LUFTWAFFEN - Netteverlag
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GESCHICHTE<br />
ge des Bombenfliegergeschwaders Nr. 3<br />
waren für die Mitnahme einiger tausend<br />
dieser Bomben vorbereitet worden. Zum<br />
Einsatz ist es nicht mehr gekommen.<br />
Von der Firma Traisen kam eine 25-kg-<br />
Nacheilbombe. Ihr Körper war aus Grauguß<br />
gefertigt, vorn durch eine Stahlspitze<br />
verstärkt und nahm eine Sprengladung aus<br />
4,5 kg Trotyl auf. Weitere Merkmale waren<br />
der windradentsicherte Bodenzünder, der<br />
nach 100 m Fallweg scharf wurde. Das Vierflächenleitwerk<br />
besaß hinten einen Versteifungsring.<br />
Der demoralisierenden und zerstörenden<br />
Wirkung von Spreng- und Splitterbomben<br />
musste man schon wegen der Unvollkommenheit<br />
der anderen Bombenarten<br />
den Vorzug geben. Dabei waren<br />
die in Gebrauch genommenen Bomben<br />
alles andere als vollkommen. Der tief<br />
24<br />
Die 12-kg-Brandbombe der Firma Wöllersdorf zeigte einen recht einfachen Aufbau. Unmittelbar<br />
vor dem Abwerfen musste der Zeitzünder vorsichtig gelöst und der Reibzünder<br />
kräftig abgerissen werden. Nach 10 s begann das Brennen, wobei der Brandkern mit einer<br />
heißen Stichflamme die Brandmasse entzündete, die dann etwa 3 min lang brannte.<br />
gelegte Schwerpunkt und die Ringleitwerke<br />
beeinflussten die Stabilität in der<br />
Fallkurve nachteilig. Dementsprechend<br />
gering war die Treffgenauigkeit. Oft<br />
überschlugen sich die Bomben, die Zahl<br />
der Blindgänger erreichte einen nicht<br />
mehr hinnehmbaren Anteil an der ohnehin<br />
nur geringen Menge abgeworfener<br />
Munition. Auffällig bei der bis 1915 verwendeten<br />
Abwurfmunition ist das geringe<br />
Gewicht, welches 50 bzw. 60 kg nicht<br />
überschritten hat. Das verwundert nicht,<br />
wenn man die Tragfähigkeit der bis dahin<br />
für den Bombenabwurf eingesetzten<br />
Aufklärungs- und Artillerieflugzeuge (C-<br />
Flugzeuge) kennt. Sie konnten maximal<br />
90 bis 113 kg Bombenlast mitführen.<br />
Das genügte im zweiten Kriegsjahr nicht<br />
mehr den Anforderungen. Nach dem<br />
Krieg, im Jahr 1921, äußerte sich der<br />
im Krieg mit der Wahrnehmung der Geschäfte<br />
des Kommandierenden Generals<br />
der Luftstreitkräfte beauftragte General<br />
der Kavallerie, Erich von Hoeppner, zu<br />
den Veränderungen:„... so führte auch<br />
die Entwicklung des Bombenkrieges zur<br />
Schaffung einer neuen Flugzeugart, des<br />
Großflugzeuges.<br />
Je entschiedener die Kriegführung den<br />
Charakter des Stellungskrieges annahm,<br />
desto mehr häuften sich hinter der feindlichen<br />
Front Massen von Munition, Verpflegung<br />
und Kriegsgerät aller Art, desto<br />
ausgedehnter wurden die Eisenbahnanlagen<br />
und Lagereinrichtungen für Mann<br />
und Pferd. Außerhalb der Reichweite der<br />
Artillerie gelegen, ließen sie den Wunsch<br />
entstehen, sie durch den Masseneinsatz<br />
von Fliegerbomben zu zerstören … Weitere<br />
Ziele des Luftkrieges wurden die widerstandsfähigen<br />
Bauten feindlicher Industrieanlagen.<br />
Gegen sie war nur mit<br />
schweren Bomben Wirkung zu erwarten;<br />
das Gewicht wurde daher auf 50 kg gesteigert;<br />
weitere Erhöhungen auf 100 und<br />
mehr Kilogramm standen in Aussicht.“<br />
Da die einmotorigen C-Flugzeuge solche<br />
Bombenlasten nicht zu tragen vermochten,<br />
ging man dazu über, zwei-,<br />
später viermotorige Bombenflugzeuge<br />
(G-Flugzeuge) zu bauen. Sie konnten<br />
Bomben mit einem Gesamtgewicht von<br />
600, zuletzt bis 2000 kg laden. Hand in<br />
Hand mit dieser Entwicklung gingen die<br />
Kalibersteigerung und die technische<br />
Vervollkommnung der Abwurfmunition<br />
einher. Maßgeblichen Anteil daran<br />
hatte der Leutnant Heinrich Russell. Der<br />
begabte Offizier kam von den Goslarer<br />
Jägern (Hannoversches Jäger-Bataillon<br />
Nr. 11) und war 1915 zur Fliegertruppe<br />
versetzt worden, wo er in der Fliegerbomben-Versuchsabteilung<br />
eine sinnvolle<br />
Verwendung fand. Eine seiner vielen Ideen<br />
war ein optisch-mechanisches Bombenzielgerät,<br />
welches zusammen mit<br />
der Firma C.P. Goertz, Berlin, entwickelt<br />
wurde. Um die Erprobung der Bombenzielgeräte<br />
an der Front erwarb sich der<br />
Kommandeur des Kagohl 4, Hauptmann<br />
Günter von Detten (gefallen am 21. Juni<br />
1916 vor Verdun), besondere Verdienste.<br />
Weiterhin beschäftigte sich Russell mit<br />
den ballistischen Problemen des Bombenabwurfes.<br />
Er erkannte den Zusammenhang<br />
zwischen der strömungsgünstig<br />
geformten Bombenhülle, der davon<br />
beeinflussten Fallkurve und den Einfluss,<br />
den Bewegung und Lage des mit einem<br />
zuverlässig arbeitenden Bombenzielgeräts<br />
ausgerüsteten Bombenflugzeuges<br />
auf die Treffgenauigkeit hatten. Seiner<br />
Anregung folgend, wurden deshalb<br />
mit den verschiedenen Bombenformen<br />
Versuche im Windkanal des Kaiser-Wilhelm-Institutes<br />
für Strömungsforschung<br />
in Göttingen durchgeführt. Der Leiter des<br />
Institutes war zu jener Zeit der Begründer<br />
der modernen Hydro- und Aerodynamik,<br />
Professor Ludwig Prandtl.<br />
Die Entwicklung eines neuen Typs der<br />
Abwurfmunition erfolgte in der Zuständigkeit<br />
der Prüfanstalt und Werft der<br />
Fliegertruppe (P.u.W.). Sie war bis 1915<br />
aus den drei wissenschaftlichen Abteilungen<br />
der Deutschen Versuchsanstalt<br />
für Luftfahrt (DVL) hervorgegangen. Zunächst<br />
ging es darum, die Versäumnisse<br />
der Vergangenheit aufzuholen. Unter<br />
den sich überstürzenden Anforderungen<br />
der Obersten Heeresleitung (OHL)<br />
und der Truppe war eine systematisch<br />
aufbauende Entwicklung nur schwer zu<br />
verwirklichen. Auf der Grundlage der Arbeiten<br />
von Hermann Russell - er fand am