Masterarbeit Dr. med. I. Schuppert: „Die Behandlung von Brustkrebs ...
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Als Frau W´s Hausarzt erfuhr, dass sie sich gegen die empfohlene Therapie<br />
entschieden hat, bzw. sie abgebrochen hat, bemerkte er: „Sie werden doch wohl<br />
der Schul<strong>med</strong>izin nicht den Rücken kehren!“ Sie erklärte ihm, dass dies nicht ihre<br />
Absicht sei und erklärte ihm, was sie vorhatte zu tun. „Aber er grüßte mich nicht<br />
mehr und das war dann erledigt. Unsere Söhne waren in einer Klasse und wir sahen<br />
uns manchmal, wenn wir die Söhne zu irgendeiner Busreise brachten. Er sah mich<br />
nicht. Und ich hätte erwartet, dass er irgendwann mal sagt: ,Wie geht es Ihnen<br />
denn? Wie sind Sie denn damit klargekommen?´ Nein, ich existiere nicht mehr.“<br />
Offensichtlich verunsichert es die betreuenden Hausärzte, wenn ihre Patienten die<br />
empfohlene Therapie nach den Leitlinien nicht einhalten und sie wollen die<br />
Verantwortung nicht übernehmen. Dabei ist die Durchführung einer Chemotherapie<br />
und Strahlentherapie kein Garant dafür, dass nicht doch ein Rezidiv auftritt oder<br />
eine Metastasierung erfolgt.<br />
1.8 Erfahrungen im Krankenhaus<br />
In diesem Abschnitt beschreibe ich beispielhaft und damit ausführlicher zwei<br />
Erfahrungen der befragten Patientinnen, die in den Interviews einen großen Teil<br />
einnahmen. Es waren dies Erlebnisse, die einerseits sehr belastend für die<br />
Patientinnen waren, andererseits die Entscheidung mit beeinflusst haben.<br />
Nachdem im Vorfeld bei der Stanzbiopsie durch die Falschdosierung der<br />
blutverdünnenden Medikamente schon Komplikationen aufgetreten waren, kam<br />
Frau T nun mit ihrem Mann zum Besprechungstermin. Das Ergebnis der Biopsie<br />
sollte besprochen werden. Der Arzt, der bei ihr die Biopsie gemacht hatte,<br />
„lümmelte sich in seinem Stuhl“. Als Frau T nach dem Ergebnis fragte, antwortete<br />
er, es sei Krebs. Nun, Frau T wollte gerne etwas mehr über die Art ihres Tumors<br />
erfahren. „Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, das ist ein 0-8-15-Krebs.“ Frau T<br />
empfand diese Äußerung nicht als Trost. „Selbst, wenn es ein 0-8-15-Krebs ist, für<br />
jede Frau ist das etwas ganz Essentielles!“ Danach bat sie den jungen Arzt, noch<br />
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