SC Paderborn (31.08.2013) - VfL Bochum

PORTRAIT
Florian Jungwirth gehört eindeutig zu jenen, die Hitze nicht
scheuen. Der Hobbykoch, der eigentlich die mediterrane Küche
bevorzugt, steht auch zu Hause des Öfteren am Herd. Die
Küche hat er als natürlichen Lebensraum akzeptiert, insofern
bereiten ihm die Handgriffe, mit denen er die Currywurst vom
Grill holt, kleinhäckselt und anschließend mit Sauce übergießt
-
fachgerecht das Fleisch von der Pelle trennt. „Das bei uns in
Bayern weitverbreitete Zuzeln mag ich nicht so sehr. Mit dem
Messer und den Fingern geht es genauso gut.“ Zur Erläute-
um ein salomonisches Urteil, lässt aber durchblicken, dass ihm
die bayerische Version ein wenig mehr mundet. Obwohl „die
Echte“ von Dönninghaus nicht zuletzt aufgrund ihrer Sauce
auch bei ihm punkten kann. „Ich mag es halt gerne ein bisschen
schärfer“, grinst er. Kann er gerne haben, wir verschärfen
also das Tempo. Los geht´s mit dem ultimativen Bayern-Test:
Jodeln, Fingerhakeln, Schuhplatteln. Leider alles nur in der The-
besser schmeckt, müssen wir auch ausfallen lassen – der junge
Mann hat im Anschluss noch eine Trainingseinheit vor der Brust.
Beschränken wir uns also auf Bayern an sich.
Da man schlecht das größte Flächenland der Bundesrepublik
in die zwar große, aber doch nicht so große rewirpower-
LOUNGE zwängen kann, dem Ort unserer Zusammenkunft, legen
wir Florian Jungwirth weitere Bilder vor, die seine Lebensund
Karrierestationen betreffen. Gleich beim ersten Foto stutzt
klinik
in Gräfelfing, seinem Geburtsort. „Da bin ich aber nicht
Hätten wir das auch geklärt. Allzu lang hat sich die Familie
Jungwirth nicht in Gräfelfing aufgehalten, schon bald zog es sie
vom Rande Münchens in die Großstadt. Als er auf einer Bayern-Karte
zeigen soll, wo Gräfelfing liegt, gibt es erst einmal
ist ja gar nicht Bayern“, lacht er und schneidet pantomimisch
jene Teile ab, die fränkischen Ursprungs sind. Laut seiner Definition
erstreckt sich Bayern lediglich über die Regierungsbezirke
Ober- und Niederbayern, München und Schwaben. Generös
gemeindet er noch die Oberpfalz ein.
SECHZIG-GEN
Das Gräfelfing-Kapitel war für Jungwirth bereits beendet, bevor
er die Chance bekam, sich einen Erinnerungsvorrat anzuhäufen.
„Als ich zwei Jahre alt war, sind wir ins beschauliche
Karlsfeld gezogen, einem Stadtteil von München.“ Beim dortigen
TSV Eintracht Karlsfeld lernte der kleine Florian das Kicken.
Fünf Jahre brachte er beim TSV Eintracht zu, dann folgte der
ler:
„Ich war früher sehr groß, rund ein oder zwei Köpfe größer
als der Rest. Da habe ich hinten drin gespielt, buchstäblich
überragend“, lacht er. Irgendwann hat der Körper dann das
beordert – zum Glück.
eine logische Entwicklung. „Schon mein Opa war ein »Blauer«,
sondern zum FC Bayern, wäre ich vermutlich enterbt worden“,
16 // MEIN VfL