LUFTWAFFEN - Netteverlag
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Dorfbewohner in Gur-e-Mach<br />
nur unzureichend asphaltierten Straßen<br />
eingebaut werden. Da diese Sprengfallen<br />
den freizügigen Straßenverkehr erheblich<br />
stören und sogar lähmen können,<br />
werden die Kampfmittelbeseitigungskräfte<br />
auch den speziellen Pionierkräften<br />
unterstellt, die die Straßen auf eingebaute<br />
IEDs untersuchen. Diese sogenannten<br />
Route Clearing Packages (RCP) sind mit<br />
verschiedenen Detektoren ausgerüstet<br />
und können IEDs sowie Zündkabel auch<br />
während einer langsamen Marschbewegung<br />
orten.<br />
Hinzu kommen weiterhin die verschiedenen<br />
NGOs unter der Aufsicht der UN,<br />
die auch zukünftig die Kampfmittel- und<br />
Minenfelder räumen werden.<br />
Das 5-Stufen-Ausbildungs-Modell<br />
Die Ausbildung zum Kampfmittelbeseitiger<br />
ist schon in einem hochentwickelten<br />
Industrieland wie Deutschland langwierig<br />
und mit hohen Durchfallquoten verbunden.<br />
Die Ausbildung kann man sich<br />
in Form einer Pyramide vorstellen, wobei<br />
die Zahl der positiven Absolventen von<br />
Lehrgangsstufe zu Lehrgangsstufe geringer<br />
wird. Das oben genannte Ziel wird<br />
bei einer mindestens zweijährigen Ausbildung<br />
nicht mehr bis Ende 2014 zu bewältigen<br />
sein. Man hat daher Zwischenstufen<br />
geschaffen, die den ausgebildeten<br />
Soldaten nur Teilfähigkeiten zugestehen,<br />
welche aber für einfache Räumtätigkeiten<br />
ausreichen.<br />
Fünf Stufen führen somit zum Ziel eines<br />
ausgebildeten Kampfmittelbeseitigers:<br />
die technischen Besonderheiten einer<br />
Sprengfalle zugeschnitten. Der Soldat/<br />
Polizist lernt bei diesem IED-Awareness-<br />
Training (in etwa : IED-Grundkenntnis-<br />
Lehrgang) innerhalb von wenigen Tagen<br />
den Umgang mit einem Metalldetektor<br />
und ist dann in der Lage, eine Fläche visuell<br />
oder mit dem Detektor abzusuchen.<br />
Er bekommt einen Einblick in die Technik<br />
eines IEDs und kann anschließend<br />
auch Gefahrenbereiche grob abschätzen<br />
– Beseitigungstätigkeiten lernt er hier<br />
noch nicht.<br />
Daran schließt sich der Kampfmittelräumlehrgang<br />
der Pioniere (Engineers)<br />
von etwa 5 Wochen Dauer an. Neben<br />
der Wiederholung der Ausbildung des<br />
IED-Awareness-Trainings werden dem<br />
Soldaten/Polizisten hier einfache Tätigkeiten<br />
zum Sprengen eines einfachen<br />
IEDs vermittelt. Dabei verwendet er eine<br />
sogenannte Schlagladung, mit der das<br />
IED ohne Rücksicht auf die nötige Informationsgewinnung<br />
und Beweismittellage<br />
zu einem möglichst günstigen Zeitpunkt<br />
gesprengt wird. Dieses sogenannte<br />
„Blow up in Place“ kann schwere Kollateralschäden<br />
nach sich ziehen und sollte<br />
zumindest innerhalb der Ortschaften<br />
vermieden werden. Diese Kampfmittelräumer<br />
sollen hauptsächlich in den RCP<br />
eingesetzt werden, um den sehr häufig<br />
in den Straßen eingebauten IEDs Herr zu<br />
werden.<br />
Da man bereits jetzt schon festgestellt<br />
hat, dass die nötigen Personalstärken bis<br />
2014 nicht mehr erreicht werden können,<br />
wurde in die Ausbildungspyramide<br />
zum Kampfmittelbeseitiger an dieser<br />
Stelle ein zusätzlicher Lehrgang eingeschoben.<br />
Der bisher zum Kampfmittelräumer<br />
ausgebildete Soldat/Polizist soll<br />
AFGHANISTAN<br />
hier zusätzliche Fertigkeiten lernen, um<br />
die Auswirkungen seiner Sprengungen<br />
mit Schlagladungen besser beurteilen<br />
zu können und um Kollateralschäden<br />
möglichst zu vermeiden. Hinzu kommen<br />
Sicherheitsbestimmungen beim Umgang<br />
mit Spreng- und Zündmitteln. Dies alles<br />
soll zu einer selbstständigen Tätigkeit<br />
befähigen. Dieser IED-Mitigation-Team<br />
(Mildern der Auswirkungen eines IEDs)<br />
– Lehrgang hat neben dem Herstellen<br />
der Bewegungsfreiheit auch den Schutz<br />
der Bevölkerung als Ziel. Er soll zu einem<br />
späteren Zeitpunkt, sobald ausreichend<br />
Kampfmittelbeseitiger ausgebildet sind,<br />
entfallen.<br />
Erst jetzt, an vierter Stelle in der Ausbildungspyramide,<br />
wird zum ersten Mal<br />
von einem Kampfmittelbeseitiger gesprochen.<br />
In dem etwa viermonatigen<br />
Lehrgang, der an der afghanischen Pionierschule<br />
in Masar-e-Sharif stattfindet,<br />
werden dem Soldaten umfangreiche<br />
Kenntnisse über den technischen Aufbau<br />
von konventioneller Munition (Explosive<br />
Ordnance), der sprengtechnischen<br />
Öffnung dieser Kampfmittel und dem<br />
„Unschädlich-machen“, das heißt das<br />
Sichern von Kampfmitteln für einen Abtransport<br />
an einen Vernichtungsplatz,<br />
beigebracht. Diese Methode wird vielfach<br />
nötig, wenn Munition aufgrund zu<br />
befürchtender Kollateralschäden vor Ort<br />
nicht vernichtet werden kann. Auch ist<br />
die Vernichtung durch Sprengen vielfach<br />
mit schweren Umweltschäden verbunden<br />
und sollte vermieden werden. Ein<br />
späteres Ausdüsen des Sprengstoffes oder<br />
ein Abbrennen in entsprechenden Vernichtungsöfen<br />
ist zukünftig auch in Afghanistan<br />
anzustreben. Dies ist an erster<br />
Stelle das Handwerk des EOD-Personals.<br />
Die Ausbildung wird zur Zeit durch eine<br />
- IED Awareness-Training<br />
- Engineer-Training<br />
- IED Mitigation-Training<br />
- EOD-Course<br />
- IEDD-Course<br />
Die unterste Stufe der Ausbildung lehnt<br />
sich an die Ausbildung der Kampfmittelsucher<br />
bei den NGOs an, ist aber auf<br />
Einfahrt in eine afghanische Kaserne<br />
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