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9 Bemessung - Kalksandstein

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KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />

drei- oder vierseitig gehalten bemessen<br />

werden soll, ist die in Bild 23 angegebene<br />

Regelausführung zu beachten. Ein genauer<br />

Nachweis ist möglich [14]. KS XL-Mauerwerk<br />

ist jedoch grundsätzlich als zweiseitig<br />

gehalten zu bemessen. Dies stellt aufgrund<br />

der höheren Druckfestigkeiten von<br />

KS XL kein Problem dar. Beim Bauen in<br />

erdbebengefährdeten Gebieten ist örtlich<br />

zu klären, ob ein Stumpfstoß ohne rechnerischen<br />

Nachweis zulässig ist.<br />

Grundsätzlich können alle Wandanschlüsse<br />

stumpf gestoßen werden. Es wird jedoch<br />

empfohlen, die Außenecken von<br />

Kelleraußenwänden – auch unter Annahme<br />

zweiseitiger Halterung – aus konstruktiven<br />

Gründen immer miteinander zu verzahnen.<br />

Alle übrigen Wandanschlüsse (auch Außenecken<br />

von Wänden ohne Erddruck) können<br />

stumpf gestoßen werden.<br />

5. BEMESSUNG NACH DEM VEREINFACH-<br />

TEN BERECHNUNGSVERFAHREN<br />

5.1 Allgemeines und<br />

Anwendungsgrenzen<br />

Grundlage jeder Tragwerksbemessung ist<br />

es, die Einwirkungen, die auf ein Bauwerk<br />

und seine Bauteile wirken, wirklichkeitsnah<br />

zu erfassen und deren sicheren Abtrag in<br />

den Baugrund nachzuweisen. Dabei ist<br />

je nach Beanspruchungsart der Wände<br />

zwischen Platten- und Scheibenbeanspruchung<br />

zu unterscheiden. Einwirkungen in<br />

Richtung der Wandebene erzeugen eine<br />

Scheibenbeanspruchung, wohingegen Einwirkungen<br />

quer zur Mittelfläche zu einer<br />

Plattenbeanspruchung führen.<br />

Für die <strong>Bemessung</strong> von Mauerwerkswänden<br />

stehen innerhalb von DIN 1053-100<br />

zwei Berechnungsverfahren zur Verfügung:<br />

das vereinfachte Berechnungsverfahren<br />

nach DIN 1053-100, Abschnitt 8<br />

das genauere Berechnungsverfahren<br />

nach DIN 1053-100, Abschnitt 9<br />

Die Grundlagen beider Berechnungsverfahren<br />

sind identisch. Die gleichzeitige<br />

Verwendung beider Berechnungsverfahren<br />

in einem Bauteil ist zulässig. Zum Beispiel<br />

kann der Nachweis für eine zentrische<br />

Druckbeanspruchung einer Wand nach<br />

dem vereinfachten Berechnungsverfahren<br />

erfolgen, während der Nachweis der<br />

Querkrafttragfähigkeit derselben Wand unter<br />

Zuhilfenahme des genaueren Berechnungsverfahrens<br />

durchgeführt wird.<br />

Bild 24: Beanspruchung von Mauerwerkswänden<br />

Das genauere Berechnungsverfahren nach<br />

DIN 1053-100, Abschnitt 9 hat gegenüber<br />

dem vereinfachten Berechnungsverfahren<br />

zwei wesentliche Vorteile. Zum einen kann<br />

es auch angewendet werden, wenn die<br />

Randbedingungen zur Anwendung des vereinfachten<br />

Berechnungsverfahrens nicht<br />

eingehalten sind, zum anderen können<br />

teilweise erheblich höhere rechnerische<br />

Tragfähigkeiten bei Biegebeanspruchung<br />

(hier insbesondere bei schlanken Wänden,<br />

z.B. [15]) und Querkraftbeanspruchung<br />

[16] erzielt werden. Demgegenüber<br />

steht allerdings eine ggf. recht aufwändige<br />

Schnittgrößenermittlung, da sowohl die Berechnung<br />

der Knotenmomente als auch die<br />

rechnerische Berücksichtigung von Windlasten<br />

erforderlich ist. Allerdings dürfen<br />

Momente aus Windlasten rechtwinklig zur<br />

Wandebene im Regelfall bis zu einer Höhe<br />

von 20 m über Gelände vernachlässigt<br />

werden, wenn die Wanddicke 24 cm und<br />

die lichte Geschosshöhe 3,0 m sind. In<br />

Wandebene sind die Windlasten jedoch<br />

stets zu berücksichtigen.<br />

Das vereinfachte Berechnungsverfahren<br />

nach DIN 1053-100, Abschnitt 8 ermöglicht<br />

den statischen Nachweis eines Großteils<br />

aller im Mauerwerksbau auftretenden<br />

Problemstellungen innerhalb kürzester Zeit<br />

und ohne großen Aufwand. Wesentlicher<br />

Vorteil des vereinfachten Berechnungsverfahrens<br />

ist, dass die auf die Wand einwirkenden<br />

Biegebeanspruchungen aus<br />

Lastexzentrizität und Windeinwirkungen in<br />

stark vereinfachter Form bei der <strong>Bemessung</strong><br />

Berücksichtigung finden, so dass auf<br />

die Ermittlung dieser Einwirkungen verzichtet<br />

werden kann.<br />

Bei der <strong>Bemessung</strong> nach dem vereinfachten<br />

Berechnungsverfahren werden folgende<br />

Vereinfachungen getroffen:<br />

Die Einspannung zwischen Wand und<br />

Decke wird nicht gesondert ermittelt;<br />

die hieraus entstehenden Momente<br />

und Lastexzentrizitäten werden pauschal<br />

über Abminderungsfaktoren der<br />

zulässigen Traglast und den Sicherheitsbeiwert<br />

erfasst.<br />

Für die Bestimmung der Tragfähigkeit<br />

unter zentrischer oder exzentrischer<br />

Normalkraftbeanspruchung wird zunächst<br />

von der Querschnittstragfähigkeit<br />

(h k<br />

/d = 0) ausgegangen. Die<br />

Traglastabminderungen infolge des<br />

Einflusses der Verformung (Theorie II.<br />

Ordnung) werden näherungsweise über<br />

eine Abminderung der Querschnittstragfähigkeit<br />

berücksichtigt.<br />

Unplanmäßige Lastexzentrizitäten<br />

(Imperfektionen) sowie Windlasten<br />

auf Außenwände brauchen nicht betrachtet<br />

werden, da die entstehenden<br />

Zusatzbeanspruchungen bereits über<br />

das Berechnungsmodell und den Sicherheitsbeiwert<br />

abgedeckt sind. Bei<br />

größeren planmäßigen Lastexzentrizitäten<br />

muss der Tragfähigkeitsnachweis<br />

unbedingt mit dem genaueren Berechnungsverfahren<br />

geführt werden.<br />

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