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als PDF - Universitätsklinikum Leipzig

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GESUNDHEIT<br />

UND MEHR...<br />

06/10 DAS PATIENTENMAGAZIN DES<br />

UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG<br />

Kinderradiologie:<br />

Krankheiten auf den<br />

Grund gehen<br />

Seiten 4/5<br />

IHR PERSÖNLICHES<br />

GRATIS-EXEMPLAR<br />

Aufklärung:<br />

Aktionstag zur<br />

Darmkrebsprävention… 3<br />

Forschungszentrum:<br />

Erster Bauabschnitt<br />

übergeben… 6<br />

Foto: Stefan Straube


2 MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

INHALT<br />

KOPF DER WOCHE Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts<br />

Klinikum intern<br />

Neues aus dem Klinikum . . 3<br />

Reportage<br />

Zu Besuch bei den Kinderradiologen<br />

am Uniklinikum .4/5<br />

Klinikum 2010<br />

Zentrales Forschungszentrum<br />

nimmt Gestalt an . . . . 6<br />

Klinikum 2010<br />

Antje Körner: Jüngste<br />

Professorin am UKL . . . . . . 7<br />

Klinikum 2010<br />

Kleinkinder geben oft Keime<br />

an Großeltern weiter . . . . . 8<br />

Klinikum 2010<br />

Geringe Dosis –<br />

große Wirkung . . . . . . . . . . 9<br />

Klinikum 2010<br />

Gedenk-Symposium für<br />

Prof. Reinhold Schwarz . . 10<br />

Universitäts-Leben<br />

Gefahr für Erbgut entdeckt 11<br />

Kultur<br />

<strong>Leipzig</strong>er Buchmesse . . . . 12<br />

Foto: dpa<br />

Er ist der jüngste Präsident,<br />

den das Bundesverfassungsgericht<br />

in seiner fast 60-jährigen<br />

Geschichte hatte. Der erst 46<br />

Jahre alte Staatsrechtsprofessor<br />

Andreas Voßkuhle wurde von<br />

Bundespräsident Horst Köhler<br />

zum Nachfolger von Hans-Jürgen<br />

Papier ernannt, der seit 2002 Verfassungsgerichtspräsident<br />

war.<br />

Er war erst wenige Wochen Rektor<br />

der Albert-Ludwigs-Universität in<br />

Freiburg, <strong>als</strong> er am 25. April 2008<br />

zum Verfassungsrichter und zugleich<br />

zum Vizepräsidenten und<br />

Vorsitzenden des Zweiten Senats<br />

gewählt wurde. Der dam<strong>als</strong> von<br />

der SPD kurzfristig „aus dem Hut<br />

gezauberte“ Kandidat profitierte<br />

davon, dass der von den Sozialdemokraten<br />

ursprünglich vorgeschlagene<br />

Staatsrechtler Horst Dreier bei<br />

der Union auf Ablehnung stieß.<br />

Voßkuhle gilt <strong>als</strong> „exzellenter Jurist“<br />

und persönlich <strong>als</strong> offen, zugänglich<br />

und urteilskräftig. Die mündlichen<br />

Verhandlungen des Zweiten Senats<br />

leitet er inzwischen mit einer<br />

solchen Selbstverständlichkeit, <strong>als</strong><br />

wäre er schon seit Jahren dessen<br />

Vorsitzender. Auffallend an dem<br />

Zwei-Meter-Mann mit der markanten<br />

Brille ist seine stets ruhige<br />

Stimme. Man kann sich Voßkuhle<br />

während der Senatsberatungen<br />

kaum polternd vorstellen.<br />

Ihm wird die Fähigkeit zugeschrieben,<br />

in dem bisweilen zerstrittenen<br />

Zweiten Senat ausgleichend<br />

zu wirken. Mit dem Urteil zum<br />

Lissabon-Vertrag setzte der Senat<br />

unter Voßkuhles Vorsitz bereits<br />

einen Meilenstein der jüngeren<br />

Rechtsgeschichte. „Das Grundgesetz<br />

sagt ‚ja’ zu Lissabon, verlangt<br />

aber auf nationaler Ebene eine<br />

Stärkung der parlamentarischen<br />

Integrationsverantwortung“, sagte<br />

Voßkuhle. Die europäische Vereinigung<br />

dürfe nicht so verwirklicht<br />

werden, dass in den Mitgliedstaaten<br />

kein ausreichender Raum zur<br />

politischen Gestaltung bleibe.<br />

Vor seinem Eintritt in das Bundesverfassungsgericht<br />

war Voßkuhle<br />

der breiten Öffentlichkeit kaum<br />

bekannt. Der gebürtige Detmolder<br />

hatte allerdings in akademischen<br />

Kreisen durchaus bereits für Aufsehen<br />

gesorgt – etwa mit seiner<br />

1992 abgelegten Doktorarbeit<br />

„Rechtsschutz gegen den Richter“.<br />

Voßkuhle hat nun mit 46 Jahren<br />

bereits die Spitze einer juristischen<br />

Karriere erklommen. Jetzt wird er<br />

das Bundesverfassungsgericht und<br />

damit eines der fünf deutschen Verfassungsorgane<br />

im In- und Ausland<br />

repräsentieren. In seiner fast jungenhaften<br />

Art dürfte er dabei einen Kontrast<br />

zu dem 66-jährigen Vorgänger<br />

Papier darstellen. Norbert Demuth<br />

Unterhaltung<br />

Melkus: DDR-Ferrari<br />

zum Anschauen . . . . . . . . 13<br />

Reise<br />

Airbus A380 . . . . . . . . . . 14<br />

Jugend<br />

Nebenjobs: Kellnern ab<br />

16 erlaubt . . . . . . . . . . . . 15<br />

Prävention<br />

Nägelkauen: Die Hände<br />

beschäftigen . . . . . . . . . . 16<br />

Wellness & Beauty<br />

Pilates: Starkes Zentrum,<br />

straffe Muskeln . . . . . . . . 17<br />

Ihr Geld, ihr Recht<br />

Schuften bis zum Umfallen 18<br />

Soziales<br />

Sarrazin beklagt sich . . . . 19<br />

Sport<br />

Formel 1: Neue Saison .20/21<br />

Rätselseite und Gewinner<br />

der letzten Ausgabe . . . 22<br />

VA-Hinweise |<br />

TV-Tipps . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Steckbrief |<br />

Impressum . . . . . . . . . . 24<br />

MELDUNGEN<br />

Jeder fünfte Schüler kennt die 112 nicht<br />

Jedem fünften Schüler in Deutschland ist laut einer Umfrage<br />

Rostocker Intensivmediziner die Notrufnummer 112 nicht bekannt.<br />

Mitarbeiter der Uniklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie<br />

am <strong>Universitätsklinikum</strong> Rostock hatten in den vergangenen<br />

Monaten mehr <strong>als</strong> 10 000 Schüler der Klassen fünf bis 13 in<br />

allen Bundesländern und allen Schultypen befragt. Dabei fanden<br />

sie heraus, dass 21 Prozent entweder gar keine oder nicht die<br />

korrekte Notrufnummer kannten. Weiterhin wurden 1015 Schüler<br />

aller Altersgruppen getestet, ob sie auch kräftemäßig in der Lage<br />

wären, einen Erwachsenen wiederzubeleben. Zum Beispiel muss<br />

bei der Herzdruckmassage der Brustkorb 30 Mal kurz hintereinander<br />

und mehrere Zentimeter tief eingedrückt werden. 99 Prozent<br />

der Siebtklässler brachten das unter Anleitung gut zustande.<br />

Das heißt, dass Schülern ab einem Alter von etwa 13 Jahren problemlos<br />

im Unterricht solche Erste-Hilfe-Maßnahmen beigebracht<br />

werden können.<br />

ddp<br />

Atemaussetzer können Gehirn schädigen<br />

Atemaussetzer beim Schlafen können das Gehirn dauerhaft schädigen.<br />

Unbehandelt kann die sogenannte Schlafapnoe zum Verlust<br />

von grauer Hirnsubstanz führen, warnen die Lungenärzte der Deutschen<br />

Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)<br />

in Werne. Das könne zu Gedächtnisstörungen und eingeschränkten<br />

Leistungen des Gehirns, aber auch zu Störungen der Atemkontrolle<br />

führen. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung, die die<br />

Fachzeitschrift „Sleep“ (2010, Band 30, Seite 235-241) veröffentlicht<br />

hat. Da die Atemwege von Menschen mit Schlafapnoe-Syndrom chronisch<br />

verengt sind, ist die Atmung nachts nicht nur sehr erschwert,<br />

sondern setzt auch mehrfach und längerfristig aus. Laut Definition<br />

passiert das mindestens fünfmal innerhalb einer Stunde für mehr <strong>als</strong><br />

zehn Sekunden. Dabei wechseln sich heftiges Luftschnappen oder<br />

lautes Schnarchen mit stillen Atempausen ab. So wird der Schlaf der<br />

Betroffenen oft unterbrochen, ist stark gestört und damit auch nicht<br />

mehr hinreichend erholsam. Um eine nachhaltige Schädigung des<br />

Gehirns, aber auch schwere Begleiterkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems<br />

zu verhindern, müsse eine spezielle Atemtherapie eingeleitet<br />

werden, so die Fachärzte. Unter dem Schlafapnoe-Syndrom<br />

leiden etwa zwei bis drei Prozent der erwachsenen Deutschen. dpa<br />

REIZTHEMA<br />

Der gesunde Mann<br />

bekommt die Frau<br />

Die Partnerwahl von Frauen<br />

hängt auch vom Gesundheitszustand<br />

des Landes<br />

ab. Ist die Lebenserwartung<br />

niedrig und die Verbreitung<br />

ansteckender Krankheiten vergleichsweise<br />

hoch, bevorzugen<br />

Frauen Männer mit maskulinen<br />

Gesichtszügen. Das schreibt<br />

eine Forschergruppe um Lisa<br />

DeBruine von der University of<br />

Aberdeen in den „Proceedings<br />

B“ der britischen Royal Society.<br />

Als Ursache sehen die Forscher<br />

urtümliche Assoziationen: Frauen<br />

verbinden maskuline Gesichtszüge<br />

mit genetischer Gesundheit.<br />

Damit steige die Wahrscheinlichkeit<br />

zur Zeugung gut gerüsteten<br />

Nachwuchses, erklären die Wissenschaftler.<br />

Das wiederum sei<br />

in Ländern bedeutend, wo Gesundheit<br />

ein größerer Belang für<br />

das Überleben ist. Nachteil der<br />

maskulinen Männer: Sie gelten<br />

eher <strong>als</strong> unehrlich, unkooperativ<br />

und an kurzfristigen Beziehungen<br />

interessiert. Das erkläre,<br />

warum Frauen aus Ländern mit<br />

hohem Entwicklungsstand weniger<br />

dazu neigen, maskulin aussehende<br />

Männer zu favorisieren,<br />

schreibt das Team um DeBruine.<br />

Für die Studie bewerteten 4794<br />

Frauen von 16 bis 40 Jahren<br />

aus 30 überwiegend westlichen<br />

Nationen verschiedene Fotos<br />

von Männern. Zu den Ländern<br />

zählten unter anderem Deutschland,<br />

Brasilien, Kanada, Russland<br />

und Schweden. Um jeweils<br />

eine maskuline und eine feminine<br />

Version der Porträts zu erhalten,<br />

bearbeiteten die Forscher<br />

die Bilder mit einem Grafikprogramm.<br />

Die Ergebnisse der<br />

Beurteilung verglichen sie mit<br />

Statistiken der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO zur nationalen<br />

Gesundheit der beteiligten<br />

Staaten. Darin inbegriffen sind<br />

Sterberaten von Kindern und<br />

Erwachsenen, Lebenserwartung<br />

und Todesfälle durch ansteckende<br />

Krankheiten.<br />

Je niedriger der Gesundheits-Index<br />

einer Nation ist, desto höher<br />

ist die Präferenz für maskuline<br />

Männer. Diese Befunde seien unabhängig<br />

vom Durchschnittsalter<br />

der jeweiligen Landesgruppen<br />

und von individuellen Paarungsstrategien.<br />

Alle untersuchten<br />

Länder hätten allerdings einen<br />

relativ hohen Entwicklungsstand<br />

– zu untersuchen bliebe, ob die<br />

Befunde auch auf sehr arme<br />

Staaten zutreffen, schreiben die<br />

Forscher.<br />

dpa


KLINIKUM INTERN 3<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

HIGH TECH<br />

Zuschlag für neuen Tomographen<br />

Grünes Licht für die Anschaffung<br />

eines neuen<br />

Großgerätes am <strong>Leipzig</strong>er<br />

<strong>Universitätsklinikum</strong>: Die Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) fördert die Installierung<br />

eines Magnet-resonanz-Positronenemissionstomographen<br />

(MR-PET) mit mehr <strong>als</strong> drei<br />

Millionen Euro.<br />

Die Technik soll bei der Früherkennung<br />

von Tumoren oder<br />

Herz- und Kreislauferkrankungen,<br />

aber auch in der<br />

Hirnforschung zum Einsatz<br />

kommen. Das mit einer Feldstärke<br />

von drei Tesla arbeitende<br />

Gerät gestattet es, die<br />

Struktur und physiologische<br />

Beschaffenheit von Organen,<br />

Tumoren oder Gefäßwänden<br />

sowie deren molekulare Eigenschaften<br />

und Stoffwechselfunktionen<br />

darzustellen.<br />

gleichzeitig<br />

Neben dem <strong>Leipzig</strong>er Uni-Klinikum<br />

werden mit Unterstützung<br />

der DFG noch baugleiche<br />

Tomographen in München<br />

und Essen aufgestellt. Die<br />

Hightech-Scanner sollen während<br />

des klinischen Einsatzes<br />

permanent weiterentwickelt<br />

werden.<br />

<strong>Leipzig</strong> habe den Zuschlag<br />

bekommen, weil das Antragskonzept<br />

schlüssig gewesen<br />

sei und es an der Uni<br />

schon DFG-Forschungsprojekte<br />

gebe, in die das Gerät<br />

eingebunden werden könne,<br />

hieß es. Der PET-MRT wird<br />

künftig im PET-Zentrum der<br />

Klinik und Poliklink für Nuklearmedizin<br />

zum Einsatz<br />

kommen. mabe/ukl<br />

EDITORIAL<br />

AKTIONSTAG<br />

Alles o.k. auf dem WC?<br />

Was gibt es wohl<br />

in einer „Abführ-<br />

Bar“? Was stellt<br />

man auf einer „Gastrovernissage“<br />

aus? Was zeigt eine<br />

Mini-Kamera, wenn man sie<br />

verschluckt? Und was hat<br />

das alles mit Nachttöpfen zu<br />

tun? Diese Fragen schießen<br />

einem durch den Kopf, wenn<br />

man das Programm einer<br />

Veranstaltung des Kooperativen<br />

Darmzentrums <strong>Leipzig</strong><br />

am 24. März sieht. Das<br />

Darmzentrum, dem das <strong>Universitätsklinikum</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>, die HELIOS<br />

Kliniken <strong>Leipzig</strong>er<br />

Land und die HE-<br />

LIOS Klinik Schkeuditz<br />

angehören, will<br />

sich einem ernsten<br />

Thema ganz ohne erhobenen<br />

Zeigefinger<br />

und Moralpredigten<br />

nähern und hat sich<br />

für die Organisation<br />

einer eher ungewöhnlichen<br />

Aufklärungskampagne<br />

entschieden. Nicht<br />

im Krankenhaus,<br />

sondern auf dem<br />

<strong>Leipzig</strong>er Marktplatz<br />

in einem 400 Quadratmeter<br />

großen<br />

Zelt können sich alle<br />

Interessierten höchst<br />

abwechslungsreich<br />

mit Gesundheitsthemen<br />

rund um den<br />

Darm befassen.<br />

Schmuddelig? Überhaupt<br />

nicht! Lehrreich?<br />

Unbedingt! Humorvoll? Auf<br />

jeden Fall! Schon der Titel<br />

der Veranstaltung „Alles<br />

o.k. auf dem WC?“ lässt<br />

ahnen, dass die Mediziner<br />

dem durchaus ernsten Thema<br />

„Darmkrebs“ ein wenig<br />

seinen Schrecken nehmen<br />

wollen. Immerhin lässt sich<br />

Darmkrebs, wenn er rechtzeitig<br />

erkannt wird, mit sehr<br />

großen Heilungschancen behandeln.<br />

Doch dazu müssten<br />

die Vorsorgeangebote besser<br />

angenommen werden. Aufklärung<br />

tut <strong>als</strong>o Not, aber<br />

die Ärzte wissen, dass sich<br />

die meisten Menschen nur<br />

ungern mit solch einem Thema<br />

auseinandersetzen.<br />

Trotz mehr <strong>als</strong> 60 000 Neuerkrankungen<br />

pro Jahr nehmen<br />

nur wenige Menschen<br />

die Informationsangebote<br />

der Kliniken wahr. Bei den<br />

Vorsorgeuntersuchungen<br />

glänzen vor allem die Männer<br />

mit Abwesenheit. ‚Nun<br />

gut“, dachten sich die Mitglieder<br />

des Kooperativen<br />

Darmzentrums <strong>Leipzig</strong>,<br />

‚wenn der Prophet nicht zum<br />

Berg kommt, muss der Berg<br />

eben zum Propheten gehen’<br />

und bieten am 24. März ab<br />

15 Uhr ein umfangreiches<br />

Programm an.<br />

Das VorsorgTheater der Stiftung<br />

Lebensblicke zeigt das<br />

Stück „Alarm im Darm“. Auf<br />

jeden Fall sehenswert, oder<br />

wissen Sie, was eine Schwarze<br />

Mamba im menschlichen<br />

Körper zu suchen hat?<br />

Friedemann Schmidt von<br />

„Hauptsache Gesund“ moderiert<br />

eine Podiumsdiskussion,<br />

die nicht nur die Dinge<br />

beim Namen nennt, sondern<br />

auch das Publikum einbezieht.<br />

Neben Medizinern<br />

wird auch Publikumsliebling<br />

Wolfgang Stumph auf dem<br />

Podium sitzen. Der Schauspieler<br />

unterstützt die Darmkrebsaktion<br />

<strong>als</strong> Botschafter<br />

der Felix-Burda-Stiftung,<br />

unter deren Dach sich schon<br />

seit Jahren Prominente wie<br />

Sandra Maischberger oder<br />

Feinstes Meißener Porzellan für dringende Bedürfnisse. Dieses Exemplar aus dem 18.<br />

Jahrhundert ist im Stadtgeschichtlichen Museum <strong>Leipzig</strong> zu sehen. Foto: André Kempner<br />

die Klitschko-Brüder der<br />

Darmkrebsprävention zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Wie fühlt sich wohl ein Maiskorn<br />

im Darm? Wer das wissen<br />

möchte, kann es im acht<br />

Meter langen, begehbaren<br />

Darmmodell gern ausprobieren.<br />

Oder selbst zum Arzt<br />

werden und das Endoskop<br />

bedienen. Wem das noch<br />

nicht reicht – bitte schön:<br />

Am Pelvi-Trainer kann jeder<br />

Interessierte unter Anleitung<br />

seine Geschicklichkeit bei einer<br />

minimal-invasiven Operation<br />

testen. Darmgesunde<br />

Kost stellen die Ernährungsberater<br />

vor und natürlich<br />

gibt es noch jede Menge weitere<br />

Informations- und Mitmachstände.<br />

Und natürlich<br />

die „Abführ-Bar“. Aber was<br />

Sie hier erwartet, wird noch<br />

nicht verraten.<br />

Etwas ganz Besonderes ist<br />

die Gastrovernissage. Dahinter<br />

verbirgt sich ein kreatives,<br />

künstlerisch gestaltetes<br />

Fortbildungskonzept für<br />

niedergelassene<br />

Ärzte. Bisher war<br />

die Ausstellung erst<br />

achtmal in Deutschland<br />

zu sehen. Und<br />

in <strong>Leipzig</strong> steht sie<br />

nicht nur Ärzten<br />

offen, sondern allen<br />

Interessierten.<br />

Von der mittelalterlichen<br />

Reisetoilette<br />

für Adlige über den<br />

modernen WC-Reiniger<br />

bis hin zur 10<br />

m langen Gastro-<br />

Wand, einem überdimensionalen<br />

Bild<br />

der Magenschleimhaut,<br />

warten insgesamt<br />

18 Objekte<br />

auf die Besucher.<br />

Und dann ist da noch<br />

Sachsens erste und<br />

größte Nachttopfsammlung.<br />

Zumindest<br />

soll sie es werden.<br />

Die Initiatoren<br />

hoffen darauf, dass<br />

Ihnen am 24. März möglichst<br />

viele Nachttöpfe (in sauberem<br />

Zustand) gebracht werden.<br />

Denn so lange ist es noch gar<br />

nicht her, dass die Benutzung<br />

des Nachttopfes noch<br />

völlig selbstverständlich war.<br />

Natürlich werden die Nachttöpfe<br />

<strong>als</strong> Leihgaben behandelt.<br />

Die Spender oder Leihgeber<br />

nehmen an einer Verlosung<br />

von fünf Wellnessgutscheinen<br />

teil. Wer sich erinnern kann,<br />

in seinem Keller oder auf dem<br />

Dachboden noch einen Nachttopf<br />

zu haben, sollte schon einmal<br />

mit Suchen anfangen. ukl<br />

Sehr geehrte Leserinnen,<br />

sehr geehrte Leser,<br />

Darmkrebs ist eine tückische Erkrankung.<br />

In der Phase, in welcher man<br />

den Tumor sehr erfolgreich bekämpfen<br />

kann, spürt der Betroffene nicht, dass<br />

etwas nicht in Ordnung ist. Werden<br />

körperliche Anzeichen sichtbar, ist der<br />

Kampf gegen den Krebs schon sehr viel<br />

schwieriger und oft auch ohne Erfolg.<br />

Deshalb engagieren sich Ärzte, Selbsthilfegruppen,<br />

die Felix-Burda-Stiftung,<br />

die Stiftung „Lebensblicke“ und viele<br />

Prominente dafür, die Möglichkeiten<br />

der Vorsorgeuntersuchungen bekannt<br />

zu machen und die Menschen zu ermuntern,<br />

diese Vorsorgemöglichkeiten<br />

auch zu nutzen. Doch allzu oft verhallt<br />

der eindringliche Appell ungehört.<br />

Das Kooperative Darmzentrum der Region<br />

<strong>Leipzig</strong> hat sich daher zu einem<br />

ungewöhnlichen Schritt entschieden.<br />

Nicht in die Klinik sollen die Menschen<br />

kommen, um sich zu informieren, sondern<br />

die Klinik geht zu den Menschen.<br />

Auf dem <strong>Leipzig</strong>er Marktplatz präsentiert<br />

sich am 24. März auf einer Fläche<br />

von 400 Quadratmetern eine äußerst<br />

lehrreiche, gleichzeitig aber gar nicht<br />

belehrende Informations- und Mitmachveranstaltung.<br />

Dem ernsten Thema soll mit einem Augenzwinkern<br />

begegnet werden, damit<br />

Scheu, Scham oder auch Ängste gar<br />

nicht erst aufkommen. Ob das Theaterstück<br />

„Alarm im Darm“, das Ausprobieren<br />

der eigenen (minimal-invasiven)<br />

chirurgischen Fähigkeiten, das Führen<br />

des Endoskops oder auch die größtenteils<br />

von Künstlern gestaltete Gastrovernissage<br />

– für jeden dürfte etwas<br />

dabei sein.<br />

Die drei Partner des Darmzentrums,<br />

das <strong>Universitätsklinikum</strong> <strong>Leipzig</strong>, die<br />

HELIOS Kliniken <strong>Leipzig</strong>er Land und die<br />

HELIOS Klinik Schkeuditz, haben viel<br />

Kreativität entwickelt, um die Hemmschwelle<br />

zur Information und Aufklärung<br />

über das ernste Thema Darmkrebs<br />

so niedrig wie möglich zu legen.<br />

Nutzen Sie diese Gelegenheit, sich zu<br />

informieren und gleichzeitig unterhalten<br />

zu lassen.<br />

Ihr<br />

Prof. Dr. Wolfgang E. Fleig<br />

Medizinischer Vorstand


4 REPORTAGE<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

„So sieht dein Kopf von innen aus.“ Professor Wolfgang Hirsch, Leiter der Abteilung für Kinderradiologie des <strong>Universitätsklinikum</strong>s <strong>Leipzig</strong>, erklärt einem jungen Patienten<br />

seine MRT-Aufnahme.<br />

Fotos: Stefan Straube<br />

Den Krankheiten auf den Grund gehen –<br />

Keine Angst im MRT: Dem kleinen Patienten stehen Mutter, Medizinerin<br />

und der mutige Teddybär bei.<br />

Mit seiner orange-roten<br />

Wollmütze auf dem<br />

Kopf liegt Sebastian<br />

(Name von der Redaktion geändert)<br />

im Brutkasten und ist<br />

auf dem Weg zum Kernspintomographen.<br />

Sebastian ist<br />

ein Frühchen, gerade einmal<br />

900 Gramm wiegt der kleine<br />

Junge. Auf der Station der Kinderradiologie<br />

warten bereits<br />

die Oberärztin Ina Sorge, der<br />

Leiter der Abteilung, Professor<br />

Wolfgang Hirsch, zwei Anästhesisten<br />

und eine Röntgenassistentin<br />

auf ihn. Die Stimmung<br />

ist angespannt, denn<br />

„einen so kleinen Patienten wie<br />

Sebastian hatten wir noch nie<br />

im MRT“, erklärt der Kinderradiologe<br />

Wolfgang Hirsch.<br />

Die Ärzte wollen bei der Untersuchung<br />

herausfinden, wo<br />

eine Arterie im Brustkorb verläuft,<br />

denn Sebastian soll bald<br />

operiert werden. Seine Lungen<br />

haben eine Fehlbildung und<br />

die Kinderchirurgen müssen<br />

nun genau wissen, wo die Venen<br />

und Arterien in Sebastians<br />

Brustkorb verlaufen, um komplizierte<br />

Situationen einplanen<br />

zu können. „Unsere zentrale<br />

Aufgabe ist es, unsere Befunde<br />

an die Kollegen zu vermitteln“,<br />

erklärt Wolfgang Hirsch. „Denn<br />

es nützt gar nichts, wenn wir<br />

wissen, wo sich die Blutgefäße<br />

im Körper befinden. Die<br />

Chirurgen müssen das wissen.<br />

Und die Kommunikation untereinander<br />

ist ideal.“<br />

Der Kernspintomograph ist<br />

nicht das einzige Gerät, mit<br />

denen die Kinderradiologen ins<br />

Innere der Kinder schauen können.<br />

Sehr viel öfter nutzen sie<br />

die beiden Ultraschallgeräte der<br />

Station, die bei Kindern wesentlich<br />

genauere Bilder liefern, <strong>als</strong><br />

bei Erwachsenen, denn „Kinder<br />

sind einfach dünner und damit<br />

bekommen wir schärfere Bilder“,<br />

so Professor Hirsch. Oft<br />

reicht schon der Ultraschall,<br />

um eine Krankheit genau diagnostizieren<br />

zu können. Auch<br />

bei Sebastian haben die Ärzte<br />

die Arterie im Brustkorb zuerst<br />

durch den Ultraschall entdeckt<br />

und wollen sie nun genauer<br />

lokalisieren.<br />

Kein leichtes Unterfangen, denn<br />

Sebastians Adern messen nur einen<br />

Millimeter im Durchmesser.<br />

Damit Sebastian sich nicht aus<br />

Versehen bewegt und die Bilder<br />

verwackeln, wird der kleine<br />

Junge in Narkose gelegt, eine<br />

Anästhesistin steht direkt neben<br />

ihm, <strong>als</strong> er ins MRT geschoben<br />

wird. Sie wird während der<br />

gesamten Untersuchungszeit<br />

an seiner Seite bleiben, überwacht<br />

seine Atmung, die durch<br />

eine Maschine unterstützt wird.<br />

Nach etwa einer halben Stunde<br />

wollen ihre Kollegen im Nebenraum<br />

fertig sein.<br />

„Kinder haben ganz andere<br />

Bedürfnisse <strong>als</strong> erwachsene<br />

Patienten“, erklärt Kinderradiologe<br />

Wolfgang Hirsch,<br />

der ursprünglich Kinderarzt<br />

war und nach einem Aufenthalt<br />

an einer radiologischen<br />

Klinik in England eine weitere<br />

Facharztausbildung zum<br />

Radiologen absolviert hat.<br />

„Sie haben eventuell Angst, sie<br />

brauchen eine ganz andere Ansprache<br />

oder Beschäftigung.<br />

Sie müssen die Untersuchungen<br />

erklärt bekommen, damit<br />

sie sich auch aktiv daran beteiligen,<br />

und das braucht Zeit.<br />

Deshalb haben wir hier bei uns<br />

eine kindgerechte Atmosphäre<br />

geschaffen.“ Bilder hängen an<br />

den Wänden, über den Liegen<br />

bei den Ultraschallgeräten<br />

hängen große Monitore, auf<br />

denen die Kleinen Tieraufnahmen<br />

verfolgen können, über<br />

ihnen baumeln bunte Drachen.<br />

Gerade liegt ein kleiner Junge<br />

auf der Liege und schäkert mit<br />

dem Arzt, der seinen Bauch<br />

mit Ultraschall untersucht. Die<br />

Liegen im Röntgen- und Durchleuchtungsraum<br />

sind bunt bedruckt,<br />

auf einem Stuhl im<br />

Wartezimmer sitzt eine lebensgroße<br />

Stoffpuppe.<br />

Im Nebenraum des Kernspintomographen<br />

sitzen die vier Ärzte<br />

vor ihren Monitoren. Während<br />

ein weiterer Anästhesist Sebastians<br />

Lebenszeichen ...


5<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

Nach seiner Untersuchung im MRT liegt dieser kleine Junge<br />

wieder in seinem Bettchen ...<br />

kontrolliert, wählen Wolfgang<br />

Hirsch und Ina Sorge den passenden<br />

Ausschnitt für die Aufnahmen<br />

aus.<br />

Sebastians Lungen, sein Schädel<br />

und Herz erscheinen in<br />

Originalgröße auf dem Monitor.<br />

Die Fehlbildung, eigentlich<br />

ein Tumor, hebt sich weiß<br />

von den grauen Lungen ab.<br />

Die Adern sind noch nicht zu<br />

sehen, dafür müssen die Ärzte<br />

wenige Milliliter Kontrastmittel<br />

in die Adern von Sebastian<br />

spritzen. „Der große Vorteil<br />

von Ultraschall und Kernspintomographie<br />

ist, dass sie ohne<br />

Strahlungen auskommen und<br />

deshalb für die Kinder ungefährlich<br />

sind“, erklärt Wolfgang<br />

Hirsch.<br />

Röntgen und Durchleuchtungsuntersuchungen<br />

versuchen<br />

die Ärzte den Kindern<br />

zu ersparen, um die Strahlenbelastung<br />

so gering wie<br />

möglich zu halten. In einigen<br />

Fällen, bei Knochenbrüchen<br />

zum Beispiel, müssen sie aber<br />

auch auf diese Mittel zurückgreifen.<br />

Nicht viele Ärzte können in<br />

Deutschland diese genauen<br />

Diagnosen stellen, Kinderradiologen<br />

sind gesucht. Nur,<br />

wer neben seiner Facharztausbildung<br />

zum Radiologen<br />

eine Zusatzausbildung zum<br />

Kinderradiologen gemacht<br />

hat, kann in diesem speziellen<br />

Bereich praktizieren. Und die<br />

Stellen für diese spezielle Weiterbildung<br />

sind ebenso knapp<br />

wie gute Kinderradiologen.<br />

<strong>Leipzig</strong> ist einer der wenigen<br />

Orte, wo sich angehende<br />

Spezialisten ausbilden lassen<br />

können.<br />

... die Bilder der vorangegangenen MRT-Untersuchung liefern den Ärzten wichtige Hinweise auf die<br />

Krankheiten ihrer kleinen Patienten.<br />

Fotos: Stefan Straube<br />

zu Besuch bei den Kinderradiologen des UKL<br />

Dass es nicht so viele Kinderradiologen<br />

gibt, liegt aber auch<br />

daran, dass der höhere Aufwand<br />

für Kinder nicht im Verhältnis<br />

zur Honorierung durch<br />

die Krankenkassen steht, die<br />

einen Pauschalpreis zahlen,<br />

egal ob Erwachsene oder Kinder<br />

untersucht werden. Nicht<br />

jedes Krankenhaus kann sich<br />

deshalb eine kinderradiologische<br />

Abteilung leisten. „Darum<br />

bin ich so froh, dass die Uniklinik<br />

<strong>Leipzig</strong> so zu unserer Abteilung<br />

steht. Sie hat hier alles<br />

neu ausgestattet und eingerichtet.<br />

Ein Institut dieser Größe<br />

und mit dieser Ausstattung<br />

ist in Deutschland einzigartig“,<br />

so Wolfgang Hirsch.<br />

Auch der Kernspintomograph<br />

gehört mit zu dem Besten,<br />

Mit dem Ultraschall kann Oberärztin Dr. Ina Sorge schnell und sicher Krankheiten diagnostizieren.<br />

Die Kinder belastet die Untersuchung nicht.<br />

was im Moment im Einsatz ist.<br />

Leiter Wolfgang Hirsch betont<br />

jedoch: „Wir haben hier die<br />

modernsten Geräte, einer der<br />

vier Kernspintomographen der<br />

Uniklinik steht bei uns. Für eine<br />

richtige Diagnose sind gute Geräte<br />

wichtig, aber noch mehr ist<br />

ein spezialisiertes Fachwissen<br />

nötig“.<br />

Das Kontrastmittel ist inzwischen<br />

gespritzt, weiß heben<br />

sich nun die großen Arterien<br />

und Venen in Sebastians Körper<br />

hervor. Alle sind jedoch<br />

nicht zu sehen, dafür sind sie<br />

zu dünn. „Die Grenzen des<br />

MRT liegen bei Blutgefäßen<br />

mit etwa einem Millimeter<br />

Durchmesser. Natürlich könnten<br />

wir die Auflösung erhöhen<br />

und auch noch Adern sichtbar<br />

machen, die etwas dünner <strong>als</strong><br />

einen Millimeter sind, aber<br />

das würde sehr lange dauern<br />

und das ist für unsere kleinen<br />

Patienten nicht zumutbar“, so<br />

Hirsch.<br />

Eine halbe Stunde hat es gedauert,<br />

dann sind Professor<br />

Hirsch und seine Oberärztin<br />

Sorge mit den Aufnahmen zufrieden.<br />

Vorsichtig hebt die Anästhesistin<br />

den kleinen Sebastian<br />

in seinen Brutkasten, bunt<br />

hebt sich seine Wollmütze von<br />

den weißen Decken ab. Er ist<br />

nicht viel größer <strong>als</strong> ihre Hand.<br />

Morgen in der Konferenz werden<br />

Wolfgang Hirsch und seine<br />

Kollegen den Kinderchirurgen<br />

die frischen Aufnahmen zeigen,<br />

sie entscheiden dann, wie Sebastian<br />

operiert werden wird.<br />

Im Moment ist er wieder auf<br />

dem Weg zur Frühgeborenen-<br />

Intensivstation. Ulrike Schnabel


6 KLINIKUM 2010<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

MEDIZINISCHE FAKULTÄT<br />

Zentrales Forschungszentrum nimmt Gestalt an<br />

Die ehemaligen Hautklinik ist die räumliche Heimat<br />

des neuen zentralen Forschungszentrums.<br />

Das Gastroenterologische Forschungslabor – im Dienste<br />

der Krebsforschung.<br />

Fotos: Volkmar Heinz<br />

Festliche Einweihung des Hörsa<strong>als</strong> im zentralen Forschungszentrum.<br />

Am 15. März wurde der<br />

erste Bauabschnitt des<br />

Umbaus der ehemaligen<br />

Uni-Hautklinik zum zentralen<br />

Forschungszentrum an die<br />

Medizinische Fakultät feierlich<br />

übergeben. Zu den Gästen zählten<br />

Vertreter der Bauverwaltung,<br />

des Wissenschaftsministeriums,<br />

der Universität <strong>Leipzig</strong><br />

und des <strong>Universitätsklinikum</strong>s<br />

<strong>Leipzig</strong>. Mit dem Abschluss dieser<br />

Baumaßnahme verändert<br />

das traditionsreiche „Medizinische<br />

Viertel“ rund um die<br />

Liebigstraße weiter sein Gesicht<br />

und setzt städtebaulich und<br />

wissenschaftlich neue Akzente.<br />

Staatsminister Prof. Dr. Georg<br />

Unland: „Das Renommee der<br />

Medizinischen Fakultät der<br />

<strong>Leipzig</strong>er Alma Mater ist auf<br />

höchstem Niveau. Mit dem Umbau<br />

der ehemaligen Hautklinik<br />

zu einem neuen zentralen Forschungszentrum<br />

leisten wir<br />

einen Beitrag dafür, dass die<br />

<strong>Leipzig</strong>er Universitätsmedizin<br />

auch in Zukunft ihren wissenschaftlichen<br />

Weg, der international<br />

eine hohe Anerkennung<br />

genießt, weitergehen kann.“<br />

Die Bauarbeiten zum Umbau<br />

der Hautklinik zum zentralen<br />

Forschungszentrum begannen<br />

unter Projektleitung des Staatsbetriebes<br />

Sächsisches Immobilien-<br />

und Baumanagement<br />

(SIB) im April 2007. Das Vorhaben<br />

ist in zwei Bauabschnitte<br />

gegliedert und umfasst ein<br />

Investitionsvolumen von insgesamt<br />

rund 57 Millionen Euro.<br />

Mit dem Abschluss der zweiten<br />

Bauphase ist 2012 zu rechnen.<br />

„Das neue Forschungszentrum<br />

ermöglicht auf einer<br />

Fläche von 12 000 Quadratmetern<br />

und sechs Etagen<br />

mit zahlreichen Räumen und<br />

vor allem modernsten Forschungslaboren<br />

hervorragende<br />

Arbeitsbedingungen für<br />

die Medizinische Fakultät.<br />

Exzellente Forschungsarbeit<br />

trifft hier dann auf exzellente<br />

Forschungsbedingungen“ fügt<br />

Wissenschaftsministerin Prof.<br />

Sabine von Schorlemer an.<br />

Neben einem Hörsaal, Räumen<br />

für Praktika, Seminare und<br />

Therapien werden auch das<br />

Rechenzentrum, die gesamte<br />

Technik und vor allem auch<br />

die Forschungslabore für verschiedene<br />

Fachrichtungen installiert.<br />

Der Gebäudekomplex der ehemaligen<br />

Hautklinik wurde zwischen<br />

1889 und 1930 in mehreren<br />

Abschnitten errichtet, in<br />

der Vergangenheit bereits umund<br />

ausgebaut und steht unter<br />

Denkm<strong>als</strong>chutz. Im Zuge dieser<br />

aktuellen Baumaßnahme erhält<br />

das Forschungszentrum einen<br />

neuen, großzügigen Haupteingang<br />

an der Liebigstraße mit<br />

einer Aluminium-Glasfassade.<br />

Die Fassadenstruktur zur Straßenseite<br />

hin bleibt bestehen.<br />

Hofseitig hingegen erfolgt ein<br />

Anbau, dessen neue Fassade<br />

sich in die vorhandenen Strukturen<br />

des Altbaus modern einbindet.<br />

SMF/ukl<br />

MTA Jana Lorenz lässt die Zentrifuge Zellen vom Medium trennen.<br />

MTA Claudia Ruffert füllt Agarose zur Gelentwicklung ab.


KLINIKUM 2010 7<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

BERUFUNG<br />

Die jüngste Professorin an der Uni-Kinderklinik<br />

Sie ist die jüngste Professorin<br />

an der Uni-Kinderklinik: Die<br />

36-jährige <strong>Leipzig</strong>erin Antje<br />

Körner erhielt am 25. Februar<br />

2010 ihre Ernennungsurkunde.<br />

Die Mühe lohne sich, die Ursachen<br />

und Folgen bestimmter<br />

Erkrankungen besser zu verstehen.<br />

Wissenschaftliche Arbeit sei<br />

faszinierend und mache ihr trotz<br />

langer Arbeitstage viel Spaß,<br />

meint die Ärztin.<br />

Antje Körner ist in ihrer Freizeit<br />

eine Ausdauersportlerin, beim<br />

Volleyball oder auf Trekking-<br />

Touren mit Ehemann René in den<br />

Bergen. Jetzt hat Antje Körner<br />

auch beruflich einen Gipfel erklommen:<br />

Als jüngste und erste<br />

ordentlich berufene Professorin<br />

wird die 36-Jährige an die Uni-<br />

Kinderklinik berufen. Ein Weg<br />

mit Erfolgen und Preisen, aber<br />

auch Rückschlägen und langen<br />

Abenden im Labor und in der<br />

Klinik.<br />

Die Stiftungsprofessur für Allgemeine<br />

Pädiatrie/Pädiatrische<br />

Forschung ist neu eingerichtet<br />

und doch die beinahe logische<br />

Konsequenz aus ihrer langen<br />

wissenschaftlichen Arbeit. „Ich<br />

habe schon im Studium mit der<br />

Forschung begonnen. Es fasziniert<br />

mich Fragen zu stellen,<br />

die auf neue Antworten drängen,<br />

die Mechanismen bis in die Tiefe<br />

zu untersuchen und idealerweise<br />

wie Puzzleteilchen zusammenzusetzen“,<br />

sagt sie. 1993 begann<br />

die Plauenerin in <strong>Leipzig</strong> mit dem<br />

Medizinstudium, immer wieder<br />

ergänzt durch Auslandsaufenthalte<br />

und Forschungen auf dem<br />

Gebiet der Endokrinologie, der<br />

Lehre von den Hormonen. Nach<br />

dem Studium ging die Ärztin<br />

dann 2000 an die Uni-Kinderklinik.<br />

Und blieb bis heute, nach<br />

Promotion und Habilitation seit<br />

Antje Körner im Labor: Die frisch gekürte Professorin forscht am <strong>Universitätsklinikum</strong> nach Gründen<br />

für Adipositas bei Kindern.<br />

Foto: Stefan Straube<br />

2008 <strong>als</strong> Oberärztin. Die Forschung<br />

blieb dabei immer ein<br />

wichtiges Standbein. „Das war<br />

und ist manchmal kein einfacher<br />

Brückenschlag. Im klinischen Alltag<br />

heißt Forschung oft Zusatzarbeit.“<br />

Doch ihre wissenschaftliche<br />

Neugier zahlte sich aus. 2007<br />

gewann Antje Körner den Espe<br />

Young Investigatior Award, den<br />

europäischen Forschungs-Oscar<br />

für Nachwuchswissenschaftler.<br />

2008 folgte der bedeutende Adalbert-Czerny-Preis<br />

der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.<br />

Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen<br />

Arbeit ist die komplexe<br />

Ursachensuche für Adipositas,<br />

krankhaftes Übergewicht bei<br />

Kindern. In <strong>Leipzig</strong> wird dabei<br />

ein ganzheitlicher Forschungsansatz<br />

verfolgt. „Wir konzentrieren<br />

uns nicht auf ein Detail, sondern<br />

untersuchen die Probleme ganzheitlich<br />

und versuchen Wechselspiele<br />

zwischen den einzelnen<br />

Faktoren zu verstehen. Dieser<br />

wissenschaftliche Ansatz ist eine<br />

Stärke in <strong>Leipzig</strong>“, so die frisch<br />

gekürte Professorin.<br />

Untersucht werden in <strong>Leipzig</strong><br />

familiäre Ursachen, aber auch<br />

experimentelle Fragen wie die<br />

Entstehung und Vermehrung von<br />

Fettzellen und der Einfluss von genetischen<br />

Faktoren. „Uns interessieren<br />

die Mechanismen der Fettgewebsvermehrung.<br />

Wie entsteht<br />

Fettgewebe? Wie entwickeln sich<br />

krankhafte Veränderungen bei<br />

Adipositas?“ Wichtiger Bestandteil<br />

sind auch klinische Studien.<br />

So fanden die Kinderklinik-Forscher<br />

heraus, dass die Vorboten<br />

für Gefäßerkrankungen, die<br />

später zu Herzinfarkt und Stoffwechselkrankheiten<br />

führen können,<br />

schon sehr früh bei Kindern<br />

wirksam und erkennbar sind. Ein<br />

guter Grund für Eltern, beispielsweise<br />

bei Freizeitverhalten und<br />

Essgewohnheiten ihrer Kinder<br />

rechtzeitig gegenzusteuern. Für<br />

den Forschungsstandort <strong>Leipzig</strong><br />

spreche auch die fachübergreifende<br />

Zusammenarbeit. „Diese<br />

Kooperationen sind wertvoll und<br />

liegen mir sehr am Herzen. Was<br />

nützt die beste Idee, wenn ich sie<br />

nicht mitteilen und weiterverfolgen<br />

kann“, so Körner.<br />

Treuer Wegbegleiter in diesen<br />

Jahren war für die forschende<br />

Ärztin Wieland Kiess, Direktor<br />

der Uni-Kinderklinik. „Er fördert<br />

und fordert wissenschaftliche<br />

Talente und lässt dabei doch die<br />

Freiheit für eigene Ideen, das hat<br />

mir sehr geholfen.“ Dankbar ist<br />

Körner aber auch ihrem Team in<br />

Labor und Klinik, ohne das nichts<br />

geht. In den letzten Jahren hat sie<br />

sich eine eigene Arbeitsgruppe<br />

aufgebaut und beschäftigt sieben<br />

Mitarbeiter. Ihre Forschung<br />

finanziert sie zum großen Teil<br />

über eigene Projektanträge. „Als<br />

Leiterin des Forschungslabors<br />

kommen neben den fachlichen<br />

viele organisatorische Aufgaben<br />

hinzu“, erzählt Körner.<br />

Neben ihren Forschungsprojekten<br />

und ihrer klinischen Sprechstunde<br />

in der Kinderendokrinologie<br />

hat die junge Professorin<br />

auch schon eine konkrete Idee<br />

für die Lehre. „Ich würde gern<br />

Nachwuchswissenschaftler für<br />

die Forschung begeistern. Mir<br />

schwebt ein fakultatives Angebot<br />

vor, in dem wir den gesamten<br />

wissenschaftlichen Ablauf von<br />

der Fragestellung, den Experimenten,<br />

der Präsentation und<br />

selbst der richtigen Antragsstellung<br />

für Drittmittel durchspielen<br />

können.“ Doch bis zum nächsten<br />

Gipfelsturm hofft Antje Körner<br />

noch auf genügend Zeit zum<br />

Durchatmen. Zum Beispiel auf<br />

einer Trekking-Tour durch die<br />

Berge. „Das brauche ich auch“,<br />

sagt sie, „da bekommt man den<br />

Kopf wieder frei.“ Olaf Majer<br />

KUNSTPROJEKT<br />

Wartebereich mit landschaftlicher Weite<br />

Wer krank ist, wem es<br />

so richtig elend geht,<br />

der muss nicht unbedingt<br />

noch in bedrückend<br />

steril-weißen Wartezimmern<br />

hocken: Das jedenfalls sagte<br />

man sich in der Ambulanz der<br />

Uni-Klinik für Strahlentherapie<br />

in der Stephanstraße. Mitte voriger<br />

Woche rückten zwei junge<br />

Künstlerinnen an, diesem Zustand<br />

abzuhelfen: Friederike<br />

Jokisch, Meisterschülerin von<br />

Neo Rauch (kurz vorm Abschluss),<br />

und Yvette Kießling,<br />

Meisterabsolventin von Professor<br />

Arno Rink.<br />

Die beiden kommen von <strong>Leipzig</strong>s<br />

Hochschule für Grafik und Buchkunst.<br />

„Für das interessante Projekt<br />

konnte man sich bewerben<br />

und im Dezember vorigen Jahres<br />

erhielten wir die Nachricht, dass<br />

wir unser eingereichtes Modell<br />

realisieren dürfen“, erzählt Jokisch.<br />

Im eigenen Atelier hatten<br />

die beiden dann – geprägt vom<br />

Faible für weite Landschaften<br />

– zunächst mit einem knapp<br />

acht Meter langen Wandfries<br />

losgelegt. „Und da in dem Wartebereich<br />

lediglich Licht von oben<br />

kommt, haben wir den Blick der<br />

Besucher auch dahin lenken wollen<br />

und Wolkenstudien verwirklicht,<br />

wo sich in angenehmen<br />

hellen Farben buntes Leben wie<br />

Spatzen, Papageien, Kormorane<br />

oder auch mal Dinge wie Orchideen,<br />

die sonst nicht gerade im<br />

Himmel wachsen, auszumachen<br />

sind“, so Jokisch. Die zwei Künstlerinnen<br />

vollendeten ihr Werk am<br />

Wochenende mit der farblichen<br />

Gestaltung dreier Säulen – und<br />

ernteten bereits erstes Lob von<br />

den Schwestern.<br />

„Ich bin richtig glücklich, dass wir<br />

unseren Patienten, die sich mitunter<br />

ja wirklich auch in einer<br />

ausweglosen Situation befinden,<br />

zumindest ein angenehmeres Ambiente<br />

schaffen konnten“, meinte<br />

gar Oberarzt André Liebmann.<br />

„Wer sich darauf einlässt und zum<br />

Beispiel hier in unseren Räumen<br />

mal in die Weite dieser künstlerischen<br />

Landschaften eintaucht,<br />

findet sicher zumindest momentan<br />

etwas seelische Entspannung“,<br />

meint der Mediziner. arau.<br />

Der Wandfries hängt: OA André Liebmann, Friederike Jokisch und<br />

Yvette Kießling (v. l.) begutachten das Werk. Foto: A. Kempner


8 KLINIKUM 2010<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

IMPFTAG<br />

Kleinkinder geben Keime oft an die Großeltern weiter<br />

Rund 500 Ärzte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />

Thüringen und Brandenburg,<br />

aber auch Krankenschwestern<br />

und Studenten kamen zum<br />

14. Sächsischen Impftag, zu dem die<br />

Universitätskinderklinik <strong>Leipzig</strong> und<br />

die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />

am Klinikum St. Georg eingeladen<br />

hatten. Hauptthemen waren die neuen<br />

Impf-Empfehlungen der Sächsischen<br />

Impfkommission und der Ständigen<br />

Impfkommission am Robert-Koch-<br />

Institut Berlin. „Wir hatten ein sehr<br />

dichtes und informatives Programm“,<br />

sagte Prof. Volker Schuster, Leiter der<br />

Kinderpoliklinik am <strong>Universitätsklinikum</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>, der mit Prof. Michael<br />

Borte, Chefarzt am Klinikum St. Georg,<br />

den Vorsitz führte. „Dennoch hatten<br />

die Gäste unseres alljährlichen Symposiums<br />

Gelegenheit, ganz praktische<br />

Fragen an die kompetenten Referenten<br />

zu stellen.“<br />

Prof. Siegwart Bigl, Vorsitzender des<br />

Ausschusses Hygiene und Umweltmedizin<br />

der Sächsischen Landesärztekammer<br />

und Mitglied der Sächsischen<br />

Impfkommission, erläuterte, dass nunmehr<br />

empfohlen wird, schon Kinder ab<br />

dem 7. Lebensmonat gegen Influenza<br />

zu impfen. „Dieser Grippe-Schutz ist<br />

aus unserer Sicht so wichtig, dass auch<br />

eine Schwangerschaft keine Kontraindikation<br />

mehr darstellt“, so Prof. Bigl.<br />

Wie er weiter ausführte, wird Keuchhusten<br />

nicht mehr nur <strong>als</strong> Kinderkrankheit<br />

angesehen, sondern auch <strong>als</strong><br />

Erkrankung des Erwachsenen. Grund<br />

dafür ist, dass zwei Drittel der Erkrankungen<br />

Erwachsene betrifft, darunter<br />

viele Ältere. „Die Kinder geben die<br />

Krankheit vorwiegend an die Großeltern<br />

weiter. Deshalb müssen Ärzte<br />

bei der Pertussis-Herdbekämpfung immer<br />

an die Familienzusammenhänge<br />

denken“, mahnte er. Leider gebe es nur<br />

in den neuen Bundesländern<br />

eine Meldepflicht. Zudem<br />

würden epidemiologische<br />

Analysen und Herdprogramme<br />

fehlen, so dass der Keuchhusten<br />

trotz Schutzimpfung<br />

schwer auszurotten sei.<br />

Mit Blick auf die Wundstarrkrampf-Impfung<br />

sagte Prof.<br />

Bigl, dass zu 53 Prozent die<br />

Ursache bei Bagatellverletzungen<br />

und nur zu 14 Prozent<br />

in größeren Unfällen liege.<br />

Bei Unfällen wird ein Arzt<br />

einbezogen, der auch auf den<br />

Tetanus-Schutz achten könne.<br />

Bei den Bagatellverletzungen<br />

hingegen werde kaum der<br />

Arzt aufgesucht, so dass es<br />

umso wichtiger sei, dass die<br />

Tetanus-Impfung immer wieder<br />

aufgefrischt werde.<br />

Über die Vorteile von Konjugat-Impfstoffen<br />

gegen Meningokokken,<br />

die Hirnhautentzündung<br />

und Blutvergiftung<br />

auslösen können, sprach Prof.<br />

Dietmar Beier, Vorsitzender<br />

der Sächsischen Impfkommission.<br />

Diese ermöglichen,<br />

gleichzeitig gegen verschiedene<br />

Der modernenen Schulmedizin steht eine breite Palette an Wirkstoffen zur Verfügung, um vielen Erregern und den von ihnen<br />

ausgelösten Erkrankungen Herr zu werden.<br />

Foto: Archiv<br />

Serotypen (Untergruppen) – beispielsweise<br />

gegen die hierzulande vorkommenden<br />

Gruppen A, C, W 135 und Y –<br />

vorzugehen. „Die gute Wirksamkeit bei<br />

Säuglingen und Kleinkindern, die Ausbildung<br />

eines Immungedächtnisses im<br />

Körper, die Möglichkeit der Boosterung,<br />

<strong>als</strong>o der Auffrischung, und das Vermeiden<br />

von Hyporesponsivität, <strong>als</strong>o einer<br />

nachlassenden Reaktionsfähigkeit – all<br />

das spricht für diese Konjugat-Impfstoffe.“<br />

Probleme gebe es allerdings noch<br />

mit Impfungen gegen die Serogruppe<br />

B, weil sie aus einer Vielzahl von unterschiedlichsten<br />

B-Stämmen besteht.<br />

Über Pneumokokken, die Lungen-,<br />

Hirnhaut- und Mittelohrentzündungen<br />

auslösen können, informierte Dr. Mark<br />

van der Linden vom Nationalen Referenzzentrum<br />

für Streptokokken am Institut<br />

für Medizinische Mikrobiologie<br />

des <strong>Universitätsklinikum</strong>s Aachen. Bei<br />

den Pneumokokken habe man es immerhin<br />

mit 91 Serotypen zu tun. Auch<br />

bei diesen Erkrankungen zeige sich,<br />

Pneumokokken-Erkrankungen in Deutschland<br />

geschätzte Fallzahlen<br />

Erkrankung<br />

Meningitis 450 – 1 100 ca. 170<br />

andere schwere<br />

(invasive) Erkrankungen,<br />

z. B. Sepsis<br />

Pneumonie<br />

– ambulant<br />

– stationär<br />

Fälle pro Jahr<br />

insgesamt<br />

10 000 – 15 000 800 – 1 050<br />

100 000 – 200 000<br />

63 000 – 105 000<br />

Darunter bei<br />

Kindern unter 5 Jahre<br />

ca. 40 000<br />

10 000 – 15 000<br />

Otitis media 300 000 – 600 000<br />

Quelle: Studie Pneumokokken-Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern, Verlag im Kilian 2001.<br />

Grafik: Enzo Forciniti<br />

dass die Kinder sie an die Großeltern<br />

weitergeben. „Das ist daran zu sehen,<br />

dass Erkrankte vorwiegend in den<br />

Altersgruppen 0 bis 2 Jahre sowie 50<br />

Jahre und darüber anzutreffen sind.“ Er<br />

würdigte das Vorgehen der Sächsischen<br />

Impfkommission, die im Januar 2006<br />

eine Impfempfehlung für alle ab 2 Jahre<br />

ausgab. Ein halbes Jahr später folgte<br />

die Ständige Impfkommission. Die Ergebnisse<br />

belegen eindeutig, wie wichtig<br />

diese Entscheidung war: „Wir haben<br />

heute eine Impfrate von 70 bis 80 Prozent<br />

und deutliche Rückgänge<br />

bei den Erkrankungen. Allerdings<br />

steigen genau jene<br />

Erkrankungen, die auf Serotypen<br />

zurückzuführen sind,<br />

die von den gegenwärtigen<br />

Impfstoffen nicht erreicht<br />

werden. Was wiederum heißt:<br />

Wir brauchen neue Impfstoffe,<br />

die diese mit abdecken.“<br />

Auf dem Symposium wurde<br />

zudem über den derzeitigen<br />

Stand von Impfungen gegen<br />

die H1N1-Grippe („Schweinegrippe“),<br />

gegen Tollwut<br />

sowie gegen Infektionskrankheiten<br />

im Ausland informiert.<br />

„Ich denke, dieser<br />

Sächsische Impftag war wiederum<br />

ein voller Erfolg“, so<br />

Prof. Schuster. „Hier zeigen<br />

Sachsen und <strong>Leipzig</strong> einmal<br />

mehr, wie man im Interesse<br />

der Gesundheit vorangehen<br />

kann. Unser Ziel ist es, diese<br />

Veranstaltung im Auditorium<br />

Maximum der Universität<br />

<strong>Leipzig</strong> durchzuführen, um<br />

dann auch einen Rahmen zu<br />

haben, der dem Stellenwert<br />

des Symposiums entspricht.“<br />

Uwe Niemann


KLINIKUM 2010 9<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

ENDOKRINOLOGIE<br />

Geringe Dosis – große Wirkung<br />

Winzige Mengen Hormone<br />

bestimmen, was<br />

in unserem Körper<br />

vorgeht. Sie steuern nicht nur<br />

unsere körperliche Entwicklung<br />

und unsere Gefühle, sondern<br />

auch unsere Verdauung<br />

und unseren Appetit. Ohne sie<br />

funktioniert nichts. Weltweit erforschen<br />

deshalb die Fachärzte<br />

der Hormone, die Endokrinologen,<br />

diese Wirkung auf den<br />

Körper. Vergangene Woche trafen<br />

sie sich in <strong>Leipzig</strong>, um sich<br />

über die neuesten Ergebnisse<br />

auszutauschen.<br />

So fand Gilbert Schönfelder mit<br />

seinem Team aus Würzburg heraus,<br />

dass künstliche Hormone,<br />

die in fast jeder Plastik vorkommen,<br />

Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

verursachen<br />

können. Bisher war bekannt gewesen,<br />

dass diese <strong>als</strong> Xenoöstrogene<br />

bezeichneten Hormone<br />

unter anderem Krebs auslösen.<br />

„Wir konnten zeigen, dass diese<br />

künstlichen Hormone selbst in<br />

sehr geringen Konzentrationen<br />

im Blut eine Wirkung auf den<br />

Körper haben“, so Professor<br />

Schönfelder.<br />

Eine große Wirkung auf den<br />

Körper hat auch das so genannte<br />

FTO-Gen, das starkes Übergewicht<br />

begünstigt. Professor<br />

Michael Stumvoll, Klinikdirektor<br />

der Endokrinologie und<br />

Nephrologie am Uniklinikum<br />

<strong>Leipzig</strong>, hat herausgefunden,<br />

dass das Belohnungszentrum<br />

der Menschen mit diesem Gen<br />

besonders aktiv ist und sie mit<br />

bestimmten Mechanismen für<br />

Essen belohnt. Damit sind sie<br />

geneigt, deutlich mehr zu essen,<br />

<strong>als</strong> es für sie notwendig ist und<br />

sie sind somit wesentlich häufiger<br />

von Adipositas betroffen,<br />

<strong>als</strong> Menschen ohne dieses Gen.<br />

Das Gen ist jedoch nicht die alleinige<br />

Ursache für krankhaftes<br />

Übergewicht. „Adipositas ist<br />

eine sehr vielschichtige Krankheit<br />

mit sehr unterschiedlichen<br />

Ursachen“, so Stumvoll. „Während<br />

einige wegen eines psychischen<br />

Traumas essen, haben<br />

andere ihr Essverhalten nicht<br />

an ihre aktuellen Lebensbedingungen<br />

angepasst, und essen<br />

trotz Arthose genauso viel wie<br />

ihr Partner.“<br />

Großen Anteil an Übergewicht<br />

hat jedoch auch das gedankenlose<br />

Essen, das nebenbei geschieht,<br />

sowohl bei Menschen<br />

mit Adipositas <strong>als</strong> auch bei<br />

denjenigen mit Übergewicht.<br />

Stumvoll fordert deshalb, dass<br />

Menschen sich bewusst werden,<br />

was sie und ihre Kinder essen.<br />

„Wer seinen Durst mit Bier und<br />

nicht mit Wasser löscht, nimmt<br />

Kalorien zu sich, wenn auch<br />

Prof. Michael Stumvoll leitet die Klinik für Endokrinologie und<br />

Nephrologie an der Uniklinik <strong>Leipzig</strong>.<br />

Foto: ukl<br />

nicht bewusst. Die Menschen<br />

müssen sich selbst gegenüber<br />

ehrlich sein und auch diejenigen<br />

Kalorien in ihre Bilanz einbeziehen,<br />

die sie nebenbei, eben beim<br />

Trinken oder beim Chips essen<br />

auf der Couch, zu sich nehmen.“<br />

Das Verhalten der Nahrungsmittelindustrie,<br />

die kalorienreiche<br />

Nahrungsmittel <strong>als</strong> gesund<br />

bewirbt, hält er dabei für wenig<br />

hilfreich. Er fordert aber auch,<br />

dass man beim Einkaufen und<br />

Essen seinen Verstand einsetzen<br />

sollte. „Denn die Gene kann niemand<br />

verändern, aber sein Verhalten<br />

schon.“<br />

Genauso vielschichtig wie die<br />

Ursachen muss demnach auch<br />

die Therapie für Adipositas<br />

angelegt sein. Deshalb wird<br />

in den nächsten Monaten in<br />

<strong>Leipzig</strong> Deutschlands erstes<br />

Adipositas-Zentrum gegründet.<br />

„Darin werden wir eine<br />

auf den Patienten zugeschnittene<br />

Therapie anbieten, von<br />

Esstraining über Verhaltenstherapie<br />

bis zu einem Eingriff<br />

im Magen-Darm-Trakt. Denn<br />

gerade weil die Ursachen für<br />

Adipositas so vielfältig sind,<br />

kann man die Patienten nicht<br />

alle gleich behandeln“, erklärt<br />

Stumvoll. Doch bereits jetzt<br />

können sich Patienten mit<br />

Adipositas an die Klinik für<br />

Endokrinologie und Nephrologie<br />

an der Uniklinik <strong>Leipzig</strong><br />

wenden. Für sie wurde eine<br />

spezielle Sprechstunde eingerichtet.<br />

Ulrike Schnabel<br />

Spezi<strong>als</strong>prechstunde; Terminvereinbarung<br />

unter Telefon 0341<br />

97 13 116.<br />

ENGAGEMENT<br />

Ehrenamt an der Uni-Kinderklinik<br />

In <strong>Leipzig</strong> gibt es das ehrenamtliche<br />

Projekt „Helfende<br />

Engel“: Die Mitstreiter kümmern<br />

sich um Patienten der<br />

Kinderklinik, deren Angehörige<br />

und Freunde aus verschiedensten<br />

Gründen nur selten zu Besuch<br />

kommen. In dieser Gruppe<br />

engagiert sich seit gut einem<br />

Jahr auch Holger Berner; bis<br />

vor kurzem war der <strong>Leipzig</strong>er<br />

der einzige männliche „Engel“.<br />

Zweimal die Woche mindestens<br />

kommt er aus Grünau in den<br />

Kinderklinik-Neubau in der<br />

Liebigstraße gefahren, liest vor,<br />

hört zu, spielt mit den kleinen<br />

Kranken oder geht mit ihnen<br />

im Park spazieren. „Wenn<br />

ich hier ankomme, erkundige<br />

ich mich bei den Schwestern,<br />

wo Bedarf besteht. Durch die<br />

Scheiben in den Zimmertüren<br />

sehe ich aber oft auch schon<br />

selbst, welche Kinder traurig<br />

in ihren Betten liegen. Dann<br />

gehe ich rein, spreche sie an<br />

und es klappt eigentlich immer,<br />

sie aufzumuntern oder zum Lachen<br />

zu bringen. Darüber freue<br />

ich selbst mich dann jedes Mal<br />

riesig. Auch wenn die Schicksale,<br />

die man mitbekommt, zum<br />

Teil sehr ernst und traurig sind.<br />

Diese Beschäftigung erfüllt<br />

mich ungemein und ich glaube<br />

auch, dass mir das<br />

wirklich liegt.“<br />

Viele der Kinder<br />

halten sich mehrere<br />

Wochen auf den Stationen<br />

auf und nicht<br />

wenige seien ihm –<br />

der Dauer und den<br />

vielen Begegnungen<br />

gezollt – ans Herz<br />

gewachsen; eine<br />

kleine Patientin hat<br />

er über Wochen<br />

fast jeden Tag besucht.<br />

Nach der<br />

Schule macht der<br />

heute 33-Jährige bei<br />

den hiesigen Stadtwerken<br />

eine Ausbildung<br />

<strong>als</strong> Industriemechaniker<br />

mit<br />

dem Schwerpunkt<br />

Facharbeiter für<br />

Betriebstechnik und<br />

arbeitet danach für<br />

kurze Zeit in dem<br />

Beruf.<br />

Der lernintensive<br />

Zivildienst auf der<br />

Holger Berner im Foyer der Uni-Kinderklinik<br />

in der Liebigstraße. Foto: André Kempner<br />

neonatologischen Intensivstation<br />

der Kinderklinik und ein<br />

direkt anschließendes Praktikum<br />

in der Kinderkrankenpflege<br />

auf der gleichen Station<br />

wecken in ihm den Wunsch,<br />

eine Ausbildung <strong>als</strong> Kinderkrankenpfleger<br />

zu absolvieren;<br />

dem Arbeitsamt ist die<br />

Umschulung jedoch zu kostenintensiv.<br />

Alternativ bietet<br />

man ihm eine verkürzte Ausbildung<br />

zum Bürokaufmann<br />

an, welche er im Herzzentrum<br />

<strong>Leipzig</strong> durchführt. Seitdem<br />

ist er immer mal wieder arbeitslos.<br />

Um trotz allem weiter in der<br />

Kinderklinik sein zu können,<br />

reiht er dort diverse Praktika<br />

aneinander, ist wochenlang in<br />

der Kinderkrankenpflege auf<br />

der neuropädiatrischen, dann<br />

auf der chirurgischen und derzeit<br />

– noch eine Woche – auf der<br />

psychiatrischen Station.<br />

„Ich wünsche mir nichts mehr,<br />

<strong>als</strong> doch noch irgendwie einen<br />

Ausbildungsplatz <strong>als</strong> Kinderkrankenpfleger<br />

oder <strong>als</strong> Erzieher<br />

zu bekommen, um dann in<br />

diesem Beruf richtig arbeiten<br />

zu können.“ Er wisse, dass er<br />

nicht mehr der Allerjüngste<br />

sei.<br />

Sibylle Kölmel<br />

AM RANDE<br />

Bündnis stellt<br />

sich vor<br />

In Deutschland leiden derzeit<br />

etwa vier Millionen Menschen<br />

an Depressionen. Trotz der<br />

Häufigkeit dieser Krankheit ist<br />

die Versorgungssituation depressiv<br />

erkrankter Menschen<br />

alles andere <strong>als</strong> optimal. Das im<br />

Juni 2009 ins Leben gerufene,<br />

an der Klinik und Poliklinik für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

angesiedelte Projekt „<strong>Leipzig</strong>er<br />

Bündnis gegen Depression“ arbeitet<br />

daran, die Versorgung in<br />

<strong>Leipzig</strong> zu verbessern. Im Fokus<br />

der Aktivitäten des Bündnisses<br />

stehen Aufklärung sowie der Abbau<br />

von Vorurteilen und Schamgefühlen,<br />

die oft mit Depressionen<br />

in Verbindung gebracht<br />

werden. Zu diesem Zweck führt<br />

das Bündnis regelmäßig öffentliche<br />

Veranstaltungen durch. So<br />

auch am Vormittag des Weltgesundheitstages<br />

am 7. April<br />

2010 in der Messehofpassage.<br />

In Zusammenarbeit mit Vertretern<br />

verschiedener Selbsthilfegruppen<br />

soll das Thema Depression<br />

kreativ und anschaulich<br />

präsentiert werden. Interessenten<br />

und Passanten sind eingeladen<br />

vorbeizukommen und ihre<br />

Fragen zu stellen. ukl


10 KLINIKUM 2010<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

GEDENK-SYMPOSIUM<br />

Prof. Reinhold Schwarz: Gewichtige Spuren in der Wissenschaft<br />

Dem Körper nicht weniger, sondern der<br />

Seele mehr Aufmerksamkeit schenken<br />

– dieser Leitgedanke von Prof. Dr. Reinhold<br />

Schwarz, dem Ende 2008 unerwartet<br />

verstorbenen Leiter der Selbstständigen Abteilung<br />

Sozialmedizin im Institut für Arbeitsmedizin<br />

und Sozialmedizin der Universität<br />

<strong>Leipzig</strong>, war jüngst Thema eines Symposiums.<br />

Dabei stand mit der Psychoonkologie die<br />

Erforschung und Behandlung von seelischen<br />

Faktoren, die mit einer Krebserkrankung zusammenhängen<br />

können, im Mittelpunkt.<br />

Prof. Elmar Brähler, Leiter der Selbstständigen<br />

Abteilung Medizinische Psychologie und<br />

Medizinische Soziologie des <strong>Universitätsklinikum</strong>s<br />

<strong>Leipzig</strong>, würdigte Prof. Schwarz <strong>als</strong><br />

Arzt, Soziologen und Psychotherapeuten, der<br />

mit seiner interdisziplinären Sichtweise die<br />

Psychoonkologie wesentlich vorangetrieben<br />

hat. „Die Etablierung dieses Fachs in der<br />

Wissenschaft und bei der Patientenbetreuung<br />

ist wesentlich dem Engagement von<br />

Prof. Schwarz zu verdanken“, sagte auch<br />

Prof. Joachim Weis für die Deutsche Krebsgesellschaft.<br />

Dr. Franz Kohlhuber von der<br />

Deutschen Krebshilfe machte deutlich, dass<br />

für Krebspatienten neben der medizinischen<br />

Behandlung eine kompetente psychosoziale<br />

Begleitung immer wichtiger wird.<br />

„Mit guten Argumenten und großer Beharrlichkeit<br />

ist Prof. Schwarz für die Betreuung<br />

der Patienten eingetreten“, sagte Prof. Wolfgang<br />

E. Fleig, Medizinischer Vorstand des<br />

<strong>Universitätsklinikum</strong>s <strong>Leipzig</strong>. „Als engagierter<br />

Hochschullehrer und Forscher sah er sich<br />

zugleich immer den Patienten verpflichtet.“<br />

Der Dekan der Medizinischen Fakultät der<br />

Universität <strong>Leipzig</strong>, Prof. Joachim Thiery,<br />

betonte: „Seine großartige Hinterlassenschaft<br />

ist ein Schatz für die Medizin in <strong>Leipzig</strong>. Das<br />

Institut von Prof. Schwarz nahm einen Spitzenplatz<br />

in der wissenschaftlichen Arbeit der<br />

Fakultät ein. Zugleich wurde eine in ganz<br />

Deutschland anerkannte Einrichtung geschaffen,<br />

die ihresgleichen sucht.“ Gabriele<br />

Blettner von den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken<br />

Wiesbaden berichtete, wie sich Prof.<br />

Schwarz <strong>als</strong> Pionier der Psychoonkologie in<br />

Deutschland auszeichnete. „Vor allem war<br />

ihm wichtig, dass der Krebspatient nicht auf<br />

seine Krankheit reduziert betrachtet wird.“<br />

Im wissenschaftlichen Teil des Symposiums<br />

kamen Weggefährten von Prof. Schwarz<br />

aus allen Teilen Deutschlands und aus der<br />

Schweiz zu Wort. So sprach Prof. Joachim<br />

Weis, Leiter der Abteilung Psychoonkologie<br />

der Klinik für Tumorbiologie an der Universität<br />

Freiburg, über die Qualitätssicherung<br />

in der psychosozialen Onkologie. Für die<br />

noch junge Fachdisziplin sollen Leitlinien<br />

entwickelt werden. „Dabei stellt das Festlegen<br />

von Standards für die Behandlung aber<br />

keine Standardisierung der Arbeit mit dem<br />

individuellen Patienten dar“, betonte er. In<br />

Deutschland arbeiten derzeit 28 Beratungsstellen,<br />

die durch die Deutsche Krebshilfe<br />

gefördert werden. Bei einer entsprechenden<br />

Qualitätssicherung stelle sich die Frage, ob<br />

sie in die Regelversorgung aufgenommen<br />

werden können.<br />

Über Spontanremissionen bei Krebspatienten<br />

berichtete Prof. Manfred E. Heim, Chefarzt<br />

der Sonnenberg-Klinik Bad Sooden-Allendorf.<br />

Sein Fallbeispiel aus eigener Langzeitbeobachtung:<br />

Ein 57-jähriger Bauunternehmer<br />

wurde nach Kniebeschwerden am Meniskus<br />

operiert. Dies brachte keine wesentliche<br />

Besserung. Nach Hustenanfällen wurden<br />

bei ihm Metastasen in der Lunge gefunden.<br />

Ursache war ein Tumor am Unterschenkel<br />

in Knienähe. „Der Patient lehnte eine schulmedizinische<br />

Behandlung des Tumors und<br />

der Lungenmetastasen ab, krempelte sein<br />

Leben um, widmete sich der Familie, machte<br />

ausgiebig Urlaub. Nach einem Jahr stellte er<br />

sich wieder vor. Bei der Untersuchung zeigte<br />

sich, dass keine Lungenmetastasen mehr zu<br />

finden waren und sich der Knochentumor<br />

zurückzubilden schien. Nach fünf Jahren<br />

war der Tumor nicht mehr aufzufinden“,<br />

erzählte der Onkologe, der auf eine 30-jährige<br />

Berufserfahrung zurückblicken kann.<br />

Immer wieder gebe es solche Berichte in der<br />

Tagespresse, wissenschaftlich werde wenig<br />

publiziert. Grund dafür ist, dass häufig keine<br />

Langzeitbeobachtungen möglich seien, weil<br />

die Patienten die Schulmedizin ablehnten.<br />

„Was läuft da ab? Spielen neben biologischen<br />

auch psychosoziale Faktoren eine Rolle? Diese<br />

Fragen können wir derzeit nicht wissenschaftlich<br />

belegt beantworten. Fakt ist, dass<br />

es Spontanremissionen gibt. Sie sind aber<br />

nicht therapeutisch herbeizuführen. Die Erforschung<br />

der Mechanismen ist eine schwierige,<br />

aber lohnende Aufgabe.“<br />

Der Lebensqualität von Krebspatienten widmete<br />

sich Prof. Jürg Bernhard, Oberarzt an<br />

der Universitätsklinik für Medizinische Onkologie<br />

des Inselspit<strong>als</strong> Bern. Er warf Fragen<br />

auf wie: Wie verändert sich die Lebensqualität<br />

im Laufe der Behandlung? Was bedeutet<br />

Überlebenszeit für den Einzelnen? Wie stark<br />

werden Schmerzen in den unterschiedlichen<br />

Phasen von Erkrankung und Behandlung<br />

wahrgenommen? Sein Fazit: Lebensqualität<br />

ist nicht gleichzusetzen mit den Gesundheitsstatus.<br />

Denn auch für todkranke Patienten ist<br />

Lebensqualität wichtig.<br />

Das Ineinandergreifen von Psychoanalyse<br />

und Psychoonkologie stellte Prof. Almuth<br />

Sellschopp, früher Leitende Psychotherapeutin<br />

am Institut für Psychosomatische<br />

Medizin, Psychotherapie und Medizinische<br />

Psychologie der Universität München dar.<br />

Sie formulierte <strong>als</strong> Ziele für die Krebspatienten,<br />

dass Hilflosigkeit zu reduzieren,<br />

eine verlässliche Strukturierung zu schaffen,<br />

sozialer Rückzug zu verhindern und<br />

ein stabiles Selbstgefühl beizubehalten sind.<br />

„In Deutschland gibt es rund fünf Millionen<br />

Menschen, die Krebserkrankungen überstanden<br />

haben. Viele sind seelisch geschädigt.<br />

Aber viele wollen und können einfach<br />

mit dem Leben weitermachen.“<br />

„Unter Prof. Schwarz wurden die Themen<br />

Psychoonkologie, Leben mit Handicaps und<br />

die Forschung zu gesellschaftlich brisanten<br />

Themen in dem Mittelpunkt der universitären<br />

Sozialmedizin in <strong>Leipzig</strong> gestellt“, sagte Prof.<br />

Steffi G. Riedel-Heller, kommissarische Leiterin<br />

der Selbstständigen Abteilung Sozialmedizin<br />

im Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin<br />

der Universität <strong>Leipzig</strong>. Brisante Themen<br />

und Herausforderungen heute seien die<br />

demografische Entwicklung und die daraus<br />

resultierenden Erkrankungen einer alternden<br />

Gesellschaft, die begrenzten Ressourcen, <strong>als</strong>o<br />

die Frage nach den Kosten, sowie der soziale<br />

Wandel, der die Aufgabe stellt, erkrankte Menschen<br />

in die Mitte der Gesellschaft zu führen.<br />

Prof. Elmar Brähler spricht auf dem Gedenksymposium für Sozial- und Arbeitsmediziner<br />

Prof. Reinhold Schwarz.<br />

Foto: ukl<br />

Zum Fatigue-Syndrom sprach Prof. Jens Ullrich<br />

Rüffer, 1. Vorsitzender der Deutschen<br />

Fatigue Gesellschaft. „Nebenwirkungen von<br />

Chemo-, Radio- und Immuntherapie sind<br />

nicht nur Übelkeit, Haarausfall und Schmerzen,<br />

sondern eben auch eine totale Erschöpfung.<br />

Bis zu 40 Prozent der Krebspatienten<br />

leiden noch Jahre nach ihrer Krebstherapie<br />

unter Fatigue – mit Auswirkungen in allen<br />

Lebensbereichen.“<br />

Antje Lehmann-Laue, Leiterin der Beratungsstelle<br />

für Krebspatienten und Angehörige<br />

in <strong>Leipzig</strong>, stellte das Konzept der von<br />

Prof. Schwarz 1999 ins Leben gerufenen<br />

Einrichtung vor. Nach mehr <strong>als</strong> 10 Jahren ist<br />

die Beratungsstelle heute zu einem wichtigen<br />

Anlaufpunkt für krebskranke Menschen und<br />

deren Familien in <strong>Leipzig</strong> geworden. Waren<br />

es anfangs knapp 150 Patienten, sind es<br />

heute pro Jahr mehr <strong>als</strong> 850 Personen, die<br />

beraten und begleitet werden.<br />

Angaben über das seelische Befinden im Arztbrief<br />

– über eine entsprechende Studie, die von<br />

Prof. Schwarz angeregt in <strong>Leipzig</strong> und München<br />

läuft, informierte Prof. Peter Herschbach,<br />

Leiter der Sektion Psychosoziale Onkologie an<br />

der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische<br />

Medizin und Psychotherapie am Klinikum<br />

rechts der Isar/TU München. Rund 1000<br />

Patienten sind in die Studie einbezogen. „Das<br />

Fazit nach etwa 500 ausgewerteten Befragungen<br />

lautet: Die Patienten machen mit. Die<br />

Hausärzte finden die Informationen hilfreich.<br />

Aber die Installation und Einführung eines entsprechenden<br />

Programmes ist sehr aufwändig.“<br />

Ein Nebenfazit der Studie lautet übrigens, dass<br />

die Patienten im Osten mehr Informationen<br />

und Betreuung wünschen, im Westen dagegen<br />

keinen Bedarf sehen.<br />

„Die Psychoonkologie gerät in Gefahr, Ersatz<br />

für die Arzt-Patienten-Beziehung zu werden.“<br />

Darauf machte PD Dr. Monika Keller von der<br />

Klinik für Psychosomatische und Allgemeine<br />

klinische Medizin am <strong>Universitätsklinikum</strong><br />

Heidelberg aufmerksam. Sie betonte, dass<br />

der Psychoonkologe die Kommunikation<br />

zwischen behandelndem Arzt und Patienten<br />

fördern, aber nicht ersetzen kann.<br />

Prof. Helmut Thomä, der 88-jährige Altvater<br />

der deutschen Psychoanalyse, ließ es<br />

sich nicht nehmen, der Psychoonkologie<br />

seinen Respekt zu zollen: „Ich könnte es <strong>als</strong><br />

Psychoonkologe nicht aushalten, ständig mit<br />

Patienten zu arbeiten, deren Erkrankung potenziell<br />

tödlich ist. Mein Ziel war es immer,<br />

Patienten zu helfen, besser in der Zukunft<br />

zu leben. Die Zukunft und die Möglichkeit<br />

der individuellen Selbstgestaltung sind bei<br />

vielen Krebspatienten enorm eingeschränkt.<br />

Deshalb schätze ich ihr Engagement in besonderer<br />

Weise. Weil es größer ist <strong>als</strong> das,<br />

was mir möglich gewesen wäre.“<br />

Die gesundheitlichen Folgen politischer Inhaftierung<br />

zu Zeiten der Sowjetischen Besatzungszone<br />

und der DDR – über dieses<br />

Forschungsprojekt, das Prof. Schwarz mit<br />

initiierte, berichtete Dr. Gregor Weißflog<br />

von der Selbstständigen Abteilung für Medizinische<br />

Psychologie und Medizinische<br />

Soziologie der Universität <strong>Leipzig</strong>. Erste<br />

Ergebnisse sind, dass 170 000 bis 280<br />

000 Menschen aus politischen Gründen<br />

inhaftiert waren. „Rund 100 000 leiden<br />

an einer Posttraumatischen Belastungsstörung,<br />

rund 50 000 haben eine Chronifizierung<br />

dieser Störung“, so Dr. Weißflog.<br />

Die körperlichen gesundheitlichen Folgen<br />

betreffen meist Schädigungen der Zähne<br />

(50 Prozent), der Gelenke (40 Prozent), der<br />

Wirbelsäule (37 Prozent) und des Magens<br />

(34 Prozent). Die seelischen Schäden gehen<br />

noch darüber hinaus: 86 Prozent der<br />

befragten früheren politischen Häftlinge<br />

geben Spätfolgen an, 38 Prozent waren<br />

in psychiatrischer oder psychotherapeutischer<br />

Behandlung.<br />

Über Studien zu Spätfolgen des Zweiten<br />

Weltkrieges informierte Prof. Elmar Brähler,<br />

Leiter der Selbstständigen Abteilung<br />

Medizinische Psychologie und Medizinische<br />

Soziologie der Universität <strong>Leipzig</strong>. „Bei den<br />

vor 1946 Geborenen wirken heute noch<br />

Bombenangriffe, der Verlust der Wohnung,<br />

Evakuierung, Verlust des Vaters, Hunger,<br />

Armut, Flucht und Vertreibung nach. So<br />

haben Vertriebene mehr Angst <strong>als</strong> die Allgemeinbevölkerung.<br />

Auch besuchen sie<br />

mehr den Arzt <strong>als</strong> Nicht-Vertriebene“, so<br />

einige Studienergebnisse. Das Fazit von<br />

Prof. Brähler: „Kriegshandlungen wurden<br />

von vielen gut verarbeitet, haben aber auch<br />

bei vielen psychische und physische Spuren<br />

hinterlassen. Ärzte, die solche Patienten haben,<br />

sollten dies im Hinterkopf haben – und<br />

auch danach fragen.“<br />

Am Ende der zweitägigen Veranstaltung<br />

kündigte Prof. Brähler an, dass – auch aus<br />

den Vorträgen des Symposiums – ein Buch<br />

zur Psychoonkologie entstehen wird. Dieses<br />

sei Prof. Schwarz gewidmet, der in der Stadt<br />

<strong>Leipzig</strong> und in der Wissenschaft gewichtige<br />

Spuren hinterlassen habe. Uwe Niemann


UNIVERSITÄTS-LEBEN 11<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

TEILCHEN<br />

Neue Gefahr für Erbgut entdeckt<br />

<strong>Leipzig</strong>er Forscher messen<br />

erstm<strong>als</strong> die Bindungsenergie<br />

eines Elektrons<br />

in wässriger Lösung und entdecken<br />

dabei einen neuen Mechanismus<br />

für Strahlenschäden<br />

der Erbsubstanz durch<br />

Hochenergiestrahlung. Diese<br />

Entdeckung hat möglicherweise<br />

Auswirkungen auf die Dosierung<br />

der Strahlentherapie<br />

von Krebs. Die Forschungsergebnisse<br />

wurden jetzt in der<br />

Zeitschrift Nature Chemistry<br />

veröffentlicht.<br />

„Lange Zeit hat man angenommen,<br />

dass Strahlungsschäden<br />

der DNA durch Hochenergiestrahlung<br />

wie etwa Röntgenoder<br />

Partikelstrahlung besonders<br />

durch das Auftreten von<br />

sogenannten OH-Radikalen (O<br />

steht für Sauerstoff und H für<br />

Wasserstoff) hervorgerufen<br />

werden. Nun sieht es so aus,<br />

<strong>als</strong> ob ein weiteres Teilchen<br />

aus der Spaltung des Wassers<br />

durch Hochenergiestrahlen<br />

– das teilweise von Wassermolekülen<br />

umgebene Elektron<br />

an Grenzflächen – ein noch viel<br />

gefährlicheres Teilchen für das<br />

Erbgut von Lebewesen ist“,<br />

sagt Prof. Dr. Bernd Abel vom<br />

Wilhelm-Ostwald-Institut für<br />

Physikalische und Theoretische<br />

Chemie der Universität <strong>Leipzig</strong><br />

und Seniorautor des Papers.<br />

„Wenn Hochenergiestrahlung<br />

auf die DNA einer Zelle trifft,<br />

dann kann sie damit gespalten<br />

und zerstört werden, ein Mechanismus<br />

der bei der Radiotherapie<br />

von Krebs ausgenutzt<br />

wird“, erklärt Prof. Abel. „Aber<br />

auch gesunde<br />

Zellen können<br />

durch<br />

Hochenergiestrahlung<br />

geschädigt<br />

werden.“<br />

Zunächst<br />

schädigt die<br />

Primärstrahlung<br />

das Erbgut<br />

durch Ionisation<br />

und<br />

Spaltung. Die<br />

Primärstrahlung<br />

erzeugt<br />

außerdem<br />

eine Reihe<br />

von weiteren<br />

Teilchen – so<br />

zum Beispiel<br />

das teilweise<br />

in Wasser<br />

gelöste Elektron,<br />

das<br />

komplett abgebremste hydratisierte<br />

Elektron in Wasser<br />

und freie Radikale wie das<br />

OH-Radikal, die ebenfalls erbgutschädigend<br />

sind. „Und das<br />

OH-Radikal galt eben bisher<br />

<strong>als</strong> das gefährlichste Teilchen<br />

in diesem Teilchenzoo“ so<br />

Prof. Abel weiter.<br />

Ein gelöstes Elektron – <strong>als</strong> e- dargestellt – ist in der Lage, einen sich in<br />

seiner Nähe befindlichen DNA-Strang zu spalten. Grafik: Uni <strong>Leipzig</strong><br />

Durch die neuen Ergebnisse<br />

der <strong>Leipzig</strong>er Arbeitsgruppe in<br />

Kooperation mit Wissenschaftlern<br />

aus Göttingen und Berlin<br />

konnte gezeigt werden, dass<br />

die Elektronen in Wasser an<br />

Grenzflächen – wie zum Beispiel<br />

an Membranen oder<br />

Grenzflächen von Biomolekülen<br />

– eine besonders schädigende<br />

Wirkung haben können.<br />

Dies liegt an der Bindungsenergie,<br />

die energetisch sehr<br />

günstig für eine Spaltung von<br />

DNA-Strängen ist. Wie die Forscher<br />

zeigen konnten, leben<br />

diese Teilchen<br />

auch besonders<br />

lange, so<br />

dass sich ihre<br />

schädigende<br />

Wirkung besonders<br />

gut<br />

entfalten<br />

kann.<br />

So wurde<br />

nun 45 Jahre<br />

nach der Entdeckung<br />

des<br />

freien gelösten<br />

Elektrons in<br />

Wasser seine<br />

bisher unbekannte<br />

Bindungsenergie<br />

gemessen. Prof.<br />

Dr. Bernd Abel:<br />

„Dass es dabei<br />

auch noch eine<br />

bisher unbekannte<br />

Spezies<br />

gibt – das teilweise gelöste<br />

Elektron an einer Grenzfläche<br />

– ist neu. Seine Existenz und<br />

seine Lebensdauer wurden mit<br />

einer neuen Ultrakurzzeitapparatur<br />

(einer schnellen Kamera<br />

auf der Basis von Lasern für<br />

kurzlebige reaktive Teilchen)<br />

erstmalig aufgenommen.“<br />

„Die nun erstmalig bestimmten<br />

Bindungsenergien und Lebensdauern<br />

von vollständig und<br />

teilweise hydratisierten Elektronen<br />

in Wasser und an Wassergrenzflächen<br />

werden dazu<br />

führen, dass Strahlungsdosen<br />

in der Zukunft möglicherweise<br />

neu bewertet werden müssen<br />

und der neue DNA-Spaltungsmechanismus<br />

mit niederenergetischen<br />

Elektronen in<br />

Wasser könnte möglicherweise<br />

Auswirkungen für die Strahlentherapie<br />

von Krebs haben“,<br />

schlussfolgert Prof. Abel.<br />

Die neuesten Forschungsergebnisse<br />

der <strong>Leipzig</strong>er wurden<br />

in der neuesten Ausgabe der<br />

Zeitschrift Nature Chemisty (7.<br />

März 2010) veröffentlicht: K. R.<br />

Siefermann, Y. Liu, E. Lugovoy,<br />

O. Link, M. Faubel, U. Buck,<br />

B. Winter and B. Abel. Binding<br />

energies, lifetimes and implications<br />

of bulk and interface solvated<br />

electrons in water. Nature<br />

Chemistry. DOI: 10.1038/<br />

NCHEM.580. Diskutiert und<br />

viel gelobt wurde der Beitrag<br />

im gleichen Heft von Daniel M.<br />

Neumark von der University of<br />

California in Berkeley,USA.<br />

Dr. Bärbel Adams<br />

HOCHSCHULRAT<br />

Generalbundesanwältin hat den Vorsitz<br />

Am 4. März 2010 hat sich der<br />

siebenköpfige Hochschulrat der<br />

Universität <strong>Leipzig</strong> konstituiert<br />

und Prof. Monika Harms, Generalbundesanwältin<br />

beim Bundesgerichtshof,<br />

zur Vorsitzenden sowie Prof. Dr. Dr.<br />

h.c. Ernst Th. Rietschel, Präsident der<br />

Leibniz-Gemeinschaft, zum stellvertretenden<br />

Vorsitzenden gewählt.<br />

Der gemäß Paragraph 86 des Sächsischen<br />

Hochschulgesetzes einzurichtende<br />

Hochschulrat ist seit heute Aufsichtsund<br />

Beratungsorgan der Universität.<br />

Er führt die bewährte Funktion des<br />

bisherigen Kuratoriums mit erweiterten<br />

Zuständigkeiten fort und gibt mit<br />

externem sowie internem Sachverstand<br />

der Universität Empfehlungen zur Profilbildung<br />

und Verbesserung ihrer Leistungs-<br />

und Wettbewerbsfähigkeit. Nach<br />

dem Hochschulgesetz obliegt ihm eine<br />

Reihe von Zuständigkeiten, insbesondere<br />

die Genehmigung des Wirtschaftsplanes<br />

der Universität; ferner muss er<br />

der Entwicklungsplanung der Hochschulen<br />

zustimmen. Die Zuständigkeit<br />

für die akademischen Angelegenheiten<br />

verbleibt in erste Linie beim Senat und<br />

Rektorat der Universität.<br />

Der Hochschulrat der Universität <strong>Leipzig</strong><br />

besteht aus sieben Mitgliedern,<br />

davon <strong>als</strong> externe Mitglieder Prof. Dr.<br />

Reinhold R. Grimm (Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena, Lehrstuhl für romanische<br />

Literaturwissenschaft), Professor<br />

Monika Harms (Generalbundesanwältin<br />

beim Bundesgerichtshof), Prof. Dr.<br />

Dr. h.c. Ernst Th. Rietschel, Präsident<br />

der Leibniz-Gemeinschaft), Dr. Jürgen<br />

Staupe (Staatssekretär im Sächsischen<br />

Der neue Hochschulrat mit der Vorsitzenden Prof. Monika Harms mit dem Rektorat<br />

der Universität <strong>Leipzig</strong> am Gründungstag.<br />

Foto: Uni <strong>Leipzig</strong><br />

Staatsministerium für Kultus und<br />

Sport) und Dr. h.c. Klaus Tschira (Klaus<br />

Tschira Stiftung).<br />

Mitglieder aus der Universität sind<br />

Prof. Dr. Annette G. Beck-Sickinger<br />

(Geschäftsführende Direktorin des Institutes<br />

für Biochemie der Fakultät<br />

für Biowissenschaften, Pharmazie und<br />

Psychologie) sowie Prof. Dr. rer. biol.<br />

hum. habil. Elmar Brähler (Leiter der<br />

Abteilung für Medizinische Psychologie<br />

und Medizinische Soziologie an der<br />

Medizinischen Fakultät).<br />

Die Mitglieder des Hochschulrats hat<br />

das SMWK auf Vorschlag des Senats<br />

und des SMWK berufen. Sie sind in<br />

ihrer Tätigkeit im Hochschulrat unabhängig<br />

und an Weisungen nicht gebunden.<br />

Das Gremium wird mindestens zweimal<br />

im Semester und bei Bedarf tagen. Erste<br />

verantwortliche Aufgabe des Hochschulrates<br />

ist die Mitwirkung bei der<br />

Wahl der Rektorin oder des Rektors:<br />

Auf der Grundlage eines vom Hochschulrat<br />

im Einvernehmen mit dem Senat<br />

erstellten Wahlvorschlages wird der<br />

Erweiterte Senat noch in diesem Jahr<br />

eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger<br />

des bisherigen Rektors wählen.<br />

Dr. Manuela Rutsatz


12 KULTUR<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

AM RANDE<br />

PinUp-Girl<br />

<strong>als</strong> Opern-Stoff<br />

Sie war eher in Männermagazinen<br />

zu finden <strong>als</strong> in der<br />

Hochkultur. Doch jetzt wird aus<br />

dem Leben von Nacktmodel<br />

Anna Nicole Smith eine Oper.<br />

Und das Stück über die füllige<br />

Blondine soll in einem der<br />

renommiertesten Opernhäuser<br />

der Welt gezeigt werden: Im<br />

Londoner Royal Opera House.<br />

„Anna Nicole“ hat am 17.<br />

Februar 2011 Weltpremiere,<br />

teilte die Oper mit. Smith starb<br />

2007 im Alter von 39 Jahren<br />

in Florida an einer Medikamenten-Überdosis.<br />

Das Stück<br />

komponiert der Brite Mark-Anthony<br />

Turnage zusammen mit<br />

Richard Thomas. Die niederländische<br />

Sopranistin Eva-Maria<br />

Westbroek soll in die Rolle<br />

des Models schlüpfen. Das<br />

Opernhaus versprach, dass<br />

die Aufführung „eines der großen<br />

Ereignisse im britischen<br />

Kunstkalender“ sein werde.<br />

dpa<br />

Mosaik-Schau<br />

in <strong>Leipzig</strong><br />

Der DDR-Comic „Mosaik“<br />

kommt zu musealen Ehren.<br />

Das Zeitgeschichtliche Forum<br />

<strong>Leipzig</strong> gewährt Einblick in<br />

das Privatarchiv des „Mosaik“-<br />

Erfinders Hannes Hegen. Seit<br />

16. März ist die Präsentation<br />

„Auf den Spuren der Digedags.<br />

Erste Erkundungen“ geöffnet.<br />

Gezeigt werden Entwürfe,<br />

Buchprojekte und der Entstehungsprozess<br />

des Comics.<br />

Fans können alten Bekannten<br />

wie dem Löwen Nero und<br />

Ritter Runkel von Rübenstein<br />

begegnen, teilte das Museum<br />

mit. Hannes Hegen alias Johannes<br />

Hegenbarth hatte sein<br />

Archiv 2009 dem Forum vermacht.<br />

Die Schau soll einen<br />

Vorgeschmack auf die große<br />

„Mosaik“-Ausstellung 2011<br />

geben.<br />

dpa<br />

Jugend musiziert<br />

mit Popsängern<br />

Sächsische<br />

Jungmusiker<br />

stellen beim 19. Landeswettbewerb<br />

„Jugend musiziert“<br />

erstm<strong>als</strong> ihr Können <strong>als</strong><br />

Popsänger unter Beweis. Damit<br />

wolle sich der Wettbewerb<br />

auch für diesen Bereich der<br />

Musik öffnen, sagte der Geschäftsführer<br />

des Sächsischen<br />

Musikrates, Torsten Tannenberg,<br />

in <strong>Leipzig</strong>. Die Solisten<br />

und Ensembles müssen je<br />

nach Alter zwischen zehn und<br />

zwanzig Minuten vor einer Jury<br />

singen oder spielen. Danach<br />

werden sie bewertet. Die besten<br />

Teilnehmer dürfen den Freistaat<br />

beim Bundeswettbewerb<br />

in Lübeck vom 21. bis 28. Mai<br />

vertreten.<br />

dpa<br />

SCHATZ<br />

Dresden hat „Türckische Cammer“<br />

Prächtige „Türckische Cammer“ im Dresdner Residenzschloss: Eine Besucherin<br />

bestaunt das Dach des osmanischen Zeltes aus dem 17. Jahrhundert. Fotos: ddp<br />

In den Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden<br />

ist Anfang März die<br />

„Türckische Cammer“ eröffnet<br />

worden. Die neue<br />

Dauerausstellung zeigt<br />

mit ihren 600 Exponaten<br />

eine der weltweit bedeutendsten<br />

osmanischen<br />

Sammlungen außerhalb<br />

der Türkei. Zu sehen sind<br />

auf 750 Quadratmetern<br />

prunkvolle Waffen, Panzerhemden,<br />

Helme, Fahnen<br />

und Gewänder. Die<br />

Stücke stammen aus der<br />

Zeit vom 16. bis zum frühen<br />

19. Jahrhundert.<br />

Zur Eröffnung waren<br />

BUCHMESSE<br />

<strong>Leipzig</strong>: Das Publikum spielt die Hauptrolle<br />

Außenminister Guido<br />

Westerwelle (FDP) und<br />

sein türkischer Amtskollege<br />

Ahmet Davutoglu<br />

nach Dresden gereist.<br />

Ministerpräsident Stanislaw<br />

Tillich (CDU) sagte,<br />

die sächsischen Herrscher<br />

hätten die „Kultur<br />

und Kunst der Sultane“<br />

immer bewundert. „Genauso<br />

tun wir es heute in<br />

dieser neuen einmaligen<br />

Sammlung“, so Tillich.<br />

Aber auch Besucher aus<br />

der Türkei könnten Wurzeln<br />

ihrer eigenen Kultur<br />

entdecken.<br />

Lesen und Lauschen,<br />

Schmökern und<br />

Schlendern: Vier<br />

Tage lang werden die<br />

<strong>Leipzig</strong>er Messehallen<br />

wieder zum Paradies für<br />

Leseratten. 1500 Buchautoren<br />

aus nah und<br />

fern werden bis zum 21.<br />

März auf der <strong>Leipzig</strong>er<br />

Buchmesse erwartet. Ob<br />

Roman oder Biografie,<br />

Manga oder Sachbuch,<br />

eines haben ihre Werke<br />

gemeinsam: Es sind die<br />

Neuerscheinungen des<br />

Frühjahrs 2010. Verleger,<br />

Kritiker, Buchhändler und<br />

Agenten aus ganz Deutschland<br />

reisen an, um für die<br />

literarischen Novitäten zu<br />

werben oder sie unter die<br />

Lupe zu nehmen. Aber die<br />

Hauptrolle auf der Frühjahrs-Schau<br />

der Messe<br />

spielt das Publikum.<br />

Als Unternehmen zeigt sich<br />

die Büchermesse trotz Wirtschaftskrise<br />

stabil. „Wir<br />

sind von der Krise nicht<br />

so betroffen“, sagt Buchmesse-Direktor<br />

Oliver Zille.<br />

Rund 2100 Aussteller aus<br />

38 Ländern sind dabei. Das<br />

sind etwa so viele wie 2009.<br />

Wachstum – wie regelmäßig<br />

in den vergangenen Jahren<br />

– gab es bei diesen Zahlen<br />

aber nicht. „In Zeiten,<br />

in denen Verlage sparen<br />

müssen, zeigt sich das Programm<br />

stabil“, fast Zille die<br />

Situation zusammen.<br />

Auf einem speziellen Südosteuropa-Campus<br />

stellen<br />

sich Verlage und Autoren<br />

Als bedeutendstes Exponat<br />

erwartet die Besucher<br />

ein 20 Meter langes<br />

und sechs Meter hohes<br />

osmanisches Staatszelt<br />

mit Applikationen aus<br />

Seide und vergoldetem<br />

Leder. Gefertigt wurden<br />

außerdem acht lebensgroße<br />

Araberhengste aus<br />

Holz, die mit Prunkreitzeug<br />

geschmückt sind.<br />

Den Angaben zufolge<br />

wurden in den Bau der<br />

drei Museumsräume 5,7<br />

Millionen Euro investiert.<br />

Mehrere Millionen Euro<br />

kostete zudem die jahrelange<br />

Restaurierung der<br />

Exponate. Allein für das<br />

Staatszelt wurden über<br />

der Balkanstaaten vor; erstm<strong>als</strong><br />

ist Bosnien-Herzegowina<br />

in <strong>Leipzig</strong> zu Gast. Es<br />

gibt ein deutsch-spanisches<br />

Autorentreffen, eine nordische<br />

Literaturnacht und<br />

einen Gemeinschaftsstand<br />

3,6 Millionen Euro ausgegeben.<br />

Sächsische Herrscher<br />

trugen die Stücke über<br />

Jahrhunderte zusammen.<br />

Sie kamen <strong>als</strong> Geschenke,<br />

Beutestücke<br />

und Ankäufe nach Sachsen<br />

oder wurden in europäischen<br />

Werkstätten<br />

nachgebildet. Die Eröffnung<br />

der „Türckischen<br />

Cammer“ ist ein erster<br />

Schritt zur Rückkehr der<br />

kompletten Rüstkammer<br />

ins Dresdner Residenzschloss.<br />

Der einstige<br />

Wettiner-Sitz brannte<br />

im Zweiten Weltkrieg<br />

Lateinamerika. Traditionell<br />

in <strong>Leipzig</strong> dabei ist auch<br />

das Schwerpunktland der<br />

Frankfurter Buchmesse.<br />

„2010 hat Argentinien<br />

seinen großen Auftritt in<br />

Frankfurt – und ist bei<br />

Zur <strong>Leipzig</strong>er Buchmesse werden in diesem Jahr<br />

rund 1500 Autoren erwartet.<br />

Foto: dpa<br />

Guido Westerwelle (r.), der türkische Außenminister<br />

Ahmet Davutoglu (l.) und Stanislaw Tillich.<br />

aus und wird seit den<br />

80er Jahren wieder aufgebaut.<br />

In dem Bau sind<br />

unter anderem die weltberühmten<br />

Schätze des<br />

„Grünen Gewölbes“ untergebracht.<br />

Die Sammlung der „Türckischen<br />

Cammer“ wurde<br />

in Dresden bis 1942<br />

in kleinerer Form gezeigt.<br />

Nach Kriegsende<br />

gelangten die meisten<br />

Teile zunächst in die<br />

Sowjetunion. Nach der<br />

Rückkehr war seit 1959<br />

erneut nur eine kleine<br />

Auswahl in der Rüstkammer<br />

zu sehen. epd<br />

uns mit einem Spezialprogramm<br />

vertreten“, so Zille.<br />

Besonders im Blick hat<br />

Zille die jungen Leseratten –<br />

und hier besonders Kinder<br />

und Jugendliche, die noch<br />

für das Lesen begeistert<br />

werden müssen. Auf dem<br />

Programm stehen 150<br />

Lesungen in Schulen und<br />

Kindergärten der Stadt. Auf<br />

einem Viertel der Messefläche<br />

geht es um Kinderund<br />

Jugendliteratur. Bei<br />

mehr <strong>als</strong> 400 Lesungen,<br />

Workshops und Aktionen<br />

können junge Leser mit<br />

Schriftstellern ins Gespräch<br />

kommen. Rund 30 000<br />

Jungleser werden erwartet.<br />

Allein 1000 Schulklassen<br />

werden in die Messehallen<br />

kommen. Sophia Kosel


UNTERHALTUNG 13<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

FORBES-LISTE<br />

Erstm<strong>als</strong> Mexikaner reichster Mensch der Welt<br />

Sie ist wieder draußen,<br />

die Forbes-<br />

Liste der reichsten<br />

Menschen der Erde.<br />

Sie wird erstm<strong>als</strong> von<br />

einem Mexikaner angeführt.<br />

Der Telekommunikations-Tycoon<br />

Carlos Slim Helu habe<br />

Microsoft-Gründer Bill<br />

Gates knapp abgehängt,<br />

sagte Magazin-Herausgeber<br />

Steve Forbes in<br />

New York.<br />

Demnach verfügt Slim<br />

über 53,5 Milliarden<br />

Dollar (39,3 Milliarden<br />

Euro), Vorjahressieger<br />

Gates über 53 Milliarden.<br />

Auf anderen Listen<br />

war Slim schon vor<br />

Jahren an Gates vorbeigezogen.<br />

Dritter ist<br />

Investor Warren Buffett<br />

mit 47 Milliarden.<br />

Reichster Deutscher ist<br />

laut Forbes Aldi-Besitzer<br />

Karl Albrecht, mit<br />

23,5 Milliarden Dollar<br />

gerade noch in den Top<br />

Ten.<br />

Von den gut 1000 Milliardären<br />

kommen 53 aus<br />

Deutschland. Neben Karl<br />

Albrecht war 2009 auch<br />

dessen Bruder Theo in<br />

der Top Ten. Er ist jetzt<br />

mit 16,7 Milliarden auf<br />

Platz 31 und einer von<br />

zweien in den Top 100,<br />

die weniger verdienten<br />

Knapp gewonnen: Der Telekommunikations-Tycoon Carlos Slim Helu (r.) hat<br />

Microsoft-Gründer Bill Gates in puncto Reichtum abgehängt. Foto: dpa<br />

<strong>als</strong> im Vorjahr. Zwischen<br />

den Brüdern ist noch<br />

Versandhaus-Unternehmer<br />

Michael Otto<br />

auf Platz 21 mit 18,7<br />

Milliarden Dollar. Unter<br />

den Deutschen folgt <strong>als</strong><br />

nächstes Quandt-Erbin<br />

Susanne Klatten. Gut elf<br />

Milliarden brachten sie<br />

auf Platz 51. Investor<br />

August von Finck schafft<br />

es mit 7,3 Milliarden und<br />

Platz 99 gerade noch in<br />

die Top 100. Weltweit<br />

höchste „Neueinsteigerin“<br />

ist Bertelsmann-<br />

Erbin Liz Mohn mit 4,4<br />

Milliarden auf Platz 189.<br />

Nach dem Einbruch<br />

des Jahres 2009 gebe<br />

es jetzt wieder mehr<br />

<strong>als</strong> 1000 Milliardäre<br />

weltweit, sagte Forbes.<br />

„Nach unseren Recherchen<br />

verfügen 1011<br />

Menschen über mehr<br />

<strong>als</strong> eine Milliarde Dollar.<br />

Das sind deutlich mehr<br />

<strong>als</strong> im letzten Jahr mit<br />

793, aber weniger <strong>als</strong><br />

2008 mit 1125. Das ist<br />

für uns aber ein Index,<br />

dass sich die Wirtschaft<br />

erholt.“ Reichste Frau<br />

ist laut Forbes Walmart-<br />

Erbin Christy Walton,<br />

mit 22,5 Milliarden<br />

auf Platz zwölf. Nur 89<br />

Frauen sind auf der Liste,<br />

die meisten haben<br />

das Geld geerbt. Als<br />

„Selfmade-Milliardäre“<br />

gelten nur 14 Frauen<br />

– die Hälfte davon aus<br />

China.<br />

Auf der 24. Forbes-Liste<br />

sind Menschen aus<br />

55 Ländern, erstm<strong>als</strong><br />

auch aus Finnland und<br />

Pakistan. China ist der<br />

große Gewinner mit 64<br />

Superreichen. Nur in<br />

den USA gibt es mit 403<br />

mehr Milliardäre <strong>als</strong> in<br />

der Volksrepublik. Dritter<br />

ist Russland mit 62<br />

Milliardären. Von den<br />

weltweit 97 neuen Milliardären<br />

kommen allein<br />

62 aus Asien. Gleich<br />

zwei Inder – Ölmagnat<br />

Mukesh Ambani (Platz<br />

4, 29 Milliarden) und<br />

Stahltycoon Lakshmi<br />

Mittal (5/28,7 Milliarden)<br />

– finden sich in den<br />

Top Ten. Insgesamt verfügen<br />

die zehn Reichsten<br />

über 342 Milliarden<br />

Dollar – 88 Milliarden<br />

mehr <strong>als</strong> im Vorjahr.<br />

Der Durchschnittsmilliardär<br />

besitzt übrigens<br />

3,5 Milliarden.<br />

Die größte Milliardärsdichte<br />

gibt es in New<br />

York mit 60 Superreichen,<br />

gefolgt von Moskau<br />

(50) und London<br />

(32). Der älteste in der<br />

Liste ist Walter Haefner<br />

aus der Schweiz. Der<br />

99-Jährige schaffte es<br />

mit 3,3 Milliarden auf<br />

Platz 287. Genau 75<br />

Plätze vor ihm ist der<br />

Jüngste, Facebook-<br />

Gründer Mark Zuckerberg<br />

– vier Milliarden<br />

schwer und gerade 25<br />

Jahre alt. Der jüngste<br />

Deutsche kommt auf<br />

Platz 437. Albert Prinz<br />

von Thurn und Taxis<br />

ist 27 Jahre alt und hat<br />

laut Forbes 2,2 Milliarden<br />

Dollar. dpa<br />

LEUTE<br />

Shaun White, amerikanischer<br />

Snowboarder und Olympia-<br />

Goldmedaillengewinner (23), hat<br />

große Probleme zu relaxen. Am<br />

besten klappe das beim Shoppen.<br />

„Wenn ich frei habe, komme ich<br />

damit schwer zurecht. Ich kann<br />

mich nicht entspannen. Ich gehe<br />

und kaufe mir Mist“, sagte der<br />

Halfpipe-Spezialist dem US-Magazin<br />

„New York“. Einige Wochen<br />

vor den Olympischen Spielen in<br />

Vancouver sei er in Panik geraten<br />

und habe sich gleich vier Surfbretter<br />

innerhalb einer Stunde<br />

gekauft. Über das nötige Kleingeld<br />

für solche Eskapaden muss sich<br />

White keine Sorgen machen. Dem<br />

US-Magazin „Forbes“ zufolge hat<br />

er alleine im vergangenen Jahr<br />

acht Millionen Dollar (5,8 Millionen<br />

Euro) mit Sponsoren verdient.<br />

Amy Winehouse, Sängerin (26),<br />

will ihren drogenkranken Ex-<br />

Mann Blake Fielder-Civil (27) zum<br />

zweiten Mal heiraten. Die britische<br />

Sängerin möchte ihm diesmal in<br />

Las Vegas das Jawort geben. Ein<br />

Insider sagte: „Sie werden definitiv<br />

heiraten und haben sich auf<br />

Vegas geeinigt. Amy möchte keine<br />

traditionelle Zeremonie, es soll so<br />

ähnlich werden wie bei ihrer ersten<br />

Hochzeit.“ 2007 ließ sich das<br />

Paar in Miami trauen. Bevor es soweit<br />

ist, muss Blake noch seinen<br />

Aufenthalt in einer Entzugsklinik<br />

beenden. Außerdem könnte es für<br />

Amy ein Problem bei der Einreise<br />

geben. 2007 wurde sie wegen Besitzes<br />

von Cannabis in Norwegen<br />

inhaftiert und erhielt danach auch<br />

kein US-Visum mehr.<br />

RENNWAGEN<br />

Melkus: DDR-Ferrari zum Anschauen<br />

Der legendäre DDR-Sportwagen<br />

Melkus wird zum<br />

Kunstobjekt. Seit dem<br />

11. März können Fans die Entwicklung<br />

des Wagens in einer<br />

Design-Schau der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dresden sehen.<br />

Neben vielen Zeichnungen<br />

und Modellen sind auch originale<br />

Wagen zu sehen, darunter<br />

das neueste Modell RS 2000.<br />

Jährlich sollen in Dresden 25<br />

Exemplare des 107 000 Euro<br />

teuren Flitzers mit Flügeltüren<br />

entstehen. Neben einer 270<br />

PS starken Straßenversion<br />

wird auch ein mehr <strong>als</strong> 300<br />

PS starkes Rennauto aufgelegt.<br />

Zwölf Mitarbeiter bauen den<br />

neuen Melkus in Handarbeit.<br />

„Wir sind ausgebucht“, sagte<br />

der Technische Leiter der Melkus<br />

Sportwagen GmbH, Peter<br />

Melkus, kurz vor Eröffnung der<br />

Ausstellung. Der erste RS 2000<br />

soll noch im März ausgeliefert<br />

werden.<br />

Kunstsammlungschef Martin<br />

Roth nannte die Schau eine<br />

„Hommage an die Familie Melkus“.<br />

Tatsächlich schrieb sie ein<br />

Stück automobiler Geschichte<br />

im Osten Deutschlands, auch im<br />

Rennsport. Heinz Melkus (1928-<br />

2005) errang sechs DDR-Meistertitel<br />

und dreimal den „Pokal<br />

für Frieden und Freundschaft“<br />

– das wichtigste Rennen in den<br />

früheren Ostblockstaaten.<br />

Sohn Ulli Melkus wurde bis<br />

zu seinem tödlichen Unfall<br />

1990 fünfmal Meister im Osten<br />

Deutschlands. Neben Peter Melkus<br />

sind heute noch sein Sohn<br />

Sepp Melkus und Ullis Sohn<br />

Ronny Melkus im Geschäft. Der<br />

neue Wagen richtet sich an drei<br />

Zielgruppen: Sammler, sportlich<br />

ambitionierte Fahrer und<br />

Legende auf vier Rädern: In der Dresdner Kunsthalle wird die Sportwagenausstellung „Melkus. Die<br />

ideale Linie“ präsentiert. Interessenten gibt es zu Hauf – zum Schauen und zum Kaufen. Foto: dpa<br />

an „Wiederholungstäter“– Leute,<br />

die schon den „DDR-Ferrari“ RS<br />

1000 besaßen. Laut Peter Melkus<br />

gibt es Anfragen aus ganz<br />

Europa und der Golfregion.<br />

Für die Kunstsammlungen soll<br />

die PS-starke Schau zugleich eine<br />

Initialzündung konzeptioneller<br />

Art sein. „Diese Ausstellung zum<br />

Automobildesign ist der Einstieg<br />

in die Diskussion um die Weiterentwicklung<br />

des Kunstgewerbemuseums“,<br />

sagte Roth: „Wir<br />

brauchen ein Forum, das sich<br />

auch der zeitgenössischen Produktgestaltung<br />

zuwendet.“ Bis 16.<br />

Mai bekommen Besucher der Melkus-Schau<br />

zudem eine Vorstellung<br />

davon, wohin die Reise der DDR-<br />

Autos hätte gehen können. Zeichnungen<br />

für eine Coupé-Version<br />

und einen Roadster auf Basis des<br />

Wartburg 353 lagen bei Melkus<br />

in der Schublade. Der RS 1000<br />

war dam<strong>als</strong> auf internationalen<br />

Ausstellungen auch im Westen zu<br />

sehen. Dass zeitgleich für ihn ein<br />

Exportverbot galt, gehört zu den<br />

Geheimnissen der DDR. dpa


14 REISE<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

AIRBUS A380<br />

Unterwegs im „großen Vogel“<br />

Touristentraum Airbus A380: Die australische Airline Qantas setzt den großen Vogel auf Strecken in due USA sowie über Singapur nach London ein.<br />

Fotos: dpa<br />

Stromausfall in der Bordküche,<br />

Probleme mit dem<br />

Treibstoffsystem: Der A380<br />

sorgte zuletzt unter anderem<br />

durch einige Pannen für Aufsehen.<br />

Zugleich kommt das Flugzeug<br />

aber auch den Deutschen<br />

immer näher. Am 28. März wird<br />

die größte Passagiermaschine<br />

der Welt erstm<strong>als</strong> eine Stadt im<br />

deutschsprachigen Raum im regulären<br />

Linienverkehr ansteuern:<br />

Singapore Airlines (SIA) setzt den<br />

A380 dann täglich auf der Strecke<br />

Singapur-Zürich ein. Im Mai<br />

soll der „große Vogel“ dann zum<br />

Stammgast auch auf dem Frankfurter<br />

Flughafen werden, wenn<br />

die Lufthansa ihr erstes Exemplar<br />

auf Reisen schickt. Auch andere<br />

Fluggesellschaften bekommen im<br />

Laufe des Jahres neue A380 ausgeliefert.<br />

Für Reisende wachsen<br />

somit die Möglichkeiten, in einer<br />

der doppelstöckigen Maschinen<br />

mitzufliegen.<br />

Welche Fluggesellschaften fliegen<br />

bereits mit dem Airbus A380?<br />

Die SIA hat derzeit zehn A380 im<br />

Einsatz, bei der Dubai-Fluggesellschaft<br />

Emirates sind es acht.<br />

Hinzu kommen sechs Maschinen<br />

bei der Qantas aus Australien und<br />

zwei bei der Air France (Stand:<br />

Anfang März 2010).<br />

Auf welchen Strecken werden<br />

diese Maschinen eingesetzt?<br />

In Europa landen die Großraumflugzeuge<br />

bisher nur in<br />

London-Heathrow und in Paris-<br />

Charles-de-Gaulle. In London<br />

sind drei Fluggesellschaften<br />

aktiv: Singapore Airlines (nach<br />

Singapur), Emirates (nach Dubai)<br />

und Qantas (über Singapur nach<br />

Sydney und Melbourne). In Paris<br />

setzen außer Air France (nach<br />

New York und Johannesburg)<br />

auch die SIA (nach Singapur) und<br />

Emirates (nach Dubai) den A380<br />

ein. Weitere Strecken: mit der SIA<br />

von Singapur nach Sydney, Melbourne,<br />

Hongkong und Tokio; mit<br />

Emirates von Dubai nach Toronto,<br />

Bangkok, Sydney, Seoul, Auckland<br />

in Neuseeland und Dschidda<br />

in Saudi-Arabien; mit Qantas<br />

von Sydney und Melbourne nach<br />

Los Angeles. Die Mehrzahl der<br />

A380-Strecken führt bislang <strong>als</strong>o<br />

zu Zielen im asiatischaustralisch-pazifischen<br />

Raum.<br />

Ist es immer ein A380,<br />

wenn ich diese Verbindungen<br />

fliege?<br />

Nicht unbedingt. Es gibt<br />

Strecken, auf denen alle<br />

Flüge mit einem A380<br />

vorgenommen werden,<br />

zum Beispiel Singapur-<br />

Paris bei der SIA. Auf<br />

den sieben bis acht täglichen<br />

Flügen zwischen<br />

Singapur und Hongkong<br />

setzt das Unternehmen<br />

dagegen drei verschiedene<br />

Flugzeugtypen ein, erklärt<br />

Sprecher Peter Tomasch. Ähnlich<br />

sieht es bei den fünf täglichen Air-<br />

France-Flügen nach New York<br />

aus: Nur für die Verbindung um<br />

13.30 Uhr ab Paris ist ein A380<br />

eingeplant, sagt Sprecherin Julia<br />

Lange. In der Regel teilen die<br />

Airlines auf ihren Buchungswebseiten<br />

mit, welche Maschine für<br />

einen Flug vorgesehen ist. Wer<br />

unbedingt im A380 mitfliegen<br />

möchte, sollte <strong>als</strong>o zeitlich ein<br />

wenig flexibel sein.<br />

Sehen die Maschinen von innen<br />

alle gleich aus?<br />

Nein. Emirates zum Beispiel hat<br />

bisher zwei Konfigurationen mit<br />

489 und mit 517 Sitzplätzen in<br />

jeweils drei Klassen erhalten,<br />

erklärt Verkaufsleiter Volker<br />

Greiner. Bei der SIA sind es 471<br />

Sitzplätze, bei Qantas bisher 450<br />

und bei Air France 538. Die Qantas<br />

bietet dabei mit der Premium<br />

Economy eine weitere Klasse<br />

zwischen Business und Economy<br />

Class, auch Air France will<br />

von 2011 an die Zwischenklasse<br />

„Premium Voyageur“ im A380<br />

Über die Treppe zum Oberdeck: Wie hier an Bord<br />

einer Air-France-Maschine verfügen alle A380 über<br />

zwei mit Passagiersitzen bestückte Etagen.<br />

an Bord haben. Die Ausstattung<br />

kann jede Fluggesellschaft selbst<br />

wählen - bei Qantas zum Beispiel<br />

gibt es Selbstbedienungsbars an<br />

Bord, an denen sich die Fluggäste<br />

Snacks und Getränke holen<br />

können.<br />

Steigen viele deutsche Passagiere<br />

auf Flüge mit dem Riesenvogel<br />

um?<br />

Den Airlines zufolge ja. „Wir<br />

fliegen die Maschine jetzt seit<br />

zweieinhalb Jahren. Der A380-<br />

Effekt ist immer noch da“, sagt<br />

SIA-Sprecher Tomasch. Das<br />

zeige sich auch daran, dass die<br />

A380-Auslastung um zehn Prozentpunkte<br />

über dem Flottendurchschnitt<br />

liege. Bei deutschen<br />

Emirates-Kunden gefragt<br />

sind vor allem die Weiterflüge<br />

von Dubai nach Australien und<br />

Asien. Ähnlich ist es bei den<br />

Flügen der Qantas von Singapur<br />

nach Australien. „Wir bemerken,<br />

dass sich wegen des Fluggeräts<br />

A380 mehr Leute bewusst für<br />

die Air France interessieren“,<br />

erklärt Julia Lange.<br />

Wohin wird die Lufthansa<br />

mit dem A380<br />

fliegen?<br />

Das wird die größte<br />

deutsche Fluggesellschaft<br />

erst Ende März<br />

bekanntgeben, sagt<br />

Sprecher Michael<br />

Lamberty. Von Mai bis<br />

August soll es jeden<br />

Monat einen neuen<br />

A380 in der Lufthansa-Flotte<br />

geben. Diese<br />

ersten vier Maschinen<br />

sollen zusammen drei<br />

Ziele in der Ferne<br />

ansteuern, wobei es<br />

auf Städte in Asien und/oder<br />

Nordamerika hinauslaufen<br />

dürfte. Gezielte Buchungen für<br />

A380-Flüge will die Lufthansa<br />

ebenfalls von Ende März an<br />

ermöglichen. Die Großraummaschine<br />

wird allerdings keine<br />

ganz neuen Verbindungen<br />

fliegen. Vielmehr ersetzt sie<br />

bestehende Flugplanungen<br />

und übernimmt die dafür bereits<br />

bestehenden Buchungen.<br />

„Es gibt <strong>als</strong>o schon jetzt einige<br />

Hundert A380-Passagiere, die<br />

noch gar nicht wissen, dass sie<br />

Premierengäste sein werden“,<br />

erläutert Lamberty.<br />

Welche Fluggesellschaften erhalten<br />

dieses Jahr weitere A380?<br />

Alle, die das Flugzeug heute<br />

schon einsetzen. Singapore Airlines<br />

hat neun weitere A380 bestellt<br />

und erwartet eine bis zwei<br />

neue Maschinen in diesem Jahr.<br />

Bei Qantas kommen nach Unternehmensangaben<br />

zwei weitere<br />

hinzu, mit denen die Verbindungen<br />

von Australien nach London<br />

und Los Angeles ausgebaut<br />

werden sollen. Air France erhält<br />

zwei weitere A380. Als neues Ziel<br />

kommt hier Tokio hinzu, außerdem<br />

soll es mehr Johannesburg-<br />

Flüge mit dem Großraumflugzeug<br />

geben. Die meisten Neuzugänge<br />

erwartet Emirates: Bis Ende<br />

2010 sollen sieben weitere A380<br />

in Dienst gestellt werden. Zu den<br />

neuen Zielen wird vom August an<br />

Peking gehören. Außerdem erhält<br />

mit Korean Air eine weitere Fluggesellschaft<br />

den ersten A380.<br />

Sind A380-Deutschland-Strecken<br />

von diesen Airlines geplant?<br />

Es sind zumindest keine absehbar.<br />

Bei der Air France ist das so<br />

gut wie ausgeschlossen, weil ihre<br />

Langstreckenflüge nur in Frankreich<br />

starten. Bei Emirates heißt<br />

es, es gebe keine unmittelbaren<br />

Pläne, bei Qantas, Deutschland-<br />

Flüge seien „derzeit nicht in<br />

Planung“. Die Singapore Airlines<br />

will zwar langfristig ihre letzten<br />

acht Flugzeuge vom Typ Boeing<br />

747-400 ausmustern, die derzeit<br />

unter anderem auf der Strecke<br />

Singapur-Frankfurt-New York<br />

unterwegs sind. Welche Maschinen<br />

den Jumbo-Jet dort ablösen,<br />

stehe aber noch nicht fest, sagt<br />

Peter Tomasch. Der A380 ist eine<br />

Möglichkeit dazu – aber nicht die<br />

einzige. Christian Röwekamp


FRESH – DIE JUNGE SEITE 15<br />

Ausgabe XX 6 / 19. Y. Monat März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

THEMA NEBENJOBS 1<br />

Titel Kellnern Thema ist ab 1 16 erlaubt<br />

text Als Schüler ist das Portemonnaie<br />

eigentlich nie<br />

so voll, wie es sein sollte.<br />

Deshalb nutzen viele Freizeit<br />

und Ferien, um das Taschengeld<br />

aufzubessern. Die einen sparen<br />

für ein Moped, das pünktlich<br />

zum Führerschein vor der Tür<br />

stehen soll. Andere möchten sich<br />

einfach nicht jeden Kinobesuch<br />

zweimal überlegen müssen. Egal<br />

ob Zeitungsausträger nach der<br />

Schule oder Produktionshelfer in<br />

den Ferien – die meisten Schüler<br />

nutzen persönliche Kontakte, um<br />

an einen Job zu kommen. Doch<br />

es gibt noch viele andere Möglichkeiten.<br />

In den Arbeitsagenturen<br />

gibt es eine Jobvermittlung,<br />

bei der man nachfragen und sich<br />

registrieren lassen kann, sagt<br />

Anja Huth von der Bundesagentur<br />

für Arbeit in Berlin. „Schüler<br />

sollten aber auch direkt auf die<br />

Unternehmen zugehen.“<br />

Darüber hinaus gebe es Online-<br />

Börsen, die Schülerjobs vermitteln.<br />

Ein solches Portal ist zum<br />

Beispiel www.schuelerjobs.de,<br />

das von Dynamo Deutschland in<br />

Düsseldorf betrieben wird. Es ist<br />

derzeit das einzige Portal dieser<br />

Art in Deutschland, das sich ausschließlich<br />

an Schüler richtet.<br />

„Die Schüler können selbst ein<br />

Bewerbungsprofil mit Lebenslauf<br />

anlegen und erhalten dann<br />

auch einen aktuellen Jobletter,<br />

in dem neue Angebote gelistet<br />

sind“, erklärt der Geschäftsführer<br />

Sascha Ropertz. Auch er<br />

ist aber der Meinung, dass die<br />

meisten Neben- oder Ferienjobs<br />

über persönliche Kontakte und<br />

Empfehlungen vergeben werden.<br />

Es lohne sich auf jeden Fall, bei<br />

Bekannten und in der Familie<br />

die Ohren offen zu halten. Der<br />

Klassiker für einen Nebenjob<br />

während der Schule sei immer<br />

noch das Zeitungenaustragen,<br />

sagt Ropertz. Danach folgten Tätigkeiten<br />

im Haushalt.<br />

MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS<br />

Ein Blick aufs Schwarze Brett lohnt: Die meisten Nebenjobs werden<br />

aber über persönliche Kontakte vermittelt. Foto: dpa<br />

Wer mindestens 16 Jahre alt ist,<br />

darf auch <strong>als</strong> Kellner in der Kneipe<br />

jobben. „Da gibt es teilweise<br />

gutes Trinkgeld.“ Sehr beliebt<br />

seien außerdem reine Internetjobs,<br />

bei denen Schüler im Netz<br />

recherchieren müssen. „Das ist<br />

zwar oft reine Fleißarbeit, wird<br />

aber schon Jugendlichen ab 14<br />

Jahren zugetraut.“ Der große<br />

Vorteil: Man kann von zu Hause<br />

aus arbeiten.<br />

Bildunterschrift<br />

Ältere Schüler, die einen Ferienjob<br />

suchen, entschieden sich<br />

häufig für Aushilfstätigkeiten<br />

in einer Fabrik, die meist über<br />

vier bis fünf Wochen laufen, erzählt<br />

Ropertz. „Wer Glück oder<br />

Beziehungen hat, darf auch in<br />

der Verwaltung mitarbeiten. Das<br />

ist meist besser bezahlt.“ Ab der<br />

Oberstufe könnten sich Schüler<br />

in dem Berufsfeld umsehen,<br />

das sie für die Zukunft interessiert.<br />

Gutes Geld gibt es auch <strong>als</strong><br />

Messe-Hostess. Dafür müssen<br />

Schülerinnen aber mindestens<br />

18 Jahre sein. Hier wird häufig<br />

über Gewerbeschein abgerechnet:<br />

„Eine solche Arbeit ist vielleicht<br />

eher <strong>als</strong> Student interessant.“<br />

Grundsätzlich dürften<br />

sich Schüler ab 15 Jahren einen<br />

Ferienjob suchen, erklärt Huth.<br />

Dieser Job ist auf maximal vier<br />

Wochen im Jahr begrenzt. „Insgesamt<br />

darf nur an 20 Ferienjobtagen<br />

gearbeitet werden.“<br />

Wer unter 18 ist, darf maximal<br />

acht Stunden am Tag beziehungsweise<br />

40 Stunden pro Woche arbeiten.<br />

Zur Nachtzeit zwischen<br />

20 und 6 Uhr ist keine Beschäftigung<br />

erlaubt – mit Ausnahme von<br />

Branchen wie Gaststätten oder<br />

Bäckereien. „Ganzjährig zugelassen<br />

sind bestimmte Freizeitjobs<br />

für Schüler ab 13 Jahren, zum<br />

Beispiel zwei Stunden täglich<br />

Zeitungen austragen oder Babysitten.“<br />

Einschränkungen ergeben<br />

sich darüber hinaus durch<br />

die Anwesenheitspflicht in der<br />

Schule, sagt Huth. Je mehr sich<br />

Ganztagsschulen durchsetzen,<br />

umso stärker konzentriere sich<br />

das Arbeiten auf die Ferienzeiten,<br />

erklärt Andreas Engel von der Erziehungsberatungsstelle<br />

in Hof.<br />

„Unserer Wahrnehmung nach<br />

fallen viele einfache Jobs weg,<br />

die früher von Schülern übernommen<br />

wurden, oder werden<br />

anders besetzt.“<br />

Die meisten wollten mit einem<br />

Job Geld verdienen, um sich<br />

etwas Bestimmtes anzuschaffen<br />

oder um etwas auf der hohen<br />

Kante zu haben, sagt Engel. Auf<br />

der anderen Seite spiele auch die<br />

Eigenständigkeit eine Rolle. „Es<br />

macht viele Schüler einfach stolz,<br />

zum ersten Mal eigenes Geld zu<br />

bekommen.“ Philipp Laage<br />

AM RANDE<br />

Music Ke$ha<br />

Sie T ext kam auf einer Party im<br />

San Fernando Valley in Los<br />

Angeles zu Welt, ihre Mutter ist<br />

eine ehemalige Punkrocksängerin.<br />

In ihrer Kindheit lebte<br />

sie von Sozialhilfe und Essensmarken.<br />

Vor zwei Jahren verschaffte<br />

sich Ke$ha unbefugt<br />

Zutritt zum Anwesen von Musiklegende<br />

Prince, um ihm ein<br />

Demotape in die Hand zu drücken.<br />

Ke$ha wills wissen. Sie<br />

hat jetzt ihr Debütalbum „Animal“<br />

auf dem Markt, das unter<br />

anderem von Dr. Luke und Max<br />

Martin (Pink, Kelly Clarkson,<br />

Britney Spears) sowie Benny<br />

Blanco (Katy Perry, 3OH!3,<br />

Spank Rock) produziert wurde.<br />

Video<br />

Im T ext Jahre 2009 erhält die amerikanische<br />

Regierung einen vertraulichen<br />

Report, der bestätigt,<br />

dass die Erde schon in wenigen<br />

Jahren untergeht. Während Wissenschaftler<br />

nach Auswegen aus<br />

der Katastrophe suchen, wird an<br />

oberster Stelle ein geheimer Katastrophenplan<br />

entwickelt, der<br />

jedoch nicht die Rettung aller<br />

Menschen vorsieht. Als Jackson<br />

Curtis und seine zwei Kinder eines<br />

Tages einen Familienausflug<br />

unternehmen, stoßen sie auf den<br />

exzentrischen Wissenschaftler<br />

Frost, der alle Anzeichen vom<br />

Ende der Welt akribisch festhält.<br />

Kann die Menschheit gerettet<br />

werden?<br />

Auf BluRay.<br />

Game Metro 2033<br />

GT ext anze 20 Jahre nach einer<br />

apokalyptischen Katastrophe<br />

spielt Metro 2033. Ein<br />

Großteil der Menschheit wurde<br />

ausgerottet. Die wenigen Überlebenden<br />

sind gezwungen im<br />

Untergrund, genauer in den U-<br />

Bahnhöfen und -Schächten der<br />

Moskauer Metro, zu leben, da<br />

die Erdoberfläche durch vergiftete<br />

Luft, klirrende Kälte und<br />

Mutationen unbewohnbar ist.<br />

Als Wohnung dienen winzige<br />

Verschläge in denen gelebt, gehandelt<br />

und gearbeitet wird.<br />

Nur wenige Männer wagen sich<br />

mit Gasmasken und in dicke<br />

Anzüge gehüllt ans Tageslicht<br />

... Für PC.<br />

Book Verdammnis<br />

Ein T ext junger Journalist bietet<br />

Mikael Blomkvist für das Magazin<br />

„Millennium“ eine Story an,<br />

die skandalöser nicht sein könnte.<br />

Amts- und Würdenträger der<br />

schwedischen Gesellschaft vergehen<br />

sich an jungen russischen<br />

Frauen, die gewaltsam ins Land<br />

geschafft und zur Prostitution<br />

gezwungen werden. Als sich Lisbeth<br />

Salander in die Recherchen<br />

einschaltet, stößt sie auf einige<br />

besonders pikante Details. Wenig<br />

später werden der Journalist und<br />

ein Anwalt tot aufgefunden. Die<br />

Tatwaffe trägt Lisbeths Fingerabdrücke.<br />

Sie wird an den Pranger<br />

gestellt und flüchtet. Nur Mikael<br />

glaubt an ihre Unschuld...<br />

Titel Ausstellung<br />

zeile zum Komasaufen<br />

UT ext nter dem Motto „Blau –<br />

heiter bis tödlich“ haben<br />

Studenten aus Hamburg, Berlin<br />

und Düsseldorf die Facetten<br />

des Themas Alkohol in Bilder<br />

umgesetzt. Das Ergebnis ihrer<br />

Arbeit ziert die Wände des<br />

Deutschen Zentrums für Suchtfragen<br />

des Kindes- und Jugendalters<br />

(DZSKJ) des <strong>Universitätsklinikum</strong>s<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

(UKE). Mit der Ausstellung will<br />

das UKE auf den alarmierenden<br />

Anstieg von Alkoholmissbrauch<br />

bei Jugendlichen und<br />

insbesondere das Komasaufen<br />

aufmerksam machen, wie der<br />

Ärztliche Leiter des DZSKJ,<br />

Rainer Thomasius, sagte. Die<br />

Schau enthält 30 Exponate –<br />

von farbenfrohen Blumenmotiven<br />

in Acryl auf Leinwand bis<br />

zu einem nachgestellten Foto<br />

eines jungen Mannes, der in<br />

seinem Erbrochenen liegt. Die<br />

Werke wurden aus zwei künstlerischen<br />

Wettbewerben ausgewählt.<br />

Daran beteiligt hatten<br />

sich Studenten des Institute of<br />

Design in Hamburg, Berlin und<br />

Düsseldorf.<br />

ddp


16 PRÄVENTION<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

NÄGELKAUEN<br />

Die Hände beschäftigen schafft Abhilfe<br />

Es passiert oft unbewusst:<br />

Wenn im Fernsehen ein<br />

spannender Film läuft<br />

oder es bei der Arbeit Stress<br />

gibt, kauen viele Menschen an<br />

den Nägeln. Sie knabbern und<br />

beißen, oft auch am Nagelbett.<br />

Nicht nur Kinder, auch Erwachsene<br />

kauen häufig Nägel.<br />

Experten schätzen, dass es bis<br />

zu zehn Prozent aller Männer<br />

und Frauen sind. Doch selbst<br />

wenn viele Menschen damit<br />

unglücklich sind: Es fällt ihnen<br />

schwer, mit dem Knabbern einfach<br />

aufzuhören.<br />

SCHMERZTHERAPIE<br />

Schnell unterbrechen: Wer merkt, dass er wieder an den Nägeln kaut,<br />

sollte mit der Hand sofort bewusst etwas anderes machen. Foto: dpa<br />

Warum aber lassen so viele<br />

Menschen ihre Finger nicht in<br />

Ruhe? Immerhin sieht es nicht<br />

nur unschön aus. In einigen<br />

Fällen entzündet sich auch das<br />

Nagelbett. „Es handelt sich<br />

um eine Verhaltensgewohnheit,<br />

die dem Spannungsabbau<br />

dient“, erklärt Kerstin Wolff,<br />

Diplom-Psychologin aus Recklinghausen.<br />

Das Nägelkauen<br />

sei ähnlich wie im Tierreich<br />

eine Übersprungshandlung,<br />

wenn Stress unausweichlich<br />

ist: „Hilflosigkeit einer Situation<br />

gegenüber ist oftm<strong>als</strong> ein Auslöser.“<br />

Diese Hilflosigkeit hat<br />

laut Wolff verschiedene Gründe:<br />

Einige Menschen können<br />

in einer bestimmten Situation<br />

ihre Gefühle nicht ausdrücken.<br />

Andere seien in ihrer Handlung<br />

eingeschränkt – sie können beispielsweise<br />

am Arbeitsplatz<br />

dem Chef nicht alles sagen,<br />

sondern fressen ihren Unmut<br />

in sich hinein.<br />

„Nägelkauen ist eine Möglichkeit,<br />

Spannung zu reduzieren“, sagt<br />

auch der Psychologe Constantin<br />

Sieg aus Bad Hersfeld. Indem<br />

jemand mit dem Gebiss einen<br />

gewissen Druck auf die Nägel<br />

ausübt, konzentriere er sich – zumindest<br />

kurzfristig – auf etwas<br />

Strom setzt Glückshormone frei<br />

In Deutschland leiden rund<br />

15 Millionen Menschen – das<br />

sind 25 bis 30 Prozent der erwachsenen<br />

Bevölkerung – unter<br />

ständigen Schmerzen. Die gezielte<br />

elektrische Stimulation von<br />

Nerven oder Muskeln regt, ähnlich<br />

wie Akupunktur, die Ausschüttung<br />

von schmerzlindernden<br />

körpereigenen Endorphinen<br />

an. Dadurch kann bei Patienten<br />

mit chronischen Schmerzen der<br />

Bedarf an Medikamenten deutlich<br />

reduziert werden. Neue Entwicklungen<br />

kombinieren Elektrostimulation<br />

und Bandagen,<br />

so dass Schmerzlinderung und<br />

Stützung des Bewegungssystems<br />

gleichzeitig möglich sind.<br />

Im Gegensatz zu Medikamenten<br />

sind diese äußeren Anwendungen<br />

völlig nebenwirkungsfrei. Die<br />

schmerzlindernde Wirkung der<br />

so genannten transkutanen elektrischen<br />

Nervenstimulation (kurz<br />

TENS) wurde in einer Vielzahl<br />

von Studien nachgewiesen. Dabei<br />

beruht die Schmerzlinderung darauf,<br />

dass der Reizstrom die Weiterleitung<br />

von Schmerzinformationen<br />

an das Gehirn überlagert<br />

und sogar hemmt. Eine TENS-Anwendung<br />

im niederfrequenten Bereich<br />

regt auch die Ausschüttung<br />

von Endorphinen an, <strong>als</strong>o von<br />

körpereigenen Botenstoffen, die<br />

den Schmerz stillen.<br />

Für die TENS-Behandlung werden<br />

mehrere Elektroden in der Nähe<br />

der schmerzenden Region auf<br />

die Haut geklebt. Die Methode ist<br />

einfach zu handhaben und kann<br />

nach Anleitung durch den Physiotherapeuten<br />

vom Patienten inzwischen<br />

sogar zu Hause angewendet<br />

werden. Tragbare Kleingeräte, die<br />

vom Arzt zur Heimbehandlung<br />

verschrieben werden können,<br />

erhalten einerseits größtmögliche<br />

Bewegungsfreiheit und erleichtern<br />

zudem die Behandlung deutlich.<br />

Die Anwendung kann auf diese<br />

Weise mehrm<strong>als</strong> täglich und bis<br />

zur 24-Stunden-Daueranlage<br />

durchgeführt werden. Die Methode<br />

ist breit anwendbar und wird<br />

vor allem bei Schmerzen nach Unfällen,<br />

bei Nervenschmerzen, Gürtelrose,<br />

Phantomschmerzen, bei<br />

oder nach einer Krebserkrankung<br />

und bei Durchblutungsstörungen<br />

eingesetzt. Eines der wichtigsten<br />

Anwendungsgebiete sind Erkrankungen<br />

des Bewegungssystems<br />

anderes. „Das kann <strong>als</strong> entlastend<br />

empfunden werden, wie eine Art<br />

kurzes Durchatmen“, sagt Sieg.<br />

Allerdings halte diese Ablenkung<br />

nicht lange an: Nägelkauen ist<br />

lediglich eine kurzfristig beruhigende<br />

und ablenkende Handlung.<br />

Ausdauersportarten wie Joggen<br />

haben einen deutlich längeren<br />

Effekt. Problematisch ist beim Nägelkauen,<br />

dass die Betroffenen es<br />

oft unbewusst tun und erst nachher<br />

den Schaden wahrnehmen.<br />

wie Rheuma, Arthrosen, Rückenund<br />

Gelenkschmerzen.<br />

Gegen das unbedachte Knabbern<br />

sollen spezielle Tinkturen aus der<br />

Apotheke helfen. „Diese bitter<br />

schmeckenden Lösungen werden<br />

auf die Nägel aufgepinselt“, erklärt<br />

Ursula Sellerberg von der<br />

Bundesvereinigung Deutscher<br />

Apothekerverbände in Berlin. „Sie<br />

sollen dafür sorgen, dass man<br />

nicht nebenbei und unbemerkt an<br />

den Nägeln kaut, sondern durch<br />

den bitteren Geschmack merkt,<br />

was man da tut – und im besten<br />

Fall aufhört.“ Diese Tinkturen<br />

können auch über den Nagellack<br />

aufgetragen werden und schmecken<br />

bitterer <strong>als</strong> Zitronen, sind<br />

aber nicht giftig.<br />

Allerdings helfen die Tinkturen<br />

nicht in jedem Fall. Gerade<br />

Kindern mache der Geschmack<br />

häufig nicht so viel aus, sagt<br />

Sellerberg. Auch bei Erwachsenen<br />

brächten sie nicht immer<br />

die gewünschte Abstinenz, fügt<br />

Sieg hinzu. „In leichten Fällen<br />

können die Tinkturen helfen,<br />

andere aber lutschen so lange<br />

am Finger herum, bis der bittere<br />

Geschmack weg ist und sie<br />

weiter kauen können.“ Daher<br />

sind nach Ansicht der Psychologen<br />

meist Ansätze sinnvoller,<br />

bei denen das Verhalten verändert<br />

wird. „Da es meist unbewusst<br />

passiert, sollten die<br />

Betroffenen in einem ersten<br />

Schritt analysieren, wann und<br />

in welchen Situationen sie an<br />

Bei der Behandlung von Rückenschmerzen<br />

ist es inzwischen gelungen,<br />

den Nachweis der positiven<br />

Wirkung von speziellen<br />

Rückenbandagen in Bezug auf<br />

Schmerzlinderung und Stabilität<br />

der Wirbelsäule zu erbringen. Relativ<br />

neu werden Stützbandagen<br />

zur Unterstützung der schmerzenden<br />

Lendenwirbelsäule eingesetzt,<br />

in denen die elektrische Nerven-Stimulation<br />

bereits eingebaut<br />

ist. Das hat den Vorteil, dass zwei<br />

effektive Therapieformen gleich in<br />

Kombination angewendet werden<br />

können. Diese Kombination gilt<br />

derzeit <strong>als</strong> eine der innovativsten<br />

Dr. Claudia Winkelmann (l.) erläutert einer Patientin die Anwendung<br />

und Wirkungsweise eines Reizstromgerätes. Foto: ukl<br />

den Nägeln kauen“, sagt Sieg.<br />

Passiert es, wenn sie gefrustet<br />

sind? Oder genervt? „Wichtig<br />

ist, den automatisierten Prozess<br />

erst einmal zu erkennen.“<br />

Im nächsten Schritt muss der<br />

Verhaltensablauf unterbrochen<br />

werden, der im Nägelkauen endet.<br />

„Wenn man erkennt, dass<br />

man wieder an den Nägeln pult,<br />

sollte man die Handlung bewusst<br />

unterbrechen und mit der Hand<br />

etwas anderes machen“, rät Sieg.<br />

So könnten sich die Betroffenen<br />

mit dem Po auf ihre Hände setzen<br />

oder zum Unkrautjäten in<br />

den Garten stürmen. Manchmal<br />

hilft aber auch nur noch eine<br />

Verhaltenstherapie.<br />

Die einfachste Methode ist aber,<br />

immer etwas dabei zu haben,<br />

das die Hand beschäftigt, zum<br />

Beispiel ein Taschentuch oder<br />

eine kleine Schnur, die auch unbeobachtet<br />

von Arbeitskollegen<br />

durch die Finger gleiten kann.<br />

„Die Alternativhandlung muss<br />

die Hände involvieren, damit<br />

sie das bisher durchgeführte<br />

Verhalten nicht mehr machen<br />

können“, sagt Sieg. Das sei<br />

nicht immer einfach, müsse<br />

aber möglichst konsequent in<br />

den Alltag eingebaut werden:<br />

„Je öfter man es macht, desto<br />

besser klappt es.“ So lässt sich<br />

das Nägelkauen eventuell auf<br />

Dauer abstellen. Aliki Nassoufis<br />

Methoden, Rückenschmerzen<br />

konservativ, <strong>als</strong>o ohne operativen<br />

Eingriff, zu behandeln. Patienten<br />

können die Methode ohne besonderen<br />

Aufwand selbst anwenden,<br />

da die Elektroden beim Umlegen<br />

der Bandage automatisch richtig<br />

positioniert werden. Die “elektrische<br />

Bandage” kann dann im<br />

Alltag nahezu ohne jegliche Beeinträchtigung<br />

getragen werden.<br />

Bandage und TENS-Gerät müssen<br />

vom Haus- oder Facharzt verordnet<br />

werden. Die gesetzlichen<br />

Kassen übernehmen in der Regel<br />

auf Antrag die Kosten.<br />

Insgesamt haben Elektrostimulationsverfahren<br />

in der physikalischen<br />

und rehabilitativen<br />

Medizin ihren festen Platz gefunden.<br />

Ihre Wirksamkeit ist<br />

wissenschaftlich belegt. Um den<br />

Effekt zu erhöhen, sollte TENS<br />

in Kombination mit aktiven<br />

physikalisch-therapeutischen<br />

Verfahren wie der Krankengymnastik<br />

angewendet werden.<br />

Dr. Claudia Winkelmann*<br />

*Die Autorin ist Leiterin der Stabststelle<br />

Physikalische Therapie und<br />

Rehabilitation am UKL.


FITNESS, BEAUTY & WELLNESS 17<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

PILATES<br />

Starkes Zentrum, straffe Muskeln<br />

Knackiger Po, flacher<br />

Bauch, Schönheit -<br />

die Buchtitel zum<br />

Thema Pilates versprechen<br />

vieles. Und Madonna,<br />

bekennender Pilates-<br />

Fan, scheint mit ihrem<br />

perfekt durchtrainierten<br />

Körper der lebende Beweis<br />

zu sein, dass dieser<br />

Sport zu einer Figur<br />

ohne ein Gramm Fett<br />

verhilft. Dahinter steckt<br />

viel Arbeit, sagt Michaela<br />

Bimbi-Dresp, Trainerin<br />

in München und Autorin<br />

eines Pilates-Standardwerks.<br />

Zwar lassen sich eine<br />

schlankere Taille oder<br />

ein besser trainierter Po<br />

durch gezielte Übungen<br />

erreichen. Für die Trainerin<br />

geht es bei dem<br />

Sport aber um mehr:<br />

„Wer regelmäßig Pilates<br />

macht, verbessert seine<br />

Haltung und beugt Rückenverletzungen<br />

vor.“<br />

Pilates wird mit oder<br />

ohne Geräte betrieben.<br />

Viele dieser speziellen<br />

Geräte wurden von dem<br />

1880 geborenen Joseph<br />

Hubertus Pilates konstruiert.<br />

Insgesamt gibt<br />

es rund 400 Geräteübungen.<br />

Sie werden etwa am<br />

sogenannten Reformer<br />

ausgeführt, der einer<br />

Rudermaschine ähnelt,<br />

oder am Cadillac, einem<br />

Gestell, das an ein<br />

Gitterbett erinnert. Der<br />

Trainingseffekt ergibt<br />

sich daraus, dass der<br />

Sportler gegen Federwiderstände<br />

oder die<br />

Schwerkraft arbeitet.<br />

„Bei allen Pilates-Bewegungen<br />

ist das Entscheidende,<br />

dass sie vom Körperzentrum<br />

ausgehen“,<br />

erläutert Bimbi-Dresp.<br />

Das gilt auch für die Boden-<br />

und Mattenübungen<br />

ohne Geräte. Die Körpermitte,<br />

im Pilates auch<br />

Powerhouse genannt,<br />

befindet sich in der<br />

Nähe des Bauchnabels.<br />

Es geht aber nicht etwa<br />

nur um das Training der<br />

Bauchmuskeln. Auch die<br />

Muskulatur von Rücken<br />

und Beckenboden ist<br />

wichtig. Das Zusammenspiel<br />

aller Muskeln soll<br />

das Körperzentrum und<br />

die Wirbelsäule stabilisieren.<br />

„Pilates ist für fast jeden<br />

Menschen jeden Alters<br />

geeignet“, sagt Verena<br />

Geweniger vom Deutschen<br />

Pilates Verband<br />

(DPV) in Mühltal (Hessen).<br />

Die bundesweit zehn vom<br />

DPV anerkannten Ausbildungsinstitute<br />

– darunter<br />

PowerPilates in Hamburg,<br />

Stott Pilates oder Basi<br />

Pilates in München und<br />

Pilates New York in Stuttgart<br />

– haben einen einheitlichen<br />

Qualitätsstandard.<br />

An diesen Instituten<br />

müssen die angehenden<br />

Trainer fundiertes Wissen<br />

aus den Bereichen Anatomie,<br />

Bewegungs- und<br />

Trainingslehre nach-<br />

Alle Bewegungen sollen vom Körperzentrum ausgehen – das ist das Entscheidende<br />

bei Pilates.<br />

Foto: dpa<br />

weisen und ein umfangreiches<br />

Übungsrepertoire<br />

verinnerlicht haben. Das<br />

befähige sie, auf spezielle<br />

Bedürfnisse oder eventuelle<br />

Vorerkrankungen<br />

der Kursteilnehmer einzugehen<br />

und geeignete<br />

Übungen auszusuchen.<br />

Die sechs entscheidenden,<br />

heute noch gültigen<br />

Prinzipien des Sports<br />

fasste Pilates bereits vor<br />

rund 100 Jahren unter<br />

dem Begriff „Contrology“<br />

zusammen. Dazu<br />

zählte er unter anderem<br />

die feste Ausatmung, die<br />

für die Aktivierung der<br />

tiefen Muskulatur sorgt.<br />

Außerdem ist es wichtig,<br />

die Übungen konzentriert<br />

und präzise auszuführen.<br />

Das hat laut<br />

Bimbi-Dresp den positiven<br />

Nebeneffekt, dass<br />

die Teilnehmer während<br />

der Bewegungen die<br />

Außenwelt vergessen,<br />

abschalten und sich hinterher<br />

geistig erfrischt<br />

und entspannt fühlen.<br />

„Die Übungen beziehen<br />

fast immer den ganzen<br />

Körper mit ein. Es werden<br />

nicht nur einzelne<br />

Muskeln, sondern ganze<br />

Muskelketten trainiert“,<br />

sagt auch Prof. Ingo<br />

Froböse vom Zentrum<br />

für Gesundheit der Deutschen<br />

Sporthochschule<br />

Köln. Pilates kann zu einer<br />

Leistungssteigerung<br />

bei anderen Sportarten<br />

führen. Allerdings dürften<br />

insbesondere zwei<br />

Personengruppen diesen<br />

Sport nicht betreiben,<br />

warnt der Sportmediziner:<br />

Menschen mit<br />

einem Bandscheibenproblem<br />

oder Menschen<br />

mit einer entzündlichen<br />

Gelenkerkrankung. Diese<br />

Einschränkungen gelten<br />

aber nur, wenn die<br />

Beschwerden akut sind.<br />

Cornelia Wolter<br />

AM RANDE<br />

Essstörungen<br />

früh erkennen<br />

Der Frühling ist Diätzeit. Wird<br />

das Abnehmen aber zu radikal<br />

betrieben, können sich daraus<br />

Essstörungen wie eine Magersucht<br />

entwickeln, warnt die<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA) in Köln.<br />

Betroffen seien vor allem junge<br />

Mädchen zwischen 14 und 17<br />

Jahren, die sich oft besonders<br />

kritisch mit ihrem Gewicht auseinandersetzen.<br />

Doch es gibt<br />

Warnsignale. Eltern sollten hellhörig<br />

werden, wenn ihr Kind<br />

immer wieder an seinem Äußeren<br />

herummäkelt oder ständig<br />

über sein Gewicht spricht.<br />

Auch häufige Vergleiche mit<br />

schlanken Menschen könnten<br />

ein Warnsignal sein. Gleiches<br />

gilt, wenn der Jugendliche nicht<br />

mehr spontan und mit Lust<br />

isst, sondern nur noch kontrolliert<br />

zu bestimmten Uhrzeiten.<br />

Dann wird meist Fettarmes und<br />

Kalorienreduziertes zu sich genommen.<br />

Andere Lebensmittel<br />

gelten <strong>als</strong> „schlecht“, erläutert<br />

die BZgA. Viele Jugendliche ließen<br />

Mahlzeiten aus und fänden<br />

Ausreden wie „Ich habe schon<br />

gegessen“. Andere treiben laut<br />

BZgA übermäßig viel Sport,<br />

gehen ständig joggen oder<br />

machen Gymnastik vor dem<br />

Fernseher. Ein Hinweis auf eine<br />

Essstörung sei aber auch, wenn<br />

das Kind sich viel mit Kochen<br />

beschäftigt und zum Beispiel in<br />

Koch- oder Backbüchern blättert,<br />

aber das Selbstgemachte<br />

nie isst. Weitere Informationen<br />

zu Essstörungen sowie Kontakte<br />

zu Beratungsstellen finden<br />

Angehörige und Betroffene<br />

unter www.bzga-essstoerungen.<br />

de.<br />

dpa<br />

SCHWANGERSCHAFT<br />

Babys mögen Musik – schon im Mutterleib<br />

Ungeborene Kinder haben<br />

offenbar ein besonderes<br />

Faible für Musik.<br />

Hat die werdende Mutter<br />

während der Schwangerschaft<br />

bereits Schlaflieder gesungen,<br />

können diese nach der Geburt<br />

auf das Kind durchaus eine<br />

beruhigende Wirkung haben.<br />

Dass Musik zu den Ungeborenen<br />

vordringt und von ihnen<br />

aufgenommen wird, belegen<br />

unterschiedliche Beobachtungen.<br />

So berichtet der kanadische<br />

Dirigent Boris Brott,<br />

<strong>als</strong> junger Mann habe er entdeckt,<br />

dass er bestimmte Musikstücke<br />

kannte, ohne sie je<br />

gehört zu haben.<br />

Des Rätsels Lösung: Seine<br />

Mutter, eine Cellistin, hatte<br />

diese während der Schwangerschaft<br />

immer wieder geübt.<br />

Ein anderes Beispiel: In England<br />

wurde beobachtet, dass<br />

Babys von Schwangeren, die<br />

regelmäßig eine bestimmte<br />

Seifenoper schauten, sich von<br />

deren Erkennungsmelodie<br />

nach der Geburt besonders<br />

gut beruhigen ließen.<br />

Musik, sei sie nun ernst oder<br />

trivial, sollte dabei aber vor<br />

allem dem Wohlfühlen dienen<br />

– aber nicht der musikalischen<br />

Früherziehung des Kindes.<br />

Eines steht jedoch auch fest:<br />

„Sicherlich wird aus keinem<br />

Kind ein Musiker, nur<br />

weil man ihm während der<br />

Schwangerschaft Mozart oder<br />

Beethoven vorspielt“, bremst<br />

der Göttinger Hirnforscher<br />

Professor Dr. Gerald Hüther<br />

denn auch f<strong>als</strong>che Erwartungen.<br />

dpa<br />

Bekommen Babys schon im Mutterleib Lieder vorgesungen oder Musik vorgespielt,<br />

so erkennen sie das nach der Geburt wieder. Foto: V. Heinz<br />

Sportschuhkauf:<br />

Gewicht wichtig<br />

Bei der Wahl des richtigen<br />

Laufschuhs kommt es<br />

auf Laufgewohnheiten, Streckenbelag<br />

und Körpergewicht<br />

an. Davon hänge ab, welche<br />

Dämpfung nötig ist, erläutert<br />

der Sportwissenschaftler Klaus<br />

Bös von der Universität Karlsruhe.<br />

Dass zu viel Dämpfung<br />

schadet, lasse sich nicht pauschal<br />

sagen. Bei Knieproblemen<br />

zum Beispiel müsse das<br />

Material Stöße gut aufnehmen.<br />

Da jeder Schuh andere Eigenschaften<br />

hat, lohne sich ein<br />

zweites Paar zum Wechseln:<br />

Die Schuhe mit gutem Profil<br />

werden dann für Waldläufe genutzt<br />

und die mit mehr Dämpfung<br />

für die Straße, rät Bös.<br />

Nach rund 600 Kilometern sei<br />

ein Schuh verschlissen und<br />

sollte ausgetauscht werden.<br />

Wer weniger läuft, legt sich am<br />

besten alle ein bis zwei Jahre<br />

ein neues Paar zu. Mit der Zeit<br />

ermüde auch das Material. dpa


18 IHR GELD, IHR RECHT<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

PRÄSENTISMUS<br />

Schuften bis zum Umfallen<br />

Wer Husten oder Fieber hat,<br />

sollte im Bett bleiben. Das<br />

tun viele Beschäftigte aber<br />

nicht: Acht von zehn gehen auch<br />

krank zur Arbeit, wie der Deutsche<br />

Gewerkschaftsbund (DGB) ermittelt<br />

hat. Jeder Zweite ist sogar schon<br />

mehrfach zur Arbeit gekommen,<br />

obwohl er sich „richtig krank“<br />

fühlte. Das Schuften auf Kosten der<br />

eigenen Gesundheit ist gerade in<br />

der Krise ein Problem. Denn dieses<br />

Verhalten hänge mit der Angst um<br />

den Arbeitsplatz zusammen, meint<br />

Charlotte Woldt, die den DGB-Index<br />

„Gute Arbeit“ in Berlin mitbetreut.<br />

„Präsentismus“ nennen Experten<br />

das Phänomen, wenn Mitarbeiter<br />

Überstunden schieben<br />

oder krank zur Arbeit kommen,<br />

um einen guten Eindruck beim<br />

Chef zu machen. Damit tun sie<br />

auf lange Sicht aber weder sich<br />

selbst noch dem Betrieb einen<br />

Gefallen: Denn wer sich überlastet,<br />

ist schnell unkonzentriert<br />

und macht mehr Fehler<br />

<strong>als</strong> sonst. Und wenn Mitarbeiter<br />

ausfallen, weil sie bis zum Umfallen<br />

schuften, drückt das letztlich<br />

die Produktivität.<br />

Der beste Schutz gegen chronische<br />

Überlastung seien die<br />

richtigen Vorbilder, sagt Stephan<br />

Kaiser, Professor für Personalmanagement<br />

an der Universität<br />

München. „Der Vorgesetzte<br />

muss das<br />

vorleben und<br />

unterstützen.“<br />

Dass<br />

„Extremjobber“<br />

Probleme<br />

mit<br />

der Work-<br />

Life-Balance<br />

bekommen,<br />

sei mitunter<br />

aber ein<br />

knallhartes<br />

wirtschaftliches<br />

Kalkül:<br />

„Gewisse<br />

Konzernkarrieren<br />

funktionieren<br />

Überstunden sind für viele an der Tagesordnung: Vollzeit-Beschäftigte arbeiten<br />

im Schnitt fünf Stunden pro Woche mehr <strong>als</strong> vereinbart. Foto: dpa<br />

nicht ohne<br />

Überstunden.“<br />

Zwar gibt es Kaiser zufolge<br />

Naturelle, die eine 60- bis<br />

80-Stundenwoche auf Dauer<br />

durchhalten. Die Mehrheit komme<br />

aber nach ein paar Jahren<br />

zu der Erkenntnis: „Das ist nicht<br />

das Leben, das ich führen will.“<br />

Dann sei es Zeit für ein Gespräch<br />

mit dem Vorgesetzten und eine<br />

Beratung. Denn sonst drohen<br />

ein Burnout, Panikattacken vor<br />

dem Bildschirm oder die innere<br />

Kündigung. Und wenn sich an<br />

dem Problem nichts ändert,<br />

wirkt sich das auch auf die Arbeitshaltung<br />

aus: „Trendstudien<br />

besagen, dass sich die Grundeinstellung<br />

zur Arbeit wandelt<br />

und die Loyalität zum Arbeitgeber<br />

abnimmt“, erläutert Kaiser.<br />

Unbezahlte Mehrarbeit<br />

ist zum einen bei Akademikern<br />

und Führungskräften verbreitet,<br />

wie die Daten des DGB verdeutlichen.<br />

Zum anderen bei Mitarbeitern,<br />

die um ihren Arbeitsplatz<br />

bangen:<br />

„Präsentismus und Überstunden<br />

haben durch die Wirtschaftskrise<br />

zugenommen, und ich fürchte,<br />

wir haben den Gipfel noch nicht<br />

erreicht“, sagt Elke Diehl, die <strong>als</strong><br />

Coach in Freudenberg arbeitet.<br />

Um dem entgegenzuwirken,<br />

helfe es im<br />

ersten Schritt,<br />

die Ursachen<br />

zu analysieren<br />

und sich Gegenmaßnahmen<br />

zu<br />

überlegen: Was<br />

belastet mich,<br />

und was gibt<br />

mir neue Energie?<br />

Was meldet<br />

der Körper<br />

in kritischen Situationen,<br />

und<br />

wie lassen sich<br />

ungesunde Verhaltensweisen<br />

steuern?<br />

Aber allen Seminaren<br />

zur Stressbewältigung<br />

zum Trotz: Sind Überstunden<br />

und Überbelastung am Arbeitsplatz<br />

ein Krankmacher, muss das<br />

Gespräch mit dem Vorgesetzten<br />

gesucht werden. In Betrieben<br />

ohne Zeiterfassungssystem dokumentiert<br />

der Arbeitnehmer<br />

am besten einige Wochen lang<br />

seine Aufgabenstellungen und<br />

wie lange er dafür benötigt<br />

hat, rät der Rechtsanwalt Andreas<br />

Reichhardt aus Stuttgart.<br />

Während in großen, gut organisierten<br />

Betrieben die Personalabteilung<br />

auf die Mehrarbeiter<br />

zukommt und nach Lösungen<br />

sucht, würden Überstunden in<br />

kleinen und mittleren Betrieben<br />

oft nicht protokolliert. Das<br />

hat auch finanzielle Nachteile:<br />

Der Grundsatz „Überstunden<br />

müssen vergütet werden“ gelte<br />

nur, wenn der Arbeitgeber diese<br />

angeordnet oder wenigstens geduldet<br />

hat, erklärt Reichhardt.<br />

Daher sei die Initiative des Arbeitnehmers<br />

gefragt: „Am Ende<br />

des Monats sollten Vorgesetzter<br />

und Mitarbeiter gemeinsam<br />

nach den Gründen für die Mehrarbeit<br />

und nach einer Lösung<br />

suchen.“ In einem Rechtsstreit<br />

muss der Angestellte auf jeden<br />

Fall beweisen können, dass er<br />

die Überstunden tatsächlich geleistet<br />

hat, beispielsweise durch<br />

eine Unterschrift des Vorgesetzten<br />

auf seinem Arbeitszeitenprotokoll.<br />

Ein Richtwert sei hierbei die<br />

Zehn-Prozent-Marke: „Wenn<br />

eine Teilzeitkraft etwa wöchentlich<br />

zwei, drei Stunden mehr<br />

arbeitet, muss der Arbeitgeber<br />

die Überstunden ausgleichen<br />

oder den Vertrag ändern“, sagt<br />

Reichhardt. Das deckt sich der<br />

DGB-Studie zufolge mit den<br />

Wünschen von Teilzeitbeschäftigten:<br />

Anders <strong>als</strong> ihre Vollzeit-<br />

Kollegen wollen sie lieber länger<br />

<strong>als</strong> kürzer arbeiten, solange das<br />

bezahlt und vertraglich geregelt<br />

wird. Deike Uhtenwoldt<br />

AKTUELLE URTEILE<br />

§<br />

Eigene Schuld – selbst zahlen<br />

Ein Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss oder<br />

medizinische Komplikationen durch ein Piercing<br />

oder nach einer Schönheits-Operation: Wer<br />

eine Krankheit selbst verschuldet, kann von der<br />

gesetzlichen Krankenkasse an den Behandlungskosten<br />

beteiligt werden. Das bestätigt ein Urteil des<br />

Sozialgerichts Dessau-Roßlau. Ein Autofahrer hatte<br />

betrunken einen Unfall verursacht und sich dabei<br />

verletzt. Die Richter stimmten zu, dass er nun einen Teil der medizinischen<br />

Folgekosten selbst bezahlen muss. Entscheidend war, dass<br />

der Autofahrer wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs<br />

rechtskräftig verurteilt war. Entscheidend war, dass der Autofahrer<br />

wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs rechtskräftig<br />

verurteilt war. (AZ: S 4 KR 38/08)<br />

Kindergeld für Behinderte ohne Job<br />

Erwachsene Behinderte ohne Job können Anspruch auf Kindergeld<br />

haben. Nach einem Urteil des Bundesfinanzhofes in München<br />

muss allerdings die Behinderung in erheblichen Umfang „mitursächlich“<br />

für die Arbeitslosigkeit sein. Im Rechtsstreit hatte die erwachsene<br />

schwerbehinderte Klägerin nach ihrer Ausbildung Kindergeld<br />

beantragt. Die Kindergeldkasse lehnte dies ab. Die arbeitslose Klägerin<br />

sei erwerbsfähig und könne mindestens 15 Stunden wöchentlich<br />

arbeiten. Außerdem sei ihr Mann ihr gegenüber unterhaltspflichtig.<br />

Der Bundesfinanzhof stellte nun fest: Kindergeld können auch erwerbsfähige<br />

Behinderte beanspruchen, wenn sie wegen ihrer Beeinträchtigungen<br />

keinen Arbeitsplatz finden. Nach den gesetzlichen Regelungen<br />

können in Ausbildung befindliche Menschen bis zum 25.<br />

Lebensjahr Kindergeld erhalten. Behinderte Kinder können auch<br />

danach und ohne Altersbegrenzung Kindergeld beziehen. Voraussetzung<br />

ist, dass sie ihren Lebensunterhalt wegen ihrer Behinderung<br />

nicht alleine bestreiten können und sie keine jährlichen Einkünfte<br />

von über 8004 Euro haben. (AZ: III R 50/07)<br />

BONITÄT<br />

Schufa ändert Preise<br />

Bonitätsauskünfte bei der<br />

Schufa kosten von April<br />

an deutlich mehr <strong>als</strong> bisher.<br />

Es sei denn, der Verbraucher<br />

lässt sich registrieren. Außerdem<br />

kann er künftig einmal<br />

im Jahr kostenlos zur eigenen<br />

Information eine schriftliche<br />

Übersicht über seine persönlichen<br />

Daten bestellen. Darauf<br />

weist die Schufa in Wiesbaden<br />

hin.<br />

Demnach kostet eine Bonitätsauskunft,<br />

die zum Beispiel Vermieter<br />

vor Vertragsabschluss<br />

<strong>als</strong> Beleg der Vertrauenswürdigkeit<br />

verlangen, von April<br />

an 18,50 statt 7,80 Euro. Wer<br />

sich dagegen online unter<br />

meineschufa.de anmeldet,<br />

zahlt weiterhin 7,80 Euro. Die<br />

Registrierung kostet einmalig<br />

18,50 Euro. Registrierte Nutzer<br />

haben jederzeit Einsicht in<br />

ihre persönlichen Daten - ohne<br />

weitere Kosten.<br />

Für die jährliche schriftliche<br />

Information ist keine Registrierung<br />

nötig. Dass die<br />

Schufa Verbrauchern den Einblick<br />

in ihre Daten künftig in<br />

Schriftform ermöglicht, hängt<br />

Auf dem Weg zum Geld - wie bei einem Kredit - stehen viele Verbraucher<br />

vor einer Prüfung durch die Schufa. Foto: dpa<br />

mit einer Neuregelung des<br />

Bundesdatenschutzgesetzes<br />

(BDSG) zusammen, die zum 1.<br />

April in Kraft tritt. Dieser zufolge<br />

haben Verbraucher das<br />

Recht, von Unternehmen einmal<br />

jährlich eine kostenlose<br />

schriftliche Aufstellung zu bekommen,<br />

welche ihrer Daten<br />

gespeichert sind.<br />

Die Schufa – ausgeschrieben:<br />

Schutzgemeinschaft für allgemeine<br />

Kreditsicherung –<br />

sammelt <strong>als</strong> Einrichtung der<br />

Kreditwirtschaft alle Daten zu<br />

den Kreditgeschäften von Verbrauchern.<br />

Dazu gehören in<br />

der Hauptsache Girokonten,<br />

Kreditkarten und Leasingverträge.<br />

dpa


SOZIALES 19<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

AMOKLAUF<br />

„Kinder dürfen nicht umsonst gestorben sein“<br />

Nina Mayer, eine<br />

24-jährige Referendarin,<br />

wird<br />

am 11. März 2009 beim<br />

Amoklauf in Winnenden<br />

erschossen. Ein Jahr<br />

nach der Tat veröffentlicht<br />

ihre Mutter ein<br />

Buch über den Mord an<br />

ihrer Tochter und die<br />

Folgen, die der Amoklauf<br />

für die Gesellschaft<br />

haben sollte.<br />

„Der schwärzeste Tag<br />

meines Lebens begann<br />

strahlend schön“ – so<br />

beginnt Gisela Mayer<br />

ihr Buch „Die Kälte darf<br />

nicht siegen“. In knappen<br />

Worten erzählt sie<br />

im ersten Kapitel, wie<br />

sie beim Einkaufen von<br />

einem Amoklauf in der<br />

Schule ihrer Tochter<br />

„Nan“ hört und versucht,<br />

Kontakt mit ihr<br />

aufzunehmen: „Ich tippte<br />

eine kurze SMS ’Alles<br />

o.k.?’. Mehr nicht. Nan<br />

hatte nicht ein einziges<br />

Mal nicht auf eine SMS<br />

von mir geantwortet.<br />

Nicht in all den Jahren.<br />

Diesmal kam keine Antwort.<br />

Mein Handy blieb<br />

stumm.“<br />

Als Gisela Mayer, ihr<br />

Mann und ihre jüngere<br />

Tochter in die Schule<br />

kommen, werden ihre<br />

schlimmsten Befürchtungen<br />

bestätigt: Ihre Nan,<br />

Referendarin für Kunst,<br />

Deutsch und Religion,<br />

starb, weil sie in ihrer<br />

Ursachen liegen auch in der Gesellschaft: Eine Frau und ein Kind trauerten vor<br />

einem Jahr in Winnenden um die Opfer des Amoklaufs.<br />

Foto: ddp<br />

Freistunde hilfsbereit zu<br />

einem Klassenzimmer<br />

eilte, in dem Lärm zu<br />

hören war.<br />

Bis heute ist für die<br />

Mutter nicht begreiflich,<br />

warum sie 36 Stunden<br />

warten musste, bis sie<br />

zu ihrer Tochter durfte:<br />

„Warum glaubten dam<strong>als</strong><br />

alle, dass uns nicht<br />

das Herz gebrochen war,<br />

sondern dass wir den<br />

Verstand verloren hätten?<br />

Andere entschieden<br />

nun darüber, was uns<br />

zuzumuten war und was<br />

nicht. Ich fühlte mich<br />

hilflos, entmündigt.“<br />

An Nina Mayers 25. Geburtstag,<br />

dem 17. März,<br />

„haben wir sie zum<br />

letzten Mal umarmt,<br />

den Sarg geschlossen<br />

und unsere geliebte Nan<br />

einem kalten, dunklen<br />

Loch übergeben“. Schon<br />

zwölf Tage nach dem<br />

„schwärzesten Tag“<br />

gründete Gisela Mayer<br />

mit anderen Opfereltern<br />

das „Aktionsbündnis<br />

Amoklauf Winnenden“,<br />

das acht Monate später<br />

in die „Stiftung gegen<br />

Gewalt an Schulen“<br />

überging.<br />

Ihre Forderung: „Unsere<br />

Kinder dürfen nicht<br />

umsonst gestorben sein!<br />

Wir müssen die Kraft<br />

unserer Trauer in Engagement<br />

umwandeln und<br />

alles dafür tun, dass sich<br />

so eine Tat nicht wiederholt.“<br />

Die Lehrerin Gisela<br />

Mayer sieht den 15-fachen<br />

Mörder Tim K. <strong>als</strong><br />

ein „exemplarisches Produkt<br />

dieser Gesellschaft,<br />

das mit größtmöglicher<br />

Brutalität auf diese zurückgeschlagen<br />

hat“.<br />

Deshalb fordert sie,<br />

dieser „Menschenkatastrophe“<br />

Menschlichkeit<br />

entgegenzusetzen. Alles<br />

beginne in der Familie,<br />

in der bei der Erziehung<br />

der Kinder ein klarer<br />

Kurs aus „Vertrauen,<br />

Verantwortung, Zuneigung<br />

und Zeit“ nötig sei.<br />

Außerdem seien Eltern<br />

auch dafür verantwortlich,<br />

was sie den Gehirnen<br />

und Gefühlen ihrer<br />

Kinder zumuten. „Wer<br />

permanent mit Pumpguns,<br />

Flammenwerfern<br />

oder Kettensägen virtuell<br />

mordet, baut in der Realität<br />

Hemmungen ab.“<br />

Auch das deutsche<br />

Bildungssystem müsse<br />

überdacht werden, in<br />

dem schulische Verlierer<br />

keinen Platz haben. Die<br />

Pädagogin Mayer schlägt<br />

vor, ein neues, versetzungsrelevantes<br />

Fach<br />

an Schulen einzuführen,<br />

das Fach „ESK – Erwerb<br />

sozialer Kompetenzen“,<br />

in dem nicht schulische<br />

Leistungen, sondern<br />

„soft skills“ benotet werden.<br />

Selbst Tim K., der mit<br />

„113 Kugeln kalter Wut“<br />

mordete, habe in perverser<br />

Verkennung aller<br />

Werte Anerkennung gesucht.<br />

Wie ein Eintrag in<br />

einem Internetchatraum<br />

belegt, sei es ihm bei der<br />

Tat darum gegangen,<br />

berühmt und beachtet zu<br />

werden. „Diese Anerkennung<br />

ist ihm so wichtig,<br />

dass er auf schreckliche<br />

Weise alles dafür tut, um<br />

von uns wahrgenommen<br />

zu werden.“ Das Buch<br />

endet mit dem Appell an<br />

die Leser: „Um das Klima<br />

der Gesellschaft <strong>als</strong> Ganzes<br />

zu ändern, müssen<br />

wir uns selbst ändern.“<br />

Judith Kubitscheck<br />

AM RANDE<br />

Papst soll<br />

Farbe bekennen<br />

Auch Papst Benedikt XVI. soll<br />

Farbe bekennen im Missbrauchsskandal<br />

katholischer<br />

Einrichtungen – das fordert die<br />

Reformbewegung „Wir sind Kirche“.<br />

„Denn Joseph Ratzingers<br />

Amtszeit <strong>als</strong> Münchner Erzbischof<br />

von 1977 bis 1982 gehört<br />

genau zu den Jahren, um die es<br />

bei den Missbrauchsfällen geht“,<br />

sagte „Wir sind Kirche“–Sprecher<br />

Christian Weisner in München.<br />

Es dränge sich die Frage auf, ob<br />

er dam<strong>als</strong> Kenntnis von solchen<br />

Übergriffen gehabt habe – und<br />

falls ja, wie er damit umgegangen<br />

sei. Auch außerhalb der katholischen<br />

Kirche wurden Missbrauchsfälle<br />

bekannt – an der<br />

renommierten Odenwaldschule<br />

in Heppenheim (Hessen). Betroffene<br />

berichteten, sie seien in<br />

der Zeit von 1970 bis 1985 von<br />

Lehrern <strong>als</strong> „sexuelle Dienstleister“<br />

fürs Wochenende eingeteilt<br />

worden.<br />

dpa<br />

Sammlung<br />

für Jugendarbeit<br />

Für die Kinder- und Jugendarbeit<br />

der Evangelischen<br />

Kirche in Mitteldeutschland begann<br />

dieser Tage eine Spendensammlung.<br />

Im vergangenen Jahr<br />

kamen bei der Straßensammlung<br />

124 900 Euro zusammen.<br />

In der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands<br />

gibt es zweimal<br />

im Jahr eine solche Aktion. Jeweils<br />

im Frühling und im Herbst<br />

sammeln die Gläubigen für die<br />

Kinder- und Jugendarbeit ihrer<br />

Kirche.<br />

ddp<br />

INTEGRATION<br />

Sarazzin beklagt sich wieder<br />

Das Bundesbank-Vorstandsmitglied<br />

Thilo Sarrazin<br />

hat erneut einen<br />

mangelnden Integrationswillen<br />

von Migranten beklagt. Der<br />

ehemalige Berliner SPD-Finanzsenator<br />

kritisierte in Wiesbaden,<br />

dass viele Zugezogene<br />

aus dem Nahen Osten und Afrika<br />

nicht Deutsch lernen wollten<br />

und nur unter sich blieben. Es<br />

sei absolut auffallend, dass türkische<br />

und arabische Kinder<br />

niem<strong>als</strong> deutsche Gäste zu sich<br />

einlüden, sagte Sarrazin bei<br />

einer Diskussionsveranstaltung<br />

im hessischen Integrationsministerium.<br />

Sarrazin, der schon mehrfach<br />

wegen Äußerungen zu Migranten<br />

Aufsehen erregte, sah die<br />

Verantwortung für eine mangelnde<br />

Integration vor allem bei<br />

den Ausländern: „Integration ist<br />

zu 80 Prozent eine Bringschuld<br />

und keine Holschuld.“ EU-Ausländer,<br />

Russlanddeutsche und<br />

etwa Vietnamesen würden sich<br />

anstrengen und hätten ähnlich<br />

gute Schulabschlüsse wie Deutsche.<br />

Anders sehe es dagegen<br />

bei Einwanderern aus Afrika,<br />

der Türkei und dem Nahen<br />

Osten aus. Im Saal bekam der<br />

ehemalige Politiker für seine<br />

Äußerungen viel Applaus. Vor<br />

dem Gebäude protestierten<br />

rund zwei Dutzend Mitglieder<br />

des „Wiesbadener Bündnis<br />

gegen Rechts“ und Landtagsabgeordnete<br />

der Linkspartei<br />

gegen den Auftritt.<br />

„Meine Lösung ist mehr Bildung“,<br />

sagte Sarrazin und forderte ein<br />

Umdenken in der Schulpolitik.<br />

An Schulen müsse „ganz banal“<br />

und „ganz konkret“ gelehrt<br />

werden. Mehr Personal sei nicht<br />

nötig. Vielmehr müssten „vernünftige<br />

Lehrpläne“ ausgearbeitet<br />

und die Kinder ordentlich<br />

kontrolliert werden, ob sie ihre<br />

Hausaufgaben gemacht hätten.<br />

Würden sie dem zweimal nicht<br />

nachkommen, „dann wird eben<br />

das Kindergeld um 50 Prozent<br />

gekürzt“.<br />

Bundesbank-Vorstand Thilo<br />

Sarrazin (SPD). Foto: dpa<br />

Der deutsch-türkische Medienunternehmer<br />

Kenan Kubilay<br />

sagte, Versäumnisse bei der Integration<br />

habe es auch bei der<br />

einheimischen Bevölkerung gegeben:<br />

„Die Schuld auf die eine<br />

Seite zu schieben, das wäre<br />

f<strong>als</strong>ch.“ Sarrazins Äußerungen<br />

seien „erniedrigend“. Kubilay<br />

kritisierte, dass Sarrazin Salz in<br />

die Wunde streue. Das demotiviere<br />

und bringe die Integration<br />

nicht voran. „Wir reden über<br />

Menschen“, ergänzte Kubilay.<br />

Bei der Veranstaltung unter<br />

dem Motto „Freiheit, die ich<br />

meine – Chance und Grenzen<br />

der Integration“ verteidigte<br />

der hessische Justiz- und Integrationsminister<br />

Jörg-Uwe<br />

Hahn (FDP) die Einladung<br />

Sarrazins. Es dürfe keine<br />

„Schweige- oder Denkverbote“<br />

geben. Hahn räumte zwar ein,<br />

dass rabiate Äußerungen die<br />

Zugezogenen „verschrecken“<br />

könnten und für eine förderliche<br />

„Willkommenskultur“<br />

nicht dienlich seien. Dennoch<br />

müsste „eine offene und ehrliche<br />

Diagnose“ gestellt werden,<br />

welche Probleme es in der Integration<br />

gebe.<br />

Sarrazin hatte im vergangenen<br />

September heftige Kritik für<br />

Äußerungen in einem Interview<br />

mit der Zeitschrift „Lettre International“<br />

geerntet. Sarrazin<br />

sagte dam<strong>als</strong>: „Jemanden, der<br />

nichts tut, muss ich auch nicht<br />

anerkennen. Ich muss niemanden<br />

anerkennen, der vom Staat<br />

lebt, diesen Staat ablehnt, für<br />

die Ausbildung seiner Kinder<br />

nicht vernünftig sorgt und ständig<br />

neue kleine Kopftuchmädchen<br />

produziert.“ Daraufhin<br />

wurde sein Zuständigkeitsbereich<br />

im Bundesbankvorstand<br />

beschnitten.<br />

epd


20 SPORT<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

FORMEL 1<br />

GP von Bahrain<br />

14. März in Sachir<br />

1<br />

49 Runden<br />

à 6,299 km<br />

GP von Abu Dhabi<br />

14. November in Abu Dhabi<br />

19<br />

55 Runden<br />

à 5,554 km<br />

GP von Brasilien<br />

7. November in São Paulo<br />

18<br />

71 Runden<br />

à 4,309 km<br />

GP von Australien<br />

28. März in Melbourne<br />

2<br />

58 Runden<br />

à 5,303 km<br />

GP von Malaysia<br />

4. April in Sepang<br />

3<br />

56 Runden<br />

à 5,543 km<br />

8<br />

5<br />

10<br />

13 11<br />

12<br />

6<br />

9 14<br />

7<br />

1<br />

19<br />

4<br />

17<br />

16<br />

GP von Südkorea<br />

24. Oktober in Yeongam<br />

17<br />

55 Runden<br />

à 5,621 km<br />

GP von Japan<br />

10. Oktober in Suzuka<br />

16<br />

53 Runden<br />

à 5,807 km<br />

GP von China<br />

18. April in Shanghai<br />

4<br />

56 Runden<br />

à 5,451 km<br />

3<br />

15<br />

GP von Singapur<br />

26. September in Singapur<br />

15<br />

61 Runden<br />

à 5,073 km<br />

GP von Spanien<br />

9. Mai in Barcelona<br />

5<br />

66 Runden à 4,655 km<br />

18<br />

2<br />

GP von Italien<br />

12. September in Monza<br />

14<br />

53 Runden<br />

à 5,793 km<br />

GP von Monaco<br />

16. Mai in Monte Carlo<br />

6<br />

78 Runden à 3,340 km<br />

GP von Belgien<br />

29. August in<br />

Spa-Francorchamps<br />

13<br />

44 Runden<br />

à 7,004 km<br />

Grafik: dpa, Enzo Forciniti<br />

GP der Türkei<br />

30. Mai in Istanbul<br />

7<br />

58 Runden<br />

à 5,338 km<br />

70 Runden<br />

à 4,361 km<br />

GP von Kanada<br />

13. Juni in Montréal<br />

8<br />

GP von Europa<br />

27. Juni in Valencia<br />

9<br />

57 Runden<br />

à 5,419 km<br />

GP von Großbritannien<br />

11. Juli in Silverstone<br />

10<br />

52 Runden<br />

à 5,900 km<br />

GP von Deutschland<br />

25. Juli in Hockenheim<br />

11<br />

67 Runden<br />

à 4,574 km<br />

GP von Ungarn<br />

1. August in Budapest<br />

12<br />

70 Runden<br />

à 4,381 km<br />

Einmal um die ganze Welt: Die 19 Rennen der laufenden Formel-1-Weltmeisterschaft.<br />

Neue Saison, neue Köpfe, neue Regeln<br />

Ein neuer Chef, drei neue<br />

Teams, neue Fahrer wie<br />

Nico Hülkenberg und Bruno<br />

Senna, eine neue Strecke in<br />

Südkorea und ein verändertes<br />

Punktesystem – doch alle Neuerungen<br />

für die Formel-1-Saison<br />

2010 werden überstrahlt<br />

von der Rückkehr eines alten<br />

Bekannten: Rekordweltmeister<br />

Michael Schumacher. Unter der<br />

Führung seines Freundes und<br />

ehemaligen Chefs Jean Todt,<br />

der in seine erste Saison <strong>als</strong><br />

Präsident des Automobil-Weltverbandes<br />

FIA geht, wird sich<br />

Schumacher auf einige Neuerungen<br />

einstellen müssen.<br />

Neue Fahrer: Ein neuer Schützling<br />

von Willi Weber und ein<br />

großer Name werden unter anderem<br />

2010 das Fahrerfeld bereichern.<br />

GP2-Champion Nico<br />

Hülkenberg aus Emmerich<br />

steigt bei Williams vom Testzum<br />

Stammpiloten auf und<br />

übernimmt das Auto von Nico<br />

Rosberg, der im Mercedes-<br />

Werksteam zusammen mit Michael<br />

Schumacher die deutsche<br />

Formel-1-Nationalmannschaft<br />

bildet. Beim spanischen Hispania-Team<br />

steigt der Brasilianer<br />

Bruno Senna, Neffe des 1994<br />

tödlich verunglückten dreimaligen<br />

Weltmeisters Ayrton Senna,<br />

in die Königsklasse ein. Bei<br />

Renault fährt Witali Petrow, der<br />

erste Russe in der Formel 1.<br />

Neue Teams: Drei Neulinge auf<br />

einen Schlag bedeuten eine<br />

Erweiterung des Starterfeldes<br />

auf 12 Teams, alle Einsteiger<br />

werden von Rückkehrer Cosworth<br />

mit Motoren versorgt.<br />

Eigentlich sollten es sogar<br />

vier Debütanten sein, doch<br />

das USF1-Team aus den Vereinigten<br />

Staaten von Amerika<br />

zog seine Meldung anderthalb<br />

Wochen vor dem Saisonauftakt<br />

wegen großer finanzieller<br />

Probleme zurück. Hispania aus<br />

Spanien, dam<strong>als</strong> noch unter<br />

dem Namen Campos, Virgin<br />

aus England (dam<strong>als</strong> noch Manor)<br />

und USF1 wurden bereits<br />

im Sommer 2009 vom Automobil-Weltverband<br />

FIA aus<br />

zahlreichen Bewerbern ausgewählt.<br />

Im September folgte der<br />

Zuschlag für das aus Malaysia<br />

finanzierte neue Lotus-Team,<br />

das den Platz von BMW-Sauber<br />

erhielt. Nach dem Rückkauf des<br />

Teams durch den Schweizer<br />

Peter Sauber rückte der BMW-<br />

Nachfolgerennstall nach dem<br />

Ausstieg von Toyota wieder ins<br />

Starterfeld.<br />

Neue Führung: Nach 16 Jahren<br />

unter der Führung des oft umstrittenen<br />

Max Mosley steht die<br />

erste Saison unter der Regie<br />

von Jean Todt an. Der frühere<br />

Ferrari-Teamchef aus Frankreich<br />

hatte sich bei der Wahl<br />

zum FIA-Präsidenten im Oktober<br />

gegen den früheren Rallye-<br />

Weltmeister Ari Vatanen aus<br />

Finnland durchgesetzt.<br />

Neue Regeln: Nach der tiefgreifenden<br />

Änderung vor allem<br />

der Aerodynamik-Regeln<br />

im vorigen Winter gibt es für<br />

2010 weniger Neuigkeiten. Die<br />

wichtigste ist wohl das Verbot<br />

des Nachtankens während der<br />

Rennen. Die Autos erhalten daher<br />

größere Tanks, die Teams<br />

haben weniger Möglichkeiten<br />

in ihrer Rennstrategie. Wichtig<br />

wird vor allem, welche Motoren<br />

am wenigsten Benzin verbrauchen.<br />

Zudem werden die Vorderreifen<br />

schmaler.<br />

Grafik: dpa<br />

Neues Punktesystem: Die Formel<br />

1 bricht beim Start in ihr<br />

siebtes Jahrzehnt radikal mit<br />

ihrer Tradition und beraubt<br />

sich jeglicher Vergleichbarkeit<br />

mit den Leistungen früherer<br />

Idole. Denn nach den in früheren<br />

Jahren eher behutsamen<br />

Änderungen erhält ab sofort<br />

der Sieger eines Rennens 25<br />

Punkte statt zuvor nur 10. Verteilt<br />

werden die Punkte auf die<br />

ersten 10 Fahrer und nicht<br />

mehr wie bislang auf die acht<br />

Bestplatzierten. Von 1950 bis<br />

1960 hatten die Sieger 8 Punkte<br />

bekommen, von 1960 bis 1990<br />

jeweils 9. Von 1991 bis 2009<br />

gab es dann für einen Sieg 10<br />

Zähler.<br />

Neue Strecken: Nach Abu Dhabi<br />

2009 steht in Südkorea 2010<br />

die nächste Premiere eines<br />

Rennens auf dem Programm.<br />

Die Rennstrecke wird wie in<br />

Abu Dhabi und zuvor auch in<br />

Malaysia, China, Bahrain oder<br />

der Türkei vom Aachener Architekten<br />

Hermann Tilke entworfen.<br />

Der erste Große Preis<br />

von Südkorea steigt <strong>als</strong> drittletztes<br />

der insgesamt 19 Saisonrennen<br />

am 17. Oktober. sid


21<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

PARALYMPICS<br />

Braxenthaler siegt bei Wind und Regen<br />

Dem Teufelsritt zum<br />

neunten Gold folgte<br />

eine Comedy:<br />

Erst konnten weder der<br />

Wind noch eine Eispiste<br />

Martin Braxenthaler<br />

stoppen, dann versuchte<br />

es Pressesprecherin<br />

Marketa Marzoli vergeblich.<br />

Beflügelt von seiner<br />

zweiten Goldmedaille<br />

im zweiten Rennen bei<br />

den Paralympics in Vancouver,<br />

redete der beste<br />

Monoski-Fahrer der Welt<br />

auf der Pressekonferenz<br />

wie ein Wasserfall.<br />

Ohne Punkt und Komma<br />

erzählte er in urbayerischem<br />

Dialekt („Braucht<br />

Ihr Untertitel?“) zur großen<br />

Erheiterung seines<br />

Publikums das komplette<br />

Riesenslalom-Rennen<br />

nach. „Pressekonferenzen<br />

sind oft so langweilig“,<br />

sagte Braxenthaler und<br />

beantwortete die Frage,<br />

ob er seine mentale Stärke<br />

der Arbeit mit einer<br />

Expertin verdanke, auf<br />

seine ganz eigene Art. „Ich<br />

arbeite mit einer Psychologin<br />

zusammen. Aber<br />

ich muss ihr öfter zur Seite<br />

stehen <strong>als</strong> sie mir.“<br />

Die mentale Stärke war<br />

beim erneuten Sieg des<br />

38-Jährigen der entscheidende<br />

Faktor. Als<br />

GOLF<br />

Tiger Woods will wieder spielen<br />

Knapp vier Monate nach<br />

Bekanntwerden seiner<br />

zahlreichen außerehelichen<br />

Affären will der US-Ausnahmegolfer<br />

Tiger Woods nun<br />

wieder mit sportlichen Leistungen<br />

für Schlagzeilen sorgen.<br />

Der 34-Jährige kündigte auf<br />

seiner Website sein Comeback<br />

auf dem Golfplatz für April an.<br />

„Nach einer langen und notwendigen<br />

Pause“ fühle er sich<br />

dazu bereit, erklärte Woods<br />

und löste damit in der Sportwelt<br />

Euphorie aus.<br />

Er wolle seine Saison bei den<br />

US-Masters in Augusta im US-<br />

Bundesstaat Georgia beginnen,<br />

kündigte der Star-Golfer an.<br />

„Bei dem Masters habe ich<br />

mein erstes Major-Turnier gewonnen,<br />

ich betrachte dieses<br />

Turnier mit großem Respekt“,<br />

erklärte Woods. Das Golfturnier<br />

wird vom 8. bis zum 11.<br />

April ausgetragen. „Ich glaube,<br />

ich muss in Augusta dabei sein,<br />

auch wenn es schon ein bisschen<br />

her ist, dass ich gespielt<br />

habe.“ Woods stand seit Mitte<br />

Zweitplatzierter des ersten<br />

Durchgangs machte<br />

er sich bei ohnehin schon<br />

fast irregulären Bedingungen<br />

gerade zum Start bereit,<br />

<strong>als</strong> der Wind richtig<br />

aufdrehte und er abgewunken<br />

wurde. Die Zielfahne<br />

war davongeweht,<br />

Schutzbanner flogen<br />

durch die Gegend, Tore<br />

lagen flach am Boden.<br />

Fast eine halbe Stunde<br />

musste Braxenthaler bis<br />

zur Starterlaubnis warten,<br />

„und i hab nur gedacht,<br />

jetzt brecht das Ding bloß<br />

nicht ab“.<br />

Dann nahm er allen Mut<br />

zusammen, „denn Taktieren<br />

bringt ja nix“, und<br />

fuhr mit einem fulminanten<br />

Lauf zum Gold. In hohem<br />

Tempo rauschte er<br />

über die Ziellinie, stürzte<br />

kurz dahinter und reckte<br />

nach einem kurzen Blick<br />

auf die Ergebnistafel den<br />

Stock in die Höhe. „Die<br />

Wetter-Kapriolen waren<br />

etwas nervig. Aber Paralympics<br />

sind kein Luxusurlaub“,<br />

so „Braxi“.<br />

Ein erfolgreicher Fahrer<br />

mit spektakulärem Fahrstil<br />

und dem Herz auf<br />

der Zunge. Kein Wunder,<br />

dass der Bayer einer der<br />

Lieblings-Athleten von<br />

IPC-Präsident Sir Philip<br />

November bei keinem Turnier<br />

mehr auf dem Golfplatz.<br />

Der Ausnahmesportler betonte<br />

zugleich, dass er weiter daran<br />

arbeiten müsse, sein Privatleben<br />

in den Griff zu bekommen.<br />

„Auch wenn ich in den Wettbewerb<br />

zurückkehre,<br />

habe ich<br />

in meinem Privatleben<br />

noch<br />

eine Menge Arbeit<br />

vor mir“,<br />

erklärte Woods.<br />

Er habe sich<br />

bereits einer<br />

zwei Monate<br />

langen Therapie<br />

unterzogen und<br />

werde die Behandlung<br />

fortsetzen.<br />

Laut<br />

US-Medien lässt<br />

er sich wegen<br />

einer Sex-Sucht<br />

behandeln.<br />

Seine außerehelichen<br />

Eskapaden<br />

waren nach<br />

Ja, die ist echt: Martin Braxenthaler mit seiner<br />

zweiten Goldmedaille von Vancouver. Foto: dpa<br />

Craven ist: „Breggsi? Bei<br />

dem mag ich nicht nur<br />

den Namen.“<br />

Ein entscheidender Faktor<br />

in seiner Karriere,<br />

einer der erfolgreichsten<br />

der Paralympics-Geschichte,<br />

ist technisches<br />

Verständnis. Braxenthaler<br />

ist ein Tüftler, ein<br />

Detailversessener mit<br />

großem Sachverstand.<br />

„Wir nutzen das Knowhow<br />

aus den höchsten<br />

Klassen des Motorsports.<br />

Das ist High Tech, über<br />

Kommt zurück in die PGA-Tour:<br />

Golfer Tiger Woods. Foto: AFP<br />

Jahre ausgereift und<br />

bewährt und immer wieder<br />

modernisiert“, sagt<br />

der ehemalige Auto-Mechaniker:<br />

„Ich benutze<br />

Dämpfelemente, die in<br />

der DTM oder bei der<br />

Dakar-Rallye eingesetzt<br />

werden, und Karbonteile<br />

wie bei den 24 Stunden<br />

von Le Mans. Ein Bekannter<br />

ist Werkstattleiter,<br />

da arbeiten wir mit der<br />

besten Technologie aus<br />

dem Quadbereich und<br />

pimpen sie mit Snowboard-Elementen.“<br />

und nach ans Licht gekommen,<br />

nachdem er Ende November<br />

auf seinem Anwesen einen Autounfall<br />

hatte. Medienberichten<br />

zufolge war seine wütende Frau,<br />

das frühere Model Elin Nordegren,<br />

mit einem Golfschläger<br />

hinter ihm hergelaufen. In der<br />

Folge wandten<br />

sich zahlreiche<br />

Frauen an die<br />

Öffentlichkeit,<br />

die nach eigenen<br />

Angaben<br />

ein Verhältnis<br />

mit Woods hatten.<br />

Im Februar<br />

brach Woods<br />

mit einer öffentlichen<br />

Reue-<br />

Erklärung sein<br />

monatelanges<br />

Schweigen und<br />

entschuldigte<br />

sich für seine<br />

Affären.<br />

Rund 20 000 Euro kostet<br />

das Monoski-Modell, mit<br />

dem Braxenthaler seine<br />

Rennen bestreitet. „Mit<br />

Material aus dem Breitensport<br />

kann ich nix reißen“,<br />

sagt der passionierte<br />

Golfer, dem bei einem<br />

Arbeitsunfall 1994 Ziegelsteine<br />

auf den Rücken fielen<br />

und die Wirbelsäule<br />

zertrümmerten.<br />

Bei seinem Modell ist alles<br />

bedacht. Eine Beinschale<br />

schützt vor den Stangen<br />

beim Slalom und der Kälte.<br />

Ein Stoßdämpfer federt<br />

Schläge bei Unebenheiten<br />

oder Sprüngen ab. „Das<br />

ersetzt zwei gesunde Knie<br />

durchaus gut, auch wenn<br />

gesunde Knie besser wären“,<br />

sagt Braxenthaler:<br />

„Und die Sitzschale muss<br />

richtig eng sein, wie ein<br />

Skischuh bei einem Nichtbehinderten.“<br />

Sein Monoski ist so ausgereift,<br />

dass die Konkurrenz<br />

gern mal spioniert. „Wenn<br />

ich bei den Österreichern<br />

unter die Monoski schaue,<br />

die kaufen inzwischen alle<br />

in Deutschland“, sagt er<br />

schmunzelnd. Stoppen<br />

konnten sie ihn bisher<br />

aber ebenso wenig wie<br />

der Regen, der Wind<br />

oder Marketa Marzoli.<br />

Holger Schmidt<br />

Das Verhältnis<br />

zu seiner Frau<br />

scheint Woods<br />

jedenfalls wieder<br />

einigermaßen gekittet zu<br />

haben. Das Boulevardblatt<br />

„New York Post“ druckte ein<br />

Foto ab, das die beiden vor<br />

ihrem Haus zeigt. Es ist das<br />

erste Bild der beiden, seit der<br />

Skandal publik wurde.<br />

Auch sportlich dürfte es für den<br />

weiterhin weltbesten Golfer<br />

wieder bergauf gehen, der im<br />

Zuge der Affäre einige Sponsoren<br />

verloren hatte. „Wir brauchen<br />

ihn hier zurück“, sagte<br />

Rocco Mediate, der Woods bei<br />

den US Open 2008 unterlegen<br />

war. „Wenn einer sowas meistern<br />

kann, dann er. Wir werden<br />

sehen.“ Auch der südafrikanische<br />

Golfer Trevor Immelman<br />

freute sich über die Comeback-<br />

Ankündigung: „Es ist hart für<br />

eine Sportart, wenn die Nummer<br />

eins nicht dabei ist. Es ist<br />

fantastisch für den Sport, die<br />

Tour und unsere Sponsoren,<br />

dass wir ihn zurückhaben.“ Für<br />

seine Kontrahenten bedeutet<br />

die Rückkehr des einstigen Publikumsmagneten<br />

auch ein Anstieg<br />

bei den Preisgeldern. AFP<br />

AM RANDE<br />

Bommel<br />

bleibt Bayer<br />

Bayern München stellt weiter<br />

die Weichen für die Zukunft:<br />

Kapitän Mark van Bommel hat<br />

seinen zum Saisonende auslaufenden<br />

Vertrag beim deutschen<br />

Fußball-Rekordmeister<br />

um ein weiteres Jahr bis zum<br />

30. Juni 2011 verlängert. Damit<br />

sind alle Stammspieler<br />

längerfristig an den Verein gebunden.<br />

Offen ist jedoch nach<br />

wie vor, ob der umworbene Mittelfeldstar<br />

Franck Ribery trotz<br />

seines Vertrages bis 2011<br />

bei den Bayern bleiben wird.<br />

„Es war mein Wunsch, um ein<br />

Jahr zu verlängern. Ich möchte<br />

Erfolg mit dieser Mannschaft<br />

haben und Titel gewinnen. Das<br />

ist unser Ziel heuer und im<br />

nächsten Jahr. Wenn wir das<br />

erreichen, werden wir weiter<br />

sprechen“, sagte der 32 Jahre<br />

alte van Bommel. Vorstandschef<br />

Karl-Heinz Rummenigge<br />

zeigte sich „sehr glücklich,<br />

dass wir uns mit Mark van<br />

Bommel rechtzeitig vor den<br />

nun entscheidenden Wochen<br />

verständigen und seinen Vertrag<br />

verlängern konnten“. Mittelfeldspieler<br />

van Bommel, der<br />

2006 vom FC Barcelona zu den<br />

Bayern gewechselt war, sei „in<br />

den zurückliegenden Jahren,<br />

vor allem aber in den vergangenen<br />

Monaten, ein guter, wichtiger<br />

und stabiler Erfolgsgarant<br />

unserer Mannschaft. Darüber<br />

hinaus ist er ein sehr guter<br />

Kapitän und Repräsentant des<br />

FC Bayern München.“ In den<br />

vergangenen Wochen hatte<br />

der Rekordmeister bereits die<br />

Verträge mit Thomas Müller,<br />

Holger Badstuber (beide bis<br />

2014), Daniel van Buyten (bis<br />

2012) und Torwart Jörg Butt<br />

(bis 2011) verlängert. sid<br />

Beckham<br />

mit Krücken<br />

Der englische Fußball-Star<br />

David Beckham macht<br />

nach seiner Achillessehnen-<br />

Operation gute Fortschritte und<br />

will die private Spezialklinik in<br />

Finnland schnellstmöglich verlassen.<br />

„Er erholt sich gut und<br />

ist bereits einige Schritte an<br />

Krücken gegangen“, teilte der<br />

behandelnde Arzt Dr. Sakari<br />

Orava in Turku mit: „Alles verläuft<br />

erwartungsgemäß.“ Der<br />

Achillessehnenriss während<br />

des 1:0-Sieges seines italienischen<br />

Klubs AC Mailand<br />

gegen Chievo Verona am 14.<br />

März wird Beckham wohl die<br />

WM-Teilnahme kosten. Wahrscheinlich<br />

muss der 34-Jährige<br />

ein halbes Jahr lang pausieren.<br />

Dennoch glaubt er<br />

an ein Comeback. Allerdings<br />

empfahlen ihm die finnischen<br />

Ärzte, sich noch einige Tage zu<br />

schonen und im Land zu bleiben.<br />

sid


22 RÄTSELSEITE<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

KREUZWORTRÄTSEL<br />

Die Lösung des Rätsels im Heft 04/10 lautete: Kontusion. Über je einen Büchergutschein<br />

dürfen sich Gisela Henze (Sandersdorf), Kerstin Meixner (Neundorf)<br />

und Bernd Körner (<strong>Leipzig</strong>) freuen.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Verlosung: Drei Büchergutscheine<br />

Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese<br />

bis zum 1. April 2010 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail an:<br />

redaktion@uniklinik-leipzig.de. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS 23<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG 19.03.10 BIS 01.04.10<br />

TV-TIPPS<br />

Freitag, 19.03.10<br />

Gosenschenke, Tel. 5662360, Menckestr.<br />

5; 20 Uhr: Säggs‘sches Begändnis,<br />

Lene-Voigt-Abend mit Uwe Rohland<br />

und Bärbel Steiner.<br />

Kongreßhalle <strong>Leipzig</strong>, Tel. 140660, Pfaffendorfer<br />

Str. 31; Spiegelpalast 20 Uhr:<br />

Ipanema – Rick Kavanian.<br />

Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,<br />

Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:<br />

Krötenwanderung, mit Franziska Schneider,<br />

Burkhard Damrau und Dieter Richter.<br />

Sonnabend, 20.03.10<br />

Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20<br />

Uhr: Konzert mit Scooter.<br />

Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen,<br />

Tel. 4424669, Franz-Flemming-Str.<br />

16; 20 Uhr: Jaques Brel singt Cosmo.<br />

Kabarett <strong>Leipzig</strong>er Brettl im Gambrinus,<br />

Tel. 9613547, Odermannstr. 12; 20 Uhr:<br />

Gelumbe, Arschgrieschor, Bleede – Reprise,<br />

Streifzug durch die letzten Brettl-Programme<br />

mit Steffen Lutz Matkowitz.<br />

Mendelssohn-Haus, Tel. 1270294, Goldschmidtstr.<br />

12; 17 Uhr: Schöne Aussichten,<br />

ein Programm zu Minna Wagner.<br />

Palmengarten zwischen Kleinmesse<br />

Haupteingang/Straßenbahnhof Angerbrücke,<br />

Tel. 2255172, Jahnallee 52; 20<br />

Uhr: Nochmal mit Gefühl, Musiktheater.<br />

Sonntag, 21.03.10<br />

academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />

2; 20 Uhr: Delikatessen – Finale Kochshow,<br />

mit Katrin Hart, Natalie Hünig und<br />

Armin Zarbock.<br />

Gohliser Schlösschen, Tel. 589690,<br />

Menckestr. 23; 15 Uhr: Oper im Schlösschen,<br />

mit Solisten und Salonorchester der<br />

MuKo.<br />

Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;<br />

Kellertheater 11 Uhr: Das Paradies der<br />

Katzen, Oper für Kinder ab 5 Jahren.<br />

Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.<br />

20; 10 Uhr: Gottesdienst.<br />

Montag, 22.03.10<br />

academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />

2; 20 Uhr: Delikatessen – Finale Kochshow,<br />

mit Katrin Hart, Natalie Hünig und<br />

Armin Zarbock.<br />

Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,<br />

Lindenauer Markt 21; Etage Eins 9.30<br />

Uhr: Geschichten vom kleinen König, Puppentheater<br />

ab 3 Jahren.<br />

Dienstag, 23.03.10<br />

academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />

2; 20 Uhr: Bei Merkels unterm Sofa,<br />

mit Simone Solga.<br />

Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,<br />

Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Isch singen<br />

deutsch, mit Ming Cheng.<br />

Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />

20 Uhr: Wer lacht hat noch Reserven –<br />

Reformhaus Reichstag – Neu aufgelegt!<br />

theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;<br />

20 Uhr: Lulle & Pulle.<br />

Zentrum für Psychische Gesundheit<br />

der Uni <strong>Leipzig</strong>, Tel. 9724586, Semmelweisstr.<br />

10; 17 Uhr: Abendbesinnung.<br />

Mittwoch, 24.03.10<br />

Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,<br />

Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Lose Skiffle Gemeinschaft<br />

<strong>Leipzig</strong>-Mitte.<br />

Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />

Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />

20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit<br />

Ramba, Samba und Holadrio.<br />

Museum der bildenden Künste, Tel.<br />

216990, Katharinenstr. 10; 18 Uhr: Ohne<br />

Hand, ohne Land – Ein Porträt des Künstlers<br />

<strong>als</strong> junger Mann, Max Schwimmer und<br />

seine Generation, Vortrag von Prof. Axel<br />

Heil (Karlsruhe).<br />

Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,<br />

Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:<br />

Krötenwanderung, mit Franziska Schneider,<br />

Burkhard Damrau und Dieter Richter.<br />

Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,<br />

Lindenauer Markt 21; Etage Eins 20 Uhr:<br />

Patrick anderthalb.<br />

Donnerstag, 25.03.10<br />

Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />

20 Uhr: Wer lacht hat noch Reserven –<br />

Reformhaus Reichstag – Neu aufgelegt!<br />

Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz;<br />

Großer Saal 20 Uhr: Großes Concert<br />

mit dem Gewandhausorchester, zum Geburtstag<br />

von Bach.<br />

Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />

Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />

20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau.<br />

Moritzbastei, Tel. 702590, Universitätsstr.<br />

9; Veranstaltungstonne 20 Uhr:<br />

19. Bundesweites Jazznachwuchsfestival.<br />

Schaubühne Lindenfels, Tel. 484620,<br />

Karl-Heine-Str. 50; 20 Uhr: Prag und die<br />

Topographie des Verbrechens – Milos<br />

Urban liest aus „Lord Mord“.<br />

Freitag, 26.03.10<br />

Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />

20 Uhr: Glotze total! Best of Funzel.<br />

In bewährter Manier – unplugged und absurd – präsentiert Comedian<br />

Rick Kavanian sein zweites Bühnensoloprogramm: Ipanema.<br />

Zu erleben am Freitag, 19. März um 20 Uhr, im Spiegelpalast der<br />

Kongreßhalle <strong>Leipzig</strong>, Pfaffendorfer Straße 31. Foto: VA<br />

Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />

Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />

20 Uhr: Super Manni.<br />

Moritzbastei, Tel. 702590, Universitätsstr.<br />

9; Veranstaltungstonne 20 Uhr:<br />

19. Bundesweites Jazznachwuchsfestival.<br />

Schille – Theaterhaus des Ev. Schulzentrums,<br />

Tel. 2254883, Otto-Schill-Str. 7;<br />

19.30 Uhr (Premiere): Dürrenmatt: Die<br />

Physiker.<br />

Sonnabend, 27.03.10<br />

Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,<br />

Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Nur die Liebe<br />

zählt, mit Carolin Fischer, B. Callenbach.<br />

Geyserhaus, Tel. 9115430, Gräfestr. 25;<br />

Unterrock 20 Uhr: Faust – was für eine<br />

Tragödie, mit Christian Haase und Uwe<br />

Schütz.<br />

Haus Auensee, Gustav-Esche-Str. 4; 20<br />

Uhr: Jan Garbarek Group.<br />

Horns Erben, Tel. 4626027, Arndtstr. 33;<br />

20 Uhr: Polish Twenties – in memoriam<br />

Jan Kiepura, Karolina Trybala stellt den<br />

bekannten polnischen Tenor und Tonfilmdarsteller<br />

vor.<br />

Versöhnungskirche, Tel. 9014195, Viertelsweg;<br />

20 Uhr: Sister T. and the SPA<br />

Gospel Unit, Gospelmusik.<br />

Sonntag, 28.03.10<br />

Kabarett <strong>Leipzig</strong>er Brettl im Gambrinus,<br />

Tel. 9613547, Odermannstr. 12; 18 Uhr:<br />

Quarkkeulchen und Goggolohres – Sächsisch-Sachsen-<strong>Leipzig</strong><br />

und mehr.<br />

Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />

Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />

20 Uhr (Premiere): Super Manni.<br />

Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.<br />

20; 10 Uhr: Gottesdienst.<br />

Ring-Café, Tel. 3085111, Roßplatz 8-9;<br />

14-17 Uhr: Tanz zu Wiener Klängen.<br />

Montag, 29.03.10<br />

academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />

2; 20 Uhr: Sechs Fäuste für ein Halleluja,<br />

mit C. Fischer, R. Bärwolf, P. Treuner.<br />

Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,<br />

Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:<br />

Kassensturz.<br />

Dienstag, 30.03.10<br />

Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz;<br />

Großer Saal 20 Uhr: MDR Rundfunkkonzert<br />

, mit dem MDR Sinfonieorchester,<br />

MDR Rundfunkchor.<br />

Lehmanns Buchhandlung, Tel. 33975000,<br />

Grimmaische Str. 10; 20.15 Uhr: Sabine<br />

Asgodom und Siegfried Brockert: Das<br />

Glück der Pellkartoffeln. Vom Luxus der<br />

Zufriedenheit, Autorenlesung.<br />

theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;<br />

20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube<br />

zuzuschrauben, bis dass der Tod euch<br />

scheidet?<br />

Zentrum für Psychische Gesundheit<br />

der Uni <strong>Leipzig</strong>, Tel. 9724586, Semmelweisstr.<br />

10; 17 Uhr: Abendbesinnung.<br />

Mittwoch, 31.03.10<br />

academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />

2; 20 Uhr: Sechs Fäuste für ein Halleluja,<br />

mit C. Fischer, R. Bärwolf, P. Treuner.<br />

Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />

20 Uhr: Wer lacht hat noch Reserven –<br />

Reformhaus Reichstag – Neu aufgelegt!<br />

theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;<br />

20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube<br />

zuzuschrauben, bis dass der Tod euch<br />

scheidet?<br />

Donnerstag, 01.04.10<br />

Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz;<br />

Großer Saal 19.30 Uhr: Heißmann<br />

& Rassau: Witwenalarm, mit der Pavel<br />

Sandorf Big-Band.<br />

Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />

Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />

20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit<br />

Ramba, Samba und Holadrio.<br />

Thomaskirche, Tel. 222240, Thomaskirchhof<br />

18; 19 Uhr: J. S. Bach – Matthäuspassion<br />

(Fassung 1736), mit<br />

Solisten, Thomanerchor und dem Gewandhausorchester.<br />

Do., 25.03.2010, 21 Uhr<br />

Hauptsache Gesund<br />

MDR<br />

Was haben Oskar Lafontaine,<br />

der Zar Peter der Große und<br />

Hindenburg gemeinsam? Sie erkrankten<br />

alle an Prostatakrebs.<br />

Dabei ist Oskar Lafontaine nur<br />

einer von über 58.000 Männern<br />

in Deutschland, bei denen die<br />

Krankheit jedes Jahr diagnostiziert<br />

wird. Doch die meisten<br />

Männer wissen genau so lange<br />

nicht über ihre Prostata Bescheid,<br />

bis sie anfängt Probleme<br />

zu machen. In jungen Jahren ist<br />

sie so groß wie eine Walnuss,<br />

besteht aus 30 bis 40 Einzeldrüsen<br />

und produziert Ejakulat.<br />

Doch mit zunehmendem Alter bereitet<br />

sie Probleme. Erst beginnt<br />

sie zu wachsen, dann bilden<br />

sich Krebszellen und immerhin<br />

11 000 Männer sterben jährlich<br />

allein in der Bundesrepublik an<br />

einem Prostatakarzinom. Damit<br />

ist der bösartige Krebs nach<br />

Herz-Kreislauf-Versagen die<br />

zweithäufigste Todesursache<br />

bei Männern. Dabei kann ein<br />

einfacher Test ein Prostatakarzinom<br />

schnell zeigen. Wie sinnvoll<br />

aber ein solcher Test ist und<br />

vor allem, wie erkrankte Männer<br />

behandelt werden sollten, darüber<br />

streiten sich Mediziner,<br />

Forscher und Wissenschaftler.<br />

Doch Früherkennung tut Not,<br />

denn Männer in den westlichen<br />

Industrienationen haben ein<br />

zehnfach höheres Risiko an<br />

Prostatakrebs zu erkranken, <strong>als</strong><br />

ihre Geschlechtsgenossen in<br />

Asien.<br />

Do., 01.04.2010, 21 Uhr<br />

Hauptsache Gesund<br />

MDR<br />

Lange Zeit waren Eier <strong>als</strong> gefährliche<br />

Cholesterinbomben<br />

verpönt. Mittlerweile hat man<br />

sie rehabilitiert: Eier sind gesünder<br />

<strong>als</strong> ihr Ruf, zudem reich<br />

an Vitaminen, Miner<strong>als</strong>toffen<br />

und Eiweiß. Durchschnittlich<br />

vier Eier verspeist der Deutsche<br />

in der Woche. Gerade in<br />

der Osterzeit dürften es einige<br />

mehr sein. Doch wie viele Eier<br />

sind denn nun gesund? Was<br />

hat es mit dem Cholesterin<br />

genau auf sich und kann man<br />

mit einer Eiweiß-Diät wirklich<br />

abnehmen? Diesen Fragen<br />

geht „Hauptsache Gesund“<br />

am Gründonnerstag auf den<br />

Grund. Das MDR-Gesundheitsmagazin<br />

zeigt zudem, wie man<br />

einfach testen kann, wie frisch<br />

ein Ei ist. Außerdem wird erklärt,<br />

woran man erkennt, aus<br />

welcher Haltung ein Hühnerei<br />

stammt, welche Vogeleier man<br />

noch essen kann und wie man<br />

eine Infektion mit Salmonellen<br />

vermeidet. Unter der Telefonnummer<br />

01802 300 301 können<br />

die Zuschauer live in der<br />

Sendung ihre Fragen stellen.


24 STECKBRIEF<br />

Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />

Gesundheit und mehr...<br />

WAS IST WO?<br />

ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG<br />

IMPRESSUM<br />

WICHTIGE SERVICENUMMERN<br />

GESUNDHEIT UND MEHR...<br />

Das Patientenmagazin des<br />

<strong>Universitätsklinikum</strong>s <strong>Leipzig</strong><br />

Herausgeber:<br />

<strong>Universitätsklinikum</strong> <strong>Leipzig</strong> AöR<br />

Der Vorstand<br />

Liebigstraße 18<br />

04103 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon: 0341 97 109<br />

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E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de<br />

Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.),<br />

Kathrin Winkler, Frank Schmiedel.<br />

<strong>Universitätsklinikum</strong>, <strong>Leipzig</strong> AöR.<br />

5. Jahrgang.<br />

In Kooperation mit der Redaktion der<br />

LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.<br />

Druck: <strong>Leipzig</strong>er Verlags- und Druckereigesellschaft<br />

mbH & Co. KG,<br />

Peterssteinweg 19,<br />

04107 <strong>Leipzig</strong>.<br />

<strong>Universitätsklinikum</strong> <strong>Leipzig</strong> AöR<br />

Liebigstraße 18<br />

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im Zentrum für Kindermedizin<br />

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Schwangerenambulanz (0341) 97 23494<br />

Klinikbesichtigung (0341) 97 23611<br />

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werdende Eltern (0341) 97 23611<br />

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ist nicht erforderlich.<br />

Mehr Informationen<br />

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Delitzscher Straße 135,<br />

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