LUFTWAFFEN - Netteverlag
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AFGHANISTAN<br />
In der Polizeikaserne in Masar<br />
zivile amerikanische Firma durchgeführt,<br />
die durch erfahrene Soldaten, den sogenannten<br />
Mentoren, unterstützt wird.<br />
Weiterhin lernt der zukünftige Kampfmittelbeseitiger<br />
auch die technischen<br />
Möglichkeiten zum Bau eines IEDs, und<br />
es werden ihm die möglichen Gegenmaßnahmen<br />
vermittelt. Dazu gehören die<br />
Ausbildung am Manipulatorfahrzeug,<br />
dem Röntgengerät, Haken- und Leinensatz<br />
sowie verschiedenen Kleinwerkzeugen<br />
und natürlich dem Bombenschutzanzug.<br />
Taktik im Vorgehen zu einem<br />
IED gehören zu dem Lehrplan wie auch<br />
die Wichtigkeit der Beweissicherung für<br />
die weitere Informationsgewinnung über<br />
den Aufbau des IEDs, aber auch über das<br />
dahinter vermutete Netzwerk der Attentäter.<br />
Ziel der Ausbildung ist aber immer<br />
noch nicht der voll ausgebildete Kampfmittelbeseitiger,<br />
der an der Entschärfung<br />
eines IEDs arbeitet, sondern Lehrgangsziel<br />
ist die Entschärfung von konventioneller<br />
Munition, aber auch die Arbeit als<br />
zweiter Mann in einem Team bei der Beseitigung<br />
von IEDs.<br />
Weitere zwei Monate benötigt der Kampfmittelbeseitiger<br />
für den IEDD (Improvised<br />
Explosives Device Disposal) – Lehrgang,<br />
bei dem es um die Beseitigung der IEDs<br />
geht. Neben der Vertiefung der bereits<br />
erwähnten Gerätekunde und der Informationen<br />
über den technischen Aufbau<br />
eines IED kommen hier taktische Grundsätze<br />
für das Vorgehen eines IEDD-Soldaten<br />
an einem Einsatzort zum Tragen.<br />
der Ausbildung der Kampfmittelbeseitiger<br />
fehlt es auch noch an der Aufstellung<br />
der entsprechenden IEDD-Teams.<br />
Und hier gibt es ein spezielles weiteres<br />
4-Stufen-Modell, das auf den folgenden<br />
Grundsätzen basiert:<br />
- Manning<br />
- Training<br />
- Equipment<br />
- Validation<br />
Zuerst muss für ein Kampfmittelbeseitigungsteam<br />
das Personal bereitgestellt<br />
werden. Dieses „Manning“ ist die Grundvoraussetzung,<br />
um das Personal auf die<br />
Lehrgänge (Training) zu schicken. Wie<br />
auch in Deutschland gibt es hier eine<br />
Planung für die Personalstärke und die<br />
daraus resultierende nötige Ausrüstung<br />
(Equipment). Die Ausrüstung gab es aber<br />
bisher nur dann, wenn alle drei Mitglieder<br />
des Teams die benötigten Lehrgänge<br />
bestanden hatten. Somit dauerte es gegebenenfalls<br />
sehr lange, bis ein Team einsatzbereit<br />
war, und in der Zwischenzeit<br />
fehlte die Ausrüstung für weitere Übung<br />
und Ausbildung. Die afghanische Polizei<br />
erkannte diesen Mangel als erstes und<br />
führt seitdem die Ausrüstung zu, wenn<br />
einer der drei Kampfmittelbeseitiger<br />
vollständig ausgebildet ist. Die afghanische<br />
Armee hat mittlerweile nachgezogen,<br />
und das System scheint sich so zu<br />
bewähren. Bevor allerdings das fertige<br />
Team das erste Mal alleine in einen Einsatz<br />
geschickt wird, erfolgt noch die Validierungsphase,<br />
in der erfahrene ISAF-<br />
Kampfmittelbeseitiger die afghanischen<br />
Kameraden auf den ersten Schritten begleiten.<br />
Problemzonen<br />
Nach mehr als drei Jahrzehnten Krieg<br />
ist die Schulbildung immer weiter eingeschränkt<br />
worden. Viele afghanische<br />
Soldaten können weder lesen noch<br />
schreiben, eine fundierte technische<br />
Ausbildung, in Deutschland eine Grundvoraussetzung<br />
für den Lehrgang, ist in<br />
keinster Weise zu fordern. So ist ein Soldat,<br />
der lesen und schreiben kann, für<br />
viele Dienstposten in der Armee und Polizei<br />
ein begehrtes Objekt, und erst recht<br />
für eine aufstrebende zivile Wirtschaft.<br />
Neben einer angemessenen Besoldung<br />
fehlt es an Anerkennung in der Bevölkerung<br />
und an einem sicheren Umfeld. Somit<br />
stehen die Sicherheitskräfte in enger<br />
Konkurrenz zu den zivilen Bereichen.<br />
Hinzu kommt die noch schleppende Zusammenarbeit<br />
zwischen den staatlichen<br />
und den nichtstaatlichen Organisationen<br />
bei der Kampfmittelbeseitigung.<br />
Nicht zuletzt wegen der nach wie vor<br />
ungünstigen Sicherheitslage scheuen<br />
die NGOs eine direkte Zusammenarbeit<br />
mit den ANSF, da sie fürchten müssen,<br />
so gegebenenfalls zwischen die Fronten<br />
von ANSF und Taliban zu geraten. Dies<br />
wäre bei den sowieso schwierigen Räumaufgaben<br />
der NGOs katastrophal; IEDs<br />
oder manipulierte Minen/Kampfmittel<br />
in den Räumgebieten würden die Arbeit<br />
der NGOs zunichte machen.<br />
Und: Die Zeit läuft..... Der Aufbau der<br />
Kampfmittelbeseitigungskräfte ist nach<br />
wie vor schleppend, und das Aufstellungsziel<br />
wird wohl erst in einigen Jahren<br />
zu erreichen sein. Das wird auch Auswirkungen<br />
auf den Abzug der ISAF-Soldaten<br />
haben. Wie auch immer eine zukünftige<br />
Beteiligung der Bundeswehr an einer<br />
weiteren Ausbildung der ANSF aussehen<br />
wird, ist offen, sie wird aber 2014 sicher<br />
nicht enden.<br />
Bericht und Fotos: Thomas Enke<br />
Das vier-Stufen-Modell<br />
der Aufstellung<br />
Damit ist der IEDD-Soldat fertig ausgebildet,<br />
findet aber in seiner Einheit unter<br />
Umständen ein leeres Büro vor. Neben<br />
10<br />
Patrouille in den Strassen von Masar