2.3 David Ricardo: Profitrate und Kapitalakkumulation Die Klassik ...
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28 Fritz Helmedag<br />
sonderheit: In der Nahrungsmittelproduktion sind Input <strong>und</strong> Output physisch<br />
homogen. Aufgr<strong>und</strong> dessen lässt sich eine naturale <strong>Profitrate</strong> errechnen.<br />
Eine passende Preisstruktur gewährleistet im Gleichgewicht die<br />
Übereinstimmung der einzelnen <strong>Profitrate</strong>n mit der agrarischen.<br />
<strong>Die</strong>ses Modell besticht schon beim ersten Anblick durch seine<br />
schlichte Eleganz. Zu Recht wird es in der Volkswirtschaftslehre, vor allem<br />
in den letzten Jahren, immer wieder genannt <strong>und</strong> als ein Meisterstück<br />
früher ökonomischer Analyse gefeiert. In seltsamem Kontrast dazu steht,<br />
dass diesem Juwel kein zweiter, prüfender Blick gegönnt wird: Statt die<br />
innere Logik der Weizenwirtschaft zu entfalten, weist man mehr oder<br />
weniger rasch auf die wenig realistisch wirkenden Prämissen des Gedankengebäudes<br />
hin, um es daraufhin als unzeitgemäß zur Seite zu schieben<br />
– der n-dimensionale Fall ist angesagt.<br />
Wir begeben uns ins andere Extrem <strong>und</strong> studieren anschließend eine<br />
reine Kornökonomie, d. h. eine Wirtschaft, die lediglich aus einem Sektor<br />
besteht. In einer solchen Ökonomie tritt das Wertproblem nicht auf.<br />
<strong>Die</strong> Verteilung kann in Größen einer homogenen, physischen Einheit<br />
gemessen werden. Trotzdem birgt bereits dieses einfache Szenario Probleme,<br />
die, wenn auch in wechselndem Gewande, im Verlauf der Geschichte<br />
der Werttheorie stets aufs Neue wiedergekehrt sind.<br />
<strong>2.3</strong>.3.1. Das Gesamtgewinnmaximum<br />
Entscheidend für den Akkumulationsprozess ist das Verhalten der kapitalistischen<br />
Pächter: „Ziel der Pächter ist es“, heißt es unisono in den gängigen<br />
Expositionen, „ihren Gewinn in Relation zum vorgeschossenen<br />
Kapital zu maximieren.“ 86 Um es deutlich zu sagen: So klar steht das bei<br />
<strong>Ricardo</strong> nicht; überhaupt favorisiert er die Vokabel „Profit“ vor dem<br />
Wort „<strong>Profitrate</strong>“, wobei er gewiss des Öfteren die <strong>Profitrate</strong> meint, obwohl<br />
er vom Profit spricht 87 . Allerdings leuchtet diese, den Unternehmern<br />
auferlegte Norm nicht ein: Wäre es wirklich das Ziel der Pächter,<br />
86 Stellvertretend für viele wird hier Schefold, B., <strong>Ricardo</strong> …, a.a.O., S. 385 zitiert.<br />
87 Im ersten Zahlenbeispiel des „Essay“ heißt es etwa: „… the neat profit to the owner<br />
of capital would be fifty per cent …“ <strong>Ricardo</strong>, D., An Essay …, a.a.O., S. 10.<br />
Solche nachlässigen Formulierungen treten an einigen Stellen in <strong>Ricardo</strong>s Werk<br />
auf. Zur Kritik an dessen Sprache (<strong>und</strong> anderer) vgl. Galbraith, J. K., Wirtschaft,<br />
Friede <strong>und</strong> Gelächter (amerikanisch 1971), München/Zürich 1974, S. 42 ff.