LUFTWAFFEN - Netteverlag
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GESCHICHTE<br />
ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN ABWURFMUNITION IM ERSTEN WELTKRIEG<br />
Man definiert Bomben als Munition,<br />
die aus Luftfahrzeugen zum Einsatz<br />
gebracht werden. Ihre nach ballistischen<br />
und fertigungstechnischen Erfordernissen<br />
geformten Hüllen dienen<br />
der Füllung mit Stoffen, die - mit einer<br />
entsprechenden Zündung kombiniert<br />
- Splitter- und Gasdruckwirkung,<br />
Brandstiftung oder Vergasung erzeugen.<br />
Es erscheint einfach, die verschiedenen<br />
Merkmale im Sinne maximaler<br />
Waffenwirkung miteinander zu verbinden.<br />
Im Vergleich zum Verschuß<br />
von Artilleriegeschossen wirft man ja<br />
nur etwas ab. Dass mit der Entwicklung<br />
von Abwurfmunition Neuland<br />
betreten wurde und viele technische<br />
Probleme gelöst werden mußten -<br />
auch das soll in diesem Beitrag dargestellt<br />
werden.<br />
Generalleutnant Friedrich Metzler, ein<br />
Infanterist, dass planmäßige Schlachten<br />
in der Luft auch zukünftig zu den<br />
Phantasiegebilden gehören würden. Die<br />
praktischen Erfahrungen aus den militärischen<br />
Auseinandersetzungen der Zeit<br />
unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg<br />
schienen diese Skepsis zu bestätigen. Im<br />
November 1913 schrieb ein Peter Hagen<br />
in Reclam‘s „Universum“ unter dem Titel<br />
„Flugzeuge im Land- und Seekrieg“ über<br />
den Einsatz von Flugzeugen im italienisch-türkischen<br />
Krieg 1911-1912: „Und<br />
das Flugzeug als Waffe … Wir können<br />
… so bedingungslos diese Aufgabe dem<br />
Flugzeug nicht zuweisen. Weder in Tripolis<br />
noch auf dem Balkan hat man irgendwelche<br />
Erfolge damit erzielt.<br />
welche die Geschosse im Fall in senkrechter<br />
Lage halten sollten. „Bei fast allen<br />
Luftangriffen … verfehlte ein großer<br />
Teil der abgeworfenen Bomben das Ziel“,<br />
resümierte ein Dr. Staby in einem 1917<br />
veröffentlichten Aufsatz. Was war zu<br />
tun Zunächst mussten die theoretischen<br />
und praktischen Probleme des Bombenabwurfes<br />
geklärt werden. Das gehörte<br />
zu den großen Herausforderungen im<br />
Krieg, und unter erheblichem Zeitdruck<br />
mußten<br />
1. funktionssichere, wirkungsvolle, handhabungs-<br />
und transportsichere Abwurfmunition<br />
konstruiert, sie erprobt und ihre serienmäßige<br />
Herstellung vorbereitet werden, und<br />
2. mussten spezielle Zielfernrohre (Lotfernrohre)<br />
und zuverlässige Abwurfvorrichtungen<br />
geschaffen werden.<br />
Sprengbombe aus der Anfangszeit des Luftkrieges.<br />
In den C-Flugzeugen gehörte es zu<br />
den Aufgaben der Beobachter, die Bomben<br />
mit der Hand abzuwerfen. Um das avisierte<br />
Ziel am Boden treffen zu können, brauchten<br />
sie Augenmaß und Glück.<br />
Während des Krieges verwendeten die deutschen<br />
Flieger noch lange Zeit behelfsmäßige<br />
Abwurfmunition. Das Bild zeigt das Beladen<br />
eines C-Flugzeuges mit Stielhandgranaten,<br />
Brennzündern und Wurfgranaten,<br />
die eigentlich für den Granatenwerfer 16<br />
(„Priester“-Werfer) bestimmt waren.<br />
Die Frage der Bewaffnung von Flugzeugen<br />
war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />
in Deutschland noch nicht gelöst;<br />
wirksame Abwurfmunition, Abwurfvorrichtungen<br />
und Zielgeräte fehlten. 1911<br />
hatte ein namentlich nicht genannter<br />
Autor im Heft 1 der „Vierteljahreshefte<br />
für Truppenführung und Heereskunde“<br />
geschrieben, „...daß gegenüber den<br />
gewaltigen Zerstörungsmitteln, die wir<br />
schon besitzen, die Wirkung von Wurfgeschossen<br />
aus Flugzeugen immer begrenzt<br />
bleiben wird“. Ein Jahr später erklärte<br />
22<br />
In Tripolis haben die Italiener kleine<br />
Bomben geworfen, weil sie so große und<br />
wirkungssichere in genügender Anzahl<br />
nicht mitnehmen konnten. Sie haben<br />
daher und weil sie keine guten Visierfernrohre<br />
hatten, um den Augenblick<br />
des Abwurfs richtig zu bestimmen, nichts<br />
ausgerichtet.“ Auch die ersten Einsätze<br />
der „aeronautischen Artillerie“ zu Beginn<br />
des Ersten Weltkrieges schienen den<br />
Skeptikern Recht zu geben. In Deutschland<br />
war man über einige wenige - man<br />
darf sagen: mißlungene - Versuche mit<br />
kugelförmigen Bomben der Fußartillerieabteilung<br />
der Artillerie-Prüfungskommission<br />
nicht hinaus gekommen. Um die<br />
Organisation und Förderung durch die<br />
verantwortlichen Dienststellen stand es<br />
schlecht. Die wenigen Flieger hatten bei<br />
Ausbruch des Krieges keine brauchbare<br />
Abwurfmunition. So mussten für die<br />
ersten Angriffe der deutschen Luftschiffe<br />
auf die belgische Festung Lüttich am 5.<br />
August 1914, gefolgt von Angriffen auf<br />
Antwerpen, Ostende und Calais, als Notbehelf<br />
ein paar 15- und 21-cm-Granaten<br />
hergerichtet werden. Sie wurden am Boden<br />
mit großen Steuerklappen versehen,<br />
Zu den bekanntesten Bomben der ersten<br />
Kriegsjahre gehörten die Carbonit-Bomben.<br />
Das Bild zeigt das Kaliber 20 kg (ohne Zünder<br />
und Vorstecker). Von den 20 kg Gesamtgewicht<br />
entfielen 50% auf die Sprengladung.<br />
Die Abmessungen sind mit 627 x 206<br />
mm angegeben.<br />
Praktische Erfahrungen gab es nur in<br />
geringem Umfang. 1911 waren auf dem<br />
Truppenübungsplatz Döberitz erstmals<br />
Bomben aus einem Flugzeug aus 150 m<br />
Höhe abgeworfen worden. Hinzu kamen<br />
die Versuche der Artillerie-Prüfungskommission<br />
1914 auf dem Artillerieschießplatz<br />
Kummersdorf, über die schon<br />
berichtet wurde. So bemühte sich die<br />
Sprengstoff A.-G. Carbonit in Hamburg<br />
auf der Grundlage werkseigener Versuche<br />
um kriegsbrauchbare Abwurfmuniti-