2.3 David Ricardo: Profitrate und Kapitalakkumulation Die Klassik ...
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26 Fritz Helmedag<br />
Mehrprodukt ausschließlich im Kornanbau zu lokalisieren, an Überzeugungskraft.<br />
Eine Verallgemeinerung ist unerlässlich.<br />
<strong>Die</strong> Werttheorie sollte ursprünglich die tragfähige Gr<strong>und</strong>lage für eine<br />
universelle Anwendung dieses Erklärungsmusters bilden – dieser Versuch<br />
ist nicht überzeugend geglückt. Nur dank passend gewählter Prämissen,<br />
wie der 93%igen Arbeitswerttheorie <strong>und</strong> der Voraussetzung eines<br />
unveränderlichen Wertes des Goldes, gelang es <strong>Ricardo</strong>, sein Konzept<br />
gegenüber der Kritik halbwegs abzuschotten. Im Zuge dessen ging<br />
sein eigentliches Anliegen beinahe unter. Trotz des Hinweises im Vorwort<br />
der „Principles“, welcher Rang der Verteilung einzuräumen sei,<br />
wurde das Werk vor allem als ein Beitrag zur Werttheorie rezipiert.<br />
Daran ist der Autor nicht ganz unschuldig: Das erste, längste <strong>und</strong><br />
mehrfach veränderte Kapitel dreht sich um den Wert, <strong>und</strong> in den jeweils<br />
deutlich kürzeren Kapiteln über Lohn, Profit <strong>und</strong> Rente schimmert der<br />
Bezug zur Werttheorie lediglich schemenhaft durch.<br />
Umso leichter etablierte sich die Lesart, die Ausführungen über den<br />
Wert machten die zentralen Reflexionen <strong>Ricardo</strong>s aus. So urteilt Marx:<br />
„Das ganze <strong>Ricardo</strong>sche Werk ist also enthalten in seinen ersten zwei<br />
Kapiteln.“ 84 Angesichts der scheinbaren wert- (<strong>und</strong> renten-)theoretischen<br />
Dominanz trat der Surplus-Standpunkt fast zwangsläufig in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />
<strong>Die</strong> neoricardianische Anschauung, in den „Principles“ sei zur<br />
Aggregation heterogener Waren Korn durch Arbeit ersetzt worden, um<br />
die Überschussrate der Wirtschaft zu eruieren, bedarf eines geschulten<br />
Auges. Selbst dann bleibt im Dunkeln, welchen Nutzen die These stiftet,<br />
die „Principles“ seien eine vergrößerte Version des „Essay“: Sofern sich<br />
die Waren zugegebenermaßen nicht im Verhältnis ihrer Arbeitswerte tauschen,<br />
ist die aus einer solchen Annahme abgeleitete <strong>Profitrate</strong> eine Alsob-Konstruktion,<br />
eine wirtschaftstheoretische Gedankenspielerei – nichts<br />
weiter.<br />
Nach all den Jahren intensiver Beschäftigung mit den Problemen der<br />
Wertlehre kehrte <strong>Ricardo</strong> gelegentlich zu der Auffassung zurück, die<br />
Produktionspreistheorie sei zur Beantwortung der zentralen Verteilungsfragen<br />
nicht erforderlich.<br />
„I sometimes think“, schreibt er an M c Culloch, „that if I were to write<br />
the chapter on value again which is in my book, I should acknowledge<br />
84 Marx, K., Theorien über den Mehrwert, 2. Teil, a.a.O., S. 166.