rotterdam.<br />

Er gehört zu Erasmus’<br />

Lieblingsschülern und erwirbt<br />

dessen Bibliothek, die er nach<br />

dessen Tod auch erhält.<br />

Anfang 1540 heiratet a Lasco<br />

Barbara, eine Flämin aus recht<br />

einfachen Verhältnissen. Er wird<br />

so der erste Geistliche Polens,<br />

der offen den Priesterzölibat<br />

bricht. Um der Inquisition zu<br />

entgehen, flüchtet er etwa Mitte<br />

1540 nach Ostfriesland. Graf<br />

Enno II. Cirksena bietet ihm das<br />

Amt eines Superintendenten an.<br />

A Lasco lehnt aber zunächst ab.<br />

In Ostfriesland konkurrieren zu<br />

dieser Zeit Altgläubige mit<br />

lutherischen vor allem auch mit<br />

starken täuferischen Tendenzen.<br />

Erst Mitte 1542 nach dem<br />

endgültigen Bruch mit der<br />

polnischen Kirche nimmt er den<br />

Ruf der Witwe Ennos II., der<br />

Regentin Anna von Oldenburg,<br />

in das Amt eines Superintendenten<br />

an und zieht nach Emden.<br />

Johannes a Lasco schreibt in<br />

dieser Zeit an seinen Freund<br />

Hardenberg in Bremen: „Wir<br />

sind hier alle so aufgenommen, daß<br />

es bei den nächsten Verwandten<br />

nicht liebevoller hätte geschehen<br />

können. Alle angesehenen Männer<br />

des Landes sind so besorgt um die<br />

Kirche, daß ich ihren Eifer, ihre<br />

Freundlichkeit, ja auch ihre Freigebigkeit<br />

nicht genug preisen kann.<br />

Wir sind in ein gemeinsames<br />

Vaterland gekommen.“<br />

1546 erwirbt a Lasco von der<br />

Gräfin das ehemalige Kloster<br />

Abbingwehr bei Loppersum für<br />

4500 Reichstaler und lässt sich<br />

dort mit seiner wachsenden<br />

Familie nieder.<br />

Johannes a Lasco wird<br />

maßgeblich verantwortlich für<br />

die Neugestaltung des ostfriesischen<br />

Kirchenwesens, insbesondere<br />

mit der Herausbildung von<br />

Kirchenrat und Kirchenzucht.<br />

1549 bricht er mit Ostfriesland<br />

und geht nach England, wo<br />

er Glaubensflüchtlionge betreut<br />

und an der Reformation der<br />

englischen Kirche mitwirkt. Als<br />

Maria „die Katholische“ auf den<br />

englischen Thron gelangt, setzt<br />

unter ihrer Herrschaft eine<br />

blutige Rekatholisierung des<br />

Landes ein. Den Flüchtlingsgemeinden<br />

a Lascos werden die bis<br />

dahin gewährten Privilegien<br />

entzogen. Im November 1553<br />

beschließt a Lasco, mit 175<br />

Mitgliedern seiner Gemeinde zu<br />

fliehen. Nach einer Odyssee über<br />

verschiedene Hafenstädte der<br />

Ostseeküste trifft die Flüchtlingsgruppe<br />

schließlich in Emden<br />

ein, wohin a Lasco inzwischen<br />

zurückkehren konnte.<br />

Die Aufnahme der meist aus<br />

den Niederlanden stammenden<br />

Glaubensflüchtlinge markiert<br />

den Anfang eines breiten Stroms<br />

von Exulanten, die in Emden<br />

und Ostfriesland Asyl vor den<br />

Verfolgungen in den habsburgischen<br />

Niederlanden suchen. Sie<br />

legt zugleich den Grund für die<br />

besondere Rolle der Emder<br />

Kirche als „Moederkerk“ des<br />

niederländischen Protestantismus.<br />

Nach dem ausführlichen<br />

Rückblick in die Geschichte<br />

trafen sich die SeniorInnen im<br />

“Cafe´ am Schiefen Turm“ in<br />

Loppersum, wo bei Kaffee und<br />

Kuchen<br />

neben Informationen<br />

aus<br />

der GEW<br />

auch Privates<br />

im Vordergrund<br />

stand. Mit<br />

der Ehrung<br />

von<br />

langjährigen<br />

Mitgliedern<br />

schloss die<br />

Veranstaltung.<br />

Herbert Czekir


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Fachgruppentag - der erste Schritt zu<br />

einer großen Herausforderung<br />

Herbert Czekir<br />

Rainer Haase<br />

Der Fachgruppentag in Sage<br />

stand diesmal unter dem<br />

Thema „Generationenwechsel“.<br />

Vielleicht war es dem Thema<br />

geschuldet, dass sich nur etwa 75<br />

Kolleginnen und Kollegen eingefunden<br />

hatten.<br />

Fast als sei es geplant, stellte<br />

die Fachgruppe SeniorInnen ein<br />

Drittel der TeilnehmerInnen<br />

und untermauerte so die<br />

Dringlichkeit der Thematik.<br />

Erfreulich ist:<br />

die Mitgliederzahl<br />

der GEW wächst,<br />

bundesweit und<br />

auch in Niedersachsen.<br />

Das stärkt<br />

die Stellung der<br />

Gewerkschaft als<br />

Gesprächs- und<br />

Tarifpartner gegenüber<br />

den Arbeitgebern,<br />

wenn<br />

es z. B. um Arbeitsbedingungen,<br />

Reformen und Löhne geht.<br />

Bedenklich ist: in immer<br />

mehr Kreisverbänden können<br />

die Referate nicht mehr besetzt<br />

werden, schnellt der Altersdurchschnitt<br />

in die Höhe. Häufig sind<br />

die SeniorInnen in der Mehrheit.<br />

Als kompetente Referenten<br />

hatte der Bezirksvorstand Maren<br />

Kaminski, GEW Bezirksverband<br />

Hannover, und Rainer Haase,<br />

Einige Senioren<br />

Coach und Organisationsberater<br />

aus München, eingeladen.<br />

Kollege Haase, ebenfalls<br />

GEW-Mitglied, stellte gleich zu<br />

Anfang klar, dass ein Generationenwechsel<br />

mehr sei als das<br />

„Weiterreichen eines alten Hutes“.<br />

Da die berufliche und<br />

politische Identität der Generationen<br />

unterschiedlich geprägt<br />

seien, könnten die entstandenen<br />

Werte und Normen nicht einfach<br />

„übergeben“ werden.<br />

Vielmehr sei dies ein hochkomplexer<br />

Vorgang mit Lernprozess.<br />

Dabei könne eine<br />

Gewerkschaft sich „neu erfinden“<br />

oder aber auch untergehen.<br />

Auch müsse man beachten, dass<br />

sich die Erziehungsarbeitsplätze,<br />

auf die sich die gewerkschaftliche<br />

Arbeit bezöge, quantitativ und<br />

qualitativ gewandelt hätten.<br />

Auch die technischen Möglichkeiten<br />

des „Politikmachens“<br />

und Organisierens hätten sich<br />

enorm entwickelt.<br />

Generationenwechsel sei deshalb<br />

in erster Linie Generationendialog<br />

und damit eine<br />

gemeinsame Aufgabe der „Alten“<br />

und der „Neuen“.<br />

Dabei läge die Initiativ-<br />

Verantwortung für den Dialog<br />

bei denjenigen, die jetzt Verantwortung<br />

in der GEW tragen und<br />

22<br />

über Ressourcen entscheiden.<br />

Die Initiative müsse bestehen<br />

in<br />

n der Einladung zum Dialog,<br />

n dem Angebot der eigenen<br />

Erfahrungen und Organisationsressourcen,<br />

n dem Schaffen und Unterstützen<br />

von Handlungs- und<br />

Erprobungsräumen,<br />

n dem Zulassen von neuen<br />

Erfahrungen und Veränderungen.<br />

Haase prognostizierte: Gelungener<br />

Generationenwechsel wird<br />

die GEW nicht reproduzieren<br />

wie sie war oder ist, sondern wird<br />

sie weiter entwickeln!<br />

Kritisch äußerte sich Haase<br />

zur Organisationsstruktur der<br />

GEW. Er nannte sie eine<br />

„suboptimal verschränkte Doppelstruktur“.<br />

Dies habe seine Ursache in<br />

den verschiedenen Aufgabenbereichen<br />

der GEW.<br />

Einerseits müsse man die<br />

politischen Aufgaben einer Gewerkschaft<br />

erfüllen, andererseits<br />

aber auch die Ziele einer<br />

Bildungsgewerkschaft verfolgen.<br />

Die Trennung in Regionalprinzip<br />

(z. B. die KV´s) und in<br />

Fachgruppen bilde zwar die Ziele<br />

der GEW ab, verschlänge aber<br />

auch Ressourcen und machen<br />

den Zugang jüngerer Mitglieder<br />

schwieriger, da die Struktur und<br />

ihre Entscheidungsprozesse<br />

kaum überschaubar seien.<br />

„Ich gehe zu keiner Veranstaltung<br />

bei der ich mich dumm und<br />

inkompetent fühle.“<br />

Ein „niederschwelliger“ Zugang<br />

zu Mitarbeit und Gestaltung<br />

für junge Mitglieder ließe<br />

sich eher über die Fachgruppen<br />

organisieren, war sich Haase<br />

sicher. Diese seien aber in der<br />

Regel „entscheidungsferner“.<br />

Deshalb gelte es neue Formen<br />

der Arbeit zu erproben.<br />

„Temporäre Projektorganisation<br />

und Kampagnenorganisation<br />

wird für junge Mitglieder und


23 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Info-Veranstaltung des Bezirks erfolgreich<br />

Anfang Mai trafen sich fast 40<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

aus dem gesamten Bezirk in<br />

Westerstede zu der jährlichen<br />

Info-Veranstaltung. Diesmal<br />

ging es um das Thema „Rund<br />

um die Pflege“.<br />

Dazu hatte die FG SeniorInnen<br />

eine Fachberaterin der<br />

„Compass-Pflegeberatung“ eingeladen.<br />

Ausführlich stellte die<br />

Beraterin dar, dass die Organisation<br />

eine gesetzlich vorgeschriebene<br />

Leistung der Privaten<br />

Pflegekassen sei und somit von<br />

ihnen finanziert werde, dass<br />

man jedoch eine eigenständige<br />

und unabhängige Einrichtung<br />

sei. Natürlich mag niemand gern<br />

an einen Ernstfall denken,<br />

besonders nicht im jungen Alter.<br />

Doch schnell kann eine<br />

Situation eintreten, die die<br />

Eigenständigkeit einschränkt, in<br />

der man auf fremde Hilfe<br />

angewiesen ist.<br />

Wenn wir selbst oder unser<br />

Partner, die Eltern, Großeltern<br />

oder Freunde plötzlich der Hilfe<br />

und Pflege bedürfen - sei es<br />

altersbedingt, durch Krankheit<br />

oder einen Unfall - tauchen<br />

plötzlich viele Fragen auf.<br />

Um in diesen Fällen zu<br />

informieren und konkrete Hilfestellung<br />

zu geben, sind bundesweit<br />

200 geschulte Fachberater<br />

im Einsatz. Die „Compass-<br />

Pflegeberatung“ bietet unabhän-<br />

sympathisierende KollegInnen<br />

notwendig sein, um ihnen<br />

Mitarbeit zu ermöglichen“, gab<br />

Haase den „Alten“ mit auf den<br />

Weg.<br />

Zum Ende seines Vortrags gab<br />

der Referent praktische Tipps,<br />

wie eine Umsetzung gelingen<br />

könnte.<br />

Er mahnte aber auch:<br />

„Jede Organisationsentwicklung<br />

birgt die Gefahr der<br />

Abwertung des Bestehenden mit<br />

den entsprechenden Folgen der<br />

narzisstischen Kränkung Einzelner<br />

oder der von Gruppen.<br />

Wertschätzung für die Erfahrungen,<br />

Interessen, Ideen, Experimente<br />

und Vorschläge<br />

der „jungen“<br />

wie der „alten“ Generationen<br />

ist der<br />

Schlüssel zur Vermeidung<br />

von „Beschädigungen“.<br />

Im Anschluss an<br />

den Vortrag diskutierte<br />

die Versammlung<br />

lebhaft, bevor<br />

sie den Referenten<br />

mit viel Beifall verabschiedete<br />

- in der<br />

Gewissheit, erst am<br />

Anfang eines langen<br />

und beschwerlichen<br />

Weges zu stehen.<br />

gig und kostenfrei Informationen<br />

und Hilfestellung rund um<br />

das Thema Pflege an.<br />

Der Beratungsservice richtet sich<br />

an<br />

• pflege- und hilfsbedürftige<br />

Menschen,<br />

• deren Angehörige und / oder<br />

Betreuer<br />

• sowie an allgemein Ratsuchende,<br />

die sich bereits im<br />

Vorfeld einer möglichen Pflegesituation<br />

oder nach der<br />

Feststellung eines Pflegebedarfs<br />

informieren wollen.<br />

Dabei reicht das Beratungsangebot<br />

von COMPASS von<br />

einem einfachen Gespräch bis<br />

hin zu einer Begleitung in<br />

schwierigen Situationen. Die<br />

Beratung kann entweder am<br />

Telefon oder im Rahmen eines<br />

Besuches zu Hause bzw. in der<br />

Pflegeeinrichtung erfolgen.<br />

Die Pflegeberatung kann sich<br />

z.B. auf folgende Themen<br />

beziehen:<br />

Entlassung aus dem Krankenhaus<br />

in die häusliche Pflege<br />

• stationäre, teilstationäre sowie<br />

ambulante Betreuung und<br />

Versorgung<br />

• Verfahren zur Feststellung der<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

• Leistungen aus der Pflegepflichtversicherung<br />

• Finanzielle Aspekte der Pflegesituation<br />

• weitergehende sozialrechtliche<br />

Ansprüche<br />

Eindringlich schilderte die<br />

Beraterin an Fallbeispielen,<br />

welche Hilfestellungen die<br />

„Compass- Pflegeberatung“ bietet.<br />

Am Ende der Vormittagsveranstaltung<br />

war allen Teilnehmern<br />

klar, dass die Inanspruchnahme<br />

der Pflegeberatung im<br />

Fall des Falles für die Betroffenen<br />

und Angehörigen eine<br />

enorme Hilfe ist.<br />

Schade nur, dass sich fast nur<br />

Pensionäre für die Veranstaltung<br />

interessierten, obwohl jeder in<br />

eine Situation kommen kann,<br />

die aus eigener Kraft kaum oder<br />

nicht mehr zu bewältigen ist.<br />

Für weitere Informationen<br />

bietet sich die Internetseite<br />

www.compass-pflegeberatung.de<br />

an. Kontakt kann auch über die<br />

gebührenfreie Telefonnummer<br />

0800 1018800 aufgenommen<br />

werden.<br />

Der Nachmittag stand dann<br />

im Zeichen gewerkschaftlicher<br />

Themen. Dabei ging es um<br />

vornehmlich um Themen wie<br />

Beihilfe, Versorgung und Vorsorge.<br />

Dabei soll auch an dieser<br />

Stelle noch einmal auf die<br />

Broschüre „Vorsorge ist sicherer“<br />

hingewiesen werden. Sie ist auf<br />

allen Ebenen der GEW anzufordern<br />

und dient nicht nur<br />

Älteren sich auf einen möglichen<br />

Ernstfall vorzubereiten.<br />

Herbert Czekir


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Die Konsequenz der fehlenden<br />

politischen Jugend<br />

Hasso<br />

Rosenthal<br />

In der Bundesrepublik hat in<br />

den letzten Jahren eine<br />

politisch engagierte Generation<br />

die Gesellschaft gestaltet, geleitet<br />

und durchdacht. In Verbänden,<br />

Gewerkschaften und Parteien,<br />

Medien und Verlagen kommen<br />

die Bürger der 68er Generation<br />

in die Jahre. Und treten ab.<br />

Nachfolger sind wenige in Sicht.<br />

Die Gesellschaft, der Staat erlebt<br />

einen Umbruch, der die Demokratie<br />

schlussendlich gefährden<br />

kann. Das Problem ist der<br />

fehlende Generationswechsel.<br />

Aber warum fehlt er?<br />

Karl Mannheim hat in den<br />

20er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

eine Theorie über das<br />

Zustandekommen politischer<br />

Generationen formuliert. Das<br />

zentrale Kriterium für die<br />

Entwicklung einer „typischen“,<br />

„genuin besonderen“ Generation<br />

ist nicht die Gemeinsamkeit,<br />

sondern der Konflikt der<br />

Generationen. Dazu gehört aber<br />

auch das Gemeinschaftsgefühl<br />

von Heranwachsenden, die sich<br />

ihre Identität an gemeinsamen<br />

Grunderlebnissen bilden, die sie<br />

von der Eltern- bzw. Großelterngeneration<br />

unterscheiden. Das<br />

gefühlte gemeinsame Schicksal<br />

(Kriegserlebnisse, Widerstand<br />

gegen Notstandsgesetze, Empörung<br />

über den Krieg in Vietnam,<br />

Opposition gegen Umweltzerstörungen)<br />

formt eine „Generation<br />

für sich“. Sie muss demnach<br />

ein Bewusstsein ihrer selbst<br />

entwickeln. Verwandte Gefühle<br />

oder Denkweisen stärken jeweils<br />

eine Generation in ihrer<br />

Opposition zum Hergebrachten,<br />

um gemeinschaftlich die Bürgergesellschaft<br />

neu und voranschreitend<br />

gestalten zu wollen.<br />

Polarisierende Ereignisse haben<br />

dabei die Konsequenz der<br />

Ausdifferenzierung des Generationenzusammenhangs<br />

und stärken<br />

ihn. „Was sich aneinander<br />

reibt, bezieht sich aufeinander.“<br />

Zur Frage nach dem Sinn<br />

werden immer wieder Antworten<br />

gesucht. Man muss sich auf das<br />

Leben einlassen. Wer das tut,<br />

und was bleibt einem anderes<br />

übrig, entwickelt Engagement.<br />

Nur die Ausformungen sind<br />

verschieden. Sie gehen von der<br />

Selbstverwirklichung zur<br />

Freundschaft, zur Gemeinschaft,<br />

über die Metaphysik (Religion)<br />

bis hin zum politischen Engagement<br />

oder dem Engagement in<br />

der Community.<br />

Entscheidend bei den 68ern,<br />

dazu gehören auch diametral<br />

entgegengesetzte<br />

Positionen von<br />

Ströbele bis<br />

Schäuble, waren<br />

der eskalierende<br />

Vietnamkrieg<br />

und der Kampf<br />

gegen die Notstandsgesetze.<br />

Die<br />

Spiegelaffaire<br />

oder Strauß Fibag-Skandal<br />

(1961-1962) waren<br />

ebenfalls politische<br />

Großereignisse,<br />

die eine<br />

Generation geprägt<br />

haben. Und<br />

die 68er Kultur-<br />

24<br />

reform vorbereitet haben. Die<br />

Generation der damaligen Jugend<br />

fand ihre Gemeinsamkeiten<br />

auch im Kampf gegen den<br />

Rückfall in alte, autoritäre<br />

Denkmuster („Unter den Talaren<br />

der Muff von tausend Jahren“).<br />

Hannah Ahrends Theorien<br />

waren bewusstseinsprägend. Der<br />

Schock der Erschießung Benno<br />

Ohnesorges positionierte auch<br />

viele bis dahin politisch Indifferente.<br />

Viel Engagement war die<br />

Folge, da gab es die Falken,<br />

große Juso- bzw. JU-Gruppen,<br />

Studentenbewegung, Schülerbewegung,<br />

Lehrlingsbewegung.<br />

Doch welchen Generationskonflikt<br />

soll es heute geben, der<br />

sich mit dem Gutmenschentum<br />

der gesellschaftlich Aktiven<br />

auseinandersetzt? Die vielen<br />

kleinen Skandälchen der Gegenwart<br />

schläfern eher Engagement<br />

ein, da der mediale Grundtenor<br />

doch eher in Richtung des<br />

scheinbar Zwecklosen geht. Interessant,<br />

wie Schelsky 1957 (Die<br />

skeptische Generation) die Nachkriegsgeborenen<br />

beschreibt:<br />

„Diese Generation ist skeptischer,<br />

glaubens- oder wenigstens<br />

illusionsloser als alle Jugendgenerationen<br />

vorher. () Sie meistert<br />

das Leben, indem sie sich dem<br />

Menschsein stellt und ist darauf<br />

stolz. Was sich auch immer<br />

ereignen mag, diese Generation<br />

wird nie revolutionär, in<br />

flammender, kollektiver Leidenschaft<br />

auf die Dinge reagieren.“<br />

Das ändert sich allerdings mit<br />

den 68ern. Die in der Breite von<br />

SDS über Jusos, Junge Union<br />

oder RCDS weniger fanatisch,<br />

aber hochgradig politisch agierten.<br />

In den 80er Jahren konnte<br />

es aus den Nachbeben dieser<br />

Generation heraus passieren,<br />

dass eine 9.Klässlerin mich<br />

morgens mit Tränen in den<br />

Augen begrüßte: „Haben Sie<br />

gehört? Olof Palme ist erschossen<br />

worden!“ Das gibt es heute


25 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

nicht mehr. Wenige reagieren<br />

berührt, wenn jemand wie<br />

Nelson Mandela gestorben ist.<br />

Doch z.B. der bedeutende<br />

Einschnitt wie die friedliche<br />

Revolution in der DDR 1989<br />

hat keine politische Generation<br />

geschaffen. Die Diskussionen<br />

über die ungerechte wirtschaftliche<br />

Einvernahme der „neuen<br />

deutschen Bundesländer“ gingen<br />

über die Köpfe vieler hinweg.<br />

Butterweges Thesen der Armut<br />

in einem reichen Land rühren<br />

keine Massen, die Jugendarbeitslosigkeit<br />

in den Mittelmeerländern<br />

findet hier keine breite<br />

Bewegung für eine gerechtere<br />

EU. Die Flüchtlingsbewegungen<br />

in die Festung Europa ereifern<br />

politische Stammtische bei Facebook<br />

oder Twitter und kulminieren<br />

in den eindrucksvollen<br />

Beweis, dass Volksbefragungen<br />

(wie in der Schweiz zu der Frage)<br />

nicht anstrebenswert sind.<br />

Es gibt Ansätze für eine neue<br />

Jugendbewegung wie Occupy<br />

oder Attac. Doch bei der<br />

Mehrheit der Jugend herrscht<br />

„Schweigen im Walde“. Beobachten<br />

kann man den Rückzug<br />

ins Private und in die berufliche<br />

Karriere. Die Journalistin Meredith<br />

Haan stellt bei ihren<br />

Gleichaltrigen eine erstaunliche<br />

„Flucht in die politische<br />

Unmündigkeit“ fest. Es gehe<br />

nicht um das Erwachsenwerden,<br />

sondern um das Erwachsensein.<br />

() Die heutige Jugend wird sich<br />

weder für sich noch für die<br />

Gesellschaft Verantwortung übernehmen<br />

können. () Meine<br />

Generation ist in ihrer Grundhaltung<br />

gegenüber den großen<br />

Themen des Lebens hilflos<br />

überfordert, in Anspruchsdenken<br />

gefangen. Und resigniert in<br />

einem Maße, das sich durch<br />

keine Erfahrung rechtfertigt. ()<br />

Wenn es eins gibt, was uns quer<br />

über die Grenzen von Wohlstand,<br />

Bildung oder Ethnie<br />

hinweg eint, dann ist es das<br />

hemmungslosen Mitteilungsbedürfnis.“<br />

Da wird gepostet, getwittert,<br />

gesimst, werden Statusmeldungen<br />

bei Facebook aktualisiert,<br />

ohne Scheu vor irgendeiner<br />

abgedroschenen, bedeutungslosen<br />

Wendung oder Formel.<br />

Virtuelle Kommunikation findet<br />

überwiegend mit dem Facebook-<br />

Daumen statt. Ärgerliches, gemeinschaftliches<br />

Engagement<br />

oder Wut finden nicht statt. De<br />

Haaf weiter: „Wir sind nicht<br />

fähig, Kritik zu üben. Das<br />

politische Engagement ist in<br />

meiner Generation fast ausgestorben.<br />

Wenn wir das nicht<br />

ändern, werden wir irgendwann<br />

feststellen, dass eine andere,<br />

jüngere Generation über uns<br />

sagen wird: Sie ließen ihre Welt<br />

veröden, weil sie lieber labern<br />

wollten.“ Es überwiegt tatsächlich<br />

eine weitgehend entpolitisierte<br />

Kommunikation in den<br />

digitalen Netzwerken. Unsozial<br />

deshalb, weil sie Menschen von<br />

der face-to-face-Kommunikation,<br />

dem Dialog, der echten<br />

Begegnung abhalten.<br />

Es bedarf aber der politischen<br />

Leidenschaft, um politisches,<br />

gesellschaftliches Leben wirklich<br />

durchzuhalten. Ohne Streitkultur,<br />

ohne den Willen zu<br />

Begegnung, ohne Konflikttoleranz,<br />

ohne den langen Atem<br />

einer sich weiter entwickelnden<br />

Organisation droht das gesellschaftliche<br />

Leben zu veröden.<br />

Gewerkschaften, Verbände und<br />

Parteien haben ein Erfahrungswissen,<br />

Regeln, soziale Normen,<br />

dialektische Formen der Streitkultur,<br />

die verloren gehen<br />

können. wenn es uns nicht<br />

gelingt, die „Nachgeborenen“ zu<br />

aktivieren. Nachfolger sind wenige<br />

in Sicht. Die Gesellschaft, der<br />

Staat erlebt einen Umbruch, der<br />

die Demokratie schlussendlich<br />

gefährden kann. Das Problem ist<br />

der fehlende Generationswechsel.<br />

Imogen Seeger hat in ihrem<br />

Buch (60er Jahre) das Ergebnis<br />

einer weltweiten Untersuchung<br />

präsentiert, wie viele Bürger sich<br />

politisch oder verbandlich organisieren.<br />

Das waren in einer Zeit<br />

breiter gesellschaftlicher Debatten<br />

4%, davon waren wiederum<br />

10 % bereit, Verantwortung zu<br />

übernehmen. Im Klartext: 0,4%<br />

einer Gesellschaft tragen das<br />

demokratische Gerüst. Heute<br />

droht dies gegen Null zu gehen.<br />

Wir müssen dringend daran<br />

mitwirken, dass sich dieser Trend<br />

umkehrt. Gerade auch in den<br />

Gewerkschaften.<br />

Quellen: Deutschlandfunk; Essay<br />

und Diskurs; Beitrag vom<br />

22.09.2013 von Albrecht von Lucke<br />

„Staat und Politik-Enzyklopädie<br />

des Wissens“; Hrg. Fraenkel, Bracher;<br />

Frankfurt 1967<br />

„Knaurs Buch der modernen<br />

Soziologie“; Imogen Seeger; Zürich<br />

1970<br />

Sommerferien in Niedersachsen<br />

2014 31.07. – 10.09.<br />

2015 23.07. – 02.09.<br />

2016 23.06. – 03.08.<br />

2017 22.06. – 02.08.<br />

2018 28.06. – 08.08.<br />

2019 04.07. – 14.08.<br />

2020 16.07. – 26.08.<br />

2021 22.07. – 01.09.<br />

2022 14.07. – 24.08.<br />

2023 06.07. – 16.08.<br />

2024 24.06. – 02.08.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Das August-Gottschalk-Haus in Esens -<br />

erinnern, aufklären, mahnen!<br />

Jens Ritter<br />

Am 28. Juni 2014 eröffnet das<br />

jüdische Museum „August-<br />

Gottschalk-Haus“ in Esens seine<br />

neue Dauerausstellung über die<br />

Verfolgung und Vernichtung der<br />

ostfriesischen Juden sowie die<br />

renovierte Mikwe, das original<br />

erhaltene rituelle Tauchbad der<br />

1940 aufgelösten jüdischen<br />

Gemeinde in Esens.<br />

Damit kann das Team um<br />

Museumsleiterin Frauke Lüken<br />

bereits den dritten Abschnitt bei<br />

Das August-Gottschalk-Haus<br />

STEMPEL_ISRAEL_GEM<br />

der Umsetzung eines neuen<br />

Museumskonzeptes abschließen.<br />

Zuvor wurden 2012 das Schulzimmer<br />

der jüdischen Volksschule<br />

sowie der Seminarraum im<br />

Obergeschoss ihrer Bestimmung<br />

übergeben. Die wichtigste Zielgruppe<br />

des Museums sind<br />

Schülerinnen und Schüler, die<br />

hier einen einzigartigen<br />

außerschulischen<br />

Lernort vorfinden.<br />

Authentischer<br />

Ort der<br />

Geschichte<br />

der Juden in<br />

Ostfriesland<br />

Wie kaum ein<br />

anderer Ort in<br />

der Region steht das August-<br />

Gottschalk-Haus stellvertretend<br />

für die 400jährige jüdische<br />

Kultur in Ostfriesland.<br />

Das<br />

1899 erbaute<br />

Gebäude bildet<br />

mit den Fragmenten<br />

der in<br />

der Pogromnacht<br />

zerstörten<br />

Synagoge von<br />

1828 ein einmaliges<br />

Zeugnis<br />

dieser<br />

Epoche.<br />

In den authentischen<br />

Räumen Blick in die Ausstellung Schulzimmer<br />

des denkmalgeschützten<br />

Hauses wird<br />

erlebbar, dass Juden fester<br />

Bestandteil der ostfriesischen<br />

Gesellschaft in 11<br />

Synagogengemeinden waren:<br />

Bunde, Weener, Leer,<br />

Jemgum, Emden, Norden<br />

(mit Norderney), Aurich,<br />

Dornum, Wittmund,<br />

Neustadtgödens<br />

und<br />

Esens.<br />

Ihr Ende fand diese<br />

Zeit im April 1940,<br />

als mit Ausnahme der<br />

Bewohner des jüdischen<br />

Altenheimes in<br />

Emden die letzten<br />

Juden Ostfriesland<br />

verlassen mussten.<br />

Die Ausstellung<br />

Ein kurzer Film führt<br />

die Volksschulwesen<br />

informieren. Die Mikwe<br />

steht im Zentrum<br />

der Ausstellung über<br />

die jüdische Religion.<br />

Kultische und rituelle<br />

Objekte sowie Gegenstände<br />

des Alltagsglaubens,<br />

die teilweise<br />

noch vor der Auflösung<br />

der ostfriesischen<br />

Gemeinden hier in<br />

26<br />

Gebrauch waren, sind zu sehen.<br />

Komplett neu gestaltet ist der<br />

Ausstellungsbereich mit dem<br />

Titel „Ausgrenzung, Verfolgung,<br />

Vernichtung“. Er dokumentiert<br />

die leidvolle Geschichte der<br />

ostfriesischen Juden während der<br />

NS-Diktatur. Hier erleben die<br />

Besucher, dass der Rassenwahn<br />

der Nazis auch im beschaulichen<br />

Ostfriesland allgegenwärtig war,<br />

In der neu gestalteten Dauerausstellung


27 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

was dazu geführt hat, dass<br />

Ostfriesland 1940 als erste<br />

Region im Reich melden<br />

konnte: „Wir sind judenfrei!“<br />

Einzelne Schicksale werden<br />

exemplarisch für die etwa 1400<br />

Opfer des Holocausts erzählt.<br />

Angebote für Gruppen<br />

und Schulklassen<br />

Neben der Möglichkeit, das<br />

Museum auf eigene Faust zu<br />

erkunden, können sich die<br />

Schüler natürlich auch durch die<br />

Ausstellung führen lassen.<br />

Daneben bietet das August-<br />

Gottschalk-Haus einen Workshop<br />

für Schulklassen an: Unter<br />

dem Motto „Die Juden in Esens<br />

– längst vergessene Mitbürger<br />

Blick in die neue Ausstellung<br />

unserer Stadt“ lernen die<br />

Jugendlichen in Kleingruppenarbeit<br />

jeweils eine jüdische<br />

Familie aus Esens kennen. Sie<br />

gehen auf Spurensuche im<br />

Museum und in der Stadt,<br />

erkunden frühere Wohn- und<br />

Arbeitsstätten der Familie. Aus<br />

Bild- und Quellenmaterial erstellen<br />

sie eine Plakatpräsentation<br />

für ihre Klasse. Dieser<br />

Workshop eignet sich besonders<br />

für Schüler der Sek. 1 ab dem 9.<br />

Schuljahr.<br />

Eine weitere<br />

Möglichkeit,<br />

die jüdische Geschichte<br />

hautnah<br />

zu erleben,<br />

bietet das Projekt<br />

„Mit dem<br />

iPod durch<br />

das jüdische<br />

Esens“. Die<br />

Schüler erhalten<br />

in Kleingruppen<br />

einen<br />

iPod touch und<br />

erkunden auf<br />

einer Zeitreise<br />

Stätten jüdischer<br />

Schüler in der Ausstellung im Schulzimmer<br />

Vergan-<br />

genheit in der Stadt Esens. Sie<br />

werden über einen<br />

schalk-haus.de). Ansonsten ist<br />

das Haus von den Osterferien<br />

interaktiven Stadtplan<br />

bis Anfang November Dienstag,<br />

auf dem Gerät<br />

geleitet. Die entsprechende<br />

Donnerstag und Sonntag von 15<br />

bis 18<br />

App kann<br />

man sich aber auch<br />

kostenfrei aus dem<br />

Apple AppStore herunterladen.<br />

Im Obergeschoss des<br />

August-Gottschalk-<br />

August-Gottschalk-Haus<br />

Burgstraße 8<br />

26427 Esens<br />

Telefon 04971 - 5232<br />

E-Mail: info@august-gottschalkhaus.de<br />

Hauses befinden sich Homepage: www.august-gottschalk-haus.de<br />

ein Gruppenraum,<br />

eine Handbibliothek<br />

rund um das Thema<br />

„Judentum“ und eine<br />

Preise:<br />

Der Eintritt für<br />

Teeküche. Diese Schüler ist frei!<br />

Räumlichkeiten werden<br />

in den Workshop<br />

Gruppenführung<br />

(bis eine<br />

eingebunden, Stunde)<br />

können aber auch 25 Euro<br />

von Lehrern genutzt<br />

werden, um dort den<br />

Besuch der Ausstellung<br />

mit ihren Klassen<br />

Workshop<br />

Stunden<br />

Material)<br />

40 Euro<br />

(4<br />

inkl.<br />

vor- oder nachzu-<br />

bereiten.<br />

iPod-Zeitreise<br />

(1 Stunde Gerätmiete)<br />

Anmeldung und Kurzinfo<br />

Wir freuen uns über den Besuch<br />

3 Euro<br />

Nutzung von<br />

mit euren Schülerinnen und<br />

Schülern. Wer sich individuell<br />

Seminarraum,<br />

Bibliothek und<br />

oder mit dem Fachbereich Teeküche nach<br />

Geschichte oder Religion/Werte Absprache<br />

und Normen informieren oder<br />

eines der Angebote ausprobieren<br />

möchte, meldet sich am besten<br />

auch vorher an. Anmeldungen<br />

Jens Ritter, Museumslehrer,<br />

Carl-Gitter-<br />

nimmt Frauke Lüken telefonisch mann-Realschu-<br />

le Esens<br />

(04971 5232) oder per E-Mail<br />

iPod-Führung durch Esens<br />

entgegen (info@august-gott-


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

28<br />

19.05.2014<br />

DGB-Kongress fordert: TTIP aussetzen<br />

8 Monate<br />

gibt es schon<br />

Ceta,<br />

das Abkommen<br />

zwischen<br />

EU und Kanada.<br />

Nur:<br />

Veröffentlicht<br />

ist<br />

es noch<br />

nicht<br />

TTIP<br />

Mit dem Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) droht eine neue<br />

Dimension der Privatisierung öffentlicher Güter und Dienstleistungen. In streng geheimen<br />

Verhandlungen soll das und mehr auf den Weg gebracht werden<br />

von Maria<br />

Kniesburges in<br />

verdi-publik 4/<br />

2014<br />

Der<br />

DGB-Bundeskongress<br />

fordert, die TTIP-Verhandlungen<br />

zu einem Freihandelsabkommen<br />

zwischen den USA und<br />

der EU auszusetzen. Die<br />

Aussetzung soll genutzt werden,<br />

einen transparenten Verhandlungsauftrag<br />

der Europäischen<br />

Union neu zu bestimmen, um<br />

damit einen grundsätzlichen<br />

neuen Ansatz in der globalen<br />

Handelspolitik zu etablieren.<br />

Bis Ende 2015 wollen die<br />

beiden weltweit größten Wirtschaftsblöcke<br />

EU und USA, die<br />

gemeinsam fast die Hälfte des<br />

globalen Bruttoinlandsprodukts<br />

erwirtschaften, die derzeit laufenden<br />

Verhandlungen über ein<br />

bilaterales Freihandelsabkommen<br />

TTIP (Transatlantic Trade<br />

and Investment Partnership)<br />

zum Abschluss bringen. Die<br />

Verhandlungen werden von der<br />

Für die demokratische Öffentlichkeit<br />

- selbst für die<br />

Parlamente - sind die Verhandlungen<br />

geheim, Konzern-Lobbyisten<br />

dagegen sitzen quasi mit<br />

am Tisch und können ihre<br />

Vorschläge einbringen. Ende<br />

Mai, in der Woche vor den<br />

Europawahlen, haben die EU-<br />

Kommission und die USA ihre<br />

Verhandlungen über ein transatlantisches<br />

Freihandelsabkommen<br />

fortgesetzt, genannt TTIP<br />

(Transatlantic Trade and Investment<br />

Partnership). Erneut streng<br />

geheim. Dabei stehen für die<br />

meisten Menschen existenzielle<br />

Angelegenheiten auf der Tagesordnung.<br />

Gefährdet sind<br />

Arbeitsrechte und<br />

Schutzstandards<br />

Interesse der Konzerne ist es,<br />

sogenannte Handels- und Inve-<br />

EU-Kommission und der US-<br />

Regierung geführt und finden<br />

unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

statt. Der DGB-Bundeskongress,<br />

der vom 11. – 16. Mai<br />

2014 in Berlin tagte, fordert in<br />

einem Initiativantrag, die TTIP-<br />

Verhandlungen auszusetzen und<br />

einen neuen Verhandlungsauftrag<br />

transparent zu bestimmen.<br />

Auch der GEW Hauptvorstand<br />

lehnt das TTIP-Abkommen ab<br />

und fordert ein Ende der<br />

laufenden Verhandlungen.<br />

Wirtschaftlicher Nutzen<br />

ist fraglich<br />

Die Befürworter des Abkommens<br />

versprechen wirtschaftliche<br />

Wachstumsimpulse und neue<br />

Arbeitsplätze in Europa und in<br />

den USA. Doch daran bestehen<br />

erhebliche Zweifel. Verschiedene<br />

stitionshemmnisse zu beseitigen.<br />

Dazu zählen mit an erster Stelle<br />

erkämpfte Arbeitsrechte und<br />

andere soziale Schutzstandards,<br />

aber auch Verbraucher- und<br />

Umweltschutzrechte. Drohen<br />

könnte mit dem Abkommen<br />

auch eine neue Dimension der<br />

Privatisierung öffentlicher Güter<br />

und Dienstleistungen. Selbst die<br />

Privatisierung des Wassers, von<br />

den Gewerkschaften für Europa<br />

gerade erfolgreich abgewehrt,<br />

könnte mit dem Freihandelsabkommen<br />

neuerlich drohen. All<br />

das wurde bislang - von denen,<br />

die Bescheid wissen - nicht<br />

dementiert.<br />

Ein zentraler und besonders<br />

brisanter Teil des geplanten<br />

Abkommens betrifft die Einrichtung<br />

privater Schiedsgerichte:<br />

Dort, und nicht etwa vor<br />

ordentlichen Gerichten in öffentlichen<br />

Verhandlungen, sol-<br />

Studien zu den makroökonomischen<br />

Wirkungen des Handelsabkommens<br />

errechnen nur geringe<br />

Wachstums- und Beschäftigungseffekte,<br />

die zudem erst sehr<br />

langfristig wirksam werden sollen.<br />

Zu viele unterschiedliche<br />

Faktoren nehmen Einfluss auf<br />

die wirtschaftliche Entwicklung,<br />

als dass seriöse Voraussagen über<br />

die langfristige Wirkung von<br />

Handelsabkommen möglich wären.<br />

Dies zeigt auch ein Blick auf<br />

die Geschichte des Europäischen<br />

Binnenmarkts und der nordamerikanischen<br />

Freihandelszone<br />

NAFTA vor zwei Jahrzehnten.<br />

Rückblickend betrachtet sind die<br />

optimistischen Voraussagen zu<br />

Wachstum und zusätzlichen<br />

Arbeitsplätzen weder in der<br />

Europäischen Union noch in<br />

den NAFTA-Staaten USA, Kanada<br />

und Mexiko eingetreten.<br />

len US-Konzerne europäische<br />

Staaten auf Schadensersatz verklagen<br />

können, wenn sie der<br />

Ansicht sind, dass staatliche<br />

Regelungen ihre Gewinne<br />

schmälern. Ein Lebensmittelkonzern<br />

etwa könnte Schadenersatz<br />

wegen zu strenger Verbraucherschutz-Bestimmungen<br />

geltend<br />

machen, eine anderer, weil<br />

ein neues Gesetz zum Umweltschutz<br />

seiner Gewinnerwartung<br />

im Wege steht, der dritte wegen<br />

zu hoher Standards im Arbeitsrecht.<br />

Insbesondere gegen diese<br />

Art von Schiedsgerichtsbarkeit,<br />

die die Institutionen des<br />

demokratischen Rechtsstaats aushebeln<br />

würde, erhebt sich seit<br />

Monaten Protest. Und er wird<br />

lauter. Daher hat die EU-<br />

Kommission vor den Europawahlen<br />

erklärt, sie werde die<br />

Verhandlungen über diesen Teil<br />

des Investorenschutzes vorerst<br />

nicht fortsetzen.


29 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Anhaltende<br />

Geheimniskrämerei<br />

Ein anderes Freihandelsabkommen<br />

scheint aber bereits<br />

unter Dach und Fach zu sein:<br />

der Vertrag zwischen der EU und<br />

Kanada namens Ceta (Comprehensive<br />

Economic and Trade<br />

Agreement). Bereits im Oktober<br />

2013 haben der Präsident der<br />

EU-Kommission, José Manuel<br />

Barroso, und der kanadische<br />

TTIP<br />

Angriff auf die Schutzrechte<br />

Arbeitnehmer/innen nicht zu Verlierern eines Handelsabkommens mit den USA<br />

machen<br />

Mit dem transatlantischen<br />

Handels- und Investitionsabkommen,<br />

kurz TTIP, zwischen<br />

Europa und den USA würde die<br />

größte Freihandelszone der Welt<br />

entstehen. Doch am Verhandlungstisch<br />

geht es keineswegs<br />

nur um Wachstum, Wohlstand<br />

und Zollfreiheit. Auf der Agenda<br />

steht vielmehr der Abbau von<br />

Arbeitnehmerrechten und sozialen<br />

Dienstleistungen. Arbeitnehmer<br />

als die großen Verlierer des<br />

Freihandelsabkommens? Darüber<br />

diskutierten in Hannover<br />

Experten auf Einladung des<br />

ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen<br />

und des Bildungswerks<br />

ver.di.<br />

Seit Juni vergangenen Jahres<br />

verhandelt die EU mit den USA<br />

über ein Freihandelsabkommen -<br />

und zwar im Geheimen, obwohl<br />

fast eine halbe Milliarde<br />

Menschen betroffenen sind.<br />

Inzwischen ist auch die Anfangseuphorie<br />

verflogen, in der in<br />

den Medien noch von der<br />

Hoffnung auf ein Wirtschaftswunder<br />

und rund zwei Millionen<br />

neue Arbeitsplätze die Rede<br />

war. „Neben dem Verbraucherschutz<br />

stehen vor allem die<br />

Rechte der Arbeitnehmer auf<br />

dem Spiel“, warnte die stellvertretende<br />

ver.di-Landesleiterin<br />

Sonja Brüggemeier in Hannover.<br />

Für sie ist klar, was in der<br />

Einladung zur Diskussion noch<br />

Premier Stephen Harper erklärt,<br />

man habe sich in allen Punkten<br />

geeinigt. Das ist nun schon acht<br />

Monate her, veröffentlicht ist das<br />

Abkommen aber immer noch<br />

nicht. Der Text sei noch in<br />

Arbeit, heißt es zu dieser<br />

anhaltenden Geheimniskrämerei,<br />

die es in einer Demokratie<br />

gar nicht geben dürfte.<br />

Wenn sich aber bewahrheitet,<br />

dass zwischen EU und Kanada<br />

die private Schiedsgerichtsbarkeit<br />

bereits vereinbart ist, würde sie<br />

durch die Hintertür auch für US-<br />

Konzerne gelten, die über ihre<br />

kanadischen Niederlassungen<br />

Profitansprüche in Europa einklagen<br />

könnten. Schon ohne das<br />

TTIP-Abkommen. Im Wege<br />

geheimer Verhandlungen, ein<br />

geradezu gespenstischer Vorgang<br />

in der freien westlichen Welt.<br />

als Frage formuliert worden war:<br />

„Das Handelsabkommen zwischen<br />

Europa und USA gefährdet<br />

die Rechte von Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmern.“<br />

Brüggemeier befürchtet, dass<br />

TTIP einen „massiven Angriff<br />

auf das europäische Versorgungsprinzip“<br />

bringen wird und eine<br />

neue Privatisierungswelle im<br />

Dienstleistungssektor, von der<br />

etwa Bildung, Kultur, Gesundheit,<br />

Wasser- und Energieversorgung<br />

betroffen wären.<br />

Und:? Das geplante Abkommen<br />

verschärfe die Konkurrenz<br />

zwischen europäischen und US-<br />

Unternehmen. Damit droht aus<br />

gewerkschaftlicher Sicht der<br />

Druck vor allem auf die in<br />

Europa höheren Lohnkosten<br />

zuzunehmen. Unter Hinweis auf<br />

das TTIP sei dann die<br />

Entwicklung sozialer Standards<br />

in Deutschland und Europa nur<br />

noch von Kapitalinteressen<br />

abhängig. Durch Freigabe des<br />

Kapitalverkehrs werde außerdem<br />

die Kontrolle über den eigenen<br />

Binnenmarkt ausgehebelt. Brüggemeier:<br />

„Solange man ein<br />

Freihandelsabkommen mit Ländern<br />

schließt, die ein niedrigeres<br />

Schutzniveau haben, erhöht sich<br />

der Druck auf das eigene<br />

Schutzniveau.“<br />

So lehnen die USA die<br />

Mindestarbeitsnormen der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation<br />

(ILO) überwiegend ab - etwa das<br />

Recht zur Gründung von<br />

Gewerkschaften und auf Abschluss<br />

von Kollektiverträgen.<br />

Immer wieder werde in den USA<br />

verhindert, dass sich Beschäftigte<br />

in Gewerkschaften organisieren<br />

und Tarifverhandlungen führen.<br />

Nicht ratifiziert wurden auch<br />

Abkommen über Zwangsarbeit,<br />

gleiche Entlohnung, Nichtdiskriminierung<br />

am Arbeitsplatz<br />

und ein Mindestalter für<br />

Beschäftigte. Deutlich schlechtere<br />

Regelungen gebe es im<br />

Arbeitsrecht und bei den<br />

Arbeitszeiten, bei Urlaub, Arbeits-<br />

und Gesundheitsschutz<br />

und bei der Mitbestimmung.<br />

Die Gewerkschaft ver.di fordert,<br />

die Gespräche über das<br />

Freihandelsabkommen unbefristet<br />

auszusetzen, bis aus europäischer<br />

Sicht die Voraussetzungen<br />

für faire Verhandlungen geschaffen<br />

sind. Sodann seien folgende<br />

Bedingungen und Regelungen<br />

mit den USA zu vereinbaren:<br />

Ratifizierung aller wesentlichen<br />

ILO-Mindestarbeitsnormen,<br />

Herausnahme öffentlicher<br />

Dienstleistungen aus den Verhandlungen,<br />

Bereitschaft zur<br />

Unterzeichnung weitergehender<br />

Klimaschutzziele und Vereinbarung<br />

eines No-Spy-Abkommens<br />

mit der EU.<br />

aus verdipublik<br />

4/2014


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Didaktische Qualität – auch für die<br />

Ausgangsschrift!<br />

Horst Bartnitzky,<br />

Grundschulpädagoge,<br />

Autor<br />

von Schulund<br />

Fachbüchern,<br />

Ehrenmitglied<br />

des<br />

Grundschulverbandes<br />

* Die<br />

Zitate stammen<br />

aus: Neun<br />

Prinzipien zeitgemäßer<br />

Grundschularbeit.<br />

Wieder abgedruckt<br />

in:<br />

Bartnitzky /<br />

Hecker (Hrsg.)<br />

(2010): Allen<br />

Kindern gerecht<br />

werden – Aufgabe<br />

und Wege.<br />

Frankfurt a.<br />

M., Grundschulverband,<br />

S. 202 ff. Horst<br />

Bartnitzky<br />

Es gibt didaktische Entwicklungen,<br />

die notwendige<br />

Konsequenzen haben. Werden<br />

die Konsequenzen nicht gezogen,<br />

dann passt das eine nicht<br />

zum anderen und darunter leidet<br />

das Ganze. Ein Beispiel für<br />

solche didaktische Disparität<br />

wird beim Thema Ausgangsschrift<br />

deutlich.<br />

In den achtziger Jahren<br />

verbreitete sich die Einsicht, dass<br />

Lesen und Schreiben im<br />

Schriftspracherwerb zusammengehören<br />

und dass Kinder sich<br />

aktiv, entdeckend und erprobend,<br />

die Schriftsprache zu eigen<br />

machen. Die in der Lebenswelt<br />

überall anzutreffende Druckschrift<br />

ist dabei die Schriftform,<br />

die Kinder schreibend und<br />

lesend verwenden. Inzwischen<br />

ist dies in den Grundschulen<br />

Allgemeingut und in fast allen<br />

Lehrplänen auch verankert.<br />

Weiterhin wird aber in<br />

Lehrplänen gefordert und in<br />

Grundschulen praktiziert, dass<br />

die Kinder auch eine der drei<br />

genormten Schulausgangsschriften<br />

zu lernen haben: LA, VA<br />

oder SAS. Überkommen ist diese<br />

Vorschrift aus der Zeit, als Lesenund<br />

Schreibenlernen als getrennte<br />

Lehrgänge verstanden<br />

wurden. Galt für das Lesenlernen<br />

die Druckschrift, so für das<br />

Schreibenlernen eine genormte<br />

Schulausgangsschrift.<br />

Damit ergibt sich die widersinnige<br />

Situation, dass die<br />

Kinder zwei Ausgangsschriften<br />

lernen: Von Schulbeginn an die<br />

Druckschrift, wie dies der<br />

neueren<br />

Entwicklung<br />

entspricht,<br />

später eine<br />

genormte<br />

Schulausgangsschrift,<br />

die<br />

aus früherer<br />

didakti-<br />

scher Zeit stammt. Weil dann<br />

aber die Zeit zu knapp ist, diese<br />

zusätzliche Ausgangsschrift auch<br />

didaktisch seriös zu lehren und<br />

zu lernen, arbeiten sich die<br />

Kinder oft in Eigenarbeit durch<br />

irgendeinen Schreiblehrgang<br />

durch. Das Ergebnis sind die<br />

schlechten Schulschriften, die<br />

landauf, landab zu besichtigen<br />

sind: Die Formklarheit der<br />

Buchstaben, die Gleichmäßigkeit<br />

des Schriftzugs und das Wichtigste:<br />

die Lesbarkeit lassen oft sehr<br />

zu wünschen übrig.<br />

Zudem: Die genormten<br />

Schulausgangsschriften passen<br />

nicht in das Konzept eines<br />

zeitgemäßen Unterrichts, weil<br />

grundlegende Qualitätsmerkmale<br />

nicht zum Zuge kommen.<br />

»Lernen als Selbstaneignung<br />

der Welt«*: Viele Kinder<br />

beginnen schon vor der Schule<br />

zu schreiben. Sie orientieren sich<br />

an den Buchstaben, die sie in der<br />

Lebenswelt allerorten finden:<br />

den Druckbuchstaben. Und sie<br />

schreiben sie in Orientierung an<br />

diese Druckbuchstaben in einer<br />

für sie schreibgerechten Weise.<br />

Diese Entwicklung muss von der<br />

Schule aufgenommen und weitergeführt<br />

werden, Kinder ohne<br />

solche vorschulischen Erfahrungen<br />

müssen sie in der Schule<br />

gewinnen können. In der<br />

Weiterentwicklung müssen die<br />

Kinder ausprobieren können,<br />

welche Buchstaben sie miteinander<br />

verbinden können, und sie<br />

erfahren dabei, welche Möglichkeiten<br />

ihnen gut von der Hand<br />

gehen.<br />

Die genormten Schulschriften<br />

aber finden sich<br />

nirgendwo in der Lebenswelt,<br />

nur in der Schule, für<br />

die sie konstruiert wurden.<br />

Sie können eben nur kopiert,<br />

nicht aber von den Kindern<br />

selbst sich angeeignet werden.<br />

»Grundschule als Leistungsschule«*:<br />

Schrift muss<br />

30<br />

für alle Kinder qualitätsvoll<br />

lernbar sein, wenn auch mit<br />

individuellen Bandbreiten. Für<br />

alle Kinder gelten die Kriterien:<br />

Formklarheit und gute Lesbarkeit<br />

sowie zunehmende Geläufigkeit.<br />

Die Schriftform selbst<br />

und die Zeit, in der sie lernbar<br />

ist, muss für alle Kinder eine<br />

individuelle Handschrift ermöglichen,<br />

die diesen Kriterien<br />

entspricht. Eine pädagogische<br />

Leistungskultur erfordert zudem,<br />

dass die Kinder diese Kriterien<br />

kennen, eigene Schreibproben<br />

einschätzen lernen und sich für<br />

die Weiterentwicklung ihrer<br />

Schrift daran orientieren. Statt<br />

die Zeit für eine lebensweltfremde<br />

Schulschrift als zweiter<br />

Ausgangsschrift zu investieren,<br />

sollte sie für die Qualitätssicherung<br />

der individuellen Handschriften<br />

verwendet werden.<br />

Ein Konzept zur Ausgangsschrift,<br />

das diesen Qualitätsmerkmalen<br />

entspricht, legt der<br />

Grundschulverband mit seinem<br />

Projekt Grundschrift vor. Es<br />

bietet mehr als eine »Ausgangsschrift«.<br />

Schriftvorlagen und<br />

Anregungen auf den Karteikarten,<br />

Schriftgespräche und die<br />

Dokumentation in den Heften<br />

»Meine Schrift« machen das<br />

Projekt Grundschrift zu einem<br />

Beispiel qualitätsvollen Unterrichts.<br />

Der Wegfall der überkommenen<br />

genormten Schulschriften<br />

als zweite Ausgangsschrift ist<br />

notwendige Konsequenz. Für die<br />

Schulpolitik hat dies übrigens<br />

den unschätzbaren Vorteil: Diese<br />

Reform kostet nichts.


31 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Gemeinsam für Bildung<br />

10 Jahre VerA - das Ziel ist verfehlt.<br />

Schulen brauchen Unterstützung statt Testeritis.<br />

Eine gute Schule ist Lern- und Lebensort.<br />

Wie die Menschen in ihr zusammen leben und lernen,<br />

bestimmt ihre Qualität.<br />

Schule lässt sich nicht reduzieren auf messbare<br />

Fachleistungen,<br />

m sie ermöglicht Erfahrungen, die alle Kinder und<br />

Jugendlichen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />

voranbringen;<br />

m sie erhebt selbstbestimmtes Leben und Lernen zum Ziel<br />

und zum Gestaltungsprinzip des schulischen Alltags;<br />

m sie stellt jeder Schülerin und jedem Schüler - bezogen<br />

auf ihr / sein jeweiliges Können - herausfordernde<br />

Aufgaben und fördert damit Leistung;<br />

m sie beschämt nicht, sondern bietet jedem Kind die<br />

Unterstützung, die es für seine Entwicklung benötigt;<br />

m sie fragt nicht, ob Kinder und jugendliche zu ihr passen,<br />

sondern heißt jede und jeden willkommen.<br />

So steht es in Richtlinien und Lehrplänen, so fordern es<br />

Eltern und Pädagoglnnen und so hat es die UN-<br />

Kinderrechtskonvention 1989 rechtsverbindlich zum<br />

Ausdruck gebracht.<br />

Alle Schulen können sich in diesem Sinne entwickeln.<br />

Sie brauchen dafür Impulse, sie brauchen konstruktive Kritik<br />

und alltagstaugliche Hilfen. Diese setzen ein stämmiges<br />

Verhältnis von Pädagogik und Evaluation voraus:<br />

m Respekt für die Sichtweisen des Gegenübers und<br />

Bereitschaft zum Aushandeln unterschiedlicher<br />

Deutungen.<br />

m Verantwortung aller Beteiligten und gegenseitigem<br />

Vertrauen.<br />

Die VerA-Tests helfen weder den Schulen noch den<br />

Kindern.<br />

Die Maßnahmen der Bundesländer reduzieren<br />

Qualitätssicherung auf standardisierte Leistungsmessung und<br />

Inspektion von oben.<br />

Als belastend und wenig hilfreich erleben viele Schulen die<br />

jährlichen Vergleichsarbeiten (VerA), flächendeckend in allen<br />

dritten und achten Klassen:<br />

m VerA beschränkt sich auf leicht messbare Ausschnitte in<br />

den Hauptfächern.<br />

m Die Bewertungen nach falsch/ richtig unterschlagen die<br />

Bedeutung von Zwischenschritten.<br />

m Die Aufgabentypen prägen Unterricht und Lehrwerke<br />

einseitig.<br />

m Die Ausrichtung an »Regelstandards« ist defizitorientiert,<br />

missachtet unterschiedliche Voraussetzungen der<br />

SchülerInnen und ist inklusionsfeindlich.<br />

m VerA erfasst nur, was ist, und bringt kaum lfilfe, um<br />

Schule zu verbessern - vor allein fehlt es an<br />

Unterstützung für Lehrerinnen in schwierigen<br />

Situationen.<br />

m Der Aufwand für VerA ist hoch, verschlingt viel Geld und<br />

bindet Lern- und Arbeitszeit.<br />

m Der Ertrag für Förderung ist gering, Ressourcen für<br />

pädagogische Vorhaben, Schul- und<br />

Unterrichtsentwicklung fehlen.<br />

m Die unterschiedliche Umsetzung von VerA in den<br />

Bundesländern führt auch auf der Systemebene zu<br />

schiefen Vergleichen.<br />

Schulen brauchen Unterstützung.<br />

Schulen sind auf Anstöße von außen angewiesen. Der<br />

Fremdblick ist wichtig, um die Binnensicht zu ergänzen, er ist<br />

ihr nicht überlegen. Schulen sollen als aktive Partner in die<br />

externe Evaluation einbezogen und in ihrer<br />

Evaluationskompetenz gestärkt werden. Dabei können Tests<br />

das persönliche Urteil ergänzen, nicht ersetzen. Wichtiger<br />

als die technische Perfektionierung von Messmethoden ist<br />

ihr Ertrag für Schulentwicklung und individuelle Förderung.<br />

Sinnlos sind immer neue Bestandsaufnahmen bekannter<br />

Schwächen, wenn es an Mitteln zu deren Überwindung fehlt.<br />

Die Aus-, Fort- und Weiterbildung des pädagogischen und des<br />

Leitungspersonals muss als der Schlüssel für die Schul-,<br />

Unterrichts- und Qualitätsentwicklung anerkannt und<br />

entsprechend gefördert werden.<br />

Wir fordern:<br />

m die Evaluation aller Maßnahmen der Bundesländer zur<br />

Quafitätssicherung durch unabhängige Forscherinnen,<br />

m die Beschränkung der Systemevaluation auf Stichproben<br />

und ihre Entzerrung auf einen drei- bis fün@ährigen<br />

Zyklus statt jährlich flächendeckender Erhebungen,<br />

m ein Repertoire an nachhaltig wirkenden<br />

Evaluationsinstrumenten (z. B. alltagstaugliche,<br />

förderdiagnostische Instrumente, Aufgabenpools als<br />

Angebot, Supervisionsangebote), das den Schulen zur<br />

Verfügung stehen muss,<br />

m praxisnahe Fortbildungen für Lehrerinnen in Schul- und<br />

Unterrichtsevaluationsinstrumenten, Lernbeobachtung<br />

und differenzierter Förderung,<br />

m Zeit und Mittel für Maßnahmen, damit Schulen<br />

Konsequenzen aus den Evaluationsergebnissen ziehen<br />

können.<br />

Frankfurt a. M., im Mai 2014


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

„Müssen um Sozialstaat kämpfen“<br />

DGB Kreisverband Wittmund lädt zum Arbeitnehmerempfang ein – Ronald<br />

Wilts geehrt<br />

Thema des Empfangs: „Gerecht verteilen – umverteilen.“<br />

(Quelle:<br />

Anzeiger für<br />

Harlingerland,<br />

28.4.14)<br />

WITTMUND – Sparen allein<br />

helfe nicht, das Problem der<br />

Staatsverschuldung in Deutschland<br />

zu lösen, führte Hartmut<br />

Limbeck beim Arbeitnehmerempfang<br />

des Kreisverbandes des<br />

Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

(DGB) aus, zu dem sich der<br />

Verband rund um den stellvertretenden<br />

Vorsitzenden Berend<br />

Tammen am Sonnabend „Bei<br />

Berend Tammen, Edeltraut Coordes, Ronald Wilts<br />

Manfred Noack<br />

Bodo“ traf. Der ehemalige Verdi-<br />

Landesbezirksleiter in Nordrhein-Westfalen<br />

beeindruckte die<br />

kleine Runde mit seinem<br />

ausführlichen Vortrag, in dem er<br />

ein imposantes Zahlenwerk der<br />

deutschen Wirtschaftssituation<br />

vorstellte. Er plädierte für eine<br />

gerechtere Umverteilung der<br />

finanziellen Ressourcen von<br />

oben nach unten und nicht<br />

umgekehrt. Sparmaßnahmen träfen<br />

den Arbeitnehmer anstatt<br />

ihn zu stärken, so Limbeck. Er<br />

nannte als Alternativen die<br />

Wiedereinführung einer Börsenumsatzsteuer,<br />

die es bereits bis<br />

1991 gegeben habe. Außerdem<br />

sei auch eine Transaktionssteuer<br />

sinnvoll, die die finanzielle<br />

Situation des Staates gut tue.<br />

Insgesamt sei eine aktive<br />

Steuerpolitik notwendig, denn<br />

trotz sprudelnder Einnahmen<br />

der Großunternehmen sei die<br />

finanzielle Situation in Deutschland<br />

schlecht. Ein Problem sei<br />

außerdem, dass dem Staat<br />

Steuern in Milliardenhöhe hinterzogen<br />

würden, die Schattenwirtschaft<br />

sei enorm, das Land<br />

müsse Steuerfahnder einsetzen,<br />

die Steuerquoten sollten offen<br />

gelegt werden. Er kritisierte die<br />

zunehmende Kluft zwischen<br />

armen und reichen Menschen,<br />

die Tatsache, dass es immer mehr<br />

Kinderarmut gebe und dass rund<br />

28 Prozent der Bürger verschuldet<br />

oder ganz ohne Kapital<br />

dastünden. In keinem anderen<br />

Land der Europäischen Union<br />

sei die genannte Kluft zwischen<br />

den wirtschaftlichen Situationen<br />

der Menschen so groß wie in<br />

Deutschland. Mit 3,1 Millionen<br />

Arbeitslosen sei man auf keinem<br />

guten Weg, es gebe unter<br />

anderem zu viel Teilzeitjobs.<br />

„Wir müssen uns den Sozialstaat<br />

stets aufs Neue erkämpfen“,<br />

mahnte der Verdi-<br />

Redner, der kritisierte,<br />

dass große Firmen wie<br />

Enercon und RE-<br />

HAU nach wie vor<br />

eine betriebliche Mitbestimmung<br />

durch<br />

die Arbeitnehmer (Betriebsrat)<br />

verweigerten.<br />

Neben dem inhaltsvollen<br />

Vortrag gab es<br />

zur Unterhaltung der<br />

32<br />

Mitglieder anspruchsvolle Musik<br />

von Manfred Noack, der seinen<br />

Gesang mit der Gitarre untermalte<br />

und Lieder im Gepäck<br />

hatte, die die Liebe zur Heimat<br />

zum Ausdruck brachten, aber<br />

auch alte Volkslieder wie „Die<br />

Gedanken sind frei“, die bis<br />

heute aktuell sind. Dann ehrte<br />

Edeltraut Coordes Ronald Wilts,<br />

der mit seiner Frau Irmgard zum<br />

Empfang kam, für seine Gewerkschaftsarbeit.<br />

Der Lehrer im<br />

Ruhestand, der zuletzt in der<br />

Grundschule Neuschoo unterrichtete,<br />

engagiert sich bis heute<br />

für die Arbeitsbedingungen von<br />

Pädagogen. Bereits zu Beginn<br />

seiner Lehrertätigkeit Ende der<br />

1960er Jahre war er in der<br />

Gewerkschaft für Erziehung und<br />

Wissenschaft (GEW) aktiv. „Er<br />

ist mit Herzblut dabei“, lobte<br />

Edeltraut Coordes den Neuschooer,<br />

Jahrgang 1941. Hans-<br />

Werner Kammer (MdB) überbrachte<br />

Grüße aus dem Bundestag<br />

und dankte der Gewerkschaft<br />

für die Unterstützung der Politik<br />

durch vernünftige Lohn- und<br />

Gehaltsabschlüsse. Heinz Buss<br />

betonte als Vertreter der Stadt,<br />

dass Aufträge für Investitionen<br />

vor Ort möglichst an hiesige<br />

Unternehmer vergeben würden<br />

und man dann darauf achte, dass<br />

gute Tarife an die Arbeitnehmer<br />

gezahlt würden. Gute Arbeit<br />

müsse gut bezahlt werden.<br />

Hartmut Limbeck, Edeltraut Coordes,<br />

Ronald Wilts, Berend Tammen


33 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

1<br />

Mehr zu meiner Person siehe www.dr-carsten-mueller.de<br />

2<br />

Wobei der Begriff des Liberalismus verkürzt wird.<br />

3<br />

siehe (Crouch 2013)<br />

4<br />

(Wetzel 2013, 18)<br />

5<br />

(ebd., 19)<br />

6<br />

Auch so müsste die Inklusionsdebatte gelesen werden.<br />

7<br />

vgl. (Hardt/Negri 2013, 32ff).<br />

8<br />

siehe (Wetzel 2013, 17)<br />

9<br />

(Kittner 2005, 715)<br />

10<br />

siehe (Driebusch/Birke 2012, Deckblatt)<br />

11<br />

(Wetzel 2013, 22).<br />

12<br />

Beispielsweise in der IG Metall sind nur noch ca. 60% der Mitglieder erwerbstätig (vgl. Kittner 2005, 716).<br />

13<br />

(Wetzel 2013, 22)<br />

14<br />

siehe (Kittner 2005, 716ff). Mit anderen Worten: Die “Gladiatorengruppen” brechen den Gewerkschaften weg!<br />

15<br />

(ebd., 718)<br />

16<br />

(ebd., 719)<br />

17<br />

(ebd.)<br />

18<br />

(Dörre 2014, 35)<br />

19<br />

(ebd., 36)<br />

20<br />

(Wetzel 2013, 21); siehe auch (Wetzel/Weigand/Niemann-Findeisen/ Lankau 2013, 52f)<br />

21<br />

siehe (Kittner 2005, 605ff)<br />

22<br />

Auch die Auseinandersetzungen um ein Beamtenstreikrecht bzw. um Streitrecht als individuelles Recht - besonders vor dem<br />

Hintergrund des europäischen Rechtes – gehören hierher.<br />

23<br />

siehe (Kittner 2005, 650)<br />

24<br />

siehe (Dörre 2007, 56-57), auch (Dörre 2008, 3-4)<br />

25<br />

siehe (Dörre 2007, 62)<br />

26<br />

vgl. (Crosby 2009)<br />

27<br />

In der Variante des Community Organizing, welches sich gewerkschaftlicher Methoden bedient, um eine Community, d.h.<br />

eine Nachbarschaft, einen Stadtteil oder eine benachteiligte Bevölkerungsgruppe zu organisieren (vgl. Alinsky 2011); vgl. zum<br />

Zusammenhang von gewerkschaftlichem Organizing und Community Organizing (Stövesand 2007)<br />

28<br />

siehe (Müller/Szynka in FOCO/Stiftung Mitarbeit 2014, 16ff)<br />

29<br />

(Wetzel/Weigand/Niemann-Findeisen/ Lankau 2013, 55)<br />

30<br />

(Dribbusch 2007, 37)<br />

31<br />

siehe (Leiderer 2014, 170ff)<br />

32<br />

(Stövesand 2007, 84)<br />

33<br />

Zur Erinnerung: Genossenschaften, Gewerkschaften und Parteien bilden die drei Säulen der Arbeiter- und<br />

Arbeiterinnenbewegung.<br />

34<br />

(Stövesand 2007, 87)<br />

35<br />

siehe (Bremme/Fürniß/Meinecke 2007, 10)<br />

36<br />

siehe einleitendes Motto<br />

Literaturverzeichnis (auch zum Weiterlesen)<br />

Alinsky, S.D. (2011): Call Me a Radical. Organizing und Empowerment. Göttingen: Lamuv Verlag<br />

(Edition IG Metall Jugend).<br />

Birke, P. (2010): Die große Wut und die kleinen Schritte. Gewerkschaftliches Organizing zwischen<br />

Protest und Projekt. Berlin: Assoziation A.<br />

Bremme, P./Fürniß, U./Meinecke, U. (2007): Organizing als Zukunftsmodell für bundesdeutsche<br />

Gewerkschaften. In: Dies. (Hrsg.): Never work alone. Organizing – ein Zukunftsmodell für<br />

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Crosby, M. (2009): Power at work. Die Rückgewinnung gewerkschaftlicher Macht am Beispiel<br />

Australiens. Hamburg: VSA.<br />

Crouch, C. (2013): Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.<br />

Dörre, K. (2007): Einführung: Gewerkschaften und die kapitalistische Landnahme: Niedergang<br />

oder strategische Wahl? In: Geiselberger, H. (Hrsg.): Und jetzt? Politik, Protest und Propaganda.<br />

Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 53-78.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

34<br />

Dörre, K. (2008): Die strategische Wahl der Gewerkschaften – Erneuerung durch Organizing? In:<br />

WSI Mitteilungen, 1/2008, S. 3-10.<br />

Dörre, K. (2014): Prekarisierung und Gewerkschaften. Gegenstand einer öffentlichen Strategie. In:<br />

Schröder, L./Urban, H.-J. (Hrsg.): Gute Arbeit. Profile prekärer Arbeit. Arbeitspolitik von unten.<br />

Frankfurt a.M.: Bund-verlag, S. 25-48.<br />

Dribbusch, H. (2007): Das “Organizing-Modell”. Entwicklung, Varianten und Umsetzung. In:<br />

Bremme, P./Fürniß, U./Meinecke, U. (Hrsg.): Never work alone. Organizing – ein Zukunftsmodell<br />

für Gewerkschaften. Hamburg: VSA, S. 24-52.<br />

Dribbusch, H./Birke, P. (2012): Die Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Organisation, Rahmenbedingungen, Herausforderungen. Herausgegeben von der Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung: Bonn (Text auch im Internet).<br />

Forum Community Organizing (FOCO)/Stiftung Mitarbeit (Hrsg.) (2014): Handbuch Community<br />

Organizing. Theorie und Praxis in Deutschland. Bonn: Verlag Stiftung Mitarbeit.<br />

Geiselberger, H. (2007): Social Movement Unionism. Tomaten des Zorns. In: Ders. (Hrsg.): Und<br />

jetzt? Politik, Protest und Propaganda. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 79-87.<br />

Hardt, M./Negri, A. (2013): Demokratie! Wofür wir kämpfen. Frankfurt/New York: Campus.<br />

IG Metall Vorstand (Hrsg.) (2011): Organisiere die Unorganisierten. Organizing – Beispiele und<br />

Erfahrungen aus der Praxis. Frankfurt a.M.: Eigenverlag.<br />

Kittner, M. (2005): Arbeitskampf. Geschichte, Recht, Gegenwart. München: C.H. Beck.<br />

Leiderer, E. (2014): Die Kampagne “Operation Übernahme” der IG Metall Jugend. In: Forum<br />

Community Organizing (FOCO)/Stiftung Mitarbeit (Hrsg.): Handbuch Community Organizing.<br />

Theorie und Praxis in Deutschland. Bonn: Verlag Stiftung Mitarbeit, S. 170- 175.<br />

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Arbeit. In: Benz, B. et al. (Hrsg.): Politik Sozialer Arbeit (Bd 2.). Weinheim und Basel: Beltz<br />

Juventa, S. 300-313.<br />

Müller, C./Szynka, P. (2010): Community Organizing. In: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft<br />

online (EEO): Juventa. Text im Internet: www.erzwissonline.de<br />

Müller, C./Szynka, P. (2014): Ein starker Gegenpol. Community Organizing. In: Bähr, C. et al. (Hrsg.):<br />

Weltatlas Soziale Arbeit. Jenseits aller Vermessungen. Weinheim und Basel: Beltz Juventa, S. 296-<br />

307.<br />

Stövesand, S. (2007): (Für den) Blick über den Tellerrand. Organizing im lokalen Gemeinwesen. In:<br />

Bremme, P./Fürniß, U./Meinecke, U. (Hrsg.): Never work alone. Organizing – ein Zukunftsmodell<br />

für Gewerkschaften. Hamburg: VSA, S. 79-91.<br />

Wetzel, D. (2005): Gewerkschaftliche Erneuerung ist möglich. In: Crosby, M.: Power at work. Die<br />

Rückgewinnung gewerkschaftlicher Macht am Beispiel Australiens. Hamburg: VSA, S. 349-362.<br />

Wetzel, D. (2013): Für eine neue gewerkschaftliche Agenda. In: Ders. (Hrsg.): Organizing. Die<br />

Veränderung der gewerkschaftlichen Praxis durch das Prinzip Beteiligung. Hamburg: VSA, S.<br />

13-29.<br />

Wetzel, D./Weigand, Jörg/Niemann-Findeisen, S./Lankau, T. (2013): Organizing: Die<br />

mitgliederorientierte Offensivstrategie für die IG Metall. Acht Thesen zur Erneuerung der<br />

Gewerkschaftsarbeit. In: Wetzel, D. (Hrsg.): Organizing. Die Veränderung der gewerkschaftlichen<br />

Praxis durch das Prinzip Beteiligung. Hamburg: VSA, S. 47-63.

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