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LUFTWAFFEN - Netteverlag

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DEUTSCHER<br />

<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />

<strong>LUFTWAFFEN</strong><br />

REVUE<br />

61. Jahrgang - Nr. 4 - Dezember 2013 - Schutzgebühr 7,50 Euro<br />

A400M<br />

ab 2014 in Wunstorf


BHV Nürnberg<br />

Bericht zur Bundeshauptversammlung in Nürnberg<br />

Am Donnerstag, dem 31.Oktober 2013,<br />

begrüsste der Vorsitzende des Ortsverbandes<br />

Nürnberg, Herr Christian Emmerling,<br />

gegen 18:20 Uhr die angereisten<br />

Mitglieder zur Bundeshauptversammlung.<br />

Zunächst wurden zwei neue Mitglieder mit<br />

Beifall aufgenommen. Anwesend waren 22<br />

Mitglieder und 2 Gäste. Verspätet traf ein<br />

weiterer Kamerad als Mitglied ein, so dass<br />

nunmehr 23 stimmberechtigte Mitglieder<br />

teilnahmen. Der Bundesvorsitzende Oberst<br />

d.R. Horst Schuh begrüsste die Teilnehmer<br />

der Versammlung und stellte die ordnungsund<br />

fristgemäße Einladung fest. Allen, die<br />

im Luftwaffenring bisher aktiv die Vereinsarbeit<br />

gestalteten, sprach Oberst Schuh seinen<br />

besonderen Dank aus. Sodann bat er<br />

die Anwesenden um eine Schweigeminute<br />

zum Gedenken an die verstorbenen Mitglieder<br />

und Freunde der Luftwaffe. Zum Protokollführer<br />

wurde Horst Obbelode einstimmig<br />

gewählt. Als Leiter der Versammlung<br />

wurde Christian Emmerling einstimmig<br />

gewählt. Der Bundesvorsitzende berichtete<br />

über die Tätigkeit des Vereins im Berichtszeitraum<br />

seit der letzten Versammlung im<br />

November 2011. Die tägliche Hauptarbeit<br />

besteht in der Betreuung älterer Kameraden<br />

und deren Familienangehörigen. Dazu<br />

zählt insbesondere der Beistand in Todesfällen<br />

und die Abwicklung von einzelnen Verwaltungsakten.<br />

Als vornehmste Aufgabe<br />

bezeichnet der Luftwaffenring die Aufklärung<br />

von Fliegerschicksalen. Beispielhaft<br />

ist hier die Tätigkeit im Fall des Fliegers<br />

Julius Wienand zu nennen. Die Stadt Isselburg<br />

im Münsterland entdeckte Ende<br />

2012 auf einem Friedhof in einer Grabstätte<br />

einen Zinksarg. Da es sich um die<br />

Familiengruft Wienand handelte, wurden<br />

Nachkommen der inzwischen verzogenen<br />

Familie gesucht. Ein Neffe berichtete vom<br />

Bruder seines Vaters, der im Ersten Weltkrieg<br />

in Belgien gefallen sei. Der Onkel sei<br />

Motorschlosser für Flugzeuge gewesen. Zu<br />

diesem Zeitpunkt kam die Anfrage an den<br />

Deutschen Luftwaffenring. Nach umfangreicher<br />

Aufklärungsarbeit und der Sammlung<br />

von Bild- und Textdokumenten stiftete<br />

der Luftwaffenring für das instand gesetzte<br />

Einzelgrab eine Platte mit Namen und Daten<br />

des Fliegers Julius Wienand. Am 23.Mai<br />

2013 fand eine würdige Zeremonie mit Vertretern<br />

der Stadt, vier Familienangehörigen<br />

und einer Abordnung des Luftwaffenrings<br />

statt. Der Verein widmet sich der wissenschaftlichen<br />

Arbeit zur Geschichte der Militärfliegerei.<br />

Im nächsten Jahr ist es 100 Jahre<br />

her, dass der Erste Weltkrieg begann. Mit<br />

unserer Arbeit soll die Geschichte in Form<br />

2<br />

von Einzelpersonen und deren Schicksalen<br />

dargestellt werden. Es ist die Sichtweise des<br />

kleinen Mannes, der in die historischen<br />

Ereignisse verwickelt war. Dazu forschen<br />

zur Zeit Mitglieder des Vereins in Lazarett-<br />

Büchern des 1.Weltkriegs. Wer hat wo welchen<br />

Dienst getan. Wer hat wann welche<br />

Krankheiten und Verletzungen erlitten. In<br />

welchen persönlichen Beziehungen fanden<br />

die Kriegseinsätze der Beteiligten statt. Zur<br />

Geschichte gehört aber auch die Darstellung<br />

der NVA-Luftstreitkräfte und die Dokumentation<br />

der russischen Luftwaffe auf<br />

deutschem Boden. Nach dem 2.Weltkrieg<br />

haben wir über 60 Jahre Versöhnungsarbeit<br />

mit dem Westen betrieben. Vergleichbare<br />

Aktivitäten in Richtung Osten sind noch<br />

sehr zaghaft. Der Luftwaffenring betrachtet<br />

dies als Zukunftsaufgabe. Der gesamte Vorstand<br />

des Luftwaffenrings engagiert sich in<br />

der Kontaktpflege zu anderen Verbänden<br />

und Vereinen. Als Beispiel ist hier die IdLW,<br />

Interessengemeinschaft der Luftwaffe, und<br />

der Verband der Reservisten der Bundeswehr<br />

zu nennen. Der stellvertretende Vorsitzende<br />

Dr. Peter Kobbe berichtete über die<br />

Zeitzeugenkonferenzen in Finowfurt aus<br />

dem Jahr 2012 zum Thema Atomwaffen<br />

in der NATO und Russland. Im Jahr 2013<br />

berichteten deutsche und russische Piloten<br />

über Luftspionage im Kalten Krieg. Inzwischen<br />

ist ein zweisprachiges Buch entstanden,<br />

das sich mit den Themen befasst. In<br />

der folgenden Diskussion würdigte die Versammlung<br />

die Leistung aller Aktiven des<br />

Vereins, weil dafür nur bescheidene Mittel<br />

zur Verfügung standen und das Engagement<br />

und vielfache Eigenleistung der Mitglieder<br />

das Gesamtbild des Luftwaffenrings<br />

ergeben. In der Tagesordnung folgte der<br />

Bericht des Schatzmeisters Horst Obbelode.<br />

Im Jahr 2012 musste wieder ein Verlust von<br />

5.696 Euro getragen werden. Ursache ist<br />

die Erstellung der Zeitschrift Luftwaffenrevue,<br />

die im laufenden Jahr 2013 und in der<br />

Planung 2014 der einzige Aufwandsposten<br />

sein wird. Alle übrigen Ausgaben des<br />

Vereins sind nur von geringer Bedeutung.<br />

Die Einnahmen bestehen aus den Beiträgen<br />

von aktuell 101 Mitgliedern sowie aus<br />

dem Jahresentgelt von 204 Abonnenten der<br />

Luftwaffenrevue. Anschließend berichtete<br />

der Kassenprüfer Günter Bennewitz über<br />

die von den gewählten Prüfern Waldtraud<br />

Busch und ihm im Januar 2013 durchgeführte<br />

Prüfung. Grundlage der Prüfung<br />

waren die vorgelegten Unterlagen, deren<br />

Prüfung und Klarheit keine Beanstandungen<br />

ergaben. Der Prüfungsbericht ist nach<br />

der Kassenprüfungsordnung des Verbandes<br />

der Reservisten der Deutschen Bundeswehr<br />

erstellt. Damit sind alle satzungs-rechtlichen<br />

Bestimmungen erfüllt. Die Kassenprüfer<br />

empfahlen der Versammlung die<br />

Entlastung des Vorstandes für den Berichtszeitraum.<br />

Christian Emmerling stellte den<br />

Antrag zur Abstimmung. Die Entlastung<br />

wurde ohne Gegenstimme erteilt. Mit jeweils<br />

23 Ja-Stimmen, keiner Gegenstimme<br />

und keiner Enthaltung wurde der Vorstand<br />

gewählt, und zwar Oberst d.R. Horst Schuh<br />

zum Bundesvorsitzenden, Dr. Peter Kobbe<br />

zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden,<br />

Hans Peter Killeit zum Hauptgeschäftsführer<br />

und Horst Obbelode zum Bundesschatzmeister.<br />

Auf die Wahl von Beisitzern<br />

wurde verzichtet, weil die Mitgliederstärke<br />

des Vereins eine weitere Untergliederung<br />

nicht erforderlich macht. Dem Vorschlag<br />

des Bundesvorsitzenden Horst Schuh, dem<br />

Vorstand zu gestatten, zur Erledigung besonderer<br />

Aufgaben geeigneten Mitgliedern<br />

per Zuziehung entsprechende Aufträge zu<br />

erteilen, stimmte die Versammlung ohne<br />

Gegenstimme zu. Als Kassenprüfer der<br />

nächsten Periode 2013 und 2014 wurden<br />

Waltraud Busch und Günter Bennewitz<br />

einstimmig wiedergewählt. Anschließend<br />

stellte der Bundesschatzmeister den Wirtschaftsplan<br />

für das Jahr 2014 vor. Zentraler<br />

Aufwand bleibt die Zeitschrift Luftwaffenrevue,<br />

deren Ausgabe an die Mitglieder<br />

satzungsgemäße Verpflichtung ist. Um das<br />

seit Jahren sich verschärfende Problem der<br />

finanziellen Unterdeckung zu lösen, gibt<br />

es zum einen die Möglichkeit, die Satzung<br />

zu ändern und die Verpflichtung zur Herausgabe<br />

der Zeitschrift zu löschen. Diese<br />

Möglichkeit ist bei allen auf einstimmige<br />

Ablehnung gestoßen. In den vergangenen<br />

2 Jahren hat der Vorstand mehrere Anläufe<br />

unternommen, um die Erstellung der Luftwaffenrevue<br />

durch Verbindung mit anderen<br />

Organisationen und Unternehmen auf<br />

eine wirtschaftlich sichere Basis zu stellen.<br />

Aktuell werden Verhandlungen geführt,<br />

um den vielen anderen militär-historischen<br />

Vereinen und Museen die Luftwaffen-Revue<br />

als Publikationsplattform anzubieten.<br />

Um 19:50 Uhr verabschiedete der Bundesvorsitzende<br />

Horst Schuh mit einem Schlusswort<br />

die anwesenden Mitglieder und Gäste.<br />

Am nächsten Tag fand für die Teilnehmer<br />

der Bundeshauptversammlung eine sehr<br />

interessante Führung im Wehrtechnischen<br />

Museum in Röthenbach statt. Am frühen<br />

Abend wurde eine Dorfbrauerei in der fränkischen<br />

Schweiz besucht. Am Samstag,<br />

dem 2.11.2013, machten sich alle Teilnehmer<br />

der Bundeshauptversammlung auf<br />

den Heimweg.<br />

Bericht: Horst Obbelode


DEUTSCHER<br />

<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />

Verehrte Mitglieder und Freunde des DLwR!<br />

Liebe Kameradinnen und Kameraden!<br />

Die Mitgliederversammlung des DLwR e.V. fand am 31.10.2013 in Nürnberg statt. Ich danke auch an<br />

dieser Stelle dem Vorsitzenden des Ortsverbandes, Christian Emmerling, für die Ausrichtung der Veranstaltung.<br />

Im Schulterschluß mit unserem Schatzmeister, Horst Obbelode, war sie so gut organisiert, dass<br />

sie zügig und gehaltvoll ablaufen konnte. Der alte Bundesvorstand wurde entlastet und durch Neuwahl<br />

im Amt bestätigt (siehe Bericht / Protokoll auf Seite 2).<br />

Wir danken den anwesenden Mitgliedern, die uns einstimmig das Vertrauen ausgesprochen haben. Wir<br />

sind entschlossen, unsere Verbandsarbeit trotz der rückläufigen Mitgliederzahl und der finanziellen Engpässe<br />

fortzusetzen. Dabei gilt unseren Alterskameraden besondere Beachtung und Wertschätzung. Sie zu<br />

betreuen und kommunikativ einzubinden, ist uns eine vorrangige und ehrenvolle Aufgabe. Daher sehen<br />

wir die Luftwaffen-Revue nach wie vor als das wichtigste Mittel an, unsere Mitglieder und Abonnenten zu<br />

informieren und miteinander zu verbinden. Wir im Vorstand sind aufgerufen, das Weiterbestehen unserer<br />

Verbandszeitung mit einem neuen finanziellen Konzept abzusichern. Daran werden vor allem mein Stellvertreter,<br />

Dr. Klaus-Peter Kobbe, und der Bundesgeschäftsführer, Hans Peter Killeit, arbeiten.<br />

Unsere Einbettung in die atlantische Werte- und Verteidigungsgemeinschaft werden wir durch eine Kontaktpflege<br />

mit unseren osteuropäischen Nachbarn gezielt erweitern. In der Aufarbeitung des Kalten Krieges<br />

haben wir schon gute Erfahrungen im Austausch mit ehemaligen Angehörigen der WP-Luftstreitkräfte<br />

und mit russischen Wissenschaftlern gemacht (siehe Bericht ab Seite 14). Diese Arbeit werden wir energisch<br />

fortsetzen. So schauen wir zuversichtlich in die Zukunft. Ich bitte alle Teilnehmer der Mitgliederversammlung,<br />

sich diese optimistische Erwartungshaltung zu eigen zu machen und sie in ihre Ortsverbände zu<br />

tragen.<br />

Glück auf!<br />

Mit kameradschaftlichem Gruß<br />

Horst Schuh - Bundesvorsitzender<br />

In diesem Heft:<br />

Bundeshauptversammlung in Nürnberg 2<br />

Vorwort Horst Schuh, Bundesvorsitzender 3<br />

Strategischer Lufttransporter A400M 4<br />

Interview Testpilot Karl-Heinz Mai 9<br />

Piloten auf dem Prüfstand 10<br />

Sehenswert - Museum Laarbruch 12<br />

Gefährliche Spiele in Finow 14<br />

Interview Alexander Iwanowitsch Cholod 16<br />

Wenn Mütter überraschen 17<br />

Im Tiefflug über die Alpen 18<br />

Die Gothas im Angriff auf London 20<br />

Abwurfmunition im Ersten Weltkrieg 22<br />

Bücher - Vorstellungen 29<br />

Ehrentafel 33<br />

Luftschlacht überm Kamm 33<br />

Service / Impressum 34<br />

Vorstand / Verbundenes 35<br />

Rückseite: Radio Andernach Kalender 36<br />

Foto Cover: Airbus Military<br />

3


LUFTWAFFE<br />

Strategischer Luftransporter Airbus A400M<br />

Ab 2014 werden 40 Maschinen in Wunstorf stationiert<br />

Sein markantes Äußeres macht den A400M unverwechselbar.<br />

Der zukünftige strategische Lufttransporter<br />

der Luftwaffe: der A400M Atlas.<br />

Seit März ist das Flugzeug von der<br />

europäischen Luftfahrtbehörde EASA<br />

zugelassen. Antrittsbesuch beim Lufttransportgeschwader<br />

62 in Wunstorf,<br />

wo die 40 deutschen Flugzeuge ab<br />

2014 stationiert werden.<br />

Es wird gebohrt, gehämmert und geklopft<br />

in der Halle 400 bei Airbus am Bremer<br />

Flughafen. Auf einer Fläche von anderthalb<br />

Fußballfeldern entsteht der Mittelrumpf<br />

des Transportflugzeugs A400M.<br />

„Integration“ heißt das im Fachsprech,<br />

denn es geht um weit mehr als nur das<br />

Verbinden einzelner Bauelemente.<br />

Es ist ein Ort der Superlative: 450 Mitarbeiter<br />

bauen 124.000 Geräte und Teile zu<br />

dem zusammen, was später einmal der<br />

Hauptteil des Flugzeuges werden wird.<br />

Legte man allein die 22.000 Einzelkabel<br />

hintereinander, deckten sie ein Drittel<br />

der Wegstrecke zum Mond ab. Grün<br />

schimmern die großen Rumpfhülsen<br />

zwischen Gerüsten hervor. Sie sind mit<br />

Antikorrosionsfarbe lackiert.<br />

„60 Prozent des A400M entstehen in<br />

Deutschland“, erklärt Fertigungsleiter<br />

Jörg Werner. Der Ingenieur führt an den<br />

einzelnen Arbeitsstationen entlang. Vor<br />

uns in der Station 800 steht das Flugzeug<br />

mit der Seriennummer MSN 14. Abnehmer<br />

ist die französische Luftwaffe.<br />

Im ersten Schritt entsteht die Rumpfstruktur.<br />

Die Oberschale kommt aus<br />

Nordenham, die Unterschale aus Augsburg<br />

und die Seitenschalen aus dem südafrikanischen<br />

Johannesburg.<br />

Fertigung mit höchsten Ansprüchen<br />

Hier auf der einen Hallenseite wächst in<br />

vier Stationen zusammen, was zusammengehört.<br />

Ein Vorgang mit höchsten<br />

Ansprüchen. „Für jeden Tag definiert ein<br />

Fertigungsteam seine Ziele“, sagt Werner.<br />

Und wenn Fehler passieren „Dann<br />

reden wir darüber. Und tun alles, dass sie<br />

nicht wieder vorkommen.“ Beispiel: Ein<br />

Mitarbeiter bohrt ein zu kleines Loch –<br />

nicht so schlimm.<br />

Aber wenn er es zu groß bohrt „Das ist<br />

schlecht. Kann aber jetzt fast nicht mehr<br />

passieren“, erklärt der Diplom-Ingenieur<br />

für Produktionstechnik. Denn die Bohrer,<br />

ihre Behälter und die Löcher im Bauplan<br />

sind farblich codiert. Rotes Loch – roter<br />

Bohrer – aus einer roten Schachtel. Ein<br />

einfaches System, das Zeit und viel Geld<br />

2014 soll die Luftwaffe der Bundeswehr den A400M erhalten.<br />

4


LUFTWAFFE<br />

Acht Wiesel, ein NH90 oder zwei Tiger-<br />

Kampfhubschrauber finden Platz im A400M.<br />

spart, erdacht von den Mitarbeitern.<br />

Auf der gegenüberliegenden Seite werden<br />

die Rümpfe zuerst ausgestattet,<br />

dann ausgerüstet. MSN 11, ebenfalls<br />

für die französische Luftwaffe bestimmt,<br />

steht kurz vor dem Abtransport nach<br />

Sevilla zur Endmontage. Dazu wird der<br />

riesige Rumpf in den Airbustransporter<br />

Beluga geladen und nach Spanien geflogen.<br />

Dort werden dann Tragflächen,<br />

Triebwerke und Propeller, Cockpit, Leitwerk<br />

und Fahrwerk angebracht und das<br />

Flugzeug vervollständigt, MSN 11 soll<br />

Ende des Jahres erstmals fliegen.<br />

Größer, weiter, leiser<br />

Fliegerhorst Köln-Wahn. Vor den Hangars<br />

der Flugbereitschaft steht der A400M<br />

Atlas, er ist klar zum Start. Erst jetzt werden<br />

die Dimensionen des strategischen<br />

Transporters richtig klar: 45 Meter lang,<br />

eine Spannweite von 42 Metern und nahezu<br />

15 Meter hoch, an den Turbinentriebwerken<br />

vier riesige, achtblättrige,<br />

sichelförmige Luftschrauben. Die Rampe<br />

am Heck ist schon zugefahren, über die<br />

Treppe erreicht man den Laderaum. Der<br />

grau lackierte Riese ist fast ein Drittel<br />

länger als die C-160 Transall, die hinter<br />

ihm parkt.<br />

Nach kurzer Rollstrecke erreichen wir die<br />

Startbahn 32 L und heben nach wenigen<br />

hundert Metern ab. Unser Ziel: das Lufttransportgeschwader<br />

62 in Wunstorf bei<br />

Hannover. An Bord sind Bundeswehrangehörige<br />

und Vertreter des Herstellers.<br />

Man sitzt bequem in den Schalensitzen<br />

an den Längsseiten und in der Mitte, das<br />

Umgebungsgeräusch ist deutlich niedriger<br />

als in der Transall. Das liegt auch<br />

daran, dass die Kohlefaserluftschrauben<br />

nicht mal 1.000 Umdrehungen in der<br />

Minute machen. In Deutschland dürfte<br />

das vor allem Anwohner von Flughäfen<br />

freuen, die der A400M anfliegen wird.<br />

Der Laderaum ist rund 3,85 Meter hoch,<br />

vier Meter breit, dabei knapp 18 Meter<br />

lang. Wenn die Mittelsitze ausgebaut<br />

sind, finden hier sechs Landrover Platz.<br />

Wahlweise auch acht Waffenträger vom<br />

Typ Wiesel oder ein leichter Transporthubschrauber<br />

NH-90 beziehungsweise<br />

zwei Tiger-Kampfhubschrauber. Sogar<br />

die CH-53 oder ihre große Schwester, die<br />

Chinook, passen rein. Bis zu 37 Tonnen<br />

Fracht transportiert das Flugzeug mit<br />

knapp 800 Kilometern in der Stunde über<br />

lange Strecken – und kann dann am Ziel<br />

auf kurzen, unbefestigten Pisten landen.<br />

Mit 30 Tonnen im Laderaum fliegt der<br />

A400M rund 4.500 Kilometer. Zum Vergleich:<br />

Die Transall schafft mit der halben<br />

Ladung nur ein Drittel des Weges.<br />

Schöne, neue Technikwelt<br />

„Alle Fracht, die auf LKW transportiert<br />

wird, kann nahtlos in den A400M eingeladen<br />

werden, ohne dass man sie umpacken<br />

muss“, erklärt Norbert Kolvenbach<br />

von Airbus Military. „Damit schließen<br />

wir eine logistische Lücke.“ Möglich<br />

macht es das Frachtladesystem – eine<br />

ausgeklügelte Anordnung von Rollen,<br />

Riegeln und Ösen, die im flachen Boden<br />

des Laderaums integriert sind und mit<br />

wenigen Handgriffen ausgeklappt werden<br />

können.<br />

Am Bugende neben der Treppe zum<br />

Cockpit befindet sich die Workstation<br />

des Ladungsmeisters mit einem großen<br />

Flachbildschirm. Über seinen Computer<br />

ist er mit dem Flight Management System<br />

und den Navigationssystemen im<br />

Cockpit verbunden. „So kann er nicht<br />

nur seine Schwerpunktberechnung direkt<br />

ins System einspeisen, sondern auch<br />

bestimmen, wo er in der Luft die Ladung<br />

absetzen muss, damit sie ihr Ziel am Boden<br />

punktgenau erreicht“, sagt Ex-Tornado-Pilot<br />

Kolvenbach.<br />

5


LUFTWAFFE<br />

Im Cockpit sitzen die beiden Airbus-Testpiloten<br />

Karl-Heinz Mai und Dietrich Flade.<br />

Gesteuert wird das Flugzeug wie zivile<br />

Airbusmuster mit einem Sidestick, der<br />

seitlich an der Cockpitwand angebracht<br />

ist. Das Panel mit seinen acht großen<br />

Hochformatbildschirmen sieht fast aus<br />

wie das eines Airliners. Mit einem Blick<br />

scannt Mai Fluglage, Höhe, Geschwindigkeit<br />

und Triebwerksparameter. Auf<br />

Augenhöhe vor der Frontscheibe sind die<br />

Flugdaten noch einmal in einen transparenten<br />

Bildschirm eingespiegelt. „Er unterstützt<br />

den Piloten, soweit es geht, wobei<br />

der Pilot sich mehr auf Avionikarbeit<br />

konzentrieren muss“, sagt Mai. „Und das<br />

klappt mit dieser Maschine echt wunderbar.“<br />

Quelle / Fotos:<br />

Airbus / Luftwaffe.de / Stefan Bitterle<br />

Ähnliche Technik wie im A380<br />

gibt es auch im militärischen<br />

Cockpit.<br />

Bevor ein Airbus abhebt<br />

Die fliegerische Erprobung fängt heute in einem Entwicklungssimulator an.<br />

Testpilot – das klingt nach Abenteuer<br />

in fliegenden Kisten, die gelegentlich<br />

mal abschmieren. Das war einmal.<br />

Dank Simulatoren und Computermodellen<br />

sieht die Wirklichkeit heute<br />

anders aus. Karl-Heinz Mai gehört zur<br />

Top-Tester-Gruppe der europäischen<br />

Luftfahrt. Er war einer der ersten, die<br />

die neue A400M flogen.<br />

Testpiloten verbringen mehr Zeit am<br />

Boden als in der Luft. Bereits vor den<br />

eigentlichen Testflügen nehmen sie an<br />

der Entwicklung neuer Modelle teil und<br />

erfliegen diese unzählige Male im Simulator.<br />

Hinzu kommen Design- und Verfahrensbesprechungen<br />

sowie zahllose Meetings<br />

mit den Entwicklern.<br />

6<br />

„Neben der fliegerischen Erprobung sind<br />

Testpiloten an der Entwicklung der Testprogramme,<br />

der Dokumentation sowie<br />

der Auswertung der einzelnen Tests beteiligt“,<br />

sagt Karl-Heinz Mai (53), Testpilot<br />

bei „Airbus“. „Wir sind die ersten<br />

Bediener, wir verstehen die Ingenieure<br />

und versuchen, ihnen unsere Bedürfnisse<br />

und damit die der späteren Nutzer zu<br />

vermitteln.“<br />

Die fliegerische Erprobung fängt heute<br />

nicht mehr mit einem Prototyp an, sondern<br />

in einem Entwicklungssimulator.<br />

„Dieser simuliert das am Computer errechnete<br />

Flugverhalten, und der Testpilot<br />

muss entscheiden, ob der Flieger mit<br />

den Parametern in der Realität zu fliegen<br />

und zu bedienen wäre“, erläutert Mai. Er<br />

testet unter anderem das Transportflugzeug<br />

A400M.<br />

Simulierter Erstflug<br />

mit dem „Iron Bird“<br />

Als das erste Entwicklungsflugzeug im<br />

spanischen Sevilla endmontiert und am<br />

12. November 2009 der Testorganisation<br />

offiziell übergeben wurde, blieb dieses<br />

erstmal am Boden. Die elektrischen Systeme<br />

wurden versuchsweise hochgefahren<br />

und anschließend ausführlich getestet.<br />

Irgendwann ließen die Ingenieure die<br />

Triebwerke an, checkten deren gesamten<br />

Leistungsbereich durch. Zu diesem Zeitpunkt<br />

hatte sich der Flieger aus eigener<br />

Kraft noch keinen Meter bewegt.


LUFTWAFFE<br />

Die „Grizzlys“ werden in Sevilla montiert - Montage eines Test-Airbus in einem Hangar.<br />

Die nächste Phase begann für die A400M<br />

am 24. November 2009 mit langsamen<br />

Rolltests, die sich bis zu Startabbruchversuchen<br />

bei hoher Geschwindigkeit steigerten.<br />

Erst als das alles erfolgreich abgeschlossen<br />

war, kam es am 11. Dezember<br />

zum lang erwarteten, rund vierstündigen<br />

Erstflug. Die Testpiloten hatten das Flugzeug<br />

zuvor jedoch bereits unzählige Male<br />

in kritischen Situationen „geflogen“ – im<br />

Simulator.<br />

„Dessen Cockpit entspricht dem Original.<br />

Auch das berechnete und simulierte<br />

Flugverhalten kommt der Realität sehr<br />

nahe“, erläutert Mai. Deshalb werden<br />

alle Tests von Notsituationen, wie Triebwerksausfälle,<br />

immer erst simuliert. „Wir<br />

müssen möglichst auf alles vorbereitet<br />

sein, denn wir können uns Unfälle während<br />

der Flugerprobung nicht leisten.“<br />

Bevor sich das neue Flugzeug schließlich<br />

zum ersten Mal in die Lüfte erhebt, findet<br />

sogar ein aufwendig simulierter Erstflug<br />

mit einem sogenannten „Iron Bird“ statt.<br />

Dafür werden die Computer sowie die<br />

elektrischen und hydraulischen Systeme<br />

des Flugzeuges in Laboren aufgebaut.<br />

Letztere werden von den Testpiloten im<br />

Simulator über die Flugzeugcomputer<br />

real angesteuert und bewegt. Dabei sind<br />

die Systeme echten, mechanischen Gegendrücken<br />

ausgesetzt, wie sie im Flug<br />

entstünden.<br />

War der Erstflug erfolgreich, geht es in<br />

der eigentlichen Testflugphase unter anderem<br />

um das Erfliegen der Grenzbereiche,<br />

also etwa Mindest- und Maximalgeschwindigkeiten.<br />

Außerdem ermitteln<br />

und erproben die Teams maximale Abflug-<br />

und Landegewichte, entwickeln<br />

Notverfahren bei Ausfällen von Komponenten<br />

sowie effiziente Methoden der<br />

Bedienung.<br />

Ebenso untersuchen sie Gefahren in<br />

ungewöhnlichen Flugzuständen, wie<br />

Strömungsabriss oder Flug bei extremer<br />

Vereisung. Dazu war das zweite und dritte<br />

Exemplar der A400M-Testflotte, die<br />

inzwischen auf den Namen „Grizzly“<br />

getauft worden waren, Anfang Februar<br />

2011 für vier Tage im nordschwedischen<br />

Kiruna, wo Temperaturen von bis zu minus<br />

35 Grad Celsius herrschten. Dank<br />

der Berechnungen der Ingenieure und<br />

der Simulationen wissen die Testpiloten<br />

meist genau, was sie während dieser Flüge<br />

erwartet.<br />

Keine 100-prozentige Sicherheit<br />

Doch selbst viele Jahrzehnte nach den<br />

ersten Flugpionieren bleibt immer noch<br />

ein gewisses Restrisiko. Nicht alles lässt<br />

sich mit 100-prozentiger Sicherheit simulieren.<br />

Zudem fehlen bei Neuentwicklungen<br />

reale Erfahrungen und entsprechende<br />

Handbücher. „Wir haben durch unser<br />

Training und unsere jahrelange Erfahrung<br />

gelernt, uns schnell auf ein völlig<br />

neues System einzustellen und Unregelmäßigkeiten<br />

zu erkennen“, sagt Mai.<br />

Wie in der Autoentwicklung – nur noch<br />

viel restriktiver – gibt es in der Flugzeugentwicklung<br />

detaillierte, sehr strenge<br />

und allgemein gültige Bau- und Zulassungsvorschriften.<br />

Deren Vorgaben werden<br />

während der Erprobung überprüft.<br />

Mögliche Gefahren erkennen<br />

Vor dem Erstflug haben die Testpiloten zahlreiche Testflüge simuliert.<br />

7


LUFTWAFFE<br />

Bevor der Airbus zum ersten Mal abhebt, muss er zahlreiche Bodentests durchlaufen.<br />

Obendrein muss ein Militärflugzeug<br />

noch für seine im Vertrag spezifisch festgelegten<br />

militärischen Aufgaben qualifiziert<br />

werden.<br />

So wird bei der A400M etwa das Absetzen<br />

von Fallschirmjägern und Lasten aus<br />

der Luft, das eigene Auftanken sowie das<br />

Betanken anderer Luftfahrzeuge im Flug<br />

erprobt. Die erste „trockene“ Versuchsserie<br />

startete im Februar 2011 vom französischen<br />

Toulouse aus. Ein Tanker der britischen<br />

Royal Air Force vom Typ Vickers<br />

VC10 unterstützte Airbus Military dabei.<br />

8<br />

25.000 simulierte Flüge in<br />

anderthalb Jahren<br />

Nach mit Wasser gefüllten Ballons waren<br />

bereits Anfang November 2010 die<br />

ersten Fallschirmspringer sowie spezielle<br />

Testdummies über dem französischen<br />

Übungsgebiet Fonsorbes nahe Toulouse<br />

abgesetzt worden. Für die Tests von Landungen<br />

auf unvorbereiteten Pisten präparierten<br />

die Entwickler eine Landebahn<br />

mit einem speziellen Kalksteinbelag.<br />

Dieser weiße Kies streifte bei dem Startversuch<br />

das Flugzeug. Die Tester konnten<br />

durch Abzeichnungen auf Folien am<br />

Rumpf erkennen, wohin die Luftströmungen<br />

im Ernstfall Staub und Teilchen<br />

wirbeln würden. Im Januar 2011 begann<br />

im sächsischen Dresden zudem eine<br />

ganz spezielle Erprobung: Eine Testflugzeugzelle<br />

wurde dort zunächst vier Wochen<br />

lang rund um die Uhr unter Druck<br />

gesetzt, um so 160 Flüge täglich zu simulieren.<br />

Die ersten 1.665 dieser Flüge sind für die<br />

Typenzertifizierung durch die European<br />

Aviation Safety Agency (EASA), die ihren<br />

Sitz in Köln hat, vorgeschrieben. Insgesamt<br />

sollen im Verlauf der kommenden<br />

rund anderthalb Jahre 25.000 Flüge simuliert<br />

werden, was etwa dem Zweieinhalbfachen<br />

der vorgesehenen Lebensdauer<br />

der A400M entspricht.<br />

Hilfsmittel<br />

Bei bestimmten Flugmanövern wurde<br />

für Notfälle ein zusätzlicher Treibsatz<br />

im Heck installiert. Mithilfe künstlicher<br />

Präzisionsarbeit an der A400M<br />

Eisansatzformen wird im Flug die Luftströmung<br />

am Flügel unter Vereisungsbedingungen<br />

simuliert. Für extreme<br />

Startversuche wird eine Schutzvorrichtung<br />

(Tailbumper, deutsch: Heckpuffer)<br />

unter dem Heck angebracht, um<br />

beim Aufsetzen des Rumpfhinterteils<br />

Beschädigungen zu vermeiden. Zur Kalibrierung<br />

der Luftdatenanlage wird eine<br />

Kalibrierungssonde an einem 50 bis 70<br />

Meter langen Schlauch im Flug aus dem<br />

oberen Seitenleitwerk herausgespult und<br />

von der Luftströmung gezogen.<br />

Schutz<br />

Bei kritischen Versuchen wie beispielsweise<br />

Strukturflatterflügen tragen die<br />

Piloten einen Helm und einen Rettungsschirm.<br />

Belastung<br />

Es ist Teil der Zulassungsvorschriften,<br />

dass die Betriebsgrenzen erflogen und<br />

die Sicherheit innerhalb dieser Grenzen<br />

durch Flugversuche nachgewiesen werden<br />

muss. Aber der risikolose Ablauf<br />

muss auch über die Grenzen hinaus erflogen<br />

und im Flug nachgewiesen werden.<br />

So muss zum Beispiel die Strukturfestigkeit<br />

bis zirka zehn Prozent über<br />

der maximalen Fluggeschwindigkeit gewährleistet<br />

sein.<br />

Quellen/Fotos:<br />

Airbus Military, Luftwaffe.de


LUFTWAFFE<br />

»Das Abheben bei meinem Erstflug mit der A400M war überwältigend.«<br />

Das kann man schlecht quantifizieren, aber<br />

es sind sehr viele und das gilt nicht nur für<br />

die A400M. Gerade bei derartigen Neuentwicklungen<br />

kann man auf diese Weise gefahrlos<br />

und kostengünstiger das Flugverhalten<br />

testen und so die Effizienz und Sicherheit<br />

der Flugerprobung insgesamt erhöhen. Das<br />

gleiche gilt aber auch bei bereits existierenden<br />

Flugzeugmustern, wenn man deren<br />

Flugsicherheit und Flugbereich überprüfen<br />

oder erweitern will, etwa bei der Maximalund<br />

Minimalgeschwindigkeit oder besonders<br />

anspruchsvollen Flugmanövern.<br />

Sind Testpiloten immer nur an einem<br />

Entwicklungsprogramm beteiligt, da bis<br />

zum Erstflug ja oft Jahre vergehen können<br />

Nein, besonders in der Entwicklungsphase<br />

vor der eigentlichen Flugerprobung müssen<br />

wir auch andere Flugerprobungsaufgaben<br />

übernehmen. Das ist allein schon deshalb<br />

notwendig, damit wir unsere fliegerische<br />

Expertise erhalten. Allerdings konzentrieren<br />

wir uns insgesamt sehr wohl immer auf ein<br />

Hauptprogramm, sei es die A330 MRTT oder<br />

A400M, beziehungsweise eines der zivilen<br />

Projekte.<br />

Fliegen Sie auch privat<br />

Karl-Heinz Mai (53) gehört zum achtköpfigen<br />

Kernteam der Testpiloten,<br />

die die A400M auf Herz und Nieren<br />

prüfen. Seine fliegerische Ausbildung<br />

absolvierte der ehemalige Berufssoldat<br />

Anfang der 80er Jahre bei der Bundeswehr.<br />

Nach seinem Studium der Luftund<br />

Raumfahrttechnik flog er dort<br />

zunächst auf der F-4F Phantom. 1990<br />

erhielt Mai eine einjährige Spezialausbildung<br />

an der britischen Empire Test<br />

Pilots’ School und wechselte als Testpilot<br />

an die WTD 61 (Wehrtechnische<br />

Dienststelle für Luftfahrzeuge). Heute<br />

arbeitet er als einer von rund 40 Testpiloten<br />

beim europäischen Luftfahrtkonzern<br />

EADS/AIRBUS. Vor der A400M<br />

war er bereits an der Erprobung des<br />

Eurofighters, der A310 MRTT und der<br />

A330 MRTT beteiligt.<br />

Das Interwiev<br />

Wie würden Sie Ihren Beruf in einem<br />

Satz zusammenfassen<br />

Eine abwechslungsreiche und herausfordernde<br />

Passion, die darauf ausgerichtet ist,<br />

dass Flugzeuge und deren Subsysteme flugtauglich<br />

und sicher, gut zu bedienen und<br />

ihren künftigen Anforderungen stets voll gewachsen<br />

sind.<br />

Teil dieser Passion ist sicherlich auch<br />

immer der Jungfernflug mit einem neuen<br />

Flugzeugtyp<br />

Ja, die Besonderheit liegt einfach darin,<br />

nach langer Vorarbeit ein neues Flugzeugmodell<br />

als der Allererste oder wenigstens<br />

als einer der Allerersten fliegen zu können.<br />

Auch wenn ich beim Erstflug der A400M<br />

beispielsweise selbst noch nicht mit an Bord<br />

war, war das Abheben bei meinem persönlichen<br />

Erstflug mit dieser Maschine später<br />

trotzdem wieder ein überwältigendes Erlebnis<br />

für mich. Insbesondere weil ich mich mit<br />

der A400M schon jahrelang im Rahmen der<br />

Entwicklung und Bodentests beschäftigt hatte<br />

und das Flugzeug bereits zahlreiche Male<br />

im Simulator geflogen bin.<br />

Wie viele Stunden im Simulator kommen<br />

bei einem Testpiloten auf eine reale<br />

Flugstunde<br />

Ja, soweit es die Zeit erlaubt, mache ich leidenschaftlich<br />

gerne Segelflug. Das ist die<br />

Urform des menschlichen Fluges und auch<br />

meine persönlich erste und immer noch heiß<br />

geliebte Form des Fliegens. Ab und zu fliege<br />

ich auch mal mit einem kleinen einmotorigen<br />

Sportflugzeug. Wie bei meinen meisten<br />

Kollegen kann man deshalb auch bei mir<br />

sagen, dass das Fliegen schon mehr als ein<br />

Beruf ist. Es ist eine Passion!<br />

Welche Flugzeugtypen sind Sie in Ihrem<br />

bisherigen Pilotenleben am liebsten geflogen<br />

Neben den Segelflugzeugen habe ich drei<br />

Favoriten: An erster Stelle steht da natürlich<br />

die F-4F Phantom, schon weil es mein erstes<br />

und das von mir meist geflogene Einsatzmuster<br />

gewesen ist. Genauso gerne habe ich<br />

den Eurofighter geflogen, weil er von seiner<br />

Leistung her der beeindruckendste und rein<br />

fliegerisch am besten gelungene Singleseat-<br />

Fighter ist, den ich kenne.<br />

Schließlich bin ich aber auch von meiner<br />

heutigen Arbeit mit der A400 begeistert,<br />

weil sie in der Klasse der Transportflugzeuge<br />

über 100 Tonnen Fluggewicht völlig neue<br />

Maßstäbe in puncto Flugleistung und -eigenschaften<br />

setzt.<br />

Was war in Ihrer Zeit als Testpilot die<br />

bisher kritischste Situation<br />

Die Autofahrt von zuhause zum Flugplatz.<br />

Quelle/Foto Luftwaffe.de, AGMPress<br />

9


LUFTWAFFE<br />

Piloten auf dem Prüfstand<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin und der Fliegerärztliche Dienst der Luftwaffe<br />

natürliche Anlage mitbringen, sondern<br />

man muss in theoretischer und praktischer<br />

fliegerischer Ausbildung auch das<br />

enorme Lernpensum bewältigen können<br />

– Ausbildungsfähigkeit, „Trainability“<br />

nennt man das.<br />

Stichwort „körperliche Fliegertauglichkeit“<br />

Auch in neuen Strukturen braucht die<br />

Luftwaffe Pilotinnen und Piloten, die<br />

zu Höchstleistungen fähig sind. Das<br />

zum 01.10.2013 neu gebildete Zentrum<br />

für Luft- und Raumfahrtmedizin<br />

und der Fliegerärztliche Dienst der<br />

Luftwaffe unterstützen die Luftwaffe<br />

dabei, diese Menschen auszuwählen,<br />

für spezielle Aspekte ihrer Aufgabe<br />

auszubilden und ihre Leistungsfähigkeit<br />

langfristig auf hohem Niveau zu<br />

halten.<br />

Dabei ist es zunächst einmal der Auftrag<br />

des Zentrums für Luft- und Raumfahrtmedizin<br />

der Luftwaffe, aus den vielen<br />

Bewerberinnen und Bewerbern die für<br />

den Beruf eines Militärpiloten am besten<br />

geeigneten auszuwählen.<br />

Was macht diese Eignung zum<br />

Luftfahrzeugführer aus<br />

Grundlage ist sicher eine gute allgemeine<br />

Intelligenz, daneben Konzentrationsund<br />

Merkfähigkeit. Spezieller auf das<br />

Fliegen bezogen muss aber natürlich<br />

auch das räumliche Vorstellungsvermögen<br />

gut ausgeprägt sein, denn beim<br />

Fliegen bewegt man sich in der dritten<br />

Dimension. Da ständig eine Vielzahl<br />

von Faktoren – Lage im Raum, Triebwerksleistung,<br />

Höhe, Geschwindigkeit<br />

und Richtung, um nur die wichtigsten zu<br />

nennen – zu beachten sind, ist von herausragender<br />

Bedeutung, seine Aufmerksamkeit<br />

auf mehrere Einflussgrößen verteilen<br />

zu können. Statt sich zu sehr auf<br />

eine Größe zu konzentrieren und dabei<br />

die anderen aus dem Auge zu verlieren,<br />

muss man seine Aufmerksamkeit wandern<br />

lassen können. Moderne Glascockpits<br />

bieten in ihrem Innern faszinierende<br />

Informationsangebote. Trotzdem sollte<br />

sich der Blick auch immer wieder nach<br />

draußen, in den realen Luftraum richten.<br />

Auch reicht es natürlich nicht, alles<br />

allein im Kopf zu bewältigen, man muss<br />

es auch in Handlungen umsetzen können.<br />

„Psychomotorische Fähigkeiten“<br />

sind also gefragt. Und schließlich soll<br />

man nicht nur all diese Fähigkeiten als<br />

Eignungsfeststellung der Bewerber<br />

Zwischen Theorie und Praxis<br />

All das wird in der Fachgruppe flugpsychologische<br />

Auswahl und Eignungsfeststellung<br />

in der Abteilung II des Zentrums<br />

mittels computergestützter Auswahlverfahren<br />

geprüft. Flugsimulatoren<br />

ermöglichen es, sehr realitätsnahe Arbeitsproben<br />

am Arbeitsplatz Cockpit zu<br />

absolvieren. Aber nicht nur das eigentliche<br />

Fliegen wird simuliert. In einer einwöchigen<br />

Simulation wird der gesamte<br />

Ablauf der fliegerischen Grundausbildung<br />

nachgebildet. Auf Theorieunterrichte<br />

folgen Prüfungen, es herrscht Zeitund<br />

Erfolgsdruck, fliegerische „Missions“<br />

steigender Schwierigkeit müssen unter<br />

der Anleitung erfahrener Fluglehrer vorbereitet<br />

und intensiv trainiert werden,<br />

bevor man sein Können dann in einem<br />

Checkflug beweist.<br />

10<br />

Der Pilot schnallt sich in seinem Eurofighter an.<br />

Aber auch die Messlatte für die körperliche<br />

Fliegertauglichkeit gilt es zu überspringen,<br />

bevor man als angehender<br />

Militärpilot in die Bundeswehr eingestellt<br />

werden kann. In der Fachgruppe<br />

„Klinische Flugmedizin“ der Fachabteilung<br />

II werden die Bewerberinnen und<br />

Bewerber nicht nur „auf Herz und Nie-


LUFTWAFFE<br />

ren“ untersucht. Auch gutes Seh- und<br />

Hörvermögen, ein gut funktionierendes<br />

Nervensystem und einen belastungsfähigen<br />

Rücken gilt es nachzuweisen.<br />

Fachärzte der Inneren Medizin, Augenheilkunde,<br />

Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,<br />

Orthopädie, Neurologie und Psychiatrie<br />

mit ihrem qualifizierten Assistenzpersonal<br />

gehören ebenso zum Begutachtungsteam<br />

wie die Spezialisten für Labor<br />

und Bildgebung mittels Magnet-Resonanz-Tomographie.<br />

Dieses flugmedizinische<br />

Begutachtungszentrum sieht die<br />

Luftfahrzeugführerinnen und Luftfahrzeugführer<br />

der Bundeswehr jedoch nicht<br />

nur einmalig im Status „Bewerber“: Alle<br />

3 Jahre – ab dem 41. Lebensjahr sogar<br />

jährlich aufs Neue – müssen sie erneut<br />

im Begutachtungszentrum ihre „Wehrfliegerverwendungsfähigkeit“<br />

nachweisen.<br />

Alltag in der dritten Dimension<br />

Und was ist, wenn ein Pilot oder eine Pilotin<br />

einen Unfall mit bleibenden Folgen<br />

erlitten hat, oder im Laufe des Fliegerlebens<br />

eine chronische Gesundheitsstörung<br />

wie beispielsweise Bluthochdruck<br />

entwickelt Kann er oder sie dann trotzdem<br />

weiter fliegen Oder geht das vielleicht<br />

nur mit Einschränkungen oder<br />

Auflagen Die Beantwortung solcher<br />

Fragen gehört mit zu den wichtigsten<br />

Aufgaben des Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrtmedizin der Luftwaffe.<br />

Fliegen und ganz speziell militärisches<br />

Fliegen bedeutet, sich Umweltbedingungen<br />

auszusetzen, die sich vom normalen<br />

Alltagsleben doch ganz erheblich unterscheiden.<br />

Unterdruck und verminderter<br />

Sauerstoffgehalt in der Höhe, die Schwierigkeiten,<br />

sich bei schlechter Sicht, bei<br />

Nacht oder bei komplexen Manövern<br />

zu orientieren, und die – vor allem bei<br />

Kampfflugzeugen wirkenden – Beschleunigungskräfte<br />

führen Menschen an die<br />

Grenzen ihrer Leistungs- und Belastungsfähigkeit.<br />

Sie brauchen daher Unterstützung<br />

durch Schutzausrüstungen –<br />

Der Arbeitsplatz eines Global 5000 Piloten<br />

Sauerstoffanlagen, Schutzanzüge gegen<br />

Beschleunigungswirkungen, Nachtsehhilfen,<br />

Instrumente, die bei der Orientierung<br />

im Raum helfen. Sie brauchen aber<br />

auch spezielles Training. Theorie und<br />

Praxis der „Flugphysiologie“ wird den<br />

fliegenden Besatzungen der Bundeswehr<br />

durch die gleichnamige Fachgruppe in<br />

der Fachabteilung I des Zentrums für<br />

Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe<br />

vermittelt.<br />

Quelle: Luftwaffe.de<br />

Bilder: Ingo Bicker / Astrid Balzer / Alexander<br />

Bräutigam / PIZ MeS<br />

Eine Transall C-160D startet in Mazar-e-Sharif.<br />

11


SEHENSWERT<br />

Royal Air Force (RAF) Laarbruch<br />

Sehenswert - mit Peter Ahlers unterwegs<br />

Zur Zeit des Kalten Krieges entschieden<br />

sich die NATO-Staaten, Westdeutschland<br />

und besonders das Rheinland zum „unsinkbaren<br />

Flugzeugträger“ auszubauen.<br />

Die Royal Air Force übernahm den Aufbau<br />

der militärischen Infrastruktur im<br />

nördlichen Rheinland. Zahlreiche militärische<br />

Fliegerhorste wurden errichtet,<br />

darunter RAF Wildenrath, RAF Brüggen<br />

und RAF Geilenkirchen. Im Jahre 1953<br />

begann der Bau des Flugplatzes RAF<br />

Laarbruch. Dort gab es schon vor dem<br />

Krieg einen Flugplatz für Segelflieger.<br />

Aufgelassene Kasernen aus der Zeit<br />

des Kalten Krieges haben einen besonderen<br />

Charme. Viele, die sie wiedersehen,<br />

haben ein wenig Wehmut an ihre<br />

Dienstzeit (und Jugend), andere sehen<br />

es als Zeit einer permanenten Bedrohung<br />

, sei es von östlicher oder westlicher<br />

Seite.<br />

Firmen, Konsortien oder andere Investoren<br />

haben die alten Anlagen übernommen<br />

und versuchen, aus diesen<br />

Arealen etwas zu machen. Eingeschlagene<br />

Fensterhöhlen, abgeblätterte<br />

Fassaden , verwachsene Wege zeugen<br />

von einer versunkenen Zeit. In Ost und<br />

West haben Idealisten versucht, diese<br />

geschichtlichen Relikte der Nachwelt<br />

zu erhalten, von einigen geliebt, von<br />

anderen als militaristische Objekte<br />

verachtet. Aber diese Einrichtungen<br />

haben eins verhindert: den 3. Weltkrieg.<br />

Wo heute in vielen Teilen der<br />

ehemaligen Kasernen nur noch Fragmente<br />

stehen , nisten heute Fledermäuse.<br />

Aber auch sie fliegen!<br />

Beispielhaft wurde in Laarbruch/Weeze<br />

ein ziviler Flughafen eröffnet, der hauptsächlich<br />

von Billigfluglinien genutzt<br />

wird. Aber dieses Areal nahe der Grenze<br />

zu Holland kann eine Besonderheit<br />

aufweisen, das Royal Air Force Museum<br />

Laarbruch Weeze e.V.<br />

12<br />

In den Räumen der ehemaligen St.-Peters-Kirche<br />

(Garnisonskirche) wird die<br />

Geschichte der Royal Air Force Laarbruch<br />

und zusätzlich der Royal Air Force<br />

Germany dargestellt. Dies ist einmalig in<br />

Deutschland!<br />

Bevor ich zur Beschreibung des Museums<br />

komme, hier ein kurzer historischer<br />

Überblick:<br />

Geschichte der<br />

Royal Air Force (RAF) Laarbruch<br />

Von 1954 bis 1999 existierte auf dem<br />

Territorium der Gemeinde Weeze der<br />

britische Militärflugplatz Laarbruch. Seit<br />

2003 wird der ehemalige Militärflughafen<br />

zivil genutzt und heißt heute „Airport<br />

Weeze“. Der vorliegende Text will<br />

eine kurze Einführung in die Geschichte<br />

des Flughafens der Royal Air Force (RAF)<br />

geben.<br />

Im November 1954 wurde der militärische<br />

Flugbetrieb aufgenommen. Mit<br />

wechselnder Besetzung waren in den ersten<br />

Jahren meist 3 RAF-Staffeln auf Laarbruch<br />

stationiert. Zu Beginn der 80er Jahre<br />

erfolgte ein umfangreicher Ausbau, so<br />

dass fortan 4 Staffeln mit über 60 Kampfjets<br />

unter modernsten Bedingungen auf<br />

Laarbruch beherbergt werden konnten.<br />

Neben RAF Brüggen war RAF Laarbruch<br />

der am besten ausgerüstete NATO-Flugplatz<br />

der Royal Air Force in Deutschland,<br />

zumal alle Staffeln bis 1989 auf den<br />

seinerzeit hochmodernen „Tornado“-<br />

Kampfbomber umgerüstet wurden. Rund<br />

2200 Soldaten arbeiteten auf Laarbruch.<br />

Mit ihren Familien wohnten rund 6000<br />

Briten auf Laarbruch, in Goch und in<br />

der sogenannten „Engländersiedlung“ in<br />

Weeze. Ihre Präsenz prägte die Region.<br />

Vielfache Kontakte und Kooperationen<br />

auf allen Ebenen kennzeichneten das<br />

freundschaftliche Verhältnis zwischen<br />

den Briten und ihren Gastgebern in Weeze<br />

und den angrenzenden Gemeinden.<br />

Mit rund 600 deutschen Zivilangestellten<br />

war die RAF Laarbruch nach eigenen<br />

Angaben der größte Arbeitgeber im Umkreis<br />

von 40 km. Etwa 100 Mio. DM an<br />

Kaufkraft flossen in die regionale Volkswirtschaft.<br />

Mit dem Zusammenbruch des Warschauer<br />

Paktes begann der Abzug der<br />

RAF aus Deutschland. Zunächst wurden<br />

die britischen Flugplätze RAF Gütersloh<br />

und RAF Wildenrath geschlossen. 1994<br />

fiel die Entscheidung, auch den RAF-<br />

Standort Weeze zu schließen. Die Gemeinde<br />

Weeze richtete zwar eine Petition<br />

an das britische Unterhaus, die RAF<br />

nicht abzuziehen, doch der Entschluss<br />

stand fest: Laarbruch wird geschlossen.<br />

Das Personal auf Laarbruch wurde nun<br />

schrittweise reduziert. Im Mai 1999 verließen<br />

die letzten Jets den Flughafen. Am


SEHENSWERT<br />

30. November desselben Jahres wurde<br />

das Gelände von der RAF an die deutschen<br />

Behörden übergeben. Viele Briten<br />

waren allerdings am Niederrhein heimisch<br />

geworden und blieben als Zivilisten<br />

in der Region. Man schätzt die Zahl<br />

auf rund 150 ehemalige Militärangehörige,<br />

die als Zivilisten am Niederrhein<br />

geblieben sind.<br />

Nach einem „Dornröschenschlaf“ von<br />

rund zwei Jahren begann 2001 der Umbau<br />

des Geländes für die zivile Folgenutzung.<br />

Am 1. Mai 2003 fand die Aufnahme<br />

des zivilen Flugbetriebes statt; die<br />

Geschichte des zivilen Airports Weeze ist<br />

auf der Homepage der Aktionsgemeinschaft<br />

„pro:niederrhein“ ausführlich dokumentiert.<br />

Schon vor Abzug der Briten aus Weeze<br />

begannen interessierte Bürgerinnen und<br />

Bürger aus Weeze, darunter viele heimisch<br />

gewordene Briten, Dokumente aus<br />

der Zeit der RAF Laarbruch zu sammeln,<br />

um diese eines Tages museal präsentieren<br />

zu können. Am 3. Juni 2007 war es<br />

soweit: Das Museum „Royal Air Force<br />

Laarbruch - Weeze“ wurde im Beisein<br />

zahlreicher Gäste feierlich eröffnet<br />

Schon beim Eintreten in das Gebäude<br />

fällt sofort auf, dass hier die Beleuchtung<br />

anders ist als in anderen Museen. Statt<br />

schmuckloser Neonlampen hängen hier<br />

Kerzenleuchter an der Decke und weisen<br />

auf die frühere kirchliche Nutzung des<br />

Gebäudes hin. Sehr interessant. In einigen<br />

Fenstern kann man wunderbar gearbeitete<br />

Bleiglasmotive (alle mit Bezug zur<br />

RAF) bewundern. Zentraler Mittelpunkt<br />

des Museums ist zweifellos der Bug einer<br />

Buccaneer mit dem markanten „Rüssel“<br />

zur Luftbetankung.<br />

Zusammenfassung:<br />

Ein Museum einmal etwas anders. Sehr<br />

stilvoll und sehr gut dargestellt. In den<br />

zahlreichen Vitrinen kann man anschaulich<br />

die Geschichte der RAF Laarbruch/Weeze<br />

und auch der RAF Germany<br />

entdecken, bei den Eintrittspreisen<br />

lohnt sich auch die weiteste Anreise.<br />

Das Museum<br />

Meine „Guides“ (links: Heinz Willi Knechten,<br />

Mitte unbekannt, rechts Rod Hawkins )<br />

führten mich über eine Stunde äußerst sachkundig<br />

durch die unzähligen Exponate.<br />

Sehr sehenswert! Anschauen!<br />

www.laarbruch-museum.net<br />

Text und Bilder: Peter Ahlers<br />

Textteile mit freundlicher<br />

Genehmigung der Museumsleitung.<br />

13


GESCHICHTE<br />

Gefährliche Spiele in Finow<br />

FINOWFURT - Die Spione aus dem<br />

Westen kamen in der Regel alle zwei<br />

Tage. Morgens gegen 8 Uhr hoben<br />

sie mit lautem Getöse im südenglischen<br />

Mildenhall ab und spätestens,<br />

wenn sie dann über der Nordsee in die<br />

Reichweite des sowjetischen Radars<br />

gerieten,schrillten auf dem Flugplatz<br />

in Finow (Barnim) die Alarmsignale.<br />

„Jastreb“ (übersetzt: „Habicht“) hieß das<br />

Codewort, und die diensthabenden Besatzungen<br />

ließen alles stehen und liegen<br />

und rannten zu ihren Maschinen.<br />

„Dann musste alles schnell, schnell gehen“,<br />

berichtet Klaus-Peter Kobbe, Chef<br />

des Luftfahrtmuseums Finowfurt. Die<br />

Amerikaner waren wieder da!<br />

Während des Kalten Krieges versuchten<br />

sowjetische MiG-25-Jäger, amerikanische<br />

Spionageflugzeuge abzufangen<br />

14<br />

Die Amerikaner – das waren sehr hoch<br />

und sehr schnell fliegende Aufklärungsflugzeuge<br />

des Typs Lockheed SR-71. In<br />

den 1980er Jahren, mitten im Kalten<br />

Krieg, rasten die geheimnisumwitterten<br />

schwarzen Maschinen der U.S. Air Force<br />

regelmäßig an der Staatsgrenze der DDR<br />

entlang und versuchten, aus 25 Kilometern<br />

Höhe den Gegner auszuspähen.<br />

Noch heute gilt die „Blackbird“ (deutsch:<br />

„Amsel“), wie sie offiziell hieß, mit einer<br />

Höchstgeschwindigkeit von mehr<br />

als 3500 Stundenkilometern als schnellstes<br />

Flugzeug der Welt. Die Piloten selbst<br />

nannten den heißen Stuhl, mit dem sie<br />

durch die Stratosphäre glühten, lieber<br />

„Habu“ – nach einer japanischen Giftschlange.<br />

Wenn „Habu“ im englischen Mildenhall<br />

ihre Triebwerke anwarf, geriet die Luftaufklärung<br />

der Nationalen Volksarmee<br />

(NVA) in große Aufregung.<br />

Das sowjetische Oberkommando in Moskau<br />

hatte seinerseits beschlossen, dem<br />

gefährlichen Feind etwas beinahe Gleichwertiges<br />

entgegenzustellen: die MiG-25.<br />

Das war nicht irgendeine MiG, sondern<br />

die schnellste, die bis dahin gebaut worden<br />

war. Sie flog offiziell 3000 Kilometer<br />

in der Stunde, inoffiziell noch etwas<br />

mehr, und erreichte immerhin 20 Kilometer<br />

Höhe. Im Gegensatz zum amerikanischen<br />

Aufklärer war sie bewaffnet – mit<br />

vier gelenkten Luft-Luft-Raketen des Typs<br />

R-40R oder R-40T. Im Jahr 1982 wurde<br />

eine Staffel des 787. Jagdfliegerregiments<br />

in Finow mit solchen MiG-25 ausgerüstet<br />

– mit der speziellen Aufgabe, der lästigen<br />

„Blackbird“ entgegenzutreten. Damit<br />

begann ein gefährliches Spiel, und der<br />

bisher eher beschauliche Flugplatz bei<br />

Eberswalde im heutigen Brandenburg, so<br />

Museumschef Klaus-Peter Kobbe, „stand<br />

plötzlich im Brennpunkt des Kalten Krieges.<br />

Auf einmal gaben sich hier die Generäle<br />

die Klinke in die Hand.“ Alexander<br />

Iwanowitsch Cholod war einer der russischen<br />

Piloten, die damals in Finow ihren<br />

Dienst versahen.„Wir waren immer auf


GESCHICHTE<br />

einen Konflikt vorbereitet“, berichtet er.<br />

Glücklicherweise stellte sich schnell eine<br />

gewisse Routine ein. War sie erst einmal<br />

über Schleswig- Holstein aufgetaucht,<br />

flog die SR-71 entweder über die Ostsee<br />

weiter in Richtung Leningrad (Route Nr.<br />

2) oder sie nahm die deutsch-deutsche<br />

Grenze ins Visier (Route Nr. 5). Cholod:<br />

„Die Nato-Flieger zogen ruhig ihre Bahnen.<br />

Wir haben sogar deren Flugzeiten<br />

studiert.Da sie im August Urlaub hatten,<br />

gab es zu dieser Zeit nur wenig Flüge.“<br />

Trotzdem ließen sich gefährliche Zwischenfälle<br />

nicht vermeiden. Wie aus einem<br />

soeben veröffentlichten Buch von<br />

A. F. Agarew, K.-P. Kobbe, R. Großer<br />

und I.W. Sisowa hervorgeht, hatte die<br />

sowjetische Bodenleitstelle die extrem<br />

hohe Geschwindigkeit einer MiG einmal<br />

falsch eingeschätzt – immerhin legte sie<br />

in der Minute 50 Kilometer zurück – und<br />

der Pilot kriegte die Kurve erst über dem<br />

dänischen Kopenhagen. Ein anderer flog<br />

aus Versehen direkt auf den US-Aufklärer<br />

zu und geriet auf das Territorium<br />

der Bundesrepublik. In solchen Fällen<br />

setzte es dann diplomatische Protestnoten.<br />

Aber auch die Amerikaner schnitten<br />

auf ihrem rasanten Flug hin und wieder<br />

notgedrungen ein Stück DDR-Grenze ab.<br />

Burghard Keuthe hat beim Flugabwehrraketenregiment<br />

13 der NVA in Parchim<br />

(Mecklenburg-Vorpommern) zahlreiche<br />

solcher „Blackbird“-Flüge persönlich<br />

miterlebt.<br />

„Die kam immer aus Richtung 330 Grad,<br />

aus Nordwest“, sagt er. „Sie flog uns direkt<br />

an und im Raum Kiel entschied sich,<br />

auf welche Strecke sie einbog, nach Leningrad<br />

oder nach Süden.“ Er hatte auch<br />

die russischen MiGs auf seinem Schirm<br />

und weist Behauptungen zurück, diese<br />

hätten die SR-71 aus technischen Gründen<br />

gar nicht abfangen können: „Wir<br />

haben ja mit eigenen Augen gesehen,<br />

wie die da ranflogen!“ Armin Schulz,<br />

damals Jägerleitoffizier in Kolkwitz bei<br />

Cottbus, erinnert sich an eine wirklich<br />

brenzlige Situation. Üblicherweise flogen<br />

die Jets direkt auf Thüringen zu, um dann<br />

in einer großen Linkskurve abzudrehen.<br />

Dieser eine Pilot aber behielt seinen Kurs<br />

eisern bei. Schulz: „Junge, dachte ich,<br />

mach die Kurve! Zehn Sekunden, 20<br />

Sekunden – und das mit 3500 Stundenkilometern!<br />

Der kratzt die Grenze an!“<br />

Schließlich sah er keine Alternative, als<br />

eine Raketenstellung feuerbereit zu machen.<br />

20 Sekunden hätten sie jetzt noch<br />

bis zum Start gebraucht. Genau diese 20<br />

Sekunden war die Welt noch von einer<br />

möglichen kriegerischen Auseinandersetzung<br />

entfernt. In diesem Moment bog<br />

der Amerikaner ab.<br />

Von den 32 insgesamt gebauten SR-71<br />

stürzten zwölf ab, abgeschossen wurde<br />

jedoch keine einzige. Ende 1989 startete<br />

die letzte Maschine aus England, 1998<br />

wurde das gesamte Programm eingestellt<br />

und durch Satellitenaufklärung ersetzt.<br />

Einige Maschinen stehen heute in Museen.<br />

Die russischen Streitkräfte hatten ihre<br />

MiG-25 ebenfalls 1989 aus Finow abgezogen,<br />

wegen der hohen Betriebskosten<br />

wurden die meisten inzwischen ausgemustert.<br />

A. F. Agarew, K.-P. Kobbe,<br />

R. Großer,I. W. Sisowa:<br />

An der Verteidigungslinie<br />

– Das Schicksal eines Menschen im Kontext<br />

des Kalten Krieges. Rjasan (Russland),<br />

2013. Mehr Infos zum Buch finden<br />

Sie auf Seite 30.<br />

15


GESCHICHTE<br />

Cholod: Nein, ich konnte den amerikanischen<br />

Piloten nicht in die Augen gucken.<br />

Dazu waren wir zu weit entfernt. Wir flogen<br />

in etwa zehn Kilometer Entfernung,<br />

ungefähr parallel. Da sieht man nur einen<br />

Punkt. Einen kleinen Punkt, der sich ziemlich<br />

schnell bewegt. Über neutralem Gelände<br />

der Ostsee etwa kam man näher ran, aber<br />

nicht über der DDR, da war die Grenze dazwischen.<br />

MAZ: Wie lief so ein Alarm ab<br />

Cholod: Das Codewort lautete „Jastreb“,<br />

„Habicht“, und kam vom Führungspunkt.<br />

Dann gab es zwei Alternativen: Entweder der<br />

Pilot musste nur das Flugzeug besetzen und<br />

abwarten. Das war der Fall, wenn die SR-71<br />

nach Norden flog. Oder auf der Leuchtanzeige<br />

leuchtete das Kommando „Wosduch“<br />

auf, das hieß: „Luft“. Dann ist die Besatzung<br />

sofort losgeflogen. So ein Flug dauerte<br />

in der Regel 40 Minuten.<br />

MAZ: Hatten Sie damals in Finow Kontakt<br />

zur deutschen Bevölkerung<br />

Cholod: Es gab offizielle Freundschaftstreffen.<br />

Aber wir sind auch heimlich nach Berlin<br />

gefahren. Da war ein großes Schwimmbad.<br />

MAZ: Ist die MiG-25 aus Ihrer Sicht ein<br />

gutes Flugzeug<br />

INTERVIEW<br />

„Wer sich fürchtet,<br />

kann nicht fliegen“<br />

Alexander Iwanowitsch Cholod diente<br />

von 1981 bis 1987 als Pilot in Finowfurt.<br />

Heute lebt der Oberstleutnant<br />

a.D. als Rentner im russischen Rjasan.<br />

MAZ: Was ist es für ein Gefühl, mit einer<br />

MiG-25 zu fliegen<br />

Alexander I. Cholod: Die Geschwindigkeit<br />

spürt man nur beim Start. Die Erde rennt<br />

unten vorbei. Wenn man ein paar Kilometer<br />

hoch ist, ist sie schon weit weg. Dann sind<br />

unter einem nur noch die Wolken. Und nur<br />

die Geräte zeigen an, wie schnell man ist.<br />

MAZ: Hatten Sie auch mal Angst<br />

Cholod: Wer sich fürchtet, kann nicht fliegen.<br />

MAZ: Konnten Sie Ihren amerikanischen<br />

Gegner in der Luft sehen<br />

Cholod: Sie ist sehr zuverlässig. Sie wurde<br />

extra für den Flug in großen Höhen entworfen,<br />

für 20 Kilometer Höhe und 2500<br />

Stundenkilometer. Sie fliegt sehr sicher, sehr<br />

ruhig, stabil.Wie ein Panzer. Nur das Landen<br />

war wegen der großen Geschwindigkeit<br />

etwas schwierig. Aber ich bin immer wieder<br />

zurückgekommen.<br />

Bericht und Interview: Klaus Stark<br />

Quellen / Bilder:<br />

Märkische Zeitung / Oktober 2013<br />

Wikipedia<br />

MAZ: Hat es Ihnen Spaß gemacht<br />

Cholod: Es ist ein erhebendes Gefühl, so<br />

eine gewaltige Maschine zu lenken. Wenn<br />

man sie von der Seite sieht, denkt man: Da<br />

ist so ein riesiges Heck hinten dran. Und da<br />

vorne sitze ich!<br />

16


Wenn Mütter überraschen<br />

Völlig frontunerfahren hatte man uns ehemalige<br />

blutjunge Luftwaffensoldaten in<br />

sehr harte Kämpfe hineingeworfen. Unter<br />

hohen Verlusten wurde die ganze Division<br />

aufgerieben. Der Restbestand kam nach<br />

zweimonatigem Fronteinsatz ins Hinterland<br />

zurück, zunächst in eine Entlausungsanstalt.<br />

Neue Wäsche gab es noch nicht.<br />

Mit dürftiger Kleidung kamen wir wieder<br />

im Bahntransport nach Deutschland. In<br />

Stendal, einer alten Garnisonsstadt, warteten<br />

leerstehende Kasernen auf uns. Hier<br />

wurden wir für den weiteren Fronteinsatz<br />

neu zusammengestellt.<br />

Das Weihnachtsfest stand vor der Tür, und<br />

ich traute meinen Ohren nicht, als der Grenadier<br />

Horst Beckmann ausgerufen wurde.<br />

Dann stehe ich vor meinen Eltern!<br />

Mein Vater, dessen Tischlerei zur Rüstungswerkstatt<br />

umgestellt wurde, hatte seinen<br />

Pkw frei; das heißt, der Wagen bekam am<br />

Nummernschild einen roten Winkel als<br />

Zeichen dafür, daß er das Auto mit Hänger<br />

für Lieferungen einsetzen durfte, aber auch<br />

einige Privatfahrten waren genehmigt. So<br />

waren meine Eltern von Stargard nach<br />

Stendal gekommen, um mich zu besuchen.<br />

Natürlich hat eine Mutter schnell einen<br />

Blick für den Zustand ihrer Kinder, und so<br />

stellte sie auch fest, wie dürftig ich gekleidet<br />

war. Statt der Strümpfe hatte ich Fußlappen,<br />

und das im kalten Winter. Unterwäsche<br />

trug ich auch nicht – die war für<br />

uns noch nicht eingetroffen. Die verlauste<br />

Wäsche waren wir losgeworden. So fehlte es<br />

an vielem. Mutter war entsetzt, was ich ihr<br />

sofort anmerkte. Dennoch gab es gute Gespräche,<br />

vor allem mußte ich, wenn auch<br />

sehr vorsichtig, von meinem ersten Fronteinsatz<br />

berichten, bei dem viele Kameraden<br />

und Freunde verwundet wurden, aber auch<br />

viele gefallen waren. Alles hat meine Eltern<br />

sehr mitgenommen. Vater und Mutter sind<br />

betroffen und traurig nach Hause gefahren,<br />

hatten aber ein kräftiges Lebensmittelpaket<br />

dagelassen, dessen Inhalt ich mit meinen<br />

Kameraden teilte.<br />

Weihnachten, eine Zeit, die bei manchen<br />

Kameraden, besonders wenn sie Familienväter<br />

waren, die Herzen wehmütig werden<br />

ließ. Es gab eine Verfügung, nach der es<br />

in besonderen Fällen zum Heiligen Abend<br />

Heimaturlaub gab, wenn Soldaten Familienväter<br />

waren oder wenn zu Hause ein<br />

Notfall vorlag. Für den jungen Grenadier<br />

Beckmann kam das natürlich nicht in Frage.<br />

Aber mit Rücksicht auf die Weihnachtsurlauber<br />

wurde die Feier für die Einheit um<br />

einige Tage vorverlegt. Bis zu diesem Tag<br />

ging es in der Truppe sehr hektisch zu, und<br />

man kam sich vor wie in den Kindertagen,<br />

denn wer aus der Rolle fiel, würde von der<br />

Weihnachtsfeier ausgeschlossen – so sagte<br />

man uns.<br />

Dann war es soweit! In Gruppen zogen wir<br />

in den festlich geschmückten Tagesraum<br />

wie beim Exerzieren auf dem Kasernenhof.<br />

Festlich geschmückt soll heißen, daß<br />

in einer Ecke des Raumes ein mit Kerzen<br />

dekorierter Tannenbaum aufgestellt war.<br />

Die Tische waren schlicht gedeckt. Auf jedem<br />

Platz lag eine Tafel Schokolade. Ein<br />

Kamerad begleitete auf einem alten, sehr<br />

verstimmten Klavier das erste Weihnachtslied<br />

„O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie<br />

grün sind deine Blätter“.<br />

Dann ergriff der Kommandeur das Wort:<br />

„Kameraden, wir feiern heute die sechste<br />

Kriegsweihnacht. Viele unserer Kameraden<br />

sind auf dem Feld der Ehre geblieben,<br />

aber ...“ Und dann kamen für uns heute<br />

leere Worte. Damit war der offizielle Teil<br />

dieses Abends beendet. Davor wurde noch<br />

ein „Weihnachtslied“ gesungen: „Hohe<br />

Nacht der klaren Sterne, die wie weite Brücken<br />

steh’n. Über einer tiefen Ferne, drüber<br />

uns’re Herzen geh’n ...“ – ein Lied, das jemand<br />

für die „germanische“ Wintersonnenwende<br />

geschrieben hatte, die beim Nationalsozialismus<br />

mehr Beachtung fand als<br />

das christliche Weihnachtsfest.<br />

Als sich dann besonders die älteren Kameraden<br />

am Glühwein erfreuten, bei dem der<br />

gehörige Schuß Rum nicht fehlen durfte,<br />

verließen jüngere nach und nach schweigend<br />

den Raum. Auch ich zog mich, von<br />

der Feier enttäuscht, zurück und wollte<br />

mich, wehmütig an unsere Familienfeiern<br />

denkend, auf mein Bett legen und traurig<br />

sein. Kaum hatte ich meine Stube betreten,<br />

als mein Blick auf mein Bett fiel: ein Paket!<br />

An der groß aufgemalten Adresse erkannte<br />

ich die Handschrift meiner Mutter. Das<br />

Weihnachtspaket aus meiner pommerschen<br />

Heimat Stargard!<br />

Und dann so früh, obwohl die Eltern bei<br />

ihrem Besuch vor drei Wochen bereits ein<br />

großes Paket mitgebracht hatten. Sollte<br />

ich es bis zum Heiligen Abend liegen lassen,<br />

noch fünf Tage Oder ob ich es schon<br />

öffnete Es könnte ja etwas Verderbliches<br />

drin sein. Meine Mißstimmung gab zu<br />

Letzterem Anlaß. So würde der Abend doch<br />

noch einen guten Abschluß finden, Mutter<br />

schreibt immer so gute und eindrucksvolle<br />

Begleitbriefe.<br />

Sparsam und gespannt löste ich die Schnur,<br />

denn ein Soldat kann alles verwenden, und<br />

Mutter wußte das, darum hatte sie die Verpackungsschnur<br />

so geknotet, daß man sie<br />

ohne Schwierigkeiten lösen konnte. Dann<br />

der Einschlagbogen, auch der wurde wieder,<br />

brauchbar für irgendetwas, in den alten<br />

Falten zusammengelegt. Mutter verpackte<br />

ihre Pakete sehr korrekt und eigen. Der Karton<br />

war noch einmal mit dünner Schnur<br />

WEIHNACHTLICH<br />

zugebunden, und so wuchs die Spannung<br />

zunehmend. Natürlich waren alle kostbaren<br />

Sachen liebevoll in Weihnachtspapier<br />

eingewickelt, wenn das Papier auch schon<br />

einige Jahre gedient hatte. Man mußte alles<br />

gut aufheben, um es wieder verwenden<br />

zu können, denn zu kaufen gab es nur das<br />

Nötigste.<br />

Obenauf lag der begleitende Brief wie auch<br />

sonst bei den Feldpostpäckchen. Ich sollte<br />

ihn zuerst lesen, bevor ich die eingewickelten<br />

Sachen auspacke; dann könnte ich immer<br />

noch entscheiden, ob ich sie bis zum<br />

Heiligen Abend verpackt lasse.<br />

„Mein lieber Junge ...“, so begann Mutter<br />

immer ihre Briefe an mich, „... nun ist es für<br />

Dich und für uns das zweite Weihnachtsfest,<br />

an dem Du nicht mit uns am Heiligen<br />

Abend zusammen sein kannst. Es tut uns<br />

sehr leid, daß Du unsere eindrucksvollen<br />

Familienfeiern vermissen mußt, wenn Vater<br />

zu den Liedern auf der Geige gespielt<br />

hat, während ich ihn auf dem Klavier begleitet<br />

habe. Und dann die Gedichte und<br />

Geschichten, die wir aufgesagt und gelesen<br />

haben, nachdem wir die Weihnachtsgeschichte<br />

vorher gemeinsam in der Kirche<br />

gehört haben. Aber nun bin ich schon beim<br />

Heiligen Abend!<br />

Zuvor gratulieren wir Dir sehr herzlich zu<br />

Deinem Geburtstag! 18 Jahre wirst Du alt.<br />

Drei Jahre sind es noch bis zur Volljährigkeit,<br />

und so jung mußt Du schon Frontsoldat<br />

sein und unsere Heimat verteidigen ...“<br />

Ich glaube, ich habe mich erschrocken!<br />

An der Front wurden Geburtstage oft verdrängt,<br />

weil sie zu Sentimentalität Anlaß<br />

gaben, aber hier in der Kaserne Ich dachte<br />

über die Tage nach. Die Kalendertage hatten<br />

wir nicht immer im Griff, aber es waren<br />

noch fünf Tage bis zum Heiligen Abend,<br />

und – tatsächlich: Wir hatten heute den 19.<br />

Dezember – mein Geburtstag, und ich wurde<br />

18! Ich hatte ihn wirklich vergessen!<br />

Ich glaube, ich habe ein paarmal: „Danke,<br />

Mutti, danke!“, gesagt. Die vorausgegangene<br />

Weihnachtsfeier war abgehakt. Aber ob<br />

mir jetzt trotzdem die Tränen kamen, weiß<br />

ich nicht mehr, vielleicht Tränen des Heimwehs,<br />

der Sehnsucht, der Freude – oder ein<br />

paar schon echte Männertränen<br />

Eines aber weiß ich noch, daß ich an diesem<br />

Abend die eindrucksvollste Stunde aller<br />

meiner Geburtstage erlebt habe. Was<br />

doch eine Mutter alles vermag! Und darüber<br />

hinaus war es ihr gelungen, das Paket<br />

so abzuschicken, daß es mich pünktlich an<br />

meinem Geburtstag erreichte. Danke, Mutti,<br />

das sage ich heute noch einmal über Deinen<br />

Tod hinaus.<br />

Horst Beckmann<br />

(Mehr Infos zum Buch auf Seite 30)<br />

17


GESCHICHTE<br />

Im Tiefflug über die Alpen – Durchschlagen nach Hause<br />

Ludwig Stumptner am Steuer einer<br />

He 177 - Foto aus dem März 1944.<br />

In der Ausgabe 3/2012 der Luftwaffen-Revue<br />

hat Eberhard Schmidt über<br />

seinen abenteuerlichen Heimflug mit<br />

einer Focke-Wulf 200 „Condor“ am<br />

Kriegsende berichtet. Über ihn hat uns<br />

eine Reportage der Hersbrucker Zeitung<br />

erreicht, die in dieser Ausgabe der<br />

Luftwaffen-Revue die Geschichte vom<br />

letzten Flug eines deutschen Kampfflugzeuges<br />

erzählt. Sie ist so interessant<br />

und spannend, daß sie für die<br />

Nachwelt festgehalten werden soll. Genau<br />

an dem Tag, an dem der 2. Weltkrieg<br />

zu Ende ging, am 8. Mai 1945,<br />

landete eine zweimotorige Maschine<br />

vom Typ Heinkel 111 am Igelsee in der<br />

Nähe von Kleinmeinfeld.<br />

Im Hersbrucker Land war der Krieg um<br />

den 20. April 1945 zu Ende, nachdem<br />

die Amerikaner das Gebiet besetzt hatten.<br />

Die Bewohner der Jurahochfläche<br />

waren schon dabei, wieder ihre Felder zu<br />

bestellen und die Kriegschäden zu beheben.<br />

Kleinmeinfeld war von US-Panzern<br />

beschossen worden, nachdem die Amerikaner<br />

sich mit deutschen Truppenresten<br />

Gefechte geliefert hatten.<br />

mit seiner Tochter Mist ausfuhr. Der<br />

Bauer fürchtete schon, das Flugzeug würde<br />

ihn samt dem Fuhrwerk in Grund und<br />

Boden rammen, doch wenige Meter vor<br />

ihm und dem Igelsee kam es zum Stehen.<br />

Zwei Besatzungsmitglieder rannten zum<br />

Bauern und erkundigten sich, wo „der<br />

Ami“ stehe.<br />

Dann flüchtete die ganze Besatzung, Soldaten<br />

und Blitzmädchen (Luftnachrichtenhelferinnen)<br />

in den Wald, nachdem<br />

sie noch den Bauern ermuntert hatten,<br />

sich an den in der Maschine zurückgelassenen<br />

Ausrüstungsgegenständen zu<br />

bedienen Der Bauer fürchtete jedoch Probleme<br />

mit den Amerikanern und fuhr<br />

schleunigst in Richtung Grünreuth davon.<br />

Die glückliche Bauchlandung war das<br />

Ende eines gefährlichen Fluges aus der<br />

sogenannten Alpenfestung, der letzten<br />

Zuflucht von Wehrmachtsstäben und<br />

Nazigrößen in den österreichischen Alpen.<br />

Auf dem kleinen Flugplatz in dem<br />

schmalen Ennstal in der Steiermark standen<br />

vier Flugzeuge in Startbereitschaft<br />

für Agentensondereinsätze. Jeder, wusste<br />

Stumptner schon damals, wäre (wenige<br />

Tage vor Kriegsende!) ein reines Himmelfahrtskommando<br />

gewesen. Beim ersten<br />

hätten sie mit der JU 52 in den rumänischen<br />

Hochkarpaten 20 Agenten absetzen<br />

sollen, und das Benzin hätte nur<br />

für den Hinflug gereicht. Ein akut eitriger<br />

Zahn mit verschwollenem Auge bewahrte<br />

den Piloten vor diesem Flug ohne<br />

Wiederkehr. Dafür sollte er zwei Tage<br />

später mit einer He 111, mit Lebensmitteln<br />

vollbeladen, auf dem Großglockner<br />

Gletscher eine Bauchlandung machen,<br />

um der Wetterstation dort Nachschub zu<br />

liefern. Eine Bauchlandung auf einem<br />

Gletscher war der blanke Wahnsinn.<br />

Pilot Stumptner erklärte der Besatzung<br />

seine Absicht, die Verpflegungskisten<br />

dort oben im Tiefflug abzuwerfen, dann<br />

aber - angesichts des bevorstehenden<br />

Kriegsendes - mit Nordkurs auf amerikanisch<br />

besetztem Gebiet notzulanden. Die<br />

Besatzung stimmte zu. Ein Befehl kam<br />

aber nicht mehr. Der Führungsstab hatte<br />

sich aus dem Staub gemacht. Die Amerikaner<br />

waren nördlich der Enns stehengeblieben,<br />

von Süden her näherten sich<br />

russische Panzer dem Flugplatz.<br />

Der Flugzeugführer eröffnete der Besatzung<br />

seinen neuen Plan: die Maschine<br />

vollzutanken, im geeigneten Moment<br />

zu starten und zu fliegen, „so weit die<br />

Flügel tragen“, um nach Möglichkeit der<br />

Gefangenschaft zu entgehen.<br />

Die Besatzung organisiert noch fehlende<br />

Dinge, und nimmt sich einiger umherirrender<br />

Blitzmädchen an, die angesichts<br />

der Russen mit wegfliegen wollen. Das<br />

Flugzeug hat maximal fünf Mann Besatzung,<br />

und nun sind es zehn. Man holt<br />

noch fünf Fallschirme aus dem Gerätelager,<br />

und dann hinein in die Maschine!<br />

Eines von den aufgeregten Mädels<br />

fummelt am Griff des Schirmes und -<br />

Das Flugzeug, das am 8. Mai tief über<br />

den Dörfern auftauchte, hielt man deshalb<br />

zuerst für eine amerikanische Maschine.<br />

Doch es war ein intaktes, voll<br />

ausgerüstetes deutsches Kampfflugzeug,<br />

das hier einen Kreis zog, um nach einem<br />

geeigneten Landeplatz Ausschau zu<br />

halten. Zur Verblüffung der Bauern, die<br />

auf den Feldern ihrer Arbeit nachgingen,<br />

kam es plötzlich tiefer und tiefer, übersprang<br />

gerade noch eines der Fuhrwerke<br />

der Bauern Scharrer („Wirt“) und Kolb<br />

(„Semmelbauer“) aus Kleinmeinfeld,<br />

setzte dann mit einem Krach auf dem<br />

Boden auf und rutschte schnell auf das<br />

Pferdefuhrwerk des Grünreuther Bauern<br />

Seibold zu, der dort gerade zusammen<br />

18<br />

Ludwig Stumptner mit der Kanzelbesatzung der He 177. Links der Bordfunker,<br />

rechts der Bordschütze / -mechaniker und der Kampfbeobachter.


GESCHICHTE<br />

schwupp! -springt er auf. Die fünf hinten<br />

im Rumpf sind von 48 qm weißer Seide<br />

und von vielen Schnüren eingehüllt.<br />

Im Wegrollen bugsieren sie den offenen<br />

Schirm aus der Maschine.<br />

Schwer beladen steigt die Maschine auf.<br />

Jeder weiß: Dies ist der allerletzte Flug,<br />

unten auf der Straße nach Radstadt eine<br />

Flut von Menschen und Fahrzeugen auf<br />

der Flucht vor den Russen. Oben fliegen<br />

die zehn allein im Tiefflug über die Alpen.<br />

Alle sind ergriffen, keiner spricht ein<br />

Wort.<br />

Die Maschine nimmt Kurs auf Straubing,<br />

wo der Pilot fünf Jahre zuvor das Fliegen<br />

lernte. Diese Gegend kennt er wie seine<br />

Hosentasche. Im Tiefflug, oft nur fünf<br />

Meter über dem Boden, rast die Maschine<br />

über das Gelände, überspringt Hecken<br />

und Hochspannungsleitungen. Rehe und<br />

Hasen flüchten vor dem großen unbekannten<br />

Vogel. Größere Orte werden<br />

umflogen. Erst im Bayrischen Wald tauchen<br />

zweimal amerikanische Jäger auf<br />

und nehmen die Verfolgung auf. Mit<br />

ihrem grünen Tarnanstrich ist die He<br />

111 so tief unten für die Jäger schwer zu<br />

erkennen. Seitentäler helfen ihr, beide<br />

Male zu entkommen.<br />

Dann aber wird der amerikanische Luftverkehr<br />

über der deutschen Maschine<br />

immer dichter. Der Pilot weiß, lange<br />

kann er nicht mehr in der Luft bleiben.<br />

Jetzt fliegt er hinein in die Hersbrucker<br />

Schweiz. Unter ihm ein Hochtal, beidseitig<br />

von Wald begrenzt, und am Ende ein<br />

kleiner Weiher. Jetzt oder nie, durchfährt<br />

es ihn. Dicht über dem Boden fliegend,<br />

sucht er nach gefährlich werdenden Hindernissen.<br />

Keine zu sehen - aber schon ist<br />

wieder Wald vor der Flugzeugkanzel.<br />

Ruckartig zieht Stumptner die Maschine<br />

hoch, streift einen Baumwipfel, die Maschine<br />

schüttelt es dabei zum Zerbrechen,<br />

die linken Luftschraubenblätter sind abgebrochen,<br />

Mit Minimalgeschwindigkeit<br />

und nur einem Motor fliegt er eine<br />

360-Grad-Kurve und kommt wieder in<br />

die Schneise hinein, fährt die Landeklappen<br />

aus. Mit nur noch 150 km/h gelingt<br />

ihm das Überspringen eines Bauernfuhrwerks<br />

(siehe Anfang des Berichts). Dann<br />

setzt er auf. Zündung aus, Benzinhahn<br />

zu, Gashebel zurück, Kabinendach abwerfen<br />

und gleichzeitig schon der Krach<br />

und der Ruck durch die Maschine, die<br />

ohne Fahrwerk den unebenen Boden berührt.<br />

Nach 80 bis 100 Metern kommt sie<br />

zum Stehen. Stille. Die Bauchlandung ist<br />

perfekt gelungen. Nun alles schnell raus,<br />

denn Brand- oder Explosionsgefahr besteht<br />

in solchen Fällen immer.<br />

Mit ihren wenigen Habseligkeiten rennt<br />

die Besatzung in den nahen Wald und<br />

versteckt sich. Wenige Minuten später<br />

sind die ersten Amis an der Maschine.<br />

Später kommt noch ein Hubschrauber,<br />

wie sie aus ihrem Versteck beobachten.<br />

„Go on“<br />

Am Nachmittag tauschen die Flieger bei<br />

den Bauern in Kleinmeinfeld ihre Uniformen<br />

und Fliegerkombinationen gegen<br />

Zivilkleidung. Am nächsten Tag treten<br />

sie getrennt, jeweils ein Flieger mit einem<br />

Blitzmädchen, auf Schleichwegen den<br />

Marsch nach Fürth an.<br />

Ludwig Stumptner erreicht mit seiner<br />

Weggefährtin nach einem Dreitagemarsch<br />

auf Feld- und Waldwegen ohne<br />

Begegnung mit Amerikanern den Stadtrand<br />

von Fürth. Am Flussübergang über<br />

die Rednitz kontrollieren zwei farbige<br />

Amerikaner die Passanten. „Im letzten<br />

Moment umkehren hätte nichts mehr<br />

genützt“, erzählt Dr. Stumptner. „Also<br />

mimten wir ein Liebespärchen und gingen<br />

engumschlungen auf den Steg zu.<br />

Mit einem lässigen „go on“ ließen uns<br />

die Posten passieren“. Nur zehn Minuten<br />

später nahm ihn seine Mutter überglücklich<br />

in die Arme.<br />

Am Igelsee hatten die Amerikaner unmittelbar<br />

nach der Landung Waffen und<br />

Gerät aus dem Flugzeug ausgebaut, und<br />

nun bedienten sich die Einwohner der<br />

umliegenden Dörfer. Man konnte damals<br />

ja alles brauchen. Besonders begehrt war<br />

die Lederverkleidung der Treibstofftanks,<br />

aus der später Stiefel und Schuhe gefertigt<br />

wurden. Das Benzin diente als „Zahlungsmittel“<br />

bei Tauschgeschäften. Die<br />

Fliegerkleidung aus sehr gutem Stoff und<br />

die ledernen Fliegerkappen taten ihren<br />

Trägern noch lange Jahre gute Dienste,<br />

und aus der Fallschirmseide ließ man<br />

den Mädchen schöne Kleider machen.<br />

Auch Blechstücke der Tragflächen und<br />

des Rumpfes fanden Ihre Liebhaber, Teile,<br />

davon sind heute noch vorhanden.<br />

Das ausgeschlachtete Wrack blieb liegen,<br />

bis 1948 Eisenhändler die Reste zusammen<br />

mit zerstörten deutschen Panzern<br />

abholten, die bis dahin die Buben<br />

der Umgegend als „Abenteuerspielplatz“<br />

benützt hatten. Geblieben sind nur die<br />

Erzählungen von dieser Sensation am<br />

Kriegsende.<br />

Eckhardt Pfeiffer und Werner Kaschel<br />

Erstveröffentlichung in der „Heimat“, einer<br />

Beilage zur Hersbrucker Zeitung, die als 67.<br />

Jahrgang im August 1997 erschien.<br />

So ähnlich dürfte sich die notgelandete Maschine auf dem Kleinmeinfeld<br />

den amerikanischen Soldaten präsentiert haben (Bild einer gleichartigen Situation nach Kriegsende).<br />

19


GESCHICHTE<br />

Die Gothas im Angriff auf London<br />

Rudolf Kleine und das „England-Geschwader“ BOGOHL 3<br />

Im Herbst 1914 wird nach Erstarrung<br />

der Fronten auf Befehl der Obersten<br />

Heeresleitung (O.H.L.) ein Geschwader<br />

unter der Tarnbezeichnung „Brieftauben<br />

– Abteilung Ostende“ (B.A.O.) aufgestellt.<br />

20<br />

Rudolf Kleine<br />

Führer einer Kasta im Kagohl 1; in<br />

Nachfolge von Ernst Brandenburg ab Juni<br />

1917 Kommandeur des so genannten‚<br />

England-Geschwaders‘ Bogohl 3<br />

Major Siegert, der spätere Inspekteur der<br />

Fliegertruppe, formt einen Verband, der<br />

ausschließlich Bombenangriffe durchführen<br />

soll. Im weiteren Verlauf des Krieges<br />

zweigen sich weitere Abteilungen<br />

bzw. Geschwader ab, so dass sich – nach<br />

ihrer Umbenennung in Kampfgeschwader<br />

(KAGOHL), dann in Bombengeschwader<br />

(BOGOHL) – im März 1918<br />

acht strategische Bomberverbände im<br />

Einsatz befinden.<br />

Anfangs werden die Bombenangriffe gegen<br />

Stellungen und Flugplätze im Nahbereich<br />

noch mit herkömmlichen Aufklärungsflugzeugen<br />

(einmotorige B- und<br />

C-Flugzeuge) geflogen. Der Industrie gelingt<br />

es erst Ende 1915, in kleiner Stückzahl<br />

die ersten zweimotorigen G- (Groß)<br />

Flugzeuge an die Front zu bringen. Sie<br />

lösen auch bei Fernzielen die Heeres –<br />

Luftschiffe im Bombenkrieg ab, da diese<br />

durch die immer effektivere Abwehr des<br />

Gegners steigende Verluste erleiden. Die<br />

erste für den rein strategischen Luftkrieg<br />

gebildete Fliegerformation nimmt als<br />

BOGOHL 3 unter Führung von Hauptmann<br />

Ernst Brandenburg im Mai 1917<br />

den Luftkrieg gegen England auf. Bei Angriffen<br />

auf militärische Objekte wird die<br />

Waffenwirkung auf zivile Ziele, die auf<br />

Grund begrenzter Navigationsmittel vorkommen,<br />

billigend in Kauf genommen.<br />

So erlangen die von ihr geflogenen „Gothas“<br />

durch ihre anfänglich verlustfreien<br />

Angriffe auf London, deren jede die Wirkung<br />

aller Angriffe der Luftschiffe übertrifft,<br />

eine traurige Berühmtheit.<br />

Nach dem Ausfall des bei einem Absturz<br />

schwer verletzten Hauptmann Brandenburg<br />

übernimmt Hauptmann Rudolf<br />

Kleine am 23. Juni 1917 das Kommando<br />

über das BOGOHL 3.<br />

Rudolf Kleine ist am 28. August 1886 in<br />

Minden (Westfalen) geboren. Als Leutnant<br />

dient er ab Juni 1905 beim Infanterie<br />

Regiment 65. Seinem Wunsch gemäß<br />

wechselt er 1913 zur Fliegertruppe und<br />

absolviert an der Herzog-Karl-Eduard<br />

Fliegerschule in Gotha und beim Fliegerbataillon<br />

3 in Köln die Ausbildung zum<br />

Flugzeugführer.<br />

Nach Kriegsausbruch ist er einer der ersten<br />

Flieger, die Feindberührung haben,<br />

als er für den Angriff auf Lüttich Aufklärung<br />

fliegt. In der Folgezeit führt er<br />

verschiedene Feldfliegerabteilungen und<br />

eine Staffel des Kampfgeschwaders 1, die<br />

alte Brieftauben – Abteilung Ostende<br />

(B.A.O.). In diesen Verwendungen bringt<br />

er es zu vortrefflichen Leistungen, für die<br />

er mehrfach ausgezeichnet wird. Zudem<br />

wird er zweimal verwundet.<br />

Das sogenannte England-Geschwader<br />

BOGOHL 3 führt er in einer bis dahin<br />

noch nicht erreichten Zahl und Intensität<br />

von Angriffsoperationen gegen London<br />

und andere englische Städte. Am 4.<br />

Oktober 1917 wird ihm die höchste preußische<br />

Kriegsauszeichnung, das Pour le<br />

mérite, verliehen.<br />

Das Geschwader hat aber auch zunehmend<br />

Verluste zu verzeichnen: Der junge<br />

Kommandeur muß dem General der<br />

Luftstreitkräfte berichten, „dass bei der<br />

dauernd sich steigernden feindlichen<br />

Gegenwirkung die Fortsetzung der Englandangriffe<br />

nur noch dann zu verantworten<br />

ist, wenn entweder Flugzeuge mit<br />

einem Steigvermögen über 6000 Meter<br />

zur Verfügung gestellt werden, oder aber<br />

der Angriff bei Tag aufgegeben und zum<br />

Nachtflug übergegangen wird“. Die unter<br />

dem Mangel an Rohstoffen mehr und<br />

mehr leidende Heimatindustrie vermag<br />

die Forderung nach einem leistungsfähigeren<br />

Tagbomber nicht zu erfüllen.<br />

Es bleibt also nur mehr der Angriff bei<br />

Nacht. Rudolf Kleine gelingt es, durch<br />

sorgfältige Schulungen der Besatzungen<br />

und Ergänzung der Bordausrüstung das<br />

Geschwader auf Nachtflug umzustellen<br />

Der erste Nachtangriff findet in der<br />

Nacht vom 3. auf den 4. September 1917<br />

statt. Es sind nur 4 Gothas beteiligt, aber<br />

ihre Bomben töten 130 Rekruten und<br />

verwunden 88 in ihren Schlafräumen in<br />

Chatham. Nach einem weiteren kleinen<br />

Angriff am 4./5. September bringt die<br />

Zeit vom 24. September bis zum 2. Oktober<br />

1917 den Höhepunkt der Englandfliegerei.<br />

Es gelingt dem Geschwader, in<br />

dichter Folge in sechs Nächten hintereinander<br />

Angriffe auf London durchzuführen.<br />

Diese Angriffe lösen in der Stadt<br />

panische Ängste aus. Was wäre an moralischer<br />

Zermürbung zu erwarten, wenn<br />

die Deutschen in Zukunft jede Nacht<br />

angriffen und über 300.000 Londoner<br />

Bürger immer wieder zur Flucht in den<br />

Untergrund veranlassen würden<br />

Kleine muß aber auf Grund schwerer<br />

Verluste seine Angriffe aussetzen und<br />

will die nächste Vollmond-Periode zu ihrer<br />

Wiederaufnahme abwarten. Zugleich<br />

ist er gezwungen, die Bodentruppen in<br />

Flandern gegen eine englische Offensive<br />

zu unterstützen. Es entbehrt nicht einer


esonderen Tragik, dass der Mann, der<br />

sich voll für den Ausbau des Englandunternehmens<br />

eingesetzt hat, bei einem<br />

taktischen Sonderunternehmen ums Leben<br />

kommt.<br />

Bei einem Tagangriff am 12. Dezember<br />

1917 auf feindliche Truppenansammlungen<br />

bei Ypern wird die Gotha, auf der<br />

Kleine als Geschwaderkommandeur mitfliegt,<br />

durch Flakfeuer abgeschossen. Mit<br />

ihm stirbt die Besatzung aus Leutnant v.<br />

d. Nahmer, Leutnant Bülowius und Gefreiter<br />

Weber.<br />

In einem Telegramm äußert sich der<br />

Kommandierende General der Luftstreitkräfte<br />

(Kogenluft) von Hoeppner wie<br />

folgt: „Der vorbildliche tapfere Kommandeur<br />

des Geschwaders, Hauptmann Kleine,<br />

ist mit der besten Besatzung gefallen.<br />

Zu großen Erfolgen hat Hauptmann<br />

Kleine das Geschwader geführt…..<br />

An dem Beispiel und an den Erfolgen der<br />

gefallenen Kameraden müssen Zuversicht<br />

und Angriffsgeist des Geschwaders<br />

sich aufrecht erhalten.“<br />

Horst Schuh<br />

Quellen:<br />

• Eberhardt, Walter von (Hrsg.): Unsere<br />

Luftstreitkräfte 1914 – 1918. Ein Denkmal<br />

deutschen Heldentums, Berlin 1930<br />

• General der Kavallerie von Hoeppner:<br />

Deutschlands Krieg in der Luft, Leipzig 1921<br />

GESCHICHTE<br />

• Mückler, Jörg: Die Königlich Preußischen<br />

Luftstreitkräfte 1884 bis 1918, Zweibrücken<br />

2002<br />

• Nowarra, Heinz J.: Bombengeschwader 1.<br />

Die Entstehung der deutschen Bomberwaffe<br />

im Ersten Weltkrieg, Fliegergeschichten,<br />

Sonderband Nr. 47, München 1961<br />

• O’Connor, Neal W.: Aviation Awards of<br />

Imperial Germany in WW I, Vol. II Prussia<br />

• Zuerl, Walter: Pour le mérite – Flieger, Steinebach–Wörthsee,<br />

Reprint 1977<br />

• http://Frontflieger.de<br />

• Bildquellen: Wikipedia / Timelife<br />

GOTHA G.IV<br />

Mit einem 260 PS Mercedes Motor, der<br />

die zwei Schubpropeller antrieb, konnte<br />

die G. IV in großen Höhen operieren und<br />

war erstaunlich wendig für ein so großes<br />

Flugzeug. Ihre Bomben hingen unter<br />

der Tragfläche. Ein Tunnel im Rumpf<br />

ermöglichte dem Heckschützen, nach<br />

unten und hinten zu schießen, was der<br />

GIV Überraschungseffekte ermöglichte.<br />

Der Erstflug dieser bei der Gothaer Waggonfabrik<br />

produzierten Maschine war im<br />

Jahre 1916, die Indienststellung im März<br />

1917. In der gesamten Produktionszeit<br />

entstanden 230 Maschinen dieses Typs.<br />

Die Gothaer Waggonfabrik baute bereits<br />

seit 1915 Großflugzeuge, die vor allem in<br />

den strategischen Bombergeschwadern<br />

zu Fernangriffen eingesetzt wurden.<br />

Quelle Wikipedia<br />

21


GESCHICHTE<br />

ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN ABWURFMUNITION IM ERSTEN WELTKRIEG<br />

Man definiert Bomben als Munition,<br />

die aus Luftfahrzeugen zum Einsatz<br />

gebracht werden. Ihre nach ballistischen<br />

und fertigungstechnischen Erfordernissen<br />

geformten Hüllen dienen<br />

der Füllung mit Stoffen, die - mit einer<br />

entsprechenden Zündung kombiniert<br />

- Splitter- und Gasdruckwirkung,<br />

Brandstiftung oder Vergasung erzeugen.<br />

Es erscheint einfach, die verschiedenen<br />

Merkmale im Sinne maximaler<br />

Waffenwirkung miteinander zu verbinden.<br />

Im Vergleich zum Verschuß<br />

von Artilleriegeschossen wirft man ja<br />

nur etwas ab. Dass mit der Entwicklung<br />

von Abwurfmunition Neuland<br />

betreten wurde und viele technische<br />

Probleme gelöst werden mußten -<br />

auch das soll in diesem Beitrag dargestellt<br />

werden.<br />

Generalleutnant Friedrich Metzler, ein<br />

Infanterist, dass planmäßige Schlachten<br />

in der Luft auch zukünftig zu den<br />

Phantasiegebilden gehören würden. Die<br />

praktischen Erfahrungen aus den militärischen<br />

Auseinandersetzungen der Zeit<br />

unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg<br />

schienen diese Skepsis zu bestätigen. Im<br />

November 1913 schrieb ein Peter Hagen<br />

in Reclam‘s „Universum“ unter dem Titel<br />

„Flugzeuge im Land- und Seekrieg“ über<br />

den Einsatz von Flugzeugen im italienisch-türkischen<br />

Krieg 1911-1912: „Und<br />

das Flugzeug als Waffe … Wir können<br />

… so bedingungslos diese Aufgabe dem<br />

Flugzeug nicht zuweisen. Weder in Tripolis<br />

noch auf dem Balkan hat man irgendwelche<br />

Erfolge damit erzielt.<br />

welche die Geschosse im Fall in senkrechter<br />

Lage halten sollten. „Bei fast allen<br />

Luftangriffen … verfehlte ein großer<br />

Teil der abgeworfenen Bomben das Ziel“,<br />

resümierte ein Dr. Staby in einem 1917<br />

veröffentlichten Aufsatz. Was war zu<br />

tun Zunächst mussten die theoretischen<br />

und praktischen Probleme des Bombenabwurfes<br />

geklärt werden. Das gehörte<br />

zu den großen Herausforderungen im<br />

Krieg, und unter erheblichem Zeitdruck<br />

mußten<br />

1. funktionssichere, wirkungsvolle, handhabungs-<br />

und transportsichere Abwurfmunition<br />

konstruiert, sie erprobt und ihre serienmäßige<br />

Herstellung vorbereitet werden, und<br />

2. mussten spezielle Zielfernrohre (Lotfernrohre)<br />

und zuverlässige Abwurfvorrichtungen<br />

geschaffen werden.<br />

Sprengbombe aus der Anfangszeit des Luftkrieges.<br />

In den C-Flugzeugen gehörte es zu<br />

den Aufgaben der Beobachter, die Bomben<br />

mit der Hand abzuwerfen. Um das avisierte<br />

Ziel am Boden treffen zu können, brauchten<br />

sie Augenmaß und Glück.<br />

Während des Krieges verwendeten die deutschen<br />

Flieger noch lange Zeit behelfsmäßige<br />

Abwurfmunition. Das Bild zeigt das Beladen<br />

eines C-Flugzeuges mit Stielhandgranaten,<br />

Brennzündern und Wurfgranaten,<br />

die eigentlich für den Granatenwerfer 16<br />

(„Priester“-Werfer) bestimmt waren.<br />

Die Frage der Bewaffnung von Flugzeugen<br />

war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

in Deutschland noch nicht gelöst;<br />

wirksame Abwurfmunition, Abwurfvorrichtungen<br />

und Zielgeräte fehlten. 1911<br />

hatte ein namentlich nicht genannter<br />

Autor im Heft 1 der „Vierteljahreshefte<br />

für Truppenführung und Heereskunde“<br />

geschrieben, „...daß gegenüber den<br />

gewaltigen Zerstörungsmitteln, die wir<br />

schon besitzen, die Wirkung von Wurfgeschossen<br />

aus Flugzeugen immer begrenzt<br />

bleiben wird“. Ein Jahr später erklärte<br />

22<br />

In Tripolis haben die Italiener kleine<br />

Bomben geworfen, weil sie so große und<br />

wirkungssichere in genügender Anzahl<br />

nicht mitnehmen konnten. Sie haben<br />

daher und weil sie keine guten Visierfernrohre<br />

hatten, um den Augenblick<br />

des Abwurfs richtig zu bestimmen, nichts<br />

ausgerichtet.“ Auch die ersten Einsätze<br />

der „aeronautischen Artillerie“ zu Beginn<br />

des Ersten Weltkrieges schienen den<br />

Skeptikern Recht zu geben. In Deutschland<br />

war man über einige wenige - man<br />

darf sagen: mißlungene - Versuche mit<br />

kugelförmigen Bomben der Fußartillerieabteilung<br />

der Artillerie-Prüfungskommission<br />

nicht hinaus gekommen. Um die<br />

Organisation und Förderung durch die<br />

verantwortlichen Dienststellen stand es<br />

schlecht. Die wenigen Flieger hatten bei<br />

Ausbruch des Krieges keine brauchbare<br />

Abwurfmunition. So mussten für die<br />

ersten Angriffe der deutschen Luftschiffe<br />

auf die belgische Festung Lüttich am 5.<br />

August 1914, gefolgt von Angriffen auf<br />

Antwerpen, Ostende und Calais, als Notbehelf<br />

ein paar 15- und 21-cm-Granaten<br />

hergerichtet werden. Sie wurden am Boden<br />

mit großen Steuerklappen versehen,<br />

Zu den bekanntesten Bomben der ersten<br />

Kriegsjahre gehörten die Carbonit-Bomben.<br />

Das Bild zeigt das Kaliber 20 kg (ohne Zünder<br />

und Vorstecker). Von den 20 kg Gesamtgewicht<br />

entfielen 50% auf die Sprengladung.<br />

Die Abmessungen sind mit 627 x 206<br />

mm angegeben.<br />

Praktische Erfahrungen gab es nur in<br />

geringem Umfang. 1911 waren auf dem<br />

Truppenübungsplatz Döberitz erstmals<br />

Bomben aus einem Flugzeug aus 150 m<br />

Höhe abgeworfen worden. Hinzu kamen<br />

die Versuche der Artillerie-Prüfungskommission<br />

1914 auf dem Artillerieschießplatz<br />

Kummersdorf, über die schon<br />

berichtet wurde. So bemühte sich die<br />

Sprengstoff A.-G. Carbonit in Hamburg<br />

auf der Grundlage werkseigener Versuche<br />

um kriegsbrauchbare Abwurfmuniti-


on. Es entstanden einige kleine, mit der<br />

Hand oder aus speziellen Metallkörben<br />

bzw. -käfigen abzuwerfende Bomben, die<br />

zünd- und sprengstofftechnisch, nicht<br />

aber hinsichtlich der Treffsicherheit und<br />

Wirkungsmöglichkeiten, den militärischen<br />

Anforderungen entsprachen. Bekannt<br />

wurden sie unter der Bezeichnung<br />

Carbonit-Bomben.<br />

entsichert wurden. Die kleinste Sprengbombe,<br />

die 4,5-kg-Carbonit-Bombe,<br />

konnte mit oder ohne ein 190 mm langes<br />

Abstandsrohr abgeworfen werden. Eine<br />

abweichende Form und Konstruktion<br />

zeigten die später herausgebrachte 1-kg-<br />

Splitter-, ebenso die 10-kg-Brandbombe<br />

des Hamburger Unternehmens. Für erstere<br />

verwendete man den dickwandigen<br />

Körper der Gewehrgranate 1914, der als<br />

Abstandshalter einen Holzstab und zur<br />

Stabilisierung einen Stoffschirm erhielt.<br />

Erst im Jahre 1918 wurden an ihrer Stelle<br />

kleine, 1 kg schwere Splitterbomben,<br />

sogenannte Infanteriefliegerbomben (Ifl-<br />

Bomben oder Ifl-Mäuse) eingeführt. Mit<br />

ihnen ließ sich, massenhaft abgeworfen,<br />

im Trichtergelände eine gute Wirkung<br />

erzielen. Die Brandbombe zeigte einen<br />

zylindrischen Körper, der mit 4,7 Liter<br />

eines Brandgemisches aus Teer, Benzin<br />

und Petroleum gefüllt war.<br />

GESCHICHTE<br />

Wöllersdorf-Feuerwerksanstalt bei Wiener<br />

Neustadt, eine birnenähnliche Form,<br />

besaßen ein Ringleitwerk und im Heck<br />

eingebaute, wiederum mittels Windrad<br />

entsicherte Aufschlagzünder. Die 12-kg-<br />

Brandbombe dieses Unternehmens wich<br />

in Form und Funktion von dieser Bauart<br />

ab. Der Bombenkörper war zylindrisch<br />

und ohne Leitwerk, besaß vorn eine massive<br />

Spitze und wurde über einen einfachen<br />

Zeitzünder mit Plombe und Abreißring<br />

zur Entzündung gebracht.<br />

Die Schnittzeichnung zeigt die typischen<br />

Merkmale der Carbonit-Bomben. Abgebildet<br />

ist das Modell 50 kg, welches 722 mm lang<br />

war, einen Durchmesser von 245 mm hatte<br />

und 25 kg Sprengstoff aufnahm. Gegen<br />

widerstandsfähige Ziele konnte der im Heck<br />

untergebrachte Aufschlagzünder auf 0,25 s<br />

Zündverzögerung eingestellt werden.<br />

Es gab die Kaliber 4, 5, 10, 20 und 50 kg.<br />

Charakteristische Merkmale waren die<br />

dünnwandigen, birnenförmigen Hüllen<br />

mit Ringleitwerken sowie die mittels Vorstecker<br />

transportsicheren, empfindlichen<br />

und sprengkräftigen Aufschlagzünder,<br />

im Heck die während des Falls durch ein<br />

sich im Luftstrom drehendes Windrad<br />

Baugruppen der Carbonit-Brandbombe<br />

waren das zylindrische Brandgeschoß mit<br />

aufgesetztem Kegel, der Brennstoffbehälter<br />

mit 4,7 l eines Gemisches aus Teer, Benzin<br />

und Petroleum enthielt. Sie wog 10 kg, war<br />

560 mm lang und hatte einen Durchmesser<br />

von 175 mm. Die dritte Baugruppe war die<br />

Zünd- und Stabilisierungsvorrichtung.<br />

Weiterhin erhielt die Fliegertruppe 1915<br />

Abwurfmunition der Bauart Traisen. Es<br />

gab sie als Splitterbomben in den Größen<br />

25 und 60 kg und als 10-kg-Brandstreubombe.<br />

Traisen lieferte darüber hinaus<br />

eine 14-kg-Rauchbombe. Bemerkenswert<br />

ist, dass auch die Firma Skoda als Hersteller<br />

von Splitterbomben (10, 15, 20 und<br />

50 kg) in Erscheinung trat. Sie zeigten,<br />

wie auch die Bomben (18 und 40 kg) der<br />

Die 1-kg-Splitterbombe der Firma Sprengstoff<br />

A.-G. Carbonit aus Hamburg zeigte einige<br />

Besonderheiten. Der mit vorgeprägten<br />

Sollbruchstellen versehene Bombenkörper<br />

nahm 0,12 kg Sprengstoff auf. Ein Stoffschirm<br />

diente der Stabilisierung des Falls<br />

und der Holzstab ermöglichte die Detonation<br />

über dem Erdboden. So ergab sich eine<br />

bessere Splitterwirkung.<br />

Es gab weitere brandstiftende Munition,<br />

darunter den Brandpfeil 1kg. Während<br />

des Krieges fanden neben den Sprengund<br />

Splitterbomben allein Brandbomben<br />

in großem Umfang Verwendung,<br />

und zwar in erster Linie bei Angriffen auf<br />

Ziele in England sowie größere Städte in<br />

Frankreich. Nennenswerte Erfolge sind<br />

nicht erzielt worden; zumindest liegen<br />

darüber keine Berichte vor. Zum Kriegsende<br />

kam die Idee auf, Brandherde mit<br />

zahlreichen kleinen Brandbomben zu<br />

entfachen. 1918 wurde auf der Grundlage<br />

einer Idee der Firma Griesheim-Elektron<br />

die Konstruktion einer 1 kg schweren<br />

Elektronenbrandbombe abgeschlossen.<br />

Sie war in der Lage, die Dächer von<br />

Wohngebäuden zu durchschlagen und<br />

brannte dann im Dachgeschoß ab. Am<br />

Heck der stabförmigen Brandbombe<br />

(Maße: 350 x 50 mm) aus einer Magnesium-Kupfer-Legierung<br />

waren Stabilisierungsflächen<br />

befestigt. Großflugzeu-<br />

23


GESCHICHTE<br />

ge des Bombenfliegergeschwaders Nr. 3<br />

waren für die Mitnahme einiger tausend<br />

dieser Bomben vorbereitet worden. Zum<br />

Einsatz ist es nicht mehr gekommen.<br />

Von der Firma Traisen kam eine 25-kg-<br />

Nacheilbombe. Ihr Körper war aus Grauguß<br />

gefertigt, vorn durch eine Stahlspitze<br />

verstärkt und nahm eine Sprengladung aus<br />

4,5 kg Trotyl auf. Weitere Merkmale waren<br />

der windradentsicherte Bodenzünder, der<br />

nach 100 m Fallweg scharf wurde. Das Vierflächenleitwerk<br />

besaß hinten einen Versteifungsring.<br />

Der demoralisierenden und zerstörenden<br />

Wirkung von Spreng- und Splitterbomben<br />

musste man schon wegen der Unvollkommenheit<br />

der anderen Bombenarten<br />

den Vorzug geben. Dabei waren<br />

die in Gebrauch genommenen Bomben<br />

alles andere als vollkommen. Der tief<br />

24<br />

Die 12-kg-Brandbombe der Firma Wöllersdorf zeigte einen recht einfachen Aufbau. Unmittelbar<br />

vor dem Abwerfen musste der Zeitzünder vorsichtig gelöst und der Reibzünder<br />

kräftig abgerissen werden. Nach 10 s begann das Brennen, wobei der Brandkern mit einer<br />

heißen Stichflamme die Brandmasse entzündete, die dann etwa 3 min lang brannte.<br />

gelegte Schwerpunkt und die Ringleitwerke<br />

beeinflussten die Stabilität in der<br />

Fallkurve nachteilig. Dementsprechend<br />

gering war die Treffgenauigkeit. Oft<br />

überschlugen sich die Bomben, die Zahl<br />

der Blindgänger erreichte einen nicht<br />

mehr hinnehmbaren Anteil an der ohnehin<br />

nur geringen Menge abgeworfener<br />

Munition. Auffällig bei der bis 1915 verwendeten<br />

Abwurfmunition ist das geringe<br />

Gewicht, welches 50 bzw. 60 kg nicht<br />

überschritten hat. Das verwundert nicht,<br />

wenn man die Tragfähigkeit der bis dahin<br />

für den Bombenabwurf eingesetzten<br />

Aufklärungs- und Artillerieflugzeuge (C-<br />

Flugzeuge) kennt. Sie konnten maximal<br />

90 bis 113 kg Bombenlast mitführen.<br />

Das genügte im zweiten Kriegsjahr nicht<br />

mehr den Anforderungen. Nach dem<br />

Krieg, im Jahr 1921, äußerte sich der<br />

im Krieg mit der Wahrnehmung der Geschäfte<br />

des Kommandierenden Generals<br />

der Luftstreitkräfte beauftragte General<br />

der Kavallerie, Erich von Hoeppner, zu<br />

den Veränderungen:„... so führte auch<br />

die Entwicklung des Bombenkrieges zur<br />

Schaffung einer neuen Flugzeugart, des<br />

Großflugzeuges.<br />

Je entschiedener die Kriegführung den<br />

Charakter des Stellungskrieges annahm,<br />

desto mehr häuften sich hinter der feindlichen<br />

Front Massen von Munition, Verpflegung<br />

und Kriegsgerät aller Art, desto<br />

ausgedehnter wurden die Eisenbahnanlagen<br />

und Lagereinrichtungen für Mann<br />

und Pferd. Außerhalb der Reichweite der<br />

Artillerie gelegen, ließen sie den Wunsch<br />

entstehen, sie durch den Masseneinsatz<br />

von Fliegerbomben zu zerstören … Weitere<br />

Ziele des Luftkrieges wurden die widerstandsfähigen<br />

Bauten feindlicher Industrieanlagen.<br />

Gegen sie war nur mit<br />

schweren Bomben Wirkung zu erwarten;<br />

das Gewicht wurde daher auf 50 kg gesteigert;<br />

weitere Erhöhungen auf 100 und<br />

mehr Kilogramm standen in Aussicht.“<br />

Da die einmotorigen C-Flugzeuge solche<br />

Bombenlasten nicht zu tragen vermochten,<br />

ging man dazu über, zwei-,<br />

später viermotorige Bombenflugzeuge<br />

(G-Flugzeuge) zu bauen. Sie konnten<br />

Bomben mit einem Gesamtgewicht von<br />

600, zuletzt bis 2000 kg laden. Hand in<br />

Hand mit dieser Entwicklung gingen die<br />

Kalibersteigerung und die technische<br />

Vervollkommnung der Abwurfmunition<br />

einher. Maßgeblichen Anteil daran<br />

hatte der Leutnant Heinrich Russell. Der<br />

begabte Offizier kam von den Goslarer<br />

Jägern (Hannoversches Jäger-Bataillon<br />

Nr. 11) und war 1915 zur Fliegertruppe<br />

versetzt worden, wo er in der Fliegerbomben-Versuchsabteilung<br />

eine sinnvolle<br />

Verwendung fand. Eine seiner vielen Ideen<br />

war ein optisch-mechanisches Bombenzielgerät,<br />

welches zusammen mit<br />

der Firma C.P. Goertz, Berlin, entwickelt<br />

wurde. Um die Erprobung der Bombenzielgeräte<br />

an der Front erwarb sich der<br />

Kommandeur des Kagohl 4, Hauptmann<br />

Günter von Detten (gefallen am 21. Juni<br />

1916 vor Verdun), besondere Verdienste.<br />

Weiterhin beschäftigte sich Russell mit<br />

den ballistischen Problemen des Bombenabwurfes.<br />

Er erkannte den Zusammenhang<br />

zwischen der strömungsgünstig<br />

geformten Bombenhülle, der davon<br />

beeinflussten Fallkurve und den Einfluss,<br />

den Bewegung und Lage des mit einem<br />

zuverlässig arbeitenden Bombenzielgeräts<br />

ausgerüsteten Bombenflugzeuges<br />

auf die Treffgenauigkeit hatten. Seiner<br />

Anregung folgend, wurden deshalb<br />

mit den verschiedenen Bombenformen<br />

Versuche im Windkanal des Kaiser-Wilhelm-Institutes<br />

für Strömungsforschung<br />

in Göttingen durchgeführt. Der Leiter des<br />

Institutes war zu jener Zeit der Begründer<br />

der modernen Hydro- und Aerodynamik,<br />

Professor Ludwig Prandtl.<br />

Die Entwicklung eines neuen Typs der<br />

Abwurfmunition erfolgte in der Zuständigkeit<br />

der Prüfanstalt und Werft der<br />

Fliegertruppe (P.u.W.). Sie war bis 1915<br />

aus den drei wissenschaftlichen Abteilungen<br />

der Deutschen Versuchsanstalt<br />

für Luftfahrt (DVL) hervorgegangen. Zunächst<br />

ging es darum, die Versäumnisse<br />

der Vergangenheit aufzuholen. Unter<br />

den sich überstürzenden Anforderungen<br />

der Obersten Heeresleitung (OHL)<br />

und der Truppe war eine systematisch<br />

aufbauende Entwicklung nur schwer zu<br />

verwirklichen. Auf der Grundlage der Arbeiten<br />

von Hermann Russell - er fand am


GESCHICHTE<br />

21. Juni 1917 an der Westfront den Fliegertod<br />

- entstanden Bomben, die unter<br />

den gegebenen Bedingungen mit ihrer<br />

langgestreckten torpedoähnlichen Form<br />

und den gebogenen Steuerflächen am<br />

Schwanzende als einzige für einen treffsicheren<br />

Fall geeignet waren. Sie wurden<br />

nicht mehr in vertikaler Aufhängung<br />

aus Käfigen, sondern aus einem horizontalen<br />

Bombengeschirr abgeworfen. Lediglich<br />

die 12-kg-Splitterbombe ließ sich<br />

auch in vertikaler Aufstellung, im Stand<br />

des Beobachters, mitführen. Im Gegensatz<br />

zu den kugel- bzw. birnenförmigen<br />

Bomben, die ihre Höchstgeschwindigkeit<br />

von rund 150 m/s erst nach 25 s Falldauer<br />

(= 2000 m Fallhöhe) erreichten,<br />

brachten es die von der Prüfanstalt und<br />

Werft entwickelten Bomben auf 250 m/s.<br />

Diesen Wert erreichten sie nach 33 s und<br />

4000 m Fallhöhe. Trotzdem blieben sie<br />

hinsichtlich der Eindringtiefe in lockeren<br />

Boden vergleichbaren Artilleriegeschossen<br />

unterlegen. Hauptdurchschlagziele<br />

für Sprengbomben bildeten Gebäude.<br />

Um die Zeit bis zur Einführung der neuen<br />

P.u.W.-Bomben zu überbrücken, verwendeten<br />

die Bombenflieger noch 1916/17 95 kg<br />

schwere Wurfminen des 25-cm-Minenwerfers<br />

der Pioniere. Sie erhielten ein Leitwerk<br />

mit vier schräg gestellten Leitwerksblechen<br />

und den Aufschlagzünder der 12-kg-P.u.W.-<br />

Bombe. Die Sprengladung bestand aus 45<br />

kg Ammonsalpeter oder 50 kg Nitrosprengstoff.<br />

Konstruktiv gab es bei den Skoda-Sprengbomben kaum Unterschiede zu der von anderen<br />

Herstellern gelieferten Abwurfmunition. Die Zeichnungen zeigen das Kaliber 15 kg, welches<br />

mit 7 bis 9 kg Sprengstoff gefüllt werden konnte. Der Bodenzünder mit Windradsicherung<br />

befand sich im Heck. Ebenfalls typisch war das Ringleitwerk.<br />

Bei einem Gewicht oberhalb 50 kg reichte<br />

die Auftreffwucht aus, um das leicht<br />

nachgebende Dach und alle Etagen<br />

eines vierstöckigen Hauses zu durchdringen.<br />

Damit in diesem Fall eine maximale<br />

Druckwirkung erreicht werden<br />

konnte, mussten die Bombenzünder so<br />

abgestimmt sein, dass sie den Zerknall<br />

der Bombe erst mit Verzögerung auslösten.<br />

Traf sie dagegen hartes Straßenpflaster,<br />

zerplatzte die dünnwandige<br />

Bombenhülle, ohne dass die verzögerte<br />

Zeitzündung ausgelöst wurde. In dem<br />

Fall war sofortige Zündung unverzichtbar,<br />

ebenso bei der Verwendung als Splitterbombe<br />

gegen lebende Ziele.<br />

Die neuen Bomben, kurz P.u.W.-Bomben<br />

genannt, erhielten - bis auf die 12-kg-<br />

Splitter- und die 50-kg-Sprengbombe<br />

- zwei empfindliche sprengkräftige Aufschlagzünder,<br />

einen im Kopf, den zweiten<br />

im Heck. Beide waren drallentsichert,<br />

was bei den Zündern der 100-kg-P.u.W.-<br />

Bombe bei 300 U/min geschah. Für die<br />

Drehung der Bombe sorgte während des<br />

Falls das Leitwerk, das bei den 12- und<br />

50-kg- Bomben aus drei, bei allen anderen<br />

Kalibern aus vier schräg gestellten<br />

Leitwerksblechen bestand. Nach Fallhöhen<br />

von 30 bis 1500 m wurden die Zünder<br />

scharf.<br />

P.u.W.-Bomben waren, mit Ausnahme<br />

der 12-kg-Splitterbombe, Sprengbomben<br />

mit einem Sprengstoffanteil von 40<br />

bis 70% des Gesamtgewichtes. Ihre zerstörende<br />

Wirkung basierte auf den sich<br />

mit hoher Geschwindigkeit - 6000 m/s<br />

- ausbreitenden Detonationsgasen. Es<br />

war also eine ausgesprochene Minenwirkung.<br />

Auch die Splitterzahl der großen<br />

dünnwandigen Bomben war größer als<br />

die kleiner dickwandiger Splitterbomben.<br />

Trotzdem blieb ihre Splitterwirkung<br />

unzureichend. Unter dem gewaltigen<br />

Druck der Detonationsgase zerlegte sich<br />

die dünne Bombenhülle in viele kleine<br />

und kleinste, weitgehend unwirksame<br />

Sprengstücke.<br />

Die 12-kg-Splitterbombe war die kleinste<br />

aus der Familie der P.u.W.-Bomben. Das<br />

Leitwerk war auf den dickwandigen, mit Sollbruchstellen<br />

versehenen Bombenkörper aufgeschraubt<br />

und besaß zur Drallerzeugung<br />

schräg gestellte Leitwerksflächen. Beim Zerknall<br />

entstanden, in Abhängigkeit von der<br />

Stahlqualität und anderen Faktoren, 600 bis<br />

800 Splitter mit einem Gewicht von 5 bis 12<br />

g. Sie waren noch in 300 m Entfernung tödlich.<br />

Auf diese Distanz war die Trefferdichte<br />

nur noch gering.<br />

25


GESCHICHTE<br />

1917 auf Ziele an der Südostküste Englands<br />

abgeworfen. Es folgten Nachtangriffe<br />

auf militärische Anlagen in Frankreich.<br />

Das immer kritisch eingestellte<br />

fliegende Personal äußerte sich nach den<br />

Einsätzen begeistert über die bis dahin<br />

nicht gekannte Wurfgenauigkeit und die<br />

geringe Anzahl der Blindgänger.<br />

Da die Zuladungsmöglichkeiten der<br />

Bombenflugzeuge immer mehr gesteigert<br />

werden konnten, entstanden bei<br />

der Prüfanstalt und Werft 300- und zuletzt<br />

sogar 1000-kg-Bomben. Nur wenige<br />

Informationen gibt es über eine<br />

Brandbombe, die zur Familie der P.u.W.-<br />

Bomben gehört. Sie war 692 mm lang,<br />

nahm ein 5,2 kg schweres Brandgemisch<br />

aus Benzin, Paraffin sowie Bariumnitrat<br />

auf und war bereits im Herbst 1917 an<br />

der Westfront in der Erprobung gewesen.<br />

Außerdem arbeitete man an 12- und<br />

50-kg-Brandsprengbomben. Bei der Entwicklung<br />

der 1000-kg-Bombe mussten<br />

einige konstruktive Probleme gelöst werden.<br />

Das betraf vor allem die Festigkeit<br />

des dünnwandigen Bombenkörpers. Er<br />

unterlag auf Grund seiner Länge und<br />

wegen der Eigenrotation in der Fallkurve<br />

besonderen Belastungen. Ein weiteres<br />

Problem stellte die nicht in jedem Fall sichergestellte<br />

restlose Detonation der 680<br />

kg schweren Sprengladung in der rund 4<br />

m langen Bombe dar. Maßgeblich war<br />

Dr. Ing. Friedrich Archilles an den Konstruktionsarbeiten<br />

beteiligt, der nach<br />

dem Fliegertod Russells dessen Stelle eingenommen<br />

hatte.<br />

Der Zünder für die 12-kg-P.u.W.-Bombe. Wie bei den Zündern für alle Bomben dieser Bauart<br />

handelte es sich um einen hochempfindlichen, sprengkräftigen Aufschlagzünder mit<br />

einstellbarer Zündverzögerung. Ein Hinweis auf ihre Verwandtschaft zu Artilleriezündern<br />

ist die Drallentsicherung, die bei 300 U/min wirksam wurde. Die Rotation erreichte man<br />

mittels der schräg gestellten Flächen des Bombenleitwerkes.<br />

Die ersten P.u.W.-Bomben erhielten die<br />

neu zusammengestellten Bomben- bzw.<br />

Nachtbombengeschwader im Frühjahr<br />

1917. Zunächst standen nur die Kaliber<br />

50 und 100 kg zur Verfügung. Bis zu ihrem<br />

Eintreffen hatten die Bombenflieger<br />

improvisiert und von den Pionieren gelieferte,<br />

100 kg schwere 25-cm-Wurfminen<br />

sowie speziell angefertigte geballte<br />

Ladungen abgeworfen. Über die Veränderungen<br />

berichtete Hauptmann Hermann<br />

Köhl, der nach mehrmonatigem<br />

Lazarettaufenthalt die 19. Staffel des<br />

Nachtbombengeschwaders IV übernommen<br />

hatte: „Jetzt hatten wir alles, was<br />

26<br />

wir brauchten: Spezialnachtmaschinen,<br />

einmotorige und zweimotorige. Die Bomben<br />

waren auch schon längst verbessert<br />

worden. Wir hatten nicht mehr die sich<br />

in der Luft überschlagenden Karbonitbomben.<br />

Die eleganten P.u.W.-Bomben<br />

tauchten im schönsten Kurvenflug hinab<br />

in die Tiefe. Sie konnten je nach Ziel auf<br />

Früh- und Spätzündung eingestellt werden.<br />

Die Gewichtsmengen … überstiegen<br />

schon 100 kg. … 300 bis 500 und 700 kg<br />

wurden Normallasten.“<br />

Erstmals wurden 50- und 100-kg-P.u.W.-<br />

Bomben im größeren Umfang Ende Mai<br />

und in der ersten Junihälfte des Jahres<br />

Vertikal aufgestellte 12-kg-P.u.W.-Bomben<br />

neben dem Beobachtersitz eines zweimotorigen<br />

Bombenflugzeuges AEG G IV. 1917<br />

waren 216 Maschinen des Typs ausgeliefert<br />

worden. Sie konnten 400 kg Bombenlast tragen,<br />

erreichten eine Gipfelhöhe von 4500 m.<br />

1000-kg-P.u.W.-Bomben kamen Anfang<br />

1918 an die Front. Das erste Mal wurden<br />

dieses Kaliber am 18. Februar 1918 von<br />

einer Zeppelin-Staaken R IV der Riesenflugzeugabteilung<br />

501 über England abgeworfen.<br />

Getroffen hat man das Royal<br />

Hospital in Chelsea, wobei es zahlreiche<br />

Tote und Verletzte gab. Weitere Großbomben<br />

dieses Typs fielen im Frühjahr<br />

des Jahres auf Ziele in Frankreich.


GESCHICHTE<br />

schaffen, konnte der schnell wachsende<br />

Bedarf der Fliegerkräfte nicht abgesichert<br />

werden. Zufriedenstellende technische<br />

Lösungen ergaben sich erst 1916/17 mit<br />

Mit der 50-kg-P.u.W.-Bombe konnte dank<br />

des hohen Sprengstoffanteils von über 50%<br />

eine ausgesprochene Minenwirkung erzielt<br />

werden. Vorn war der Bombenkörper gegossen,<br />

das hintere Teil bestand aus 6 mm<br />

starkem Stahlblech. Der drallentsicherte,<br />

hochempfindliche und sprengkräftige Aufschlagzünder<br />

wog allein 3,6 kg.<br />

Die Alliierten erhielten recht schnell<br />

Kenntnis von den Tod und Vernichtung<br />

bringenden P.u.W.-Bomben. Über technische<br />

Details der 50-, 100- und 300-kg-<br />

Bomben wurde schon am 17. September<br />

1917 in einem Nachtrag zur Nummer 8<br />

des Nachrichtendienstlichen Rundbriefes<br />

berichtet.<br />

Vergleich der bis 1917 fertig entwickelten<br />

vier Modelle von P.u.W.-Bomben. Von links<br />

nach rechts sind 12 kg, 50 kg, 100 kg und<br />

300 kg zu sehen. Die letzten beiden zeichneten<br />

sich durch Leitwerke mit vier schräg<br />

gestellten Laufwerksflächen aus, außerdem<br />

hatten sie zwei Aufschlagzünder.<br />

Dieses Bombenflugzeug ist mit insgesamt 16 P.u.W.-Bomben beladen: sieben 10 kg, vier<br />

50 kg, vier 100 kg und eine 300 kg. Insgesamt sind das 970 kg Bombenlast. Gut zu erkennen<br />

ist das Geschirr zur horizontalen Aufhängung der Munitionskörper.<br />

Über den Verbrauch an Abwurfmunition<br />

durch die deutschen Luftstreitkräfte<br />

in den vier Kriegsjahren liegen im Gegensatz<br />

zu den Angaben über den Verschuß<br />

von Artilleriemunition nur recht<br />

unbestimmte Zahlen vor (vgl. Tabelle<br />

2). Insgesamt wurden mehr als eine Million<br />

Bomben mit einem Gesamtgewicht<br />

von über 27000,00 Tonnen abgeworfen.<br />

Besatzungen, die 1915 bei ihren ersten<br />

Nachtflügen 50 bis 60 kg Bombenlast abgeworfen<br />

hatten, schafften es 1918, bei<br />

vier bis sieben Einsätzen in einer Nacht,<br />

bis zu 5000 kg über feindlichem Gebiet<br />

abzuwerfen. Einen Höhepunkt stellen in<br />

dieser Hinsicht sicherlich die Angriffe auf<br />

Paris in der Nacht vom 8. zum 9. März<br />

dar, in der vier Bombengeschwader 23,7t<br />

abwarfen.<br />

Im Sommer 1918 lag der durchschnittliche<br />

Bombenverbrauch in einer Nacht<br />

bei 1665 t, was dem Inhalt von elf Eisenbahnwaggons<br />

entsprach.<br />

Die deutschen Flieger hatten in den ersten<br />

Kriegsjahren auf dem Gebiet der<br />

Bewaffnung von Luftfahrzeugen mit<br />

Abwurfmunition erhebliche Defizite<br />

hinnehmen müssen. Dafür gab es verschiedene<br />

Gründe. Potential sah man zunächst<br />

am ehesten bei den Zeppelinen,<br />

deren Entwicklung weit fortgeschritten<br />

war und die durch ihre große Reichweite<br />

sowie Tragfähigkeit beeindruckten.<br />

Flugzeuge als Bombenträger zu verwenden<br />

- das schien undenkbar. Der Verlauf<br />

des Krieges bewirkte ein Umdenken. Da<br />

man es aber versäumt hatte, die theoretischen<br />

und praktischen Grundlagen für<br />

kriegsbrauchbare Abwurfmunition zu<br />

Das Bodenpersonal einer Bombenfliegerstaffel<br />

bereitet eine 300-kg-P.u.W.-Bombe für<br />

den Einsatz vor. Nachdem der Heckzünder<br />

eingesetzt ist, kann das Leitwerk wieder aufgesetzt<br />

werden. Beachte die vier schräg gestellten<br />

Leitwerksflächen!<br />

der Einführung der P.u.W.-Bomben. Von<br />

da ab stand den deutschen Bomben- und<br />

Schlachtfliegern, trotz ihnen anhaftender<br />

Mängel, sicher funktionierende Abwurfmunition<br />

mit großer Zerstörungskraft<br />

zur Verfügung. Ihre Verwendung<br />

27


GESCHICHTE<br />

Quellen- und Literaturangaben:<br />

Für das Heranschaffen der 300-kg-P.u.W.-<br />

Bomben standen spezielle Transportwagen<br />

zur Verfügung.<br />

verfolgte man von deutscher Seite nach<br />

der Niederlage im Ersten Weltkrieg weiter,<br />

obwohl von den Siegermächten verboten.<br />

Diese Absicht scheiterte letztlich<br />

an konstruktiven Besonderheiten dieses<br />

Bombentyps.<br />

Ihre Hüllen waren den Belastungen<br />

beim Abwurf aus den leistungsgesteigerten<br />

Kampfflugzeugen der Nachkriegszeit<br />

nicht mehr gewachsen. Sie zerbrachen<br />

bei Versuchsabwürfen, die in den 1920er<br />

Jahren in Schweden und Rußland durchgeführt<br />

worden waren, bereits in der Luft.<br />

Wolfgang Fleischer<br />

Diese Aufnahme vom Sommer 1918 zeigt<br />

die gigantischen Ausmaße der 1000-kg-<br />

P.u.W.-Bombe. In der äußeren Form war sie<br />

mit dem Kaliber 300 kg vergleichbar, nur<br />

wesentlich größer. Der innere Aufbau zeigte<br />

Unterschiede: Längs- und Querversteifungen<br />

und ein Zentralrohr zwischen Kopf- und<br />

Heckzünder, das eine Übertragungsladung<br />

aufnahm. Der Kopfzünder entsprach dem<br />

der 300-kg-Bombe, der Heckzünder war von<br />

der 100-kg-Bombe übernommen worden.<br />

Werksschrift, Beschreibung und Gebrauchsanweisung<br />

der von der Sprengstoff A.-G. Carbonit,<br />

Hamburg, gefertigten Abwurfmunition, Hamburg<br />

o.J. - Reports on anemy ammunition, o.O. 1917,<br />

verschiedene Ausgaben - Walther von Eberhardt,<br />

Unsere Luftstreitkräfte 1914-18, Berlin 1930<br />

Hermann Franke, Handbuch der neuzeitlichen<br />

Wehrwissenschaften, Dritter Band, 2. Die<br />

Luftwaffe, Berlin 1939 - Peter Hagen, Flugzeuge<br />

im Land- und Seekrieg, in: Reclams Universum,<br />

Ausgabe Mai/Juni 1913, Leipzig 1913, S. 165<br />

ff. - Erich von Hoeppner, Deutschlands Krieg in<br />

der Luft 1914/1918, Berlin 1921 und 1936<br />

Karl Justrow, Konstruktion und Wirkung von Fliegerbomben,<br />

in: Heerestechnik Jg. 1927, Berlin<br />

1927, S. 101-106, 137-143, 167-176 und 200-<br />

203 - André Kling, Bombes et engins explosifs<br />

de l‘Aeronautiques allemande, Paris 1915 - Otto<br />

Riebicke, Was brauchte der Weltkrieg, Berlin<br />

1938 - Hans Rumpf, Brandbomben - Ein Beitrag<br />

zum Luftschutzproblem, Berlin 1932 - Der<br />

Luftkrieg 1914-1915, Leipzig 1915 - Georg Paul<br />

Neumann, Die deutschen Luftstreitkräfte im Weltkriege,<br />

Berlin 1920<br />

Bildnachweise<br />

Fleischer (14), Hensel (3), Schuh (2)<br />

Tabelle 1 Taktisch-technische Daten der P.u.W.-Bomben 1<br />

Tabelle 2 Gesamtverbrauch an<br />

Bomben in den Jahren.1917/18. 1<br />

1 072 957<br />

Anmerkungen:<br />

Anmerkung: 1 - Ermittelt im Rahmen einer Versuchsanordnung. Zündung erfolgte bei senkrechtem<br />

Eindringen in den Boden, nachdem etwa eine Bombenlänge zurückgelegt war. Beispiel<br />

50-kg-P.u.W.Bombe = 1,70 m.<br />

1 Erfasst wurden nur die P.u.W.-Bomben.<br />

Das heißt, die Angaben über den Gesamtverbrauch<br />

an Bomben sind nur für die<br />

Kriegsjahre 1917 und 1918 repräsentativ.<br />

2 Bei der Berechnung des Gesamtgewichtes<br />

wurde offensichtlich das Kaliber zugrunde<br />

gelegt. Beispiel: die 1000-kg-P.u.W.-Bombe<br />

hat ein tatsächliches Gewicht von 1120 kg.<br />

Demzufolge können die Zahlen nur als Anhalt<br />

dienen.<br />

3 Jedes deutsche Bombengeschwader warf in<br />

den letzten Kriegsmonaten durchschnittlich<br />

etwa 100 t Bomben ab.<br />

28


BÜCHER<br />

Fliegertruppe übertrifft an<br />

Umfang, Gehalt und Ausstattung<br />

alles, was bisher als Spezialliteratur<br />

auf diesem Fachgebiet<br />

erschienen ist.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Carsten Baldes<br />

Baldes Verlag Neu-Ulm<br />

ISBN 978-3-9815016-0-5<br />

704 Seiten, 1346 Farbfotos<br />

Hardcover, 21,5 x 30 cm<br />

Preis: 95,00 Euro<br />

Seine langjährige Erfahrung<br />

als Sammler und Geschäftsmann<br />

und sein Sachverstand<br />

auf dem Gebiet der Phaleristik<br />

(Ordenskunde) haben im Ergebnis<br />

zu einem Nachschlagewerk<br />

geführt, das fachliche<br />

Expertise mit Ästhetik paart.<br />

In einer knappen, aber qualitätvollen<br />

Darstellung führt<br />

das Buch in die Kaiserliche<br />

Fliegertruppe ein und präsentiert<br />

in neun Teilen das<br />

Auszeichnungswesen für Flieger<br />

und Luftschiffer des Deutschen<br />

Kaiserreichs und des<br />

Königreichs Bayern.<br />

Carsten Baldes - Autor und<br />

Verleger zugleich hat einem<br />

interessierten Leserpublikum<br />

ein kostbares Geschenk<br />

gemacht.<br />

Sein Buch über die Abzeichen<br />

& Ehrenpreise der deutschen<br />

Beeindruckend sind die großformatigen<br />

Farbaufnahmen<br />

der verschiedenen Abzeichen,<br />

die mit Vorder- und Rückseite<br />

in allen Feinheiten abgebildet<br />

sind. Sie bieten der Fach- und<br />

Sammlerwelt präzise Ansichten<br />

und liefern Prüfkriterien<br />

für die Unterscheidung von<br />

echten und gefälschten Stücken.<br />

Auch ein Nachweis der<br />

Herstellerfirmen und ihrer<br />

Marken darf nicht fehlen.<br />

Es schmälert nicht ihren Wert<br />

als Standardwerk, wenn bestimmte<br />

Hinweise fehlen. Es<br />

fällt z.B. auf, daß von den<br />

deutschen Flugpionieren der<br />

Erfinder des ersten motorgetriebenen<br />

Flugapparates,<br />

Gustav Weißkopf, nicht in<br />

den Vorworten genannt wird.<br />

Bei der Aufzählung der Luftstreitkräfte<br />

findet leider auch<br />

der Heimatluftschutz, hier<br />

die Kampfeinsitzerstaffeln<br />

(Kest) und die Flak, keine Erwähnung.<br />

Dessen ungeachtet<br />

liegt mit dem Prachtband von<br />

Carsten Baldes ein bibliophiles<br />

Spitzenprodukt vor, das<br />

seinen Preis wert ist.<br />

Umfängliche und akribisch<br />

erstellte Listen sowie Originalurkunden<br />

dokumentieren<br />

die Beliehenen. Bisher unveröffentlichte<br />

Trägerfotos verdeutlichen<br />

exemplarisch die<br />

Trageweise der Abzeichen auf<br />

Uniformen. Ein mehrseitiges<br />

Glossar der benutzten Abkürzungen,<br />

der Flieger- und<br />

Luftschiffereinheiten und der<br />

ausgewerteten Literatur Verordnungsblätter<br />

schließen die<br />

Forschungsarbeit ab.<br />

Horst Schuh<br />

29


BÜCHER<br />

Daten zum Buch<br />

Autoren: Eric Mombeek,<br />

Jean-Louis Roba, Chris Goss<br />

Eigenverlag<br />

DIN A4 Format<br />

222 Seiten, 300 Fotos<br />

Einband broschiert<br />

Preis: 49,90 Euro<br />

zzgl 7,00 Euro Versand<br />

Bestellungen bitte an<br />

hoves@telenet.be<br />

70 Jahre mussten ins Land<br />

gehen, bis eine detaillierte<br />

Chronik des Jagdgeschwaders<br />

2 „Richthofen“ der<br />

deutschen Luftwaffe erscheinen<br />

kann.<br />

Trotz der schweren Verluste,<br />

die das Geschwader im II.<br />

Weltkrieg erleiden musste und<br />

trotz der vielen Jahre, die seitdem<br />

vergangen sind, konnten<br />

die Autoren ca. einhundert<br />

ehemalige Geschwaderangehörige<br />

und zahlreiche Familienangehörige<br />

gefallener<br />

Piloten ermitteln, die durch<br />

ihre persönlichen Berichte<br />

und ihre privaten Unterlagen<br />

dieser Chronik eine zu Herzen<br />

gehende menschliche Dimension<br />

verleihen.<br />

Nicht zuletzt ist es der freundlichen<br />

Unterstützung der Traditionsgemeinschaft<br />

JG 71<br />

„Richthofen“, die den Autoren<br />

in dankenswerter Weise Einsicht<br />

in ihre Archive gewährte,<br />

zu verdanken. Mit Fug und<br />

Recht kann das vorliegende<br />

Werk somit als eine nunmehr<br />

umfassende Geschichte des JG<br />

2 „Richthofen“ gelten.<br />

Der zweite Band dieser Chronik<br />

umfasst die Zeit vom Juli<br />

1940 bis März 1941 mit ihren<br />

heftigen Kämpfen, die unter<br />

dem Namen „Luftschlacht<br />

um England“ in die Geschichte<br />

eingegangen sind und an<br />

denen das JG 2 mit großen<br />

Erfolgen, aber auch schweren<br />

Verlusten beteiligt war,<br />

bis zum Winter 1940/41, der<br />

dem Richthofen-Geschwader<br />

vor den neuen Herausforderungen<br />

des Jahres 1941 eine<br />

wohlverdiente Atempause gewährte.<br />

Der erste Band dieser Chronik<br />

(erschienen am Ende 2012),<br />

der die Zeit von den Anfängen<br />

des Geschwaders bis zur<br />

siegreichen Beendigung des<br />

Westfeldzuges umfasste wurde<br />

von diversen Zeitschriften<br />

mit sehr positiven Wörtern<br />

besprochen:<br />

„Der Text ist sehr verständlich<br />

geschrieben und wird durch eine<br />

beeindruckende Anzahl an Fotos<br />

mit detaillierten Bildtexten<br />

ergänzt. Ein Buch, dessen Kauf<br />

sich lohnt.“ (Flugzeug Classic)<br />

„Geschichte wird in diesem<br />

Werk detailliert, fundiert, aber<br />

immer auch sehr menschlich<br />

einer Generation, die den Krieg<br />

nicht miterleben musste, nahe<br />

gebracht.“ (Modellfan)<br />

„Es ist z.Z. die ausführlichste Publikation,<br />

die über das Geschwader<br />

im angegebenen Zeitraum<br />

vorliegt. Zahlreiche Bilderseiten<br />

ergänzen den Text. Ein Namensregister<br />

hilft bei der Suche nach<br />

Personen.“ (Fliegerblatt)<br />

Die Übersetzung aus dem<br />

Französischen und die deutsche<br />

Bearbeitung lagen auch<br />

diesmal wieder in den Händen<br />

von Hans G. Berger, einem<br />

ehemaligen Staffelkapitän<br />

im JG 1 und beruflichen<br />

Übersetzer.<br />

Da dieser Band im Eigenverlag<br />

erschienen ist, kann er<br />

nur direkt bestellt werden.<br />

Der Band 2 ist erhältlich zum<br />

Preis von 49,90 Euro (zuzüglich<br />

ca. 7,- Euro für Versandkosten<br />

nach Deutschland).<br />

Bestellungen richten Sie bitte<br />

ausschließlich über E-Mail an<br />

hoves@telenet.be.<br />

A. F. Agarew, K.-P. Kobbe,<br />

R. Großer, I. W. Sisowa<br />

Preis: 20,00 Euro<br />

inkl. Porto und Verpackung<br />

Bestellungen bitte an<br />

Luftfahrtmuseum Finowfurt<br />

Museumsstraße 1<br />

16244 Schorfheide-Finowfurt<br />

Tel.: 03335 - 7233<br />

Der Kalte Krieg ging mit der<br />

Wiedervereinigung Deutschlands<br />

zu Ende. Jeder weiß,<br />

welch großen Anteil der<br />

russische Präsident Gorbatschow<br />

daran hatte. Hier liegt<br />

jetzt eine deutsch-russische<br />

Gemeinschaftsarbeit in beiden<br />

Sprachen vor, die am<br />

Lebenslauf des russischen<br />

Piloten, Oberstleutnant Alexander<br />

Iwanowitsch Cholod,<br />

ein kaum erforschtes Kapitel<br />

der deutsch-russischen Beziehungen<br />

aufzeigen will. Die<br />

beiden Supermächte, USA<br />

und UDSSR, die Machtblöcke<br />

Nato und Warschauer Pakt,<br />

standen sich an der deutschdeutschen<br />

Grenze gegenüber.<br />

Der Mensch Cholod gibt heute,<br />

soweit möglich, Antworten<br />

aus seiner Sicht. Er lebte<br />

viele Jahre mit seiner Familie<br />

in Eberswalde-Finow, sein<br />

Einsatzort war der Flugplatz<br />

Finowfurt. So berichtet er über<br />

den Ausbau des Flugplatzes,<br />

Belegung, Flugzeugtypen mit<br />

der dazugehörigen Technik<br />

und Weiterentwicklung, Ziele<br />

der Aufklärung entlang der<br />

Grenze, über seinen „Alltag“.<br />

Die schwierige Situation jener<br />

Zeit am Schicksal eines einzelnen<br />

Menschen zu beleuchten,<br />

das macht das Buch lesenswert<br />

und ist all jenen zu empfehlen,<br />

die auch Erkenntnisse<br />

über „die andere Seite“ gewinnen<br />

wollen. (Wally Busch)<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Matthias Dolderer<br />

Motorbuch Verlag<br />

ISBN 978-3-613-03396-2<br />

128 Seiten, 14 x 20 cm,<br />

176 Farbbilder, broschiert<br />

Preis: 9,95 Euro<br />

Kunstflugzeuge gelten Vielen<br />

als die Königsklasse in der<br />

Allgemeinen Luftfahrt, überschreiten<br />

sie doch routinemäßig<br />

die Grenzen dessen, was<br />

der »Normalflieger« in seinem<br />

Alltag erfahren kann. Diese<br />

hochspannende Flugzeugklasse<br />

wird vom bekannten<br />

Red Bull Air Race-Pilot Matthias<br />

Dolderer beschrieben.<br />

Unvergessene Weihnachten<br />

Band 9<br />

Erinnerungen aus guten und aus<br />

schlechten Zeiten, 1924-2005.<br />

36 Zeitzeugen-Erinnerungen, 192<br />

Seiten mit vielen Abbildungen,<br />

Ortsregister, Zeitgut Verlag, Berlin.<br />

(Buchauszug auf Seite 17)<br />

Gebundene Ausgabe mit<br />

Lesebändchen.<br />

ISBN: 978-3-86614-218-3,<br />

Euro 7,90<br />

Taschenbuch-Ausgabe<br />

ISBN: 978-3-86614-223-7,<br />

Euro 5,90<br />

30


BÜCHER<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Ingo Bauernfeind<br />

Motorbuch Verlag<br />

ISBN 978-3-613-03597-3<br />

112 Seiten, 14 x 20 cm,<br />

153 s/w-, 5 Farbbilder,<br />

8 Zeichnungen<br />

Einband broschiert<br />

Preis: 9,95 Euro<br />

n<br />

Während des Zweiten Weltkrieges<br />

ergänzte ein kleiner<br />

Hilfsflugzeugträger die bestehenden<br />

Trägerflotten. Dieser<br />

wurde als Geleitflugzeugträger<br />

oder kurz als Geleitträger<br />

bezeichnet. Die bei weitem<br />

größte Anzahl bauten die<br />

USA, aber auch England und<br />

Japan wandelten vorhandene<br />

Schiffe – oftmals Handelsschiffe<br />

– in Geleit- und Hilfsträger<br />

um.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Edmund Bohr<br />

Helios Verlag<br />

ISBN 978-3-86933-072-3<br />

160 Seiten, 21 x 28,7 cm,<br />

290 Abbildungen,<br />

inkl DVD 80 min.,,<br />

fest gebunden<br />

Preis: 44,50 Euro<br />

Mai 1945. Der Zweite Weltkrieg<br />

war vorbei. Das deutsche<br />

Reich , das Dritte Reich<br />

lag am Boden, hatte bedingungslos<br />

kapituliert. Aber es<br />

war nicht zu Ende, es ging<br />

weiter. Die deutschen Technologien<br />

und militärischen<br />

Entwicklungen wurden in die<br />

westlichen und östlichen Labors<br />

und Konstruktionsbüros<br />

integriert, beeinflussten und<br />

beschleunigten deren Technik<br />

und Entwicklungen maßgeblich<br />

bis in die heutige Zeit mit.<br />

Aus den einstigen alliierten<br />

Waffenbrüdern und Partnern<br />

waren erbitterte politische und<br />

militärische Kontrahenten geworden.<br />

In den 1950er Jahren<br />

entstand ein neuer Begriff: „<br />

Der kalte Krieg“. Jahrzehnte<br />

voll Angst vor dem Erstschlag<br />

der westlichen oder östlichen<br />

Armeen. Man kann zahlreiche<br />

Beispiele heranziehen,<br />

was deutsche Techniker, Konstrukteure<br />

und zwangsrekrutierte<br />

Spezialisten in Russland<br />

und auch in Amerika oder<br />

in andren Ländern der Welt<br />

fertigten, nachbauten und<br />

weiterentwickelten. Die A4<br />

V2, ein Waffensystem, das die<br />

militärische und später die zivile<br />

Raumfahrt entscheidend<br />

beeinflusst und geprägt hat.<br />

Wäre eine Mondlandung im<br />

Jahre 1968 ohne diese Technik<br />

aus Peenemünde möglich<br />

gewesen Saturn V, SS 20 ,<br />

Scud, Patriot, Begriffe, die in<br />

den Nachkriegsjahrzehnten<br />

in vielen Nachrichtensendungen<br />

und politischen Debatten<br />

bekannt waren. Die<br />

US-Tomahawk könnte ein<br />

Nachfolger des Projekts „Tonne“<br />

sein, eine Lenkwaffe, die<br />

schon gegen Ende 1944 mittels<br />

einer Kamera Bilder in ein<br />

Trägerflugzeug sendete und<br />

die eine Treffgenauigkeit von<br />

5x5 Metern hatte. Die F-86<br />

war der einzige Jäger der westlichen<br />

Welt, der es im Koreakrieg<br />

mit der „sowjetischen“<br />

MiG-15 aufnehmen konnte<br />

- beides waren deutsche Entwicklungen.<br />

Die Leistungsdaten,<br />

wie Höchstgeschwindigkeit<br />

und Gipfelhöhe, waren<br />

bei der F-86 Sabre zwar etwas<br />

schlechter, dafür waren die<br />

Flugeigenschaften und das<br />

Kurvenverhalten und Wendigkeit<br />

besser. Im Koreakrieg<br />

wurde die F-86 als Luftüberlegenheitsjäger<br />

eingesetzt,<br />

um das Eingreifen von MiGs<br />

in die Bodenkämpfe und die<br />

gefürchteten Einsätze gegen<br />

die B-29 Bomber zu unterbinden.<br />

Die bekannten B-29<br />

„Superfortress“ waren gegen<br />

die MIG-15, der Nachfolger<br />

der Tank Ta-183-Abfangjäger<br />

ohne eine echte Chance.<br />

Im Prinzip kämpfte im<br />

Koreakrieg zum Teil weiterentwickelte<br />

deutsche Strahlantriebstechnologie<br />

aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg gegeneinander.<br />

Auf nordkoreanischer<br />

Seite der Ta-183-Nachfolger<br />

Mig 15 gegen den Me P.1101-<br />

Nachfolger F-86 „Sabre“. Interessant<br />

ist natürlich, dass die<br />

„Sabre“ aus der Me P.1101<br />

und der Me-262 entwickelt<br />

worden war.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Sebastian Rosenboom<br />

Verlag: Militärgeschichtliches<br />

Forschungsamt<br />

ISBN 978-3941571273<br />

122 Seiten, 24 x 16,4 cm,<br />

broschiert<br />

Preis: 10,20 Euro<br />

Luftstreitkräfte avancierten<br />

während des Ersten Weltkrieges<br />

zu einem unverzichtbaren<br />

Bestandteil der modernen<br />

Kriegführung. Im Schatten<br />

der Westfront fast unerforscht<br />

geblieben waren bislang die<br />

Aktivitäten der deutschen<br />

Fliegertruppe an der Ostfront.<br />

Interessant sind sie vor allem,<br />

weil es genau an dieser<br />

Front zum ersten Mal in der<br />

Militärgeschichte zum systematischen<br />

Einsatz von<br />

Luftstreitkräften in einem Bewegungskrieg<br />

kam.<br />

Dieser Sachverhalt wird anhand<br />

der Betrachtung Osteuropas<br />

als »Raum« untersucht.<br />

Neben Faktoren wie<br />

Geografie, Infrastruktur und<br />

dem lokalen Klima sowie deren<br />

Auswirkungen auf die<br />

Luftkriegführung werden die<br />

Taktiken, Erfahrungen und<br />

Darstellungen der deutschen<br />

Fliegertruppe im Osten analysiert.<br />

Auf diesem Wege wird<br />

ein erster Beitrag zur Erforschung<br />

des Luftkrieges an der<br />

Ostfront im Ersten Weltkrieg<br />

geliefert.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Thomas Kühn<br />

Helios Verlag<br />

ISBN 978-3-86933-084-6<br />

188 Seiten, 17 x 24 cm,<br />

6 Grafiken, gebunden<br />

Preis: 24,90 Euro<br />

Beim ersten Blick auf den Titel<br />

werden manche stutzig. Auch<br />

als „Nicht-Militär“ erahnt<br />

man nach der Lektüre der<br />

Rückseiten-Kurzbeschreibung<br />

und als Konsument der umfangreichen<br />

Sekundärliteratur<br />

zur Geschichte des Zweiten<br />

Weltkrieges – es geht um<br />

Kesselschlachten, um Durchbrüche<br />

an den Fronten, um<br />

Strategien.<br />

In Wirklichkeit ist der Inhalt<br />

des Buches wesentlich komplexer<br />

und informativer. Es<br />

ist ein Exkurs in die Militärgeschichte,<br />

der die Abhängigkeit<br />

der militärtechnischen<br />

Entwicklung von politischen,<br />

wirtschaftlichen, geografischen<br />

und historischen Bedingungen<br />

und ihren Wechselbeziehungen<br />

aufzeigt. Dass<br />

diese technische Entwicklung<br />

auch Einfluss auf die Einsatzstrategien<br />

hatte, wird u.a. am<br />

31


BÜCHER<br />

Einsatz von Maschinengewehren,<br />

Granatwerfern, aber<br />

auch Tanks (später Panzer)<br />

im Betrachtungszeitraum<br />

von 1918 bis 1941 dargestellt.<br />

Schon die Tatsache, dass sich<br />

das Buch auf die Entwicklung<br />

der „Roten Armee“ in der Sowjetunion<br />

konzentriert, ist etwas<br />

besonderes.<br />

Die Zusammenhänge werden<br />

auch für einen militärischen<br />

Laien einfach und grundsätzlich<br />

logisch hergeleitet. Trotzdem<br />

entstehen sofort Fragen<br />

im Detail. So werden für den<br />

Bürgerkrieg in Russland von<br />

1918 – 1920 die Entwicklungen<br />

von Panzerautos und<br />

Panzerzügen hervorgehoben.<br />

Die besonders an der Südfront<br />

in Massen zum Einsatz<br />

gebrachten sog. „Tatschankas“<br />

(mit MG bestückte leichte<br />

Pferdekutschen) werden aber<br />

nicht erwähnt. Gerade diese<br />

Waffe wurde an den Schwerpunkten<br />

und bei den Frontdurchbrüchen<br />

eingesetzt.<br />

Die nahezu ausschließliche<br />

Konzentration des Autors<br />

auf die Bewertung von<br />

militärischen Strukturen,<br />

Strategien und Kräften vernachlässigt<br />

zwangsläufig in<br />

vielen Bereichen die damals<br />

vorhandenen politischen<br />

Rahmenbedingungen. Dafür<br />

ein Beispiel. Bei der Behandlung<br />

des Bürgerkrieges wird<br />

nur am Rande auf die Lieferungen<br />

von Kriegstechnik an<br />

die sog. „Weißen“ hingewiesen.<br />

Das komplexe Wirken<br />

der imperialistischen Mächte<br />

in diesem Krieg wird nur angedeutet.<br />

Auch bürgerliche<br />

Historiker sind sich heute darüber<br />

einig, dass es ohne den<br />

aktiven Einsatz der deutschen,<br />

polnischen, amerikanischen,<br />

englischen und französischen<br />

Truppen diesen Bürgerkrieg<br />

in diesem Umfange nicht gegeben<br />

hätte. Nahezu selbstverständlich<br />

„drücken“ sich<br />

die meisten Historiker um die<br />

Einordnung dieses Bürgerkrieges<br />

in Sowjetrussland in die<br />

lange historische Linie der<br />

militärischen, politischen und<br />

wirtschaftlichen Maßnahmen<br />

zur möglichst raschen und<br />

vollständigen Vernichtung<br />

32<br />

der Sowjetunion. Der Bürgerkrieg<br />

von 1918 – 1920 war da<br />

nur der Beginn, es folgte die<br />

politische und wirtschaftliche<br />

Isolierung in den 30er Jahren,<br />

der erklärte Vernichtungsfeldzug<br />

der Deutschen ab 1941,<br />

und nach 1945 der sich sofort<br />

anschließende Kalte Krieg.<br />

Wenn dieses Rahmenwissen<br />

beim Leser vorhanden<br />

ist, dann ist das Lesen dieses<br />

Buches ein Genuss. Es erklärt<br />

manche Entscheidung der<br />

sowjetischen politischen und<br />

militärischen Führung in ihrer<br />

Zeit, es erzeugt manchen<br />

„Aha-Ausruf“ sowie noch<br />

mehr Fragen und Wünsche<br />

zur Diskussion und ggf. weitere<br />

Hinweise zur Vertiefung.<br />

Was kann sich ein Autor<br />

mehr wünschen Ich befürchte<br />

nur, dass gerade heute viele<br />

jüngere Leser nicht über das<br />

komplexe politische Wissen<br />

zu diesem Sachverhalt verfügen.<br />

So bleibt beim unkritischen,<br />

raschen Lesen der<br />

Eindruck, dass die Sowjetunion<br />

bei allen militärischen<br />

Konflikten dieser Zeit wie alle<br />

anderen imperialistischen<br />

Mächte Feldzüge organisiert,<br />

Kriege geführt und Schlussfolgerungen<br />

zur Stärkung ihrer<br />

Militärmacht gezogen hat.<br />

Das stimmt so nicht. Fragwürdig<br />

erscheint auch die im<br />

Buch getroffene Feststellung,<br />

dass bis 1939 die Sowjetunion<br />

der einzige europäische<br />

Staat gewesen sei, der mit einer<br />

imperialen Zielstellung<br />

Kriege geführt hätte. Bei der<br />

Aufzählung der sowjetischen<br />

Kriege der 20er und 30er Jahre<br />

wie dem Bürgerkrieg, dem<br />

Polenfeldzug, den Kämpfen<br />

am Chalchin Gol und den<br />

Finnlandkriegen, fehlt dann<br />

ausgerechnet der Spanienkrieg<br />

1936, sicher kein Zufall.<br />

Es bleibt aber die positive Einschätzung<br />

zu diesem Buch,<br />

ein Buch, das beim Lesen viel<br />

Spielraum für Fragen und Widersprüche<br />

eröffnet. Diese positive<br />

Einschätzung wird auch<br />

durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis<br />

verstärkt,<br />

ein Umstand, der heute leider<br />

nicht mehr selbstverständlich<br />

ist. (Dr. K.-P. Kobbe)<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Philippe Rio<br />

Motorbuch Verlag<br />

ISBN 978-3-613-03602-4<br />

!76 Seiten, 34 x 30 cm,<br />

213 s/w-, 677 Farbbilder, geb.<br />

Preis: 29,90 Euro<br />

Viel ist bereits über die<br />

Schlachten zwischen der Roten<br />

Armee und der deutschen<br />

Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg<br />

geschrieben worden. Im<br />

Fokus des Autors stehen hier<br />

jedoch erstmalig die sowjetischen<br />

Soldaten selbst. Ihre<br />

Uniformen, Waffen und Ausrüstungen<br />

– ihr Leben in der<br />

Roten Armee. Philippe Rio gelingt<br />

es in diesem Prachtband,<br />

ein bisher stark vernachlässigtes<br />

Thema mit Hilfe einer<br />

Fülle an exklusiven Bildern<br />

dem Leser nahe zu bringen.<br />

Er informiert ausführlich über<br />

die Waffengattungen der<br />

Sowjetarmee in den Jahren<br />

zwischen 1939 und 1945 und<br />

widmet sich ebenso gründlich<br />

den verschiedenen Uniformen.<br />

Im Detail werden Orden,<br />

Schulterklappen, Rangabzeichen,<br />

Kopfbedeckungen<br />

und Ausrüstungsgegenstände<br />

durch alle Kriegsphasen hinweg<br />

vorgestellt. Die Version in<br />

englischer Sprache erschien<br />

bereits am 19. Juni 2011.<br />

Daten zum Buch<br />

Autor: Hans Werner Neulen<br />

Helios Verlag<br />

ISBN 978-3-86933-101-0<br />

272 Seiten, 21 x 29 cm,<br />

246 Abbildungen,<br />

fest gebunden<br />

Preis: 42,00 Euro<br />

Die italienische Luftwaffe erlitt<br />

1940/41 im Kampf gegen<br />

die über Ägypten und der<br />

Cyrenaika eine schwere Niederlage<br />

und verlor 90 % ihres<br />

dortigen Bestandes. Aber statt<br />

des Zusammenbruchs erfolgte<br />

die Wiedergeburt. Erstarkte<br />

Jagdverbände der Regia Aeronautica<br />

gingen in Luftkämpfe<br />

wie in mittelalterliche Duelle<br />

und Elite-Torpedobomberverbände<br />

wilderten erfolgreich<br />

vor den nordafrikanischen<br />

Küsten. Die Transportflieger<br />

wiederum opferten sich auf<br />

bei dem Versuch, die Verbindung<br />

zwischen dem Mutterland<br />

und dem libyschen<br />

Kriegsschauplatz aufrechtzuerhalten.<br />

Für viele der italienischen<br />

Piloten war Fliegen<br />

eine Art Obsession, eine Leidenschaft,<br />

für deren Ausleben<br />

sie extreme Gefahren und<br />

Risiken in Kauf nahmen. Bis<br />

heute aber wird das Bild der<br />

Regia Aeronautica im Kampf<br />

über den nordafrikanischen<br />

Wüsten mit geprägt durch<br />

eine nachwirkende alliierte<br />

Kriegspropaganda, die den<br />

Italienern die Rolle von militärischen<br />

Dilettanten zuweist.<br />

Mit der hier vorgelegten Untersuchung,<br />

der ersten im<br />

deutschsprachigen Raum, die<br />

sich exklusiv mit den Einsätzen,<br />

Erfolgen und Verlusten<br />

der italienischen Luftwaffe<br />

über Libyen, Ägypten, Tunesien<br />

und Algerien auseinandersetzt,<br />

korrigiert der Autor<br />

nach jahrelangen Recherchen<br />

viele Vorurteile und Fehlinformationen<br />

und zeichnet ein<br />

realistisches Bild der italienischen<br />

Wüstenluftwaffe.


VERBAND intern<br />

Tradition bewahren besteht nicht aus dem Aufheben der Asche,<br />

sondern aus dem Weitergeben der Flamme.<br />

Ehrentafel<br />

Kurt Rusch<br />

13.07.1927 - 21.09.2013<br />

Magda Horst<br />

30.09.1925 - 23.11.2013<br />

Luftschlacht überm Kamm<br />

Am 11. September 1944 starben knapp<br />

80 Menschen - Inzwischen gibt es auch<br />

ein Internet-Spiel.<br />

Die Motoren heulen, Explosionen lassen<br />

die Luft vibrieren, grelle Lichtblitze zucken<br />

am Himmel. Man schreibt<br />

Montag, den 11. September 1944,<br />

und über dem Erzgebirge tobt eine<br />

Luftschlacht zwischen der 3. Bomberdivision<br />

der 8. USAAF und dem<br />

Jagdgeschwader 4 der deutschen<br />

Luftwaffe. Ein erbitterter Kampf,<br />

bei dem rund 80 Menschen ihr<br />

Leben verlieren, über 50 Flugzeuge<br />

stürzten ab. Augenzeugen<br />

erinnern sich später daran, dass<br />

der Himmel über dem Kamm des<br />

Erzgebirges voll mit Feuer, Fallschirmen,<br />

brennenden Trümmern<br />

und explodierenden Flugzeugen<br />

war. Wie in jedem Jahr trafen sich<br />

auch 2013 Hinterbliebene der Opfer<br />

in Kovarska (Schmiedeberg),<br />

um an den vernichtenden Kampf<br />

zu erinnern. In dem kleinen böhmischen<br />

Ort gibt es ein sehenswertes<br />

Museum zur Luftschlacht, in<br />

dem Trümmer, Fotos und Karten<br />

Wir gedenken in Ehrfurcht unserer Verstorbenen.<br />

zu sehen sind. Es ist Samstag und<br />

Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet<br />

und vermittelt einen genauen<br />

Eindruck, was sich am „Schwarzen<br />

Montag vom Erzgebirge“ abgespielt<br />

hat. Inzwischen ist auch ein Anbieter für<br />

Internetspiele auf den Luftkampf aufmerksam<br />

geworden, bot entsprechende<br />

Maschinen und Updates an. Auf der<br />

Homepage von World of Warplanes<br />

heißt es: „Aufgrund der Verluste auf beiden<br />

Seiten in diesem denkwürdigen Gefecht<br />

ist die Geschichte der Luftschlacht<br />

über dem Erzgebirge recht düster. Was<br />

später als der „Schwarze Montag über<br />

dem Erzgebirge“ bekannt werden sollte,<br />

„begann am 11. September 1944 als eine<br />

reguläre Mission der 100. Bombergruppe,<br />

auch „The Bloody Hundredth“ genannt.<br />

Ein Flugzeugverband, bestehend aus 36<br />

Die Karte zeigt, wo amerikanische (schwarzes Symbol)<br />

und deutsche Maschinen abstürzten.<br />

schweren Bombern vom Typ Boeing B-<br />

17G Flying Fortress, startete am Morgen<br />

von seinem Stützpunkt der Royal Air<br />

Force in England und bewegte sich südwärts.<br />

Das Ziel waren sowohl das Synthesewerk<br />

Schwarzheide in Ostdeutschland<br />

als auch eine Treibstofffabrik in den böhmischen<br />

Bergen. Das Jagdgeschwader 4<br />

traf direkt über Schmiedeberg auf die<br />

B-17-Bomber und griff mit allen Kräften<br />

an. Insgesamt wurden 14 amerikanische<br />

Bomber abgeschossen. Einige stürzten<br />

sofort ab, andere etwas weiter weg über<br />

dem sächsischen Erzgebirge. Die Verluste<br />

wären höher gewesen, wenn das<br />

Geschwader der P-51 nicht doch noch<br />

erschienen wäre. Die P-51 verwickelten<br />

die deutschen Jäger sofort<br />

in aggressive Kurvenkämpfe und<br />

ermöglichten somit den verbliebenen<br />

schweren Bombern die Flucht.<br />

Obwohl die Bf 109 G-Jäger eigentlich<br />

ein mehr als angemessener<br />

Gegner für die neu eingetroffenen<br />

Mustangs waren, zogen die<br />

Deutschen in diesem Gefecht den<br />

Kürzeren. Viele ihrer Piloten waren<br />

im Luftkampf unerfahren und<br />

flogen ihren ersten Einsatz. Dies<br />

ermöglichte es den US-Jägern,<br />

den Deutschen schwere Verluste<br />

zuzufügen. Die Kerngruppe der<br />

schweren Bomber konnte dadurch<br />

den Rest ihrer Mission erfolgreich<br />

ausführen und warf eine Bombenladung<br />

von insgesamt 53 Tonnen<br />

auf das Synthesewerk Schwarzheide<br />

ab. Obwohl es den Alliierten<br />

gelang, das Blatt in diesem<br />

Gefecht zu wenden, hatte dieser<br />

einfache Bombardierungsflug zu<br />

großen Verlusten auf beiden Seiten<br />

geführt. 19 amerikanische<br />

Flugzeuge sowie 32 deutsche Jäger wurden<br />

zerstört. Dabei verloren beinahe 80<br />

Menschen ihr Leben: Und ebenso viele<br />

amerikanische Flieger gerieten nach ihrem<br />

Absturz in Gefangenschaft.<br />

Sven Günther - Erzgebirge<br />

Günter Bennewitz<br />

33


IMPRESSUM<br />

Zeitschrift für die Luftwaffe in Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft sowie die gesamte Luftfahrt.<br />

Liebe Leser,<br />

DEUTSCHER<br />

<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />

den zeitkritischen Leser unserer Luftwaffen-Revue bitten wir<br />

zu berücksichtigen, daß in authentischer historischer Berichterstattung<br />

die bildliche Darstellung von Hoheitssymbolen<br />

staatlicher Unterdrückung nicht fehlen kann. Das gilt in<br />

gleicher Weise für das Hakenkreuz, Hammer und Sichel, den<br />

Sowjetstern und das DDR-Emblem.<br />

Wir haben uns der historischen Korrektheit verschrieben und<br />

wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung<br />

verstanden wissen.<br />

Die Zurschaustellung solcher Symbole in Museen und Publikationen<br />

regelt der § 86 ff. des Strafgesetzbuches.<br />

Aufgrund der personellen Situation ist die Geschäftsstelle des<br />

DLwR e.V. derzeit telefonisch nicht erreichbar. In dringenden<br />

Fällen kann auf folgende Ansprechstellen zurückgegriffen<br />

werden:<br />

Redaktion Luftwaffen-Revue<br />

• Fax: 02153-911969•<br />

• Email: info@luftwaffenring.de •<br />

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Deutschen Luftwaffenring e.V.<br />

(gegründet 1952)<br />

Tradition & Moderne treffen hier in einer einzigartigen Mischung<br />

aufeinander. Wir würden uns freuen, auch Sie als<br />

Mitglied gewinnen zu dürfen.<br />

Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />

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Luftwaffenringes e.V. (gegründet 1952)<br />

Herausgeber:<br />

Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />

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NetteVerlag - Hans Peter Killeit<br />

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02153-911925 - hans-peter@killeit.de<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Horst Obbelode, Horst Schuh, Peter Ahlers, Dr. Klaus-<br />

Peter Kobbe, Horst Beckmann, Klaus Stark, Eckhardt<br />

Pfeiffer, Werner Kaschel, Wolfgang Fleischer, Sven<br />

Günther, Günter Bennewitz<br />

Zur Verfügung gestellte Artikel/Bilder:<br />

Presse-Infozentrum der Luftwaffe (PrInfoZLw),<br />

Bundeswehr, Luftwaffenamt, Wikipedia.<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

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Erscheinungsweise:<br />

März - Juni - September - Dezember<br />

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für Ausland zzgl 5,- Euro, im Voraus zahlbar.<br />

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Gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />

des Deutschen Luftwaffenringes e.V. oder der<br />

Redaktion wieder. Abdrucke, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.<br />

Die Redaktion behält sich vor, falls nicht anders vereinbart,<br />

Beiträge zu überarbeiten und auch zu kürzen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos wird keine Gewähr übernommen.


DEUTSCHER <strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V. BONN (DLwR)<br />

Geschäftsstelle: Rheinallee 55 • 53173 Bonn<br />

Bundesvorstand<br />

Bundesvorsitzender<br />

Oberst d.R. Horst Schuh<br />

Stellvertreter des Bundesvorsitzenden<br />

Dr. Klaus-Peter Kobbe<br />

Bundesgeschäftsführer<br />

Hans Peter Killeit<br />

Bundesschatzmeister<br />

Dipl. Ing. Horst Obbelode<br />

Bundessozialreferent<br />

HFw d.R. Karsten Meyerotte,<br />

Untergliederung<br />

Verband Berlin-Brandenburg (DLwR)<br />

Vorsitzender: Peter Heidrich<br />

Pegasusstr. 40, 16321 Bernau<br />

Tel.: 03338 - 766213<br />

peterheidrich@online.de<br />

Verband Bonn (DLwR)<br />

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Am Pleiser Wald 49, 53757 St. Augustin<br />

Tel.: 02241 - 335422<br />

Verband Hamburg (DLwR)<br />

Vorsitzender: Jürgen Dierks<br />

Wählingsallee 1, 22459 Hamburg<br />

Tel.: 040 - 5508316<br />

Verband Nürnberg-Roth (DLwR)<br />

Vorsitzender: Christian Emmerling<br />

Postfach 1433<br />

90004 Nürnberg<br />

Tel.: 0911 - 472200<br />

Arbeitsgemeinschaften /<br />

Fachgruppen / Traditionsverbände<br />

/ Museen<br />

Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte<br />

Rheinland (DLwR)<br />

Horst Schuh<br />

Konrad-v.-Hochstaden-Str. 22<br />

53881 Euskirchen<br />

Tel.: 02251 - 64632<br />

h-schuh@gmx.de<br />

Förderverein Ehemaliger<br />

Fliegerhorst Venlo e.V.<br />

Geschäftsführer: Bernhard Weiß<br />

info@fliegerhorst-venlo.net<br />

I.P.M.S. Deutschland e.V.<br />

Vorsitzender: Volker Helms<br />

Alte Dorfstr. 26a<br />

19065 Godern<br />

Tel.: 03860 - 8697<br />

Kameradschaft ehem. Transportflieger<br />

Geschäftsführer: Peter Briegel<br />

Akazienstraße 14, 86899 Landsberg<br />

Tel.: 08191 - 46929<br />

Deutsche Lastensegler Luftlande-<br />

Fliegerkameradschaft e.V.<br />

Vorsitzender: Dieter Heckmann<br />

Einsteinstr. 15, 52353 Düren<br />

Telefon / Fax: 02421 - 87960<br />

HeckmannDieter@gmx.de<br />

KG 4 General Wever<br />

Wilhelm Schultze,<br />

Im Winkel 5, 31185 Hoheneggelsen<br />

Telefon: 05129 / 360<br />

LG 1 und KG 6<br />

Karl Geyr<br />

Diezweg 38, 81477 München<br />

Tel./Fax: 089 - 797076<br />

Kampfgeschwader 2<br />

Hartmut Holzapfel<br />

Richard-Wagner-Str. 19, 37269 Eschwege<br />

Tel./Fax: 05651 - 13174<br />

KG 30<br />

Karl Bühler, OTL a.D.<br />

Aribo Str. 11, 83700 Rottach-Egern<br />

Tel.: 08022 - 28445<br />

Kameradschaft des ehemaligen Flak-Rgt.12<br />

Wolfg.-V. Böltzig,<br />

Friedrichstadt<br />

Leipziger Str. 60/10.2, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 - 2082767<br />

Traditionsgemeinschaft JaboG 43 e.V.<br />

Oberstleutnant a.D. Udo Reinsch<br />

Liegnitzer Straße 8, 26215 Wiefelstede<br />

Tel.: 0179 - 6907592<br />

Gemeinschaft der Flieger<br />

Deutscher Streitkräfte e.V.<br />

Geschäftsführer: Oberst a.D. Rolf Chur<br />

Südstr. 66a, 53797 Lohmar<br />

Tel./Fax: 02246-3037375<br />

Freundeskreis der Luftwaffe e.V.<br />

Generalsekretär: GenMaj a.D. Botho<br />

Engelin, im Haus der Luft- und Raumfahrt,<br />

Godesberger Allee 70, 53175 Bonn<br />

Ln-Truppe/Führungsdienste<br />

GenMaj a.D. Siegfried Poschwatta<br />

Hans-Vollmike-Str. 76, 53842 Troisdorf<br />

Bund deutscher Fallschirmjäger e.V.<br />

GF / Bundesleiter: H.J. Oehler<br />

Im Kleinen Feld 19, 76689 Karlsdorf<br />

Tel.: 07251-348120<br />

Ordensgemeinschaft der<br />

Ritterkreuzträger e.V.<br />

GF und Leiter der Sektion Berlin-Brandenburg:<br />

Dipl.-Kfm. Jürgen Heinze<br />

Ottokarstraße 15, 12105 Berlin,<br />

Tel. + Fax: 030 - 75653756<br />

Förderverein Luftwaffenmuseum<br />

der Bundeswehr e.V.<br />

Geschäftsführer: Andreas Bonsted<br />

Postfach 450 222, 12172 Berlin<br />

Telefon 030 - 8110769<br />

Stiftung Butzweilerhof Köln, Gebäude 1<br />

Präsident: Dr. Edgar Mayer<br />

Butzweilerstr. 35-39, 50829 Köln<br />

Tel.: 0221 - 593538<br />

Kameradschaftliche Vereinigung<br />

der Marineflieger (KMF)<br />

Vorsitzender: Kapitän zur See Gert Kiehnle<br />

Timmermannallee 5, 27580 Bremerhaven<br />

Tel.: 0471-9020560,<br />

Chrigeki@t-online.de<br />

Verband der Reservisten der<br />

Deutschen Bundeswehr e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Zeppelinstraße 7A, 53177 Bonn<br />

Tel.: 0228 - 25909-0<br />

Deutsches Technik Museum Berlin<br />

Prof. Dr. Dr. Holger Steinle<br />

Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin<br />

Tel: 030/90 254-118<br />

Luftfahrt- und Technik-<br />

Museumspark Merseburg<br />

Dieter Schönau<br />

Kastanienpromenade 50, 06217 Merseburg<br />

Tel: 03461-525776<br />

Dornier Museum<br />

Claude-Dornier-Platz 1 (Am Flughafen)<br />

88046 Friedrichshafen<br />

www.dorniermuseum.de<br />

Dauerausstellung<br />

Luftzeugamt Kölleda<br />

Vorsitzender Ralf Lemser<br />

Johannisstr. 16, 99625 Kölleda<br />

Tel. 03635-400049<br />

www.luftzeugamt-koelleda.de<br />

Luftfahrtmuseum Finowfurt<br />

Vorsitzender: Dr. Klaus-Peter Kobbe<br />

Museumstr. 1<br />

16244 Schorfheide / OT Finowfurt<br />

Tel.: 03335 - 7233<br />

info@luftfahrtmuseum-finowfurt.de<br />

Technikmuseum Hugo Junkers<br />

Geschäftsführer: Gerhard Beeg<br />

Kühnauerstr. 161a, 06846 Dessau<br />

Tel. 0179-5590525<br />

gerhard.beeg@t-online.de<br />

Luftfahrt Museum<br />

Hannover-Laatzen e.V.<br />

Ulmer Straße 2<br />

30880 Laatzen<br />

Tel.: 0511-8791791<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Irrtümer und Änderungen vorbehalten<br />

Die Verbände werden gebeten, die Angaben auf Richtigkeit zu überprüfen und uns auch künftig Änderungen in der Anschrift bekanntzugeben.<br />

Sollte die Aufnahme einer Telefon-Nummer und/oder E-Mail gewünscht werden, so bitten wir um Mitteilung.


Adventskalender<br />

Wir wünschen allen Soldaten der Bundeswehr, die in<br />

Afghanistan und anderswo in der Welt im Einsatz sind,<br />

sowie unseren Mitgliedern und Freunden<br />

ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und<br />

ein hoffnungs - und friedvolles Neues Jahr.<br />

Der Bundesvorstand des Deutschen Luftwaffenring e.V<br />

Hinter jeder Adventstür warten Geschenke auf Sie: Gutscheine für Eintrittskarten, Kampfstiefel und Sachpreise für die Zeit nach Ihrer Rückkehr.<br />

7 11 3 16 23<br />

19 9 5 10 6<br />

14 18 8 1<br />

24<br />

20 2<br />

17 4<br />

12 22 15 21 13<br />

Machen Sie sich also selbst eine Freude und schreiben Sie einfach eine LoNo an radioandernach@bundeswehr.org mit Ihrem Namen, Dienstgrad und Ihrer Erreichbarkeit.<br />

Oder melden Sie sich persönlich über die Lagergrußkarten in Ihrer Einsatzredaktion vor Ort in Prizren oder Mazar-e-Sharif an. Teilnahmeschluss ist am 23.12.2013

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