P.T. MAGAZIN 03/2010
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Politik<br />
Auf dem Sonnendeck der Titanic<br />
Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt<br />
10<br />
Die Illusion<br />
„Der 19. März <strong>2010</strong> war ein historischer<br />
Tag. Mit 80,5 Mrd. Euro neuer<br />
Schulden im Bundeshaushalt wurde<br />
für diese Republik eine neue Rekordmarke<br />
gesetzt. Leider gäbe es dazu<br />
keine Alternative – jammert die Regierung.“<br />
Mit dieser Feststellung begann der<br />
mehrfach ausgezeichneter Fernseh-,<br />
Film- und Wirtschaftsjournalist<br />
Günter Ederer auf der 6. Frühjahrstagung<br />
„Wirtschaftswunder Mittelstand“<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung seinen<br />
kritischen Rundumschlag.<br />
„Und alle drei Oppositionsparteien<br />
hatten nur Vorschläge parat, die<br />
noch mehr Geld gekostet hätten“, so<br />
Ederer: „Kein einziger Politiker in Berlin<br />
hat auch nur ein Wort darauf verschwendet,<br />
wie diese Schulden je seriös<br />
zurückgezahlt werden können.<br />
Der Grund dafür ist ganz einfach: Es<br />
gibt keine seriöse Möglichkeit.“<br />
Der Kolumnist nennt seine Alternative:<br />
„Die eigentliche Entscheidung ist,<br />
salopp gesagt: Inflation oder Währungsreform“<br />
und fragt in die Runde:<br />
„Wir wollen das nicht?“<br />
Dann gehen wir auf das Sonnendeck,<br />
auf das Sonnendeck der Titanic!<br />
„58 Prozent Schuldenstandsquote…10<br />
Jahre später 68 Prozent…98 Prozent –<br />
nie hat jemand gesagt, diesen Trend<br />
zu brechen, sondern nur aufhalten“,<br />
meint der Journalist: „Ein Staat fängt<br />
an, unregierbar zu werden, wenn<br />
man die Menschen an Freibier gewöhnt<br />
hat. Kleine Beträge sind dann<br />
schon teuer.“<br />
„…Wir haben das auch gekriegt!“<br />
„…Wir haben nicht gesagt, wir wollen<br />
keine Subventionen. Wir wollen das<br />
und das!“<br />
Ederer stellt fest: „Keine Regierung<br />
wurde uns von der Besatzungsmacht<br />
aufgedrückt, wir haben sie frei<br />
gewählt!“ Nach 40 Jahren sind die<br />
MdB’s die am schlechtesten informierte<br />
Bevölkerungsgruppe, weiß<br />
der Wirtschaftsjournalist. Wieso?<br />
Nur einer in der Fraktion macht ein<br />
Thema. Alle heben die Hand, jeder<br />
hat sein Spezialgebiet. Eine wichtige<br />
Bemerkung zum beklemmenden<br />
Bild, das Ederer beschwört, ist folgende:<br />
„Bekommt die Titanic die<br />
Kurve? Politik will gewählt werden,<br />
Demokratie ist wichtig, die Politik<br />
macht, was das Volk will.“<br />
Er schlägt in seinem Vortrag folgendes<br />
vor: „Man muss die komplexe<br />
Situation auflösen und dem Ansatz<br />
folgen“:<br />
Staatsverschuldung – ist sie noch<br />
zurückzuführen?<br />
(Foto: © tokamuwi/PIXELIO)<br />
„Im Stadtrat ist eine Summe von<br />
200.000 Euro nachvollziehbar, das<br />
ist in der Größe eines Eigenheims,<br />
das könne man noch nachvollziehen.<br />
Wenn es um eine Parkbank geht, ist<br />
das auch nachvollziehbar, aber bei einer<br />
Kläranlage von einigen Millionen<br />
übersehen die Stadträte das schon<br />
nicht mehr“, erklärt der Journalist.<br />
„1,7 oder 1,8 Billionen – was ist das für<br />
ein Unterschied?“, fragt Ederer polemisch.<br />
Das sei nicht mit Sparhaushalten<br />
zu vergleichen, meint er und<br />
macht auf ein Problem aufmerksam,<br />
woher das ganze Geld eigentlich<br />
kommt: „Billionen für die Pflegeversicherung<br />
und Krankenversicherung –<br />
das sind unsere Leistungen; das sind<br />
keine Rücklagen, die sind aus dem<br />
laufenden Etat!“<br />
Er fragt provokant: „Könnten<br />
Leistungszusagen verändert werden,<br />
z. B. ‚Ab sofort gibt es keine Rente<br />
mehr’? An dieser Schraube zu drehen,<br />
ist möglich: Krankenversicherung<br />
und Pflegversicherung kann man<br />
reprivatisieren.“<br />
Lastenausgleich<br />
Das meiste Vermögen entstand<br />
durch Zuteilung, ist die These des<br />
Wirtschaftsjournalisten, und weiter:<br />
„Monopolbildung verhinderte eine<br />
Marktwirtschaft, siehe Boni der<br />
Banker.“ Der Publizist inszeniert den<br />
Ernstfall: Der Staat zieht eine neue<br />
Monopoly-Karte aus dem Ärmel, die<br />
anweist:<br />
Ereigniskarte<br />
Ereigniskarte<br />
Ereigniskarte<br />
„Zahle für Deine Immobilien!<br />
1 Quadratmeter Grundbesitz<br />
kostet 1 Euro!“<br />
„Zahle für Deine Immobilien!<br />
1 Quadratmeter Landbesitz<br />
kostet 1 Euro!“<br />
„Zahle für Deine Immobilien!<br />
1 Quadratmeter Landbesitz<br />
kostet 1 Euro!“<br />
Macht eine Billion Euro. Noch eine<br />
Karte ziehen:<br />
Ereigniskarte<br />
Ereigniskarte<br />
Ereigniskarte<br />
„Du zahlst eine einmalige<br />
Abgabe für Bankdepots von 5<br />
Prozent!“<br />
„Zahle für Deine Immobilien!<br />
1 Quadratmeter Landbesitz<br />
kostet 1 Euro!“<br />
„Zahle für Deine Immobilien!<br />
1 Quadratmeter Landbesitz<br />
kostet 1 Euro!“<br />
Dann seien die Schulden weg, errech-<br />
nete Ederer. Dafür würde der Staat<br />
ins Grundgesetz schreiben:<br />
Ereigniskarte<br />
Ereigniskarte<br />
Ereigniskarte<br />
„Zahle für Deine Immobilien!<br />
1 Quadratmeter Landbesitz<br />
kostet 1 Euro!“<br />
„Zahle für Deine Immobilien!<br />
1 Quadratmeter Landbesitz<br />
kostet 1 Euro!“<br />
„Ab sofort ist Schulden<br />
machen verboten!“<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 3/<strong>2010</strong>