LUFTWAFFEN - Netteverlag
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<strong>LUFTWAFFEN</strong><br />
DEUTSCHER<br />
<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />
REVUE<br />
60. Jahrgang - Nr. 3 - September 2012 - Schutzgebühr 7,50 €<br />
1952 - 2012<br />
Deutscher<br />
Luftwaffenring e.V.
60 JAHRE DLwR<br />
60 JAHRE<br />
DEUTSCHER <strong>LUFTWAFFEN</strong>RING E.V.<br />
Jubiläums-Veranstaltung in Dessau vom 28.9. bis 30.9.2012<br />
Liebe Kameradinnen und Kameraden!<br />
Die Einzelheiten zur 60-Jahr-Feier<br />
sind konkret geworden.<br />
Am Samstag, 29.September 2012, wird im Versammlungsraum<br />
des Technik-Museums Hugo Junkers in Dessau<br />
eine Feier in würdigem Rahmen stattfinden.<br />
Als Festredner hat Generalmajor a.D. Gräber von der<br />
Interessengemeinschaft der Luftwaffe zugesagt. Beginn<br />
wird 10:30 Uhr sein.<br />
Danach suchen wir ein Lokal für einen kleinen Mittagsimbiss<br />
auf. Der Nachmittag steht für die ausführliche Besichtigung<br />
des Junkers-Museums zur Verfügung.<br />
Ab 17 Uhr ist eine Führung im Brauhaus „Zum Alten<br />
Dessauer“ geplant. Anschliessend gibts ein Brauerei-Gelage.<br />
Die Anreise sollte am Freitag, 28. September 2012, bis<br />
14 Uhr erfolgen. Treffpunkt ist das Grand City Parkhotel<br />
in der Sonnenallee in Dessau, etwas ausserhalb an der<br />
Autobahn gelegen. Dort stehen Doppel- und Einzelzimmer<br />
zur Verfügung (45 Euro pro Nacht/Einzelzimmer, 60<br />
Euro pro Nacht/Doppelzimmer, jeweils einschliesslich<br />
Frühstück). Der Freitag steht für eine Stadtbesichtigung<br />
zur Verfügung.<br />
Die Abreise ist für Sonntag, 30. September 2012, geplant.<br />
Je nach Wetterlage ist die Parkanlage Wörlitz, viele<br />
Schloss- und Residenzbauten, das Bauhaus-Museum u.a.<br />
als Besuchsziel geeignet.<br />
Neben dem zentralen Thema Junkers-Flugzeuge gibt es<br />
in Dessau Informationen zum deutschen Raketenpionier<br />
Johannes Winkler - und natürlich das Bauhaus.<br />
Im September finden auch noch Veranstaltungen im<br />
Rahmen der Ausstellung Anhalt International statt.<br />
Wir sehen uns in Dessau!<br />
Hans Peter Killeit<br />
Bundesgeschäftsführer<br />
Mit dem 62. Feindflug am 18.08.1942 von Mariupol aus hat Uffz. Max Lagoda seinen 110. Frontflug für<br />
die goldene Frontflugspange der Fernaufklärer erreicht. Hier mit Blumen nach der Gratulation vor der Ju 88.<br />
Aus dem Buch von Max Lagoda „Ein Blick in die Vergangenheit“.<br />
2
DEUTSCHER<br />
<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />
Verehrte Mitglieder und Freunde des DLwR!<br />
Liebe Kameradinnen und Kameraden!<br />
Spätestens am 31. Dezember 2014 sollen die Kampftruppen der 50 ISAF – Staaten Afghanistan verlassen<br />
haben, die Verantwortung für Sicherheit und Stabilität ganz in afghanische Hände übergegangen<br />
sein. Damit endet aber nicht die Präsenz internationaler Truppen am Hindukusch. Soldaten aus den<br />
USA, Deutschland und vielen anderen Staaten werden den einheimischen Sicherheitskräften weiterhin als<br />
Mentoren und Berater zur Seite stehen müssen. Mit den ethischen Aspekten einer „Übergabe in Verantwortung“<br />
beschäftigt sich ein Beitrag in diesem Heft.<br />
Das Titelblatt und das Poster im Mittelteil dieser Ausgabe weisen auf einen bedeutsamen Termin des<br />
Luftwaffenrings hin. Am 29. September 2012 werden Mitglieder in Dessau das 60jährige Bestehen unseres<br />
Verbandes feiern. Das ist ein freudiges Ereignis, auch wenn der Mitgliederschwund deutlich macht,<br />
dass eine Zeitenwende eingetreten ist. Unsere Alterskameraden, die den 2. Weltkrieg mitgemacht und die<br />
Bundesluftwaffe sowie den Luftwaffenring aufgebaut haben, sind zumeist verstorben. Das ist traurig, ist<br />
aber in der Zwangsläufigkeit des Lebens begründet. Das Gedenken ist das eine, das Nachdenken über die<br />
Zukunftsfähigkeit unseres Verbandes ist das andere. Das wollen wir mit dem Jubiläum in diesem Jahr<br />
verbinden und guten Mutes in eine neue Ära durchstarten.<br />
Im Namen des Bundesvorstandes danke ich allen Mitgliedern des Luftwaffenrings für ihre langjährige<br />
Treue und wünsche ihnen für die kommende Zeit weiterhin Kameradschaftsgeist und Wohlbefinden in<br />
unserem Verband.<br />
Mit kameradschaftlichem Gruß<br />
Horst Schuh<br />
Bundesvorsitzender<br />
In diesem Heft:<br />
60 Jahre DLwR 2<br />
Vorwort Horst Schuh, Bundesvorsitzender 3<br />
Erfolgreicher Abschluss für Arctic Tiger 2012 4<br />
10 Jahre ISAF – der Weg ist das Ziel - Teil 2 8<br />
Vom Sinn des AFG-Einsatzes der Bundeswehr 11<br />
Die Zukunft im Visier 12<br />
Bergung Ju 88 aus der Ostsee 17<br />
60 Jahre DLwR 18<br />
Museum „Alter Flakleitstand“ 20<br />
Kriegsende 1945<br />
- eine ungewöhnliche Geschichte 22<br />
Sehenswert - mit Peter Ahlers unterwegs 26<br />
Bücher - Vorstellungen 29<br />
Ehrentafel 33<br />
Service / Impressum 34<br />
Vorstand / Verbundenes 35<br />
Coverfoto: HPK - Luftwaffe.de - Petersen<br />
3
LUFTWAFFE<br />
Erfolgreicher Abschluss für Arctic Tiger 2012<br />
Luftwaffen Großübung „Arctic Tiger“ in Norwegen<br />
Logo des NATO Tiger Meet 2012<br />
Ørland / Norwegen, 08.06.2012.<br />
Im Rahmen des NATO Tiger Meet 2012<br />
fand die Luftwaffen Großübung „Arctic<br />
Tiger“ in Norwegen statt. Gastgeber<br />
war die 338 Squadron der königlich<br />
norwegischen Luftwaffe auf dem Militärflugplatz<br />
Ørland.<br />
Zum zweiten Mal nach 2007 war der<br />
rund 70 Kilometer nordwestlich von<br />
Trondheim gelegene Militärflugplatz<br />
Schauplatz einer der größten Luftwaffenübungen<br />
in Europa. Die landschaftlich<br />
reizvolle Küstengegend mit ihren<br />
vielen kleinen Inseln, tiefen Fjorden und<br />
schneebedeckten hohen Bergen in der<br />
Mitte Norwegens bot die Kulisse für anspruchsvolles<br />
Training von Luftfahrzeugbesatzungen<br />
und Technikern aus zehn<br />
Nationen. Rund 700 Soldatinnen und<br />
Soldaten sowie 54 Luftfahrzeuge waren<br />
in der Zeit vom 29. Mai bis zum 8. Juni<br />
auf der Main Air Station Ørland stationiert.<br />
Geübt wurde das Zusammenwirken<br />
verschiedener Kräfte. Jäger, Jagdbomber,<br />
Aufklärer, SEAD-Kräfte (Suppression of<br />
Enemy Air Defences), Elektronische Störer,<br />
CSAR-Hubschrauber (Combat Search<br />
and Rescue), NATO-Frühwarnflugzeuge<br />
vom Typ E-3A und Boeing KC-135 Tankerflugzeuge<br />
flogen dabei im Verbund.<br />
Von deutscher Seite waren das Aufklärungsgeschwader<br />
51 „Immelmann“ aus<br />
Schleswig und das Jagdbombergeschwader<br />
32 aus Lechfeld mit jeweils 6 Tornados<br />
sowie einem Learjet der Firma GFD<br />
am NATO Tiger Meet beteiligt.<br />
Hochwertübung<br />
Neben bunten Jets und getigerten Accessoires<br />
bei Technikern und Aircrews, die in<br />
der Öffentlichkeit wie immer große Aufmerksamkeit<br />
erregten, standen natürlich<br />
die Einsätze bei den verbundenen Luftoperationen,<br />
den sogenannten COMAOs<br />
(Combined Air Operations), im Vordergrund.<br />
Bis zu 40 Luftfahrzeuge waren bei<br />
diesem NATO Tiger Meet in „COMAO<br />
Arbeitskonsole in einer Boeing E-3A<br />
Packages“ (gemischte Formationen) eingebunden.<br />
In zwei Wellen pro Tag wurden<br />
insgesamt bis zu 75 Einsätze (Sorties)<br />
geflogen. An acht Übungstagen kamen<br />
so rund 500 Missions zusammen, die von<br />
den elf teilnehmenden Tiger Staffeln und<br />
vier externen fliegenden Einheiten geflogen<br />
wurden. Hinzu kamen mehrere<br />
Einheiten der norwegischen Streitkräfte<br />
mit Kommando-Kräften, bodengestützter<br />
Luftabwehr mit NASAMS (Norwegian<br />
Advanced Surface to Air Missile System)<br />
und dem französische Flugabwehrsystem<br />
Crotale der EMSA (Escadron de Missiles<br />
Sol-Air) 01/950 aus Istres in Südfrankreich.<br />
Insgesamt waren mehr als<br />
30 unterschiedliche Einheiten aus zehn<br />
Nationen sowie Vertreter von Führungsstäben<br />
der NATO und der norwegischen<br />
Streitkräfte an der Übung beteiligt. Hinzu<br />
kamen Beobachter von Tiger Staffeln aus<br />
sieben weiteren Nationen.<br />
4<br />
Tschechische JAS-39 Gripen der 211 Squadron aus Caslav<br />
Realitätsnahe Szenarien<br />
Eine fiktive Übungslage war Basis für<br />
die Einsätze, die während des NATO Tiger<br />
Meets Tag für Tag geflogen wurden.<br />
Ein politischer Konflikt mehrerer Länder<br />
führte zu terroristischen Aktionen und<br />
militärischen Auseinandersetzungen,<br />
bei denen die „TIGER FORCES“ eingreifen<br />
mussten. Auch wenn kein konkreter<br />
Bezug zu realen bewaffneten Konflikten<br />
vorhanden war, orientierten sich die Szenarien<br />
stark an der geopolitischen Lage,<br />
denn realitätsnahes Training hat höchste<br />
Priorität für die Einsatzstaffeln. Bei dieser<br />
Übung mussten beispielsweise Luftstreitkräfte<br />
und Bodentruppen des fiktiven<br />
Staates „TORTUGA“ bekämpft werden,
LUFTWAFFE<br />
Zwei Puma HC1 der 230 SQN Royal Air Force<br />
der verstärkt terroristische Organisationen<br />
unterstützt und Trainingscamps<br />
für Terroristen unterhält. Ziel einer der<br />
COMAOs des diesjährigen NATO Tiger<br />
Meets war es, ein Terror-Trainingscamp<br />
zu bekämpfen, das unter starkem Schutz<br />
von Luftabwehrsystemen stand. Gleichzeitig<br />
sollten Kommando-Kräfte mit<br />
Hubschraubern zu einem benachbarten<br />
Terror-Trainingscamp gebracht werden,<br />
um dort zeitgleich einzugreifen.<br />
Air Task<br />
Die Planung einer komplexen Mission<br />
mit mehr als 40 verschiedenen Luftfahrzeugen<br />
ist kein leichtes Unterfangen,<br />
müssen doch unterschiedliche Luftfahrzeuge<br />
aus verschiedenen Staffeln und<br />
Nationen unter einen Hut gebracht<br />
werden. „Für die Planung und Durchführung<br />
einer COMAO wird ein „Mission<br />
Commander“ bestimmt, der am Tag<br />
vorher den Einsatzauftrag (Air Task Message)<br />
erhält. Darin sind neben den anzugreifenden<br />
Zielen und den damit verbundenen<br />
Absichten auch alle für den<br />
Einsatz verfügbaren Kräfte aufgelistet“,<br />
erklärt Oberst Geir Wiik vom National<br />
Joint Headquarter (NJHQ) aus Bodø im<br />
Norden Norwegens. Er ist der Übungsdirektor<br />
und leitet die Übung „Arctic<br />
Tiger“. Als Radarleitoffizier hat er viel<br />
Erfahrung mit komplexen Übungen und<br />
Combined Air Operations. „Unterstützt<br />
wird der Mission Commander bei der Koordination<br />
des COMAO-Packages durch<br />
die sogenannten Air Bosses, allesamt<br />
norwegische Piloten, die mit den Gegebenheiten<br />
vor Ort bestens vertraut sind.<br />
Jeden Morgen findet nach einem Wettererkundungsflug<br />
unter Leitung des Air<br />
Bosses ein Go – NoGo – Meeting statt, bei<br />
dem entschieden wird, ob eine COMAO<br />
wie geplant geflogen werden kann oder<br />
nicht. Denn Flugsicherheit ist hier oberstes<br />
Gebot“, fügt Colonel Wiik hinzu.<br />
Exercise Director Arctic Tiger:<br />
Colonel Geir Wiik vom<br />
National Joint Headquarter in Bodø<br />
Planung<br />
Mission Planning Meeting<br />
am Tag vor der COMAO<br />
Bevor mit der eigentlichen Planung begonnen<br />
werden kann, müssen erst alle<br />
Details der Air Task Message analysiert<br />
werden. In einer Abstimmungsbesprechung<br />
wird am Tag davor der grobe Einsatzplan<br />
festgelegt und erste Planungsaufträge<br />
werden an die verschiedenen<br />
Teile der großen Formation vergeben.<br />
Neben Routenführung, Luftbetankung,<br />
eingeplanten Warteschleifen (Holdings)<br />
und Höhenstaffelung ist vor allem die<br />
Abstimmung entscheidend, wer sich<br />
wann und wo befindet. Das ist nicht nur<br />
für den Einflug in das Zielgebiet wichtig,<br />
sondern fängt schon am Boden an.<br />
Denn wer vor dem Start zu früh losrollt,<br />
der blockiert möglicherweise einen Rollweg<br />
für einen Jet, der eher starten muss.<br />
Auch für die Landung ist ein geordneter<br />
Ablauf wichtig, wenn 40 Jets innerhalb<br />
kürzester Zeit zum Flugplatz zurückkehren.<br />
Darüber hinaus ist die zeitliche Koordination<br />
der Helikopter-Kräfte wichtig,<br />
da sie viel langsamer fliegen als Jets.<br />
Mission<br />
Jedem Jet und jedem Helikopter sind bestimmte<br />
Einsatzrollen zugewiesen, die im<br />
Gesamtzusammenhang die Stärke einer<br />
solchen gemischten Streitmacht ausmachen.<br />
Als erstes starten Tanker und Frühwarnflugzeuge<br />
in ihre Orbits. Danach<br />
folgt das COMAO-Package und formiert<br />
sich nach dem Auftanken in der Luft in<br />
seinen Warteräumen, bevor es in feindliches<br />
Gebiet einfliegt. Als Erste verlassen<br />
Jagdflugzeuge die Ablaufpunkte. Als<br />
„Sweep“ sollen sie die Einflugroute der<br />
„COMAO Packages“ von gegnerischen<br />
Jägern freihalten. Ihnen folgen SEAD-<br />
Kräfte (Suppression of Enemy Air Defences),<br />
die gegnerische Feuerleitradare von<br />
SAM-Systemen (Luftabwehr-Raketen)<br />
mit ihren HARMs (High Speed Anti Ra-<br />
5
LUFTWAFFE<br />
Mass Debriefing nach der Mission<br />
diation Missiles/ Anti-Radar-Raketen)<br />
niederhalten oder ausschalten. Ihnen<br />
folgen dann die Jagdbomberkräfte, die<br />
bestimmte Schlüsselziele, wie Brücken,<br />
Bahnverladestationen oder Kommandound<br />
Kommunikationszentralen im Bereich<br />
der Frontlinien oder im Hinterland,<br />
ausschalten. Begleitet werden sie von<br />
eigenen Jagdflugzeugen, die als „Escort“<br />
fungieren, um sie vor Angriffen gegnerischer<br />
Jäger zu schützen. Danach überfliegen<br />
Aufklärungsflugzeuge die Ziele,<br />
um den Erfolg der Angriffe zu dokumentieren.<br />
Hinzu kommen Helikopter Operationen<br />
mit CSAR-Einsätzen, bei denen<br />
abgeschossene eigene Besatzungen gerettet<br />
werden oder Geiselbefreiungen und<br />
Evakuierungseinsätze mit Kommando-<br />
Kräften durchgeführt werden. Darüber<br />
hinaus sind elektronische Störflugzeuge<br />
im Einsatz, die Radar und Funk des Gegners<br />
stören.<br />
Debriefing<br />
Wenn alle beteiligten Luftfahrzeuge wieder<br />
am Boden sind, ist die Mission für die<br />
Besatzungen aber noch lange nicht vorbei.<br />
Dann gilt es den geflogenen Einsatz<br />
auszuwerten und in Zusammenarbeit<br />
Belgische F-16 der 31 SQN aus Kleine Brogel im Tiger-Look<br />
6
LUFTWAFFE<br />
Tiger Spirit im Anflug: Tornado des AG 51“I“<br />
mit den anderen Einheiten das „Big Picture“<br />
zu rekonstruieren. Erste Auswertungen<br />
und Ergebnisse werden zusammengefasst<br />
und im großen „Mass Debriefing“<br />
auf einer überdimensionalen Projektionswand<br />
dargestellt. Am Ende stehen die<br />
sogenannten „lessons learned“, wie es im<br />
englischen Sprachgebrauch heißt und es<br />
wird deutlich, was funktioniert hat oder<br />
zukünftig verbessert werden kann.<br />
Perfekte Organisation<br />
Die Gastgeber der 338 Squadron der Royal<br />
Norwegian Air Force ließen keine<br />
Wünsche offen. Neben der exzellenten<br />
Vorbereitung und Durchführung der<br />
Übung mit Unterstützung des NJHQ in<br />
Bodø und weiterer Einheiten der norwegischen<br />
Streitkräfte war es die große<br />
Gastfreundschaft, die alle Übungsteilnehmer<br />
sich heimisch fühlen ließ.<br />
Oberstleutnant Jörg Schröder, Kommandoführer<br />
des Jagdbombergeschwaders<br />
32 und Staffelkapitän der 1. Staffel aus<br />
Lechfeld ist beeindruckt:<br />
„Nicht nur hervorragende Verpflegung<br />
und gute Unterkünfte waren die Basis für<br />
eine gelungene Großübung. Vor allem<br />
die multinationale Zusammenarbeit, die<br />
großen Übungsgebiete und die Professionalität<br />
der Gastgeber haben den Erfolg<br />
garantiert. Für meine Tornado-Besatzung<br />
bedeutet die Teilnahme am NATO Tiger<br />
Meet einen großen Motivationsschub, ist<br />
es doch eine der wenigen Möglichkeiten,<br />
komplexe Ausbildungsinhalte zu trainieren<br />
und Erfahrung im internationalen<br />
Umfeld zu sammeln.“ Ab dem kommenden<br />
Jahr wird das AG 51 „I“ allerdings<br />
einziger deutscher Verband sein, der die<br />
Tiger Tradition fortführt.<br />
Ausblick<br />
„Die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher<br />
Staffeln aus verschiedenen Nationen<br />
ist eine der Schlüsselfaktoren für erfolgreiche<br />
gemeinsame Luftoperationen<br />
bei Übungen, aber vielmehr noch bei<br />
echten Einsätzen“, erläutert Brigadegeneral<br />
Tom Guttormsen, Kommandeur<br />
der 138 Air Wing auf der Main Air Station<br />
Ørland, und fügt hinzu: „Es ist von<br />
Vorteil, dass beim NATO Tiger Meet jedes<br />
Jahr die gleichen Staffeln gemeinsam<br />
üben. Eine solche Übung startet gleich<br />
auf einem viel höheren Niveau als vergleichbare<br />
andere Übungen, bei denen<br />
sich die Staffeln noch nicht kennen.“ Auf<br />
die Frage, was für zukünftige NATO Tiger<br />
Meets wichtig sein wird, antwortet er:<br />
„Der Focus muss weiter auf operationelles<br />
und realitätsnahes Training gerichtet<br />
sein bei ständiger Weiterentwicklung<br />
der Szenarien. Im nächsten Jahr werden<br />
wir das NATO Tiger Meet erneut in einer<br />
zweiwöchigen Übung hier in Ørland<br />
ausrichten. Wir hoffen, dass zusätzliche<br />
externe Einheiten, Marine Verbände eingeschlossen,<br />
mit in die Übung eingebunden<br />
werden können, um die Trainingsmöglichkeiten<br />
weiter zu optimieren.“<br />
Brigadegeneral Tom Guttormsen,<br />
Kommandeur der 138 Air Wing RNoAF<br />
Nächstes Jahr wird der Arctic Tiger auf<br />
der Main Air Station Ørland in den<br />
letzten zwei Juni-Wochen wieder zu<br />
neuem Leben erwachen und das NATO<br />
Tiger Meet 2013 begleiten.<br />
Zum letzten Mal beim Tiger Meet: Lechfelder Tornado Besatzung<br />
Quellen: Archiv/338 SQN RNoAF, Luftwaffe/Metternich,<br />
Archiv/D. Goovaerts<br />
7
AFGHANISTAN<br />
10 Jahre ISAF – der Weg ist das Ziel<br />
Teil 2: Ausbildung zum afghanischen Kampfmittelbeseitiger<br />
Wer die Situation in Afghanistan verstehen<br />
will, kommt um die Beurteilung<br />
und Bedeutung der Kampfmittellage<br />
nicht herum. Afghanistan ist, ähnlich<br />
wie Deutschland nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg, ein Land, das mit Munition<br />
überfrachtet ist. Durch mehr als<br />
dreißig Jahre Krieg ist die Bevölkerung<br />
abgestumpft und nimmt Munition als<br />
etwas Alltägliches hin. Munition wird<br />
teilweise sogar als Baustoff verwendet,<br />
so werden vor allem 122 mm Artillerieraketen<br />
in Ermangelung von Fertigbetonteilen<br />
als Fenster- und Türsturz<br />
eingebaut.<br />
Situation vor 2001<br />
Im Mai 1988 begannen die ehemaligen<br />
sowjetischen Truppen mit dem Abzug<br />
aus Afghanistan. Fast gleichzeitig begannen<br />
die Aktivitäten zum Räumen<br />
der immensen Munitionsmengen durch<br />
Nicht-Regierungsorganisationen (Non<br />
Governmental Organisations - NGOs),<br />
erst durch die Firma HALO TRUST, dann<br />
durch weitere Räumfirmen, so zum Beispiel<br />
MINE DETECTION DOG CENTRE.<br />
Von Seiten der instabilen Regierung wurde<br />
erst einmal nicht viel unternommen.<br />
Erst unter den Taliban gab es vereinzelt<br />
Räumaktivitäten. So berichtet der Leiter<br />
des UN Area Mine Action Centre in<br />
Masar, dass er nur mit behelfsmäßigem<br />
Werkzeug sowie Zünd- und Sprengmitteln<br />
Blindgänger beseitigt hat. Nach<br />
seiner Darstellung mußte vielfach eine<br />
Panzermine mit einer Handgranate als<br />
Zünder ausreichen, um die Detonation<br />
einer Sprengbombe auszulösen. Eine<br />
Ausbildung war nicht vorhanden, die<br />
wenigsten Räumer hatten eine Sprengausbildung<br />
als Pioniere und somit eine<br />
ungefähre Ahnung, wie Munition aufgebaut<br />
ist und welche Wirkungen bei einer<br />
Sprengung zu erwarten sind. Unfälle mit<br />
Todesfolge waren an der Tagesordnung,<br />
und kaum einer wagte es, sich den Befehlen<br />
und dem Terror der Taliban zu<br />
entziehen. Hinzu kam, dass die Aktionen<br />
nicht koordiniert waren und eigentlich<br />
bis heute bei den staatlichen Räumkräften<br />
eine Dokumentation der Arbeiten<br />
nicht vorhanden ist.<br />
Ausbildung bei den NGOs<br />
Anders die Arbeit bei den NGOs. Durch<br />
die Räumarbeiten in anderen Ländern,<br />
zum Beispiel Angola und Vietnam, gab<br />
es bereits Erfahrungen im Aufbau einer<br />
8<br />
Räumorganisation und der Kartierung<br />
der betroffenen Flächen. Trotzdem betrat<br />
man in Afghanistan Neuland und<br />
mußte Ausbildungs- und Führungsstrukturen<br />
erst einmal schaffen. Die United<br />
Nations nahmen sich diesem Problem<br />
sehr spät an, der UN Mine Action Service<br />
wurde erst 1997 gegründet, und erst damit<br />
konnte eine einheitliche Kartierung<br />
der geräumten und der noch zu räumenden<br />
Flächen erstellt werden, die aber<br />
für Afghanistan auch heute noch nicht<br />
abgeschlossen ist. Noch immer werden<br />
mit Munition kontaminierte Flächen,<br />
versteckte Waffen- und Munitionslager<br />
der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte<br />
und Minenfelder in die sogenannte „Integrated<br />
Management System Mine Action“<br />
(IMSMA)-Datenbank eingegeben,<br />
die etwa monatlich von der UN für den<br />
Raum Afghanistan aktualisiert wird.<br />
Die Ausbildung zum Kampfmittelräumer,<br />
dem Deminer, ist je nach den Anforderungen<br />
unterschiedlich lang. Ein<br />
Kampfmittelsucher, der die Munition visuell<br />
oder mit Hilfe eines Metalldetektors<br />
sucht und nur bis zu einer positiven Bestätigung<br />
an der Munition arbeitet, wird<br />
innerhalb von 14 Tagen ausgebildet.<br />
Ein Hundeführer, der einen Kampfmittelspürhund<br />
führt, arbeitet mit seinem<br />
Hund 18 Monate, bis er das erste Mal ein<br />
Kampfmittelfeld betritt. International geregelt<br />
wird die Ausbildung im UN International<br />
Mine Action Standard (IMAS).<br />
Hier ist in 47 einzelnen Dokumenten unter<br />
anderem festgelegt, welche Befugnisse<br />
ein Kampfmittelräumer mit der jeweiligen<br />
Ausbildung hat und wie er eingesetzt<br />
werden darf.<br />
Somit gibt es neben dem Kampfmittelsucher<br />
die Kampfmittelräumer in den<br />
Ausbildungsstufen 1 (einfache Minen)<br />
bis 4 (jegliche Art von Munition) und zusätzlich<br />
die Vermesser, Erkunder und die<br />
Zertifizierer, die als die wichtigsten Personen<br />
ein Kampfmittelfeld so genau zu<br />
vermessen und zu beurteilen haben, dass<br />
sowohl eine sichere Räumung als auch<br />
spätere Nutzung erfolgen kann. Der in<br />
englischer Sprache erstellte IMAS steht<br />
mittlerweile in arabisch, armenisch, chinesisch,<br />
französisch, russisch und spanisch<br />
zur Verfügung. Dies zeigt den hohen<br />
Stellenwert dieser UN-Dokumente.<br />
Situation nach 2001<br />
Beim Eingreifen der ISAF-Truppen im<br />
Afghanisches Essen, auch für<br />
deutsche Soldaten<br />
Jahr 2001 war eine afghanische Armee<br />
faktisch nicht mehr vorhanden. Ursprünglich<br />
bestand sie im Jahr 1978 aus<br />
105.000 Mann. Im Jahr 2001 waren noch<br />
ca. 15.000 reguläre afghanische Soldaten<br />
an den Kämpfen zwischen den Taliban<br />
auf der einen Seite und den Truppen von<br />
Dostum, Massoud und Hezb-i-Wahdat,<br />
später Vereinigte Front, beteiligt, zersplittert<br />
und auf beiden Seiten kämpfend.<br />
Die am 03. April 2002 neu gegründeten<br />
afghanischen Sicherheitskräfte (Afghan<br />
National Security Forces - ANSF) bestehen<br />
aus der Armee (Afghan National<br />
Army - ANA) und den Polizeikräften (Afghan<br />
National Police - ANP). Die ANSF<br />
soll im Laufe der Jahre bis auf 400.000<br />
Mann aufwachsen und vollständig die<br />
Aufgaben von ISAF übernehmen. Dieser<br />
Aufwuchs muss bis zum 31.12.2014 weitestgehend<br />
abgeschlossen sein, da zu diesem<br />
Zeitpunkt das ISAF-Mandat endet.<br />
Zumindest von US-amerikanischer Seite<br />
ist weitere Unterstützung, auch über das<br />
Jahr 2014 hinausgehend, bereits zugesichert<br />
worden.<br />
Der Umfang an Kampfmittelbeseitigungskräften<br />
wird sowohl in der Armee<br />
als auch in der Polizei beträchtlich sein.<br />
Mehr als 200 EOD (Explosive Ordnance<br />
Disposal – Kampfmittelbeseitigung)<br />
–Teams in der Armee und mehr als 80<br />
Teams in der Polizei sollen schwerpunktmäßig<br />
die Beseitigung von Sprengfallen<br />
(Improvised Explosive Device – IEDs)<br />
übernehmen. Hierbei geht es nicht nur<br />
um Autobomben und Selbstmordattentäter,<br />
sondern auch um Sprengfallen,<br />
die in den Straßendurchlässen und Abflußrohren<br />
der weitgehend nicht oder
Dorfbewohner in Gur-e-Mach<br />
nur unzureichend asphaltierten Straßen<br />
eingebaut werden. Da diese Sprengfallen<br />
den freizügigen Straßenverkehr erheblich<br />
stören und sogar lähmen können,<br />
werden die Kampfmittelbeseitigungskräfte<br />
auch den speziellen Pionierkräften<br />
unterstellt, die die Straßen auf eingebaute<br />
IEDs untersuchen. Diese sogenannten<br />
Route Clearing Packages (RCP) sind mit<br />
verschiedenen Detektoren ausgerüstet<br />
und können IEDs sowie Zündkabel auch<br />
während einer langsamen Marschbewegung<br />
orten.<br />
Hinzu kommen weiterhin die verschiedenen<br />
NGOs unter der Aufsicht der UN,<br />
die auch zukünftig die Kampfmittel- und<br />
Minenfelder räumen werden.<br />
Das 5-Stufen-Ausbildungs-Modell<br />
Die Ausbildung zum Kampfmittelbeseitiger<br />
ist schon in einem hochentwickelten<br />
Industrieland wie Deutschland langwierig<br />
und mit hohen Durchfallquoten verbunden.<br />
Die Ausbildung kann man sich<br />
in Form einer Pyramide vorstellen, wobei<br />
die Zahl der positiven Absolventen von<br />
Lehrgangsstufe zu Lehrgangsstufe geringer<br />
wird. Das oben genannte Ziel wird<br />
bei einer mindestens zweijährigen Ausbildung<br />
nicht mehr bis Ende 2014 zu bewältigen<br />
sein. Man hat daher Zwischenstufen<br />
geschaffen, die den ausgebildeten<br />
Soldaten nur Teilfähigkeiten zugestehen,<br />
welche aber für einfache Räumtätigkeiten<br />
ausreichen.<br />
Fünf Stufen führen somit zum Ziel eines<br />
ausgebildeten Kampfmittelbeseitigers:<br />
die technischen Besonderheiten einer<br />
Sprengfalle zugeschnitten. Der Soldat/<br />
Polizist lernt bei diesem IED-Awareness-<br />
Training (in etwa : IED-Grundkenntnis-<br />
Lehrgang) innerhalb von wenigen Tagen<br />
den Umgang mit einem Metalldetektor<br />
und ist dann in der Lage, eine Fläche visuell<br />
oder mit dem Detektor abzusuchen.<br />
Er bekommt einen Einblick in die Technik<br />
eines IEDs und kann anschließend<br />
auch Gefahrenbereiche grob abschätzen<br />
– Beseitigungstätigkeiten lernt er hier<br />
noch nicht.<br />
Daran schließt sich der Kampfmittelräumlehrgang<br />
der Pioniere (Engineers)<br />
von etwa 5 Wochen Dauer an. Neben<br />
der Wiederholung der Ausbildung des<br />
IED-Awareness-Trainings werden dem<br />
Soldaten/Polizisten hier einfache Tätigkeiten<br />
zum Sprengen eines einfachen<br />
IEDs vermittelt. Dabei verwendet er eine<br />
sogenannte Schlagladung, mit der das<br />
IED ohne Rücksicht auf die nötige Informationsgewinnung<br />
und Beweismittellage<br />
zu einem möglichst günstigen Zeitpunkt<br />
gesprengt wird. Dieses sogenannte<br />
„Blow up in Place“ kann schwere Kollateralschäden<br />
nach sich ziehen und sollte<br />
zumindest innerhalb der Ortschaften<br />
vermieden werden. Diese Kampfmittelräumer<br />
sollen hauptsächlich in den RCP<br />
eingesetzt werden, um den sehr häufig<br />
in den Straßen eingebauten IEDs Herr zu<br />
werden.<br />
Da man bereits jetzt schon festgestellt<br />
hat, dass die nötigen Personalstärken bis<br />
2014 nicht mehr erreicht werden können,<br />
wurde in die Ausbildungspyramide<br />
zum Kampfmittelbeseitiger an dieser<br />
Stelle ein zusätzlicher Lehrgang eingeschoben.<br />
Der bisher zum Kampfmittelräumer<br />
ausgebildete Soldat/Polizist soll<br />
AFGHANISTAN<br />
hier zusätzliche Fertigkeiten lernen, um<br />
die Auswirkungen seiner Sprengungen<br />
mit Schlagladungen besser beurteilen<br />
zu können und um Kollateralschäden<br />
möglichst zu vermeiden. Hinzu kommen<br />
Sicherheitsbestimmungen beim Umgang<br />
mit Spreng- und Zündmitteln. Dies alles<br />
soll zu einer selbstständigen Tätigkeit<br />
befähigen. Dieser IED-Mitigation-Team<br />
(Mildern der Auswirkungen eines IEDs)<br />
– Lehrgang hat neben dem Herstellen<br />
der Bewegungsfreiheit auch den Schutz<br />
der Bevölkerung als Ziel. Er soll zu einem<br />
späteren Zeitpunkt, sobald ausreichend<br />
Kampfmittelbeseitiger ausgebildet sind,<br />
entfallen.<br />
Erst jetzt, an vierter Stelle in der Ausbildungspyramide,<br />
wird zum ersten Mal<br />
von einem Kampfmittelbeseitiger gesprochen.<br />
In dem etwa viermonatigen<br />
Lehrgang, der an der afghanischen Pionierschule<br />
in Masar-e-Sharif stattfindet,<br />
werden dem Soldaten umfangreiche<br />
Kenntnisse über den technischen Aufbau<br />
von konventioneller Munition (Explosive<br />
Ordnance), der sprengtechnischen<br />
Öffnung dieser Kampfmittel und dem<br />
„Unschädlich-machen“, das heißt das<br />
Sichern von Kampfmitteln für einen Abtransport<br />
an einen Vernichtungsplatz,<br />
beigebracht. Diese Methode wird vielfach<br />
nötig, wenn Munition aufgrund zu<br />
befürchtender Kollateralschäden vor Ort<br />
nicht vernichtet werden kann. Auch ist<br />
die Vernichtung durch Sprengen vielfach<br />
mit schweren Umweltschäden verbunden<br />
und sollte vermieden werden. Ein<br />
späteres Ausdüsen des Sprengstoffes oder<br />
ein Abbrennen in entsprechenden Vernichtungsöfen<br />
ist zukünftig auch in Afghanistan<br />
anzustreben. Dies ist an erster<br />
Stelle das Handwerk des EOD-Personals.<br />
Die Ausbildung wird zur Zeit durch eine<br />
- IED Awareness-Training<br />
- Engineer-Training<br />
- IED Mitigation-Training<br />
- EOD-Course<br />
- IEDD-Course<br />
Die unterste Stufe der Ausbildung lehnt<br />
sich an die Ausbildung der Kampfmittelsucher<br />
bei den NGOs an, ist aber auf<br />
Einfahrt in eine afghanische Kaserne<br />
9
AFGHANISTAN<br />
In der Polizeikaserne in Masar<br />
zivile amerikanische Firma durchgeführt,<br />
die durch erfahrene Soldaten, den sogenannten<br />
Mentoren, unterstützt wird.<br />
Weiterhin lernt der zukünftige Kampfmittelbeseitiger<br />
auch die technischen<br />
Möglichkeiten zum Bau eines IEDs, und<br />
es werden ihm die möglichen Gegenmaßnahmen<br />
vermittelt. Dazu gehören die<br />
Ausbildung am Manipulatorfahrzeug,<br />
dem Röntgengerät, Haken- und Leinensatz<br />
sowie verschiedenen Kleinwerkzeugen<br />
und natürlich dem Bombenschutzanzug.<br />
Taktik im Vorgehen zu einem<br />
IED gehören zu dem Lehrplan wie auch<br />
die Wichtigkeit der Beweissicherung für<br />
die weitere Informationsgewinnung über<br />
den Aufbau des IEDs, aber auch über das<br />
dahinter vermutete Netzwerk der Attentäter.<br />
Ziel der Ausbildung ist aber immer<br />
noch nicht der voll ausgebildete Kampfmittelbeseitiger,<br />
der an der Entschärfung<br />
eines IEDs arbeitet, sondern Lehrgangsziel<br />
ist die Entschärfung von konventioneller<br />
Munition, aber auch die Arbeit als<br />
zweiter Mann in einem Team bei der Beseitigung<br />
von IEDs.<br />
Weitere zwei Monate benötigt der Kampfmittelbeseitiger<br />
für den IEDD (Improvised<br />
Explosives Device Disposal) – Lehrgang,<br />
bei dem es um die Beseitigung der IEDs<br />
geht. Neben der Vertiefung der bereits<br />
erwähnten Gerätekunde und der Informationen<br />
über den technischen Aufbau<br />
eines IED kommen hier taktische Grundsätze<br />
für das Vorgehen eines IEDD-Soldaten<br />
an einem Einsatzort zum Tragen.<br />
der Ausbildung der Kampfmittelbeseitiger<br />
fehlt es auch noch an der Aufstellung<br />
der entsprechenden IEDD-Teams.<br />
Und hier gibt es ein spezielles weiteres<br />
4-Stufen-Modell, das auf den folgenden<br />
Grundsätzen basiert:<br />
- Manning<br />
- Training<br />
- Equipment<br />
- Validation<br />
Zuerst muss für ein Kampfmittelbeseitigungsteam<br />
das Personal bereitgestellt<br />
werden. Dieses „Manning“ ist die Grundvoraussetzung,<br />
um das Personal auf die<br />
Lehrgänge (Training) zu schicken. Wie<br />
auch in Deutschland gibt es hier eine<br />
Planung für die Personalstärke und die<br />
daraus resultierende nötige Ausrüstung<br />
(Equipment). Die Ausrüstung gab es aber<br />
bisher nur dann, wenn alle drei Mitglieder<br />
des Teams die benötigten Lehrgänge<br />
bestanden hatten. Somit dauerte es gegebenenfalls<br />
sehr lange, bis ein Team einsatzbereit<br />
war, und in der Zwischenzeit<br />
fehlte die Ausrüstung für weitere Übung<br />
und Ausbildung. Die afghanische Polizei<br />
erkannte diesen Mangel als erstes und<br />
führt seitdem die Ausrüstung zu, wenn<br />
einer der drei Kampfmittelbeseitiger<br />
vollständig ausgebildet ist. Die afghanische<br />
Armee hat mittlerweile nachgezogen,<br />
und das System scheint sich so zu<br />
bewähren. Bevor allerdings das fertige<br />
Team das erste Mal alleine in einen Einsatz<br />
geschickt wird, erfolgt noch die Validierungsphase,<br />
in der erfahrene ISAF-<br />
Kampfmittelbeseitiger die afghanischen<br />
Kameraden auf den ersten Schritten begleiten.<br />
Problemzonen<br />
Nach mehr als drei Jahrzehnten Krieg<br />
ist die Schulbildung immer weiter eingeschränkt<br />
worden. Viele afghanische<br />
Soldaten können weder lesen noch<br />
schreiben, eine fundierte technische<br />
Ausbildung, in Deutschland eine Grundvoraussetzung<br />
für den Lehrgang, ist in<br />
keinster Weise zu fordern. So ist ein Soldat,<br />
der lesen und schreiben kann, für<br />
viele Dienstposten in der Armee und Polizei<br />
ein begehrtes Objekt, und erst recht<br />
für eine aufstrebende zivile Wirtschaft.<br />
Neben einer angemessenen Besoldung<br />
fehlt es an Anerkennung in der Bevölkerung<br />
und an einem sicheren Umfeld. Somit<br />
stehen die Sicherheitskräfte in enger<br />
Konkurrenz zu den zivilen Bereichen.<br />
Hinzu kommt die noch schleppende Zusammenarbeit<br />
zwischen den staatlichen<br />
und den nichtstaatlichen Organisationen<br />
bei der Kampfmittelbeseitigung.<br />
Nicht zuletzt wegen der nach wie vor<br />
ungünstigen Sicherheitslage scheuen<br />
die NGOs eine direkte Zusammenarbeit<br />
mit den ANSF, da sie fürchten müssen,<br />
so gegebenenfalls zwischen die Fronten<br />
von ANSF und Taliban zu geraten. Dies<br />
wäre bei den sowieso schwierigen Räumaufgaben<br />
der NGOs katastrophal; IEDs<br />
oder manipulierte Minen/Kampfmittel<br />
in den Räumgebieten würden die Arbeit<br />
der NGOs zunichte machen.<br />
Und: Die Zeit läuft..... Der Aufbau der<br />
Kampfmittelbeseitigungskräfte ist nach<br />
wie vor schleppend, und das Aufstellungsziel<br />
wird wohl erst in einigen Jahren<br />
zu erreichen sein. Das wird auch Auswirkungen<br />
auf den Abzug der ISAF-Soldaten<br />
haben. Wie auch immer eine zukünftige<br />
Beteiligung der Bundeswehr an einer<br />
weiteren Ausbildung der ANSF aussehen<br />
wird, ist offen, sie wird aber 2014 sicher<br />
nicht enden.<br />
Bericht und Fotos: Thomas Enke<br />
Das vier-Stufen-Modell<br />
der Aufstellung<br />
Damit ist der IEDD-Soldat fertig ausgebildet,<br />
findet aber in seiner Einheit unter<br />
Umständen ein leeres Büro vor. Neben<br />
10<br />
Patrouille in den Strassen von Masar
Vom Sinn des AFG-Einsatzes der Bundeswehr. Was bleibt?<br />
Vom Aufhelfen zum Selbsthelfen<br />
Am 7. Oktober 2001 um etwa 21.00 Uhr begann<br />
der Krieg gegen das Taliban-Regime<br />
in Afghanistan. Deutschland ist am Hindukusch<br />
seit dem Jahreswechsel 2001 auf 2002<br />
mit Truppen vertreten. Derzeit sind dort<br />
etwa 5 000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz.<br />
Bis Ende 2014 sollen die Bundeswehr und<br />
alle anderen internationalen Kampftruppen<br />
aus Afghanistan abgezogen werden.<br />
Dadurch gewinnt die Frage, welche ethischen<br />
Grundsätze beim bevorstehenden<br />
Abzug der Stabilisierungskräfte aus Afghanistan<br />
und bei der Übergabe der Verantwortung<br />
an einheimische Sicherheitskräfte<br />
zu beachten sind, aktuelle Bedeutung. Die<br />
Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS)<br />
leistet hierzu auf der Grundlage der katholischen<br />
Friedenslehre einen Beitrag und erinnert<br />
an die Aussage des II. Vatikanischen<br />
Konzils: „Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes<br />
steht, betrachte sich als Diener<br />
der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem<br />
er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er<br />
wahrhaft zu Festigung des Friedens bei.“<br />
(GS79). Die Frage stellt sich, ob bzw. wie<br />
dieses soldatische Selbstverständnis in einer<br />
islamischen Umwelt wie Afghanistan (überzeugend<br />
und nachhaltig) vermittelt werden<br />
kann, ohne dass es als christliche Missionierung<br />
oder westliche Überfremdung verstanden<br />
wird. Nun gibt es im Islam durchaus<br />
Ansätze einer glaubensübergreifenden<br />
Ethik, die in einem „werte-basierten“ Zugang<br />
zum Koran bestehen (Chandra Muzaffar)*.<br />
Zu den fundamentalen Werten, die<br />
man im Koran finden kann, gehören Freiheit,<br />
Verlässlichkeit, Gerechtigkeit, Freundlichkeit,<br />
Gnade, Liebe, Gleichheit, Aufrichtigkeit,<br />
Mitgefühl, Fairness und Hingabe<br />
zur Sache der Armen und Unterdrückten.<br />
Diese Werte sind universeller Natur und<br />
vereinen „alle Menschen als Brüder und<br />
Schwestern, die derselben conditio humana<br />
unterworfen sind.“* Auf dieser Basis sollte<br />
es möglich sein, die nachstehenden Thesen<br />
der GKS als gemeinsame Verpflichtung<br />
für deutsche Soldaten und Einheimische<br />
in Afghanistan zu kommunizieren. (*http://<br />
de.quantara.de/Koranische-Ethik-fuer-den-interreligiösen-Dialog/681c644i1p10....)<br />
Übergabe in Verantwortung<br />
Ethische Grundsätze für die Beendigung eines<br />
Militäreinsatzes im Rahmen einer Friedensmission<br />
der Vereinten Nationen<br />
Mit einer Friedensmission verfolgen die Vereinten<br />
Nationen das Ziel, ein von Krieg und Terror heimgesuchtes<br />
Land zu befrieden, damit es eigenverantwortlich<br />
für den (Wieder)Auf- und Ausbau der<br />
staatlichen Ordnung sorgen kann. Militäreinsätze<br />
im Namen und im Rahmen des Völkerrechts sind<br />
dann ethisch gerechtfertigt, wenn sie einerseits<br />
dem Schutz vor Terror und schweren Menschenrechtsverletzungen<br />
und andererseits dem Aufbau<br />
einer gerechten und stabilen Ordnung dienen.<br />
Die Frage, welche ethischen Grundsätze beim bevorstehenden<br />
Abzug der Stabilisierungskräfte der<br />
internationalen Staatengemeinschaft (ISAF) aus<br />
Afghanistan und bei der Übergabe der Verantwortung<br />
an einheimische Sicherheitskräfte zu beachten<br />
sind, gewinnt wieder aktuelle Bedeutung.<br />
Die GKS versucht darauf eine Antwort und erinnert<br />
in diesem Zusammenhang an die katholische<br />
Friedenslehre, die ein ziemlich umfassendes ethisches<br />
Koordinatensystem bietet, wenn es darum<br />
geht, Frieden und Sicherheit lokal, regional und<br />
global zu verorten.<br />
1. Eine Übergabe in Verantwortung wird nur auf<br />
der Basis eines gemeinsam abgestimmten, schlüssigen<br />
Konzeptes für die Friedenskonsolidierung<br />
gelingen. Dazu müssen die beteiligten Akteure ihr<br />
Einzelinteresse zurückstellen, um dem afghanischen<br />
Volk eine Zukunft in Frieden und Sicherheit<br />
zu ermöglichen. Im Sinne christlicher Nächstenliebe<br />
gilt es, durch Hilfe zur Selbsthilfe (Subsidiarität)<br />
auf der Grundlage langfristiger Partner- und<br />
Patenschaft (Solidarität) die Voraussetzungen und<br />
Rahmenbedingungen für den Auf- und Ausbau eines<br />
geordneten Staatswesens zu schaffen.<br />
2. Der notwendige politische und zivile Aufbau eines<br />
funktionierenden Gemeinwesens ist so lange<br />
durch die internationale Gemeinschaft zu sichern,<br />
bis einheimische Militär- und Polizeikräfte dazu<br />
in der Lage sind. In der Phase des Übergangs ist<br />
ein Mindestmaß an Stabilität erforderlich, um den<br />
Wiederaufbau voranzubringen und das Erreichte<br />
zu sichern. Ein vorzeitiger und unkoordinierter<br />
Abzug der internationalen Truppen ist zu vermeiden,<br />
weil er ein Machtvakuum schaffen würde, in<br />
dem Hass und Gewalt wieder ausbrechen und das<br />
Land erneut in Gesetzlosigkeit und Chaos stürzen<br />
könnte.<br />
3. Mit der Übernahme der Verantwortung für die<br />
Sicherheit durch einheimische Kräfte darf das<br />
internationale Engagement nicht beendet werden.<br />
Der Abzug der internationalen Streitkräfte<br />
muss mit der glaubwürdigen Selbstverpflichtung<br />
zum langfristigen Engagement verbunden sein.<br />
Schließlich haben die Staaten, die sich militärisch<br />
oder auf andere Weise engagieren, eine moralische<br />
Verpflichtung gegenüber der einheimischen<br />
Bevölkerung übernommen. Ihre Hilfe ist so lange<br />
notwendig, bis ein stabiler Versöhnungsprozess<br />
eingeleitet ist und der Aufbau nachhaltig Früchte<br />
trägt.<br />
4. Wenn die Übernahme der Verantwortung auf<br />
Dauer erfolgreich sein soll, bedarf es der aktiven<br />
Mitwirkung der Bevölkerung, die in einem Land<br />
mit geringer Alphabetisierung erst entsprechend<br />
AFGHANISTAN<br />
ausgebildet und angeleitet werden muss. Die<br />
einheimischen Autoritäten müssen sich ihrer<br />
Verantwortung bewusst werden und eine handlungsfähige<br />
Regierung bilden, die das Wohl des<br />
ganzen Volkes im Blick hat und jede Form von<br />
Gewalt bekämpft. Der Erfolg beim Aufbau und bei<br />
der Entwicklung des Landes hängt direkt und wesentlich<br />
ab von der Einsicht in die Notwendigkeit<br />
entsprechender Maßnahmen und vom Willen und<br />
Einsatz der Betroffenen, sie konsequent um- und<br />
durchzusetzen.<br />
5. Die dem Schutz der Menschenrechte und der<br />
Achtung des Lebens dienenden Grundsätze und<br />
Regeln des humanitären Völkerrechts gelten allgemein.<br />
Sie verlangen, militärische Gewaltanwendung<br />
zu begrenzen. In der Phase des Übergangs<br />
sollten die internationalen Streitkräfte - soweit es<br />
der notwendige Schutz der Soldaten zulässt - weitgehend<br />
auf militärische Gewalt verzichten. Indem<br />
Streitkräfte zu den Folgen ihres Tuns oder Unterlassens<br />
stehen, sich zu Fehlern bekennen und<br />
Schäden bestmöglich beseitigen, leisten sie gerade<br />
in ihrer Wahrhaftigkeit und ihrem Verantwortungsbewusstsein<br />
einen Beitrag zur Versöhnung.<br />
6. Bei der Beendigung von militärischen Einsätzen<br />
sind erhebliche Anstrengungen erforderlich, um<br />
dem Anspruch einer Übergabe in Verantwortung<br />
gerecht werden zu können. Der Schwerpunkt der<br />
Unterstützung muss sich auf Felder wie Bildung,<br />
Gesundheitswesen, Infrastruktur, Aufbau von<br />
Verwaltung, Justiz und Polizei verlagern. Dafür<br />
müssen hinreichende finanzielle Mittel erschlossen<br />
werden.<br />
7. Die internationale Gemeinschaft hat in vormaligen<br />
Krisengebieten gezeigt, dass sie unter Beteiligung<br />
militärischer Kräfte Sicherheit stabilisieren<br />
und Frieden erfolgreich sichern kann. Mit solchen<br />
Einsätzen schafft sie auch die Voraussetzung für<br />
eine nachhaltige Krisenprävention.<br />
Regierung und Parlament stehen in der Pflicht,<br />
die Notwendigkeit einer Friedensmission in einer<br />
ganzheitlichen Konzeption zu begründen<br />
und vom Ende des Einsatzes her zu denken.<br />
Die Bevölkerung, insbesondere die Soldaten,<br />
die Leib und Leben einsetzen, und deren Familien<br />
haben ein Recht auf umfassende Information,<br />
um Sinn und Notwendigkeit ihres<br />
Einsatzes zu verstehen und zu akzeptieren.<br />
Die GKS fordert daher für jeden Einsatz Transparenz<br />
und eine grundlegende Strategie, die<br />
auch das Ende einer Mission mit bedenkt.<br />
Die Inhalte / Punkte dieses Textes wurden vom<br />
Sachausschuss Sicherheit & Frieden der GKS zusammengetragen<br />
und von Helmut Jermer redaktionell<br />
bearbeitet. Horst Schuh formulierte den<br />
Vorspann.<br />
11
BUNDESWEHR<br />
Die Zukunft im Visier<br />
„Wer die Zukunft gewinnen will, muss sie gestalten!“<br />
Die Zukunft liegt auch im Weltraum<br />
Mitten in der größten Reform der Bundeswehr<br />
den Blick weit nach vorne zu<br />
richten, ist unverzichtbar. „Wer die<br />
Zukunft gewinnen will, muss sie gestalten!“<br />
Dieser Leitspruch steht für<br />
die Weiterentwicklung der Luftwaffe<br />
im Rahmen ganzheitlicher sicherheitspolitischer<br />
Konzepte und Vernetzter<br />
Operationsführung: Ein Plädoyer für<br />
die Luftwaffe der Zukunft.<br />
Der Eurofighter wird als künftiges Rückgrat<br />
der Luftwaffe alle bemannten Lufteinsätze<br />
langfristig übernehmen<br />
Die Luftwaffe ist der nationale Kompetenzträger<br />
in der dritten Dimension. Das<br />
war so und bleibt wahr. Auftrag und<br />
Ausrichtung der eigenen Luftstreitkräfte<br />
lassen sich künftig allerdings nicht mehr<br />
12<br />
primär am Luftkriegspotential eines<br />
möglichen Gegners messen. In einem<br />
sich dynamisch wandelnden und komplexen<br />
sicherheitspolitischem Umfeld<br />
muss die Relevanz von Luftmacht immer<br />
wieder neu erarbeitet werden.<br />
Zukunft gestalten<br />
Die Kompetenzführerschaft in der dritten<br />
Dimension bedeutet auch Verantwortung<br />
für andere, an deren Wahrnehmung die<br />
Luftwaffe zukünftig gemessen werden<br />
wird. Hochwertige Beiträge – die Kernkompetenzen<br />
der Luftwaffe – sind nicht<br />
nur im Verbund mit Luftstreitkräften anderer<br />
Nationen, streitkräftegemeinsam<br />
und multinational zu erbringen, sondern<br />
vermehrt auch im ressortübergreifenden<br />
Kontext aus der Wirkung in und aus der<br />
Luft, respektive dem Weltraum, Lufttransport,<br />
Combat Search and Rescue.<br />
Vier zukunftsweisende Themenfelder stehen<br />
im Fokus der Weiterentwicklung:<br />
• Air Surface Integration<br />
• Unmanned Aircraft Systems<br />
• Militärische Nutzung des Weltraums<br />
• Missile Defence<br />
Air Surface Integration<br />
Die multinational gewonnenen Einsatzerfahrungen<br />
des vergangenen Jahrzehnts<br />
belegen die im Rahmen Vernetzter<br />
Operationsführung zu erzielenden<br />
Synergien.<br />
Collage zum Thema<br />
Air Surface Integration<br />
Eine noch engere Verzahnung von militärischen<br />
Fähigkeiten in streitkräftegemeinsamen<br />
und ressortübergreifenden<br />
Einsätzen ist möglich und für alle Beteiligten<br />
gewinnbringend. Die Fähigkeiten<br />
der Luftstreitkräfte, sowohl als Führungs-<br />
und Koordinationsleistung als<br />
auch in ihrer Wirkung, sind wesentlich<br />
näher als bisher an den Bedarf ande-
BUNDESWEHR<br />
Collage der Wirkmittel<br />
Streitkräftegemeinsamer<br />
Taktischer Feuerunterstützung<br />
rer Akteure heranzubringen. Unter dem<br />
Begriff „Air-Surface-Integration“ (ASI)<br />
werden von der Luftwaffe konzeptionelle<br />
Überlegungen vorangetrieben, die „Integrierte<br />
Einsätze“ und damit das synergetische<br />
Zusammenwirken von Luft-,<br />
Land- und Seestreitkräften im gesamten<br />
Einsatzraum weiterentwickeln. Air Surface<br />
Integration bezweckt die umfassende,<br />
vernetzte und koordinierte Planung,<br />
Synchronisation und Integration der in<br />
einem Einsatzraum – von der Erdoberfläche<br />
bis in den Weltraum, unter anteiliger<br />
Nutzung des Informationsraums –<br />
vorhandenen luftstreitkräftespezifischen<br />
Fähigkeiten mit Land- und Seestreitkräften<br />
sowie anderen Akteuren in einem<br />
streitkräftegemeinsamen Einsatz, um im<br />
Sinne der Gesamtoperation gewünschte<br />
Effekte erzielen zu können. Sie adressiert<br />
insbesondere die Führung von Luftstreitkräften,<br />
darüber hinaus auch Doktrinen,<br />
Konzeption, Organisation, Verfahren,<br />
Ausbildung, Übungen sowie die Auslegung<br />
von Fähigkeitsträgern, beispielsweise<br />
von Waffensystemen.<br />
Die bisherigen Überlegungen zur Streitkräftegemeinsamen<br />
Taktischen Feuerunterstützung<br />
(STF) sind darin eingeschlossen.<br />
STF wird um zusätzliche<br />
Aufklärungs-, Führungs- und Unterstützungsanteile<br />
erweitert. Das NATO Joint<br />
ISR Konzept bildet einen wesentlichen<br />
Abholpunkt in der Synchronisation der<br />
verfügbaren Aufklärungsmittel und der<br />
Verwertung entsprechender Aufklärungsergebnisse<br />
im Führungsprozess und beim<br />
Einsatz geeigneter Wirkmittel.<br />
Zwischenlösung Heron im Anflug<br />
Air Surface Integration baut auf bisher<br />
bewährten Führungs- und Verbindungselementen<br />
auf. Sie bindet neu gewonnene<br />
Möglichkeiten der Integration sowie<br />
hierzu notwendige Anpassungen der<br />
Einsatzführung von Luftstreitkräften ein.<br />
Ihr Mehrwert zeigt sich insbesondere im<br />
Einsatz:<br />
- Das Leistungsspektrum und die Fähigkeiten<br />
von Luftstreitkräften können im<br />
Sinne der Zielsetzung der Vernetzten<br />
Operationsführung schneller und näher<br />
an die Orte und Ebenen gebracht werden,<br />
an denen diese im Einsatz unmittelbar<br />
gebraucht werden.<br />
- Den Akteuren kann ebenengerecht und<br />
exakt auf die jeweiligen Einsatzbedürfnisse<br />
zugeschnitten, ein leistungsstarkes<br />
Führungs- und Koordinationselement<br />
zur Seite gestellt werden. Letztlich geht<br />
es für die Luftwaffe darum, ihre Fähigkeiten<br />
zur rechten Zeit, am rechten Ort<br />
und in der richtigen Art und Weise zum<br />
Einsatz zu bringen.<br />
Unmanned Aircraft Systems<br />
Die Luftwaffe ist als maßgeblicher Akteur<br />
für den Einsatz und Betrieb unbemannter<br />
Luftfahrzeugsysteme für große<br />
und mittlere Reichweiten und Flughöhen<br />
(HALE und MALE) gleichzeitig primärer<br />
Bereitsteller luftgestützter Aufklärungsfähigkeiten<br />
für die gesamte Bundeswehr.<br />
Der gezielte Ausbau der Fähigkeiten von<br />
UAS in der Luftwaffe ergänzt und verbessert<br />
das Fähigkeitsspektrum der Streitkräfte<br />
insgesamt. Bereits der Afghanistaneinsatz<br />
der mit der Zwischenlösung<br />
Heron1 gefundenen Zwischenlösung für<br />
abbildende Aufklärung in mittleren Höhen<br />
zeigt – trotz aller baulich bedingten<br />
Einschränkungen der Zwischenlösung<br />
Heron 1– das wichtige Potential von UAS<br />
für den Einsatz, insbesondere mit Blick<br />
auf den gestiegenen Bedarf der Streitkräfte<br />
an Bewegtbildern in Echtzeit. Die<br />
Luftwaffe strebt an, ab 2013 ein Nachfolgesystem<br />
ohne Entwicklungsrisiken in<br />
den Einsatz zu bringen und dessen Kapazitäten<br />
in weiteren Stufen auszubauen.<br />
13
BUNDESWEHR<br />
14<br />
Der Euro Hawk über den Wolken<br />
In diesem Kontext haben Unmanned<br />
Aircraft Systems (UAS) im vergangenen<br />
Jahrzehnt einen enormen Bedeutungszuwachs<br />
erfahren. Derzeit dominieren<br />
für UAS noch Aufklärungs- und Überwachungsaufgaben.<br />
Mit fortschreitender<br />
technologischer Entwicklung ist die Übernahme<br />
beziehungsweise Ergänzung von<br />
Fähigkeiten bemannter Luftfahrzeuge<br />
absehbar – über den gesamten Verbund<br />
von Aufklärung– Führung– Wirkung hinweg.<br />
Hinzu kommen Beiträge im Bereich<br />
der Unterstützung, beispielsweise Transportleistungen.<br />
Auch im ressortübergreifenden<br />
Rahmen setzt eine vergleichbare<br />
Entwicklung ein. Mit der schrittweisen<br />
Einführung des Euro Hawks ab 2012 für<br />
Aufgaben der weiträumigen, signalerfassenden<br />
Aufklärung wird der Bereich<br />
hochfliegender UAS in der Bundeswehr<br />
in Grundzügen abgedeckt.<br />
AGS Core Funktionsprinzip<br />
Ergänzend hierzu plant die NATO zur<br />
weiträumigen abbildenden Aufklärung<br />
und Überwachung der Bodenlage die<br />
Beschaffung eines Alliance Ground Surveillance<br />
Systems (AGS) – eine Flotte von<br />
6 unbemannten Plattformen in etwa der<br />
Fähigkeitsklasse des US-amerikanischen<br />
Global Hawks. Im direkten Zusammenhang<br />
damit steht der beabsichtigte Aufbau<br />
einer nationalen Komponente zur<br />
weiträumigen, abbildenden Aufklärung.<br />
Perspektivisch wird die Luftwaffe in ihr<br />
Fähigkeitsportfolio auch den Einsatz<br />
von unbemannten Systemen zur Zielbekämpfung<br />
einbeziehen.<br />
Das wachsende UAS-Fähigkeitsportfolio<br />
erfordert eine fundierte konzeptionelle<br />
Unterlegung. Die bereits bestehenden<br />
Grundlagendokumente müssen im Zuge<br />
der dynamischen technologischen und<br />
operationellen Entwicklung angepasst<br />
und weiterentwickelt werden. Die erforderliche<br />
systemische Einbindung der<br />
UAS in den Verbund Aufklärung – Führung<br />
– Wirkung, die Abhängigkeit ihrer<br />
Wirksamkeit von weitreichenden Kommunikationsmitteln<br />
und echtzeitnahen<br />
Auswertesystemen, die Anbindung an<br />
multinationale Kollaborationssysteme<br />
wie das „Afghan Mission Network“ und<br />
die taktisch-operative Einbindung in<br />
multinationale „Joint and Combined<br />
Operations“ setzen den Rahmen für diese<br />
anspruchsvollen Herausforderungen.<br />
Militärische Weltraumnutzung<br />
Für die Bundeswehr ist die Nutzung des<br />
Weltraums von erheblicher Bedeutung.<br />
Dies gilt nicht nur für die Weiterentwicklung<br />
ihres Fähigkeitsprofils, insbesondere<br />
der Befähigung der Streitkräfte zur Vernetzten<br />
Operationsführung. Laufende<br />
und künftige Einsätze sind ohne Abstützung<br />
auf Satelliten gestützte Plattformen<br />
nicht durchführbar. Der Weltraum bietet<br />
den Streitkräften ein umfangreiches Nutzungsspektrum<br />
zur Verbesserung ihrer<br />
Fähigkeiten – auch im Kontext gesamtstaatlicher<br />
Sicherheitsvorsorge.<br />
Die Bundeswehr nutzt Daten und Dienste<br />
von raumgestützten Systemen im<br />
Bereich der Kommunikation, Aufklärung,<br />
Navigation und des Geoinformationswesens.<br />
Sie verfügt über eigene<br />
raumgestützte Aufklärungssysteme und<br />
Kommunikationssysteme. Die Luftwaffe<br />
ist der designierte Kompetenzträger für<br />
eine ganzheitliche, fähigkeitsorientierte<br />
und streitkräftegemeinsame militärische<br />
Weltraumnutzung. Ihre Aufgabe ist es,<br />
insbesondere mit Blick auf den Schutz<br />
und den Betrieb eigener Satelliten, die<br />
Weiterentwicklung der Nutzung des<br />
Weltraums für die Bundeswehr zu gestalten.<br />
Daher wird sie absehbar in den Bereichen<br />
Weltraumlage und Frühwarnung/
BUNDESWEHR<br />
richte und Warnungen an Akteure der<br />
Bundeswehr, an militärische Partner<br />
sowie weitere, befugte zivile Akteure zu<br />
richten. Den Kern der funktionalen Betrachtung<br />
bildet das Weltraumlagezentrum,<br />
dessen Aufbau die Luftwaffe als<br />
zukünftiges Daten- und Servicecenter für<br />
die Bundesrepublik Deutschland zielstrebig<br />
vorantreibt. Es soll – ressortübergreifend<br />
– eine Vielzahl von Informationen<br />
aus nationalen, internationalen, zivilen<br />
sowie militärischen Quellen zusammenführen,<br />
analysieren und diese in der<br />
Folge aufbereiten. Auf Grund des zunehmenden<br />
Weltraummülls werden Kollisionswarnungen<br />
absehbar zu einer der<br />
wesentlichen Aufgaben des Weltraumlagezentrums.<br />
Durch Zusammenführung mit dem Führungszentrum<br />
für nationale Luftverteidigung<br />
am Standort Kalkar-Uedem wird die<br />
Bedeutung des Weltraumlagezentrums<br />
für die gesamtstaatliche Sicherheitsvorsorge<br />
unterstrichen. Parallel unterstützt<br />
die Luftwaffe in enger deutsch-französischer<br />
Kooperation gezielt europäische<br />
Aktivitäten. Auch die stetig wachsende<br />
Zusammenarbeit mit den USA bildet ein<br />
wesentliches Element für den fortschreitenden<br />
Auf- und Ausbau des Weltraumlagezentrums.<br />
Missile Defence<br />
Flugkörperabwehr vorhandene Fähigkeitslücken<br />
schließen, respektive neue<br />
Fähigkeiten aufbauen:<br />
1. Die Verfügbarkeit satellitengestützter<br />
Dienste ist eine Grundvoraussetzung für<br />
die Funktionsfähigkeit moderner Streitkräfte.<br />
2. Mit SAR-Lupe und mit SATCom Bw<br />
2 betreibt die Bundeswehr wichtige Systeme,<br />
deren Einsatzbereitschaft für die<br />
Lagebeurteilung und Führungsfähigkeit<br />
der Bundeswehr von grundlegender Bedeutung<br />
ist.<br />
3. Der Schutz und die Sicherstellung<br />
der Funktion dieser weltraumgestützten<br />
Systeme erfordert die Fähigkeit zur Erstellung<br />
eines Weltraumlagebildes als<br />
Voraussetzung für das Erkennen und Bewerten<br />
aller Elemente und Vorgänge im<br />
erdnahen Weltraum.<br />
Die Satelliten der Bundeswehr<br />
Tandem-Satelliten im Orbit<br />
Basierend auf einem Weltraumlagebild<br />
ist es möglich, zielgruppenorientiert Be-<br />
Flugkörperabwehr ist eine gesamtstaatliche<br />
Aufgabe mit besonderer Verantwortung<br />
seitens der Luftwaffe. Bereits weit<br />
im Vorfeld eines Einsatzes gilt es, die Proliferation<br />
von Schlüsselwissen und -technologien<br />
zu verhindern sowie die Einhaltung<br />
von Verträgen zu überwachen. Die<br />
Spanne militärischer Beiträge reicht von<br />
der Abschreckung, beispielsweise durch<br />
die glaubhafte Fähigkeit zur Flugkörperabwehr,<br />
über Überwachung von Embargos<br />
und offensiven Operationen zur<br />
Verhinderung eines Flugkörper-Starts bis<br />
hin zur aktiven Flugkörperabwehr.<br />
Die Luftwaffe hat in den Streitkräften<br />
die Federführung für den zielgerichteten<br />
Fähigkeitsaufbau und die Bereitstellung<br />
der Bündnis-Beiträge im Bereich<br />
der Flugkörperabwehr. Der Aufbau einer<br />
leistungsfähigen Flugkörperabwehr bildet<br />
im strategischen Konzept der NATO<br />
vom November 2010 ein Kernelement<br />
der kollektiven Verteidigung zum Schutz<br />
der Bevölkerung und des Territoriums der<br />
Mitgliedstaaten. Die in Deutschland vorhandenen<br />
Fähigkeiten und Erfahrungen<br />
bilden eine gute Grundlage, um diesen<br />
Aufbau aktiv mitzugestalten.<br />
Die Luftwaffe besitzt durch den Betrieb<br />
und die Weiterentwicklung des Waffensystems<br />
Patriot eine langjährige Expertise<br />
im Bereich der Abwehr von ballistischen<br />
Flugkörpern kurzer Reichweite. Die<br />
aus den fortlaufenden technischen Verbesserungen<br />
von Patriot und ständiger<br />
Weiterentwicklung der Einsatzverfahren<br />
resultierende kontinuierliche Erweiterung<br />
der Kompetenz im Bereich Flugkörperabwehr<br />
befähigt die Luftwaffe zu Einsätzen<br />
im gesamten Zielspektrum und Intensitätsbereich<br />
der aktiven bodengebundenen<br />
Luftverteidigung. Diese Fähigkeit<br />
ist zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln.<br />
Ein deutscher, militärischer Beitrag zur<br />
Flugkörperabwehr ist grundsätzlich im<br />
Kontext der übergreifenden NATO Missile<br />
Defence-Architektur zu betrachten.<br />
Ziel der aktuellen Entwicklungen ist eine<br />
Abwehrarchitektur, die eine effektive<br />
Flugkörperabwehr gegen alle Reichweitenklassen<br />
und Verschussbahnen ballistischer<br />
Raketen ermöglicht. Mit Blick auf<br />
die bereits verfügbaren Fähigkeiten wird<br />
15
BUNDESWEHR<br />
Mit Blick auf die Umsetzung und in Unterstützung<br />
„Vernetzter Sicherheit“ vor<br />
Ort versteht sich die Luftwaffe künftig<br />
nicht mehr nur als „Enabler“, sondern<br />
insbesondere als „Service Provider“ für<br />
Kräfte im Einsatzland, beispielsweise<br />
durch die Bereitstellung von Aufklärungsergebnissen<br />
für beispielsweise Polizeikräfte<br />
im Einsatzgebiet. Einsätze im<br />
Rahmen von Krisenprävention, Deeskalation<br />
und Krisennachsorge sowie auch<br />
eine zunehmende Zahl von Hilfseinsätzen<br />
fordern die Mobilität, Flexibilität<br />
und Leistungsbereitschaft der Luftwaffe<br />
über den gesamten Globus.<br />
Die Zukunftsfelder der Luftwaffe<br />
Fiktives Planspiel über den USA<br />
sich der deutsche Beitrag zunächst auf die<br />
Abwehr von Flugkörpern kurzer Reichweite<br />
konzentrieren. Personelle Beiträge<br />
zum Aufbau einer zukünftigen NATO-<br />
Missile Defence-Struktur sowie Beiträge<br />
zu deren Datenbasis einschließlich der<br />
notwendigen Schnittstellen sind konzeptionell<br />
abzuleiten. Darüber hinaus steht<br />
insbesondere der Schutz von Truppen im<br />
Einsatz im Vordergrund.<br />
Enabler und Service Provider<br />
Für den Einsatz ist künftig der Umfang<br />
von Kräften im Einsatzraum angemessen<br />
gering zu halten: Aufgaben, die keine<br />
zwingende Präsenz im Einsatzland erfordern,<br />
können aus und in Deutschland<br />
wahrgenommen werden. Stand-Off Elements<br />
werden Luftmacht unter Ausnutzung<br />
der Stärken von Luftstreitkräften<br />
– das sind Abstandsfähigkeit, Geschwindigkeit<br />
und Präzision unter Nutzung von<br />
Spitzentechnologie – aus Räumen in Anlehnung<br />
an das Einsatzgebiet projezieren.<br />
Weltraumgestützte Systeme und UAS dienen<br />
einer unvergleichlichen, echtzeitnahen<br />
Wahrnehmung, UCAS (Bewaffnete<br />
UAS, auch FCAS/Future Combat Aircraft<br />
Systems genannt) mit langen Stehzeiten<br />
befinden sich im Raum über dem Einsatzgebiet<br />
und können bei Bedarf kurzfristig,<br />
präzise wirken.<br />
Abschuss eines Patriot-Lenkflugkörpers<br />
Die Luftwaffe ist ein wichtiges Instrument<br />
deutscher Sicherheitspolitik, das<br />
der Bundesregierung ein breites Spektrum<br />
an sicherheitspolitischen Handlungsmöglichkeiten<br />
eröffnet. Im Rahmen<br />
der Weiterentwicklung der Luftwaffe ist<br />
diese derart auszurichten, dass die vier<br />
Zukunftsfelder Air Surface Integration,<br />
Flugkörperabwehr, Militärische Weltraumnutzung<br />
sowie Unbemannte Luftfahrzeugsysteme<br />
als Schwerpunkte im<br />
Rahmen der Weiterentwicklung weiter<br />
verfolgt werden. Wir hoffen, dass der<br />
Überblick der Zukunftsfelder der Luftwaffe<br />
Sie überzeugen konnte.<br />
16<br />
Für den Lufttransport von morgen: Airbus A400M<br />
Quellen / Bilder:<br />
Luftwaffe;<br />
Weltraumlagezentrum,<br />
IAI, Northrop Grumman, NATO,<br />
SKB, US Verteidigungsministerium,<br />
Bjoern Trotzki
Bergung einer Ju 88 aus der Ostsee vor Sassnitz<br />
BERGUNG<br />
Die Teile einer Junkers Ju 88 lagen knapp<br />
siebzig Jahre lang auf dem Grund der<br />
Ostsee, ca. 18 km vor Sassnitz (Rügen).<br />
Sie wurden vom 1. bis zum 16. Juni 2012<br />
durch das MHM Flugplatz Berlin-Gatow<br />
gemeinsam mit Tauchern des Gebirgspionierbataillons<br />
8 Ingolstadt und der<br />
Polizei Mecklenburg-Vorpommerns, mit<br />
Kameraden des Marine-Seeschleppers<br />
Spiekeroog und der Wehrtechnischen<br />
Dienststelle 71 geborgen. Das Flugzeugwrack<br />
ermöglicht es dem Museum, den<br />
Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs anhand<br />
eines historischen Originals zu vermitteln.<br />
Die Ju 88 - Mit über 14.800 Maschinen<br />
war die Ju 88 eines der meistgebauten<br />
Flugzeuge des Zweiten Weltkrieges. Ju<br />
88 wurden als Bomber, Zerstörer, Nachtjäger<br />
und Fernaufklärer eingesetzt. Sie<br />
bombardierten militärische Ziele auf<br />
allen Kriegsschauplätzen des Zweiten<br />
Weltkriegs, bekämpften Panzer, Schiffe<br />
und Feindflugzeuge, zielten auf Industrieanlagen<br />
und trafen dabei auch Wohnbereiche.<br />
Die Mannschaft einer Ju 88 in der Bomberversion<br />
bestand normalerweise aus<br />
vier Soldaten: Einem Flugzeugführer,<br />
einem Beobachter/Navigator/Bombenschützen,<br />
einem Funker/Heck-MG-Schützen<br />
und einem Bordschützen.<br />
Bei Zerstörern und Nachtjägern flogen<br />
in der Regel nur drei Soldaten mit. Hier<br />
wurde auf den zusätzlichen Bordschützen<br />
verzichtet.<br />
Quelle: Bonstedt, FV LwM Bw<br />
Hier exklusiv die ersten Bilder der Bergungsfundstücke, welche nunmehr im Luftwaffenmuseum aufgestellt werden.<br />
Die hier gezeigten Fundstücke werden in der nächsten Zeit durch zahlreiche Kleinteile ergänzt und bis zum Herbst ausgestellt bleiben.<br />
17
Aufruf von 1952 zur Gründung des Luftwaffenrings e.V.<br />
Vom Adler zur Luftwaffen-Revue<br />
60 Jahre<br />
„Deutscher Luftwaffenring e.V.“<br />
Der 1. Schriftleiter der ersten Ausgabe 1<br />
aus 1952 war Generalmajor a.D. Klaus<br />
Uebe. Sie erschien im Verlag „Der Adler“<br />
in Darmstadt. Aus einem mit 1000er<br />
Auflage verschickten Mitteilungsblatt,<br />
das von dem Kameraden Hans-Detlev<br />
Herhudt von Rhoden, dem ehemaligen<br />
Chef der kriegswissenschaftlichen Abteilung<br />
der Luftwaffe herausgegeben wurde,<br />
entstand die erste Ausgabe dieses „Adler“<br />
unter Federführung von Klaus Uebe.<br />
In der ersten Ausgabe gab es die Rubrik<br />
„von Kamerad zu Kamerad“, in der auch<br />
schon eine Ehrentafel enthalten war, die<br />
dann leider schon den Tod des Mitbegründers<br />
und 1. Schriftleiters des „Adler“,<br />
Hans-Detlev Herhudt von Rhoden, am<br />
14.12.1951 bekannt geben musste.<br />
Immerhin hatte diese erste Ausgabe des<br />
„Adler“ bereits ein Volumen von 16 Seiten<br />
und informierte auch damals über<br />
viele Themen rund um die Luftwaffe, Politik,<br />
Wirtschaft und Technik. Im Untertitel<br />
nannte sie sich „Mitteilungsblatt für<br />
ehemalige Angehörige der LUFTWAFFE<br />
und des Luftwaffengefolges“, was eine<br />
klare Ausrichtung auf die zukünftige<br />
Zielgruppe ergab.<br />
In der nächsten Ausgabe „Adler 2-1952“<br />
fand sich der Aufruf an alle Leser zur<br />
Gründung des Luftwaffenrings. Die Ka-
Der Luftwaffenring - 1953 auf dem Weg zur Luftwaffen-Revue<br />
meraden, die zur Gründung aufgerufen<br />
hatten, waren Generalleutnant a.D. Harlinghausen,<br />
Oberst a.D. Helbig, Generalmajor<br />
a.D. Hitschold, Oberstleutnant<br />
a.D. Kowalewski, Oberstleutnant a.D.<br />
Mahlke, Generalmajor a.D. Schulz, Generalleutnant<br />
a.D. Sturm und Generalmajor<br />
a.D. Uebe.<br />
In dem Aufruf wurden alle Interessierten<br />
gebeten, sich zu einem großen Treffen<br />
am 1. Pfingsttag des Jahres 1952 auf der<br />
Wasserkuppe (Rhön) einzufinden.<br />
Dem „Adler“ folgte mit der Ausgabe<br />
1-1953 die erste Zeitschrift des neuen<br />
„Luftwaffenring e.V.“, die mit dem heute<br />
noch gebräuchlichen Logo ausgestattet<br />
war und den Namen „Der Luftwaffenring“<br />
trug. Der Umfang des Blattes beschränkte<br />
sich in dieser Ausgabe noch<br />
auf 8 Seiten.<br />
In diesem Heft zeichnete sich bereits der<br />
Einsatz der Redakteure sowie die soziale<br />
Kompetenz und Verantwortung innerhalb<br />
der Kameraden ab.<br />
Die Ausgaben im Jahr 1953 beschränkten<br />
sich im Wesentlichen auf Themen<br />
der Luftwaffe und den damals üblichen<br />
Nachkriegsfragen.<br />
Noch heute sind diese Bereiche wesentlicher<br />
Bestandteil der aktuellen Luftwaffen-Revue<br />
unter der Federführung von<br />
Hans Peter Killeit.
MUSEEN<br />
Militärhistorisches Museum „Alter Flakleitstand“<br />
Der Geheimtip am Jadebusen bei Nordenham<br />
1944 - Ein am Abend in England gestarteter<br />
Bomberverband der Royal Air Force<br />
fliegt über die Nordsee in die Wesermündung<br />
ein, um den Fluss aufwärts zu fliegen.<br />
Das Ziel ist heute die alte Hansestadt<br />
Bremen. Auch bei dunkelster Nacht<br />
kann man das Schimmern des Flusses<br />
gut erkennen. Das erleichtert die Navigation<br />
erheblich. Der Verband wurde schon<br />
von den in Holland und Belgien und von<br />
auf den ostfriesischen Inseln stationierten<br />
deutschen Funkmessgeräten (Radar)<br />
an die deutschen Luftverteidigungszentren<br />
im Reich gemeldet und wird seitdem<br />
verfolgt. Beim Erreichen eines bestimmten<br />
Bereiches werden die zuständigen<br />
Jagdflieger-Leitstellen, die Flakeinheiten<br />
und der zivile Luftschutz informiert. Die<br />
Sirenen für den Zivilschutz beginnen zu<br />
heulen.Das Untergruppenkommando<br />
der Marine-Flak-Abteilung 264 im Flakleitstand<br />
in Nordenham – Grebswarden<br />
wird von einem vorgeschalteten Leitstand<br />
über den Anflug alarmiert.<br />
Kurz vor Erreichen des Feuerbereiches<br />
werden alle angeschlossenen schweren<br />
und leichten Flak-Batterien, Scheinwerfer<br />
usw. alarmiert und die Marinesoldaten<br />
bereiten sich auf die Abwehr vor. Das<br />
Dröhnen der Flugzeugmotoren nimmt<br />
immer mehr zu und bald beginnt das<br />
mörderische Abwehrfeuer der Flak.<br />
Dieses Szenario wiederholt sich von<br />
1939 -1945 ungezählte Male. Von Anfang<br />
des Krieges 1939 bis Januar 1945<br />
heulen 874 mal die Luftschutzsirenen in<br />
Wesermünde ( heute Bremerhaven ). Am<br />
Tag flogen amerikanische Verbände und<br />
20<br />
nachts die englischen Bomber über die<br />
Wesermündung ins Reich ein. Dort, wo<br />
damals die Soldaten im Flakleitstand die<br />
angeschlossenen Batterien befehligten,<br />
ist heute ein Museum untergebracht.<br />
2004 wurde der ehemalige Flakleitstand<br />
vom Bundesvermögensamt zum Verkauf<br />
angeboten. Er hatte die Zeiten nach<br />
Kriegsende mit Einquartierungen von<br />
Flüchtlingen, jahrelangem Leerstand und<br />
anschließender Nutzung durch das Technische<br />
Hilfswerk halbwegs überstanden.<br />
Die beiden Sammler von Miltärhistorik,<br />
Richard Langner und Thomas Gloystein<br />
sahen die große Chance, für ihre immer<br />
größer werdenden Sammlungen den<br />
geeigneten Ort gefunden zu haben und<br />
kauften das Gebäudeensemble.<br />
In zwei Jahren wurde das Gebäude renoviert<br />
und die Ausstellungsräume<br />
hergerichtet. Der Turm und das Hauptgebäude<br />
verfügen über ca. 500 m 2 Ausstellungsfläche.<br />
Bei der Präsentation der<br />
Ausstellung geht man entgegen der heutigen<br />
Ausstellungsphilosophie in großen<br />
Museen (wenig Exponate,viel Text<br />
und Fotos) den entgegen gesetzten Weg.<br />
Tausende von Ausstellungsstücken warten<br />
auf den Besucher, jeder kann sich<br />
sein Interessengebiet heraussuchen und<br />
ausgiebig betrachten. Im Turm wird die<br />
Entwicklung des Bombenkrieges thematisiert,<br />
vom ersten flugtauglichen Flugzeug<br />
um die Jahrhundertwende bis hin<br />
zum Bombenangriff auf Dresden Schwerpunkt<br />
dabei ist natürlich der regionale<br />
Bombenkrieg.<br />
Anhand von Originalexponaten wie<br />
Bomben, Flakmunition, Flakgeschütze,<br />
Uniformen, Dokumente, Bilder, Karten,<br />
Modellen und Dioramen usw. wird versucht<br />
, dieses schreckliche Kapitel der<br />
deutschen Geschichte den Besuchern begreiflich<br />
zu machen.<br />
Auch auf den Alltag im 3. Reich wird in<br />
einem Raum eingegangen: Vom Volksempfänger<br />
(Goebbelsschnauze), über<br />
die Uniformen, die man täglich überall<br />
sah, der allgegenwärtige Luftschutz, die<br />
Verdunkelungsmaßnahmen, ein nachgestellter<br />
Luftschutzraum, Winterhilfswerksammlung,<br />
bis hin zur Kinderlandverschickung.<br />
Bei guter Sicht hat man von der Turmplattform,<br />
wo im 2.Weltkrieg die Luftraumbeobachter<br />
Ausschau nach<br />
feindlichen Flugzeugen hielten, einen<br />
fantastischen Ausblick über die Region.<br />
Nach diesem dunklen Kapitel deutscher<br />
Geschichte kommt man in das Hauptgebäude,<br />
wo sich auf drei Etagen eine<br />
einzigartige Sammlung mit der Entwicklung<br />
der deutschen Uniform- und Militärgeschichte<br />
befasst, die schon allein<br />
durch ihre Vielzahl an Originalstücken<br />
besticht – Uniformen, Waffen, Muniti-
on Ausrüstung, Karten, Dokumente und<br />
vieles mehr wird hier dem Betrachter mit<br />
entsprechenden Beschreibungen nähergebracht.<br />
In drei großen Räumen wird<br />
das Deutsche Heer der Kaiserzeit mit seinen<br />
bunten und feldgrauen Uniformen<br />
dargestellt. Dabei wurde versucht, allen<br />
Waffengattungen gerecht zu werden. So<br />
ist es zu verstehen, dass in dieser Abteilung<br />
allein über 120 Uniformfigurinen<br />
zu sehen sind.<br />
Im ersten Raum wird die Infanterie, Jäger<br />
und Schützen, Artillerie und die Kavallerie<br />
dargestellt. So sind u.a. ein Sergeant<br />
des 1. Garde Reg. zu Fuß, ein Unteroffizier<br />
vom Oldenburger Dragoner Regiment<br />
Nr. 19 samt seines Kavallerie-Pferdes<br />
und in einem Diorama wird der Spind<br />
eines Einjährig-Freiwilligen von einem<br />
Leutnant und Unteroffizier auseinandergenommen.<br />
Weiter geht’s im nächsten<br />
Raum mit den technischen Truppen wie<br />
Pioniere , Luftschiffer, Flieger usw. Auch<br />
die Kadetten und Unteroffiziersschulen<br />
werden bedacht. Ein Leibgendarm vom<br />
Kaiser (es gab immer nur vier Unteroffiziere<br />
zum Schutz des Kaisers) kann man<br />
sich aus der Nähe ansehen. Die Kaiserliche<br />
Marine, inklusive des Seebataillons,<br />
MUSEEN<br />
der Schutztruppe in Afrika, des Expeditionskorps<br />
in China, wird mehr als ausführlich<br />
dargestellt. Der 1. Weltkrieg wird<br />
in einem separaten Raum präsentiert.<br />
Dort wird man beim Betreten von einem<br />
Gefreiten eines Infanterie-Regimentes in<br />
der Ausmarschuniform von 1914 begrüßt.<br />
In einem aufwendigen Diorama<br />
wird der Grabenkrieg im Westen recht<br />
authentisch gezeigt.<br />
Allein der 1. Weltkrieg wird anhand von<br />
25 Figurinen , Waffen, Munition usw.<br />
und hunderten Exponaten hinreichend<br />
behandelt. Weiter geht’s im Mittelgeschoss<br />
mit der Reichswehr und der Wehrmacht,<br />
wo man sich in 3 Räumen ausgiebig<br />
informieren kann.<br />
Hier sind u. a. vier Szenen aufwendig<br />
nachgestellt worden: Aus einem Schuppen<br />
heraus decken drei WH- Grenadiere<br />
den Rückzug der eigenen Truppe.<br />
Im Luftwaffenraum wird anhand von ca.<br />
30 Uniformfigurinen die Vielfalt der Luftwaffenuniformen<br />
aufgezeigt, die ja in diversen<br />
Klimazonen im 2. Weltkrieg eingesetzt<br />
waren. In einem Diorama haben<br />
es sich Angehörige des Offizierskorps im<br />
Offiziers - Kasino gemütlich gemacht.<br />
Weiter im Marineraum wird eine Schreibstube<br />
um 1940 gezeigt und ein Stück<br />
weiter sieht man, wie ein U-Boot in einem<br />
französischen Hafen für die nächste<br />
Feindfahrt ausgerüstet wird. Im Obergeschoß<br />
ist die frühe Bundeswehr (ca. bis<br />
1980) in 3 Räumen ausgestellt. Auch hier<br />
sind wieder Szenen aus dem Alltagsleben<br />
aufgebaut. Ein Schießstand um 1958<br />
und eine Stubenszene bei der Luftwaffe<br />
um 1970. Eine NVA-Ausstellung schließt<br />
den Rundgang ab.<br />
Beim ersten Besuch sollte man mindestens<br />
2 - 3 Stunden Zeit mitbringen.<br />
Militärhistorisches Museum<br />
Alter Flakleitstand<br />
Burhaverstr. 41<br />
26954 Nordenham<br />
Reguläre Öffnungszeiten :<br />
Vom 1. März - 31.Oktober<br />
Feiertage geschlossen<br />
Di – Do 15 – 18 Uhr<br />
Sam 9 Uhr 30 - 12 Uhr 30<br />
Es sind auch andere Öffnungszeiten nach<br />
Vereinbarung jederzeit möglich.<br />
Führungen bitte anmelden.<br />
Kontakt:<br />
R. Langner<br />
Telefon 04731 / 6176<br />
Mobil 0173 / 2376330<br />
Th. Gloystein<br />
Telefon 04731 / 39949<br />
Homepage: www.alterflakleitstand.de<br />
Zu erreichen ist das Museum über die<br />
A27, Richtung Bremerhaven, Abfahrt<br />
Stotel, Richtung Nordenham auf der<br />
B212<br />
21
GESCHICHTE<br />
April 1945<br />
Österreich, Fliegerhorst Hörsching, Halle<br />
5. Herrlich klarer blauer Himmel. Bestes<br />
Flugwetter. Aber nicht für uns, denn die<br />
Lufthoheit hatten bereits die Alliierten<br />
mit ihren Bomberverbänden übernommen.<br />
Das Radio meldete wie fast täglich<br />
zur gleichen Zeit gegen 11.40 h: „Achtung,<br />
Luftgefahr! Starke Feindverbände<br />
im Anflug auf Kärnten-Steiermark.“<br />
Dann dauerte es nur noch kurze Zeit bis<br />
zum Fliegeralarm. Die Hallentore wurden<br />
geöffnet, in den Unterkünften auch alle<br />
Fenster, und wir wurden mit Bussen in<br />
die waldreiche Umgebung gefahren, um<br />
dort in Splittergräben oder Unterständen<br />
das Ende des Fliegeralarms abzuwarten.<br />
Ja, der Ami war ziemlich pünktlich.<br />
Bis auf wenige Tieffliegerangriffe durch<br />
begleitende Jäger fiel keine Bombe auf<br />
den Fliegerhorst, was uns schon erstaunte.<br />
Die Bomberpulks, bestehend aus<br />
überwiegend B-17 und B-24, hatten als<br />
Ziele Großstädte, Industrieanlagen und<br />
Verkehrseinrichtungen. Die Tage vergingen<br />
mit Umbauarbeiten der Liberator,<br />
und die Radiomeldungen wurden immer<br />
unsympathischer: Der Ami hatte bereits<br />
München eingenommen, Wien war von<br />
Russen besetzt, Adolf Hitler tot, Berlin<br />
stand kurz vor der Kapitulation und von<br />
zu Hause kam schon länger keine Nachricht<br />
mehr. Aus dem Wehrmachtsbericht<br />
konnte ich entnehmen, daß bereits am<br />
11. April Wernigerode besetzt wurde. Ich<br />
konnte es immer noch nicht glauben,<br />
daß für uns der Krieg verloren sein sollte.<br />
Versprach man uns doch immer wieder<br />
irgendwelche Wunderwaffen, die die<br />
Wende herbeiführen sollten. Aber sollte<br />
ich noch auf Wunder warten? War dies<br />
das Ende des Dritten Reiches?<br />
Ich versprach mir nach einem Ende des<br />
Krieges beste Chancen für meine berufliche<br />
Zukunft, - und jetzt sollten alle Träume<br />
zerschlagen sein? - Unsere Erziehung<br />
im Sinne der nationalsozialistischen<br />
Ideologie hatte zur Folge, daß wir unseren<br />
Verführern vertrauten und glaubten.<br />
Das Erwachen, Begreifen und der Wille<br />
zum Überleben stellten sich aber nach<br />
der Niederlage sehr schnell ein.<br />
Am 1. Mai 1945 verlegte unser Verband,<br />
nur noch eine Fw 200 Condor (neben<br />
meiner B- 24), nach Micheldorf im Toten<br />
Gebirge. Unsere zweite Condor mit meiner<br />
Besatzung kam von einem Feindflug<br />
22<br />
Kriegsende 1945, wie ich es sah und erlebte.<br />
Tagebuch einer ungewöhnlichen Geschichte.<br />
Meiner tapferen Braut Ingrid gewidmet.<br />
nicht zurück. - Der Russe sollte schon in<br />
St. Pölten sein? -<br />
Da meine Mühle noch nicht startklar<br />
nach dem Umbau war, wurde ich mit<br />
allen Vollmachten in Hörsching zurückgelassen.<br />
Ich hatte den Befehl, nach Herstellung<br />
der Flugsicherheit, die Maschine<br />
nach Aigen/Steiermark zu überführen.<br />
Sofern keine Möglichkeit mehr bestehen<br />
sollte, die Maschine zu sprengen und<br />
mich nach Micheldorf durchzuschlagen.<br />
Ich wollte aber unbedingt meine Kiste<br />
heil nach Aigen bringen und feuerte die<br />
Kameraden der Werft an, die das Unmögliche<br />
dann doch noch schafften.<br />
Spät wurde die Maschine vollgetankt<br />
und nochmals alles gewissenhaft überprüft.<br />
Ein Verband nach dem anderen<br />
schwirrte aus Hörsching ab. Aber viele<br />
Möglichkeiten gab es schon nicht mehr,<br />
denn das unbesetzte Deutschland wurde<br />
immer kleiner, und die Amis und Russen<br />
kamen bedenklich näher.<br />
Nun eine neue Schwierigkeit: Ich hatte<br />
keinen Flugzeugführer mehr für meinen<br />
Vogel, denn meine Stammbesatzung war<br />
nach einem Feindflug mit ihrer Maschine<br />
als vermißt gemeldet worden. Viele Kutscher,<br />
die ich daraufhin anhielt, trauten<br />
sich nicht in meinen Vogel. „Na ja, wenn<br />
es brenzlig wird, schnappe ich mir meine<br />
Ingrid und los geht‘s. Mehr als abkratzen<br />
können wir nicht, und oben geblieben ist<br />
noch keiner. Es wird schon schiefgehen.“<br />
- So meine jugendlich-leichtsinnigen Gedanken<br />
darüber.<br />
Donnerstag, den 03. Mai 1945<br />
Ein Tag wie jeder andere und doch so vieles<br />
anders. Man sagte: „...morgen könnte<br />
der Ami hier sein, mit Eiltempo rückt er<br />
näher.“ Morgens hörte man bereits aus<br />
der Ferne leisen Gefechtslärm. Der zur<br />
Gewohnheit gewordene Fliegeralarm<br />
blieb aus. Nur im Großraum Linz erhöhte<br />
Feindjägertätigkeit, was die Nähe der<br />
Frontlinie dokumentierte.<br />
„Hier ist der Draht- und Rundfunk Oberdonau<br />
mit der Befehlsstelle des Gauleiters.<br />
Achtung, die Luftlage: Erhöhte<br />
Tieffliegergefahr! Bei annäherndem<br />
Motorengeräusch sofort Fliegerdeckung<br />
nehmen. Ich wiederhole.... “ So schnarrte<br />
das Radio den ganzen Tag.<br />
Gegen Mittag traf ich auf dem Flur meiner<br />
Unterkunft zwei Unteroffiziere. An<br />
ihren Abzeichen erkannte ich ihre Zugehörigkeit<br />
zum fliegenden Personal.<br />
Unser Pilot, Uffz. Karl-Richard Friebel,<br />
der am 04. Mai 1945 die B-24<br />
Liberator von Hörsching/Linz nach<br />
Micheldorf im Toten Gebirge sowie<br />
am 05. Mai 1945 die Focke-Wulf<br />
200 Condor von Micheldorf nach<br />
Böllstein im Odenwald führte. Er beherrschte<br />
die Maschinen meisterhaft<br />
und bewahrte dank seiner Reaktionsfähigkeiten<br />
die Besatzung und den<br />
Ort Böllstein vor einer Katastrophe.<br />
„Euch schickt mir der Himmel!“ Ich<br />
fragte woher und wohin. Es stellte sich<br />
heraus, daß es ein Flugzeugführer und<br />
ein Kampfbeobachter einer aufgelösten<br />
Einheit waren. Ich schilderte meine Lage<br />
und daß ich dringend einen Kutscher<br />
benötigte. Ich führte den beiden meinen<br />
führerlosen Vogel vor und beschwichtigte<br />
ihre kurzzeitigen Bedenken mit den<br />
tröstenden Worten: „Gar kein Problem.<br />
Du knüppelst, und ich erledige das Technische.“<br />
Meine neue Besatzung willigte<br />
ein, und ich war mit meiner B-24 wieder<br />
flugfähig.<br />
Der Name des Piloten war Karl-Richard<br />
Friebel, aus Bremen stammend, etwa 25<br />
Jahre alt. Sein Kamerad, der Kampfbeobachter,<br />
etwa im gleichen Alter, auch<br />
aus Norddeutschland stammend. Leider<br />
ist mir sein Name entfallen. Auf jeden<br />
Fall zwei tolle Burschen mit jugendlichem<br />
Unternehmungsgeist und Tatendrang,<br />
die sich auch nicht vor besonderen<br />
Herausforderungen fürchteten, was
GESCHICHTE<br />
Mein Beutestück, die<br />
Convair B-24 Liberator<br />
( CONsolidated-Vultee-AERcraft)<br />
Deutsche Kennung im KG 200<br />
= A3 + KB (US-Serien-Nr.: 41-28641)<br />
Schwerer amerikanischer, strategischer Langstreckenbomber,<br />
je nach Einsatzart mit acht bis zwölf Mann Besatzung.<br />
Spannweite 33,53 m, Länge 20,47 m. Vier Triebwerke je<br />
1.217 PS mit Abgasturbinen. Bewaffnung zehn 12,7 mm<br />
MGs, in Waffentürmen im Bug, auf dem Rücken, seitlich<br />
im Rumpf und im Heck. Max. Bombenlast ca. 4 t, Max.<br />
Startgewicht ca. 29,5 t. Max. Geschwindigkeit in 9 km<br />
Höhe 480 km/h. Reichweite 3.380 km.<br />
Von der Besatzung während eines Bombereinsatzes über<br />
Frankreich am 04.02.1944 nach einer Notlandung aufgegeben.<br />
Nach Überführung zum Junkers-Werksflughafen<br />
Dessau von mir im Herbst 1944 als Bordmechaniker und<br />
l. Wart übernommen. Nach Hörsching bei Linz/Donau<br />
überführt und bis Januar 1945 von dort aus betreut und<br />
geflogen. Nach einem Bugradschaden auf dem Flugplatz<br />
Freilassing bei Salzburg abgestellt.<br />
Die Ersatzmaschine vom gleichen Typ hatte die US-Serien-<br />
Nr.: 44-41108. Die Notlandung erfolgte im Frühjahr 1945<br />
und kam sofort zum KG 200 nach Hörsching unter meine<br />
Obhut. Betrieb bis zum 04. Mai 1945 und auf dem Flugplatz<br />
Micheldorf im Toten Gebirge abgestellt.<br />
anderntags noch unter Beweis gestellt<br />
wurde. Zunächst quartierte ich die beiden<br />
in eine der vielen freien Stuben ein.<br />
Der Fliegerhorst war schon beachtlich<br />
leer geworden, der sonstige Betrieb war<br />
verschwunden. Die Einheiten lösten sich<br />
auf. Viele sahen zu, rechtzeitig nach<br />
Hause zu gelangen, und eine Maschine<br />
nach der anderen dampfte ab zu Zielen,<br />
die vermeintliche Sicherheit versprachen,<br />
um einer Gefangenschaft oder einem<br />
Heldentod zu entgehen. Ob sich diese<br />
Hoffnungen alle erfüllt haben?<br />
Nachmittags gegen 17.00 h fielen die<br />
ersten Artilleriegeschosse auf Linz, und<br />
auf der anderen Seite der Donau zogen<br />
drohende Kriegsgewitter näher, die mir<br />
gegen alle Zweifel das nahende Kriegsende<br />
einhämmerten. Trotz allem hatte ich<br />
die unerschütterliche Gewißheit, daß mir<br />
nichts passieren könnte, was meiner optimistischen<br />
Lebenseinstellung entsprach.<br />
Oder war das alles nur in einer leichtsinnigen,<br />
jugendlichen Unbekümmertheit<br />
begründet? Abends saßen Ingrid, meine<br />
neue Besatzung und ich auf meiner Stube,<br />
und wir beschlossen, am nächsten<br />
Morgen bei Tageslicht und guten Sichtverhältnissen<br />
nach Aigen/Steiermark zu<br />
starten. Wir hatten keine Blindflugmöglichkeiten<br />
und keine Erfahrungen mit<br />
dieser Maschine. Über den Drahtrundfunk<br />
wurde bekanntgegeben, daß um<br />
24.00 h der Gauleiter des Gaues Oberdonau<br />
und Reichsverteidigungskommissar<br />
Eigruber zur Bevölkerung sprechen wird.<br />
Ich bat Ingrid, mit uns zu fliegen, damit<br />
wir in dieser unsicheren Zeit zusammen<br />
bleiben können. Doch Ingrid konnte sich<br />
nicht entscheiden. Sie befürchtete, daß<br />
man ihr Fahnenflucht und unkameradschaftliches<br />
Verhalten vorwerfen könnte.<br />
Das wollte sie vor sich selber nicht verantworten.<br />
Außerdem ständen Lkw’s für<br />
die Mädels im Gefahrenfalle bereit, und<br />
für alles wäre gesorgt. Ich glaubte nicht<br />
daran, aber was so ein rechter Dickkopf<br />
war, der wußte es besser. Um Mitternacht<br />
verabschiedeten wir uns, da Ingrid zum<br />
Gemeinschaftsempfang der Gauleiterrede<br />
in ihrer Unterkunft sein mußte.<br />
Freitag, den 04. Mai 1945<br />
Der Gauleiter sprach, daß nun für die<br />
Bevölkerung des Gaues eine schwere Zeit<br />
anbrechen würde, gab Verpflegung für<br />
eine weitere Zuteilungsperiode frei, erklärte<br />
Linz und andere Städte als offene<br />
Städte und Lazarettorte, gab ein Sprengverbot<br />
für Brücken, Industrie-und Kasernenanlagen<br />
bekannt. Er verabschiedete<br />
sich von seinem Gau und bat die Bevölkerung,<br />
ihr Deutschtum nicht zu vergessen.<br />
Unmittelbar nach der Rede kam Ingrid<br />
völlig aufgelöst zu mir: „Was soll ich nur<br />
machen? Bei uns geht alles drunter und<br />
drüber. Wir sollen zusehen, wie wir fortkommen!“<br />
Kurz entschlossen ging ich<br />
mit Ingrid in die Engelsburg, packte ihre<br />
Habseligkeiten und quartierte sie bei mir<br />
ein. Mein Entschluß stand fest: So früh<br />
als möglich wird gestartet. Ich ging sofort<br />
zur Halle, um meine Mühle herauszurollen,<br />
aber das war leichter gedacht als<br />
getan, zumal sie verkehrt herum stand,<br />
und 24 t waren nun auch kein Pappenstiel.<br />
Eine Zugmaschine stand auch nicht<br />
zur Verfügung. Die Lage wurde langsam<br />
brenzlig und der ferne Geschützlärm immer<br />
heftiger. Linz stand unter schwerem<br />
Beschuß. Gegen 03.30 h gab es Großalarm<br />
für den Fliegerhorst. Ich holte mir<br />
in der Flugleitung noch einige Informationen<br />
und das aktuelle Wetter, das auch<br />
nicht rosig war. Weiterhin noch eine Portion<br />
ESN-Munition für unsere Leuchtpistolen,<br />
damit wir uns als deutsches Flugzeug<br />
kenntlich machen konnten. Gegen<br />
04.30 h rückte uns eine ganz gehörige<br />
Portion „Milchsuppe“ (Nebel) auf den<br />
Platz. Keine Startmöglichkeiten, sicheres<br />
„QBI“. Um 07.00 h erwischte ich ein Kettenkrad,<br />
und mein Vogel stand endlich<br />
vor der Halle.<br />
Wenn, ja wenn der verflixte Nebel nicht<br />
wäre, dann, ja dann könnten wir schon<br />
23
GESCHICHTE<br />
in der Luft sein! Mit uns warteten noch<br />
etliche andere Besatzungen mit ihren<br />
Maschinen auf „fin“. Uns wurde es langsam,<br />
aber sicher immer ungemütlicher.<br />
Naßkalter Nebel hüllte alles ein. Aus<br />
der Ferne tönten dumpf die Artillerieeinschläge<br />
aus dem Raum Linz. Das Warten<br />
war furchtbar, denn die Zeit lief uns davon.<br />
Es wurde 08.00 h – 09.00 h – 10.00<br />
h - endlich riß die Nebeldecke auf. Sonnenklarer<br />
Himmel, Linz brannte, und<br />
über uns kreisten Feindjäger! „Fin“ aber<br />
„mio“ ~ Flugwetter, aber Luftgefahr!<br />
Wieder nichts! Was machen? Starten<br />
oder warten? Mit den Kameraden von<br />
der anderen Feldpostnummer war nicht<br />
zu spaßen! Also doch lieber warten. Die<br />
Sonne spielte mit dem glatten Leib meiner<br />
geliebten Ami-Maschine mit deutschem<br />
Balkenkreuz. Wohin wird sie uns<br />
bringen, wenn die über uns kreisenden<br />
Feindjäger das Flugzeug heil lassen? Und<br />
die Herren waren gar nicht so. Erstaunlich,<br />
man ließ uns in Frieden. Ja, man<br />
24<br />
Der Autor:<br />
Unteroffizier Eberhard Schmidt<br />
Hörsching/ Linz, Frühjahr 1945<br />
Ich wurde im Jahre 1924 geboren. Als<br />
Schüler einer Flieger-Technischen Vorschule<br />
in Brandenburg/Havel (1939)<br />
und gelernter Metallflugzeugbauer<br />
strebte ich eine technische Laufbahn<br />
bei der Luftwaffe an. Nach der Grundausbildung<br />
und einem technischen<br />
Unteroffiziers-Lehrgang kam ich, nach<br />
Einsätzen auf einigen Fliegerhorsten,<br />
zur DFS = Deutsche-Forschungsanstalt<br />
für Segelflug „Ernst Udet“ und wurde<br />
kurze Zeit später, im Herbst 1944, zum<br />
Sonderkommando Condor im KG 200<br />
versetzt. Der Standort war der Fliegerhorst<br />
in Hörsching bei Linz/Donau.<br />
beachtete uns gar nicht. Oder glaubte<br />
man über uns: Die kriegen wir da unten<br />
sowieso bald?<br />
Gegen Mittag, als sich unser Magen meldete,<br />
besorgten Ingrid und meine neue<br />
Besatzung Nachschub. Inzwischen trat<br />
ein Feldwebel eines JG (Jagdgeschwaders)<br />
auf uns zu und bat mich, für das fliegende<br />
Personal einer bereits gestarteten Staffel,<br />
das Gepäck nach Aigen mitzunehmen.<br />
Ich willigte ein, und wir wurden<br />
beladen. Nach einer nahrhaften kalten<br />
Mahlzeit legten wir uns hinter dem Leitwerk<br />
in das Gras, um abzuwarten, was<br />
noch kommen könnte. Das Granatfeuer<br />
entfernte sich etwas ostwärts von Linz.<br />
Später erfuhren wir, daß Linz bereits um<br />
10.30 h eingenommen worden war. Ein<br />
Sprengkommando jagte eine Maschine<br />
nach der anderen in die Luft, alle Flugzeuge,<br />
die ohne Besatzung oder startunfähig<br />
waren. Uns wurde angeraten,<br />
baldigst zu starten, da die Aussichten,<br />
noch heil fortzukommen, sich ständig<br />
verschlechterten.<br />
Wir waren noch unschlüssig und wollten<br />
noch warten, bis die Jäger im Luftraum<br />
abnahmen, was gegen 17.00 h zutraf.<br />
Ich ließ die vier Motoren warmlaufen.<br />
Die letzten Instruktionen wurden erteilt<br />
und an den Start gerollt. Friebel auf dem<br />
Kutschersitz links, ich nahm den rechten<br />
Platz ein, und hinter uns befand sich<br />
Friebels Kumpel, unser Kampfbeobachter.<br />
Ingrid saß am linken Seitenfenster,<br />
und im Heckraum hatte sich der Feldwebel<br />
breit gemacht, dessen Gepäck wir<br />
beförderten.<br />
Nochmals abgebremst, die Pulle rein,<br />
Turbinenhebel nach vorn und vier mal<br />
1200 PS heulten auf. Die Liberator nahm<br />
schnell Fahrt auf: 200 - 250 - 280 km/h,<br />
Abheben, Fahrwerk rein und Hörsching<br />
lag hinter uns. Unter uns lag Wels, nanu?<br />
Feindliche Panzer im Ort! Soweit sind die<br />
Brüder schon? Rum auf Südkurs. Wir<br />
erreichten schnell eine Sicherheitshöhe<br />
von 2400 m. Vor uns der Traunstein,<br />
malerisch vom Traunsee umgeben. Ein<br />
friedliches Bild und um uns Krieg und<br />
Verderben. Wir gingen auf Ostkurs, 1.<br />
- 2. - 3. Tal, so, hier rein und auf nach<br />
Aigen. Vor uns über der Alpenmitte baute<br />
sich eine Schlechtwetterfront auf. Das<br />
hatte wenig Zweck, da konnten wir nicht<br />
durch nach Aigen!<br />
„Halt, was ist das da unten?“ – „Ein<br />
Landekreuz!“ „Mensch, da steht doch<br />
eine Condor!“ „Das kann nur Micheldorf<br />
sein!“ „Der Ami ist schon hier“, die<br />
Worte eines aufgeregten Kameraden.<br />
„Blödsinn, soweit sind die noch nicht.<br />
Los ESN raus.“ Ich schoß unser gültiges<br />
Erkennungssignal (ESN) und eine grüne<br />
Leuchtkugel. Wir sind eine deutsche Maschine<br />
und wollen landen. Es folgte eine<br />
gelbe Leuchtkugel von unten. Landeabsicht<br />
erkannt. Dann weitere Signalmunition,<br />
um uns vor einem Berghang zu<br />
warnen. Also Vorsicht! Es stand nur eine<br />
Landebahn von ca. 900 m zur Verfügung<br />
und dahinter ein hoher Berg. Durchstarten<br />
also nicht möglich, dann hängen wir<br />
fest wie eine Briefmarke! „Friebel paß auf,<br />
die Landung gut einteilen.“ Wir drehten<br />
einige Runden, um uns zu informieren.<br />
„Na, dann wollen wir mal!“ Fahrwerk<br />
raus - Landeklappen raus -Nachdrücken<br />
- immer noch ein Affenzahn - der Berg<br />
kam immer näher — „Bremsen! -Bremsen!“<br />
Wir latschten auf die Bremspedale,<br />
es stank nach irgendwelchen überbeanspruchten<br />
Teilen, der Berg raste auf<br />
uns zu - Maschine stand! Das ging noch<br />
einmal gut. „Prima hingehauen, haste<br />
toll gemacht, Friebel!“ Der Bursche hatte<br />
das echte fliegerische Gefühl, ein Naturtalent,<br />
fürwahr.<br />
Meine Braut Ingrid<br />
Besatzungsmitglied und<br />
Fluchtgefährtin 1945<br />
Sie war als Fotolaborantin bei einem<br />
Nachtjagdgeschwader tätig.Wir lernten<br />
uns in der Sylvesternacht 1944/45<br />
kennen.Verlobung am 10.April 1945<br />
in Hörsching,Heirat am 02.Juli 1949<br />
in Wernigerode/Harz. Gestorben am<br />
30.Mai 1987 in Stuttgart.<br />
Wir waren sogleich von Landsern umgeben.<br />
Oberleutnant Stahnke, Pilot der Fw<br />
200 Condor, und unser Staffelkapitän<br />
kam mit einem Fahrrad über den Platz,<br />
um uns zu begrüßen. Wir erzählten von<br />
Hörsching und Linz und waren froh,<br />
wieder bei unseren Kameraden zu sein.<br />
Ingrid blieb am Flugzeug, und wir gin-
GESCHICHTE<br />
Frühjahr 1945: Die zweite B-24 Liberator, US-Nr.: 44-41108,<br />
vor der Übernahme durch das KG 200.<br />
gen nach Micheldorf, um etwas zum Essen<br />
und Trinken zu besorgen. Weil nicht<br />
sofort eine Unterkunftsmöglichkeit für<br />
Ingrid und mich zur Verfügung stand,<br />
bereiteten wir uns in meinem geliebten<br />
Liberator ein Nachtlager mit Decken.<br />
Sonnabend, den 05. Mai 1945<br />
Am frühen Morgen wurde das Gepäck<br />
der Kameraden vom JG abgeholt, das<br />
per Lkw nach Aigen transportiert werden<br />
sollte. Die nächste Überraschung war<br />
unser Pilot, der mir erklärte, kein Soldat<br />
mehr zu sein. Oblt. Stahnke hatte ihn<br />
und alle anderen Besatzungsmitglieder<br />
laut Soldbucheintrag entlassen und sie<br />
von ihren Pflichten entbunden. Ich sofort<br />
zum Chef, der meiner förmlichen Entlassung<br />
gleichfalls zustimmte. Als letzten<br />
Befehl erhielt ich den Auftrag, meine<br />
Maschine zur Sprengung vorzubereiten.<br />
Auch die Condor war zur Sprengung<br />
vorzusehen. Die wenigen Flugzeuge, die<br />
noch auf dem Platz waren, starteten gen<br />
Süden. Das Bodenpersonal setzte sich mit<br />
Lkw’s in die Berge ab, und Oblt. Stahnke<br />
verschwand mit seinem Beobachter in<br />
einem Fieseler Storch in die gleiche Richtung.<br />
Das Sonderkommando Condor<br />
hatte sich aufgelöst! Zurück und übrig<br />
blieben in Micheldorf Ingrid mit mir,<br />
meine Besatzung und der Bordmechaniker<br />
der Condor, Feldwebel Kirchhoff, mit<br />
seiner Braut, einer DRK-Schwester. Wir<br />
beschlossen, mit der Condor, Kennung<br />
» G 6 + A Y «, zu starten und so weit als<br />
möglich nach Norden zu fliegen, sofern<br />
unsere Spritvorräte von etwa 3000 Litern<br />
ausreichten. Wenn es geht über den Harz,<br />
wo ich mit Ingrid in der Nähe von Wernigerode<br />
mit dem Fallschirm abspringen<br />
wollte. Unser Kutscher mit seinem Beobachter<br />
wollte dann die Kiste bei Bremen<br />
auf einen Acker legen, um es auch nicht<br />
so weit nach Hause zu haben.<br />
Fw. Kirchhoff und seine Braut hatten<br />
Westfalen als Zielgebiet im Auge, aber<br />
das lag sowieso auf der Strecke. Wir waren<br />
uns sicher, daß wir hier in Micheldorf<br />
entweder in Gefangenschaft kommen<br />
oder den Heldentod sterben müßten.<br />
Wenn wir den Heimflug wagten, stand<br />
uns das gleiche Schicksal bevor, aber wir<br />
hatten eine Chance mehr, um mit etwas<br />
Glück nach Haus zu kommen. Und diese<br />
Chance wollten wir nutzen.<br />
Was war das für ein Flugzeug, die Focke-<br />
Wulf 200 „Condor“?<br />
Zunächst für friedliche Zwecke 1936<br />
bei der Lufthansa im Linienverkehr in<br />
Dienst gestellt als Passagierflugzeug für<br />
26 Passagiere. Eine besondere Langstreckenversion<br />
flog im August 1938 von<br />
Berlin nach New York in 25 Stunden<br />
Nonstop. Sie war (bis zur Einführung der<br />
He 177) die größte Maschine, die in der<br />
deutschen Luftwaffe zum Einsatz kam.<br />
Vorwiegend als Fernaufklärer und zu<br />
Sondereinsätzen eingesetzt. Ein eleganter<br />
Ganzmetalltiefdecker, der zusätzlich ausgerüstet<br />
wurde mit einer Bordkanone, einem<br />
Zwillings-MG im Dach sowie einer<br />
Bodenwanne mit zwei MG‘s, zur Verteidigung<br />
nach unten vorne und hinten.<br />
Spannweite 32,84 m, Länge 23,85 m, mit<br />
vier Motoren je 850 PS, Startgewicht 14,6<br />
t, Reichweite 1.450 km bei einer Reisegeschwindigkeit<br />
von 335 km/h.<br />
Die B-24 Liberator zu sprengen, hatten<br />
wir aufgegeben, um uns vor den unbekannten<br />
Auswirkungen der Explosion bei<br />
unseren Startvorbereitungen zu schützen.<br />
Nun wurde es hektisch. Alles, was entbehrlich<br />
war, wurde aus der Condor entfernt.<br />
Das Gepäck auf das Wesentliche reduziert.<br />
Die zurückgelassenen Utensilien<br />
verbrannt. Eine Kiste mit Büchsenfleisch<br />
fand sich noch, die wir als Reiseproviant<br />
einluden. Dem Start stand somit nichts<br />
mehr im Wege. Na, so was! Motor l wollte<br />
nicht anlaufen! Nach kurzer Bastelei<br />
war auch dieser Schaden behoben. Die<br />
Motoren wurden auf Betriebstemperatur<br />
gefahren und abgebremst. Der Startcheck<br />
ergab nur positive Werte, also alles<br />
in Butter. Die Leiter wurde eingezogen,<br />
und wir rollten zur Startposition.<br />
Micheldorf hatte keine betonierte Startund<br />
Landebahn, nur eine leicht befestigte<br />
bessere Almwiese, die von einem Piloten<br />
viel Geschick erforderte. Unser Pilot<br />
Uffz. Friebel auf dem linken Sitz, unser<br />
Kampfbeobachter auf dem rechten Sitz<br />
zum „Franzen“ (Navigieren). Hinter den<br />
beiden der Condormixer Fw. Kirchoff, der<br />
Einzige, der den Vogel in allen Details<br />
kannte. Die beiden Mädels übernahmen<br />
den Ausguck an den Seitenfenstern. Ich<br />
nahm zunächst im oberen MG-Stand,<br />
später auch in der Bodenwanne Platz,<br />
nicht nur wegen der besonders schönen<br />
Aussicht. Die Verständigung untereinander<br />
erfolgte über die Eigenverständigung<br />
(EV), die Kopfhörer in den Fliegerkappen<br />
und die Kehlkopfmikrofone. Ein Funker<br />
war nicht mit an Bord, aber mit wem<br />
sollten wir auch Funkverkehr aufnehmen?<br />
Startzeit 13.50 h<br />
Die Condor brach dreimal nach links<br />
aus, doch Friebel beherrschte den Vogel<br />
perfekt. Kaum abgehoben, Fahrwerk<br />
ein, und - ein Stein fiel uns vom<br />
Herzen - geglückt! Auf nach Norden zu<br />
Muttern. Doch schon gab es die nächste<br />
Überraschung: Wenige Kilometer nach<br />
dem Start entdeckten wir die amerikanische<br />
Panzerspitze unter uns. Es fiel kein<br />
Schuß, vermutlich war die Überraschung<br />
auf beiden Seiten entsprechend. Da hatten<br />
wir wirklich Dusel und das in letzter<br />
Minute!<br />
Wir blieben im Tiefflug über den Straßen,<br />
um den unter uns in endlosen Kolonnen<br />
vorrückenden amerikanischen Truppen<br />
keinen großen Schußwinkel zu bieten.<br />
Der Kurs führte uns über Lambach, Ried<br />
und irgendwo zwischen Braunau und<br />
Obernburg über den Inn, immer noch<br />
im Tiefflug. An der Innbrücke hatten die<br />
Amis eine Vierlingsflak stationiert, die<br />
auf uns das Feuer eröffnete. Leuchtspur<br />
zischte um uns, der rechte Innenmotor<br />
blubberte noch mal und gab seinen<br />
Geist auf, das rechte Querruder hatte ein<br />
großes Loch. Und wir brannten immer<br />
25
GESCHICHTE<br />
Ab Januar 1945: Die B-24-Liberator<br />
A3+KB, abgestellt auf dem Flugplatz<br />
Freilassing bei Salzburg, mit Bugradschaden.<br />
Foto aus einer amerikanischen<br />
Luftfahrtzeitschrift.<br />
noch nicht? Kaum zu fassen. Ja, Glück<br />
muß man haben. Die Mädels hängten<br />
aus den Seitenfenstern weiße Bettlaken<br />
hinaus. Das muß ein komisches Bild<br />
abgegeben haben. Der Schreck war erstmal<br />
überwunden. Die Condor hielt sich<br />
prima im Kurs, aber wir waren lahmgeschossen.<br />
Wir hatten jedoch immer noch<br />
drei Motoren und behielten unsere optimistische<br />
Zuversicht. Durch den Beschuß<br />
fielen auch das Hauptstromaggregat<br />
und die Mehrzahl der Instrumente aus,<br />
so waren wir nur noch auf den Flüssigkeitskompaß<br />
und den barometrischen<br />
Höhenmesser angewiesen, auf den jedoch<br />
durch die Ungenauigkeiten kein<br />
Verlaß war. Zur Orientierung diente uns<br />
noch eine gute Landkarte mit den Erfahrungen<br />
der Besatzung, vorausgesetzt es<br />
blieb bei der Bodensicht. Und das war es<br />
dann auch schon.<br />
Wetter immer noch gut bei klarer Sicht.<br />
Doch je weiter wir nach Nordwesten kamen,<br />
desto diesiger wurde es. Wir krochen<br />
langsam höher, abseits von den<br />
Hauptdurchgangsstraßen bis auf ca.<br />
2000 m Höhe.<br />
Unser Flug führte uns quer über Bayern,<br />
ungefähr über folgende Orte: Pfarrkirchen<br />
- Reisbach - Dingolfing - Weng<br />
- Ergoldsbach - Abendsberg a.d. Donau<br />
- Pondorf – Kinding - Greding. Die Sicht<br />
wurde immer diesiger, und die Bewölkung<br />
nahm zu.<br />
Etwa 50 km südlich von Nürnberg bei<br />
Heideck überflogen wir ein großes amerikanisches<br />
Zeltlager. Einige Schüsse sendete<br />
man uns hoch, nein, unsere Kugeln<br />
26<br />
waren noch nicht dabei. Auf vielen Häusern<br />
in Bayern wehten weiße Fahnen.<br />
Kein schöner Anblick. Auf den Landstraßen<br />
eine große Anzahl von<br />
amerikanischen Truppenkolonnen,<br />
Mot.-und Panzerverbänden. Die Masse<br />
an Menschen und Material war beeindruckend.<br />
Aber es fiel erstaunlicherweise<br />
kein einziger Schuß! Wegen unserer weißen<br />
Laken? Oder dachten die da unten,<br />
„den Vogel kriegen wir sowieso“?<br />
Der Horizont war inzwischen zugezogen.<br />
Weiter nach Norden in den Dreck rein?<br />
Nach Osten zum Iwan? Nee, lieber nicht.<br />
Also in westlicher Richtung weiter, denn<br />
irgendwo mußte der Dreck mal aufhören.<br />
Und schon befanden wir uns inmitten der<br />
Milchsuppe. Keine Sicht mehr. Wo waren<br />
wir? Wohin flogen wir? Keinen blassen<br />
Schimmer! Egal. Nur weiter! Wir flogen<br />
noch, und nur das war für uns von<br />
Interesse. Keine Erdsicht, keinen Anhaltspunkt<br />
und unaufhörlich donnerten die<br />
drei restlichen Motoren ihr monotones<br />
und für uns doch so anheimelndes Lied.<br />
Noch sind wir frei, aber was werden die<br />
nächsten Stunden bringen? Können wir<br />
einer Gefangenschaft entgehen? Reicht<br />
der Sprit noch? Viele Fragen beschäftigten<br />
uns, doch beunruhigend war noch<br />
nichts. Wir waren alle so voll sicheren<br />
Optimismus. Das muß an unserem jugendlichen<br />
Alter gelegen haben.<br />
Inzwischen hatte ich die Auswertepapiere<br />
und Erfahrungsberichte von der Liberator<br />
und weitere Papiere kleingeschnippelt<br />
dem Zugwind übergeben, der die<br />
Verbreitung über Bayern besorgte. Sämtliche<br />
Filme wurden belichtet und gingen<br />
den gleichen Weg. Ich wechselte meine<br />
Wäsche, zog noch zwei Unterhemden<br />
und Unterhosen sowie Strümpfe an (wir<br />
waren ja nicht bei armen Leuten), mit<br />
dem Gedanken: Kommste in Gefangenschaft,<br />
dann haste wenigstens was an.<br />
Wir überlegten schon, in Anbetracht der<br />
inzwischen zur Neige gehenden Spritvorräte,<br />
ob eine Notlandung zweckmäßig<br />
wäre. Daß wir inzwischen unbemerkt an<br />
Höhe verloren hatten, war uns durch die<br />
undurchsichtige Umgebung noch nicht<br />
aufgefallen. Da tauchten vor uns plötzlich<br />
die Schatten von Bergen auf, die wir<br />
durch die Geistesgegenwart unseres Piloten<br />
überwanden.<br />
Wir sackten durch, plötzlich vor uns ein<br />
Kirchturm, dem gerade noch in geringem<br />
Abstand ausgewichen werden konnte.<br />
(Querruder links eingeschlagen und die<br />
rechte Fläche flutschte gerade so über<br />
den Turm.) Scharfe Rechtskurve, und wir<br />
setzten in einem Tal zur Landung an:<br />
Landeklappen raus, Gas weg, das Boschhorn<br />
brüllte auf (weil das Fahrwerk eingezogen<br />
blieb), wir sahen den Boden auf<br />
uns zukommen, ich nahm meine Ingrid<br />
in den Arm, Erschütterung, ein Schlag<br />
ging durch die Maschine, 2550 PS heulten<br />
noch einmal auf, die Latten bogen<br />
sich durch nach hinten, es rumpelte und<br />
rumorte, die Kanzelscheiben schlugen<br />
voll Dreck - Ruhe!!! Uhrzeit 16.50 h.<br />
Der Regen prasselte aufs Dach, es tropfte<br />
an einigen Stellen durch, wir waren<br />
unten! Lachend sahen wir uns an und<br />
stellten erleichtert fest, daß wir noch am<br />
Leben waren und keiner verletzt war.<br />
Wir gingen einmal um unseren treuen<br />
Vogel herum. Das Leitwerk lag irgendwo<br />
im Busch. Ein Motor war ausgebrochen.<br />
Eine tiefe Furche zog sich über den vom<br />
Regen aufgeweichten Acker bis zum Haltepunkt.<br />
Das war Flurschaden in Reinkultur.<br />
Der Eigner dieser Ackerfläche<br />
möge uns verzeihen.<br />
Unsere brave Condor ist nach drei Flugstunden<br />
und rund 600 Flugkilometern<br />
hinüber. Die stabile Bodenwanne hatte<br />
die Scherkräfte bei der Bodenberührung<br />
aufgefangen und das Schlimmste verhindern<br />
können. Das war eine filmreife<br />
Bauchlandung.<br />
Menschen aus dem naheliegenden Dorf<br />
kamen gelaufen: „Was, ein deutsches<br />
Flugzeug? Haut bloß ab, die Amis könnten<br />
gleich hier sein.“ Ein Mann mit weißer<br />
Binde, vermutlich ein Hilfspolizist,<br />
tat sich wichtig, hatte aber Respekt und<br />
blieb reserviert.<br />
Es goß in Strippen, wir gingen zurück in<br />
die Maschine, und das ganze Volk strömte<br />
nach.<br />
Ja, wo waren wir überhaupt gelandet?<br />
Das hatten wir in der Aufregung gar<br />
nicht gefragt.<br />
Wir zogen mit großem Geleit in das Dorf.<br />
Ein Mädel bot mir an, Zivilkleidung zu<br />
besorgen. Die Kameraden gingen in eine<br />
andere Richtung. Was ist aus ihnen geworden?<br />
Ich weiß es nicht!<br />
Ingrid und ich landeten in einem Bauernhaus<br />
am Dorfende. Man verpaßte<br />
mir eine Hose, einen Rock und einen<br />
Schlapphut. So schnell wurde ich Zivilist!<br />
Man drängte uns: „Bloß schnell weg hier.<br />
Wenn der Ami kommt, geht es allen dreckig!“<br />
Ein Mann trat in die Stube: „Wenn<br />
Sie nicht sofort verschwinden, muß ich<br />
Sie melden!“<br />
Wir bedankten uns bei unseren Wohltätern<br />
und verließen fluchtartig das Dorf in<br />
den nahen Wald. Es regnete immer noch<br />
sehr heftig. Im Wald sortierten wir erst<br />
mal unser Eigentum und trennten uns<br />
von den meisten Teilen, die uns beim<br />
Weitermarsch behindern konnten. In
GESCHICHTE<br />
einem blauen Schlafsack hatte ich eine<br />
Decke mit meiner Aktentasche, meinen<br />
Papieren und Bildern gewickelt. Davon<br />
wollte ich mich noch nicht trennen. Ingrid<br />
trug eine Packtasche mit Proviant<br />
und ihre wenigen Habseligkeiten. Wir<br />
liefen weiter durch den Wald, natürlich<br />
total durchnäßt. Kurze Pause an einer<br />
Straße. Kein Verkehr hier? Kein Laut,<br />
kein Mensch, nur Regen. Weiter ging‘s.<br />
Irgendwo musste ja mal etwas kommen.<br />
Nach einer Weile unten im Tal ein Dorf.<br />
Gehen wir runter? Lieber nicht. Etwas abseits<br />
ein Haus über dem Dorf, ringsherum<br />
ein Zaun und ein verschlossenes Tor.<br />
Ich verschaffte mir durch eine Lücke Zutritt<br />
und ging auf das Haus zu. Durch ein<br />
Fenster sahen mich zwei entsetzte Kindergesichter<br />
an. Eine Frau erschien, wollte<br />
uns jedoch nicht hineinlassen. Als sie<br />
feststellte, daß wir keine Ausländer waren,<br />
durften wir eintreten. Ich muß aber<br />
auch furchterregend ausgesehen haben!<br />
„Hier können Sie unmöglich bleiben. Ich<br />
darf Sie nicht beherbergen. Hohe Strafen<br />
sind angedroht. Es geht nicht!“ „Ja,<br />
wo sollen wir denn jetzt noch hin?“ Die<br />
gute Frau ließ sich erweichen und eine<br />
warme Stube nahm uns auf. Für‘s erste<br />
waren wir geborgen. Wir erzählten, wie<br />
es uns erging, und viel hatten wir zu fragen.<br />
Wußten wir doch gar nicht, wie es<br />
beim Ami war und wo wir uns befanden.<br />
Die erste Regel war die Ausgangszeit von<br />
06.00 h bis 19.30 h, die unbedingt eingehalten<br />
werden mußte.<br />
Vorsichts- und Verhaltensmaßregeln<br />
wurden uns gegeben, und die in Aussicht<br />
gestellten Schwierigkeiten waren recht<br />
beachtlich. Doch sind wir bis hierher gekommen,<br />
wird es auch noch weiter gehen!<br />
Davon waren wir überzeugt, denn<br />
wir wollten nach Hause!<br />
Wir befanden uns in Brensbach im Odenwald,<br />
in der Odenwaldschmiede bei der<br />
Familie Streckhardt. Unsere Landung<br />
muß sich bei dem Dorf Böllstein ereignet<br />
haben. Über Brensbach müssen wir auch<br />
Focke-Wulf Fw 200 „Condor“<br />
gekommen sein, da Frau Streckhardt in<br />
der fraglichen Zeit ein großes Flugzeug<br />
mit Balkenkreuz niedrig über das Haus<br />
fliegen sah. Einige Honigschnitten verdrückten<br />
wir noch, dann übergab ich der<br />
Frau Streckhardt meinen Schlafsack und<br />
die Aktentasche mit Inhalt zur Aufbewahrung.<br />
Auf einer Shell-Autokarte zogen<br />
wir einen Strich von Brensbach nach<br />
Wernigerode, womit unsere Marschroute<br />
festgelegt wurde. Ab sofort als Eheleute<br />
Schmidt, um diesbezügliche Schwierigkeiten<br />
zu vermeiden. Unsere durchnäßten<br />
Kleider wurden zum Trocknen<br />
aufgehängt, und dann ging‘s auf den<br />
Heuboden, wo man uns ein schönes Lager<br />
mit vielen Decken bereitet hatte. Der<br />
verdiente Schlaf forderte nach diesem ereignisreichen<br />
Tag sein Recht.<br />
Sonntag, den 06. Mai 1945<br />
06.00 h Wecken. Ein paar Honigbrote<br />
mit leckerer Milch als Frühstück, und<br />
Frau Streckhardt mit ihren Kindern begleitete<br />
uns noch ein Stückchen Weg. Es<br />
war klares trockenes Wetter, nur ein wenig<br />
windig. Winken hüben und drüben,<br />
wir waren uns überlassen, friedlich von<br />
den stillen Höhen des Odenwaldes umgeben.<br />
Der nächste Ort mußte Hummetroth<br />
sein. In reservierter Haltung an den<br />
Ort heran. Ich ließ Ingrid zurück, ging<br />
auf ein Bauernhaus zu, um zu fragen,<br />
ob dies der Ort Hummetroth sei und um<br />
die Probe meines Aussehens zu machen.<br />
Kommisstiefel, darüber eine halblange,<br />
sicher schon ausgediente Hose, ein Tropennetzhemd,<br />
als Binder ein knallrotes<br />
Halstuch, darüber einen alten Rock<br />
und auf dem Kopf als Krönung einen<br />
ollen Schlapphut! Am Fenster der Bauer.<br />
„Können saggen Sie mir, wie heißt diese<br />
Ort?“ „Hummetroth“ „Wo seien amerikanische<br />
Kommandant?“ „Hewwe me<br />
nitt“ „Ich muß sprechen amerikanische<br />
Soldat.“ „Do senn koa Ami.“ „Na, dann<br />
kann ich ja deutsch sprechen.“ Ein erstauntes<br />
Gesicht auf der Gegenseite - ,,..<br />
unn ich heb gedenkt, Sie senn en RUSS.“<br />
„Das wollte ich nur wissen.“ Ich bekam,<br />
weil Sonntag war, einige Stücke Kuchen<br />
und gekochte Eier, die ich mit Ingrid als<br />
zweites Frühstück verzehrte. Die Luft war<br />
also sauber und keine Amis im Ort. Wir<br />
durchquerten das Dorf, gingen an Forstel<br />
vorbei nach Höchst. Am Bahnhof in<br />
einem Gasthaus gab es Suppe. Wir verspeisten<br />
dazu Hundekuchen, wie unser<br />
Notzwieback genannt wurde, und weiter<br />
ging‘s immer dem Leitstrich nach auf<br />
unserer Autokarte.<br />
Es folgten äußerst spannende Tage mit<br />
teilweise undenkbaren Situationen, immer<br />
bemüht, jeder „Feindberührung“<br />
auszuweichen, abends eine Unterkunft<br />
und unterwegs etwas zu essen zu finden.<br />
Dies gelang uns weitestgehend, wobei<br />
uns auffiel, daß wir immer dort gut<br />
aufgenommen wurden, wo selbst noch<br />
Angehörige vermisst oder in Gefangenschaft<br />
waren. Vom 5. bis zum 15. Mai legten<br />
wir in 10 Tagen fast 1000 Kilometer<br />
zurück. Von Österreich aus überquerten<br />
wir ganz Bayern bis zur Bauchlandung<br />
im Odenwald. Dann weiter überwiegend<br />
zu Fuß und mit diversen Fahrgelegenheiten<br />
über den Spessart, durch Hessen und<br />
Thüringen sowie durch den Harz nach<br />
Wernigerode, wo ich meine Eltern und<br />
eine sichere Bleibe für uns fand. Jetzt war<br />
ich plötzlich Zivilist, und was hatte ich<br />
nun zu erwarten?<br />
Ein Wiedersehen am Landeplatz im Odenwald<br />
nach 55 Jahren, organisiert vom Heimatforscher<br />
Wilhelm Gieg (rechts): Mit<br />
dem Piloten Karl-Richard Friebel (mitte)<br />
und dem Autor, damaliger Bordmechaniker<br />
und Wart der B 24 Liberator, Eberhard<br />
Schmidt (links).<br />
Ich danke allen Menschen, die uns auf<br />
unserem Heimweg so selbstlos und liebevoll<br />
unterstützten und halfen.<br />
Text und Fotos:<br />
Eberhard Schmidt, Langensteinbach<br />
27
SEHENSWERT<br />
Sehenswert<br />
Unterwegs mit Peter Ahlers<br />
Es war mal wieder soweit: Einmal im<br />
Jahr geht die AG Luftkriegsgeschichte<br />
im DLwR „on Tour“.<br />
Aus der Begegnungsgruppe Ost-West, die<br />
vor langen Jahren einmal von unserem<br />
jetzigen Bundesvorsitzenden, Oberst d. R<br />
Horst Schuh, für militärhistorisch Interessierte<br />
gegründet wurde, ist inzwischen<br />
eine Gemeinschaft entstanden, die sich<br />
durchaus sehen lassen kann.<br />
Zu unserem Kreis gehören u.a. Publizisten,<br />
die sich in der Luftkriegsforschung<br />
durchaus einen Namen gemacht haben.<br />
Beispielhaft möchte ich nennen: Max<br />
Lagoda, Holger Nauroth, Hans-Günther<br />
Ploes, Walter Waiss und natürlich Horst<br />
Schuh.<br />
Die AG Luftkriegsgeschichte setzt sich<br />
zusammen aus ehemaligen Angehörigen<br />
verschiedener Truppengattungen<br />
vom “Ungedienten“ über Angehörige der<br />
Betriebskampftruppen der „DDR“, Weltkriegsteilnehmer,<br />
NVA-Stabsoffiziere,<br />
NVA- Soldaten, BW-Stabsoffiziere, unsere<br />
in Ehren ergrauten Obergefreiten, und<br />
nicht zu vergessen die Feldwebeldienstgrade<br />
beider deutschen Armeen. Hoch zu<br />
würdigen sind unsere Lottas (in der finnischen<br />
Armee des WK II unentbehrliche<br />
Helferinnen der kämpfenden Truppe!!)<br />
(danke liebe Christa, liebe Wally).<br />
Kamerad Carsten Oeser mit seiner Wehrmachs-BWM in passender Kradfahreruniform<br />
Nun zur MIL-EX 2012:<br />
1.Tag<br />
Es ging im 20sitzigen Bus (danke Dieter<br />
Züll!) von Bergheim über Köln in Richtung<br />
Erzgebirge. Zielort war Bad Schlema,<br />
wo wir im Hotel Schlematal Unterkunft<br />
bezogen. Nach dem Bezug der Zimmer<br />
trafen wir uns im Biergarten und erlebten<br />
eine stilvolle Begrüßung.<br />
Unser Kamerad Carsten Oeser aus Lößnitz<br />
donnerte mit seiner Wehrmachts-<br />
BWM in passender Kradfahreruniform<br />
mitten in den Biergarten und sorgte so<br />
für den ersten Höhepunkt des Tages, der<br />
in geselliger Runde bei ausgezeichneten<br />
Speisen und Getränken endete, wobei<br />
unser Senior Max Lagoda (92 Jahre!) die<br />
tollsten Stories aus seinem bewegten Fliegerleben<br />
zum Besten gab.<br />
2.Tag<br />
Entlang des mystischen Poppenwaldes<br />
(hier suchen tatsächlich einige Schatzjäger<br />
nach dem Bernsteinzimmer) fuhren<br />
wir zum neu gestalteten Uranbergbau-<br />
28
museum. Hier wurden wir vom Museumsleiter<br />
Hermann Meinel begrüßt. Nach einem<br />
sehr interessanten Vortrag über die<br />
Geschichte der WISMUT und einem Museumsrundgang<br />
(SEHENSWERT!) konnten<br />
wir viel über den Uranabbau, der der<br />
ehemaligen UDSSR den Grundstock für<br />
ihre Atombomben lieferte, erfahren. Als<br />
Dank für den gelungenen Vortrag überreichte<br />
Horst Schuh dem Museumsleiter<br />
einen Erinnerungsteller des DLwR.<br />
Der Nachmittag wurde dem „Relaxen“<br />
gewidmet, und zwar - als hätten wir<br />
nicht genug vom Uran- im Radon Gesundheitsbad<br />
„ACTION“.<br />
Nachdem alle ohne einen „Wasserschaden“<br />
wieder im Bus saßen, stand der<br />
nächste Besichtigungspunkt auf der Tagesordnung:<br />
ein Besuch der ehemaligen<br />
Republik Schwarzenberg.<br />
Während der letzten Tage des Zweiten<br />
Weltkrieges im Frühjahr 1945 blieben<br />
nach der bedingungslosen Kapitulation<br />
der deutschen Wehrmacht am 8.<br />
Mai 1945 der Landkreis Schwarzenberg<br />
im Erzgebirge und Teile des Landkreises<br />
Stollberg für sechs Wochen unbesetzt.<br />
Weder amerikanische noch sowjetische<br />
Truppen besetzten das Gebiet, das vorwiegend<br />
von Patrouillen des im angrenzenden<br />
Vogtland stationierten 347. US-<br />
Infanterieregiments kontrolliert wurde.<br />
Über den Grund, warum vorerst keine<br />
direkte Besetzung der Alliierten erfolgte,<br />
gibt es mehrere Theorien und Spekulationen.<br />
Fest steht, dass über das Schicksal<br />
der Menschen in dem Gebiet nicht etwa,<br />
wie in Stefan Heyms Roman fiktiv beschrieben,<br />
durch das Werfen einer Münze<br />
entschieden wurde. In der Bevölkerung<br />
Westsachsens kursierte 1945 die Version,<br />
SEHENSWERT<br />
dass nach Absprache mit den Sowjets die<br />
Amerikaner bis zum Fluss Mulde vorrücken<br />
sollten. Da es jedoch drei Mulden<br />
gibt (die Zwickauer Mulde und die Freiberger<br />
Mulde vereinigen sich zur Mulde),<br />
sei es hier zu einer Verwechslung gekommen.<br />
Diese Vermutung wird auch durch<br />
Angaben des späteren Präsidenten des<br />
Bundesamtes für Verfassungsschutz, Dr.<br />
Günther Nollau (1911–1991), in seinen<br />
Memoiren (Das Amt, 1978, Bertelsmann,<br />
Gütersloh) gestützt. Nollau hielt sich damals<br />
mit seiner Familie in der Nähe von<br />
Rochlitz auf einem Gut an der Zwickauer<br />
Mulde auf.<br />
Eine wunderschöne und total restaurierte<br />
Altstadt erwartete uns. Es gab aber auch<br />
Kuriositäten.<br />
Ein wahrlich geschichtsträchtiger Ort.<br />
Ich konnte unseren Schirrmeister Dieter<br />
Züll zu einem Foto überreden.<br />
3.Tag<br />
Auf dem Programm stand als erstes der<br />
Besuch des neugestalteten Militärhistorischen<br />
Museums der BW in Dresden.<br />
29
SEHENSWERT<br />
Schon der erste Eindruck mit dem „Keil“<br />
in der Fassade brachte bei einigen Exkursionsteilnehmern<br />
Unmutsäußerungen<br />
hervor. Viele von uns, die das wunderschöne<br />
Gebäude des alten Arsenals noch<br />
in guter Erinnerung hatten, schüttelten<br />
nur noch den Kopf über die gewaltsame<br />
Verfremdung der klassizistischen Fassade.<br />
Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des<br />
Museums begrüßte uns persönlich und<br />
stimmte uns auf den Rundgang ein.Wir<br />
teilten uns dann auf und machten uns auf<br />
Entdeckungsreise entlang an vielen kahlen<br />
Betonwänden,die noch der musealen<br />
Ausgestaltung bedürfen. Originär und<br />
einfallsreich ist der Themenparcours,der<br />
mit neuen Fragestellungen zum Nachdenken<br />
anregt,auch wenn seine Betrachtung<br />
in einem engen Regalsystem unattraktiv<br />
und mühselig ist. Eine klassische chronologische<br />
Präsentation der deutschen<br />
Militärgeschichte ist auch vorhanden.<br />
Hier fällt dem Betrachter die Orientierung<br />
in unübersichtlichen Parzellen und<br />
z.T.kleingeratenen Kojen nicht leicht.<br />
Auch die Beschriftung der Exponate sollte<br />
größer ausfallen.Manches gerät auch<br />
an den Rand eines Panoptikums,wenn<br />
z.B.die Tierwelt im Kriegswesen lebensgroß<br />
zur Schau gestellt wird.<br />
Eine erste Aussprache der Exkursionsteilnehmer<br />
nach dem Besuch legte eine<br />
gespaltene Meinungsbilanz zur Frage<br />
„SEHENSWERT?“ offen: Das neue Museumskonzept<br />
ist diskussionswürdig, die<br />
Realisierung diskussionsbedürftig.<br />
Weiter ging es: Unsere Freundin Elisabeth<br />
Seifert machte mit uns eine Tour durch<br />
das wunderschöne Elbflorenz und konnte<br />
mit Zahlen und Anekdoten die Teilnehmer<br />
hellauf begeistern. Bei strahlendem<br />
Sonnenschein zeigte sie uns das phantastisch<br />
wieder aufgebaute Dresden.<br />
Nach dem Mittagessen ging es weiter<br />
ins hohe Osterzgebirge zum Kriegsendemuseum<br />
nach Altenberg. Dieses kleine<br />
Museum (ich habe schon in der Ausgabe<br />
1/März 2011 darüber berichtet) war vielen<br />
Exkursionsteilnehmern noch nicht<br />
bekannt. Wir wurden dort von unseren<br />
Freunden Horst Giegling und Stefan<br />
Schirm herzlich begrüßt. Unser alter Adler<br />
Max ließ es sich nicht nehmen, mit<br />
den beiden abgelichtet zu werden.<br />
Wunderbar restaurierte Exponate in einem<br />
hervorragend gestalteten Rahmen<br />
fielen uns ins Auge. Hier wird Geschichte<br />
lebendig und zeugt von den Geschehnissen<br />
einer Zeit, die wir Nachkriegsgenerationen<br />
hoffentlich nie erleben werden<br />
müssen. Die Tragik der Soldaten, die sich<br />
vor der Roten Armee ins amerikanisch<br />
besetzte Tschechien retten wollten, ersieht<br />
man hier aus den ausgestellten<br />
Exponaten: Nur weg hier! Mit den deutschen<br />
Soldaten zogen auch freigekommene<br />
KZ-Häftlinge, Fremdarbeiter (aus<br />
welchen Gründen auch immer), die nicht<br />
unter sowjetische Kon-trolle geraten wollten,<br />
in Richtung Prag. Das Osterzgebirge<br />
ist ein Teil der unsäglichen Geschichte<br />
des 2. Weltkriegs: SEHENSWERT!<br />
4. Tag<br />
Heute ging es erst einmal in den Untergrund,<br />
genauer gesagt in die größten<br />
Zinnkammern Europas nahe der Ortschaft<br />
Pöhla unweit der tschechischen<br />
Grenze. Helm auf - nicht zum Gebet, sondern<br />
zur Eigensicherung.<br />
Nach ca. 3 km Fahrt mit den sogenannten<br />
„Hunten“ erreichten wir einige riesige<br />
Höhlen. Nach einer ausgedehnten<br />
Führung bot man uns eine Lasershow,<br />
die in dieser Bergtiefe einen starken<br />
Eindruck auf uns alle machte. Danach<br />
reichte man uns Kumpeltod, ein bei den<br />
Bergleuten früher sehr beliebter klarer<br />
Schnaps. Es wurden „Speckfettbemmen“<br />
(Schmalzbrote) gereicht und weitere belegte<br />
Brote. Klasse Sache: SEHENSWERT!<br />
Nach der Ausfahrt kletterten wir wieder<br />
in unseren Bus. O-Ton Stefan Schirm aus<br />
Altenberg: „Jetzt machen wir rüber“, genauer<br />
gesagt nach Kovarska/Schmiedeberg,<br />
Tschechische Republik, ins Museum<br />
der Luftschlacht vom 11.09.1944. Bevor<br />
wir über die nicht mehr sichtbare Grenze<br />
fuhren, machten wir einen kurzen Stop<br />
auf dem Fichtelberg. Der Fichtelberg bei<br />
Oberwiesenthal im Erzgebirgskreis ist<br />
mit 1.214,79 m ü. NHN der höchste Berg<br />
in Sachsen. Gemeinsam mit dem nahe<br />
30
SEHENSWERT<br />
JG 4 einige Dutzend Fw 190 und Me 109.<br />
Diesen Abschüssen ist das Museum gewidmet.<br />
In akribischer Kleinarbeit wurde<br />
jedes Fliegerschicksal beider Seiten<br />
aufgearbeitet. Die zahlreichen Exponate<br />
sind immer einem bestimmten Fall zugeordnet.<br />
Andere Crash-Museen verzichten<br />
auf diese zugeordnete Darstellung. Ein<br />
Crash-Museum der Extraklasse: Absolut<br />
SEHENSWERT!<br />
gelegenen Klínovec (Keilberg; 1.244 m)<br />
auf tschechischer Seite bildet er das bedeutendste<br />
Wintersportzentrum des Erzgebirges.<br />
Vor der Hotelanlage gab es<br />
auch was Militärisches zu sehen.<br />
Die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
in der Sowjetunion gefertigten Militärgespanne,<br />
welche unter dem Namen M72<br />
und später Ural in Irbit oder als Dnepr<br />
in Kiew gebaut wurden, sind keine Kopien<br />
der BMW R 75 bzw. Zündapp KS 750.<br />
Ihre Entwicklung basiert auf dem BMW-<br />
Modell R 71 aus dem Jahr 1938. Dieses<br />
Gespann war im Spitzenzustand und<br />
hatte den kompletten Rüstsatz an Bord.<br />
Beim Anlassen gab sie einen Sound von<br />
sich, die jede Harley vor Neid erblassen<br />
lässt.<br />
Dann hatten wir das Museum erreicht.<br />
Unsere tschechischen Freunde begrüßten<br />
uns sehr herzlich und hatten vorgesorgt:<br />
Kaffee, Kuchen und wer wollte Pivo<br />
(Bier).<br />
Unsere Gastgeber stellten in perfektem<br />
Deutsch (einer ist Sudetendeutscher) in<br />
einem kurzen Vortrag ihr Crash-Museum<br />
vor. Dieses Museum ist ausschließlich einem<br />
bestimmten Tag gewidmet, nämlich<br />
dem 11.09.1944, einem Montag, an dem<br />
es gegen Mittag zwischen der 3. Bomberdivision<br />
der 8.USAAF und dem Jagdgeschwader<br />
4 der Luftwaffe zu einem<br />
heftigen Luftkampf kam. Alle an diesem<br />
„Schwarzen Montag“ in der Gegend von<br />
Kovarska/Schmiedeberg abgeschossenen<br />
B 17 gehörten zum Verband der 349. und<br />
350. squadron, welche gemeinsam mit<br />
der 351. und 418. Squadron „The Bloody<br />
Hundredth“, die 100. Bomb Group“,<br />
bildeten. Den angreifenden B 17 warfen<br />
sich an diesem Tage die II. (Sturm) und<br />
die III. Gruppe des JG 4 entgegen und<br />
schossen dreizehn 4-mots aus dem Pulk<br />
heraus. Im Kampf gegen die Bomber und<br />
deren Begleitjäger verlor das eingesetzte<br />
Hier die Adresse:<br />
Museum der Luftschlacht<br />
über dem Erzgebirge<br />
Albert E. Trommer Str. 696<br />
431 86 Kovarska<br />
Tschechische Republik<br />
www.museum119.cz<br />
Die Zeit rannte uns davon, und es ging<br />
wieder Richtung Bad Schlema. Unterwegs<br />
lud uns Manfred Dietl großzügig<br />
zum Abendessen kurz vor der Grenze<br />
zu böhmischem Essen und Trinken ein<br />
(Manni ist gebürtiger Sudetendeutscher).<br />
Danke vielmals!!<br />
Alles hat ein Ende, auch diese gelungene<br />
Exkursion! Hier nochmals vielen Dank<br />
an die Organisatoren Günter (Benno)<br />
Bennewitz und Manfred Dietl für die Vorarbeit<br />
und den reibungslosen Ablauf der<br />
MIL-EX 2012!!!!<br />
Am Abend beim Dämmerschoppen legten<br />
wir noch das Ziel für 2013 fest. Es<br />
geht in den Reichswald im Raume von<br />
Kalkar und nach Arnheim. Die Vorbereitungen<br />
laufen bereits.<br />
Text und Fotos: Peter Ahlers<br />
Textauszüge teilweise aus WIKIPEDIA<br />
31
BÜCHER-AKTUELL<br />
Daten zum Buch<br />
Autor: Hartwig Kobelt<br />
Helios Verlag<br />
ISBN 978-3-86933-075-4<br />
202 Seiten, 21 x 29 cm<br />
116 Abbildungen<br />
Hardcover<br />
Preis: 36,00 Euro<br />
Marine-Einsatz-<br />
Kommandos<br />
im Kommando der Kleinkampfverbände<br />
der Kriegsmarine<br />
1944-1945<br />
Eine beeindruckende Vorstellung:<br />
Lieferten die Einsätze<br />
deutscher Marine-Einsatz-<br />
Kommandos (MEK) Sir Ian<br />
Fleming Stoff, der sich in<br />
den Einsätzen des Geheimdienst-Helden<br />
Ihrer Majestät<br />
Commander James Bond widerspiegelt?<br />
Welche Verbindungen<br />
bestanden zwischen<br />
dem deutschen Geheimdienst<br />
des Admirals Canaris, dem<br />
OKW Amt Ausland/Abwehr<br />
und Marine-Einsatz-Kommandos?<br />
Und schließlich:<br />
Eine Leibgarde für Adolf Hitler<br />
aus Angehörigen eines<br />
Marine-Einsatz-Kommandos:<br />
Wie kam es zu diesem Befehl<br />
am Vorabend des Untergangs<br />
des Dritten Reiches und wer<br />
sollte die »Leibgarde« anführen?<br />
Warum wurden zwischen<br />
1945 und 1969 gegen die Kommandoführer<br />
von zwei der<br />
mindestens zehn Marine-Einsatz-Kommandos<br />
sowie einzelne<br />
Kommandoangehörige<br />
Ermittlungsverfahren wegen<br />
mutmaßlich völkerrechtswidriger<br />
Erschießungen von norwegischen<br />
und italienischen<br />
Zivilisten eingeleitet und<br />
noch 2004 und 2008 erneut<br />
Ermittlungen aufgenommen?<br />
Die Akten des Kommandos<br />
der Kleinkampfverbände der<br />
Kriegsmarine und seiner Einheiten<br />
sind fast ausnahmslos<br />
gegen Kriegsende im Mai<br />
1945 vernichtet worden. Der<br />
im Bundesarchiv überlieferte<br />
Aktenbestand umfasst nur<br />
eine Hand voll vor allem ärztlicher<br />
Kriegstagebücher und<br />
einzelner Schriftwechsel von<br />
insgesamt wenigen Zentimetern<br />
Aktendicke. Dem Verfasser<br />
ist es trotz dieser Lücken in<br />
den Überlieferungen erstmals<br />
gelungen, auf der Grundlage<br />
einer systematischen Auswertung<br />
insbesondere der einschlägigen<br />
Kriegstagebücher<br />
vorgesetzter Dienststellen und<br />
der auf Erkenntnisse des britischen<br />
Nachrichtendienstes<br />
gestützte Akten des britischen<br />
Nationalarchivs eine umfassende<br />
Darstellung der Geschichte<br />
der Marine-Einsatz-<br />
Kommandos im Kommando<br />
der Kleinkampfverbände der<br />
Kriegsmarine vorzulegen.<br />
Daten zum Buch<br />
Autor: Ferdinand C. Käsmann<br />
Aviatic Verlag<br />
ISBN 978-3-942645-03-4<br />
120 Seiten, 21 x 28,7 cm<br />
Hardcover<br />
Preis: 29,80 Euro<br />
Frühjahr 1939 – Deutsche<br />
Piloten schaffen das Unmögliche<br />
– sie erringen den Geschwindigkeits-Weltrekord.<br />
Drei Jahrzehnte lang kämpften<br />
die Industrienationen<br />
Frankreich, England, Italien<br />
und die USA um diesen<br />
Ruhm – jetzt hat Deutschland<br />
die Führung übernommen.<br />
Gleich zwei deutsche Piloten<br />
in Flugzeugen deutscher Konstrukteure<br />
vollbringen im Jahre<br />
1939 diese überlegene Leistung:<br />
Im März Hans Dieterle<br />
in einer Heinkel He 100 und<br />
im April Fritz Wendel in einer<br />
Messerschmitt Me 209. Es sollten<br />
die letzten mit Propellerflugzeugen<br />
aufgestellten absoluten<br />
Weltrekorde bleiben.<br />
Wenige Monate später bricht<br />
der Zweite Weltkrieg aus.<br />
Beide Piloten testen als Einflieger<br />
die modernsten Propeller-<br />
und Strahlflugzeuge, und<br />
beide überleben den Krieg.<br />
Beide Weltrekordmaschinen<br />
wandern in Museen, doch nur<br />
eine von ihnen überlebt, wenn<br />
auch nur in Bruchstücken,<br />
die allerschnellste,die Me 209.<br />
Von dieser Messerschmitt Me<br />
209 V1, dem letzten Propeller-<br />
Weltrekordflugzeug, berichtet<br />
dies gründlich recherchierte<br />
und reich bebilderte Buch, das<br />
erste seiner Art. Es beschreibt<br />
die Wunschvorstellungen und<br />
Pläne, die Konstruktion und<br />
den Bau, die Erprobungsflüge,<br />
die entmutigenden Fehlschläge,<br />
und schließlich den<br />
Triumph – buchstäblich in<br />
letzter Sekunde.Viele Gerüchte<br />
und Halbwahrheiten ranken<br />
sich um dieses Flugzeug.<br />
Dank der Mitarbeit kompetenter<br />
Fachleute und erfahrener<br />
Luftfahrthistoriker gelang<br />
es, kaum bekannte Fakten<br />
und Bilder der Vergessenheit<br />
zu entreißen.<br />
Daten zum Buch<br />
Autor: Volker A. Behr<br />
Motorbuch Verlag<br />
ISBN 978-3-613033-29-0<br />
232 Seiten, 27 x 23,8 cm<br />
Hardcover<br />
Preis: 29,90 Euro<br />
Vor 80 Jahren steckte der<br />
Luftverkehr noch in den Kinderschuhen.<br />
Umso beeindruckender<br />
die Leistung des Konstrukteurs<br />
Claude Dornier, ein<br />
Flugschiff von den Dimensionen<br />
und Leistungen der Do X<br />
zu entwerfen, zu bauen und<br />
erfolgreich einzusetzen. Unvergessen<br />
in diesem Zusammenhang<br />
ist der zweijährige<br />
»Weltflug« des zwölfmotorigen<br />
Riesen zu Beginn der<br />
30er-Jahre, der das Flugzeug<br />
international berühmt machte.<br />
Mit diesem ersten »Jumbo«<br />
der Luftfahrtgeschichte gelang<br />
Dornier eine flugzeugindustrielle<br />
Großtat. Dieses<br />
Buch ist die Krönung des aktuellen<br />
Forschungsstandes.<br />
Eine Fülle an technischen Daten<br />
und Darstellungen sowie<br />
Bilder der luxuriösen Einrichtung<br />
erwarten den Leser.<br />
Daten zum Buch<br />
Autor: Tilman Reuss<br />
(Herausgeber)<br />
Aviatic Verlag<br />
ISBN 978-3-942645-01-0<br />
766 Seiten<br />
Hardcover, 21 x 14,8 cm<br />
Preis: 49,00 Euro<br />
Dokumentation, Information,<br />
Adressen - diese drei Säulen<br />
haben den REUSS - zum<br />
Basismedium der Luft- und<br />
Raumfahrt gemacht.<br />
Die Entwicklung der Luft- und<br />
Raumfahrtprogramme, Berichte<br />
aus den Behörden und<br />
Verbänden, der Forschung<br />
und der Industrie werden ergänzt<br />
durch rechtliche Entwicklungen.<br />
Bestellungen richten Sie bitte an<br />
die jeweiligen Verlage.<br />
32
GEDENKEN<br />
Tradition bewahren besteht nicht aus dem Aufheben der Asche,<br />
sondern aus dem Weitergeben der Flamme.<br />
Ehrentafel<br />
Hellmuth Sturm<br />
02.07.1911 - 06.03.2012<br />
Dr. Hermann Stärke<br />
01.04.1920 - 04.07.2012<br />
Wir gedenken in Ehrfurcht unserer Verstorbenen.<br />
Mitglieder der Ortsgruppe Nürnberg am Grab von Wilhelm Noller<br />
Die Mitglieder der Ortsgruppe Nürnberg-Roth haben es sich nicht nehmen<br />
lassen, noch einmal gemeinsam von unserem verstorbenen Ehrenvorsitzenden<br />
Abschied zu nehmen und ihm am Grab die Ehre zu erweisen. Unser<br />
Mitglied Christian Emmerling hat diesen Akt des Gedenkens mit seiner Kamera<br />
eingefangen. Nachdem wir bereits in der letzten Ausgabe vom Besuch<br />
der Vorstandsdelegation in Nürnberg berichteten und die Delegation auch<br />
das Grab von Wilhelm Noller besuchte, möchten wir allen Beteiligten für die<br />
Form und Würde danken, mit der hier einem verdienten Mitglied gedacht<br />
wurde.<br />
Das vom Ortsverband abgelegte<br />
Blumengebinde mit DLwR Schleife.<br />
33
IMPRESSUM<br />
Zeitschrift für die Luftwaffe in Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft sowie die gesamte Luftfahrt.<br />
Liebe Leser,<br />
DEUTSCHER<br />
<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />
den zeitkritischen Leser unserer Luftwaffen-Revue bitten wir<br />
zu berücksichtigen, daß in authentischer historischer Berichterstattung<br />
die bildliche Darstellung von Hoheitssymbolen<br />
staatlicher Unterdrückung nicht fehlen kann. Das gilt in<br />
gleicher Weise für das Hakenkreuz, Hammer und Sichel, den<br />
Sowjetstern und das DDR-Emblem.<br />
Wir haben uns der historischen Korrektheit verschrieben und<br />
wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung<br />
verstanden wissen.<br />
Die Zurschaustellung solcher Symbole in Museen und Publikationen<br />
regelt der § 86 ff. des Strafgesetzbuches.<br />
Aufgrund der personellen Situation ist die Geschäftsstelle des<br />
DLwR e.V. derzeit telefonisch nicht erreichbar. In dringenden<br />
Fällen kann auf folgende Ansprechstellen zurückgegriffen<br />
werden:<br />
Redaktion Luftwaffen-Revue<br />
• Fax: 02153-911969•<br />
• Email: info@luftwaffenring.de •<br />
• Tel.: 02153-9107969 •<br />
Mitglied werden im<br />
Deutschen Luftwaffenring e.V.<br />
(gegründet 1952)<br />
Tradition & Moderne treffen hier in einer einzigartigen Mischung<br />
aufeinander. Wir würden uns freuen, auch Sie als<br />
Mitglied gewinnen zu dürfen.<br />
Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />
Rheinallee 55, 53173 Bonn,<br />
info@luftwaffenring.de<br />
Mitgliedsanträge und Aboaufträge finden<br />
Sie zum Download im Internet unter<br />
www.luftwaffenring.de<br />
Verbandsorgan des Deutschen<br />
Luftwaffenringes e.V. (gegründet 1952)<br />
Herausgeber:<br />
Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />
Rheinallee 55, 53173 Bonn,<br />
info@luftwaffenring.de<br />
www.Luftwaffenring.de<br />
Redaktion, Layout, Druck & Vertrieb:<br />
NetteVerlag - Hans Peter Killeit<br />
Falltorfeld 21 - 41334 Nettetal<br />
02153-911925 - hans-peter@killeit.de<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Horst Obbelode, Horst Schuh, Thomas Enke, Helmut<br />
Jermer, Andreas Bonstedt, Richard Langner, Eberhard<br />
Schmidt, Peter Ahlers, Waltraud Busch, HPK<br />
Zur Verfügung gestellte Artikel/Bilder:<br />
Presse-Infozentrum der Luftwaffe (PrInfoZLw),<br />
Bundeswehr, Luftwaffenamt, Wikipedia.<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
NetteVerlag - Hans Peter Killeit<br />
Erscheinungsweise:<br />
März - Juni - September - Dezember<br />
Bezugspreis (Schutzgebühr):<br />
30,- Euro jährlich incl. Versandkosten/Inland,<br />
für Ausland zzgl 5,- Euro, im Voraus zahlbar.<br />
Bankverbindungen:<br />
Postbank Hannover<br />
Kontonummer: 5527-305<br />
Bankleitzahl: 250 100 30<br />
IBAN: DE78 2501 0030 0005 5273 05<br />
BIC: PBNKDEFF<br />
Sparkasse KölnBonn<br />
Kontonummer: 23 00 14 31<br />
Bankleitzahl: 370 501 98<br />
IBAN: DE33 3705 0198 0023 0014 31<br />
BIC: COLSDE33<br />
Gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />
des Deutschen Luftwaffenringes e.V. oder der<br />
Redaktion wieder. Abdrucke, auch auszugsweise,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.<br />
Die Redaktion behält sich vor, falls nicht anders vereinbart,<br />
Beiträge zu überarbeiten und auch zu kürzen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos wird keine Gewähr übernommen.
DEUTSCHER <strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V. BONN (DLwR)<br />
Geschäftsstelle: Rheinallee 55 • 53173 Bonn<br />
Bundesvorstand<br />
Bundesvorsitzender<br />
Oberst d.R. Horst Schuh<br />
Stellvertreter des Bundesvorsitzenden<br />
Dr. Klaus-Peter Kobbe<br />
Bundesgeschäftsführer<br />
Hans Peter Killeit<br />
Bundesschatzmeister<br />
Dipl. Ing. Horst Obbelode<br />
Bundessozialreferent<br />
HFw d.R. Karsten Meyerotte,<br />
Untergliederung<br />
Verband Berlin-Brandenburg (DLwR)<br />
Vorsitzender: Peter Heidrich<br />
Pegasusstr. 40, 16321 Bernau<br />
Tel.: 03338 - 766213<br />
peterheidrich@online.de<br />
Verband Bonn (DLwR)<br />
Vorsitzender: Erhard Ziemer<br />
Am Pleiser Wald 49, 53757 St. Augustin<br />
Tel.: 02241 - 335422<br />
Verband Hamburg (DLwR)<br />
Vorsitzender: Jürgen Dierks<br />
Wählingsallee 1, 22459 Hamburg<br />
Tel.: 040 - 5508316<br />
Verband Nürnberg-Roth (DLwR)<br />
Vorsitzender: Rolf Wittmann<br />
Im unteren Grund 16<br />
90453 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 - 6324055<br />
Arbeitsgemeinschaften /<br />
Fachgruppen / Traditionsverbände<br />
/ Museen<br />
Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte<br />
Rheinland (DLwR)<br />
Horst Schuh<br />
Konrad-v.-Hochstaden-Str. 22<br />
53881 Euskirchen<br />
Tel.: 02251 - 64632<br />
h-schuh@gmx.de<br />
Förderverein Ehemaliger<br />
Fliegerhorst Venlo e.V.<br />
Geschäftsführer: Bernhard Weiß<br />
info@fliegerhorst-venlo.net<br />
I.P.M.S. Deutschland e.V.<br />
Vorsitzender: Volker Helms<br />
Alte Dorfstr. 26a<br />
19065 Godern<br />
Tel.: 03860 - 8697<br />
Kameradschaft ehem. Transportflieger<br />
Geschäftsführer: Peter Briegel<br />
Akazienstraße 14, 86899 Landsberg<br />
Tel.: 08191 - 46929<br />
Deutsche Lastensegler Luftlande-<br />
Fliegerkameradschaft e.V.<br />
Vorsitzender: Dieter Heckmann<br />
Einsteinstr. 15, 52353 Düren<br />
Telefon / Fax: 02421 - 87960<br />
HeckmannDieter@gmx.de<br />
KG 4 General Wever<br />
Wilhelm Schultze,<br />
Im Winkel 5, 31185 Hoheneggelsen<br />
Telefon: 05129 / 360<br />
LG 1 und KG 6<br />
Karl Geyr<br />
Diezweg 38, 81477 München<br />
Tel./Fax: 089 - 797076<br />
Kampfgeschwader 2<br />
Hartmut Holzapfel<br />
Richard-Wagner-Str. 19, 37269 Eschwege<br />
Tel./Fax: 05651 - 13174<br />
KG 30<br />
Karl Bühler, OTL a.D.<br />
Aribo Str. 11, 83700 Rottach-Egern<br />
Tel.: 08022 - 28445<br />
Kameradschaft des ehemaligen Flak-Rgt.12<br />
Wolfg.-V. Böltzig,<br />
Friedrichstadt<br />
Leipziger Str. 60/10.2, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 - 2082767<br />
Traditionsgemeinschaft JaboG 43 e.V.<br />
Oberstleutnant a.D. Udo Reinsch<br />
Liegnitzer Straße 8, 26215 Wiefelstede<br />
Tel.: 0179 - 6907592<br />
Gemeinschaft der Flieger<br />
Deutscher Streitkräfte e.V.<br />
Geschäftsführer: Oberst a.D. Rolf Chur<br />
Südstr. 66a, 53797 Lohmar<br />
Tel./Fax: 02246-3037375<br />
Freundeskreis der Luftwaffe e.V.<br />
Generalsekretär: GenMaj a.D. Botho<br />
Engelin, im Haus der Luft- und Raumfahrt,<br />
Godesberger Allee 70, 53175 Bonn<br />
Ln-Truppe/Führungsdienste<br />
GenMaj a.D. Siegfried Poschwatta<br />
Hans-Vollmike-Str. 76, 53842 Troisdorf<br />
Bund deutscher Fallschirmjäger e.V.<br />
GF / Bundesleiter: H.J. Oehler<br />
Im Kleinen Feld 19, 76689 Karlsdorf<br />
Tel.: 07251-348120<br />
Ordensgemeinschaft der<br />
Ritterkreuzträger e.V.<br />
GF und Leiter der Sektion Berlin-Brandenburg:<br />
Dipl.-Kfm. Jürgen Heinze<br />
Ottokarstraße 15, 12105 Berlin,<br />
Tel. + Fax: 030 - 75653756<br />
Förderverein Luftwaffenmuseum<br />
der Bundeswehr e.V.<br />
Geschäftsführer: Andreas Bonsted<br />
Postfach 450 222, 12172 Berlin<br />
Telefon 030 - 8110769<br />
Stiftung Butzweilerhof Köln, Gebäude 1<br />
Präsident: Dr. Edgar Mayer<br />
Butzweilerstr. 35-39, 50829 Köln<br />
Tel.: 0221 - 593538<br />
Kameradschaftliche Vereinigung<br />
der Marineflieger (KMF)<br />
Vorsitzender: Kapitän zur See Gert Kiehnle<br />
Timmermannallee 5, 27580 Bremerhaven<br />
Tel.: 0471-9020560,<br />
Chrigeki@t-online.de<br />
Verband der Reservisten der<br />
Deutschen Bundeswehr e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Zeppelinstraße 7A, 53177 Bonn<br />
Tel.: 0228 - 25909-0<br />
Deutsches Technik Museum Berlin<br />
Prof. Dr. Dr. Holger Steinle<br />
Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin<br />
Tel: 030/90 254-118<br />
Luftfahrt- und Technik-<br />
Museumspark Merseburg<br />
Dieter Schönau<br />
Kastanienpromenade 50, 06217 Merseburg<br />
Tel: 03461-525776<br />
Dornier Museum<br />
Claude-Dornier-Platz 1 (Am Flughafen)<br />
88046 Friedrichshafen<br />
www.dorniermuseum.de<br />
Dauerausstellung<br />
Luftzeugamt Kölleda<br />
Vorsitzender Ralf Lemser<br />
Johannisstr. 16, 99625 Kölleda<br />
Tel. 03635-400049<br />
www.luftzeugamt-koelleda.de<br />
Luftfahrthistorische Sammlung<br />
Flugplatz Finow<br />
Vorsitzender: Dr. Peter Kobbe<br />
Biesenthaler Straße<br />
16244 Finowfurt<br />
Tel.: 03335 - 7233<br />
info@luftfahrtmuseum-finowfurt.de<br />
Technikmuseum Hugo Junkers<br />
Geschäftsführer: Gerhard Beeg<br />
Kühnauerstr. 161a, 06846 Dessau<br />
Tel. 0179-5590525<br />
gerhard.beeg@t-online.de<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Irrtümer und Änderungen vorbehalten<br />
Die Verbände werden gebeten, die Angaben auf Richtigkeit zu überprüfen und uns auch künftig Änderungen in der Anschrift bekanntzugeben.<br />
Sollte die Aufnahme einer Telefon-Nummer und/oder E-Mail gewünscht werden, so bitten wir um Mitteilung.
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