SC Paderborn (31.08.2013) - VfL Bochum
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PRESSING<br />
// JAROSLAV „JO<strong>SC</strong>HI“ JANCA<br />
VON 1975 BIS 1986 BEIM <strong>VfL</strong><br />
DER KÖRPER<br />
BRAUCHT KEINEN ARZT<br />
<br />
drauf? Sind ihre Knochen schon eingerostet oder spielen sie nach wie vor einen steilen<br />
<br />
Pelz. Mal sehen, wer hier wen tunnelt.<br />
<br />
dazu? Über Umwege. Ich bin ja gelernter Schlosser. Als ich<br />
1969 von Tschechien nach Deutschland kam, arbeitete ich zuerst<br />
bei einer Kranfirma in Duisburg und schulte dann auf<br />
Masseur um. Ich habe dabei nie an Sportmassage gedacht.<br />
Ich bin Gesundheitsfanatiker, und Leistungssport ist nicht gesund.<br />
Aber dann suchte der <strong>VfL</strong> 1975 einen Masseur und ich<br />
landete dort.<br />
Und sie waren am Anfang als einziger für den kompletten<br />
Kader zuständig? Ja, für 26, manchmal auch 30 Spieler. Am<br />
Pflegetag, also am Sonntag nach dem Spiel, wusste ich<br />
manchmal nicht, wohin ich zuerst springen sollte. Am stressigsten<br />
war es immer nach der Sommerpause. Da hatten die<br />
Spieler Muskelkater bis in die Ohrläppchen.<br />
Die Sportphysiotherapie steckte damals noch in den Kinder-<br />
Es gab ein, zwei<br />
Bücher von Erich Deuser, dem Masseur vom DFB, in denen<br />
stand, wie man Sportverletzungen behandelt. Viel brachte ich<br />
mir aber selbst bei durch Experimentieren und Ausprobieren.<br />
Ich musste auch nach und nach mit uralten Irrtümern aufräu-<br />
<br />
Nicht schwitzen. Sepp Herberger hat vor<br />
<br />
<br />
geglaubt. Ich hatte harte Diskussionen mit Rolf Schafstall deswegen.<br />
Der erlaubte den Spielern nach dem Abendessen<br />
immer nur ein Getränk, damit sie am nächsten Tag nicht<br />
<br />
<br />
Nehmen? Hermann Gerland und Jupp Tenhagen. Nur wenn<br />
die nach einem Foul nicht gleich wieder aufgestanden sind,<br />
war klar: Da ist was. Ein Phänomen war Ata Lameck. Der hat<br />
in meiner ganzen Zeit nur zweimal ausgesetzt. Einmal wegen<br />
einem Leistenbruch und einmal wegen Blinddarm. Lameck<br />
brauchte auch keine Massagen.<br />
Massiert man jeden Spieler anders? <br />
Beispiel vor dem Spiel einen Spieler haben, der eher auf<br />
Touren kommen muss, machen Sie eine Massage mit hektischen<br />
Griffen. Bei einem ängstlichen und nervösen Spieler<br />
dagegen empfiehlt sich eine leichte Massage. Dabei reden<br />
Sie ihm gut zu. „Du machst heute eine gutes Spiel“ und so<br />
Sachen. (lacht)<br />
Sie waren also auch immer als Psychologe gefragt. Natürlich.<br />
Ich war eine Vertrauensperson. Die Spieler wussten, dass ich<br />
persönliche Dinge nicht nach außen kommen. Ich gab an den<br />
Trainer nur die Informationen weiter, die er brauchte, um die<br />
Leistung zu beurteilen.<br />
einträchtigt?<br />
Der Körper braucht unheimlich viel Energie, um<br />
überhaupt zu existieren. Alles, was ihn mehr fordert, ist erst<br />
einmal negativ.<br />
Da spricht der Osteopath aus Ihnen, Sie haben eine mehrjährige<br />
Zusatzausbildung gemacht... Ja, es ist meine feste Überzeugung,<br />
dass die Natur ein perfekter Mechanismus ist. Der<br />
Körper braucht keinen Arzt.<br />
Das müssen Sie uns erklären. <br />
<br />
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mich an einer heißen Platte verbrenne, hindert mich der<br />
Schmerz daran, die Hand auf der Platte liegen zu lassen. Diese<br />
Instinkte muss auch ein Leistungssportler respektieren. Tut<br />
er es nicht, steigt das Verletzungsrisiko. Doping ist ja nichts<br />
anderes als das künstliche Überreizen dieser natürlichen<br />
Grenzen.<br />
Ja, natürlich.<br />
Er war regelmäßig in meiner Praxis am Stadtpark. Er war<br />
mein ältester Patient.<br />
(lacht) Das<br />
<br />
wirklich viel Ahnung davon. Ich konnte mir in den Gesprä-<br />
<br />
Und diese Praxis am Stadtpark, von der Sie eben sprachen,<br />
geben Sie jetzt auf. Ja, sie geht an meine langjährige Mitarbeiterin<br />
über.<br />
Für Sie heißt das Rente? Noch nicht ganz. Ich praktiziere dort<br />
noch als Osteopath weiter. Ich will mich langsam rausziehen.<br />
Ein bisschen auslaufen, wenn Sie so wollen. (lacht) \\<br />
MEIN <strong>VfL</strong> // 41