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Schlichten statt richten

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GESUNDHEITSWESEN<br />

Drängende Aufgaben stehen<br />

Personalmanagern bevor S. 33<br />

HR-CONTROLLING<br />

Der Königsweg zu mehr<br />

Qualität im Personalwesen S. 40<br />

CHRISTLICHE GEWERKSCHAFTEN<br />

Mangelnde Tariffähigkeit<br />

und ihre Folgen S. 60<br />

personalmagazin<br />

02/2011 | 11,20 EUR<br />

MANAGEMENT, RECHT UND ORGANISATION www.personalmagazin.de<br />

MATERIAL-NR. 04062-5124<br />

<strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />

So deeskalieren Sie betriebliche Auseinandersetzungen systematisch S. 10<br />

11002<br />

9 7 8 3648 000069<br />

Spezial:<br />

Neuheiten, Trends<br />

und Aussteller<br />

auf der Cebit<br />

S. 47


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Nutzen Sie das Stellenportal<br />

des öffentlichen Dienstes.<br />

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EDITORIAL<br />

CGZP-URTEIL<br />

„Die CGZP fungiert jetzt als<br />

Sündenbock. Für eine Imageverbesserung<br />

der Zeitarbeit<br />

reicht das aber nicht aus.“<br />

Eine Teufelsaustreibung<br />

Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) vom 14. Dezember<br />

2010 hat Wutausbrüche über die Christlichen<br />

Gewerkschaften freigesetzt, die sich über viele Jahre aufgestaut<br />

haben. „BAG zerschlägt Christliche Gewerkschaft“<br />

titelte der Focus, „Billig im Namen Jesu“ die Süddeutsche Zeitung,<br />

„Zeitarbeitsbranche droht Milliardennachzahlung“ die FAZ.<br />

Aus juristischer Sicht sind die Überschriften allesamt spekulativ<br />

und fragwürdig. Nach Ansicht von führenden Arbeitsrechtlern wie<br />

Jobst Hubertus Bauer oder Professor Gregor Thüsing, die unsere<br />

Onlineredaktion befragt hat (siehe www.haufe.de/personal), ist die<br />

Frage noch offen, ob die abgeschlossenen Tarifverträge unwirksam<br />

sind, da diese möglicherweise auch für die Einzelgewerkschaften<br />

abgeschlossen wurden. Das gilt auch für die Folgen, die sich aus<br />

dem Urteil ergeben. Hoffentlich bringt die schriftliche Urteilsbegründung<br />

der BAG-Richter, die noch aussteht, mehr Klarheit.<br />

Die große Resonanz auf das Urteil ist damit zu erklären, dass<br />

hier zwei arbeitspolitische Reizthemen angesprochen wurden. Einerseits<br />

passt das Eindreschen auf die CGZP in die neue Allianz von<br />

DGB und BDA, die gemeinsam für eine gesetzliche Verankerung der<br />

Tarifeinheit kämpfen – kleine Gewerkschaften, die die Tarifvielfalt<br />

sichern können, sind hier nur ein Störfaktor. Andererseits möchte<br />

sich die Zeitarbeitsbranche wieder in besseres Licht stellen, indem<br />

der „Teufel“ Dumpinglöhne auf dem Sündenbock CGZP abgeladen<br />

wird. Das kann funktionieren, reicht aber für die notwendige Imageverbesserung<br />

der Zeitarbeit nicht aus.<br />

Reiner Straub, Herausgeber<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

3<br />

Informieren Sie sich über die<br />

neuesten Trends, Forschungsergebnisse<br />

und Strategien für eine Optimierung<br />

Ihrer Unternehmenskultur.<br />

Veranstalter<br />

Geld oder Liebe? – Motivation im 21. Jahrhundert<br />

plus Ausstellerfläche<br />

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16. März 2011 · Marriott Hotel · Frankfurt/Main<br />

Informationen unter www.humanomics.de


4 FEBRUAR 2011<br />

SZENE<br />

08 News und Events<br />

Aktuelle Stellenwechsel im Personalbereich<br />

und wichtige Kongresse<br />

TITELTHEMA<br />

10 <strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />

Wie Sie Konfl ikte im Unternehmen<br />

systematisch angehen und vor allem<br />

Eskalation vermeiden helfen<br />

12 Mediation intern oder extern?<br />

Es muss nicht immer der neutrale<br />

Unbekannte sein. Auch Führungskräfte<br />

können Konfl ikte selbst lösen<br />

15 „Konfl ikte sind unvermeidbar“<br />

Psychologe Marc Solga zeigt, warum<br />

Auseinandersetzungen entstehen<br />

und wie man sie gerecht lösen kann<br />

16 Mit System navigieren<br />

„Konfl iktnavigatoren“ sind die erste<br />

Anlaufstelle für Mitarbeiter von SAP<br />

20 Mediation ist selten die Alternative<br />

Warum sich diese Konfl iktlösung<br />

zumindest im arbeitsgerichtlichen<br />

Verfahren nicht durchsetzen wird<br />

22 Keine Angst vor der Einigungsstelle<br />

Dieser gesetzlich angeordnete<br />

Konfl iktlösungsmechanismus bringt<br />

Arbeitgebern viele Vorteile<br />

MANAGEMENT<br />

26 News<br />

28 Dienstleistungsmarkt<br />

30 Wissen, was weiterentwickelt wird<br />

Welchen Beitrag ein Monitoring<br />

zur betrieblichen Weiterbildung der<br />

Führungskräfte leisten kann<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

33 Brennpunkte im Blick<br />

Die „Besten Arbeitgeber im Gesundheitswesen“<br />

leisten gute Personalarbeit,<br />

haben aber noch Luft nach oben<br />

36 Klinikchef Christian Schmidt zeigt,<br />

wie er mit knappen Budgets die<br />

großen Personalaufgaben meistert<br />

ORGANISATION<br />

38 News<br />

39 Softwaremarkt<br />

40 Sieben Wege – ein Ziel?<br />

Das Personalmanagement sollte<br />

schon auf viele Weisen verbessert<br />

werden. Warum das HR-Controlling<br />

dafür den Königsweg darstellt<br />

43 Attraktivität des Betriebs erhöhen<br />

bAV dient der Mitarbeiterbindung<br />

– wenn sie den Ansprüchen der<br />

Mitarbeiter tatsächlich gerecht wird<br />

44 Kleine Maßnahmen ganz groß<br />

Wie ein Handwerksbetrieb mit<br />

eigenen strategischen Instrumenten<br />

kniffl ige Personalaufgaben löst<br />

SPEZIAL<br />

47 Cebit 2011<br />

Neuheiten der Computerfachmesse<br />

48 HR-Anwendungen in Hannover<br />

Trends, Produkte und Aussteller<br />

50 Personalarbeit mit Smartphones<br />

Die Messe bietet einen Überblick<br />

zu den mobilen Anwendungen, die<br />

auch Personaler nutzen können<br />

52 Weil das Altsystem am Limit lief<br />

Wie die IEF Werner GmbH mit<br />

einem neuen Zeiterfassungssystem<br />

Produktionskosten spart<br />

„Hohe Ansprüche fordern uns“<br />

Personalmanager in Kliniken stehen vor besonders<br />

großen Herausforderungen. Klinikchef<br />

Christian Schmidt zeigt, was zu tun ist. S. 36


<strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />

Sportlich war das Ziel von Heiner Geißler, als er die Rolle des Unparteiischen in „Stuttgart<br />

21“ übernahm und damit viele beeindruckte. Doch funktioniert das wirklich: <strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong><br />

<strong>richten</strong>? In unserer Titelstrecke gehen wir den verschiedenen Konfl iktlösungsmechanismen<br />

nach und geben Tipps, wie Sie Konfl ikte systematisch deeskalieren und lösen. S. 10<br />

Kleine Maßnahmen ganz groß<br />

Auch Kleinbetriebe können Großes in der Personalarbeit leisten. So lädt der Chef der Team<br />

Steffen AG seine Mitarbeiter zum „ZDF-Frühstück“ ein, in dem er die wichtigsten „Zahlen,<br />

Daten und Fakten“ vermittelt. Ein einfaches Instrument, das viel Wirkung zeigt. S. 44<br />

© TEAM STEFFEN AG © JETSETMODELS / SHUTTERSTOCK<br />

RECHT<br />

54 News<br />

INHALT<br />

FEBRUAR 2011<br />

56 Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />

58 Urteile aus Erfurt im Jahresrückblick<br />

Klarstellung zu Bagatelldelikten<br />

und einige AGG-Entscheidungen:<br />

Die wichtigsten BAG-Urteile 2010<br />

60 Die Zeitarbeit wird neu justiert<br />

Zeitarbeitsunternehmen müssen<br />

neue Pfl ichten erfüllen. Ursache ist<br />

eine Europäische Richtlinie<br />

61 Wie das CGZP-Urteil Nachforderungen<br />

für die Sozialversicherung<br />

bei den Entleihern auslösen könnte<br />

62 Moderne Zeiten – altes Urlaubsrecht<br />

Das Europäische Recht und neue<br />

Arbeitsformen erschweren den Umgang<br />

mit dem Bundesurlaubsgesetz<br />

64 Rechtsexperten beantworten einige<br />

der wichtigsten Fragen zur Auslegung<br />

des Urlaubsgesetzes<br />

PERSÖNLICH<br />

66 Self Service<br />

Vergütungscheck: Personalmarketingexperte<br />

68 Jobfi tness<br />

Weiterbildungstipps; HR-Netzwerke<br />

70 Buchtipps<br />

74 Kollegentipp<br />

Wie man aus Trainees universell<br />

einsetzbare Mitunternehmer macht<br />

RUBRIKEN<br />

03 Editorial 72 Impressum<br />

06 Online 72 Vorschau<br />

69 Termine 72 Rückblick<br />

02/ 11 personalmagazin<br />

5


ONLINE IM FEBRUAR<br />

6 www.personalmagazin.de<br />

Wissen<br />

News<br />

Top-Themen<br />

Online-Seminare<br />

Marketplace<br />

Newsletter<br />

Personalmagazin<br />

Ergänzende Downloads<br />

Download-Ergänzungen zum aktuellen Heft fi nden Sie auf unserem<br />

Zeitschriftenportal unter www.personalmagazin.de. Dort können Sie sich<br />

alle Checklisten, Marktübersichten und Arbeitshilfen, die wir im Heft zu<br />

den einzelnen Artikeln ankündigen, im PDF-Format herunterladen. Von<br />

dort können Sie auch über den Link „Zum Downloadarchiv“ zu den Downloads<br />

vergangener Ausgaben gelangen. Im Februar bieten wir Ihnen die<br />

komplette Studie zum Thema „Führungsmonitoring in deutschen Großunternehmen“<br />

sowie weiterführende Texte, die Sie bitte dem nebenstehenden<br />

Kasten entnehmen.<br />

www.personalmagazin.de<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Aktuelle Ausgabe<br />

Heftarchiv<br />

Abonnement<br />

Redaktion<br />

Wirtschaft und Weiterbildung<br />

Haufe Akademie<br />

eCampus<br />

Haufe Community<br />

Personalarbeit 2011<br />

Gesundheitsreform, neue Sozialversicherungswerte<br />

und<br />

Lohnsteuer-Richtlinien: Im<br />

Jahr 2011 kommen einige wichtige<br />

arbeits- und lohnsteuerrechtliche<br />

Neuerungen auf Personaler zu. Außerdem<br />

tut sich einiges im Personalmanagement:<br />

Das Web 2.0 erobert<br />

immer mehr die Recruiter in den<br />

Karrierevorsätze 2011<br />

Personalbüros und Maßnahmen zur<br />

Work-Life-Balance stehen auf der<br />

HR-Agenda. Wir haben diese Trends<br />

und die entscheidenden rechtlichen<br />

Änderungen für das Jahr 2011 für Sie<br />

zusammengestellt. Außerdem erhalten<br />

Sie einen Rückblick auf die wichtigsten<br />

Themen des Personaler-Jahres<br />

2010. www.haufe.de/personal2011<br />

Zum Jahreswechsel machen sich viele Menschen Gedanken über Veränderungen<br />

– privat wie berufl ich. Damit Sie dieses Jahr Ihre Vorsätze<br />

auch tatsächlich weiterverfolgen, haben das Personalmagazin und die<br />

Dis AG die Serie „Besser Machen - Mein Karrierevorsatz 2011“ gestartet.<br />

Einige Experten zeigen auf, woran Vorsätze häufi g scheitern. Sie verraten<br />

Tipps, Tricks und Strategien, wie Sie Vorsätze erfolgreich in die Tat umsetzen<br />

können.<br />

www.haufe.de/personal<br />

Neue Downloads im Februar<br />

● Anbieterübersicht: Ausbildungen zum<br />

Wirtschaftsmediator<br />

● Studie: Führungsmonitoring<br />

● Vergütungs-Check: Personalmarketingexperte<br />

● Ranking: Beste Arbeitgeber im Gesundheitswesen<br />

2011<br />

● Alle Downloads


MANCHE ARBEITGEBER HABEN EBEN<br />

DAS BESONDERE ETWAS.<br />

GEPRÜFTE ATTRAKTIVITÄT.<br />

Um die besten Young Professionals, High Potentials, Fach- und Führungskräfte für sich gewinnen zu können, brauchen<br />

Arbeitgeber das besondere Etwas – vom TÜV Rheinland geprüfte Attraktivität. Genau die geben wir Ihnen jetzt:<br />

VDI nach<strong>richten</strong> hat, gemeinsam mit TÜV Rheinland, ein neues Prüf-Siegel für Unternehmen entwickelt. Das gibt Ihnen<br />

die Chance, Ihre Anziehungskraft für Ingenieure als ausgezeichneter Arbeitgeber signifikant zu erhöhen – und Ihren potentiellen<br />

Mitarbeitern gibt es die Sicherheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.<br />

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SZENE<br />

8 NEWS UND EVENTS<br />

Drei Fragen an ...<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

CHANGE MANAGEMENT<br />

Angelika Höcker<br />

trainiert seit fast 20 Jahren Führung,<br />

Team- und Change Management. In<br />

einem Buch zeigt sie nun Parallelen<br />

zwischen dem Veränderungsmanagement<br />

und der mythologischen Heldenreise auf.<br />

Frage eins: Was haben Change Management und Heldenreisen<br />

gemeinsam?<br />

Antwort: Heldenreisen sind Change-Management-Prozesse.<br />

Bei der Metapher der Heldenreise geht es darum,<br />

aufzubrechen und etwas Neues zu erobern. Im Change-<br />

Prozess ist es genau das Gleiche: Eine Entscheidung<br />

treffen, Altes loslassen und Neues angehen. Hierfür stellt<br />

die Heldenreise einen wunderbaren Leitfaden dar. Denn<br />

in vielen Unternehmen erlebe ich, dass die Menschen die<br />

Unsicherheiten im Wandel nur schwer aushalten. Und dass<br />

ihnen etwas fehlt, das ihnen Orientierung gibt. Das gibt<br />

genau die Heldenreise an die Hand – ein Stück Verständnis.<br />

Frage zwei: Welche Helden nehmen Sie zum Vorbild?<br />

Antwort: Keine, es geht eher um Haltungen und Werte.<br />

Natürlich habe ich im Buch auch Personen beschrieben,<br />

die eine Heldenreise absolvierten, weil sie ihrem Ruf<br />

folgten – eine wichtige Station der Heldenreise. Doch es<br />

geht mir weniger um die Persönlichkeit, sondern darum,<br />

eine Haltung, eine mutige Entscheidung oder die Klarheit<br />

der Handlung darzustellen. So habe ich im Buch Claudia<br />

Langer, die Gründerin der ökologischen Plattform Utopia,<br />

porträtiert. Die Klarheit ihrer Mission ist beeindruckend.<br />

Frage drei: Welche Botschaften können Personalmanager<br />

aus der Heldenreise ziehen?<br />

Antwort: Personalmanager sitzen an einer Schnittstelle<br />

und müssen oft Dinge vorantreiben und Menschen, die<br />

zweifeln oder Widerstand zeigen, dafür gewinnen. Für<br />

mich liegt die grundlegende Botschaft darin, dass Widerstand<br />

nichts Schlechtes ist, sondern viel Energie birgt, die<br />

es zu nutzen gilt. Diese Spannungsdynamik verstehen und<br />

damit umgehen zu können, das ist der große Benefi t der<br />

Heldenreise. Für mich ist entscheidend, dass – wenn die<br />

Metapher einmal verstanden ist – viele Veränderungsprozesse<br />

anders angegangen werden.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />

Recruiting Convent 2011<br />

Bereit für die Zukunft? Unter diesem Motto fi ndet am 21.<br />

und 22. März 2011 zum fünften Mal die Jahrestagung<br />

von und für Insider des Personalmarketings und der<br />

Personalbeschaffung in Schloss Bensberg <strong>statt</strong>. Themen wie<br />

Arbeitgebermarke und Social Media sind inzwischen in der<br />

Realität angekommen. Deshalb beleuchtet der Recruiting Convent<br />

2011 eine Vielzahl dieser Themen unter Praxisaspekten.<br />

Die Referenten beschreiben, wie ein Unternehmen den Bewerbungsprozess<br />

umkehrt und sich die Vorgesetzten bei den Zielgruppen<br />

bewerben. Außerdem werden die ersten Ergebnisse<br />

des Praxistests anonyme Bewerbungen vorgestellt sowie Best-<br />

Practice-Anwendungen von Social Media in Personalmarketing<br />

und Rekrutierung. Aber auch Ausbildungsmarketing und die<br />

Macht der Sprache in der Markenkommunikation werden thematisiert.<br />

Die Veranstaltung wird vom Institut für Personalmanagement<br />

und Arbeitsrecht unter der Leitung von Professor<br />

Christoph Beck durchgeführt. www.recruiting-convent.de<br />

Recruiting Trends 2011<br />

Was sind die wichtigsten Herausforderungen für die<br />

Personalbeschaffung 2011? Antworten auf diese Frage<br />

gibt die Studie „Recruiting-Trends“, die zum neunten<br />

Mal vom Centre of Human Resources Information Systems<br />

der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main in Kooperation<br />

mit Monster Worldwide Deutschland erstellt wurde. Die<br />

Studie wird am 9. Februar 2011 im Palais am Zoo in Frankfurt<br />

am Main vorgestellt. Anmeldungen für das Symposium mit<br />

Vorträgen und Praxisbeispielen sind mit dem Code „Symposium“<br />

möglich unter<br />

http://symposium.monster.de/<br />

Im Frankfurter Palais am Zoo fi ndet das Symposium von Monster <strong>statt</strong>.<br />

© KOFLER & KOMPANIE AG INTERNATIONAL CATERER


Namen und Nach<strong>richten</strong><br />

Roger Bellis<br />

NEWS UND EVENTS<br />

Seit November ist Roger Bellis Senior-Vice-President von Global Talent, Leadership<br />

and Organizational Development bei SAP. Zuvor bekleidete er Führungsrollen<br />

bei Barclays Bank, Scottish Power und Unilever.<br />

Beate Bungartz<br />

Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin übernahm zum November die<br />

Personalleitung für den Teilkonzern Bilfi nger Berger Power Services in Oberhausen.<br />

Zuletzt war sie Personalleiterin bei Celgelec German Business.<br />

Anja Christmann<br />

Seit 1. Januar ist Anja Christmann Mitglied im Werkmanagement bei Volkswagen<br />

in Emden und zuständig für das Ressort Personal. Zuvor leitete die<br />

Diplom-Pädagogin die Frauenförderung im Volkswagen-Konzern.<br />

Katharina Heuer<br />

Seit Anfang November zeichnet Katharina Heuer für das Personalressort der<br />

DB Fernverkehr AG verantwortlich. Die Diplom-Volkswirtin kam 2003 von<br />

DaimlerChrysler zur Deutschen Bahn. Sie folgt auf Robert Etmans, dessen<br />

Aufgaben als Vorstand Personal und Bordservice aufgeteilt wurden.<br />

Arne Meiswinkel<br />

Zum 1. Februar wird der Diplom-Kaufmann Geschäftsführer Personal von<br />

Volkswagen Sachsen. Meiswinkel, derzeit Personalleiter im VW-Werk Braunschweig,<br />

folgt auf Henry Mehnert, der als Personalleiter zu Volkswagen Rus<br />

wechselt. Sein Nachfolger in Braunschweig wird Sebastian Patta.<br />

Hans Helmut Schetter<br />

Nach 15 Jahren im Vorstand von Bilfi nger Berger verabschiedete sich Arbeitsdirektor<br />

Hans Helmut Schetter zum Jahresende in den Ruhestand. Der Posten<br />

des studierten Bauingenieurs wird zunächst nicht neu besetzt.<br />

Ulrich Schmidt<br />

Seit dem 1. Januar ist der promovierte Betriebswirt neuer Vorstand Finance &<br />

Human Resources bei Beiersdorf. Er übernahm zunächst das Personalressort<br />

und wird ab Februar auch das Finanzressort verantworten. Ulrich Schmidt ist<br />

seit 1983 bei Beiersdorf tätig.<br />

Nicolas-Fabian Schweizer<br />

Der Jurist Nicolas-Fabian Schweizer wird zum 1. April neuer Personalvorstand<br />

der Schweizer Electronic AG in Schramberg. Zuletzt war Schweizer als Director<br />

Human Resources am Flughafen Hannover tätig.<br />

Hans-Otto Umlandt<br />

Neuer Personalvorstand der DB Netz AG ist seit dem 1. Januar der Diplom-<br />

Volkswirt Hans-Otto Umlandt, bisher Vorstand der DEVK. Er folgt auf Berthold<br />

Huber, der Anfang November als Vorstandsvorsitzender zu DB Fernverkehr<br />

wechselte.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

9<br />

Ihr Personaleinsatz<br />

auf<br />

den Punkt<br />

gebracht:<br />

GFOS-Workforce<br />

Das effiziente<br />

Workforce Management.<br />

■ Optimaler Mitarbeitereinsatz<br />

■ Verbesserte Arbeitsabläufe<br />

■ Gezielte Kundenorientierung<br />

■ Hohe Mitarbeitermotivation<br />

GFOS mbH, D-45356 Essen<br />

Tel.: +49 (0)201 / 61 30 00<br />

www.gfos.com


10<br />

KONFLIKTLÖSUNG<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />

<strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />

TREND. Im Umgang mit anderen Menschen sind Konfl ikte unvermeidlich.<br />

Personaler sollten daher systematisch Eskalationen vermeiden helfen.<br />

Von Michael Miller (Red.)<br />

In Stuttgart gehen die Montagsdemonstrationen<br />

weiter. Und dennoch<br />

kann sich das Ergebnis des Streitschlichters<br />

Heiner Geißler sehen lassen.<br />

Das Verfahren brachte alle Parteien<br />

an einen Tisch, sorgte für eine sachliche<br />

Diskussion um Stuttgart 21 und zumindest<br />

teilweise für Zustimmung zum<br />

abschließenden Votum. Ein Erfolg, verglichen<br />

mit der Lage vor Geißlers Auftritt,<br />

verglichen mit der Situation kurz<br />

nach dem „Schwarzen Donnerstag“. Ein<br />

Teilerfolg, da die Situation bereits so eskaliert<br />

war, dass die Auseinandersetzung<br />

nicht völlig beigelegt werden konnte.<br />

Frühzeitig gegensteuern<br />

Das Projekt Stuttgart 21 zeigt, welche Gefahr<br />

in Konfl ikten schlummert und dass<br />

es sich lohnt, bereits frühzeitig einer<br />

Eskalation entgegenzusteuern. Das gilt<br />

auch für Unternehmen, um Reibungsverluste<br />

durch Streitigkeiten zwischen den<br />

Mitarbeitern zu vermeiden.<br />

Glücklicherweise verlaufen betriebliche<br />

Auseinandersetzungen meist weniger<br />

handfest als jene am Stuttgarter<br />

Bauzaun. Dennoch gilt es, ein dauerhaftes<br />

System zu installieren, um kleine<br />

wie große Gemeinheiten unter Mitarbeitern<br />

frühzeitig zu erkennen und Eskalationen<br />

zu vermeiden. Damit Mitarbeiter<br />

ein solches System nutzen, bedarf es der<br />

Information und einiger Vorgaben, um<br />

ohne Hemmschwellen die Konfl iktparteien<br />

zum Ausgleich zu bewegen.<br />

Die Hoffnung auf ein völlig konfl iktfreies<br />

Arbeitsleben ist nämlich unbe-<br />

Online<br />

Eine Übersicht der Anbieter für<br />

Ausbildungen zum Wirtschaftsmediator<br />

können Sie auf unserer<br />

Internetseite herunterladen.<br />

Zudem fi nden Sie dort auch<br />

ausführliche Informationen im Top-<br />

Thema „Mediation“.<br />

www.personalmagazin.de<br />

gründet. „Grundsätzlich sind Konfl ikte<br />

unvermeidbar“, erläutert Professor Marc<br />

Solga von der Ruhr-Universität Bochum<br />

im Interview (ausführlich auf Seite 15).<br />

Täglich träfen im Unternehmen Menschen<br />

mit unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

aufeinander, Konfl ikte seien da<br />

vorprogrammiert.<br />

HR häufi g Konfl iktlösungsstelle<br />

Im Unternehmen gilt es, weg von einem<br />

einzelnen Schlichter wie Heiner Geißler<br />

in Stuttgart hin zu einer übergreifenden<br />

oder standardisierten Lösung zu kommen.<br />

Das entlastet auch die Personalabteilung,<br />

wie unser Praxisbeispiel zeigt:<br />

Bevor das Beispielunternehmen ein<br />

System zur Konfl iktlösung eingerichtet<br />

hatte, zählte HR zu den am häufi gsten<br />

genannten Stellen, die sich mit Konfl iktlösungen<br />

beschäftigten (lesen Sie mehr<br />

dazu auf Seite 16).<br />

Neues Mediationsgesetz<br />

Der Gesetzgeber beantwortet die Frage<br />

nach einer Konfl iktlösung abseits des<br />

Gerichtssaals mit dem Mediationsgesetz,<br />

das die Regierung Mitte Januar verabschiedet<br />

hat und nun den Weg durch<br />

den Bundestag nimmt. Dabei defi nieren<br />

die gesetzlichen Regelungen drei Arten<br />

der Mediation.<br />

● Außergerichtliche Mediation, die unabhängig<br />

von einem Gerichtsverfahren<br />

durchgeführt wird.<br />

● Gerichtsnahe Mediation, die während<br />

eines Gerichtsverfahrens außerhalb<br />

des Gerichts <strong>statt</strong>fi ndet.<br />

● Richterliche Mediation, die während<br />

eines Gerichtsverfahrens von einem<br />

nicht entscheidungsbefugten Richter<br />

durchgeführt wird.<br />

Grundsätzlich versucht Mediation die<br />

Kommunikation unter den Parteien zu<br />

fördern und ein strukturiertes Verfahren<br />

zu bilden. Dabei hilft der Mediator<br />

lediglich bei der Suche nach Lösungen,<br />

ohne selbst konkrete Vorschläge einzubringen.<br />

Ziel des Gesetzes ist es, die<br />

verschiedenen Formen der Mediation<br />

gesetzlich festzuschreiben und so eine<br />

rechtliche Grundlage dafür zu schaffen.<br />

Mediation im Unternehmen<br />

Vermutlich werden die geplanten neuen<br />

Regeln zur außergerichtlichen Mediation<br />

und zum Gerichtsverfahren aber eine untergeordnete<br />

Rolle in der Arbeitsgerichtsbarkeit<br />

spielen (lesen Sie mehr dazu auf<br />

Seite 20). Kein Grund jedoch, das Instrument<br />

nicht im innerbetrieblichen Umfeld<br />

einzusetzen. Hier gilt es, die Führungskräfte<br />

entsprechend auszubilden und<br />

vorzubereiten (lesen Sie mehr dazu auf<br />

Seite12). Damit Konfl ikte erst gar nicht<br />

derart eskalieren wie in Stuttgart.


Konfl ikte zurücklassen und neue Lösungen angehen: Der beste Weg, damit das Unternehmen bei Streitigkeiten besser vorankommt.<br />

TITEL<br />

KONFLIKTLÖSUNG<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

© JULIAN WEBER / SHUTTERSTOCK<br />

11


TITEL<br />

12 XXX KONFLIKTLÖSUNG<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte anmichael.miller@personalmagazin.de<br />

Mediation intern oder extern?<br />

HANDLUNGSHILFE. Nicht nur externe Personen, auch die eigenen Führungskräfte<br />

können helfen, Konfl ikte im Unternehmen frühzeitig zu lösen.<br />

Von Peter Doetsch<br />

Organisationen behelfen sich in<br />

unterschiedlicher Weise, wenn<br />

Konfl ikte auftreten. Neben<br />

den klassischen, nur sehr begrenzt<br />

erfolgreichen Lösungsversuchen<br />

durch Ignorieren bis zur Eskalation<br />

oder Management- oder Arbeitsgerichtsentscheidungen<br />

greifen immer mehr<br />

Unternehmen heute auf professionelle<br />

externe Hilfe zurück, etwa durch einen<br />

Mediator oder auch mittels Einzel- oder<br />

Team-Coaching. Im Unterschied zum<br />

Coaching als Mittel der Persönlichkeitsentwicklung<br />

ist Mediation in erster Linie<br />

ein Instrument der Krisenintervention.<br />

Trotzdem bedienen sich beide Instrumente<br />

zum Teil des gleichen kommuni-<br />

kativen „Handwerkszeugs“, zum Beispiel<br />

Normalisieren, positiv Umformulieren,<br />

Umwidmen. Beide erzeugen durch die<br />

Inanspruchnahme externer Berater allerdings<br />

im Regelfall erhebliche Kosten<br />

in Form von Stunden- oder Tagessätzen.<br />

Daher werden sie in der Regel nur bei<br />

einer hohen Intensität und Bedeutung<br />

von Konfl ikten eingesetzt.<br />

Eine Alternative ist, dass Mitarbeiter<br />

des Unternehmens selbst, insbesondere<br />

Führungskräfte, das Mediationsverfahren<br />

durchführen. Grundvoraussetzung<br />

für die Tätigkeit von Führungskräften<br />

als interne Mediatoren ist, dass sie über<br />

eine Mediatorenausbildung, über viel<br />

Empathie und gute kommunikative Fähigkeiten<br />

verfügen.<br />

Bedingungen für interne Mediation<br />

Eine Grundbedingung für die interne<br />

Mediation ist die über- oder allparteiliche<br />

Haltung der konkreten Führungskraft.<br />

Sie darf dafür nicht selbst am<br />

Konfl ikt beteiligt sein. Darüber hinaus<br />

wird es, sofern man die Konfl iktpartner<br />

als „Herren des Mediationsverfahrens“<br />

Ernst nimmt, entscheidend sein, ob die<br />

Konfl iktparteien selbst die konkrete Führungskraft<br />

als unparteiliche, neutrale<br />

Personen wahrnehmen. Ist das nicht<br />

der Fall, sollte im Zweifel ein neutraler<br />

Nehmen die Konfl iktparteien selbst die Führungskraft<br />

nicht als unparteiliche Person wahr, sollte ein<br />

Dritter oder Externer die Mediation übernehmen.<br />

Dritter aus dem Unternehmen oder ein<br />

Externer die Mediation übernehmen.<br />

Letztlich ist eine Allparteilichkeit und<br />

Neutralität der Führungskraft als Mediator<br />

– worauf Trossen im Handbuch<br />

der Mediation zu Recht hinweist – über<br />

das Verfahren und ihr Verhalten defi -<br />

nier- und erreichbar. Trossen bezeichnet<br />

„Integrierte Mediation“ als „eine Verfahrensweise,<br />

welche die Mediation mit<br />

ihren Techniken, Strukturen, Prinzipien<br />

und Haltungen wie ein hybrides Verfahren<br />

in streitige Prozesse einbezieht, um<br />

eine konsensual verhandelte Streitbeilegung<br />

zu ermöglichen“. Begibt sich eine<br />

Führungskraft in die Rolle des Mediators,<br />

dann sollte dies transparent werden. Die<br />

Führungskraft als Mediator wird etwa<br />

die eigenverantwortliche Konfl iktlösung<br />

durch die Konfl iktpartner dadurch fördern,<br />

dass sie, solange sie sich in der<br />

Rolle des Mediators bewegt, nicht bereit<br />

ist, sich selbst mit Sachargumenten der<br />

Konfliktpartner auseinanderzusetzen<br />

und die Meinung dazu zu sagen oder gar<br />

eine Entscheidung zu treffen. Sie wird<br />

deutlich machen, dass sie Vertrauen in die<br />

Fähigkeiten der Konfl iktpartner zur Konfl<br />

iktlösung hat und daher nichts anderes<br />

tun wird als ihnen zuzuhören und mit Zurückspiegelung<br />

des Wahrgenommenen zu<br />

helfen, einander zu verstehen.<br />

Weitere Bedingung ist die Freiwilligkeit<br />

der Teilnahme. Eine (höhere)<br />

Führungskraft verfügt in einer konfl iktträchtigen<br />

Ausgangslage zwar meist<br />

über die Autorität, die Konfl iktpartner<br />

zu einem Gespräch mit ihr als Mediator<br />

zu veranlassen. Können die Parteien<br />

hierbei von den Vorteilen des Mediationsverfahrens<br />

überzeugt werden, sind<br />

sie meist bereit, gemeinsam mit dem<br />

anderen Konfl iktpartner nach einer einvernehmlichen<br />

Lösung zu suchen.<br />

Bleibt die Frage, wie es der Führungskraft<br />

gelingen kann, das Kooperationsgespräch<br />

der Konfl iktpartner in einer Art<br />

„geschütztem Bereich“ <strong>statt</strong>fi nden zu<br />

lassen, in dem sich die Beteiligten frei<br />

äußern können, ohne fürchten zu müssen,<br />

dass dies vom anderen und gar vom<br />

Vorgesetzten später gegen sie verwendet<br />

wird. Zugegeben, die Vertraulichkeit zu


KONFLIKTLÖSUNG<br />

Der Einsatz von Mediationselementen im Unternehmensalltag verändert den Umgang mit Konfl ikten.<br />

gewährleisten und ein Vertrauen in sie<br />

bei den Konfl iktpartnern zu erreichen,<br />

ist für einen direkten Vorgesetzten nicht<br />

so leicht wie für einen externen Mediator<br />

oder einen internen Mediator, der keine<br />

direkte Führungsfunktion hat. Doch einer<br />

Führungskraft, die durch ihr bisheriges<br />

Führungshandeln bereits unter Beweis<br />

gestellt hat, dass sie authentisch ist, wird<br />

im Zweifel die Zusage abgenommen werden,<br />

dass im Rahmen des Versuchs zu<br />

einer einvernehmlichen Konfl iktbeilegung<br />

offenbarte Informationen und Gefühle<br />

später unter keinen Umständen<br />

gegen die betreffende Partei verwendet<br />

oder Dritten offenbart wird. Hilfreich ist,<br />

die Vertraulichkeit des Gesprächsinhalts<br />

im Rahmen der Mediation schriftlich mit<br />

allen Beteiligten zu vereinbaren.<br />

Ein großer Vorteil der internen Mediation<br />

im Vergleich zur externen ist, dass<br />

durch die Präsenz der „nebenberufl ichen<br />

Mediatoren“ im Unternehmen für konfl<br />

iktbetroffene Mitarbeiter ein niederschwelliges<br />

Angebot für Unterstützung<br />

vorhanden ist. Dies erhöht die Chance,<br />

dass Konfl ikte in einer frühen Phase mit<br />

fachkundiger Unterstützung „bearbeitet“<br />

werden. Führungskräfte und andere<br />

Mitarbeiter mit Mediatorenausbildung<br />

können zudem die „Streitkultur“ an ihrem<br />

Arbeitsplatz beeinfl ussen, indem<br />

sie Konfl ikte frühzeitig offen ansprechen<br />

und über die Interessen der Beteiligten<br />

sprechen, <strong>statt</strong> streitige Positionen wieder<br />

und wieder auszutauschen und damit<br />

„integrierte Mediation“ zu praktizieren.<br />

Vorteile der „integrierten Mediation“<br />

Ein förmliches Mediationsverfahren mit<br />

schriftlicher Mediationsvereinbarung,<br />

meist mehreren Mediationssitzungen und<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

13<br />

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14<br />

KONFLIKTLÖSUNG<br />

idealerweise einer schriftlich fi xierten Einigung<br />

der Konfl iktpartner wird faktisch<br />

nur bei Konfl ikten angewandt werden, die<br />

bereits eine erhebliche Unternehmensbeeinträchtigung<br />

erreicht haben.<br />

Deutlich größeres Potenzial zur „Befriedungswirkung“<br />

haben Elemente<br />

der sogenannten „integrierten“ oder<br />

„Ad-hoc“-Mediation, die durch Führungskräfte<br />

ohne förmliches Verfahren<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

und unterschriebene Mediationsvereinbarung<br />

erfolgt. Als Vorteil erweist sich<br />

hier, dass die Mediation sofort beim<br />

Sichtbarwerden konfl iktträchtiger Situationen<br />

wirken kann; sie bedarf keines<br />

förmlichen Antrags oder des Eingeständnisses<br />

der Konfl iktpartner, dass sie den<br />

Konfl ikt nicht selbst lösen können. Integrierte<br />

Mediation wirkt damit schon im<br />

Frühstadium eines Konfl ikts und kann so<br />

INSTRUMENTENKOFFER<br />

Mediationstipps für Führungskräfte<br />

Sichtweisen ändern: Helfen Sie als Führungskraft den Parteien, ihre Sichtweisen zu erkennen<br />

und gegebenenfalls zu verändern. Konfrontation verengt den Blick und reduziert die<br />

Wahrnehmung. Durch die enge Verknüpfung mit dem Konfl ikt wird der Blick so stark auf<br />

die Gegenseite gelenkt, dass teilweise die eigene Verantwortung völlig übersehen wird.<br />

Transparenz herstellen: Viele Streittaktiken können Sie als Führungskraft entlarven, indem<br />

Sie die dahinter liegende Strategie aufdecken. Winkelzüge müssen hinterfragt werden.<br />

Dabei genügt schon die besorgt klingende Äußerung: „Ich weiß nicht, ob das wirklich die<br />

Arbeit der ganzen Abteilung stärkt.“ So eine Aussage kann für eine Konfl iktpartei Anlass<br />

sein, sich über die bisher verfolgte Strategie noch einmal Gedanken zu machen.<br />

Relativierung: Mit dem Einsatz von Gesprächstechniken können Sie Äußerungen der<br />

Parteien entschärfen. Jedem Angriff liegt ein Bedürfnis zugrunde, jeder Schuldzuweisung<br />

eine Betroffenheit. Heben Sie diese Zusammenhänge hervor und formulieren Sie Aussagen<br />

neu, um denen die verletzende und angreifende Kraft zu nehmen.<br />

Sicherheit bieten: Nehmen Sie den Parteien ihre Verunsicherung, indem Sie Transparenz<br />

und Orientierung schaffen. So sollte den Konfl iktpartnern immer bekannt sein, in<br />

welchem durch rechtliche oder betriebliche Regeln begrenzten Entscheidungsspielraum<br />

sie eine Lösung für ihren Konfl ikt fi nden können.<br />

Themen zusammenführen: Drängen Sie stets auf die vollständige Erörterung aller<br />

anstehenden Fragen. Um die Komplexität des Problems zu erkennen, aber auch um den<br />

Blick von den bisher geltend gemachten Forderungen abzulenken, erkundigen Sie sich bei<br />

den Konfl iktpartnern nach anderen, bisher noch nicht adressierten Konfl iktthemen und<br />

machen Sie Vorschläge zur Sammlung der Themen und deren Behandlung.<br />

Konzentration: Verschleierung und Verwirrtaktik begegnen Sie am besten, indem Sie die<br />

entsprechende Befürchtung ansprechen. Mit einer zeitnahen Einladung zum Gespräch<br />

kann Verzögerungen entgegengewirkt werden. Die Einteilung des zu erörternden Konfl iktstoffs<br />

auf die wesentlichen Themen fokussiert die Erörterungen. Jeder neue Punkt wird zu<br />

einem Thema formuliert, über das die Konfl iktpartner sprechen können.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />

helfen, eine schwere, schadensreiche Eskalation<br />

zu vermeiden. Im Frühstadium<br />

eines Konfl ikts reicht es beispielsweise,<br />

durch Hinterfragen verwendeter Begriffe,<br />

durch Befreiung der häufi g gewaltvollen<br />

Sprache von ihren streitigen Bedeutungen<br />

oder durch Nachfragen die Interessen hinter<br />

widerstreitigen Positionen hervorzuholen<br />

und Verständnis für den anderen<br />

zu wecken. Das kann in Besprechungen,<br />

im Mitarbeitergespräch oder im lockeren<br />

Gespräch am Kaffeeautomaten <strong>statt</strong>fi nden.<br />

Integrierte Mediation in dieser Form<br />

wirkt damit dezentral, passgenau und<br />

frühzeitig. Ein förmliches Mediationsverfahren<br />

in dieser Phase könnte dagegen<br />

sogar einen „Overkill“ darstellen.<br />

Konfl iktpartnern vertrauen<br />

Je mehr Führungskräfte und andere<br />

Personen aufgrund einer Mediationsausbildung<br />

in der Lage sind, Elemente<br />

der Mediation im Unternehmensalltag<br />

einzusetzen, umso stärker wird sich die<br />

Unternehmenskultur in Bezug auf den<br />

Umgang mit Konfl ikten verändern. Integrierte<br />

Mediation durch Führungskräfte<br />

bedarf grundsätzlich der gleichen Haltung<br />

und Fähigkeiten wie die förmliche<br />

Mediation. Die Führungskraft muss,<br />

um Kooperation zu fördern, sich in ihrer<br />

Eigenschaft als Vorgesetzter und damit<br />

Entscheider zurücknehmen können und<br />

Vertrauen haben, dass die Parteien – mit<br />

etwas Hilfe – selbst in der Lage sind, ihren<br />

Konfl ikt zu lösen.<br />

Die größte Herausforderung der Führungskraft<br />

angesichts eines Konfl ikts<br />

zwischen Mitarbeitern besteht darin, den<br />

richtigen Zeitpunkt für eine fördernde<br />

Intervention zu erkennen. Eine einfache<br />

Faustregel mag dabei helfen: Die Führungskraft<br />

muss sich nur fragen, was<br />

die Konfl iktpartner daran hindert, einen<br />

Konsens zu fi nden. Geht sie der Frage<br />

nach, was dem konkret im Wege steht,<br />

erkennt sie die Hindernisse, bei deren<br />

Beseitigung sie mithelfen kann.<br />

Dr. Peter Doetsch ist Rechtsanwalt und Mediator<br />

in Wiesbaden.


TITEL<br />

KONFLIKTLÖSUNG<br />

„Konfl ikte sind unvermeidbar“<br />

INTERVIEW. Psychologe Marc Solga erklärt, wie Konfl ikte entstehen, warum sie<br />

nicht zu verhindern sind und wie man sie trotzdem gut managen kann.<br />

personalmagazin: Die Regale sind voll von<br />

Ratgebern zu Konfl iktlösungen. Aber<br />

was genau ist eigentlich ein Konfl ikt<br />

und wie entsteht er?<br />

Marc Solga: Jeder hat bestimmte Bedürfnisse,<br />

Interessen und Ziele, die mit<br />

denen eines anderen nicht vereinbar<br />

sind. Sobald wir diese Unvereinbarkeit<br />

als störend erleben, lässt sich von<br />

Konfl ikt sprechen. Es geht also nicht in<br />

erster Linie um bestimmte Verhaltensweisen.<br />

Menschen reagieren ja ganz<br />

unterschiedlich, wenn sie sich durch<br />

andere gestört fühlen. Die einen fressen<br />

ihren Ärger in sich hinein, die anderen<br />

nehmen den Kampf auf.<br />

personalmagazin: Bedeutet das, dass Konfl<br />

ikte unvermeidbar sind, da wir alle<br />

unterschiedliche Bedürfnisse haben?<br />

Solga: Ja, das stimmt. Konfl ikte lassen<br />

sich nicht vermeiden, weil wir unterschiedlich<br />

denken und fühlen, aber<br />

eben doch zusammenarbeiten müssen.<br />

So entstehen automatisch Konfl ikte. Es<br />

gibt aber viele Versuche, Konfl iktpotenziale<br />

einzudämmen. Einige Instrumente<br />

der Personalführung, wie zum Beispiel<br />

aufwendige Personalauswahlverfahren<br />

oder organisationale Sozialisation, dienen<br />

auch immer diesem Zweck.<br />

personalmagazin: Diversity-Programme<br />

fördern aber die Vielfalt im Unternehmen.<br />

Heißt das, dass verschiedene<br />

Meinungen und somit Konfl ikte auch<br />

eine positive Wirkung haben können?<br />

Solga: Das ist in der Tat eine romantische<br />

Vorstellung, die viele Organisationspsychologen<br />

lange hatten und auch<br />

Prof. Dr. Marc Solga<br />

ist Juniorprofessor für Kompetenz- und<br />

Personalentwicklung an der Ruhr-Uni<br />

Bochum. Er forscht unter anderem im<br />

Bereich des Konfl iktmanagements.<br />

teilweise noch haben. Die Idee dahinter<br />

ist, dass über den Austausch von<br />

Argumenten ein besseres Verständnis<br />

für die Lösung eines Problems entsteht.<br />

Das ist die sogenannte konstruktive<br />

Kontroverse. Das Problem ist aber, dass<br />

die Forschung uns etwas anderes zeigt:<br />

Konfl ikte wirken sich immer negativ<br />

auf die Leistung und die Arbeitszufriedenheit<br />

aus.<br />

personalmagazin: Und damit müssen sich<br />

Unternehmen einfach abfi nden?<br />

Solga: Derzeit wird untersucht, welche<br />

Randbedingungen eines Konfl ikts<br />

verhindern können, dass Leistung und<br />

Zufriedenheit nicht völlig unter dem<br />

Konfl ikt leiden. Dazu gehören Formen<br />

der Konfl iktaustragung, die die Interessen<br />

aller Parteien zu achten versuchen.<br />

Hier kann eine neutrale dritte Partei,<br />

ein Mediator, hilfreich sein. Er kann<br />

den Konfl ikt nicht verhindern, aber<br />

helfen, eine Eskalation zu vermeiden.<br />

personalmagazin: Was genau heißt das?<br />

Solga: Der Mediator muss sich darum<br />

bemühen, dass Konfl ikte auf eine<br />

friedliche und allseits akzep tierte Weise<br />

ausgetragen werden. Der Schlüssel dafür<br />

ist meines Erachtens das Managen<br />

von Gerechtigkeit.<br />

personalmagazin: Wie funktioniert das?<br />

Solga: Ein Problem, das man im Arbeitsalltag<br />

gar nicht vermeiden kann,<br />

ist das Erleben von Verteilungsungerechtigkeit.<br />

Nicht jeder Mitarbeiter<br />

erhält die gleiche Belohnung, und<br />

dadurch entsteht schnell das Gefühl,<br />

Einsatz und Ertrag seien nicht gerecht<br />

verteilt. Es gibt aber auch andere Aspekte<br />

von Gerechtigkeit. Beispielsweise<br />

mit Respekt behandelt und ausreichend<br />

über eine Entscheidung informiert zu<br />

werden. Wenn die Führungskraft dem<br />

Mitarbeiter respektvoll und engagiert<br />

erläutert, wie und warum eine für ihn<br />

nachteilige Entscheidung zustande gekommen<br />

ist, wird die Wahrscheinlichkeit<br />

geringer sein, dass der Mitarbeiter<br />

negativ reagiert. Dann wird er eben<br />

nicht Dienst nach Vorschrift machen<br />

oder Geheimnisse verraten, um die<br />

erlebte Ungerechtigkeit zu vergelten.<br />

Das Interview führte Kristina Enderle.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

15


TITEL<br />

16 KONFLIKTLÖSUNG<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Zwar gab es schon immer SAP-Mitarbeiter,<br />

die eine konsensorientierte<br />

Lösung von Konfl ikten anstrebten. Dies<br />

war jedoch auf einige wenige beschränkt<br />

und keinesfalls systematisch verbreitet.<br />

Mitte des Jahres 2006 habe ich zusammen<br />

mit meiner Kollegin Christiane<br />

Kuntz-Mayr, die heutige stellvertretende<br />

Vorsitzende des Betriebsrats, direkt nach<br />

unseren Ausbildungen zum Mediator<br />

eine Initia tive gestartet. Diese mündete<br />

2007 in die Gründung eines Mediatoren-<br />

Pools aus internen Mitarbeitern der SAP.<br />

Alle hatten eine entsprechende Mediationsausbildung<br />

absolviert.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />

Mit System navigieren<br />

PRAXIS. SAP Deutschland hat ein umfassendes Konfl iktmanagementsystem getestet.<br />

Dabei agieren „Konfl iktnavigatoren“ als erste Anlaufstelle für Mitarbeiter.<br />

Von Jürgen Briem<br />

Global agierende Unternehmen<br />

müssen heute schnell auf Veränderungen<br />

der Märkte reagieren.<br />

SAP als Marktführer in der<br />

IT-Branche ist davon nicht ausgenommen.<br />

Das Thema „Change Management“<br />

ist in den Unternehmen deshalb<br />

fester Bestandteil der Organisationsentwicklung<br />

geworden. Damit<br />

einher geht eine Erhöhung<br />

des Konfl iktpotenzials durch<br />

Transformation und Wandel, da<br />

Veränderungen in Unternehmen<br />

meist auch Veränderungen für<br />

Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

bedeuten. Und damit rückt der<br />

Umgang mit Konfl ikten immer<br />

mehr in den Blickpunkt der Entscheidungsträger.<br />

Diese Tatsache<br />

führte dazu, dass SAP begann,<br />

ein Konzept zu entwickeln, um<br />

dieses Konfl iktpotenzial zu nutzen,<br />

um für Mitarbeiter wie Unternehmen<br />

einen Mehrwert zu<br />

generieren. Denn in jedem Konfl<br />

ikt stecken Ressourcen, die positiv<br />

genutzt werden können.<br />

Die Zeiten, in denen Konfl ikte<br />

in Unternehmen geleugnet wurden,<br />

sind glücklicherweise vorbei.<br />

Immer mehr Unternehmen<br />

sehen die Optimierung im Umgang mit<br />

Konfl ikten als wichtige Aufgabe der Unternehmensleitung<br />

an. Damit werden<br />

die Entwicklung und der Ausbau sozialer<br />

Kompetenz wie Kommunikationsfähigkeiten<br />

und Umgang mit Konfl ikten an<br />

Bedeutung gewinnen.<br />

Navigation ist nicht einfach, wie diese Gerätschaft verdeutlicht.<br />

Doch mit dem richtigen System spart sie Arbeit, zeigt das SAP-Beispiel.<br />

Bereits zu diesem Zeitpunkt war die<br />

Idee eines systematischen Ansatzes in<br />

der Konfl iktbearbeitung vorhanden, da<br />

Mediation zwar ein mächtiges Verfahren<br />

mit einer interessenorientierten Lösung<br />

ist, sich jedoch nicht für alle Konfl ikte<br />

eignet. Ein vernetztes Nebeneinander<br />

der verschiedenen Konfl iktlösungsverfahren<br />

war schon zu<br />

Beginn der Initiative ein gestecktes<br />

Ziel. Zeitgleich zu<br />

diesem von Mitarbeitern begonnenen<br />

Vorhaben wurde<br />

ein globaler Ombudsmann<br />

bestellt, der direkt an den für<br />

Personal zuständigen Vorstand,<br />

den Arbeitsdirektor,<br />

berichtet.<br />

Analyse des Ist-Zustands im<br />

bisherigen Konfl iktsystem<br />

Durch die enge Zusammenarbeit<br />

dieser beiden Institutionen<br />

(Ombudsperson und<br />

Mediatoren-Pool) entstand<br />

eine Dienstleistung für alle<br />

Mitarbeiter der SAP, um im<br />

Konfl iktfall eine optimale Lösung<br />

des Problems zu erarbeiten.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war<br />

allerdings keine Systematisierung<br />

der Konfl iktlösungsverfahren<br />

gegeben. Auch war<br />

eine Transparenz über die Nutzungshäufi<br />

gkeit der verschiedenen Verfahren<br />

nicht vorhanden. Um hier Licht in das<br />

Dunkel zu bringen, ließ SAP im Rahmen<br />

einer Diplomarbeit eine Konfl iktlösungslandkarte<br />

des Unternehmens erarbeiten.<br />

Damit war eine Übersicht über die Stel-


len im Unternehmen gegeben, die sich<br />

mit Konfl iktlösungen beschäftigen. Darüber<br />

hinaus sollte ermittelt werden,<br />

wie häufi g die einzelnen Anlaufstellen<br />

genutzt werden. Die Ermittlung dieser<br />

Informationen erfolgte durch Interviews<br />

geeigneter Schlüsselpersonen im Unternehmen.<br />

Die am häufi gsten genannten Anlaufstellen<br />

im Unternehmen waren: HR-Business-Partner,<br />

Betriebsrat, Ombudsstelle<br />

und das Gesundheitswesen. Darüber<br />

hinaus gibt es einige weitere Anlaufstellen,<br />

die in die Konzeption eines Konfl iktmanagementsystems<br />

eingefl ossen sind:<br />

Sprecherausschuss leitender Angestellter,<br />

Mediatoren-Pool und Coaching-Pool.<br />

Anforderungen an das neue System<br />

Im ersten Ansatz zur Bestandsaufnahme<br />

wurde ein Gremium gegründet, in dem<br />

diese Anlaufstellen vertreten waren und<br />

das in regelmäßigen Abständen tagte.<br />

Fragestellungen waren dabei unter anderem,<br />

mit welchen Methoden Konfl ikte<br />

bearbeitet werden. Wie die Vernetzung<br />

der Anlaufstellen untereinander ist und<br />

welche Schwierigkeiten am häufi gsten<br />

zu beobachten sind. Außerdem wurde<br />

besprochen, welche Konfl ikttypen bei<br />

welcher Anlaufstelle am besten aufgehoben<br />

sind und welche Beobachtungen<br />

auffällig im Zusammenhang mit Konfl<br />

iktbearbeitungen sind.<br />

Die Antworten auf die genannten Fragen<br />

waren nahezu überall identisch.<br />

Meist erfolgte kein methodischer Ansatz,<br />

sondern eine individuelle oder intuitive<br />

Vorgehensweise prägte die Konfl iktbearbeitung.<br />

Dies ist bei Mediatoren-Pool<br />

und Coaching-Pool anders, da diese beiden<br />

Anlaufstellen per Defi nitionem nach<br />

einer Methode (Mediation beziehungsweise<br />

Coaching) arbeiten. Eine Vernetzung<br />

ist nur sehr wenig gegeben und<br />

beruht häufi g auf persönlichen Kontakten.<br />

Zudem wurde der Konfl ikttyp nur<br />

selten analysiert. Und die häufi gste Beobachtung<br />

bei allen Anlaufstellen ist die<br />

Zurückhaltung der Mitarbeiter, sich zu<br />

einem frühen Zeitpunkt an eine Stelle<br />

KONFLIKTLÖSUNG<br />

17<br />

zu wenden. Kurz gesagt: Die Mitarbeiter<br />

kommen spät, oft sehr spät und fragen<br />

um Hilfe.<br />

Damit waren einige Anforderungen an<br />

ein Konfl iktmanagementsystem gegeben.<br />

● Schaffen von Transparenz über vorhandene<br />

Konfl iktanlaufstellen und<br />

deren Kernkompetenz in der Konfl iktklärung<br />

● Vernetzung und Koordination der<br />

Konfl iktanlaufstellen untereinander<br />

● Klare Prozesse zur Konfl iktklärung<br />

● Möglichkeiten einer schnellen, unbürokratischen<br />

Kontaktaufnahme, um<br />

Informationen über geeignete Anlaufstellen<br />

zu erhalten<br />

● Angebote zur Prävention, wobei darunter<br />

nicht die Konfl iktvermeidung,<br />

sondern das konstruktive Austragen<br />

eines Konfl ikts zu einem möglichst<br />

frühen Zeitpunkt verstanden wird.<br />

Zu Arbeitsentlastung führen<br />

An die Einführung eines Konfl iktmanagementsystems,<br />

das die obigen Eigenschaften<br />

besitzt, sind verschiedene<br />

Erwartungshaltungen geknüpft. Mitarbeiter<br />

versprechen sich Hilfe in Situationen,<br />

in denen sie sich ungerecht behandelt<br />

fühlen, Führungskräfte können die angebotenen<br />

Dienstleistungen nutzen, um<br />

Konfl ikte in ihren Abteilungen frühzeitig<br />

und nachhaltig zu lösen. Damit können<br />

sie sich auf ihre eigentliche Führungsaufgabe<br />

konzentrieren.<br />

HR-Business-Partner erhoffen sich<br />

Entlastung, da Konfl iktlösung keineswegs<br />

Kernaufgabe dieser Abteilung ist.<br />

Ähnliche Reaktionen erfolgen bei Betriebsräten.<br />

Auch dort erhofft man sich<br />

Entlastung, um sich auf Konfl ikte konzentrieren<br />

zu können, die in den Zuständigkeitsbereich<br />

der Betriebsräte fallen. Die<br />

Unternehmensleitung verspricht sich eine<br />

Verbesserung der Unternehmenskultur<br />

sowie eine Senkung der Kosten, die<br />

durch Konfl ikte erzeugt werden.<br />

Hürde zur Konfl iktbewältigung senken<br />

Diese Erwartungshaltungen können<br />

durch eine zentrale Koordination des Sys-<br />

02 / 11 personalmagazin


TITEL<br />

18 KONFLIKTLÖSUNG<br />

tems unter Einbeziehung der Konfl iktanlaufstellen<br />

größtenteils erfüllt werden.<br />

Die Frage nach der Möglichkeit schneller<br />

und unbürokratischer Kontaktaufnahme<br />

bleibt allerdings unbeantwortet. Aus<br />

Sicht der Mitarbeiter sind alle bisherigen<br />

Anlaufstellen offi zielle Kontaktpunkte<br />

der SAP, sodass beim Hinwenden an<br />

eine dieser Stellen, der Konfl ikt „offi ziell“<br />

wird. Das wiederum veranlasst viele<br />

Mitarbeiter dazu, zunächst abzuwarten,<br />

ob der Konfl ikt sich „nicht von selbst“<br />

löst. Damit entsteht eine kritische Situa-<br />

tion. Wie bekannt unterliegen Konfl ikte<br />

einer Eskalationsdynamik, die der Ökonom<br />

Friedrich Glasl in seinem Modell<br />

mit absteigenden Eskalationsstufen<br />

beschrieben hat. Je nach Situation werden<br />

damit die Lösungsmöglichkeiten für<br />

Konfl ikte deutlich eingeschränkt, bis hin<br />

zu einer Schädigung aller Konfl iktbeteiligter.<br />

Um dieser unguten Entwicklung<br />

entgegenzutreten, wurde im Konfl iktmanagementsystem<br />

der SAP eine neue,<br />

zusätzliche Anlaufstelle eingeführt: Die<br />

Konfl iktnavigatoren.<br />

Konfl iktnavigatoren sind Mitarbeiter,<br />

die durch eine Zusatzqualifi kation eine<br />

ausgeprägte Kenntnis der Kernkompetenzen<br />

der Konfl iktanlaufstellen haben<br />

sowie die Fähigkeit besitzen, Konfl iktsituationen<br />

zu analysieren und damit<br />

Kollegen unverbindlich und vertraulich<br />

Informationen zu ihrem persönlichen<br />

Konfl ikt zu geben. Diese Konfl iktnavigatoren<br />

sind Mitarbeiter, die diese<br />

Tätigkeit neben ihrer angestammten<br />

Arbeitsstelle durchführen. Der Aufwand<br />

hierfür wird unter einer Stunde pro Woche<br />

geschätzt.<br />

Im ersten Schritt wurden dazu Personen<br />

ausgebildet, die sich freiwillig<br />

für diese Aufgabe meldeten. Diese ist<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

ausschließlich reaktiv, das heißt, Konfl<br />

iktnavigatoren geben Auskunft und<br />

beraten, welche Konfl iktklärungsstelle<br />

die geeignete ist, gehen aber nicht aktiv<br />

auf Kollegen zu. Damit besteht für<br />

alle Mitarbeiter die Möglichkeit, sich zu<br />

informieren, eine neutrale Außensicht<br />

einzuholen, um damit eine bessere Entscheidung<br />

treffen zu können, wie sie mit<br />

dem Konfl ikt weiter verfahren können.<br />

In der Umsetzung wurde darauf geachtet,<br />

dass die Konfl iktnavigatoren fl ächendeckend,<br />

das heißt, an allen Standorten,<br />

Bisher waren alle Anlaufstellen offi zielle Kontaktpunkte.<br />

Das führte dazu, dass in vielen Konfl iktfällen<br />

abgewartet wurde, <strong>statt</strong> gleich zu handeln.<br />

Gebäuden et cetera vorhanden waren, sodass<br />

kurze Wege zur Ansprache möglich<br />

sind. Ebenso wurde darauf Wert gelegt,<br />

dass Navigatoren in unterschiedlichen<br />

Hierarchiestufen tätig sind sowie gleich<br />

viele Frauen wie Männer tätig werden.<br />

Es gibt keine Zuordnung der Mitarbeiter<br />

zu Konfl iktnavigatoren. Jeder Mitarbeiter<br />

kann sich frei entscheiden, zu wem<br />

er oder sie geht.<br />

Echte Vernetzung der Anlaufstellen<br />

In der auf Deutschland beschränkten<br />

Pilotphase des Konfl iktmanagementsystems,<br />

die Ende des Jahres 2010 auslief,<br />

sind etliche Erkenntnisse über das<br />

Konfl iktverhalten gesammelt worden.<br />

Generell wurde das System sehr positiv<br />

aufgenommen – sowohl von Mitarbeitern<br />

wie Führungskräften. Dies beruht unter<br />

anderem darauf, dass die Selbstverantwortung<br />

bei den Mitarbeitern und deren<br />

Führungskräften bleibt, die Möglichkeit<br />

einer Unterstützung jedoch jederzeit gegeben<br />

ist.<br />

Zwar liegen bisher noch keine quantitativ<br />

auswertbaren Informationen vor,<br />

qualitative Erkenntnisse sind jedoch unübersehbar.<br />

So arbeiten die Konfl iktanlaufstellen<br />

mehr und mehr zusammen,<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />

sodass eine echte Vernetzung dieser Stellen<br />

zunehmend feststellbar ist. Auch sind<br />

die Konfl iktnavigatoren als Ansprechpartner<br />

sowohl bei den Mitarbeitern als<br />

auch bei den Konfl iktanlaufstellen anerkannt.<br />

Erste, nicht repräsentative Erkenntnisse<br />

zeigen einen Trend, dass Konfl ikte<br />

früher adressiert werden. Eine weitere<br />

Erkenntnis besteht darin, dass die Konfl<br />

iktnavigatoren aufgrund ihrer Zusatzausbildung<br />

als Multiplikatoren für eine<br />

Änderung der Streitkultur fungieren,<br />

was letztlich der Verbesserung der Unternehmenskultur<br />

dient.<br />

Die Vorteile des übergreifenden<br />

Konfl iktsystems überwiegen<br />

Als Fazit aus den ersten Schritten zur<br />

Einführung eines Konfl iktmanagements<br />

für innerbetriebliche Konfl ikte kann man<br />

ziehen, dass erstens Unternehmen wie<br />

Mitarbeiter von der Einführung eines<br />

solchen Systems profi tieren. Zweitens<br />

werden Konfl iktlösungen durch frühere<br />

Adressierung an der richtigen Stelle<br />

qualitativ besser. Drittens werden Führungskräfte<br />

und bestehende Konfl iktanlaufstellen<br />

durch die Systematisierung<br />

entlastet. Und schließlich wird auch<br />

durch die Nutzung des Systems ein wertvoller<br />

Beitrag zur Verbesserung der Unternehmenskultur<br />

geleistet.<br />

Allerdings sind auch wichtige Anforderungen<br />

gegeben: Da bisher keine<br />

vergleichbaren Vorhaben bekannt sind,<br />

ist Pioniergeist bei der Einführung und<br />

Umsetzung erforderlich. Außerdem bedarf<br />

es konsequenter Unterstützung der<br />

Unternehmensleitung. Und die Koordination<br />

des Systems muss von einer repräsentativen<br />

Stelle des Unternehmens<br />

heraus erfolgen.<br />

Jürgen Briem<br />

ist Acting Global<br />

Ombudsman bei SAP<br />

und Mitbegründer eines<br />

Round Table zum Konfl iktmanagement.


TITEL<br />

20 KONFLIKTLÖSUNG<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />

Mediation ist selten die Alternative<br />

GESETZ. Kurze Verfahren, wenig Schriftsätze, geringe Kosten: Das sind Vorteile<br />

der Mediation. Dass sie auch im Arbeitsrecht greifen, muss bezweifelt werden.<br />

Von Michael Miller (Red.)<br />

Sie ist ein bisschen wie ein<br />

hübsches, junges Mädchen, das<br />

den Herren der deutschen Rechtspfl<br />

ege den Kopf verdreht. Nicht<br />

böswillig. Sie ist einfach nur modern, unkompliziert,<br />

schnell, sparsam, chic und<br />

ein Gesprächsthema. Dabei reichen die<br />

Wurzeln der Mediation bis ins Altertum.<br />

Vor einigen Jahren gab uns Europa eine<br />

Richtlinie, nun wurde diese vom Kabinett<br />

aufgepeppt. Merkel & Co. hatten<br />

ein Gesetz zur Mediation auf den Weg<br />

gebracht, welches drei Arten vorsieht:<br />

● Die außergerichtliche Mediation, also<br />

bevor die Parteien vor Gericht gehen.<br />

● Die gerichtsnahe Mediation, bei der<br />

das Gerichtsverfahren bereits eröffnet<br />

ist, es aber zunächst nicht weiterverfolgt<br />

wird. Die Parteien suchen<br />

Lösungen mit externen Mediatoren.<br />

● Die richterliche Mediation: Hier hat<br />

eine Partei bereits Klage erhoben. Im<br />

Unterschied zur gerichtsnahen Mediation<br />

leitet aber ein nicht am Rechtsstreit<br />

beteiligter Richtermediator das<br />

Verfahren.<br />

Ein Ziel des Gesetzgebers ist es, die<br />

Mediation bekannter zu machen und<br />

eine Alternative zu manchem Gerichtsverfahren<br />

zu eröffnen. Das kann auch<br />

für Unternehmen attraktiv sein, bietet<br />

eine Mediation meist eine günstige und<br />

schnelle außergerichtliche Einigungsmöglichkeit.<br />

Geht es etwa um Mietstreitigkeiten<br />

oder Handwerkerleistungen,<br />

also um Verfahren der Zivilprozessordnung<br />

(ZPO), mag dieses Vorhaben<br />

gelingen, warten hier die Parteien doch<br />

Besondere Verfahrensarten<br />

manchmal ein halbes Jahr auf ihren<br />

ersten Gerichtstermin.<br />

Als Alternative zur Arbeitsgerichtsbarkeit<br />

dürfte die Mediation aber eine<br />

geringere Rolle spielen. Dies zeigt das<br />

Beispiel Hamburg, wo seit 2006 gerichtsinterne<br />

Mediation angeboten wird. Nach<br />

etwa drei Jahren sprach der Präsident<br />

des Hamburger Landesarbeitsgerichts,<br />

Helmut Nause, in der „Sammlung arbeitsrechtlicher<br />

Entscheidungen“ von<br />

konstant 15 bis 20 Verfahren pro Jahr<br />

ÜBERBLICK<br />

Konfl ikte müssen nicht im gerichtlichen Verfahren ausgetragen oder per Urteil<br />

abgeschlossen werden. Weitere Möglichkeiten sind:<br />

Schlichtung: Das Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG) sieht einen Schlichtungsausschuss nur für<br />

Ausbildungsverhältnisse vor, § 111 Abs. 2 ArbGG. In anderen Konstellationen wird der<br />

Streit durch einen vom Schlichter vorgeschlagenen Kompromiss beigelegt. Bei bestimmten<br />

zivilrechtlichen Konfl ikten (etwa Nachbarschaftsstreitigkeit) ist in einigen Bundesländern<br />

ein vorgeschriebenes Schlichtungsverfahren obligatorisch.<br />

Schiedsgericht: Die Parteien unterwerfen sich per Vereinbarung der Entscheidung eines<br />

von Privatpersonen installierten Gerichts. Nach § 101 Abs. 3 ArbGG kann dies für Arbeitsverhältnisse<br />

grundsätzlich nicht vereinbart werden. Ausnahmefälle gibt es für Tarifvertragsparteien<br />

oder – soweit ein Tarifvertrag die Arbeitsgerichtsbarkeit ausschließt – etwa<br />

für Bühnenkünstler oder Seemänner, § 101 Abs. 1, 2 ArbGG.<br />

Einigungsstelle: Im Betriebsverfassungsgesetz für Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber<br />

und Betriebsrat vorgesehen. Ausführliches ab Seite 22<br />

Güteverhandlung: Vor dem Arbeitsgericht erster Instanz ist die Güteverhandlung stets der<br />

erste Verhandlungstermin. Darin versuchen die Parteien möglichst schnell eine gütliche<br />

Einigung zu fi nden. Andernfalls erfolgt ein Urteil, regelmäßig in einem weiteren Termin.<br />

– bei 13.000 bis 14.000 jährlich eingehenden<br />

Klagen. Auch die ZPO-Kommission<br />

des Deutschen Richterbunds<br />

(DRB) äußerte bereits Ende 2009 in<br />

einem Eckpunktepapier zur gerichtsinternen<br />

und gerichtsnahen Mediation<br />

Zweifel. Diese habe aufgrund der „verfahrensspezifi<br />

schen Besonderheiten des<br />

Arbeitsrechts keinen nennenswerten<br />

Anwendungsbereich“.<br />

Mit diesen Besonderheiten ist etwa<br />

die arbeitsrechtliche Güteverhandlung


KONFLIKTLÖSUNG<br />

gemeint. Sie bildet stets den ersten Verhandlungstermin<br />

vor dem Arbeitsgericht,<br />

oft wenige Wochen nach dem Vorfall und ohne<br />

seitenlange Anwaltsschreiben mit bösen<br />

Behauptungen über die Gegenseite. Das erleichtert<br />

eine Streitbeilegung. Allgemein ist<br />

im arbeitsgerichtlichen Verfahren die Chance,<br />

den Konfl ikt ohne streitige Entscheidung<br />

zu erledigen, äußerst aussichtsreich. Im Jahr<br />

2008 endeten etwa 70 Prozent der erledigten<br />

Verfahren nicht mit einem Urteil. All dies<br />

spricht dagegen, dass hier eine – in diesem<br />

Fall richterliche oder gerichtsnahe –<br />

Mediation eine neue Alternative bietet.<br />

Auch in den häufi g vorkommenden Kündigungsschutzverfahren<br />

ist die – dann außergerichtliche<br />

– Mediation keine Alternative<br />

zum gerichtlichen Verfahren. Bekommt der<br />

Arbeitnehmer seine Kündigung zugeschickt,<br />

dann bleiben ihm genau drei Wochen, gerichtlich<br />

dagegen vorzugehen. Andernfalls<br />

erkennt er die Kündigung an. Das ist meist<br />

zu wenig Zeit für eine außergerichtliche Einigung.<br />

Würde eine Mediation misslingen,<br />

wäre der gerichtliche Weg verbaut.<br />

Weitere Besonderheiten<br />

Und noch eine arbeitsrechtliche Besonderheit<br />

gibt es, die der Mediation das Leben<br />

schwer machen kann: die in Arbeits- oder Tarifverträgen<br />

häufi g vereinbarten Ausschlussfristen.<br />

So sind beispielsweise noch offene<br />

Lohnforderungen oder auch andere Ansprüche<br />

aus dem Arbeitsverhältnis innerhalb weniger<br />

Monate geltend zu machen. Danach ist<br />

gerichtlich nichts mehr möglich.<br />

Es gibt also einige arbeitsrechtliche Bereiche,<br />

in denen Zeitdruck eine Mediation<br />

faktisch bereits ausschließt. Dennoch ist<br />

nicht zu vergessen, dass Mediation ein<br />

anderes Verfahren, einen anderen Kommunikationsansatz<br />

liefert, also etwa<br />

interessenorientierte Lösungen, <strong>statt</strong> Ergebnisse<br />

auf Basis rechtlicher Überlegungen.<br />

Insofern ist ein Mediationsverfahren im<br />

arbeitsrechtlichen Bereich keinesfalls sinnlos.<br />

Zum Beispiel bei Versetzungen, Vergütungsvereinbarungen<br />

oder auch bei der<br />

Zeugniserteilung ist Mediation ein denkbarer<br />

Lösungsweg – ohne Gerichtsentscheidung.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

21<br />

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22 KONFLIKTLÖSUNG<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />

Keine Angst vor der Einigungsstelle<br />

INSTRUMENTE. Oft scheuen Arbeitgeber das Mittel der Einigungsstelle. Dabei<br />

kann sie – gut vorbereitet und geschickt eingesetzt – neue Chancen eröffnen.<br />

Die Auswahl des Unparteiischen spielt bei der Einigungsstelle – wie auch im Sport – eine zentrale Rolle.<br />

Von Wolfgang Lipinski und Benjamin Kumm<br />

Nach dem Betriebsverfassungsgesetz<br />

(BetrVG) benötigt der<br />

Arbeitgeber vor der tatsächlichen<br />

Umsetzung diverser<br />

Maßnahmen zwingend die Zustimmung<br />

des Betriebsrats. Kommt in diesen Fällen<br />

bei innerbetrieblichen Verhandlungen<br />

der Betriebsparteien keine Einigung zustande,<br />

fi ndet der gesetzlich angeordnete<br />

Konfl iktlösungsmechanismus der Einigungsstelle<br />

Anwendung. Vergegenwärtigt<br />

man sich dies, verwundert es sehr,<br />

dass es eine Reihe von Unternehmen<br />

gibt, die noch niemals eine Einigungsstelle<br />

angerufen haben.<br />

Vielmehr wird bei diesen Unternehmen<br />

in Unkenntnis und mangels Erfahrung<br />

mit Einigungsstellen um jeden<br />

Preis eine einvernehmliche, rein innerbetriebliche<br />

Lösung mit dem Betriebsrat<br />

vereinbart. Dabei wäre mit einer<br />

Einigungsstelle für den Arbeitgeber ein<br />

deutlich besseres Ergebnis erzielbar gewesen.<br />

Man kann der Arbeitgeberseite<br />

daher nur sagen: „Keine Angst davor, die<br />

Einigungsstelle anzurufen.“<br />

Schnelle und gute Ergebnisse möglich<br />

Tatsächlich ist die Sorge vieler Arbeitgeber<br />

unbegründet, soweit das Verfahren<br />

vor der Einigungsstelle taktisch und inhaltlich<br />

gut vorbereitet ist. Dann bietet<br />

© JETSETMODELS / SHUTTERSTOCK<br />

sich dem Arbeitgeber – aber<br />

auch dem Betriebsrat – die<br />

Möglichkeit, die Verhandlungen<br />

zu beschleunigen und<br />

gute Ergebnisse zu erzielen,<br />

etwa weil die Präsenz des unparteiischenEinigungsstellenvorsitzenden<br />

den häufi g zu<br />

beobachtenden Tunnelblick<br />

der Betriebsparteien aufl öst.<br />

Vorteilhaft ist die Einsetzung<br />

einer Einigungsstelle<br />

für den Arbeitgeber insbesondere<br />

dann, wenn sie kreativ<br />

genutzt wird sowie bei nicht<br />

spruchfähigen Forderungen<br />

des Betriebsrats.<br />

Oft einvernehmliche Lösung<br />

Nicht häufi g genug kann betont<br />

werden, dass die allerwenigsten<br />

Einigungsstellen<br />

in der Praxis durch Spruch<br />

enden (zur Besetzung der Einigungsstelle<br />

und den Ablauf des Verfahrens<br />

lesen Sie mehr auf Seite 23). Die Einigungsstelle<br />

bietet den Vorteil, dass ein<br />

unparteiischer Einigungsstellenvorsitzender<br />

für eine regelmäßig zeitnahe<br />

Einigung der Betriebsparteien sorgt.<br />

Vorteilhaft für die Arbeitgeberseite ist<br />

hierbei, dass nicht spruchfähige Forderungen<br />

des Betriebsrats – dieser verlangt<br />

beispielsweise den Ausschluss<br />

betriebsbedingter Kündigungen bei Interessenausgleichsverhandlungenwegen<br />

einer grundlegenden Änderung der<br />

Betriebsorganisation – mithilfe des Einigungsstellenvorsitzenden<br />

problemlos<br />

und schnell beseitigt werden können.


Bei rein innerbetrieblichen Verhandlungen<br />

gelingt dies regelmäßig nicht.<br />

Denn dort blendet der Betriebsrat immer<br />

wieder die bestehende Rechtslage<br />

aus, also den Umstand, dass die geltend<br />

gemachten Forderungen nicht spruchfähig<br />

sind. Vielmehr geriert er sich als mit<br />

dem Arbeitgeber vermeintlich gleichberechtigte<br />

„Co-Geschäftsführung“.<br />

Bei einem solchen Verhalten kann<br />

der Betriebsrat mithilfe des Einigungsstellenvorsitzenden<br />

auf den Boden der<br />

Rechtslage zurückgeholt werden. Der<br />

Arbeitgeber kann damit drohen, einen<br />

Spruch der Einigungsstelle zu beantragen.<br />

Sind Forderungen nicht spruchfähig,<br />

werden sie auch nicht Bestandteil<br />

des Spruchs der Einigungsstelle.<br />

Hierauf weist auch der Einigungsstellenvorsitzende<br />

den Betriebsrat hin.<br />

Dies führt regelmäßig dazu, dass der<br />

Betriebsrat bei weiteren Verhandlungen<br />

in der Einigungsstelle nicht mehr an seinen<br />

nicht spruchfähigen Forderungen<br />

festhält.<br />

Keine taktischen Fehler begehen<br />

Erfahrungsgemäß ist der gängigste<br />

Fehler auf Arbeitgeberseite, dass zu<br />

lange innerbetriebliche Verhandlungen<br />

geführt werden. Häufi g kommt es etwa<br />

vor, dass trotz offensichtlich völlig<br />

überzogener Betriebsratsforderungen<br />

dennoch monatelang betrieblich weiterverhandelt<br />

wird. Zudem führen Arbeitgeber<br />

die Verhandlungen zumindest als<br />

Ersatzstrategie nicht so, dass zeitnah –<br />

sollten die innerbetrieblichen Verhandlungen<br />

scheitern und keine Einigung auf<br />

den Einigungsstellenvorsitzenden und/<br />

oder die Beisitzeranzahl <strong>statt</strong>fi nden –<br />

ein arbeitsgerichtliches Verfahren zur<br />

Besetzung der Einigungsstelle effektiv<br />

betrieben werden kann.<br />

Strategie mit hohem Risiko<br />

Diese arbeitgeberseitige Fehleinschätzung<br />

hat eine Mehrzahl von Gründen.<br />

Zum einen ist es sicherlich oft die mangelnde<br />

Erfahrung im Umgang mit Einigungsstellen,<br />

zum anderen werden die<br />

So wird bei der Anrufung einer Einigungsstelle vorgegangen<br />

Kosten der Einigungsstelle gescheut.<br />

Neben erheblichem Zeitverlust birgt eine<br />

derartige Verhandlungsstrategie ein hohes<br />

Risiko: Tatsächliche Umstände (zum<br />

Beispiel das feststehende Einführungsdatum<br />

für ein EDV-System) zwingen den<br />

Arbeitgeber, zu den Konditionen des Betriebsrats<br />

eine Vereinbarung abzuschlie-<br />

TITEL<br />

KONFLIKTLÖSUNG<br />

VERFAHREN<br />

Eine Einigungsstelle kann bezüglich aller betriebsverfassungsrechtlicher Streitigkeiten<br />

eingerichtet werden. Sie besteht aus einem unparteiischen Vorsitzenden und einer bestimmten<br />

Anzahl von Beisitzern pro Betriebspartei. Die Einigungsstelle kommt zustande,<br />

wenn sich die Betriebsparteien einvernehmlich auf den Vorsitzenden und die Beisitzeranzahl<br />

einigen oder wenn das beschleunigte arbeitsgerichtliche Einigungsstellenbesetzungsverfahren<br />

nach § 98 Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG) erfolgreich durchlaufen wurde.<br />

Gelingt in der Einigungsstelle mithilfe des Einigungsstellenvorsitzenden keine einvernehmliche<br />

Lösung, entscheidet die Einigungsstelle durch einen sogenannten Spruch. Dem<br />

Einigungsstellenvorsitzenden fällt dann die entscheidende Stimme zu.<br />

Es ist zu unterscheiden zwischen der erzwingbaren Einigungsstelle und der freiwilligen<br />

Einigungsstelle. Die Fälle der erzwingbaren Einigungsstelle sind abschließend im<br />

Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) aufgeführt. Für die Praxis von besonderer Bedeutung<br />

sind hier<br />

● Mitbestimmung in sozialen Angelegenheiten (§ 87 Abs. 1 BetrVG), unter anderem<br />

der Beginn und das Ende der täglichen Arbeitszeit samt Pausen, die Überstundenanordnung,<br />

die Einführung eines EDV-Systems oder die betriebliche Lohngestaltung<br />

● Sozialplan (§ 112 Abs. 4 BetrVG)<br />

● Versuch des Interessenausgleichs (§ 112 Abs. 2 Satz 2 BetrVG), zu beachten ist hier,<br />

dass der Arbeitgeber vor Durchführung einer Betriebsänderung (etwa Personalabbau)<br />

eine Einigung in der Einigungsstelle nur versuchen muss. Scheitert dieser Einigungsversuch<br />

in der Einigungsstelle, kann arbeitgeberseitig die Betriebsänderung einseitig<br />

ohne Abstriche so durchgeführt werden, wie der Arbeitgeber sich dies vorstellt<br />

● Auswahlrichtlinien, Personalfragebogen (§ 95 BetrVG, § 94 BetrVG)<br />

● Freistellung und Schulung von Mitgliedern des Betriebsrats (§ 38 Abs. 2 BetrVG, § 37<br />

Abs. 6 BetrVG)<br />

● Durchführung betrieblicher Bildungsmaßnahmen samt Auswahl der Teilnehmer, § 98<br />

Abs. 4 BetrVG<br />

Eine freiwillige Einigungsstelle stellt einen Ausnahmefall dar. Denn der Arbeitgeber ist<br />

regelmäßig mit der Erweiterung der Mitbestimmung des Betriebsrats über das im BetrVG<br />

angeordnete Maß nicht einverstanden. Denkbar ist eine freiwillige Einigungsstelle mit<br />

Einvernehmen von beiden Betriebsparteien beispielsweise bei<br />

● Beschäftigungssicherung (§ 92 a BetrVG),<br />

● Zustimmung des Betriebsrats bei Kündigungen (§ 102 Abs. 6 BetrVG),<br />

● Personelle Einzelmaßnahmen (§ 99 BetrVG)<br />

ßen, da keine Zeit mehr für die Anrufung<br />

einer Einigungsstelle verbleibt.<br />

Anlass für eine Einigungsstelle<br />

Um ein derartiges Szenario zu vermeiden,<br />

sollte der Arbeitgeber den Weg der<br />

Einigungsstelle beschreiten, wenn sich<br />

insbesondere folgende Punkte in den<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

23


TITEL<br />

24 KONFLIKTLÖSUNG<br />

innerbetrieblichen Verhandlungen mit<br />

dem Betriebsrat offenbaren.<br />

● Der Betriebsrat stellt nicht spruchfähige<br />

Forderungen auf. Beispielsweise<br />

verlangt das Gremium den Ausschluss<br />

von betriebsbedingten Kündigungen<br />

im Zusammenhang mit Verhandlungen<br />

um einen Interessenausgleich<br />

anlässlich einer grundlegenden Organisationsänderung.<br />

● Der Betriebsrat stellt offensichtlich<br />

völlig überzogene und /oder sachfremde<br />

Forderungen auf.<br />

● Der Betriebsrat spielt auf Zeit, insbesondere<br />

indem das Gremium innerbetriebliche<br />

Verhandlungstermine nicht<br />

zur Verfügung stellt.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu beachten,<br />

dass sowohl dem Betriebsrat als<br />

auch dem Arbeitgeber die Entscheidung<br />

freisteht, das Scheitern der innerbetrieblichen<br />

Verhandlungen anzunehmen. Es<br />

kann dann die Bildung einer Einigungsstelle<br />

betrieben werden, wenn ernsthafte<br />

Verhandlungen <strong>statt</strong>gefunden haben und<br />

– insbesondere auch im Hinblick auf<br />

zeitliche Faktoren – die Annahme eines<br />

Scheiterns der Verhandlungen nicht ohne<br />

jeglichen Anlass erfolgt. Diese Voraussetzungen<br />

dürften regelmäßig nach zwei<br />

bis drei intensiven, gut vorbereiteten<br />

Verhandlungsterminen und gleichzeitig<br />

umfassender schriftlicher Unterrichtung<br />

des Betriebsrats (möglichst mit Übergabe<br />

eines arbeitgeberseitigen Betriebsvereinbarungsentwurfs)<br />

gegeben sein.<br />

Ständige Einigungsstelle ein<strong>richten</strong><br />

Ein geschicktes Gestaltungsmittel kann<br />

die sogenannte ständige Einigungsstelle<br />

sein, wie das Beispiel „Überstunden“<br />

zeigt: Der Arbeitgeber hat vor der Anordnung<br />

von Überstunden zwingend die<br />

Zustimmung des Betriebsrats nach § 87<br />

BetrVG einzuholen. Allerdings fallen<br />

Überstunden häufi g sehr kurzfristig an<br />

oder werden kurzfristig vom Arbeitgeber<br />

angeordnet. Verweigert der Betriebsrat<br />

nun die Zustimmung, kann mangels Zeit<br />

eine noch einzu<strong>richten</strong>de Einigungsstelle<br />

regelmäßig nicht rechtzeitig ange-<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

rufen werden und entscheiden. Daher<br />

verlangen Betriebsräte in der Praxis für<br />

die Zustimmung häufi g ein Kopplungsgeschäft,<br />

also arbeitgeberseitiges Entgegenkommen<br />

an anderer Stelle.<br />

Erpressbarkeit vermeiden<br />

Um eine diesbezügliche arbeitgeberseitige<br />

Erpressbarkeit zu vermeiden, ist es<br />

ratsam, sich hier des Instruments der<br />

ständigen Einigungsstelle zu bedienen.<br />

Ständige Einigungsstelle bedeutet, dass<br />

sich die Betriebsparteien bereits für<br />

künftige Streitfälle hinsichtlich eines<br />

Regelungsgegenstands (hier Überstunden)<br />

auf einen Einigungsstellenvorsitzenden<br />

– und ein oder zwei Vertreter im<br />

Fall der Verhinderung – samt Beisitzern<br />

einigen. Diese ständige Einigungsstelle<br />

kann dann ganz kurzfristig zusammentreten<br />

und entscheiden.<br />

„Worst Case“ mitregeln<br />

Ein anderer kreativer Einsatz der Einigungsstelle<br />

ist im Zusammenhang mit<br />

der Durchführung von Freiwilligenprogrammen<br />

zur Bewerkstelligung eines<br />

Personalabbaus möglich. Der Arbeitgeber<br />

kann viel Zeit und damit Kosten<br />

sparen, insbesondere dadurch, dass er<br />

mögliche Kündigungen zeitlich früher<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />

Das Verfahren der Einigungsstelle erfolgreich vorbereiten<br />

TIPP<br />

● Den richtigen Einigungsstellenvorsitzenden auswählen und dessen zeitliche Verfügbarkeit<br />

vorher sicherstellen. Der Einigungsstellenvorsitzende spielt eine zentrale Rolle.<br />

Dessen Auswahl darf nicht dem Zufall überlassen werden, sondern Arbeitgeber sollten<br />

sich diesbezüglich von mit Einigungsstellen erfahrenen Personen beraten lassen.<br />

● Einigungsstellenvorsitzenden umfassend schriftlich informieren.<br />

● Verhandlungsteam zusammensetzen und etwaige Rollenverteilung festlegen.<br />

● Verhandlungsstrategien (vor allem auch hinsichtlich möglicher Verhandlungsspielräume)<br />

festlegen. Gegebenenfalls einen (weiteren) vermittelnden Betriebsvereinbarungsentwurf<br />

des Arbeitgebers ausarbeiten.<br />

● Erforderliche Technik (Laptop, Beamer, Drucker) und erforderliche Räume (zwei<br />

Räume, damit die Parteien auch separat tagen können) zur Verfügung stellen.<br />

● Etwaige weitere Verhandlungstermine gleich zu Beginn der Einigungsstelle festzurren.<br />

aussprechen kann. Aus Arbeitgebersicht<br />

ist es sinnvoll, gleich den „worst case“<br />

mitzuregeln, falls die nach dem Freiwilligenprogramm<br />

abzubauenden Mitarbeiterkapazitäten<br />

nicht erreicht werden. So<br />

sollte in der Betriebsvereinbarung „Freiwilligenprogramm“<br />

hinsichtlich des etwaigen<br />

weiteren Personalabbaus bereits<br />

geregelt werden, wie lange innerbetriebliche<br />

Interessenausgleichs- und Sozialplanverhandlungen<br />

maximal dauern<br />

(zum Beispiel vier oder sechs Wochen)<br />

und zugleich, wie eine möglicherweise<br />

nötige Einigungsstelle (Vorsitzender und<br />

Beisitzeranzahl) besetzt sein wird.<br />

All dies zeigt, dass es sich lohnt, die<br />

arbeitgeberseitig oftmals vorhandenen<br />

Vorbehalte gegenüber dem Instrument<br />

der Einigungsstelle abzulegen.<br />

Dr. Wolfgang Lipinski<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

und Partner, Beiten<br />

Burkhardt, München<br />

Dr. Benjamin Kumm<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />

Beiten Burkhardt,<br />

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26 AKTUELLES<br />

Arbeitnehmer sind motivierter<br />

Das vierte Quartal 2010 hat sich für die Arbeitnehmer in Deutschland<br />

positiv entwickelt. Das zeigt der Arbeitsklimaindex der Job AG, der<br />

zum Jahresende erstmals wieder auf das Niveau des Vorkrisenjahres<br />

2008 angestiegen ist. Der aktuelle Wert von 7,6 auf einer Skala von 1 (sehr<br />

schlecht) bis 10 (sehr gut) wurde letztmals im zweiten Quartal 2008 erreicht.<br />

Insbesondere das Arbeitsklima und die Aufgaben sowie die Persönlichkeit des<br />

Vorgesetzten zählten im vierten Quartal 2010 zu den Motivatoren deutscher<br />

Arbeitnehmer. www.job-ag.com<br />

Arbeitsklimaindex<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

7,6 7,5 7,4 7,5<br />

Nur im Osten ist die Arbeitszufriedenheit gesunken. Im Westen fühlen sich die<br />

Arbeitnehmer – Frauen mehr als Männer – wohl am Arbeitsplatz.<br />

Mitarbeitermotivation ist selten<br />

Thema im Top-Management<br />

Obwohl 87 Prozent der Vorstände<br />

und Top-Manager sich der<br />

Bedeutung von Motivation<br />

bewusst sind, steht das Thema in<br />

knapp 70 Prozent der Unternehmen<br />

nicht regelmäßig auf der Agenda der<br />

Vorstandssitzungen und Top-Managementbesprechungen.<br />

Auch ihr<br />

Einfl uss auf die Motivation der Belegschaft<br />

wird stark überschätzt. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt die aktuelle<br />

Studie „Engagement matters“ der HR-<br />

Managementberatung Hay Group, für<br />

die 3.000 Angehörige des unteren<br />

und mittleren Managements sowie<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

7,7 7,5 7,4 7,5 7,3 7,7 7,5 7,6 7,7 7,5 7,2 7,5 7,5 7,5 7,6 7,6<br />

Total West<br />

Ost<br />

Frauen<br />

Männer<br />

4. Quartal 2010 3. Quartal 2010<br />

2. Quartal 2010 1. Quartal 2010<br />

300 CEO und Top-Führungskräfte in<br />

sechs Ländern befragt wurden.<br />

Fast 40 Prozent der deutschen Top-<br />

Führungskräfte und Vorstände gehen<br />

davon aus, dass sie selbst wesentlich<br />

für das Engagement der Mitarbeiter<br />

verantwortlich sind. Doch das untere<br />

und mittlere Management sieht<br />

dies anders: Nur neun Prozent der<br />

Befragten nennen Vorstand und Top-<br />

Management als wesentliche Motivatoren.<br />

Für rund ein Drittel tragen vor<br />

allem ihre Vorgesetzten entscheidend<br />

zur persönlichen Motivation bei.<br />

www.haygroup.com/de<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />

Quelle: Job AG, Fulda<br />

NACHRICHTEN<br />

Mitarbeiter als Leistungstreiber<br />

Um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens<br />

zu sichern, wollen 70 Prozent<br />

der Führungskräfte in diesem Jahr in<br />

erster Linie das Engagement und das<br />

Wissen der Mitarbeiter besser nutzen.<br />

An zweiter Stelle steht mit 62 Prozent<br />

die Entwicklung der Führungskräfte und<br />

des Managementteams. Sich mit Trends,<br />

Forschung und Entwicklung zu befassen,<br />

steht erst an dritter Stelle (53 Prozent).<br />

Zu diesem Ergebnis kommt der neue<br />

Hernstein Management Report, für<br />

den 302 Führungskräfte in Österreich,<br />

Deutschland und der Schweiz befragt<br />

worden sind. www.hernstein.at<br />

Präsentismus wegen Teamgeist<br />

Viele Arbeitnehmer gehen krank zur<br />

Arbeit, obwohl sie andere anstecken<br />

könnten. Häufi g wird vermutet, dass<br />

Mitarbeiter negative Konsequenzen<br />

fürchten, wenn sie sich krankmelden.<br />

Aber eine Studie der Universität<br />

Wuppertal im Auftrag der Barmer GEK<br />

zeigt nun, dass die Hauptgründe der<br />

Teamgeist und das eigene Pfl ichtgefühl<br />

sind. Negative Konsequenzen befürchten<br />

lediglich 8,7 Prozent, und sogar nur 2,4<br />

Prozent geben die Angst vor dem Verlust<br />

des Jobs als Grund an.<br />

www.barmer-gek.de<br />

Studie zu Freelancern startet<br />

Den Einsatz von Freelancern aus Sicht<br />

von Unternehmen und aus Sicht der<br />

Freelancer selbst wollen die Universität<br />

der Bundeswehr München, die<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />

und die Fern-Universität in Hagen im<br />

Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts<br />

„Flink“ beleuchten. Vertreter von<br />

Unternehmen, die mit Freelancern<br />

zusammenarbeiten, können sich daran<br />

ab dem 1. Februar beteiligen. Die Studie<br />

ist erreichbar unter www.fl ink-projekt.de


Recruiting führt die HR-Agenda an<br />

Eines der wichtigsten Themen<br />

für Personaler ist derzeit die<br />

„Personalbeschaffung“. Das<br />

zeigt der HR-Klimaindex des Software-Hauses<br />

Sage. Spiegelbildlich<br />

dazu sinkt die Rolle von Personalfreisetzung<br />

weiter.<br />

Der Klimaindex Personalarbeit ist<br />

ein Indikator zur Entwicklung der<br />

Personalthemen in Deutschland und<br />

wird als Summe aus den Antworten<br />

zur gegenwärtigen Bedeutung (Diffe-<br />

HR-Klimaindex<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

21,36<br />

Personalbeschaffung<br />

35,22<br />

Personalkostenplanung<br />

Personalentwicklung<br />

Vergütungssysteme<br />

HR-Klimaindex 1/2010 HR-Klimaindex 2/2010<br />

Die Personalfreisetzung bleibt unwichtig für die aktuelle HR-Arbeit. Eine Trend wende<br />

scheint sich in der variablen Vergütung abzuzeichnen. Quelle: Sage HR Solutions AG<br />

Besonders fein für den<br />

lückenlosen Prozess<br />

von der Ausschreibung<br />

bis zur Einstellung.<br />

27,26<br />

0,54<br />

MANAGEMENTNEWS<br />

renz der Prozentanteile der Antworten<br />

„hoch“ und „niedrig“) sowie aus<br />

den Antworten zur Entwicklung der<br />

Personalthemen in den kommenden<br />

sechs Monaten (Differenz der Prozentanteile<br />

der Antworten „steigt“<br />

und „sinkt“) ermittelt. Vergleicht<br />

man die Werte mit den beiden Vorgängerumfragen<br />

aus 2010, zeigt sich<br />

eine Umkehr bei der variablen Vergütung,<br />

die nun wieder im positiven<br />

Bereich liegt. www.sage.de<br />

-42,13<br />

Personalfreisetzung<br />

HR-Klimaindex 3/2010<br />

AKTUELLES<br />

Reines E-Recruiting<br />

bleibt noch selten<br />

Die klassische Bewerbungsmappe<br />

ist das am häufi gsten gewählte Medium<br />

für die Personalauswahl von<br />

Auszubildenden, das zeigt eine Studie<br />

des U-Form-Verlags in Zusammenarbeit<br />

mit Professor Daniela Eisele, Hochschule<br />

Heilbronn. Nur sieben Prozent der 160<br />

befragten Betriebe hat die Rekrutierung<br />

von Azubis komplett digitalisiert.<br />

Knapp 25 Prozent der befragten Unternehmen<br />

verfügen bereits über ein<br />

E-Recruiting-System. Sie lassen allerdings<br />

auch weiterhin Papierbewerbungen<br />

zu. Die anderen Unternehmen, die kein<br />

E-Recruiting-System verwenden, nennen<br />

als Hauptgrund (20 Prozent) gegen die<br />

Einführung, dass der Eindruck der Bewerbungsmappe<br />

selbst einen wichtigen<br />

Einfl uss auf die Entscheidung hat. Fast<br />

genauso viele (17 Prozent) geben jedoch<br />

zu, sich noch gar nicht mit E-Recruiting<br />

befasst zu haben.<br />

Auch bei den Einstellungstests für<br />

Azubis besteht noch kein einheitliches<br />

Bild. Zwar setzen 82 Prozent der Befragten<br />

solche Tests ein, aber davon nutzen<br />

nur 33 Prozent einen elektronischen<br />

Einstellungstest. www.a-recruiter.de<br />

www.milchundzucker.de<br />

27


28<br />

MANAGEMENTNEWS<br />

AKTUELLES DIENSTLEISTUNGSMARKT<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

NACHRICHTEN<br />

Neue Geschäftsführung I<br />

Zum 1. Januar wurde aus dem Geschäftsführertrio<br />

bei von Rundstedt HR Partners<br />

ein Duo. Firmengründer Eberhard von<br />

Rundstedt übergab die Geschäftsleitung<br />

an seine Tochter Sophia von Rundstedt<br />

und an Heike Cohausz. Als Beiratsvorsitzender<br />

will er weiterhin beratend tätig<br />

sein. 2010 feierte das Unternehmen sein<br />

25-jähriges Bestehen. www.rundstedt.de<br />

Neue Geschäftsführung II<br />

Thomas Götzfried, Gründer und Vorstandsvorsitzender<br />

der Wiesbadener Goetzfried<br />

AG, ist zum Jahresende aus dem Vorstand<br />

des Rekrutierungsdienstleisters für<br />

IT-Spezialisten und Ingeneiure ausgeschieden<br />

und übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz.<br />

Seit dem 1. Januar führen die<br />

bisherigen Vorstände Sven Herzberg und<br />

Marco Günder das Unternehmen, das seit<br />

2006 zur Allgeier Holding gehört.<br />

www.goetzfried-ag.com<br />

Expansion in die Schweiz<br />

Der deutsche Personalvermittler Division<br />

One expandiert in die Schweiz. Dort<br />

wird die Rekrutierung von Managern<br />

und Führungskräften in Festanstellung,<br />

von Verwaltungsratsmitgliedern und von<br />

Experten für projektbezogene Einsätze<br />

angeboten sowie die Vermittlung von<br />

Recruitment-Spezialisten.<br />

www.division-one.com<br />

Expertennetzwerk<br />

Das kürzlich gegründete Expertennetzwerk<br />

Greycon vermittelt ehemalige<br />

Unternehmer und Führungskräfte, um<br />

betriebliche Aufgabenkomplexe auf<br />

Honorarbasis zu lösen und zu begleiten.<br />

Beratungsschwerpunkte sind Interimsmanagement,<br />

Restrukturierung, Prozessoptimierung<br />

und Personalmanagement. Im<br />

laufenden Jahr soll der Pool auf hundert<br />

Experten anwachsen. www.greycon.de<br />

Millionster Zeitarbeitsvertrag<br />

Ende Dezember 2010 wurde<br />

in Berlin der millionste<br />

Zeitarbeitsvertrag unterschrieben.<br />

Die Literaturwissenschaftlerin<br />

und PR-Fachfrau<br />

Britta Steffen wird künftig als<br />

Mitarbeiterin des Personaldienstleisters<br />

Manpower für<br />

einen Medien-Verband in der<br />

Hauptstadt tätig sein. 2010<br />

entstand jeder zweite neu ge- Britta Steffen (Mitte) freut sich über ihren Vertrag.<br />

schaffene Arbeitsplatz in der<br />

Arbeitnehmerüberlassung. „Der unbefristete Arbeitsvertrag mit Frau Steffen,<br />

den wir symbolisch als den millionsten Arbeitsvertrag 2010 unterzeichnet<br />

haben, macht deutlich, dass die Zeitarbeit boomt. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen am Standort Deutschland wird zu einem Großteil durch die<br />

Flexibilität geschaffen, die das Modell Zeitarbeit bietet“, so Kerstin Hattar, Mitglied<br />

der Manpower-Geschäftsleitung. Die Schallmauer von einer Million Arbeitsverträgen<br />

wurde schneller durchbrochen als ursprünglich erwartet. Nach<br />

einem Einbruch während der Wirtschaftskrise wächst die Branche seit dem<br />

2. Quartal 2009 wieder. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />

gab es in diesem Oktober bereits 923.000 Zeitarbeitnehmer in Deutschland.<br />

Das entspricht einem Anstieg von rund 40 Prozent seit Januar 2010 und einem<br />

durchschnittlichen monatlichen Plus von mehr als vier Prozent. Die Branche<br />

erwartet für 2011 weiterhin ein zweistelliges Wachstum. www.manpower.de<br />

Neues von den Stellenmärkten<br />

NEUE FÜHRUNG Zum 1. Januar hat Stefan<br />

Kölle die Geschäftsführung von<br />

Stellenanzeigen.de übernommen.<br />

Unternehmensgründer Michael Weideneder<br />

will sich nach 15 Jahren nun<br />

neuen Aufgaben widmen. Stefan Kölle<br />

ist seit über zehn Jahren in leitender<br />

Funktion im Unternehmen tätig.<br />

www.stellenanzeigen.de<br />

KOOPERATION Das Karriereportal Monster<br />

hat eine Partnerschaft mit der<br />

Healthcare-Community Doc Check<br />

geschlossen. Auf Monster geschaltete<br />

Stellenangebote aus dem Gesundheitswesen<br />

werden nun auch auf den<br />

Internet-Seiten von Doc Check veröffentlicht.<br />

www.monster.de<br />

AUSZEICHNUNG Die Jobbörse der Bundesagentur<br />

wurde mit der goldenen Biene<br />

2010 für barrierefreies Internet ausgezeichnet.<br />

Die Wettbewerbskriterien<br />

orientieren sich an den Prinzipien<br />

Verständlichkeit, Wahrnehmbarkeit,<br />

Bedienbarkeit, Orientierung, nachhaltige<br />

Nutzbarkeit, inhaltliche Relevanz<br />

und Integration. www.arbeitsagentur.de<br />

KOOPERATION Die Online-Stellenbörse<br />

Jobstairs ist eine Kooperation mit<br />

der Bewertungsplattform Kununu<br />

eingegangen. Ab sofort können Jobstairs-User<br />

in den Stellenanzeigen<br />

und Profi len vieler Unternehmen<br />

auf die Arbeitgeberbewertungen von<br />

Kununu zugreifen. www.jobstairs.de<br />

© MANPOWER


12. MCC-KONGRESS<br />

Zukunftsmarkt<br />

Altersvorsorge 2011<br />

- Aktuelle Entwicklungen in einem dynamischen Markt -<br />

14. und 15. März 2011 in Berlin<br />

Status Quo und Aktuelle Entwicklungen…<br />

p…in der Gesetzlichen Rentenversicherung<br />

Konsequenzen der Rentengarantie Rente mit 67; EU Vorschläge zur Rente<br />

Langfristige Beitragsziele – womit müssen wir rechnen? Rentenversicherung nach der Krise<br />

p…in der Privaten Altersvorsorge<br />

Aktuelle rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen Chancen und Risiken moderner dynamischer<br />

Hybridprodukte Weiterentwicklung der Privaten AV: Erfolgreiches Neugeschäft – aber wie? Reverse Mortgage<br />

– in Deutschland geht doch was? Pfändungssicherheit der Rüruprente auf dem Prüfstand Risikosteuerung<br />

und Kapitalanlagemanagement in Zeiten (nach) der Krise Die Renaissance der klassischen LV als<br />

Kapitalanlage Transparenz in der LV<br />

p…in der Betrieblichen Altersvorsorge<br />

Aktuelle rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen Das neue Versorgungsausgleichsrecht: Erste Urteile<br />

und Konsequenzen für die Praxis Risiko- und Kapitalanlagemanagement von CTAs Aktuelle Entwicklungen<br />

in der aufsichtsrechtlichen Regulierung der bAV in der EU Management von internationalen Altersvorsorgeverpflichtungen<br />

Handhabung des Langlebigkeitsrisiko in der bAV – Instrumente auf dem Prüfstand<br />

Quo Vadis PSVaG? Welche Reformen kommen? bAV Kosten unter der Lupe: Versorgungszusage, Betriebsentgeltanpassung<br />

Umfinanzierung und Neueinrichtung von Versorgungsplänen Der demografische Faktor<br />

GROSSE POLITISCHE DISKUSSIONSRUNDE<br />

Peter Weiß<br />

MdB, CDU/<br />

CSU-Bundestagsfraktion<br />

Anton<br />

Schaaf<br />

Rentenpol.<br />

Sprecher,<br />

SPD-Bundestagsfraktion<br />

Moderation und<br />

Tagungsvorsitz: Ihre Experten:<br />

Prof. Dr. Dr.<br />

Bert Rürup<br />

Mitglied des<br />

Vorstands,<br />

Maschmeyer-<br />

Rürup AG<br />

Stefan<br />

Recktenwald<br />

Geschäftsführer,<br />

Towers Watson<br />

Joachim<br />

Schwind<br />

Vorsitz. d. Vorstands,Pensionskasse<br />

d. Mitarbeiter<br />

d. Hoechst-Gruppe<br />

VVaG<br />

Dr. h.c. Carsten<br />

Maschmeyer<br />

Vorstandsvorsitzender,<br />

Maschmeyer-<br />

Rürup AG<br />

Dr. Heinrich<br />

Kolb<br />

Sozialpol.<br />

Sprecher,<br />

FDP-Bundestagsfraktion<br />

Wolfgang Degel<br />

Leiter bAV,<br />

BMW Group<br />

Bernd Klemm, Partner, Hogan Lovells International LLP Ingo vom Feld, Leiter Business<br />

Development/VorsorgeManagement, Generali Deutschland SicherungsManagement GmbH<br />

Katharina Schmitt, Redakteurin Personalmagazin und bav Spezial, Haufe Gruppe Michael<br />

Miller, Redakteur Personalmagazin, Haufe Gruppe Prof. Dr. Martin Henssler, Institut für<br />

Arbeits- und Wirtschaftsrecht, Universität zu Köln Gabriele Hoffmann, Leiterin Sozialpolitik,<br />

GDV<br />

Dr. Wolfgang<br />

Strengmann-<br />

Kuhn<br />

Rentenpol.<br />

Sprecher,<br />

Bündnis 90 /<br />

Die Grünen<br />

Alexander<br />

Gunkel<br />

Mitgl. d.<br />

Hauptgeschäftsführung,<br />

BDA<br />

Holger<br />

Fahrinkrug<br />

Chefvolkswirt,<br />

WestLB AG<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Matthias W.<br />

Birkwald<br />

Rentenpol.<br />

Sprecher,<br />

DIE LINKE.<br />

Jürgen<br />

Dahmen<br />

Geschäftsführer,<br />

MAN HR Services<br />

GmbH<br />

JETZT ANMELDEN!<br />

Andreas Storm<br />

Staatssekretär,<br />

Bundesministerium<br />

für Arbeit und<br />

Soziales<br />

Dr. Herbert Rische<br />

Präsident, Deutsche<br />

Rentenversicherung<br />

Bund<br />

DINNER-SPEECH:<br />

Christine<br />

Harder-Buschner<br />

Regierungsdirektorin,<br />

Bundesministerium<br />

der Finanzen<br />

Dr. Rolf Wiswesser<br />

Mitglied des<br />

Vorstands,<br />

AWD Holding AG<br />

Annelie<br />

Buntenbach<br />

Mitgl. d. GeschäftsführendenBundesvorstandes,<br />

DGB - Deutscher<br />

Gewerkschaftsbund<br />

Stefan Seip<br />

Hauptgeschäfts führer,<br />

BVI Bundes verband<br />

Investment und Asset<br />

Management e.V.<br />

Dr. Hartmut Klein<br />

SVP Compensation &<br />

Benefits, Bertelsmann<br />

AG<br />

Oswald Metzger<br />

Freier Publizist; stellv.<br />

Vorsa. der<br />

Mittelstands- und<br />

Wirtschaftsvereinigung,<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

Infos unter +49 (0)2421 12177-0 oder mcc@mcc-seminare.de · MCC · Scharnhorststr. 67a · 52351 Düren · www.mcc-seminare.de


30<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />

FÜHRUNGSMONITORING SERIE: WEITERBILDUNG<br />

Wissen, was weiterentwickelt wird<br />

STUDIE. Um Führungskräfte richtig weiterzubilden, muss Klarheit über ihre<br />

Kompetenz herrschen. Monitoring wird dazu sehr unterschiedlich eingesetzt.<br />

Von Christian Lebrenz<br />

Während es mittlerweile<br />

selbstverständlich ist, dass<br />

Führungskräfte an Zielen<br />

gemessen werden, wurden<br />

in der Vergangenheit weiche Faktoren<br />

wie Personalführung aus der Bewertung<br />

ausgeklammert. Häufi g herrschte eine<br />

gewisse Hilfl osigkeit, wie der weiche<br />

Faktor Personalführung zu messen sei.<br />

Um dieses Problem zu lösen, haben sich<br />

verschiedene Ansätze entwickelt, die es<br />

den Unternehmen ermöglichen, ein Führungsmonitoring<br />

durchzuführen.<br />

Unter Führungsmonitoring wird eine<br />

systematische Erfassung und Verwendung<br />

von Informationen zum Führungsverhalten<br />

einzelner Führungskräfte<br />

verstanden. Auf diese Weise wird einerseits<br />

das tatsächliche Führungsverhalten<br />

erfasst und andererseits schaffen<br />

Unternehmen mit dem Monitoring die<br />

ideale Basis für eine weitere Führungskräfteentwicklung.<br />

In einer aktuellen Studie haben wir herausgefunden,<br />

wie verbreitet Führungsmonitoring<br />

heute ist, welche Ins trumente<br />

dazu eingesetzt und welche Erfahrungen<br />

mit den Instrumenten gemacht werden.<br />

Da die meisten neuen Personalinstrumente<br />

zuerst in großen Unternehmen<br />

mit höher spezialisierten Personalfunktionen<br />

eingeführt werden, lag der Fokus<br />

der Befragung auf den hundert größten<br />

Arbeitgebern in Deutschland. Es ist allerdings<br />

zu erwarten, dass die Instrumente,<br />

die sich heute bei Großunternehmen<br />

beobachten lassen, mit einer gewissen<br />

zeitlichen Verzögerung auch in mittel-<br />

Konsequenzen schlechter Führung<br />

2<br />

6<br />

3<br />

4<br />

6<br />

Zeigt das Monitoring, dass ein Mitarbeiter schlecht führt, steuern die meisten der befragten<br />

Unternehmen eine Entwicklungsmaßnahme für ihn ein. Quelle: Christian Lebrenz<br />

ständischen Unternehmen Verbreitung<br />

fi nden werden.<br />

Die Hälfte der hundert größten Arbeitgeber<br />

wurden befragt. Die meisten<br />

der Interviews fanden anhand eines<br />

strukturierten Fragebogens telefonisch<br />

zwischen März und August 2010 <strong>statt</strong>.<br />

In wenigen Ausnahmen erfolgte die Befragung<br />

schriftlich beziehungsweise in<br />

einem persönlichen Gespräch. Die Interviews<br />

dauerten in der Regel zwischen 20<br />

und 50 Minuten.<br />

Bereits breiter Einsatz von Monitoring<br />

82 Prozent der befragten Unternehmen<br />

führen in der einen oder anderen Form<br />

ein Führungsmonitoring durch. Die Zahl<br />

zeigt, dass Führungsmonitoring – zumindest<br />

in Großunternehmen – schon<br />

ein Standardinstrument geworden ist.<br />

Allerdings entstand bei den Vorge-<br />

3<br />

17<br />

Personalentwicklung<br />

keine systematischen Folgen<br />

Folgen sind abhängig vom Vorgesetzten<br />

solange die Ergebnisse stimmen, eher keine Folgen<br />

kein Aufstieg mehr möglich<br />

Trennung/Entfernung aus der Führungsposition im<br />

Extremfall möglich<br />

Keine Angaben<br />

sprächen mit der Bitte um Teilnahme an<br />

der Untersuchung bei einigen Firmen<br />

der Eindruck, dass sie nicht an der Studie<br />

teilnahmen, da sie kein Führungsmonitoring<br />

durchführen. So ist eine<br />

gewisse Auswahlverzerrung zu vermuten.<br />

Interessanterweise waren von den<br />

neun Firmen in der Stichprobe, die kein<br />

Führungsmonitoring durchführten, sieben<br />

familiengeführte Unternehmen.<br />

Von den 41 Unternehmen, die ein Führungsmonitoring<br />

betreiben, hatten bis<br />

zum Jahr 2000 lediglich acht Unternehmen<br />

ein solches System implementiert.<br />

Der Durchbruch des Führungsmonitorings<br />

kam in den Jahren 2003 bis 2005,<br />

in der sich die Zahl der Firmen, die das<br />

Instrument einsetzten, auf 20 verdoppelt.<br />

In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl<br />

der Firmen wiederum fast verdoppelt.<br />

Tendenziell lässt sich auch beobachten,


dass das obere Drittel der Top-100-Firmen<br />

das Führungsmonitoring früher<br />

einführte als Firmen im unteren Drittel.<br />

Die Methoden sind sehr unterschiedlich<br />

Während sich das Führungsmonitoring<br />

an sich etabliert hat, ist derzeit kein methodischer<br />

Ansatz dominierend. Auf der<br />

einen Seite wird die Führungsqualität<br />

Bottom-Up meist im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung<br />

erfasst. Auf der anderen<br />

Seite fi ndet eine Top-Down-Bewertung<br />

<strong>statt</strong>, in der der direkte Vorgesetzte der<br />

Führungskraft die Führungsqualität im<br />

Rahmen eines Zielerreichungsgesprächs<br />

oder einer Potenzialeinschätzung bewertet.<br />

Findet die Top-Down-Bewertung im<br />

Rahmen einer Potenzialeinschätzung<br />

<strong>statt</strong>, so werden die Ergebnisse meist<br />

in einem Panel auf der nächst höheren<br />

Ebene diskutiert, um die Ergebnisse zu<br />

kalibrieren. Top-Down- und Bottom-Up-<br />

Ansätze werden in vielen Fällen kombiniert.<br />

In Summe ergibt sich eine Vielzahl<br />

von eingesetzten Systemen. Auffällig ist,<br />

dass die 360-Grad-Beurteilung als Instrument<br />

des Führungsmonitorings in keinem<br />

der Unternehmen in Deutschland<br />

eingesetzt wird.<br />

Das dominierende Instrument zur Bewertung<br />

von Führungsqualität stellen<br />

Kompetenzmodelle dar. 34 der 41 Firmen<br />

in der Stichprobe defi nieren gute<br />

Führung anhand eines Kompetenzmodells.<br />

Die Modelle unterscheiden sich<br />

dabei aber teilweise sehr. So variiert<br />

zum Beispiel die Zahl der eingesetzten<br />

Kompetenzen zwischen vier und 27.<br />

Damit ein Kompetenzmodell als Basis<br />

für die Beurteilung der Führungsqualität<br />

dienen kann, muss es eine Reihe<br />

von Anforderungen erfüllen. Einerseits<br />

Download<br />

Die gesamte Studie können Sie<br />

abrufen unter<br />

www.personalmagazin.de<br />

sollte die Zahl der Kompetenzen nicht<br />

zu groß sein, damit das Modell für die<br />

Nutzer handhabbar bleibt. Wichtig dabei<br />

ist, dass für jede Stufe in der Erfüllung<br />

der einzelnen Kompetenz konkrete Beispiele<br />

hinterlegt werden. Nur so kann<br />

die Subjektivität in der Bewertung der<br />

einzelnen Führungskraft auf ein vertretbares<br />

Maß zurückgeführt werden. Ein<br />

gutes Kompetenzmodell stellt außerdem<br />

einen Balanceakt dar. Auf der einen Seite<br />

muss das Modell stark an die Bedürfnisse<br />

und Besonderheiten des jeweiligen<br />

Unternehmens angepasst werden. Auf<br />

der anderen Seite muss das Modell aber<br />

so allgemein gehalten sein, um die verschiedensten<br />

Funktionen innerhalb des<br />

Unternehmens zu berücksichtigen.<br />

Personalwirtschaftliche Kennzahlen<br />

wie Fluktuation oder der Erreichungsgrad<br />

vorformulierter Ziele spielen im<br />

Führungsmonitoring nur eine untergeordnete<br />

Rolle. Dies hat zwei Gründe. Erstens<br />

werden Kennzahlen, selbst wenn<br />

sie erhoben werden, selten so detailliert<br />

erhoben, dass sie einer direkten Führungskraft<br />

zugeordnet werden können<br />

und auch zur Bewertung der Führungskraft<br />

herangenommen werden. Von den<br />

befragten Unternehmen waren es lediglich<br />

drei Unternehmen, die Zahlen ausreichend<br />

detailiert erfassen. Zweitens<br />

ist oft unklar, welche anderen Faktoren<br />

außer der Führungsqualität des Vorgesetzten<br />

diese Kennzahlen noch beeinfl<br />

ussen, sodass Rückschlüsse aus den<br />

Kennzahlen auf die Führungskraft auch<br />

nur sehr eingeschränkt möglich sind. Lediglich<br />

die Mitarbeiterzufriedenheit wird<br />

bei denjenigen Firmen, die eine Mitarbeiterbefragung<br />

durchführen, innerhalb<br />

des Führungsmonitorings systematisch<br />

erhoben und ausgewertet.<br />

Ergebnisse dienen in den meisten<br />

Fällen dem Talentmanagement<br />

Führungsmonitoring wird derzeit sowohl<br />

im Performance-Management als<br />

auch im Talent-Management eingesetzt.<br />

Die organisatorische Aufhängung des<br />

Themas liegt aber überwiegend im Ta-<br />

MANAGEMENT<br />

FÜHRUNGSMONITORING<br />

● Ausgabe 2/2011:<br />

Führungsmonitoring<br />

● Ausgabe 3/2011:<br />

MBA-Programme<br />

● Ausgabe 4/2011:<br />

Bildungs-Controlling<br />

SERIE<br />

lentmanagement. Die große Mehrzahl<br />

der Ansprechpartner für die Studie ist<br />

in den Bereichen Talentmanagement<br />

und Führungskräfteentwicklung tätig.<br />

Folgerichtig ist, dass die häufi gste Konsequenz<br />

schlechter Führung die Personalentwicklung<br />

ist. 17 der befragten<br />

Unternehmen leiten solche Maßnahmen<br />

auch ein, sobald die Daten veranschaulichen,<br />

dass die Führung schlecht ist.<br />

Allerdings zeigen die Studienergebnisse<br />

auch, dass die Daten teilweise gar keine<br />

Folgen (in drei Unternehmen) haben<br />

oder sie von der Einschätzung des<br />

direkten Vorgesetzten abhängen (sechs<br />

Unternehmen). Solange die Ergebnisse<br />

stimmen, würde auch in sechs weiteren<br />

Firmen die schlechte Führung akzeptiert<br />

werden. In zwei Firmen führt schlechte<br />

Führung dazu, dass die derzeitige Position<br />

zwar gehalten werden kann, aber ein<br />

weiterer Aufstieg unmöglich ist.<br />

Nur ein Unternehmen trennt sich<br />

konsequent von Führungskräften mit<br />

geringer Führungskompetenz. Bei den<br />

meisten anderen Unternehmen ist die<br />

Trennung die Ultima Ratio. Stattdessen<br />

wird ein Wechsel auf eine andere Position<br />

oder die Entwicklung hin zu einer<br />

Fachlaufbahn versucht. Wenn auch nach<br />

einer Bewährungszeit keine Besserung<br />

eintritt, kommt es dann zur Trennung.<br />

Dafür müsste sich die betroffene Führungskraft<br />

aber als sehr beratungsresistent<br />

erweisen oder wirklich extrem<br />

schlecht führen.<br />

Spiegelbildlich zu den Folgen schlechter<br />

Führung werden Führungskräfte,<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

31


32<br />

FÜHRUNGSMONITORING<br />

Leistungs/Potenzial-Matrix<br />

die gut führen, in Potenzialpools aufgenommen.<br />

Dies ist bei 27 der befragten<br />

Unternehmen der Fall. Bei der Aufnahme<br />

in den Talentpool wird immer wieder<br />

betont, dass gute Führung zwar wichtig,<br />

aber allein nicht ausreichend sei. Die<br />

Leistung müsse ebenfalls stimmen. Eine<br />

systematische fi nanzielle Belohnung für<br />

gute Führung gibt es nur in zwei der befragten<br />

Firmen.<br />

Entwicklungsbedürfnisse abbilden<br />

Die Integration des Führungsmonitorings<br />

in die Führungskräfteentwicklung<br />

geschieht in vielen Fällen über eine<br />

Leistungs/Potenzial-Matrix (siehe Grafi k<br />

oben). Auf der senkrechten Achse wird<br />

– summiert über alle Kompetenzen des<br />

jeweiligen Kompetenzmodells – erfasst,<br />

in welchem Umfang eine Führungskraft<br />

die Kompetenz erfüllt. Im einfachsten Fall<br />

unterscheidet man zwischen den drei<br />

Stufen „nicht erfüllt“, „erfüllt“ und „übererfüllt“.<br />

Aus dem Grad der Kompetenzerreichung<br />

wird auf das Potenzial, das diese<br />

Führungskraft für weitere Aufgaben besitzt,<br />

geschlossen. Auf der waagrechten<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Kompetenzerfüllung/<br />

Potenzial<br />

Anforderungen<br />

übererfüllt Mitarbeiter 1<br />

Anforderungen<br />

erfüllt<br />

Anforderungen<br />

nicht erfüllt<br />

Anforderungen<br />

nicht erfüllt<br />

Anforderungen<br />

erfüllt<br />

Mitarbeiter 2<br />

Mitarbeiter 3<br />

Anforderungen<br />

übererfüllt<br />

Die Ergebnisse des Monitorings lassen sich in einer Leistungs/Potenzial-Matrix anschaulich<br />

abbilden und so für die Planung der Weiterbildung nutzen.<br />

Achse wird nach derselben Logik die Zielerreichung<br />

und damit die Leistung der<br />

Führungskraft erfasst. Daraus ergibt sich<br />

eine Drei-mal-drei-Matrix, die als Basis<br />

für die Gespräche über den weiteren Einsatz<br />

der Führungskraft dient.<br />

Als Beispiel sind in der Grafi k drei<br />

Mitarbeiter aufgeführt. Mitarbeiter eins<br />

erfüllt die Anforderungen an seine Leistung<br />

voll, bei den Kompetenzen werden<br />

die Anforderungen sogar übererfüllt.<br />

Dieses Ergebnis ist ein Indikator dafür,<br />

dass Mitarbeiter eins Potenzial für weitergehende<br />

Aufgaben, zum Beispiel eine<br />

Aufwärtsentwicklung hat. Mitarbeiter<br />

zwei erfüllt die Anforderungen bezüglich<br />

der Leistungen und des Potenzials. Dieser<br />

Mitarbeiter scheint auf der jetzigen<br />

Position gut aufgehoben zu sein. Mitarbeiter<br />

drei übererfüllt zwar seine Ziele,<br />

entspricht aber bei seinen Kompetenzen<br />

(zum Beispiel der Führungsqualität) nicht<br />

den Erwartungen des Unternehmens. So<br />

erfolgreich Mitarbeiter drei auch kurzfristig<br />

erscheinen mag, es ist mehr als<br />

fraglich, ob diese Position für eine Aufwärtsentwicklung<br />

geeignet ist. Auch für<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />

Zielerreichung/<br />

Leistung<br />

Quelle: Christian Lebrenz<br />

SERIE: WEITERBILDUNG<br />

den Verbleib auf der jetzigen Position<br />

sollten starke Entwicklungsmaßnahmen,<br />

zum Beispiel ein Coaching, ergriffen<br />

werden. Sonst besteht die Gefahr, dass<br />

diese Führungskraft ihre Mitarbeiter zur<br />

Zielerreichung „verbrennt“ und langfristig<br />

der Organisation mehr schadet, als<br />

durch die kurzfristige Übererfüllung der<br />

Ziele an Nutzen geschaffen wird.<br />

Erfolgsfaktoren beim Monitoring<br />

Bei der Frage, welche Faktoren für die erfolgreiche<br />

Einführung eines Führungsmonitorings<br />

besonders wichtig sind,<br />

wurden besonders häufi g die Unterstützung<br />

durch das Top-Management und<br />

ein konsequenter Umgang mit den Ergebnissen<br />

aus dem Monitoring genannt.<br />

Auch ist die Konsequenz, mit der ein<br />

Unternehmen mit den Ergebnissen aus<br />

dem Führungsmonitoring umgeht, von<br />

entscheidender Bedeutung. Nur wenn ersichtlich<br />

wird, dass schlechte Ergebnisse<br />

auch zu Folgen bei der Führungskraft<br />

führen, ist eine dauerhafte Akzeptanz<br />

des Führungsmonitorings sichergestellt.<br />

Zudem hob fast ein Viertel der befragten<br />

Unternehmen die Transparenz des Prozesses<br />

im Führungsmonitoring als Erfolgsfaktor<br />

hervor.<br />

Monitoring muss individualisiert sein<br />

Im eigenen Unternehmen ein Führungsmonitoring<br />

einzuführen, indem man ein<br />

System eines anderen Unternehmens<br />

übernimmt, wird aber selten zu den gewünschten<br />

Ergebnissen führen. Für den<br />

Erfolg ist entscheidend, dass das Instrument<br />

genau zu den Gegebenheiten<br />

des Unternehmens passt. Dafür müssen<br />

nicht nur die bestehenden Instrumente<br />

des Performance- und Talent-Managements<br />

berücksichtigt werden, sondern<br />

auch die Unternehmenskultur.<br />

Prof. Dr. Christian Lebrenz<br />

ist Professor für internationales Management<br />

an der Hochschule Augsburg.


MANAGEMENT<br />

HRM IN GESUNDHEITSBETRIEBEN<br />

Brennpunkte im Blick<br />

ANALYSE. Im Gesundheitswesen herrscht Fachkräftemangel. Was die Betriebe<br />

dagegen tun, zeigt die Auswertung des Wettbewerbs zum „Besten Arbeitgeber“.<br />

Von Kristina Enderle (Red.)<br />

Gerade die Gesundheitswirtschaft<br />

macht sich wegen des<br />

Fachkräftemangels Sorgen,<br />

belegt die Sonderauswertung<br />

der Konjunkturumfrage des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertags.<br />

Ganze 56 Prozent der Befragten in<br />

den Gesundheits- und sozialen Dienstleistungsunternehmen<br />

sehen den Mangel<br />

an Fachkräften als größtes Risiko für<br />

ihre wirtschaftliche Entwicklung an.<br />

Grund genug, das Personalmanagement<br />

in Gesundheitsbetrieben stärker<br />

unter die Lupe zu nehmen. Welche Rekrutierungsmaßnahmen<br />

ergreifen sie<br />

nun vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels?<br />

Wie gehen sie mit den gerade<br />

in Gesundheitsbetrieben brennenden<br />

Themen Führung, Personalentwicklung,<br />

und Work-Life-Balance um? Einige Antworten<br />

auf diese Fragen liefert die Auswertung<br />

der aktuellen Benchmark-Studie<br />

„Beste Arbeitgeber im Gesundheitswesen<br />

2011“ durchgeführt vom Great Place to<br />

Work Institute Deutschland.<br />

Für die Studie werden sowohl die Mitarbeiter<br />

des jeweiligen Unternehmens<br />

zur erlebten Qualität und Attraktivität<br />

der Arbeitsplatzkultur als auch das<br />

Management zu den Maßnahmen und<br />

Programmen im Personal- und Führungsbereich<br />

befragt. Der „Trust-Index“,<br />

die Mitarbeiterbefragung mit rund 60<br />

Fragen zu den Kerndimensionen Glaubwürdigkeit,<br />

Respekt und Fairness des<br />

Managements sowie zu Teamgeist und<br />

Stolz der Arbeitnehmer, fl ießt zu zwei<br />

Dritteln in die Gesamtbewertung ein. Zu<br />

WETTBEWERB<br />

„Bester Arbeitgeber im<br />

Gesundheitswesen 2011“<br />

Am Arbeitgeberwettbewerb des<br />

Great Place to Work Institute<br />

Deutschland haben dieses Jahr<br />

79 Unternehmen teilgenommen,<br />

davon 43 Kliniken und 36 Pfl egebetriebe.<br />

34 der teilnehmenden<br />

Unternehmen haben 20 bis 250<br />

Mitarbeiter. 37 Betriebe haben 251<br />

bis 1.000 Mitarbeiter und acht der<br />

Unternehmen beschäftigen über<br />

1.000 Mitarbeiter. Unter den Top-<br />

30-Unternehmen hat die Mehrheit<br />

zwischen 20 und 250 Mitarbeitern.<br />

einem Drittel werden die Angaben des<br />

Managements im Personalkultur-Audit<br />

berücksichtigt. Darin erfasst das Institut<br />

die Gesamtkultur der Organisation<br />

sowie die Konzepte und Maßnahmen im<br />

Personal- und Führungsbereich.<br />

Die Studie zeigt die Unterschiede zwischen<br />

den besser und den schlechter<br />

platzierten Gesundheitseinrichtungen<br />

auf. So wird deutlich, welche Maßnahmen<br />

im Personalmanagement auf dem<br />

Weg zum attraktiven Arbeitgeber noch<br />

voranzutreiben oder bereits erfüllt sind.<br />

Betrachtet man zunächst das Gesamturteil<br />

der befragten Mitarbeiter, zeigt<br />

sich, dass die meisten mit ihrem Arbeitsplatz<br />

recht zufrieden sind. Der Aussage<br />

„Alles in allem kann ich sagen, dies hier<br />

ist ein sehr guter Arbeitsplatz“ stimmen<br />

85 Prozent der „Besten Arbeitgeber“ (Top<br />

30) zu. Unter den fünf Bestplatzierten<br />

sind es sogar 94 Prozent. Bei den Arbeitnehmern<br />

der nicht platzierten Betriebe<br />

geben dies nur 64 Prozent an. Die Ergebnisse<br />

im Pfl egebereich fallen insgesamt<br />

besser aus als in den Kliniken. Im Vergleich<br />

zum Index des Vorjahres ergibt<br />

sich eine leicht positive Tendenz.<br />

Work-Life-Balance noch ausbaufähig<br />

Die Ergebnisse der Fragen zum Bereich<br />

„Work-Life-Balance“ aus dem „Trust<br />

Index“ zeigen, dass gerade die nicht<br />

platzierten Unternehmen hier ihre<br />

Möglichkeiten noch nicht ausreichend<br />

ausschöpfen. Zum Beispiel sagen zwar<br />

immerhin 44 Prozent der Mitarbeiter aus<br />

den nicht platzierten Einrichtungen, dass<br />

sie die Möglichkeit bekommen, Zeit freizunehmen.<br />

Aber unter den Top 30 sind<br />

dies 65 Prozent. Eine ähnliche Tendenz<br />

ist beim Item „Ermutigung zu Work-Life-<br />

Balance“ zu sehen. Hier stimmen 63 Prozent<br />

der Mitarbeiter aus den Top 30, aber<br />

lediglich 39 Prozent der Beschäftigten<br />

aus den anderen Unternehmen zu.<br />

Die Angaben des Managements zu<br />

einigen Maßnahmen, die dem Bereich<br />

Work-Life-Balance zuzuordnen sind,<br />

zeigen ebenso, dass hier noch Nachholbedarf<br />

besteht. Zwar verfügen alle Top-<br />

30-Arbeitgeber und 98 Prozent der nicht<br />

platzierten Unternehmen über fl exible<br />

Arbeitszeitmodelle. Aber lediglich 13<br />

Prozent der Top 30 bieten ihren Führungskräften<br />

Teilzeitarbeit an und nur<br />

30 Prozent haben eine klare Regelung<br />

für Überstunden.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

33


MANAGEMENT<br />

34 HRM IN GESUNDHEITSBETRIEBEN<br />

Auch bei der Unterstützung der Eltern<br />

unter den Arbeitnehmern ist noch Luft<br />

nach oben. Unter den Top 30 halten nur<br />

23 Prozent die Mitarbeiter während der<br />

Elternzeit auf dem Laufenden. Nur jeder<br />

dritte Top-30-Betrieb bietet Eltern-Kind-<br />

Büros oder Notfallbetreuungen bei kurzfristigen<br />

Engpässen, jeder Zweite eine<br />

verlängerte Elternzeit an. Bei den nicht<br />

platzierten Unternehmen sind die Bedingungen<br />

für Eltern in der Regel noch<br />

ungünstiger.<br />

Betrachtet man die eingereichten<br />

Praxisbeispiele lassen sich im Bereich<br />

„Work-Life-Balance“ aber auch einige<br />

gute Maßnahmen herausstellen. So gibt<br />

eine Klinik an, 2010 eine sechswöchige<br />

Ferienbetreuung für die Kinder der<br />

Mitarbeiter eingeführt zu haben. Diese<br />

sei extrem gut angenommen worden.<br />

Ein Pfl egebetrieb zeigt auf, dass ein Familienbudget<br />

eingerichtet wurde, das<br />

einem Prozent des jährlichen Arbeitgeberbruttoaufwands<br />

für Personalkosten<br />

entspricht. Damit werden verschiedene<br />

Angebote der Familienförderung im Unternehmen<br />

fi nanziert, um die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf zu erhöhen.<br />

Führung: Lob kommt selten an<br />

Auch im Bereich der Führung besteht<br />

noch Entwicklungsbedarf. So sagen nur<br />

45 Prozent der Mitarbeiter aus nicht<br />

platzierten Unternehmen, dass Anerkennung<br />

für gute Arbeitsleistung in ihrem<br />

Betrieb die Regel ist. Im Klinikbereich<br />

liegt dieser Wert sogar nur bei 38 Prozent.<br />

Unter den Top 30 geben immerhin<br />

68 Prozent der befragten Mitarbeiter an,<br />

dass ihre Leistung ausreichend anerkannt<br />

wird. Dass sie kompetente Führungskräfte<br />

haben, bestätigen dafür 80<br />

Prozent aller Mitarbeiter der platzierten<br />

Betriebe und 60 Prozent der anderen.<br />

Das Ergebnis bleibt in diesem Bereich<br />

trotzdem eher mäßig.<br />

Dem widerspricht das deutlich positivere<br />

Selbstbild des Managements. 87<br />

Prozent der Manger in den Top-30-Unternehmen<br />

und 77 Prozent der anderen sind<br />

davon überzeugt, dass bei ihnen persön-<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

liche Danksagungen und Lob weitergegeben<br />

werden. Regelmäßige Meetings der<br />

Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern<br />

gehören bei fast allen Teilnehmern des<br />

Wettbewerbs zum Arbeitsalltag. Materielle<br />

Aufmerksamkeiten wie zum Beispiel<br />

Weihnachtsgeschenke sind dafür etwas<br />

seltener. 67 Prozent der Top-Arbeitgeber<br />

und 48 Prozent der Nichtplatzierten nutzen<br />

diese Maßnahme.<br />

Gerade zum Thema „Anerkennung“<br />

gibt es aber interessante Einzelbeispiele.<br />

So berichtet ein teilnehmendes Unternehmen<br />

in den Bewertungsunterlagen vom<br />

Start eines Anerkennungsprogramms,<br />

in dem unter anderem Mitarbeiter auf<br />

Zetteln ein Lob für einen Kollegen oder<br />

Vorgesetzten einreichen können. Diese<br />

gesammelten Anerkennungen werden<br />

offi ziell an den jeweiligen Mitarbeiter<br />

überreicht.<br />

Interessant sind im Themenbereich<br />

„Führung“ die Maßnahmen, die zum<br />

Thema „Zuhören“ in den letzten beiden<br />

Jahren, eingeführt wurden. Ein Drittel<br />

der Top-30-Unternehmen, die hier geantwortet<br />

haben, haben in dieser Zeit mindestens<br />

eine Maßnahme eingesteuert. Bei<br />

den Nichtplatzierten waren dies nur drei<br />

Prozent. Allerdings sind im Verhältnis zu<br />

den gesamten Maßnahmen des Zweijahreszeitraums<br />

jene zum Zuhören selten<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />

Rekrutierungsmaßnahmen<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

37<br />

48<br />

Ausführliche Karriere-<br />

Website, Broschüren<br />

zum Download<br />

10<br />

25<br />

Personal vermittlung<br />

3 2<br />

Nutzung von Social<br />

Media: Blog, Twitter,<br />

Facebook<br />

Klare Positionierung<br />

mit einer Arbeitgebermarke<br />

Top 30 Arbeitgeber Nicht platzierte Einrichtungen<br />

Bei der Rekrutierung setzen die Unternehmen vor allem auf die Arbeitgebermarke. Social<br />

Media spielt dagegen noch so gut wie keine Rolle.<br />

(neun beziehungsweise vier Prozent).<br />

Mehr Maßnahmen wurden zum Thema<br />

„Fürsorge“ eingesteuert, die sowohl in<br />

den Führungs- als auch den Work-Life-<br />

Balance-Bereich hineinspielen. Hier waren<br />

24 Prozent aller Maßnahmen in den<br />

Top 30 und 23 Prozent bei den anderen<br />

Betrieben auf eine verbesserte Fürsorge<br />

ausgerichtet.<br />

Weiterbildung: Gute Akzeptanz<br />

So wie fast alle befragten Manager<br />

angeben, dass regelmäßige Meetings<br />

zwischen Führungskräften und Mitarbeitern<br />

<strong>statt</strong>fi nden, so sagen auch fast<br />

alle, dass Entwicklungsgespräche geführt<br />

werden. Die Unternehmen treiben<br />

Entwicklungs angebote für spezifi sche<br />

Zielgruppen voran und stärken auch die<br />

Evaluation dieser Maßnahmen. Jeweils<br />

fast drei Viertel der Top 30 und nur geringfügig<br />

weniger der anderen geben dies<br />

an. Weiterbildungsangebote während<br />

der Elternzeit sind seltener. 40 Prozent<br />

der Top 30 und nur 19 Prozent der Nichtplatzierten<br />

praktizieren dies.<br />

Die Mitarbeiter sind jedoch mit dem<br />

Bildungsangebot zufrieden. 80 Prozent<br />

der Beschäftigten aus den Top 30 und<br />

64 Prozent aus den anderen Betrieben<br />

geben an, dass ausreichend Maßnahmen<br />

für die Weiterbildung vorhanden sind.<br />

53<br />

50<br />

Quelle: Great Place to Work Institute


Ihre Fähigkeiten würden optimal eingesetzt,<br />

sagen ebenso viele.<br />

Die Auswertung der Maßnahmen<br />

im Zeitraum der vergangenen<br />

beiden Jahre zeigt, dass Personalentwicklung<br />

das Thema ist, in dem<br />

am meisten Neues eingesteuert und<br />

umgesetzt wurde. 56 Prozent der<br />

Top-30-Unternehmen haben hier<br />

mindes-tens eine Maßnahme eingerichtet.<br />

Dies entspricht einem Anteil<br />

von 40 Prozent an allen angegebenen<br />

Maßnahmen im Zweijahreszeitraum.<br />

Bei den Nichtplatzierten waren dies<br />

41 Prozent.<br />

Personalauswahl erhält gute Noten<br />

Im Bereich „Recruiting“ bescheinigen<br />

die Mitarbeiter ihren Unternehmen<br />

gute Noten. So geben 72 Prozent<br />

der Top-30-Arbeitnehmer an, dass<br />

solche Mitarbeiter eingestellt werden,<br />

die gut zum Unternehmen<br />

passen. Allerdings nutzen viele Gesundheitseinrichtungen<br />

noch nicht<br />

alle verfügbaren Rekrutierungsinstrumente.<br />

So setzen nur 20 Prozent<br />

der Top 30 Imageanzeigen ein,<br />

nur 23 Prozent nutzen Messeauftritte<br />

für die Rekrutierung, gerade einmal<br />

zehn Prozent Personalvermittlungen<br />

und lediglich drei Prozent vergütete<br />

Mitarbeiterempfehlungsprogramme.<br />

Auch die Möglichkeiten des Web 2.0<br />

mit Blogs oder Twitter setzen nur<br />

drei Prozent um.<br />

Zu den Maßnahmen, die deutlich<br />

häufi ger vorhanden sind, gehören<br />

der Einsatz von authentischen Bildern<br />

des Unternehmens und der Mitarbeiter<br />

in den Marketingmaterialien<br />

Download<br />

Die Rangliste der Top-30-<br />

Unternehmen können Sie ab<br />

dem 28. Januar herunter laden.<br />

www.personalmagazin.de<br />

HRM IN GESUNDHEITSBETRIEBEN<br />

(57 Prozent der Top 30, 40 Prozent<br />

der anderen) und die klare Positionierung<br />

mit einer Arbeitgebermarke<br />

(53 und 50 Prozent) sowie eine Karriere-Website<br />

(37 und 48 Prozent).<br />

Die Karriere-Website einer teilnehmenden<br />

Gesundheitseinrichtung mit<br />

Imagefi lm und Detailinformationen<br />

für einzelne Berufsgruppen bekam<br />

sogar bereits einen Award für das<br />

Corporate Design.<br />

Im Personalauswahlprozess selbst<br />

prüfen viele Unternehmen ausführlich,<br />

ob der Bewerber zur Unternehmenskultur<br />

passt (87 Prozent der Top<br />

30 und 79 Prozent der anderen) und<br />

fast zwei Drittel aller Einrichtungen<br />

beteiligen das obere Management<br />

in den Interviews. Die Mitarbeiter<br />

werden in den Gesprächen hingegen<br />

selten eingebunden – nur 37 Prozent<br />

der bestplatzierten und 23 Prozent<br />

der nicht platzierten Betriebe tun<br />

dies. Auch sind festgelegte „Servicestandards“<br />

eher selten. Nur etwa 20<br />

Prozent legen zum Beispiel fest, dass<br />

sie nach drei Tagen antworten oder<br />

innerhalb einer bestimmten Frist<br />

nach dem Bewerbungsgespräch die<br />

Entscheidung mitteilen.<br />

Auf dem Weg zu mehr Attraktivität<br />

Insgesamt zeigt die Studie, dass<br />

sich zahlreiche Gesundheitseinrichtungen<br />

gezielt um den Aufbau und<br />

die Weiterentwicklung einer mitarbeiterorientierten<br />

Arbeitsplatzkultur<br />

bemühen. Vor allem die Auswertung<br />

der Maßnahmen der vergangenen<br />

beiden Jahre belegt dies. „Das Personalmanagement<br />

in den Gesundheitsbetrieben<br />

zeigt deutlich mehr System<br />

und Strategie als noch vor wenigen<br />

Jahren“, so Frank Hauser, Leiter<br />

des Great Place to Work Institute<br />

Deutschland. „Einigen Einrichtungen<br />

gelingt es vorbildlich, für die Beschäftigten<br />

eine attraktive und förderliche<br />

Arbeitsplatzkultur zu schaffen. Viele<br />

haben aber noch deutliches Verbesserungspotenzial.“<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

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36 HRM IN KLINIKEN<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />

„Hohe Ansprüche fordern uns“<br />

INTERVIEW. Krankenhäuser haben knappe Budgets, aber große Personalaufgaben.<br />

Klinikchef Professor Christian Schmidt erklärt, was zu tun ist.<br />

personalmagazin: Kliniken erbringen sehr<br />

personalintensive Dienste. Wie steht es<br />

dort um das Personalmanagement?<br />

Christian Schmidt: Leider hat nur jedes<br />

fünfte Haus so etwas wie Personalmanagement<br />

– und diese werden meist<br />

von privaten Trägern gemanagt. Viele<br />

Krankenhäuser verfügen eher über<br />

Personalverwaltungen. Das aber reicht<br />

vor dem Hintergrund des neuen Gesundheitsmarkts,<br />

des Wettbewerbs um<br />

qualifi ziertes Personal und der Industrialisierung<br />

der Medizin nicht aus.<br />

personalmagazin: Wie erklären Sie sich<br />

diesen Missstand?<br />

Schmidt: Früher hatten wir keine Personalprobleme,<br />

Ärzte und Pfl egekräfte<br />

gab es im Überfl uss. Heute haben wir<br />

weniger Fachkräfte im Angebot, die<br />

dafür aber höhere Ansprüche stellen.<br />

Die Generation Y ist da, die Belegschaften<br />

altern und der Frauenanteil<br />

nimmt weiter zu. Die Anforderungen an<br />

Arbeitszeitmodelle, Arbeitsbedingungen<br />

und Arbeitsplatzkultur sind deutlich<br />

gestiegen. Darauf sind wir nicht vorbereitet.<br />

Viele Häuser beginnen nun, eine<br />

Transformation einzuleiten. Das geht<br />

aber nicht von heute auf morgen.<br />

personalmagazin: Wo brennt es denn am<br />

meisten im Gesundheitswesen?<br />

Schmidt: Eines unserer Hauptthemen<br />

ist Personalplanung. Wir schauen viel<br />

zu wenig voraus. Wir fragen nicht:<br />

Wohin will ich die Klinik entwickeln<br />

– gerade vor dem Hintergrund der<br />

nötigen Leistungssteigerung, einer<br />

vielleicht geplanten Ausweitung des<br />

Prof. Dr. med. Christian Schmidt<br />

ist Geschäftsführer der Kliniken<br />

der Stadt Köln gGmbH.<br />

Geschäftsfelds und der demografi schen<br />

Entwicklung. Da stellen sich dann<br />

Fragen wie: Welche Qualifi kationen<br />

brauche ich künftig an Bord? Um das<br />

zu simulieren, nutzen wir ein professionelles<br />

Industrieplanungswerkzeug<br />

für demografi efeste Personalplanung.<br />

In dieser Hinsicht sind wir in Köln sehr<br />

fortschrittlich.<br />

personalmagazin: Bekommen Sie denn<br />

noch die Leute, die Sie brauchen?<br />

Schmidt: Derzeit ja, aber wir vernachlässigen,<br />

dass der Beschaffungsprozess<br />

einen immer längeren Vorlauf braucht.<br />

Und zunehmend fragen wir uns: Bekommen<br />

wir auch die richtigen? Wir überdenken<br />

daher die Maßstäbe, die wir bei<br />

der Rekrutierung von Führungskräften,<br />

gerade im ärztlichen Bereich, anlegen.<br />

personalmagazin: Was wollen Sie bei der<br />

Auswahl anders machen?<br />

Schmidt: Bisher haben wir die Kandidaten<br />

mit der besten Vita und dem<br />

besten Vortrag eingeladen und verpfl<br />

ichtet. Das haben wir komplett<br />

umgekrempelt. Jeder neue Chefarzt<br />

durchläuft nun ein kleines Assessment-<br />

Center von zirka drei Stunden. Außerdem<br />

machen wir Vor-Ort-Besuche. Der<br />

ganze Prozess läuft jetzt strukturierter.<br />

Im Center testen wir Felder wie Führung<br />

und Kommunikation, Bereitschaft<br />

und Kompetenz, um Mitarbeiter zu<br />

entwickeln. Falls da Lücken sind, reden<br />

wir über Weiterqualifi zierung. Oder<br />

sehen von einer Verpfl ichtung ab.<br />

personalmagazin: Und das lassen sich die<br />

Chefärzte gefallen?<br />

Schmidt: Ja, die Frage ist nur, wie verkaufen<br />

Sie das den Chefärzten. Ein Beispiel:<br />

Wir machen neuerdings auch Führungskräfte-Workshops<br />

für Chefärzte, die<br />

schon lange bei uns sind. Da haben wir<br />

das Programm vorher mit allen Chefärzten<br />

durchgesprochen. Viele von ihnen<br />

reagierten erst sehr reserviert. Aber<br />

nach dem Workshop war das kein Thema<br />

mehr und alle machten motiviert mit.<br />

personalmagazin: Incentivieren Sie eigentlich<br />

gutes Führungsverhalten?<br />

Schmidt: Das machen wir nur im Zuge<br />

von Neuverträgen. Da aber die Erfolge<br />

hier nur schwer zu messen sind, sind<br />

wir da sehr zurückhaltend. Aussichtsreicher<br />

scheint mir momentan, zu<br />

verfolgen, ob und wie zum Beispiel die<br />

Mitarbeitergespräche geführt werden.


personalmagazin: Wie viele beteiligen sich<br />

an Personalentwicklungsmaßnahmen?<br />

Schmidt: Personalentwicklung ist in den<br />

letzten Jahren deutlich schwieriger<br />

geworden. Studien zeigen zum Beispiel,<br />

dass bei Führungsschulungen 90 Prozent<br />

der Pfl egekräfte, 80 Prozent der<br />

Verwaltungskräfte, aber weniger als 60<br />

Prozent der Ärzte mitmachen.<br />

personalmagazin: Dann hat Personalentwicklung<br />

in der Branche keinen wirklich<br />

guten Stand. Was tun Sie dagegen?<br />

Schmidt: Hilfreich ist, dass wir die Personalentwicklung<br />

in der Unternehmensstrategie<br />

verankert haben. Und dass<br />

wir sie auf drei Säulen gestellt haben.<br />

Da ist die Säule Aus- und Fortbildung<br />

mit Weiterbildungskatalogen, Rotation<br />

und Training von Soft Skills. Die zweite<br />

Säule sind die Rahmenbedingungen<br />

von Arbeit: Das Thema Familie und Beruf<br />

mit unserer Kita, Ferienbetreuung,<br />

Teilzeitmodelle. Die dritte Säule betrifft<br />

die Incentivierung. Da steht ganz oben<br />

Wertschätzung. Aber auch horizontale<br />

Karrierepfade spielen hier eine Rolle.<br />

personalmagazin: Geben Sie mir ein Beispiel<br />

für eine horizontale Karriere?<br />

Schmidt: Nehmen Sie den Leiter der<br />

Notaufnahme. Der ist immer noch dem<br />

Chefarzt unterstellt, hat aber seinen<br />

Personalkongress<br />

Der vierte Personalkongress Krankenhäuser<br />

steht unter dem Motto<br />

„Die Kunst der richtigen Führung“.<br />

Er fi ndet am 30. und 31. März 2011<br />

in der Messe Köln <strong>statt</strong> und bietet<br />

Personalmanagern und Klinikern<br />

die Gelegenheit, sich über Trends,<br />

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eigenen Bereich und Personalverantwortung.<br />

Außerdem hat dieser Leiter<br />

einen außertarifl ichen Vertrag.<br />

personalmagazin: Schon sprichwörtlich<br />

sind die Probleme, die Ihre Branche im<br />

Bereich Work-Life-Balance hat. Was tun<br />

Sie hier?<br />

Schmidt: Das zu ändern wird extrem<br />

schwierig. Gerade mit Blick auf die<br />

Generation Y, die jetzt ins Krankenhaus<br />

kommt. Die haben eine andere Einstellung<br />

zur Arbeit: Die wollen beim Arbeiten<br />

leben. Die werden auch schneller<br />

wechseln und Überstunden nur dann<br />

akzeptieren, wenn sie sehr gut begründet<br />

sind. Und sie lehnen Hierarchien<br />

ab. Auf der anderen Seite haben diese<br />

jungen Leute unglaubliche Potenziale.<br />

Die werden mit dem Laptop groß und<br />

können das Potenzial einer hochtechnisierten<br />

Arbeitswelt richtig nutzen.<br />

personalmagazin: Und was bedeutet das<br />

für die fast schon industrielle Arbeitsorganisation<br />

in Ihrer Branche?<br />

Schmidt: Die Dienstplangestaltung wird<br />

schwer werden: Auch wegen des hohen<br />

Frauenanteils. Wir werden mehr Technik<br />

einsetzen müssen – zum Beispiel<br />

Blended Learning in der Weiterbildung.<br />

personalmagazin: Was können Sie an den<br />

Prozessen optimieren?<br />

Schmidt: Da wird es darum gehen, zum<br />

Beispiel Ärzte von Verwaltungsaufgaben<br />

zu befreien. Wenn Sie Systeme<br />

haben, in denen zum Beispiel Röntgenbilder<br />

elektronisch hinterlegt sind,<br />

müssen sie diese nicht mehr lange<br />

suchen und haben mehr Zeit zu führen.<br />

personalmagazin: Wenn die Ansprüche Ihrer<br />

Mitarbeiter steigen, wird das Modell<br />

„Gesundheitsfabrik“ sehr bald an Glanz<br />

verlieren.<br />

Schmidt: In der Tat, wir werden die<br />

Arbeitsumgebung anders gestalten müssen.<br />

Da ist ja die Software-Branche ein<br />

leuchtendes Beispiel. Rückzugsbereiche,<br />

Wohlfühlbereiche et cetera. Das ist aber<br />

MANAGEMENT<br />

Das Interview führte Randolf Jessl.<br />

HRM IN KLINIKEN<br />

angesichts der vorhandenen Strukturen<br />

eine Riesenherausforderung.<br />

personalmagazin: Wie wollen Sie das angesichts<br />

der knappen Budgets in Ihrer<br />

Branche stemmen?<br />

Schmidt: Natürlich müssen wir klare<br />

Prioritäten setzen. Wenn wir in Personal<br />

investieren, müssen wir das in anderen<br />

Bereichen wieder einsparen.<br />

personalmagazin: Und Sie glauben, das<br />

wird Ihnen gelingen?<br />

Schmidt: Wir haben keine Alternative.<br />

Der Wettbewerb im Krankenhausmarkt<br />

wird sich im Thema qualifi ziertes Personal<br />

entscheiden.<br />

personalmagazin: Was können Personalmanager<br />

anderer Branchen eigentlich<br />

von der Arbeit der Personalmanager in<br />

Kliniken und Krankenhäusern lernen?<br />

Schmidt: Ganz ehrlich, unsere Branche<br />

ist sehr speziell. Aber in Sachen Widerstandsfähigkeit,<br />

neudeutsch „Resilienz“,<br />

können andere sicher von uns<br />

lernen. Wir haben viel Erfahrung in der<br />

Notfallversorgung. Da sind wir Meister<br />

im Umplanen oder in der Sicherung des<br />

Betriebs, wenn Infrastruktur ausfällt.<br />

Das erklärt sich vor allem durch fl exible<br />

Strukturen, aber auch durch eine<br />

mentale Einstellung der handelnden<br />

Personen, die gewohnt sind, den Betrieb<br />

am Laufen zu halten. Da können<br />

wir gute Anregungen zu Aspekten der<br />

Planung, Führung und Organisation in<br />

Unternehmen geben.<br />

personalmagazin: Was erhoffen Sie sich<br />

vom Kongress „Personalmanagement<br />

Krankenhäuser 2011“?<br />

Schmidt: Ich würde mich freuen, wenn<br />

der Brückenschlag zwischen Klinikern<br />

und Personalmanagern gelingt. Das<br />

Wissen und die Beratungskompetenz<br />

von Personalmanagern soll den<br />

Klinikern hier gut vor Augen geführt<br />

werden.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

37


38 AKTUELLES<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

NACHRICHTEN<br />

Azubis: Vergütung steigt<br />

deutlich weniger<br />

2010 verdienten Auszubildende im<br />

Wes ten Deutschlands durchschnittlich<br />

688 Euro brutto pro Monat. Die<br />

tarifl ichen Ausbildungsvergütungen<br />

erhöhten sich damit um 1,3 Prozent,<br />

also deutlich geringer als 2009 mit 3,3<br />

Prozent. Im Osten Deutschlands war<br />

der Anstieg im selben Zeitraum mit 2,9<br />

Prozent auf durchschnittlich 612 Euro<br />

monatlich ebenfalls geringer als im Jahr<br />

zuvor (4,9 Prozent). www.bibb.de<br />

Frauen: Entdecken und fördern<br />

Das Projekt „female professionals“ will<br />

kleinen und mittleren Unternehmen helfen,<br />

die Potenziale von Mitarbeiterinnen<br />

um 50 Jahre zu erkennen, zu fördern und<br />

zu nutzen. Aufbauend auf Ergebnissen<br />

der Analyseinstrumente „Frauen-<br />

Potenzial-Check“ und „Frauen-Kompass“,<br />

vereinbaren die teilnehmenden Unternehmen<br />

dabei verbindliche Personalentwicklungs-<br />

und Weiterbildungspläne mit<br />

ihren Mitarbeiterinnen. Die Laufzeit des<br />

Projekts beträgt insgesamt drei Jahre.<br />

www.female-professionals.de<br />

Trend zum Zweitjob<br />

Nach einer Umfrage von AWD ergänzen<br />

bereits 15 Prozent der Erwerbstätigen<br />

ihren Hauptberuf durch eine weitere<br />

Tätigkeit, um am Monatsende fi nanziell<br />

besser dazustehen. Damit hat sich nach<br />

Recherche der AWD-Studienautoren die<br />

Zahl der Nebenjobber innerhalb der vergangenen<br />

zwei Jahre etwa vervierfacht.<br />

38 Prozent aller Befragten überlegen<br />

zumindest, neben ihrer bestehenden Arbeit<br />

eine weitere Tätigkeit aufzunehmen.<br />

Wegen steigender Lebenshaltungskosten<br />

bei oft nur geringen Lohnzuwächsen<br />

dürfte dieser Trend künftig sogar noch<br />

zunehmen, erklärt AWD-Kommunikationschef<br />

Béla Anda. www.awd.de<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />

Die HKP-Leitung (von links): Dr. Sebald, J.Kayser, Dr. Hostettler, Dr. May, M. Kramarsch, D. Filbert<br />

Neue Beratung aus Zürich und Frankfurt<br />

Eine deutsch-schweizerische Partnerschaft bringt neue Konkurrenz in<br />

den Beratermarkt: Vergütungsexperte Michael Kramarsch, der vor einem<br />

Jahr Towers Watson (ehemals Towers Perrin) verlassen hat, verkündet<br />

nun seinen Zusammenschluss mit der in der Schweiz führenden Performance-<br />

Management- und Vergütungsberatung Stephan Hostettler & Partner AG. Die<br />

Geschäftsleitung der neuen HKP – Hostettler, Kramarsch & Partner mit Sitz<br />

in Frankfurt und Zürich bilden neben Hostettler und Kramarsch Dr. Axel May<br />

und drei weitere ehemalige Towers-Perrin-Partner, die damals mit Kramarsch<br />

gemeinsam dem Unternehmen den Rücken kehrten: Dr. Harriet Sebald, Dirk<br />

Filbert und Joachim Kayser. Zentrales Alleinstellungsmerkmal der neuen<br />

Beratungsgesellschaft ist laut Kramarsch die ganzheitliche Perspektive auf<br />

Finanz-, Risiko- und Personalmanagementthemen.<br />

www.hkp.com<br />

Unternehmen befürchten Vergreisung<br />

Der demografi sche Wandel wird<br />

zu einer immer größeren Herausforderung<br />

für die Unternehmen<br />

in Deutschland“, erklärt der<br />

Präsident des Deutschen Industrie-<br />

und Handelskammertags (DIHK)<br />

Hans Heinrich Driftmann anlässlich<br />

der Veröffentlichung einer neuen<br />

Studie in der „Welt“. Nach der Studie,<br />

für die der DIHK 20.000 deutsche<br />

Unternehmen befragt hat, befürchten<br />

die Unternehmen insbesondere<br />

Nachwuchsmangel, vergreisende Be-<br />

legschaften und Know-how-Verluste<br />

in den Betrieben, so das Ergebnis der<br />

Studie. An erster Stelle steht dabei<br />

die Angst vor einem Fachkräfteengpass,<br />

den jedes zweite Unternehmen<br />

befürchtet. Mehr als jedes vierte Unternehmen<br />

sieht den Fachkräftemangel<br />

bereits für das Jahr 2011 als eines<br />

der größten Risiken. Daneben fürchtet<br />

jedes dritte Unternehmen die<br />

Alterung seiner Belegschaften, in<br />

Industrie und Bau sogar 40 Prozent.<br />

www.dihk.de<br />

© HKP///


SOFTWAREMARKT<br />

Berufsbegleitend per<br />

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ORGANISATIONNEWS<br />

PROBLEMLÖSER DES MONATS<br />

Ziele transparent und verfolgbar<br />

Viele Probleme der täglichen Personalarbeit lassen sich mit kleinen Software-Tools<br />

lösen. Wir stellen Features vor, die uns zur Problemlösung positiv aufgefallen sind.<br />

Das Problem: Viele Unternehmen besitzen aufwendige Prozesse im Bereich der<br />

Mitarbeitergespräche, Zielvereinbarungen und Gehaltsrunden. Dies oft zum Leidwesen<br />

der beteiligten Mitarbeiter, Manager und Personalverantwortlichen. Zusätzlich<br />

verhindert die Papierfl ut die Transparenz und damit auch die Möglichkeit, wirklich<br />

etwas aus den Prozessen herauszuholen. Der Effekt: Anstelle der erhofften Produktivitätssteigerung<br />

sinkt die Mitarbeitermotivation.<br />

Die Lösung: Gutes Mitarbeitermanagement<br />

besteht aus drei Elementen: Der möglichst<br />

gemeinsamen Vereinbarung von Zielen, der<br />

möglichst objektiven Beurteilung der Zielerreichung<br />

anhand defi nierter Kriterien und der<br />

möglichst leistungsgerechten Entlohnung und<br />

Entwicklung. Das Modul „Ziele“ von Umantis<br />

hilft, Gespräche hierfür vorzubereiten, die<br />

Ergebnisse einfach zu dokumentieren und<br />

die Resultate sofort transparent darzustellen.<br />

Mitarbeiter haben jederzeit Zugriff auf ihre<br />

eigenen Ziele und die Termine. Schnell erstellbare<br />

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helfen, stets den Überblick über den Stand der<br />

Zielerreichung oder den Verlauf des Prozesses<br />

zu behalten. Weitere Informationen unter:<br />

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Privatleben<br />

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verschwimmen<br />

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Nach einer Studie<br />

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überschneiden<br />

sich berufliche<br />

und private Aktivitäten<br />

bei 71 Prozent<br />

der leitenden<br />

Angestellten mindestens<br />

zweimal<br />

pro Woche. 37 Prozent<br />

der Befragten<br />

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39


40 CONTROLLING<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />

Sieben Wege – ein Ziel?<br />

MEMORANDUM. Wie stellt man sicher, dass gute Personalarbeit geleistet wird?<br />

Sieben Methoden sind im Gespräch oder in der Anwendung. Nur eine wirkt.<br />

Von Ewald Scherm<br />

Viele Bereiche in den Unternehmen<br />

sind nicht unmittelbar an<br />

der Wertschöpfung beteiligt.<br />

Keiner wird jedoch seit Langem<br />

so kritisch betrachtet wie der Personalbereich.<br />

Woran das liegt, lässt sich nicht<br />

eindeutig klären. Außer Frage steht aber,<br />

dass sich die Erfolge eines Personalmanagements<br />

in der Regel weder kurzfristig<br />

noch unmittelbar messen lassen – doch<br />

das gilt auch für andere Unternehmensbereiche.<br />

Trotzdem geraten die Personalbereiche<br />

schnell in Verdacht, nicht<br />

effektiv und effi zient beziehungsweise<br />

zu groß und/oder zu teuer zu sein.<br />

In den letzten 25 Jahren wurden<br />

verschiedene Wege beschritten, um si-<br />

Zweitens: Personal-Controlling<br />

Drittens: Benchmarking von Personalprozessen<br />

Viertens: HR-Abteilung als …-Center<br />

Fünftens: Humankapital- beziehungsweise<br />

Personalbewertung<br />

Sechstens: Bewertung des HRM<br />

Siebtens: Teilnahme an HR-Awards<br />

Weg 1: Professionalisierung<br />

Die Diskussion über die (Erhöhung der)<br />

Professionalität des Personalmanagements<br />

fi ndet in Wissenschaft und Praxis<br />

seit Langem <strong>statt</strong> und hat in jünge rer<br />

Zeit durch Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft<br />

für Personalführung (DGFP)<br />

wieder an Intensität gewonnen. Dabei<br />

geht es um die Verbesserung des Personalmanagements,<br />

jedoch bleibt offen,<br />

In der Qualitätssicherung im Personalmanagement<br />

ist man verschiedene Wege gegangen und hat die<br />

Bewertungsmaßstäbe erheblich variiert.<br />

cherzustellen, dass gute Personalarbeit<br />

geleistet wird. Interessanterweise ging<br />

man dabei nicht nur in unterschiedliche<br />

Richtungen, es wurde sogar der Maßstab<br />

für gutes Personalmanagement erheblich<br />

variiert. Die Wege wurden teilweise<br />

zeitgleich und nicht nur einmal eingeschlagen.<br />

Im Folgenden sollen sieben<br />

Wege in chronologischer Folge näher<br />

betrachtet werden.<br />

Erstens: Professionalisierung der Personalmanager<br />

beziehungsweise des Personalmanagements<br />

was konkret unter professionellem Personalmanagement<br />

zu verstehen ist. Man<br />

erkennt unschwer die zugrunde liegende<br />

Prämisse „Professionelle Personalmanager<br />

leisten gute Personalarbeit“,<br />

die nicht einer gewissen Plausibilität<br />

entbehrt. Wer in der Lage ist, kompetent<br />

personalwirtschaftliche Aufgaben zu<br />

erfüllen und die Rahmenbedingungen<br />

des Unternehmens sowie die Besonderheiten<br />

der Mitarbeiter kennt, erscheint<br />

als Garant guter Personalarbeit. Man<br />

darf dabei aber nicht übersehen, dass es<br />

neben der Qualifi kation der Personaler<br />

weitere Faktoren gibt, die deren Leistung<br />

und Erfolg beeinfl ussen und die gestaltet<br />

werden können oder müssen.<br />

Weg 2: Personal-Controlling<br />

Demgegenüber knüpft das Personal-<br />

Controlling, das seine Geburtsstunde<br />

vor rund 25 Jahren hatte, nicht nur auf<br />

der Input-Seite, sondern auch auf der<br />

Output-Seite an. Man geht – vereinfacht<br />

ausgedrückt – davon aus, dass gutes Personalmanagement<br />

dann vorliegt, wenn<br />

es seine Ziele erreicht. Folglich gilt es die<br />

Zielerreichung zu überprüfen, Abweichungen<br />

zu identifi zieren und gegebenenfalls<br />

deren Ursachen zu analysieren<br />

sowie entsprechende Gegensteuerungsmaßnahmen<br />

zu initiieren. Die unternehmensspezifi<br />

sche Betrachtung steht<br />

dabei im Vordergrund. Probleme bei der<br />

Ermittlung der Zielerreichung und der<br />

Zurechnung von Zielbeiträgen auf das<br />

Personalmanagement sind nicht unerheblich,<br />

treten aber beim Controlling<br />

anderer Bereiche in ähnlicher Form auf.<br />

Das Personal-Controlling ist jedoch aus<br />

der Mode gekommen, auch wenn es sich<br />

in größeren Unternehmen zum Teil etabliert<br />

hat und noch immer Schwerpunkthefte<br />

in praxisorientierten Zeitschriften<br />

erscheinen. Gutes Personalmanagement<br />

versucht man aber inzwischen auf anderen<br />

Wegen zu erreichen.<br />

Weg 3: Benchmarking<br />

In den 1990er-Jahren ergriff die Benchmarking-Welle<br />

das Personalmanagement.<br />

Hatte der kennzahlenorientierte<br />

Betriebsvergleich bereits Tradition,


strebte man jetzt danach, Prozesse optimal<br />

zu gestalten und orientierte sich<br />

funktionsbereichs-, unternehmens- oder<br />

sogar branchenübergreifend zumindest<br />

an guten, wenn nicht gar den besten<br />

Referenzprozessen („best of class“).<br />

Die Annahme dahinter war, dass gutes<br />

Personalmanagement durch Prozesse<br />

gekennzeichnet ist, die solchen Benchmarks<br />

entsprechen. Die Identifi kation<br />

der Referenzprozesse erwies<br />

sich aber als nicht<br />

trivial, außerdem war das<br />

Benchmarking sehr aufwendig<br />

und erforderte für<br />

die Übertragung gewonnener<br />

Erkenntnisse eine<br />

starke Abstraktion von<br />

den jeweiligen Besonderheiten<br />

des Referenzunternehmens.<br />

Daneben war es<br />

der Kritik ausgesetzt, den<br />

„one best way“ zu suchen<br />

und schon durch die se<br />

Generalisierung dem Erfolg<br />

entgegenzustehen.<br />

Der fragwürdige Nutzen,<br />

kombiniert mit hohem<br />

Aufwand, führte dazu,<br />

dass Benchmarking in<br />

der Unternehmenspraxis<br />

zu einem Vergleich von<br />

Kennzahlen degenerierte<br />

und inzwischen keiner<br />

mehr davon spricht.<br />

Weg 4: Center-Konzepte<br />

Neben der Orientierung an solchen allgemeinen<br />

Referenzgrößen wurde in dieser<br />

Zeit auch ein Weg beschritten, der<br />

die unternehmensspezifi sche Perspektive<br />

in den Vordergrund rückte. Dabei<br />

ging es nicht um die „richtige“ Form der<br />

Leistungserbringung, sondern um die<br />

Erbringung der „richtigen“ Leistungen,<br />

das heißt, derjenigen Leistungen, die für<br />

die Erfüllung der Ziele in den Unternehmensbereichen<br />

notwendig waren. Da<br />

keiner besser weiß als die Verantwortlichen<br />

in diesen Bereichen, was für die<br />

Zielerreichung benötigt wird, und der<br />

Markt generell als vielversprechender<br />

Koordinationsmechanismus gilt, erschien<br />

der Weg klar vorgezeichnet. Es<br />

galt lediglich, einen unternehmensinternen<br />

Markt zu schaffen, dann würde<br />

ein Personalbereich nur die Leistungen<br />

erbringen, die nachgefragt werden. Man<br />

merkte jedoch schnell, dass die Preisbildung<br />

für spezifi sche Leistungen ohne<br />

Marktpreis erhebliche Probleme berei-<br />

Sieben Wege zu mehr Qualität Personalmanagement – welcher ist der Richtige?<br />

tet und keineswegs immer eine bedarfsgerechte<br />

Nachfrage der Linienmanager<br />

unterstellt werden kann, wenn diese<br />

nicht ausschließlich Unternehmensziele<br />

verfolgen oder sich an kurzfristigen (Bereichs-)<br />

Erfolgen orientieren (müssen).<br />

Diese Probleme steckten den Service-,<br />

Profi t-, Wertschöpfungs- oder ähnlichen<br />

Centern neben den zusätzlichen Kosten,<br />

die sie verursachen, enge Grenzen<br />

und verhinderten ihre Verbreitung<br />

und die Lösung des Problems, für das<br />

sie vorgesehen waren. Trotzdem erlebt<br />

der Shared-Service-Center-Gedanke für<br />

standardisierbare personalwirtschaft-<br />

ORGANISATION<br />

CONTROLLING<br />

liche Dienstleistung zurzeit eine Blüte –<br />

man ist somit wieder auf einem Weg, der<br />

schon einmal nicht zum Ziel führte.<br />

Weg 5: Humankapitalbewertung<br />

In jüngerer Zeit erscheint es plausibel,<br />

auch von den Unternehmens- und Zentralbereichen<br />

einen Beitrag zum Unternehmenswert<br />

zu fordern, wenn das<br />

Unternehmen der Shareholder-Value-Orientierung<br />

folgt. Das führte<br />

dazu, die schon einmal<br />

diskutierte Humanvermögensrechnung<br />

als Personal-<br />

beziehungsweise<br />

Humankapitalbewertung<br />

oder Human-Capital-<br />

Management wiederzubeleben.<br />

Gutes Personalmanagement<br />

liefert demnach<br />

einen – am besten monetär<br />

gemessenen – Beitrag<br />

zum Unternehmenswert.<br />

Für diese Bewertung<br />

gibt es zahlreiche Verfahren,<br />

wobei heute die<br />

komplexeren wertorientierten<br />

Verfahren im Vordergrund<br />

stehen. Diese<br />

führen die Wertentwicklung<br />

auf verschiedene<br />

Werttreiber zurück und<br />

liefern unterschiedliche<br />

Humankapitalwerte, die<br />

interpretationsoffen sind<br />

und damit den Maßstab<br />

fragwürdig erscheinen lassen. Die bereits<br />

aus dem Personal-Controlling bekannten<br />

Probleme der Messung und<br />

Prognose auf der Ebene der Werttreiber<br />

sowie der lediglich stochastischen Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />

innerhalb<br />

der Werttreiberhierarchien sind weiterhin<br />

nicht gelöst, sie werden nur ignoriert.<br />

Vielleicht ist darin eine Erklärung für die<br />

Zurückhaltung der Praktiker zu sehen.<br />

© ORIORI / SHUTTERSTOCK<br />

Weg 6: Bewertung des HRM<br />

Der Übergang von den (Personal-) Bewertungsverfahren<br />

zur Bewertung<br />

des Personalmanagements erfolgt<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

41


42 CONTROLLING<br />

fl ießend. Komplexe Verfahren wie die<br />

Ermittlung des Personalmanagement-<br />

Professionalisierungs-Index (PIX) und<br />

des Human-Potential-Index (HPI), die<br />

auf recht unterschiedliche Weise die<br />

Wahrnehmung personalwirtschaftlicher<br />

Aufgaben bewerten, unterscheiden sich<br />

nicht grundsätzlich von den komplexen<br />

Humankapitalbewertungen. Die beiden<br />

Wege sind hinsichtlich des Aufwands,<br />

den sie verursachen, der Probleme, die<br />

sie nicht lösen, sondern ignorieren, und<br />

ihrer begrenzten Aussagefähigkeit, die<br />

sich die Autoren gegenseitig verdeutlichen,<br />

ohne Weiteres vergleichbar. Daran<br />

ändert auch nichts, dass gutes Personalmanagement<br />

in einem hohen Indexwert<br />

zum Ausdruck kommt, während sich<br />

Humankapital in Euros ausdrückt. Die<br />

Verfahren machen zwar deutlich, dass<br />

eine Bewertung klare Kriterien und eine<br />

umfassende Kenntnis des jeweiligen<br />

Unternehmens erfordert, liefern jedoch<br />

nur wenig aussagefähige Ergebnisse.<br />

Das liegt nicht nur an der bedenklichen<br />

Methodik und den ungelösten Mess- und<br />

Zurechnungsproblemen, sondern auch<br />

an dem Ziel, Personalmanagement als<br />

Ganzes zu bewerten.<br />

Weg 7: Personal-Awards<br />

Mit der Teilnahme an sogenannten<br />

Personal-Awards, die das Personalmanagement<br />

eines Unternehmens<br />

oder Konzepte aus Teilbereichen des<br />

Personalmanagements bewerten, beschreiten<br />

Unternehmen einen bislang<br />

unbekannten Weg. Sie überlassen es<br />

Dritten, (Teile) ihre(r) Personalarbeit zu<br />

bewerten. Gutes Personalmanagement<br />

ist somit dadurch gekennzeichnet, dass<br />

es von einer externen, selten mit Personalmanagementexperten<br />

besetzten Jury<br />

als solches bewertet und im Idealfall<br />

ausgezeichnet wird – unabhängig davon,<br />

ob die Bewertung nachvollziehbar und<br />

plausibel erfolgt oder gar dem Unternehmen<br />

Anhaltspunkte für Verbesserungen<br />

gibt. Schon allein die Tatsache, dass sich<br />

ein Unternehmen einer solchen Bewertung<br />

stellt, wird offensichtlich positiv<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />

gesehen, auch wenn dann keine Auszeichnung<br />

erfolgt. Dass dabei die Ziele<br />

und die Situation des Unternehmens<br />

keine nähere Berücksichtigung fi nden,<br />

stört niemanden. Selbst wenn man große<br />

Sympathie für das Outsourcing diverser<br />

Unternehmensaufgaben aufbringt,<br />

überrascht diese Fremdvergabe der Bewertung<br />

personalwirtschaftlicher Aufgabenerfüllung<br />

und es drängt sich die<br />

Frage auf, ob dieser Weg zum gleichen<br />

Ziel führen soll wie die anderen.<br />

Nicht alle Wege führen zum<br />

(gleichen) Ziel<br />

Die verschiedenen Wege belegen recht<br />

eindrucksvoll, dass es auf die Frage<br />

nach der Effektivität und Effi zienz eines<br />

Personalmanagements keine einfache<br />

Antwort gibt. Trotzdem lassen sich Argumente<br />

fi nden, warum nicht jeder Weg<br />

zum Ziel führen kann:<br />

● Den Input zu betrachten, ist wichtig,<br />

jedoch stellt dessen Qualität nur eine<br />

notwendige, keine hinreichende Bedingung<br />

für effektives und effi zientes Personalmanagement<br />

dar.<br />

● Sich davon leiten zu lassen, welche<br />

personalwirtschaftlichen Leistungen Bereichsverantwortliche<br />

käufl ich erwerben<br />

wollen, führt nicht selten an Zielen des<br />

Unternehmens vorbei.<br />

● Ein Gesamtwert des Personals beziehungsweise<br />

Personalmanagements,<br />

so interessant er erscheinen mag, sagt<br />

noch nichts über die Erfüllung einzelner<br />

personalwirtschaftlicher Aufgaben aus.<br />

● Die Orientierung an generellen Maßstäben,<br />

wie Leistungen erbracht werden<br />

sollen, blendet nicht nur unternehmensspezifi<br />

sche Besonderheiten aus, sie gibt<br />

auch keine Antwort auf die Frage, welche<br />

Leistungen erbracht werden sollen.<br />

● Eine Jury ohne Unternehmenskenntnis<br />

und klare Kriterien etwas bewerten<br />

zu lassen, dient nicht der Messung der<br />

Effektivität oder Effi zienz des Personalmanagements.<br />

● Die Zielerreichung (Effektivität) und<br />

die Wirtschaftlichkeit dieser (Effi zienz)<br />

werden im Controlling in anderen<br />

Bereichen anhand unternehmensspezifi<br />

scher Ziele und in der Regel für einzelne<br />

Maßnahmen beziehungsweise<br />

Entscheidungen ermittelt.<br />

Vor diesem Hintergrund erscheint<br />

es plausibel, wieder zurückzukehren<br />

auf den Weg des Personal-Controllings,<br />

wenn man zu einem guten Personalmanagement<br />

gelangen will. Im Rahmen<br />

des Personal-Controllings wird nicht<br />

nur die Erreichung unternehmensspe-<br />

Es scheint geboten, auf den Weg des Personal-<br />

Controllings zurückzukehren, wenn man zu<br />

gutem Personalmanagement gelangen will.<br />

zifi scher Ziele überprüft, sondern im<br />

Abweichungsfall auch eine spezifi sche<br />

Ursachenanalyse betrieben. Ob in einem<br />

Unternehmen daneben – wofür auch<br />

immer – Indizes oder Eurowerte erforderlich<br />

sind, lässt sich nur im Einzelfall<br />

entscheiden. Die Verbreitung der Personal-Awards<br />

verdeutlicht darüber hinaus,<br />

dass Personalmanagement zunehmend<br />

der Legitimation bedarf, wobei diese<br />

neben das bisherige Ziel nicht an dessen<br />

Stelle tritt. Da die Legitimation zum<br />

Beispiel durch Awards genau betrachtet<br />

noch nichts über die tatsächliche Qualität<br />

des Personalmanagements aussagt,<br />

kann auf Personal-Controlling keinesfalls<br />

verzichtet werden.<br />

Prof. Dr. Ewald Scherm<br />

lehrt Organisation und<br />

Planung an der Fern-<br />

Universität in Hagen.


Betriebliche Vorsorge macht<br />

Arbeitgeber attraktiver<br />

UMBRUCH. Der Fokus der Altersversorgung zielt auf<br />

Mitarbeiterbindung. Doch die Erwartungen der Arbeitnehmer<br />

ändern sich – die bAV muss mitziehen.<br />

Von Richard Herrmann<br />

In einer schrumpfenden und alternden<br />

Bevölkerung werden Arbeitskräfte<br />

knapper, während die Lebensarbeitszeit<br />

tendenziell steigt. Faktisch<br />

verabschiedet man sich hierzulande mit<br />

knapp 60 Jahren aus dem Berufsleben.<br />

Prognosen rechnen bis 2025 mit einem<br />

Rückgang der potenziell Erwerbstätigen<br />

um rund 3,6 Millionen. Der Wettbewerb<br />

um qualifi zierte Mitarbeiter – vom High<br />

Potential bis zum Facharbeiter – wird<br />

härter. Und auch auf den Erfahrungsschatz<br />

der Älteren wird die Wirtschaft<br />

nicht mehr verzichten können.<br />

Arbeitgeber müssen deshalb aktiv werden<br />

und Mitarbeiter umwerben wie Kunden:<br />

Mit fl exiblen Arbeitsformen, die die<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern,<br />

und mit fi nanziellen Anreizen<br />

und attraktiven Vergütungssystemen.<br />

Eine arbeitgeberfi nanzierte betriebliche<br />

Altersversorgung und Risikoabsicherung<br />

ist ein starkes Argument im<br />

Wettbewerb um Talente und hilft, wertvolle<br />

Mitarbeiter im Betrieb zu halten.<br />

Im Bereich der Vergütung gibt es kein<br />

besseres Anreizsystem zur Mitarbeiterbindung.<br />

Entscheidend ist dabei ein<br />

breites Leistungsspektrum, das auch<br />

die Abdeckung des Berufsunfähigkeitsrisikos<br />

und den Hinterbliebenenschutz<br />

mit einschließt. Bei Arbeitnehmern hoch<br />

im Kurs stehen zudem fl exible Formen<br />

der betrieblichen Altersversorgung, die<br />

einen gleitenden Übergang in den Ruhestand<br />

ermöglichen.<br />

Der Markt hat sich darauf eingestellt.<br />

Die moderne Betriebsrente bietet längst<br />

ein Wahlrecht zwischen Renten- und Kapitalauszahlung<br />

oder die Option auf einen<br />

vorgezogenen Rentenbeginn. So können<br />

Mitarbeiter den Grad ihrer Pensionierung<br />

individuell steuern. Wie Mitarbeiterbindung<br />

im Rahmen der betrieblichen<br />

Vorsorge konkret funktioniert, lässt sich<br />

am Beispiel der Endgehaltspläne verdeutlichen,<br />

die traditionell in Managementpensionsplänen<br />

eingesetzt werden.<br />

Hier bemisst sich die Versorgung prozentual<br />

am zuletzt gezahlten Gehalt. Wer bis<br />

zum Ende seiner Karriere bei ein und<br />

demselben Arbeitgeber bleibt, wird dafür<br />

mit einer Aufwertung seiner Rentenansprüche<br />

belohnt. Diese „Treueprämie“<br />

entfällt bei den im tarifl ichen Bereich<br />

üblichen Rentenbausteinsystemen. Dort<br />

ist es für die Höhe der späteren Rente unerheblich,<br />

ob man den Arbeitgeber wechselt.<br />

Eine Rentenversorgung, die sich am<br />

Endgehalt orientiert, könnte in Zukunft<br />

auch im Bereich der tarifl ich entlohnten<br />

Mitarbeiter wieder stärker in den Fokus<br />

ORGANISATION<br />

BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG<br />

rücken. Grundsätzlich werden arbeitgeberfi<br />

nanzierte betriebliche Vorsorgeleistungen<br />

wieder an Bedeutung gewinnen.<br />

Denn angesichts der Wertschätzung, die<br />

Führungskräfte der steuerlich hochattraktiven<br />

Pensionszusage entgegenbringen,<br />

wird es sich kein Arbeitgeber<br />

leisten können, auf ein solches Angebot<br />

zu verzichten.<br />

Mehr Engagement ist auch bei der arbeitnehmerfinanzierten<br />

betrieblichen<br />

Vorsorge gefragt. Arbeitgeber, die ihre<br />

Fürsorgepfl icht ernst nehmen, sollten<br />

ihre Mitarbeiter über entsprechende<br />

Möglichkeiten informieren und konkrete<br />

Angebote unterbreiten. Die Kosten einer<br />

kollektiven Versicherung sind geringer<br />

als bei der privaten Vorsorge und der<br />

Risikoschutz, etwa im Rahmen der Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />

ist ohne zusätzliche<br />

Gesundheitsprüfungen möglich.<br />

Eine arbeitgeberfi nanzierte bAV ist ein starkes<br />

Argument. Im Bereich der Vergütung gibt es kein<br />

besseres Anreizsystem zur Mitarbeiterbindung.<br />

Mit Pensionsfonds, Pensionskassen oder<br />

Direktversicherungen stehen den Unternehmen<br />

kostengünstige Durchführungswege<br />

offen, um allen tarifl ich entlohnten<br />

Mitarbeitern per Entgeltumwandlung<br />

eine fl exible, steuerlich begünstigte und<br />

renditestarke Vorsorge einzu<strong>richten</strong>.<br />

Reicht das steuerlich begünstigte Beitragsvolumen<br />

nicht aus, können Arbeitgeberzuschüsse<br />

(Stichwort „matching<br />

contributions“) den Mitarbeiter darin<br />

unterstützen, Teile seines Bruttogehalts<br />

als Beiträge für seine Betriebsrente zu<br />

leisten und so nachhaltig zur Altersversorgung<br />

motivieren.<br />

Dr. Richard Herrmann<br />

ist Vorstandsvorsitzender<br />

der Heubeck AG in<br />

Köln.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

43


44 KLEINUNTERNEHMEN<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />

Beim monatlichen Frühstück erfahren die Mitarbeiter in lockerer Runde alles über ihr Unternehmen: Wo stehen wir? Wie hoch ist der Gewinn?<br />

Kleine Maßnahmen ganz groß<br />

PRAXIS. Dass strategische Instrumente nicht auf Großunternehmen beschränkt<br />

sind, zeigt ein Beispiel aus dem Handwerk: Die Team Steffen AG aus Alsdorf.<br />

Von Daniela Furkel (Red.)<br />

Kurz nach sechs Uhr morgens<br />

in Alsdorf bei Aachen. 50 Mitarbeiter<br />

der Team Steffen AG<br />

treffen sich am gedeckten Tisch<br />

bei Kaffee, Frühstücksei und Marmeladenbrötchen<br />

– noch vor ihrem offi ziellen<br />

Arbeitsbeginn. Für die muslimischen<br />

Mitarbeiter gibt es Putenwurst und für<br />

den Chef Nutella. „ZDF-Frühstück“ heißt<br />

diese einmal im Monat <strong>statt</strong>fi ndende<br />

Zusammenkunft. Diese Bezeichnung<br />

hat nichts mit einer deutschen Fernsehanstalt<br />

zu tun, sondern bedeutet ganz<br />

schlicht „Zahlen, Daten, Fakten“.<br />

Ganz so schlicht ist die Idee, die hinter<br />

dem ZDF-Frühstück steht, aber nicht. Sie<br />

basiert vielmehr auf strategischen Überlegungen<br />

von Unternehmensgründer<br />

Rolf Steffen. Einmal im Monat klärt er<br />

seine Mitarbeiter über alle Zahlen, Daten<br />

und Fakten, die sein Unternehmen betreffen,<br />

auf. Die Mitarbeiter stellen dafür<br />

eine Stunde ihrer Freizeit zur Verfügung<br />

und bekommen dies mit Frühstücksei,<br />

Kaffee und Marmelade versüßt.<br />

Beteiligung für mehr Zufriedenheit<br />

Der Hintergrund dieser monatlichen<br />

Zusammenkunft: „Nur mit zufriedenen<br />

Mitarbeitern kann ein Unternehmen<br />

erfolgreich Kunden gewinnen“, ist das<br />

Credo von Rolf Steffen. Für ihn wird Arbeitszufriedenheit<br />

an drei Merkmalen<br />

festgemacht: Erstens muss die Tätigkeit<br />

© TEAM STEFFEN AG


Freude bereiten. Zweitens muss das soziale<br />

Umfeld stimmen, denn nur wer gern<br />

zur Arbeit geht, weil er dort ein gutes soziales<br />

Umfeld hat, weil er Anerkennung<br />

fi ndet und seine Ideen verwirklichen<br />

kann, bleibt dem Unternehmen treu.<br />

Drittens müssen Mitarbeiter mit ihrem<br />

Einkommen ein vernünftiges Auskommen<br />

erzielen, denn ansonsten werden<br />

sie unzufrieden und im schlimmsten Fall<br />

„kreativ“, was die eigene Bereicherung<br />

betrifft.<br />

Diese Überlegungen waren der Auslöser<br />

für Rolf Steffen, vor fünf Jahren das<br />

ZDF-Frühstück einzuführen. „Vor dem<br />

Hintergrund dieser drei Merkmale und<br />

der Erkenntnis, dass sich Mitarbeiter<br />

immer wünschen, am Erfolg beteiligt<br />

zu werden, entwickelten wir zunächst<br />

eine Gewinnbeteiligung“, erklärt er.<br />

Diese sei bewusst eine Beteiligung und<br />

kein Prämiensystem, da jeder für seine<br />

normale gute Leistung am Gewinn des<br />

Unternehmens beteiligt und nicht mittels<br />

Prämie für eine besondere Leistung<br />

ausgezeichnet werden sollte. Je nach der<br />

persönlichen Verantwortung für den<br />

Unternehmenserfolg bekommen die<br />

Mitarbeiter einen Anteil des Unternehmensgewinns<br />

ausgeschüttet. Insgesamt<br />

werden so jährlich etwa 20 Prozent des<br />

Gewinns verteilt.<br />

Offenheit und Transparenz<br />

Mit der Einführung des Beteiligungssystems<br />

stellten sich die Mitarbeiter<br />

natürlich die Frage nach der Höhe des<br />

Unternehmensgewinns? Die wenigsten<br />

konnten diese Frage beantworten. Aber<br />

wer die tatsächlichen Zahlen nicht kennt,<br />

stellt schnell Vermutungen an, die der<br />

Realität ganz und gar nicht entsprechen.<br />

Das fand auch Rolf Steffen aus diversen<br />

Umfragen in anderen Betrieben heraus.<br />

Im Normalfall schätzten die Mitarbeiter<br />

den Gewinn ihres Unternehmens viel zu<br />

hoch ein, meist auf rund 25 Prozent des<br />

Umsatzes. „Die Realität laut Veröffentlichungen<br />

von Banken und Fachverbänden<br />

liegt aber zwischen minus drei und<br />

plus drei bis fünf Prozent. Nur die abso-<br />

luten Top-Firmen kommen in den zweistelligen<br />

Bereich, also auf knapp zehn<br />

Prozent“, erläutert Steffen und fährt fort:<br />

„25 Prozent Umsatzrendite ist also völlig<br />

utopisch. Das heißt, die Mitarbeiter<br />

haben in Wirklichkeit eine völlig falsche<br />

Vorstellung von dem Gewinn ihres Unternehmens.“<br />

Für den Unternehmenschef bedeutete<br />

das: „Es gibt nur eine Möglichkeit,<br />

dieses Problem zu lösen, und diese heißt<br />

Offenheit und Transparenz. Wenn ich<br />

Aufklärung schaffe, ist das ganze Feld<br />

der Vermutungen trockengelegt.“ Doch<br />

dies setze voraus, dass die Mitarbeiter<br />

die präsentierten Zahlen, Daten und<br />

Fakten auch verstehen. Deshalb nahmen<br />

die Mitarbeiter zunächst an einer<br />

betriebswirtschaftlichen Schulung teil,<br />

anschließend wurde das monatliche<br />

ZDF-Frühstück eingeführt.<br />

Jeder Mitarbeiter erhält Einblick<br />

Doch nicht nur die Idee, die Firmenzahlen<br />

regelmäßig bei einem Frühstück<br />

offenzulegen, ist etwas Besonderes, sondern<br />

auch die Präsentationsweise. Rolf<br />

Steffen stellt sich nicht mit Beamer und<br />

Laptop vor seine Mannschaft, obwohl<br />

beides im Unternehmen durchaus vorhanden<br />

ist. Aber auf Excel-Tabellen wird<br />

bewusst verzichtet, weil sich auf diese<br />

Weise manche Zahlen leicht vertuschen<br />

lassen. Vielmehr schreiben die Mitarbeiter<br />

die Zahlen selbst an ein Whiteboard.<br />

Jeder ist für bestimmte Daten besonders<br />

verantwortlich. So wird jedes Leistungs-<br />

Center (eine kleine Abteilung, die ähnlich<br />

wie ein Profi t-Center aufgebaut ist)<br />

einzeln dargestellt mit seinen geplanten<br />

Umsätzen, den Ist-Umsätzen und den<br />

Abweichungen. Die Mitarbeiter notieren<br />

auch Zahlen aus dem operativen Bereich<br />

ORGANISATION<br />

KLEINUNTERNEHMEN<br />

auf dem Whiteboard: Wie viele Angebote<br />

haben sie geschrieben? Wie viele Aufträge<br />

konnten sie generieren? Wie viele Reklamationen<br />

gab es? Und wie hoch war<br />

die Krankheitsquote? Daneben stehen<br />

die Höhe des Gewinns und der Anteil,<br />

den das Unternehmen an die Mitarbeiter<br />

ausschüttet.<br />

Das ZDF-Frühstück, das 2009 mit<br />

einem Preis des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

prämiert wurde, ist aber nicht<br />

das einzige Führungs- und Personalinstrument<br />

im 62 Mitarbeiter zählenden<br />

Handwerksbetrieb für Haustechnik und<br />

Gewerbeinstallation. Weitere Kommunikations-<br />

und Organisationsinstrumente<br />

im Unternehmen: In der allmorgendlichen<br />

Frühbesprechung treffen sich alle<br />

Meister und Disponenten für etwa 20 Minuten,<br />

um sich über den Arbeitstag auszutauschen.<br />

An einer Plantafel werden<br />

alle Kundendiensteinsätze für alle Mitarbeiter<br />

des Betriebs sichtbar gemacht.<br />

Auch Lagerverwaltung und Büroorganisation<br />

sind so transparent gestaltet, dass<br />

jeder immer einen Überblick über die<br />

vorhandenen Ersatzteile und laufenden<br />

Nur wenn die Mitarbeiter die Zahlen und Daten<br />

ihres Unternehmens kennen, werden sie davor<br />

bewahrt, falsche Vermutungen anzustellen.<br />

Aufträge hat. Für einen Handwerksbetrieb<br />

ist das nicht die Regel. Aber im Unternehmen<br />

von Rolf Steffen hat alles eine<br />

festgelegte Reihenfolge und einen festen<br />

Platz, damit auch bei Krankheit oder Urlaub<br />

von Kollegen nicht der Überblick<br />

verloren wird.<br />

Karrierechancen für alle schaffen<br />

„Wichtig für die Sicherstellung der<br />

Mitarbeitermotivation ist zudem das<br />

Leistungs-Center-Modell“, berichtet<br />

Rolf Steffen. Dieses ist dem typischen<br />

Drang von Mitarbeitern nach Selbstentfaltung<br />

geschuldet und soll einem<br />

Beförderungsstau im Unternehmen ent-<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

45


ORGANISATION<br />

46 KLEINUNTERNEHMEN<br />

gegenwirken. Für einen Techniker, der<br />

seine Gesellenprüfung gut abgeschlossen<br />

hat und engagiert mitarbeitet, heißt<br />

das: Das Unternehmen ermöglicht ihm<br />

die Meis terprüfung und zahlt sogar die<br />

entsprechende Schulung. Überhaupt<br />

werden die Weiterbildungskosten für<br />

Schweißer lehrgänge oder IT-Schulungen<br />

vom Unternehmen übernommen – ohne<br />

Verpfl ichtungsvertrag. Denn ein solcher<br />

würde laut Steffen nur Misstrauen signalisieren<br />

und sei am Ende sowieso nicht<br />

wasserdicht.<br />

Selbstständigkeit mit Fangnetz<br />

„Nun sagen viele Kritiker, dass ich gar<br />

nicht so viele Meister beschäftigen<br />

kann“, räumt Rolf Steffen ein. „Doch<br />

das geht. Im Moment beschäftigen wir<br />

acht Meister. Auch wenn wir 18 hätten,<br />

wäre das kein Problem“, bekräftigt er.<br />

Praktisch umgesetzt wird das in Form<br />

des bereits erwähnten Leistungs-Center-<br />

Modells, das mehrere unabhängig voneinander<br />

agierende Leistungs-Center mit<br />

eigenem Kundenstamm innerhalb des<br />

Unternehmens ermöglicht.<br />

Auf diese Weise kann ein frischgebackener<br />

Meister die Leitung eines neuen<br />

Leistungs-Centers übernehmen, für das<br />

er künftig verantwortlich ist. Das heißt,<br />

er ist in seinem Bereich auch für die<br />

Auswahl und Ausbildung der Mitarbeiter<br />

zuständig, kann bei Bedarf aber auch<br />

auf die vorhandenen Strukturen des Unternehmens<br />

zurückgreifen. Ein Vorteil<br />

für den neuen Meister: Im Gegensatz zu<br />

einer „richtigen“ Selbstständigkeit muss<br />

er sich bei diesem Modell nicht um Datensicherung<br />

und Arbeitsschutz, um Finanzierung<br />

und Arbeitsrecht kümmern,<br />

sondern kann sich ganz seinen originären<br />

Aufgaben widmen.<br />

Denn wie schwierig der Schritt in die<br />

„richtige“ Selbstständigkeit ist, hat Steffen<br />

in jungen Jahren selbst erfahren. Als<br />

er mit 23 Jahren und zwei Meistertiteln<br />

im öffentlichen Dienst kündigte und ein<br />

eigenes Unternehmen aufbaute, fühlte<br />

er sich völlig unzureichend ausgebildet<br />

für die Wirtschaft. „Ich habe fast jeden<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

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Vom Einmannbetrieb zum Vorzeigeunternehmen<br />

Fehler gemacht“, erinnert er sich. „Zum<br />

Glück konnte ich alle bezahlen.“<br />

Seine Strategie: Wenn etwas nicht<br />

klappte, erdachte er sich selbst eine<br />

praktikable Lösung. Das war zum Beispiel<br />

auch der Fall, als er gemeinsam mit<br />

seinem Bruder ein Organisationssystem<br />

für Rechnungs- und Angebotswesen im<br />

Handwerk entwickelte, damit nicht nur<br />

der Meister mit seinem Spezialistenwissen,<br />

sondern auch ein Disponent ohne<br />

handwerkliche Ausbildung sofort Angebote<br />

erstellen kann. Denn wenn der<br />

Disponent (sein Bruder Udo) erst warten<br />

musste, bis der Meister (Rolf Steffen) aus<br />

dem Außendienst zurückkam und ihm<br />

erklären konnte, welche Ersatzteile, Arbeitsschritte<br />

und -zeiten für einen Auftrag<br />

nötig waren, bestand die Gefahr, dass<br />

der Kunde sich zwischenzeitlich an einen<br />

anderen Handwerksbetrieb wendet.<br />

Das Wissen weitergeben<br />

Gemeinsam entwickelten die Brüder<br />

auch eine neue Terminkoordination, damit<br />

die Disponenten den Kunden schon<br />

beim ersten Anruf einen Servicetermin<br />

nennen konnten. Und irgendwann<br />

pfl egten Rolf und Udo Steffen ihr erworbenes<br />

Wissen in eine Wissensdatei ein.<br />

Heute gibt Rolf Steffen sein Wissen in<br />

Buchform, in Seminaren und in Fachartikeln<br />

an andere Handwerksbetriebe<br />

weiter. Im Auftrag des Bildungsministe-<br />

HINTERGRUND<br />

Die Team Steffen AG, 1983 gegründet, entwickelte sich über die Jahre vom jungen<br />

Einmannhandwerksbetrieb zum modern strukturierten Dienstleister rund um Wärmetechnik,<br />

Badinstallation und Gebäudetechnik und zum Systemberater sowie Seminar- und<br />

Trainingsveranstalter. Heute gibt Rolf Steffen sein selbst erarbeitetes Wissen an rund 200<br />

Seminartagen jährlich an andere Betriebe weiter. Für sein Engagement wurde der Betrieb<br />

unter anderem als exzellente Wissensorganisation des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Technologie (2009) ausgezeichnet, er erhielt den Ausbildungs-Oskar (2003), den<br />

Bundespreis der „Initiative Mittelstand und Markenhersteller“ (1994), den Internet-Oscar<br />

des Deutschen SHK-Handwerks (1999) und den Qualitätspreis von NRW (2002).<br />

riums arbeitete er außerdem an einer<br />

Reform der Ausbildung im Handwerk.<br />

Diese sieht vor, dass die Azubis schon<br />

in der Lehrzeit Aufträge selbstständig<br />

ausführen. Hierfür lernen sie auch Prozesse<br />

wie Auftragsannahme und die<br />

Rechnungserstellung kennen, damit sie<br />

wissen, wie ein Auftrag zustande kommt<br />

und wie er dokumentiert wird.<br />

Den rechten Weg eingeschlagen<br />

Natürlich ist ein solcher Weg vom<br />

Einmannhandwerksbetrieb bis zum<br />

Unter nehmen mit 62 Mitarbeitern und<br />

zahlreichen Kommunikations-, Führungs-<br />

und Organisationsinstrumenten<br />

nicht einfach. Das musste auch Rolf<br />

Steffen im Laufe der Jahre feststellen,<br />

und das gibt er auch ganz offen zu. „Vor<br />

Enttäuschungen ist man nie gefeit. Es hat<br />

auch mal an unserem Unternehmen gerüttelt,<br />

aber dennoch bin ich der Ansicht,<br />

dass wir den richtigen Weg eingeschlagen<br />

haben. Denn ansonsten würden wir<br />

ganz schnell zurückfallen in Organisations-<br />

und Führungsformen, die wir Gott<br />

sei Dank vor vielen Jahren hinter uns<br />

gelassen haben.“ Auch die betriebswirtschaftlichen<br />

Zahlen belegen: Trotz der<br />

jährlichen Verteilung von 20 Prozent des<br />

Gewinns an die Mitarbeiter ist der Unternehmensgewinn<br />

in den vergangenen<br />

Jahren stetig angestiegen, selbst im Krisenjahr<br />

2009.


SPEZIALCEBIT<br />

Neues auf der Cebit 2011<br />

Überblick: Aktuelle Produkte und Aussteller in Hannover S. 48<br />

Trend: Mobile HR-Anwendungen für die Personalarbeit S. 50<br />

Praxisbeispiel: Weil das alte Zeiterfassungssystem am Limit lief S. 52<br />

MESSENEUHEITEN 2011<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

© DEUTSCHE MESSE<br />

47


48 CEBIT 2011<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />

Aktuelle HR-Anwendungen in Hannover<br />

ÜBERBLICK. Trends, wie Cloud Computing oder mobile Anwendungen, stehen<br />

im Mittelpunkt der Cebit 2011. Auch Hersteller von HR-Software zeigen solche<br />

Lösungen. Allerdings verliert die HR-Halle 6 weitere namhafte Anbieter.<br />

Von Daniela Furkel (Red.)<br />

Eines der Top-Themen der diesjährigen<br />

Cebit heißt „Work and<br />

Life with the Cloud“. „Cloud<br />

Computing hat Fahrt aufgenommen<br />

und ist auf dem besten Weg,<br />

die gesamte IT-Welt zu revolutionieren“,<br />

sagt Ernst Raue, Vorstand der<br />

Deutschen Messe AG. Das gilt auch<br />

für den HR-Bereich: Hohe Bandbreiten<br />

und ein einfacher Zugang zum Internet<br />

über mobile Endgeräte machen auch<br />

für Personalabteilungen einen Wechsel<br />

auf das Cloud Computing – also die direkte<br />

Bearbeitung und Aufbewahrung<br />

von Dokumenten über virtualisierte<br />

Rechenzentren und moderne Web-Technologien<br />

– interessant. Zahlreiche HR-<br />

Anbieter haben auf diese Entwicklung<br />

reagiert und bieten ihre Lösungen inzwischen<br />

auch als Cloud-Anwendungen<br />

und -Services an. Dieser Trend hängt unmittelbar zusammen<br />

mit einer weiteren rasanten<br />

Entwicklung, der bereits erwähnten<br />

Cebit 2011<br />

Daten und Fakten<br />

Zeit 1.-5. März 2011, 9-18 Uhr<br />

Ort Messegelände Hannover<br />

Preise Tagesticket:<br />

34 Euro (Vorverkauf)<br />

39 Euro (Tageskasse)<br />

Dauerticket:<br />

77 Euro (Vorverkauf)<br />

87 Euro (Tageskasse)<br />

Das Smartphone wird für die Personalarbeit interessant. Erste Anwendungen sind verfügbar.<br />

starken Zunahme der Nutzung von mobilen<br />

Endgeräten wie Smartphones oder<br />

iPad. So wird sich der Anteil der mobilen<br />

Arbeitnehmer in Europa laut IDC in<br />

den folgenden beiden Jahren jährlich um<br />

etwa fünf Prozent erhöhen. Software-<br />

Anbieter aus dem HR-Bereich zeigen auf<br />

der Cebit bereits erste Anwendungen<br />

(siehe Seite 50).<br />

HR-Schwerpunkt in Halle 6<br />

Der Großteil der HR-Anbieter fi ndet sich<br />

wie in den Vorjahren in Halle 6. Allerdings<br />

kehren namhafte Aussteller der<br />

ehemaligen HR-Halle den Rücken. So<br />

wird Kaba nicht mehr mit eigenem Stand,<br />

sondern als Partner auf der SAP-Fläche<br />

präsent sein. Gfos und Atoss sind gar<br />

nicht mehr vor Ort. In Halle 6 ist dafür<br />

weiterhin der „E-Learning-Park“. Weitere<br />

HR-relevante Aussteller sind zudem in<br />

den Hallen rund um Business-IT (Hallen<br />

2 bis 5) zu fi nden.<br />

Eine Erleichterung erfahren diejenigen<br />

Messebesucher, die bereits den<br />

neuen Personalausweis besitzen und<br />

die Online-Ausweisfunktion freigeschaltet<br />

haben. An 20 Kassen in den großen<br />

Eingangsbereichen können sie sich mit<br />

ihrem Personalausweis Tickets für den<br />

freien Eintritt ausstellen lassen.<br />

© DEUTSCHE MESSE


SAP ®<br />

Anschrift Halle/Stand Firmenbeschreibung<br />

bit media Deutschland GmbH<br />

Ostdeutscher Weg 46<br />

29690 Schwarmstedt<br />

Telefon 0 50 71/91 31 97<br />

www.bitmedia.cc<br />

Kaba GmbH<br />

Philipp-Reis-Straße 14<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon 0 61 03/99 07-0<br />

www.kaba.de<br />

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzinger Straße 9<br />

79111 Freiburg<br />

Telefon 01 80/5 39 80 11<br />

lexware@lexware.de;<br />

www.lexware.de<br />

M.I.T e-Solutions GmbH<br />

Am Zollstock 1<br />

61381 Friedrichsdorf<br />

Telefon 0 61 72/71 00-0<br />

info@mit.de; www.mit.de<br />

- das System für Zeit, Zutritt und BDE<br />

Kaba ist der führende Hersteller für Subsysteme zur Zeiterfassung, Zutrittskontrolle und<br />

Betriebsdatenerfassung für SAP-Anwendungen.<br />

Mehr als 1.300 internationale SAP-Kunden setzen Kaba Lösungen ein. SAP-Kunden sind<br />

immer up-to-date, weil Sie bei Kaba mehr bekommen als anderswo.<br />

Besuchen Sie uns:<br />

CeBIT Hannover 03. - 08.03.2011<br />

SAP Partnerstand Halle 4 und 5<br />

Halle 6<br />

Stand J03 (2)<br />

Halle 4 und 5<br />

SAP-Partnerstand<br />

Halle 5<br />

Stand F26<br />

Halle 6,<br />

Stand J03 (3)<br />

SPEZIALCEBIT<br />

CEBIT 2011<br />

bit media zählt zu den Top Ten in Europa, mit Standorten unter anderem in Deutschland, Österreich,<br />

Polen, Russland und der Schweiz. bit media ist ein vielfach ausgezeichneter E-Learning-<br />

Komplettdienstleister, der WBT, Plattformen, Test- und Autorensysteme sowie Schulung/Beratung/Hosting<br />

bietet. Über die Hälfte aller Dax30-Unternehmen und viele andere Konzerne und<br />

Bildungseinrichtungen nutzen das umfangreiche Portfolio von bit media.<br />

Die Kernkompetenzen der Kaba GmbH liegen in den Bereichen Zutritts-/Schließsysteme, Sicherheits-<br />

und Unternehmensdatenerfassung. Dazu gehören Zeitwirtschafts- und BDE-Systeme zur<br />

Effizienzsteigerung in Unternehmen. Die Leistung erstreckt sich von der Lieferung qualitativ<br />

hochwertiger Komponenten bis hin zu komplexen, integrierten Systemen.<br />

Der Name Lexware steht wie kein anderer für kaufmännische Software-Lösungen. Als Marktführer<br />

ist es unser Ziel, Existenzgründern, Selbstständigen und kleinen Unternehmen den<br />

entscheidenden Kick zum Erfolg zu geben. Zahlreiche Testsiege in Computerzeitschriften sowie<br />

die positive Resonanz der Presse bestätigen unseren Erfolgskurs. Lexware besteht seit 1989, ist<br />

inzwischen auf über 250 Mitarbeiter gewachsen und hat heute mehr als eine Million Kunden.<br />

Als Agentur für digitale Kommunikation entwickelt M.I.T kundenspezifische Online-Lösungen in<br />

den Bereichen E-Marketing und E-Learning – vom kurzweiligen Lernspiel über Webseiten, Portale<br />

und mobile Applikationen. Im Geschäftsbereich E-Marketing fungieren wir als klassische Full-<br />

Service-Internetagentur und decken alle relevanten Bereiche des Online-Marketings ab.<br />

Kaba GmbH<br />

Philipp-Reis-Str. 14<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon 06103 9907-0<br />

Fax 06103 9907-133<br />

info@kaba.de<br />

www.kaba.de<br />

49


SPEZIALCEBIT<br />

50 MOBILE ANWENDUNGEN<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

AT&T 3G<br />

10:0 10:05 00: 0:05 05<br />

Wedn Wednesday, dnesday, y Ap April l 1<br />

1<br />

Lea Learn ea earn n to o create drop shadows sh ad adows d<br />

that that don’t get t in the way!<br />

Cancel OK<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />

Personalarbeit mit Smartphones<br />

MESSETRENDS. Auf der Cebit werden einige Anbieter ihre mobilen Anwendungen<br />

für den Personalbereich zeigen. Wir stellen Ihnen eine Auswahl vor.<br />

Von Ulli Pesch<br />

Laut IDC steigt die Nutzung von<br />

mobilen Endgeräten weltweit explosionsartig.<br />

Seit 2008 weist der<br />

Markt der sogenannten Smartphones<br />

von iPhone bis Android-Handys<br />

und Blackberrys ein Wachstum von über<br />

60 Prozent auf. „In Unternehmen fi nden<br />

Mobile Apps zurzeit vornehmlich in<br />

Service und Außendienst Anwendung“,<br />

erklärt Patrick Schneider, Leiter des<br />

M-Lab am Fraunhofer Institut für Arbeit<br />

und Organisation (IAO). Allerdings seien<br />

Apps zurzeit noch kein Business-Standard.<br />

„Für manche Anwendungen sind<br />

auch einfach die Bildschirme der Smartphones<br />

zu klein“, schränkt er ein.<br />

Apps für Zeit, Spesen und Bildung<br />

Laut Rüdiger Spies, Analyst bei IDC, sind<br />

mobile Anwendungen im HR-Umfeld<br />

bislang eher selten anzutreffen: „Im Personalbereich<br />

gibt es zurzeit nur wenige<br />

Nutzungsbereiche, verglichen mit anderen<br />

Anwendungen im Geschäftsumfeld.<br />

Wir bei IDC gehen allerdings davon aus,<br />

dass im Zuge eines immensen Wachstums<br />

mobiler Apps auch die Anzahl personalrelevanter<br />

Anwendungen vor allem<br />

in den Bereichen Zeiterfassung, Spesenabrechnungen<br />

und mit Einschränkung<br />

auch Weiterbildung und Collaboration<br />

stark steigen wird.“<br />

Dr. Henning Dransfeld, verantwortlich<br />

für die Marketingstrategie für mobile Lösungen<br />

bei T-Systems, sieht den zunehmenden<br />

Einsatz mobiler Anwendungen<br />

nicht so sehr aus dem Blickwinkel des<br />

Anwenders, sondern auf Systemebene.<br />

Eine Zeiterfassung über das Smartphone<br />

ermöglicht die mobile Anwendung von Topix.<br />

Er gibt zu bedenken: „Mobile Geräte<br />

sind so beliebt, dass sie teilweise sogar<br />

den Firmenwagen verdrängen. Zunächst<br />

klingt das vielleicht etwas unverhältnismäßig.<br />

Wenn Sie aber den Aufwand für<br />

die Nutzung mobiler Anwendungen im<br />

Unternehmen sehen, dass Strukturen<br />

geschaffen und Nutzungsregeln eingerichtet<br />

werden müssen, dann entstehen<br />

auf Unternehmensseite erhebliche Infrastrukturkosten.“<br />

© TOPIX<br />

Auf der Cebit 2011 werden die Besucher<br />

nur einige der verfügbaren Anwendungen<br />

für den HR-Bereich sehen<br />

können, da einige Hersteller von HR-<br />

Apps nicht auf der Cebit ausstellen werden.<br />

Andere, beispielsweise SAP, wollen<br />

vor der Cebit keine Informationen preisgeben.<br />

Allerdings meint Manuel Egger,<br />

Sales Director Presales Human Capital<br />

Management bei SAP Deutschland: „Es<br />

wird hier sicherlich im ersten Quartal<br />

2011 viele Neuigkeiten geben, die die<br />

Mobile-Strategie von SAP betreffen. Wir<br />

wollen natürlich in den Bereich Mobile<br />

auch aus HR-Perspektive investieren.“<br />

Deshalb untersuche sein Unternehmen<br />

derzeit mobile Anwendungsszenarien für<br />

den HR-Business-Partner, um die qualitative<br />

Personalarbeit in der Linie noch<br />

besser zu unterstützen, erklärt er und<br />

fährt fort: „Diese Konzepte und Lösungen<br />

werden wahrscheinlich auf der Cebit,<br />

aber vor allem auch auf dem SAP-Kongress<br />

für Personalmanagement am 29.<br />

und 30. März in Mannheim vorgestellt.“<br />

Die bunte Welt der Apps<br />

In der HR-Halle der Cebit (Halle 6) wird<br />

Tisoware (Stand E.13) unter anderem<br />

eine Anwendung zur Zutrittskontrolle<br />

für das Apple iPhone präsentieren. Diese<br />

ermöglicht den mobilen Zugriff auf den<br />

Sicherheitsleitstand von Tisoware, über<br />

den sich unter anderem Buchungslisten<br />

von Mitarbeitern und Besuchern darstellen<br />

lassen. Ebenso soll die HR-Lösung<br />

„Einsicht in die Stempelkarte“ (Zeitnachweisbogen)<br />

als Mobile App zu sehen<br />

sein. PCS wird ebenfalls in Halle 6 (Stand<br />

E.06) eine mobile Zeiterfassungslösung


des Schweizer Partners Lothal, die<br />

auf APG2000 aufbaut, zeigen.<br />

Im E-Learning-Park in Halle 6<br />

(Stand J.03) wird der Anbieter Know<br />

How AG seine Lösung für mobiles Lernen<br />

demonstrieren. Die Lösung läuft<br />

laut Hersteller auf allen gängigen<br />

mobilen Betriebssystemplattformen.<br />

Auch M.I.T. wird dort mit einigen<br />

mobilen E-Learning-Anwendungen<br />

vertreten sein. „WBTplus mobile“ ist<br />

ein Autorensystem, mit dem sich laut<br />

Hersteller ohne Programmierkenntnisse<br />

schnell mobile Lernlösungen<br />

für die führenden Smartphones umsetzen<br />

lassen. Über das iPhone App<br />

„M.I.T. Content Manager“ können<br />

Mitarbeiter oder Kunden auf mobile<br />

Lerninhalte zugreifen und diese organisieren.<br />

Ebenfalls im E-Learning-<br />

Park präsentiert IMC eine mobile<br />

Version des LMS Clix für alle gängigen<br />

Smartphone-Betriebssysteme.<br />

Topix wird im OS X Business-Park<br />

in Halle 2 (Stand A.20) das mobile<br />

Zeiterfassungssystem „mein Topix“<br />

für Smartphones zeigen, dessen Daten<br />

automatisch in die Zeitwirtschaft<br />

Topix 8 übertragen werden. Sage HR<br />

präsentiert in Halle 5 (Stand B.16)<br />

die Lösung „einfach Lohn mobi le“<br />

für das iPhone sowie „mobil Sofortmeldung“<br />

für Sofortmeldungen mit<br />

automatisierter Datenübergabe an<br />

die Personalwirtschaft. Eine mobile<br />

Zeiterfassung mit Geomodul für<br />

Smartphones, das laut Sage HR-<br />

Geschäftsführer Matthias Schneider<br />

stark von kleineren Handwerksbetrieben<br />

zur Erfassung von Zeiten auf<br />

Baustellen (Aufzeichnungspflicht<br />

nach Entsendegesetz) nachgefragt<br />

wird, soll dort erstmals zu sehen<br />

sein. Ebenso eine E-Recruiting-Lösung<br />

für das iPad.<br />

MOBILE ANWENDUNGEN 51<br />

Der Dokumentenmanagementspezialist<br />

D.velop zeigt in Halle 3 (Stand<br />

H.20) das Produkt „d3 mobile“, mit<br />

dem sich neben Investitionsanträgen<br />

auch Dienstreise- und Urlaubsanträge<br />

über alle gängigen Smartphones<br />

genehmigen lassen. In Halle 7 (Stand<br />

noch nicht bekannt) wird Thax die<br />

Anwendung „Findentity Mobile Dictate“<br />

für professionelles mobiles Diktieren<br />

mit dem Blackberry zeigen.<br />

Durch automatische Identifi kation<br />

der Papierakte via Transponder, Optic<br />

Marker oder Barcode ordnet sich<br />

Die Cebit gibt einen Einblick in den Nutzen<br />

der verschiedenen mobilen HR-Anwendungen.<br />

das Diktat laut Hersteller selbstständig<br />

in der Findentity-Offi ce-Version<br />

dem richtigen Datensatz zu.<br />

Einen ganz anderen Weg geht IBM,<br />

die im Zuge ihres Konzepts „Smarter<br />

Planet“ in Halle 2 (Stand A.10) mit<br />

dem App „IBM Lotus Mobile Connect“<br />

ihre mobile Strategie für den<br />

Arbeitsplatz der Zukunft zeigt. Das<br />

Produkt erlaubt eine Vielzahl von<br />

täglichen Arbeitsroutinen wie den<br />

Zugriff auf Firmendatenbanken, E-<br />

Mails, Kontakte und Kalender als<br />

Push-Dienste und zur Synchronisation<br />

auf Smartphones mit unterschiedlichen<br />

Betriebssystemen.<br />

Haufe-Lexware wird in Halle 5<br />

(Stand F.26) eine Zeugnis-App für das<br />

iPhone vorstellen, mit der mit einigen<br />

Klicks Arbeitszeugnisse erstellt,<br />

optimiert und entschlüsselt werden<br />

können. Die Datev bietet zwar keine<br />

direkte HR-App für Smartphones<br />

und Co. in Halle 2 (Stand A.40) an.<br />

Aber immerhin kann man sich über<br />

den Blackberry Bold 9000 unter anderem<br />

die aktuellen Datev-Tweets<br />

sowie Jobangebote abrufen.<br />

Ulli Pesch ist freier Journalist in Heimstetten<br />

bei München.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

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wieder der Zeit voraus, damit Sie besser<br />

mit ihr umgehen können. Schon die<br />

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einer einzigartigen Tastatur-Oberfläche und<br />

der innovativen Multifunktionsanzeige<br />

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schnell begeistern wie die Jury des renommierten<br />

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SPEZIALCEBIT<br />

52 ZEITERFASSUNG<br />

Weil das Altsystem am Limit lief<br />

PRAXIS. Die IEF Werner GmbH führte eine neue Zeiterfassung ein, um den Personalern<br />

die Arbeit zu erleichtern und um die Produktionskosten zu optimieren.<br />

Von Barbara Bitzer<br />

Eine Arbeitsstunde in Deutschland<br />

verteuerte sich nach Angaben<br />

des Statistischen Bundesamts<br />

2009 um rund vier Prozent. Für<br />

das Hochlohnland heißt das, dass sich<br />

seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen<br />

Markt weiter verschlechtert.<br />

Die Unternehmen sind mehr denn<br />

je gefordert, ihre Produktionskosten<br />

zu reduzieren. Voraussetzung für eine<br />

nachhaltige Verbesserung ist aber die<br />

Kenntnis des qualitativen und quantitativen<br />

Ist-Zustands. Die IEF Werner<br />

GmbH verschafft sich diesen Überblick<br />

durch ein neues Zeiterfassungssystem.<br />

Zeit erfassen, Zutritt kontrollieren<br />

Bereits seit 20 Jahren nutzt das<br />

Schwarzwälder Unternehmen eine ITgestützte<br />

Zeiterfassung<br />

mit integrierter Projektdokumentation<br />

und Zutrittskontrolle.<br />

Für den<br />

Komponentenhersteller<br />

im Bereich Sondermaschinenbau<br />

und Automatisierungstechnik<br />

sind<br />

starre Anwesenheitszeiten<br />

kaum praktikabel.<br />

Durch die Zeiterfassung<br />

kann er seinen Mitarbeitern<br />

fl exible Arbeitszeiten<br />

innerhalb eines<br />

Gleitzeitmodells bieten.<br />

Zudem erleichtern Erfahrungswerte<br />

aus der<br />

Projekterfassung die<br />

Personalplanung bei Auf-<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

tragsspitzen. Um die Erfassung möglichst<br />

unkompliziert und komfortabel<br />

zu gestalten, entschied sich IEF Werner<br />

bereits damals für die RFID-Technologie.<br />

Wenn die Mitarbeiter das Gebäude betreten<br />

oder verlassen, passieren sie ein<br />

Terminal, das ihre persönliche Chipkarte<br />

erkennt und die Rahmenarbeitszeiten<br />

automatisch verbucht. Durch die integrierte<br />

Zutrittskontrolle sind darüber<br />

hinaus sensible Bereiche geschützt.<br />

Die Grenzen des Bestandssystems<br />

Im Zuge der Unternehmensentwicklung<br />

stieß das alte System jedoch an seine<br />

Grenzen. Zeitbuchungen zu überarbeiten<br />

oder individuelle Arbeitszeitmodelle<br />

anzulegen, war äußerst aufwendig. Etwa<br />

ein Dutzend Einstellungen mussten auf<br />

ebenso vielen Masken angepasst werden<br />

– ohne einen anschließenden Gesamt-<br />

Einfache Personalplanung für die Produktion war ein Ziel der neuen Software.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />

überblick. So konnten die Personalsachbearbeiter<br />

nicht direkt nachvollziehen,<br />

ob Änderungen korrekt ins System<br />

eingingen. Für sie potenzierte sich der<br />

Aufwand. Vor allem, weil das System<br />

die Umbuchungen nicht lückenlos dokumentierte.<br />

Die Konten übergreifend zu<br />

kontrollieren, wurde unnötig komplex.<br />

Neue Profi le anzulegen, die nicht dem<br />

Standard entsprachen, gestaltete sich<br />

kompliziert und langwierig. Gefordert<br />

war daher eine einfacher zu handhabende<br />

Lösung. Profi lkorrekturen sollten<br />

künftig schnell umzusetzen, Projektzeiten<br />

genauer einzupfl egen und auch<br />

Raucherpausen erfassbar sein.<br />

Ein Update des Altsystems kam nicht<br />

infrage, denn damit hätte man weder einen<br />

Funktionszugewinn noch mehr Übersichtlichkeit<br />

erreicht. Nach eingehendem<br />

Vergleich entschied sich das Unternehmen<br />

für TimeCard premium<br />

plus von Reiner SCT.<br />

Das System entsprach<br />

den Anforderungen –<br />

und zwar für die Hälfte<br />

der reinen Update-Kosten<br />

des Altsystems. Kleinere<br />

Anpassungen wurden<br />

kurzerhand vom Systemhersteller<br />

programmiert.<br />

Heute beschäftigt der<br />

Komponentenhersteller<br />

rund 120 Mitarbeiter.<br />

Ganz gleich ob in Volloder<br />

Teilzeit, koordinieren<br />

sie ihren Tag innerhalb<br />

eines großen Gleitzeitmodells<br />

von fünf bis 22 Uhr.<br />

Dabei arbeiten sie mit un-<br />

© FOTOS: IEF WERNER


Wer an diesem Terminal vorbeigeht, wird<br />

mit seiner RFID-Karte automatisch erfasst.<br />

terschiedlichen Arbeitszeitprofi len. Das<br />

neue Zeiterfassungssystem ermöglicht<br />

die Mitarbeiterplanung, abgestimmt<br />

auf das Arbeitsaufkommen – eine Spezialprogrammierung<br />

für IEF Werner.<br />

Dabei werden die Sollarbeitszeiten<br />

der Mitarbeiter in Prozent defi niert.<br />

Auf dieser Grundlage koordinieren sie<br />

entsprechend ihres individuellen Arbeitsprofi<br />

ls die eigene Produktivzeit.<br />

Bezahlte Abwesenheit wie Urlaub lässt<br />

sich wiederum prozentual von der So l larbeitszeit<br />

abziehen. Dazu Stellios<br />

Dimou, IT-Verantwortlicher: „Mit den<br />

eigens für uns programmierten Features<br />

können wir das System exakt so<br />

nutzen, wie wir es uns vorstellen.“<br />

Einfach und übersichtlich<br />

Für die Mitarbeiter hat sich der Ablauf<br />

nicht grundlegend geändert. Die Zeiterfassung<br />

geht jedoch viel schneller,<br />

da sie einfacher und übersichtlicher<br />

geworden ist. Aus acht Masken, in<br />

denen die Arbeitszeitprofi le zu defi -<br />

nieren waren, ist eine geworden. Alle<br />

Buchungskorrekturen sind direkt in<br />

der Hauptmaske vorzunehmen und<br />

somit auch im Nachhinein einfach<br />

nachvollziehbar. Lediglich Systemadministratoren<br />

und Personalverantwortliche<br />

benötigten eine kurze<br />

Einweisung. Die restlichen Mitarbei-<br />

ZEITERFASSUNG 53<br />

ter fanden sich schnell in das neue<br />

Programm ein. Zudem profi tieren<br />

sie von der genaueren Zeit- und Projektauswertung,<br />

die eine valide Datenbasis<br />

für eine leistungsgerechte<br />

Entlohnung darstellt.<br />

Wie das vorherige System verfügt<br />

auch das neue über eine integrierte<br />

Zutrittskontrolle mit RFID-Technologie.<br />

Diese ist auf die Arbeitszeitregelung<br />

der Zeiterfassung abgestimmt.<br />

Muss aufgrund von Mitarbeiterausfällen<br />

oder ungeplanten Auftragsspitzen<br />

kurzfristig umgeschichtet<br />

werden, lassen sich die Einstellungen<br />

der Zutrittskontrolle schnell ändern.<br />

Auch der Sicherheitsstandard hat<br />

sich mit der neuen Lösung erhöht.<br />

So sind die RFID-Karten der Mitarbeiter<br />

ebenso hoch verschlüsselt wie<br />

EC-Karten. Die Anfertigung einer<br />

Kopie der Karten ist unmöglich. Zu<br />

defi nierten Schließzeiten wird das<br />

Unternehmen automatisch abgeriegelt.<br />

Hierfür implementierte der<br />

Systemhersteller einfach in die vorhandene<br />

IT-Infrastruktur und verwendete<br />

die bestehende Verkabelung<br />

und bisherigen Türeingangsmodule.<br />

Somit fi elen keine weiteren Kosten<br />

an. Innerhalb eines Tages wurde das<br />

Altsystem komplett durch ein sofort<br />

einsatzfähiges Neusystem ersetzt.<br />

Wichtig war aber auch, dass die<br />

Lösung zukunftsfähig ist. Durch<br />

den modularen Aufbau kann sie bei<br />

Bedarf dynamisch mitwachsen. Aufgrund<br />

des großen Händlernetzes<br />

stellen auch Standorterweiterungen<br />

keine Hürde dar. Dazu Prokurist<br />

Heinz-Dieter Mende: „Schwarzwälder<br />

sind pragmatisch: Wir brauchen keine<br />

Funktionen, die wir derzeit noch<br />

nicht nutzen. Aufrüsten kann man<br />

immer noch – zumindest bei unserer<br />

jetzigen Lösung. Wir blicken optimistisch<br />

in die Zukunft und werden bei<br />

Bedarf weiter investieren.“<br />

Barbara Bitzer ist Fachjournalistin aus Sindelfi<br />

ngen.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

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RECHTNEWS<br />

54 AKTUELLES<br />

Reichhaltiges Buffet: Auch hier kann mit den günstigen Sachbezügen abgerechnet werden.<br />

Mahlzeit: Vor dem Fiskus sind alle gleich<br />

Wenn Arbeitgeber ihren<br />

Mitarbeitern eine Mahlzeit<br />

spendieren, isst der<br />

Fiskus bekanntlich mit. Entscheidend<br />

ist aber nicht der tatsächliche<br />

Wert der Mahlzeit. Vielmehr orientiert<br />

man sich an den sogenannten<br />

„Sachbezugswerten“. Diese sind<br />

keinem steuerlichen Gesetz zu entnehmen,<br />

sondern in der Sozialversicherungsentgeltverordnung<br />

(SvEV)<br />

aufgeführt. Für das Jahr 2011 wird<br />

ein Mittag- oder Abendessen mit<br />

2,83 Euro taxiert. Das Frühstück ist<br />

mit 1,57 Euro zu bewerten. Apropos<br />

Frühstück: Seitdem Hotels wegen<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

des unterschiedlichen Mehrwertsteuersatzes<br />

das Frühstück fast immer<br />

getrennt in Rechnung stellen,<br />

sollte die Rechnung auf den Arbeitgeber<br />

ausgestellt sein. Dann gilt<br />

auch hier der Grundsatz: Egal ob<br />

das Frühstück nur aus Wurst, Brot<br />

und Kaffee oder aus einem opulenten<br />

Buffet besteht, der Fiskus<br />

gibt sich mit 1,57 Euro zufrieden.<br />

Wer vermeiden will, dass diese<br />

Kleinbeträge dann auf der Lohnabrechnung<br />

als geldwerter Vorteil<br />

ausgewiesen werden müssen, kann<br />

auch eine Verrechnung mit pauschalen<br />

Spesensätzen vornehmen.<br />

Zusatzbeiträge sind auch 2011 Thema<br />

Die Erhöhung des Beitragssatzes sollte eigentlich den Effekt haben, dass<br />

keine Zusatzbeiträge von den gesetzlichen Krankenkassen erhoben<br />

werden. Eine zu optimistische Prognose, wie ein Überblick aus dem<br />

Januar zeigt. Hier haben schon zu Jahresbeginn 2011, 13 Kassen einen Zusatzbeitrag<br />

festgelegt. Zwei davon haben die Grenze von acht Euro übersprungen<br />

und müssen sich jetzt Gedanken darüber machen, wie sie den sogenannten<br />

Sozialausgleich durchführen. Dieser ist eigentlich Arbeitgebersache, wird<br />

aber erst ab 2012 im Wege der Entgeltabrechnung durchgeführt. Bis dahin<br />

müssen sich die Kassen selbst darum kümmern. Nach Ansicht des Bundesversicherungsamts<br />

ist damit zu rechnen, dass weitere Kassen nachziehen.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />

© FRANTISEK CZANNER / SHUTTERSTOCK<br />

BG-Reform: Das<br />

Neunerziel erreicht<br />

Der Gesetzgeber hat sein Ziel erreicht,<br />

die Anzahl der gewerblichen<br />

Berufsgenossenschaften drastisch<br />

zu senken. Mit seltener Konsequenz<br />

wurden die Berufsgenossenschaften ohne<br />

Ausnahme zu Zusammenschlüssen<br />

verpfl ichtet. Berufsgenossenschaften der<br />

gleichen Branche, die sich nicht freiwillig<br />

zusammengeschlossen haben, wurden<br />

insoweit sogar zwangsfusioniert.<br />

Das gesetzlich defi nierte Ziel, auf<br />

maximal neun gewerbliche Berufsgenossenschaften<br />

zu kommen, wurde zum<br />

Jahreswechsel mit zwei großen Fusionen<br />

erreicht. So bildet die bisherige Fleischereiberufsgenossenschaft<br />

zusammen mit<br />

der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel-Gaststätten<br />

jetzt eine gemeinsame<br />

BG mit der neuen Bezeichnung<br />

„Nahrungsmittel und Gastgewerbe“.<br />

Eine weitere „Elefantenhochzeit“ kam im<br />

Bereich des Metall- und Holzgewerbes<br />

zustande. Hier entstand jetzt die neue<br />

übergreifende „Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall“.<br />

Holzbearbeitung: Jetzt mit Metall in einer BG.


NACHRICHTEN<br />

Dienstwagenbesteuerung<br />

Erneut hat der BFH bestätigt, dass bei<br />

einer privaten Dienstwagennutzung<br />

die 0,03 Prozent Zuschlagsregelung für<br />

Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />

nicht generell zur Anwendung<br />

kommt. Nach wie vor blockiert die<br />

Finanzverwaltung diese Auffassung<br />

durch einen Nichtanwendungserlass.<br />

BFH, Urteil vom 22.9.2010, VI R 54/09<br />

Hängepartie beim TVöD<br />

Der Tarifvertrag für den öffentlichen<br />

Dienst steht vor einer erneuten Bewährungsprobe.<br />

Die Verhandlungen für die<br />

schon lange erwartete Entgeltordnung<br />

sind zwar angelaufen, Arbeitgeber und<br />

Gewerkschaften kommen jedoch auf<br />

keinen Konsens. Mit Wirkung ab 1.<br />

Januar 2011 soll daher eine vorläufi ge<br />

Zuordnung von Tätigkeitsmerkmalen<br />

vorgenommen worden.<br />

www.haufe.de/oeffentlicher-dienst<br />

Gefahrstoffverordnung<br />

Komplizierter wird es für Arbeitgeber,<br />

die mit Gefahrstoffen zu tun haben. In<br />

der EU wird ein völlig neues Einstufungs-<br />

und Kennzeichnungssystem<br />

für gefährliche Stoffe und Gemische<br />

eingeführt. Die geltende Gefahrstoffverordnung<br />

ist daher angepasst worden.<br />

Versicherungsfreiheit in der GKV<br />

Die Wiedereinführung der früheren<br />

Rechtslage für die Abgrenzung von Versicherungspfl<br />

icht und Versicherungsfreiheit<br />

hat eine Reihe von Rechtsfragen<br />

aufgeworfen. In einem Rundschreiben<br />

hat der GKV-Spitzenverband dazu auf<br />

elf Seiten Stellung genommen. So unter<br />

anderem für das Befreiungsrecht bei<br />

Teilzeitbeschäftigung nach Bezug von<br />

Elterngeld. Das Rundschreiben ist im<br />

Internet veröffentlicht.<br />

www.gkv-spitzenverband.de<br />

AKTUELLES<br />

Regierung bleibt<br />

auf hartem Kurs<br />

Trotz Kritik aus dem Bundesrat<br />

will die Bundesregierung am<br />

Entwurf zum neuen Beschäftigten-Datenschutzgesetz<br />

festhalten.<br />

So prallte insbesondere die Kritik,<br />

das geplante Gesetz sei unverständlich<br />

formuliert, an den Regierungsverantwortlichen<br />

ab. Lediglich im<br />

Bereich der Beschreibung, bei welchen<br />

Fragen an Beschäftigte schon<br />

eine Datenerhebung beginnt, will<br />

man im Hinblick auf eine Abgrenzung<br />

zu völlig üblichen innerbetrieblichen<br />

Kommunikationsvorgängen<br />

nachschärfen. Somit ist nach einer<br />

erneuten Sitzung des Bundestags<br />

tatsächlich damit zu rechnen, dass<br />

im Laufe des ersten Halbjahres 2011<br />

das neue Gesetz in Kraft tritt.<br />

Steuerfreie<br />

Umzugskosten<br />

Aufwendungen, die aufgrund<br />

eines betrieblich bedingten<br />

Umzugs vom Arbeitgeber gezahlt<br />

werden, können steuerfrei sein.<br />

Art und Umfang der Aufwendungen<br />

bemessen sich dabei nach dem<br />

Bundesumzugskostengesetz für Beamte.<br />

Hier hat es mit Wirkung zum<br />

1. Januar 2011 Erhöhungen gegeben.<br />

So können jetzt umzugsbedingte<br />

Unterrichtskosten je Kind in Höhe<br />

von 1.612 Euro steuerfrei ersetzt<br />

werden. Werden sonstige Umzugsauslagen<br />

nicht durch Rechnungen<br />

nachgewiesen, können hier folgende<br />

Pauschbeträge in Anspruch genommen<br />

werden: 1.279 Euro bei Eheleuten,<br />

640 Euro bei Ledigen, pro Kind<br />

kommt ein Erhöhungsbetrag von 282<br />

Euro hinzu.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

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56 URTEILSDIENST<br />

Doppelt gemoppelt ...<br />

.…. hält nicht besser. Auf diese Problematik<br />

hatten wir schon in Ausgabe 9/2008<br />

aufmerksam gemacht. Der Grund lag in<br />

einem für viele überraschenden Urteil<br />

des BAG zu den Auswirkungen der im<br />

Rückgabepflicht für Dienstwagen<br />

ZUSAMMENFASSUNG Der Arbeitgeber kann die Rückgabe eines<br />

Dienstwagens, den er auch zur privaten Nutzung überlassen hat,<br />

dann verlangen, wenn der Arbeitnehmer arbeitsunfähig erkrankt ist<br />

und sein Entgeltfortzahlungsanspruch endet.<br />

RELEVANZ Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts klärt zwei wichtige<br />

Fragen im „Dienstwagenrecht“ ab. Zunächst wird klargestellt, dass<br />

die Gebrauchsüberlassung eines PKW zur privaten Nutzung eine<br />

zusätzliche echte Gegenleis tung für die geschuldete Arbeitsleistung<br />

ist. Sofern der Arbeitgeber einem Arbeitnehmer das Fahrzeug vertragswidrig<br />

entzieht, kann der eine Nutzungsausfallentschädigung,<br />

in Höhe der steuerlichen Bewertung der privaten Nutzungsmöglichkeit,<br />

verlangen. Eine solche Situation tritt jedoch dann nicht ein,<br />

wenn der Arbeitgeber überhaupt kein Arbeitsentgelt mehr schuldet.<br />

Dies ist für Zeiten, für die keine Entgeltfortzahlungspfl icht mehr<br />

besteht, der Fall.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 14.12.2010, 9 AZR 631/09<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 10/2007, Seite 81<br />

OT-Mitgliedschaften sind möglich<br />

ZUSAMMENFASSUNG Ein Arbeitgeberverband kann eine OT-Mitgliedschaft<br />

im sogenannten Stufenmodell vorsehen, die nicht zur Tarifgebundenheit<br />

nach § 3 Abs. 1 TVG führt. Allerdings muss sichergestellt<br />

sein, dass OT-Mitglieder ohne tarifpolitischen Einfl uss sind.<br />

RELEVANZ Obwohl das Bundesarbeitsgericht auch schon in der Vergangenheit<br />

die Möglichkeit von OT-Mitgliedschaften grundsätzlich<br />

bejaht hat, musste es nunmehr in mehreren Parallelfällen erneut<br />

über diese Frage entscheiden. Die klagenden Arbeitnehmer hatten<br />

die Funktionsfähigkeit der Tarifautonomie als Argument für die<br />

grundsätzliche Ablehnung von OT-Mitgliedschaften ins Feld geführt.<br />

Anders das Bundesarbeitsgericht: Auch durch eine sehr allgemein<br />

gehaltene, aber eindeutige Regelung zur Trennung der Befugnisse<br />

von OT- und Vollmitgliedern eines Verbands, sei die Tarifautonomie<br />

nicht gefährdet.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 15.12.2010, 4 AZR 256/0905<br />

Zum Thema ... Personalmagazin4/2007, Seite 72<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Jahre 2002 eingeführten Schuldrechtsreform.<br />

Wie Sie der nächsten Seite entnehmen<br />

können, hat das BAG seine<br />

Auffassung zu Freiwilligkeitsklauseln<br />

beibehalten. Bei freiwilligen Leistungen<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />

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gilt daher weiterhin: Manchmal kann zu<br />

viel Text in einem Arbeitsvertrag „tödlich“<br />

sein, und im Arbeitsrecht ist es mitunter<br />

wie in der Medizin, wo die Dosis<br />

zwischen Gift und Heilstoff entscheidet.<br />

Widerspruch gegen Betriebsübergang<br />

ZUSAMMENFASSUNG Das Widerspruchsrecht nach § 613 a, Abs. 6<br />

BGB kann verwirken. Der dazu notwendige, entsprechend gewichtige<br />

Zeitablauf ist jedenfalls nach 6,5 Jahren erfüllt.<br />

RELEVANZ Das Landesarbeitsgericht Hamm hat mit dem Urteil<br />

versucht, eine zeitliche Begrenzung des Widerspruchs gegen einen<br />

Betriebsübergang zu defi nieren. Ob diese Bestand hat, wird sich<br />

zeigen, denn die Berufungskammer hat die Revision zum Bundesarbeitsgericht<br />

zugelassen.<br />

Quelle LAG Hamm, Urteil vom 1.10.2010, 10 Sa 449/1034/05<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 6/2008, Seite 78<br />

Streitbare Orchestermitglieder<br />

ZUSAMMENFASSUNG Einen würdigen Nachfolger hat das sogenannte<br />

„Regenmacher“-Verfahren aus dem Jahre 2001 gefunden. Diesmal<br />

war Wolfgang Amadeus Mozart der Stein des Anstoßes.<br />

RELEVANZ Wir erinnern uns: Im Regenmacherurteil hatte das BAG<br />

über die Instrumenteneigenschaft eines sogenannten „Regenmachers“<br />

zu entscheiden. Jetzt mussten die Bundesrichter wieder einmal<br />

ihre Sachkenntnis in klassischer Musik unter Beweis stellen.<br />

Geklagt hatten vier Choristen, die an Aufführungen der Mozart-Oper<br />

„Idomeneo“ mitwirkten. Ihr Einwand: In diesem Opernstück sei jede<br />

Stimme „partiturgerecht nur einzeln durch einen Sänger“ besetzt.<br />

Dafür seien Sondervergütungen<br />

zu zahlen. Die Richter erwiesen<br />

sich jedoch hier als durchaus<br />

sachkundig. Sie entschieden, dass<br />

mangels abweichender szenischer<br />

Aspekte auf die den musikalischen<br />

Willen des Komponisten verkörpernde<br />

Partitur die solistischen<br />

Leistungen kurz seien und daher<br />

nicht als Soli, sondern als Teil der<br />

Solisten oder Chorsänger? Chorleistung anzusehen seien.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 16.12.2010, 6 AZR 487/09<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 7/2006, Seite 42


Anspruch auf Altersteilzeit<br />

ZUSAMMENFASSUNG Sieht ein Tarifvertrag vor, dass Altersteilzeitanträge<br />

abgelehnt werden können, wenn mehr als fünf Prozent<br />

der Belegschaft bereits Altersteilzeit beziehen, so besteht darüber<br />

hinaus kein Anspruch aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz.<br />

RELEVANZ Das Urteil des Landesarbeitsgerichts München ist von<br />

übergreifender Bedeutung, weil es zu Stichtagsregelungen Stellung<br />

bezieht. Eine solche Regelung wurde hier als rechtmäßig erachtet,<br />

unabhängig davon, wann die Anträge auf Altersteilzeit gestellt wurden.<br />

Eine Pfl icht zur Vorankündigung, wann sich der Arbeitgeber dazu<br />

entscheiden will, Anträge wegen Erfüllung der Quote abzulehnen,<br />

hat das Landesarbeitsgericht verneint.<br />

Quelle LAG München, Urteil vom 3.11.2010, 5 Sa 1021/09<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 8/2008, Seite 63<br />

Energieleistung als Betriebsrentner<br />

ZUSAMMENFASSUNG Auch die Er<strong>statt</strong>ungen von Energiekosten an<br />

Betriebsrentner können Leistungen der betrieblichen Altersversorgung<br />

sein, die nur unter Beachtung der Grundsätze des Vertrauensschutzes<br />

und der Verhältnismäßigkeit abgeändert werden können.<br />

RELEVANZ Das Urteil zeigt, dass auch die Leistung von Sachbezügen<br />

an Betriebsrentner eine „Ewigkeitsgarantie“ haben kann. Im vorliegenden<br />

Fall hatte der Arbeitgeber die Energiekostener<strong>statt</strong>ung für<br />

die aktiv Beschäftigten beschränkt. Dies hat nicht zur Folge, dass<br />

diese Beschränkung auf Betriebsrentner wirkt.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 14.12.2010, 3 AZR 799/09<br />

Zum Thema ... Personalmagazin, bAVspezial, November 2010<br />

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GRATIFIKATIONSRECHT<br />

ZUSAMMENFASSUNG Leistet ein Arbeitgeber mehrere Jahre lang<br />

ein Weihnachtsgeld an einen Arbeitnehmer, ohne bei der Zahlung<br />

deutlich eine Bindung für die Zukunft auszuschließen, kann der<br />

Arbeitnehmer daraus schließen, der Arbeitgeber wolle sich dauerhaft<br />

verpfl ichten. Eine unklare Klausel im Arbeitsvertrag kann das<br />

Entstehen eines künftigen Rechtsanspruchs nicht verhindern.<br />

RELEVANZ Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts knüpft nahtlos an<br />

die bisherige höchstrichterliche Rechtsprechung zum Freiwilligkeitsvorbehalt<br />

im Gratifi kationsrecht an.<br />

Im Streit stand folgende Klausel, die auch heute noch in vielen<br />

Arbeitsverträgen Verwendung fi ndet: „Soweit der Arbeitgeber gesetzlich<br />

oder durch Tarifvertrag nicht vorgeschriebene Leistungen,<br />

wie Prämien, Zulagen, Urlaubsgeld, Gratifi katio nen, Weihnachtsgratifi<br />

kationen, gewährt, erfolgen sie freiwillig und ohne jede<br />

rechtliche Verpfl ichtung. Sie sind daher jederzeit ohne Wahrung<br />

einer besonderen Frist widerrufbar.“<br />

Auf den ersten Blick erscheint diese Klausel als umfassend<br />

und rechtssicher. Gerade aber diese umfassende Ausformulierung<br />

wurde dem Arbeitgeber zum Verhängnis. Die Problematik liegt in<br />

der gleichzeitigen Verwendung von Freiwilligkeits- und Widerrufsvorbehalt.<br />

Dazu hat sich das Bundesarbeitsgericht folgendermaßen<br />

geäußert: „Die Klausel ist nicht geeignet, das mehrfache,<br />

tatsächliche Erklärungsverhalten des Arbeitgebers hinreichend zu<br />

entwerten.“<br />

Quelle: BAG, Urteil vom 8.12.2010, 10 AZR 671/09<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 9/2008, Seite 96<br />

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RECHT<br />

URTEILSDIENST<br />

Die gleichzeitige Formulierung von Freiwilligkeits-<br />

und Widerrufsvorbehalt führt zur Unwirksamkeit<br />

57<br />

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58 RECHTSPRECHUNG<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />

Urteile aus Erfurt im Jahresrückblick<br />

ÜBERSICHT. Ohne Richterspruch geht nichts im Arbeitsrecht. Auch 2010 hat das<br />

BAG wichtige Meilensteine für die betriebliche Praxis gesetzt.<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

Der Blick auf die Erfurter Rechtsprechung<br />

2010 zeigt wieder<br />

einmal die hohe Bedeutung<br />

der Rechtsprechung für die<br />

arbeitsrechtliche Praxis. Aus der Analyse<br />

der Rechtsprechungsänderungen im<br />

Jahr 2010 ergibt sich aber auch: Kein<br />

anderes Rechtsgebiet ist mit einem derartigen<br />

Risikofaktor ausge<strong>statt</strong>et, nämlich<br />

der Gefahr, das jahrzehntelanges<br />

unbeanstandetes Handeln durch einen<br />

Richterspruch plötzlich verbotswidrig<br />

wird.<br />

Bezugnahmeklauseln auf Tarifverträge<br />

Welchen „Urknall“ die Schuldrechtsreform<br />

aus dem Jahr 2002 ausgelöst hat,<br />

zeigt eine Entscheidung des 4. Senats<br />

zur individualrechtlichen Bezugnahme<br />

auf Tarifverträge. Hier besteht offensichtlich<br />

auch noch acht Jahre nach der<br />

Gesetzesreform Klärungsbedarf.<br />

Die Bundesrichter haben erneut bestätigt,<br />

dass Verweisklauseln auf Tarifverträge<br />

in Zweifelsfällen als sogenannte<br />

dynamische Bezugnahmen aufzufassen<br />

sind. Die Folge einer derartigen Auslegung,<br />

welche vor der Schuldrechtsreform<br />

von den Ge<strong>richten</strong> noch genau gegenteilig,<br />

nämlich als sogenannte „Gleichstellungsabrede“<br />

ausgefallen war, ist:<br />

Auch nach einem Verbandsaustritt ist<br />

der Arbeitgeber verpfl ichtet, tarifl iche<br />

Lohn erhöhungen weiterzugeben. Besonders<br />

heikel ist dies in Fällen, wie dem<br />

vom 4. Senat entschiedenen. Hier wurde<br />

der Arbeitgeber eines Erwerberbetriebs,<br />

der die Bezugnahme selbst nicht<br />

formuliert hatte und in dessen Betrieb<br />

von Tarifverträgen nie die Rede gewesen<br />

war, nach einem Betriebserwerb an die<br />

dynamische Klausel seines Vorgängers<br />

gebunden. Urteil vom 24.2.2010, 4 AZR 691/08<br />

Vorlagenrekord<br />

Können Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts<br />

<strong>statt</strong> Rechtssicherheit auszulösen,<br />

auch das Gegenteil bewirken?<br />

Die Antwort heißt ja und sie trifft immer<br />

dann zu, wenn sich die Bundesrichter<br />

zwar eine Meinung gebildet haben, aber<br />

befürchten, dass diese möglicherweise<br />

mit europäischem Recht kollidiert. In diesen<br />

Fällen besteht eine Pfl icht, den Europäischen<br />

Gerichtshof zur Klärung der<br />

Zweifelsfrage anzurufen. Derartige Zweifel,<br />

mit der Folge, dass eine Rechtsfrage<br />

dem Europäischen Gerichtshof vorgelegt<br />

wird, sind im Rechtsprechungsjahr 2010<br />

sooft wie nie zuvor aufgetreten.<br />

Alarmstufe rot für Arbeitgeber<br />

bei EuGH-Vorlagebeschlüssen<br />

Für die Betriebe heißt es bei einem solchen<br />

Vorlagebeschluss: Alarmstufe rot bei<br />

arbeitsrechtlichen Gestaltungen. Spätestens<br />

nach Veröffentlichung eines Vorlagebeschlusses<br />

können Arbeitgeber nicht<br />

mehr auf eine bestehende Rechtslage<br />

oder eine gefestigte Rechtsprechung vertrauen.<br />

Resultierend aus den Vorlagebeschlüssen<br />

2010, sind demnach folgende<br />

Sachverhalte bis zu einer Entscheidung<br />

des EuGH mit Vorsicht zu genießen.<br />

Risiko 1: Bewerbungsverfahren<br />

Möglicherweise werden in Zukunft abgelehnte<br />

Bewerber einen Anspruch auf<br />

Die Bedeutung des europäischen Rechts wird Jahr für Jahr größer. Das war auch 2010 zu spüren.<br />

© PLATSLEE / SHUTTERSTOCK


Auskunft haben. Ihnen muss dann offengelegt<br />

werden, ob ein anderer Bewerber<br />

eingestellt wurde und welchen Kriterien<br />

der Arbeitgeber bei der Bevorzugung<br />

dieses anderen Bewerbers gefolgt ist.<br />

Aus nationalen Regelungen ergibt sich<br />

eine solche Auskunft nicht, der 8. Senat<br />

des BAG möchte jedoch wissen, ob die<br />

Antidiskriminierungsrichtlinien der<br />

Europäischen Gemeinschaft hier etwas<br />

anderes aussagen.<br />

Beschluss vom 20.5.2010, 8 AZR 287/08<br />

Risiko 2: Befristete Arbeitsverhältnisse<br />

Brisanter sind zwei Vorlagebeschlüsse<br />

des 7. Senats, die sich um das Befristungsrecht<br />

drehen. Hier geht es einmal<br />

um den Sachgrund der Haushaltsbefristung<br />

für Arbeitsverhältnisse im öffentlichen<br />

Dienst. Das BAG hält es für<br />

klärungsbedürftig, ob dieser zusätzliche<br />

Befristungsgrund nicht gegen europäisches<br />

Recht verstößt, weil er der Privatwirtschaft<br />

nicht zur Verfügung steht.<br />

Beschluss vom 27.10.2010, 7 AZR 485/09<br />

Noch brisanter kann es für die Frage der<br />

Vertretungsbefristung ausgehen. Derartige<br />

befristete Arbeitsverhältnisse sind<br />

eigentlich der klassische, rechtssichere,<br />

sachliche Grund für eine Befristung<br />

schlechthin. Jetzt muss der EuGH entscheiden,<br />

ob wiederholte Befristungen<br />

zur Vertretung jedenfalls dann rechtswidrig<br />

sind, wenn bei dem Arbeitgeber<br />

ein ständiger Vertretungsbedarf besteht,<br />

der auch durch unbefristete Einstellungen<br />

befriedigt werden könnte.<br />

Beschluss vom 17.11.2010, 7 AZR 443/09<br />

AGG-Entscheidungen am Fließband<br />

Wie auch in den Vorjahren hat das BAG<br />

in zahlreichen Fällen auch direkt über<br />

die AGG-Widrigkeit arbeitsvertrag licher<br />

Sachverhalte entschieden. So hat der<br />

5. Senat die Vorschrift des § 622 Abs.<br />

2 Satz 2 BGB für unwirksam erklärt. In<br />

der Sache geht es um nach Lebensalter<br />

differenzierende Kündigungsfristen.<br />

Die Entscheidung ist deswegen von<br />

praktischer Bedeutung, weil sich auch<br />

in zahlreichen Tarifverträgen derartige<br />

altersbedingte Staffelungen befi nden.<br />

Urteil vom 1.9.2010, 5 AZR 700/09<br />

Die Rechtsprechung zur „Altersdiskriminierung“<br />

wurde vom 1. und 8. Senat mit<br />

zwei Entscheidungen ausgebaut. So kann<br />

die Begrenzung einer innerbetrieblichen<br />

Stellenausschreibung auf Arbeitnehmer<br />

im ersten Berufsjahr eine unzulässige<br />

mittelbare Benachteiligung sein.<br />

Beschluss vom 18.8.2009, 1 ABR 47/08<br />

Klargestellt wurde auch, dass Formulierungen<br />

in Stellenausschreibungen,<br />

die einen „jungen Bewerber“ benennen,<br />

Schadensersatzansprüche auslösen können.<br />

Urteil vom 19.9.2010, 8 AZR 530/09<br />

Keine Altersdiskriminierung sieht das<br />

Bundesarbeitsgericht dagegen, wenn<br />

im Rahmen einer Personalabbaumaßnahme<br />

der Arbeitgeber den Abschluss<br />

von Aufhebungsverträgen gegen Abfi ndungen<br />

anbietet, davon aber Mitarbeiter<br />

ab einem bestimmten Alter ausnimmt.<br />

Urteil vom 25.2.2010, 6 AZR 911/08<br />

Zwei Knüller im Tarifrecht<br />

„Ein Unternehmen, eine Gewerkschaft.“<br />

Zu diesem Ergebnis ist jahrzehntelang<br />

die Rechtsprechung mithilfe von komplizierten<br />

Kollisionsregelungen gelangt<br />

und dieses Richterrecht war als sogenannter<br />

„Grundsatz der Tarifeinheit“,<br />

fester Bestandteil der arbeitsrechtlichen<br />

Dogmatik geworden. Mitte 2010 hat der<br />

10. Senat aufgrund einer Anfrage des 4.<br />

Senats diesen Grundsatz ausdrücklich<br />

nicht mehr für anwendbar erklärt. Die<br />

Folge: In Zukunft wird ein Nebeneinander<br />

von unterschiedlichen Tarifverträgen<br />

im selben Unternehmen ermöglicht.<br />

Beschluss vom 23.6.2010, 10 AS 2/10<br />

Die zweite spektakuläre und in ihren<br />

Folgen wohl auch die kostenträchtigste<br />

Entscheidung zum Tarifrecht erfolgte<br />

zum Jahresschluss. Der 1. Senat entschied:<br />

Die Tarifgemeinschaft „Christlicher<br />

Gewerkschaften für Zeitarbeit<br />

Download<br />

RECHT<br />

RECHTSPRECHUNG<br />

Alle hier zitierten Urteile des<br />

Bundesarbeitsgerichts aus dem Jahr<br />

2010 fi nden Sie im Volltext auf<br />

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„BAG-Urteile 2010“.<br />

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und Personalserviceagenturen“ ist keine<br />

Spitzenorganisation, die im eigenen<br />

Namen Tarifverträge abschließen kann<br />

(siehe dazu auch Seite 3 und Seite 61 in<br />

dieser Ausgabe).<br />

Beschluss vom 14.12.2010, 1 ABR 19/10<br />

Die Klarstellung zu Bagatelldelikten<br />

Wenn die Bedeutung von Entscheidungen<br />

des Bundesarbeitsgerichts an<br />

der Häufi gkeit von Meldungen in Presse,<br />

Funk und Fernsehen gemessen würde,<br />

wäre der Fall Emmely unser Spitzenreiter<br />

des Jahres 2010. Erwartet wurde vielerorts<br />

eine grundlegende Änderung des<br />

Kündigungsrechts im Sinne einer generellen<br />

Einschränkung von Kündigungsmöglichkeiten<br />

bei Bagatelldelikten. Dies<br />

ist jedoch damit nicht verbunden.<br />

Im Gegenteil: Das Bundesarbeitsgericht<br />

hat ausdrücklich den seit dem<br />

grundlegenden „Bienenstichfall“ bestehenden<br />

Grundsatz bestätigt, dass eine<br />

Kündigung aufgrund eines Eigentumsdelikts<br />

an sich einen Grund zur außerordentlichen<br />

Kündigung darstellt. Zu<br />

berücksichtigen ist aber in der nachfolgenden<br />

Interessenabwägung jeweils,<br />

ob der Arbeitnehmer aufgrund seiner<br />

Vorgeschichte so viel Vertrauenskapital<br />

erworben hat, dass dieses durch einen<br />

einmaligen Kündigungssachverhalt<br />

nicht vollständig zerstört werden kann.<br />

Vor allem gilt aber: Eine Geringfügigkeitsgrenze<br />

gibt es auch in Zukunft für<br />

wirtschaftliche Schädigungen nicht,<br />

wenngleich bei der Interessenabwägung<br />

die Schadenhöhe letztendlich eine entscheidende<br />

Rolle spielen kann.<br />

Urteil vom 10.6.2010, 2 AZR 541/09<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

59


60<br />

ZEITARBEIT<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />

Die Zeitarbeit wird neu justiert<br />

AKTUELLES. Eine europäische Richtlinie bringt Änderungen beim Einsatz von<br />

Leiharbeitnehmern. Neue Pfl ichten auch für Entleiher kommen noch 2011.<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

In die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

für Zeitarbeitsbeschäftigungen<br />

ist Bewegung gekommen. Der<br />

Regierungsentwurf zur Änderung<br />

des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />

(AÜG) liegt vor. Mit der beabsichtigten<br />

Änderung soll einerseits einer ab Dezember<br />

2011 umzusetzenden Richtlinie<br />

des Europäischen Parlaments Rechnung<br />

getragen werden. Zum anderen soll auf<br />

Missbräuche in der Vergangenheit reagiert<br />

werden. Dies im Hinblick auf die<br />

als „Drehtürmethode“ ins Gerede gekommene<br />

Praxis mancher Unternehmen, die<br />

Stammbeschäftigte entlassen haben und<br />

unmittelbar oder nach kurzer Zeit als<br />

Zeitarbeitskräfte wieder in ihrem ehe-<br />

maligen Unternehmen zu schlechteren<br />

Arbeitsbedingungen eingesetzt haben.<br />

Adressat der neuen Änderungen sind<br />

nicht nur die Unternehmen, die Arbeitnehmer<br />

verleihen. Auch für die Arbeitgeber,<br />

die Leiharbeitnehmer einsetzen,<br />

gibt es einige Änderungen, auf die sie<br />

vorbereitet sein sollten.<br />

Arbeitnehmerüberlassung soll kein<br />

Dauerzustand, sondern nur vorübergehend<br />

sein. So bestimmt es die europäische<br />

Richtlinie. Dem folgt der deutsche<br />

Gesetzgeber brav, indem er in den § 1<br />

Abs. 2 AÜG folgende Ergänzung einfügt:<br />

„Die Überlassung von Arbeitnehmern<br />

an Entleiher erfolgt vorübergehend.“ Ein<br />

Satz ohne Konsequenzen, denn nach wie<br />

vor sieht das AÜG keine Höchstüberlassungsfristen<br />

vor.<br />

Aus gewerbsmäßiger Überlassung<br />

wird „wirtschaftliche Tätigkeit“<br />

Die bisherige Erlaubnispfl icht nach dem<br />

AÜG bestand ausschließlich für Verleiher,<br />

die Leiharbeitnehmer gewerbsmäßig<br />

an Dritte überlassen wollen.<br />

Ausgehend von der neuen europäischen<br />

Leiharbeitsrichtlinie, ist jetzt der Begriff<br />

der Arbeitnehmerüberlassung erweitert<br />

worden und nicht mehr davon abhängig,<br />

dass die Arbeitnehmerüberlassung als<br />

„Gewerbe“ betrieben wird. Ausreichend<br />

Eine Erlaubnis f ür Arbeitnehmerüberlassung<br />

wird in Zukunft auch notwendig sein, wenn keine<br />

Gewinnerzielungsabsicht besteht.<br />

ist nunmehr die Zielsetzung des Verleihers,<br />

Arbeitnehmer einem entleihenden<br />

Unternehmen zu überlassen und dort<br />

unter dessen Aufsicht und Leitung vorübergehend<br />

arbeiten zu lassen.<br />

Wichtig: In der Zukunft wird also für<br />

eine Arbeitnehmerüberlassung eine Erlaubnis<br />

notwendig sein, selbst wenn das<br />

Unternehmen keine Gewinnerzielungsabsicht<br />

hat. Damit wird auch bezweckt,<br />

dass konzerninterne Verleihungen ohne<br />

gewerblichen Zweck der Erlaubnispfl<br />

icht unterliegen.<br />

Sonderstellung für Arbeitslose entfällt<br />

Bisher konnte von dem Grundsatz, Leiharbeitnehmer<br />

zu schlechteren Konditionen<br />

als die Stammarbeitnehmer des<br />

entleihenden Betriebs zu beschäftigen,<br />

nicht nur tarifvertraglich abgewichen<br />

werden, sondern auch dann, wenn der<br />

Leiharbeitnehmer direkt vor seiner<br />

Einstellung arbeitslos war. Eingeführt<br />

wurde dies als beschäftigungspolitische<br />

Maßnahme, die eine auf längstens sechs<br />

Wochen begrenzte Abweichung vom<br />

Gleichstellungsgrundsatz ermöglichte.<br />

In der rechtswissenschaftlichen Literatur<br />

wird diese Ausnahme teilweise<br />

für nicht mit der Leiharbeitsrichtlinie<br />

vereinbar gehalten. Da laut Gesetzesbegründung<br />

von der Regelung ohnedies<br />

kaum Gebrauch gemacht wurde, soll sie<br />

ersatzlos gestrichen werden.<br />

Vergütungstrick wird verhindert<br />

Weiterhin können Abweichungen vom<br />

Grundsatz der Gleichbehandlung durch<br />

Tarifvertrag erfolgen. Allerdings darf eine<br />

abweichende tarifl iche Regelung nicht<br />

für Leiharbeitnehmer gelten, die beim<br />

gleichen Arbeitgeber oder beim gleichen<br />

Konzern beschäftigt waren und in den<br />

letzten sechs Monaten vor der Entleihung<br />

aus diesem Arbeitsverhältnis ausgeschieden<br />

sind. Durch diese Regelung<br />

soll eine missbräuchliche unternehmens-<br />

oder konzerninterne Verleihung unter<br />

schlechteren Arbeitsbedingungen für die<br />

Leiharbeitnehmer verhindert werden.<br />

Neue Informationspfl icht für Entleiher<br />

In einer neu gefassten Vorschrift (§<br />

13a AÜG) wird für Unternehmen, die


Leiharbeitnehmer einsetzen, folgende<br />

Pfl icht festgelegt: „Der Entleiher hat den<br />

Leiharbeitnehmer über Arbeitsplätze<br />

des Entleihers, die besetzt werden sollen,<br />

zu informieren. Die Information<br />

kann durch allgemeine Bekanntgabe an<br />

geeigneter, dem Leiharbeitnehmer zugänglicher<br />

Stelle im Betrieb und Unternehmen<br />

des Entleihers, erfolgen.“ Auch<br />

diese Vorschrift ist zwingende Folge der<br />

europäischen Leiharbeitsrichtlinie. Sie<br />

SV-BEITRAGSRECHT<br />

Die Folgen unwirksamer Tarifl öhne<br />

Am 14. Dezember 2010 hat das BAG entschieden: „Die Tarifgemeinschaft christlicher<br />

Gewerkschaften für Zeitarbeit ist nicht tariffähig.“ Als Folge kann es zu Nachforderungen<br />

der Sozialversicherung kommen. Unter Umständen auch bei entleihenden Unternehmen.<br />

Mit Schreiben vom 23. Dezember 2010 bekamen 2.700 Zeitarbeitsunternehmen ein<br />

amtliches Schreiben der Deutschen Rentenversicherung Bund. Darin wurde auf das Urteil des<br />

BAG zur Tarifunfähigkeit der Tarifgemeinschaft christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und<br />

Personalserviceagenturen (CGZP) hingewiesen und gleichzeitig eingeräumt, dass sich derzeit<br />

„nicht mit letzter Sicherheit“ sagen lasse, wie die Frage der Rückwirkung dieser Entscheidung<br />

auf Beitragsansprüche, die seit Januar 2006 entstanden seien, zu beantworten ist. Hier müsse<br />

man zunächst die noch ausstehenden Gründe der BAG-Entscheidung abwarten. Bis dahin<br />

eigentlich ein freundliches Schreiben, bei dem sich die Frage aufdrängt, warum die Deutsche<br />

Rentenversicherung sich diese „Aufklärungsmühe“ macht und nicht erst einmal das selbst für<br />

notwendig erachtete Studium der Entscheidungsgründe abwartet.<br />

Die Antwort darauf erschließt sich allerdings schnell, wenn man den weiteren Text des<br />

Rundschreibens liest. „Um Schaden von der Sozialversicherung abzuwenden“, so heißt es<br />

hier wörtlich, „sehen wir uns deshalb verpfl ichtet, hiermit fristwahrend die Ansprüche auf<br />

entgangene Sozialversicherungsbeiträge noch im Jahr 2010 geltend zu machen.“ Damit<br />

ist die Katze aus dem Sack. Einziger Zweck dieses Schreibens ist die Angst der Behörde<br />

vor der Verjährung, denn im Sozialversicherungsrecht gilt für die Nachforderung von<br />

Beiträgen eine vierjährige Verjährungsfrist. Geht die Rechnung der Deutschen Rentenversicherung<br />

auf, so hat sie mit ihrem Schreiben noch das Jahr 2006 für mögliche Nachforderungen<br />

„gerettet“. Dass es zu Nachforderungen kommen wird, daran lässt die Behörde<br />

keinen Zweifel und vermerkt: „Wir beabsichtigen, im Jahr 2011 eine Betriebsprüfung in<br />

Ihrem Unternehmen durchzuführen.“<br />

Möglicherweise werden die Prüfer aber nicht nur bei Zeitarbeitsfi rmen, sondern auch bei<br />

deren Kunden auftauchen. Der Grund: Lassen sich Beitragsforderungen nicht realisieren, so<br />

haftet der Entleiher für die Beitragsforderungen als selbstschuldnerischer Bürge (§ 28e Abs. 2<br />

Satz 1 SGB IV, Subsidiärhaftung). Der Entleiher kann die Zahlung nur so lange verweigern, wie<br />

die Einzugsstelle den Arbeitgeber nicht gemahnt hat und die Mahnfrist nicht abgelaufen ist.<br />

soll die Übernahme der Leiharbeitnehmer<br />

in die Stammbelegschaft des Entleihers<br />

dadurch unterstützen, dass sie<br />

über die Möglichkeiten einer Bewerbung<br />

direkt informiert werden. Die Regelung<br />

ist vergleichbar mit § 18 des Teilzeit- und<br />

Befristungsgesetzes.<br />

Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen<br />

Im neuen § 13b AÜG wird folgende<br />

Pfl icht festgelegt: „Der Entleiher hat dem<br />

RECHT<br />

ZEITARBEIT<br />

Leiharbeitnehmer Zugang zu den Gemeinschaftseinrichtungen<br />

und -diensten<br />

im Unternehmen unter den gleichen Bedingungen<br />

zu gewähren, wie vergleichbaren<br />

Arbeitnehmern in dem Betrieb,<br />

in dem der Leiharbeitnehmer seine Arbeitsleistung<br />

erbringt, es sei denn, eine<br />

unterschiedliche Behandlung ist aus<br />

sachlichen Gründen gerechtfertigt.“<br />

Zur Frage, was als sachlicher Grund für<br />

eine Ausnahme von der Zugangspfl icht<br />

akzeptiert wird, wird in der Gesetzesbegründung<br />

der „unverhältnismäßige<br />

Organisations- beziehungsweise Verwaltungsaufwand“<br />

genannt. Dass bei derartigen<br />

Ausnahmen strenge Maßstäbe<br />

gelten werden, wird aus der weiteren Gesetzesbegründung<br />

erkennbar. Hier heißt<br />

es wörtlich: „Liegt ein sachlicher Grund<br />

vor, ist zu prüfen, inwieweit die Bedingungen<br />

für den Zugang von Leiharbeitnehmerinnen<br />

und Leiharbeitnehmern so<br />

ausgestaltet werden können, dass ihnen<br />

der Zugang zu den Gemeinschaftseinrichtungen<br />

und -diens ten ermöglicht wird.“<br />

Voraussichtliches Inkrafttreten<br />

Die neuen Vorschriften sollen gestaffelt<br />

in Kraft treten. Die Umsetzung der europäischen<br />

Leiharbeitsrichtlinie soll, wie<br />

in der europäischen Richtlinie vorgesehen,<br />

am 1. Dezember 2011 erfolgen.<br />

Vorgezogen werden sollen die Regelungen<br />

zur Verhinderung von Missbrauch<br />

der Leiharbeit. Hier ist als Termin<br />

zum Inkrafttreten der 1. Mai 2011 geplant.<br />

Wir werden weiter über die Details<br />

des neuen Gesetzes be<strong>richten</strong>.<br />

Kommt der Mindestlohn für Zeitarbeit?<br />

Außerhalb des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />

tut sich in Sachen<br />

Zeitarbeit Weiteres. Im Rahmen eines politischen<br />

Kompromisses um die geplante<br />

Hartz-4-Reform, ist jetzt Bewegung in die<br />

Mindestlohndiskussion gekommen, und<br />

die Regierungsparteien haben ihre bisherige<br />

Verweigerungshaltung aufgegeben.<br />

Mit der Festlegung eines Mindestlohns<br />

für Zeitarbeit ist daher noch in diesem<br />

Jahr zu rechnen.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

61


62<br />

URLRAUBSRECHT<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />

Moderne Zeiten – altes Urlaubsrecht<br />

ÜBERBLICK. Neue Arbeitsformen und die europäische Rechtsprechung machen<br />

den Umgang mit dem Bundesurlaubsgesetz zunehmend schwierig.<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

Wir schreiben das Jahr 1963,<br />

in dem das Bundesurlaubsgesetz<br />

in Kraft getreten ist.<br />

Im Gegensatz zu anderen<br />

arbeitsrechtlichen Schutzgesetzen aus<br />

den 60er-Jahren, hat dieses Gesetz Jahrzehnte<br />

überstanden, ohne dass es zu<br />

größeren Reformen, geschweige denn<br />

zu einer Neufassung gekommen ist. Ein<br />

erstaunliches Phänomen, wenn man sich<br />

vorstellt, auf welchen arbeitsvertraglichen<br />

Rahmenbedingungen das Bundesurlaubsgesetz<br />

(BUrlG) seinerzeit aufsetzte<br />

und dies mit der derzeitigen modernen<br />

Beschäftigungswelt vergleicht. So waren<br />

1963 noch Beschäftigungsverhältnisse<br />

an sechs Wochentagen die Regel. Teilzeitbeschäftigungen<br />

waren nur eine unwesentliche<br />

Randerscheinung und Begriffe<br />

wie „Job-Sharing“ wären bestenfalls als<br />

Begriffe aus der Science-Fiction-Literatur<br />

durchgegangen. Umso verwunderlicher<br />

ist es, dass das Gesetz zügig auf die 50<br />

zugeht und es immer noch gelingt, die<br />

modernen Arbeitsformen mit dem alten<br />

Urlaubsrecht zu lösen. Wie aber hat es<br />

die Rechtsprechung im Einzelnen bewerkstelligt,<br />

die „modernen Zeiten“ an<br />

ein historisches Gesetz anzupassen?<br />

Das Problem der Sechstagewoche<br />

„Der Urlaub beträgt jährlich mindestens<br />

24 Werktage“, so nach wie vor der<br />

Wortlaut des § 3 Abs. 1 BUrlG. Insoweit<br />

geht das Gesetz immer noch von einer<br />

Sechstagewoche mit den Arbeitstagen<br />

von Montag bis Samstag aus. Für den Regelfall<br />

einer Fünftagewoche hat sich die<br />

Download<br />

Ein Muster für eine vertragliche<br />

Urlaubsklausel, bei der zwischen<br />

Mindest- und Zusatzurlaub<br />

unterschieden wird, fi nden Sie auf<br />

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Rechtsprechung frühzeitig eine Lösung<br />

erdacht, die da heißt: „Der Arbeitnehmer<br />

soll nach dem Willen des Gesetzgebers einen<br />

jährlichen Urlaubsanspruch von vier<br />

Wochen haben, sodass bei einer Fünftagewoche<br />

der Mindesturlaubsanspruch<br />

entgegen dem Wortlaut des § 3 auf 20<br />

Arbeitstage festzulegen ist.“<br />

Umrechnung bei unregelmäßiger<br />

Verteilung von Arbeitstagen<br />

In den 90er-Jahren musste sich die<br />

Rechtsprechung zunehmend mit Urlaubsansprüchen<br />

bei unregelmäßiger<br />

Verteilung von Arbeitstagen beschäftigen.<br />

Entstanden ist eine Umrechnungsmethode,<br />

bei der die unterschiedliche<br />

Anzahl der Tage mit Arbeitspfl icht<br />

pro Kalenderwoche mit der Anzahl<br />

der Urlaubstage zueinander ins Verhältnis<br />

gesetzt werden. Diese Umrechnungsmethode<br />

wurde bei nach § 12<br />

Teilzeit- und Befristungsgestz (TzBfG)<br />

möglichen kapazitätsorientierten variablen<br />

Arbeitszeitvereinbarungen unter<br />

eine weitere Bewährungsprobe gestellt.<br />

Hier wäre der Urlaubsanspruch eigentlich<br />

erst am Jahresende ermittelbar, da<br />

erst dann die tatsächlichen Arbeitstage<br />

als Umrechnungsfaktor zur Verfügung<br />

stehen. An dieser Stelle zeigt sich zum<br />

ersten Mal deutlich, dass das Bundesurlaubsgesetz<br />

Grenzen der Auslegung<br />

erreicht hat. Dazu Arbeitsrechtler Dr.<br />

Peter H. M. Rambach: „Allerdings stellt<br />

sich bei der Arbeit auf Abruf neben dem<br />

Problem der Berechnung des Umfangs<br />

des Urlaubsanspruchs das Problem von<br />

dessen Erfüllung. Der Urlaubsanspruch<br />

kann nur erfüllt werden, wenn der Arbeitnehmer<br />

an den bestimmten Tagen<br />

auch hätte arbeiten müssen, das heißt,<br />

vom Arbeitgeber gerufen worden wäre.“<br />

Die richtige Lösung wäre nach Rambach<br />

in der Theorie folgende: „Der Arbeitnehmer<br />

muss dem Arbeitgeber also seine<br />

Urlaubswünsche mitteilen, worauf der<br />

Arbeitgeber erklären muss, dass er den<br />

Arbeitnehmer an den genannten Tagen<br />

auch zur Arbeit abgerufen hätte. Wäre<br />

dies nicht der Fall, tritt keine Erfüllung<br />

des Urlaubsanspruchs ein, an Tagen<br />

ohne Arbeitspfl icht, muss nämlich kein<br />

Urlaub genommen werden.“<br />

Übertragbarkeit und Verfall des Urlaubs<br />

„Der Urlaub muss im laufenden Kalenderjahr<br />

gewährt und genommen werden.“<br />

Dieser Grundsatz aus § 7 Abs. 3<br />

BUrlG ist eigentlich eindeutig. Bis auf<br />

die gesetzliche Ausnahme der Übertragung<br />

bis zum 31. März des Folgejahres,<br />

die ihrerseits wieder an ganz bestimmte<br />

Gründe gebunden ist, gehört es eigentlich<br />

zur unumstößlichen Dogmatik des<br />

Urlaubsrechts, dass ein Horten von Urlaub<br />

nicht möglich ist. Über Jahrzehnte<br />

hinweg hat das BAG auch jedem Versuch


widerstanden, einen Urlaubsanspruch<br />

in Folgejahre zu übertragen. Besondere<br />

praktische Bedeutung hatte dies in den<br />

Fällen der Langzeiterkrankung. Genau<br />

hier ist das Bundesurlaubsgesetz jetzt allerdings<br />

aus rechtlichen Gründen aus den<br />

Fugen geraten. Bekanntlich hat der Europäische<br />

Gerichtshof entschieden, dass<br />

im Fall von Langzeiterkrankungen der<br />

Urlaubsanspruch erhalten bleibt. Allerdings<br />

ist durch dieses Urteil auch ein Aspekt<br />

in Erinnerung gerufen worden, dem<br />

bisher die Praxis wenig Aufmerksamkeit<br />

Wenn heute eine Kommentierung des Urlaubsrechts erscheint, dann<br />

muss auch die Einbettung des deutschen in das internationale Recht<br />

dargestellt werden. Dem wird der Kommentar von Manfred Arnold<br />

und Christoph Tillmanns gerecht. So gelingt es der Autorin Birgit<br />

Zimmermann, in der Kommentierung unter § 1 BUrlG Rz. 5-10, 57-60<br />

kurz und prägnant darzustellen, wie das deutsche Urlaubsrecht durch<br />

die Vorabentscheidung des EuGH vom 20. Januar 2009 in der Sache<br />

„Schultz-Hoff“ in zwei dogmatischen Grundsätzen getroffen wurde,<br />

wonach zum einen der Urlaubsanspruch spätestens nach Ablauf der<br />

Übertragungsfrist auch bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit<br />

verfällt und zum anderen die Erfüllbarkeit des Abgeltungsanspruchs<br />

bei Krankheit die Widerherstellung der Arbeitsfähigkeit spätestens vor<br />

Ablauf der Übertragungsdauer voraussetzt. Arnold zeichnet in seiner<br />

Kommentierung zu § 7 BUrlG prägnant die in Befolgung der Vorabentscheidung<br />

ergangenen Reformurteile des BAG nach. Auf die noch offenen<br />

Baustellen, Begrenzung der Ansammlung von Urlaubsansprüchen<br />

aus mehreren Jahren, Geltung von Ausschluss- und Verjährungsfristen<br />

gewidmet hat. Das Bundesurlaubsgesetz<br />

regelt lediglich den Mindesturlaub, was<br />

wiederum bedeutet: Alle darüber hinaus<br />

gehenden zusätzlichen Urlaubstage sind<br />

gestaltbar. Fachleute empfehlen jetzt in<br />

den Arbeitsverträgen ausdrücklich eine<br />

Trennung von gesetzlichen Mindest- und<br />

darüber hinausgehendem freiwilligen<br />

Urlaubsanspruch (vergleiche unseren<br />

Online-Hinweis). Eine solche Differenzierung<br />

ist nicht nur als Vorsorge für<br />

den Fall einer Urlaubsübertragung in<br />

den Fällen der Langzeiterkrankung ge-<br />

Entscheidungshilfe für die Praxis<br />

für die Urlaubsabgeltung und Vererblichkeit,<br />

wird dabei verwiesen.<br />

In seiner Kommentierung des<br />

§ 3 BUrlG hat Rambach bereits<br />

die Vorabentscheidung des<br />

EuGH vom 22. April 2010 in der<br />

österreichischen Sache „Zentralbetriebsrat<br />

der Landeskrankenhäuser<br />

Tirols gegen Land Tirol“<br />

berücksichtigt. Die Neuaufl age<br />

des Kommentars ist umfassend<br />

auf der Höhe der Zeit. Sie verliert<br />

sich dennoch nicht im Gestrüpp<br />

der abstrakten Dogmatik, sondern<br />

bietet für alle Spezialfragen der<br />

personalrechtlichen Praxis und<br />

der anwaltlichen Beratung eine<br />

RECHT<br />

URLAUBSRECHT<br />

eignet, sondern kann auch für einen<br />

weiteren wichtigen Fall nützlich sein:<br />

Das Bundesurlaubsgesetz sieht eine<br />

Auszahlung von Urlaub nur bei Beendigung<br />

des Arbeitsverhältnisses vor.<br />

Dieses Abgeltungsverbot im laufenden<br />

Arbeitsverhältnis gilt jedoch auch wiederum<br />

nur für den Mindesturlaub nach<br />

dem Bundesurlaubsgesetz. Bezüglich<br />

des Zusatzurlaubs können die Arbeitsvertragsparteien<br />

dagegen auch wirksam<br />

eine Abgeltung im bestehenden Arbeitsverhältnis<br />

vereinbaren.<br />

LITERATURTIPP<br />

Die vielschichtigen Fragen des Urlaubsrechts lassen sich allein mit einem Gesetzestext kaum lösen. Rechtsprechung und betriebliche<br />

Praxis sind insoweit auf fundierte Kommentierliteratur angewiesen.<br />

Bundesurlaubsgesetz. Herausgegeben<br />

von Manfred Arnold und<br />

Christoph Tillmanns, Vorsitzende<br />

Richter am Landesarbeitsgericht<br />

Baden-Württemberg, 2. Aufl age<br />

2010, ISBN: 978-3-448-10013-6,<br />

750 Seiten mit CD-ROM, 69,00 Euro<br />

verlässliche Entscheidungsgrundlage. Sämtliche Autoren verdeutlichen<br />

mit zahlreichen Beispielen und Hinweisen die Auslegung und<br />

Anwendung der urlaubsrechtlichen Vorschriften sowie der auf diesem<br />

Rechtsgebiet besonders wichtigen richterrechtlichen Rechtssätze.<br />

Eine schöne Zugabe: Der komplette Kommentartext zum BUrlG und den<br />

sonstigen Urlaubsbestimmungen ist mit allen zitierten Entscheidungen<br />

auf der dem Buch beigefügten CD-ROM aufrufbar. Dieser Kommentar<br />

ist für den Praktiker unverzichtbar. Empfehlung: Kaufen!<br />

Von Franz Josef Düwell<br />

Prof. Franz Josef Düwell<br />

ist Vorsitzender Richter des<br />

9. Senats am Bundesarbeitsgericht.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

63


64 URLAUBSRECHT<br />

„Kreatives Umrechnen gefragt“<br />

INTERVIEW. Zu aktuellen Auslegungsfragen des Bundesurlaubsgesetzes<br />

befragten wir die Herausgeber eines Standardkommentars.<br />

personalmagazin: Speziell zum Urlaub von<br />

Teilzeitbeschäftigten macht ein Urteil,<br />

bei dem der Wechsel von Voll- in Teilzeit<br />

eine Rolle spielt, die Runde. Was ist<br />

darunter zu verstehen und wie kann die<br />

Praxis darauf reagieren?<br />

Christoph Tillmanns: Der EuGH hat – vereinfacht<br />

dargestellt – zu einem Tiroler<br />

Landesgesetz entschieden, dass beim<br />

Wechsel von Vollzeit in Teilzeit der<br />

während der Vollzeitphase erworbene<br />

Urlaub – sofern er noch nicht genommen<br />

werden konnte – nicht durch die<br />

Vereinbarung von Teilzeit gekürzt<br />

werden darf. Welche Auswirkungen<br />

das auf das deutsche Urlaubsrecht hat,<br />

lässt sich noch nicht endgültig absehen<br />

und wird derzeit heftig diskutiert. Da<br />

nach dem EuGH das Urlaubsentgelt ein<br />

Teil des Urlaubsanspruchs ist, liegt es<br />

nach unserer Auffassung nahe, dass<br />

der Mitarbeiter für die verbleibenden<br />

Urlaubstage ein erhöhtes Urlaubsentgelt<br />

bezieht, mit dem auch das in der<br />

Vollzeitphase erarbeitete Urlaubsentgelt<br />

abgegolten wird.<br />

personalmagazin: Können Sie dazu ein<br />

erläuterndes Beispiel nennen?<br />

Tillmanns: Nehmen wir an, ein Mitarbeiter<br />

arbeitet zunächst in Vollzeit/<br />

Fünftagewoche und hat einen Urlaubsanspruch<br />

von 30 Tagen. Am 1. Juli<br />

wechselt er in Teilzeit mit 50 Prozent<br />

unter Beibehaltung der Fünftagewoche.<br />

Bisher konnte er noch keinen Urlaub<br />

nehmen. Als Lösung bietet sich nun<br />

an, dass er weiterhin 30 Tage Urlaub<br />

hat, sein Urlaubsentgelt aber unterschiedlich<br />

hoch ist. Für 15 Tage erhält<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

er als Urlaubsentgelt seine bisherige<br />

Vollzeitvergütung, für die weiteren 15<br />

Tage seine Teilzeitvergütung. Als Tipp<br />

für die Praxis kann einstweilen gelten:<br />

Problem erkennen heißt Problem<br />

vermeiden. Der Arbeitnehmer sollte vor<br />

einem Arbeitszeitwechsel den auf den<br />

bisherigen Zeitraum anteilig entfallenden<br />

Urlaub genommen haben.<br />

personalmagazin: Lassen sich neue Arbeitsformen<br />

mit wechselndem Umfang<br />

der Wochenarbeitszeit oder Vereinbarungen<br />

über Vertrauensarbeitszeit<br />

überhaupt noch sachgerecht lösen?<br />

Manfred Arnold: Grundsätzlich ja, allerdings<br />

muss man eine gewisse Kreativität<br />

auf die Umrechnungsregelungen<br />

verwenden. Bei Vertrauensarbeitszeit<br />

Christoph Tillmanns<br />

ist Vorsitzender Richter am LAG Baden-<br />

Württemberg und Herausgeber eines<br />

Kommentars zum Urlaubsrecht.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />

interessiert es nicht, wann und wie viel<br />

der Arbeitnehmer am einzelnen Tag<br />

gearbeitet hat. Der Urlaub ist hier kein<br />

Problem: An den vereinbarten Urlaubstagen<br />

bekommt der Arbeitnehmer das<br />

vereinbarte Entgelt fortgezahlt und hat<br />

sich jeder Arbeitsleistung zu enthalten.<br />

Bei wechselndem Umfang der Wochenarbeitszeit<br />

lässt sich keine pauschale<br />

Antwort geben. In der Praxis werden<br />

aber immer wieder Lösungen gefunden,<br />

die von Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

als gerecht und zufriedenstellend empfunden<br />

werden. Ein Beispiel dafür ist<br />

das Umrechnen des Urlaubsanspruchs<br />

<strong>statt</strong> auf Tage auf Stunden, in Abhängigkeit<br />

von der Jahresarbeitszeit. Hier<br />

muss man in der Tat zugeben, dass das<br />

BUrlG mit der Trennung von Urlaubsdauer<br />

in Tagen und Entgeltberechnung<br />

bei unterschiedlichen Tagesarbeitszeiten<br />

in der Woche nicht immer zu<br />

zufriedenstellenden Lösungen führt.<br />

personalmagazin: Ein klassisches Problem<br />

ist die Regelung, dass Urlaub erst nach<br />

sechs Monaten in vollem Umfang entsteht.<br />

Hier wird meist abweichend vom<br />

Gesetz der Urlaub gezwölftelt. Unter<br />

welchen Voraussetzungen ist eine solche<br />

Abweichung überhaupt möglich?<br />

Tillmanns: Erst mal zur Klarstellung: Der<br />

Urlaub entsteht nur im Eintrittsjahr<br />

erst nach sechs Monaten in vollem<br />

Umfang. Danach hat der Arbeitnehmer<br />

schon am 1. Januar Anspruch<br />

auf seinen vollen Jahresurlaub. Eine<br />

konsequente Zwölftelung des Jahresurlaubs<br />

ist nicht erlaubt, denn der<br />

gesetzliche Mindesturlaub muss dem


Manfred Arnold<br />

ist Vorsitzender Richter am LAG Baden-<br />

Württemberg und Herausgeber eines<br />

Kommentars zum Urlaubsrecht.<br />

Arbeitnehmer immer voll zur Verfügung<br />

stehen. Daraus ergibt sich aber<br />

auch die Möglichkeit, dass aufgrund<br />

einer ausdrücklichen Vereinbarung der<br />

übergesetzliche Urlaub bei unterjährigem<br />

Austritt gekürzt oder gequotet<br />

werden darf. Eine solche Vereinbarung<br />

könnte lauten: Im Jahr des Ein- oder<br />

Austritts erhält der Arbeitnehmer für<br />

jeden vollen Monat des Bestehens des<br />

Arbeitsverhältnisses ein Zwölftel seines<br />

Urlaubsanspruchs. Er erhält jedoch in<br />

jedem Fall den gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch.<br />

Darüber hinaus besteht<br />

nach § 6 BUrlG auch die Möglichkeit,<br />

im Jahr des Eintritts den Urlaub um den<br />

beim Vorarbeitgeber gewährten oder<br />

abgegoltenen Urlaub zu kürzen. In der<br />

Praxis wird diese Vorschrift oftmals<br />

aber ignoriert, weil wir wie selbstverständlich<br />

von einer allgemeinen Zwölftelungsregelung<br />

ausgehen.<br />

personalmagazin: Apropos Abweichung:<br />

Viele Unternehmen sehen aufgrund<br />

spezieller tarifvertraglicher Regelungen<br />

keinen Grund in das BUrlG zu schauen.<br />

Arnold: Da ist schon die Grundannahme<br />

problematisch: Auch bei Geltung eines<br />

Tarifvertrags gilt die Rechtsprechung<br />

zum BUrlG fast ausnahmslos, weil auch<br />

Tarifverträge für den gesetzlichen Mindesturlaub<br />

nicht vom BUrlG abweichen<br />

dürfen. Das wurde zuletzt deutlich bei<br />

der Entscheidung des BAG zum Nichtverfall<br />

von Urlaubsansprüchen bei lang<br />

andauernder Krankheit. Im Übrigen<br />

gilt auch für Tarifverträge der Grundsatz:<br />

Wird nicht zwischen gesetzlichem<br />

und übergesetzlichem Urlaubsanspruch<br />

deutlich unterschieden, gelten die<br />

Regelungen des BUrlG für den ganzen<br />

Urlaubsanspruch. Ob sich die Mitarbeiter<br />

einer Personalabteilung allerdings<br />

darüber freuen, jetzt auch noch<br />

zwischen dem gesetzlichen und dem<br />

übergesetzlichen Urlaub unterscheiden<br />

zu müssen, ist eine andere Frage.<br />

personalmagazin: Gibt es auch andere<br />

Gesetze, in denen ebenso bei Geltung<br />

eines Tarifvertrags das Urlaubsrecht<br />

eine zwingende Rolle spielt?<br />

Arnold: Ja, einige wichtige sogar. Am<br />

bekanntesten ist der Zusatzurlaub für<br />

schwerbehinderte Menschen nach §<br />

125 Sozialgesetzbuch IX. Aber auch das<br />

Mutterschutzgesetz und das Bundeselterngeld-<br />

und Elternzeitgesetz wie<br />

auch das Arbeitsplatzschutzgesetz<br />

enthalten urlaubsrechtliche Sonderregelungen.<br />

Deshalb haben wir in unserem<br />

Kommentar auch diese Gesetze<br />

in die Kommentierung umfassend mit<br />

aufgenommen.<br />

personalmagazin: Mit der Entscheidung<br />

„Schulz-Hoff“ hat ein bis dahin unumstößliches<br />

Dogma ein Ende gefunden,<br />

nämlich der Verfall von Urlaubsansprüchen,<br />

die bei Langzeiterkrankungen<br />

jetzt noch jahrelang gefordert werden<br />

können. Wie sind die in diesem Zusammenhang<br />

für die Praxis wichtigsten<br />

Fragen nach der Dauer der Rückwirkung<br />

und bei einer rückwirkenden<br />

Gewährung einer Erwerbsunfähigkeitsrente<br />

zu beantworten?<br />

Tillmanns: Die Dauer der Rückwirkung<br />

hat das BAG jüngst entschieden. Sie<br />

reicht sogar bis 1996. Allerdings ist<br />

hier das letzte Wort noch nicht gesprochen.<br />

Das LAG Hamm hat dem EuGH<br />

nochmals die Frage vorgelegt, ob in<br />

unbegrenzter Höhe Urlaubsansprüche<br />

aufl aufen können. Das sehen übrigens<br />

auch Arbeitnehmervertreter mit<br />

gemischten Gefühlen, denn durch die<br />

Anhäufung von Urlaubsansprüchen<br />

überlegt so mancher Arbeitgeber, ob er<br />

Langzeitkranken zur Vermeidung dieser<br />

wirtschaftlichen Belastungen nicht<br />

doch besser zeitig kündigt, bei denen er<br />

ansonsten zugewartet hätte.<br />

Hinsichtlich der Problematik einer<br />

Erwerbsunfähigkeitsrente stellt sich vor<br />

allem das Problem der befristeten Rente.<br />

Diese führt regelmäßig zum Ruhen<br />

des Arbeitsverhältnisses. Damit stellt<br />

sich die Frage, ob auch in dieser Zeit<br />

ein Urlaubsanspruch entsteht und ob es<br />

sich um Urlaubsansprüche handelt, die<br />

wegen Krankheit nicht verfallen. Hier<br />

liegen dem BAG mehrere unterschiedliche<br />

Entscheidungen von Landesarbeitsge<strong>richten</strong><br />

vor. Mit einer Klärung<br />

kann in absehbarer Zeit gerechnet<br />

werden.<br />

personalmagazin: Wenn Sie einen Wunsch<br />

frei hätten: An welcher Stelle sollte der<br />

Gesetzgeber das BUrlG anpassen?<br />

Arnold: Das Gesetz geht immer noch davon<br />

aus, dass der Urlaub grundsätzlich<br />

zusammenhängend genommen werden<br />

muss. Das entspricht in Zeiten von<br />

Billigfl iegern nicht mehr der Realität.<br />

Allerdings sollte es bei einem zusammenhängenden<br />

Mindesturlaub von<br />

zwei Wochen bleiben. Noch besser wäre<br />

ein einheitliches Arbeitsvertragsgesetz.<br />

Tillmanns: Der Gesetzgeber sollte das<br />

Problem des Urlaubsanspruchs bei<br />

Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit<br />

regeln und es nicht wieder einmal den<br />

Ge<strong>richten</strong> überlassen. Außerdem sollte<br />

es möglich werden, die Urlaubsansprüche<br />

auch alternativ auf Stundenbasis<br />

gemessen an der Jahresarbeitszeit zu<br />

berechnen.<br />

Das Interview führte Thomas Muschiol.<br />

RECHT<br />

URLAUBSRECHT<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

65


66 SELF SERVICE<br />

„Mein Karrierevorsatz 2011“<br />

Wie Sie ihn wirklich in die Tat umsetzen<br />

Zum Jahreswechsel haben sich<br />

viele Menschen Gedanken über<br />

Veränderungen gemacht. Jetzt<br />

mangelt es nicht an guten Vorsätzen<br />

– sowohl im Privat- als auch im<br />

Berufsleben: Mehr Sport treiben, gesünder<br />

ernähren, auf der Karriereleiter<br />

einen Schritt<br />

weiterkommen<br />

oder endlich eine<br />

bestimmte<br />

Qualifi kation erwerben.<br />

Doch so<br />

unterschiedlich<br />

die Vorsätze<br />

auch sind, eines<br />

haben sie häufi<br />

g gemeinsam:<br />

Schon nach kurzer Zeit geraten sie<br />

in Vergessenheit und werden – heimlich,<br />

still und leise – aufgegeben.<br />

Damit Ihnen das nicht passiert,<br />

haben das Personalmagazin und die<br />

Dis AG die Serie „Besser machen –<br />

Mein Karrierevorsatz 2011“ gestartet.<br />

Darin erfahren Sie, wie aus guten<br />

Absichten realisierbare Vorsätze werden.<br />

Woran Vorsätze scheitern, fasst<br />

HR Business Phrases<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Die Serie hilft Ihnen, Vorsätze zu realisieren.<br />

Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement<br />

an der Hochschule<br />

für Technik, Wirtschaft und Kultur<br />

in Leipzig, im Auftakt zur Serie zusammen:<br />

„Die meisten Menschen<br />

setzen sich mit Vorsätzen Ziele, die<br />

sie erreichen möchten. Dabei legen<br />

sie oftmals nicht<br />

den Weg fest, auf<br />

dem die Ziele erreicht<br />

werden<br />

sollen. Und sie<br />

sind nicht darauf<br />

vorbereitet,<br />

die Ziele auch<br />

bei möglichen<br />

Widrigkeiten<br />

kon sequent und<br />

unbeirrt zu verfolgen.“<br />

Im ersten Teil der Serie erfahren<br />

Sie, welche Rolle die Selbsteinschätzung<br />

spielt. Danach erklären die<br />

Experten der Dis AG, wie Sie sich Herausforderungen<br />

stellen, dabei auch<br />

andere unterstützen, tatsächlich<br />

Neues lernen, die Selbsthilfe nutzen<br />

und die Eigeninitiative steuern.<br />

www.haufe.de/personal<br />

„Our testing agenda will include …“<br />

Halten Sie ein internationales Assessment-Center ab, sollten Sie den Teilnehmern<br />

zunächst dessen Ablauf und Inhalte erläutern: „Our testing agenda will include…“,<br />

„During the assessment you’ll be confronted by…“, „You’ll have to cope with a<br />

mixture of different activities…“ Vergessen Sie dabei nicht, einige beruhigende<br />

Worte zu sagen („to reassure the attendees“), etwa: „We don’t need to get hot<br />

under the collar. It’s all really simple“.<br />

An dieser Stelle stellt Ihnen das Personalmagazin hilfreiche Redewendungen aus dem Englischen<br />

vor. Diese sind dem Haufe Praxisratgeber „Englisch für die Personalarbeit“ entnommen.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />

10 GOLDENE REGELN<br />

Für produktive<br />

Web-Konferenzen<br />

Immer häufi ger verzichten Unternehmen<br />

auf Dienstreisen und halten <strong>statt</strong>dessen<br />

Web-Konferenzen ab. Doch hierbei gibt<br />

es einige Grundregeln zu beachten. Cisco<br />

Web Ex Deutschland gibt einige Tipps.<br />

EINS Technik: Vor dem Start einer Web-<br />

Konferenz sollten sich alle Teilnehmer<br />

mit der Technik vertraut machen und das<br />

gesamte Equipment ausprobieren.<br />

ZWEI Weniger ist mehr: Die Zahl der<br />

Teilnehmer sollte auf sechs bis sieben,<br />

die Dauer auf 90 Minuten begrenzt sein.<br />

DREI Verfügbarkeit: Achten Sie auf<br />

Zeitzonen und lokale Feiertage.<br />

VIER Ruhe: Hintergrundgeräusche sind<br />

störend. Sie fallen vor Ort viel weniger<br />

auf als bei den verbundenen Partnern.<br />

FÜNF Materialien: Alle benötigten Unterlagen<br />

sollten vorher bereitliegen.<br />

SECHS Programm: Der Moderator sollte<br />

eine klare Agenda verwenden und<br />

immer wieder darauf Bezug nehmen.<br />

SIEBEN Ohne Webcam: Wer sich in<br />

einem Online-Meeting ohne Webcam<br />

zu Wort meldet, sollte stets seinen<br />

Namen nennen. Zudem erfordern solche<br />

Konferenzen mehr Konzentration.<br />

ACHT Keine Monologe: Monologe führen<br />

dazu, dass die übrigen Teilnehmer abdriften.<br />

Hier muss der Moderator eingreifen.<br />

NEUN Präsentationen: Die Grundregeln<br />

wie zum Beispiel große, klare Schrifttypen<br />

müssen in Web-Konferenzen<br />

unbedingt eingehalten werden.<br />

ZEHN Getränke: Tassen und Gläser dürfen<br />

nicht neben dem Mikrofon platziert werden,<br />

weil Klappern und Klirren störten.


Tipps für die Wissensvermittlung<br />

Menschen Wissen und Können<br />

zu vermitteln, ist Alltag vieler<br />

Führungskräfte, Ausbilder und<br />

Trainer. Wenn Sie es sich künftig ersparen<br />

wollen, Dinge mehrfach zu erklären,<br />

sollten Sie auf die „Anker“-Strategie von<br />

Sabine Prohaska, Inhaberin des Trainings-<br />

und Beratungsunternehmens Seminar<br />

Consult, zurückgreifen. Jeder der<br />

fünf Anfangsbuchstaben von „Anker“<br />

steht für eine Regel.<br />

Erstens: Anfang und Ende der Unterweisung<br />

sollte die wichtigsten Informationen<br />

enthalten. Denn was zu Beginn<br />

und am Schluss gesagt wird, bleibt am<br />

ehesten im Gedächtnis haften.<br />

Zweitens: Nein und Nicht sind Worte,<br />

die Sie in diesem Zusammenhang ver-<br />

meiden sollten. Denn diese Begriffe<br />

ignoriert unser Gehirn.<br />

Drittens: Kurz halten ist die Devise bei<br />

der Wissensvermittlung. Denn das Kurzzeitgedächtnis<br />

stellt die Pforte zum Langzeitgedächtnis<br />

der Menschen dar. Doch<br />

dieses hat eine begrenzte Kapazität.<br />

Viertens: Emotionen hervorrufen und<br />

Bilder verwenden ist eine wichtige Methode,<br />

um Wissen in den Köpfen der<br />

Mitarbeiter zu verankern. Denn Gefühle<br />

– insbesondere positive – regen das Gehirn<br />

an.<br />

Fünftens: Relationen zum bereits<br />

vorhandenen Wissen herstellen. Denn<br />

solche Informationen verankern sich im<br />

menschlichen Gehirn weiter.<br />

www.seminarconsult.at<br />

Vergütungs-Check: Das verdient ein<br />

Personalmarketingexperte<br />

Die Gehälter der wichtigsten Tätigkeitsfelder im Personalwesen stellt das<br />

Personalmagazin in Zusammenarbeit mit dem Gehaltsexperten Personalmarkt<br />

Services in jeder Ausgabe vor. Im Internet fi nden Sie eine<br />

Aufl istung der Gehälter mit Prämien und Zusatzleis tungen sowie ein Tool, mit<br />

dem Sie Ihr eigenes Gehalt prüfen können. www.personalmagazin.de/gehalt<br />

Vergütung von Personalmarketingexperten<br />

Firmengröße (in Mitarbeiter) Q3 Median Q1<br />

< 21 42.180 € 35.324 € 30.434 €<br />

21–50 42.450 € 36.328 € 31.222 €<br />

51–100 45.765 € 40.296 € 33.770 €<br />

100–1000 50.934 € 42.045 € 35.516 €<br />

> 1000 58.183 € 46.108 € 38.708 €<br />

ÜBERSICHT<br />

Sept.: Personalentwickler<br />

Okt.: Fachlicher Trainer<br />

Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />

Dez.: Syndikus<br />

Jan.: Lohn und Gehalt<br />

Feb.: Personalmarketing<br />

März: Personalleiter<br />

April: Personalreferent<br />

Mai: Personalsachbearbeiter<br />

Juni: Personalberater<br />

Juli: Personaldisponent<br />

Aug.: Branchenvergleich<br />

Q3: oberes Quartil (25 % aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />

Q1: unteres Quartil (25 % unterschritten diesen Betrag). Veränderungen gegenüber<br />

dem Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 2,6 %. Quelle: PersonalMarkt, 2011<br />

PERSÖNLICH<br />

SELF SERVICE<br />

Mit der Anker-Strategie können Sie bessere Lernergebnisse<br />

erreichen.<br />

Aktuelles Wissen<br />

online erwerben<br />

Personaler können sich online über<br />

relevante gesetzliche Änderungen<br />

informieren. In einer Kombination<br />

aus Videomitschnitten und den Präsentationsfolien<br />

der Jahresschlusstagung<br />

Personalbüro können sie Wissen zu<br />

Arbeitsrecht, Lohnsteuer und Sozialversicherung<br />

an ihren Arbeitsplatz holen.<br />

Entweder als Gesamtpaket oder als Einzelmodul<br />

Arbeitsrecht beziehungsweise<br />

Lohnsteuer. Voraussetzungen sind ein<br />

Internet-Zugang über DSL, ein aktueller<br />

Adobe Flash Player sowie Lautsprecher<br />

oder Headset. Aktuelle Themen sind<br />

Änderungen im Meldeverfahren, die<br />

Neuregelung der Beurteilung von JAE-<br />

Überschreitern, die Gesundheitsreform<br />

der GKV sowie die Änderungen beim<br />

Aufwendungsausgleichsgesetz. Die Teilnehmer<br />

erhalten die Tagungsunterlagen<br />

als PDF, einen E-Mail-Aktualisierungsservice<br />

sowie Zugang zum Online-Forum<br />

mit den Referenten. www.haufe.de<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

© ANDREA DANTI / SHUTTERSTOCK<br />

67


68 JOBFITNESS<br />

HR-Netzwerke<br />

People International<br />

Ansprechpartner: Erika H. A. Schulz<br />

E-Mail: schulz@cdc.de<br />

People International ist eine Veranstaltungsreihe<br />

des Centrums Rhein-Main der international<br />

tätigen Carl Duisberg Centren. Im Großraum<br />

Frankfurt kommen die Teilnehmer zweimal<br />

jährlich in den Räumen der Telc GmbH (Bleich -<br />

str. 1 in Frankfurt/Main) zusammen, um sich zu<br />

HR-Themen und speziell zu den Anforderungen<br />

der internationalen Arbeitswelt auszutauschen.<br />

Die Veranstaltungsreihe ist im Oktober 2010<br />

gestartet und befasst sich speziell mit fremdsprachlicher<br />

Kommunikation und Interaktion im<br />

internationalen Geschäft. Ziel ist es, den Bedarf<br />

in diesem Bereich aufzuzeigen beziehungsweise<br />

Lösungsmöglichkeiten zu präsentieren. Die<br />

Treffen beginnen mit einem Vortrag innerhalb<br />

dieses Themenumfelds und münden in eine<br />

Diskussion und die Möglichkeit zum Networking.<br />

Interessenten können sich an Erika H. A. Schulz,<br />

Leiterin des Centrums Rhein-Main, wenden.<br />

Die Frankfurter Skyline bildet die<br />

Kulisse für internationale Themen.<br />

Unterhalten auch Sie einen nicht kommerziellen<br />

Personaler-Treff und sind offen für neue<br />

Mitglieder? Dann schreiben Sie an redaktion@<br />

personalmagazin.de, Stichwort „HR-Netze“.<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />

Personalentwicklung ganz praxisnah<br />

Der Zertifi katskurs „Personalentwicklungsexperte“ vermittelt berufsbegleitend<br />

in acht Monaten Wissen über Instrumente, Methoden<br />

und Kenntnisse der Personalentwicklung. Der universitäre<br />

Kurs ist in sechs Module aufgeteilt und fi ndet in Augsburg und München<br />

<strong>statt</strong>. Er richtet sich an Personalsachbearbeiter, -entwickler, -referenten<br />

und Assistenten der Geschäftsführung. In Projektarbeit, Praxissimulationen<br />

und Gruppenarbeiten<br />

können die Teilnehmer das<br />

Wissen in die Praxis transferieren.<br />

Zu den Referenten<br />

zählen Professor Lutz von<br />

Rosenstil, Emeritus für<br />

Wirtschafts- und Organisationspsychologie<br />

an der<br />

LMU München, und Professor<br />

Peter Schettgen, Leiter<br />

des Zentrums für Weiterbildung<br />

und Wissenstransfer<br />

an der Universität Augsburg.<br />

www.uni-augsburg.de Personalentwicklung an der Universität lernen.<br />

Weiterbildung für Personalprofi s<br />

MEDIATION Meinungsverschiedenheiten<br />

mit Geschäftspartnern<br />

und innerhalb des Unternehmens<br />

schlichten lernen die Teilnehmer<br />

des zwölfmonatigen Fernlehrgangs<br />

„Wirtschaftsmediation mit IHK-Zertifi<br />

kat“. Juristische Vorkenntnisse<br />

sind nicht nötig. Die Teilnehmer<br />

erfahren, wie sie sich in die Rolle<br />

des Vermittlers einfi nden und eine<br />

konsensorientierte Kommunikation<br />

führen. Zwei Präsenzseminare<br />

bereiten auf die IHK-Prüfung vor.<br />

www.ils.de<br />

BERATUNG „Organisationale Veränderungsprozesse<br />

gestalten“ ist<br />

der Titel von drei Weiterbildungen<br />

zum Organisationsberater, die im<br />

März, Juni und Oktober starten.<br />

Die berufsbegleitenden Weiterbildungen<br />

dauern jeweils 18 Monate<br />

und <strong>richten</strong> sich an Personen, die<br />

Veränderungsprozesse planen,<br />

steuern und gestalten. Sie sind modular<br />

aufgebaut und gliedern sich in<br />

neun Workshops von je zwei Tagen.<br />

Zudem erstellen die Teilnehmer Interventionsdokumentationen<br />

und<br />

Fallbeschreibungen. www.wsfb.de<br />

FÜHRUNG In der Weiterbildung „Prinzip<br />

der minimalen Führung“ lernen<br />

Führungskräfte, wie sie in ihrer Aufgabe<br />

mehr Wirkung entfalten. Die<br />

berufsbegleitende Weiterbildung,<br />

die im März startet und über sechs<br />

Monate geht, besteht aus drei dreitägigen<br />

Seminar- und Trainingsmodulen:<br />

Sich selbst führen, dialogisches<br />

Führen und Teams führen. Der Veranstalter<br />

bietet auch ein dreitägiges<br />

Kompaktseminar mit dem gleichen<br />

Titel an. www.ifsm-online.com


Termine im März und April<br />

Messen und Kongresse<br />

HANDELSBLATT JAHRES-<br />

TAGUNG „BETRIEBLICHE<br />

ALTERSVERSORGUNG 2011“<br />

SAP-KONGRESS FÜR<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

28. bis 30. März,<br />

Berlin<br />

29. und 30. März,<br />

Mannheim<br />

18. PERSONALKONFERENZ 30. und 31. März,<br />

Halle<br />

Persönliche Kompetenzen<br />

DURCHSETZUNGSSTRATEGIEN<br />

FÜR FRAUEN<br />

KOMMUNIZIEREN –<br />

ABER RICHTIG!<br />

KARRIEREN DER ZUKUNFT<br />

– ZWISCHEN FLOW UND<br />

BURNOUT<br />

Personal-Fachthemen<br />

DIE ABMAHNUNG ALS<br />

EFFEKTIVES INSTRUMENT<br />

DER PERSONALARBEIT<br />

AUSLANDSENTSENDUNG VON<br />

MITARBEITERN<br />

23. und 24. März,<br />

Frankfurt am Main<br />

28. März,<br />

München-Unterhaching<br />

28. und 29. April,<br />

Dresden<br />

15. März,<br />

Wuppertal<br />

22. und 23. März,<br />

Frankfurt am Main<br />

REKRUTIERUNG IM WEB 2.0 4. April,<br />

Glattbrugg (CH)<br />

Online<br />

Handelsblatt Veranstaltungen c/o<br />

Euroforum Deutschland SE<br />

Tel. 02 11 / 96 86 34 63<br />

www.handelsblatt-bav.de<br />

SAP Deutschland AG<br />

Tel. 0 62 27 / 76 38 64<br />

www.sap.com/germany/about/ events<br />

Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg<br />

Tel. 03 45 / 5 52 33 34<br />

http://personal.wiwi.uni-halle.de/<br />

personalkonferenz<br />

Management Forum Starnberg<br />

Tel. 0 81 51 / 2 71 90<br />

www.management-forum.de<br />

Haufe Akademie<br />

Tel. 07 61 / 4 70 88 11<br />

www.haufe-akadmie.de<br />

IAG Dresden<br />

Tel. 03 51 / 4 57-1963,<br />

www.dguv.de/iag<br />

Technische Akademie Wuppertal<br />

Tel. 02 02 / 7 49 50<br />

www.taw.de<br />

Management Circle AG<br />

Tel. 0 61 96 / 4 72 26 90<br />

www.managementcircle.de<br />

ZfU International Business School<br />

Tel. 00 41 (0) 44 / 7 22 85 67<br />

www.zfu.ch<br />

Immer aktuell auf dem Laufenden: Die Termine für Messen und Kongresse im Monat<br />

Februar fi nden Sie auf unserem Online-Portal. Stichwort: „Aktuelle Termine“.<br />

www.personalmagazin.de<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

Top-Termin<br />

PERSÖNLICH<br />

TERMINE<br />

4. Personalkongress<br />

Krankenhäuser<br />

Unter dem Motto „Die Kunst der richtigen<br />

Führung“ fi ndet am 30. und 31. März in der Kölnmesse<br />

der 4. Personalkongress Krankenhäuser<br />

<strong>statt</strong>. Die Veranstalter (Medizinische Hochschule<br />

Hannover, Kliniken der Stadt Köln, Uniklinik Köln,<br />

Kienbaum) warten mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen<br />

und Workshops im Programm auf.<br />

Tel. 05 11 / 5 32 28 73,<br />

www.personalkongress-kliniken.de<br />

ANZEIGE<br />

o n l i n e<br />

in 6 Monaten<br />

zur IHK-Prüfung<br />

Geprüfter<br />

Personalfachkaufmann<br />

Geprüfte<br />

Personalfachkauffrau<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

IHK-Bildungszentrum Koblenz<br />

Telefon 02 61 - 3 04 71 16<br />

knopp@koblenz.ihk.de<br />

www.personalfachkaufmann-online.de<br />

69


70 BUCHTIPPS<br />

Typische Fallen im<br />

Netz umgehen<br />

MEDIENKOMPETENZ<br />

Amazon weiß, welche<br />

Bücher Sie interessieren.<br />

Facebook<br />

kennt Ihre Freunde.<br />

Und Youtube stellt<br />

die Videos von Ihrer<br />

Firmenfeier zur<br />

Verfügung. Für diejenigen, die sich<br />

von dem nahezu unlöschbaren Gedächtnis<br />

des World Wide Web bedroht<br />

fühlen, legt Thomas Köhler<br />

die Wirkungsmechanismen des Internets<br />

dar. Er liefert Hintergründe<br />

zu Diensten wie Twitter und Blogs<br />

und beschreibt typische Internet-<br />

Fallen. Außerdem beschreibt er,<br />

wie Internet-Nutzer ihre Online-Reputation<br />

optimieren und wie sie bei<br />

Bedarf Surfspuren verwischen.<br />

BEWERTUNG: Das Buch richtet sich vornehmlich<br />

an private Internet-Nutzer<br />

und weniger an Organisationen, die<br />

ebenfalls in Sachen Online-Reputationsmanagement<br />

aktiv werden<br />

sollten. (dfu)<br />

Thomas R. Köhler: Die Internet-Falle. 234 Seiten,<br />

Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt/Main,<br />

2010. 19,90 Euro.<br />

Wie Führungskräfte<br />

ihre Teams begeistern<br />

MOTIVATION „Begeisterung“<br />

ist nach<br />

Defi nition von Ralf<br />

Strupat das genaue<br />

Gegenteil von Langeweile:<br />

Ein positives<br />

Hochgefühl.<br />

Begeisterte Kunden<br />

bleiben treu und generieren neue<br />

Kunden. Aber ohne begeisterte Mitarbeiter<br />

ist keine Kundenbegeisterung<br />

möglich. Und dafür werden<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />

Jörg Schwitalla ist Personalvorstand der MAN SE mit Hauptsitz in München.<br />

Orientierung für Führungskräfte<br />

MANAGEMENT Ratgeber für Führungskräfte gibt<br />

es viele, warum also „Das Hirtenprinzip“ von<br />

Kevin Leman und William Pentak herausgreifen?<br />

Weil es Führungsgrundsätze erfrischend unkonventionell<br />

darstellt und prägnant zeigt, worauf<br />

es letztlich ankommt. Das nur 140 Seiten starke<br />

Buch vermittelt diese Grundregeln in leichtgeschriebener<br />

Romanhandlung ohne belanglos zu<br />

sein: Ein altgedienter Manager bringt einem jungen<br />

Reporter seine sieben Führungsprinzipien nahe,<br />

mit denen er das Unternehmen vorangebracht<br />

hat. In je einem Kapitel werden diese Grundsätze<br />

eingängig vermittelt. Unterstützt wird der klare<br />

Aufbau durch ein Fazit an jedem Kapitelende<br />

und eine Zusammenfassung der Ergebnisse am<br />

Schluss des Buchs. Der Leser muss sich nicht<br />

stapelweise durch komplizierte Theoriegebäude<br />

kämpfen, zugleich gelingt es den Autoren, nicht<br />

ins Banale abzugleiten. Die Erkenntnisse sind<br />

einfach und lebensnah <strong>statt</strong> technokratisch und<br />

trocken. Ohne hohe Leistungsstandards geht<br />

es nicht, aber Führungskräfte haben auch eine<br />

Fürsorgepfl icht. Dies ist der Kitt, der ein Team zu-<br />

MEIN KLASSIKER<br />

sammenhält und die Basis für Motivation und<br />

Leistung schafft. Dazu gehört es übrigens<br />

auch, einen Mitarbeiter zu schützen, wenn er<br />

mal Mist gebaut hat. Sicher, die Ergebnisse<br />

sind nicht völlig überraschend und vereinfachend<br />

dargestellt. Das (Geschäfts-) Leben<br />

ist nicht immer mit einfachen Weisheiten<br />

zu managen, aber dadurch werden diese<br />

Grundsätze nicht falsch und manchmal ist<br />

der Blick darauf verstellt. Personalführung<br />

bedeutet Verantwortung für Menschen – und<br />

dabei bieten diese Leitlinien eine sehr gute<br />

Orientierung. Sie sind unabhängig von Trends<br />

gültig, kurz: Ein Klassiker.<br />

Kevin Leman, William<br />

Pentak: Das Hirtenprinzip.<br />

143 Seiten, Gütersloher<br />

Verlagshaus, Gütersloh,<br />

2005.


Vorgesetzte benötigt, die die Mitarbeiter<br />

auf den richtigen Kurs führen. Das ist<br />

laut Ralf Strupat nicht einfach, deshalb<br />

hat er sein Buch „Eiertanz“ genannt. Er<br />

schildert Erfolgsbeispiele, beschäftigt<br />

sich mit dem „Mythos Motivation“ und<br />

beschreibt funktionierende Wege von<br />

Kommunikation bis Personalauswahl.<br />

BEWERTUNG: Schön sind die Praxisbeispiele.<br />

Dort kommen Unternehmen zu<br />

Wort, die nicht zu den üblichen, ständig<br />

zitierten Firmen gehören. (dfu)<br />

Ralf R. Strupat: Der Eiertanz. Mitarbeiterbegeisterung<br />

als entscheidender Führungsfaktor. 191 Seiten, Orell<br />

Füssli Verlag, Zürich, 2011. 24,90 Euro.<br />

Mehr Führung,<br />

weniger Big Business<br />

MANAGEMENT Managerismus<br />

ist auf Gewinnmaximierung<br />

und<br />

Kurzfristigkeit ausgerichtet<br />

und gefährdet<br />

dadurch das Unternehmen.<br />

Das Buch<br />

entstand auf Basis der<br />

längere Jahre bestehenden Initiative<br />

„Managerismus versus gute Unternehmensführung“.<br />

Autor Manfred Hoefl e<br />

beschreibt das Phänomen und nennt<br />

Beispiele von Arcandor bis General<br />

Motors. Anschließend zeigt er auf, wie<br />

sich eine verantwortungsvolle Unternehmensführung<br />

von Managerismus<br />

unterscheidet. Dazu gehören unter anderem<br />

robuste Lösungen bei Steuerung,<br />

Wertschöpfung, Corporate Governance<br />

und Compliance sowie mehr Unternehmertum<br />

anstelle von „Big Business“.<br />

BEWERTUNG: Ein Plädoyer für mehr Unternehmertum.<br />

Der Autor ruft außerdem<br />

dazu auf, auf Strategieberater zu verzichten.<br />

Sein Credo: Strategieentwicklung<br />

ist ureigenste Führungsaufgabe.<br />

Damit könnte er recht haben. (dfu)<br />

Manfred Hoefl e: Managerismus. Unternehmensführung<br />

in der Not. 247 Seiten, Wiley-VCH, Weinheim, 2010.<br />

19,90 Euro.<br />

Der Nutzen des<br />

Managers auf Zeit<br />

INTERIMSMANAGEMENT Der<br />

unbestrittene Mehrwert<br />

des Interimsmanagements<br />

ist, externe<br />

Kompetenz schnell ins<br />

Unternehmen zu holen.<br />

Doch viele Firmen<br />

kennen oder nutzen die<br />

Manager auf Zeit nicht. Das mag daran<br />

liegen, dass das Interimsmanagement<br />

noch zu wenig transparent und wissenschaftlich<br />

aufbereitet ist. Ziel des Buchs<br />

ist es deshalb, den praktischen Einsatz<br />

von Interimsmanagement wissenschaftlich<br />

fundamentiert darzustellen<br />

sowie kritische Fragen zu beantworten.<br />

Zudem werden neun ausgewählte Interimsprojekte<br />

beschrieben. Ein thematischer<br />

Rundumschlag von aktuellen<br />

Marktentwicklungen bis zu typischen<br />

Aufgaben von Interimsmanagern.<br />

BEWERTUNG: Das Buch ist ein Plädoyer für<br />

das Interimsmanagement, geht aber<br />

auch mit kritischen Stimmen adäquat<br />

um. (dfu)<br />

Rüdiger Kabst, Wolfgang Thost, Rodrigo Isidor: Interim<br />

Management. Auf dem Weg zur Selbstverständlichkeit.<br />

193 Seiten, Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt,<br />

2010. 39,00 Euro.<br />

Ökonomische Visionen<br />

für das Jahr 2030<br />

MANAGEMENT Sind Visionen<br />

eine Krankheit<br />

oder vielmehr eine Notwendigkeit,<br />

um Strategien<br />

entwerfen und auf<br />

den Gang der Dinge einwirken<br />

zu können? Das<br />

Credo der Herausgeber:<br />

Visionen sind wichtig. Denn visionäre<br />

Unternehmen wie Apple oder Audi sind<br />

leistungsfähiger und erfolgreicher als<br />

andere und sie ziehen die besseren Mit-<br />

PERSÖNLICH<br />

BUCHTIPPS<br />

arbeiter an, denn Visionen üben eine<br />

Anziehungskraft aus, weil sie Sinn stiften.<br />

Zusammen mit Experten aus Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Politik haben<br />

sie deshalb versucht, realistische Visionen<br />

für das Jahr 2030 zu entwerfen.<br />

BEWERTUNG: Das Themenspektrum reicht<br />

von der klassischen Industrie bis hin<br />

zu Zukunftsbranchen. Die Szenarien<br />

sind realitätsnah beschrieben, bleibt<br />

abzuwarten, was davon eintritt. (dfu)<br />

Antonio Schnieder, Tom Sommerlatte (Hrsg.): Die Zukunft<br />

der deutschen Wirtschaft. 332 Seiten, Publicis<br />

Publishing, Erlangen, 2010. 24,90 Euro.<br />

Wie Gesundheit zum<br />

Erfolgsfaktor wird<br />

GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

Gesundheit wird zur<br />

Zukunftsressource für<br />

Unternehmen. Doch<br />

auch in diesem Kontext<br />

gilt: Wer etwas verändern<br />

will, muss ein Ziel<br />

haben, dafür eintreten<br />

und andere überzeugen. Siegfried<br />

Gänsler und Thorsten Bröske, Vorstände<br />

der Schwenninger BKK, beschreiben<br />

Wege zu einem funktionierenden<br />

Gesundheitsmanagement in Organisationen.<br />

Dazu zählen vier „handfeste“<br />

Faktoren: Büro, Ernährung, Bewegung<br />

und Entspannung, die jedes Unternehmen<br />

für sich optimieren muss. Für das<br />

Buch haben die Autoren Gespräche<br />

mit zahlreichen Experten und Praktikern<br />

geführt, unter anderem Professor<br />

Hans-Jörg Bullinger und Dr. Kristina<br />

Schröder. Diese sind zum Teil in Interviewform<br />

abgedruckt.<br />

BEWERTUNG: Grundlage des Buchs sind<br />

Fakten, Expertengespräche und Beobachtungen<br />

aus der Praxis. Es birgt<br />

daher mehr Fundament als so manch<br />

anderer Ratgeber zum Thema. (dfu)<br />

Siegfried Gänsler, Thorsten Bröske: Die Gesundarbeiter.<br />

232 Seiten, Murmann Verlag, Hamburg, 2010. 18,00<br />

Euro.<br />

02 / 11 personalmagazin<br />

71


PERSÖNLICH<br />

72 LESERBRIEFE<br />

RÜCKBLICK<br />

Social Media Talentmanagement<br />

Personalmagazin 12/2010, Seite 16ff.<br />

In der Dezemberausgabe erläuterten wir in<br />

unserer Titelstrecke, welche Möglichkeiten<br />

das Social Web für Personaler bietet. Eine<br />

aktuelle Studie zeigt, dass Social Networks<br />

vor allem für kleinere Unternehmen eine<br />

kostengünstige Chance bieten, ihre Arbeitgebermarke<br />

bekannt zu machen.<br />

Laut der repräsentativen Umfrage<br />

im Auftrag der Personalberatung<br />

von Rundstedt HR Partners nehmen<br />

Social Networks bei Unternehmen aller<br />

Größen beim Employer Branding<br />

denselben Stellenwert ein: Rund 24<br />

Prozent nutzen Social Networks in<br />

ihrem Kommunikationsmix, um Talente<br />

anzusprechen. Weitere acht<br />

Prozent twittern und bloggen für ein<br />

attraktives Image bei bestehenden<br />

und potenziellen Mitarbeitern. Die<br />

Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen<br />

Innofact AG durchgeführt<br />

hat, zeigt damit Chancen für<br />

den Mittelstand auf. „Großunternehmen<br />

werden zwar auch künftig mit<br />

mehr Mitteleinsatz ihre Arbeitgebermarken<br />

in den Vordergrund stellen<br />

können. Aber im Social Web können<br />

kleinere Unternehmen diesen<br />

Nachteil durch Geschwindigkeit und<br />

Kreativität künftig stärker ausgleichen“,<br />

sagt Sophia von Rundstedt,<br />

geschäftsführende Gesellschafterin<br />

bei von Rundstedt HR Partners. „Dies<br />

gilt insbesondere dann, wenn junge<br />

Talente angesprochen werden sollen,<br />

die sich im Netz tummeln.“<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

Personalmagazin 1/2011, Seite 30ff.<br />

In der Januarausgabe stellten wir eine Studie<br />

der Transformation Management AG und<br />

der Universität Innsbruck vor, die aufzeigt,<br />

welche Fehler Unternehmen beim Talentmanagement<br />

begehen. Eine aktuelle Studie<br />

von Towers Watson belegt jetzt einmal<br />

mehr, dass Talentverluste und mangelnde<br />

Nachfolgeplanung sogar die Hauptrisiken für<br />

den Aufschwung darstellen.<br />

Ganze 80 Prozent der deutschen<br />

Konzerne erwarten ein Umsatzwachstum<br />

in diesem Jahr. Die größten<br />

Risiken für diese wirtschaftliche<br />

Entwicklung verorten sie in der<br />

Nachfolgeplanung und im Talentmanagement,<br />

zeigt die Studie „Strategy<br />

for Growth“ von Towers Watson.<br />

Die Herausforderung in der Nachfolgeplanung<br />

sehen die Unternehmen<br />

als groß an, da zwei Drittel der befragten<br />

deutschen Unternehmen ihre<br />

Programme zur Nachfolgeplanung<br />

als ungenügend erachten. Außerdem<br />

sagen 54 Prozent, dass der Verlust<br />

von erfolgskritischen Talenten in<br />

wichtigen Kompetenzbereichen eine<br />

weitere Herausforderung ist.<br />

Eine weitere Hürde im Wachstum<br />

ist aus der zurückliegenden<br />

Krisensituation entstanden: Das<br />

Mitarbeiterengagement hat durch<br />

Kostensenkungsmaßnahmen während<br />

der Krise stark gelitten, wie<br />

eine Vorgängerbefragung belegt<br />

(„Global Talent Management & Rewards<br />

Study 2010“).<br />

VORSCHAU<br />

● Titel: Rekrutierung<br />

● Management: Coaching<br />

● Organisation: Gesundheitsmanagement<br />

● Arbeitsrecht: Neues zum Thema Dienstwagen<br />

Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.de<br />

Impressum<br />

VERLAG<br />

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />

Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />

Komplementäre: Haufe-Lexware<br />

Verwaltungs GmbH, Sitz Freiburg,<br />

Registergericht Freiburg, HRB 5557<br />

Martin Laqua<br />

Geschäftsführung: Isabel Blank,<br />

ABONNENTEN-SERVICE UND VERTRIEB<br />

Tel. 01 80/50 50 169*<br />

Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@haufe.de<br />

Jörg Frey, Birte Hackenjos, Matthias<br />

Mühe, Markus Reith wiesner, Joachim<br />

Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />

Beiratsvorsitzende: Andrea Haufe<br />

Steuernummer: 06392/11008<br />

Umsatzsteuer-Identifi kations nummer:<br />

DE 812398835<br />

* 0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz,<br />

max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />

VERLAGSLEITUNG / HERAUSGEBER Reiner Straub<br />

REDAKTION<br />

Randolf Jessl (raj) (verantw. Chefredakteur)<br />

E-Mail: Randolf.Jessl@personalmagazin.de<br />

Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />

E-Mail: Daniela.Furkel@personalmagazin.de<br />

Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />

E-Mail: Thomas.Muschiol@personalmagazin.de<br />

Katharina Schmitt (ks)<br />

E-Mail: Katharina.Schmitt@personalmagazin.de<br />

Melanie Rößler (mer)<br />

E-Mail: Melanie.Roessler@personalmagazin.de<br />

Kristina Enderle (end)<br />

E-Mail: Kristina.Enderle@personalmagazin.de<br />

Michael Miller (mim)<br />

E-Mail: Michael.Miller@personalmagazin.de<br />

REDAKTIONSASSISTENZ<br />

Sabine Schmieder, Telefon 07 61/89 83-032<br />

Brigitte Pelka, Telefon 07 61/89 83-921, Telefax: -112<br />

E-Mail: redaktion@personalmagazin.de<br />

AUTOREN UND MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Barbara Bitzer, Jürgen Briem, Dr. Peter Doetsch, Prof. Franz Josef Düwell,<br />

Thorsten Echterhof, Dr. Benjamin Kumm, Prof. Dr. Christian Lebrenz, Dr. Wolfgang<br />

Lipinski, Ulli Pesch, Prof. Dr. Ewald Scherm, Jörg Schwitalla<br />

GRAFIK / LAYOUT Ruth Großer<br />

ANZEIGEN Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2010<br />

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Niederlassung Würzburg<br />

Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, 97076 Würzburg,<br />

ANZEIGENLEITUNG (verantwortlich für Anzeigen)<br />

Klaus Sturm, Tel. 09 31/27 91-733<br />

E-Mail: Klaus.Sturm@personalmagazin.de<br />

KEY ACCOUNT MANAGEMENT<br />

Michael Kretschmer, Tel. 09 31/27 91-562<br />

E-Mail: Michael.Kretschmer@personalmagazin.de<br />

Dominik Castillo, Tel. 09 31/27 91-751<br />

E-Mail: Dominik.Castillo@personalmagazin.de<br />

ANZEIGENDISPOSITION<br />

Michaela Dotzler, Tel. 09 31/27 91-559, Fax: -477,<br />

E-Mail: Michaela.Dotzler@personalmagazin.de<br />

ABONNEMENT-PREISE Jahresabonnement (12 Ausgaben) 122 Euro<br />

inkl. MwSt., Porto- und Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001, ISSN:<br />

1438-4558. Bezieher des Loseblattwerks „Das Personalbüro in Recht und<br />

Praxis“ und der CD-ROM „Haufe Personal Offi ce“ sowie „Haufe Steuer Offi ce<br />

Premium“ erhalten das Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Monatlich, in der Regel am letzten Freitag eines Monats, 13. Jahrgang<br />

VERBREITETE AUFLAGE 39.613 Exemplare im 3. Quartal 2010<br />

DRUCK Echter Druck Center Würzburg<br />

URHEBER- UND VERLAGSRECHTE Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen<br />

einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das<br />

gilt auch für Entscheidungen und deren Leitsätze, wenn und soweit sie<br />

redaktionell bearbeitet oder redigiert worden sind. Soweit die Rechte an<br />

Bildern bei Dritten liegen, ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die<br />

Nutzungsrechte beim Verlag.<br />

NACHDRUCK Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />

schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Unter dieses Verbot fällt insbesondere die gewerbliche Vervielfältigung per<br />

Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung<br />

auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien<br />

übernimmt der Verlag keine Haftung.<br />

LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />

Aktuelle Informationen zu den Zeitschriften- und Online-Angeboten der Haufe-<br />

Mediengruppe fi nden Sie unter: www.haufe.de/mediacenter.


Auf geht’s, Personaler –<br />

jetzt fit machen für 2011!<br />

Grade zum Jahreswechsel ist in der Personalarbeit „Rudern gegen den Strom“ angesagt!<br />

Denn es kommen Ihnen so manche, bereits bekannte Strömungen wie die Gesundheitsreform<br />

oder Änderungen beim Arbeitnehmer-Datenschutz entgegen. Aber auch neue Stromschnellen<br />

wie z.B. Social Media oder besondere Herausforderungen bei der Personalgewinnung werden<br />

sichtbar. Damit Sie trotzdem sicher ans Ziel kommen, haben wir ein passendes „Fitness-<br />

Paket“ für Sie geschnürt.<br />

Es erwarten Sie:<br />

> spannende Online-Seminare<br />

> kostenlose Downloads<br />

> Praxis-Tipps von Experten<br />

Jetzt informieren: www.haufe.de/personal2011


74<br />

PERSÖNLICH<br />

KOLUMNE<br />

Wie lernt man, über den<br />

Tellerrand zu schauen?<br />

KOLLEGENTIPP. Unser klassisches Trainee-Programm<br />

musste weichen. Denn das neue Einstiegsprogramm<br />

für Hochschulabsolventen toppt es um Längen.<br />

Brauchen Sie eher Generalisten als Spezialisten?<br />

Wir schon. Deshalb löste das Junior<br />

Consulting Team (JCT), das neue, 24-monatige<br />

Einstiegsprogramm für Hochschulabsolventen der<br />

MVV Energie AG, im Herbst 2006 ein klassisches<br />

Trainee-Programm ab. Das nunmehr interdisziplinär<br />

besetzte Team mit bis zu zehn Mitgliedern<br />

mit unterschiedlichen Hochschulausbildungen<br />

bearbeitet verschiedene Projekte für nahezu alle<br />

Fachbereiche und Gesellschaften des Konzerns.<br />

Während mit dem Trainee-Programm eher eine<br />

Fachkarriere gefördert wurde, werden die JCT-<br />

Mitarbeiter zu Generalisten entwickelt.<br />

Damit reagierte das Energieunternehmen auf<br />

die geänderten Anforderungen der Fachabteilungen<br />

und des Unternehmens: Die abteilungsübergreifende<br />

Projektarbeit nimmt stetig zu,<br />

Kollegentipp<br />

Wer sich, seine Abteilung und seine<br />

Arbeit voranbringen will, muss<br />

Wirkung entfalten. Gute Ideen und<br />

Ansätze, wie das gelingt, präsentieren<br />

Ihnen hier Mitglieder der Personalerinitiative<br />

„Wege zur Selbst-GmbH“.<br />

Von Kollegen für Kollegen.<br />

www.selbst-gmbh.de<br />

personalmagazin 02 / 11<br />

die Aufgaben werden komplexer und „über den<br />

Tellerrand schauen“ gewinnt zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

Mitarbeiter müssen Mitunternehmer werden.<br />

Die theoretische Fundierung des JCT geht daher<br />

auf Rolf Wunderer und sein Konzept „Mitarbeiter<br />

als Mitunternehmer“ zurück. In diesem<br />

Sinne verstehen wir die Mitglieder des JCT als<br />

diejenigen, die sich in ihrer Funktion mit Mitwissen,<br />

Mitdenken, Mitentscheiden, Mithandeln,<br />

Mitverantworten, Mitfühlen, Miterleben sowie<br />

Mitentwickeln an der Umsetzung der Unternehmensstrategie<br />

aktiv, innovativ und nach<br />

den Prinzipien verstärkter Selbststeuerung und<br />

-organisation überdurchschnittlich beteiligen.<br />

Neben einer Fixvergütung erhalten die Junior<br />

Consultants – wie übrigens alle Mitarbeiter im<br />

Unternehmen – eine variable Vergütung. Die<br />

Höhe der variablen Vergütung bemisst sich an<br />

der erbrachten Leistung, die jährlich über unser<br />

System „LoEb“ (leistungsorientierte Erfolgsbeteiligung)<br />

ermittelt wird und im Wesentlichen<br />

vom Unternehmenserfolg abhängt.<br />

Relevant für die Beurteilung der Leistung der<br />

JCT´ler sind fünf Kriterien: „Verwertbarkeit<br />

der Arbeitsergebnisse“, „Arbeitseinsatz und<br />

-effi zienz“, „individuelles Umsatzziel in Euro“,<br />

„Einzelziel„ und „Teamziel“. Hierbei werden die<br />

ersten drei Kriterien durch die jeweiligen Projektauftraggeber<br />

beurteilt, während die Kriterien vier<br />

und fünf gemeinsam durch den fachlichen und<br />

disziplinarischen Vorgesetzten bewertet werden.<br />

Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.de<br />

Neben Projekten und Einzelzielen bearbeiten<br />

die Junior Consultants jährlich ein Teamprojekt,<br />

das für die MVV Energie AG strategische<br />

Relevanz besitzt. Im letzten Geschäftsjahr hat<br />

das JCT etwa einen konzernweiten Standard für<br />

Projektmanagement erarbeitet und erfolgreich<br />

implementiert.<br />

Insgesamt steigert das Programm die Flexibilität<br />

– für den Arbeitgeber genauso wie für<br />

die Teammitglieder. Darüber hinaus hat es noch<br />

positive Auswirkungen auf die Unternehmenskultur.<br />

Was will man mehr?<br />

Thorsten Echterhof<br />

leitet das Competence-Center<br />

HR bei der MVV Energie AG.<br />

© A1PIX/NTH


Weichen für Arbeitgeber<br />

werden hier gestellt.<br />

Und hier.<br />

Hier sprechen die Meinungsführer!<br />

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durch dem Einsatz der Sage Personalwirtschaft.<br />

Die professionelle<br />

Abrechnung von Künstlern und Mitarbeitern<br />

sowie die intuitive Bedienung,<br />

machen die Softwarelösung zu einem<br />

unverzichtbaren Instrument in der<br />

Deutschen Oper.”<br />

Frank Baumann,<br />

Leiter Finanz- und Rechnungswesen,<br />

Deutsche Oper am Rhein<br />

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Personal- und Talentmanagement, Personalplanung<br />

und -controlling, Personalabrechnung und -administration<br />

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