LUFTWAFFEN - Netteverlag
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GESCHICHTE<br />
1917 auf Ziele an der Südostküste Englands<br />
abgeworfen. Es folgten Nachtangriffe<br />
auf militärische Anlagen in Frankreich.<br />
Das immer kritisch eingestellte<br />
fliegende Personal äußerte sich nach den<br />
Einsätzen begeistert über die bis dahin<br />
nicht gekannte Wurfgenauigkeit und die<br />
geringe Anzahl der Blindgänger.<br />
Da die Zuladungsmöglichkeiten der<br />
Bombenflugzeuge immer mehr gesteigert<br />
werden konnten, entstanden bei<br />
der Prüfanstalt und Werft 300- und zuletzt<br />
sogar 1000-kg-Bomben. Nur wenige<br />
Informationen gibt es über eine<br />
Brandbombe, die zur Familie der P.u.W.-<br />
Bomben gehört. Sie war 692 mm lang,<br />
nahm ein 5,2 kg schweres Brandgemisch<br />
aus Benzin, Paraffin sowie Bariumnitrat<br />
auf und war bereits im Herbst 1917 an<br />
der Westfront in der Erprobung gewesen.<br />
Außerdem arbeitete man an 12- und<br />
50-kg-Brandsprengbomben. Bei der Entwicklung<br />
der 1000-kg-Bombe mussten<br />
einige konstruktive Probleme gelöst werden.<br />
Das betraf vor allem die Festigkeit<br />
des dünnwandigen Bombenkörpers. Er<br />
unterlag auf Grund seiner Länge und<br />
wegen der Eigenrotation in der Fallkurve<br />
besonderen Belastungen. Ein weiteres<br />
Problem stellte die nicht in jedem Fall sichergestellte<br />
restlose Detonation der 680<br />
kg schweren Sprengladung in der rund 4<br />
m langen Bombe dar. Maßgeblich war<br />
Dr. Ing. Friedrich Archilles an den Konstruktionsarbeiten<br />
beteiligt, der nach<br />
dem Fliegertod Russells dessen Stelle eingenommen<br />
hatte.<br />
Der Zünder für die 12-kg-P.u.W.-Bombe. Wie bei den Zündern für alle Bomben dieser Bauart<br />
handelte es sich um einen hochempfindlichen, sprengkräftigen Aufschlagzünder mit<br />
einstellbarer Zündverzögerung. Ein Hinweis auf ihre Verwandtschaft zu Artilleriezündern<br />
ist die Drallentsicherung, die bei 300 U/min wirksam wurde. Die Rotation erreichte man<br />
mittels der schräg gestellten Flächen des Bombenleitwerkes.<br />
Die ersten P.u.W.-Bomben erhielten die<br />
neu zusammengestellten Bomben- bzw.<br />
Nachtbombengeschwader im Frühjahr<br />
1917. Zunächst standen nur die Kaliber<br />
50 und 100 kg zur Verfügung. Bis zu ihrem<br />
Eintreffen hatten die Bombenflieger<br />
improvisiert und von den Pionieren gelieferte,<br />
100 kg schwere 25-cm-Wurfminen<br />
sowie speziell angefertigte geballte<br />
Ladungen abgeworfen. Über die Veränderungen<br />
berichtete Hauptmann Hermann<br />
Köhl, der nach mehrmonatigem<br />
Lazarettaufenthalt die 19. Staffel des<br />
Nachtbombengeschwaders IV übernommen<br />
hatte: „Jetzt hatten wir alles, was<br />
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wir brauchten: Spezialnachtmaschinen,<br />
einmotorige und zweimotorige. Die Bomben<br />
waren auch schon längst verbessert<br />
worden. Wir hatten nicht mehr die sich<br />
in der Luft überschlagenden Karbonitbomben.<br />
Die eleganten P.u.W.-Bomben<br />
tauchten im schönsten Kurvenflug hinab<br />
in die Tiefe. Sie konnten je nach Ziel auf<br />
Früh- und Spätzündung eingestellt werden.<br />
Die Gewichtsmengen … überstiegen<br />
schon 100 kg. … 300 bis 500 und 700 kg<br />
wurden Normallasten.“<br />
Erstmals wurden 50- und 100-kg-P.u.W.-<br />
Bomben im größeren Umfang Ende Mai<br />
und in der ersten Junihälfte des Jahres<br />
Vertikal aufgestellte 12-kg-P.u.W.-Bomben<br />
neben dem Beobachtersitz eines zweimotorigen<br />
Bombenflugzeuges AEG G IV. 1917<br />
waren 216 Maschinen des Typs ausgeliefert<br />
worden. Sie konnten 400 kg Bombenlast tragen,<br />
erreichten eine Gipfelhöhe von 4500 m.<br />
1000-kg-P.u.W.-Bomben kamen Anfang<br />
1918 an die Front. Das erste Mal wurden<br />
dieses Kaliber am 18. Februar 1918 von<br />
einer Zeppelin-Staaken R IV der Riesenflugzeugabteilung<br />
501 über England abgeworfen.<br />
Getroffen hat man das Royal<br />
Hospital in Chelsea, wobei es zahlreiche<br />
Tote und Verletzte gab. Weitere Großbomben<br />
dieses Typs fielen im Frühjahr<br />
des Jahres auf Ziele in Frankreich.