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LUFTWAFFEN - Netteverlag

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<strong>LUFTWAFFEN</strong><br />

DEUTSCHER<br />

<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />

REVUE<br />

60. Jahrgang - Nr. 3 - September 2012 - Schutzgebühr 7,50 €<br />

1952 - 2012<br />

Deutscher<br />

Luftwaffenring e.V.


60 JAHRE DLwR<br />

60 JAHRE<br />

DEUTSCHER <strong>LUFTWAFFEN</strong>RING E.V.<br />

Jubiläums-Veranstaltung in Dessau vom 28.9. bis 30.9.2012<br />

Liebe Kameradinnen und Kameraden!<br />

Die Einzelheiten zur 60-Jahr-Feier<br />

sind konkret geworden.<br />

Am Samstag, 29.September 2012, wird im Versammlungsraum<br />

des Technik-Museums Hugo Junkers in Dessau<br />

eine Feier in würdigem Rahmen stattfinden.<br />

Als Festredner hat Generalmajor a.D. Gräber von der<br />

Interessengemeinschaft der Luftwaffe zugesagt. Beginn<br />

wird 10:30 Uhr sein.<br />

Danach suchen wir ein Lokal für einen kleinen Mittagsimbiss<br />

auf. Der Nachmittag steht für die ausführliche Besichtigung<br />

des Junkers-Museums zur Verfügung.<br />

Ab 17 Uhr ist eine Führung im Brauhaus „Zum Alten<br />

Dessauer“ geplant. Anschliessend gibts ein Brauerei-Gelage.<br />

Die Anreise sollte am Freitag, 28. September 2012, bis<br />

14 Uhr erfolgen. Treffpunkt ist das Grand City Parkhotel<br />

in der Sonnenallee in Dessau, etwas ausserhalb an der<br />

Autobahn gelegen. Dort stehen Doppel- und Einzelzimmer<br />

zur Verfügung (45 Euro pro Nacht/Einzelzimmer, 60<br />

Euro pro Nacht/Doppelzimmer, jeweils einschliesslich<br />

Frühstück). Der Freitag steht für eine Stadtbesichtigung<br />

zur Verfügung.<br />

Die Abreise ist für Sonntag, 30. September 2012, geplant.<br />

Je nach Wetterlage ist die Parkanlage Wörlitz, viele<br />

Schloss- und Residenzbauten, das Bauhaus-Museum u.a.<br />

als Besuchsziel geeignet.<br />

Neben dem zentralen Thema Junkers-Flugzeuge gibt es<br />

in Dessau Informationen zum deutschen Raketenpionier<br />

Johannes Winkler - und natürlich das Bauhaus.<br />

Im September finden auch noch Veranstaltungen im<br />

Rahmen der Ausstellung Anhalt International statt.<br />

Wir sehen uns in Dessau!<br />

Hans Peter Killeit<br />

Bundesgeschäftsführer<br />

Mit dem 62. Feindflug am 18.08.1942 von Mariupol aus hat Uffz. Max Lagoda seinen 110. Frontflug für<br />

die goldene Frontflugspange der Fernaufklärer erreicht. Hier mit Blumen nach der Gratulation vor der Ju 88.<br />

Aus dem Buch von Max Lagoda „Ein Blick in die Vergangenheit“.<br />

2


DEUTSCHER<br />

<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />

Verehrte Mitglieder und Freunde des DLwR!<br />

Liebe Kameradinnen und Kameraden!<br />

Spätestens am 31. Dezember 2014 sollen die Kampftruppen der 50 ISAF – Staaten Afghanistan verlassen<br />

haben, die Verantwortung für Sicherheit und Stabilität ganz in afghanische Hände übergegangen<br />

sein. Damit endet aber nicht die Präsenz internationaler Truppen am Hindukusch. Soldaten aus den<br />

USA, Deutschland und vielen anderen Staaten werden den einheimischen Sicherheitskräften weiterhin als<br />

Mentoren und Berater zur Seite stehen müssen. Mit den ethischen Aspekten einer „Übergabe in Verantwortung“<br />

beschäftigt sich ein Beitrag in diesem Heft.<br />

Das Titelblatt und das Poster im Mittelteil dieser Ausgabe weisen auf einen bedeutsamen Termin des<br />

Luftwaffenrings hin. Am 29. September 2012 werden Mitglieder in Dessau das 60jährige Bestehen unseres<br />

Verbandes feiern. Das ist ein freudiges Ereignis, auch wenn der Mitgliederschwund deutlich macht,<br />

dass eine Zeitenwende eingetreten ist. Unsere Alterskameraden, die den 2. Weltkrieg mitgemacht und die<br />

Bundesluftwaffe sowie den Luftwaffenring aufgebaut haben, sind zumeist verstorben. Das ist traurig, ist<br />

aber in der Zwangsläufigkeit des Lebens begründet. Das Gedenken ist das eine, das Nachdenken über die<br />

Zukunftsfähigkeit unseres Verbandes ist das andere. Das wollen wir mit dem Jubiläum in diesem Jahr<br />

verbinden und guten Mutes in eine neue Ära durchstarten.<br />

Im Namen des Bundesvorstandes danke ich allen Mitgliedern des Luftwaffenrings für ihre langjährige<br />

Treue und wünsche ihnen für die kommende Zeit weiterhin Kameradschaftsgeist und Wohlbefinden in<br />

unserem Verband.<br />

Mit kameradschaftlichem Gruß<br />

Horst Schuh<br />

Bundesvorsitzender<br />

In diesem Heft:<br />

60 Jahre DLwR 2<br />

Vorwort Horst Schuh, Bundesvorsitzender 3<br />

Erfolgreicher Abschluss für Arctic Tiger 2012 4<br />

10 Jahre ISAF – der Weg ist das Ziel - Teil 2 8<br />

Vom Sinn des AFG-Einsatzes der Bundeswehr 11<br />

Die Zukunft im Visier 12<br />

Bergung Ju 88 aus der Ostsee 17<br />

60 Jahre DLwR 18<br />

Museum „Alter Flakleitstand“ 20<br />

Kriegsende 1945<br />

- eine ungewöhnliche Geschichte 22<br />

Sehenswert - mit Peter Ahlers unterwegs 26<br />

Bücher - Vorstellungen 29<br />

Ehrentafel 33<br />

Service / Impressum 34<br />

Vorstand / Verbundenes 35<br />

Coverfoto: HPK - Luftwaffe.de - Petersen<br />

3


LUFTWAFFE<br />

Erfolgreicher Abschluss für Arctic Tiger 2012<br />

Luftwaffen Großübung „Arctic Tiger“ in Norwegen<br />

Logo des NATO Tiger Meet 2012<br />

Ørland / Norwegen, 08.06.2012.<br />

Im Rahmen des NATO Tiger Meet 2012<br />

fand die Luftwaffen Großübung „Arctic<br />

Tiger“ in Norwegen statt. Gastgeber<br />

war die 338 Squadron der königlich<br />

norwegischen Luftwaffe auf dem Militärflugplatz<br />

Ørland.<br />

Zum zweiten Mal nach 2007 war der<br />

rund 70 Kilometer nordwestlich von<br />

Trondheim gelegene Militärflugplatz<br />

Schauplatz einer der größten Luftwaffenübungen<br />

in Europa. Die landschaftlich<br />

reizvolle Küstengegend mit ihren<br />

vielen kleinen Inseln, tiefen Fjorden und<br />

schneebedeckten hohen Bergen in der<br />

Mitte Norwegens bot die Kulisse für anspruchsvolles<br />

Training von Luftfahrzeugbesatzungen<br />

und Technikern aus zehn<br />

Nationen. Rund 700 Soldatinnen und<br />

Soldaten sowie 54 Luftfahrzeuge waren<br />

in der Zeit vom 29. Mai bis zum 8. Juni<br />

auf der Main Air Station Ørland stationiert.<br />

Geübt wurde das Zusammenwirken<br />

verschiedener Kräfte. Jäger, Jagdbomber,<br />

Aufklärer, SEAD-Kräfte (Suppression of<br />

Enemy Air Defences), Elektronische Störer,<br />

CSAR-Hubschrauber (Combat Search<br />

and Rescue), NATO-Frühwarnflugzeuge<br />

vom Typ E-3A und Boeing KC-135 Tankerflugzeuge<br />

flogen dabei im Verbund.<br />

Von deutscher Seite waren das Aufklärungsgeschwader<br />

51 „Immelmann“ aus<br />

Schleswig und das Jagdbombergeschwader<br />

32 aus Lechfeld mit jeweils 6 Tornados<br />

sowie einem Learjet der Firma GFD<br />

am NATO Tiger Meet beteiligt.<br />

Hochwertübung<br />

Neben bunten Jets und getigerten Accessoires<br />

bei Technikern und Aircrews, die in<br />

der Öffentlichkeit wie immer große Aufmerksamkeit<br />

erregten, standen natürlich<br />

die Einsätze bei den verbundenen Luftoperationen,<br />

den sogenannten COMAOs<br />

(Combined Air Operations), im Vordergrund.<br />

Bis zu 40 Luftfahrzeuge waren bei<br />

diesem NATO Tiger Meet in „COMAO<br />

Arbeitskonsole in einer Boeing E-3A<br />

Packages“ (gemischte Formationen) eingebunden.<br />

In zwei Wellen pro Tag wurden<br />

insgesamt bis zu 75 Einsätze (Sorties)<br />

geflogen. An acht Übungstagen kamen<br />

so rund 500 Missions zusammen, die von<br />

den elf teilnehmenden Tiger Staffeln und<br />

vier externen fliegenden Einheiten geflogen<br />

wurden. Hinzu kamen mehrere<br />

Einheiten der norwegischen Streitkräfte<br />

mit Kommando-Kräften, bodengestützter<br />

Luftabwehr mit NASAMS (Norwegian<br />

Advanced Surface to Air Missile System)<br />

und dem französische Flugabwehrsystem<br />

Crotale der EMSA (Escadron de Missiles<br />

Sol-Air) 01/950 aus Istres in Südfrankreich.<br />

Insgesamt waren mehr als<br />

30 unterschiedliche Einheiten aus zehn<br />

Nationen sowie Vertreter von Führungsstäben<br />

der NATO und der norwegischen<br />

Streitkräfte an der Übung beteiligt. Hinzu<br />

kamen Beobachter von Tiger Staffeln aus<br />

sieben weiteren Nationen.<br />

4<br />

Tschechische JAS-39 Gripen der 211 Squadron aus Caslav<br />

Realitätsnahe Szenarien<br />

Eine fiktive Übungslage war Basis für<br />

die Einsätze, die während des NATO Tiger<br />

Meets Tag für Tag geflogen wurden.<br />

Ein politischer Konflikt mehrerer Länder<br />

führte zu terroristischen Aktionen und<br />

militärischen Auseinandersetzungen,<br />

bei denen die „TIGER FORCES“ eingreifen<br />

mussten. Auch wenn kein konkreter<br />

Bezug zu realen bewaffneten Konflikten<br />

vorhanden war, orientierten sich die Szenarien<br />

stark an der geopolitischen Lage,<br />

denn realitätsnahes Training hat höchste<br />

Priorität für die Einsatzstaffeln. Bei dieser<br />

Übung mussten beispielsweise Luftstreitkräfte<br />

und Bodentruppen des fiktiven<br />

Staates „TORTUGA“ bekämpft werden,


LUFTWAFFE<br />

Zwei Puma HC1 der 230 SQN Royal Air Force<br />

der verstärkt terroristische Organisationen<br />

unterstützt und Trainingscamps<br />

für Terroristen unterhält. Ziel einer der<br />

COMAOs des diesjährigen NATO Tiger<br />

Meets war es, ein Terror-Trainingscamp<br />

zu bekämpfen, das unter starkem Schutz<br />

von Luftabwehrsystemen stand. Gleichzeitig<br />

sollten Kommando-Kräfte mit<br />

Hubschraubern zu einem benachbarten<br />

Terror-Trainingscamp gebracht werden,<br />

um dort zeitgleich einzugreifen.<br />

Air Task<br />

Die Planung einer komplexen Mission<br />

mit mehr als 40 verschiedenen Luftfahrzeugen<br />

ist kein leichtes Unterfangen,<br />

müssen doch unterschiedliche Luftfahrzeuge<br />

aus verschiedenen Staffeln und<br />

Nationen unter einen Hut gebracht<br />

werden. „Für die Planung und Durchführung<br />

einer COMAO wird ein „Mission<br />

Commander“ bestimmt, der am Tag<br />

vorher den Einsatzauftrag (Air Task Message)<br />

erhält. Darin sind neben den anzugreifenden<br />

Zielen und den damit verbundenen<br />

Absichten auch alle für den<br />

Einsatz verfügbaren Kräfte aufgelistet“,<br />

erklärt Oberst Geir Wiik vom National<br />

Joint Headquarter (NJHQ) aus Bodø im<br />

Norden Norwegens. Er ist der Übungsdirektor<br />

und leitet die Übung „Arctic<br />

Tiger“. Als Radarleitoffizier hat er viel<br />

Erfahrung mit komplexen Übungen und<br />

Combined Air Operations. „Unterstützt<br />

wird der Mission Commander bei der Koordination<br />

des COMAO-Packages durch<br />

die sogenannten Air Bosses, allesamt<br />

norwegische Piloten, die mit den Gegebenheiten<br />

vor Ort bestens vertraut sind.<br />

Jeden Morgen findet nach einem Wettererkundungsflug<br />

unter Leitung des Air<br />

Bosses ein Go – NoGo – Meeting statt, bei<br />

dem entschieden wird, ob eine COMAO<br />

wie geplant geflogen werden kann oder<br />

nicht. Denn Flugsicherheit ist hier oberstes<br />

Gebot“, fügt Colonel Wiik hinzu.<br />

Exercise Director Arctic Tiger:<br />

Colonel Geir Wiik vom<br />

National Joint Headquarter in Bodø<br />

Planung<br />

Mission Planning Meeting<br />

am Tag vor der COMAO<br />

Bevor mit der eigentlichen Planung begonnen<br />

werden kann, müssen erst alle<br />

Details der Air Task Message analysiert<br />

werden. In einer Abstimmungsbesprechung<br />

wird am Tag davor der grobe Einsatzplan<br />

festgelegt und erste Planungsaufträge<br />

werden an die verschiedenen<br />

Teile der großen Formation vergeben.<br />

Neben Routenführung, Luftbetankung,<br />

eingeplanten Warteschleifen (Holdings)<br />

und Höhenstaffelung ist vor allem die<br />

Abstimmung entscheidend, wer sich<br />

wann und wo befindet. Das ist nicht nur<br />

für den Einflug in das Zielgebiet wichtig,<br />

sondern fängt schon am Boden an.<br />

Denn wer vor dem Start zu früh losrollt,<br />

der blockiert möglicherweise einen Rollweg<br />

für einen Jet, der eher starten muss.<br />

Auch für die Landung ist ein geordneter<br />

Ablauf wichtig, wenn 40 Jets innerhalb<br />

kürzester Zeit zum Flugplatz zurückkehren.<br />

Darüber hinaus ist die zeitliche Koordination<br />

der Helikopter-Kräfte wichtig,<br />

da sie viel langsamer fliegen als Jets.<br />

Mission<br />

Jedem Jet und jedem Helikopter sind bestimmte<br />

Einsatzrollen zugewiesen, die im<br />

Gesamtzusammenhang die Stärke einer<br />

solchen gemischten Streitmacht ausmachen.<br />

Als erstes starten Tanker und Frühwarnflugzeuge<br />

in ihre Orbits. Danach<br />

folgt das COMAO-Package und formiert<br />

sich nach dem Auftanken in der Luft in<br />

seinen Warteräumen, bevor es in feindliches<br />

Gebiet einfliegt. Als Erste verlassen<br />

Jagdflugzeuge die Ablaufpunkte. Als<br />

„Sweep“ sollen sie die Einflugroute der<br />

„COMAO Packages“ von gegnerischen<br />

Jägern freihalten. Ihnen folgen SEAD-<br />

Kräfte (Suppression of Enemy Air Defences),<br />

die gegnerische Feuerleitradare von<br />

SAM-Systemen (Luftabwehr-Raketen)<br />

mit ihren HARMs (High Speed Anti Ra-<br />

5


LUFTWAFFE<br />

Mass Debriefing nach der Mission<br />

diation Missiles/ Anti-Radar-Raketen)<br />

niederhalten oder ausschalten. Ihnen<br />

folgen dann die Jagdbomberkräfte, die<br />

bestimmte Schlüsselziele, wie Brücken,<br />

Bahnverladestationen oder Kommandound<br />

Kommunikationszentralen im Bereich<br />

der Frontlinien oder im Hinterland,<br />

ausschalten. Begleitet werden sie von<br />

eigenen Jagdflugzeugen, die als „Escort“<br />

fungieren, um sie vor Angriffen gegnerischer<br />

Jäger zu schützen. Danach überfliegen<br />

Aufklärungsflugzeuge die Ziele,<br />

um den Erfolg der Angriffe zu dokumentieren.<br />

Hinzu kommen Helikopter Operationen<br />

mit CSAR-Einsätzen, bei denen<br />

abgeschossene eigene Besatzungen gerettet<br />

werden oder Geiselbefreiungen und<br />

Evakuierungseinsätze mit Kommando-<br />

Kräften durchgeführt werden. Darüber<br />

hinaus sind elektronische Störflugzeuge<br />

im Einsatz, die Radar und Funk des Gegners<br />

stören.<br />

Debriefing<br />

Wenn alle beteiligten Luftfahrzeuge wieder<br />

am Boden sind, ist die Mission für die<br />

Besatzungen aber noch lange nicht vorbei.<br />

Dann gilt es den geflogenen Einsatz<br />

auszuwerten und in Zusammenarbeit<br />

Belgische F-16 der 31 SQN aus Kleine Brogel im Tiger-Look<br />

6


LUFTWAFFE<br />

Tiger Spirit im Anflug: Tornado des AG 51“I“<br />

mit den anderen Einheiten das „Big Picture“<br />

zu rekonstruieren. Erste Auswertungen<br />

und Ergebnisse werden zusammengefasst<br />

und im großen „Mass Debriefing“<br />

auf einer überdimensionalen Projektionswand<br />

dargestellt. Am Ende stehen die<br />

sogenannten „lessons learned“, wie es im<br />

englischen Sprachgebrauch heißt und es<br />

wird deutlich, was funktioniert hat oder<br />

zukünftig verbessert werden kann.<br />

Perfekte Organisation<br />

Die Gastgeber der 338 Squadron der Royal<br />

Norwegian Air Force ließen keine<br />

Wünsche offen. Neben der exzellenten<br />

Vorbereitung und Durchführung der<br />

Übung mit Unterstützung des NJHQ in<br />

Bodø und weiterer Einheiten der norwegischen<br />

Streitkräfte war es die große<br />

Gastfreundschaft, die alle Übungsteilnehmer<br />

sich heimisch fühlen ließ.<br />

Oberstleutnant Jörg Schröder, Kommandoführer<br />

des Jagdbombergeschwaders<br />

32 und Staffelkapitän der 1. Staffel aus<br />

Lechfeld ist beeindruckt:<br />

„Nicht nur hervorragende Verpflegung<br />

und gute Unterkünfte waren die Basis für<br />

eine gelungene Großübung. Vor allem<br />

die multinationale Zusammenarbeit, die<br />

großen Übungsgebiete und die Professionalität<br />

der Gastgeber haben den Erfolg<br />

garantiert. Für meine Tornado-Besatzung<br />

bedeutet die Teilnahme am NATO Tiger<br />

Meet einen großen Motivationsschub, ist<br />

es doch eine der wenigen Möglichkeiten,<br />

komplexe Ausbildungsinhalte zu trainieren<br />

und Erfahrung im internationalen<br />

Umfeld zu sammeln.“ Ab dem kommenden<br />

Jahr wird das AG 51 „I“ allerdings<br />

einziger deutscher Verband sein, der die<br />

Tiger Tradition fortführt.<br />

Ausblick<br />

„Die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher<br />

Staffeln aus verschiedenen Nationen<br />

ist eine der Schlüsselfaktoren für erfolgreiche<br />

gemeinsame Luftoperationen<br />

bei Übungen, aber vielmehr noch bei<br />

echten Einsätzen“, erläutert Brigadegeneral<br />

Tom Guttormsen, Kommandeur<br />

der 138 Air Wing auf der Main Air Station<br />

Ørland, und fügt hinzu: „Es ist von<br />

Vorteil, dass beim NATO Tiger Meet jedes<br />

Jahr die gleichen Staffeln gemeinsam<br />

üben. Eine solche Übung startet gleich<br />

auf einem viel höheren Niveau als vergleichbare<br />

andere Übungen, bei denen<br />

sich die Staffeln noch nicht kennen.“ Auf<br />

die Frage, was für zukünftige NATO Tiger<br />

Meets wichtig sein wird, antwortet er:<br />

„Der Focus muss weiter auf operationelles<br />

und realitätsnahes Training gerichtet<br />

sein bei ständiger Weiterentwicklung<br />

der Szenarien. Im nächsten Jahr werden<br />

wir das NATO Tiger Meet erneut in einer<br />

zweiwöchigen Übung hier in Ørland<br />

ausrichten. Wir hoffen, dass zusätzliche<br />

externe Einheiten, Marine Verbände eingeschlossen,<br />

mit in die Übung eingebunden<br />

werden können, um die Trainingsmöglichkeiten<br />

weiter zu optimieren.“<br />

Brigadegeneral Tom Guttormsen,<br />

Kommandeur der 138 Air Wing RNoAF<br />

Nächstes Jahr wird der Arctic Tiger auf<br />

der Main Air Station Ørland in den<br />

letzten zwei Juni-Wochen wieder zu<br />

neuem Leben erwachen und das NATO<br />

Tiger Meet 2013 begleiten.<br />

Zum letzten Mal beim Tiger Meet: Lechfelder Tornado Besatzung<br />

Quellen: Archiv/338 SQN RNoAF, Luftwaffe/Metternich,<br />

Archiv/D. Goovaerts<br />

7


AFGHANISTAN<br />

10 Jahre ISAF – der Weg ist das Ziel<br />

Teil 2: Ausbildung zum afghanischen Kampfmittelbeseitiger<br />

Wer die Situation in Afghanistan verstehen<br />

will, kommt um die Beurteilung<br />

und Bedeutung der Kampfmittellage<br />

nicht herum. Afghanistan ist, ähnlich<br />

wie Deutschland nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg, ein Land, das mit Munition<br />

überfrachtet ist. Durch mehr als<br />

dreißig Jahre Krieg ist die Bevölkerung<br />

abgestumpft und nimmt Munition als<br />

etwas Alltägliches hin. Munition wird<br />

teilweise sogar als Baustoff verwendet,<br />

so werden vor allem 122 mm Artillerieraketen<br />

in Ermangelung von Fertigbetonteilen<br />

als Fenster- und Türsturz<br />

eingebaut.<br />

Situation vor 2001<br />

Im Mai 1988 begannen die ehemaligen<br />

sowjetischen Truppen mit dem Abzug<br />

aus Afghanistan. Fast gleichzeitig begannen<br />

die Aktivitäten zum Räumen<br />

der immensen Munitionsmengen durch<br />

Nicht-Regierungsorganisationen (Non<br />

Governmental Organisations - NGOs),<br />

erst durch die Firma HALO TRUST, dann<br />

durch weitere Räumfirmen, so zum Beispiel<br />

MINE DETECTION DOG CENTRE.<br />

Von Seiten der instabilen Regierung wurde<br />

erst einmal nicht viel unternommen.<br />

Erst unter den Taliban gab es vereinzelt<br />

Räumaktivitäten. So berichtet der Leiter<br />

des UN Area Mine Action Centre in<br />

Masar, dass er nur mit behelfsmäßigem<br />

Werkzeug sowie Zünd- und Sprengmitteln<br />

Blindgänger beseitigt hat. Nach<br />

seiner Darstellung mußte vielfach eine<br />

Panzermine mit einer Handgranate als<br />

Zünder ausreichen, um die Detonation<br />

einer Sprengbombe auszulösen. Eine<br />

Ausbildung war nicht vorhanden, die<br />

wenigsten Räumer hatten eine Sprengausbildung<br />

als Pioniere und somit eine<br />

ungefähre Ahnung, wie Munition aufgebaut<br />

ist und welche Wirkungen bei einer<br />

Sprengung zu erwarten sind. Unfälle mit<br />

Todesfolge waren an der Tagesordnung,<br />

und kaum einer wagte es, sich den Befehlen<br />

und dem Terror der Taliban zu<br />

entziehen. Hinzu kam, dass die Aktionen<br />

nicht koordiniert waren und eigentlich<br />

bis heute bei den staatlichen Räumkräften<br />

eine Dokumentation der Arbeiten<br />

nicht vorhanden ist.<br />

Ausbildung bei den NGOs<br />

Anders die Arbeit bei den NGOs. Durch<br />

die Räumarbeiten in anderen Ländern,<br />

zum Beispiel Angola und Vietnam, gab<br />

es bereits Erfahrungen im Aufbau einer<br />

8<br />

Räumorganisation und der Kartierung<br />

der betroffenen Flächen. Trotzdem betrat<br />

man in Afghanistan Neuland und<br />

mußte Ausbildungs- und Führungsstrukturen<br />

erst einmal schaffen. Die United<br />

Nations nahmen sich diesem Problem<br />

sehr spät an, der UN Mine Action Service<br />

wurde erst 1997 gegründet, und erst damit<br />

konnte eine einheitliche Kartierung<br />

der geräumten und der noch zu räumenden<br />

Flächen erstellt werden, die aber<br />

für Afghanistan auch heute noch nicht<br />

abgeschlossen ist. Noch immer werden<br />

mit Munition kontaminierte Flächen,<br />

versteckte Waffen- und Munitionslager<br />

der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte<br />

und Minenfelder in die sogenannte „Integrated<br />

Management System Mine Action“<br />

(IMSMA)-Datenbank eingegeben,<br />

die etwa monatlich von der UN für den<br />

Raum Afghanistan aktualisiert wird.<br />

Die Ausbildung zum Kampfmittelräumer,<br />

dem Deminer, ist je nach den Anforderungen<br />

unterschiedlich lang. Ein<br />

Kampfmittelsucher, der die Munition visuell<br />

oder mit Hilfe eines Metalldetektors<br />

sucht und nur bis zu einer positiven Bestätigung<br />

an der Munition arbeitet, wird<br />

innerhalb von 14 Tagen ausgebildet.<br />

Ein Hundeführer, der einen Kampfmittelspürhund<br />

führt, arbeitet mit seinem<br />

Hund 18 Monate, bis er das erste Mal ein<br />

Kampfmittelfeld betritt. International geregelt<br />

wird die Ausbildung im UN International<br />

Mine Action Standard (IMAS).<br />

Hier ist in 47 einzelnen Dokumenten unter<br />

anderem festgelegt, welche Befugnisse<br />

ein Kampfmittelräumer mit der jeweiligen<br />

Ausbildung hat und wie er eingesetzt<br />

werden darf.<br />

Somit gibt es neben dem Kampfmittelsucher<br />

die Kampfmittelräumer in den<br />

Ausbildungsstufen 1 (einfache Minen)<br />

bis 4 (jegliche Art von Munition) und zusätzlich<br />

die Vermesser, Erkunder und die<br />

Zertifizierer, die als die wichtigsten Personen<br />

ein Kampfmittelfeld so genau zu<br />

vermessen und zu beurteilen haben, dass<br />

sowohl eine sichere Räumung als auch<br />

spätere Nutzung erfolgen kann. Der in<br />

englischer Sprache erstellte IMAS steht<br />

mittlerweile in arabisch, armenisch, chinesisch,<br />

französisch, russisch und spanisch<br />

zur Verfügung. Dies zeigt den hohen<br />

Stellenwert dieser UN-Dokumente.<br />

Situation nach 2001<br />

Beim Eingreifen der ISAF-Truppen im<br />

Afghanisches Essen, auch für<br />

deutsche Soldaten<br />

Jahr 2001 war eine afghanische Armee<br />

faktisch nicht mehr vorhanden. Ursprünglich<br />

bestand sie im Jahr 1978 aus<br />

105.000 Mann. Im Jahr 2001 waren noch<br />

ca. 15.000 reguläre afghanische Soldaten<br />

an den Kämpfen zwischen den Taliban<br />

auf der einen Seite und den Truppen von<br />

Dostum, Massoud und Hezb-i-Wahdat,<br />

später Vereinigte Front, beteiligt, zersplittert<br />

und auf beiden Seiten kämpfend.<br />

Die am 03. April 2002 neu gegründeten<br />

afghanischen Sicherheitskräfte (Afghan<br />

National Security Forces - ANSF) bestehen<br />

aus der Armee (Afghan National<br />

Army - ANA) und den Polizeikräften (Afghan<br />

National Police - ANP). Die ANSF<br />

soll im Laufe der Jahre bis auf 400.000<br />

Mann aufwachsen und vollständig die<br />

Aufgaben von ISAF übernehmen. Dieser<br />

Aufwuchs muss bis zum 31.12.2014 weitestgehend<br />

abgeschlossen sein, da zu diesem<br />

Zeitpunkt das ISAF-Mandat endet.<br />

Zumindest von US-amerikanischer Seite<br />

ist weitere Unterstützung, auch über das<br />

Jahr 2014 hinausgehend, bereits zugesichert<br />

worden.<br />

Der Umfang an Kampfmittelbeseitigungskräften<br />

wird sowohl in der Armee<br />

als auch in der Polizei beträchtlich sein.<br />

Mehr als 200 EOD (Explosive Ordnance<br />

Disposal – Kampfmittelbeseitigung)<br />

–Teams in der Armee und mehr als 80<br />

Teams in der Polizei sollen schwerpunktmäßig<br />

die Beseitigung von Sprengfallen<br />

(Improvised Explosive Device – IEDs)<br />

übernehmen. Hierbei geht es nicht nur<br />

um Autobomben und Selbstmordattentäter,<br />

sondern auch um Sprengfallen,<br />

die in den Straßendurchlässen und Abflußrohren<br />

der weitgehend nicht oder


Dorfbewohner in Gur-e-Mach<br />

nur unzureichend asphaltierten Straßen<br />

eingebaut werden. Da diese Sprengfallen<br />

den freizügigen Straßenverkehr erheblich<br />

stören und sogar lähmen können,<br />

werden die Kampfmittelbeseitigungskräfte<br />

auch den speziellen Pionierkräften<br />

unterstellt, die die Straßen auf eingebaute<br />

IEDs untersuchen. Diese sogenannten<br />

Route Clearing Packages (RCP) sind mit<br />

verschiedenen Detektoren ausgerüstet<br />

und können IEDs sowie Zündkabel auch<br />

während einer langsamen Marschbewegung<br />

orten.<br />

Hinzu kommen weiterhin die verschiedenen<br />

NGOs unter der Aufsicht der UN,<br />

die auch zukünftig die Kampfmittel- und<br />

Minenfelder räumen werden.<br />

Das 5-Stufen-Ausbildungs-Modell<br />

Die Ausbildung zum Kampfmittelbeseitiger<br />

ist schon in einem hochentwickelten<br />

Industrieland wie Deutschland langwierig<br />

und mit hohen Durchfallquoten verbunden.<br />

Die Ausbildung kann man sich<br />

in Form einer Pyramide vorstellen, wobei<br />

die Zahl der positiven Absolventen von<br />

Lehrgangsstufe zu Lehrgangsstufe geringer<br />

wird. Das oben genannte Ziel wird<br />

bei einer mindestens zweijährigen Ausbildung<br />

nicht mehr bis Ende 2014 zu bewältigen<br />

sein. Man hat daher Zwischenstufen<br />

geschaffen, die den ausgebildeten<br />

Soldaten nur Teilfähigkeiten zugestehen,<br />

welche aber für einfache Räumtätigkeiten<br />

ausreichen.<br />

Fünf Stufen führen somit zum Ziel eines<br />

ausgebildeten Kampfmittelbeseitigers:<br />

die technischen Besonderheiten einer<br />

Sprengfalle zugeschnitten. Der Soldat/<br />

Polizist lernt bei diesem IED-Awareness-<br />

Training (in etwa : IED-Grundkenntnis-<br />

Lehrgang) innerhalb von wenigen Tagen<br />

den Umgang mit einem Metalldetektor<br />

und ist dann in der Lage, eine Fläche visuell<br />

oder mit dem Detektor abzusuchen.<br />

Er bekommt einen Einblick in die Technik<br />

eines IEDs und kann anschließend<br />

auch Gefahrenbereiche grob abschätzen<br />

– Beseitigungstätigkeiten lernt er hier<br />

noch nicht.<br />

Daran schließt sich der Kampfmittelräumlehrgang<br />

der Pioniere (Engineers)<br />

von etwa 5 Wochen Dauer an. Neben<br />

der Wiederholung der Ausbildung des<br />

IED-Awareness-Trainings werden dem<br />

Soldaten/Polizisten hier einfache Tätigkeiten<br />

zum Sprengen eines einfachen<br />

IEDs vermittelt. Dabei verwendet er eine<br />

sogenannte Schlagladung, mit der das<br />

IED ohne Rücksicht auf die nötige Informationsgewinnung<br />

und Beweismittellage<br />

zu einem möglichst günstigen Zeitpunkt<br />

gesprengt wird. Dieses sogenannte<br />

„Blow up in Place“ kann schwere Kollateralschäden<br />

nach sich ziehen und sollte<br />

zumindest innerhalb der Ortschaften<br />

vermieden werden. Diese Kampfmittelräumer<br />

sollen hauptsächlich in den RCP<br />

eingesetzt werden, um den sehr häufig<br />

in den Straßen eingebauten IEDs Herr zu<br />

werden.<br />

Da man bereits jetzt schon festgestellt<br />

hat, dass die nötigen Personalstärken bis<br />

2014 nicht mehr erreicht werden können,<br />

wurde in die Ausbildungspyramide<br />

zum Kampfmittelbeseitiger an dieser<br />

Stelle ein zusätzlicher Lehrgang eingeschoben.<br />

Der bisher zum Kampfmittelräumer<br />

ausgebildete Soldat/Polizist soll<br />

AFGHANISTAN<br />

hier zusätzliche Fertigkeiten lernen, um<br />

die Auswirkungen seiner Sprengungen<br />

mit Schlagladungen besser beurteilen<br />

zu können und um Kollateralschäden<br />

möglichst zu vermeiden. Hinzu kommen<br />

Sicherheitsbestimmungen beim Umgang<br />

mit Spreng- und Zündmitteln. Dies alles<br />

soll zu einer selbstständigen Tätigkeit<br />

befähigen. Dieser IED-Mitigation-Team<br />

(Mildern der Auswirkungen eines IEDs)<br />

– Lehrgang hat neben dem Herstellen<br />

der Bewegungsfreiheit auch den Schutz<br />

der Bevölkerung als Ziel. Er soll zu einem<br />

späteren Zeitpunkt, sobald ausreichend<br />

Kampfmittelbeseitiger ausgebildet sind,<br />

entfallen.<br />

Erst jetzt, an vierter Stelle in der Ausbildungspyramide,<br />

wird zum ersten Mal<br />

von einem Kampfmittelbeseitiger gesprochen.<br />

In dem etwa viermonatigen<br />

Lehrgang, der an der afghanischen Pionierschule<br />

in Masar-e-Sharif stattfindet,<br />

werden dem Soldaten umfangreiche<br />

Kenntnisse über den technischen Aufbau<br />

von konventioneller Munition (Explosive<br />

Ordnance), der sprengtechnischen<br />

Öffnung dieser Kampfmittel und dem<br />

„Unschädlich-machen“, das heißt das<br />

Sichern von Kampfmitteln für einen Abtransport<br />

an einen Vernichtungsplatz,<br />

beigebracht. Diese Methode wird vielfach<br />

nötig, wenn Munition aufgrund zu<br />

befürchtender Kollateralschäden vor Ort<br />

nicht vernichtet werden kann. Auch ist<br />

die Vernichtung durch Sprengen vielfach<br />

mit schweren Umweltschäden verbunden<br />

und sollte vermieden werden. Ein<br />

späteres Ausdüsen des Sprengstoffes oder<br />

ein Abbrennen in entsprechenden Vernichtungsöfen<br />

ist zukünftig auch in Afghanistan<br />

anzustreben. Dies ist an erster<br />

Stelle das Handwerk des EOD-Personals.<br />

Die Ausbildung wird zur Zeit durch eine<br />

- IED Awareness-Training<br />

- Engineer-Training<br />

- IED Mitigation-Training<br />

- EOD-Course<br />

- IEDD-Course<br />

Die unterste Stufe der Ausbildung lehnt<br />

sich an die Ausbildung der Kampfmittelsucher<br />

bei den NGOs an, ist aber auf<br />

Einfahrt in eine afghanische Kaserne<br />

9


AFGHANISTAN<br />

In der Polizeikaserne in Masar<br />

zivile amerikanische Firma durchgeführt,<br />

die durch erfahrene Soldaten, den sogenannten<br />

Mentoren, unterstützt wird.<br />

Weiterhin lernt der zukünftige Kampfmittelbeseitiger<br />

auch die technischen<br />

Möglichkeiten zum Bau eines IEDs, und<br />

es werden ihm die möglichen Gegenmaßnahmen<br />

vermittelt. Dazu gehören die<br />

Ausbildung am Manipulatorfahrzeug,<br />

dem Röntgengerät, Haken- und Leinensatz<br />

sowie verschiedenen Kleinwerkzeugen<br />

und natürlich dem Bombenschutzanzug.<br />

Taktik im Vorgehen zu einem<br />

IED gehören zu dem Lehrplan wie auch<br />

die Wichtigkeit der Beweissicherung für<br />

die weitere Informationsgewinnung über<br />

den Aufbau des IEDs, aber auch über das<br />

dahinter vermutete Netzwerk der Attentäter.<br />

Ziel der Ausbildung ist aber immer<br />

noch nicht der voll ausgebildete Kampfmittelbeseitiger,<br />

der an der Entschärfung<br />

eines IEDs arbeitet, sondern Lehrgangsziel<br />

ist die Entschärfung von konventioneller<br />

Munition, aber auch die Arbeit als<br />

zweiter Mann in einem Team bei der Beseitigung<br />

von IEDs.<br />

Weitere zwei Monate benötigt der Kampfmittelbeseitiger<br />

für den IEDD (Improvised<br />

Explosives Device Disposal) – Lehrgang,<br />

bei dem es um die Beseitigung der IEDs<br />

geht. Neben der Vertiefung der bereits<br />

erwähnten Gerätekunde und der Informationen<br />

über den technischen Aufbau<br />

eines IED kommen hier taktische Grundsätze<br />

für das Vorgehen eines IEDD-Soldaten<br />

an einem Einsatzort zum Tragen.<br />

der Ausbildung der Kampfmittelbeseitiger<br />

fehlt es auch noch an der Aufstellung<br />

der entsprechenden IEDD-Teams.<br />

Und hier gibt es ein spezielles weiteres<br />

4-Stufen-Modell, das auf den folgenden<br />

Grundsätzen basiert:<br />

- Manning<br />

- Training<br />

- Equipment<br />

- Validation<br />

Zuerst muss für ein Kampfmittelbeseitigungsteam<br />

das Personal bereitgestellt<br />

werden. Dieses „Manning“ ist die Grundvoraussetzung,<br />

um das Personal auf die<br />

Lehrgänge (Training) zu schicken. Wie<br />

auch in Deutschland gibt es hier eine<br />

Planung für die Personalstärke und die<br />

daraus resultierende nötige Ausrüstung<br />

(Equipment). Die Ausrüstung gab es aber<br />

bisher nur dann, wenn alle drei Mitglieder<br />

des Teams die benötigten Lehrgänge<br />

bestanden hatten. Somit dauerte es gegebenenfalls<br />

sehr lange, bis ein Team einsatzbereit<br />

war, und in der Zwischenzeit<br />

fehlte die Ausrüstung für weitere Übung<br />

und Ausbildung. Die afghanische Polizei<br />

erkannte diesen Mangel als erstes und<br />

führt seitdem die Ausrüstung zu, wenn<br />

einer der drei Kampfmittelbeseitiger<br />

vollständig ausgebildet ist. Die afghanische<br />

Armee hat mittlerweile nachgezogen,<br />

und das System scheint sich so zu<br />

bewähren. Bevor allerdings das fertige<br />

Team das erste Mal alleine in einen Einsatz<br />

geschickt wird, erfolgt noch die Validierungsphase,<br />

in der erfahrene ISAF-<br />

Kampfmittelbeseitiger die afghanischen<br />

Kameraden auf den ersten Schritten begleiten.<br />

Problemzonen<br />

Nach mehr als drei Jahrzehnten Krieg<br />

ist die Schulbildung immer weiter eingeschränkt<br />

worden. Viele afghanische<br />

Soldaten können weder lesen noch<br />

schreiben, eine fundierte technische<br />

Ausbildung, in Deutschland eine Grundvoraussetzung<br />

für den Lehrgang, ist in<br />

keinster Weise zu fordern. So ist ein Soldat,<br />

der lesen und schreiben kann, für<br />

viele Dienstposten in der Armee und Polizei<br />

ein begehrtes Objekt, und erst recht<br />

für eine aufstrebende zivile Wirtschaft.<br />

Neben einer angemessenen Besoldung<br />

fehlt es an Anerkennung in der Bevölkerung<br />

und an einem sicheren Umfeld. Somit<br />

stehen die Sicherheitskräfte in enger<br />

Konkurrenz zu den zivilen Bereichen.<br />

Hinzu kommt die noch schleppende Zusammenarbeit<br />

zwischen den staatlichen<br />

und den nichtstaatlichen Organisationen<br />

bei der Kampfmittelbeseitigung.<br />

Nicht zuletzt wegen der nach wie vor<br />

ungünstigen Sicherheitslage scheuen<br />

die NGOs eine direkte Zusammenarbeit<br />

mit den ANSF, da sie fürchten müssen,<br />

so gegebenenfalls zwischen die Fronten<br />

von ANSF und Taliban zu geraten. Dies<br />

wäre bei den sowieso schwierigen Räumaufgaben<br />

der NGOs katastrophal; IEDs<br />

oder manipulierte Minen/Kampfmittel<br />

in den Räumgebieten würden die Arbeit<br />

der NGOs zunichte machen.<br />

Und: Die Zeit läuft..... Der Aufbau der<br />

Kampfmittelbeseitigungskräfte ist nach<br />

wie vor schleppend, und das Aufstellungsziel<br />

wird wohl erst in einigen Jahren<br />

zu erreichen sein. Das wird auch Auswirkungen<br />

auf den Abzug der ISAF-Soldaten<br />

haben. Wie auch immer eine zukünftige<br />

Beteiligung der Bundeswehr an einer<br />

weiteren Ausbildung der ANSF aussehen<br />

wird, ist offen, sie wird aber 2014 sicher<br />

nicht enden.<br />

Bericht und Fotos: Thomas Enke<br />

Das vier-Stufen-Modell<br />

der Aufstellung<br />

Damit ist der IEDD-Soldat fertig ausgebildet,<br />

findet aber in seiner Einheit unter<br />

Umständen ein leeres Büro vor. Neben<br />

10<br />

Patrouille in den Strassen von Masar


Vom Sinn des AFG-Einsatzes der Bundeswehr. Was bleibt?<br />

Vom Aufhelfen zum Selbsthelfen<br />

Am 7. Oktober 2001 um etwa 21.00 Uhr begann<br />

der Krieg gegen das Taliban-Regime<br />

in Afghanistan. Deutschland ist am Hindukusch<br />

seit dem Jahreswechsel 2001 auf 2002<br />

mit Truppen vertreten. Derzeit sind dort<br />

etwa 5 000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz.<br />

Bis Ende 2014 sollen die Bundeswehr und<br />

alle anderen internationalen Kampftruppen<br />

aus Afghanistan abgezogen werden.<br />

Dadurch gewinnt die Frage, welche ethischen<br />

Grundsätze beim bevorstehenden<br />

Abzug der Stabilisierungskräfte aus Afghanistan<br />

und bei der Übergabe der Verantwortung<br />

an einheimische Sicherheitskräfte<br />

zu beachten sind, aktuelle Bedeutung. Die<br />

Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS)<br />

leistet hierzu auf der Grundlage der katholischen<br />

Friedenslehre einen Beitrag und erinnert<br />

an die Aussage des II. Vatikanischen<br />

Konzils: „Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes<br />

steht, betrachte sich als Diener<br />

der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem<br />

er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er<br />

wahrhaft zu Festigung des Friedens bei.“<br />

(GS79). Die Frage stellt sich, ob bzw. wie<br />

dieses soldatische Selbstverständnis in einer<br />

islamischen Umwelt wie Afghanistan (überzeugend<br />

und nachhaltig) vermittelt werden<br />

kann, ohne dass es als christliche Missionierung<br />

oder westliche Überfremdung verstanden<br />

wird. Nun gibt es im Islam durchaus<br />

Ansätze einer glaubensübergreifenden<br />

Ethik, die in einem „werte-basierten“ Zugang<br />

zum Koran bestehen (Chandra Muzaffar)*.<br />

Zu den fundamentalen Werten, die<br />

man im Koran finden kann, gehören Freiheit,<br />

Verlässlichkeit, Gerechtigkeit, Freundlichkeit,<br />

Gnade, Liebe, Gleichheit, Aufrichtigkeit,<br />

Mitgefühl, Fairness und Hingabe<br />

zur Sache der Armen und Unterdrückten.<br />

Diese Werte sind universeller Natur und<br />

vereinen „alle Menschen als Brüder und<br />

Schwestern, die derselben conditio humana<br />

unterworfen sind.“* Auf dieser Basis sollte<br />

es möglich sein, die nachstehenden Thesen<br />

der GKS als gemeinsame Verpflichtung<br />

für deutsche Soldaten und Einheimische<br />

in Afghanistan zu kommunizieren. (*http://<br />

de.quantara.de/Koranische-Ethik-fuer-den-interreligiösen-Dialog/681c644i1p10....)<br />

Übergabe in Verantwortung<br />

Ethische Grundsätze für die Beendigung eines<br />

Militäreinsatzes im Rahmen einer Friedensmission<br />

der Vereinten Nationen<br />

Mit einer Friedensmission verfolgen die Vereinten<br />

Nationen das Ziel, ein von Krieg und Terror heimgesuchtes<br />

Land zu befrieden, damit es eigenverantwortlich<br />

für den (Wieder)Auf- und Ausbau der<br />

staatlichen Ordnung sorgen kann. Militäreinsätze<br />

im Namen und im Rahmen des Völkerrechts sind<br />

dann ethisch gerechtfertigt, wenn sie einerseits<br />

dem Schutz vor Terror und schweren Menschenrechtsverletzungen<br />

und andererseits dem Aufbau<br />

einer gerechten und stabilen Ordnung dienen.<br />

Die Frage, welche ethischen Grundsätze beim bevorstehenden<br />

Abzug der Stabilisierungskräfte der<br />

internationalen Staatengemeinschaft (ISAF) aus<br />

Afghanistan und bei der Übergabe der Verantwortung<br />

an einheimische Sicherheitskräfte zu beachten<br />

sind, gewinnt wieder aktuelle Bedeutung.<br />

Die GKS versucht darauf eine Antwort und erinnert<br />

in diesem Zusammenhang an die katholische<br />

Friedenslehre, die ein ziemlich umfassendes ethisches<br />

Koordinatensystem bietet, wenn es darum<br />

geht, Frieden und Sicherheit lokal, regional und<br />

global zu verorten.<br />

1. Eine Übergabe in Verantwortung wird nur auf<br />

der Basis eines gemeinsam abgestimmten, schlüssigen<br />

Konzeptes für die Friedenskonsolidierung<br />

gelingen. Dazu müssen die beteiligten Akteure ihr<br />

Einzelinteresse zurückstellen, um dem afghanischen<br />

Volk eine Zukunft in Frieden und Sicherheit<br />

zu ermöglichen. Im Sinne christlicher Nächstenliebe<br />

gilt es, durch Hilfe zur Selbsthilfe (Subsidiarität)<br />

auf der Grundlage langfristiger Partner- und<br />

Patenschaft (Solidarität) die Voraussetzungen und<br />

Rahmenbedingungen für den Auf- und Ausbau eines<br />

geordneten Staatswesens zu schaffen.<br />

2. Der notwendige politische und zivile Aufbau eines<br />

funktionierenden Gemeinwesens ist so lange<br />

durch die internationale Gemeinschaft zu sichern,<br />

bis einheimische Militär- und Polizeikräfte dazu<br />

in der Lage sind. In der Phase des Übergangs ist<br />

ein Mindestmaß an Stabilität erforderlich, um den<br />

Wiederaufbau voranzubringen und das Erreichte<br />

zu sichern. Ein vorzeitiger und unkoordinierter<br />

Abzug der internationalen Truppen ist zu vermeiden,<br />

weil er ein Machtvakuum schaffen würde, in<br />

dem Hass und Gewalt wieder ausbrechen und das<br />

Land erneut in Gesetzlosigkeit und Chaos stürzen<br />

könnte.<br />

3. Mit der Übernahme der Verantwortung für die<br />

Sicherheit durch einheimische Kräfte darf das<br />

internationale Engagement nicht beendet werden.<br />

Der Abzug der internationalen Streitkräfte<br />

muss mit der glaubwürdigen Selbstverpflichtung<br />

zum langfristigen Engagement verbunden sein.<br />

Schließlich haben die Staaten, die sich militärisch<br />

oder auf andere Weise engagieren, eine moralische<br />

Verpflichtung gegenüber der einheimischen<br />

Bevölkerung übernommen. Ihre Hilfe ist so lange<br />

notwendig, bis ein stabiler Versöhnungsprozess<br />

eingeleitet ist und der Aufbau nachhaltig Früchte<br />

trägt.<br />

4. Wenn die Übernahme der Verantwortung auf<br />

Dauer erfolgreich sein soll, bedarf es der aktiven<br />

Mitwirkung der Bevölkerung, die in einem Land<br />

mit geringer Alphabetisierung erst entsprechend<br />

AFGHANISTAN<br />

ausgebildet und angeleitet werden muss. Die<br />

einheimischen Autoritäten müssen sich ihrer<br />

Verantwortung bewusst werden und eine handlungsfähige<br />

Regierung bilden, die das Wohl des<br />

ganzen Volkes im Blick hat und jede Form von<br />

Gewalt bekämpft. Der Erfolg beim Aufbau und bei<br />

der Entwicklung des Landes hängt direkt und wesentlich<br />

ab von der Einsicht in die Notwendigkeit<br />

entsprechender Maßnahmen und vom Willen und<br />

Einsatz der Betroffenen, sie konsequent um- und<br />

durchzusetzen.<br />

5. Die dem Schutz der Menschenrechte und der<br />

Achtung des Lebens dienenden Grundsätze und<br />

Regeln des humanitären Völkerrechts gelten allgemein.<br />

Sie verlangen, militärische Gewaltanwendung<br />

zu begrenzen. In der Phase des Übergangs<br />

sollten die internationalen Streitkräfte - soweit es<br />

der notwendige Schutz der Soldaten zulässt - weitgehend<br />

auf militärische Gewalt verzichten. Indem<br />

Streitkräfte zu den Folgen ihres Tuns oder Unterlassens<br />

stehen, sich zu Fehlern bekennen und<br />

Schäden bestmöglich beseitigen, leisten sie gerade<br />

in ihrer Wahrhaftigkeit und ihrem Verantwortungsbewusstsein<br />

einen Beitrag zur Versöhnung.<br />

6. Bei der Beendigung von militärischen Einsätzen<br />

sind erhebliche Anstrengungen erforderlich, um<br />

dem Anspruch einer Übergabe in Verantwortung<br />

gerecht werden zu können. Der Schwerpunkt der<br />

Unterstützung muss sich auf Felder wie Bildung,<br />

Gesundheitswesen, Infrastruktur, Aufbau von<br />

Verwaltung, Justiz und Polizei verlagern. Dafür<br />

müssen hinreichende finanzielle Mittel erschlossen<br />

werden.<br />

7. Die internationale Gemeinschaft hat in vormaligen<br />

Krisengebieten gezeigt, dass sie unter Beteiligung<br />

militärischer Kräfte Sicherheit stabilisieren<br />

und Frieden erfolgreich sichern kann. Mit solchen<br />

Einsätzen schafft sie auch die Voraussetzung für<br />

eine nachhaltige Krisenprävention.<br />

Regierung und Parlament stehen in der Pflicht,<br />

die Notwendigkeit einer Friedensmission in einer<br />

ganzheitlichen Konzeption zu begründen<br />

und vom Ende des Einsatzes her zu denken.<br />

Die Bevölkerung, insbesondere die Soldaten,<br />

die Leib und Leben einsetzen, und deren Familien<br />

haben ein Recht auf umfassende Information,<br />

um Sinn und Notwendigkeit ihres<br />

Einsatzes zu verstehen und zu akzeptieren.<br />

Die GKS fordert daher für jeden Einsatz Transparenz<br />

und eine grundlegende Strategie, die<br />

auch das Ende einer Mission mit bedenkt.<br />

Die Inhalte / Punkte dieses Textes wurden vom<br />

Sachausschuss Sicherheit & Frieden der GKS zusammengetragen<br />

und von Helmut Jermer redaktionell<br />

bearbeitet. Horst Schuh formulierte den<br />

Vorspann.<br />

11


BUNDESWEHR<br />

Die Zukunft im Visier<br />

„Wer die Zukunft gewinnen will, muss sie gestalten!“<br />

Die Zukunft liegt auch im Weltraum<br />

Mitten in der größten Reform der Bundeswehr<br />

den Blick weit nach vorne zu<br />

richten, ist unverzichtbar. „Wer die<br />

Zukunft gewinnen will, muss sie gestalten!“<br />

Dieser Leitspruch steht für<br />

die Weiterentwicklung der Luftwaffe<br />

im Rahmen ganzheitlicher sicherheitspolitischer<br />

Konzepte und Vernetzter<br />

Operationsführung: Ein Plädoyer für<br />

die Luftwaffe der Zukunft.<br />

Der Eurofighter wird als künftiges Rückgrat<br />

der Luftwaffe alle bemannten Lufteinsätze<br />

langfristig übernehmen<br />

Die Luftwaffe ist der nationale Kompetenzträger<br />

in der dritten Dimension. Das<br />

war so und bleibt wahr. Auftrag und<br />

Ausrichtung der eigenen Luftstreitkräfte<br />

lassen sich künftig allerdings nicht mehr<br />

12<br />

primär am Luftkriegspotential eines<br />

möglichen Gegners messen. In einem<br />

sich dynamisch wandelnden und komplexen<br />

sicherheitspolitischem Umfeld<br />

muss die Relevanz von Luftmacht immer<br />

wieder neu erarbeitet werden.<br />

Zukunft gestalten<br />

Die Kompetenzführerschaft in der dritten<br />

Dimension bedeutet auch Verantwortung<br />

für andere, an deren Wahrnehmung die<br />

Luftwaffe zukünftig gemessen werden<br />

wird. Hochwertige Beiträge – die Kernkompetenzen<br />

der Luftwaffe – sind nicht<br />

nur im Verbund mit Luftstreitkräften anderer<br />

Nationen, streitkräftegemeinsam<br />

und multinational zu erbringen, sondern<br />

vermehrt auch im ressortübergreifenden<br />

Kontext aus der Wirkung in und aus der<br />

Luft, respektive dem Weltraum, Lufttransport,<br />

Combat Search and Rescue.<br />

Vier zukunftsweisende Themenfelder stehen<br />

im Fokus der Weiterentwicklung:<br />

• Air Surface Integration<br />

• Unmanned Aircraft Systems<br />

• Militärische Nutzung des Weltraums<br />

• Missile Defence<br />

Air Surface Integration<br />

Die multinational gewonnenen Einsatzerfahrungen<br />

des vergangenen Jahrzehnts<br />

belegen die im Rahmen Vernetzter<br />

Operationsführung zu erzielenden<br />

Synergien.<br />

Collage zum Thema<br />

Air Surface Integration<br />

Eine noch engere Verzahnung von militärischen<br />

Fähigkeiten in streitkräftegemeinsamen<br />

und ressortübergreifenden<br />

Einsätzen ist möglich und für alle Beteiligten<br />

gewinnbringend. Die Fähigkeiten<br />

der Luftstreitkräfte, sowohl als Führungs-<br />

und Koordinationsleistung als<br />

auch in ihrer Wirkung, sind wesentlich<br />

näher als bisher an den Bedarf ande-


BUNDESWEHR<br />

Collage der Wirkmittel<br />

Streitkräftegemeinsamer<br />

Taktischer Feuerunterstützung<br />

rer Akteure heranzubringen. Unter dem<br />

Begriff „Air-Surface-Integration“ (ASI)<br />

werden von der Luftwaffe konzeptionelle<br />

Überlegungen vorangetrieben, die „Integrierte<br />

Einsätze“ und damit das synergetische<br />

Zusammenwirken von Luft-,<br />

Land- und Seestreitkräften im gesamten<br />

Einsatzraum weiterentwickeln. Air Surface<br />

Integration bezweckt die umfassende,<br />

vernetzte und koordinierte Planung,<br />

Synchronisation und Integration der in<br />

einem Einsatzraum – von der Erdoberfläche<br />

bis in den Weltraum, unter anteiliger<br />

Nutzung des Informationsraums –<br />

vorhandenen luftstreitkräftespezifischen<br />

Fähigkeiten mit Land- und Seestreitkräften<br />

sowie anderen Akteuren in einem<br />

streitkräftegemeinsamen Einsatz, um im<br />

Sinne der Gesamtoperation gewünschte<br />

Effekte erzielen zu können. Sie adressiert<br />

insbesondere die Führung von Luftstreitkräften,<br />

darüber hinaus auch Doktrinen,<br />

Konzeption, Organisation, Verfahren,<br />

Ausbildung, Übungen sowie die Auslegung<br />

von Fähigkeitsträgern, beispielsweise<br />

von Waffensystemen.<br />

Die bisherigen Überlegungen zur Streitkräftegemeinsamen<br />

Taktischen Feuerunterstützung<br />

(STF) sind darin eingeschlossen.<br />

STF wird um zusätzliche<br />

Aufklärungs-, Führungs- und Unterstützungsanteile<br />

erweitert. Das NATO Joint<br />

ISR Konzept bildet einen wesentlichen<br />

Abholpunkt in der Synchronisation der<br />

verfügbaren Aufklärungsmittel und der<br />

Verwertung entsprechender Aufklärungsergebnisse<br />

im Führungsprozess und beim<br />

Einsatz geeigneter Wirkmittel.<br />

Zwischenlösung Heron im Anflug<br />

Air Surface Integration baut auf bisher<br />

bewährten Führungs- und Verbindungselementen<br />

auf. Sie bindet neu gewonnene<br />

Möglichkeiten der Integration sowie<br />

hierzu notwendige Anpassungen der<br />

Einsatzführung von Luftstreitkräften ein.<br />

Ihr Mehrwert zeigt sich insbesondere im<br />

Einsatz:<br />

- Das Leistungsspektrum und die Fähigkeiten<br />

von Luftstreitkräften können im<br />

Sinne der Zielsetzung der Vernetzten<br />

Operationsführung schneller und näher<br />

an die Orte und Ebenen gebracht werden,<br />

an denen diese im Einsatz unmittelbar<br />

gebraucht werden.<br />

- Den Akteuren kann ebenengerecht und<br />

exakt auf die jeweiligen Einsatzbedürfnisse<br />

zugeschnitten, ein leistungsstarkes<br />

Führungs- und Koordinationselement<br />

zur Seite gestellt werden. Letztlich geht<br />

es für die Luftwaffe darum, ihre Fähigkeiten<br />

zur rechten Zeit, am rechten Ort<br />

und in der richtigen Art und Weise zum<br />

Einsatz zu bringen.<br />

Unmanned Aircraft Systems<br />

Die Luftwaffe ist als maßgeblicher Akteur<br />

für den Einsatz und Betrieb unbemannter<br />

Luftfahrzeugsysteme für große<br />

und mittlere Reichweiten und Flughöhen<br />

(HALE und MALE) gleichzeitig primärer<br />

Bereitsteller luftgestützter Aufklärungsfähigkeiten<br />

für die gesamte Bundeswehr.<br />

Der gezielte Ausbau der Fähigkeiten von<br />

UAS in der Luftwaffe ergänzt und verbessert<br />

das Fähigkeitsspektrum der Streitkräfte<br />

insgesamt. Bereits der Afghanistaneinsatz<br />

der mit der Zwischenlösung<br />

Heron1 gefundenen Zwischenlösung für<br />

abbildende Aufklärung in mittleren Höhen<br />

zeigt – trotz aller baulich bedingten<br />

Einschränkungen der Zwischenlösung<br />

Heron 1– das wichtige Potential von UAS<br />

für den Einsatz, insbesondere mit Blick<br />

auf den gestiegenen Bedarf der Streitkräfte<br />

an Bewegtbildern in Echtzeit. Die<br />

Luftwaffe strebt an, ab 2013 ein Nachfolgesystem<br />

ohne Entwicklungsrisiken in<br />

den Einsatz zu bringen und dessen Kapazitäten<br />

in weiteren Stufen auszubauen.<br />

13


BUNDESWEHR<br />

14<br />

Der Euro Hawk über den Wolken<br />

In diesem Kontext haben Unmanned<br />

Aircraft Systems (UAS) im vergangenen<br />

Jahrzehnt einen enormen Bedeutungszuwachs<br />

erfahren. Derzeit dominieren<br />

für UAS noch Aufklärungs- und Überwachungsaufgaben.<br />

Mit fortschreitender<br />

technologischer Entwicklung ist die Übernahme<br />

beziehungsweise Ergänzung von<br />

Fähigkeiten bemannter Luftfahrzeuge<br />

absehbar – über den gesamten Verbund<br />

von Aufklärung– Führung– Wirkung hinweg.<br />

Hinzu kommen Beiträge im Bereich<br />

der Unterstützung, beispielsweise Transportleistungen.<br />

Auch im ressortübergreifenden<br />

Rahmen setzt eine vergleichbare<br />

Entwicklung ein. Mit der schrittweisen<br />

Einführung des Euro Hawks ab 2012 für<br />

Aufgaben der weiträumigen, signalerfassenden<br />

Aufklärung wird der Bereich<br />

hochfliegender UAS in der Bundeswehr<br />

in Grundzügen abgedeckt.<br />

AGS Core Funktionsprinzip<br />

Ergänzend hierzu plant die NATO zur<br />

weiträumigen abbildenden Aufklärung<br />

und Überwachung der Bodenlage die<br />

Beschaffung eines Alliance Ground Surveillance<br />

Systems (AGS) – eine Flotte von<br />

6 unbemannten Plattformen in etwa der<br />

Fähigkeitsklasse des US-amerikanischen<br />

Global Hawks. Im direkten Zusammenhang<br />

damit steht der beabsichtigte Aufbau<br />

einer nationalen Komponente zur<br />

weiträumigen, abbildenden Aufklärung.<br />

Perspektivisch wird die Luftwaffe in ihr<br />

Fähigkeitsportfolio auch den Einsatz<br />

von unbemannten Systemen zur Zielbekämpfung<br />

einbeziehen.<br />

Das wachsende UAS-Fähigkeitsportfolio<br />

erfordert eine fundierte konzeptionelle<br />

Unterlegung. Die bereits bestehenden<br />

Grundlagendokumente müssen im Zuge<br />

der dynamischen technologischen und<br />

operationellen Entwicklung angepasst<br />

und weiterentwickelt werden. Die erforderliche<br />

systemische Einbindung der<br />

UAS in den Verbund Aufklärung – Führung<br />

– Wirkung, die Abhängigkeit ihrer<br />

Wirksamkeit von weitreichenden Kommunikationsmitteln<br />

und echtzeitnahen<br />

Auswertesystemen, die Anbindung an<br />

multinationale Kollaborationssysteme<br />

wie das „Afghan Mission Network“ und<br />

die taktisch-operative Einbindung in<br />

multinationale „Joint and Combined<br />

Operations“ setzen den Rahmen für diese<br />

anspruchsvollen Herausforderungen.<br />

Militärische Weltraumnutzung<br />

Für die Bundeswehr ist die Nutzung des<br />

Weltraums von erheblicher Bedeutung.<br />

Dies gilt nicht nur für die Weiterentwicklung<br />

ihres Fähigkeitsprofils, insbesondere<br />

der Befähigung der Streitkräfte zur Vernetzten<br />

Operationsführung. Laufende<br />

und künftige Einsätze sind ohne Abstützung<br />

auf Satelliten gestützte Plattformen<br />

nicht durchführbar. Der Weltraum bietet<br />

den Streitkräften ein umfangreiches Nutzungsspektrum<br />

zur Verbesserung ihrer<br />

Fähigkeiten – auch im Kontext gesamtstaatlicher<br />

Sicherheitsvorsorge.<br />

Die Bundeswehr nutzt Daten und Dienste<br />

von raumgestützten Systemen im<br />

Bereich der Kommunikation, Aufklärung,<br />

Navigation und des Geoinformationswesens.<br />

Sie verfügt über eigene<br />

raumgestützte Aufklärungssysteme und<br />

Kommunikationssysteme. Die Luftwaffe<br />

ist der designierte Kompetenzträger für<br />

eine ganzheitliche, fähigkeitsorientierte<br />

und streitkräftegemeinsame militärische<br />

Weltraumnutzung. Ihre Aufgabe ist es,<br />

insbesondere mit Blick auf den Schutz<br />

und den Betrieb eigener Satelliten, die<br />

Weiterentwicklung der Nutzung des<br />

Weltraums für die Bundeswehr zu gestalten.<br />

Daher wird sie absehbar in den Bereichen<br />

Weltraumlage und Frühwarnung/


BUNDESWEHR<br />

richte und Warnungen an Akteure der<br />

Bundeswehr, an militärische Partner<br />

sowie weitere, befugte zivile Akteure zu<br />

richten. Den Kern der funktionalen Betrachtung<br />

bildet das Weltraumlagezentrum,<br />

dessen Aufbau die Luftwaffe als<br />

zukünftiges Daten- und Servicecenter für<br />

die Bundesrepublik Deutschland zielstrebig<br />

vorantreibt. Es soll – ressortübergreifend<br />

– eine Vielzahl von Informationen<br />

aus nationalen, internationalen, zivilen<br />

sowie militärischen Quellen zusammenführen,<br />

analysieren und diese in der<br />

Folge aufbereiten. Auf Grund des zunehmenden<br />

Weltraummülls werden Kollisionswarnungen<br />

absehbar zu einer der<br />

wesentlichen Aufgaben des Weltraumlagezentrums.<br />

Durch Zusammenführung mit dem Führungszentrum<br />

für nationale Luftverteidigung<br />

am Standort Kalkar-Uedem wird die<br />

Bedeutung des Weltraumlagezentrums<br />

für die gesamtstaatliche Sicherheitsvorsorge<br />

unterstrichen. Parallel unterstützt<br />

die Luftwaffe in enger deutsch-französischer<br />

Kooperation gezielt europäische<br />

Aktivitäten. Auch die stetig wachsende<br />

Zusammenarbeit mit den USA bildet ein<br />

wesentliches Element für den fortschreitenden<br />

Auf- und Ausbau des Weltraumlagezentrums.<br />

Missile Defence<br />

Flugkörperabwehr vorhandene Fähigkeitslücken<br />

schließen, respektive neue<br />

Fähigkeiten aufbauen:<br />

1. Die Verfügbarkeit satellitengestützter<br />

Dienste ist eine Grundvoraussetzung für<br />

die Funktionsfähigkeit moderner Streitkräfte.<br />

2. Mit SAR-Lupe und mit SATCom Bw<br />

2 betreibt die Bundeswehr wichtige Systeme,<br />

deren Einsatzbereitschaft für die<br />

Lagebeurteilung und Führungsfähigkeit<br />

der Bundeswehr von grundlegender Bedeutung<br />

ist.<br />

3. Der Schutz und die Sicherstellung<br />

der Funktion dieser weltraumgestützten<br />

Systeme erfordert die Fähigkeit zur Erstellung<br />

eines Weltraumlagebildes als<br />

Voraussetzung für das Erkennen und Bewerten<br />

aller Elemente und Vorgänge im<br />

erdnahen Weltraum.<br />

Die Satelliten der Bundeswehr<br />

Tandem-Satelliten im Orbit<br />

Basierend auf einem Weltraumlagebild<br />

ist es möglich, zielgruppenorientiert Be-<br />

Flugkörperabwehr ist eine gesamtstaatliche<br />

Aufgabe mit besonderer Verantwortung<br />

seitens der Luftwaffe. Bereits weit<br />

im Vorfeld eines Einsatzes gilt es, die Proliferation<br />

von Schlüsselwissen und -technologien<br />

zu verhindern sowie die Einhaltung<br />

von Verträgen zu überwachen. Die<br />

Spanne militärischer Beiträge reicht von<br />

der Abschreckung, beispielsweise durch<br />

die glaubhafte Fähigkeit zur Flugkörperabwehr,<br />

über Überwachung von Embargos<br />

und offensiven Operationen zur<br />

Verhinderung eines Flugkörper-Starts bis<br />

hin zur aktiven Flugkörperabwehr.<br />

Die Luftwaffe hat in den Streitkräften<br />

die Federführung für den zielgerichteten<br />

Fähigkeitsaufbau und die Bereitstellung<br />

der Bündnis-Beiträge im Bereich<br />

der Flugkörperabwehr. Der Aufbau einer<br />

leistungsfähigen Flugkörperabwehr bildet<br />

im strategischen Konzept der NATO<br />

vom November 2010 ein Kernelement<br />

der kollektiven Verteidigung zum Schutz<br />

der Bevölkerung und des Territoriums der<br />

Mitgliedstaaten. Die in Deutschland vorhandenen<br />

Fähigkeiten und Erfahrungen<br />

bilden eine gute Grundlage, um diesen<br />

Aufbau aktiv mitzugestalten.<br />

Die Luftwaffe besitzt durch den Betrieb<br />

und die Weiterentwicklung des Waffensystems<br />

Patriot eine langjährige Expertise<br />

im Bereich der Abwehr von ballistischen<br />

Flugkörpern kurzer Reichweite. Die<br />

aus den fortlaufenden technischen Verbesserungen<br />

von Patriot und ständiger<br />

Weiterentwicklung der Einsatzverfahren<br />

resultierende kontinuierliche Erweiterung<br />

der Kompetenz im Bereich Flugkörperabwehr<br />

befähigt die Luftwaffe zu Einsätzen<br />

im gesamten Zielspektrum und Intensitätsbereich<br />

der aktiven bodengebundenen<br />

Luftverteidigung. Diese Fähigkeit<br />

ist zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln.<br />

Ein deutscher, militärischer Beitrag zur<br />

Flugkörperabwehr ist grundsätzlich im<br />

Kontext der übergreifenden NATO Missile<br />

Defence-Architektur zu betrachten.<br />

Ziel der aktuellen Entwicklungen ist eine<br />

Abwehrarchitektur, die eine effektive<br />

Flugkörperabwehr gegen alle Reichweitenklassen<br />

und Verschussbahnen ballistischer<br />

Raketen ermöglicht. Mit Blick auf<br />

die bereits verfügbaren Fähigkeiten wird<br />

15


BUNDESWEHR<br />

Mit Blick auf die Umsetzung und in Unterstützung<br />

„Vernetzter Sicherheit“ vor<br />

Ort versteht sich die Luftwaffe künftig<br />

nicht mehr nur als „Enabler“, sondern<br />

insbesondere als „Service Provider“ für<br />

Kräfte im Einsatzland, beispielsweise<br />

durch die Bereitstellung von Aufklärungsergebnissen<br />

für beispielsweise Polizeikräfte<br />

im Einsatzgebiet. Einsätze im<br />

Rahmen von Krisenprävention, Deeskalation<br />

und Krisennachsorge sowie auch<br />

eine zunehmende Zahl von Hilfseinsätzen<br />

fordern die Mobilität, Flexibilität<br />

und Leistungsbereitschaft der Luftwaffe<br />

über den gesamten Globus.<br />

Die Zukunftsfelder der Luftwaffe<br />

Fiktives Planspiel über den USA<br />

sich der deutsche Beitrag zunächst auf die<br />

Abwehr von Flugkörpern kurzer Reichweite<br />

konzentrieren. Personelle Beiträge<br />

zum Aufbau einer zukünftigen NATO-<br />

Missile Defence-Struktur sowie Beiträge<br />

zu deren Datenbasis einschließlich der<br />

notwendigen Schnittstellen sind konzeptionell<br />

abzuleiten. Darüber hinaus steht<br />

insbesondere der Schutz von Truppen im<br />

Einsatz im Vordergrund.<br />

Enabler und Service Provider<br />

Für den Einsatz ist künftig der Umfang<br />

von Kräften im Einsatzraum angemessen<br />

gering zu halten: Aufgaben, die keine<br />

zwingende Präsenz im Einsatzland erfordern,<br />

können aus und in Deutschland<br />

wahrgenommen werden. Stand-Off Elements<br />

werden Luftmacht unter Ausnutzung<br />

der Stärken von Luftstreitkräften<br />

– das sind Abstandsfähigkeit, Geschwindigkeit<br />

und Präzision unter Nutzung von<br />

Spitzentechnologie – aus Räumen in Anlehnung<br />

an das Einsatzgebiet projezieren.<br />

Weltraumgestützte Systeme und UAS dienen<br />

einer unvergleichlichen, echtzeitnahen<br />

Wahrnehmung, UCAS (Bewaffnete<br />

UAS, auch FCAS/Future Combat Aircraft<br />

Systems genannt) mit langen Stehzeiten<br />

befinden sich im Raum über dem Einsatzgebiet<br />

und können bei Bedarf kurzfristig,<br />

präzise wirken.<br />

Abschuss eines Patriot-Lenkflugkörpers<br />

Die Luftwaffe ist ein wichtiges Instrument<br />

deutscher Sicherheitspolitik, das<br />

der Bundesregierung ein breites Spektrum<br />

an sicherheitspolitischen Handlungsmöglichkeiten<br />

eröffnet. Im Rahmen<br />

der Weiterentwicklung der Luftwaffe ist<br />

diese derart auszurichten, dass die vier<br />

Zukunftsfelder Air Surface Integration,<br />

Flugkörperabwehr, Militärische Weltraumnutzung<br />

sowie Unbemannte Luftfahrzeugsysteme<br />

als Schwerpunkte im<br />

Rahmen der Weiterentwicklung weiter<br />

verfolgt werden. Wir hoffen, dass der<br />

Überblick der Zukunftsfelder der Luftwaffe<br />

Sie überzeugen konnte.<br />

16<br />

Für den Lufttransport von morgen: Airbus A400M<br />

Quellen / Bilder:<br />

Luftwaffe;<br />

Weltraumlagezentrum,<br />

IAI, Northrop Grumman, NATO,<br />

SKB, US Verteidigungsministerium,<br />

Bjoern Trotzki


Bergung einer Ju 88 aus der Ostsee vor Sassnitz<br />

BERGUNG<br />

Die Teile einer Junkers Ju 88 lagen knapp<br />

siebzig Jahre lang auf dem Grund der<br />

Ostsee, ca. 18 km vor Sassnitz (Rügen).<br />

Sie wurden vom 1. bis zum 16. Juni 2012<br />

durch das MHM Flugplatz Berlin-Gatow<br />

gemeinsam mit Tauchern des Gebirgspionierbataillons<br />

8 Ingolstadt und der<br />

Polizei Mecklenburg-Vorpommerns, mit<br />

Kameraden des Marine-Seeschleppers<br />

Spiekeroog und der Wehrtechnischen<br />

Dienststelle 71 geborgen. Das Flugzeugwrack<br />

ermöglicht es dem Museum, den<br />

Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs anhand<br />

eines historischen Originals zu vermitteln.<br />

Die Ju 88 - Mit über 14.800 Maschinen<br />

war die Ju 88 eines der meistgebauten<br />

Flugzeuge des Zweiten Weltkrieges. Ju<br />

88 wurden als Bomber, Zerstörer, Nachtjäger<br />

und Fernaufklärer eingesetzt. Sie<br />

bombardierten militärische Ziele auf<br />

allen Kriegsschauplätzen des Zweiten<br />

Weltkriegs, bekämpften Panzer, Schiffe<br />

und Feindflugzeuge, zielten auf Industrieanlagen<br />

und trafen dabei auch Wohnbereiche.<br />

Die Mannschaft einer Ju 88 in der Bomberversion<br />

bestand normalerweise aus<br />

vier Soldaten: Einem Flugzeugführer,<br />

einem Beobachter/Navigator/Bombenschützen,<br />

einem Funker/Heck-MG-Schützen<br />

und einem Bordschützen.<br />

Bei Zerstörern und Nachtjägern flogen<br />

in der Regel nur drei Soldaten mit. Hier<br />

wurde auf den zusätzlichen Bordschützen<br />

verzichtet.<br />

Quelle: Bonstedt, FV LwM Bw<br />

Hier exklusiv die ersten Bilder der Bergungsfundstücke, welche nunmehr im Luftwaffenmuseum aufgestellt werden.<br />

Die hier gezeigten Fundstücke werden in der nächsten Zeit durch zahlreiche Kleinteile ergänzt und bis zum Herbst ausgestellt bleiben.<br />

17


Aufruf von 1952 zur Gründung des Luftwaffenrings e.V.<br />

Vom Adler zur Luftwaffen-Revue<br />

60 Jahre<br />

„Deutscher Luftwaffenring e.V.“<br />

Der 1. Schriftleiter der ersten Ausgabe 1<br />

aus 1952 war Generalmajor a.D. Klaus<br />

Uebe. Sie erschien im Verlag „Der Adler“<br />

in Darmstadt. Aus einem mit 1000er<br />

Auflage verschickten Mitteilungsblatt,<br />

das von dem Kameraden Hans-Detlev<br />

Herhudt von Rhoden, dem ehemaligen<br />

Chef der kriegswissenschaftlichen Abteilung<br />

der Luftwaffe herausgegeben wurde,<br />

entstand die erste Ausgabe dieses „Adler“<br />

unter Federführung von Klaus Uebe.<br />

In der ersten Ausgabe gab es die Rubrik<br />

„von Kamerad zu Kamerad“, in der auch<br />

schon eine Ehrentafel enthalten war, die<br />

dann leider schon den Tod des Mitbegründers<br />

und 1. Schriftleiters des „Adler“,<br />

Hans-Detlev Herhudt von Rhoden, am<br />

14.12.1951 bekannt geben musste.<br />

Immerhin hatte diese erste Ausgabe des<br />

„Adler“ bereits ein Volumen von 16 Seiten<br />

und informierte auch damals über<br />

viele Themen rund um die Luftwaffe, Politik,<br />

Wirtschaft und Technik. Im Untertitel<br />

nannte sie sich „Mitteilungsblatt für<br />

ehemalige Angehörige der LUFTWAFFE<br />

und des Luftwaffengefolges“, was eine<br />

klare Ausrichtung auf die zukünftige<br />

Zielgruppe ergab.<br />

In der nächsten Ausgabe „Adler 2-1952“<br />

fand sich der Aufruf an alle Leser zur<br />

Gründung des Luftwaffenrings. Die Ka-


Der Luftwaffenring - 1953 auf dem Weg zur Luftwaffen-Revue<br />

meraden, die zur Gründung aufgerufen<br />

hatten, waren Generalleutnant a.D. Harlinghausen,<br />

Oberst a.D. Helbig, Generalmajor<br />

a.D. Hitschold, Oberstleutnant<br />

a.D. Kowalewski, Oberstleutnant a.D.<br />

Mahlke, Generalmajor a.D. Schulz, Generalleutnant<br />

a.D. Sturm und Generalmajor<br />

a.D. Uebe.<br />

In dem Aufruf wurden alle Interessierten<br />

gebeten, sich zu einem großen Treffen<br />

am 1. Pfingsttag des Jahres 1952 auf der<br />

Wasserkuppe (Rhön) einzufinden.<br />

Dem „Adler“ folgte mit der Ausgabe<br />

1-1953 die erste Zeitschrift des neuen<br />

„Luftwaffenring e.V.“, die mit dem heute<br />

noch gebräuchlichen Logo ausgestattet<br />

war und den Namen „Der Luftwaffenring“<br />

trug. Der Umfang des Blattes beschränkte<br />

sich in dieser Ausgabe noch<br />

auf 8 Seiten.<br />

In diesem Heft zeichnete sich bereits der<br />

Einsatz der Redakteure sowie die soziale<br />

Kompetenz und Verantwortung innerhalb<br />

der Kameraden ab.<br />

Die Ausgaben im Jahr 1953 beschränkten<br />

sich im Wesentlichen auf Themen<br />

der Luftwaffe und den damals üblichen<br />

Nachkriegsfragen.<br />

Noch heute sind diese Bereiche wesentlicher<br />

Bestandteil der aktuellen Luftwaffen-Revue<br />

unter der Federführung von<br />

Hans Peter Killeit.


MUSEEN<br />

Militärhistorisches Museum „Alter Flakleitstand“<br />

Der Geheimtip am Jadebusen bei Nordenham<br />

1944 - Ein am Abend in England gestarteter<br />

Bomberverband der Royal Air Force<br />

fliegt über die Nordsee in die Wesermündung<br />

ein, um den Fluss aufwärts zu fliegen.<br />

Das Ziel ist heute die alte Hansestadt<br />

Bremen. Auch bei dunkelster Nacht<br />

kann man das Schimmern des Flusses<br />

gut erkennen. Das erleichtert die Navigation<br />

erheblich. Der Verband wurde schon<br />

von den in Holland und Belgien und von<br />

auf den ostfriesischen Inseln stationierten<br />

deutschen Funkmessgeräten (Radar)<br />

an die deutschen Luftverteidigungszentren<br />

im Reich gemeldet und wird seitdem<br />

verfolgt. Beim Erreichen eines bestimmten<br />

Bereiches werden die zuständigen<br />

Jagdflieger-Leitstellen, die Flakeinheiten<br />

und der zivile Luftschutz informiert. Die<br />

Sirenen für den Zivilschutz beginnen zu<br />

heulen.Das Untergruppenkommando<br />

der Marine-Flak-Abteilung 264 im Flakleitstand<br />

in Nordenham – Grebswarden<br />

wird von einem vorgeschalteten Leitstand<br />

über den Anflug alarmiert.<br />

Kurz vor Erreichen des Feuerbereiches<br />

werden alle angeschlossenen schweren<br />

und leichten Flak-Batterien, Scheinwerfer<br />

usw. alarmiert und die Marinesoldaten<br />

bereiten sich auf die Abwehr vor. Das<br />

Dröhnen der Flugzeugmotoren nimmt<br />

immer mehr zu und bald beginnt das<br />

mörderische Abwehrfeuer der Flak.<br />

Dieses Szenario wiederholt sich von<br />

1939 -1945 ungezählte Male. Von Anfang<br />

des Krieges 1939 bis Januar 1945<br />

heulen 874 mal die Luftschutzsirenen in<br />

Wesermünde ( heute Bremerhaven ). Am<br />

Tag flogen amerikanische Verbände und<br />

20<br />

nachts die englischen Bomber über die<br />

Wesermündung ins Reich ein. Dort, wo<br />

damals die Soldaten im Flakleitstand die<br />

angeschlossenen Batterien befehligten,<br />

ist heute ein Museum untergebracht.<br />

2004 wurde der ehemalige Flakleitstand<br />

vom Bundesvermögensamt zum Verkauf<br />

angeboten. Er hatte die Zeiten nach<br />

Kriegsende mit Einquartierungen von<br />

Flüchtlingen, jahrelangem Leerstand und<br />

anschließender Nutzung durch das Technische<br />

Hilfswerk halbwegs überstanden.<br />

Die beiden Sammler von Miltärhistorik,<br />

Richard Langner und Thomas Gloystein<br />

sahen die große Chance, für ihre immer<br />

größer werdenden Sammlungen den<br />

geeigneten Ort gefunden zu haben und<br />

kauften das Gebäudeensemble.<br />

In zwei Jahren wurde das Gebäude renoviert<br />

und die Ausstellungsräume<br />

hergerichtet. Der Turm und das Hauptgebäude<br />

verfügen über ca. 500 m 2 Ausstellungsfläche.<br />

Bei der Präsentation der<br />

Ausstellung geht man entgegen der heutigen<br />

Ausstellungsphilosophie in großen<br />

Museen (wenig Exponate,viel Text<br />

und Fotos) den entgegen gesetzten Weg.<br />

Tausende von Ausstellungsstücken warten<br />

auf den Besucher, jeder kann sich<br />

sein Interessengebiet heraussuchen und<br />

ausgiebig betrachten. Im Turm wird die<br />

Entwicklung des Bombenkrieges thematisiert,<br />

vom ersten flugtauglichen Flugzeug<br />

um die Jahrhundertwende bis hin<br />

zum Bombenangriff auf Dresden Schwerpunkt<br />

dabei ist natürlich der regionale<br />

Bombenkrieg.<br />

Anhand von Originalexponaten wie<br />

Bomben, Flakmunition, Flakgeschütze,<br />

Uniformen, Dokumente, Bilder, Karten,<br />

Modellen und Dioramen usw. wird versucht<br />

, dieses schreckliche Kapitel der<br />

deutschen Geschichte den Besuchern begreiflich<br />

zu machen.<br />

Auch auf den Alltag im 3. Reich wird in<br />

einem Raum eingegangen: Vom Volksempfänger<br />

(Goebbelsschnauze), über<br />

die Uniformen, die man täglich überall<br />

sah, der allgegenwärtige Luftschutz, die<br />

Verdunkelungsmaßnahmen, ein nachgestellter<br />

Luftschutzraum, Winterhilfswerksammlung,<br />

bis hin zur Kinderlandverschickung.<br />

Bei guter Sicht hat man von der Turmplattform,<br />

wo im 2.Weltkrieg die Luftraumbeobachter<br />

Ausschau nach<br />

feindlichen Flugzeugen hielten, einen<br />

fantastischen Ausblick über die Region.<br />

Nach diesem dunklen Kapitel deutscher<br />

Geschichte kommt man in das Hauptgebäude,<br />

wo sich auf drei Etagen eine<br />

einzigartige Sammlung mit der Entwicklung<br />

der deutschen Uniform- und Militärgeschichte<br />

befasst, die schon allein<br />

durch ihre Vielzahl an Originalstücken<br />

besticht – Uniformen, Waffen, Muniti-


on Ausrüstung, Karten, Dokumente und<br />

vieles mehr wird hier dem Betrachter mit<br />

entsprechenden Beschreibungen nähergebracht.<br />

In drei großen Räumen wird<br />

das Deutsche Heer der Kaiserzeit mit seinen<br />

bunten und feldgrauen Uniformen<br />

dargestellt. Dabei wurde versucht, allen<br />

Waffengattungen gerecht zu werden. So<br />

ist es zu verstehen, dass in dieser Abteilung<br />

allein über 120 Uniformfigurinen<br />

zu sehen sind.<br />

Im ersten Raum wird die Infanterie, Jäger<br />

und Schützen, Artillerie und die Kavallerie<br />

dargestellt. So sind u.a. ein Sergeant<br />

des 1. Garde Reg. zu Fuß, ein Unteroffizier<br />

vom Oldenburger Dragoner Regiment<br />

Nr. 19 samt seines Kavallerie-Pferdes<br />

und in einem Diorama wird der Spind<br />

eines Einjährig-Freiwilligen von einem<br />

Leutnant und Unteroffizier auseinandergenommen.<br />

Weiter geht’s im nächsten<br />

Raum mit den technischen Truppen wie<br />

Pioniere , Luftschiffer, Flieger usw. Auch<br />

die Kadetten und Unteroffiziersschulen<br />

werden bedacht. Ein Leibgendarm vom<br />

Kaiser (es gab immer nur vier Unteroffiziere<br />

zum Schutz des Kaisers) kann man<br />

sich aus der Nähe ansehen. Die Kaiserliche<br />

Marine, inklusive des Seebataillons,<br />

MUSEEN<br />

der Schutztruppe in Afrika, des Expeditionskorps<br />

in China, wird mehr als ausführlich<br />

dargestellt. Der 1. Weltkrieg wird<br />

in einem separaten Raum präsentiert.<br />

Dort wird man beim Betreten von einem<br />

Gefreiten eines Infanterie-Regimentes in<br />

der Ausmarschuniform von 1914 begrüßt.<br />

In einem aufwendigen Diorama<br />

wird der Grabenkrieg im Westen recht<br />

authentisch gezeigt.<br />

Allein der 1. Weltkrieg wird anhand von<br />

25 Figurinen , Waffen, Munition usw.<br />

und hunderten Exponaten hinreichend<br />

behandelt. Weiter geht’s im Mittelgeschoss<br />

mit der Reichswehr und der Wehrmacht,<br />

wo man sich in 3 Räumen ausgiebig<br />

informieren kann.<br />

Hier sind u. a. vier Szenen aufwendig<br />

nachgestellt worden: Aus einem Schuppen<br />

heraus decken drei WH- Grenadiere<br />

den Rückzug der eigenen Truppe.<br />

Im Luftwaffenraum wird anhand von ca.<br />

30 Uniformfigurinen die Vielfalt der Luftwaffenuniformen<br />

aufgezeigt, die ja in diversen<br />

Klimazonen im 2. Weltkrieg eingesetzt<br />

waren. In einem Diorama haben<br />

es sich Angehörige des Offizierskorps im<br />

Offiziers - Kasino gemütlich gemacht.<br />

Weiter im Marineraum wird eine Schreibstube<br />

um 1940 gezeigt und ein Stück<br />

weiter sieht man, wie ein U-Boot in einem<br />

französischen Hafen für die nächste<br />

Feindfahrt ausgerüstet wird. Im Obergeschoß<br />

ist die frühe Bundeswehr (ca. bis<br />

1980) in 3 Räumen ausgestellt. Auch hier<br />

sind wieder Szenen aus dem Alltagsleben<br />

aufgebaut. Ein Schießstand um 1958<br />

und eine Stubenszene bei der Luftwaffe<br />

um 1970. Eine NVA-Ausstellung schließt<br />

den Rundgang ab.<br />

Beim ersten Besuch sollte man mindestens<br />

2 - 3 Stunden Zeit mitbringen.<br />

Militärhistorisches Museum<br />

Alter Flakleitstand<br />

Burhaverstr. 41<br />

26954 Nordenham<br />

Reguläre Öffnungszeiten :<br />

Vom 1. März - 31.Oktober<br />

Feiertage geschlossen<br />

Di – Do 15 – 18 Uhr<br />

Sam 9 Uhr 30 - 12 Uhr 30<br />

Es sind auch andere Öffnungszeiten nach<br />

Vereinbarung jederzeit möglich.<br />

Führungen bitte anmelden.<br />

Kontakt:<br />

R. Langner<br />

Telefon 04731 / 6176<br />

Mobil 0173 / 2376330<br />

Th. Gloystein<br />

Telefon 04731 / 39949<br />

Homepage: www.alterflakleitstand.de<br />

Zu erreichen ist das Museum über die<br />

A27, Richtung Bremerhaven, Abfahrt<br />

Stotel, Richtung Nordenham auf der<br />

B212<br />

21


GESCHICHTE<br />

April 1945<br />

Österreich, Fliegerhorst Hörsching, Halle<br />

5. Herrlich klarer blauer Himmel. Bestes<br />

Flugwetter. Aber nicht für uns, denn die<br />

Lufthoheit hatten bereits die Alliierten<br />

mit ihren Bomberverbänden übernommen.<br />

Das Radio meldete wie fast täglich<br />

zur gleichen Zeit gegen 11.40 h: „Achtung,<br />

Luftgefahr! Starke Feindverbände<br />

im Anflug auf Kärnten-Steiermark.“<br />

Dann dauerte es nur noch kurze Zeit bis<br />

zum Fliegeralarm. Die Hallentore wurden<br />

geöffnet, in den Unterkünften auch alle<br />

Fenster, und wir wurden mit Bussen in<br />

die waldreiche Umgebung gefahren, um<br />

dort in Splittergräben oder Unterständen<br />

das Ende des Fliegeralarms abzuwarten.<br />

Ja, der Ami war ziemlich pünktlich.<br />

Bis auf wenige Tieffliegerangriffe durch<br />

begleitende Jäger fiel keine Bombe auf<br />

den Fliegerhorst, was uns schon erstaunte.<br />

Die Bomberpulks, bestehend aus<br />

überwiegend B-17 und B-24, hatten als<br />

Ziele Großstädte, Industrieanlagen und<br />

Verkehrseinrichtungen. Die Tage vergingen<br />

mit Umbauarbeiten der Liberator,<br />

und die Radiomeldungen wurden immer<br />

unsympathischer: Der Ami hatte bereits<br />

München eingenommen, Wien war von<br />

Russen besetzt, Adolf Hitler tot, Berlin<br />

stand kurz vor der Kapitulation und von<br />

zu Hause kam schon länger keine Nachricht<br />

mehr. Aus dem Wehrmachtsbericht<br />

konnte ich entnehmen, daß bereits am<br />

11. April Wernigerode besetzt wurde. Ich<br />

konnte es immer noch nicht glauben,<br />

daß für uns der Krieg verloren sein sollte.<br />

Versprach man uns doch immer wieder<br />

irgendwelche Wunderwaffen, die die<br />

Wende herbeiführen sollten. Aber sollte<br />

ich noch auf Wunder warten? War dies<br />

das Ende des Dritten Reiches?<br />

Ich versprach mir nach einem Ende des<br />

Krieges beste Chancen für meine berufliche<br />

Zukunft, - und jetzt sollten alle Träume<br />

zerschlagen sein? - Unsere Erziehung<br />

im Sinne der nationalsozialistischen<br />

Ideologie hatte zur Folge, daß wir unseren<br />

Verführern vertrauten und glaubten.<br />

Das Erwachen, Begreifen und der Wille<br />

zum Überleben stellten sich aber nach<br />

der Niederlage sehr schnell ein.<br />

Am 1. Mai 1945 verlegte unser Verband,<br />

nur noch eine Fw 200 Condor (neben<br />

meiner B- 24), nach Micheldorf im Toten<br />

Gebirge. Unsere zweite Condor mit meiner<br />

Besatzung kam von einem Feindflug<br />

22<br />

Kriegsende 1945, wie ich es sah und erlebte.<br />

Tagebuch einer ungewöhnlichen Geschichte.<br />

Meiner tapferen Braut Ingrid gewidmet.<br />

nicht zurück. - Der Russe sollte schon in<br />

St. Pölten sein? -<br />

Da meine Mühle noch nicht startklar<br />

nach dem Umbau war, wurde ich mit<br />

allen Vollmachten in Hörsching zurückgelassen.<br />

Ich hatte den Befehl, nach Herstellung<br />

der Flugsicherheit, die Maschine<br />

nach Aigen/Steiermark zu überführen.<br />

Sofern keine Möglichkeit mehr bestehen<br />

sollte, die Maschine zu sprengen und<br />

mich nach Micheldorf durchzuschlagen.<br />

Ich wollte aber unbedingt meine Kiste<br />

heil nach Aigen bringen und feuerte die<br />

Kameraden der Werft an, die das Unmögliche<br />

dann doch noch schafften.<br />

Spät wurde die Maschine vollgetankt<br />

und nochmals alles gewissenhaft überprüft.<br />

Ein Verband nach dem anderen<br />

schwirrte aus Hörsching ab. Aber viele<br />

Möglichkeiten gab es schon nicht mehr,<br />

denn das unbesetzte Deutschland wurde<br />

immer kleiner, und die Amis und Russen<br />

kamen bedenklich näher.<br />

Nun eine neue Schwierigkeit: Ich hatte<br />

keinen Flugzeugführer mehr für meinen<br />

Vogel, denn meine Stammbesatzung war<br />

nach einem Feindflug mit ihrer Maschine<br />

als vermißt gemeldet worden. Viele Kutscher,<br />

die ich daraufhin anhielt, trauten<br />

sich nicht in meinen Vogel. „Na ja, wenn<br />

es brenzlig wird, schnappe ich mir meine<br />

Ingrid und los geht‘s. Mehr als abkratzen<br />

können wir nicht, und oben geblieben ist<br />

noch keiner. Es wird schon schiefgehen.“<br />

- So meine jugendlich-leichtsinnigen Gedanken<br />

darüber.<br />

Donnerstag, den 03. Mai 1945<br />

Ein Tag wie jeder andere und doch so vieles<br />

anders. Man sagte: „...morgen könnte<br />

der Ami hier sein, mit Eiltempo rückt er<br />

näher.“ Morgens hörte man bereits aus<br />

der Ferne leisen Gefechtslärm. Der zur<br />

Gewohnheit gewordene Fliegeralarm<br />

blieb aus. Nur im Großraum Linz erhöhte<br />

Feindjägertätigkeit, was die Nähe der<br />

Frontlinie dokumentierte.<br />

„Hier ist der Draht- und Rundfunk Oberdonau<br />

mit der Befehlsstelle des Gauleiters.<br />

Achtung, die Luftlage: Erhöhte<br />

Tieffliegergefahr! Bei annäherndem<br />

Motorengeräusch sofort Fliegerdeckung<br />

nehmen. Ich wiederhole.... “ So schnarrte<br />

das Radio den ganzen Tag.<br />

Gegen Mittag traf ich auf dem Flur meiner<br />

Unterkunft zwei Unteroffiziere. An<br />

ihren Abzeichen erkannte ich ihre Zugehörigkeit<br />

zum fliegenden Personal.<br />

Unser Pilot, Uffz. Karl-Richard Friebel,<br />

der am 04. Mai 1945 die B-24<br />

Liberator von Hörsching/Linz nach<br />

Micheldorf im Toten Gebirge sowie<br />

am 05. Mai 1945 die Focke-Wulf<br />

200 Condor von Micheldorf nach<br />

Böllstein im Odenwald führte. Er beherrschte<br />

die Maschinen meisterhaft<br />

und bewahrte dank seiner Reaktionsfähigkeiten<br />

die Besatzung und den<br />

Ort Böllstein vor einer Katastrophe.<br />

„Euch schickt mir der Himmel!“ Ich<br />

fragte woher und wohin. Es stellte sich<br />

heraus, daß es ein Flugzeugführer und<br />

ein Kampfbeobachter einer aufgelösten<br />

Einheit waren. Ich schilderte meine Lage<br />

und daß ich dringend einen Kutscher<br />

benötigte. Ich führte den beiden meinen<br />

führerlosen Vogel vor und beschwichtigte<br />

ihre kurzzeitigen Bedenken mit den<br />

tröstenden Worten: „Gar kein Problem.<br />

Du knüppelst, und ich erledige das Technische.“<br />

Meine neue Besatzung willigte<br />

ein, und ich war mit meiner B-24 wieder<br />

flugfähig.<br />

Der Name des Piloten war Karl-Richard<br />

Friebel, aus Bremen stammend, etwa 25<br />

Jahre alt. Sein Kamerad, der Kampfbeobachter,<br />

etwa im gleichen Alter, auch<br />

aus Norddeutschland stammend. Leider<br />

ist mir sein Name entfallen. Auf jeden<br />

Fall zwei tolle Burschen mit jugendlichem<br />

Unternehmungsgeist und Tatendrang,<br />

die sich auch nicht vor besonderen<br />

Herausforderungen fürchteten, was


GESCHICHTE<br />

Mein Beutestück, die<br />

Convair B-24 Liberator<br />

( CONsolidated-Vultee-AERcraft)<br />

Deutsche Kennung im KG 200<br />

= A3 + KB (US-Serien-Nr.: 41-28641)<br />

Schwerer amerikanischer, strategischer Langstreckenbomber,<br />

je nach Einsatzart mit acht bis zwölf Mann Besatzung.<br />

Spannweite 33,53 m, Länge 20,47 m. Vier Triebwerke je<br />

1.217 PS mit Abgasturbinen. Bewaffnung zehn 12,7 mm<br />

MGs, in Waffentürmen im Bug, auf dem Rücken, seitlich<br />

im Rumpf und im Heck. Max. Bombenlast ca. 4 t, Max.<br />

Startgewicht ca. 29,5 t. Max. Geschwindigkeit in 9 km<br />

Höhe 480 km/h. Reichweite 3.380 km.<br />

Von der Besatzung während eines Bombereinsatzes über<br />

Frankreich am 04.02.1944 nach einer Notlandung aufgegeben.<br />

Nach Überführung zum Junkers-Werksflughafen<br />

Dessau von mir im Herbst 1944 als Bordmechaniker und<br />

l. Wart übernommen. Nach Hörsching bei Linz/Donau<br />

überführt und bis Januar 1945 von dort aus betreut und<br />

geflogen. Nach einem Bugradschaden auf dem Flugplatz<br />

Freilassing bei Salzburg abgestellt.<br />

Die Ersatzmaschine vom gleichen Typ hatte die US-Serien-<br />

Nr.: 44-41108. Die Notlandung erfolgte im Frühjahr 1945<br />

und kam sofort zum KG 200 nach Hörsching unter meine<br />

Obhut. Betrieb bis zum 04. Mai 1945 und auf dem Flugplatz<br />

Micheldorf im Toten Gebirge abgestellt.<br />

anderntags noch unter Beweis gestellt<br />

wurde. Zunächst quartierte ich die beiden<br />

in eine der vielen freien Stuben ein.<br />

Der Fliegerhorst war schon beachtlich<br />

leer geworden, der sonstige Betrieb war<br />

verschwunden. Die Einheiten lösten sich<br />

auf. Viele sahen zu, rechtzeitig nach<br />

Hause zu gelangen, und eine Maschine<br />

nach der anderen dampfte ab zu Zielen,<br />

die vermeintliche Sicherheit versprachen,<br />

um einer Gefangenschaft oder einem<br />

Heldentod zu entgehen. Ob sich diese<br />

Hoffnungen alle erfüllt haben?<br />

Nachmittags gegen 17.00 h fielen die<br />

ersten Artilleriegeschosse auf Linz, und<br />

auf der anderen Seite der Donau zogen<br />

drohende Kriegsgewitter näher, die mir<br />

gegen alle Zweifel das nahende Kriegsende<br />

einhämmerten. Trotz allem hatte ich<br />

die unerschütterliche Gewißheit, daß mir<br />

nichts passieren könnte, was meiner optimistischen<br />

Lebenseinstellung entsprach.<br />

Oder war das alles nur in einer leichtsinnigen,<br />

jugendlichen Unbekümmertheit<br />

begründet? Abends saßen Ingrid, meine<br />

neue Besatzung und ich auf meiner Stube,<br />

und wir beschlossen, am nächsten<br />

Morgen bei Tageslicht und guten Sichtverhältnissen<br />

nach Aigen/Steiermark zu<br />

starten. Wir hatten keine Blindflugmöglichkeiten<br />

und keine Erfahrungen mit<br />

dieser Maschine. Über den Drahtrundfunk<br />

wurde bekanntgegeben, daß um<br />

24.00 h der Gauleiter des Gaues Oberdonau<br />

und Reichsverteidigungskommissar<br />

Eigruber zur Bevölkerung sprechen wird.<br />

Ich bat Ingrid, mit uns zu fliegen, damit<br />

wir in dieser unsicheren Zeit zusammen<br />

bleiben können. Doch Ingrid konnte sich<br />

nicht entscheiden. Sie befürchtete, daß<br />

man ihr Fahnenflucht und unkameradschaftliches<br />

Verhalten vorwerfen könnte.<br />

Das wollte sie vor sich selber nicht verantworten.<br />

Außerdem ständen Lkw’s für<br />

die Mädels im Gefahrenfalle bereit, und<br />

für alles wäre gesorgt. Ich glaubte nicht<br />

daran, aber was so ein rechter Dickkopf<br />

war, der wußte es besser. Um Mitternacht<br />

verabschiedeten wir uns, da Ingrid zum<br />

Gemeinschaftsempfang der Gauleiterrede<br />

in ihrer Unterkunft sein mußte.<br />

Freitag, den 04. Mai 1945<br />

Der Gauleiter sprach, daß nun für die<br />

Bevölkerung des Gaues eine schwere Zeit<br />

anbrechen würde, gab Verpflegung für<br />

eine weitere Zuteilungsperiode frei, erklärte<br />

Linz und andere Städte als offene<br />

Städte und Lazarettorte, gab ein Sprengverbot<br />

für Brücken, Industrie-und Kasernenanlagen<br />

bekannt. Er verabschiedete<br />

sich von seinem Gau und bat die Bevölkerung,<br />

ihr Deutschtum nicht zu vergessen.<br />

Unmittelbar nach der Rede kam Ingrid<br />

völlig aufgelöst zu mir: „Was soll ich nur<br />

machen? Bei uns geht alles drunter und<br />

drüber. Wir sollen zusehen, wie wir fortkommen!“<br />

Kurz entschlossen ging ich<br />

mit Ingrid in die Engelsburg, packte ihre<br />

Habseligkeiten und quartierte sie bei mir<br />

ein. Mein Entschluß stand fest: So früh<br />

als möglich wird gestartet. Ich ging sofort<br />

zur Halle, um meine Mühle herauszurollen,<br />

aber das war leichter gedacht als<br />

getan, zumal sie verkehrt herum stand,<br />

und 24 t waren nun auch kein Pappenstiel.<br />

Eine Zugmaschine stand auch nicht<br />

zur Verfügung. Die Lage wurde langsam<br />

brenzlig und der ferne Geschützlärm immer<br />

heftiger. Linz stand unter schwerem<br />

Beschuß. Gegen 03.30 h gab es Großalarm<br />

für den Fliegerhorst. Ich holte mir<br />

in der Flugleitung noch einige Informationen<br />

und das aktuelle Wetter, das auch<br />

nicht rosig war. Weiterhin noch eine Portion<br />

ESN-Munition für unsere Leuchtpistolen,<br />

damit wir uns als deutsches Flugzeug<br />

kenntlich machen konnten. Gegen<br />

04.30 h rückte uns eine ganz gehörige<br />

Portion „Milchsuppe“ (Nebel) auf den<br />

Platz. Keine Startmöglichkeiten, sicheres<br />

„QBI“. Um 07.00 h erwischte ich ein Kettenkrad,<br />

und mein Vogel stand endlich<br />

vor der Halle.<br />

Wenn, ja wenn der verflixte Nebel nicht<br />

wäre, dann, ja dann könnten wir schon<br />

23


GESCHICHTE<br />

in der Luft sein! Mit uns warteten noch<br />

etliche andere Besatzungen mit ihren<br />

Maschinen auf „fin“. Uns wurde es langsam,<br />

aber sicher immer ungemütlicher.<br />

Naßkalter Nebel hüllte alles ein. Aus<br />

der Ferne tönten dumpf die Artillerieeinschläge<br />

aus dem Raum Linz. Das Warten<br />

war furchtbar, denn die Zeit lief uns davon.<br />

Es wurde 08.00 h – 09.00 h – 10.00<br />

h - endlich riß die Nebeldecke auf. Sonnenklarer<br />

Himmel, Linz brannte, und<br />

über uns kreisten Feindjäger! „Fin“ aber<br />

„mio“ ~ Flugwetter, aber Luftgefahr!<br />

Wieder nichts! Was machen? Starten<br />

oder warten? Mit den Kameraden von<br />

der anderen Feldpostnummer war nicht<br />

zu spaßen! Also doch lieber warten. Die<br />

Sonne spielte mit dem glatten Leib meiner<br />

geliebten Ami-Maschine mit deutschem<br />

Balkenkreuz. Wohin wird sie uns<br />

bringen, wenn die über uns kreisenden<br />

Feindjäger das Flugzeug heil lassen? Und<br />

die Herren waren gar nicht so. Erstaunlich,<br />

man ließ uns in Frieden. Ja, man<br />

24<br />

Der Autor:<br />

Unteroffizier Eberhard Schmidt<br />

Hörsching/ Linz, Frühjahr 1945<br />

Ich wurde im Jahre 1924 geboren. Als<br />

Schüler einer Flieger-Technischen Vorschule<br />

in Brandenburg/Havel (1939)<br />

und gelernter Metallflugzeugbauer<br />

strebte ich eine technische Laufbahn<br />

bei der Luftwaffe an. Nach der Grundausbildung<br />

und einem technischen<br />

Unteroffiziers-Lehrgang kam ich, nach<br />

Einsätzen auf einigen Fliegerhorsten,<br />

zur DFS = Deutsche-Forschungsanstalt<br />

für Segelflug „Ernst Udet“ und wurde<br />

kurze Zeit später, im Herbst 1944, zum<br />

Sonderkommando Condor im KG 200<br />

versetzt. Der Standort war der Fliegerhorst<br />

in Hörsching bei Linz/Donau.<br />

beachtete uns gar nicht. Oder glaubte<br />

man über uns: Die kriegen wir da unten<br />

sowieso bald?<br />

Gegen Mittag, als sich unser Magen meldete,<br />

besorgten Ingrid und meine neue<br />

Besatzung Nachschub. Inzwischen trat<br />

ein Feldwebel eines JG (Jagdgeschwaders)<br />

auf uns zu und bat mich, für das fliegende<br />

Personal einer bereits gestarteten Staffel,<br />

das Gepäck nach Aigen mitzunehmen.<br />

Ich willigte ein, und wir wurden<br />

beladen. Nach einer nahrhaften kalten<br />

Mahlzeit legten wir uns hinter dem Leitwerk<br />

in das Gras, um abzuwarten, was<br />

noch kommen könnte. Das Granatfeuer<br />

entfernte sich etwas ostwärts von Linz.<br />

Später erfuhren wir, daß Linz bereits um<br />

10.30 h eingenommen worden war. Ein<br />

Sprengkommando jagte eine Maschine<br />

nach der anderen in die Luft, alle Flugzeuge,<br />

die ohne Besatzung oder startunfähig<br />

waren. Uns wurde angeraten,<br />

baldigst zu starten, da die Aussichten,<br />

noch heil fortzukommen, sich ständig<br />

verschlechterten.<br />

Wir waren noch unschlüssig und wollten<br />

noch warten, bis die Jäger im Luftraum<br />

abnahmen, was gegen 17.00 h zutraf.<br />

Ich ließ die vier Motoren warmlaufen.<br />

Die letzten Instruktionen wurden erteilt<br />

und an den Start gerollt. Friebel auf dem<br />

Kutschersitz links, ich nahm den rechten<br />

Platz ein, und hinter uns befand sich<br />

Friebels Kumpel, unser Kampfbeobachter.<br />

Ingrid saß am linken Seitenfenster,<br />

und im Heckraum hatte sich der Feldwebel<br />

breit gemacht, dessen Gepäck wir<br />

beförderten.<br />

Nochmals abgebremst, die Pulle rein,<br />

Turbinenhebel nach vorn und vier mal<br />

1200 PS heulten auf. Die Liberator nahm<br />

schnell Fahrt auf: 200 - 250 - 280 km/h,<br />

Abheben, Fahrwerk rein und Hörsching<br />

lag hinter uns. Unter uns lag Wels, nanu?<br />

Feindliche Panzer im Ort! Soweit sind die<br />

Brüder schon? Rum auf Südkurs. Wir<br />

erreichten schnell eine Sicherheitshöhe<br />

von 2400 m. Vor uns der Traunstein,<br />

malerisch vom Traunsee umgeben. Ein<br />

friedliches Bild und um uns Krieg und<br />

Verderben. Wir gingen auf Ostkurs, 1.<br />

- 2. - 3. Tal, so, hier rein und auf nach<br />

Aigen. Vor uns über der Alpenmitte baute<br />

sich eine Schlechtwetterfront auf. Das<br />

hatte wenig Zweck, da konnten wir nicht<br />

durch nach Aigen!<br />

„Halt, was ist das da unten?“ – „Ein<br />

Landekreuz!“ „Mensch, da steht doch<br />

eine Condor!“ „Das kann nur Micheldorf<br />

sein!“ „Der Ami ist schon hier“, die<br />

Worte eines aufgeregten Kameraden.<br />

„Blödsinn, soweit sind die noch nicht.<br />

Los ESN raus.“ Ich schoß unser gültiges<br />

Erkennungssignal (ESN) und eine grüne<br />

Leuchtkugel. Wir sind eine deutsche Maschine<br />

und wollen landen. Es folgte eine<br />

gelbe Leuchtkugel von unten. Landeabsicht<br />

erkannt. Dann weitere Signalmunition,<br />

um uns vor einem Berghang zu<br />

warnen. Also Vorsicht! Es stand nur eine<br />

Landebahn von ca. 900 m zur Verfügung<br />

und dahinter ein hoher Berg. Durchstarten<br />

also nicht möglich, dann hängen wir<br />

fest wie eine Briefmarke! „Friebel paß auf,<br />

die Landung gut einteilen.“ Wir drehten<br />

einige Runden, um uns zu informieren.<br />

„Na, dann wollen wir mal!“ Fahrwerk<br />

raus - Landeklappen raus -Nachdrücken<br />

- immer noch ein Affenzahn - der Berg<br />

kam immer näher — „Bremsen! -Bremsen!“<br />

Wir latschten auf die Bremspedale,<br />

es stank nach irgendwelchen überbeanspruchten<br />

Teilen, der Berg raste auf<br />

uns zu - Maschine stand! Das ging noch<br />

einmal gut. „Prima hingehauen, haste<br />

toll gemacht, Friebel!“ Der Bursche hatte<br />

das echte fliegerische Gefühl, ein Naturtalent,<br />

fürwahr.<br />

Meine Braut Ingrid<br />

Besatzungsmitglied und<br />

Fluchtgefährtin 1945<br />

Sie war als Fotolaborantin bei einem<br />

Nachtjagdgeschwader tätig.Wir lernten<br />

uns in der Sylvesternacht 1944/45<br />

kennen.Verlobung am 10.April 1945<br />

in Hörsching,Heirat am 02.Juli 1949<br />

in Wernigerode/Harz. Gestorben am<br />

30.Mai 1987 in Stuttgart.<br />

Wir waren sogleich von Landsern umgeben.<br />

Oberleutnant Stahnke, Pilot der Fw<br />

200 Condor, und unser Staffelkapitän<br />

kam mit einem Fahrrad über den Platz,<br />

um uns zu begrüßen. Wir erzählten von<br />

Hörsching und Linz und waren froh,<br />

wieder bei unseren Kameraden zu sein.<br />

Ingrid blieb am Flugzeug, und wir gin-


GESCHICHTE<br />

Frühjahr 1945: Die zweite B-24 Liberator, US-Nr.: 44-41108,<br />

vor der Übernahme durch das KG 200.<br />

gen nach Micheldorf, um etwas zum Essen<br />

und Trinken zu besorgen. Weil nicht<br />

sofort eine Unterkunftsmöglichkeit für<br />

Ingrid und mich zur Verfügung stand,<br />

bereiteten wir uns in meinem geliebten<br />

Liberator ein Nachtlager mit Decken.<br />

Sonnabend, den 05. Mai 1945<br />

Am frühen Morgen wurde das Gepäck<br />

der Kameraden vom JG abgeholt, das<br />

per Lkw nach Aigen transportiert werden<br />

sollte. Die nächste Überraschung war<br />

unser Pilot, der mir erklärte, kein Soldat<br />

mehr zu sein. Oblt. Stahnke hatte ihn<br />

und alle anderen Besatzungsmitglieder<br />

laut Soldbucheintrag entlassen und sie<br />

von ihren Pflichten entbunden. Ich sofort<br />

zum Chef, der meiner förmlichen Entlassung<br />

gleichfalls zustimmte. Als letzten<br />

Befehl erhielt ich den Auftrag, meine<br />

Maschine zur Sprengung vorzubereiten.<br />

Auch die Condor war zur Sprengung<br />

vorzusehen. Die wenigen Flugzeuge, die<br />

noch auf dem Platz waren, starteten gen<br />

Süden. Das Bodenpersonal setzte sich mit<br />

Lkw’s in die Berge ab, und Oblt. Stahnke<br />

verschwand mit seinem Beobachter in<br />

einem Fieseler Storch in die gleiche Richtung.<br />

Das Sonderkommando Condor<br />

hatte sich aufgelöst! Zurück und übrig<br />

blieben in Micheldorf Ingrid mit mir,<br />

meine Besatzung und der Bordmechaniker<br />

der Condor, Feldwebel Kirchhoff, mit<br />

seiner Braut, einer DRK-Schwester. Wir<br />

beschlossen, mit der Condor, Kennung<br />

» G 6 + A Y «, zu starten und so weit als<br />

möglich nach Norden zu fliegen, sofern<br />

unsere Spritvorräte von etwa 3000 Litern<br />

ausreichten. Wenn es geht über den Harz,<br />

wo ich mit Ingrid in der Nähe von Wernigerode<br />

mit dem Fallschirm abspringen<br />

wollte. Unser Kutscher mit seinem Beobachter<br />

wollte dann die Kiste bei Bremen<br />

auf einen Acker legen, um es auch nicht<br />

so weit nach Hause zu haben.<br />

Fw. Kirchhoff und seine Braut hatten<br />

Westfalen als Zielgebiet im Auge, aber<br />

das lag sowieso auf der Strecke. Wir waren<br />

uns sicher, daß wir hier in Micheldorf<br />

entweder in Gefangenschaft kommen<br />

oder den Heldentod sterben müßten.<br />

Wenn wir den Heimflug wagten, stand<br />

uns das gleiche Schicksal bevor, aber wir<br />

hatten eine Chance mehr, um mit etwas<br />

Glück nach Haus zu kommen. Und diese<br />

Chance wollten wir nutzen.<br />

Was war das für ein Flugzeug, die Focke-<br />

Wulf 200 „Condor“?<br />

Zunächst für friedliche Zwecke 1936<br />

bei der Lufthansa im Linienverkehr in<br />

Dienst gestellt als Passagierflugzeug für<br />

26 Passagiere. Eine besondere Langstreckenversion<br />

flog im August 1938 von<br />

Berlin nach New York in 25 Stunden<br />

Nonstop. Sie war (bis zur Einführung der<br />

He 177) die größte Maschine, die in der<br />

deutschen Luftwaffe zum Einsatz kam.<br />

Vorwiegend als Fernaufklärer und zu<br />

Sondereinsätzen eingesetzt. Ein eleganter<br />

Ganzmetalltiefdecker, der zusätzlich ausgerüstet<br />

wurde mit einer Bordkanone, einem<br />

Zwillings-MG im Dach sowie einer<br />

Bodenwanne mit zwei MG‘s, zur Verteidigung<br />

nach unten vorne und hinten.<br />

Spannweite 32,84 m, Länge 23,85 m, mit<br />

vier Motoren je 850 PS, Startgewicht 14,6<br />

t, Reichweite 1.450 km bei einer Reisegeschwindigkeit<br />

von 335 km/h.<br />

Die B-24 Liberator zu sprengen, hatten<br />

wir aufgegeben, um uns vor den unbekannten<br />

Auswirkungen der Explosion bei<br />

unseren Startvorbereitungen zu schützen.<br />

Nun wurde es hektisch. Alles, was entbehrlich<br />

war, wurde aus der Condor entfernt.<br />

Das Gepäck auf das Wesentliche reduziert.<br />

Die zurückgelassenen Utensilien<br />

verbrannt. Eine Kiste mit Büchsenfleisch<br />

fand sich noch, die wir als Reiseproviant<br />

einluden. Dem Start stand somit nichts<br />

mehr im Wege. Na, so was! Motor l wollte<br />

nicht anlaufen! Nach kurzer Bastelei<br />

war auch dieser Schaden behoben. Die<br />

Motoren wurden auf Betriebstemperatur<br />

gefahren und abgebremst. Der Startcheck<br />

ergab nur positive Werte, also alles<br />

in Butter. Die Leiter wurde eingezogen,<br />

und wir rollten zur Startposition.<br />

Micheldorf hatte keine betonierte Startund<br />

Landebahn, nur eine leicht befestigte<br />

bessere Almwiese, die von einem Piloten<br />

viel Geschick erforderte. Unser Pilot<br />

Uffz. Friebel auf dem linken Sitz, unser<br />

Kampfbeobachter auf dem rechten Sitz<br />

zum „Franzen“ (Navigieren). Hinter den<br />

beiden der Condormixer Fw. Kirchoff, der<br />

Einzige, der den Vogel in allen Details<br />

kannte. Die beiden Mädels übernahmen<br />

den Ausguck an den Seitenfenstern. Ich<br />

nahm zunächst im oberen MG-Stand,<br />

später auch in der Bodenwanne Platz,<br />

nicht nur wegen der besonders schönen<br />

Aussicht. Die Verständigung untereinander<br />

erfolgte über die Eigenverständigung<br />

(EV), die Kopfhörer in den Fliegerkappen<br />

und die Kehlkopfmikrofone. Ein Funker<br />

war nicht mit an Bord, aber mit wem<br />

sollten wir auch Funkverkehr aufnehmen?<br />

Startzeit 13.50 h<br />

Die Condor brach dreimal nach links<br />

aus, doch Friebel beherrschte den Vogel<br />

perfekt. Kaum abgehoben, Fahrwerk<br />

ein, und - ein Stein fiel uns vom<br />

Herzen - geglückt! Auf nach Norden zu<br />

Muttern. Doch schon gab es die nächste<br />

Überraschung: Wenige Kilometer nach<br />

dem Start entdeckten wir die amerikanische<br />

Panzerspitze unter uns. Es fiel kein<br />

Schuß, vermutlich war die Überraschung<br />

auf beiden Seiten entsprechend. Da hatten<br />

wir wirklich Dusel und das in letzter<br />

Minute!<br />

Wir blieben im Tiefflug über den Straßen,<br />

um den unter uns in endlosen Kolonnen<br />

vorrückenden amerikanischen Truppen<br />

keinen großen Schußwinkel zu bieten.<br />

Der Kurs führte uns über Lambach, Ried<br />

und irgendwo zwischen Braunau und<br />

Obernburg über den Inn, immer noch<br />

im Tiefflug. An der Innbrücke hatten die<br />

Amis eine Vierlingsflak stationiert, die<br />

auf uns das Feuer eröffnete. Leuchtspur<br />

zischte um uns, der rechte Innenmotor<br />

blubberte noch mal und gab seinen<br />

Geist auf, das rechte Querruder hatte ein<br />

großes Loch. Und wir brannten immer<br />

25


GESCHICHTE<br />

Ab Januar 1945: Die B-24-Liberator<br />

A3+KB, abgestellt auf dem Flugplatz<br />

Freilassing bei Salzburg, mit Bugradschaden.<br />

Foto aus einer amerikanischen<br />

Luftfahrtzeitschrift.<br />

noch nicht? Kaum zu fassen. Ja, Glück<br />

muß man haben. Die Mädels hängten<br />

aus den Seitenfenstern weiße Bettlaken<br />

hinaus. Das muß ein komisches Bild<br />

abgegeben haben. Der Schreck war erstmal<br />

überwunden. Die Condor hielt sich<br />

prima im Kurs, aber wir waren lahmgeschossen.<br />

Wir hatten jedoch immer noch<br />

drei Motoren und behielten unsere optimistische<br />

Zuversicht. Durch den Beschuß<br />

fielen auch das Hauptstromaggregat<br />

und die Mehrzahl der Instrumente aus,<br />

so waren wir nur noch auf den Flüssigkeitskompaß<br />

und den barometrischen<br />

Höhenmesser angewiesen, auf den jedoch<br />

durch die Ungenauigkeiten kein<br />

Verlaß war. Zur Orientierung diente uns<br />

noch eine gute Landkarte mit den Erfahrungen<br />

der Besatzung, vorausgesetzt es<br />

blieb bei der Bodensicht. Und das war es<br />

dann auch schon.<br />

Wetter immer noch gut bei klarer Sicht.<br />

Doch je weiter wir nach Nordwesten kamen,<br />

desto diesiger wurde es. Wir krochen<br />

langsam höher, abseits von den<br />

Hauptdurchgangsstraßen bis auf ca.<br />

2000 m Höhe.<br />

Unser Flug führte uns quer über Bayern,<br />

ungefähr über folgende Orte: Pfarrkirchen<br />

- Reisbach - Dingolfing - Weng<br />

- Ergoldsbach - Abendsberg a.d. Donau<br />

- Pondorf – Kinding - Greding. Die Sicht<br />

wurde immer diesiger, und die Bewölkung<br />

nahm zu.<br />

Etwa 50 km südlich von Nürnberg bei<br />

Heideck überflogen wir ein großes amerikanisches<br />

Zeltlager. Einige Schüsse sendete<br />

man uns hoch, nein, unsere Kugeln<br />

26<br />

waren noch nicht dabei. Auf vielen Häusern<br />

in Bayern wehten weiße Fahnen.<br />

Kein schöner Anblick. Auf den Landstraßen<br />

eine große Anzahl von<br />

amerikanischen Truppenkolonnen,<br />

Mot.-und Panzerverbänden. Die Masse<br />

an Menschen und Material war beeindruckend.<br />

Aber es fiel erstaunlicherweise<br />

kein einziger Schuß! Wegen unserer weißen<br />

Laken? Oder dachten die da unten,<br />

„den Vogel kriegen wir sowieso“?<br />

Der Horizont war inzwischen zugezogen.<br />

Weiter nach Norden in den Dreck rein?<br />

Nach Osten zum Iwan? Nee, lieber nicht.<br />

Also in westlicher Richtung weiter, denn<br />

irgendwo mußte der Dreck mal aufhören.<br />

Und schon befanden wir uns inmitten der<br />

Milchsuppe. Keine Sicht mehr. Wo waren<br />

wir? Wohin flogen wir? Keinen blassen<br />

Schimmer! Egal. Nur weiter! Wir flogen<br />

noch, und nur das war für uns von<br />

Interesse. Keine Erdsicht, keinen Anhaltspunkt<br />

und unaufhörlich donnerten die<br />

drei restlichen Motoren ihr monotones<br />

und für uns doch so anheimelndes Lied.<br />

Noch sind wir frei, aber was werden die<br />

nächsten Stunden bringen? Können wir<br />

einer Gefangenschaft entgehen? Reicht<br />

der Sprit noch? Viele Fragen beschäftigten<br />

uns, doch beunruhigend war noch<br />

nichts. Wir waren alle so voll sicheren<br />

Optimismus. Das muß an unserem jugendlichen<br />

Alter gelegen haben.<br />

Inzwischen hatte ich die Auswertepapiere<br />

und Erfahrungsberichte von der Liberator<br />

und weitere Papiere kleingeschnippelt<br />

dem Zugwind übergeben, der die<br />

Verbreitung über Bayern besorgte. Sämtliche<br />

Filme wurden belichtet und gingen<br />

den gleichen Weg. Ich wechselte meine<br />

Wäsche, zog noch zwei Unterhemden<br />

und Unterhosen sowie Strümpfe an (wir<br />

waren ja nicht bei armen Leuten), mit<br />

dem Gedanken: Kommste in Gefangenschaft,<br />

dann haste wenigstens was an.<br />

Wir überlegten schon, in Anbetracht der<br />

inzwischen zur Neige gehenden Spritvorräte,<br />

ob eine Notlandung zweckmäßig<br />

wäre. Daß wir inzwischen unbemerkt an<br />

Höhe verloren hatten, war uns durch die<br />

undurchsichtige Umgebung noch nicht<br />

aufgefallen. Da tauchten vor uns plötzlich<br />

die Schatten von Bergen auf, die wir<br />

durch die Geistesgegenwart unseres Piloten<br />

überwanden.<br />

Wir sackten durch, plötzlich vor uns ein<br />

Kirchturm, dem gerade noch in geringem<br />

Abstand ausgewichen werden konnte.<br />

(Querruder links eingeschlagen und die<br />

rechte Fläche flutschte gerade so über<br />

den Turm.) Scharfe Rechtskurve, und wir<br />

setzten in einem Tal zur Landung an:<br />

Landeklappen raus, Gas weg, das Boschhorn<br />

brüllte auf (weil das Fahrwerk eingezogen<br />

blieb), wir sahen den Boden auf<br />

uns zukommen, ich nahm meine Ingrid<br />

in den Arm, Erschütterung, ein Schlag<br />

ging durch die Maschine, 2550 PS heulten<br />

noch einmal auf, die Latten bogen<br />

sich durch nach hinten, es rumpelte und<br />

rumorte, die Kanzelscheiben schlugen<br />

voll Dreck - Ruhe!!! Uhrzeit 16.50 h.<br />

Der Regen prasselte aufs Dach, es tropfte<br />

an einigen Stellen durch, wir waren<br />

unten! Lachend sahen wir uns an und<br />

stellten erleichtert fest, daß wir noch am<br />

Leben waren und keiner verletzt war.<br />

Wir gingen einmal um unseren treuen<br />

Vogel herum. Das Leitwerk lag irgendwo<br />

im Busch. Ein Motor war ausgebrochen.<br />

Eine tiefe Furche zog sich über den vom<br />

Regen aufgeweichten Acker bis zum Haltepunkt.<br />

Das war Flurschaden in Reinkultur.<br />

Der Eigner dieser Ackerfläche<br />

möge uns verzeihen.<br />

Unsere brave Condor ist nach drei Flugstunden<br />

und rund 600 Flugkilometern<br />

hinüber. Die stabile Bodenwanne hatte<br />

die Scherkräfte bei der Bodenberührung<br />

aufgefangen und das Schlimmste verhindern<br />

können. Das war eine filmreife<br />

Bauchlandung.<br />

Menschen aus dem naheliegenden Dorf<br />

kamen gelaufen: „Was, ein deutsches<br />

Flugzeug? Haut bloß ab, die Amis könnten<br />

gleich hier sein.“ Ein Mann mit weißer<br />

Binde, vermutlich ein Hilfspolizist,<br />

tat sich wichtig, hatte aber Respekt und<br />

blieb reserviert.<br />

Es goß in Strippen, wir gingen zurück in<br />

die Maschine, und das ganze Volk strömte<br />

nach.<br />

Ja, wo waren wir überhaupt gelandet?<br />

Das hatten wir in der Aufregung gar<br />

nicht gefragt.<br />

Wir zogen mit großem Geleit in das Dorf.<br />

Ein Mädel bot mir an, Zivilkleidung zu<br />

besorgen. Die Kameraden gingen in eine<br />

andere Richtung. Was ist aus ihnen geworden?<br />

Ich weiß es nicht!<br />

Ingrid und ich landeten in einem Bauernhaus<br />

am Dorfende. Man verpaßte<br />

mir eine Hose, einen Rock und einen<br />

Schlapphut. So schnell wurde ich Zivilist!<br />

Man drängte uns: „Bloß schnell weg hier.<br />

Wenn der Ami kommt, geht es allen dreckig!“<br />

Ein Mann trat in die Stube: „Wenn<br />

Sie nicht sofort verschwinden, muß ich<br />

Sie melden!“<br />

Wir bedankten uns bei unseren Wohltätern<br />

und verließen fluchtartig das Dorf in<br />

den nahen Wald. Es regnete immer noch<br />

sehr heftig. Im Wald sortierten wir erst<br />

mal unser Eigentum und trennten uns<br />

von den meisten Teilen, die uns beim<br />

Weitermarsch behindern konnten. In


GESCHICHTE<br />

einem blauen Schlafsack hatte ich eine<br />

Decke mit meiner Aktentasche, meinen<br />

Papieren und Bildern gewickelt. Davon<br />

wollte ich mich noch nicht trennen. Ingrid<br />

trug eine Packtasche mit Proviant<br />

und ihre wenigen Habseligkeiten. Wir<br />

liefen weiter durch den Wald, natürlich<br />

total durchnäßt. Kurze Pause an einer<br />

Straße. Kein Verkehr hier? Kein Laut,<br />

kein Mensch, nur Regen. Weiter ging‘s.<br />

Irgendwo musste ja mal etwas kommen.<br />

Nach einer Weile unten im Tal ein Dorf.<br />

Gehen wir runter? Lieber nicht. Etwas abseits<br />

ein Haus über dem Dorf, ringsherum<br />

ein Zaun und ein verschlossenes Tor.<br />

Ich verschaffte mir durch eine Lücke Zutritt<br />

und ging auf das Haus zu. Durch ein<br />

Fenster sahen mich zwei entsetzte Kindergesichter<br />

an. Eine Frau erschien, wollte<br />

uns jedoch nicht hineinlassen. Als sie<br />

feststellte, daß wir keine Ausländer waren,<br />

durften wir eintreten. Ich muß aber<br />

auch furchterregend ausgesehen haben!<br />

„Hier können Sie unmöglich bleiben. Ich<br />

darf Sie nicht beherbergen. Hohe Strafen<br />

sind angedroht. Es geht nicht!“ „Ja,<br />

wo sollen wir denn jetzt noch hin?“ Die<br />

gute Frau ließ sich erweichen und eine<br />

warme Stube nahm uns auf. Für‘s erste<br />

waren wir geborgen. Wir erzählten, wie<br />

es uns erging, und viel hatten wir zu fragen.<br />

Wußten wir doch gar nicht, wie es<br />

beim Ami war und wo wir uns befanden.<br />

Die erste Regel war die Ausgangszeit von<br />

06.00 h bis 19.30 h, die unbedingt eingehalten<br />

werden mußte.<br />

Vorsichts- und Verhaltensmaßregeln<br />

wurden uns gegeben, und die in Aussicht<br />

gestellten Schwierigkeiten waren recht<br />

beachtlich. Doch sind wir bis hierher gekommen,<br />

wird es auch noch weiter gehen!<br />

Davon waren wir überzeugt, denn<br />

wir wollten nach Hause!<br />

Wir befanden uns in Brensbach im Odenwald,<br />

in der Odenwaldschmiede bei der<br />

Familie Streckhardt. Unsere Landung<br />

muß sich bei dem Dorf Böllstein ereignet<br />

haben. Über Brensbach müssen wir auch<br />

Focke-Wulf Fw 200 „Condor“<br />

gekommen sein, da Frau Streckhardt in<br />

der fraglichen Zeit ein großes Flugzeug<br />

mit Balkenkreuz niedrig über das Haus<br />

fliegen sah. Einige Honigschnitten verdrückten<br />

wir noch, dann übergab ich der<br />

Frau Streckhardt meinen Schlafsack und<br />

die Aktentasche mit Inhalt zur Aufbewahrung.<br />

Auf einer Shell-Autokarte zogen<br />

wir einen Strich von Brensbach nach<br />

Wernigerode, womit unsere Marschroute<br />

festgelegt wurde. Ab sofort als Eheleute<br />

Schmidt, um diesbezügliche Schwierigkeiten<br />

zu vermeiden. Unsere durchnäßten<br />

Kleider wurden zum Trocknen<br />

aufgehängt, und dann ging‘s auf den<br />

Heuboden, wo man uns ein schönes Lager<br />

mit vielen Decken bereitet hatte. Der<br />

verdiente Schlaf forderte nach diesem ereignisreichen<br />

Tag sein Recht.<br />

Sonntag, den 06. Mai 1945<br />

06.00 h Wecken. Ein paar Honigbrote<br />

mit leckerer Milch als Frühstück, und<br />

Frau Streckhardt mit ihren Kindern begleitete<br />

uns noch ein Stückchen Weg. Es<br />

war klares trockenes Wetter, nur ein wenig<br />

windig. Winken hüben und drüben,<br />

wir waren uns überlassen, friedlich von<br />

den stillen Höhen des Odenwaldes umgeben.<br />

Der nächste Ort mußte Hummetroth<br />

sein. In reservierter Haltung an den<br />

Ort heran. Ich ließ Ingrid zurück, ging<br />

auf ein Bauernhaus zu, um zu fragen,<br />

ob dies der Ort Hummetroth sei und um<br />

die Probe meines Aussehens zu machen.<br />

Kommisstiefel, darüber eine halblange,<br />

sicher schon ausgediente Hose, ein Tropennetzhemd,<br />

als Binder ein knallrotes<br />

Halstuch, darüber einen alten Rock<br />

und auf dem Kopf als Krönung einen<br />

ollen Schlapphut! Am Fenster der Bauer.<br />

„Können saggen Sie mir, wie heißt diese<br />

Ort?“ „Hummetroth“ „Wo seien amerikanische<br />

Kommandant?“ „Hewwe me<br />

nitt“ „Ich muß sprechen amerikanische<br />

Soldat.“ „Do senn koa Ami.“ „Na, dann<br />

kann ich ja deutsch sprechen.“ Ein erstauntes<br />

Gesicht auf der Gegenseite - ,,..<br />

unn ich heb gedenkt, Sie senn en RUSS.“<br />

„Das wollte ich nur wissen.“ Ich bekam,<br />

weil Sonntag war, einige Stücke Kuchen<br />

und gekochte Eier, die ich mit Ingrid als<br />

zweites Frühstück verzehrte. Die Luft war<br />

also sauber und keine Amis im Ort. Wir<br />

durchquerten das Dorf, gingen an Forstel<br />

vorbei nach Höchst. Am Bahnhof in<br />

einem Gasthaus gab es Suppe. Wir verspeisten<br />

dazu Hundekuchen, wie unser<br />

Notzwieback genannt wurde, und weiter<br />

ging‘s immer dem Leitstrich nach auf<br />

unserer Autokarte.<br />

Es folgten äußerst spannende Tage mit<br />

teilweise undenkbaren Situationen, immer<br />

bemüht, jeder „Feindberührung“<br />

auszuweichen, abends eine Unterkunft<br />

und unterwegs etwas zu essen zu finden.<br />

Dies gelang uns weitestgehend, wobei<br />

uns auffiel, daß wir immer dort gut<br />

aufgenommen wurden, wo selbst noch<br />

Angehörige vermisst oder in Gefangenschaft<br />

waren. Vom 5. bis zum 15. Mai legten<br />

wir in 10 Tagen fast 1000 Kilometer<br />

zurück. Von Österreich aus überquerten<br />

wir ganz Bayern bis zur Bauchlandung<br />

im Odenwald. Dann weiter überwiegend<br />

zu Fuß und mit diversen Fahrgelegenheiten<br />

über den Spessart, durch Hessen und<br />

Thüringen sowie durch den Harz nach<br />

Wernigerode, wo ich meine Eltern und<br />

eine sichere Bleibe für uns fand. Jetzt war<br />

ich plötzlich Zivilist, und was hatte ich<br />

nun zu erwarten?<br />

Ein Wiedersehen am Landeplatz im Odenwald<br />

nach 55 Jahren, organisiert vom Heimatforscher<br />

Wilhelm Gieg (rechts): Mit<br />

dem Piloten Karl-Richard Friebel (mitte)<br />

und dem Autor, damaliger Bordmechaniker<br />

und Wart der B 24 Liberator, Eberhard<br />

Schmidt (links).<br />

Ich danke allen Menschen, die uns auf<br />

unserem Heimweg so selbstlos und liebevoll<br />

unterstützten und halfen.<br />

Text und Fotos:<br />

Eberhard Schmidt, Langensteinbach<br />

27


SEHENSWERT<br />

Sehenswert<br />

Unterwegs mit Peter Ahlers<br />

Es war mal wieder soweit: Einmal im<br />

Jahr geht die AG Luftkriegsgeschichte<br />

im DLwR „on Tour“.<br />

Aus der Begegnungsgruppe Ost-West, die<br />

vor langen Jahren einmal von unserem<br />

jetzigen Bundesvorsitzenden, Oberst d. R<br />

Horst Schuh, für militärhistorisch Interessierte<br />

gegründet wurde, ist inzwischen<br />

eine Gemeinschaft entstanden, die sich<br />

durchaus sehen lassen kann.<br />

Zu unserem Kreis gehören u.a. Publizisten,<br />

die sich in der Luftkriegsforschung<br />

durchaus einen Namen gemacht haben.<br />

Beispielhaft möchte ich nennen: Max<br />

Lagoda, Holger Nauroth, Hans-Günther<br />

Ploes, Walter Waiss und natürlich Horst<br />

Schuh.<br />

Die AG Luftkriegsgeschichte setzt sich<br />

zusammen aus ehemaligen Angehörigen<br />

verschiedener Truppengattungen<br />

vom “Ungedienten“ über Angehörige der<br />

Betriebskampftruppen der „DDR“, Weltkriegsteilnehmer,<br />

NVA-Stabsoffiziere,<br />

NVA- Soldaten, BW-Stabsoffiziere, unsere<br />

in Ehren ergrauten Obergefreiten, und<br />

nicht zu vergessen die Feldwebeldienstgrade<br />

beider deutschen Armeen. Hoch zu<br />

würdigen sind unsere Lottas (in der finnischen<br />

Armee des WK II unentbehrliche<br />

Helferinnen der kämpfenden Truppe!!)<br />

(danke liebe Christa, liebe Wally).<br />

Kamerad Carsten Oeser mit seiner Wehrmachs-BWM in passender Kradfahreruniform<br />

Nun zur MIL-EX 2012:<br />

1.Tag<br />

Es ging im 20sitzigen Bus (danke Dieter<br />

Züll!) von Bergheim über Köln in Richtung<br />

Erzgebirge. Zielort war Bad Schlema,<br />

wo wir im Hotel Schlematal Unterkunft<br />

bezogen. Nach dem Bezug der Zimmer<br />

trafen wir uns im Biergarten und erlebten<br />

eine stilvolle Begrüßung.<br />

Unser Kamerad Carsten Oeser aus Lößnitz<br />

donnerte mit seiner Wehrmachts-<br />

BWM in passender Kradfahreruniform<br />

mitten in den Biergarten und sorgte so<br />

für den ersten Höhepunkt des Tages, der<br />

in geselliger Runde bei ausgezeichneten<br />

Speisen und Getränken endete, wobei<br />

unser Senior Max Lagoda (92 Jahre!) die<br />

tollsten Stories aus seinem bewegten Fliegerleben<br />

zum Besten gab.<br />

2.Tag<br />

Entlang des mystischen Poppenwaldes<br />

(hier suchen tatsächlich einige Schatzjäger<br />

nach dem Bernsteinzimmer) fuhren<br />

wir zum neu gestalteten Uranbergbau-<br />

28


museum. Hier wurden wir vom Museumsleiter<br />

Hermann Meinel begrüßt. Nach einem<br />

sehr interessanten Vortrag über die<br />

Geschichte der WISMUT und einem Museumsrundgang<br />

(SEHENSWERT!) konnten<br />

wir viel über den Uranabbau, der der<br />

ehemaligen UDSSR den Grundstock für<br />

ihre Atombomben lieferte, erfahren. Als<br />

Dank für den gelungenen Vortrag überreichte<br />

Horst Schuh dem Museumsleiter<br />

einen Erinnerungsteller des DLwR.<br />

Der Nachmittag wurde dem „Relaxen“<br />

gewidmet, und zwar - als hätten wir<br />

nicht genug vom Uran- im Radon Gesundheitsbad<br />

„ACTION“.<br />

Nachdem alle ohne einen „Wasserschaden“<br />

wieder im Bus saßen, stand der<br />

nächste Besichtigungspunkt auf der Tagesordnung:<br />

ein Besuch der ehemaligen<br />

Republik Schwarzenberg.<br />

Während der letzten Tage des Zweiten<br />

Weltkrieges im Frühjahr 1945 blieben<br />

nach der bedingungslosen Kapitulation<br />

der deutschen Wehrmacht am 8.<br />

Mai 1945 der Landkreis Schwarzenberg<br />

im Erzgebirge und Teile des Landkreises<br />

Stollberg für sechs Wochen unbesetzt.<br />

Weder amerikanische noch sowjetische<br />

Truppen besetzten das Gebiet, das vorwiegend<br />

von Patrouillen des im angrenzenden<br />

Vogtland stationierten 347. US-<br />

Infanterieregiments kontrolliert wurde.<br />

Über den Grund, warum vorerst keine<br />

direkte Besetzung der Alliierten erfolgte,<br />

gibt es mehrere Theorien und Spekulationen.<br />

Fest steht, dass über das Schicksal<br />

der Menschen in dem Gebiet nicht etwa,<br />

wie in Stefan Heyms Roman fiktiv beschrieben,<br />

durch das Werfen einer Münze<br />

entschieden wurde. In der Bevölkerung<br />

Westsachsens kursierte 1945 die Version,<br />

SEHENSWERT<br />

dass nach Absprache mit den Sowjets die<br />

Amerikaner bis zum Fluss Mulde vorrücken<br />

sollten. Da es jedoch drei Mulden<br />

gibt (die Zwickauer Mulde und die Freiberger<br />

Mulde vereinigen sich zur Mulde),<br />

sei es hier zu einer Verwechslung gekommen.<br />

Diese Vermutung wird auch durch<br />

Angaben des späteren Präsidenten des<br />

Bundesamtes für Verfassungsschutz, Dr.<br />

Günther Nollau (1911–1991), in seinen<br />

Memoiren (Das Amt, 1978, Bertelsmann,<br />

Gütersloh) gestützt. Nollau hielt sich damals<br />

mit seiner Familie in der Nähe von<br />

Rochlitz auf einem Gut an der Zwickauer<br />

Mulde auf.<br />

Eine wunderschöne und total restaurierte<br />

Altstadt erwartete uns. Es gab aber auch<br />

Kuriositäten.<br />

Ein wahrlich geschichtsträchtiger Ort.<br />

Ich konnte unseren Schirrmeister Dieter<br />

Züll zu einem Foto überreden.<br />

3.Tag<br />

Auf dem Programm stand als erstes der<br />

Besuch des neugestalteten Militärhistorischen<br />

Museums der BW in Dresden.<br />

29


SEHENSWERT<br />

Schon der erste Eindruck mit dem „Keil“<br />

in der Fassade brachte bei einigen Exkursionsteilnehmern<br />

Unmutsäußerungen<br />

hervor. Viele von uns, die das wunderschöne<br />

Gebäude des alten Arsenals noch<br />

in guter Erinnerung hatten, schüttelten<br />

nur noch den Kopf über die gewaltsame<br />

Verfremdung der klassizistischen Fassade.<br />

Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des<br />

Museums begrüßte uns persönlich und<br />

stimmte uns auf den Rundgang ein.Wir<br />

teilten uns dann auf und machten uns auf<br />

Entdeckungsreise entlang an vielen kahlen<br />

Betonwänden,die noch der musealen<br />

Ausgestaltung bedürfen. Originär und<br />

einfallsreich ist der Themenparcours,der<br />

mit neuen Fragestellungen zum Nachdenken<br />

anregt,auch wenn seine Betrachtung<br />

in einem engen Regalsystem unattraktiv<br />

und mühselig ist. Eine klassische chronologische<br />

Präsentation der deutschen<br />

Militärgeschichte ist auch vorhanden.<br />

Hier fällt dem Betrachter die Orientierung<br />

in unübersichtlichen Parzellen und<br />

z.T.kleingeratenen Kojen nicht leicht.<br />

Auch die Beschriftung der Exponate sollte<br />

größer ausfallen.Manches gerät auch<br />

an den Rand eines Panoptikums,wenn<br />

z.B.die Tierwelt im Kriegswesen lebensgroß<br />

zur Schau gestellt wird.<br />

Eine erste Aussprache der Exkursionsteilnehmer<br />

nach dem Besuch legte eine<br />

gespaltene Meinungsbilanz zur Frage<br />

„SEHENSWERT?“ offen: Das neue Museumskonzept<br />

ist diskussionswürdig, die<br />

Realisierung diskussionsbedürftig.<br />

Weiter ging es: Unsere Freundin Elisabeth<br />

Seifert machte mit uns eine Tour durch<br />

das wunderschöne Elbflorenz und konnte<br />

mit Zahlen und Anekdoten die Teilnehmer<br />

hellauf begeistern. Bei strahlendem<br />

Sonnenschein zeigte sie uns das phantastisch<br />

wieder aufgebaute Dresden.<br />

Nach dem Mittagessen ging es weiter<br />

ins hohe Osterzgebirge zum Kriegsendemuseum<br />

nach Altenberg. Dieses kleine<br />

Museum (ich habe schon in der Ausgabe<br />

1/März 2011 darüber berichtet) war vielen<br />

Exkursionsteilnehmern noch nicht<br />

bekannt. Wir wurden dort von unseren<br />

Freunden Horst Giegling und Stefan<br />

Schirm herzlich begrüßt. Unser alter Adler<br />

Max ließ es sich nicht nehmen, mit<br />

den beiden abgelichtet zu werden.<br />

Wunderbar restaurierte Exponate in einem<br />

hervorragend gestalteten Rahmen<br />

fielen uns ins Auge. Hier wird Geschichte<br />

lebendig und zeugt von den Geschehnissen<br />

einer Zeit, die wir Nachkriegsgenerationen<br />

hoffentlich nie erleben werden<br />

müssen. Die Tragik der Soldaten, die sich<br />

vor der Roten Armee ins amerikanisch<br />

besetzte Tschechien retten wollten, ersieht<br />

man hier aus den ausgestellten<br />

Exponaten: Nur weg hier! Mit den deutschen<br />

Soldaten zogen auch freigekommene<br />

KZ-Häftlinge, Fremdarbeiter (aus<br />

welchen Gründen auch immer), die nicht<br />

unter sowjetische Kon-trolle geraten wollten,<br />

in Richtung Prag. Das Osterzgebirge<br />

ist ein Teil der unsäglichen Geschichte<br />

des 2. Weltkriegs: SEHENSWERT!<br />

4. Tag<br />

Heute ging es erst einmal in den Untergrund,<br />

genauer gesagt in die größten<br />

Zinnkammern Europas nahe der Ortschaft<br />

Pöhla unweit der tschechischen<br />

Grenze. Helm auf - nicht zum Gebet, sondern<br />

zur Eigensicherung.<br />

Nach ca. 3 km Fahrt mit den sogenannten<br />

„Hunten“ erreichten wir einige riesige<br />

Höhlen. Nach einer ausgedehnten<br />

Führung bot man uns eine Lasershow,<br />

die in dieser Bergtiefe einen starken<br />

Eindruck auf uns alle machte. Danach<br />

reichte man uns Kumpeltod, ein bei den<br />

Bergleuten früher sehr beliebter klarer<br />

Schnaps. Es wurden „Speckfettbemmen“<br />

(Schmalzbrote) gereicht und weitere belegte<br />

Brote. Klasse Sache: SEHENSWERT!<br />

Nach der Ausfahrt kletterten wir wieder<br />

in unseren Bus. O-Ton Stefan Schirm aus<br />

Altenberg: „Jetzt machen wir rüber“, genauer<br />

gesagt nach Kovarska/Schmiedeberg,<br />

Tschechische Republik, ins Museum<br />

der Luftschlacht vom 11.09.1944. Bevor<br />

wir über die nicht mehr sichtbare Grenze<br />

fuhren, machten wir einen kurzen Stop<br />

auf dem Fichtelberg. Der Fichtelberg bei<br />

Oberwiesenthal im Erzgebirgskreis ist<br />

mit 1.214,79 m ü. NHN der höchste Berg<br />

in Sachsen. Gemeinsam mit dem nahe<br />

30


SEHENSWERT<br />

JG 4 einige Dutzend Fw 190 und Me 109.<br />

Diesen Abschüssen ist das Museum gewidmet.<br />

In akribischer Kleinarbeit wurde<br />

jedes Fliegerschicksal beider Seiten<br />

aufgearbeitet. Die zahlreichen Exponate<br />

sind immer einem bestimmten Fall zugeordnet.<br />

Andere Crash-Museen verzichten<br />

auf diese zugeordnete Darstellung. Ein<br />

Crash-Museum der Extraklasse: Absolut<br />

SEHENSWERT!<br />

gelegenen Klínovec (Keilberg; 1.244 m)<br />

auf tschechischer Seite bildet er das bedeutendste<br />

Wintersportzentrum des Erzgebirges.<br />

Vor der Hotelanlage gab es<br />

auch was Militärisches zu sehen.<br />

Die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

in der Sowjetunion gefertigten Militärgespanne,<br />

welche unter dem Namen M72<br />

und später Ural in Irbit oder als Dnepr<br />

in Kiew gebaut wurden, sind keine Kopien<br />

der BMW R 75 bzw. Zündapp KS 750.<br />

Ihre Entwicklung basiert auf dem BMW-<br />

Modell R 71 aus dem Jahr 1938. Dieses<br />

Gespann war im Spitzenzustand und<br />

hatte den kompletten Rüstsatz an Bord.<br />

Beim Anlassen gab sie einen Sound von<br />

sich, die jede Harley vor Neid erblassen<br />

lässt.<br />

Dann hatten wir das Museum erreicht.<br />

Unsere tschechischen Freunde begrüßten<br />

uns sehr herzlich und hatten vorgesorgt:<br />

Kaffee, Kuchen und wer wollte Pivo<br />

(Bier).<br />

Unsere Gastgeber stellten in perfektem<br />

Deutsch (einer ist Sudetendeutscher) in<br />

einem kurzen Vortrag ihr Crash-Museum<br />

vor. Dieses Museum ist ausschließlich einem<br />

bestimmten Tag gewidmet, nämlich<br />

dem 11.09.1944, einem Montag, an dem<br />

es gegen Mittag zwischen der 3. Bomberdivision<br />

der 8.USAAF und dem Jagdgeschwader<br />

4 der Luftwaffe zu einem<br />

heftigen Luftkampf kam. Alle an diesem<br />

„Schwarzen Montag“ in der Gegend von<br />

Kovarska/Schmiedeberg abgeschossenen<br />

B 17 gehörten zum Verband der 349. und<br />

350. squadron, welche gemeinsam mit<br />

der 351. und 418. Squadron „The Bloody<br />

Hundredth“, die 100. Bomb Group“,<br />

bildeten. Den angreifenden B 17 warfen<br />

sich an diesem Tage die II. (Sturm) und<br />

die III. Gruppe des JG 4 entgegen und<br />

schossen dreizehn 4-mots aus dem Pulk<br />

heraus. Im Kampf gegen die Bomber und<br />

deren Begleitjäger verlor das eingesetzte<br />

Hier die Adresse:<br />

Museum der Luftschlacht<br />

über dem Erzgebirge<br />

Albert E. Trommer Str. 696<br />

431 86 Kovarska<br />

Tschechische Republik<br />

www.museum119.cz<br />

Die Zeit rannte uns davon, und es ging<br />

wieder Richtung Bad Schlema. Unterwegs<br />

lud uns Manfred Dietl großzügig<br />

zum Abendessen kurz vor der Grenze<br />

zu böhmischem Essen und Trinken ein<br />

(Manni ist gebürtiger Sudetendeutscher).<br />

Danke vielmals!!<br />

Alles hat ein Ende, auch diese gelungene<br />

Exkursion! Hier nochmals vielen Dank<br />

an die Organisatoren Günter (Benno)<br />

Bennewitz und Manfred Dietl für die Vorarbeit<br />

und den reibungslosen Ablauf der<br />

MIL-EX 2012!!!!<br />

Am Abend beim Dämmerschoppen legten<br />

wir noch das Ziel für 2013 fest. Es<br />

geht in den Reichswald im Raume von<br />

Kalkar und nach Arnheim. Die Vorbereitungen<br />

laufen bereits.<br />

Text und Fotos: Peter Ahlers<br />

Textauszüge teilweise aus WIKIPEDIA<br />

31


BÜCHER-AKTUELL<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Hartwig Kobelt<br />

Helios Verlag<br />

ISBN 978-3-86933-075-4<br />

202 Seiten, 21 x 29 cm<br />

116 Abbildungen<br />

Hardcover<br />

Preis: 36,00 Euro<br />

Marine-Einsatz-<br />

Kommandos<br />

im Kommando der Kleinkampfverbände<br />

der Kriegsmarine<br />

1944-1945<br />

Eine beeindruckende Vorstellung:<br />

Lieferten die Einsätze<br />

deutscher Marine-Einsatz-<br />

Kommandos (MEK) Sir Ian<br />

Fleming Stoff, der sich in<br />

den Einsätzen des Geheimdienst-Helden<br />

Ihrer Majestät<br />

Commander James Bond widerspiegelt?<br />

Welche Verbindungen<br />

bestanden zwischen<br />

dem deutschen Geheimdienst<br />

des Admirals Canaris, dem<br />

OKW Amt Ausland/Abwehr<br />

und Marine-Einsatz-Kommandos?<br />

Und schließlich:<br />

Eine Leibgarde für Adolf Hitler<br />

aus Angehörigen eines<br />

Marine-Einsatz-Kommandos:<br />

Wie kam es zu diesem Befehl<br />

am Vorabend des Untergangs<br />

des Dritten Reiches und wer<br />

sollte die »Leibgarde« anführen?<br />

Warum wurden zwischen<br />

1945 und 1969 gegen die Kommandoführer<br />

von zwei der<br />

mindestens zehn Marine-Einsatz-Kommandos<br />

sowie einzelne<br />

Kommandoangehörige<br />

Ermittlungsverfahren wegen<br />

mutmaßlich völkerrechtswidriger<br />

Erschießungen von norwegischen<br />

und italienischen<br />

Zivilisten eingeleitet und<br />

noch 2004 und 2008 erneut<br />

Ermittlungen aufgenommen?<br />

Die Akten des Kommandos<br />

der Kleinkampfverbände der<br />

Kriegsmarine und seiner Einheiten<br />

sind fast ausnahmslos<br />

gegen Kriegsende im Mai<br />

1945 vernichtet worden. Der<br />

im Bundesarchiv überlieferte<br />

Aktenbestand umfasst nur<br />

eine Hand voll vor allem ärztlicher<br />

Kriegstagebücher und<br />

einzelner Schriftwechsel von<br />

insgesamt wenigen Zentimetern<br />

Aktendicke. Dem Verfasser<br />

ist es trotz dieser Lücken in<br />

den Überlieferungen erstmals<br />

gelungen, auf der Grundlage<br />

einer systematischen Auswertung<br />

insbesondere der einschlägigen<br />

Kriegstagebücher<br />

vorgesetzter Dienststellen und<br />

der auf Erkenntnisse des britischen<br />

Nachrichtendienstes<br />

gestützte Akten des britischen<br />

Nationalarchivs eine umfassende<br />

Darstellung der Geschichte<br />

der Marine-Einsatz-<br />

Kommandos im Kommando<br />

der Kleinkampfverbände der<br />

Kriegsmarine vorzulegen.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Ferdinand C. Käsmann<br />

Aviatic Verlag<br />

ISBN 978-3-942645-03-4<br />

120 Seiten, 21 x 28,7 cm<br />

Hardcover<br />

Preis: 29,80 Euro<br />

Frühjahr 1939 – Deutsche<br />

Piloten schaffen das Unmögliche<br />

– sie erringen den Geschwindigkeits-Weltrekord.<br />

Drei Jahrzehnte lang kämpften<br />

die Industrienationen<br />

Frankreich, England, Italien<br />

und die USA um diesen<br />

Ruhm – jetzt hat Deutschland<br />

die Führung übernommen.<br />

Gleich zwei deutsche Piloten<br />

in Flugzeugen deutscher Konstrukteure<br />

vollbringen im Jahre<br />

1939 diese überlegene Leistung:<br />

Im März Hans Dieterle<br />

in einer Heinkel He 100 und<br />

im April Fritz Wendel in einer<br />

Messerschmitt Me 209. Es sollten<br />

die letzten mit Propellerflugzeugen<br />

aufgestellten absoluten<br />

Weltrekorde bleiben.<br />

Wenige Monate später bricht<br />

der Zweite Weltkrieg aus.<br />

Beide Piloten testen als Einflieger<br />

die modernsten Propeller-<br />

und Strahlflugzeuge, und<br />

beide überleben den Krieg.<br />

Beide Weltrekordmaschinen<br />

wandern in Museen, doch nur<br />

eine von ihnen überlebt, wenn<br />

auch nur in Bruchstücken,<br />

die allerschnellste,die Me 209.<br />

Von dieser Messerschmitt Me<br />

209 V1, dem letzten Propeller-<br />

Weltrekordflugzeug, berichtet<br />

dies gründlich recherchierte<br />

und reich bebilderte Buch, das<br />

erste seiner Art. Es beschreibt<br />

die Wunschvorstellungen und<br />

Pläne, die Konstruktion und<br />

den Bau, die Erprobungsflüge,<br />

die entmutigenden Fehlschläge,<br />

und schließlich den<br />

Triumph – buchstäblich in<br />

letzter Sekunde.Viele Gerüchte<br />

und Halbwahrheiten ranken<br />

sich um dieses Flugzeug.<br />

Dank der Mitarbeit kompetenter<br />

Fachleute und erfahrener<br />

Luftfahrthistoriker gelang<br />

es, kaum bekannte Fakten<br />

und Bilder der Vergessenheit<br />

zu entreißen.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Volker A. Behr<br />

Motorbuch Verlag<br />

ISBN 978-3-613033-29-0<br />

232 Seiten, 27 x 23,8 cm<br />

Hardcover<br />

Preis: 29,90 Euro<br />

Vor 80 Jahren steckte der<br />

Luftverkehr noch in den Kinderschuhen.<br />

Umso beeindruckender<br />

die Leistung des Konstrukteurs<br />

Claude Dornier, ein<br />

Flugschiff von den Dimensionen<br />

und Leistungen der Do X<br />

zu entwerfen, zu bauen und<br />

erfolgreich einzusetzen. Unvergessen<br />

in diesem Zusammenhang<br />

ist der zweijährige<br />

»Weltflug« des zwölfmotorigen<br />

Riesen zu Beginn der<br />

30er-Jahre, der das Flugzeug<br />

international berühmt machte.<br />

Mit diesem ersten »Jumbo«<br />

der Luftfahrtgeschichte gelang<br />

Dornier eine flugzeugindustrielle<br />

Großtat. Dieses<br />

Buch ist die Krönung des aktuellen<br />

Forschungsstandes.<br />

Eine Fülle an technischen Daten<br />

und Darstellungen sowie<br />

Bilder der luxuriösen Einrichtung<br />

erwarten den Leser.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Tilman Reuss<br />

(Herausgeber)<br />

Aviatic Verlag<br />

ISBN 978-3-942645-01-0<br />

766 Seiten<br />

Hardcover, 21 x 14,8 cm<br />

Preis: 49,00 Euro<br />

Dokumentation, Information,<br />

Adressen - diese drei Säulen<br />

haben den REUSS - zum<br />

Basismedium der Luft- und<br />

Raumfahrt gemacht.<br />

Die Entwicklung der Luft- und<br />

Raumfahrtprogramme, Berichte<br />

aus den Behörden und<br />

Verbänden, der Forschung<br />

und der Industrie werden ergänzt<br />

durch rechtliche Entwicklungen.<br />

Bestellungen richten Sie bitte an<br />

die jeweiligen Verlage.<br />

32


GEDENKEN<br />

Tradition bewahren besteht nicht aus dem Aufheben der Asche,<br />

sondern aus dem Weitergeben der Flamme.<br />

Ehrentafel<br />

Hellmuth Sturm<br />

02.07.1911 - 06.03.2012<br />

Dr. Hermann Stärke<br />

01.04.1920 - 04.07.2012<br />

Wir gedenken in Ehrfurcht unserer Verstorbenen.<br />

Mitglieder der Ortsgruppe Nürnberg am Grab von Wilhelm Noller<br />

Die Mitglieder der Ortsgruppe Nürnberg-Roth haben es sich nicht nehmen<br />

lassen, noch einmal gemeinsam von unserem verstorbenen Ehrenvorsitzenden<br />

Abschied zu nehmen und ihm am Grab die Ehre zu erweisen. Unser<br />

Mitglied Christian Emmerling hat diesen Akt des Gedenkens mit seiner Kamera<br />

eingefangen. Nachdem wir bereits in der letzten Ausgabe vom Besuch<br />

der Vorstandsdelegation in Nürnberg berichteten und die Delegation auch<br />

das Grab von Wilhelm Noller besuchte, möchten wir allen Beteiligten für die<br />

Form und Würde danken, mit der hier einem verdienten Mitglied gedacht<br />

wurde.<br />

Das vom Ortsverband abgelegte<br />

Blumengebinde mit DLwR Schleife.<br />

33


IMPRESSUM<br />

Zeitschrift für die Luftwaffe in Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft sowie die gesamte Luftfahrt.<br />

Liebe Leser,<br />

DEUTSCHER<br />

<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />

den zeitkritischen Leser unserer Luftwaffen-Revue bitten wir<br />

zu berücksichtigen, daß in authentischer historischer Berichterstattung<br />

die bildliche Darstellung von Hoheitssymbolen<br />

staatlicher Unterdrückung nicht fehlen kann. Das gilt in<br />

gleicher Weise für das Hakenkreuz, Hammer und Sichel, den<br />

Sowjetstern und das DDR-Emblem.<br />

Wir haben uns der historischen Korrektheit verschrieben und<br />

wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung<br />

verstanden wissen.<br />

Die Zurschaustellung solcher Symbole in Museen und Publikationen<br />

regelt der § 86 ff. des Strafgesetzbuches.<br />

Aufgrund der personellen Situation ist die Geschäftsstelle des<br />

DLwR e.V. derzeit telefonisch nicht erreichbar. In dringenden<br />

Fällen kann auf folgende Ansprechstellen zurückgegriffen<br />

werden:<br />

Redaktion Luftwaffen-Revue<br />

• Fax: 02153-911969•<br />

• Email: info@luftwaffenring.de •<br />

• Tel.: 02153-9107969 •<br />

Mitglied werden im<br />

Deutschen Luftwaffenring e.V.<br />

(gegründet 1952)<br />

Tradition & Moderne treffen hier in einer einzigartigen Mischung<br />

aufeinander. Wir würden uns freuen, auch Sie als<br />

Mitglied gewinnen zu dürfen.<br />

Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />

Rheinallee 55, 53173 Bonn,<br />

info@luftwaffenring.de<br />

Mitgliedsanträge und Aboaufträge finden<br />

Sie zum Download im Internet unter<br />

www.luftwaffenring.de<br />

Verbandsorgan des Deutschen<br />

Luftwaffenringes e.V. (gegründet 1952)<br />

Herausgeber:<br />

Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />

Rheinallee 55, 53173 Bonn,<br />

info@luftwaffenring.de<br />

www.Luftwaffenring.de<br />

Redaktion, Layout, Druck & Vertrieb:<br />

NetteVerlag - Hans Peter Killeit<br />

Falltorfeld 21 - 41334 Nettetal<br />

02153-911925 - hans-peter@killeit.de<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Horst Obbelode, Horst Schuh, Thomas Enke, Helmut<br />

Jermer, Andreas Bonstedt, Richard Langner, Eberhard<br />

Schmidt, Peter Ahlers, Waltraud Busch, HPK<br />

Zur Verfügung gestellte Artikel/Bilder:<br />

Presse-Infozentrum der Luftwaffe (PrInfoZLw),<br />

Bundeswehr, Luftwaffenamt, Wikipedia.<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

NetteVerlag - Hans Peter Killeit<br />

Erscheinungsweise:<br />

März - Juni - September - Dezember<br />

Bezugspreis (Schutzgebühr):<br />

30,- Euro jährlich incl. Versandkosten/Inland,<br />

für Ausland zzgl 5,- Euro, im Voraus zahlbar.<br />

Bankverbindungen:<br />

Postbank Hannover<br />

Kontonummer: 5527-305<br />

Bankleitzahl: 250 100 30<br />

IBAN: DE78 2501 0030 0005 5273 05<br />

BIC: PBNKDEFF<br />

Sparkasse KölnBonn<br />

Kontonummer: 23 00 14 31<br />

Bankleitzahl: 370 501 98<br />

IBAN: DE33 3705 0198 0023 0014 31<br />

BIC: COLSDE33<br />

Gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />

des Deutschen Luftwaffenringes e.V. oder der<br />

Redaktion wieder. Abdrucke, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.<br />

Die Redaktion behält sich vor, falls nicht anders vereinbart,<br />

Beiträge zu überarbeiten und auch zu kürzen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos wird keine Gewähr übernommen.


DEUTSCHER <strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V. BONN (DLwR)<br />

Geschäftsstelle: Rheinallee 55 • 53173 Bonn<br />

Bundesvorstand<br />

Bundesvorsitzender<br />

Oberst d.R. Horst Schuh<br />

Stellvertreter des Bundesvorsitzenden<br />

Dr. Klaus-Peter Kobbe<br />

Bundesgeschäftsführer<br />

Hans Peter Killeit<br />

Bundesschatzmeister<br />

Dipl. Ing. Horst Obbelode<br />

Bundessozialreferent<br />

HFw d.R. Karsten Meyerotte,<br />

Untergliederung<br />

Verband Berlin-Brandenburg (DLwR)<br />

Vorsitzender: Peter Heidrich<br />

Pegasusstr. 40, 16321 Bernau<br />

Tel.: 03338 - 766213<br />

peterheidrich@online.de<br />

Verband Bonn (DLwR)<br />

Vorsitzender: Erhard Ziemer<br />

Am Pleiser Wald 49, 53757 St. Augustin<br />

Tel.: 02241 - 335422<br />

Verband Hamburg (DLwR)<br />

Vorsitzender: Jürgen Dierks<br />

Wählingsallee 1, 22459 Hamburg<br />

Tel.: 040 - 5508316<br />

Verband Nürnberg-Roth (DLwR)<br />

Vorsitzender: Rolf Wittmann<br />

Im unteren Grund 16<br />

90453 Nürnberg<br />

Tel.: 0911 - 6324055<br />

Arbeitsgemeinschaften /<br />

Fachgruppen / Traditionsverbände<br />

/ Museen<br />

Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte<br />

Rheinland (DLwR)<br />

Horst Schuh<br />

Konrad-v.-Hochstaden-Str. 22<br />

53881 Euskirchen<br />

Tel.: 02251 - 64632<br />

h-schuh@gmx.de<br />

Förderverein Ehemaliger<br />

Fliegerhorst Venlo e.V.<br />

Geschäftsführer: Bernhard Weiß<br />

info@fliegerhorst-venlo.net<br />

I.P.M.S. Deutschland e.V.<br />

Vorsitzender: Volker Helms<br />

Alte Dorfstr. 26a<br />

19065 Godern<br />

Tel.: 03860 - 8697<br />

Kameradschaft ehem. Transportflieger<br />

Geschäftsführer: Peter Briegel<br />

Akazienstraße 14, 86899 Landsberg<br />

Tel.: 08191 - 46929<br />

Deutsche Lastensegler Luftlande-<br />

Fliegerkameradschaft e.V.<br />

Vorsitzender: Dieter Heckmann<br />

Einsteinstr. 15, 52353 Düren<br />

Telefon / Fax: 02421 - 87960<br />

HeckmannDieter@gmx.de<br />

KG 4 General Wever<br />

Wilhelm Schultze,<br />

Im Winkel 5, 31185 Hoheneggelsen<br />

Telefon: 05129 / 360<br />

LG 1 und KG 6<br />

Karl Geyr<br />

Diezweg 38, 81477 München<br />

Tel./Fax: 089 - 797076<br />

Kampfgeschwader 2<br />

Hartmut Holzapfel<br />

Richard-Wagner-Str. 19, 37269 Eschwege<br />

Tel./Fax: 05651 - 13174<br />

KG 30<br />

Karl Bühler, OTL a.D.<br />

Aribo Str. 11, 83700 Rottach-Egern<br />

Tel.: 08022 - 28445<br />

Kameradschaft des ehemaligen Flak-Rgt.12<br />

Wolfg.-V. Böltzig,<br />

Friedrichstadt<br />

Leipziger Str. 60/10.2, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 - 2082767<br />

Traditionsgemeinschaft JaboG 43 e.V.<br />

Oberstleutnant a.D. Udo Reinsch<br />

Liegnitzer Straße 8, 26215 Wiefelstede<br />

Tel.: 0179 - 6907592<br />

Gemeinschaft der Flieger<br />

Deutscher Streitkräfte e.V.<br />

Geschäftsführer: Oberst a.D. Rolf Chur<br />

Südstr. 66a, 53797 Lohmar<br />

Tel./Fax: 02246-3037375<br />

Freundeskreis der Luftwaffe e.V.<br />

Generalsekretär: GenMaj a.D. Botho<br />

Engelin, im Haus der Luft- und Raumfahrt,<br />

Godesberger Allee 70, 53175 Bonn<br />

Ln-Truppe/Führungsdienste<br />

GenMaj a.D. Siegfried Poschwatta<br />

Hans-Vollmike-Str. 76, 53842 Troisdorf<br />

Bund deutscher Fallschirmjäger e.V.<br />

GF / Bundesleiter: H.J. Oehler<br />

Im Kleinen Feld 19, 76689 Karlsdorf<br />

Tel.: 07251-348120<br />

Ordensgemeinschaft der<br />

Ritterkreuzträger e.V.<br />

GF und Leiter der Sektion Berlin-Brandenburg:<br />

Dipl.-Kfm. Jürgen Heinze<br />

Ottokarstraße 15, 12105 Berlin,<br />

Tel. + Fax: 030 - 75653756<br />

Förderverein Luftwaffenmuseum<br />

der Bundeswehr e.V.<br />

Geschäftsführer: Andreas Bonsted<br />

Postfach 450 222, 12172 Berlin<br />

Telefon 030 - 8110769<br />

Stiftung Butzweilerhof Köln, Gebäude 1<br />

Präsident: Dr. Edgar Mayer<br />

Butzweilerstr. 35-39, 50829 Köln<br />

Tel.: 0221 - 593538<br />

Kameradschaftliche Vereinigung<br />

der Marineflieger (KMF)<br />

Vorsitzender: Kapitän zur See Gert Kiehnle<br />

Timmermannallee 5, 27580 Bremerhaven<br />

Tel.: 0471-9020560,<br />

Chrigeki@t-online.de<br />

Verband der Reservisten der<br />

Deutschen Bundeswehr e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Zeppelinstraße 7A, 53177 Bonn<br />

Tel.: 0228 - 25909-0<br />

Deutsches Technik Museum Berlin<br />

Prof. Dr. Dr. Holger Steinle<br />

Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin<br />

Tel: 030/90 254-118<br />

Luftfahrt- und Technik-<br />

Museumspark Merseburg<br />

Dieter Schönau<br />

Kastanienpromenade 50, 06217 Merseburg<br />

Tel: 03461-525776<br />

Dornier Museum<br />

Claude-Dornier-Platz 1 (Am Flughafen)<br />

88046 Friedrichshafen<br />

www.dorniermuseum.de<br />

Dauerausstellung<br />

Luftzeugamt Kölleda<br />

Vorsitzender Ralf Lemser<br />

Johannisstr. 16, 99625 Kölleda<br />

Tel. 03635-400049<br />

www.luftzeugamt-koelleda.de<br />

Luftfahrthistorische Sammlung<br />

Flugplatz Finow<br />

Vorsitzender: Dr. Peter Kobbe<br />

Biesenthaler Straße<br />

16244 Finowfurt<br />

Tel.: 03335 - 7233<br />

info@luftfahrtmuseum-finowfurt.de<br />

Technikmuseum Hugo Junkers<br />

Geschäftsführer: Gerhard Beeg<br />

Kühnauerstr. 161a, 06846 Dessau<br />

Tel. 0179-5590525<br />

gerhard.beeg@t-online.de<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Irrtümer und Änderungen vorbehalten<br />

Die Verbände werden gebeten, die Angaben auf Richtigkeit zu überprüfen und uns auch künftig Änderungen in der Anschrift bekanntzugeben.<br />

Sollte die Aufnahme einer Telefon-Nummer und/oder E-Mail gewünscht werden, so bitten wir um Mitteilung.


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