als PDF - Universitätsklinikum Leipzig
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GESUNDHEIT<br />
UND MEHR...<br />
06/10 DAS PATIENTENMAGAZIN DES<br />
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG<br />
Kinderradiologie:<br />
Krankheiten auf den<br />
Grund gehen<br />
Seiten 4/5<br />
IHR PERSÖNLICHES<br />
GRATIS-EXEMPLAR<br />
Aufklärung:<br />
Aktionstag zur<br />
Darmkrebsprävention… 3<br />
Forschungszentrum:<br />
Erster Bauabschnitt<br />
übergeben… 6<br />
Foto: Stefan Straube
2 MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
INHALT<br />
KOPF DER WOCHE Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts<br />
Klinikum intern<br />
Neues aus dem Klinikum . . 3<br />
Reportage<br />
Zu Besuch bei den Kinderradiologen<br />
am Uniklinikum .4/5<br />
Klinikum 2010<br />
Zentrales Forschungszentrum<br />
nimmt Gestalt an . . . . 6<br />
Klinikum 2010<br />
Antje Körner: Jüngste<br />
Professorin am UKL . . . . . . 7<br />
Klinikum 2010<br />
Kleinkinder geben oft Keime<br />
an Großeltern weiter . . . . . 8<br />
Klinikum 2010<br />
Geringe Dosis –<br />
große Wirkung . . . . . . . . . . 9<br />
Klinikum 2010<br />
Gedenk-Symposium für<br />
Prof. Reinhold Schwarz . . 10<br />
Universitäts-Leben<br />
Gefahr für Erbgut entdeckt 11<br />
Kultur<br />
<strong>Leipzig</strong>er Buchmesse . . . . 12<br />
Foto: dpa<br />
Er ist der jüngste Präsident,<br />
den das Bundesverfassungsgericht<br />
in seiner fast 60-jährigen<br />
Geschichte hatte. Der erst 46<br />
Jahre alte Staatsrechtsprofessor<br />
Andreas Voßkuhle wurde von<br />
Bundespräsident Horst Köhler<br />
zum Nachfolger von Hans-Jürgen<br />
Papier ernannt, der seit 2002 Verfassungsgerichtspräsident<br />
war.<br />
Er war erst wenige Wochen Rektor<br />
der Albert-Ludwigs-Universität in<br />
Freiburg, <strong>als</strong> er am 25. April 2008<br />
zum Verfassungsrichter und zugleich<br />
zum Vizepräsidenten und<br />
Vorsitzenden des Zweiten Senats<br />
gewählt wurde. Der dam<strong>als</strong> von<br />
der SPD kurzfristig „aus dem Hut<br />
gezauberte“ Kandidat profitierte<br />
davon, dass der von den Sozialdemokraten<br />
ursprünglich vorgeschlagene<br />
Staatsrechtler Horst Dreier bei<br />
der Union auf Ablehnung stieß.<br />
Voßkuhle gilt <strong>als</strong> „exzellenter Jurist“<br />
und persönlich <strong>als</strong> offen, zugänglich<br />
und urteilskräftig. Die mündlichen<br />
Verhandlungen des Zweiten Senats<br />
leitet er inzwischen mit einer<br />
solchen Selbstverständlichkeit, <strong>als</strong><br />
wäre er schon seit Jahren dessen<br />
Vorsitzender. Auffallend an dem<br />
Zwei-Meter-Mann mit der markanten<br />
Brille ist seine stets ruhige<br />
Stimme. Man kann sich Voßkuhle<br />
während der Senatsberatungen<br />
kaum polternd vorstellen.<br />
Ihm wird die Fähigkeit zugeschrieben,<br />
in dem bisweilen zerstrittenen<br />
Zweiten Senat ausgleichend<br />
zu wirken. Mit dem Urteil zum<br />
Lissabon-Vertrag setzte der Senat<br />
unter Voßkuhles Vorsitz bereits<br />
einen Meilenstein der jüngeren<br />
Rechtsgeschichte. „Das Grundgesetz<br />
sagt ‚ja’ zu Lissabon, verlangt<br />
aber auf nationaler Ebene eine<br />
Stärkung der parlamentarischen<br />
Integrationsverantwortung“, sagte<br />
Voßkuhle. Die europäische Vereinigung<br />
dürfe nicht so verwirklicht<br />
werden, dass in den Mitgliedstaaten<br />
kein ausreichender Raum zur<br />
politischen Gestaltung bleibe.<br />
Vor seinem Eintritt in das Bundesverfassungsgericht<br />
war Voßkuhle<br />
der breiten Öffentlichkeit kaum<br />
bekannt. Der gebürtige Detmolder<br />
hatte allerdings in akademischen<br />
Kreisen durchaus bereits für Aufsehen<br />
gesorgt – etwa mit seiner<br />
1992 abgelegten Doktorarbeit<br />
„Rechtsschutz gegen den Richter“.<br />
Voßkuhle hat nun mit 46 Jahren<br />
bereits die Spitze einer juristischen<br />
Karriere erklommen. Jetzt wird er<br />
das Bundesverfassungsgericht und<br />
damit eines der fünf deutschen Verfassungsorgane<br />
im In- und Ausland<br />
repräsentieren. In seiner fast jungenhaften<br />
Art dürfte er dabei einen Kontrast<br />
zu dem 66-jährigen Vorgänger<br />
Papier darstellen. Norbert Demuth<br />
Unterhaltung<br />
Melkus: DDR-Ferrari<br />
zum Anschauen . . . . . . . . 13<br />
Reise<br />
Airbus A380 . . . . . . . . . . 14<br />
Jugend<br />
Nebenjobs: Kellnern ab<br />
16 erlaubt . . . . . . . . . . . . 15<br />
Prävention<br />
Nägelkauen: Die Hände<br />
beschäftigen . . . . . . . . . . 16<br />
Wellness & Beauty<br />
Pilates: Starkes Zentrum,<br />
straffe Muskeln . . . . . . . . 17<br />
Ihr Geld, ihr Recht<br />
Schuften bis zum Umfallen 18<br />
Soziales<br />
Sarrazin beklagt sich . . . . 19<br />
Sport<br />
Formel 1: Neue Saison .20/21<br />
Rätselseite und Gewinner<br />
der letzten Ausgabe . . . 22<br />
VA-Hinweise |<br />
TV-Tipps . . . . . . . . . . . . . 23<br />
Steckbrief |<br />
Impressum . . . . . . . . . . 24<br />
MELDUNGEN<br />
Jeder fünfte Schüler kennt die 112 nicht<br />
Jedem fünften Schüler in Deutschland ist laut einer Umfrage<br />
Rostocker Intensivmediziner die Notrufnummer 112 nicht bekannt.<br />
Mitarbeiter der Uniklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie<br />
am <strong>Universitätsklinikum</strong> Rostock hatten in den vergangenen<br />
Monaten mehr <strong>als</strong> 10 000 Schüler der Klassen fünf bis 13 in<br />
allen Bundesländern und allen Schultypen befragt. Dabei fanden<br />
sie heraus, dass 21 Prozent entweder gar keine oder nicht die<br />
korrekte Notrufnummer kannten. Weiterhin wurden 1015 Schüler<br />
aller Altersgruppen getestet, ob sie auch kräftemäßig in der Lage<br />
wären, einen Erwachsenen wiederzubeleben. Zum Beispiel muss<br />
bei der Herzdruckmassage der Brustkorb 30 Mal kurz hintereinander<br />
und mehrere Zentimeter tief eingedrückt werden. 99 Prozent<br />
der Siebtklässler brachten das unter Anleitung gut zustande.<br />
Das heißt, dass Schülern ab einem Alter von etwa 13 Jahren problemlos<br />
im Unterricht solche Erste-Hilfe-Maßnahmen beigebracht<br />
werden können.<br />
ddp<br />
Atemaussetzer können Gehirn schädigen<br />
Atemaussetzer beim Schlafen können das Gehirn dauerhaft schädigen.<br />
Unbehandelt kann die sogenannte Schlafapnoe zum Verlust<br />
von grauer Hirnsubstanz führen, warnen die Lungenärzte der Deutschen<br />
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)<br />
in Werne. Das könne zu Gedächtnisstörungen und eingeschränkten<br />
Leistungen des Gehirns, aber auch zu Störungen der Atemkontrolle<br />
führen. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung, die die<br />
Fachzeitschrift „Sleep“ (2010, Band 30, Seite 235-241) veröffentlicht<br />
hat. Da die Atemwege von Menschen mit Schlafapnoe-Syndrom chronisch<br />
verengt sind, ist die Atmung nachts nicht nur sehr erschwert,<br />
sondern setzt auch mehrfach und längerfristig aus. Laut Definition<br />
passiert das mindestens fünfmal innerhalb einer Stunde für mehr <strong>als</strong><br />
zehn Sekunden. Dabei wechseln sich heftiges Luftschnappen oder<br />
lautes Schnarchen mit stillen Atempausen ab. So wird der Schlaf der<br />
Betroffenen oft unterbrochen, ist stark gestört und damit auch nicht<br />
mehr hinreichend erholsam. Um eine nachhaltige Schädigung des<br />
Gehirns, aber auch schwere Begleiterkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems<br />
zu verhindern, müsse eine spezielle Atemtherapie eingeleitet<br />
werden, so die Fachärzte. Unter dem Schlafapnoe-Syndrom<br />
leiden etwa zwei bis drei Prozent der erwachsenen Deutschen. dpa<br />
REIZTHEMA<br />
Der gesunde Mann<br />
bekommt die Frau<br />
Die Partnerwahl von Frauen<br />
hängt auch vom Gesundheitszustand<br />
des Landes<br />
ab. Ist die Lebenserwartung<br />
niedrig und die Verbreitung<br />
ansteckender Krankheiten vergleichsweise<br />
hoch, bevorzugen<br />
Frauen Männer mit maskulinen<br />
Gesichtszügen. Das schreibt<br />
eine Forschergruppe um Lisa<br />
DeBruine von der University of<br />
Aberdeen in den „Proceedings<br />
B“ der britischen Royal Society.<br />
Als Ursache sehen die Forscher<br />
urtümliche Assoziationen: Frauen<br />
verbinden maskuline Gesichtszüge<br />
mit genetischer Gesundheit.<br />
Damit steige die Wahrscheinlichkeit<br />
zur Zeugung gut gerüsteten<br />
Nachwuchses, erklären die Wissenschaftler.<br />
Das wiederum sei<br />
in Ländern bedeutend, wo Gesundheit<br />
ein größerer Belang für<br />
das Überleben ist. Nachteil der<br />
maskulinen Männer: Sie gelten<br />
eher <strong>als</strong> unehrlich, unkooperativ<br />
und an kurzfristigen Beziehungen<br />
interessiert. Das erkläre,<br />
warum Frauen aus Ländern mit<br />
hohem Entwicklungsstand weniger<br />
dazu neigen, maskulin aussehende<br />
Männer zu favorisieren,<br />
schreibt das Team um DeBruine.<br />
Für die Studie bewerteten 4794<br />
Frauen von 16 bis 40 Jahren<br />
aus 30 überwiegend westlichen<br />
Nationen verschiedene Fotos<br />
von Männern. Zu den Ländern<br />
zählten unter anderem Deutschland,<br />
Brasilien, Kanada, Russland<br />
und Schweden. Um jeweils<br />
eine maskuline und eine feminine<br />
Version der Porträts zu erhalten,<br />
bearbeiteten die Forscher<br />
die Bilder mit einem Grafikprogramm.<br />
Die Ergebnisse der<br />
Beurteilung verglichen sie mit<br />
Statistiken der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO zur nationalen<br />
Gesundheit der beteiligten<br />
Staaten. Darin inbegriffen sind<br />
Sterberaten von Kindern und<br />
Erwachsenen, Lebenserwartung<br />
und Todesfälle durch ansteckende<br />
Krankheiten.<br />
Je niedriger der Gesundheits-Index<br />
einer Nation ist, desto höher<br />
ist die Präferenz für maskuline<br />
Männer. Diese Befunde seien unabhängig<br />
vom Durchschnittsalter<br />
der jeweiligen Landesgruppen<br />
und von individuellen Paarungsstrategien.<br />
Alle untersuchten<br />
Länder hätten allerdings einen<br />
relativ hohen Entwicklungsstand<br />
– zu untersuchen bliebe, ob die<br />
Befunde auch auf sehr arme<br />
Staaten zutreffen, schreiben die<br />
Forscher.<br />
dpa
KLINIKUM INTERN 3<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
HIGH TECH<br />
Zuschlag für neuen Tomographen<br />
Grünes Licht für die Anschaffung<br />
eines neuen<br />
Großgerätes am <strong>Leipzig</strong>er<br />
<strong>Universitätsklinikum</strong>: Die Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) fördert die Installierung<br />
eines Magnet-resonanz-Positronenemissionstomographen<br />
(MR-PET) mit mehr <strong>als</strong> drei<br />
Millionen Euro.<br />
Die Technik soll bei der Früherkennung<br />
von Tumoren oder<br />
Herz- und Kreislauferkrankungen,<br />
aber auch in der<br />
Hirnforschung zum Einsatz<br />
kommen. Das mit einer Feldstärke<br />
von drei Tesla arbeitende<br />
Gerät gestattet es, die<br />
Struktur und physiologische<br />
Beschaffenheit von Organen,<br />
Tumoren oder Gefäßwänden<br />
sowie deren molekulare Eigenschaften<br />
und Stoffwechselfunktionen<br />
darzustellen.<br />
gleichzeitig<br />
Neben dem <strong>Leipzig</strong>er Uni-Klinikum<br />
werden mit Unterstützung<br />
der DFG noch baugleiche<br />
Tomographen in München<br />
und Essen aufgestellt. Die<br />
Hightech-Scanner sollen während<br />
des klinischen Einsatzes<br />
permanent weiterentwickelt<br />
werden.<br />
<strong>Leipzig</strong> habe den Zuschlag<br />
bekommen, weil das Antragskonzept<br />
schlüssig gewesen<br />
sei und es an der Uni<br />
schon DFG-Forschungsprojekte<br />
gebe, in die das Gerät<br />
eingebunden werden könne,<br />
hieß es. Der PET-MRT wird<br />
künftig im PET-Zentrum der<br />
Klinik und Poliklink für Nuklearmedizin<br />
zum Einsatz<br />
kommen. mabe/ukl<br />
EDITORIAL<br />
AKTIONSTAG<br />
Alles o.k. auf dem WC?<br />
Was gibt es wohl<br />
in einer „Abführ-<br />
Bar“? Was stellt<br />
man auf einer „Gastrovernissage“<br />
aus? Was zeigt eine<br />
Mini-Kamera, wenn man sie<br />
verschluckt? Und was hat<br />
das alles mit Nachttöpfen zu<br />
tun? Diese Fragen schießen<br />
einem durch den Kopf, wenn<br />
man das Programm einer<br />
Veranstaltung des Kooperativen<br />
Darmzentrums <strong>Leipzig</strong><br />
am 24. März sieht. Das<br />
Darmzentrum, dem das <strong>Universitätsklinikum</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>, die HELIOS<br />
Kliniken <strong>Leipzig</strong>er<br />
Land und die HE-<br />
LIOS Klinik Schkeuditz<br />
angehören, will<br />
sich einem ernsten<br />
Thema ganz ohne erhobenen<br />
Zeigefinger<br />
und Moralpredigten<br />
nähern und hat sich<br />
für die Organisation<br />
einer eher ungewöhnlichen<br />
Aufklärungskampagne<br />
entschieden. Nicht<br />
im Krankenhaus,<br />
sondern auf dem<br />
<strong>Leipzig</strong>er Marktplatz<br />
in einem 400 Quadratmeter<br />
großen<br />
Zelt können sich alle<br />
Interessierten höchst<br />
abwechslungsreich<br />
mit Gesundheitsthemen<br />
rund um den<br />
Darm befassen.<br />
Schmuddelig? Überhaupt<br />
nicht! Lehrreich?<br />
Unbedingt! Humorvoll? Auf<br />
jeden Fall! Schon der Titel<br />
der Veranstaltung „Alles<br />
o.k. auf dem WC?“ lässt<br />
ahnen, dass die Mediziner<br />
dem durchaus ernsten Thema<br />
„Darmkrebs“ ein wenig<br />
seinen Schrecken nehmen<br />
wollen. Immerhin lässt sich<br />
Darmkrebs, wenn er rechtzeitig<br />
erkannt wird, mit sehr<br />
großen Heilungschancen behandeln.<br />
Doch dazu müssten<br />
die Vorsorgeangebote besser<br />
angenommen werden. Aufklärung<br />
tut <strong>als</strong>o Not, aber<br />
die Ärzte wissen, dass sich<br />
die meisten Menschen nur<br />
ungern mit solch einem Thema<br />
auseinandersetzen.<br />
Trotz mehr <strong>als</strong> 60 000 Neuerkrankungen<br />
pro Jahr nehmen<br />
nur wenige Menschen<br />
die Informationsangebote<br />
der Kliniken wahr. Bei den<br />
Vorsorgeuntersuchungen<br />
glänzen vor allem die Männer<br />
mit Abwesenheit. ‚Nun<br />
gut“, dachten sich die Mitglieder<br />
des Kooperativen<br />
Darmzentrums <strong>Leipzig</strong>,<br />
‚wenn der Prophet nicht zum<br />
Berg kommt, muss der Berg<br />
eben zum Propheten gehen’<br />
und bieten am 24. März ab<br />
15 Uhr ein umfangreiches<br />
Programm an.<br />
Das VorsorgTheater der Stiftung<br />
Lebensblicke zeigt das<br />
Stück „Alarm im Darm“. Auf<br />
jeden Fall sehenswert, oder<br />
wissen Sie, was eine Schwarze<br />
Mamba im menschlichen<br />
Körper zu suchen hat?<br />
Friedemann Schmidt von<br />
„Hauptsache Gesund“ moderiert<br />
eine Podiumsdiskussion,<br />
die nicht nur die Dinge<br />
beim Namen nennt, sondern<br />
auch das Publikum einbezieht.<br />
Neben Medizinern<br />
wird auch Publikumsliebling<br />
Wolfgang Stumph auf dem<br />
Podium sitzen. Der Schauspieler<br />
unterstützt die Darmkrebsaktion<br />
<strong>als</strong> Botschafter<br />
der Felix-Burda-Stiftung,<br />
unter deren Dach sich schon<br />
seit Jahren Prominente wie<br />
Sandra Maischberger oder<br />
Feinstes Meißener Porzellan für dringende Bedürfnisse. Dieses Exemplar aus dem 18.<br />
Jahrhundert ist im Stadtgeschichtlichen Museum <strong>Leipzig</strong> zu sehen. Foto: André Kempner<br />
die Klitschko-Brüder der<br />
Darmkrebsprävention zur<br />
Verfügung stellen.<br />
Wie fühlt sich wohl ein Maiskorn<br />
im Darm? Wer das wissen<br />
möchte, kann es im acht<br />
Meter langen, begehbaren<br />
Darmmodell gern ausprobieren.<br />
Oder selbst zum Arzt<br />
werden und das Endoskop<br />
bedienen. Wem das noch<br />
nicht reicht – bitte schön:<br />
Am Pelvi-Trainer kann jeder<br />
Interessierte unter Anleitung<br />
seine Geschicklichkeit bei einer<br />
minimal-invasiven Operation<br />
testen. Darmgesunde<br />
Kost stellen die Ernährungsberater<br />
vor und natürlich<br />
gibt es noch jede Menge weitere<br />
Informations- und Mitmachstände.<br />
Und natürlich<br />
die „Abführ-Bar“. Aber was<br />
Sie hier erwartet, wird noch<br />
nicht verraten.<br />
Etwas ganz Besonderes ist<br />
die Gastrovernissage. Dahinter<br />
verbirgt sich ein kreatives,<br />
künstlerisch gestaltetes<br />
Fortbildungskonzept für<br />
niedergelassene<br />
Ärzte. Bisher war<br />
die Ausstellung erst<br />
achtmal in Deutschland<br />
zu sehen. Und<br />
in <strong>Leipzig</strong> steht sie<br />
nicht nur Ärzten<br />
offen, sondern allen<br />
Interessierten.<br />
Von der mittelalterlichen<br />
Reisetoilette<br />
für Adlige über den<br />
modernen WC-Reiniger<br />
bis hin zur 10<br />
m langen Gastro-<br />
Wand, einem überdimensionalen<br />
Bild<br />
der Magenschleimhaut,<br />
warten insgesamt<br />
18 Objekte<br />
auf die Besucher.<br />
Und dann ist da noch<br />
Sachsens erste und<br />
größte Nachttopfsammlung.<br />
Zumindest<br />
soll sie es werden.<br />
Die Initiatoren<br />
hoffen darauf, dass<br />
Ihnen am 24. März möglichst<br />
viele Nachttöpfe (in sauberem<br />
Zustand) gebracht werden.<br />
Denn so lange ist es noch gar<br />
nicht her, dass die Benutzung<br />
des Nachttopfes noch<br />
völlig selbstverständlich war.<br />
Natürlich werden die Nachttöpfe<br />
<strong>als</strong> Leihgaben behandelt.<br />
Die Spender oder Leihgeber<br />
nehmen an einer Verlosung<br />
von fünf Wellnessgutscheinen<br />
teil. Wer sich erinnern kann,<br />
in seinem Keller oder auf dem<br />
Dachboden noch einen Nachttopf<br />
zu haben, sollte schon einmal<br />
mit Suchen anfangen. ukl<br />
Sehr geehrte Leserinnen,<br />
sehr geehrte Leser,<br />
Darmkrebs ist eine tückische Erkrankung.<br />
In der Phase, in welcher man<br />
den Tumor sehr erfolgreich bekämpfen<br />
kann, spürt der Betroffene nicht, dass<br />
etwas nicht in Ordnung ist. Werden<br />
körperliche Anzeichen sichtbar, ist der<br />
Kampf gegen den Krebs schon sehr viel<br />
schwieriger und oft auch ohne Erfolg.<br />
Deshalb engagieren sich Ärzte, Selbsthilfegruppen,<br />
die Felix-Burda-Stiftung,<br />
die Stiftung „Lebensblicke“ und viele<br />
Prominente dafür, die Möglichkeiten<br />
der Vorsorgeuntersuchungen bekannt<br />
zu machen und die Menschen zu ermuntern,<br />
diese Vorsorgemöglichkeiten<br />
auch zu nutzen. Doch allzu oft verhallt<br />
der eindringliche Appell ungehört.<br />
Das Kooperative Darmzentrum der Region<br />
<strong>Leipzig</strong> hat sich daher zu einem<br />
ungewöhnlichen Schritt entschieden.<br />
Nicht in die Klinik sollen die Menschen<br />
kommen, um sich zu informieren, sondern<br />
die Klinik geht zu den Menschen.<br />
Auf dem <strong>Leipzig</strong>er Marktplatz präsentiert<br />
sich am 24. März auf einer Fläche<br />
von 400 Quadratmetern eine äußerst<br />
lehrreiche, gleichzeitig aber gar nicht<br />
belehrende Informations- und Mitmachveranstaltung.<br />
Dem ernsten Thema soll mit einem Augenzwinkern<br />
begegnet werden, damit<br />
Scheu, Scham oder auch Ängste gar<br />
nicht erst aufkommen. Ob das Theaterstück<br />
„Alarm im Darm“, das Ausprobieren<br />
der eigenen (minimal-invasiven)<br />
chirurgischen Fähigkeiten, das Führen<br />
des Endoskops oder auch die größtenteils<br />
von Künstlern gestaltete Gastrovernissage<br />
– für jeden dürfte etwas<br />
dabei sein.<br />
Die drei Partner des Darmzentrums,<br />
das <strong>Universitätsklinikum</strong> <strong>Leipzig</strong>, die<br />
HELIOS Kliniken <strong>Leipzig</strong>er Land und die<br />
HELIOS Klinik Schkeuditz, haben viel<br />
Kreativität entwickelt, um die Hemmschwelle<br />
zur Information und Aufklärung<br />
über das ernste Thema Darmkrebs<br />
so niedrig wie möglich zu legen.<br />
Nutzen Sie diese Gelegenheit, sich zu<br />
informieren und gleichzeitig unterhalten<br />
zu lassen.<br />
Ihr<br />
Prof. Dr. Wolfgang E. Fleig<br />
Medizinischer Vorstand
4 REPORTAGE<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
„So sieht dein Kopf von innen aus.“ Professor Wolfgang Hirsch, Leiter der Abteilung für Kinderradiologie des <strong>Universitätsklinikum</strong>s <strong>Leipzig</strong>, erklärt einem jungen Patienten<br />
seine MRT-Aufnahme.<br />
Fotos: Stefan Straube<br />
Den Krankheiten auf den Grund gehen –<br />
Keine Angst im MRT: Dem kleinen Patienten stehen Mutter, Medizinerin<br />
und der mutige Teddybär bei.<br />
Mit seiner orange-roten<br />
Wollmütze auf dem<br />
Kopf liegt Sebastian<br />
(Name von der Redaktion geändert)<br />
im Brutkasten und ist<br />
auf dem Weg zum Kernspintomographen.<br />
Sebastian ist<br />
ein Frühchen, gerade einmal<br />
900 Gramm wiegt der kleine<br />
Junge. Auf der Station der Kinderradiologie<br />
warten bereits<br />
die Oberärztin Ina Sorge, der<br />
Leiter der Abteilung, Professor<br />
Wolfgang Hirsch, zwei Anästhesisten<br />
und eine Röntgenassistentin<br />
auf ihn. Die Stimmung<br />
ist angespannt, denn<br />
„einen so kleinen Patienten wie<br />
Sebastian hatten wir noch nie<br />
im MRT“, erklärt der Kinderradiologe<br />
Wolfgang Hirsch.<br />
Die Ärzte wollen bei der Untersuchung<br />
herausfinden, wo<br />
eine Arterie im Brustkorb verläuft,<br />
denn Sebastian soll bald<br />
operiert werden. Seine Lungen<br />
haben eine Fehlbildung und<br />
die Kinderchirurgen müssen<br />
nun genau wissen, wo die Venen<br />
und Arterien in Sebastians<br />
Brustkorb verlaufen, um komplizierte<br />
Situationen einplanen<br />
zu können. „Unsere zentrale<br />
Aufgabe ist es, unsere Befunde<br />
an die Kollegen zu vermitteln“,<br />
erklärt Wolfgang Hirsch. „Denn<br />
es nützt gar nichts, wenn wir<br />
wissen, wo sich die Blutgefäße<br />
im Körper befinden. Die<br />
Chirurgen müssen das wissen.<br />
Und die Kommunikation untereinander<br />
ist ideal.“<br />
Der Kernspintomograph ist<br />
nicht das einzige Gerät, mit<br />
denen die Kinderradiologen ins<br />
Innere der Kinder schauen können.<br />
Sehr viel öfter nutzen sie<br />
die beiden Ultraschallgeräte der<br />
Station, die bei Kindern wesentlich<br />
genauere Bilder liefern, <strong>als</strong><br />
bei Erwachsenen, denn „Kinder<br />
sind einfach dünner und damit<br />
bekommen wir schärfere Bilder“,<br />
so Professor Hirsch. Oft<br />
reicht schon der Ultraschall,<br />
um eine Krankheit genau diagnostizieren<br />
zu können. Auch<br />
bei Sebastian haben die Ärzte<br />
die Arterie im Brustkorb zuerst<br />
durch den Ultraschall entdeckt<br />
und wollen sie nun genauer<br />
lokalisieren.<br />
Kein leichtes Unterfangen, denn<br />
Sebastians Adern messen nur einen<br />
Millimeter im Durchmesser.<br />
Damit Sebastian sich nicht aus<br />
Versehen bewegt und die Bilder<br />
verwackeln, wird der kleine<br />
Junge in Narkose gelegt, eine<br />
Anästhesistin steht direkt neben<br />
ihm, <strong>als</strong> er ins MRT geschoben<br />
wird. Sie wird während der<br />
gesamten Untersuchungszeit<br />
an seiner Seite bleiben, überwacht<br />
seine Atmung, die durch<br />
eine Maschine unterstützt wird.<br />
Nach etwa einer halben Stunde<br />
wollen ihre Kollegen im Nebenraum<br />
fertig sein.<br />
„Kinder haben ganz andere<br />
Bedürfnisse <strong>als</strong> erwachsene<br />
Patienten“, erklärt Kinderradiologe<br />
Wolfgang Hirsch,<br />
der ursprünglich Kinderarzt<br />
war und nach einem Aufenthalt<br />
an einer radiologischen<br />
Klinik in England eine weitere<br />
Facharztausbildung zum<br />
Radiologen absolviert hat.<br />
„Sie haben eventuell Angst, sie<br />
brauchen eine ganz andere Ansprache<br />
oder Beschäftigung.<br />
Sie müssen die Untersuchungen<br />
erklärt bekommen, damit<br />
sie sich auch aktiv daran beteiligen,<br />
und das braucht Zeit.<br />
Deshalb haben wir hier bei uns<br />
eine kindgerechte Atmosphäre<br />
geschaffen.“ Bilder hängen an<br />
den Wänden, über den Liegen<br />
bei den Ultraschallgeräten<br />
hängen große Monitore, auf<br />
denen die Kleinen Tieraufnahmen<br />
verfolgen können, über<br />
ihnen baumeln bunte Drachen.<br />
Gerade liegt ein kleiner Junge<br />
auf der Liege und schäkert mit<br />
dem Arzt, der seinen Bauch<br />
mit Ultraschall untersucht. Die<br />
Liegen im Röntgen- und Durchleuchtungsraum<br />
sind bunt bedruckt,<br />
auf einem Stuhl im<br />
Wartezimmer sitzt eine lebensgroße<br />
Stoffpuppe.<br />
Im Nebenraum des Kernspintomographen<br />
sitzen die vier Ärzte<br />
vor ihren Monitoren. Während<br />
ein weiterer Anästhesist Sebastians<br />
Lebenszeichen ...
5<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
Nach seiner Untersuchung im MRT liegt dieser kleine Junge<br />
wieder in seinem Bettchen ...<br />
kontrolliert, wählen Wolfgang<br />
Hirsch und Ina Sorge den passenden<br />
Ausschnitt für die Aufnahmen<br />
aus.<br />
Sebastians Lungen, sein Schädel<br />
und Herz erscheinen in<br />
Originalgröße auf dem Monitor.<br />
Die Fehlbildung, eigentlich<br />
ein Tumor, hebt sich weiß<br />
von den grauen Lungen ab.<br />
Die Adern sind noch nicht zu<br />
sehen, dafür müssen die Ärzte<br />
wenige Milliliter Kontrastmittel<br />
in die Adern von Sebastian<br />
spritzen. „Der große Vorteil<br />
von Ultraschall und Kernspintomographie<br />
ist, dass sie ohne<br />
Strahlungen auskommen und<br />
deshalb für die Kinder ungefährlich<br />
sind“, erklärt Wolfgang<br />
Hirsch.<br />
Röntgen und Durchleuchtungsuntersuchungen<br />
versuchen<br />
die Ärzte den Kindern<br />
zu ersparen, um die Strahlenbelastung<br />
so gering wie<br />
möglich zu halten. In einigen<br />
Fällen, bei Knochenbrüchen<br />
zum Beispiel, müssen sie aber<br />
auch auf diese Mittel zurückgreifen.<br />
Nicht viele Ärzte können in<br />
Deutschland diese genauen<br />
Diagnosen stellen, Kinderradiologen<br />
sind gesucht. Nur,<br />
wer neben seiner Facharztausbildung<br />
zum Radiologen<br />
eine Zusatzausbildung zum<br />
Kinderradiologen gemacht<br />
hat, kann in diesem speziellen<br />
Bereich praktizieren. Und die<br />
Stellen für diese spezielle Weiterbildung<br />
sind ebenso knapp<br />
wie gute Kinderradiologen.<br />
<strong>Leipzig</strong> ist einer der wenigen<br />
Orte, wo sich angehende<br />
Spezialisten ausbilden lassen<br />
können.<br />
... die Bilder der vorangegangenen MRT-Untersuchung liefern den Ärzten wichtige Hinweise auf die<br />
Krankheiten ihrer kleinen Patienten.<br />
Fotos: Stefan Straube<br />
zu Besuch bei den Kinderradiologen des UKL<br />
Dass es nicht so viele Kinderradiologen<br />
gibt, liegt aber auch<br />
daran, dass der höhere Aufwand<br />
für Kinder nicht im Verhältnis<br />
zur Honorierung durch<br />
die Krankenkassen steht, die<br />
einen Pauschalpreis zahlen,<br />
egal ob Erwachsene oder Kinder<br />
untersucht werden. Nicht<br />
jedes Krankenhaus kann sich<br />
deshalb eine kinderradiologische<br />
Abteilung leisten. „Darum<br />
bin ich so froh, dass die Uniklinik<br />
<strong>Leipzig</strong> so zu unserer Abteilung<br />
steht. Sie hat hier alles<br />
neu ausgestattet und eingerichtet.<br />
Ein Institut dieser Größe<br />
und mit dieser Ausstattung<br />
ist in Deutschland einzigartig“,<br />
so Wolfgang Hirsch.<br />
Auch der Kernspintomograph<br />
gehört mit zu dem Besten,<br />
Mit dem Ultraschall kann Oberärztin Dr. Ina Sorge schnell und sicher Krankheiten diagnostizieren.<br />
Die Kinder belastet die Untersuchung nicht.<br />
was im Moment im Einsatz ist.<br />
Leiter Wolfgang Hirsch betont<br />
jedoch: „Wir haben hier die<br />
modernsten Geräte, einer der<br />
vier Kernspintomographen der<br />
Uniklinik steht bei uns. Für eine<br />
richtige Diagnose sind gute Geräte<br />
wichtig, aber noch mehr ist<br />
ein spezialisiertes Fachwissen<br />
nötig“.<br />
Das Kontrastmittel ist inzwischen<br />
gespritzt, weiß heben<br />
sich nun die großen Arterien<br />
und Venen in Sebastians Körper<br />
hervor. Alle sind jedoch<br />
nicht zu sehen, dafür sind sie<br />
zu dünn. „Die Grenzen des<br />
MRT liegen bei Blutgefäßen<br />
mit etwa einem Millimeter<br />
Durchmesser. Natürlich könnten<br />
wir die Auflösung erhöhen<br />
und auch noch Adern sichtbar<br />
machen, die etwas dünner <strong>als</strong><br />
einen Millimeter sind, aber<br />
das würde sehr lange dauern<br />
und das ist für unsere kleinen<br />
Patienten nicht zumutbar“, so<br />
Hirsch.<br />
Eine halbe Stunde hat es gedauert,<br />
dann sind Professor<br />
Hirsch und seine Oberärztin<br />
Sorge mit den Aufnahmen zufrieden.<br />
Vorsichtig hebt die Anästhesistin<br />
den kleinen Sebastian<br />
in seinen Brutkasten, bunt<br />
hebt sich seine Wollmütze von<br />
den weißen Decken ab. Er ist<br />
nicht viel größer <strong>als</strong> ihre Hand.<br />
Morgen in der Konferenz werden<br />
Wolfgang Hirsch und seine<br />
Kollegen den Kinderchirurgen<br />
die frischen Aufnahmen zeigen,<br />
sie entscheiden dann, wie Sebastian<br />
operiert werden wird.<br />
Im Moment ist er wieder auf<br />
dem Weg zur Frühgeborenen-<br />
Intensivstation. Ulrike Schnabel
6 KLINIKUM 2010<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
MEDIZINISCHE FAKULTÄT<br />
Zentrales Forschungszentrum nimmt Gestalt an<br />
Die ehemaligen Hautklinik ist die räumliche Heimat<br />
des neuen zentralen Forschungszentrums.<br />
Das Gastroenterologische Forschungslabor – im Dienste<br />
der Krebsforschung.<br />
Fotos: Volkmar Heinz<br />
Festliche Einweihung des Hörsa<strong>als</strong> im zentralen Forschungszentrum.<br />
Am 15. März wurde der<br />
erste Bauabschnitt des<br />
Umbaus der ehemaligen<br />
Uni-Hautklinik zum zentralen<br />
Forschungszentrum an die<br />
Medizinische Fakultät feierlich<br />
übergeben. Zu den Gästen zählten<br />
Vertreter der Bauverwaltung,<br />
des Wissenschaftsministeriums,<br />
der Universität <strong>Leipzig</strong><br />
und des <strong>Universitätsklinikum</strong>s<br />
<strong>Leipzig</strong>. Mit dem Abschluss dieser<br />
Baumaßnahme verändert<br />
das traditionsreiche „Medizinische<br />
Viertel“ rund um die<br />
Liebigstraße weiter sein Gesicht<br />
und setzt städtebaulich und<br />
wissenschaftlich neue Akzente.<br />
Staatsminister Prof. Dr. Georg<br />
Unland: „Das Renommee der<br />
Medizinischen Fakultät der<br />
<strong>Leipzig</strong>er Alma Mater ist auf<br />
höchstem Niveau. Mit dem Umbau<br />
der ehemaligen Hautklinik<br />
zu einem neuen zentralen Forschungszentrum<br />
leisten wir<br />
einen Beitrag dafür, dass die<br />
<strong>Leipzig</strong>er Universitätsmedizin<br />
auch in Zukunft ihren wissenschaftlichen<br />
Weg, der international<br />
eine hohe Anerkennung<br />
genießt, weitergehen kann.“<br />
Die Bauarbeiten zum Umbau<br />
der Hautklinik zum zentralen<br />
Forschungszentrum begannen<br />
unter Projektleitung des Staatsbetriebes<br />
Sächsisches Immobilien-<br />
und Baumanagement<br />
(SIB) im April 2007. Das Vorhaben<br />
ist in zwei Bauabschnitte<br />
gegliedert und umfasst ein<br />
Investitionsvolumen von insgesamt<br />
rund 57 Millionen Euro.<br />
Mit dem Abschluss der zweiten<br />
Bauphase ist 2012 zu rechnen.<br />
„Das neue Forschungszentrum<br />
ermöglicht auf einer<br />
Fläche von 12 000 Quadratmetern<br />
und sechs Etagen<br />
mit zahlreichen Räumen und<br />
vor allem modernsten Forschungslaboren<br />
hervorragende<br />
Arbeitsbedingungen für<br />
die Medizinische Fakultät.<br />
Exzellente Forschungsarbeit<br />
trifft hier dann auf exzellente<br />
Forschungsbedingungen“ fügt<br />
Wissenschaftsministerin Prof.<br />
Sabine von Schorlemer an.<br />
Neben einem Hörsaal, Räumen<br />
für Praktika, Seminare und<br />
Therapien werden auch das<br />
Rechenzentrum, die gesamte<br />
Technik und vor allem auch<br />
die Forschungslabore für verschiedene<br />
Fachrichtungen installiert.<br />
Der Gebäudekomplex der ehemaligen<br />
Hautklinik wurde zwischen<br />
1889 und 1930 in mehreren<br />
Abschnitten errichtet, in<br />
der Vergangenheit bereits umund<br />
ausgebaut und steht unter<br />
Denkm<strong>als</strong>chutz. Im Zuge dieser<br />
aktuellen Baumaßnahme erhält<br />
das Forschungszentrum einen<br />
neuen, großzügigen Haupteingang<br />
an der Liebigstraße mit<br />
einer Aluminium-Glasfassade.<br />
Die Fassadenstruktur zur Straßenseite<br />
hin bleibt bestehen.<br />
Hofseitig hingegen erfolgt ein<br />
Anbau, dessen neue Fassade<br />
sich in die vorhandenen Strukturen<br />
des Altbaus modern einbindet.<br />
SMF/ukl<br />
MTA Jana Lorenz lässt die Zentrifuge Zellen vom Medium trennen.<br />
MTA Claudia Ruffert füllt Agarose zur Gelentwicklung ab.
KLINIKUM 2010 7<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
BERUFUNG<br />
Die jüngste Professorin an der Uni-Kinderklinik<br />
Sie ist die jüngste Professorin<br />
an der Uni-Kinderklinik: Die<br />
36-jährige <strong>Leipzig</strong>erin Antje<br />
Körner erhielt am 25. Februar<br />
2010 ihre Ernennungsurkunde.<br />
Die Mühe lohne sich, die Ursachen<br />
und Folgen bestimmter<br />
Erkrankungen besser zu verstehen.<br />
Wissenschaftliche Arbeit sei<br />
faszinierend und mache ihr trotz<br />
langer Arbeitstage viel Spaß,<br />
meint die Ärztin.<br />
Antje Körner ist in ihrer Freizeit<br />
eine Ausdauersportlerin, beim<br />
Volleyball oder auf Trekking-<br />
Touren mit Ehemann René in den<br />
Bergen. Jetzt hat Antje Körner<br />
auch beruflich einen Gipfel erklommen:<br />
Als jüngste und erste<br />
ordentlich berufene Professorin<br />
wird die 36-Jährige an die Uni-<br />
Kinderklinik berufen. Ein Weg<br />
mit Erfolgen und Preisen, aber<br />
auch Rückschlägen und langen<br />
Abenden im Labor und in der<br />
Klinik.<br />
Die Stiftungsprofessur für Allgemeine<br />
Pädiatrie/Pädiatrische<br />
Forschung ist neu eingerichtet<br />
und doch die beinahe logische<br />
Konsequenz aus ihrer langen<br />
wissenschaftlichen Arbeit. „Ich<br />
habe schon im Studium mit der<br />
Forschung begonnen. Es fasziniert<br />
mich Fragen zu stellen,<br />
die auf neue Antworten drängen,<br />
die Mechanismen bis in die Tiefe<br />
zu untersuchen und idealerweise<br />
wie Puzzleteilchen zusammenzusetzen“,<br />
sagt sie. 1993 begann<br />
die Plauenerin in <strong>Leipzig</strong> mit dem<br />
Medizinstudium, immer wieder<br />
ergänzt durch Auslandsaufenthalte<br />
und Forschungen auf dem<br />
Gebiet der Endokrinologie, der<br />
Lehre von den Hormonen. Nach<br />
dem Studium ging die Ärztin<br />
dann 2000 an die Uni-Kinderklinik.<br />
Und blieb bis heute, nach<br />
Promotion und Habilitation seit<br />
Antje Körner im Labor: Die frisch gekürte Professorin forscht am <strong>Universitätsklinikum</strong> nach Gründen<br />
für Adipositas bei Kindern.<br />
Foto: Stefan Straube<br />
2008 <strong>als</strong> Oberärztin. Die Forschung<br />
blieb dabei immer ein<br />
wichtiges Standbein. „Das war<br />
und ist manchmal kein einfacher<br />
Brückenschlag. Im klinischen Alltag<br />
heißt Forschung oft Zusatzarbeit.“<br />
Doch ihre wissenschaftliche<br />
Neugier zahlte sich aus. 2007<br />
gewann Antje Körner den Espe<br />
Young Investigatior Award, den<br />
europäischen Forschungs-Oscar<br />
für Nachwuchswissenschaftler.<br />
2008 folgte der bedeutende Adalbert-Czerny-Preis<br />
der Deutschen<br />
Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.<br />
Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen<br />
Arbeit ist die komplexe<br />
Ursachensuche für Adipositas,<br />
krankhaftes Übergewicht bei<br />
Kindern. In <strong>Leipzig</strong> wird dabei<br />
ein ganzheitlicher Forschungsansatz<br />
verfolgt. „Wir konzentrieren<br />
uns nicht auf ein Detail, sondern<br />
untersuchen die Probleme ganzheitlich<br />
und versuchen Wechselspiele<br />
zwischen den einzelnen<br />
Faktoren zu verstehen. Dieser<br />
wissenschaftliche Ansatz ist eine<br />
Stärke in <strong>Leipzig</strong>“, so die frisch<br />
gekürte Professorin.<br />
Untersucht werden in <strong>Leipzig</strong><br />
familiäre Ursachen, aber auch<br />
experimentelle Fragen wie die<br />
Entstehung und Vermehrung von<br />
Fettzellen und der Einfluss von genetischen<br />
Faktoren. „Uns interessieren<br />
die Mechanismen der Fettgewebsvermehrung.<br />
Wie entsteht<br />
Fettgewebe? Wie entwickeln sich<br />
krankhafte Veränderungen bei<br />
Adipositas?“ Wichtiger Bestandteil<br />
sind auch klinische Studien.<br />
So fanden die Kinderklinik-Forscher<br />
heraus, dass die Vorboten<br />
für Gefäßerkrankungen, die<br />
später zu Herzinfarkt und Stoffwechselkrankheiten<br />
führen können,<br />
schon sehr früh bei Kindern<br />
wirksam und erkennbar sind. Ein<br />
guter Grund für Eltern, beispielsweise<br />
bei Freizeitverhalten und<br />
Essgewohnheiten ihrer Kinder<br />
rechtzeitig gegenzusteuern. Für<br />
den Forschungsstandort <strong>Leipzig</strong><br />
spreche auch die fachübergreifende<br />
Zusammenarbeit. „Diese<br />
Kooperationen sind wertvoll und<br />
liegen mir sehr am Herzen. Was<br />
nützt die beste Idee, wenn ich sie<br />
nicht mitteilen und weiterverfolgen<br />
kann“, so Körner.<br />
Treuer Wegbegleiter in diesen<br />
Jahren war für die forschende<br />
Ärztin Wieland Kiess, Direktor<br />
der Uni-Kinderklinik. „Er fördert<br />
und fordert wissenschaftliche<br />
Talente und lässt dabei doch die<br />
Freiheit für eigene Ideen, das hat<br />
mir sehr geholfen.“ Dankbar ist<br />
Körner aber auch ihrem Team in<br />
Labor und Klinik, ohne das nichts<br />
geht. In den letzten Jahren hat sie<br />
sich eine eigene Arbeitsgruppe<br />
aufgebaut und beschäftigt sieben<br />
Mitarbeiter. Ihre Forschung<br />
finanziert sie zum großen Teil<br />
über eigene Projektanträge. „Als<br />
Leiterin des Forschungslabors<br />
kommen neben den fachlichen<br />
viele organisatorische Aufgaben<br />
hinzu“, erzählt Körner.<br />
Neben ihren Forschungsprojekten<br />
und ihrer klinischen Sprechstunde<br />
in der Kinderendokrinologie<br />
hat die junge Professorin<br />
auch schon eine konkrete Idee<br />
für die Lehre. „Ich würde gern<br />
Nachwuchswissenschaftler für<br />
die Forschung begeistern. Mir<br />
schwebt ein fakultatives Angebot<br />
vor, in dem wir den gesamten<br />
wissenschaftlichen Ablauf von<br />
der Fragestellung, den Experimenten,<br />
der Präsentation und<br />
selbst der richtigen Antragsstellung<br />
für Drittmittel durchspielen<br />
können.“ Doch bis zum nächsten<br />
Gipfelsturm hofft Antje Körner<br />
noch auf genügend Zeit zum<br />
Durchatmen. Zum Beispiel auf<br />
einer Trekking-Tour durch die<br />
Berge. „Das brauche ich auch“,<br />
sagt sie, „da bekommt man den<br />
Kopf wieder frei.“ Olaf Majer<br />
KUNSTPROJEKT<br />
Wartebereich mit landschaftlicher Weite<br />
Wer krank ist, wem es<br />
so richtig elend geht,<br />
der muss nicht unbedingt<br />
noch in bedrückend<br />
steril-weißen Wartezimmern<br />
hocken: Das jedenfalls sagte<br />
man sich in der Ambulanz der<br />
Uni-Klinik für Strahlentherapie<br />
in der Stephanstraße. Mitte voriger<br />
Woche rückten zwei junge<br />
Künstlerinnen an, diesem Zustand<br />
abzuhelfen: Friederike<br />
Jokisch, Meisterschülerin von<br />
Neo Rauch (kurz vorm Abschluss),<br />
und Yvette Kießling,<br />
Meisterabsolventin von Professor<br />
Arno Rink.<br />
Die beiden kommen von <strong>Leipzig</strong>s<br />
Hochschule für Grafik und Buchkunst.<br />
„Für das interessante Projekt<br />
konnte man sich bewerben<br />
und im Dezember vorigen Jahres<br />
erhielten wir die Nachricht, dass<br />
wir unser eingereichtes Modell<br />
realisieren dürfen“, erzählt Jokisch.<br />
Im eigenen Atelier hatten<br />
die beiden dann – geprägt vom<br />
Faible für weite Landschaften<br />
– zunächst mit einem knapp<br />
acht Meter langen Wandfries<br />
losgelegt. „Und da in dem Wartebereich<br />
lediglich Licht von oben<br />
kommt, haben wir den Blick der<br />
Besucher auch dahin lenken wollen<br />
und Wolkenstudien verwirklicht,<br />
wo sich in angenehmen<br />
hellen Farben buntes Leben wie<br />
Spatzen, Papageien, Kormorane<br />
oder auch mal Dinge wie Orchideen,<br />
die sonst nicht gerade im<br />
Himmel wachsen, auszumachen<br />
sind“, so Jokisch. Die zwei Künstlerinnen<br />
vollendeten ihr Werk am<br />
Wochenende mit der farblichen<br />
Gestaltung dreier Säulen – und<br />
ernteten bereits erstes Lob von<br />
den Schwestern.<br />
„Ich bin richtig glücklich, dass wir<br />
unseren Patienten, die sich mitunter<br />
ja wirklich auch in einer<br />
ausweglosen Situation befinden,<br />
zumindest ein angenehmeres Ambiente<br />
schaffen konnten“, meinte<br />
gar Oberarzt André Liebmann.<br />
„Wer sich darauf einlässt und zum<br />
Beispiel hier in unseren Räumen<br />
mal in die Weite dieser künstlerischen<br />
Landschaften eintaucht,<br />
findet sicher zumindest momentan<br />
etwas seelische Entspannung“,<br />
meint der Mediziner. arau.<br />
Der Wandfries hängt: OA André Liebmann, Friederike Jokisch und<br />
Yvette Kießling (v. l.) begutachten das Werk. Foto: A. Kempner
8 KLINIKUM 2010<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
IMPFTAG<br />
Kleinkinder geben Keime oft an die Großeltern weiter<br />
Rund 500 Ärzte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />
Thüringen und Brandenburg,<br />
aber auch Krankenschwestern<br />
und Studenten kamen zum<br />
14. Sächsischen Impftag, zu dem die<br />
Universitätskinderklinik <strong>Leipzig</strong> und<br />
die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />
am Klinikum St. Georg eingeladen<br />
hatten. Hauptthemen waren die neuen<br />
Impf-Empfehlungen der Sächsischen<br />
Impfkommission und der Ständigen<br />
Impfkommission am Robert-Koch-<br />
Institut Berlin. „Wir hatten ein sehr<br />
dichtes und informatives Programm“,<br />
sagte Prof. Volker Schuster, Leiter der<br />
Kinderpoliklinik am <strong>Universitätsklinikum</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>, der mit Prof. Michael<br />
Borte, Chefarzt am Klinikum St. Georg,<br />
den Vorsitz führte. „Dennoch hatten<br />
die Gäste unseres alljährlichen Symposiums<br />
Gelegenheit, ganz praktische<br />
Fragen an die kompetenten Referenten<br />
zu stellen.“<br />
Prof. Siegwart Bigl, Vorsitzender des<br />
Ausschusses Hygiene und Umweltmedizin<br />
der Sächsischen Landesärztekammer<br />
und Mitglied der Sächsischen<br />
Impfkommission, erläuterte, dass nunmehr<br />
empfohlen wird, schon Kinder ab<br />
dem 7. Lebensmonat gegen Influenza<br />
zu impfen. „Dieser Grippe-Schutz ist<br />
aus unserer Sicht so wichtig, dass auch<br />
eine Schwangerschaft keine Kontraindikation<br />
mehr darstellt“, so Prof. Bigl.<br />
Wie er weiter ausführte, wird Keuchhusten<br />
nicht mehr nur <strong>als</strong> Kinderkrankheit<br />
angesehen, sondern auch <strong>als</strong><br />
Erkrankung des Erwachsenen. Grund<br />
dafür ist, dass zwei Drittel der Erkrankungen<br />
Erwachsene betrifft, darunter<br />
viele Ältere. „Die Kinder geben die<br />
Krankheit vorwiegend an die Großeltern<br />
weiter. Deshalb müssen Ärzte<br />
bei der Pertussis-Herdbekämpfung immer<br />
an die Familienzusammenhänge<br />
denken“, mahnte er. Leider gebe es nur<br />
in den neuen Bundesländern<br />
eine Meldepflicht. Zudem<br />
würden epidemiologische<br />
Analysen und Herdprogramme<br />
fehlen, so dass der Keuchhusten<br />
trotz Schutzimpfung<br />
schwer auszurotten sei.<br />
Mit Blick auf die Wundstarrkrampf-Impfung<br />
sagte Prof.<br />
Bigl, dass zu 53 Prozent die<br />
Ursache bei Bagatellverletzungen<br />
und nur zu 14 Prozent<br />
in größeren Unfällen liege.<br />
Bei Unfällen wird ein Arzt<br />
einbezogen, der auch auf den<br />
Tetanus-Schutz achten könne.<br />
Bei den Bagatellverletzungen<br />
hingegen werde kaum der<br />
Arzt aufgesucht, so dass es<br />
umso wichtiger sei, dass die<br />
Tetanus-Impfung immer wieder<br />
aufgefrischt werde.<br />
Über die Vorteile von Konjugat-Impfstoffen<br />
gegen Meningokokken,<br />
die Hirnhautentzündung<br />
und Blutvergiftung<br />
auslösen können, sprach Prof.<br />
Dietmar Beier, Vorsitzender<br />
der Sächsischen Impfkommission.<br />
Diese ermöglichen,<br />
gleichzeitig gegen verschiedene<br />
Der modernenen Schulmedizin steht eine breite Palette an Wirkstoffen zur Verfügung, um vielen Erregern und den von ihnen<br />
ausgelösten Erkrankungen Herr zu werden.<br />
Foto: Archiv<br />
Serotypen (Untergruppen) – beispielsweise<br />
gegen die hierzulande vorkommenden<br />
Gruppen A, C, W 135 und Y –<br />
vorzugehen. „Die gute Wirksamkeit bei<br />
Säuglingen und Kleinkindern, die Ausbildung<br />
eines Immungedächtnisses im<br />
Körper, die Möglichkeit der Boosterung,<br />
<strong>als</strong>o der Auffrischung, und das Vermeiden<br />
von Hyporesponsivität, <strong>als</strong>o einer<br />
nachlassenden Reaktionsfähigkeit – all<br />
das spricht für diese Konjugat-Impfstoffe.“<br />
Probleme gebe es allerdings noch<br />
mit Impfungen gegen die Serogruppe<br />
B, weil sie aus einer Vielzahl von unterschiedlichsten<br />
B-Stämmen besteht.<br />
Über Pneumokokken, die Lungen-,<br />
Hirnhaut- und Mittelohrentzündungen<br />
auslösen können, informierte Dr. Mark<br />
van der Linden vom Nationalen Referenzzentrum<br />
für Streptokokken am Institut<br />
für Medizinische Mikrobiologie<br />
des <strong>Universitätsklinikum</strong>s Aachen. Bei<br />
den Pneumokokken habe man es immerhin<br />
mit 91 Serotypen zu tun. Auch<br />
bei diesen Erkrankungen zeige sich,<br />
Pneumokokken-Erkrankungen in Deutschland<br />
geschätzte Fallzahlen<br />
Erkrankung<br />
Meningitis 450 – 1 100 ca. 170<br />
andere schwere<br />
(invasive) Erkrankungen,<br />
z. B. Sepsis<br />
Pneumonie<br />
– ambulant<br />
– stationär<br />
Fälle pro Jahr<br />
insgesamt<br />
10 000 – 15 000 800 – 1 050<br />
100 000 – 200 000<br />
63 000 – 105 000<br />
Darunter bei<br />
Kindern unter 5 Jahre<br />
ca. 40 000<br />
10 000 – 15 000<br />
Otitis media 300 000 – 600 000<br />
Quelle: Studie Pneumokokken-Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern, Verlag im Kilian 2001.<br />
Grafik: Enzo Forciniti<br />
dass die Kinder sie an die Großeltern<br />
weitergeben. „Das ist daran zu sehen,<br />
dass Erkrankte vorwiegend in den<br />
Altersgruppen 0 bis 2 Jahre sowie 50<br />
Jahre und darüber anzutreffen sind.“ Er<br />
würdigte das Vorgehen der Sächsischen<br />
Impfkommission, die im Januar 2006<br />
eine Impfempfehlung für alle ab 2 Jahre<br />
ausgab. Ein halbes Jahr später folgte<br />
die Ständige Impfkommission. Die Ergebnisse<br />
belegen eindeutig, wie wichtig<br />
diese Entscheidung war: „Wir haben<br />
heute eine Impfrate von 70 bis 80 Prozent<br />
und deutliche Rückgänge<br />
bei den Erkrankungen. Allerdings<br />
steigen genau jene<br />
Erkrankungen, die auf Serotypen<br />
zurückzuführen sind,<br />
die von den gegenwärtigen<br />
Impfstoffen nicht erreicht<br />
werden. Was wiederum heißt:<br />
Wir brauchen neue Impfstoffe,<br />
die diese mit abdecken.“<br />
Auf dem Symposium wurde<br />
zudem über den derzeitigen<br />
Stand von Impfungen gegen<br />
die H1N1-Grippe („Schweinegrippe“),<br />
gegen Tollwut<br />
sowie gegen Infektionskrankheiten<br />
im Ausland informiert.<br />
„Ich denke, dieser<br />
Sächsische Impftag war wiederum<br />
ein voller Erfolg“, so<br />
Prof. Schuster. „Hier zeigen<br />
Sachsen und <strong>Leipzig</strong> einmal<br />
mehr, wie man im Interesse<br />
der Gesundheit vorangehen<br />
kann. Unser Ziel ist es, diese<br />
Veranstaltung im Auditorium<br />
Maximum der Universität<br />
<strong>Leipzig</strong> durchzuführen, um<br />
dann auch einen Rahmen zu<br />
haben, der dem Stellenwert<br />
des Symposiums entspricht.“<br />
Uwe Niemann
KLINIKUM 2010 9<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
ENDOKRINOLOGIE<br />
Geringe Dosis – große Wirkung<br />
Winzige Mengen Hormone<br />
bestimmen, was<br />
in unserem Körper<br />
vorgeht. Sie steuern nicht nur<br />
unsere körperliche Entwicklung<br />
und unsere Gefühle, sondern<br />
auch unsere Verdauung<br />
und unseren Appetit. Ohne sie<br />
funktioniert nichts. Weltweit erforschen<br />
deshalb die Fachärzte<br />
der Hormone, die Endokrinologen,<br />
diese Wirkung auf den<br />
Körper. Vergangene Woche trafen<br />
sie sich in <strong>Leipzig</strong>, um sich<br />
über die neuesten Ergebnisse<br />
auszutauschen.<br />
So fand Gilbert Schönfelder mit<br />
seinem Team aus Würzburg heraus,<br />
dass künstliche Hormone,<br />
die in fast jeder Plastik vorkommen,<br />
Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
verursachen<br />
können. Bisher war bekannt gewesen,<br />
dass diese <strong>als</strong> Xenoöstrogene<br />
bezeichneten Hormone<br />
unter anderem Krebs auslösen.<br />
„Wir konnten zeigen, dass diese<br />
künstlichen Hormone selbst in<br />
sehr geringen Konzentrationen<br />
im Blut eine Wirkung auf den<br />
Körper haben“, so Professor<br />
Schönfelder.<br />
Eine große Wirkung auf den<br />
Körper hat auch das so genannte<br />
FTO-Gen, das starkes Übergewicht<br />
begünstigt. Professor<br />
Michael Stumvoll, Klinikdirektor<br />
der Endokrinologie und<br />
Nephrologie am Uniklinikum<br />
<strong>Leipzig</strong>, hat herausgefunden,<br />
dass das Belohnungszentrum<br />
der Menschen mit diesem Gen<br />
besonders aktiv ist und sie mit<br />
bestimmten Mechanismen für<br />
Essen belohnt. Damit sind sie<br />
geneigt, deutlich mehr zu essen,<br />
<strong>als</strong> es für sie notwendig ist und<br />
sie sind somit wesentlich häufiger<br />
von Adipositas betroffen,<br />
<strong>als</strong> Menschen ohne dieses Gen.<br />
Das Gen ist jedoch nicht die alleinige<br />
Ursache für krankhaftes<br />
Übergewicht. „Adipositas ist<br />
eine sehr vielschichtige Krankheit<br />
mit sehr unterschiedlichen<br />
Ursachen“, so Stumvoll. „Während<br />
einige wegen eines psychischen<br />
Traumas essen, haben<br />
andere ihr Essverhalten nicht<br />
an ihre aktuellen Lebensbedingungen<br />
angepasst, und essen<br />
trotz Arthose genauso viel wie<br />
ihr Partner.“<br />
Großen Anteil an Übergewicht<br />
hat jedoch auch das gedankenlose<br />
Essen, das nebenbei geschieht,<br />
sowohl bei Menschen<br />
mit Adipositas <strong>als</strong> auch bei<br />
denjenigen mit Übergewicht.<br />
Stumvoll fordert deshalb, dass<br />
Menschen sich bewusst werden,<br />
was sie und ihre Kinder essen.<br />
„Wer seinen Durst mit Bier und<br />
nicht mit Wasser löscht, nimmt<br />
Kalorien zu sich, wenn auch<br />
Prof. Michael Stumvoll leitet die Klinik für Endokrinologie und<br />
Nephrologie an der Uniklinik <strong>Leipzig</strong>.<br />
Foto: ukl<br />
nicht bewusst. Die Menschen<br />
müssen sich selbst gegenüber<br />
ehrlich sein und auch diejenigen<br />
Kalorien in ihre Bilanz einbeziehen,<br />
die sie nebenbei, eben beim<br />
Trinken oder beim Chips essen<br />
auf der Couch, zu sich nehmen.“<br />
Das Verhalten der Nahrungsmittelindustrie,<br />
die kalorienreiche<br />
Nahrungsmittel <strong>als</strong> gesund<br />
bewirbt, hält er dabei für wenig<br />
hilfreich. Er fordert aber auch,<br />
dass man beim Einkaufen und<br />
Essen seinen Verstand einsetzen<br />
sollte. „Denn die Gene kann niemand<br />
verändern, aber sein Verhalten<br />
schon.“<br />
Genauso vielschichtig wie die<br />
Ursachen muss demnach auch<br />
die Therapie für Adipositas<br />
angelegt sein. Deshalb wird<br />
in den nächsten Monaten in<br />
<strong>Leipzig</strong> Deutschlands erstes<br />
Adipositas-Zentrum gegründet.<br />
„Darin werden wir eine<br />
auf den Patienten zugeschnittene<br />
Therapie anbieten, von<br />
Esstraining über Verhaltenstherapie<br />
bis zu einem Eingriff<br />
im Magen-Darm-Trakt. Denn<br />
gerade weil die Ursachen für<br />
Adipositas so vielfältig sind,<br />
kann man die Patienten nicht<br />
alle gleich behandeln“, erklärt<br />
Stumvoll. Doch bereits jetzt<br />
können sich Patienten mit<br />
Adipositas an die Klinik für<br />
Endokrinologie und Nephrologie<br />
an der Uniklinik <strong>Leipzig</strong><br />
wenden. Für sie wurde eine<br />
spezielle Sprechstunde eingerichtet.<br />
Ulrike Schnabel<br />
Spezi<strong>als</strong>prechstunde; Terminvereinbarung<br />
unter Telefon 0341<br />
97 13 116.<br />
ENGAGEMENT<br />
Ehrenamt an der Uni-Kinderklinik<br />
In <strong>Leipzig</strong> gibt es das ehrenamtliche<br />
Projekt „Helfende<br />
Engel“: Die Mitstreiter kümmern<br />
sich um Patienten der<br />
Kinderklinik, deren Angehörige<br />
und Freunde aus verschiedensten<br />
Gründen nur selten zu Besuch<br />
kommen. In dieser Gruppe<br />
engagiert sich seit gut einem<br />
Jahr auch Holger Berner; bis<br />
vor kurzem war der <strong>Leipzig</strong>er<br />
der einzige männliche „Engel“.<br />
Zweimal die Woche mindestens<br />
kommt er aus Grünau in den<br />
Kinderklinik-Neubau in der<br />
Liebigstraße gefahren, liest vor,<br />
hört zu, spielt mit den kleinen<br />
Kranken oder geht mit ihnen<br />
im Park spazieren. „Wenn<br />
ich hier ankomme, erkundige<br />
ich mich bei den Schwestern,<br />
wo Bedarf besteht. Durch die<br />
Scheiben in den Zimmertüren<br />
sehe ich aber oft auch schon<br />
selbst, welche Kinder traurig<br />
in ihren Betten liegen. Dann<br />
gehe ich rein, spreche sie an<br />
und es klappt eigentlich immer,<br />
sie aufzumuntern oder zum Lachen<br />
zu bringen. Darüber freue<br />
ich selbst mich dann jedes Mal<br />
riesig. Auch wenn die Schicksale,<br />
die man mitbekommt, zum<br />
Teil sehr ernst und traurig sind.<br />
Diese Beschäftigung erfüllt<br />
mich ungemein und ich glaube<br />
auch, dass mir das<br />
wirklich liegt.“<br />
Viele der Kinder<br />
halten sich mehrere<br />
Wochen auf den Stationen<br />
auf und nicht<br />
wenige seien ihm –<br />
der Dauer und den<br />
vielen Begegnungen<br />
gezollt – ans Herz<br />
gewachsen; eine<br />
kleine Patientin hat<br />
er über Wochen<br />
fast jeden Tag besucht.<br />
Nach der<br />
Schule macht der<br />
heute 33-Jährige bei<br />
den hiesigen Stadtwerken<br />
eine Ausbildung<br />
<strong>als</strong> Industriemechaniker<br />
mit<br />
dem Schwerpunkt<br />
Facharbeiter für<br />
Betriebstechnik und<br />
arbeitet danach für<br />
kurze Zeit in dem<br />
Beruf.<br />
Der lernintensive<br />
Zivildienst auf der<br />
Holger Berner im Foyer der Uni-Kinderklinik<br />
in der Liebigstraße. Foto: André Kempner<br />
neonatologischen Intensivstation<br />
der Kinderklinik und ein<br />
direkt anschließendes Praktikum<br />
in der Kinderkrankenpflege<br />
auf der gleichen Station<br />
wecken in ihm den Wunsch,<br />
eine Ausbildung <strong>als</strong> Kinderkrankenpfleger<br />
zu absolvieren;<br />
dem Arbeitsamt ist die<br />
Umschulung jedoch zu kostenintensiv.<br />
Alternativ bietet<br />
man ihm eine verkürzte Ausbildung<br />
zum Bürokaufmann<br />
an, welche er im Herzzentrum<br />
<strong>Leipzig</strong> durchführt. Seitdem<br />
ist er immer mal wieder arbeitslos.<br />
Um trotz allem weiter in der<br />
Kinderklinik sein zu können,<br />
reiht er dort diverse Praktika<br />
aneinander, ist wochenlang in<br />
der Kinderkrankenpflege auf<br />
der neuropädiatrischen, dann<br />
auf der chirurgischen und derzeit<br />
– noch eine Woche – auf der<br />
psychiatrischen Station.<br />
„Ich wünsche mir nichts mehr,<br />
<strong>als</strong> doch noch irgendwie einen<br />
Ausbildungsplatz <strong>als</strong> Kinderkrankenpfleger<br />
oder <strong>als</strong> Erzieher<br />
zu bekommen, um dann in<br />
diesem Beruf richtig arbeiten<br />
zu können.“ Er wisse, dass er<br />
nicht mehr der Allerjüngste<br />
sei.<br />
Sibylle Kölmel<br />
AM RANDE<br />
Bündnis stellt<br />
sich vor<br />
In Deutschland leiden derzeit<br />
etwa vier Millionen Menschen<br />
an Depressionen. Trotz der<br />
Häufigkeit dieser Krankheit ist<br />
die Versorgungssituation depressiv<br />
erkrankter Menschen<br />
alles andere <strong>als</strong> optimal. Das im<br />
Juni 2009 ins Leben gerufene,<br />
an der Klinik und Poliklinik für<br />
Psychiatrie und Psychotherapie<br />
angesiedelte Projekt „<strong>Leipzig</strong>er<br />
Bündnis gegen Depression“ arbeitet<br />
daran, die Versorgung in<br />
<strong>Leipzig</strong> zu verbessern. Im Fokus<br />
der Aktivitäten des Bündnisses<br />
stehen Aufklärung sowie der Abbau<br />
von Vorurteilen und Schamgefühlen,<br />
die oft mit Depressionen<br />
in Verbindung gebracht<br />
werden. Zu diesem Zweck führt<br />
das Bündnis regelmäßig öffentliche<br />
Veranstaltungen durch. So<br />
auch am Vormittag des Weltgesundheitstages<br />
am 7. April<br />
2010 in der Messehofpassage.<br />
In Zusammenarbeit mit Vertretern<br />
verschiedener Selbsthilfegruppen<br />
soll das Thema Depression<br />
kreativ und anschaulich<br />
präsentiert werden. Interessenten<br />
und Passanten sind eingeladen<br />
vorbeizukommen und ihre<br />
Fragen zu stellen. ukl
10 KLINIKUM 2010<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
GEDENK-SYMPOSIUM<br />
Prof. Reinhold Schwarz: Gewichtige Spuren in der Wissenschaft<br />
Dem Körper nicht weniger, sondern der<br />
Seele mehr Aufmerksamkeit schenken<br />
– dieser Leitgedanke von Prof. Dr. Reinhold<br />
Schwarz, dem Ende 2008 unerwartet<br />
verstorbenen Leiter der Selbstständigen Abteilung<br />
Sozialmedizin im Institut für Arbeitsmedizin<br />
und Sozialmedizin der Universität<br />
<strong>Leipzig</strong>, war jüngst Thema eines Symposiums.<br />
Dabei stand mit der Psychoonkologie die<br />
Erforschung und Behandlung von seelischen<br />
Faktoren, die mit einer Krebserkrankung zusammenhängen<br />
können, im Mittelpunkt.<br />
Prof. Elmar Brähler, Leiter der Selbstständigen<br />
Abteilung Medizinische Psychologie und<br />
Medizinische Soziologie des <strong>Universitätsklinikum</strong>s<br />
<strong>Leipzig</strong>, würdigte Prof. Schwarz <strong>als</strong><br />
Arzt, Soziologen und Psychotherapeuten, der<br />
mit seiner interdisziplinären Sichtweise die<br />
Psychoonkologie wesentlich vorangetrieben<br />
hat. „Die Etablierung dieses Fachs in der<br />
Wissenschaft und bei der Patientenbetreuung<br />
ist wesentlich dem Engagement von<br />
Prof. Schwarz zu verdanken“, sagte auch<br />
Prof. Joachim Weis für die Deutsche Krebsgesellschaft.<br />
Dr. Franz Kohlhuber von der<br />
Deutschen Krebshilfe machte deutlich, dass<br />
für Krebspatienten neben der medizinischen<br />
Behandlung eine kompetente psychosoziale<br />
Begleitung immer wichtiger wird.<br />
„Mit guten Argumenten und großer Beharrlichkeit<br />
ist Prof. Schwarz für die Betreuung<br />
der Patienten eingetreten“, sagte Prof. Wolfgang<br />
E. Fleig, Medizinischer Vorstand des<br />
<strong>Universitätsklinikum</strong>s <strong>Leipzig</strong>. „Als engagierter<br />
Hochschullehrer und Forscher sah er sich<br />
zugleich immer den Patienten verpflichtet.“<br />
Der Dekan der Medizinischen Fakultät der<br />
Universität <strong>Leipzig</strong>, Prof. Joachim Thiery,<br />
betonte: „Seine großartige Hinterlassenschaft<br />
ist ein Schatz für die Medizin in <strong>Leipzig</strong>. Das<br />
Institut von Prof. Schwarz nahm einen Spitzenplatz<br />
in der wissenschaftlichen Arbeit der<br />
Fakultät ein. Zugleich wurde eine in ganz<br />
Deutschland anerkannte Einrichtung geschaffen,<br />
die ihresgleichen sucht.“ Gabriele<br />
Blettner von den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken<br />
Wiesbaden berichtete, wie sich Prof.<br />
Schwarz <strong>als</strong> Pionier der Psychoonkologie in<br />
Deutschland auszeichnete. „Vor allem war<br />
ihm wichtig, dass der Krebspatient nicht auf<br />
seine Krankheit reduziert betrachtet wird.“<br />
Im wissenschaftlichen Teil des Symposiums<br />
kamen Weggefährten von Prof. Schwarz<br />
aus allen Teilen Deutschlands und aus der<br />
Schweiz zu Wort. So sprach Prof. Joachim<br />
Weis, Leiter der Abteilung Psychoonkologie<br />
der Klinik für Tumorbiologie an der Universität<br />
Freiburg, über die Qualitätssicherung<br />
in der psychosozialen Onkologie. Für die<br />
noch junge Fachdisziplin sollen Leitlinien<br />
entwickelt werden. „Dabei stellt das Festlegen<br />
von Standards für die Behandlung aber<br />
keine Standardisierung der Arbeit mit dem<br />
individuellen Patienten dar“, betonte er. In<br />
Deutschland arbeiten derzeit 28 Beratungsstellen,<br />
die durch die Deutsche Krebshilfe<br />
gefördert werden. Bei einer entsprechenden<br />
Qualitätssicherung stelle sich die Frage, ob<br />
sie in die Regelversorgung aufgenommen<br />
werden können.<br />
Über Spontanremissionen bei Krebspatienten<br />
berichtete Prof. Manfred E. Heim, Chefarzt<br />
der Sonnenberg-Klinik Bad Sooden-Allendorf.<br />
Sein Fallbeispiel aus eigener Langzeitbeobachtung:<br />
Ein 57-jähriger Bauunternehmer<br />
wurde nach Kniebeschwerden am Meniskus<br />
operiert. Dies brachte keine wesentliche<br />
Besserung. Nach Hustenanfällen wurden<br />
bei ihm Metastasen in der Lunge gefunden.<br />
Ursache war ein Tumor am Unterschenkel<br />
in Knienähe. „Der Patient lehnte eine schulmedizinische<br />
Behandlung des Tumors und<br />
der Lungenmetastasen ab, krempelte sein<br />
Leben um, widmete sich der Familie, machte<br />
ausgiebig Urlaub. Nach einem Jahr stellte er<br />
sich wieder vor. Bei der Untersuchung zeigte<br />
sich, dass keine Lungenmetastasen mehr zu<br />
finden waren und sich der Knochentumor<br />
zurückzubilden schien. Nach fünf Jahren<br />
war der Tumor nicht mehr aufzufinden“,<br />
erzählte der Onkologe, der auf eine 30-jährige<br />
Berufserfahrung zurückblicken kann.<br />
Immer wieder gebe es solche Berichte in der<br />
Tagespresse, wissenschaftlich werde wenig<br />
publiziert. Grund dafür ist, dass häufig keine<br />
Langzeitbeobachtungen möglich seien, weil<br />
die Patienten die Schulmedizin ablehnten.<br />
„Was läuft da ab? Spielen neben biologischen<br />
auch psychosoziale Faktoren eine Rolle? Diese<br />
Fragen können wir derzeit nicht wissenschaftlich<br />
belegt beantworten. Fakt ist, dass<br />
es Spontanremissionen gibt. Sie sind aber<br />
nicht therapeutisch herbeizuführen. Die Erforschung<br />
der Mechanismen ist eine schwierige,<br />
aber lohnende Aufgabe.“<br />
Der Lebensqualität von Krebspatienten widmete<br />
sich Prof. Jürg Bernhard, Oberarzt an<br />
der Universitätsklinik für Medizinische Onkologie<br />
des Inselspit<strong>als</strong> Bern. Er warf Fragen<br />
auf wie: Wie verändert sich die Lebensqualität<br />
im Laufe der Behandlung? Was bedeutet<br />
Überlebenszeit für den Einzelnen? Wie stark<br />
werden Schmerzen in den unterschiedlichen<br />
Phasen von Erkrankung und Behandlung<br />
wahrgenommen? Sein Fazit: Lebensqualität<br />
ist nicht gleichzusetzen mit den Gesundheitsstatus.<br />
Denn auch für todkranke Patienten ist<br />
Lebensqualität wichtig.<br />
Das Ineinandergreifen von Psychoanalyse<br />
und Psychoonkologie stellte Prof. Almuth<br />
Sellschopp, früher Leitende Psychotherapeutin<br />
am Institut für Psychosomatische<br />
Medizin, Psychotherapie und Medizinische<br />
Psychologie der Universität München dar.<br />
Sie formulierte <strong>als</strong> Ziele für die Krebspatienten,<br />
dass Hilflosigkeit zu reduzieren,<br />
eine verlässliche Strukturierung zu schaffen,<br />
sozialer Rückzug zu verhindern und<br />
ein stabiles Selbstgefühl beizubehalten sind.<br />
„In Deutschland gibt es rund fünf Millionen<br />
Menschen, die Krebserkrankungen überstanden<br />
haben. Viele sind seelisch geschädigt.<br />
Aber viele wollen und können einfach<br />
mit dem Leben weitermachen.“<br />
„Unter Prof. Schwarz wurden die Themen<br />
Psychoonkologie, Leben mit Handicaps und<br />
die Forschung zu gesellschaftlich brisanten<br />
Themen in dem Mittelpunkt der universitären<br />
Sozialmedizin in <strong>Leipzig</strong> gestellt“, sagte Prof.<br />
Steffi G. Riedel-Heller, kommissarische Leiterin<br />
der Selbstständigen Abteilung Sozialmedizin<br />
im Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin<br />
der Universität <strong>Leipzig</strong>. Brisante Themen<br />
und Herausforderungen heute seien die<br />
demografische Entwicklung und die daraus<br />
resultierenden Erkrankungen einer alternden<br />
Gesellschaft, die begrenzten Ressourcen, <strong>als</strong>o<br />
die Frage nach den Kosten, sowie der soziale<br />
Wandel, der die Aufgabe stellt, erkrankte Menschen<br />
in die Mitte der Gesellschaft zu führen.<br />
Prof. Elmar Brähler spricht auf dem Gedenksymposium für Sozial- und Arbeitsmediziner<br />
Prof. Reinhold Schwarz.<br />
Foto: ukl<br />
Zum Fatigue-Syndrom sprach Prof. Jens Ullrich<br />
Rüffer, 1. Vorsitzender der Deutschen<br />
Fatigue Gesellschaft. „Nebenwirkungen von<br />
Chemo-, Radio- und Immuntherapie sind<br />
nicht nur Übelkeit, Haarausfall und Schmerzen,<br />
sondern eben auch eine totale Erschöpfung.<br />
Bis zu 40 Prozent der Krebspatienten<br />
leiden noch Jahre nach ihrer Krebstherapie<br />
unter Fatigue – mit Auswirkungen in allen<br />
Lebensbereichen.“<br />
Antje Lehmann-Laue, Leiterin der Beratungsstelle<br />
für Krebspatienten und Angehörige<br />
in <strong>Leipzig</strong>, stellte das Konzept der von<br />
Prof. Schwarz 1999 ins Leben gerufenen<br />
Einrichtung vor. Nach mehr <strong>als</strong> 10 Jahren ist<br />
die Beratungsstelle heute zu einem wichtigen<br />
Anlaufpunkt für krebskranke Menschen und<br />
deren Familien in <strong>Leipzig</strong> geworden. Waren<br />
es anfangs knapp 150 Patienten, sind es<br />
heute pro Jahr mehr <strong>als</strong> 850 Personen, die<br />
beraten und begleitet werden.<br />
Angaben über das seelische Befinden im Arztbrief<br />
– über eine entsprechende Studie, die von<br />
Prof. Schwarz angeregt in <strong>Leipzig</strong> und München<br />
läuft, informierte Prof. Peter Herschbach,<br />
Leiter der Sektion Psychosoziale Onkologie an<br />
der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische<br />
Medizin und Psychotherapie am Klinikum<br />
rechts der Isar/TU München. Rund 1000<br />
Patienten sind in die Studie einbezogen. „Das<br />
Fazit nach etwa 500 ausgewerteten Befragungen<br />
lautet: Die Patienten machen mit. Die<br />
Hausärzte finden die Informationen hilfreich.<br />
Aber die Installation und Einführung eines entsprechenden<br />
Programmes ist sehr aufwändig.“<br />
Ein Nebenfazit der Studie lautet übrigens, dass<br />
die Patienten im Osten mehr Informationen<br />
und Betreuung wünschen, im Westen dagegen<br />
keinen Bedarf sehen.<br />
„Die Psychoonkologie gerät in Gefahr, Ersatz<br />
für die Arzt-Patienten-Beziehung zu werden.“<br />
Darauf machte PD Dr. Monika Keller von der<br />
Klinik für Psychosomatische und Allgemeine<br />
klinische Medizin am <strong>Universitätsklinikum</strong><br />
Heidelberg aufmerksam. Sie betonte, dass<br />
der Psychoonkologe die Kommunikation<br />
zwischen behandelndem Arzt und Patienten<br />
fördern, aber nicht ersetzen kann.<br />
Prof. Helmut Thomä, der 88-jährige Altvater<br />
der deutschen Psychoanalyse, ließ es<br />
sich nicht nehmen, der Psychoonkologie<br />
seinen Respekt zu zollen: „Ich könnte es <strong>als</strong><br />
Psychoonkologe nicht aushalten, ständig mit<br />
Patienten zu arbeiten, deren Erkrankung potenziell<br />
tödlich ist. Mein Ziel war es immer,<br />
Patienten zu helfen, besser in der Zukunft<br />
zu leben. Die Zukunft und die Möglichkeit<br />
der individuellen Selbstgestaltung sind bei<br />
vielen Krebspatienten enorm eingeschränkt.<br />
Deshalb schätze ich ihr Engagement in besonderer<br />
Weise. Weil es größer ist <strong>als</strong> das,<br />
was mir möglich gewesen wäre.“<br />
Die gesundheitlichen Folgen politischer Inhaftierung<br />
zu Zeiten der Sowjetischen Besatzungszone<br />
und der DDR – über dieses<br />
Forschungsprojekt, das Prof. Schwarz mit<br />
initiierte, berichtete Dr. Gregor Weißflog<br />
von der Selbstständigen Abteilung für Medizinische<br />
Psychologie und Medizinische<br />
Soziologie der Universität <strong>Leipzig</strong>. Erste<br />
Ergebnisse sind, dass 170 000 bis 280<br />
000 Menschen aus politischen Gründen<br />
inhaftiert waren. „Rund 100 000 leiden<br />
an einer Posttraumatischen Belastungsstörung,<br />
rund 50 000 haben eine Chronifizierung<br />
dieser Störung“, so Dr. Weißflog.<br />
Die körperlichen gesundheitlichen Folgen<br />
betreffen meist Schädigungen der Zähne<br />
(50 Prozent), der Gelenke (40 Prozent), der<br />
Wirbelsäule (37 Prozent) und des Magens<br />
(34 Prozent). Die seelischen Schäden gehen<br />
noch darüber hinaus: 86 Prozent der<br />
befragten früheren politischen Häftlinge<br />
geben Spätfolgen an, 38 Prozent waren<br />
in psychiatrischer oder psychotherapeutischer<br />
Behandlung.<br />
Über Studien zu Spätfolgen des Zweiten<br />
Weltkrieges informierte Prof. Elmar Brähler,<br />
Leiter der Selbstständigen Abteilung<br />
Medizinische Psychologie und Medizinische<br />
Soziologie der Universität <strong>Leipzig</strong>. „Bei den<br />
vor 1946 Geborenen wirken heute noch<br />
Bombenangriffe, der Verlust der Wohnung,<br />
Evakuierung, Verlust des Vaters, Hunger,<br />
Armut, Flucht und Vertreibung nach. So<br />
haben Vertriebene mehr Angst <strong>als</strong> die Allgemeinbevölkerung.<br />
Auch besuchen sie<br />
mehr den Arzt <strong>als</strong> Nicht-Vertriebene“, so<br />
einige Studienergebnisse. Das Fazit von<br />
Prof. Brähler: „Kriegshandlungen wurden<br />
von vielen gut verarbeitet, haben aber auch<br />
bei vielen psychische und physische Spuren<br />
hinterlassen. Ärzte, die solche Patienten haben,<br />
sollten dies im Hinterkopf haben – und<br />
auch danach fragen.“<br />
Am Ende der zweitägigen Veranstaltung<br />
kündigte Prof. Brähler an, dass – auch aus<br />
den Vorträgen des Symposiums – ein Buch<br />
zur Psychoonkologie entstehen wird. Dieses<br />
sei Prof. Schwarz gewidmet, der in der Stadt<br />
<strong>Leipzig</strong> und in der Wissenschaft gewichtige<br />
Spuren hinterlassen habe. Uwe Niemann
UNIVERSITÄTS-LEBEN 11<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
TEILCHEN<br />
Neue Gefahr für Erbgut entdeckt<br />
<strong>Leipzig</strong>er Forscher messen<br />
erstm<strong>als</strong> die Bindungsenergie<br />
eines Elektrons<br />
in wässriger Lösung und entdecken<br />
dabei einen neuen Mechanismus<br />
für Strahlenschäden<br />
der Erbsubstanz durch<br />
Hochenergiestrahlung. Diese<br />
Entdeckung hat möglicherweise<br />
Auswirkungen auf die Dosierung<br />
der Strahlentherapie<br />
von Krebs. Die Forschungsergebnisse<br />
wurden jetzt in der<br />
Zeitschrift Nature Chemistry<br />
veröffentlicht.<br />
„Lange Zeit hat man angenommen,<br />
dass Strahlungsschäden<br />
der DNA durch Hochenergiestrahlung<br />
wie etwa Röntgenoder<br />
Partikelstrahlung besonders<br />
durch das Auftreten von<br />
sogenannten OH-Radikalen (O<br />
steht für Sauerstoff und H für<br />
Wasserstoff) hervorgerufen<br />
werden. Nun sieht es so aus,<br />
<strong>als</strong> ob ein weiteres Teilchen<br />
aus der Spaltung des Wassers<br />
durch Hochenergiestrahlen<br />
– das teilweise von Wassermolekülen<br />
umgebene Elektron<br />
an Grenzflächen – ein noch viel<br />
gefährlicheres Teilchen für das<br />
Erbgut von Lebewesen ist“,<br />
sagt Prof. Dr. Bernd Abel vom<br />
Wilhelm-Ostwald-Institut für<br />
Physikalische und Theoretische<br />
Chemie der Universität <strong>Leipzig</strong><br />
und Seniorautor des Papers.<br />
„Wenn Hochenergiestrahlung<br />
auf die DNA einer Zelle trifft,<br />
dann kann sie damit gespalten<br />
und zerstört werden, ein Mechanismus<br />
der bei der Radiotherapie<br />
von Krebs ausgenutzt<br />
wird“, erklärt Prof. Abel. „Aber<br />
auch gesunde<br />
Zellen können<br />
durch<br />
Hochenergiestrahlung<br />
geschädigt<br />
werden.“<br />
Zunächst<br />
schädigt die<br />
Primärstrahlung<br />
das Erbgut<br />
durch Ionisation<br />
und<br />
Spaltung. Die<br />
Primärstrahlung<br />
erzeugt<br />
außerdem<br />
eine Reihe<br />
von weiteren<br />
Teilchen – so<br />
zum Beispiel<br />
das teilweise<br />
in Wasser<br />
gelöste Elektron,<br />
das<br />
komplett abgebremste hydratisierte<br />
Elektron in Wasser<br />
und freie Radikale wie das<br />
OH-Radikal, die ebenfalls erbgutschädigend<br />
sind. „Und das<br />
OH-Radikal galt eben bisher<br />
<strong>als</strong> das gefährlichste Teilchen<br />
in diesem Teilchenzoo“ so<br />
Prof. Abel weiter.<br />
Ein gelöstes Elektron – <strong>als</strong> e- dargestellt – ist in der Lage, einen sich in<br />
seiner Nähe befindlichen DNA-Strang zu spalten. Grafik: Uni <strong>Leipzig</strong><br />
Durch die neuen Ergebnisse<br />
der <strong>Leipzig</strong>er Arbeitsgruppe in<br />
Kooperation mit Wissenschaftlern<br />
aus Göttingen und Berlin<br />
konnte gezeigt werden, dass<br />
die Elektronen in Wasser an<br />
Grenzflächen – wie zum Beispiel<br />
an Membranen oder<br />
Grenzflächen von Biomolekülen<br />
– eine besonders schädigende<br />
Wirkung haben können.<br />
Dies liegt an der Bindungsenergie,<br />
die energetisch sehr<br />
günstig für eine Spaltung von<br />
DNA-Strängen ist. Wie die Forscher<br />
zeigen konnten, leben<br />
diese Teilchen<br />
auch besonders<br />
lange, so<br />
dass sich ihre<br />
schädigende<br />
Wirkung besonders<br />
gut<br />
entfalten<br />
kann.<br />
So wurde<br />
nun 45 Jahre<br />
nach der Entdeckung<br />
des<br />
freien gelösten<br />
Elektrons in<br />
Wasser seine<br />
bisher unbekannte<br />
Bindungsenergie<br />
gemessen. Prof.<br />
Dr. Bernd Abel:<br />
„Dass es dabei<br />
auch noch eine<br />
bisher unbekannte<br />
Spezies<br />
gibt – das teilweise gelöste<br />
Elektron an einer Grenzfläche<br />
– ist neu. Seine Existenz und<br />
seine Lebensdauer wurden mit<br />
einer neuen Ultrakurzzeitapparatur<br />
(einer schnellen Kamera<br />
auf der Basis von Lasern für<br />
kurzlebige reaktive Teilchen)<br />
erstmalig aufgenommen.“<br />
„Die nun erstmalig bestimmten<br />
Bindungsenergien und Lebensdauern<br />
von vollständig und<br />
teilweise hydratisierten Elektronen<br />
in Wasser und an Wassergrenzflächen<br />
werden dazu<br />
führen, dass Strahlungsdosen<br />
in der Zukunft möglicherweise<br />
neu bewertet werden müssen<br />
und der neue DNA-Spaltungsmechanismus<br />
mit niederenergetischen<br />
Elektronen in<br />
Wasser könnte möglicherweise<br />
Auswirkungen für die Strahlentherapie<br />
von Krebs haben“,<br />
schlussfolgert Prof. Abel.<br />
Die neuesten Forschungsergebnisse<br />
der <strong>Leipzig</strong>er wurden<br />
in der neuesten Ausgabe der<br />
Zeitschrift Nature Chemisty (7.<br />
März 2010) veröffentlicht: K. R.<br />
Siefermann, Y. Liu, E. Lugovoy,<br />
O. Link, M. Faubel, U. Buck,<br />
B. Winter and B. Abel. Binding<br />
energies, lifetimes and implications<br />
of bulk and interface solvated<br />
electrons in water. Nature<br />
Chemistry. DOI: 10.1038/<br />
NCHEM.580. Diskutiert und<br />
viel gelobt wurde der Beitrag<br />
im gleichen Heft von Daniel M.<br />
Neumark von der University of<br />
California in Berkeley,USA.<br />
Dr. Bärbel Adams<br />
HOCHSCHULRAT<br />
Generalbundesanwältin hat den Vorsitz<br />
Am 4. März 2010 hat sich der<br />
siebenköpfige Hochschulrat der<br />
Universität <strong>Leipzig</strong> konstituiert<br />
und Prof. Monika Harms, Generalbundesanwältin<br />
beim Bundesgerichtshof,<br />
zur Vorsitzenden sowie Prof. Dr. Dr.<br />
h.c. Ernst Th. Rietschel, Präsident der<br />
Leibniz-Gemeinschaft, zum stellvertretenden<br />
Vorsitzenden gewählt.<br />
Der gemäß Paragraph 86 des Sächsischen<br />
Hochschulgesetzes einzurichtende<br />
Hochschulrat ist seit heute Aufsichtsund<br />
Beratungsorgan der Universität.<br />
Er führt die bewährte Funktion des<br />
bisherigen Kuratoriums mit erweiterten<br />
Zuständigkeiten fort und gibt mit<br />
externem sowie internem Sachverstand<br />
der Universität Empfehlungen zur Profilbildung<br />
und Verbesserung ihrer Leistungs-<br />
und Wettbewerbsfähigkeit. Nach<br />
dem Hochschulgesetz obliegt ihm eine<br />
Reihe von Zuständigkeiten, insbesondere<br />
die Genehmigung des Wirtschaftsplanes<br />
der Universität; ferner muss er<br />
der Entwicklungsplanung der Hochschulen<br />
zustimmen. Die Zuständigkeit<br />
für die akademischen Angelegenheiten<br />
verbleibt in erste Linie beim Senat und<br />
Rektorat der Universität.<br />
Der Hochschulrat der Universität <strong>Leipzig</strong><br />
besteht aus sieben Mitgliedern,<br />
davon <strong>als</strong> externe Mitglieder Prof. Dr.<br />
Reinhold R. Grimm (Friedrich-Schiller-<br />
Universität Jena, Lehrstuhl für romanische<br />
Literaturwissenschaft), Professor<br />
Monika Harms (Generalbundesanwältin<br />
beim Bundesgerichtshof), Prof. Dr.<br />
Dr. h.c. Ernst Th. Rietschel, Präsident<br />
der Leibniz-Gemeinschaft), Dr. Jürgen<br />
Staupe (Staatssekretär im Sächsischen<br />
Der neue Hochschulrat mit der Vorsitzenden Prof. Monika Harms mit dem Rektorat<br />
der Universität <strong>Leipzig</strong> am Gründungstag.<br />
Foto: Uni <strong>Leipzig</strong><br />
Staatsministerium für Kultus und<br />
Sport) und Dr. h.c. Klaus Tschira (Klaus<br />
Tschira Stiftung).<br />
Mitglieder aus der Universität sind<br />
Prof. Dr. Annette G. Beck-Sickinger<br />
(Geschäftsführende Direktorin des Institutes<br />
für Biochemie der Fakultät<br />
für Biowissenschaften, Pharmazie und<br />
Psychologie) sowie Prof. Dr. rer. biol.<br />
hum. habil. Elmar Brähler (Leiter der<br />
Abteilung für Medizinische Psychologie<br />
und Medizinische Soziologie an der<br />
Medizinischen Fakultät).<br />
Die Mitglieder des Hochschulrats hat<br />
das SMWK auf Vorschlag des Senats<br />
und des SMWK berufen. Sie sind in<br />
ihrer Tätigkeit im Hochschulrat unabhängig<br />
und an Weisungen nicht gebunden.<br />
Das Gremium wird mindestens zweimal<br />
im Semester und bei Bedarf tagen. Erste<br />
verantwortliche Aufgabe des Hochschulrates<br />
ist die Mitwirkung bei der<br />
Wahl der Rektorin oder des Rektors:<br />
Auf der Grundlage eines vom Hochschulrat<br />
im Einvernehmen mit dem Senat<br />
erstellten Wahlvorschlages wird der<br />
Erweiterte Senat noch in diesem Jahr<br />
eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger<br />
des bisherigen Rektors wählen.<br />
Dr. Manuela Rutsatz
12 KULTUR<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
AM RANDE<br />
PinUp-Girl<br />
<strong>als</strong> Opern-Stoff<br />
Sie war eher in Männermagazinen<br />
zu finden <strong>als</strong> in der<br />
Hochkultur. Doch jetzt wird aus<br />
dem Leben von Nacktmodel<br />
Anna Nicole Smith eine Oper.<br />
Und das Stück über die füllige<br />
Blondine soll in einem der<br />
renommiertesten Opernhäuser<br />
der Welt gezeigt werden: Im<br />
Londoner Royal Opera House.<br />
„Anna Nicole“ hat am 17.<br />
Februar 2011 Weltpremiere,<br />
teilte die Oper mit. Smith starb<br />
2007 im Alter von 39 Jahren<br />
in Florida an einer Medikamenten-Überdosis.<br />
Das Stück<br />
komponiert der Brite Mark-Anthony<br />
Turnage zusammen mit<br />
Richard Thomas. Die niederländische<br />
Sopranistin Eva-Maria<br />
Westbroek soll in die Rolle<br />
des Models schlüpfen. Das<br />
Opernhaus versprach, dass<br />
die Aufführung „eines der großen<br />
Ereignisse im britischen<br />
Kunstkalender“ sein werde.<br />
dpa<br />
Mosaik-Schau<br />
in <strong>Leipzig</strong><br />
Der DDR-Comic „Mosaik“<br />
kommt zu musealen Ehren.<br />
Das Zeitgeschichtliche Forum<br />
<strong>Leipzig</strong> gewährt Einblick in<br />
das Privatarchiv des „Mosaik“-<br />
Erfinders Hannes Hegen. Seit<br />
16. März ist die Präsentation<br />
„Auf den Spuren der Digedags.<br />
Erste Erkundungen“ geöffnet.<br />
Gezeigt werden Entwürfe,<br />
Buchprojekte und der Entstehungsprozess<br />
des Comics.<br />
Fans können alten Bekannten<br />
wie dem Löwen Nero und<br />
Ritter Runkel von Rübenstein<br />
begegnen, teilte das Museum<br />
mit. Hannes Hegen alias Johannes<br />
Hegenbarth hatte sein<br />
Archiv 2009 dem Forum vermacht.<br />
Die Schau soll einen<br />
Vorgeschmack auf die große<br />
„Mosaik“-Ausstellung 2011<br />
geben.<br />
dpa<br />
Jugend musiziert<br />
mit Popsängern<br />
Sächsische<br />
Jungmusiker<br />
stellen beim 19. Landeswettbewerb<br />
„Jugend musiziert“<br />
erstm<strong>als</strong> ihr Können <strong>als</strong><br />
Popsänger unter Beweis. Damit<br />
wolle sich der Wettbewerb<br />
auch für diesen Bereich der<br />
Musik öffnen, sagte der Geschäftsführer<br />
des Sächsischen<br />
Musikrates, Torsten Tannenberg,<br />
in <strong>Leipzig</strong>. Die Solisten<br />
und Ensembles müssen je<br />
nach Alter zwischen zehn und<br />
zwanzig Minuten vor einer Jury<br />
singen oder spielen. Danach<br />
werden sie bewertet. Die besten<br />
Teilnehmer dürfen den Freistaat<br />
beim Bundeswettbewerb<br />
in Lübeck vom 21. bis 28. Mai<br />
vertreten.<br />
dpa<br />
SCHATZ<br />
Dresden hat „Türckische Cammer“<br />
Prächtige „Türckische Cammer“ im Dresdner Residenzschloss: Eine Besucherin<br />
bestaunt das Dach des osmanischen Zeltes aus dem 17. Jahrhundert. Fotos: ddp<br />
In den Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden<br />
ist Anfang März die<br />
„Türckische Cammer“ eröffnet<br />
worden. Die neue<br />
Dauerausstellung zeigt<br />
mit ihren 600 Exponaten<br />
eine der weltweit bedeutendsten<br />
osmanischen<br />
Sammlungen außerhalb<br />
der Türkei. Zu sehen sind<br />
auf 750 Quadratmetern<br />
prunkvolle Waffen, Panzerhemden,<br />
Helme, Fahnen<br />
und Gewänder. Die<br />
Stücke stammen aus der<br />
Zeit vom 16. bis zum frühen<br />
19. Jahrhundert.<br />
Zur Eröffnung waren<br />
BUCHMESSE<br />
<strong>Leipzig</strong>: Das Publikum spielt die Hauptrolle<br />
Außenminister Guido<br />
Westerwelle (FDP) und<br />
sein türkischer Amtskollege<br />
Ahmet Davutoglu<br />
nach Dresden gereist.<br />
Ministerpräsident Stanislaw<br />
Tillich (CDU) sagte,<br />
die sächsischen Herrscher<br />
hätten die „Kultur<br />
und Kunst der Sultane“<br />
immer bewundert. „Genauso<br />
tun wir es heute in<br />
dieser neuen einmaligen<br />
Sammlung“, so Tillich.<br />
Aber auch Besucher aus<br />
der Türkei könnten Wurzeln<br />
ihrer eigenen Kultur<br />
entdecken.<br />
Lesen und Lauschen,<br />
Schmökern und<br />
Schlendern: Vier<br />
Tage lang werden die<br />
<strong>Leipzig</strong>er Messehallen<br />
wieder zum Paradies für<br />
Leseratten. 1500 Buchautoren<br />
aus nah und<br />
fern werden bis zum 21.<br />
März auf der <strong>Leipzig</strong>er<br />
Buchmesse erwartet. Ob<br />
Roman oder Biografie,<br />
Manga oder Sachbuch,<br />
eines haben ihre Werke<br />
gemeinsam: Es sind die<br />
Neuerscheinungen des<br />
Frühjahrs 2010. Verleger,<br />
Kritiker, Buchhändler und<br />
Agenten aus ganz Deutschland<br />
reisen an, um für die<br />
literarischen Novitäten zu<br />
werben oder sie unter die<br />
Lupe zu nehmen. Aber die<br />
Hauptrolle auf der Frühjahrs-Schau<br />
der Messe<br />
spielt das Publikum.<br />
Als Unternehmen zeigt sich<br />
die Büchermesse trotz Wirtschaftskrise<br />
stabil. „Wir<br />
sind von der Krise nicht<br />
so betroffen“, sagt Buchmesse-Direktor<br />
Oliver Zille.<br />
Rund 2100 Aussteller aus<br />
38 Ländern sind dabei. Das<br />
sind etwa so viele wie 2009.<br />
Wachstum – wie regelmäßig<br />
in den vergangenen Jahren<br />
– gab es bei diesen Zahlen<br />
aber nicht. „In Zeiten,<br />
in denen Verlage sparen<br />
müssen, zeigt sich das Programm<br />
stabil“, fast Zille die<br />
Situation zusammen.<br />
Auf einem speziellen Südosteuropa-Campus<br />
stellen<br />
sich Verlage und Autoren<br />
Als bedeutendstes Exponat<br />
erwartet die Besucher<br />
ein 20 Meter langes<br />
und sechs Meter hohes<br />
osmanisches Staatszelt<br />
mit Applikationen aus<br />
Seide und vergoldetem<br />
Leder. Gefertigt wurden<br />
außerdem acht lebensgroße<br />
Araberhengste aus<br />
Holz, die mit Prunkreitzeug<br />
geschmückt sind.<br />
Den Angaben zufolge<br />
wurden in den Bau der<br />
drei Museumsräume 5,7<br />
Millionen Euro investiert.<br />
Mehrere Millionen Euro<br />
kostete zudem die jahrelange<br />
Restaurierung der<br />
Exponate. Allein für das<br />
Staatszelt wurden über<br />
der Balkanstaaten vor; erstm<strong>als</strong><br />
ist Bosnien-Herzegowina<br />
in <strong>Leipzig</strong> zu Gast. Es<br />
gibt ein deutsch-spanisches<br />
Autorentreffen, eine nordische<br />
Literaturnacht und<br />
einen Gemeinschaftsstand<br />
3,6 Millionen Euro ausgegeben.<br />
Sächsische Herrscher<br />
trugen die Stücke über<br />
Jahrhunderte zusammen.<br />
Sie kamen <strong>als</strong> Geschenke,<br />
Beutestücke<br />
und Ankäufe nach Sachsen<br />
oder wurden in europäischen<br />
Werkstätten<br />
nachgebildet. Die Eröffnung<br />
der „Türckischen<br />
Cammer“ ist ein erster<br />
Schritt zur Rückkehr der<br />
kompletten Rüstkammer<br />
ins Dresdner Residenzschloss.<br />
Der einstige<br />
Wettiner-Sitz brannte<br />
im Zweiten Weltkrieg<br />
Lateinamerika. Traditionell<br />
in <strong>Leipzig</strong> dabei ist auch<br />
das Schwerpunktland der<br />
Frankfurter Buchmesse.<br />
„2010 hat Argentinien<br />
seinen großen Auftritt in<br />
Frankfurt – und ist bei<br />
Zur <strong>Leipzig</strong>er Buchmesse werden in diesem Jahr<br />
rund 1500 Autoren erwartet.<br />
Foto: dpa<br />
Guido Westerwelle (r.), der türkische Außenminister<br />
Ahmet Davutoglu (l.) und Stanislaw Tillich.<br />
aus und wird seit den<br />
80er Jahren wieder aufgebaut.<br />
In dem Bau sind<br />
unter anderem die weltberühmten<br />
Schätze des<br />
„Grünen Gewölbes“ untergebracht.<br />
Die Sammlung der „Türckischen<br />
Cammer“ wurde<br />
in Dresden bis 1942<br />
in kleinerer Form gezeigt.<br />
Nach Kriegsende<br />
gelangten die meisten<br />
Teile zunächst in die<br />
Sowjetunion. Nach der<br />
Rückkehr war seit 1959<br />
erneut nur eine kleine<br />
Auswahl in der Rüstkammer<br />
zu sehen. epd<br />
uns mit einem Spezialprogramm<br />
vertreten“, so Zille.<br />
Besonders im Blick hat<br />
Zille die jungen Leseratten –<br />
und hier besonders Kinder<br />
und Jugendliche, die noch<br />
für das Lesen begeistert<br />
werden müssen. Auf dem<br />
Programm stehen 150<br />
Lesungen in Schulen und<br />
Kindergärten der Stadt. Auf<br />
einem Viertel der Messefläche<br />
geht es um Kinderund<br />
Jugendliteratur. Bei<br />
mehr <strong>als</strong> 400 Lesungen,<br />
Workshops und Aktionen<br />
können junge Leser mit<br />
Schriftstellern ins Gespräch<br />
kommen. Rund 30 000<br />
Jungleser werden erwartet.<br />
Allein 1000 Schulklassen<br />
werden in die Messehallen<br />
kommen. Sophia Kosel
UNTERHALTUNG 13<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
FORBES-LISTE<br />
Erstm<strong>als</strong> Mexikaner reichster Mensch der Welt<br />
Sie ist wieder draußen,<br />
die Forbes-<br />
Liste der reichsten<br />
Menschen der Erde.<br />
Sie wird erstm<strong>als</strong> von<br />
einem Mexikaner angeführt.<br />
Der Telekommunikations-Tycoon<br />
Carlos Slim Helu habe<br />
Microsoft-Gründer Bill<br />
Gates knapp abgehängt,<br />
sagte Magazin-Herausgeber<br />
Steve Forbes in<br />
New York.<br />
Demnach verfügt Slim<br />
über 53,5 Milliarden<br />
Dollar (39,3 Milliarden<br />
Euro), Vorjahressieger<br />
Gates über 53 Milliarden.<br />
Auf anderen Listen<br />
war Slim schon vor<br />
Jahren an Gates vorbeigezogen.<br />
Dritter ist<br />
Investor Warren Buffett<br />
mit 47 Milliarden.<br />
Reichster Deutscher ist<br />
laut Forbes Aldi-Besitzer<br />
Karl Albrecht, mit<br />
23,5 Milliarden Dollar<br />
gerade noch in den Top<br />
Ten.<br />
Von den gut 1000 Milliardären<br />
kommen 53 aus<br />
Deutschland. Neben Karl<br />
Albrecht war 2009 auch<br />
dessen Bruder Theo in<br />
der Top Ten. Er ist jetzt<br />
mit 16,7 Milliarden auf<br />
Platz 31 und einer von<br />
zweien in den Top 100,<br />
die weniger verdienten<br />
Knapp gewonnen: Der Telekommunikations-Tycoon Carlos Slim Helu (r.) hat<br />
Microsoft-Gründer Bill Gates in puncto Reichtum abgehängt. Foto: dpa<br />
<strong>als</strong> im Vorjahr. Zwischen<br />
den Brüdern ist noch<br />
Versandhaus-Unternehmer<br />
Michael Otto<br />
auf Platz 21 mit 18,7<br />
Milliarden Dollar. Unter<br />
den Deutschen folgt <strong>als</strong><br />
nächstes Quandt-Erbin<br />
Susanne Klatten. Gut elf<br />
Milliarden brachten sie<br />
auf Platz 51. Investor<br />
August von Finck schafft<br />
es mit 7,3 Milliarden und<br />
Platz 99 gerade noch in<br />
die Top 100. Weltweit<br />
höchste „Neueinsteigerin“<br />
ist Bertelsmann-<br />
Erbin Liz Mohn mit 4,4<br />
Milliarden auf Platz 189.<br />
Nach dem Einbruch<br />
des Jahres 2009 gebe<br />
es jetzt wieder mehr<br />
<strong>als</strong> 1000 Milliardäre<br />
weltweit, sagte Forbes.<br />
„Nach unseren Recherchen<br />
verfügen 1011<br />
Menschen über mehr<br />
<strong>als</strong> eine Milliarde Dollar.<br />
Das sind deutlich mehr<br />
<strong>als</strong> im letzten Jahr mit<br />
793, aber weniger <strong>als</strong><br />
2008 mit 1125. Das ist<br />
für uns aber ein Index,<br />
dass sich die Wirtschaft<br />
erholt.“ Reichste Frau<br />
ist laut Forbes Walmart-<br />
Erbin Christy Walton,<br />
mit 22,5 Milliarden<br />
auf Platz zwölf. Nur 89<br />
Frauen sind auf der Liste,<br />
die meisten haben<br />
das Geld geerbt. Als<br />
„Selfmade-Milliardäre“<br />
gelten nur 14 Frauen<br />
– die Hälfte davon aus<br />
China.<br />
Auf der 24. Forbes-Liste<br />
sind Menschen aus<br />
55 Ländern, erstm<strong>als</strong><br />
auch aus Finnland und<br />
Pakistan. China ist der<br />
große Gewinner mit 64<br />
Superreichen. Nur in<br />
den USA gibt es mit 403<br />
mehr Milliardäre <strong>als</strong> in<br />
der Volksrepublik. Dritter<br />
ist Russland mit 62<br />
Milliardären. Von den<br />
weltweit 97 neuen Milliardären<br />
kommen allein<br />
62 aus Asien. Gleich<br />
zwei Inder – Ölmagnat<br />
Mukesh Ambani (Platz<br />
4, 29 Milliarden) und<br />
Stahltycoon Lakshmi<br />
Mittal (5/28,7 Milliarden)<br />
– finden sich in den<br />
Top Ten. Insgesamt verfügen<br />
die zehn Reichsten<br />
über 342 Milliarden<br />
Dollar – 88 Milliarden<br />
mehr <strong>als</strong> im Vorjahr.<br />
Der Durchschnittsmilliardär<br />
besitzt übrigens<br />
3,5 Milliarden.<br />
Die größte Milliardärsdichte<br />
gibt es in New<br />
York mit 60 Superreichen,<br />
gefolgt von Moskau<br />
(50) und London<br />
(32). Der älteste in der<br />
Liste ist Walter Haefner<br />
aus der Schweiz. Der<br />
99-Jährige schaffte es<br />
mit 3,3 Milliarden auf<br />
Platz 287. Genau 75<br />
Plätze vor ihm ist der<br />
Jüngste, Facebook-<br />
Gründer Mark Zuckerberg<br />
– vier Milliarden<br />
schwer und gerade 25<br />
Jahre alt. Der jüngste<br />
Deutsche kommt auf<br />
Platz 437. Albert Prinz<br />
von Thurn und Taxis<br />
ist 27 Jahre alt und hat<br />
laut Forbes 2,2 Milliarden<br />
Dollar. dpa<br />
LEUTE<br />
Shaun White, amerikanischer<br />
Snowboarder und Olympia-<br />
Goldmedaillengewinner (23), hat<br />
große Probleme zu relaxen. Am<br />
besten klappe das beim Shoppen.<br />
„Wenn ich frei habe, komme ich<br />
damit schwer zurecht. Ich kann<br />
mich nicht entspannen. Ich gehe<br />
und kaufe mir Mist“, sagte der<br />
Halfpipe-Spezialist dem US-Magazin<br />
„New York“. Einige Wochen<br />
vor den Olympischen Spielen in<br />
Vancouver sei er in Panik geraten<br />
und habe sich gleich vier Surfbretter<br />
innerhalb einer Stunde<br />
gekauft. Über das nötige Kleingeld<br />
für solche Eskapaden muss sich<br />
White keine Sorgen machen. Dem<br />
US-Magazin „Forbes“ zufolge hat<br />
er alleine im vergangenen Jahr<br />
acht Millionen Dollar (5,8 Millionen<br />
Euro) mit Sponsoren verdient.<br />
Amy Winehouse, Sängerin (26),<br />
will ihren drogenkranken Ex-<br />
Mann Blake Fielder-Civil (27) zum<br />
zweiten Mal heiraten. Die britische<br />
Sängerin möchte ihm diesmal in<br />
Las Vegas das Jawort geben. Ein<br />
Insider sagte: „Sie werden definitiv<br />
heiraten und haben sich auf<br />
Vegas geeinigt. Amy möchte keine<br />
traditionelle Zeremonie, es soll so<br />
ähnlich werden wie bei ihrer ersten<br />
Hochzeit.“ 2007 ließ sich das<br />
Paar in Miami trauen. Bevor es soweit<br />
ist, muss Blake noch seinen<br />
Aufenthalt in einer Entzugsklinik<br />
beenden. Außerdem könnte es für<br />
Amy ein Problem bei der Einreise<br />
geben. 2007 wurde sie wegen Besitzes<br />
von Cannabis in Norwegen<br />
inhaftiert und erhielt danach auch<br />
kein US-Visum mehr.<br />
RENNWAGEN<br />
Melkus: DDR-Ferrari zum Anschauen<br />
Der legendäre DDR-Sportwagen<br />
Melkus wird zum<br />
Kunstobjekt. Seit dem<br />
11. März können Fans die Entwicklung<br />
des Wagens in einer<br />
Design-Schau der Staatlichen<br />
Kunstsammlungen Dresden sehen.<br />
Neben vielen Zeichnungen<br />
und Modellen sind auch originale<br />
Wagen zu sehen, darunter<br />
das neueste Modell RS 2000.<br />
Jährlich sollen in Dresden 25<br />
Exemplare des 107 000 Euro<br />
teuren Flitzers mit Flügeltüren<br />
entstehen. Neben einer 270<br />
PS starken Straßenversion<br />
wird auch ein mehr <strong>als</strong> 300<br />
PS starkes Rennauto aufgelegt.<br />
Zwölf Mitarbeiter bauen den<br />
neuen Melkus in Handarbeit.<br />
„Wir sind ausgebucht“, sagte<br />
der Technische Leiter der Melkus<br />
Sportwagen GmbH, Peter<br />
Melkus, kurz vor Eröffnung der<br />
Ausstellung. Der erste RS 2000<br />
soll noch im März ausgeliefert<br />
werden.<br />
Kunstsammlungschef Martin<br />
Roth nannte die Schau eine<br />
„Hommage an die Familie Melkus“.<br />
Tatsächlich schrieb sie ein<br />
Stück automobiler Geschichte<br />
im Osten Deutschlands, auch im<br />
Rennsport. Heinz Melkus (1928-<br />
2005) errang sechs DDR-Meistertitel<br />
und dreimal den „Pokal<br />
für Frieden und Freundschaft“<br />
– das wichtigste Rennen in den<br />
früheren Ostblockstaaten.<br />
Sohn Ulli Melkus wurde bis<br />
zu seinem tödlichen Unfall<br />
1990 fünfmal Meister im Osten<br />
Deutschlands. Neben Peter Melkus<br />
sind heute noch sein Sohn<br />
Sepp Melkus und Ullis Sohn<br />
Ronny Melkus im Geschäft. Der<br />
neue Wagen richtet sich an drei<br />
Zielgruppen: Sammler, sportlich<br />
ambitionierte Fahrer und<br />
Legende auf vier Rädern: In der Dresdner Kunsthalle wird die Sportwagenausstellung „Melkus. Die<br />
ideale Linie“ präsentiert. Interessenten gibt es zu Hauf – zum Schauen und zum Kaufen. Foto: dpa<br />
an „Wiederholungstäter“– Leute,<br />
die schon den „DDR-Ferrari“ RS<br />
1000 besaßen. Laut Peter Melkus<br />
gibt es Anfragen aus ganz<br />
Europa und der Golfregion.<br />
Für die Kunstsammlungen soll<br />
die PS-starke Schau zugleich eine<br />
Initialzündung konzeptioneller<br />
Art sein. „Diese Ausstellung zum<br />
Automobildesign ist der Einstieg<br />
in die Diskussion um die Weiterentwicklung<br />
des Kunstgewerbemuseums“,<br />
sagte Roth: „Wir<br />
brauchen ein Forum, das sich<br />
auch der zeitgenössischen Produktgestaltung<br />
zuwendet.“ Bis 16.<br />
Mai bekommen Besucher der Melkus-Schau<br />
zudem eine Vorstellung<br />
davon, wohin die Reise der DDR-<br />
Autos hätte gehen können. Zeichnungen<br />
für eine Coupé-Version<br />
und einen Roadster auf Basis des<br />
Wartburg 353 lagen bei Melkus<br />
in der Schublade. Der RS 1000<br />
war dam<strong>als</strong> auf internationalen<br />
Ausstellungen auch im Westen zu<br />
sehen. Dass zeitgleich für ihn ein<br />
Exportverbot galt, gehört zu den<br />
Geheimnissen der DDR. dpa
14 REISE<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
AIRBUS A380<br />
Unterwegs im „großen Vogel“<br />
Touristentraum Airbus A380: Die australische Airline Qantas setzt den großen Vogel auf Strecken in due USA sowie über Singapur nach London ein.<br />
Fotos: dpa<br />
Stromausfall in der Bordküche,<br />
Probleme mit dem<br />
Treibstoffsystem: Der A380<br />
sorgte zuletzt unter anderem<br />
durch einige Pannen für Aufsehen.<br />
Zugleich kommt das Flugzeug<br />
aber auch den Deutschen<br />
immer näher. Am 28. März wird<br />
die größte Passagiermaschine<br />
der Welt erstm<strong>als</strong> eine Stadt im<br />
deutschsprachigen Raum im regulären<br />
Linienverkehr ansteuern:<br />
Singapore Airlines (SIA) setzt den<br />
A380 dann täglich auf der Strecke<br />
Singapur-Zürich ein. Im Mai<br />
soll der „große Vogel“ dann zum<br />
Stammgast auch auf dem Frankfurter<br />
Flughafen werden, wenn<br />
die Lufthansa ihr erstes Exemplar<br />
auf Reisen schickt. Auch andere<br />
Fluggesellschaften bekommen im<br />
Laufe des Jahres neue A380 ausgeliefert.<br />
Für Reisende wachsen<br />
somit die Möglichkeiten, in einer<br />
der doppelstöckigen Maschinen<br />
mitzufliegen.<br />
Welche Fluggesellschaften fliegen<br />
bereits mit dem Airbus A380?<br />
Die SIA hat derzeit zehn A380 im<br />
Einsatz, bei der Dubai-Fluggesellschaft<br />
Emirates sind es acht.<br />
Hinzu kommen sechs Maschinen<br />
bei der Qantas aus Australien und<br />
zwei bei der Air France (Stand:<br />
Anfang März 2010).<br />
Auf welchen Strecken werden<br />
diese Maschinen eingesetzt?<br />
In Europa landen die Großraumflugzeuge<br />
bisher nur in<br />
London-Heathrow und in Paris-<br />
Charles-de-Gaulle. In London<br />
sind drei Fluggesellschaften<br />
aktiv: Singapore Airlines (nach<br />
Singapur), Emirates (nach Dubai)<br />
und Qantas (über Singapur nach<br />
Sydney und Melbourne). In Paris<br />
setzen außer Air France (nach<br />
New York und Johannesburg)<br />
auch die SIA (nach Singapur) und<br />
Emirates (nach Dubai) den A380<br />
ein. Weitere Strecken: mit der SIA<br />
von Singapur nach Sydney, Melbourne,<br />
Hongkong und Tokio; mit<br />
Emirates von Dubai nach Toronto,<br />
Bangkok, Sydney, Seoul, Auckland<br />
in Neuseeland und Dschidda<br />
in Saudi-Arabien; mit Qantas<br />
von Sydney und Melbourne nach<br />
Los Angeles. Die Mehrzahl der<br />
A380-Strecken führt bislang <strong>als</strong>o<br />
zu Zielen im asiatischaustralisch-pazifischen<br />
Raum.<br />
Ist es immer ein A380,<br />
wenn ich diese Verbindungen<br />
fliege?<br />
Nicht unbedingt. Es gibt<br />
Strecken, auf denen alle<br />
Flüge mit einem A380<br />
vorgenommen werden,<br />
zum Beispiel Singapur-<br />
Paris bei der SIA. Auf<br />
den sieben bis acht täglichen<br />
Flügen zwischen<br />
Singapur und Hongkong<br />
setzt das Unternehmen<br />
dagegen drei verschiedene<br />
Flugzeugtypen ein, erklärt<br />
Sprecher Peter Tomasch. Ähnlich<br />
sieht es bei den fünf täglichen Air-<br />
France-Flügen nach New York<br />
aus: Nur für die Verbindung um<br />
13.30 Uhr ab Paris ist ein A380<br />
eingeplant, sagt Sprecherin Julia<br />
Lange. In der Regel teilen die<br />
Airlines auf ihren Buchungswebseiten<br />
mit, welche Maschine für<br />
einen Flug vorgesehen ist. Wer<br />
unbedingt im A380 mitfliegen<br />
möchte, sollte <strong>als</strong>o zeitlich ein<br />
wenig flexibel sein.<br />
Sehen die Maschinen von innen<br />
alle gleich aus?<br />
Nein. Emirates zum Beispiel hat<br />
bisher zwei Konfigurationen mit<br />
489 und mit 517 Sitzplätzen in<br />
jeweils drei Klassen erhalten,<br />
erklärt Verkaufsleiter Volker<br />
Greiner. Bei der SIA sind es 471<br />
Sitzplätze, bei Qantas bisher 450<br />
und bei Air France 538. Die Qantas<br />
bietet dabei mit der Premium<br />
Economy eine weitere Klasse<br />
zwischen Business und Economy<br />
Class, auch Air France will<br />
von 2011 an die Zwischenklasse<br />
„Premium Voyageur“ im A380<br />
Über die Treppe zum Oberdeck: Wie hier an Bord<br />
einer Air-France-Maschine verfügen alle A380 über<br />
zwei mit Passagiersitzen bestückte Etagen.<br />
an Bord haben. Die Ausstattung<br />
kann jede Fluggesellschaft selbst<br />
wählen - bei Qantas zum Beispiel<br />
gibt es Selbstbedienungsbars an<br />
Bord, an denen sich die Fluggäste<br />
Snacks und Getränke holen<br />
können.<br />
Steigen viele deutsche Passagiere<br />
auf Flüge mit dem Riesenvogel<br />
um?<br />
Den Airlines zufolge ja. „Wir<br />
fliegen die Maschine jetzt seit<br />
zweieinhalb Jahren. Der A380-<br />
Effekt ist immer noch da“, sagt<br />
SIA-Sprecher Tomasch. Das<br />
zeige sich auch daran, dass die<br />
A380-Auslastung um zehn Prozentpunkte<br />
über dem Flottendurchschnitt<br />
liege. Bei deutschen<br />
Emirates-Kunden gefragt<br />
sind vor allem die Weiterflüge<br />
von Dubai nach Australien und<br />
Asien. Ähnlich ist es bei den<br />
Flügen der Qantas von Singapur<br />
nach Australien. „Wir bemerken,<br />
dass sich wegen des Fluggeräts<br />
A380 mehr Leute bewusst für<br />
die Air France interessieren“,<br />
erklärt Julia Lange.<br />
Wohin wird die Lufthansa<br />
mit dem A380<br />
fliegen?<br />
Das wird die größte<br />
deutsche Fluggesellschaft<br />
erst Ende März<br />
bekanntgeben, sagt<br />
Sprecher Michael<br />
Lamberty. Von Mai bis<br />
August soll es jeden<br />
Monat einen neuen<br />
A380 in der Lufthansa-Flotte<br />
geben. Diese<br />
ersten vier Maschinen<br />
sollen zusammen drei<br />
Ziele in der Ferne<br />
ansteuern, wobei es<br />
auf Städte in Asien und/oder<br />
Nordamerika hinauslaufen<br />
dürfte. Gezielte Buchungen für<br />
A380-Flüge will die Lufthansa<br />
ebenfalls von Ende März an<br />
ermöglichen. Die Großraummaschine<br />
wird allerdings keine<br />
ganz neuen Verbindungen<br />
fliegen. Vielmehr ersetzt sie<br />
bestehende Flugplanungen<br />
und übernimmt die dafür bereits<br />
bestehenden Buchungen.<br />
„Es gibt <strong>als</strong>o schon jetzt einige<br />
Hundert A380-Passagiere, die<br />
noch gar nicht wissen, dass sie<br />
Premierengäste sein werden“,<br />
erläutert Lamberty.<br />
Welche Fluggesellschaften erhalten<br />
dieses Jahr weitere A380?<br />
Alle, die das Flugzeug heute<br />
schon einsetzen. Singapore Airlines<br />
hat neun weitere A380 bestellt<br />
und erwartet eine bis zwei<br />
neue Maschinen in diesem Jahr.<br />
Bei Qantas kommen nach Unternehmensangaben<br />
zwei weitere<br />
hinzu, mit denen die Verbindungen<br />
von Australien nach London<br />
und Los Angeles ausgebaut<br />
werden sollen. Air France erhält<br />
zwei weitere A380. Als neues Ziel<br />
kommt hier Tokio hinzu, außerdem<br />
soll es mehr Johannesburg-<br />
Flüge mit dem Großraumflugzeug<br />
geben. Die meisten Neuzugänge<br />
erwartet Emirates: Bis Ende<br />
2010 sollen sieben weitere A380<br />
in Dienst gestellt werden. Zu den<br />
neuen Zielen wird vom August an<br />
Peking gehören. Außerdem erhält<br />
mit Korean Air eine weitere Fluggesellschaft<br />
den ersten A380.<br />
Sind A380-Deutschland-Strecken<br />
von diesen Airlines geplant?<br />
Es sind zumindest keine absehbar.<br />
Bei der Air France ist das so<br />
gut wie ausgeschlossen, weil ihre<br />
Langstreckenflüge nur in Frankreich<br />
starten. Bei Emirates heißt<br />
es, es gebe keine unmittelbaren<br />
Pläne, bei Qantas, Deutschland-<br />
Flüge seien „derzeit nicht in<br />
Planung“. Die Singapore Airlines<br />
will zwar langfristig ihre letzten<br />
acht Flugzeuge vom Typ Boeing<br />
747-400 ausmustern, die derzeit<br />
unter anderem auf der Strecke<br />
Singapur-Frankfurt-New York<br />
unterwegs sind. Welche Maschinen<br />
den Jumbo-Jet dort ablösen,<br />
stehe aber noch nicht fest, sagt<br />
Peter Tomasch. Der A380 ist eine<br />
Möglichkeit dazu – aber nicht die<br />
einzige. Christian Röwekamp
FRESH – DIE JUNGE SEITE 15<br />
Ausgabe XX 6 / 19. Y. Monat März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
THEMA NEBENJOBS 1<br />
Titel Kellnern Thema ist ab 1 16 erlaubt<br />
text Als Schüler ist das Portemonnaie<br />
eigentlich nie<br />
so voll, wie es sein sollte.<br />
Deshalb nutzen viele Freizeit<br />
und Ferien, um das Taschengeld<br />
aufzubessern. Die einen sparen<br />
für ein Moped, das pünktlich<br />
zum Führerschein vor der Tür<br />
stehen soll. Andere möchten sich<br />
einfach nicht jeden Kinobesuch<br />
zweimal überlegen müssen. Egal<br />
ob Zeitungsausträger nach der<br />
Schule oder Produktionshelfer in<br />
den Ferien – die meisten Schüler<br />
nutzen persönliche Kontakte, um<br />
an einen Job zu kommen. Doch<br />
es gibt noch viele andere Möglichkeiten.<br />
In den Arbeitsagenturen<br />
gibt es eine Jobvermittlung,<br />
bei der man nachfragen und sich<br />
registrieren lassen kann, sagt<br />
Anja Huth von der Bundesagentur<br />
für Arbeit in Berlin. „Schüler<br />
sollten aber auch direkt auf die<br />
Unternehmen zugehen.“<br />
Darüber hinaus gebe es Online-<br />
Börsen, die Schülerjobs vermitteln.<br />
Ein solches Portal ist zum<br />
Beispiel www.schuelerjobs.de,<br />
das von Dynamo Deutschland in<br />
Düsseldorf betrieben wird. Es ist<br />
derzeit das einzige Portal dieser<br />
Art in Deutschland, das sich ausschließlich<br />
an Schüler richtet.<br />
„Die Schüler können selbst ein<br />
Bewerbungsprofil mit Lebenslauf<br />
anlegen und erhalten dann<br />
auch einen aktuellen Jobletter,<br />
in dem neue Angebote gelistet<br />
sind“, erklärt der Geschäftsführer<br />
Sascha Ropertz. Auch er<br />
ist aber der Meinung, dass die<br />
meisten Neben- oder Ferienjobs<br />
über persönliche Kontakte und<br />
Empfehlungen vergeben werden.<br />
Es lohne sich auf jeden Fall, bei<br />
Bekannten und in der Familie<br />
die Ohren offen zu halten. Der<br />
Klassiker für einen Nebenjob<br />
während der Schule sei immer<br />
noch das Zeitungenaustragen,<br />
sagt Ropertz. Danach folgten Tätigkeiten<br />
im Haushalt.<br />
MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS<br />
Ein Blick aufs Schwarze Brett lohnt: Die meisten Nebenjobs werden<br />
aber über persönliche Kontakte vermittelt. Foto: dpa<br />
Wer mindestens 16 Jahre alt ist,<br />
darf auch <strong>als</strong> Kellner in der Kneipe<br />
jobben. „Da gibt es teilweise<br />
gutes Trinkgeld.“ Sehr beliebt<br />
seien außerdem reine Internetjobs,<br />
bei denen Schüler im Netz<br />
recherchieren müssen. „Das ist<br />
zwar oft reine Fleißarbeit, wird<br />
aber schon Jugendlichen ab 14<br />
Jahren zugetraut.“ Der große<br />
Vorteil: Man kann von zu Hause<br />
aus arbeiten.<br />
Bildunterschrift<br />
Ältere Schüler, die einen Ferienjob<br />
suchen, entschieden sich<br />
häufig für Aushilfstätigkeiten<br />
in einer Fabrik, die meist über<br />
vier bis fünf Wochen laufen, erzählt<br />
Ropertz. „Wer Glück oder<br />
Beziehungen hat, darf auch in<br />
der Verwaltung mitarbeiten. Das<br />
ist meist besser bezahlt.“ Ab der<br />
Oberstufe könnten sich Schüler<br />
in dem Berufsfeld umsehen,<br />
das sie für die Zukunft interessiert.<br />
Gutes Geld gibt es auch <strong>als</strong><br />
Messe-Hostess. Dafür müssen<br />
Schülerinnen aber mindestens<br />
18 Jahre sein. Hier wird häufig<br />
über Gewerbeschein abgerechnet:<br />
„Eine solche Arbeit ist vielleicht<br />
eher <strong>als</strong> Student interessant.“<br />
Grundsätzlich dürften<br />
sich Schüler ab 15 Jahren einen<br />
Ferienjob suchen, erklärt Huth.<br />
Dieser Job ist auf maximal vier<br />
Wochen im Jahr begrenzt. „Insgesamt<br />
darf nur an 20 Ferienjobtagen<br />
gearbeitet werden.“<br />
Wer unter 18 ist, darf maximal<br />
acht Stunden am Tag beziehungsweise<br />
40 Stunden pro Woche arbeiten.<br />
Zur Nachtzeit zwischen<br />
20 und 6 Uhr ist keine Beschäftigung<br />
erlaubt – mit Ausnahme von<br />
Branchen wie Gaststätten oder<br />
Bäckereien. „Ganzjährig zugelassen<br />
sind bestimmte Freizeitjobs<br />
für Schüler ab 13 Jahren, zum<br />
Beispiel zwei Stunden täglich<br />
Zeitungen austragen oder Babysitten.“<br />
Einschränkungen ergeben<br />
sich darüber hinaus durch<br />
die Anwesenheitspflicht in der<br />
Schule, sagt Huth. Je mehr sich<br />
Ganztagsschulen durchsetzen,<br />
umso stärker konzentriere sich<br />
das Arbeiten auf die Ferienzeiten,<br />
erklärt Andreas Engel von der Erziehungsberatungsstelle<br />
in Hof.<br />
„Unserer Wahrnehmung nach<br />
fallen viele einfache Jobs weg,<br />
die früher von Schülern übernommen<br />
wurden, oder werden<br />
anders besetzt.“<br />
Die meisten wollten mit einem<br />
Job Geld verdienen, um sich<br />
etwas Bestimmtes anzuschaffen<br />
oder um etwas auf der hohen<br />
Kante zu haben, sagt Engel. Auf<br />
der anderen Seite spiele auch die<br />
Eigenständigkeit eine Rolle. „Es<br />
macht viele Schüler einfach stolz,<br />
zum ersten Mal eigenes Geld zu<br />
bekommen.“ Philipp Laage<br />
AM RANDE<br />
Music Ke$ha<br />
Sie T ext kam auf einer Party im<br />
San Fernando Valley in Los<br />
Angeles zu Welt, ihre Mutter ist<br />
eine ehemalige Punkrocksängerin.<br />
In ihrer Kindheit lebte<br />
sie von Sozialhilfe und Essensmarken.<br />
Vor zwei Jahren verschaffte<br />
sich Ke$ha unbefugt<br />
Zutritt zum Anwesen von Musiklegende<br />
Prince, um ihm ein<br />
Demotape in die Hand zu drücken.<br />
Ke$ha wills wissen. Sie<br />
hat jetzt ihr Debütalbum „Animal“<br />
auf dem Markt, das unter<br />
anderem von Dr. Luke und Max<br />
Martin (Pink, Kelly Clarkson,<br />
Britney Spears) sowie Benny<br />
Blanco (Katy Perry, 3OH!3,<br />
Spank Rock) produziert wurde.<br />
Video<br />
Im T ext Jahre 2009 erhält die amerikanische<br />
Regierung einen vertraulichen<br />
Report, der bestätigt,<br />
dass die Erde schon in wenigen<br />
Jahren untergeht. Während Wissenschaftler<br />
nach Auswegen aus<br />
der Katastrophe suchen, wird an<br />
oberster Stelle ein geheimer Katastrophenplan<br />
entwickelt, der<br />
jedoch nicht die Rettung aller<br />
Menschen vorsieht. Als Jackson<br />
Curtis und seine zwei Kinder eines<br />
Tages einen Familienausflug<br />
unternehmen, stoßen sie auf den<br />
exzentrischen Wissenschaftler<br />
Frost, der alle Anzeichen vom<br />
Ende der Welt akribisch festhält.<br />
Kann die Menschheit gerettet<br />
werden?<br />
Auf BluRay.<br />
Game Metro 2033<br />
GT ext anze 20 Jahre nach einer<br />
apokalyptischen Katastrophe<br />
spielt Metro 2033. Ein<br />
Großteil der Menschheit wurde<br />
ausgerottet. Die wenigen Überlebenden<br />
sind gezwungen im<br />
Untergrund, genauer in den U-<br />
Bahnhöfen und -Schächten der<br />
Moskauer Metro, zu leben, da<br />
die Erdoberfläche durch vergiftete<br />
Luft, klirrende Kälte und<br />
Mutationen unbewohnbar ist.<br />
Als Wohnung dienen winzige<br />
Verschläge in denen gelebt, gehandelt<br />
und gearbeitet wird.<br />
Nur wenige Männer wagen sich<br />
mit Gasmasken und in dicke<br />
Anzüge gehüllt ans Tageslicht<br />
... Für PC.<br />
Book Verdammnis<br />
Ein T ext junger Journalist bietet<br />
Mikael Blomkvist für das Magazin<br />
„Millennium“ eine Story an,<br />
die skandalöser nicht sein könnte.<br />
Amts- und Würdenträger der<br />
schwedischen Gesellschaft vergehen<br />
sich an jungen russischen<br />
Frauen, die gewaltsam ins Land<br />
geschafft und zur Prostitution<br />
gezwungen werden. Als sich Lisbeth<br />
Salander in die Recherchen<br />
einschaltet, stößt sie auf einige<br />
besonders pikante Details. Wenig<br />
später werden der Journalist und<br />
ein Anwalt tot aufgefunden. Die<br />
Tatwaffe trägt Lisbeths Fingerabdrücke.<br />
Sie wird an den Pranger<br />
gestellt und flüchtet. Nur Mikael<br />
glaubt an ihre Unschuld...<br />
Titel Ausstellung<br />
zeile zum Komasaufen<br />
UT ext nter dem Motto „Blau –<br />
heiter bis tödlich“ haben<br />
Studenten aus Hamburg, Berlin<br />
und Düsseldorf die Facetten<br />
des Themas Alkohol in Bilder<br />
umgesetzt. Das Ergebnis ihrer<br />
Arbeit ziert die Wände des<br />
Deutschen Zentrums für Suchtfragen<br />
des Kindes- und Jugendalters<br />
(DZSKJ) des <strong>Universitätsklinikum</strong>s<br />
Hamburg-Eppendorf<br />
(UKE). Mit der Ausstellung will<br />
das UKE auf den alarmierenden<br />
Anstieg von Alkoholmissbrauch<br />
bei Jugendlichen und<br />
insbesondere das Komasaufen<br />
aufmerksam machen, wie der<br />
Ärztliche Leiter des DZSKJ,<br />
Rainer Thomasius, sagte. Die<br />
Schau enthält 30 Exponate –<br />
von farbenfrohen Blumenmotiven<br />
in Acryl auf Leinwand bis<br />
zu einem nachgestellten Foto<br />
eines jungen Mannes, der in<br />
seinem Erbrochenen liegt. Die<br />
Werke wurden aus zwei künstlerischen<br />
Wettbewerben ausgewählt.<br />
Daran beteiligt hatten<br />
sich Studenten des Institute of<br />
Design in Hamburg, Berlin und<br />
Düsseldorf.<br />
ddp
16 PRÄVENTION<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
NÄGELKAUEN<br />
Die Hände beschäftigen schafft Abhilfe<br />
Es passiert oft unbewusst:<br />
Wenn im Fernsehen ein<br />
spannender Film läuft<br />
oder es bei der Arbeit Stress<br />
gibt, kauen viele Menschen an<br />
den Nägeln. Sie knabbern und<br />
beißen, oft auch am Nagelbett.<br />
Nicht nur Kinder, auch Erwachsene<br />
kauen häufig Nägel.<br />
Experten schätzen, dass es bis<br />
zu zehn Prozent aller Männer<br />
und Frauen sind. Doch selbst<br />
wenn viele Menschen damit<br />
unglücklich sind: Es fällt ihnen<br />
schwer, mit dem Knabbern einfach<br />
aufzuhören.<br />
SCHMERZTHERAPIE<br />
Schnell unterbrechen: Wer merkt, dass er wieder an den Nägeln kaut,<br />
sollte mit der Hand sofort bewusst etwas anderes machen. Foto: dpa<br />
Warum aber lassen so viele<br />
Menschen ihre Finger nicht in<br />
Ruhe? Immerhin sieht es nicht<br />
nur unschön aus. In einigen<br />
Fällen entzündet sich auch das<br />
Nagelbett. „Es handelt sich<br />
um eine Verhaltensgewohnheit,<br />
die dem Spannungsabbau<br />
dient“, erklärt Kerstin Wolff,<br />
Diplom-Psychologin aus Recklinghausen.<br />
Das Nägelkauen<br />
sei ähnlich wie im Tierreich<br />
eine Übersprungshandlung,<br />
wenn Stress unausweichlich<br />
ist: „Hilflosigkeit einer Situation<br />
gegenüber ist oftm<strong>als</strong> ein Auslöser.“<br />
Diese Hilflosigkeit hat<br />
laut Wolff verschiedene Gründe:<br />
Einige Menschen können<br />
in einer bestimmten Situation<br />
ihre Gefühle nicht ausdrücken.<br />
Andere seien in ihrer Handlung<br />
eingeschränkt – sie können beispielsweise<br />
am Arbeitsplatz<br />
dem Chef nicht alles sagen,<br />
sondern fressen ihren Unmut<br />
in sich hinein.<br />
„Nägelkauen ist eine Möglichkeit,<br />
Spannung zu reduzieren“, sagt<br />
auch der Psychologe Constantin<br />
Sieg aus Bad Hersfeld. Indem<br />
jemand mit dem Gebiss einen<br />
gewissen Druck auf die Nägel<br />
ausübt, konzentriere er sich – zumindest<br />
kurzfristig – auf etwas<br />
Strom setzt Glückshormone frei<br />
In Deutschland leiden rund<br />
15 Millionen Menschen – das<br />
sind 25 bis 30 Prozent der erwachsenen<br />
Bevölkerung – unter<br />
ständigen Schmerzen. Die gezielte<br />
elektrische Stimulation von<br />
Nerven oder Muskeln regt, ähnlich<br />
wie Akupunktur, die Ausschüttung<br />
von schmerzlindernden<br />
körpereigenen Endorphinen<br />
an. Dadurch kann bei Patienten<br />
mit chronischen Schmerzen der<br />
Bedarf an Medikamenten deutlich<br />
reduziert werden. Neue Entwicklungen<br />
kombinieren Elektrostimulation<br />
und Bandagen,<br />
so dass Schmerzlinderung und<br />
Stützung des Bewegungssystems<br />
gleichzeitig möglich sind.<br />
Im Gegensatz zu Medikamenten<br />
sind diese äußeren Anwendungen<br />
völlig nebenwirkungsfrei. Die<br />
schmerzlindernde Wirkung der<br />
so genannten transkutanen elektrischen<br />
Nervenstimulation (kurz<br />
TENS) wurde in einer Vielzahl<br />
von Studien nachgewiesen. Dabei<br />
beruht die Schmerzlinderung darauf,<br />
dass der Reizstrom die Weiterleitung<br />
von Schmerzinformationen<br />
an das Gehirn überlagert<br />
und sogar hemmt. Eine TENS-Anwendung<br />
im niederfrequenten Bereich<br />
regt auch die Ausschüttung<br />
von Endorphinen an, <strong>als</strong>o von<br />
körpereigenen Botenstoffen, die<br />
den Schmerz stillen.<br />
Für die TENS-Behandlung werden<br />
mehrere Elektroden in der Nähe<br />
der schmerzenden Region auf<br />
die Haut geklebt. Die Methode ist<br />
einfach zu handhaben und kann<br />
nach Anleitung durch den Physiotherapeuten<br />
vom Patienten inzwischen<br />
sogar zu Hause angewendet<br />
werden. Tragbare Kleingeräte, die<br />
vom Arzt zur Heimbehandlung<br />
verschrieben werden können,<br />
erhalten einerseits größtmögliche<br />
Bewegungsfreiheit und erleichtern<br />
zudem die Behandlung deutlich.<br />
Die Anwendung kann auf diese<br />
Weise mehrm<strong>als</strong> täglich und bis<br />
zur 24-Stunden-Daueranlage<br />
durchgeführt werden. Die Methode<br />
ist breit anwendbar und wird<br />
vor allem bei Schmerzen nach Unfällen,<br />
bei Nervenschmerzen, Gürtelrose,<br />
Phantomschmerzen, bei<br />
oder nach einer Krebserkrankung<br />
und bei Durchblutungsstörungen<br />
eingesetzt. Eines der wichtigsten<br />
Anwendungsgebiete sind Erkrankungen<br />
des Bewegungssystems<br />
anderes. „Das kann <strong>als</strong> entlastend<br />
empfunden werden, wie eine Art<br />
kurzes Durchatmen“, sagt Sieg.<br />
Allerdings halte diese Ablenkung<br />
nicht lange an: Nägelkauen ist<br />
lediglich eine kurzfristig beruhigende<br />
und ablenkende Handlung.<br />
Ausdauersportarten wie Joggen<br />
haben einen deutlich längeren<br />
Effekt. Problematisch ist beim Nägelkauen,<br />
dass die Betroffenen es<br />
oft unbewusst tun und erst nachher<br />
den Schaden wahrnehmen.<br />
wie Rheuma, Arthrosen, Rückenund<br />
Gelenkschmerzen.<br />
Gegen das unbedachte Knabbern<br />
sollen spezielle Tinkturen aus der<br />
Apotheke helfen. „Diese bitter<br />
schmeckenden Lösungen werden<br />
auf die Nägel aufgepinselt“, erklärt<br />
Ursula Sellerberg von der<br />
Bundesvereinigung Deutscher<br />
Apothekerverbände in Berlin. „Sie<br />
sollen dafür sorgen, dass man<br />
nicht nebenbei und unbemerkt an<br />
den Nägeln kaut, sondern durch<br />
den bitteren Geschmack merkt,<br />
was man da tut – und im besten<br />
Fall aufhört.“ Diese Tinkturen<br />
können auch über den Nagellack<br />
aufgetragen werden und schmecken<br />
bitterer <strong>als</strong> Zitronen, sind<br />
aber nicht giftig.<br />
Allerdings helfen die Tinkturen<br />
nicht in jedem Fall. Gerade<br />
Kindern mache der Geschmack<br />
häufig nicht so viel aus, sagt<br />
Sellerberg. Auch bei Erwachsenen<br />
brächten sie nicht immer<br />
die gewünschte Abstinenz, fügt<br />
Sieg hinzu. „In leichten Fällen<br />
können die Tinkturen helfen,<br />
andere aber lutschen so lange<br />
am Finger herum, bis der bittere<br />
Geschmack weg ist und sie<br />
weiter kauen können.“ Daher<br />
sind nach Ansicht der Psychologen<br />
meist Ansätze sinnvoller,<br />
bei denen das Verhalten verändert<br />
wird. „Da es meist unbewusst<br />
passiert, sollten die<br />
Betroffenen in einem ersten<br />
Schritt analysieren, wann und<br />
in welchen Situationen sie an<br />
Bei der Behandlung von Rückenschmerzen<br />
ist es inzwischen gelungen,<br />
den Nachweis der positiven<br />
Wirkung von speziellen<br />
Rückenbandagen in Bezug auf<br />
Schmerzlinderung und Stabilität<br />
der Wirbelsäule zu erbringen. Relativ<br />
neu werden Stützbandagen<br />
zur Unterstützung der schmerzenden<br />
Lendenwirbelsäule eingesetzt,<br />
in denen die elektrische Nerven-Stimulation<br />
bereits eingebaut<br />
ist. Das hat den Vorteil, dass zwei<br />
effektive Therapieformen gleich in<br />
Kombination angewendet werden<br />
können. Diese Kombination gilt<br />
derzeit <strong>als</strong> eine der innovativsten<br />
Dr. Claudia Winkelmann (l.) erläutert einer Patientin die Anwendung<br />
und Wirkungsweise eines Reizstromgerätes. Foto: ukl<br />
den Nägeln kauen“, sagt Sieg.<br />
Passiert es, wenn sie gefrustet<br />
sind? Oder genervt? „Wichtig<br />
ist, den automatisierten Prozess<br />
erst einmal zu erkennen.“<br />
Im nächsten Schritt muss der<br />
Verhaltensablauf unterbrochen<br />
werden, der im Nägelkauen endet.<br />
„Wenn man erkennt, dass<br />
man wieder an den Nägeln pult,<br />
sollte man die Handlung bewusst<br />
unterbrechen und mit der Hand<br />
etwas anderes machen“, rät Sieg.<br />
So könnten sich die Betroffenen<br />
mit dem Po auf ihre Hände setzen<br />
oder zum Unkrautjäten in<br />
den Garten stürmen. Manchmal<br />
hilft aber auch nur noch eine<br />
Verhaltenstherapie.<br />
Die einfachste Methode ist aber,<br />
immer etwas dabei zu haben,<br />
das die Hand beschäftigt, zum<br />
Beispiel ein Taschentuch oder<br />
eine kleine Schnur, die auch unbeobachtet<br />
von Arbeitskollegen<br />
durch die Finger gleiten kann.<br />
„Die Alternativhandlung muss<br />
die Hände involvieren, damit<br />
sie das bisher durchgeführte<br />
Verhalten nicht mehr machen<br />
können“, sagt Sieg. Das sei<br />
nicht immer einfach, müsse<br />
aber möglichst konsequent in<br />
den Alltag eingebaut werden:<br />
„Je öfter man es macht, desto<br />
besser klappt es.“ So lässt sich<br />
das Nägelkauen eventuell auf<br />
Dauer abstellen. Aliki Nassoufis<br />
Methoden, Rückenschmerzen<br />
konservativ, <strong>als</strong>o ohne operativen<br />
Eingriff, zu behandeln. Patienten<br />
können die Methode ohne besonderen<br />
Aufwand selbst anwenden,<br />
da die Elektroden beim Umlegen<br />
der Bandage automatisch richtig<br />
positioniert werden. Die “elektrische<br />
Bandage” kann dann im<br />
Alltag nahezu ohne jegliche Beeinträchtigung<br />
getragen werden.<br />
Bandage und TENS-Gerät müssen<br />
vom Haus- oder Facharzt verordnet<br />
werden. Die gesetzlichen<br />
Kassen übernehmen in der Regel<br />
auf Antrag die Kosten.<br />
Insgesamt haben Elektrostimulationsverfahren<br />
in der physikalischen<br />
und rehabilitativen<br />
Medizin ihren festen Platz gefunden.<br />
Ihre Wirksamkeit ist<br />
wissenschaftlich belegt. Um den<br />
Effekt zu erhöhen, sollte TENS<br />
in Kombination mit aktiven<br />
physikalisch-therapeutischen<br />
Verfahren wie der Krankengymnastik<br />
angewendet werden.<br />
Dr. Claudia Winkelmann*<br />
*Die Autorin ist Leiterin der Stabststelle<br />
Physikalische Therapie und<br />
Rehabilitation am UKL.
FITNESS, BEAUTY & WELLNESS 17<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
PILATES<br />
Starkes Zentrum, straffe Muskeln<br />
Knackiger Po, flacher<br />
Bauch, Schönheit -<br />
die Buchtitel zum<br />
Thema Pilates versprechen<br />
vieles. Und Madonna,<br />
bekennender Pilates-<br />
Fan, scheint mit ihrem<br />
perfekt durchtrainierten<br />
Körper der lebende Beweis<br />
zu sein, dass dieser<br />
Sport zu einer Figur<br />
ohne ein Gramm Fett<br />
verhilft. Dahinter steckt<br />
viel Arbeit, sagt Michaela<br />
Bimbi-Dresp, Trainerin<br />
in München und Autorin<br />
eines Pilates-Standardwerks.<br />
Zwar lassen sich eine<br />
schlankere Taille oder<br />
ein besser trainierter Po<br />
durch gezielte Übungen<br />
erreichen. Für die Trainerin<br />
geht es bei dem<br />
Sport aber um mehr:<br />
„Wer regelmäßig Pilates<br />
macht, verbessert seine<br />
Haltung und beugt Rückenverletzungen<br />
vor.“<br />
Pilates wird mit oder<br />
ohne Geräte betrieben.<br />
Viele dieser speziellen<br />
Geräte wurden von dem<br />
1880 geborenen Joseph<br />
Hubertus Pilates konstruiert.<br />
Insgesamt gibt<br />
es rund 400 Geräteübungen.<br />
Sie werden etwa am<br />
sogenannten Reformer<br />
ausgeführt, der einer<br />
Rudermaschine ähnelt,<br />
oder am Cadillac, einem<br />
Gestell, das an ein<br />
Gitterbett erinnert. Der<br />
Trainingseffekt ergibt<br />
sich daraus, dass der<br />
Sportler gegen Federwiderstände<br />
oder die<br />
Schwerkraft arbeitet.<br />
„Bei allen Pilates-Bewegungen<br />
ist das Entscheidende,<br />
dass sie vom Körperzentrum<br />
ausgehen“,<br />
erläutert Bimbi-Dresp.<br />
Das gilt auch für die Boden-<br />
und Mattenübungen<br />
ohne Geräte. Die Körpermitte,<br />
im Pilates auch<br />
Powerhouse genannt,<br />
befindet sich in der<br />
Nähe des Bauchnabels.<br />
Es geht aber nicht etwa<br />
nur um das Training der<br />
Bauchmuskeln. Auch die<br />
Muskulatur von Rücken<br />
und Beckenboden ist<br />
wichtig. Das Zusammenspiel<br />
aller Muskeln soll<br />
das Körperzentrum und<br />
die Wirbelsäule stabilisieren.<br />
„Pilates ist für fast jeden<br />
Menschen jeden Alters<br />
geeignet“, sagt Verena<br />
Geweniger vom Deutschen<br />
Pilates Verband<br />
(DPV) in Mühltal (Hessen).<br />
Die bundesweit zehn vom<br />
DPV anerkannten Ausbildungsinstitute<br />
– darunter<br />
PowerPilates in Hamburg,<br />
Stott Pilates oder Basi<br />
Pilates in München und<br />
Pilates New York in Stuttgart<br />
– haben einen einheitlichen<br />
Qualitätsstandard.<br />
An diesen Instituten<br />
müssen die angehenden<br />
Trainer fundiertes Wissen<br />
aus den Bereichen Anatomie,<br />
Bewegungs- und<br />
Trainingslehre nach-<br />
Alle Bewegungen sollen vom Körperzentrum ausgehen – das ist das Entscheidende<br />
bei Pilates.<br />
Foto: dpa<br />
weisen und ein umfangreiches<br />
Übungsrepertoire<br />
verinnerlicht haben. Das<br />
befähige sie, auf spezielle<br />
Bedürfnisse oder eventuelle<br />
Vorerkrankungen<br />
der Kursteilnehmer einzugehen<br />
und geeignete<br />
Übungen auszusuchen.<br />
Die sechs entscheidenden,<br />
heute noch gültigen<br />
Prinzipien des Sports<br />
fasste Pilates bereits vor<br />
rund 100 Jahren unter<br />
dem Begriff „Contrology“<br />
zusammen. Dazu<br />
zählte er unter anderem<br />
die feste Ausatmung, die<br />
für die Aktivierung der<br />
tiefen Muskulatur sorgt.<br />
Außerdem ist es wichtig,<br />
die Übungen konzentriert<br />
und präzise auszuführen.<br />
Das hat laut<br />
Bimbi-Dresp den positiven<br />
Nebeneffekt, dass<br />
die Teilnehmer während<br />
der Bewegungen die<br />
Außenwelt vergessen,<br />
abschalten und sich hinterher<br />
geistig erfrischt<br />
und entspannt fühlen.<br />
„Die Übungen beziehen<br />
fast immer den ganzen<br />
Körper mit ein. Es werden<br />
nicht nur einzelne<br />
Muskeln, sondern ganze<br />
Muskelketten trainiert“,<br />
sagt auch Prof. Ingo<br />
Froböse vom Zentrum<br />
für Gesundheit der Deutschen<br />
Sporthochschule<br />
Köln. Pilates kann zu einer<br />
Leistungssteigerung<br />
bei anderen Sportarten<br />
führen. Allerdings dürften<br />
insbesondere zwei<br />
Personengruppen diesen<br />
Sport nicht betreiben,<br />
warnt der Sportmediziner:<br />
Menschen mit<br />
einem Bandscheibenproblem<br />
oder Menschen<br />
mit einer entzündlichen<br />
Gelenkerkrankung. Diese<br />
Einschränkungen gelten<br />
aber nur, wenn die<br />
Beschwerden akut sind.<br />
Cornelia Wolter<br />
AM RANDE<br />
Essstörungen<br />
früh erkennen<br />
Der Frühling ist Diätzeit. Wird<br />
das Abnehmen aber zu radikal<br />
betrieben, können sich daraus<br />
Essstörungen wie eine Magersucht<br />
entwickeln, warnt die<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA) in Köln.<br />
Betroffen seien vor allem junge<br />
Mädchen zwischen 14 und 17<br />
Jahren, die sich oft besonders<br />
kritisch mit ihrem Gewicht auseinandersetzen.<br />
Doch es gibt<br />
Warnsignale. Eltern sollten hellhörig<br />
werden, wenn ihr Kind<br />
immer wieder an seinem Äußeren<br />
herummäkelt oder ständig<br />
über sein Gewicht spricht.<br />
Auch häufige Vergleiche mit<br />
schlanken Menschen könnten<br />
ein Warnsignal sein. Gleiches<br />
gilt, wenn der Jugendliche nicht<br />
mehr spontan und mit Lust<br />
isst, sondern nur noch kontrolliert<br />
zu bestimmten Uhrzeiten.<br />
Dann wird meist Fettarmes und<br />
Kalorienreduziertes zu sich genommen.<br />
Andere Lebensmittel<br />
gelten <strong>als</strong> „schlecht“, erläutert<br />
die BZgA. Viele Jugendliche ließen<br />
Mahlzeiten aus und fänden<br />
Ausreden wie „Ich habe schon<br />
gegessen“. Andere treiben laut<br />
BZgA übermäßig viel Sport,<br />
gehen ständig joggen oder<br />
machen Gymnastik vor dem<br />
Fernseher. Ein Hinweis auf eine<br />
Essstörung sei aber auch, wenn<br />
das Kind sich viel mit Kochen<br />
beschäftigt und zum Beispiel in<br />
Koch- oder Backbüchern blättert,<br />
aber das Selbstgemachte<br />
nie isst. Weitere Informationen<br />
zu Essstörungen sowie Kontakte<br />
zu Beratungsstellen finden<br />
Angehörige und Betroffene<br />
unter www.bzga-essstoerungen.<br />
de.<br />
dpa<br />
SCHWANGERSCHAFT<br />
Babys mögen Musik – schon im Mutterleib<br />
Ungeborene Kinder haben<br />
offenbar ein besonderes<br />
Faible für Musik.<br />
Hat die werdende Mutter<br />
während der Schwangerschaft<br />
bereits Schlaflieder gesungen,<br />
können diese nach der Geburt<br />
auf das Kind durchaus eine<br />
beruhigende Wirkung haben.<br />
Dass Musik zu den Ungeborenen<br />
vordringt und von ihnen<br />
aufgenommen wird, belegen<br />
unterschiedliche Beobachtungen.<br />
So berichtet der kanadische<br />
Dirigent Boris Brott,<br />
<strong>als</strong> junger Mann habe er entdeckt,<br />
dass er bestimmte Musikstücke<br />
kannte, ohne sie je<br />
gehört zu haben.<br />
Des Rätsels Lösung: Seine<br />
Mutter, eine Cellistin, hatte<br />
diese während der Schwangerschaft<br />
immer wieder geübt.<br />
Ein anderes Beispiel: In England<br />
wurde beobachtet, dass<br />
Babys von Schwangeren, die<br />
regelmäßig eine bestimmte<br />
Seifenoper schauten, sich von<br />
deren Erkennungsmelodie<br />
nach der Geburt besonders<br />
gut beruhigen ließen.<br />
Musik, sei sie nun ernst oder<br />
trivial, sollte dabei aber vor<br />
allem dem Wohlfühlen dienen<br />
– aber nicht der musikalischen<br />
Früherziehung des Kindes.<br />
Eines steht jedoch auch fest:<br />
„Sicherlich wird aus keinem<br />
Kind ein Musiker, nur<br />
weil man ihm während der<br />
Schwangerschaft Mozart oder<br />
Beethoven vorspielt“, bremst<br />
der Göttinger Hirnforscher<br />
Professor Dr. Gerald Hüther<br />
denn auch f<strong>als</strong>che Erwartungen.<br />
dpa<br />
Bekommen Babys schon im Mutterleib Lieder vorgesungen oder Musik vorgespielt,<br />
so erkennen sie das nach der Geburt wieder. Foto: V. Heinz<br />
Sportschuhkauf:<br />
Gewicht wichtig<br />
Bei der Wahl des richtigen<br />
Laufschuhs kommt es<br />
auf Laufgewohnheiten, Streckenbelag<br />
und Körpergewicht<br />
an. Davon hänge ab, welche<br />
Dämpfung nötig ist, erläutert<br />
der Sportwissenschaftler Klaus<br />
Bös von der Universität Karlsruhe.<br />
Dass zu viel Dämpfung<br />
schadet, lasse sich nicht pauschal<br />
sagen. Bei Knieproblemen<br />
zum Beispiel müsse das<br />
Material Stöße gut aufnehmen.<br />
Da jeder Schuh andere Eigenschaften<br />
hat, lohne sich ein<br />
zweites Paar zum Wechseln:<br />
Die Schuhe mit gutem Profil<br />
werden dann für Waldläufe genutzt<br />
und die mit mehr Dämpfung<br />
für die Straße, rät Bös.<br />
Nach rund 600 Kilometern sei<br />
ein Schuh verschlissen und<br />
sollte ausgetauscht werden.<br />
Wer weniger läuft, legt sich am<br />
besten alle ein bis zwei Jahre<br />
ein neues Paar zu. Mit der Zeit<br />
ermüde auch das Material. dpa
18 IHR GELD, IHR RECHT<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
PRÄSENTISMUS<br />
Schuften bis zum Umfallen<br />
Wer Husten oder Fieber hat,<br />
sollte im Bett bleiben. Das<br />
tun viele Beschäftigte aber<br />
nicht: Acht von zehn gehen auch<br />
krank zur Arbeit, wie der Deutsche<br />
Gewerkschaftsbund (DGB) ermittelt<br />
hat. Jeder Zweite ist sogar schon<br />
mehrfach zur Arbeit gekommen,<br />
obwohl er sich „richtig krank“<br />
fühlte. Das Schuften auf Kosten der<br />
eigenen Gesundheit ist gerade in<br />
der Krise ein Problem. Denn dieses<br />
Verhalten hänge mit der Angst um<br />
den Arbeitsplatz zusammen, meint<br />
Charlotte Woldt, die den DGB-Index<br />
„Gute Arbeit“ in Berlin mitbetreut.<br />
„Präsentismus“ nennen Experten<br />
das Phänomen, wenn Mitarbeiter<br />
Überstunden schieben<br />
oder krank zur Arbeit kommen,<br />
um einen guten Eindruck beim<br />
Chef zu machen. Damit tun sie<br />
auf lange Sicht aber weder sich<br />
selbst noch dem Betrieb einen<br />
Gefallen: Denn wer sich überlastet,<br />
ist schnell unkonzentriert<br />
und macht mehr Fehler<br />
<strong>als</strong> sonst. Und wenn Mitarbeiter<br />
ausfallen, weil sie bis zum Umfallen<br />
schuften, drückt das letztlich<br />
die Produktivität.<br />
Der beste Schutz gegen chronische<br />
Überlastung seien die<br />
richtigen Vorbilder, sagt Stephan<br />
Kaiser, Professor für Personalmanagement<br />
an der Universität<br />
München. „Der Vorgesetzte<br />
muss das<br />
vorleben und<br />
unterstützen.“<br />
Dass<br />
„Extremjobber“<br />
Probleme<br />
mit<br />
der Work-<br />
Life-Balance<br />
bekommen,<br />
sei mitunter<br />
aber ein<br />
knallhartes<br />
wirtschaftliches<br />
Kalkül:<br />
„Gewisse<br />
Konzernkarrieren<br />
funktionieren<br />
Überstunden sind für viele an der Tagesordnung: Vollzeit-Beschäftigte arbeiten<br />
im Schnitt fünf Stunden pro Woche mehr <strong>als</strong> vereinbart. Foto: dpa<br />
nicht ohne<br />
Überstunden.“<br />
Zwar gibt es Kaiser zufolge<br />
Naturelle, die eine 60- bis<br />
80-Stundenwoche auf Dauer<br />
durchhalten. Die Mehrheit komme<br />
aber nach ein paar Jahren<br />
zu der Erkenntnis: „Das ist nicht<br />
das Leben, das ich führen will.“<br />
Dann sei es Zeit für ein Gespräch<br />
mit dem Vorgesetzten und eine<br />
Beratung. Denn sonst drohen<br />
ein Burnout, Panikattacken vor<br />
dem Bildschirm oder die innere<br />
Kündigung. Und wenn sich an<br />
dem Problem nichts ändert,<br />
wirkt sich das auch auf die Arbeitshaltung<br />
aus: „Trendstudien<br />
besagen, dass sich die Grundeinstellung<br />
zur Arbeit wandelt<br />
und die Loyalität zum Arbeitgeber<br />
abnimmt“, erläutert Kaiser.<br />
Unbezahlte Mehrarbeit<br />
ist zum einen bei Akademikern<br />
und Führungskräften verbreitet,<br />
wie die Daten des DGB verdeutlichen.<br />
Zum anderen bei Mitarbeitern,<br />
die um ihren Arbeitsplatz<br />
bangen:<br />
„Präsentismus und Überstunden<br />
haben durch die Wirtschaftskrise<br />
zugenommen, und ich fürchte,<br />
wir haben den Gipfel noch nicht<br />
erreicht“, sagt Elke Diehl, die <strong>als</strong><br />
Coach in Freudenberg arbeitet.<br />
Um dem entgegenzuwirken,<br />
helfe es im<br />
ersten Schritt,<br />
die Ursachen<br />
zu analysieren<br />
und sich Gegenmaßnahmen<br />
zu<br />
überlegen: Was<br />
belastet mich,<br />
und was gibt<br />
mir neue Energie?<br />
Was meldet<br />
der Körper<br />
in kritischen Situationen,<br />
und<br />
wie lassen sich<br />
ungesunde Verhaltensweisen<br />
steuern?<br />
Aber allen Seminaren<br />
zur Stressbewältigung<br />
zum Trotz: Sind Überstunden<br />
und Überbelastung am Arbeitsplatz<br />
ein Krankmacher, muss das<br />
Gespräch mit dem Vorgesetzten<br />
gesucht werden. In Betrieben<br />
ohne Zeiterfassungssystem dokumentiert<br />
der Arbeitnehmer<br />
am besten einige Wochen lang<br />
seine Aufgabenstellungen und<br />
wie lange er dafür benötigt<br />
hat, rät der Rechtsanwalt Andreas<br />
Reichhardt aus Stuttgart.<br />
Während in großen, gut organisierten<br />
Betrieben die Personalabteilung<br />
auf die Mehrarbeiter<br />
zukommt und nach Lösungen<br />
sucht, würden Überstunden in<br />
kleinen und mittleren Betrieben<br />
oft nicht protokolliert. Das<br />
hat auch finanzielle Nachteile:<br />
Der Grundsatz „Überstunden<br />
müssen vergütet werden“ gelte<br />
nur, wenn der Arbeitgeber diese<br />
angeordnet oder wenigstens geduldet<br />
hat, erklärt Reichhardt.<br />
Daher sei die Initiative des Arbeitnehmers<br />
gefragt: „Am Ende<br />
des Monats sollten Vorgesetzter<br />
und Mitarbeiter gemeinsam<br />
nach den Gründen für die Mehrarbeit<br />
und nach einer Lösung<br />
suchen.“ In einem Rechtsstreit<br />
muss der Angestellte auf jeden<br />
Fall beweisen können, dass er<br />
die Überstunden tatsächlich geleistet<br />
hat, beispielsweise durch<br />
eine Unterschrift des Vorgesetzten<br />
auf seinem Arbeitszeitenprotokoll.<br />
Ein Richtwert sei hierbei die<br />
Zehn-Prozent-Marke: „Wenn<br />
eine Teilzeitkraft etwa wöchentlich<br />
zwei, drei Stunden mehr<br />
arbeitet, muss der Arbeitgeber<br />
die Überstunden ausgleichen<br />
oder den Vertrag ändern“, sagt<br />
Reichhardt. Das deckt sich der<br />
DGB-Studie zufolge mit den<br />
Wünschen von Teilzeitbeschäftigten:<br />
Anders <strong>als</strong> ihre Vollzeit-<br />
Kollegen wollen sie lieber länger<br />
<strong>als</strong> kürzer arbeiten, solange das<br />
bezahlt und vertraglich geregelt<br />
wird. Deike Uhtenwoldt<br />
AKTUELLE URTEILE<br />
§<br />
Eigene Schuld – selbst zahlen<br />
Ein Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss oder<br />
medizinische Komplikationen durch ein Piercing<br />
oder nach einer Schönheits-Operation: Wer<br />
eine Krankheit selbst verschuldet, kann von der<br />
gesetzlichen Krankenkasse an den Behandlungskosten<br />
beteiligt werden. Das bestätigt ein Urteil des<br />
Sozialgerichts Dessau-Roßlau. Ein Autofahrer hatte<br />
betrunken einen Unfall verursacht und sich dabei<br />
verletzt. Die Richter stimmten zu, dass er nun einen Teil der medizinischen<br />
Folgekosten selbst bezahlen muss. Entscheidend war, dass<br />
der Autofahrer wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs<br />
rechtskräftig verurteilt war. Entscheidend war, dass der Autofahrer<br />
wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs rechtskräftig<br />
verurteilt war. (AZ: S 4 KR 38/08)<br />
Kindergeld für Behinderte ohne Job<br />
Erwachsene Behinderte ohne Job können Anspruch auf Kindergeld<br />
haben. Nach einem Urteil des Bundesfinanzhofes in München<br />
muss allerdings die Behinderung in erheblichen Umfang „mitursächlich“<br />
für die Arbeitslosigkeit sein. Im Rechtsstreit hatte die erwachsene<br />
schwerbehinderte Klägerin nach ihrer Ausbildung Kindergeld<br />
beantragt. Die Kindergeldkasse lehnte dies ab. Die arbeitslose Klägerin<br />
sei erwerbsfähig und könne mindestens 15 Stunden wöchentlich<br />
arbeiten. Außerdem sei ihr Mann ihr gegenüber unterhaltspflichtig.<br />
Der Bundesfinanzhof stellte nun fest: Kindergeld können auch erwerbsfähige<br />
Behinderte beanspruchen, wenn sie wegen ihrer Beeinträchtigungen<br />
keinen Arbeitsplatz finden. Nach den gesetzlichen Regelungen<br />
können in Ausbildung befindliche Menschen bis zum 25.<br />
Lebensjahr Kindergeld erhalten. Behinderte Kinder können auch<br />
danach und ohne Altersbegrenzung Kindergeld beziehen. Voraussetzung<br />
ist, dass sie ihren Lebensunterhalt wegen ihrer Behinderung<br />
nicht alleine bestreiten können und sie keine jährlichen Einkünfte<br />
von über 8004 Euro haben. (AZ: III R 50/07)<br />
BONITÄT<br />
Schufa ändert Preise<br />
Bonitätsauskünfte bei der<br />
Schufa kosten von April<br />
an deutlich mehr <strong>als</strong> bisher.<br />
Es sei denn, der Verbraucher<br />
lässt sich registrieren. Außerdem<br />
kann er künftig einmal<br />
im Jahr kostenlos zur eigenen<br />
Information eine schriftliche<br />
Übersicht über seine persönlichen<br />
Daten bestellen. Darauf<br />
weist die Schufa in Wiesbaden<br />
hin.<br />
Demnach kostet eine Bonitätsauskunft,<br />
die zum Beispiel Vermieter<br />
vor Vertragsabschluss<br />
<strong>als</strong> Beleg der Vertrauenswürdigkeit<br />
verlangen, von April<br />
an 18,50 statt 7,80 Euro. Wer<br />
sich dagegen online unter<br />
meineschufa.de anmeldet,<br />
zahlt weiterhin 7,80 Euro. Die<br />
Registrierung kostet einmalig<br />
18,50 Euro. Registrierte Nutzer<br />
haben jederzeit Einsicht in<br />
ihre persönlichen Daten - ohne<br />
weitere Kosten.<br />
Für die jährliche schriftliche<br />
Information ist keine Registrierung<br />
nötig. Dass die<br />
Schufa Verbrauchern den Einblick<br />
in ihre Daten künftig in<br />
Schriftform ermöglicht, hängt<br />
Auf dem Weg zum Geld - wie bei einem Kredit - stehen viele Verbraucher<br />
vor einer Prüfung durch die Schufa. Foto: dpa<br />
mit einer Neuregelung des<br />
Bundesdatenschutzgesetzes<br />
(BDSG) zusammen, die zum 1.<br />
April in Kraft tritt. Dieser zufolge<br />
haben Verbraucher das<br />
Recht, von Unternehmen einmal<br />
jährlich eine kostenlose<br />
schriftliche Aufstellung zu bekommen,<br />
welche ihrer Daten<br />
gespeichert sind.<br />
Die Schufa – ausgeschrieben:<br />
Schutzgemeinschaft für allgemeine<br />
Kreditsicherung –<br />
sammelt <strong>als</strong> Einrichtung der<br />
Kreditwirtschaft alle Daten zu<br />
den Kreditgeschäften von Verbrauchern.<br />
Dazu gehören in<br />
der Hauptsache Girokonten,<br />
Kreditkarten und Leasingverträge.<br />
dpa
SOZIALES 19<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
AMOKLAUF<br />
„Kinder dürfen nicht umsonst gestorben sein“<br />
Nina Mayer, eine<br />
24-jährige Referendarin,<br />
wird<br />
am 11. März 2009 beim<br />
Amoklauf in Winnenden<br />
erschossen. Ein Jahr<br />
nach der Tat veröffentlicht<br />
ihre Mutter ein<br />
Buch über den Mord an<br />
ihrer Tochter und die<br />
Folgen, die der Amoklauf<br />
für die Gesellschaft<br />
haben sollte.<br />
„Der schwärzeste Tag<br />
meines Lebens begann<br />
strahlend schön“ – so<br />
beginnt Gisela Mayer<br />
ihr Buch „Die Kälte darf<br />
nicht siegen“. In knappen<br />
Worten erzählt sie<br />
im ersten Kapitel, wie<br />
sie beim Einkaufen von<br />
einem Amoklauf in der<br />
Schule ihrer Tochter<br />
„Nan“ hört und versucht,<br />
Kontakt mit ihr<br />
aufzunehmen: „Ich tippte<br />
eine kurze SMS ’Alles<br />
o.k.?’. Mehr nicht. Nan<br />
hatte nicht ein einziges<br />
Mal nicht auf eine SMS<br />
von mir geantwortet.<br />
Nicht in all den Jahren.<br />
Diesmal kam keine Antwort.<br />
Mein Handy blieb<br />
stumm.“<br />
Als Gisela Mayer, ihr<br />
Mann und ihre jüngere<br />
Tochter in die Schule<br />
kommen, werden ihre<br />
schlimmsten Befürchtungen<br />
bestätigt: Ihre Nan,<br />
Referendarin für Kunst,<br />
Deutsch und Religion,<br />
starb, weil sie in ihrer<br />
Ursachen liegen auch in der Gesellschaft: Eine Frau und ein Kind trauerten vor<br />
einem Jahr in Winnenden um die Opfer des Amoklaufs.<br />
Foto: ddp<br />
Freistunde hilfsbereit zu<br />
einem Klassenzimmer<br />
eilte, in dem Lärm zu<br />
hören war.<br />
Bis heute ist für die<br />
Mutter nicht begreiflich,<br />
warum sie 36 Stunden<br />
warten musste, bis sie<br />
zu ihrer Tochter durfte:<br />
„Warum glaubten dam<strong>als</strong><br />
alle, dass uns nicht<br />
das Herz gebrochen war,<br />
sondern dass wir den<br />
Verstand verloren hätten?<br />
Andere entschieden<br />
nun darüber, was uns<br />
zuzumuten war und was<br />
nicht. Ich fühlte mich<br />
hilflos, entmündigt.“<br />
An Nina Mayers 25. Geburtstag,<br />
dem 17. März,<br />
„haben wir sie zum<br />
letzten Mal umarmt,<br />
den Sarg geschlossen<br />
und unsere geliebte Nan<br />
einem kalten, dunklen<br />
Loch übergeben“. Schon<br />
zwölf Tage nach dem<br />
„schwärzesten Tag“<br />
gründete Gisela Mayer<br />
mit anderen Opfereltern<br />
das „Aktionsbündnis<br />
Amoklauf Winnenden“,<br />
das acht Monate später<br />
in die „Stiftung gegen<br />
Gewalt an Schulen“<br />
überging.<br />
Ihre Forderung: „Unsere<br />
Kinder dürfen nicht<br />
umsonst gestorben sein!<br />
Wir müssen die Kraft<br />
unserer Trauer in Engagement<br />
umwandeln und<br />
alles dafür tun, dass sich<br />
so eine Tat nicht wiederholt.“<br />
Die Lehrerin Gisela<br />
Mayer sieht den 15-fachen<br />
Mörder Tim K. <strong>als</strong><br />
ein „exemplarisches Produkt<br />
dieser Gesellschaft,<br />
das mit größtmöglicher<br />
Brutalität auf diese zurückgeschlagen<br />
hat“.<br />
Deshalb fordert sie,<br />
dieser „Menschenkatastrophe“<br />
Menschlichkeit<br />
entgegenzusetzen. Alles<br />
beginne in der Familie,<br />
in der bei der Erziehung<br />
der Kinder ein klarer<br />
Kurs aus „Vertrauen,<br />
Verantwortung, Zuneigung<br />
und Zeit“ nötig sei.<br />
Außerdem seien Eltern<br />
auch dafür verantwortlich,<br />
was sie den Gehirnen<br />
und Gefühlen ihrer<br />
Kinder zumuten. „Wer<br />
permanent mit Pumpguns,<br />
Flammenwerfern<br />
oder Kettensägen virtuell<br />
mordet, baut in der Realität<br />
Hemmungen ab.“<br />
Auch das deutsche<br />
Bildungssystem müsse<br />
überdacht werden, in<br />
dem schulische Verlierer<br />
keinen Platz haben. Die<br />
Pädagogin Mayer schlägt<br />
vor, ein neues, versetzungsrelevantes<br />
Fach<br />
an Schulen einzuführen,<br />
das Fach „ESK – Erwerb<br />
sozialer Kompetenzen“,<br />
in dem nicht schulische<br />
Leistungen, sondern<br />
„soft skills“ benotet werden.<br />
Selbst Tim K., der mit<br />
„113 Kugeln kalter Wut“<br />
mordete, habe in perverser<br />
Verkennung aller<br />
Werte Anerkennung gesucht.<br />
Wie ein Eintrag in<br />
einem Internetchatraum<br />
belegt, sei es ihm bei der<br />
Tat darum gegangen,<br />
berühmt und beachtet zu<br />
werden. „Diese Anerkennung<br />
ist ihm so wichtig,<br />
dass er auf schreckliche<br />
Weise alles dafür tut, um<br />
von uns wahrgenommen<br />
zu werden.“ Das Buch<br />
endet mit dem Appell an<br />
die Leser: „Um das Klima<br />
der Gesellschaft <strong>als</strong> Ganzes<br />
zu ändern, müssen<br />
wir uns selbst ändern.“<br />
Judith Kubitscheck<br />
AM RANDE<br />
Papst soll<br />
Farbe bekennen<br />
Auch Papst Benedikt XVI. soll<br />
Farbe bekennen im Missbrauchsskandal<br />
katholischer<br />
Einrichtungen – das fordert die<br />
Reformbewegung „Wir sind Kirche“.<br />
„Denn Joseph Ratzingers<br />
Amtszeit <strong>als</strong> Münchner Erzbischof<br />
von 1977 bis 1982 gehört<br />
genau zu den Jahren, um die es<br />
bei den Missbrauchsfällen geht“,<br />
sagte „Wir sind Kirche“–Sprecher<br />
Christian Weisner in München.<br />
Es dränge sich die Frage auf, ob<br />
er dam<strong>als</strong> Kenntnis von solchen<br />
Übergriffen gehabt habe – und<br />
falls ja, wie er damit umgegangen<br />
sei. Auch außerhalb der katholischen<br />
Kirche wurden Missbrauchsfälle<br />
bekannt – an der<br />
renommierten Odenwaldschule<br />
in Heppenheim (Hessen). Betroffene<br />
berichteten, sie seien in<br />
der Zeit von 1970 bis 1985 von<br />
Lehrern <strong>als</strong> „sexuelle Dienstleister“<br />
fürs Wochenende eingeteilt<br />
worden.<br />
dpa<br />
Sammlung<br />
für Jugendarbeit<br />
Für die Kinder- und Jugendarbeit<br />
der Evangelischen<br />
Kirche in Mitteldeutschland begann<br />
dieser Tage eine Spendensammlung.<br />
Im vergangenen Jahr<br />
kamen bei der Straßensammlung<br />
124 900 Euro zusammen.<br />
In der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands<br />
gibt es zweimal<br />
im Jahr eine solche Aktion. Jeweils<br />
im Frühling und im Herbst<br />
sammeln die Gläubigen für die<br />
Kinder- und Jugendarbeit ihrer<br />
Kirche.<br />
ddp<br />
INTEGRATION<br />
Sarazzin beklagt sich wieder<br />
Das Bundesbank-Vorstandsmitglied<br />
Thilo Sarrazin<br />
hat erneut einen<br />
mangelnden Integrationswillen<br />
von Migranten beklagt. Der<br />
ehemalige Berliner SPD-Finanzsenator<br />
kritisierte in Wiesbaden,<br />
dass viele Zugezogene<br />
aus dem Nahen Osten und Afrika<br />
nicht Deutsch lernen wollten<br />
und nur unter sich blieben. Es<br />
sei absolut auffallend, dass türkische<br />
und arabische Kinder<br />
niem<strong>als</strong> deutsche Gäste zu sich<br />
einlüden, sagte Sarrazin bei<br />
einer Diskussionsveranstaltung<br />
im hessischen Integrationsministerium.<br />
Sarrazin, der schon mehrfach<br />
wegen Äußerungen zu Migranten<br />
Aufsehen erregte, sah die<br />
Verantwortung für eine mangelnde<br />
Integration vor allem bei<br />
den Ausländern: „Integration ist<br />
zu 80 Prozent eine Bringschuld<br />
und keine Holschuld.“ EU-Ausländer,<br />
Russlanddeutsche und<br />
etwa Vietnamesen würden sich<br />
anstrengen und hätten ähnlich<br />
gute Schulabschlüsse wie Deutsche.<br />
Anders sehe es dagegen<br />
bei Einwanderern aus Afrika,<br />
der Türkei und dem Nahen<br />
Osten aus. Im Saal bekam der<br />
ehemalige Politiker für seine<br />
Äußerungen viel Applaus. Vor<br />
dem Gebäude protestierten<br />
rund zwei Dutzend Mitglieder<br />
des „Wiesbadener Bündnis<br />
gegen Rechts“ und Landtagsabgeordnete<br />
der Linkspartei<br />
gegen den Auftritt.<br />
„Meine Lösung ist mehr Bildung“,<br />
sagte Sarrazin und forderte ein<br />
Umdenken in der Schulpolitik.<br />
An Schulen müsse „ganz banal“<br />
und „ganz konkret“ gelehrt<br />
werden. Mehr Personal sei nicht<br />
nötig. Vielmehr müssten „vernünftige<br />
Lehrpläne“ ausgearbeitet<br />
und die Kinder ordentlich<br />
kontrolliert werden, ob sie ihre<br />
Hausaufgaben gemacht hätten.<br />
Würden sie dem zweimal nicht<br />
nachkommen, „dann wird eben<br />
das Kindergeld um 50 Prozent<br />
gekürzt“.<br />
Bundesbank-Vorstand Thilo<br />
Sarrazin (SPD). Foto: dpa<br />
Der deutsch-türkische Medienunternehmer<br />
Kenan Kubilay<br />
sagte, Versäumnisse bei der Integration<br />
habe es auch bei der<br />
einheimischen Bevölkerung gegeben:<br />
„Die Schuld auf die eine<br />
Seite zu schieben, das wäre<br />
f<strong>als</strong>ch.“ Sarrazins Äußerungen<br />
seien „erniedrigend“. Kubilay<br />
kritisierte, dass Sarrazin Salz in<br />
die Wunde streue. Das demotiviere<br />
und bringe die Integration<br />
nicht voran. „Wir reden über<br />
Menschen“, ergänzte Kubilay.<br />
Bei der Veranstaltung unter<br />
dem Motto „Freiheit, die ich<br />
meine – Chance und Grenzen<br />
der Integration“ verteidigte<br />
der hessische Justiz- und Integrationsminister<br />
Jörg-Uwe<br />
Hahn (FDP) die Einladung<br />
Sarrazins. Es dürfe keine<br />
„Schweige- oder Denkverbote“<br />
geben. Hahn räumte zwar ein,<br />
dass rabiate Äußerungen die<br />
Zugezogenen „verschrecken“<br />
könnten und für eine förderliche<br />
„Willkommenskultur“<br />
nicht dienlich seien. Dennoch<br />
müsste „eine offene und ehrliche<br />
Diagnose“ gestellt werden,<br />
welche Probleme es in der Integration<br />
gebe.<br />
Sarrazin hatte im vergangenen<br />
September heftige Kritik für<br />
Äußerungen in einem Interview<br />
mit der Zeitschrift „Lettre International“<br />
geerntet. Sarrazin<br />
sagte dam<strong>als</strong>: „Jemanden, der<br />
nichts tut, muss ich auch nicht<br />
anerkennen. Ich muss niemanden<br />
anerkennen, der vom Staat<br />
lebt, diesen Staat ablehnt, für<br />
die Ausbildung seiner Kinder<br />
nicht vernünftig sorgt und ständig<br />
neue kleine Kopftuchmädchen<br />
produziert.“ Daraufhin<br />
wurde sein Zuständigkeitsbereich<br />
im Bundesbankvorstand<br />
beschnitten.<br />
epd
20 SPORT<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
FORMEL 1<br />
GP von Bahrain<br />
14. März in Sachir<br />
1<br />
49 Runden<br />
à 6,299 km<br />
GP von Abu Dhabi<br />
14. November in Abu Dhabi<br />
19<br />
55 Runden<br />
à 5,554 km<br />
GP von Brasilien<br />
7. November in São Paulo<br />
18<br />
71 Runden<br />
à 4,309 km<br />
GP von Australien<br />
28. März in Melbourne<br />
2<br />
58 Runden<br />
à 5,303 km<br />
GP von Malaysia<br />
4. April in Sepang<br />
3<br />
56 Runden<br />
à 5,543 km<br />
8<br />
5<br />
10<br />
13 11<br />
12<br />
6<br />
9 14<br />
7<br />
1<br />
19<br />
4<br />
17<br />
16<br />
GP von Südkorea<br />
24. Oktober in Yeongam<br />
17<br />
55 Runden<br />
à 5,621 km<br />
GP von Japan<br />
10. Oktober in Suzuka<br />
16<br />
53 Runden<br />
à 5,807 km<br />
GP von China<br />
18. April in Shanghai<br />
4<br />
56 Runden<br />
à 5,451 km<br />
3<br />
15<br />
GP von Singapur<br />
26. September in Singapur<br />
15<br />
61 Runden<br />
à 5,073 km<br />
GP von Spanien<br />
9. Mai in Barcelona<br />
5<br />
66 Runden à 4,655 km<br />
18<br />
2<br />
GP von Italien<br />
12. September in Monza<br />
14<br />
53 Runden<br />
à 5,793 km<br />
GP von Monaco<br />
16. Mai in Monte Carlo<br />
6<br />
78 Runden à 3,340 km<br />
GP von Belgien<br />
29. August in<br />
Spa-Francorchamps<br />
13<br />
44 Runden<br />
à 7,004 km<br />
Grafik: dpa, Enzo Forciniti<br />
GP der Türkei<br />
30. Mai in Istanbul<br />
7<br />
58 Runden<br />
à 5,338 km<br />
70 Runden<br />
à 4,361 km<br />
GP von Kanada<br />
13. Juni in Montréal<br />
8<br />
GP von Europa<br />
27. Juni in Valencia<br />
9<br />
57 Runden<br />
à 5,419 km<br />
GP von Großbritannien<br />
11. Juli in Silverstone<br />
10<br />
52 Runden<br />
à 5,900 km<br />
GP von Deutschland<br />
25. Juli in Hockenheim<br />
11<br />
67 Runden<br />
à 4,574 km<br />
GP von Ungarn<br />
1. August in Budapest<br />
12<br />
70 Runden<br />
à 4,381 km<br />
Einmal um die ganze Welt: Die 19 Rennen der laufenden Formel-1-Weltmeisterschaft.<br />
Neue Saison, neue Köpfe, neue Regeln<br />
Ein neuer Chef, drei neue<br />
Teams, neue Fahrer wie<br />
Nico Hülkenberg und Bruno<br />
Senna, eine neue Strecke in<br />
Südkorea und ein verändertes<br />
Punktesystem – doch alle Neuerungen<br />
für die Formel-1-Saison<br />
2010 werden überstrahlt<br />
von der Rückkehr eines alten<br />
Bekannten: Rekordweltmeister<br />
Michael Schumacher. Unter der<br />
Führung seines Freundes und<br />
ehemaligen Chefs Jean Todt,<br />
der in seine erste Saison <strong>als</strong><br />
Präsident des Automobil-Weltverbandes<br />
FIA geht, wird sich<br />
Schumacher auf einige Neuerungen<br />
einstellen müssen.<br />
Neue Fahrer: Ein neuer Schützling<br />
von Willi Weber und ein<br />
großer Name werden unter anderem<br />
2010 das Fahrerfeld bereichern.<br />
GP2-Champion Nico<br />
Hülkenberg aus Emmerich<br />
steigt bei Williams vom Testzum<br />
Stammpiloten auf und<br />
übernimmt das Auto von Nico<br />
Rosberg, der im Mercedes-<br />
Werksteam zusammen mit Michael<br />
Schumacher die deutsche<br />
Formel-1-Nationalmannschaft<br />
bildet. Beim spanischen Hispania-Team<br />
steigt der Brasilianer<br />
Bruno Senna, Neffe des 1994<br />
tödlich verunglückten dreimaligen<br />
Weltmeisters Ayrton Senna,<br />
in die Königsklasse ein. Bei<br />
Renault fährt Witali Petrow, der<br />
erste Russe in der Formel 1.<br />
Neue Teams: Drei Neulinge auf<br />
einen Schlag bedeuten eine<br />
Erweiterung des Starterfeldes<br />
auf 12 Teams, alle Einsteiger<br />
werden von Rückkehrer Cosworth<br />
mit Motoren versorgt.<br />
Eigentlich sollten es sogar<br />
vier Debütanten sein, doch<br />
das USF1-Team aus den Vereinigten<br />
Staaten von Amerika<br />
zog seine Meldung anderthalb<br />
Wochen vor dem Saisonauftakt<br />
wegen großer finanzieller<br />
Probleme zurück. Hispania aus<br />
Spanien, dam<strong>als</strong> noch unter<br />
dem Namen Campos, Virgin<br />
aus England (dam<strong>als</strong> noch Manor)<br />
und USF1 wurden bereits<br />
im Sommer 2009 vom Automobil-Weltverband<br />
FIA aus<br />
zahlreichen Bewerbern ausgewählt.<br />
Im September folgte der<br />
Zuschlag für das aus Malaysia<br />
finanzierte neue Lotus-Team,<br />
das den Platz von BMW-Sauber<br />
erhielt. Nach dem Rückkauf des<br />
Teams durch den Schweizer<br />
Peter Sauber rückte der BMW-<br />
Nachfolgerennstall nach dem<br />
Ausstieg von Toyota wieder ins<br />
Starterfeld.<br />
Neue Führung: Nach 16 Jahren<br />
unter der Führung des oft umstrittenen<br />
Max Mosley steht die<br />
erste Saison unter der Regie<br />
von Jean Todt an. Der frühere<br />
Ferrari-Teamchef aus Frankreich<br />
hatte sich bei der Wahl<br />
zum FIA-Präsidenten im Oktober<br />
gegen den früheren Rallye-<br />
Weltmeister Ari Vatanen aus<br />
Finnland durchgesetzt.<br />
Neue Regeln: Nach der tiefgreifenden<br />
Änderung vor allem<br />
der Aerodynamik-Regeln<br />
im vorigen Winter gibt es für<br />
2010 weniger Neuigkeiten. Die<br />
wichtigste ist wohl das Verbot<br />
des Nachtankens während der<br />
Rennen. Die Autos erhalten daher<br />
größere Tanks, die Teams<br />
haben weniger Möglichkeiten<br />
in ihrer Rennstrategie. Wichtig<br />
wird vor allem, welche Motoren<br />
am wenigsten Benzin verbrauchen.<br />
Zudem werden die Vorderreifen<br />
schmaler.<br />
Grafik: dpa<br />
Neues Punktesystem: Die Formel<br />
1 bricht beim Start in ihr<br />
siebtes Jahrzehnt radikal mit<br />
ihrer Tradition und beraubt<br />
sich jeglicher Vergleichbarkeit<br />
mit den Leistungen früherer<br />
Idole. Denn nach den in früheren<br />
Jahren eher behutsamen<br />
Änderungen erhält ab sofort<br />
der Sieger eines Rennens 25<br />
Punkte statt zuvor nur 10. Verteilt<br />
werden die Punkte auf die<br />
ersten 10 Fahrer und nicht<br />
mehr wie bislang auf die acht<br />
Bestplatzierten. Von 1950 bis<br />
1960 hatten die Sieger 8 Punkte<br />
bekommen, von 1960 bis 1990<br />
jeweils 9. Von 1991 bis 2009<br />
gab es dann für einen Sieg 10<br />
Zähler.<br />
Neue Strecken: Nach Abu Dhabi<br />
2009 steht in Südkorea 2010<br />
die nächste Premiere eines<br />
Rennens auf dem Programm.<br />
Die Rennstrecke wird wie in<br />
Abu Dhabi und zuvor auch in<br />
Malaysia, China, Bahrain oder<br />
der Türkei vom Aachener Architekten<br />
Hermann Tilke entworfen.<br />
Der erste Große Preis<br />
von Südkorea steigt <strong>als</strong> drittletztes<br />
der insgesamt 19 Saisonrennen<br />
am 17. Oktober. sid
21<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
PARALYMPICS<br />
Braxenthaler siegt bei Wind und Regen<br />
Dem Teufelsritt zum<br />
neunten Gold folgte<br />
eine Comedy:<br />
Erst konnten weder der<br />
Wind noch eine Eispiste<br />
Martin Braxenthaler<br />
stoppen, dann versuchte<br />
es Pressesprecherin<br />
Marketa Marzoli vergeblich.<br />
Beflügelt von seiner<br />
zweiten Goldmedaille<br />
im zweiten Rennen bei<br />
den Paralympics in Vancouver,<br />
redete der beste<br />
Monoski-Fahrer der Welt<br />
auf der Pressekonferenz<br />
wie ein Wasserfall.<br />
Ohne Punkt und Komma<br />
erzählte er in urbayerischem<br />
Dialekt („Braucht<br />
Ihr Untertitel?“) zur großen<br />
Erheiterung seines<br />
Publikums das komplette<br />
Riesenslalom-Rennen<br />
nach. „Pressekonferenzen<br />
sind oft so langweilig“,<br />
sagte Braxenthaler und<br />
beantwortete die Frage,<br />
ob er seine mentale Stärke<br />
der Arbeit mit einer<br />
Expertin verdanke, auf<br />
seine ganz eigene Art. „Ich<br />
arbeite mit einer Psychologin<br />
zusammen. Aber<br />
ich muss ihr öfter zur Seite<br />
stehen <strong>als</strong> sie mir.“<br />
Die mentale Stärke war<br />
beim erneuten Sieg des<br />
38-Jährigen der entscheidende<br />
Faktor. Als<br />
GOLF<br />
Tiger Woods will wieder spielen<br />
Knapp vier Monate nach<br />
Bekanntwerden seiner<br />
zahlreichen außerehelichen<br />
Affären will der US-Ausnahmegolfer<br />
Tiger Woods nun<br />
wieder mit sportlichen Leistungen<br />
für Schlagzeilen sorgen.<br />
Der 34-Jährige kündigte auf<br />
seiner Website sein Comeback<br />
auf dem Golfplatz für April an.<br />
„Nach einer langen und notwendigen<br />
Pause“ fühle er sich<br />
dazu bereit, erklärte Woods<br />
und löste damit in der Sportwelt<br />
Euphorie aus.<br />
Er wolle seine Saison bei den<br />
US-Masters in Augusta im US-<br />
Bundesstaat Georgia beginnen,<br />
kündigte der Star-Golfer an.<br />
„Bei dem Masters habe ich<br />
mein erstes Major-Turnier gewonnen,<br />
ich betrachte dieses<br />
Turnier mit großem Respekt“,<br />
erklärte Woods. Das Golfturnier<br />
wird vom 8. bis zum 11.<br />
April ausgetragen. „Ich glaube,<br />
ich muss in Augusta dabei sein,<br />
auch wenn es schon ein bisschen<br />
her ist, dass ich gespielt<br />
habe.“ Woods stand seit Mitte<br />
Zweitplatzierter des ersten<br />
Durchgangs machte<br />
er sich bei ohnehin schon<br />
fast irregulären Bedingungen<br />
gerade zum Start bereit,<br />
<strong>als</strong> der Wind richtig<br />
aufdrehte und er abgewunken<br />
wurde. Die Zielfahne<br />
war davongeweht,<br />
Schutzbanner flogen<br />
durch die Gegend, Tore<br />
lagen flach am Boden.<br />
Fast eine halbe Stunde<br />
musste Braxenthaler bis<br />
zur Starterlaubnis warten,<br />
„und i hab nur gedacht,<br />
jetzt brecht das Ding bloß<br />
nicht ab“.<br />
Dann nahm er allen Mut<br />
zusammen, „denn Taktieren<br />
bringt ja nix“, und<br />
fuhr mit einem fulminanten<br />
Lauf zum Gold. In hohem<br />
Tempo rauschte er<br />
über die Ziellinie, stürzte<br />
kurz dahinter und reckte<br />
nach einem kurzen Blick<br />
auf die Ergebnistafel den<br />
Stock in die Höhe. „Die<br />
Wetter-Kapriolen waren<br />
etwas nervig. Aber Paralympics<br />
sind kein Luxusurlaub“,<br />
so „Braxi“.<br />
Ein erfolgreicher Fahrer<br />
mit spektakulärem Fahrstil<br />
und dem Herz auf<br />
der Zunge. Kein Wunder,<br />
dass der Bayer einer der<br />
Lieblings-Athleten von<br />
IPC-Präsident Sir Philip<br />
November bei keinem Turnier<br />
mehr auf dem Golfplatz.<br />
Der Ausnahmesportler betonte<br />
zugleich, dass er weiter daran<br />
arbeiten müsse, sein Privatleben<br />
in den Griff zu bekommen.<br />
„Auch wenn ich in den Wettbewerb<br />
zurückkehre,<br />
habe ich<br />
in meinem Privatleben<br />
noch<br />
eine Menge Arbeit<br />
vor mir“,<br />
erklärte Woods.<br />
Er habe sich<br />
bereits einer<br />
zwei Monate<br />
langen Therapie<br />
unterzogen und<br />
werde die Behandlung<br />
fortsetzen.<br />
Laut<br />
US-Medien lässt<br />
er sich wegen<br />
einer Sex-Sucht<br />
behandeln.<br />
Seine außerehelichen<br />
Eskapaden<br />
waren nach<br />
Ja, die ist echt: Martin Braxenthaler mit seiner<br />
zweiten Goldmedaille von Vancouver. Foto: dpa<br />
Craven ist: „Breggsi? Bei<br />
dem mag ich nicht nur<br />
den Namen.“<br />
Ein entscheidender Faktor<br />
in seiner Karriere,<br />
einer der erfolgreichsten<br />
der Paralympics-Geschichte,<br />
ist technisches<br />
Verständnis. Braxenthaler<br />
ist ein Tüftler, ein<br />
Detailversessener mit<br />
großem Sachverstand.<br />
„Wir nutzen das Knowhow<br />
aus den höchsten<br />
Klassen des Motorsports.<br />
Das ist High Tech, über<br />
Kommt zurück in die PGA-Tour:<br />
Golfer Tiger Woods. Foto: AFP<br />
Jahre ausgereift und<br />
bewährt und immer wieder<br />
modernisiert“, sagt<br />
der ehemalige Auto-Mechaniker:<br />
„Ich benutze<br />
Dämpfelemente, die in<br />
der DTM oder bei der<br />
Dakar-Rallye eingesetzt<br />
werden, und Karbonteile<br />
wie bei den 24 Stunden<br />
von Le Mans. Ein Bekannter<br />
ist Werkstattleiter,<br />
da arbeiten wir mit der<br />
besten Technologie aus<br />
dem Quadbereich und<br />
pimpen sie mit Snowboard-Elementen.“<br />
und nach ans Licht gekommen,<br />
nachdem er Ende November<br />
auf seinem Anwesen einen Autounfall<br />
hatte. Medienberichten<br />
zufolge war seine wütende Frau,<br />
das frühere Model Elin Nordegren,<br />
mit einem Golfschläger<br />
hinter ihm hergelaufen. In der<br />
Folge wandten<br />
sich zahlreiche<br />
Frauen an die<br />
Öffentlichkeit,<br />
die nach eigenen<br />
Angaben<br />
ein Verhältnis<br />
mit Woods hatten.<br />
Im Februar<br />
brach Woods<br />
mit einer öffentlichen<br />
Reue-<br />
Erklärung sein<br />
monatelanges<br />
Schweigen und<br />
entschuldigte<br />
sich für seine<br />
Affären.<br />
Rund 20 000 Euro kostet<br />
das Monoski-Modell, mit<br />
dem Braxenthaler seine<br />
Rennen bestreitet. „Mit<br />
Material aus dem Breitensport<br />
kann ich nix reißen“,<br />
sagt der passionierte<br />
Golfer, dem bei einem<br />
Arbeitsunfall 1994 Ziegelsteine<br />
auf den Rücken fielen<br />
und die Wirbelsäule<br />
zertrümmerten.<br />
Bei seinem Modell ist alles<br />
bedacht. Eine Beinschale<br />
schützt vor den Stangen<br />
beim Slalom und der Kälte.<br />
Ein Stoßdämpfer federt<br />
Schläge bei Unebenheiten<br />
oder Sprüngen ab. „Das<br />
ersetzt zwei gesunde Knie<br />
durchaus gut, auch wenn<br />
gesunde Knie besser wären“,<br />
sagt Braxenthaler:<br />
„Und die Sitzschale muss<br />
richtig eng sein, wie ein<br />
Skischuh bei einem Nichtbehinderten.“<br />
Sein Monoski ist so ausgereift,<br />
dass die Konkurrenz<br />
gern mal spioniert. „Wenn<br />
ich bei den Österreichern<br />
unter die Monoski schaue,<br />
die kaufen inzwischen alle<br />
in Deutschland“, sagt er<br />
schmunzelnd. Stoppen<br />
konnten sie ihn bisher<br />
aber ebenso wenig wie<br />
der Regen, der Wind<br />
oder Marketa Marzoli.<br />
Holger Schmidt<br />
Das Verhältnis<br />
zu seiner Frau<br />
scheint Woods<br />
jedenfalls wieder<br />
einigermaßen gekittet zu<br />
haben. Das Boulevardblatt<br />
„New York Post“ druckte ein<br />
Foto ab, das die beiden vor<br />
ihrem Haus zeigt. Es ist das<br />
erste Bild der beiden, seit der<br />
Skandal publik wurde.<br />
Auch sportlich dürfte es für den<br />
weiterhin weltbesten Golfer<br />
wieder bergauf gehen, der im<br />
Zuge der Affäre einige Sponsoren<br />
verloren hatte. „Wir brauchen<br />
ihn hier zurück“, sagte<br />
Rocco Mediate, der Woods bei<br />
den US Open 2008 unterlegen<br />
war. „Wenn einer sowas meistern<br />
kann, dann er. Wir werden<br />
sehen.“ Auch der südafrikanische<br />
Golfer Trevor Immelman<br />
freute sich über die Comeback-<br />
Ankündigung: „Es ist hart für<br />
eine Sportart, wenn die Nummer<br />
eins nicht dabei ist. Es ist<br />
fantastisch für den Sport, die<br />
Tour und unsere Sponsoren,<br />
dass wir ihn zurückhaben.“ Für<br />
seine Kontrahenten bedeutet<br />
die Rückkehr des einstigen Publikumsmagneten<br />
auch ein Anstieg<br />
bei den Preisgeldern. AFP<br />
AM RANDE<br />
Bommel<br />
bleibt Bayer<br />
Bayern München stellt weiter<br />
die Weichen für die Zukunft:<br />
Kapitän Mark van Bommel hat<br />
seinen zum Saisonende auslaufenden<br />
Vertrag beim deutschen<br />
Fußball-Rekordmeister<br />
um ein weiteres Jahr bis zum<br />
30. Juni 2011 verlängert. Damit<br />
sind alle Stammspieler<br />
längerfristig an den Verein gebunden.<br />
Offen ist jedoch nach<br />
wie vor, ob der umworbene Mittelfeldstar<br />
Franck Ribery trotz<br />
seines Vertrages bis 2011<br />
bei den Bayern bleiben wird.<br />
„Es war mein Wunsch, um ein<br />
Jahr zu verlängern. Ich möchte<br />
Erfolg mit dieser Mannschaft<br />
haben und Titel gewinnen. Das<br />
ist unser Ziel heuer und im<br />
nächsten Jahr. Wenn wir das<br />
erreichen, werden wir weiter<br />
sprechen“, sagte der 32 Jahre<br />
alte van Bommel. Vorstandschef<br />
Karl-Heinz Rummenigge<br />
zeigte sich „sehr glücklich,<br />
dass wir uns mit Mark van<br />
Bommel rechtzeitig vor den<br />
nun entscheidenden Wochen<br />
verständigen und seinen Vertrag<br />
verlängern konnten“. Mittelfeldspieler<br />
van Bommel, der<br />
2006 vom FC Barcelona zu den<br />
Bayern gewechselt war, sei „in<br />
den zurückliegenden Jahren,<br />
vor allem aber in den vergangenen<br />
Monaten, ein guter, wichtiger<br />
und stabiler Erfolgsgarant<br />
unserer Mannschaft. Darüber<br />
hinaus ist er ein sehr guter<br />
Kapitän und Repräsentant des<br />
FC Bayern München.“ In den<br />
vergangenen Wochen hatte<br />
der Rekordmeister bereits die<br />
Verträge mit Thomas Müller,<br />
Holger Badstuber (beide bis<br />
2014), Daniel van Buyten (bis<br />
2012) und Torwart Jörg Butt<br />
(bis 2011) verlängert. sid<br />
Beckham<br />
mit Krücken<br />
Der englische Fußball-Star<br />
David Beckham macht<br />
nach seiner Achillessehnen-<br />
Operation gute Fortschritte und<br />
will die private Spezialklinik in<br />
Finnland schnellstmöglich verlassen.<br />
„Er erholt sich gut und<br />
ist bereits einige Schritte an<br />
Krücken gegangen“, teilte der<br />
behandelnde Arzt Dr. Sakari<br />
Orava in Turku mit: „Alles verläuft<br />
erwartungsgemäß.“ Der<br />
Achillessehnenriss während<br />
des 1:0-Sieges seines italienischen<br />
Klubs AC Mailand<br />
gegen Chievo Verona am 14.<br />
März wird Beckham wohl die<br />
WM-Teilnahme kosten. Wahrscheinlich<br />
muss der 34-Jährige<br />
ein halbes Jahr lang pausieren.<br />
Dennoch glaubt er<br />
an ein Comeback. Allerdings<br />
empfahlen ihm die finnischen<br />
Ärzte, sich noch einige Tage zu<br />
schonen und im Land zu bleiben.<br />
sid
22 RÄTSELSEITE<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
KREUZWORTRÄTSEL<br />
Die Lösung des Rätsels im Heft 04/10 lautete: Kontusion. Über je einen Büchergutschein<br />
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Herzlichen Glückwunsch!<br />
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Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese<br />
bis zum 1. April 2010 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail an:<br />
redaktion@uniklinik-leipzig.de. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS 23<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG 19.03.10 BIS 01.04.10<br />
TV-TIPPS<br />
Freitag, 19.03.10<br />
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5; 20 Uhr: Säggs‘sches Begändnis,<br />
Lene-Voigt-Abend mit Uwe Rohland<br />
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Kongreßhalle <strong>Leipzig</strong>, Tel. 140660, Pfaffendorfer<br />
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Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:<br />
Krötenwanderung, mit Franziska Schneider,<br />
Burkhard Damrau und Dieter Richter.<br />
Sonnabend, 20.03.10<br />
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20<br />
Uhr: Konzert mit Scooter.<br />
Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen,<br />
Tel. 4424669, Franz-Flemming-Str.<br />
16; 20 Uhr: Jaques Brel singt Cosmo.<br />
Kabarett <strong>Leipzig</strong>er Brettl im Gambrinus,<br />
Tel. 9613547, Odermannstr. 12; 20 Uhr:<br />
Gelumbe, Arschgrieschor, Bleede – Reprise,<br />
Streifzug durch die letzten Brettl-Programme<br />
mit Steffen Lutz Matkowitz.<br />
Mendelssohn-Haus, Tel. 1270294, Goldschmidtstr.<br />
12; 17 Uhr: Schöne Aussichten,<br />
ein Programm zu Minna Wagner.<br />
Palmengarten zwischen Kleinmesse<br />
Haupteingang/Straßenbahnhof Angerbrücke,<br />
Tel. 2255172, Jahnallee 52; 20<br />
Uhr: Nochmal mit Gefühl, Musiktheater.<br />
Sonntag, 21.03.10<br />
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />
2; 20 Uhr: Delikatessen – Finale Kochshow,<br />
mit Katrin Hart, Natalie Hünig und<br />
Armin Zarbock.<br />
Gohliser Schlösschen, Tel. 589690,<br />
Menckestr. 23; 15 Uhr: Oper im Schlösschen,<br />
mit Solisten und Salonorchester der<br />
MuKo.<br />
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;<br />
Kellertheater 11 Uhr: Das Paradies der<br />
Katzen, Oper für Kinder ab 5 Jahren.<br />
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.<br />
20; 10 Uhr: Gottesdienst.<br />
Montag, 22.03.10<br />
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />
2; 20 Uhr: Delikatessen – Finale Kochshow,<br />
mit Katrin Hart, Natalie Hünig und<br />
Armin Zarbock.<br />
Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,<br />
Lindenauer Markt 21; Etage Eins 9.30<br />
Uhr: Geschichten vom kleinen König, Puppentheater<br />
ab 3 Jahren.<br />
Dienstag, 23.03.10<br />
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />
2; 20 Uhr: Bei Merkels unterm Sofa,<br />
mit Simone Solga.<br />
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,<br />
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Isch singen<br />
deutsch, mit Ming Cheng.<br />
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />
20 Uhr: Wer lacht hat noch Reserven –<br />
Reformhaus Reichstag – Neu aufgelegt!<br />
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;<br />
20 Uhr: Lulle & Pulle.<br />
Zentrum für Psychische Gesundheit<br />
der Uni <strong>Leipzig</strong>, Tel. 9724586, Semmelweisstr.<br />
10; 17 Uhr: Abendbesinnung.<br />
Mittwoch, 24.03.10<br />
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,<br />
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Lose Skiffle Gemeinschaft<br />
<strong>Leipzig</strong>-Mitte.<br />
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />
Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />
20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit<br />
Ramba, Samba und Holadrio.<br />
Museum der bildenden Künste, Tel.<br />
216990, Katharinenstr. 10; 18 Uhr: Ohne<br />
Hand, ohne Land – Ein Porträt des Künstlers<br />
<strong>als</strong> junger Mann, Max Schwimmer und<br />
seine Generation, Vortrag von Prof. Axel<br />
Heil (Karlsruhe).<br />
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,<br />
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:<br />
Krötenwanderung, mit Franziska Schneider,<br />
Burkhard Damrau und Dieter Richter.<br />
Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,<br />
Lindenauer Markt 21; Etage Eins 20 Uhr:<br />
Patrick anderthalb.<br />
Donnerstag, 25.03.10<br />
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />
20 Uhr: Wer lacht hat noch Reserven –<br />
Reformhaus Reichstag – Neu aufgelegt!<br />
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz;<br />
Großer Saal 20 Uhr: Großes Concert<br />
mit dem Gewandhausorchester, zum Geburtstag<br />
von Bach.<br />
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />
Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />
20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau.<br />
Moritzbastei, Tel. 702590, Universitätsstr.<br />
9; Veranstaltungstonne 20 Uhr:<br />
19. Bundesweites Jazznachwuchsfestival.<br />
Schaubühne Lindenfels, Tel. 484620,<br />
Karl-Heine-Str. 50; 20 Uhr: Prag und die<br />
Topographie des Verbrechens – Milos<br />
Urban liest aus „Lord Mord“.<br />
Freitag, 26.03.10<br />
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />
20 Uhr: Glotze total! Best of Funzel.<br />
In bewährter Manier – unplugged und absurd – präsentiert Comedian<br />
Rick Kavanian sein zweites Bühnensoloprogramm: Ipanema.<br />
Zu erleben am Freitag, 19. März um 20 Uhr, im Spiegelpalast der<br />
Kongreßhalle <strong>Leipzig</strong>, Pfaffendorfer Straße 31. Foto: VA<br />
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />
Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />
20 Uhr: Super Manni.<br />
Moritzbastei, Tel. 702590, Universitätsstr.<br />
9; Veranstaltungstonne 20 Uhr:<br />
19. Bundesweites Jazznachwuchsfestival.<br />
Schille – Theaterhaus des Ev. Schulzentrums,<br />
Tel. 2254883, Otto-Schill-Str. 7;<br />
19.30 Uhr (Premiere): Dürrenmatt: Die<br />
Physiker.<br />
Sonnabend, 27.03.10<br />
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,<br />
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Nur die Liebe<br />
zählt, mit Carolin Fischer, B. Callenbach.<br />
Geyserhaus, Tel. 9115430, Gräfestr. 25;<br />
Unterrock 20 Uhr: Faust – was für eine<br />
Tragödie, mit Christian Haase und Uwe<br />
Schütz.<br />
Haus Auensee, Gustav-Esche-Str. 4; 20<br />
Uhr: Jan Garbarek Group.<br />
Horns Erben, Tel. 4626027, Arndtstr. 33;<br />
20 Uhr: Polish Twenties – in memoriam<br />
Jan Kiepura, Karolina Trybala stellt den<br />
bekannten polnischen Tenor und Tonfilmdarsteller<br />
vor.<br />
Versöhnungskirche, Tel. 9014195, Viertelsweg;<br />
20 Uhr: Sister T. and the SPA<br />
Gospel Unit, Gospelmusik.<br />
Sonntag, 28.03.10<br />
Kabarett <strong>Leipzig</strong>er Brettl im Gambrinus,<br />
Tel. 9613547, Odermannstr. 12; 18 Uhr:<br />
Quarkkeulchen und Goggolohres – Sächsisch-Sachsen-<strong>Leipzig</strong><br />
und mehr.<br />
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />
Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />
20 Uhr (Premiere): Super Manni.<br />
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.<br />
20; 10 Uhr: Gottesdienst.<br />
Ring-Café, Tel. 3085111, Roßplatz 8-9;<br />
14-17 Uhr: Tanz zu Wiener Klängen.<br />
Montag, 29.03.10<br />
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />
2; 20 Uhr: Sechs Fäuste für ein Halleluja,<br />
mit C. Fischer, R. Bärwolf, P. Treuner.<br />
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,<br />
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:<br />
Kassensturz.<br />
Dienstag, 30.03.10<br />
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz;<br />
Großer Saal 20 Uhr: MDR Rundfunkkonzert<br />
, mit dem MDR Sinfonieorchester,<br />
MDR Rundfunkchor.<br />
Lehmanns Buchhandlung, Tel. 33975000,<br />
Grimmaische Str. 10; 20.15 Uhr: Sabine<br />
Asgodom und Siegfried Brockert: Das<br />
Glück der Pellkartoffeln. Vom Luxus der<br />
Zufriedenheit, Autorenlesung.<br />
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;<br />
20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube<br />
zuzuschrauben, bis dass der Tod euch<br />
scheidet?<br />
Zentrum für Psychische Gesundheit<br />
der Uni <strong>Leipzig</strong>, Tel. 9724586, Semmelweisstr.<br />
10; 17 Uhr: Abendbesinnung.<br />
Mittwoch, 31.03.10<br />
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse<br />
2; 20 Uhr: Sechs Fäuste für ein Halleluja,<br />
mit C. Fischer, R. Bärwolf, P. Treuner.<br />
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;<br />
20 Uhr: Wer lacht hat noch Reserven –<br />
Reformhaus Reichstag – Neu aufgelegt!<br />
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;<br />
20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube<br />
zuzuschrauben, bis dass der Tod euch<br />
scheidet?<br />
Donnerstag, 01.04.10<br />
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz;<br />
Großer Saal 19.30 Uhr: Heißmann<br />
& Rassau: Witwenalarm, mit der Pavel<br />
Sandorf Big-Band.<br />
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage,<br />
Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;<br />
20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit<br />
Ramba, Samba und Holadrio.<br />
Thomaskirche, Tel. 222240, Thomaskirchhof<br />
18; 19 Uhr: J. S. Bach – Matthäuspassion<br />
(Fassung 1736), mit<br />
Solisten, Thomanerchor und dem Gewandhausorchester.<br />
Do., 25.03.2010, 21 Uhr<br />
Hauptsache Gesund<br />
MDR<br />
Was haben Oskar Lafontaine,<br />
der Zar Peter der Große und<br />
Hindenburg gemeinsam? Sie erkrankten<br />
alle an Prostatakrebs.<br />
Dabei ist Oskar Lafontaine nur<br />
einer von über 58.000 Männern<br />
in Deutschland, bei denen die<br />
Krankheit jedes Jahr diagnostiziert<br />
wird. Doch die meisten<br />
Männer wissen genau so lange<br />
nicht über ihre Prostata Bescheid,<br />
bis sie anfängt Probleme<br />
zu machen. In jungen Jahren ist<br />
sie so groß wie eine Walnuss,<br />
besteht aus 30 bis 40 Einzeldrüsen<br />
und produziert Ejakulat.<br />
Doch mit zunehmendem Alter bereitet<br />
sie Probleme. Erst beginnt<br />
sie zu wachsen, dann bilden<br />
sich Krebszellen und immerhin<br />
11 000 Männer sterben jährlich<br />
allein in der Bundesrepublik an<br />
einem Prostatakarzinom. Damit<br />
ist der bösartige Krebs nach<br />
Herz-Kreislauf-Versagen die<br />
zweithäufigste Todesursache<br />
bei Männern. Dabei kann ein<br />
einfacher Test ein Prostatakarzinom<br />
schnell zeigen. Wie sinnvoll<br />
aber ein solcher Test ist und<br />
vor allem, wie erkrankte Männer<br />
behandelt werden sollten, darüber<br />
streiten sich Mediziner,<br />
Forscher und Wissenschaftler.<br />
Doch Früherkennung tut Not,<br />
denn Männer in den westlichen<br />
Industrienationen haben ein<br />
zehnfach höheres Risiko an<br />
Prostatakrebs zu erkranken, <strong>als</strong><br />
ihre Geschlechtsgenossen in<br />
Asien.<br />
Do., 01.04.2010, 21 Uhr<br />
Hauptsache Gesund<br />
MDR<br />
Lange Zeit waren Eier <strong>als</strong> gefährliche<br />
Cholesterinbomben<br />
verpönt. Mittlerweile hat man<br />
sie rehabilitiert: Eier sind gesünder<br />
<strong>als</strong> ihr Ruf, zudem reich<br />
an Vitaminen, Miner<strong>als</strong>toffen<br />
und Eiweiß. Durchschnittlich<br />
vier Eier verspeist der Deutsche<br />
in der Woche. Gerade in<br />
der Osterzeit dürften es einige<br />
mehr sein. Doch wie viele Eier<br />
sind denn nun gesund? Was<br />
hat es mit dem Cholesterin<br />
genau auf sich und kann man<br />
mit einer Eiweiß-Diät wirklich<br />
abnehmen? Diesen Fragen<br />
geht „Hauptsache Gesund“<br />
am Gründonnerstag auf den<br />
Grund. Das MDR-Gesundheitsmagazin<br />
zeigt zudem, wie man<br />
einfach testen kann, wie frisch<br />
ein Ei ist. Außerdem wird erklärt,<br />
woran man erkennt, aus<br />
welcher Haltung ein Hühnerei<br />
stammt, welche Vogeleier man<br />
noch essen kann und wie man<br />
eine Infektion mit Salmonellen<br />
vermeidet. Unter der Telefonnummer<br />
01802 300 301 können<br />
die Zuschauer live in der<br />
Sendung ihre Fragen stellen.
24 STECKBRIEF<br />
Ausgabe 6 / 19. März 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
WAS IST WO?<br />
ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG<br />
IMPRESSUM<br />
WICHTIGE SERVICENUMMERN<br />
GESUNDHEIT UND MEHR...<br />
Das Patientenmagazin des<br />
<strong>Universitätsklinikum</strong>s <strong>Leipzig</strong><br />
Herausgeber:<br />
<strong>Universitätsklinikum</strong> <strong>Leipzig</strong> AöR<br />
Der Vorstand<br />
Liebigstraße 18<br />
04103 <strong>Leipzig</strong><br />
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Kathrin Winkler, Frank Schmiedel.<br />
<strong>Universitätsklinikum</strong>, <strong>Leipzig</strong> AöR.<br />
5. Jahrgang.<br />
In Kooperation mit der Redaktion der<br />
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.<br />
Druck: <strong>Leipzig</strong>er Verlags- und Druckereigesellschaft<br />
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Peterssteinweg 19,<br />
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04103 <strong>Leipzig</strong><br />
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Schwangerenambulanz (0341) 97 23494<br />
Klinikbesichtigung (0341) 97 23611<br />
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werdende Eltern (0341) 97 23611<br />
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ist nicht erforderlich.<br />
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Delitzscher Straße 135,<br />
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Philipp-Rosenthal-Straße 27c,<br />
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