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Heft 3/2001: "Der Balkan: Was bringt die Zukunft?" - unhcr

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| TITEL |<br />

<strong>Der</strong> <strong>Balkan</strong>: Ein geschichtlicher Überblick<br />

1878<br />

Nach Jahren des Konflikts legen <strong>die</strong><br />

Großmächte auf dem Berliner Kongress<br />

<strong>die</strong> Grenzen auf dem <strong>Balkan</strong><br />

neu fest. Drei neue Staaten – Serbien,<br />

Montenegro und Rumänien –<br />

entstehen. Die Wünsche der Bevölkerung<br />

in der Region werden dabei<br />

jedoch weitgehend ignoriert.<br />

1912/13<br />

In zwei <strong>Balkan</strong>kriegen wird versucht,<br />

<strong>die</strong> jahrhundertelange<br />

türkische Herrschaft zu beenden.<br />

Alle regionalen Völker – Rumänen,<br />

Serben, Bulgaren, Griechen und<br />

Albaner – nehmen daran teil.<br />

28. Juni 1914<br />

Ein serbischer Attentäter erschießt<br />

in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo<br />

Erzherzog Franz Ferdinand,<br />

den österreichisch-ungarischen<br />

Thronerben. <strong>Der</strong> Anschlag löst den<br />

Ersten Weltkrieg aus.<br />

1. Dezember 1918<br />

Aus den früher von der Türkei und<br />

Österreich beherrschten Gebieten<br />

wird Jugoslawien, das „Königreich<br />

der Serben, Kroaten und Slowenen”,<br />

geschaffen.<br />

24. Oktober 1944<br />

Die kommunistischen Partisanen<br />

unter der Führung von Josip Broz<br />

Tito befreien Belgrad von den Nazis<br />

und errichten ein kommunistisches<br />

Regime in Jugoslawien.<br />

25. Juni 1991<br />

Kroatien und Slowenien erklären <strong>die</strong><br />

Unabhängigkeit von der Sozialistischen<br />

Bundesrepublik Jugoslawien.<br />

Serbische Truppen besetzen 30 Prozent<br />

des kroatischen Territoriums.<br />

8. Oktober 1991<br />

Jugoslawien bittet UNHCR um Unterstützung.<br />

<strong>Der</strong> UN-Generalsekretär<br />

ernennt das Amt zur federführenden<br />

humanitären Organisation.<br />

3. März 1992<br />

Bosnien und Herzegowina erklärt <strong>die</strong><br />

Unabhängigkeit. Die bosnischen<br />

Serben erobern 70 Prozent des Staatsgebietes<br />

und belagern Sarajewo.<br />

3. Juli 1992<br />

UNHCR beginnt eine dreieinhalbjährige<br />

Luftbrücke nach Sarajewo,<br />

<strong>die</strong> sich zur längsten humanitären<br />

Luftbrücke der Geschichte entwickeln<br />

wird. Auf dem Höhepunkt<br />

des Konflikts unterstützen Hilfsorganisationen<br />

bis zu 3,5 Millionen<br />

Menschen im gesamten ehemaligen<br />

Jugoslawien. Schätzungsweise<br />

700.000 Bosnier ergreifen <strong>die</strong> Flucht.<br />

11. Juli 1995<br />

Srebrenica, eines von mehreren von<br />

den Vereinten Nationen zur<br />

„Schutzzone” erklärten Gebieten,<br />

fällt an <strong>die</strong> serbischen Truppen.<br />

Etwa 7.000 Männer und männliche<br />

Jugendliche werden bei der schrecklichsten<br />

Gräueltat in Europa seit dem<br />

Zweiten Weltkrieg ermordet. Andere<br />

Schutzzonen wie Gorazde entgehen<br />

einem ähnlichen Schicksal.<br />

12. August 1995<br />

Kroatien leitet <strong>die</strong> Operation Sturm<br />

ein und erobert <strong>die</strong> Krajina von den<br />

serbischen Rebellen zurück. 170.000<br />

Serben ergreifen <strong>die</strong> Flucht. Viele<br />

sind heute noch Flüchtlinge.<br />

21. November 1995<br />

Die Unterzeichnung des Friedensabkommens<br />

von Dayton soll <strong>die</strong><br />

Kampfhandlungen beenden und<br />

den Weg für <strong>die</strong> Rückkehr der<br />

Flüchtlinge und Vertriebenen an<br />

ihre früheren Wohnorte frei machen.<br />

Mehrere hunderttausend<br />

Menschen sind bislang immer noch<br />

nicht zurückgekehrt. Die Schutztruppe<br />

IFOR (Implementation<br />

Force) unter der Führung der NATO<br />

wird in der Region stationiert.<br />

März 1998<br />

Im Kosovo brechen Kämpfe zwischen<br />

der Mehrheit der Albaner<br />

und Serben aus. Nur wenige<br />

Monate später sind etwa 350.000<br />

Menschen vertrieben worden oder<br />

geflohen.<br />

24. März 1999<br />

Nach dem Scheitern der Friedensgespräche<br />

im französischen<br />

Rambouillet und wiederholten<br />

Warnungen beginnt <strong>die</strong> NATO ihren<br />

78-tägigen Luftkrieg. Nur drei Tage<br />

später beginnen Albaner zu fliehen<br />

oder werden von serbischen Truppen<br />

aus der Region vertrieben.<br />

Insgesamt flohen fast 444.600<br />

Menschen nach Albanien, 244.500<br />

in <strong>die</strong> Ehemalige Jugoslawische<br />

Republik Mazedonien und 69.900<br />

nach Montenegro. Um <strong>die</strong> politischen<br />

Spannungen in der Region zu<br />

verringern, werden später mehr als<br />

90.000 Albaner vorübergehend in<br />

29 Länder in Sicherheit geflogen.<br />

12. Juni 1999<br />

Nach der Annahme eines Friedensplans<br />

durch Jugoslawien mit der<br />

Voraussetzung, dass alle Truppen<br />

aus dem Kosovo abgezogen werden,<br />

rücken NATO-Truppen und<br />

russische Einheiten in das Kosovo<br />

ein. Am nächsten Tag kehren UNHCR<br />

und andere humanitäre Organisationen<br />

zurück. Auch <strong>die</strong> Flüchtlinge<br />

beginnen zurückzukehren. In einem<br />

der schnellsten Rückkehrbewegungen<br />

der Geschichte kehren innerhalb<br />

von drei Wochen 600.000<br />

Menschen zurück. In einer Gegenbewegung<br />

suchen schätzungsweise<br />

230.000 Serben und Roma aus<br />

Angst vor Vergeltungsmaßnahmen<br />

Schutz in Serbien und Montenegro.<br />

Eine UN-Zivilverwaltung wird eingesetzt.<br />

<strong>Der</strong> Wiederaufbau der<br />

Provinz beginnt.<br />

11. Dezember 1999<br />

Politische Veränderungen erfassen<br />

<strong>die</strong> Region. <strong>Der</strong> starke Mann<br />

Kroatiens, Franjo Tudjman, stirbt in<br />

Zagreb. Sein Tod ebnet den Weg für<br />

<strong>die</strong> Bildung einer demokratischen<br />

Regierung in dem Land.<br />

6. Oktober 2000<br />

Erst nachdem Demonstranten das<br />

jugoslawische Parlamentsgebäude<br />

in Brand gesteckt haben, gesteht<br />

Slobodan Milosevic seine Niederlage<br />

bei den Präsidentenwahlen ein.<br />

Er wird unter Hausarrest gestellt<br />

und am 28. Juni <strong>2001</strong> an das internationale<br />

Tribunal in Den Haag<br />

ausgeliefert, vor dem er sich wegen<br />

Kriegsverbrechen verantworten<br />

soll. Die neue Regierung in Belgrad<br />

bezeichnet <strong>die</strong> Lösung des Flüchtlingsproblems<br />

in der Region und<br />

<strong>die</strong> Rückkehr der Vertriebenen in<br />

das Kosovo als eines der wichtigsten<br />

Anliegen des Landes.<br />

Als in den neunziger Jahren ein umfassender Krieg<br />

ausbrach, richteten Serben in Bosnien und Herzegowina<br />

Kriegsgefangenenlager wie <strong>die</strong>ses nahe Banja Luka ein.<br />

Februar <strong>2001</strong><br />

In der Ehemaligen Jugoslawischen<br />

Republik Mazedonien kommt es zu<br />

einem offenen Konflikt. Während<br />

sich internationale Vermittler und<br />

<strong>die</strong> Regierung bemühen, <strong>die</strong> Einheit<br />

des Landes zu bewahren, fliehen<br />

mehr als 150.000 Menschen, vor<br />

allem in das benachbarte Kosovo.<br />

Juli <strong>2001</strong><br />

Trotz massiver Unterstützung in den<br />

letzten Jahren, der Wiederaufnahme<br />

regionaler und internationaler diplomatischer<br />

Beziehungen sowie der<br />

Bildung demokratischer Regierungen<br />

bleibt der <strong>Balkan</strong> ein Unruheherd.<br />

Viele Kriegsverbrecher sind nach wie<br />

vor auf freiem Fuß, mehr als eine<br />

Million Menschen sind noch nicht an<br />

ihre früheren Wohnorte zurückgekehrt,<br />

und der Region droht ein<br />

weiterer großer Konflikt.<br />

13. August <strong>2001</strong><br />

Aufmerksam verfolgt von den<br />

einflussreichen westlichen Staaten<br />

und der NATO schließen <strong>die</strong> Konfliktparteien<br />

in der Ehemaligen<br />

Jugoslawischen Republik Mazedonien<br />

einen Friedensvertrag.<br />

© B. GYSEMBERGH/CS•BIH•1992<br />

FLÜCHTLINGE NR. 3/<strong>2001</strong><br />

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