Schlichten statt richten
Schlichten statt richten
Schlichten statt richten
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GESUNDHEITSWESEN<br />
Drängende Aufgaben stehen<br />
Personalmanagern bevor S. 33<br />
HR-CONTROLLING<br />
Der Königsweg zu mehr<br />
Qualität im Personalwesen S. 40<br />
CHRISTLICHE GEWERKSCHAFTEN<br />
Mangelnde Tariffähigkeit<br />
und ihre Folgen S. 60<br />
personalmagazin<br />
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<strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />
So deeskalieren Sie betriebliche Auseinandersetzungen systematisch S. 10<br />
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S. 47
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EDITORIAL<br />
CGZP-URTEIL<br />
„Die CGZP fungiert jetzt als<br />
Sündenbock. Für eine Imageverbesserung<br />
der Zeitarbeit<br />
reicht das aber nicht aus.“<br />
Eine Teufelsaustreibung<br />
Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) vom 14. Dezember<br />
2010 hat Wutausbrüche über die Christlichen<br />
Gewerkschaften freigesetzt, die sich über viele Jahre aufgestaut<br />
haben. „BAG zerschlägt Christliche Gewerkschaft“<br />
titelte der Focus, „Billig im Namen Jesu“ die Süddeutsche Zeitung,<br />
„Zeitarbeitsbranche droht Milliardennachzahlung“ die FAZ.<br />
Aus juristischer Sicht sind die Überschriften allesamt spekulativ<br />
und fragwürdig. Nach Ansicht von führenden Arbeitsrechtlern wie<br />
Jobst Hubertus Bauer oder Professor Gregor Thüsing, die unsere<br />
Onlineredaktion befragt hat (siehe www.haufe.de/personal), ist die<br />
Frage noch offen, ob die abgeschlossenen Tarifverträge unwirksam<br />
sind, da diese möglicherweise auch für die Einzelgewerkschaften<br />
abgeschlossen wurden. Das gilt auch für die Folgen, die sich aus<br />
dem Urteil ergeben. Hoffentlich bringt die schriftliche Urteilsbegründung<br />
der BAG-Richter, die noch aussteht, mehr Klarheit.<br />
Die große Resonanz auf das Urteil ist damit zu erklären, dass<br />
hier zwei arbeitspolitische Reizthemen angesprochen wurden. Einerseits<br />
passt das Eindreschen auf die CGZP in die neue Allianz von<br />
DGB und BDA, die gemeinsam für eine gesetzliche Verankerung der<br />
Tarifeinheit kämpfen – kleine Gewerkschaften, die die Tarifvielfalt<br />
sichern können, sind hier nur ein Störfaktor. Andererseits möchte<br />
sich die Zeitarbeitsbranche wieder in besseres Licht stellen, indem<br />
der „Teufel“ Dumpinglöhne auf dem Sündenbock CGZP abgeladen<br />
wird. Das kann funktionieren, reicht aber für die notwendige Imageverbesserung<br />
der Zeitarbeit nicht aus.<br />
Reiner Straub, Herausgeber<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
3<br />
Informieren Sie sich über die<br />
neuesten Trends, Forschungsergebnisse<br />
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Ihrer Unternehmenskultur.<br />
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4 FEBRUAR 2011<br />
SZENE<br />
08 News und Events<br />
Aktuelle Stellenwechsel im Personalbereich<br />
und wichtige Kongresse<br />
TITELTHEMA<br />
10 <strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />
Wie Sie Konfl ikte im Unternehmen<br />
systematisch angehen und vor allem<br />
Eskalation vermeiden helfen<br />
12 Mediation intern oder extern?<br />
Es muss nicht immer der neutrale<br />
Unbekannte sein. Auch Führungskräfte<br />
können Konfl ikte selbst lösen<br />
15 „Konfl ikte sind unvermeidbar“<br />
Psychologe Marc Solga zeigt, warum<br />
Auseinandersetzungen entstehen<br />
und wie man sie gerecht lösen kann<br />
16 Mit System navigieren<br />
„Konfl iktnavigatoren“ sind die erste<br />
Anlaufstelle für Mitarbeiter von SAP<br />
20 Mediation ist selten die Alternative<br />
Warum sich diese Konfl iktlösung<br />
zumindest im arbeitsgerichtlichen<br />
Verfahren nicht durchsetzen wird<br />
22 Keine Angst vor der Einigungsstelle<br />
Dieser gesetzlich angeordnete<br />
Konfl iktlösungsmechanismus bringt<br />
Arbeitgebern viele Vorteile<br />
MANAGEMENT<br />
26 News<br />
28 Dienstleistungsmarkt<br />
30 Wissen, was weiterentwickelt wird<br />
Welchen Beitrag ein Monitoring<br />
zur betrieblichen Weiterbildung der<br />
Führungskräfte leisten kann<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
33 Brennpunkte im Blick<br />
Die „Besten Arbeitgeber im Gesundheitswesen“<br />
leisten gute Personalarbeit,<br />
haben aber noch Luft nach oben<br />
36 Klinikchef Christian Schmidt zeigt,<br />
wie er mit knappen Budgets die<br />
großen Personalaufgaben meistert<br />
ORGANISATION<br />
38 News<br />
39 Softwaremarkt<br />
40 Sieben Wege – ein Ziel?<br />
Das Personalmanagement sollte<br />
schon auf viele Weisen verbessert<br />
werden. Warum das HR-Controlling<br />
dafür den Königsweg darstellt<br />
43 Attraktivität des Betriebs erhöhen<br />
bAV dient der Mitarbeiterbindung<br />
– wenn sie den Ansprüchen der<br />
Mitarbeiter tatsächlich gerecht wird<br />
44 Kleine Maßnahmen ganz groß<br />
Wie ein Handwerksbetrieb mit<br />
eigenen strategischen Instrumenten<br />
kniffl ige Personalaufgaben löst<br />
SPEZIAL<br />
47 Cebit 2011<br />
Neuheiten der Computerfachmesse<br />
48 HR-Anwendungen in Hannover<br />
Trends, Produkte und Aussteller<br />
50 Personalarbeit mit Smartphones<br />
Die Messe bietet einen Überblick<br />
zu den mobilen Anwendungen, die<br />
auch Personaler nutzen können<br />
52 Weil das Altsystem am Limit lief<br />
Wie die IEF Werner GmbH mit<br />
einem neuen Zeiterfassungssystem<br />
Produktionskosten spart<br />
„Hohe Ansprüche fordern uns“<br />
Personalmanager in Kliniken stehen vor besonders<br />
großen Herausforderungen. Klinikchef<br />
Christian Schmidt zeigt, was zu tun ist. S. 36
<strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />
Sportlich war das Ziel von Heiner Geißler, als er die Rolle des Unparteiischen in „Stuttgart<br />
21“ übernahm und damit viele beeindruckte. Doch funktioniert das wirklich: <strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong><br />
<strong>richten</strong>? In unserer Titelstrecke gehen wir den verschiedenen Konfl iktlösungsmechanismen<br />
nach und geben Tipps, wie Sie Konfl ikte systematisch deeskalieren und lösen. S. 10<br />
Kleine Maßnahmen ganz groß<br />
Auch Kleinbetriebe können Großes in der Personalarbeit leisten. So lädt der Chef der Team<br />
Steffen AG seine Mitarbeiter zum „ZDF-Frühstück“ ein, in dem er die wichtigsten „Zahlen,<br />
Daten und Fakten“ vermittelt. Ein einfaches Instrument, das viel Wirkung zeigt. S. 44<br />
© TEAM STEFFEN AG © JETSETMODELS / SHUTTERSTOCK<br />
RECHT<br />
54 News<br />
INHALT<br />
FEBRUAR 2011<br />
56 Aktuelles aus der Rechtsprechung<br />
58 Urteile aus Erfurt im Jahresrückblick<br />
Klarstellung zu Bagatelldelikten<br />
und einige AGG-Entscheidungen:<br />
Die wichtigsten BAG-Urteile 2010<br />
60 Die Zeitarbeit wird neu justiert<br />
Zeitarbeitsunternehmen müssen<br />
neue Pfl ichten erfüllen. Ursache ist<br />
eine Europäische Richtlinie<br />
61 Wie das CGZP-Urteil Nachforderungen<br />
für die Sozialversicherung<br />
bei den Entleihern auslösen könnte<br />
62 Moderne Zeiten – altes Urlaubsrecht<br />
Das Europäische Recht und neue<br />
Arbeitsformen erschweren den Umgang<br />
mit dem Bundesurlaubsgesetz<br />
64 Rechtsexperten beantworten einige<br />
der wichtigsten Fragen zur Auslegung<br />
des Urlaubsgesetzes<br />
PERSÖNLICH<br />
66 Self Service<br />
Vergütungscheck: Personalmarketingexperte<br />
68 Jobfi tness<br />
Weiterbildungstipps; HR-Netzwerke<br />
70 Buchtipps<br />
74 Kollegentipp<br />
Wie man aus Trainees universell<br />
einsetzbare Mitunternehmer macht<br />
RUBRIKEN<br />
03 Editorial 72 Impressum<br />
06 Online 72 Vorschau<br />
69 Termine 72 Rückblick<br />
02/ 11 personalmagazin<br />
5
ONLINE IM FEBRUAR<br />
6 www.personalmagazin.de<br />
Wissen<br />
News<br />
Top-Themen<br />
Online-Seminare<br />
Marketplace<br />
Newsletter<br />
Personalmagazin<br />
Ergänzende Downloads<br />
Download-Ergänzungen zum aktuellen Heft fi nden Sie auf unserem<br />
Zeitschriftenportal unter www.personalmagazin.de. Dort können Sie sich<br />
alle Checklisten, Marktübersichten und Arbeitshilfen, die wir im Heft zu<br />
den einzelnen Artikeln ankündigen, im PDF-Format herunterladen. Von<br />
dort können Sie auch über den Link „Zum Downloadarchiv“ zu den Downloads<br />
vergangener Ausgaben gelangen. Im Februar bieten wir Ihnen die<br />
komplette Studie zum Thema „Führungsmonitoring in deutschen Großunternehmen“<br />
sowie weiterführende Texte, die Sie bitte dem nebenstehenden<br />
Kasten entnehmen.<br />
www.personalmagazin.de<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Aktuelle Ausgabe<br />
Heftarchiv<br />
Abonnement<br />
Redaktion<br />
Wirtschaft und Weiterbildung<br />
Haufe Akademie<br />
eCampus<br />
Haufe Community<br />
Personalarbeit 2011<br />
Gesundheitsreform, neue Sozialversicherungswerte<br />
und<br />
Lohnsteuer-Richtlinien: Im<br />
Jahr 2011 kommen einige wichtige<br />
arbeits- und lohnsteuerrechtliche<br />
Neuerungen auf Personaler zu. Außerdem<br />
tut sich einiges im Personalmanagement:<br />
Das Web 2.0 erobert<br />
immer mehr die Recruiter in den<br />
Karrierevorsätze 2011<br />
Personalbüros und Maßnahmen zur<br />
Work-Life-Balance stehen auf der<br />
HR-Agenda. Wir haben diese Trends<br />
und die entscheidenden rechtlichen<br />
Änderungen für das Jahr 2011 für Sie<br />
zusammengestellt. Außerdem erhalten<br />
Sie einen Rückblick auf die wichtigsten<br />
Themen des Personaler-Jahres<br />
2010. www.haufe.de/personal2011<br />
Zum Jahreswechsel machen sich viele Menschen Gedanken über Veränderungen<br />
– privat wie berufl ich. Damit Sie dieses Jahr Ihre Vorsätze<br />
auch tatsächlich weiterverfolgen, haben das Personalmagazin und die<br />
Dis AG die Serie „Besser Machen - Mein Karrierevorsatz 2011“ gestartet.<br />
Einige Experten zeigen auf, woran Vorsätze häufi g scheitern. Sie verraten<br />
Tipps, Tricks und Strategien, wie Sie Vorsätze erfolgreich in die Tat umsetzen<br />
können.<br />
www.haufe.de/personal<br />
Neue Downloads im Februar<br />
● Anbieterübersicht: Ausbildungen zum<br />
Wirtschaftsmediator<br />
● Studie: Führungsmonitoring<br />
● Vergütungs-Check: Personalmarketingexperte<br />
● Ranking: Beste Arbeitgeber im Gesundheitswesen<br />
2011<br />
● Alle Downloads
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SZENE<br />
8 NEWS UND EVENTS<br />
Drei Fragen an ...<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
CHANGE MANAGEMENT<br />
Angelika Höcker<br />
trainiert seit fast 20 Jahren Führung,<br />
Team- und Change Management. In<br />
einem Buch zeigt sie nun Parallelen<br />
zwischen dem Veränderungsmanagement<br />
und der mythologischen Heldenreise auf.<br />
Frage eins: Was haben Change Management und Heldenreisen<br />
gemeinsam?<br />
Antwort: Heldenreisen sind Change-Management-Prozesse.<br />
Bei der Metapher der Heldenreise geht es darum,<br />
aufzubrechen und etwas Neues zu erobern. Im Change-<br />
Prozess ist es genau das Gleiche: Eine Entscheidung<br />
treffen, Altes loslassen und Neues angehen. Hierfür stellt<br />
die Heldenreise einen wunderbaren Leitfaden dar. Denn<br />
in vielen Unternehmen erlebe ich, dass die Menschen die<br />
Unsicherheiten im Wandel nur schwer aushalten. Und dass<br />
ihnen etwas fehlt, das ihnen Orientierung gibt. Das gibt<br />
genau die Heldenreise an die Hand – ein Stück Verständnis.<br />
Frage zwei: Welche Helden nehmen Sie zum Vorbild?<br />
Antwort: Keine, es geht eher um Haltungen und Werte.<br />
Natürlich habe ich im Buch auch Personen beschrieben,<br />
die eine Heldenreise absolvierten, weil sie ihrem Ruf<br />
folgten – eine wichtige Station der Heldenreise. Doch es<br />
geht mir weniger um die Persönlichkeit, sondern darum,<br />
eine Haltung, eine mutige Entscheidung oder die Klarheit<br />
der Handlung darzustellen. So habe ich im Buch Claudia<br />
Langer, die Gründerin der ökologischen Plattform Utopia,<br />
porträtiert. Die Klarheit ihrer Mission ist beeindruckend.<br />
Frage drei: Welche Botschaften können Personalmanager<br />
aus der Heldenreise ziehen?<br />
Antwort: Personalmanager sitzen an einer Schnittstelle<br />
und müssen oft Dinge vorantreiben und Menschen, die<br />
zweifeln oder Widerstand zeigen, dafür gewinnen. Für<br />
mich liegt die grundlegende Botschaft darin, dass Widerstand<br />
nichts Schlechtes ist, sondern viel Energie birgt, die<br />
es zu nutzen gilt. Diese Spannungsdynamik verstehen und<br />
damit umgehen zu können, das ist der große Benefi t der<br />
Heldenreise. Für mich ist entscheidend, dass – wenn die<br />
Metapher einmal verstanden ist – viele Veränderungsprozesse<br />
anders angegangen werden.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />
Recruiting Convent 2011<br />
Bereit für die Zukunft? Unter diesem Motto fi ndet am 21.<br />
und 22. März 2011 zum fünften Mal die Jahrestagung<br />
von und für Insider des Personalmarketings und der<br />
Personalbeschaffung in Schloss Bensberg <strong>statt</strong>. Themen wie<br />
Arbeitgebermarke und Social Media sind inzwischen in der<br />
Realität angekommen. Deshalb beleuchtet der Recruiting Convent<br />
2011 eine Vielzahl dieser Themen unter Praxisaspekten.<br />
Die Referenten beschreiben, wie ein Unternehmen den Bewerbungsprozess<br />
umkehrt und sich die Vorgesetzten bei den Zielgruppen<br />
bewerben. Außerdem werden die ersten Ergebnisse<br />
des Praxistests anonyme Bewerbungen vorgestellt sowie Best-<br />
Practice-Anwendungen von Social Media in Personalmarketing<br />
und Rekrutierung. Aber auch Ausbildungsmarketing und die<br />
Macht der Sprache in der Markenkommunikation werden thematisiert.<br />
Die Veranstaltung wird vom Institut für Personalmanagement<br />
und Arbeitsrecht unter der Leitung von Professor<br />
Christoph Beck durchgeführt. www.recruiting-convent.de<br />
Recruiting Trends 2011<br />
Was sind die wichtigsten Herausforderungen für die<br />
Personalbeschaffung 2011? Antworten auf diese Frage<br />
gibt die Studie „Recruiting-Trends“, die zum neunten<br />
Mal vom Centre of Human Resources Information Systems<br />
der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main in Kooperation<br />
mit Monster Worldwide Deutschland erstellt wurde. Die<br />
Studie wird am 9. Februar 2011 im Palais am Zoo in Frankfurt<br />
am Main vorgestellt. Anmeldungen für das Symposium mit<br />
Vorträgen und Praxisbeispielen sind mit dem Code „Symposium“<br />
möglich unter<br />
http://symposium.monster.de/<br />
Im Frankfurter Palais am Zoo fi ndet das Symposium von Monster <strong>statt</strong>.<br />
© KOFLER & KOMPANIE AG INTERNATIONAL CATERER
Namen und Nach<strong>richten</strong><br />
Roger Bellis<br />
NEWS UND EVENTS<br />
Seit November ist Roger Bellis Senior-Vice-President von Global Talent, Leadership<br />
and Organizational Development bei SAP. Zuvor bekleidete er Führungsrollen<br />
bei Barclays Bank, Scottish Power und Unilever.<br />
Beate Bungartz<br />
Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin übernahm zum November die<br />
Personalleitung für den Teilkonzern Bilfi nger Berger Power Services in Oberhausen.<br />
Zuletzt war sie Personalleiterin bei Celgelec German Business.<br />
Anja Christmann<br />
Seit 1. Januar ist Anja Christmann Mitglied im Werkmanagement bei Volkswagen<br />
in Emden und zuständig für das Ressort Personal. Zuvor leitete die<br />
Diplom-Pädagogin die Frauenförderung im Volkswagen-Konzern.<br />
Katharina Heuer<br />
Seit Anfang November zeichnet Katharina Heuer für das Personalressort der<br />
DB Fernverkehr AG verantwortlich. Die Diplom-Volkswirtin kam 2003 von<br />
DaimlerChrysler zur Deutschen Bahn. Sie folgt auf Robert Etmans, dessen<br />
Aufgaben als Vorstand Personal und Bordservice aufgeteilt wurden.<br />
Arne Meiswinkel<br />
Zum 1. Februar wird der Diplom-Kaufmann Geschäftsführer Personal von<br />
Volkswagen Sachsen. Meiswinkel, derzeit Personalleiter im VW-Werk Braunschweig,<br />
folgt auf Henry Mehnert, der als Personalleiter zu Volkswagen Rus<br />
wechselt. Sein Nachfolger in Braunschweig wird Sebastian Patta.<br />
Hans Helmut Schetter<br />
Nach 15 Jahren im Vorstand von Bilfi nger Berger verabschiedete sich Arbeitsdirektor<br />
Hans Helmut Schetter zum Jahresende in den Ruhestand. Der Posten<br />
des studierten Bauingenieurs wird zunächst nicht neu besetzt.<br />
Ulrich Schmidt<br />
Seit dem 1. Januar ist der promovierte Betriebswirt neuer Vorstand Finance &<br />
Human Resources bei Beiersdorf. Er übernahm zunächst das Personalressort<br />
und wird ab Februar auch das Finanzressort verantworten. Ulrich Schmidt ist<br />
seit 1983 bei Beiersdorf tätig.<br />
Nicolas-Fabian Schweizer<br />
Der Jurist Nicolas-Fabian Schweizer wird zum 1. April neuer Personalvorstand<br />
der Schweizer Electronic AG in Schramberg. Zuletzt war Schweizer als Director<br />
Human Resources am Flughafen Hannover tätig.<br />
Hans-Otto Umlandt<br />
Neuer Personalvorstand der DB Netz AG ist seit dem 1. Januar der Diplom-<br />
Volkswirt Hans-Otto Umlandt, bisher Vorstand der DEVK. Er folgt auf Berthold<br />
Huber, der Anfang November als Vorstandsvorsitzender zu DB Fernverkehr<br />
wechselte.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
9<br />
Ihr Personaleinsatz<br />
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10<br />
KONFLIKTLÖSUNG<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />
<strong>Schlichten</strong> <strong>statt</strong> <strong>richten</strong><br />
TREND. Im Umgang mit anderen Menschen sind Konfl ikte unvermeidlich.<br />
Personaler sollten daher systematisch Eskalationen vermeiden helfen.<br />
Von Michael Miller (Red.)<br />
In Stuttgart gehen die Montagsdemonstrationen<br />
weiter. Und dennoch<br />
kann sich das Ergebnis des Streitschlichters<br />
Heiner Geißler sehen lassen.<br />
Das Verfahren brachte alle Parteien<br />
an einen Tisch, sorgte für eine sachliche<br />
Diskussion um Stuttgart 21 und zumindest<br />
teilweise für Zustimmung zum<br />
abschließenden Votum. Ein Erfolg, verglichen<br />
mit der Lage vor Geißlers Auftritt,<br />
verglichen mit der Situation kurz<br />
nach dem „Schwarzen Donnerstag“. Ein<br />
Teilerfolg, da die Situation bereits so eskaliert<br />
war, dass die Auseinandersetzung<br />
nicht völlig beigelegt werden konnte.<br />
Frühzeitig gegensteuern<br />
Das Projekt Stuttgart 21 zeigt, welche Gefahr<br />
in Konfl ikten schlummert und dass<br />
es sich lohnt, bereits frühzeitig einer<br />
Eskalation entgegenzusteuern. Das gilt<br />
auch für Unternehmen, um Reibungsverluste<br />
durch Streitigkeiten zwischen den<br />
Mitarbeitern zu vermeiden.<br />
Glücklicherweise verlaufen betriebliche<br />
Auseinandersetzungen meist weniger<br />
handfest als jene am Stuttgarter<br />
Bauzaun. Dennoch gilt es, ein dauerhaftes<br />
System zu installieren, um kleine<br />
wie große Gemeinheiten unter Mitarbeitern<br />
frühzeitig zu erkennen und Eskalationen<br />
zu vermeiden. Damit Mitarbeiter<br />
ein solches System nutzen, bedarf es der<br />
Information und einiger Vorgaben, um<br />
ohne Hemmschwellen die Konfl iktparteien<br />
zum Ausgleich zu bewegen.<br />
Die Hoffnung auf ein völlig konfl iktfreies<br />
Arbeitsleben ist nämlich unbe-<br />
Online<br />
Eine Übersicht der Anbieter für<br />
Ausbildungen zum Wirtschaftsmediator<br />
können Sie auf unserer<br />
Internetseite herunterladen.<br />
Zudem fi nden Sie dort auch<br />
ausführliche Informationen im Top-<br />
Thema „Mediation“.<br />
www.personalmagazin.de<br />
gründet. „Grundsätzlich sind Konfl ikte<br />
unvermeidbar“, erläutert Professor Marc<br />
Solga von der Ruhr-Universität Bochum<br />
im Interview (ausführlich auf Seite 15).<br />
Täglich träfen im Unternehmen Menschen<br />
mit unterschiedlichen Bedürfnissen<br />
aufeinander, Konfl ikte seien da<br />
vorprogrammiert.<br />
HR häufi g Konfl iktlösungsstelle<br />
Im Unternehmen gilt es, weg von einem<br />
einzelnen Schlichter wie Heiner Geißler<br />
in Stuttgart hin zu einer übergreifenden<br />
oder standardisierten Lösung zu kommen.<br />
Das entlastet auch die Personalabteilung,<br />
wie unser Praxisbeispiel zeigt:<br />
Bevor das Beispielunternehmen ein<br />
System zur Konfl iktlösung eingerichtet<br />
hatte, zählte HR zu den am häufi gsten<br />
genannten Stellen, die sich mit Konfl iktlösungen<br />
beschäftigten (lesen Sie mehr<br />
dazu auf Seite 16).<br />
Neues Mediationsgesetz<br />
Der Gesetzgeber beantwortet die Frage<br />
nach einer Konfl iktlösung abseits des<br />
Gerichtssaals mit dem Mediationsgesetz,<br />
das die Regierung Mitte Januar verabschiedet<br />
hat und nun den Weg durch<br />
den Bundestag nimmt. Dabei defi nieren<br />
die gesetzlichen Regelungen drei Arten<br />
der Mediation.<br />
● Außergerichtliche Mediation, die unabhängig<br />
von einem Gerichtsverfahren<br />
durchgeführt wird.<br />
● Gerichtsnahe Mediation, die während<br />
eines Gerichtsverfahrens außerhalb<br />
des Gerichts <strong>statt</strong>fi ndet.<br />
● Richterliche Mediation, die während<br />
eines Gerichtsverfahrens von einem<br />
nicht entscheidungsbefugten Richter<br />
durchgeführt wird.<br />
Grundsätzlich versucht Mediation die<br />
Kommunikation unter den Parteien zu<br />
fördern und ein strukturiertes Verfahren<br />
zu bilden. Dabei hilft der Mediator<br />
lediglich bei der Suche nach Lösungen,<br />
ohne selbst konkrete Vorschläge einzubringen.<br />
Ziel des Gesetzes ist es, die<br />
verschiedenen Formen der Mediation<br />
gesetzlich festzuschreiben und so eine<br />
rechtliche Grundlage dafür zu schaffen.<br />
Mediation im Unternehmen<br />
Vermutlich werden die geplanten neuen<br />
Regeln zur außergerichtlichen Mediation<br />
und zum Gerichtsverfahren aber eine untergeordnete<br />
Rolle in der Arbeitsgerichtsbarkeit<br />
spielen (lesen Sie mehr dazu auf<br />
Seite 20). Kein Grund jedoch, das Instrument<br />
nicht im innerbetrieblichen Umfeld<br />
einzusetzen. Hier gilt es, die Führungskräfte<br />
entsprechend auszubilden und<br />
vorzubereiten (lesen Sie mehr dazu auf<br />
Seite12). Damit Konfl ikte erst gar nicht<br />
derart eskalieren wie in Stuttgart.
Konfl ikte zurücklassen und neue Lösungen angehen: Der beste Weg, damit das Unternehmen bei Streitigkeiten besser vorankommt.<br />
TITEL<br />
KONFLIKTLÖSUNG<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
© JULIAN WEBER / SHUTTERSTOCK<br />
11
TITEL<br />
12 XXX KONFLIKTLÖSUNG<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte anmichael.miller@personalmagazin.de<br />
Mediation intern oder extern?<br />
HANDLUNGSHILFE. Nicht nur externe Personen, auch die eigenen Führungskräfte<br />
können helfen, Konfl ikte im Unternehmen frühzeitig zu lösen.<br />
Von Peter Doetsch<br />
Organisationen behelfen sich in<br />
unterschiedlicher Weise, wenn<br />
Konfl ikte auftreten. Neben<br />
den klassischen, nur sehr begrenzt<br />
erfolgreichen Lösungsversuchen<br />
durch Ignorieren bis zur Eskalation<br />
oder Management- oder Arbeitsgerichtsentscheidungen<br />
greifen immer mehr<br />
Unternehmen heute auf professionelle<br />
externe Hilfe zurück, etwa durch einen<br />
Mediator oder auch mittels Einzel- oder<br />
Team-Coaching. Im Unterschied zum<br />
Coaching als Mittel der Persönlichkeitsentwicklung<br />
ist Mediation in erster Linie<br />
ein Instrument der Krisenintervention.<br />
Trotzdem bedienen sich beide Instrumente<br />
zum Teil des gleichen kommuni-<br />
kativen „Handwerkszeugs“, zum Beispiel<br />
Normalisieren, positiv Umformulieren,<br />
Umwidmen. Beide erzeugen durch die<br />
Inanspruchnahme externer Berater allerdings<br />
im Regelfall erhebliche Kosten<br />
in Form von Stunden- oder Tagessätzen.<br />
Daher werden sie in der Regel nur bei<br />
einer hohen Intensität und Bedeutung<br />
von Konfl ikten eingesetzt.<br />
Eine Alternative ist, dass Mitarbeiter<br />
des Unternehmens selbst, insbesondere<br />
Führungskräfte, das Mediationsverfahren<br />
durchführen. Grundvoraussetzung<br />
für die Tätigkeit von Führungskräften<br />
als interne Mediatoren ist, dass sie über<br />
eine Mediatorenausbildung, über viel<br />
Empathie und gute kommunikative Fähigkeiten<br />
verfügen.<br />
Bedingungen für interne Mediation<br />
Eine Grundbedingung für die interne<br />
Mediation ist die über- oder allparteiliche<br />
Haltung der konkreten Führungskraft.<br />
Sie darf dafür nicht selbst am<br />
Konfl ikt beteiligt sein. Darüber hinaus<br />
wird es, sofern man die Konfl iktpartner<br />
als „Herren des Mediationsverfahrens“<br />
Ernst nimmt, entscheidend sein, ob die<br />
Konfl iktparteien selbst die konkrete Führungskraft<br />
als unparteiliche, neutrale<br />
Personen wahrnehmen. Ist das nicht<br />
der Fall, sollte im Zweifel ein neutraler<br />
Nehmen die Konfl iktparteien selbst die Führungskraft<br />
nicht als unparteiliche Person wahr, sollte ein<br />
Dritter oder Externer die Mediation übernehmen.<br />
Dritter aus dem Unternehmen oder ein<br />
Externer die Mediation übernehmen.<br />
Letztlich ist eine Allparteilichkeit und<br />
Neutralität der Führungskraft als Mediator<br />
– worauf Trossen im Handbuch<br />
der Mediation zu Recht hinweist – über<br />
das Verfahren und ihr Verhalten defi -<br />
nier- und erreichbar. Trossen bezeichnet<br />
„Integrierte Mediation“ als „eine Verfahrensweise,<br />
welche die Mediation mit<br />
ihren Techniken, Strukturen, Prinzipien<br />
und Haltungen wie ein hybrides Verfahren<br />
in streitige Prozesse einbezieht, um<br />
eine konsensual verhandelte Streitbeilegung<br />
zu ermöglichen“. Begibt sich eine<br />
Führungskraft in die Rolle des Mediators,<br />
dann sollte dies transparent werden. Die<br />
Führungskraft als Mediator wird etwa<br />
die eigenverantwortliche Konfl iktlösung<br />
durch die Konfl iktpartner dadurch fördern,<br />
dass sie, solange sie sich in der<br />
Rolle des Mediators bewegt, nicht bereit<br />
ist, sich selbst mit Sachargumenten der<br />
Konfliktpartner auseinanderzusetzen<br />
und die Meinung dazu zu sagen oder gar<br />
eine Entscheidung zu treffen. Sie wird<br />
deutlich machen, dass sie Vertrauen in die<br />
Fähigkeiten der Konfl iktpartner zur Konfl<br />
iktlösung hat und daher nichts anderes<br />
tun wird als ihnen zuzuhören und mit Zurückspiegelung<br />
des Wahrgenommenen zu<br />
helfen, einander zu verstehen.<br />
Weitere Bedingung ist die Freiwilligkeit<br />
der Teilnahme. Eine (höhere)<br />
Führungskraft verfügt in einer konfl iktträchtigen<br />
Ausgangslage zwar meist<br />
über die Autorität, die Konfl iktpartner<br />
zu einem Gespräch mit ihr als Mediator<br />
zu veranlassen. Können die Parteien<br />
hierbei von den Vorteilen des Mediationsverfahrens<br />
überzeugt werden, sind<br />
sie meist bereit, gemeinsam mit dem<br />
anderen Konfl iktpartner nach einer einvernehmlichen<br />
Lösung zu suchen.<br />
Bleibt die Frage, wie es der Führungskraft<br />
gelingen kann, das Kooperationsgespräch<br />
der Konfl iktpartner in einer Art<br />
„geschütztem Bereich“ <strong>statt</strong>fi nden zu<br />
lassen, in dem sich die Beteiligten frei<br />
äußern können, ohne fürchten zu müssen,<br />
dass dies vom anderen und gar vom<br />
Vorgesetzten später gegen sie verwendet<br />
wird. Zugegeben, die Vertraulichkeit zu
KONFLIKTLÖSUNG<br />
Der Einsatz von Mediationselementen im Unternehmensalltag verändert den Umgang mit Konfl ikten.<br />
gewährleisten und ein Vertrauen in sie<br />
bei den Konfl iktpartnern zu erreichen,<br />
ist für einen direkten Vorgesetzten nicht<br />
so leicht wie für einen externen Mediator<br />
oder einen internen Mediator, der keine<br />
direkte Führungsfunktion hat. Doch einer<br />
Führungskraft, die durch ihr bisheriges<br />
Führungshandeln bereits unter Beweis<br />
gestellt hat, dass sie authentisch ist, wird<br />
im Zweifel die Zusage abgenommen werden,<br />
dass im Rahmen des Versuchs zu<br />
einer einvernehmlichen Konfl iktbeilegung<br />
offenbarte Informationen und Gefühle<br />
später unter keinen Umständen<br />
gegen die betreffende Partei verwendet<br />
oder Dritten offenbart wird. Hilfreich ist,<br />
die Vertraulichkeit des Gesprächsinhalts<br />
im Rahmen der Mediation schriftlich mit<br />
allen Beteiligten zu vereinbaren.<br />
Ein großer Vorteil der internen Mediation<br />
im Vergleich zur externen ist, dass<br />
durch die Präsenz der „nebenberufl ichen<br />
Mediatoren“ im Unternehmen für konfl<br />
iktbetroffene Mitarbeiter ein niederschwelliges<br />
Angebot für Unterstützung<br />
vorhanden ist. Dies erhöht die Chance,<br />
dass Konfl ikte in einer frühen Phase mit<br />
fachkundiger Unterstützung „bearbeitet“<br />
werden. Führungskräfte und andere<br />
Mitarbeiter mit Mediatorenausbildung<br />
können zudem die „Streitkultur“ an ihrem<br />
Arbeitsplatz beeinfl ussen, indem<br />
sie Konfl ikte frühzeitig offen ansprechen<br />
und über die Interessen der Beteiligten<br />
sprechen, <strong>statt</strong> streitige Positionen wieder<br />
und wieder auszutauschen und damit<br />
„integrierte Mediation“ zu praktizieren.<br />
Vorteile der „integrierten Mediation“<br />
Ein förmliches Mediationsverfahren mit<br />
schriftlicher Mediationsvereinbarung,<br />
meist mehreren Mediationssitzungen und<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
13<br />
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14<br />
KONFLIKTLÖSUNG<br />
idealerweise einer schriftlich fi xierten Einigung<br />
der Konfl iktpartner wird faktisch<br />
nur bei Konfl ikten angewandt werden, die<br />
bereits eine erhebliche Unternehmensbeeinträchtigung<br />
erreicht haben.<br />
Deutlich größeres Potenzial zur „Befriedungswirkung“<br />
haben Elemente<br />
der sogenannten „integrierten“ oder<br />
„Ad-hoc“-Mediation, die durch Führungskräfte<br />
ohne förmliches Verfahren<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
und unterschriebene Mediationsvereinbarung<br />
erfolgt. Als Vorteil erweist sich<br />
hier, dass die Mediation sofort beim<br />
Sichtbarwerden konfl iktträchtiger Situationen<br />
wirken kann; sie bedarf keines<br />
förmlichen Antrags oder des Eingeständnisses<br />
der Konfl iktpartner, dass sie den<br />
Konfl ikt nicht selbst lösen können. Integrierte<br />
Mediation wirkt damit schon im<br />
Frühstadium eines Konfl ikts und kann so<br />
INSTRUMENTENKOFFER<br />
Mediationstipps für Führungskräfte<br />
Sichtweisen ändern: Helfen Sie als Führungskraft den Parteien, ihre Sichtweisen zu erkennen<br />
und gegebenenfalls zu verändern. Konfrontation verengt den Blick und reduziert die<br />
Wahrnehmung. Durch die enge Verknüpfung mit dem Konfl ikt wird der Blick so stark auf<br />
die Gegenseite gelenkt, dass teilweise die eigene Verantwortung völlig übersehen wird.<br />
Transparenz herstellen: Viele Streittaktiken können Sie als Führungskraft entlarven, indem<br />
Sie die dahinter liegende Strategie aufdecken. Winkelzüge müssen hinterfragt werden.<br />
Dabei genügt schon die besorgt klingende Äußerung: „Ich weiß nicht, ob das wirklich die<br />
Arbeit der ganzen Abteilung stärkt.“ So eine Aussage kann für eine Konfl iktpartei Anlass<br />
sein, sich über die bisher verfolgte Strategie noch einmal Gedanken zu machen.<br />
Relativierung: Mit dem Einsatz von Gesprächstechniken können Sie Äußerungen der<br />
Parteien entschärfen. Jedem Angriff liegt ein Bedürfnis zugrunde, jeder Schuldzuweisung<br />
eine Betroffenheit. Heben Sie diese Zusammenhänge hervor und formulieren Sie Aussagen<br />
neu, um denen die verletzende und angreifende Kraft zu nehmen.<br />
Sicherheit bieten: Nehmen Sie den Parteien ihre Verunsicherung, indem Sie Transparenz<br />
und Orientierung schaffen. So sollte den Konfl iktpartnern immer bekannt sein, in<br />
welchem durch rechtliche oder betriebliche Regeln begrenzten Entscheidungsspielraum<br />
sie eine Lösung für ihren Konfl ikt fi nden können.<br />
Themen zusammenführen: Drängen Sie stets auf die vollständige Erörterung aller<br />
anstehenden Fragen. Um die Komplexität des Problems zu erkennen, aber auch um den<br />
Blick von den bisher geltend gemachten Forderungen abzulenken, erkundigen Sie sich bei<br />
den Konfl iktpartnern nach anderen, bisher noch nicht adressierten Konfl iktthemen und<br />
machen Sie Vorschläge zur Sammlung der Themen und deren Behandlung.<br />
Konzentration: Verschleierung und Verwirrtaktik begegnen Sie am besten, indem Sie die<br />
entsprechende Befürchtung ansprechen. Mit einer zeitnahen Einladung zum Gespräch<br />
kann Verzögerungen entgegengewirkt werden. Die Einteilung des zu erörternden Konfl iktstoffs<br />
auf die wesentlichen Themen fokussiert die Erörterungen. Jeder neue Punkt wird zu<br />
einem Thema formuliert, über das die Konfl iktpartner sprechen können.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />
helfen, eine schwere, schadensreiche Eskalation<br />
zu vermeiden. Im Frühstadium<br />
eines Konfl ikts reicht es beispielsweise,<br />
durch Hinterfragen verwendeter Begriffe,<br />
durch Befreiung der häufi g gewaltvollen<br />
Sprache von ihren streitigen Bedeutungen<br />
oder durch Nachfragen die Interessen hinter<br />
widerstreitigen Positionen hervorzuholen<br />
und Verständnis für den anderen<br />
zu wecken. Das kann in Besprechungen,<br />
im Mitarbeitergespräch oder im lockeren<br />
Gespräch am Kaffeeautomaten <strong>statt</strong>fi nden.<br />
Integrierte Mediation in dieser Form<br />
wirkt damit dezentral, passgenau und<br />
frühzeitig. Ein förmliches Mediationsverfahren<br />
in dieser Phase könnte dagegen<br />
sogar einen „Overkill“ darstellen.<br />
Konfl iktpartnern vertrauen<br />
Je mehr Führungskräfte und andere<br />
Personen aufgrund einer Mediationsausbildung<br />
in der Lage sind, Elemente<br />
der Mediation im Unternehmensalltag<br />
einzusetzen, umso stärker wird sich die<br />
Unternehmenskultur in Bezug auf den<br />
Umgang mit Konfl ikten verändern. Integrierte<br />
Mediation durch Führungskräfte<br />
bedarf grundsätzlich der gleichen Haltung<br />
und Fähigkeiten wie die förmliche<br />
Mediation. Die Führungskraft muss,<br />
um Kooperation zu fördern, sich in ihrer<br />
Eigenschaft als Vorgesetzter und damit<br />
Entscheider zurücknehmen können und<br />
Vertrauen haben, dass die Parteien – mit<br />
etwas Hilfe – selbst in der Lage sind, ihren<br />
Konfl ikt zu lösen.<br />
Die größte Herausforderung der Führungskraft<br />
angesichts eines Konfl ikts<br />
zwischen Mitarbeitern besteht darin, den<br />
richtigen Zeitpunkt für eine fördernde<br />
Intervention zu erkennen. Eine einfache<br />
Faustregel mag dabei helfen: Die Führungskraft<br />
muss sich nur fragen, was<br />
die Konfl iktpartner daran hindert, einen<br />
Konsens zu fi nden. Geht sie der Frage<br />
nach, was dem konkret im Wege steht,<br />
erkennt sie die Hindernisse, bei deren<br />
Beseitigung sie mithelfen kann.<br />
Dr. Peter Doetsch ist Rechtsanwalt und Mediator<br />
in Wiesbaden.
TITEL<br />
KONFLIKTLÖSUNG<br />
„Konfl ikte sind unvermeidbar“<br />
INTERVIEW. Psychologe Marc Solga erklärt, wie Konfl ikte entstehen, warum sie<br />
nicht zu verhindern sind und wie man sie trotzdem gut managen kann.<br />
personalmagazin: Die Regale sind voll von<br />
Ratgebern zu Konfl iktlösungen. Aber<br />
was genau ist eigentlich ein Konfl ikt<br />
und wie entsteht er?<br />
Marc Solga: Jeder hat bestimmte Bedürfnisse,<br />
Interessen und Ziele, die mit<br />
denen eines anderen nicht vereinbar<br />
sind. Sobald wir diese Unvereinbarkeit<br />
als störend erleben, lässt sich von<br />
Konfl ikt sprechen. Es geht also nicht in<br />
erster Linie um bestimmte Verhaltensweisen.<br />
Menschen reagieren ja ganz<br />
unterschiedlich, wenn sie sich durch<br />
andere gestört fühlen. Die einen fressen<br />
ihren Ärger in sich hinein, die anderen<br />
nehmen den Kampf auf.<br />
personalmagazin: Bedeutet das, dass Konfl<br />
ikte unvermeidbar sind, da wir alle<br />
unterschiedliche Bedürfnisse haben?<br />
Solga: Ja, das stimmt. Konfl ikte lassen<br />
sich nicht vermeiden, weil wir unterschiedlich<br />
denken und fühlen, aber<br />
eben doch zusammenarbeiten müssen.<br />
So entstehen automatisch Konfl ikte. Es<br />
gibt aber viele Versuche, Konfl iktpotenziale<br />
einzudämmen. Einige Instrumente<br />
der Personalführung, wie zum Beispiel<br />
aufwendige Personalauswahlverfahren<br />
oder organisationale Sozialisation, dienen<br />
auch immer diesem Zweck.<br />
personalmagazin: Diversity-Programme<br />
fördern aber die Vielfalt im Unternehmen.<br />
Heißt das, dass verschiedene<br />
Meinungen und somit Konfl ikte auch<br />
eine positive Wirkung haben können?<br />
Solga: Das ist in der Tat eine romantische<br />
Vorstellung, die viele Organisationspsychologen<br />
lange hatten und auch<br />
Prof. Dr. Marc Solga<br />
ist Juniorprofessor für Kompetenz- und<br />
Personalentwicklung an der Ruhr-Uni<br />
Bochum. Er forscht unter anderem im<br />
Bereich des Konfl iktmanagements.<br />
teilweise noch haben. Die Idee dahinter<br />
ist, dass über den Austausch von<br />
Argumenten ein besseres Verständnis<br />
für die Lösung eines Problems entsteht.<br />
Das ist die sogenannte konstruktive<br />
Kontroverse. Das Problem ist aber, dass<br />
die Forschung uns etwas anderes zeigt:<br />
Konfl ikte wirken sich immer negativ<br />
auf die Leistung und die Arbeitszufriedenheit<br />
aus.<br />
personalmagazin: Und damit müssen sich<br />
Unternehmen einfach abfi nden?<br />
Solga: Derzeit wird untersucht, welche<br />
Randbedingungen eines Konfl ikts<br />
verhindern können, dass Leistung und<br />
Zufriedenheit nicht völlig unter dem<br />
Konfl ikt leiden. Dazu gehören Formen<br />
der Konfl iktaustragung, die die Interessen<br />
aller Parteien zu achten versuchen.<br />
Hier kann eine neutrale dritte Partei,<br />
ein Mediator, hilfreich sein. Er kann<br />
den Konfl ikt nicht verhindern, aber<br />
helfen, eine Eskalation zu vermeiden.<br />
personalmagazin: Was genau heißt das?<br />
Solga: Der Mediator muss sich darum<br />
bemühen, dass Konfl ikte auf eine<br />
friedliche und allseits akzep tierte Weise<br />
ausgetragen werden. Der Schlüssel dafür<br />
ist meines Erachtens das Managen<br />
von Gerechtigkeit.<br />
personalmagazin: Wie funktioniert das?<br />
Solga: Ein Problem, das man im Arbeitsalltag<br />
gar nicht vermeiden kann,<br />
ist das Erleben von Verteilungsungerechtigkeit.<br />
Nicht jeder Mitarbeiter<br />
erhält die gleiche Belohnung, und<br />
dadurch entsteht schnell das Gefühl,<br />
Einsatz und Ertrag seien nicht gerecht<br />
verteilt. Es gibt aber auch andere Aspekte<br />
von Gerechtigkeit. Beispielsweise<br />
mit Respekt behandelt und ausreichend<br />
über eine Entscheidung informiert zu<br />
werden. Wenn die Führungskraft dem<br />
Mitarbeiter respektvoll und engagiert<br />
erläutert, wie und warum eine für ihn<br />
nachteilige Entscheidung zustande gekommen<br />
ist, wird die Wahrscheinlichkeit<br />
geringer sein, dass der Mitarbeiter<br />
negativ reagiert. Dann wird er eben<br />
nicht Dienst nach Vorschrift machen<br />
oder Geheimnisse verraten, um die<br />
erlebte Ungerechtigkeit zu vergelten.<br />
Das Interview führte Kristina Enderle.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
15
TITEL<br />
16 KONFLIKTLÖSUNG<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Zwar gab es schon immer SAP-Mitarbeiter,<br />
die eine konsensorientierte<br />
Lösung von Konfl ikten anstrebten. Dies<br />
war jedoch auf einige wenige beschränkt<br />
und keinesfalls systematisch verbreitet.<br />
Mitte des Jahres 2006 habe ich zusammen<br />
mit meiner Kollegin Christiane<br />
Kuntz-Mayr, die heutige stellvertretende<br />
Vorsitzende des Betriebsrats, direkt nach<br />
unseren Ausbildungen zum Mediator<br />
eine Initia tive gestartet. Diese mündete<br />
2007 in die Gründung eines Mediatoren-<br />
Pools aus internen Mitarbeitern der SAP.<br />
Alle hatten eine entsprechende Mediationsausbildung<br />
absolviert.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />
Mit System navigieren<br />
PRAXIS. SAP Deutschland hat ein umfassendes Konfl iktmanagementsystem getestet.<br />
Dabei agieren „Konfl iktnavigatoren“ als erste Anlaufstelle für Mitarbeiter.<br />
Von Jürgen Briem<br />
Global agierende Unternehmen<br />
müssen heute schnell auf Veränderungen<br />
der Märkte reagieren.<br />
SAP als Marktführer in der<br />
IT-Branche ist davon nicht ausgenommen.<br />
Das Thema „Change Management“<br />
ist in den Unternehmen deshalb<br />
fester Bestandteil der Organisationsentwicklung<br />
geworden. Damit<br />
einher geht eine Erhöhung<br />
des Konfl iktpotenzials durch<br />
Transformation und Wandel, da<br />
Veränderungen in Unternehmen<br />
meist auch Veränderungen für<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte<br />
bedeuten. Und damit rückt der<br />
Umgang mit Konfl ikten immer<br />
mehr in den Blickpunkt der Entscheidungsträger.<br />
Diese Tatsache<br />
führte dazu, dass SAP begann,<br />
ein Konzept zu entwickeln, um<br />
dieses Konfl iktpotenzial zu nutzen,<br />
um für Mitarbeiter wie Unternehmen<br />
einen Mehrwert zu<br />
generieren. Denn in jedem Konfl<br />
ikt stecken Ressourcen, die positiv<br />
genutzt werden können.<br />
Die Zeiten, in denen Konfl ikte<br />
in Unternehmen geleugnet wurden,<br />
sind glücklicherweise vorbei.<br />
Immer mehr Unternehmen<br />
sehen die Optimierung im Umgang mit<br />
Konfl ikten als wichtige Aufgabe der Unternehmensleitung<br />
an. Damit werden<br />
die Entwicklung und der Ausbau sozialer<br />
Kompetenz wie Kommunikationsfähigkeiten<br />
und Umgang mit Konfl ikten an<br />
Bedeutung gewinnen.<br />
Navigation ist nicht einfach, wie diese Gerätschaft verdeutlicht.<br />
Doch mit dem richtigen System spart sie Arbeit, zeigt das SAP-Beispiel.<br />
Bereits zu diesem Zeitpunkt war die<br />
Idee eines systematischen Ansatzes in<br />
der Konfl iktbearbeitung vorhanden, da<br />
Mediation zwar ein mächtiges Verfahren<br />
mit einer interessenorientierten Lösung<br />
ist, sich jedoch nicht für alle Konfl ikte<br />
eignet. Ein vernetztes Nebeneinander<br />
der verschiedenen Konfl iktlösungsverfahren<br />
war schon zu<br />
Beginn der Initiative ein gestecktes<br />
Ziel. Zeitgleich zu<br />
diesem von Mitarbeitern begonnenen<br />
Vorhaben wurde<br />
ein globaler Ombudsmann<br />
bestellt, der direkt an den für<br />
Personal zuständigen Vorstand,<br />
den Arbeitsdirektor,<br />
berichtet.<br />
Analyse des Ist-Zustands im<br />
bisherigen Konfl iktsystem<br />
Durch die enge Zusammenarbeit<br />
dieser beiden Institutionen<br />
(Ombudsperson und<br />
Mediatoren-Pool) entstand<br />
eine Dienstleistung für alle<br />
Mitarbeiter der SAP, um im<br />
Konfl iktfall eine optimale Lösung<br />
des Problems zu erarbeiten.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war<br />
allerdings keine Systematisierung<br />
der Konfl iktlösungsverfahren<br />
gegeben. Auch war<br />
eine Transparenz über die Nutzungshäufi<br />
gkeit der verschiedenen Verfahren<br />
nicht vorhanden. Um hier Licht in das<br />
Dunkel zu bringen, ließ SAP im Rahmen<br />
einer Diplomarbeit eine Konfl iktlösungslandkarte<br />
des Unternehmens erarbeiten.<br />
Damit war eine Übersicht über die Stel-
len im Unternehmen gegeben, die sich<br />
mit Konfl iktlösungen beschäftigen. Darüber<br />
hinaus sollte ermittelt werden,<br />
wie häufi g die einzelnen Anlaufstellen<br />
genutzt werden. Die Ermittlung dieser<br />
Informationen erfolgte durch Interviews<br />
geeigneter Schlüsselpersonen im Unternehmen.<br />
Die am häufi gsten genannten Anlaufstellen<br />
im Unternehmen waren: HR-Business-Partner,<br />
Betriebsrat, Ombudsstelle<br />
und das Gesundheitswesen. Darüber<br />
hinaus gibt es einige weitere Anlaufstellen,<br />
die in die Konzeption eines Konfl iktmanagementsystems<br />
eingefl ossen sind:<br />
Sprecherausschuss leitender Angestellter,<br />
Mediatoren-Pool und Coaching-Pool.<br />
Anforderungen an das neue System<br />
Im ersten Ansatz zur Bestandsaufnahme<br />
wurde ein Gremium gegründet, in dem<br />
diese Anlaufstellen vertreten waren und<br />
das in regelmäßigen Abständen tagte.<br />
Fragestellungen waren dabei unter anderem,<br />
mit welchen Methoden Konfl ikte<br />
bearbeitet werden. Wie die Vernetzung<br />
der Anlaufstellen untereinander ist und<br />
welche Schwierigkeiten am häufi gsten<br />
zu beobachten sind. Außerdem wurde<br />
besprochen, welche Konfl ikttypen bei<br />
welcher Anlaufstelle am besten aufgehoben<br />
sind und welche Beobachtungen<br />
auffällig im Zusammenhang mit Konfl<br />
iktbearbeitungen sind.<br />
Die Antworten auf die genannten Fragen<br />
waren nahezu überall identisch.<br />
Meist erfolgte kein methodischer Ansatz,<br />
sondern eine individuelle oder intuitive<br />
Vorgehensweise prägte die Konfl iktbearbeitung.<br />
Dies ist bei Mediatoren-Pool<br />
und Coaching-Pool anders, da diese beiden<br />
Anlaufstellen per Defi nitionem nach<br />
einer Methode (Mediation beziehungsweise<br />
Coaching) arbeiten. Eine Vernetzung<br />
ist nur sehr wenig gegeben und<br />
beruht häufi g auf persönlichen Kontakten.<br />
Zudem wurde der Konfl ikttyp nur<br />
selten analysiert. Und die häufi gste Beobachtung<br />
bei allen Anlaufstellen ist die<br />
Zurückhaltung der Mitarbeiter, sich zu<br />
einem frühen Zeitpunkt an eine Stelle<br />
KONFLIKTLÖSUNG<br />
17<br />
zu wenden. Kurz gesagt: Die Mitarbeiter<br />
kommen spät, oft sehr spät und fragen<br />
um Hilfe.<br />
Damit waren einige Anforderungen an<br />
ein Konfl iktmanagementsystem gegeben.<br />
● Schaffen von Transparenz über vorhandene<br />
Konfl iktanlaufstellen und<br />
deren Kernkompetenz in der Konfl iktklärung<br />
● Vernetzung und Koordination der<br />
Konfl iktanlaufstellen untereinander<br />
● Klare Prozesse zur Konfl iktklärung<br />
● Möglichkeiten einer schnellen, unbürokratischen<br />
Kontaktaufnahme, um<br />
Informationen über geeignete Anlaufstellen<br />
zu erhalten<br />
● Angebote zur Prävention, wobei darunter<br />
nicht die Konfl iktvermeidung,<br />
sondern das konstruktive Austragen<br />
eines Konfl ikts zu einem möglichst<br />
frühen Zeitpunkt verstanden wird.<br />
Zu Arbeitsentlastung führen<br />
An die Einführung eines Konfl iktmanagementsystems,<br />
das die obigen Eigenschaften<br />
besitzt, sind verschiedene<br />
Erwartungshaltungen geknüpft. Mitarbeiter<br />
versprechen sich Hilfe in Situationen,<br />
in denen sie sich ungerecht behandelt<br />
fühlen, Führungskräfte können die angebotenen<br />
Dienstleistungen nutzen, um<br />
Konfl ikte in ihren Abteilungen frühzeitig<br />
und nachhaltig zu lösen. Damit können<br />
sie sich auf ihre eigentliche Führungsaufgabe<br />
konzentrieren.<br />
HR-Business-Partner erhoffen sich<br />
Entlastung, da Konfl iktlösung keineswegs<br />
Kernaufgabe dieser Abteilung ist.<br />
Ähnliche Reaktionen erfolgen bei Betriebsräten.<br />
Auch dort erhofft man sich<br />
Entlastung, um sich auf Konfl ikte konzentrieren<br />
zu können, die in den Zuständigkeitsbereich<br />
der Betriebsräte fallen. Die<br />
Unternehmensleitung verspricht sich eine<br />
Verbesserung der Unternehmenskultur<br />
sowie eine Senkung der Kosten, die<br />
durch Konfl ikte erzeugt werden.<br />
Hürde zur Konfl iktbewältigung senken<br />
Diese Erwartungshaltungen können<br />
durch eine zentrale Koordination des Sys-<br />
02 / 11 personalmagazin
TITEL<br />
18 KONFLIKTLÖSUNG<br />
tems unter Einbeziehung der Konfl iktanlaufstellen<br />
größtenteils erfüllt werden.<br />
Die Frage nach der Möglichkeit schneller<br />
und unbürokratischer Kontaktaufnahme<br />
bleibt allerdings unbeantwortet. Aus<br />
Sicht der Mitarbeiter sind alle bisherigen<br />
Anlaufstellen offi zielle Kontaktpunkte<br />
der SAP, sodass beim Hinwenden an<br />
eine dieser Stellen, der Konfl ikt „offi ziell“<br />
wird. Das wiederum veranlasst viele<br />
Mitarbeiter dazu, zunächst abzuwarten,<br />
ob der Konfl ikt sich „nicht von selbst“<br />
löst. Damit entsteht eine kritische Situa-<br />
tion. Wie bekannt unterliegen Konfl ikte<br />
einer Eskalationsdynamik, die der Ökonom<br />
Friedrich Glasl in seinem Modell<br />
mit absteigenden Eskalationsstufen<br />
beschrieben hat. Je nach Situation werden<br />
damit die Lösungsmöglichkeiten für<br />
Konfl ikte deutlich eingeschränkt, bis hin<br />
zu einer Schädigung aller Konfl iktbeteiligter.<br />
Um dieser unguten Entwicklung<br />
entgegenzutreten, wurde im Konfl iktmanagementsystem<br />
der SAP eine neue,<br />
zusätzliche Anlaufstelle eingeführt: Die<br />
Konfl iktnavigatoren.<br />
Konfl iktnavigatoren sind Mitarbeiter,<br />
die durch eine Zusatzqualifi kation eine<br />
ausgeprägte Kenntnis der Kernkompetenzen<br />
der Konfl iktanlaufstellen haben<br />
sowie die Fähigkeit besitzen, Konfl iktsituationen<br />
zu analysieren und damit<br />
Kollegen unverbindlich und vertraulich<br />
Informationen zu ihrem persönlichen<br />
Konfl ikt zu geben. Diese Konfl iktnavigatoren<br />
sind Mitarbeiter, die diese<br />
Tätigkeit neben ihrer angestammten<br />
Arbeitsstelle durchführen. Der Aufwand<br />
hierfür wird unter einer Stunde pro Woche<br />
geschätzt.<br />
Im ersten Schritt wurden dazu Personen<br />
ausgebildet, die sich freiwillig<br />
für diese Aufgabe meldeten. Diese ist<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
ausschließlich reaktiv, das heißt, Konfl<br />
iktnavigatoren geben Auskunft und<br />
beraten, welche Konfl iktklärungsstelle<br />
die geeignete ist, gehen aber nicht aktiv<br />
auf Kollegen zu. Damit besteht für<br />
alle Mitarbeiter die Möglichkeit, sich zu<br />
informieren, eine neutrale Außensicht<br />
einzuholen, um damit eine bessere Entscheidung<br />
treffen zu können, wie sie mit<br />
dem Konfl ikt weiter verfahren können.<br />
In der Umsetzung wurde darauf geachtet,<br />
dass die Konfl iktnavigatoren fl ächendeckend,<br />
das heißt, an allen Standorten,<br />
Bisher waren alle Anlaufstellen offi zielle Kontaktpunkte.<br />
Das führte dazu, dass in vielen Konfl iktfällen<br />
abgewartet wurde, <strong>statt</strong> gleich zu handeln.<br />
Gebäuden et cetera vorhanden waren, sodass<br />
kurze Wege zur Ansprache möglich<br />
sind. Ebenso wurde darauf Wert gelegt,<br />
dass Navigatoren in unterschiedlichen<br />
Hierarchiestufen tätig sind sowie gleich<br />
viele Frauen wie Männer tätig werden.<br />
Es gibt keine Zuordnung der Mitarbeiter<br />
zu Konfl iktnavigatoren. Jeder Mitarbeiter<br />
kann sich frei entscheiden, zu wem<br />
er oder sie geht.<br />
Echte Vernetzung der Anlaufstellen<br />
In der auf Deutschland beschränkten<br />
Pilotphase des Konfl iktmanagementsystems,<br />
die Ende des Jahres 2010 auslief,<br />
sind etliche Erkenntnisse über das<br />
Konfl iktverhalten gesammelt worden.<br />
Generell wurde das System sehr positiv<br />
aufgenommen – sowohl von Mitarbeitern<br />
wie Führungskräften. Dies beruht unter<br />
anderem darauf, dass die Selbstverantwortung<br />
bei den Mitarbeitern und deren<br />
Führungskräften bleibt, die Möglichkeit<br />
einer Unterstützung jedoch jederzeit gegeben<br />
ist.<br />
Zwar liegen bisher noch keine quantitativ<br />
auswertbaren Informationen vor,<br />
qualitative Erkenntnisse sind jedoch unübersehbar.<br />
So arbeiten die Konfl iktanlaufstellen<br />
mehr und mehr zusammen,<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />
sodass eine echte Vernetzung dieser Stellen<br />
zunehmend feststellbar ist. Auch sind<br />
die Konfl iktnavigatoren als Ansprechpartner<br />
sowohl bei den Mitarbeitern als<br />
auch bei den Konfl iktanlaufstellen anerkannt.<br />
Erste, nicht repräsentative Erkenntnisse<br />
zeigen einen Trend, dass Konfl ikte<br />
früher adressiert werden. Eine weitere<br />
Erkenntnis besteht darin, dass die Konfl<br />
iktnavigatoren aufgrund ihrer Zusatzausbildung<br />
als Multiplikatoren für eine<br />
Änderung der Streitkultur fungieren,<br />
was letztlich der Verbesserung der Unternehmenskultur<br />
dient.<br />
Die Vorteile des übergreifenden<br />
Konfl iktsystems überwiegen<br />
Als Fazit aus den ersten Schritten zur<br />
Einführung eines Konfl iktmanagements<br />
für innerbetriebliche Konfl ikte kann man<br />
ziehen, dass erstens Unternehmen wie<br />
Mitarbeiter von der Einführung eines<br />
solchen Systems profi tieren. Zweitens<br />
werden Konfl iktlösungen durch frühere<br />
Adressierung an der richtigen Stelle<br />
qualitativ besser. Drittens werden Führungskräfte<br />
und bestehende Konfl iktanlaufstellen<br />
durch die Systematisierung<br />
entlastet. Und schließlich wird auch<br />
durch die Nutzung des Systems ein wertvoller<br />
Beitrag zur Verbesserung der Unternehmenskultur<br />
geleistet.<br />
Allerdings sind auch wichtige Anforderungen<br />
gegeben: Da bisher keine<br />
vergleichbaren Vorhaben bekannt sind,<br />
ist Pioniergeist bei der Einführung und<br />
Umsetzung erforderlich. Außerdem bedarf<br />
es konsequenter Unterstützung der<br />
Unternehmensleitung. Und die Koordination<br />
des Systems muss von einer repräsentativen<br />
Stelle des Unternehmens<br />
heraus erfolgen.<br />
Jürgen Briem<br />
ist Acting Global<br />
Ombudsman bei SAP<br />
und Mitbegründer eines<br />
Round Table zum Konfl iktmanagement.
TITEL<br />
20 KONFLIKTLÖSUNG<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />
Mediation ist selten die Alternative<br />
GESETZ. Kurze Verfahren, wenig Schriftsätze, geringe Kosten: Das sind Vorteile<br />
der Mediation. Dass sie auch im Arbeitsrecht greifen, muss bezweifelt werden.<br />
Von Michael Miller (Red.)<br />
Sie ist ein bisschen wie ein<br />
hübsches, junges Mädchen, das<br />
den Herren der deutschen Rechtspfl<br />
ege den Kopf verdreht. Nicht<br />
böswillig. Sie ist einfach nur modern, unkompliziert,<br />
schnell, sparsam, chic und<br />
ein Gesprächsthema. Dabei reichen die<br />
Wurzeln der Mediation bis ins Altertum.<br />
Vor einigen Jahren gab uns Europa eine<br />
Richtlinie, nun wurde diese vom Kabinett<br />
aufgepeppt. Merkel & Co. hatten<br />
ein Gesetz zur Mediation auf den Weg<br />
gebracht, welches drei Arten vorsieht:<br />
● Die außergerichtliche Mediation, also<br />
bevor die Parteien vor Gericht gehen.<br />
● Die gerichtsnahe Mediation, bei der<br />
das Gerichtsverfahren bereits eröffnet<br />
ist, es aber zunächst nicht weiterverfolgt<br />
wird. Die Parteien suchen<br />
Lösungen mit externen Mediatoren.<br />
● Die richterliche Mediation: Hier hat<br />
eine Partei bereits Klage erhoben. Im<br />
Unterschied zur gerichtsnahen Mediation<br />
leitet aber ein nicht am Rechtsstreit<br />
beteiligter Richtermediator das<br />
Verfahren.<br />
Ein Ziel des Gesetzgebers ist es, die<br />
Mediation bekannter zu machen und<br />
eine Alternative zu manchem Gerichtsverfahren<br />
zu eröffnen. Das kann auch<br />
für Unternehmen attraktiv sein, bietet<br />
eine Mediation meist eine günstige und<br />
schnelle außergerichtliche Einigungsmöglichkeit.<br />
Geht es etwa um Mietstreitigkeiten<br />
oder Handwerkerleistungen,<br />
also um Verfahren der Zivilprozessordnung<br />
(ZPO), mag dieses Vorhaben<br />
gelingen, warten hier die Parteien doch<br />
Besondere Verfahrensarten<br />
manchmal ein halbes Jahr auf ihren<br />
ersten Gerichtstermin.<br />
Als Alternative zur Arbeitsgerichtsbarkeit<br />
dürfte die Mediation aber eine<br />
geringere Rolle spielen. Dies zeigt das<br />
Beispiel Hamburg, wo seit 2006 gerichtsinterne<br />
Mediation angeboten wird. Nach<br />
etwa drei Jahren sprach der Präsident<br />
des Hamburger Landesarbeitsgerichts,<br />
Helmut Nause, in der „Sammlung arbeitsrechtlicher<br />
Entscheidungen“ von<br />
konstant 15 bis 20 Verfahren pro Jahr<br />
ÜBERBLICK<br />
Konfl ikte müssen nicht im gerichtlichen Verfahren ausgetragen oder per Urteil<br />
abgeschlossen werden. Weitere Möglichkeiten sind:<br />
Schlichtung: Das Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG) sieht einen Schlichtungsausschuss nur für<br />
Ausbildungsverhältnisse vor, § 111 Abs. 2 ArbGG. In anderen Konstellationen wird der<br />
Streit durch einen vom Schlichter vorgeschlagenen Kompromiss beigelegt. Bei bestimmten<br />
zivilrechtlichen Konfl ikten (etwa Nachbarschaftsstreitigkeit) ist in einigen Bundesländern<br />
ein vorgeschriebenes Schlichtungsverfahren obligatorisch.<br />
Schiedsgericht: Die Parteien unterwerfen sich per Vereinbarung der Entscheidung eines<br />
von Privatpersonen installierten Gerichts. Nach § 101 Abs. 3 ArbGG kann dies für Arbeitsverhältnisse<br />
grundsätzlich nicht vereinbart werden. Ausnahmefälle gibt es für Tarifvertragsparteien<br />
oder – soweit ein Tarifvertrag die Arbeitsgerichtsbarkeit ausschließt – etwa<br />
für Bühnenkünstler oder Seemänner, § 101 Abs. 1, 2 ArbGG.<br />
Einigungsstelle: Im Betriebsverfassungsgesetz für Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber<br />
und Betriebsrat vorgesehen. Ausführliches ab Seite 22<br />
Güteverhandlung: Vor dem Arbeitsgericht erster Instanz ist die Güteverhandlung stets der<br />
erste Verhandlungstermin. Darin versuchen die Parteien möglichst schnell eine gütliche<br />
Einigung zu fi nden. Andernfalls erfolgt ein Urteil, regelmäßig in einem weiteren Termin.<br />
– bei 13.000 bis 14.000 jährlich eingehenden<br />
Klagen. Auch die ZPO-Kommission<br />
des Deutschen Richterbunds<br />
(DRB) äußerte bereits Ende 2009 in<br />
einem Eckpunktepapier zur gerichtsinternen<br />
und gerichtsnahen Mediation<br />
Zweifel. Diese habe aufgrund der „verfahrensspezifi<br />
schen Besonderheiten des<br />
Arbeitsrechts keinen nennenswerten<br />
Anwendungsbereich“.<br />
Mit diesen Besonderheiten ist etwa<br />
die arbeitsrechtliche Güteverhandlung
KONFLIKTLÖSUNG<br />
gemeint. Sie bildet stets den ersten Verhandlungstermin<br />
vor dem Arbeitsgericht,<br />
oft wenige Wochen nach dem Vorfall und ohne<br />
seitenlange Anwaltsschreiben mit bösen<br />
Behauptungen über die Gegenseite. Das erleichtert<br />
eine Streitbeilegung. Allgemein ist<br />
im arbeitsgerichtlichen Verfahren die Chance,<br />
den Konfl ikt ohne streitige Entscheidung<br />
zu erledigen, äußerst aussichtsreich. Im Jahr<br />
2008 endeten etwa 70 Prozent der erledigten<br />
Verfahren nicht mit einem Urteil. All dies<br />
spricht dagegen, dass hier eine – in diesem<br />
Fall richterliche oder gerichtsnahe –<br />
Mediation eine neue Alternative bietet.<br />
Auch in den häufi g vorkommenden Kündigungsschutzverfahren<br />
ist die – dann außergerichtliche<br />
– Mediation keine Alternative<br />
zum gerichtlichen Verfahren. Bekommt der<br />
Arbeitnehmer seine Kündigung zugeschickt,<br />
dann bleiben ihm genau drei Wochen, gerichtlich<br />
dagegen vorzugehen. Andernfalls<br />
erkennt er die Kündigung an. Das ist meist<br />
zu wenig Zeit für eine außergerichtliche Einigung.<br />
Würde eine Mediation misslingen,<br />
wäre der gerichtliche Weg verbaut.<br />
Weitere Besonderheiten<br />
Und noch eine arbeitsrechtliche Besonderheit<br />
gibt es, die der Mediation das Leben<br />
schwer machen kann: die in Arbeits- oder Tarifverträgen<br />
häufi g vereinbarten Ausschlussfristen.<br />
So sind beispielsweise noch offene<br />
Lohnforderungen oder auch andere Ansprüche<br />
aus dem Arbeitsverhältnis innerhalb weniger<br />
Monate geltend zu machen. Danach ist<br />
gerichtlich nichts mehr möglich.<br />
Es gibt also einige arbeitsrechtliche Bereiche,<br />
in denen Zeitdruck eine Mediation<br />
faktisch bereits ausschließt. Dennoch ist<br />
nicht zu vergessen, dass Mediation ein<br />
anderes Verfahren, einen anderen Kommunikationsansatz<br />
liefert, also etwa<br />
interessenorientierte Lösungen, <strong>statt</strong> Ergebnisse<br />
auf Basis rechtlicher Überlegungen.<br />
Insofern ist ein Mediationsverfahren im<br />
arbeitsrechtlichen Bereich keinesfalls sinnlos.<br />
Zum Beispiel bei Versetzungen, Vergütungsvereinbarungen<br />
oder auch bei der<br />
Zeugniserteilung ist Mediation ein denkbarer<br />
Lösungsweg – ohne Gerichtsentscheidung.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
21<br />
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22 KONFLIKTLÖSUNG<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />
Keine Angst vor der Einigungsstelle<br />
INSTRUMENTE. Oft scheuen Arbeitgeber das Mittel der Einigungsstelle. Dabei<br />
kann sie – gut vorbereitet und geschickt eingesetzt – neue Chancen eröffnen.<br />
Die Auswahl des Unparteiischen spielt bei der Einigungsstelle – wie auch im Sport – eine zentrale Rolle.<br />
Von Wolfgang Lipinski und Benjamin Kumm<br />
Nach dem Betriebsverfassungsgesetz<br />
(BetrVG) benötigt der<br />
Arbeitgeber vor der tatsächlichen<br />
Umsetzung diverser<br />
Maßnahmen zwingend die Zustimmung<br />
des Betriebsrats. Kommt in diesen Fällen<br />
bei innerbetrieblichen Verhandlungen<br />
der Betriebsparteien keine Einigung zustande,<br />
fi ndet der gesetzlich angeordnete<br />
Konfl iktlösungsmechanismus der Einigungsstelle<br />
Anwendung. Vergegenwärtigt<br />
man sich dies, verwundert es sehr,<br />
dass es eine Reihe von Unternehmen<br />
gibt, die noch niemals eine Einigungsstelle<br />
angerufen haben.<br />
Vielmehr wird bei diesen Unternehmen<br />
in Unkenntnis und mangels Erfahrung<br />
mit Einigungsstellen um jeden<br />
Preis eine einvernehmliche, rein innerbetriebliche<br />
Lösung mit dem Betriebsrat<br />
vereinbart. Dabei wäre mit einer<br />
Einigungsstelle für den Arbeitgeber ein<br />
deutlich besseres Ergebnis erzielbar gewesen.<br />
Man kann der Arbeitgeberseite<br />
daher nur sagen: „Keine Angst davor, die<br />
Einigungsstelle anzurufen.“<br />
Schnelle und gute Ergebnisse möglich<br />
Tatsächlich ist die Sorge vieler Arbeitgeber<br />
unbegründet, soweit das Verfahren<br />
vor der Einigungsstelle taktisch und inhaltlich<br />
gut vorbereitet ist. Dann bietet<br />
© JETSETMODELS / SHUTTERSTOCK<br />
sich dem Arbeitgeber – aber<br />
auch dem Betriebsrat – die<br />
Möglichkeit, die Verhandlungen<br />
zu beschleunigen und<br />
gute Ergebnisse zu erzielen,<br />
etwa weil die Präsenz des unparteiischenEinigungsstellenvorsitzenden<br />
den häufi g zu<br />
beobachtenden Tunnelblick<br />
der Betriebsparteien aufl öst.<br />
Vorteilhaft ist die Einsetzung<br />
einer Einigungsstelle<br />
für den Arbeitgeber insbesondere<br />
dann, wenn sie kreativ<br />
genutzt wird sowie bei nicht<br />
spruchfähigen Forderungen<br />
des Betriebsrats.<br />
Oft einvernehmliche Lösung<br />
Nicht häufi g genug kann betont<br />
werden, dass die allerwenigsten<br />
Einigungsstellen<br />
in der Praxis durch Spruch<br />
enden (zur Besetzung der Einigungsstelle<br />
und den Ablauf des Verfahrens<br />
lesen Sie mehr auf Seite 23). Die Einigungsstelle<br />
bietet den Vorteil, dass ein<br />
unparteiischer Einigungsstellenvorsitzender<br />
für eine regelmäßig zeitnahe<br />
Einigung der Betriebsparteien sorgt.<br />
Vorteilhaft für die Arbeitgeberseite ist<br />
hierbei, dass nicht spruchfähige Forderungen<br />
des Betriebsrats – dieser verlangt<br />
beispielsweise den Ausschluss<br />
betriebsbedingter Kündigungen bei Interessenausgleichsverhandlungenwegen<br />
einer grundlegenden Änderung der<br />
Betriebsorganisation – mithilfe des Einigungsstellenvorsitzenden<br />
problemlos<br />
und schnell beseitigt werden können.
Bei rein innerbetrieblichen Verhandlungen<br />
gelingt dies regelmäßig nicht.<br />
Denn dort blendet der Betriebsrat immer<br />
wieder die bestehende Rechtslage<br />
aus, also den Umstand, dass die geltend<br />
gemachten Forderungen nicht spruchfähig<br />
sind. Vielmehr geriert er sich als mit<br />
dem Arbeitgeber vermeintlich gleichberechtigte<br />
„Co-Geschäftsführung“.<br />
Bei einem solchen Verhalten kann<br />
der Betriebsrat mithilfe des Einigungsstellenvorsitzenden<br />
auf den Boden der<br />
Rechtslage zurückgeholt werden. Der<br />
Arbeitgeber kann damit drohen, einen<br />
Spruch der Einigungsstelle zu beantragen.<br />
Sind Forderungen nicht spruchfähig,<br />
werden sie auch nicht Bestandteil<br />
des Spruchs der Einigungsstelle.<br />
Hierauf weist auch der Einigungsstellenvorsitzende<br />
den Betriebsrat hin.<br />
Dies führt regelmäßig dazu, dass der<br />
Betriebsrat bei weiteren Verhandlungen<br />
in der Einigungsstelle nicht mehr an seinen<br />
nicht spruchfähigen Forderungen<br />
festhält.<br />
Keine taktischen Fehler begehen<br />
Erfahrungsgemäß ist der gängigste<br />
Fehler auf Arbeitgeberseite, dass zu<br />
lange innerbetriebliche Verhandlungen<br />
geführt werden. Häufi g kommt es etwa<br />
vor, dass trotz offensichtlich völlig<br />
überzogener Betriebsratsforderungen<br />
dennoch monatelang betrieblich weiterverhandelt<br />
wird. Zudem führen Arbeitgeber<br />
die Verhandlungen zumindest als<br />
Ersatzstrategie nicht so, dass zeitnah –<br />
sollten die innerbetrieblichen Verhandlungen<br />
scheitern und keine Einigung auf<br />
den Einigungsstellenvorsitzenden und/<br />
oder die Beisitzeranzahl <strong>statt</strong>fi nden –<br />
ein arbeitsgerichtliches Verfahren zur<br />
Besetzung der Einigungsstelle effektiv<br />
betrieben werden kann.<br />
Strategie mit hohem Risiko<br />
Diese arbeitgeberseitige Fehleinschätzung<br />
hat eine Mehrzahl von Gründen.<br />
Zum einen ist es sicherlich oft die mangelnde<br />
Erfahrung im Umgang mit Einigungsstellen,<br />
zum anderen werden die<br />
So wird bei der Anrufung einer Einigungsstelle vorgegangen<br />
Kosten der Einigungsstelle gescheut.<br />
Neben erheblichem Zeitverlust birgt eine<br />
derartige Verhandlungsstrategie ein hohes<br />
Risiko: Tatsächliche Umstände (zum<br />
Beispiel das feststehende Einführungsdatum<br />
für ein EDV-System) zwingen den<br />
Arbeitgeber, zu den Konditionen des Betriebsrats<br />
eine Vereinbarung abzuschlie-<br />
TITEL<br />
KONFLIKTLÖSUNG<br />
VERFAHREN<br />
Eine Einigungsstelle kann bezüglich aller betriebsverfassungsrechtlicher Streitigkeiten<br />
eingerichtet werden. Sie besteht aus einem unparteiischen Vorsitzenden und einer bestimmten<br />
Anzahl von Beisitzern pro Betriebspartei. Die Einigungsstelle kommt zustande,<br />
wenn sich die Betriebsparteien einvernehmlich auf den Vorsitzenden und die Beisitzeranzahl<br />
einigen oder wenn das beschleunigte arbeitsgerichtliche Einigungsstellenbesetzungsverfahren<br />
nach § 98 Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG) erfolgreich durchlaufen wurde.<br />
Gelingt in der Einigungsstelle mithilfe des Einigungsstellenvorsitzenden keine einvernehmliche<br />
Lösung, entscheidet die Einigungsstelle durch einen sogenannten Spruch. Dem<br />
Einigungsstellenvorsitzenden fällt dann die entscheidende Stimme zu.<br />
Es ist zu unterscheiden zwischen der erzwingbaren Einigungsstelle und der freiwilligen<br />
Einigungsstelle. Die Fälle der erzwingbaren Einigungsstelle sind abschließend im<br />
Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) aufgeführt. Für die Praxis von besonderer Bedeutung<br />
sind hier<br />
● Mitbestimmung in sozialen Angelegenheiten (§ 87 Abs. 1 BetrVG), unter anderem<br />
der Beginn und das Ende der täglichen Arbeitszeit samt Pausen, die Überstundenanordnung,<br />
die Einführung eines EDV-Systems oder die betriebliche Lohngestaltung<br />
● Sozialplan (§ 112 Abs. 4 BetrVG)<br />
● Versuch des Interessenausgleichs (§ 112 Abs. 2 Satz 2 BetrVG), zu beachten ist hier,<br />
dass der Arbeitgeber vor Durchführung einer Betriebsänderung (etwa Personalabbau)<br />
eine Einigung in der Einigungsstelle nur versuchen muss. Scheitert dieser Einigungsversuch<br />
in der Einigungsstelle, kann arbeitgeberseitig die Betriebsänderung einseitig<br />
ohne Abstriche so durchgeführt werden, wie der Arbeitgeber sich dies vorstellt<br />
● Auswahlrichtlinien, Personalfragebogen (§ 95 BetrVG, § 94 BetrVG)<br />
● Freistellung und Schulung von Mitgliedern des Betriebsrats (§ 38 Abs. 2 BetrVG, § 37<br />
Abs. 6 BetrVG)<br />
● Durchführung betrieblicher Bildungsmaßnahmen samt Auswahl der Teilnehmer, § 98<br />
Abs. 4 BetrVG<br />
Eine freiwillige Einigungsstelle stellt einen Ausnahmefall dar. Denn der Arbeitgeber ist<br />
regelmäßig mit der Erweiterung der Mitbestimmung des Betriebsrats über das im BetrVG<br />
angeordnete Maß nicht einverstanden. Denkbar ist eine freiwillige Einigungsstelle mit<br />
Einvernehmen von beiden Betriebsparteien beispielsweise bei<br />
● Beschäftigungssicherung (§ 92 a BetrVG),<br />
● Zustimmung des Betriebsrats bei Kündigungen (§ 102 Abs. 6 BetrVG),<br />
● Personelle Einzelmaßnahmen (§ 99 BetrVG)<br />
ßen, da keine Zeit mehr für die Anrufung<br />
einer Einigungsstelle verbleibt.<br />
Anlass für eine Einigungsstelle<br />
Um ein derartiges Szenario zu vermeiden,<br />
sollte der Arbeitgeber den Weg der<br />
Einigungsstelle beschreiten, wenn sich<br />
insbesondere folgende Punkte in den<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
23
TITEL<br />
24 KONFLIKTLÖSUNG<br />
innerbetrieblichen Verhandlungen mit<br />
dem Betriebsrat offenbaren.<br />
● Der Betriebsrat stellt nicht spruchfähige<br />
Forderungen auf. Beispielsweise<br />
verlangt das Gremium den Ausschluss<br />
von betriebsbedingten Kündigungen<br />
im Zusammenhang mit Verhandlungen<br />
um einen Interessenausgleich<br />
anlässlich einer grundlegenden Organisationsänderung.<br />
● Der Betriebsrat stellt offensichtlich<br />
völlig überzogene und /oder sachfremde<br />
Forderungen auf.<br />
● Der Betriebsrat spielt auf Zeit, insbesondere<br />
indem das Gremium innerbetriebliche<br />
Verhandlungstermine nicht<br />
zur Verfügung stellt.<br />
In diesem Zusammenhang ist zu beachten,<br />
dass sowohl dem Betriebsrat als<br />
auch dem Arbeitgeber die Entscheidung<br />
freisteht, das Scheitern der innerbetrieblichen<br />
Verhandlungen anzunehmen. Es<br />
kann dann die Bildung einer Einigungsstelle<br />
betrieben werden, wenn ernsthafte<br />
Verhandlungen <strong>statt</strong>gefunden haben und<br />
– insbesondere auch im Hinblick auf<br />
zeitliche Faktoren – die Annahme eines<br />
Scheiterns der Verhandlungen nicht ohne<br />
jeglichen Anlass erfolgt. Diese Voraussetzungen<br />
dürften regelmäßig nach zwei<br />
bis drei intensiven, gut vorbereiteten<br />
Verhandlungsterminen und gleichzeitig<br />
umfassender schriftlicher Unterrichtung<br />
des Betriebsrats (möglichst mit Übergabe<br />
eines arbeitgeberseitigen Betriebsvereinbarungsentwurfs)<br />
gegeben sein.<br />
Ständige Einigungsstelle ein<strong>richten</strong><br />
Ein geschicktes Gestaltungsmittel kann<br />
die sogenannte ständige Einigungsstelle<br />
sein, wie das Beispiel „Überstunden“<br />
zeigt: Der Arbeitgeber hat vor der Anordnung<br />
von Überstunden zwingend die<br />
Zustimmung des Betriebsrats nach § 87<br />
BetrVG einzuholen. Allerdings fallen<br />
Überstunden häufi g sehr kurzfristig an<br />
oder werden kurzfristig vom Arbeitgeber<br />
angeordnet. Verweigert der Betriebsrat<br />
nun die Zustimmung, kann mangels Zeit<br />
eine noch einzu<strong>richten</strong>de Einigungsstelle<br />
regelmäßig nicht rechtzeitig ange-<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
rufen werden und entscheiden. Daher<br />
verlangen Betriebsräte in der Praxis für<br />
die Zustimmung häufi g ein Kopplungsgeschäft,<br />
also arbeitgeberseitiges Entgegenkommen<br />
an anderer Stelle.<br />
Erpressbarkeit vermeiden<br />
Um eine diesbezügliche arbeitgeberseitige<br />
Erpressbarkeit zu vermeiden, ist es<br />
ratsam, sich hier des Instruments der<br />
ständigen Einigungsstelle zu bedienen.<br />
Ständige Einigungsstelle bedeutet, dass<br />
sich die Betriebsparteien bereits für<br />
künftige Streitfälle hinsichtlich eines<br />
Regelungsgegenstands (hier Überstunden)<br />
auf einen Einigungsstellenvorsitzenden<br />
– und ein oder zwei Vertreter im<br />
Fall der Verhinderung – samt Beisitzern<br />
einigen. Diese ständige Einigungsstelle<br />
kann dann ganz kurzfristig zusammentreten<br />
und entscheiden.<br />
„Worst Case“ mitregeln<br />
Ein anderer kreativer Einsatz der Einigungsstelle<br />
ist im Zusammenhang mit<br />
der Durchführung von Freiwilligenprogrammen<br />
zur Bewerkstelligung eines<br />
Personalabbaus möglich. Der Arbeitgeber<br />
kann viel Zeit und damit Kosten<br />
sparen, insbesondere dadurch, dass er<br />
mögliche Kündigungen zeitlich früher<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.de<br />
Das Verfahren der Einigungsstelle erfolgreich vorbereiten<br />
TIPP<br />
● Den richtigen Einigungsstellenvorsitzenden auswählen und dessen zeitliche Verfügbarkeit<br />
vorher sicherstellen. Der Einigungsstellenvorsitzende spielt eine zentrale Rolle.<br />
Dessen Auswahl darf nicht dem Zufall überlassen werden, sondern Arbeitgeber sollten<br />
sich diesbezüglich von mit Einigungsstellen erfahrenen Personen beraten lassen.<br />
● Einigungsstellenvorsitzenden umfassend schriftlich informieren.<br />
● Verhandlungsteam zusammensetzen und etwaige Rollenverteilung festlegen.<br />
● Verhandlungsstrategien (vor allem auch hinsichtlich möglicher Verhandlungsspielräume)<br />
festlegen. Gegebenenfalls einen (weiteren) vermittelnden Betriebsvereinbarungsentwurf<br />
des Arbeitgebers ausarbeiten.<br />
● Erforderliche Technik (Laptop, Beamer, Drucker) und erforderliche Räume (zwei<br />
Räume, damit die Parteien auch separat tagen können) zur Verfügung stellen.<br />
● Etwaige weitere Verhandlungstermine gleich zu Beginn der Einigungsstelle festzurren.<br />
aussprechen kann. Aus Arbeitgebersicht<br />
ist es sinnvoll, gleich den „worst case“<br />
mitzuregeln, falls die nach dem Freiwilligenprogramm<br />
abzubauenden Mitarbeiterkapazitäten<br />
nicht erreicht werden. So<br />
sollte in der Betriebsvereinbarung „Freiwilligenprogramm“<br />
hinsichtlich des etwaigen<br />
weiteren Personalabbaus bereits<br />
geregelt werden, wie lange innerbetriebliche<br />
Interessenausgleichs- und Sozialplanverhandlungen<br />
maximal dauern<br />
(zum Beispiel vier oder sechs Wochen)<br />
und zugleich, wie eine möglicherweise<br />
nötige Einigungsstelle (Vorsitzender und<br />
Beisitzeranzahl) besetzt sein wird.<br />
All dies zeigt, dass es sich lohnt, die<br />
arbeitgeberseitig oftmals vorhandenen<br />
Vorbehalte gegenüber dem Instrument<br />
der Einigungsstelle abzulegen.<br />
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26 AKTUELLES<br />
Arbeitnehmer sind motivierter<br />
Das vierte Quartal 2010 hat sich für die Arbeitnehmer in Deutschland<br />
positiv entwickelt. Das zeigt der Arbeitsklimaindex der Job AG, der<br />
zum Jahresende erstmals wieder auf das Niveau des Vorkrisenjahres<br />
2008 angestiegen ist. Der aktuelle Wert von 7,6 auf einer Skala von 1 (sehr<br />
schlecht) bis 10 (sehr gut) wurde letztmals im zweiten Quartal 2008 erreicht.<br />
Insbesondere das Arbeitsklima und die Aufgaben sowie die Persönlichkeit des<br />
Vorgesetzten zählten im vierten Quartal 2010 zu den Motivatoren deutscher<br />
Arbeitnehmer. www.job-ag.com<br />
Arbeitsklimaindex<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
7,6 7,5 7,4 7,5<br />
Nur im Osten ist die Arbeitszufriedenheit gesunken. Im Westen fühlen sich die<br />
Arbeitnehmer – Frauen mehr als Männer – wohl am Arbeitsplatz.<br />
Mitarbeitermotivation ist selten<br />
Thema im Top-Management<br />
Obwohl 87 Prozent der Vorstände<br />
und Top-Manager sich der<br />
Bedeutung von Motivation<br />
bewusst sind, steht das Thema in<br />
knapp 70 Prozent der Unternehmen<br />
nicht regelmäßig auf der Agenda der<br />
Vorstandssitzungen und Top-Managementbesprechungen.<br />
Auch ihr<br />
Einfl uss auf die Motivation der Belegschaft<br />
wird stark überschätzt. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt die aktuelle<br />
Studie „Engagement matters“ der HR-<br />
Managementberatung Hay Group, für<br />
die 3.000 Angehörige des unteren<br />
und mittleren Managements sowie<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
7,7 7,5 7,4 7,5 7,3 7,7 7,5 7,6 7,7 7,5 7,2 7,5 7,5 7,5 7,6 7,6<br />
Total West<br />
Ost<br />
Frauen<br />
Männer<br />
4. Quartal 2010 3. Quartal 2010<br />
2. Quartal 2010 1. Quartal 2010<br />
300 CEO und Top-Führungskräfte in<br />
sechs Ländern befragt wurden.<br />
Fast 40 Prozent der deutschen Top-<br />
Führungskräfte und Vorstände gehen<br />
davon aus, dass sie selbst wesentlich<br />
für das Engagement der Mitarbeiter<br />
verantwortlich sind. Doch das untere<br />
und mittlere Management sieht<br />
dies anders: Nur neun Prozent der<br />
Befragten nennen Vorstand und Top-<br />
Management als wesentliche Motivatoren.<br />
Für rund ein Drittel tragen vor<br />
allem ihre Vorgesetzten entscheidend<br />
zur persönlichen Motivation bei.<br />
www.haygroup.com/de<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />
Quelle: Job AG, Fulda<br />
NACHRICHTEN<br />
Mitarbeiter als Leistungstreiber<br />
Um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens<br />
zu sichern, wollen 70 Prozent<br />
der Führungskräfte in diesem Jahr in<br />
erster Linie das Engagement und das<br />
Wissen der Mitarbeiter besser nutzen.<br />
An zweiter Stelle steht mit 62 Prozent<br />
die Entwicklung der Führungskräfte und<br />
des Managementteams. Sich mit Trends,<br />
Forschung und Entwicklung zu befassen,<br />
steht erst an dritter Stelle (53 Prozent).<br />
Zu diesem Ergebnis kommt der neue<br />
Hernstein Management Report, für<br />
den 302 Führungskräfte in Österreich,<br />
Deutschland und der Schweiz befragt<br />
worden sind. www.hernstein.at<br />
Präsentismus wegen Teamgeist<br />
Viele Arbeitnehmer gehen krank zur<br />
Arbeit, obwohl sie andere anstecken<br />
könnten. Häufi g wird vermutet, dass<br />
Mitarbeiter negative Konsequenzen<br />
fürchten, wenn sie sich krankmelden.<br />
Aber eine Studie der Universität<br />
Wuppertal im Auftrag der Barmer GEK<br />
zeigt nun, dass die Hauptgründe der<br />
Teamgeist und das eigene Pfl ichtgefühl<br />
sind. Negative Konsequenzen befürchten<br />
lediglich 8,7 Prozent, und sogar nur 2,4<br />
Prozent geben die Angst vor dem Verlust<br />
des Jobs als Grund an.<br />
www.barmer-gek.de<br />
Studie zu Freelancern startet<br />
Den Einsatz von Freelancern aus Sicht<br />
von Unternehmen und aus Sicht der<br />
Freelancer selbst wollen die Universität<br />
der Bundeswehr München, die<br />
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />
und die Fern-Universität in Hagen im<br />
Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts<br />
„Flink“ beleuchten. Vertreter von<br />
Unternehmen, die mit Freelancern<br />
zusammenarbeiten, können sich daran<br />
ab dem 1. Februar beteiligen. Die Studie<br />
ist erreichbar unter www.fl ink-projekt.de
Recruiting führt die HR-Agenda an<br />
Eines der wichtigsten Themen<br />
für Personaler ist derzeit die<br />
„Personalbeschaffung“. Das<br />
zeigt der HR-Klimaindex des Software-Hauses<br />
Sage. Spiegelbildlich<br />
dazu sinkt die Rolle von Personalfreisetzung<br />
weiter.<br />
Der Klimaindex Personalarbeit ist<br />
ein Indikator zur Entwicklung der<br />
Personalthemen in Deutschland und<br />
wird als Summe aus den Antworten<br />
zur gegenwärtigen Bedeutung (Diffe-<br />
HR-Klimaindex<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
21,36<br />
Personalbeschaffung<br />
35,22<br />
Personalkostenplanung<br />
Personalentwicklung<br />
Vergütungssysteme<br />
HR-Klimaindex 1/2010 HR-Klimaindex 2/2010<br />
Die Personalfreisetzung bleibt unwichtig für die aktuelle HR-Arbeit. Eine Trend wende<br />
scheint sich in der variablen Vergütung abzuzeichnen. Quelle: Sage HR Solutions AG<br />
Besonders fein für den<br />
lückenlosen Prozess<br />
von der Ausschreibung<br />
bis zur Einstellung.<br />
27,26<br />
0,54<br />
MANAGEMENTNEWS<br />
renz der Prozentanteile der Antworten<br />
„hoch“ und „niedrig“) sowie aus<br />
den Antworten zur Entwicklung der<br />
Personalthemen in den kommenden<br />
sechs Monaten (Differenz der Prozentanteile<br />
der Antworten „steigt“<br />
und „sinkt“) ermittelt. Vergleicht<br />
man die Werte mit den beiden Vorgängerumfragen<br />
aus 2010, zeigt sich<br />
eine Umkehr bei der variablen Vergütung,<br />
die nun wieder im positiven<br />
Bereich liegt. www.sage.de<br />
-42,13<br />
Personalfreisetzung<br />
HR-Klimaindex 3/2010<br />
AKTUELLES<br />
Reines E-Recruiting<br />
bleibt noch selten<br />
Die klassische Bewerbungsmappe<br />
ist das am häufi gsten gewählte Medium<br />
für die Personalauswahl von<br />
Auszubildenden, das zeigt eine Studie<br />
des U-Form-Verlags in Zusammenarbeit<br />
mit Professor Daniela Eisele, Hochschule<br />
Heilbronn. Nur sieben Prozent der 160<br />
befragten Betriebe hat die Rekrutierung<br />
von Azubis komplett digitalisiert.<br />
Knapp 25 Prozent der befragten Unternehmen<br />
verfügen bereits über ein<br />
E-Recruiting-System. Sie lassen allerdings<br />
auch weiterhin Papierbewerbungen<br />
zu. Die anderen Unternehmen, die kein<br />
E-Recruiting-System verwenden, nennen<br />
als Hauptgrund (20 Prozent) gegen die<br />
Einführung, dass der Eindruck der Bewerbungsmappe<br />
selbst einen wichtigen<br />
Einfl uss auf die Entscheidung hat. Fast<br />
genauso viele (17 Prozent) geben jedoch<br />
zu, sich noch gar nicht mit E-Recruiting<br />
befasst zu haben.<br />
Auch bei den Einstellungstests für<br />
Azubis besteht noch kein einheitliches<br />
Bild. Zwar setzen 82 Prozent der Befragten<br />
solche Tests ein, aber davon nutzen<br />
nur 33 Prozent einen elektronischen<br />
Einstellungstest. www.a-recruiter.de<br />
www.milchundzucker.de<br />
27
28<br />
MANAGEMENTNEWS<br />
AKTUELLES DIENSTLEISTUNGSMARKT<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
NACHRICHTEN<br />
Neue Geschäftsführung I<br />
Zum 1. Januar wurde aus dem Geschäftsführertrio<br />
bei von Rundstedt HR Partners<br />
ein Duo. Firmengründer Eberhard von<br />
Rundstedt übergab die Geschäftsleitung<br />
an seine Tochter Sophia von Rundstedt<br />
und an Heike Cohausz. Als Beiratsvorsitzender<br />
will er weiterhin beratend tätig<br />
sein. 2010 feierte das Unternehmen sein<br />
25-jähriges Bestehen. www.rundstedt.de<br />
Neue Geschäftsführung II<br />
Thomas Götzfried, Gründer und Vorstandsvorsitzender<br />
der Wiesbadener Goetzfried<br />
AG, ist zum Jahresende aus dem Vorstand<br />
des Rekrutierungsdienstleisters für<br />
IT-Spezialisten und Ingeneiure ausgeschieden<br />
und übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz.<br />
Seit dem 1. Januar führen die<br />
bisherigen Vorstände Sven Herzberg und<br />
Marco Günder das Unternehmen, das seit<br />
2006 zur Allgeier Holding gehört.<br />
www.goetzfried-ag.com<br />
Expansion in die Schweiz<br />
Der deutsche Personalvermittler Division<br />
One expandiert in die Schweiz. Dort<br />
wird die Rekrutierung von Managern<br />
und Führungskräften in Festanstellung,<br />
von Verwaltungsratsmitgliedern und von<br />
Experten für projektbezogene Einsätze<br />
angeboten sowie die Vermittlung von<br />
Recruitment-Spezialisten.<br />
www.division-one.com<br />
Expertennetzwerk<br />
Das kürzlich gegründete Expertennetzwerk<br />
Greycon vermittelt ehemalige<br />
Unternehmer und Führungskräfte, um<br />
betriebliche Aufgabenkomplexe auf<br />
Honorarbasis zu lösen und zu begleiten.<br />
Beratungsschwerpunkte sind Interimsmanagement,<br />
Restrukturierung, Prozessoptimierung<br />
und Personalmanagement. Im<br />
laufenden Jahr soll der Pool auf hundert<br />
Experten anwachsen. www.greycon.de<br />
Millionster Zeitarbeitsvertrag<br />
Ende Dezember 2010 wurde<br />
in Berlin der millionste<br />
Zeitarbeitsvertrag unterschrieben.<br />
Die Literaturwissenschaftlerin<br />
und PR-Fachfrau<br />
Britta Steffen wird künftig als<br />
Mitarbeiterin des Personaldienstleisters<br />
Manpower für<br />
einen Medien-Verband in der<br />
Hauptstadt tätig sein. 2010<br />
entstand jeder zweite neu ge- Britta Steffen (Mitte) freut sich über ihren Vertrag.<br />
schaffene Arbeitsplatz in der<br />
Arbeitnehmerüberlassung. „Der unbefristete Arbeitsvertrag mit Frau Steffen,<br />
den wir symbolisch als den millionsten Arbeitsvertrag 2010 unterzeichnet<br />
haben, macht deutlich, dass die Zeitarbeit boomt. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Unternehmen am Standort Deutschland wird zu einem Großteil durch die<br />
Flexibilität geschaffen, die das Modell Zeitarbeit bietet“, so Kerstin Hattar, Mitglied<br />
der Manpower-Geschäftsleitung. Die Schallmauer von einer Million Arbeitsverträgen<br />
wurde schneller durchbrochen als ursprünglich erwartet. Nach<br />
einem Einbruch während der Wirtschaftskrise wächst die Branche seit dem<br />
2. Quartal 2009 wieder. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />
gab es in diesem Oktober bereits 923.000 Zeitarbeitnehmer in Deutschland.<br />
Das entspricht einem Anstieg von rund 40 Prozent seit Januar 2010 und einem<br />
durchschnittlichen monatlichen Plus von mehr als vier Prozent. Die Branche<br />
erwartet für 2011 weiterhin ein zweistelliges Wachstum. www.manpower.de<br />
Neues von den Stellenmärkten<br />
NEUE FÜHRUNG Zum 1. Januar hat Stefan<br />
Kölle die Geschäftsführung von<br />
Stellenanzeigen.de übernommen.<br />
Unternehmensgründer Michael Weideneder<br />
will sich nach 15 Jahren nun<br />
neuen Aufgaben widmen. Stefan Kölle<br />
ist seit über zehn Jahren in leitender<br />
Funktion im Unternehmen tätig.<br />
www.stellenanzeigen.de<br />
KOOPERATION Das Karriereportal Monster<br />
hat eine Partnerschaft mit der<br />
Healthcare-Community Doc Check<br />
geschlossen. Auf Monster geschaltete<br />
Stellenangebote aus dem Gesundheitswesen<br />
werden nun auch auf den<br />
Internet-Seiten von Doc Check veröffentlicht.<br />
www.monster.de<br />
AUSZEICHNUNG Die Jobbörse der Bundesagentur<br />
wurde mit der goldenen Biene<br />
2010 für barrierefreies Internet ausgezeichnet.<br />
Die Wettbewerbskriterien<br />
orientieren sich an den Prinzipien<br />
Verständlichkeit, Wahrnehmbarkeit,<br />
Bedienbarkeit, Orientierung, nachhaltige<br />
Nutzbarkeit, inhaltliche Relevanz<br />
und Integration. www.arbeitsagentur.de<br />
KOOPERATION Die Online-Stellenbörse<br />
Jobstairs ist eine Kooperation mit<br />
der Bewertungsplattform Kununu<br />
eingegangen. Ab sofort können Jobstairs-User<br />
in den Stellenanzeigen<br />
und Profi len vieler Unternehmen<br />
auf die Arbeitgeberbewertungen von<br />
Kununu zugreifen. www.jobstairs.de<br />
© MANPOWER
12. MCC-KONGRESS<br />
Zukunftsmarkt<br />
Altersvorsorge 2011<br />
- Aktuelle Entwicklungen in einem dynamischen Markt -<br />
14. und 15. März 2011 in Berlin<br />
Status Quo und Aktuelle Entwicklungen…<br />
p…in der Gesetzlichen Rentenversicherung<br />
Konsequenzen der Rentengarantie Rente mit 67; EU Vorschläge zur Rente<br />
Langfristige Beitragsziele – womit müssen wir rechnen? Rentenversicherung nach der Krise<br />
p…in der Privaten Altersvorsorge<br />
Aktuelle rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen Chancen und Risiken moderner dynamischer<br />
Hybridprodukte Weiterentwicklung der Privaten AV: Erfolgreiches Neugeschäft – aber wie? Reverse Mortgage<br />
– in Deutschland geht doch was? Pfändungssicherheit der Rüruprente auf dem Prüfstand Risikosteuerung<br />
und Kapitalanlagemanagement in Zeiten (nach) der Krise Die Renaissance der klassischen LV als<br />
Kapitalanlage Transparenz in der LV<br />
p…in der Betrieblichen Altersvorsorge<br />
Aktuelle rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen Das neue Versorgungsausgleichsrecht: Erste Urteile<br />
und Konsequenzen für die Praxis Risiko- und Kapitalanlagemanagement von CTAs Aktuelle Entwicklungen<br />
in der aufsichtsrechtlichen Regulierung der bAV in der EU Management von internationalen Altersvorsorgeverpflichtungen<br />
Handhabung des Langlebigkeitsrisiko in der bAV – Instrumente auf dem Prüfstand<br />
Quo Vadis PSVaG? Welche Reformen kommen? bAV Kosten unter der Lupe: Versorgungszusage, Betriebsentgeltanpassung<br />
Umfinanzierung und Neueinrichtung von Versorgungsplänen Der demografische Faktor<br />
GROSSE POLITISCHE DISKUSSIONSRUNDE<br />
Peter Weiß<br />
MdB, CDU/<br />
CSU-Bundestagsfraktion<br />
Anton<br />
Schaaf<br />
Rentenpol.<br />
Sprecher,<br />
SPD-Bundestagsfraktion<br />
Moderation und<br />
Tagungsvorsitz: Ihre Experten:<br />
Prof. Dr. Dr.<br />
Bert Rürup<br />
Mitglied des<br />
Vorstands,<br />
Maschmeyer-<br />
Rürup AG<br />
Stefan<br />
Recktenwald<br />
Geschäftsführer,<br />
Towers Watson<br />
Joachim<br />
Schwind<br />
Vorsitz. d. Vorstands,Pensionskasse<br />
d. Mitarbeiter<br />
d. Hoechst-Gruppe<br />
VVaG<br />
Dr. h.c. Carsten<br />
Maschmeyer<br />
Vorstandsvorsitzender,<br />
Maschmeyer-<br />
Rürup AG<br />
Dr. Heinrich<br />
Kolb<br />
Sozialpol.<br />
Sprecher,<br />
FDP-Bundestagsfraktion<br />
Wolfgang Degel<br />
Leiter bAV,<br />
BMW Group<br />
Bernd Klemm, Partner, Hogan Lovells International LLP Ingo vom Feld, Leiter Business<br />
Development/VorsorgeManagement, Generali Deutschland SicherungsManagement GmbH<br />
Katharina Schmitt, Redakteurin Personalmagazin und bav Spezial, Haufe Gruppe Michael<br />
Miller, Redakteur Personalmagazin, Haufe Gruppe Prof. Dr. Martin Henssler, Institut für<br />
Arbeits- und Wirtschaftsrecht, Universität zu Köln Gabriele Hoffmann, Leiterin Sozialpolitik,<br />
GDV<br />
Dr. Wolfgang<br />
Strengmann-<br />
Kuhn<br />
Rentenpol.<br />
Sprecher,<br />
Bündnis 90 /<br />
Die Grünen<br />
Alexander<br />
Gunkel<br />
Mitgl. d.<br />
Hauptgeschäftsführung,<br />
BDA<br />
Holger<br />
Fahrinkrug<br />
Chefvolkswirt,<br />
WestLB AG<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
Matthias W.<br />
Birkwald<br />
Rentenpol.<br />
Sprecher,<br />
DIE LINKE.<br />
Jürgen<br />
Dahmen<br />
Geschäftsführer,<br />
MAN HR Services<br />
GmbH<br />
JETZT ANMELDEN!<br />
Andreas Storm<br />
Staatssekretär,<br />
Bundesministerium<br />
für Arbeit und<br />
Soziales<br />
Dr. Herbert Rische<br />
Präsident, Deutsche<br />
Rentenversicherung<br />
Bund<br />
DINNER-SPEECH:<br />
Christine<br />
Harder-Buschner<br />
Regierungsdirektorin,<br />
Bundesministerium<br />
der Finanzen<br />
Dr. Rolf Wiswesser<br />
Mitglied des<br />
Vorstands,<br />
AWD Holding AG<br />
Annelie<br />
Buntenbach<br />
Mitgl. d. GeschäftsführendenBundesvorstandes,<br />
DGB - Deutscher<br />
Gewerkschaftsbund<br />
Stefan Seip<br />
Hauptgeschäfts führer,<br />
BVI Bundes verband<br />
Investment und Asset<br />
Management e.V.<br />
Dr. Hartmut Klein<br />
SVP Compensation &<br />
Benefits, Bertelsmann<br />
AG<br />
Oswald Metzger<br />
Freier Publizist; stellv.<br />
Vorsa. der<br />
Mittelstands- und<br />
Wirtschaftsvereinigung,<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
Infos unter +49 (0)2421 12177-0 oder mcc@mcc-seminare.de · MCC · Scharnhorststr. 67a · 52351 Düren · www.mcc-seminare.de
30<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />
FÜHRUNGSMONITORING SERIE: WEITERBILDUNG<br />
Wissen, was weiterentwickelt wird<br />
STUDIE. Um Führungskräfte richtig weiterzubilden, muss Klarheit über ihre<br />
Kompetenz herrschen. Monitoring wird dazu sehr unterschiedlich eingesetzt.<br />
Von Christian Lebrenz<br />
Während es mittlerweile<br />
selbstverständlich ist, dass<br />
Führungskräfte an Zielen<br />
gemessen werden, wurden<br />
in der Vergangenheit weiche Faktoren<br />
wie Personalführung aus der Bewertung<br />
ausgeklammert. Häufi g herrschte eine<br />
gewisse Hilfl osigkeit, wie der weiche<br />
Faktor Personalführung zu messen sei.<br />
Um dieses Problem zu lösen, haben sich<br />
verschiedene Ansätze entwickelt, die es<br />
den Unternehmen ermöglichen, ein Führungsmonitoring<br />
durchzuführen.<br />
Unter Führungsmonitoring wird eine<br />
systematische Erfassung und Verwendung<br />
von Informationen zum Führungsverhalten<br />
einzelner Führungskräfte<br />
verstanden. Auf diese Weise wird einerseits<br />
das tatsächliche Führungsverhalten<br />
erfasst und andererseits schaffen<br />
Unternehmen mit dem Monitoring die<br />
ideale Basis für eine weitere Führungskräfteentwicklung.<br />
In einer aktuellen Studie haben wir herausgefunden,<br />
wie verbreitet Führungsmonitoring<br />
heute ist, welche Ins trumente<br />
dazu eingesetzt und welche Erfahrungen<br />
mit den Instrumenten gemacht werden.<br />
Da die meisten neuen Personalinstrumente<br />
zuerst in großen Unternehmen<br />
mit höher spezialisierten Personalfunktionen<br />
eingeführt werden, lag der Fokus<br />
der Befragung auf den hundert größten<br />
Arbeitgebern in Deutschland. Es ist allerdings<br />
zu erwarten, dass die Instrumente,<br />
die sich heute bei Großunternehmen<br />
beobachten lassen, mit einer gewissen<br />
zeitlichen Verzögerung auch in mittel-<br />
Konsequenzen schlechter Führung<br />
2<br />
6<br />
3<br />
4<br />
6<br />
Zeigt das Monitoring, dass ein Mitarbeiter schlecht führt, steuern die meisten der befragten<br />
Unternehmen eine Entwicklungsmaßnahme für ihn ein. Quelle: Christian Lebrenz<br />
ständischen Unternehmen Verbreitung<br />
fi nden werden.<br />
Die Hälfte der hundert größten Arbeitgeber<br />
wurden befragt. Die meisten<br />
der Interviews fanden anhand eines<br />
strukturierten Fragebogens telefonisch<br />
zwischen März und August 2010 <strong>statt</strong>.<br />
In wenigen Ausnahmen erfolgte die Befragung<br />
schriftlich beziehungsweise in<br />
einem persönlichen Gespräch. Die Interviews<br />
dauerten in der Regel zwischen 20<br />
und 50 Minuten.<br />
Bereits breiter Einsatz von Monitoring<br />
82 Prozent der befragten Unternehmen<br />
führen in der einen oder anderen Form<br />
ein Führungsmonitoring durch. Die Zahl<br />
zeigt, dass Führungsmonitoring – zumindest<br />
in Großunternehmen – schon<br />
ein Standardinstrument geworden ist.<br />
Allerdings entstand bei den Vorge-<br />
3<br />
17<br />
Personalentwicklung<br />
keine systematischen Folgen<br />
Folgen sind abhängig vom Vorgesetzten<br />
solange die Ergebnisse stimmen, eher keine Folgen<br />
kein Aufstieg mehr möglich<br />
Trennung/Entfernung aus der Führungsposition im<br />
Extremfall möglich<br />
Keine Angaben<br />
sprächen mit der Bitte um Teilnahme an<br />
der Untersuchung bei einigen Firmen<br />
der Eindruck, dass sie nicht an der Studie<br />
teilnahmen, da sie kein Führungsmonitoring<br />
durchführen. So ist eine<br />
gewisse Auswahlverzerrung zu vermuten.<br />
Interessanterweise waren von den<br />
neun Firmen in der Stichprobe, die kein<br />
Führungsmonitoring durchführten, sieben<br />
familiengeführte Unternehmen.<br />
Von den 41 Unternehmen, die ein Führungsmonitoring<br />
betreiben, hatten bis<br />
zum Jahr 2000 lediglich acht Unternehmen<br />
ein solches System implementiert.<br />
Der Durchbruch des Führungsmonitorings<br />
kam in den Jahren 2003 bis 2005,<br />
in der sich die Zahl der Firmen, die das<br />
Instrument einsetzten, auf 20 verdoppelt.<br />
In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl<br />
der Firmen wiederum fast verdoppelt.<br />
Tendenziell lässt sich auch beobachten,
dass das obere Drittel der Top-100-Firmen<br />
das Führungsmonitoring früher<br />
einführte als Firmen im unteren Drittel.<br />
Die Methoden sind sehr unterschiedlich<br />
Während sich das Führungsmonitoring<br />
an sich etabliert hat, ist derzeit kein methodischer<br />
Ansatz dominierend. Auf der<br />
einen Seite wird die Führungsqualität<br />
Bottom-Up meist im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung<br />
erfasst. Auf der anderen<br />
Seite fi ndet eine Top-Down-Bewertung<br />
<strong>statt</strong>, in der der direkte Vorgesetzte der<br />
Führungskraft die Führungsqualität im<br />
Rahmen eines Zielerreichungsgesprächs<br />
oder einer Potenzialeinschätzung bewertet.<br />
Findet die Top-Down-Bewertung im<br />
Rahmen einer Potenzialeinschätzung<br />
<strong>statt</strong>, so werden die Ergebnisse meist<br />
in einem Panel auf der nächst höheren<br />
Ebene diskutiert, um die Ergebnisse zu<br />
kalibrieren. Top-Down- und Bottom-Up-<br />
Ansätze werden in vielen Fällen kombiniert.<br />
In Summe ergibt sich eine Vielzahl<br />
von eingesetzten Systemen. Auffällig ist,<br />
dass die 360-Grad-Beurteilung als Instrument<br />
des Führungsmonitorings in keinem<br />
der Unternehmen in Deutschland<br />
eingesetzt wird.<br />
Das dominierende Instrument zur Bewertung<br />
von Führungsqualität stellen<br />
Kompetenzmodelle dar. 34 der 41 Firmen<br />
in der Stichprobe defi nieren gute<br />
Führung anhand eines Kompetenzmodells.<br />
Die Modelle unterscheiden sich<br />
dabei aber teilweise sehr. So variiert<br />
zum Beispiel die Zahl der eingesetzten<br />
Kompetenzen zwischen vier und 27.<br />
Damit ein Kompetenzmodell als Basis<br />
für die Beurteilung der Führungsqualität<br />
dienen kann, muss es eine Reihe<br />
von Anforderungen erfüllen. Einerseits<br />
Download<br />
Die gesamte Studie können Sie<br />
abrufen unter<br />
www.personalmagazin.de<br />
sollte die Zahl der Kompetenzen nicht<br />
zu groß sein, damit das Modell für die<br />
Nutzer handhabbar bleibt. Wichtig dabei<br />
ist, dass für jede Stufe in der Erfüllung<br />
der einzelnen Kompetenz konkrete Beispiele<br />
hinterlegt werden. Nur so kann<br />
die Subjektivität in der Bewertung der<br />
einzelnen Führungskraft auf ein vertretbares<br />
Maß zurückgeführt werden. Ein<br />
gutes Kompetenzmodell stellt außerdem<br />
einen Balanceakt dar. Auf der einen Seite<br />
muss das Modell stark an die Bedürfnisse<br />
und Besonderheiten des jeweiligen<br />
Unternehmens angepasst werden. Auf<br />
der anderen Seite muss das Modell aber<br />
so allgemein gehalten sein, um die verschiedensten<br />
Funktionen innerhalb des<br />
Unternehmens zu berücksichtigen.<br />
Personalwirtschaftliche Kennzahlen<br />
wie Fluktuation oder der Erreichungsgrad<br />
vorformulierter Ziele spielen im<br />
Führungsmonitoring nur eine untergeordnete<br />
Rolle. Dies hat zwei Gründe. Erstens<br />
werden Kennzahlen, selbst wenn<br />
sie erhoben werden, selten so detailliert<br />
erhoben, dass sie einer direkten Führungskraft<br />
zugeordnet werden können<br />
und auch zur Bewertung der Führungskraft<br />
herangenommen werden. Von den<br />
befragten Unternehmen waren es lediglich<br />
drei Unternehmen, die Zahlen ausreichend<br />
detailiert erfassen. Zweitens<br />
ist oft unklar, welche anderen Faktoren<br />
außer der Führungsqualität des Vorgesetzten<br />
diese Kennzahlen noch beeinfl<br />
ussen, sodass Rückschlüsse aus den<br />
Kennzahlen auf die Führungskraft auch<br />
nur sehr eingeschränkt möglich sind. Lediglich<br />
die Mitarbeiterzufriedenheit wird<br />
bei denjenigen Firmen, die eine Mitarbeiterbefragung<br />
durchführen, innerhalb<br />
des Führungsmonitorings systematisch<br />
erhoben und ausgewertet.<br />
Ergebnisse dienen in den meisten<br />
Fällen dem Talentmanagement<br />
Führungsmonitoring wird derzeit sowohl<br />
im Performance-Management als<br />
auch im Talent-Management eingesetzt.<br />
Die organisatorische Aufhängung des<br />
Themas liegt aber überwiegend im Ta-<br />
MANAGEMENT<br />
FÜHRUNGSMONITORING<br />
● Ausgabe 2/2011:<br />
Führungsmonitoring<br />
● Ausgabe 3/2011:<br />
MBA-Programme<br />
● Ausgabe 4/2011:<br />
Bildungs-Controlling<br />
SERIE<br />
lentmanagement. Die große Mehrzahl<br />
der Ansprechpartner für die Studie ist<br />
in den Bereichen Talentmanagement<br />
und Führungskräfteentwicklung tätig.<br />
Folgerichtig ist, dass die häufi gste Konsequenz<br />
schlechter Führung die Personalentwicklung<br />
ist. 17 der befragten<br />
Unternehmen leiten solche Maßnahmen<br />
auch ein, sobald die Daten veranschaulichen,<br />
dass die Führung schlecht ist.<br />
Allerdings zeigen die Studienergebnisse<br />
auch, dass die Daten teilweise gar keine<br />
Folgen (in drei Unternehmen) haben<br />
oder sie von der Einschätzung des<br />
direkten Vorgesetzten abhängen (sechs<br />
Unternehmen). Solange die Ergebnisse<br />
stimmen, würde auch in sechs weiteren<br />
Firmen die schlechte Führung akzeptiert<br />
werden. In zwei Firmen führt schlechte<br />
Führung dazu, dass die derzeitige Position<br />
zwar gehalten werden kann, aber ein<br />
weiterer Aufstieg unmöglich ist.<br />
Nur ein Unternehmen trennt sich<br />
konsequent von Führungskräften mit<br />
geringer Führungskompetenz. Bei den<br />
meisten anderen Unternehmen ist die<br />
Trennung die Ultima Ratio. Stattdessen<br />
wird ein Wechsel auf eine andere Position<br />
oder die Entwicklung hin zu einer<br />
Fachlaufbahn versucht. Wenn auch nach<br />
einer Bewährungszeit keine Besserung<br />
eintritt, kommt es dann zur Trennung.<br />
Dafür müsste sich die betroffene Führungskraft<br />
aber als sehr beratungsresistent<br />
erweisen oder wirklich extrem<br />
schlecht führen.<br />
Spiegelbildlich zu den Folgen schlechter<br />
Führung werden Führungskräfte,<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
31
32<br />
FÜHRUNGSMONITORING<br />
Leistungs/Potenzial-Matrix<br />
die gut führen, in Potenzialpools aufgenommen.<br />
Dies ist bei 27 der befragten<br />
Unternehmen der Fall. Bei der Aufnahme<br />
in den Talentpool wird immer wieder<br />
betont, dass gute Führung zwar wichtig,<br />
aber allein nicht ausreichend sei. Die<br />
Leistung müsse ebenfalls stimmen. Eine<br />
systematische fi nanzielle Belohnung für<br />
gute Führung gibt es nur in zwei der befragten<br />
Firmen.<br />
Entwicklungsbedürfnisse abbilden<br />
Die Integration des Führungsmonitorings<br />
in die Führungskräfteentwicklung<br />
geschieht in vielen Fällen über eine<br />
Leistungs/Potenzial-Matrix (siehe Grafi k<br />
oben). Auf der senkrechten Achse wird<br />
– summiert über alle Kompetenzen des<br />
jeweiligen Kompetenzmodells – erfasst,<br />
in welchem Umfang eine Führungskraft<br />
die Kompetenz erfüllt. Im einfachsten Fall<br />
unterscheidet man zwischen den drei<br />
Stufen „nicht erfüllt“, „erfüllt“ und „übererfüllt“.<br />
Aus dem Grad der Kompetenzerreichung<br />
wird auf das Potenzial, das diese<br />
Führungskraft für weitere Aufgaben besitzt,<br />
geschlossen. Auf der waagrechten<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Kompetenzerfüllung/<br />
Potenzial<br />
Anforderungen<br />
übererfüllt Mitarbeiter 1<br />
Anforderungen<br />
erfüllt<br />
Anforderungen<br />
nicht erfüllt<br />
Anforderungen<br />
nicht erfüllt<br />
Anforderungen<br />
erfüllt<br />
Mitarbeiter 2<br />
Mitarbeiter 3<br />
Anforderungen<br />
übererfüllt<br />
Die Ergebnisse des Monitorings lassen sich in einer Leistungs/Potenzial-Matrix anschaulich<br />
abbilden und so für die Planung der Weiterbildung nutzen.<br />
Achse wird nach derselben Logik die Zielerreichung<br />
und damit die Leistung der<br />
Führungskraft erfasst. Daraus ergibt sich<br />
eine Drei-mal-drei-Matrix, die als Basis<br />
für die Gespräche über den weiteren Einsatz<br />
der Führungskraft dient.<br />
Als Beispiel sind in der Grafi k drei<br />
Mitarbeiter aufgeführt. Mitarbeiter eins<br />
erfüllt die Anforderungen an seine Leistung<br />
voll, bei den Kompetenzen werden<br />
die Anforderungen sogar übererfüllt.<br />
Dieses Ergebnis ist ein Indikator dafür,<br />
dass Mitarbeiter eins Potenzial für weitergehende<br />
Aufgaben, zum Beispiel eine<br />
Aufwärtsentwicklung hat. Mitarbeiter<br />
zwei erfüllt die Anforderungen bezüglich<br />
der Leistungen und des Potenzials. Dieser<br />
Mitarbeiter scheint auf der jetzigen<br />
Position gut aufgehoben zu sein. Mitarbeiter<br />
drei übererfüllt zwar seine Ziele,<br />
entspricht aber bei seinen Kompetenzen<br />
(zum Beispiel der Führungsqualität) nicht<br />
den Erwartungen des Unternehmens. So<br />
erfolgreich Mitarbeiter drei auch kurzfristig<br />
erscheinen mag, es ist mehr als<br />
fraglich, ob diese Position für eine Aufwärtsentwicklung<br />
geeignet ist. Auch für<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />
Zielerreichung/<br />
Leistung<br />
Quelle: Christian Lebrenz<br />
SERIE: WEITERBILDUNG<br />
den Verbleib auf der jetzigen Position<br />
sollten starke Entwicklungsmaßnahmen,<br />
zum Beispiel ein Coaching, ergriffen<br />
werden. Sonst besteht die Gefahr, dass<br />
diese Führungskraft ihre Mitarbeiter zur<br />
Zielerreichung „verbrennt“ und langfristig<br />
der Organisation mehr schadet, als<br />
durch die kurzfristige Übererfüllung der<br />
Ziele an Nutzen geschaffen wird.<br />
Erfolgsfaktoren beim Monitoring<br />
Bei der Frage, welche Faktoren für die erfolgreiche<br />
Einführung eines Führungsmonitorings<br />
besonders wichtig sind,<br />
wurden besonders häufi g die Unterstützung<br />
durch das Top-Management und<br />
ein konsequenter Umgang mit den Ergebnissen<br />
aus dem Monitoring genannt.<br />
Auch ist die Konsequenz, mit der ein<br />
Unternehmen mit den Ergebnissen aus<br />
dem Führungsmonitoring umgeht, von<br />
entscheidender Bedeutung. Nur wenn ersichtlich<br />
wird, dass schlechte Ergebnisse<br />
auch zu Folgen bei der Führungskraft<br />
führen, ist eine dauerhafte Akzeptanz<br />
des Führungsmonitorings sichergestellt.<br />
Zudem hob fast ein Viertel der befragten<br />
Unternehmen die Transparenz des Prozesses<br />
im Führungsmonitoring als Erfolgsfaktor<br />
hervor.<br />
Monitoring muss individualisiert sein<br />
Im eigenen Unternehmen ein Führungsmonitoring<br />
einzuführen, indem man ein<br />
System eines anderen Unternehmens<br />
übernimmt, wird aber selten zu den gewünschten<br />
Ergebnissen führen. Für den<br />
Erfolg ist entscheidend, dass das Instrument<br />
genau zu den Gegebenheiten<br />
des Unternehmens passt. Dafür müssen<br />
nicht nur die bestehenden Instrumente<br />
des Performance- und Talent-Managements<br />
berücksichtigt werden, sondern<br />
auch die Unternehmenskultur.<br />
Prof. Dr. Christian Lebrenz<br />
ist Professor für internationales Management<br />
an der Hochschule Augsburg.
MANAGEMENT<br />
HRM IN GESUNDHEITSBETRIEBEN<br />
Brennpunkte im Blick<br />
ANALYSE. Im Gesundheitswesen herrscht Fachkräftemangel. Was die Betriebe<br />
dagegen tun, zeigt die Auswertung des Wettbewerbs zum „Besten Arbeitgeber“.<br />
Von Kristina Enderle (Red.)<br />
Gerade die Gesundheitswirtschaft<br />
macht sich wegen des<br />
Fachkräftemangels Sorgen,<br />
belegt die Sonderauswertung<br />
der Konjunkturumfrage des Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertags.<br />
Ganze 56 Prozent der Befragten in<br />
den Gesundheits- und sozialen Dienstleistungsunternehmen<br />
sehen den Mangel<br />
an Fachkräften als größtes Risiko für<br />
ihre wirtschaftliche Entwicklung an.<br />
Grund genug, das Personalmanagement<br />
in Gesundheitsbetrieben stärker<br />
unter die Lupe zu nehmen. Welche Rekrutierungsmaßnahmen<br />
ergreifen sie<br />
nun vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels?<br />
Wie gehen sie mit den gerade<br />
in Gesundheitsbetrieben brennenden<br />
Themen Führung, Personalentwicklung,<br />
und Work-Life-Balance um? Einige Antworten<br />
auf diese Fragen liefert die Auswertung<br />
der aktuellen Benchmark-Studie<br />
„Beste Arbeitgeber im Gesundheitswesen<br />
2011“ durchgeführt vom Great Place to<br />
Work Institute Deutschland.<br />
Für die Studie werden sowohl die Mitarbeiter<br />
des jeweiligen Unternehmens<br />
zur erlebten Qualität und Attraktivität<br />
der Arbeitsplatzkultur als auch das<br />
Management zu den Maßnahmen und<br />
Programmen im Personal- und Führungsbereich<br />
befragt. Der „Trust-Index“,<br />
die Mitarbeiterbefragung mit rund 60<br />
Fragen zu den Kerndimensionen Glaubwürdigkeit,<br />
Respekt und Fairness des<br />
Managements sowie zu Teamgeist und<br />
Stolz der Arbeitnehmer, fl ießt zu zwei<br />
Dritteln in die Gesamtbewertung ein. Zu<br />
WETTBEWERB<br />
„Bester Arbeitgeber im<br />
Gesundheitswesen 2011“<br />
Am Arbeitgeberwettbewerb des<br />
Great Place to Work Institute<br />
Deutschland haben dieses Jahr<br />
79 Unternehmen teilgenommen,<br />
davon 43 Kliniken und 36 Pfl egebetriebe.<br />
34 der teilnehmenden<br />
Unternehmen haben 20 bis 250<br />
Mitarbeiter. 37 Betriebe haben 251<br />
bis 1.000 Mitarbeiter und acht der<br />
Unternehmen beschäftigen über<br />
1.000 Mitarbeiter. Unter den Top-<br />
30-Unternehmen hat die Mehrheit<br />
zwischen 20 und 250 Mitarbeitern.<br />
einem Drittel werden die Angaben des<br />
Managements im Personalkultur-Audit<br />
berücksichtigt. Darin erfasst das Institut<br />
die Gesamtkultur der Organisation<br />
sowie die Konzepte und Maßnahmen im<br />
Personal- und Führungsbereich.<br />
Die Studie zeigt die Unterschiede zwischen<br />
den besser und den schlechter<br />
platzierten Gesundheitseinrichtungen<br />
auf. So wird deutlich, welche Maßnahmen<br />
im Personalmanagement auf dem<br />
Weg zum attraktiven Arbeitgeber noch<br />
voranzutreiben oder bereits erfüllt sind.<br />
Betrachtet man zunächst das Gesamturteil<br />
der befragten Mitarbeiter, zeigt<br />
sich, dass die meisten mit ihrem Arbeitsplatz<br />
recht zufrieden sind. Der Aussage<br />
„Alles in allem kann ich sagen, dies hier<br />
ist ein sehr guter Arbeitsplatz“ stimmen<br />
85 Prozent der „Besten Arbeitgeber“ (Top<br />
30) zu. Unter den fünf Bestplatzierten<br />
sind es sogar 94 Prozent. Bei den Arbeitnehmern<br />
der nicht platzierten Betriebe<br />
geben dies nur 64 Prozent an. Die Ergebnisse<br />
im Pfl egebereich fallen insgesamt<br />
besser aus als in den Kliniken. Im Vergleich<br />
zum Index des Vorjahres ergibt<br />
sich eine leicht positive Tendenz.<br />
Work-Life-Balance noch ausbaufähig<br />
Die Ergebnisse der Fragen zum Bereich<br />
„Work-Life-Balance“ aus dem „Trust<br />
Index“ zeigen, dass gerade die nicht<br />
platzierten Unternehmen hier ihre<br />
Möglichkeiten noch nicht ausreichend<br />
ausschöpfen. Zum Beispiel sagen zwar<br />
immerhin 44 Prozent der Mitarbeiter aus<br />
den nicht platzierten Einrichtungen, dass<br />
sie die Möglichkeit bekommen, Zeit freizunehmen.<br />
Aber unter den Top 30 sind<br />
dies 65 Prozent. Eine ähnliche Tendenz<br />
ist beim Item „Ermutigung zu Work-Life-<br />
Balance“ zu sehen. Hier stimmen 63 Prozent<br />
der Mitarbeiter aus den Top 30, aber<br />
lediglich 39 Prozent der Beschäftigten<br />
aus den anderen Unternehmen zu.<br />
Die Angaben des Managements zu<br />
einigen Maßnahmen, die dem Bereich<br />
Work-Life-Balance zuzuordnen sind,<br />
zeigen ebenso, dass hier noch Nachholbedarf<br />
besteht. Zwar verfügen alle Top-<br />
30-Arbeitgeber und 98 Prozent der nicht<br />
platzierten Unternehmen über fl exible<br />
Arbeitszeitmodelle. Aber lediglich 13<br />
Prozent der Top 30 bieten ihren Führungskräften<br />
Teilzeitarbeit an und nur<br />
30 Prozent haben eine klare Regelung<br />
für Überstunden.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
33
MANAGEMENT<br />
34 HRM IN GESUNDHEITSBETRIEBEN<br />
Auch bei der Unterstützung der Eltern<br />
unter den Arbeitnehmern ist noch Luft<br />
nach oben. Unter den Top 30 halten nur<br />
23 Prozent die Mitarbeiter während der<br />
Elternzeit auf dem Laufenden. Nur jeder<br />
dritte Top-30-Betrieb bietet Eltern-Kind-<br />
Büros oder Notfallbetreuungen bei kurzfristigen<br />
Engpässen, jeder Zweite eine<br />
verlängerte Elternzeit an. Bei den nicht<br />
platzierten Unternehmen sind die Bedingungen<br />
für Eltern in der Regel noch<br />
ungünstiger.<br />
Betrachtet man die eingereichten<br />
Praxisbeispiele lassen sich im Bereich<br />
„Work-Life-Balance“ aber auch einige<br />
gute Maßnahmen herausstellen. So gibt<br />
eine Klinik an, 2010 eine sechswöchige<br />
Ferienbetreuung für die Kinder der<br />
Mitarbeiter eingeführt zu haben. Diese<br />
sei extrem gut angenommen worden.<br />
Ein Pfl egebetrieb zeigt auf, dass ein Familienbudget<br />
eingerichtet wurde, das<br />
einem Prozent des jährlichen Arbeitgeberbruttoaufwands<br />
für Personalkosten<br />
entspricht. Damit werden verschiedene<br />
Angebote der Familienförderung im Unternehmen<br />
fi nanziert, um die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf zu erhöhen.<br />
Führung: Lob kommt selten an<br />
Auch im Bereich der Führung besteht<br />
noch Entwicklungsbedarf. So sagen nur<br />
45 Prozent der Mitarbeiter aus nicht<br />
platzierten Unternehmen, dass Anerkennung<br />
für gute Arbeitsleistung in ihrem<br />
Betrieb die Regel ist. Im Klinikbereich<br />
liegt dieser Wert sogar nur bei 38 Prozent.<br />
Unter den Top 30 geben immerhin<br />
68 Prozent der befragten Mitarbeiter an,<br />
dass ihre Leistung ausreichend anerkannt<br />
wird. Dass sie kompetente Führungskräfte<br />
haben, bestätigen dafür 80<br />
Prozent aller Mitarbeiter der platzierten<br />
Betriebe und 60 Prozent der anderen.<br />
Das Ergebnis bleibt in diesem Bereich<br />
trotzdem eher mäßig.<br />
Dem widerspricht das deutlich positivere<br />
Selbstbild des Managements. 87<br />
Prozent der Manger in den Top-30-Unternehmen<br />
und 77 Prozent der anderen sind<br />
davon überzeugt, dass bei ihnen persön-<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
liche Danksagungen und Lob weitergegeben<br />
werden. Regelmäßige Meetings der<br />
Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern<br />
gehören bei fast allen Teilnehmern des<br />
Wettbewerbs zum Arbeitsalltag. Materielle<br />
Aufmerksamkeiten wie zum Beispiel<br />
Weihnachtsgeschenke sind dafür etwas<br />
seltener. 67 Prozent der Top-Arbeitgeber<br />
und 48 Prozent der Nichtplatzierten nutzen<br />
diese Maßnahme.<br />
Gerade zum Thema „Anerkennung“<br />
gibt es aber interessante Einzelbeispiele.<br />
So berichtet ein teilnehmendes Unternehmen<br />
in den Bewertungsunterlagen vom<br />
Start eines Anerkennungsprogramms,<br />
in dem unter anderem Mitarbeiter auf<br />
Zetteln ein Lob für einen Kollegen oder<br />
Vorgesetzten einreichen können. Diese<br />
gesammelten Anerkennungen werden<br />
offi ziell an den jeweiligen Mitarbeiter<br />
überreicht.<br />
Interessant sind im Themenbereich<br />
„Führung“ die Maßnahmen, die zum<br />
Thema „Zuhören“ in den letzten beiden<br />
Jahren, eingeführt wurden. Ein Drittel<br />
der Top-30-Unternehmen, die hier geantwortet<br />
haben, haben in dieser Zeit mindestens<br />
eine Maßnahme eingesteuert. Bei<br />
den Nichtplatzierten waren dies nur drei<br />
Prozent. Allerdings sind im Verhältnis zu<br />
den gesamten Maßnahmen des Zweijahreszeitraums<br />
jene zum Zuhören selten<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />
Rekrutierungsmaßnahmen<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
37<br />
48<br />
Ausführliche Karriere-<br />
Website, Broschüren<br />
zum Download<br />
10<br />
25<br />
Personal vermittlung<br />
3 2<br />
Nutzung von Social<br />
Media: Blog, Twitter,<br />
Facebook<br />
Klare Positionierung<br />
mit einer Arbeitgebermarke<br />
Top 30 Arbeitgeber Nicht platzierte Einrichtungen<br />
Bei der Rekrutierung setzen die Unternehmen vor allem auf die Arbeitgebermarke. Social<br />
Media spielt dagegen noch so gut wie keine Rolle.<br />
(neun beziehungsweise vier Prozent).<br />
Mehr Maßnahmen wurden zum Thema<br />
„Fürsorge“ eingesteuert, die sowohl in<br />
den Führungs- als auch den Work-Life-<br />
Balance-Bereich hineinspielen. Hier waren<br />
24 Prozent aller Maßnahmen in den<br />
Top 30 und 23 Prozent bei den anderen<br />
Betrieben auf eine verbesserte Fürsorge<br />
ausgerichtet.<br />
Weiterbildung: Gute Akzeptanz<br />
So wie fast alle befragten Manager<br />
angeben, dass regelmäßige Meetings<br />
zwischen Führungskräften und Mitarbeitern<br />
<strong>statt</strong>fi nden, so sagen auch fast<br />
alle, dass Entwicklungsgespräche geführt<br />
werden. Die Unternehmen treiben<br />
Entwicklungs angebote für spezifi sche<br />
Zielgruppen voran und stärken auch die<br />
Evaluation dieser Maßnahmen. Jeweils<br />
fast drei Viertel der Top 30 und nur geringfügig<br />
weniger der anderen geben dies<br />
an. Weiterbildungsangebote während<br />
der Elternzeit sind seltener. 40 Prozent<br />
der Top 30 und nur 19 Prozent der Nichtplatzierten<br />
praktizieren dies.<br />
Die Mitarbeiter sind jedoch mit dem<br />
Bildungsangebot zufrieden. 80 Prozent<br />
der Beschäftigten aus den Top 30 und<br />
64 Prozent aus den anderen Betrieben<br />
geben an, dass ausreichend Maßnahmen<br />
für die Weiterbildung vorhanden sind.<br />
53<br />
50<br />
Quelle: Great Place to Work Institute
Ihre Fähigkeiten würden optimal eingesetzt,<br />
sagen ebenso viele.<br />
Die Auswertung der Maßnahmen<br />
im Zeitraum der vergangenen<br />
beiden Jahre zeigt, dass Personalentwicklung<br />
das Thema ist, in dem<br />
am meisten Neues eingesteuert und<br />
umgesetzt wurde. 56 Prozent der<br />
Top-30-Unternehmen haben hier<br />
mindes-tens eine Maßnahme eingerichtet.<br />
Dies entspricht einem Anteil<br />
von 40 Prozent an allen angegebenen<br />
Maßnahmen im Zweijahreszeitraum.<br />
Bei den Nichtplatzierten waren dies<br />
41 Prozent.<br />
Personalauswahl erhält gute Noten<br />
Im Bereich „Recruiting“ bescheinigen<br />
die Mitarbeiter ihren Unternehmen<br />
gute Noten. So geben 72 Prozent<br />
der Top-30-Arbeitnehmer an, dass<br />
solche Mitarbeiter eingestellt werden,<br />
die gut zum Unternehmen<br />
passen. Allerdings nutzen viele Gesundheitseinrichtungen<br />
noch nicht<br />
alle verfügbaren Rekrutierungsinstrumente.<br />
So setzen nur 20 Prozent<br />
der Top 30 Imageanzeigen ein,<br />
nur 23 Prozent nutzen Messeauftritte<br />
für die Rekrutierung, gerade einmal<br />
zehn Prozent Personalvermittlungen<br />
und lediglich drei Prozent vergütete<br />
Mitarbeiterempfehlungsprogramme.<br />
Auch die Möglichkeiten des Web 2.0<br />
mit Blogs oder Twitter setzen nur<br />
drei Prozent um.<br />
Zu den Maßnahmen, die deutlich<br />
häufi ger vorhanden sind, gehören<br />
der Einsatz von authentischen Bildern<br />
des Unternehmens und der Mitarbeiter<br />
in den Marketingmaterialien<br />
Download<br />
Die Rangliste der Top-30-<br />
Unternehmen können Sie ab<br />
dem 28. Januar herunter laden.<br />
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HRM IN GESUNDHEITSBETRIEBEN<br />
(57 Prozent der Top 30, 40 Prozent<br />
der anderen) und die klare Positionierung<br />
mit einer Arbeitgebermarke<br />
(53 und 50 Prozent) sowie eine Karriere-Website<br />
(37 und 48 Prozent).<br />
Die Karriere-Website einer teilnehmenden<br />
Gesundheitseinrichtung mit<br />
Imagefi lm und Detailinformationen<br />
für einzelne Berufsgruppen bekam<br />
sogar bereits einen Award für das<br />
Corporate Design.<br />
Im Personalauswahlprozess selbst<br />
prüfen viele Unternehmen ausführlich,<br />
ob der Bewerber zur Unternehmenskultur<br />
passt (87 Prozent der Top<br />
30 und 79 Prozent der anderen) und<br />
fast zwei Drittel aller Einrichtungen<br />
beteiligen das obere Management<br />
in den Interviews. Die Mitarbeiter<br />
werden in den Gesprächen hingegen<br />
selten eingebunden – nur 37 Prozent<br />
der bestplatzierten und 23 Prozent<br />
der nicht platzierten Betriebe tun<br />
dies. Auch sind festgelegte „Servicestandards“<br />
eher selten. Nur etwa 20<br />
Prozent legen zum Beispiel fest, dass<br />
sie nach drei Tagen antworten oder<br />
innerhalb einer bestimmten Frist<br />
nach dem Bewerbungsgespräch die<br />
Entscheidung mitteilen.<br />
Auf dem Weg zu mehr Attraktivität<br />
Insgesamt zeigt die Studie, dass<br />
sich zahlreiche Gesundheitseinrichtungen<br />
gezielt um den Aufbau und<br />
die Weiterentwicklung einer mitarbeiterorientierten<br />
Arbeitsplatzkultur<br />
bemühen. Vor allem die Auswertung<br />
der Maßnahmen der vergangenen<br />
beiden Jahre belegt dies. „Das Personalmanagement<br />
in den Gesundheitsbetrieben<br />
zeigt deutlich mehr System<br />
und Strategie als noch vor wenigen<br />
Jahren“, so Frank Hauser, Leiter<br />
des Great Place to Work Institute<br />
Deutschland. „Einigen Einrichtungen<br />
gelingt es vorbildlich, für die Beschäftigten<br />
eine attraktive und förderliche<br />
Arbeitsplatzkultur zu schaffen. Viele<br />
haben aber noch deutliches Verbesserungspotenzial.“<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
35<br />
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36 HRM IN KLINIKEN<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an kristina.enderle@personalmagazin.de<br />
„Hohe Ansprüche fordern uns“<br />
INTERVIEW. Krankenhäuser haben knappe Budgets, aber große Personalaufgaben.<br />
Klinikchef Professor Christian Schmidt erklärt, was zu tun ist.<br />
personalmagazin: Kliniken erbringen sehr<br />
personalintensive Dienste. Wie steht es<br />
dort um das Personalmanagement?<br />
Christian Schmidt: Leider hat nur jedes<br />
fünfte Haus so etwas wie Personalmanagement<br />
– und diese werden meist<br />
von privaten Trägern gemanagt. Viele<br />
Krankenhäuser verfügen eher über<br />
Personalverwaltungen. Das aber reicht<br />
vor dem Hintergrund des neuen Gesundheitsmarkts,<br />
des Wettbewerbs um<br />
qualifi ziertes Personal und der Industrialisierung<br />
der Medizin nicht aus.<br />
personalmagazin: Wie erklären Sie sich<br />
diesen Missstand?<br />
Schmidt: Früher hatten wir keine Personalprobleme,<br />
Ärzte und Pfl egekräfte<br />
gab es im Überfl uss. Heute haben wir<br />
weniger Fachkräfte im Angebot, die<br />
dafür aber höhere Ansprüche stellen.<br />
Die Generation Y ist da, die Belegschaften<br />
altern und der Frauenanteil<br />
nimmt weiter zu. Die Anforderungen an<br />
Arbeitszeitmodelle, Arbeitsbedingungen<br />
und Arbeitsplatzkultur sind deutlich<br />
gestiegen. Darauf sind wir nicht vorbereitet.<br />
Viele Häuser beginnen nun, eine<br />
Transformation einzuleiten. Das geht<br />
aber nicht von heute auf morgen.<br />
personalmagazin: Wo brennt es denn am<br />
meisten im Gesundheitswesen?<br />
Schmidt: Eines unserer Hauptthemen<br />
ist Personalplanung. Wir schauen viel<br />
zu wenig voraus. Wir fragen nicht:<br />
Wohin will ich die Klinik entwickeln<br />
– gerade vor dem Hintergrund der<br />
nötigen Leistungssteigerung, einer<br />
vielleicht geplanten Ausweitung des<br />
Prof. Dr. med. Christian Schmidt<br />
ist Geschäftsführer der Kliniken<br />
der Stadt Köln gGmbH.<br />
Geschäftsfelds und der demografi schen<br />
Entwicklung. Da stellen sich dann<br />
Fragen wie: Welche Qualifi kationen<br />
brauche ich künftig an Bord? Um das<br />
zu simulieren, nutzen wir ein professionelles<br />
Industrieplanungswerkzeug<br />
für demografi efeste Personalplanung.<br />
In dieser Hinsicht sind wir in Köln sehr<br />
fortschrittlich.<br />
personalmagazin: Bekommen Sie denn<br />
noch die Leute, die Sie brauchen?<br />
Schmidt: Derzeit ja, aber wir vernachlässigen,<br />
dass der Beschaffungsprozess<br />
einen immer längeren Vorlauf braucht.<br />
Und zunehmend fragen wir uns: Bekommen<br />
wir auch die richtigen? Wir überdenken<br />
daher die Maßstäbe, die wir bei<br />
der Rekrutierung von Führungskräften,<br />
gerade im ärztlichen Bereich, anlegen.<br />
personalmagazin: Was wollen Sie bei der<br />
Auswahl anders machen?<br />
Schmidt: Bisher haben wir die Kandidaten<br />
mit der besten Vita und dem<br />
besten Vortrag eingeladen und verpfl<br />
ichtet. Das haben wir komplett<br />
umgekrempelt. Jeder neue Chefarzt<br />
durchläuft nun ein kleines Assessment-<br />
Center von zirka drei Stunden. Außerdem<br />
machen wir Vor-Ort-Besuche. Der<br />
ganze Prozess läuft jetzt strukturierter.<br />
Im Center testen wir Felder wie Führung<br />
und Kommunikation, Bereitschaft<br />
und Kompetenz, um Mitarbeiter zu<br />
entwickeln. Falls da Lücken sind, reden<br />
wir über Weiterqualifi zierung. Oder<br />
sehen von einer Verpfl ichtung ab.<br />
personalmagazin: Und das lassen sich die<br />
Chefärzte gefallen?<br />
Schmidt: Ja, die Frage ist nur, wie verkaufen<br />
Sie das den Chefärzten. Ein Beispiel:<br />
Wir machen neuerdings auch Führungskräfte-Workshops<br />
für Chefärzte, die<br />
schon lange bei uns sind. Da haben wir<br />
das Programm vorher mit allen Chefärzten<br />
durchgesprochen. Viele von ihnen<br />
reagierten erst sehr reserviert. Aber<br />
nach dem Workshop war das kein Thema<br />
mehr und alle machten motiviert mit.<br />
personalmagazin: Incentivieren Sie eigentlich<br />
gutes Führungsverhalten?<br />
Schmidt: Das machen wir nur im Zuge<br />
von Neuverträgen. Da aber die Erfolge<br />
hier nur schwer zu messen sind, sind<br />
wir da sehr zurückhaltend. Aussichtsreicher<br />
scheint mir momentan, zu<br />
verfolgen, ob und wie zum Beispiel die<br />
Mitarbeitergespräche geführt werden.
personalmagazin: Wie viele beteiligen sich<br />
an Personalentwicklungsmaßnahmen?<br />
Schmidt: Personalentwicklung ist in den<br />
letzten Jahren deutlich schwieriger<br />
geworden. Studien zeigen zum Beispiel,<br />
dass bei Führungsschulungen 90 Prozent<br />
der Pfl egekräfte, 80 Prozent der<br />
Verwaltungskräfte, aber weniger als 60<br />
Prozent der Ärzte mitmachen.<br />
personalmagazin: Dann hat Personalentwicklung<br />
in der Branche keinen wirklich<br />
guten Stand. Was tun Sie dagegen?<br />
Schmidt: Hilfreich ist, dass wir die Personalentwicklung<br />
in der Unternehmensstrategie<br />
verankert haben. Und dass<br />
wir sie auf drei Säulen gestellt haben.<br />
Da ist die Säule Aus- und Fortbildung<br />
mit Weiterbildungskatalogen, Rotation<br />
und Training von Soft Skills. Die zweite<br />
Säule sind die Rahmenbedingungen<br />
von Arbeit: Das Thema Familie und Beruf<br />
mit unserer Kita, Ferienbetreuung,<br />
Teilzeitmodelle. Die dritte Säule betrifft<br />
die Incentivierung. Da steht ganz oben<br />
Wertschätzung. Aber auch horizontale<br />
Karrierepfade spielen hier eine Rolle.<br />
personalmagazin: Geben Sie mir ein Beispiel<br />
für eine horizontale Karriere?<br />
Schmidt: Nehmen Sie den Leiter der<br />
Notaufnahme. Der ist immer noch dem<br />
Chefarzt unterstellt, hat aber seinen<br />
Personalkongress<br />
Der vierte Personalkongress Krankenhäuser<br />
steht unter dem Motto<br />
„Die Kunst der richtigen Führung“.<br />
Er fi ndet am 30. und 31. März 2011<br />
in der Messe Köln <strong>statt</strong> und bietet<br />
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eigenen Bereich und Personalverantwortung.<br />
Außerdem hat dieser Leiter<br />
einen außertarifl ichen Vertrag.<br />
personalmagazin: Schon sprichwörtlich<br />
sind die Probleme, die Ihre Branche im<br />
Bereich Work-Life-Balance hat. Was tun<br />
Sie hier?<br />
Schmidt: Das zu ändern wird extrem<br />
schwierig. Gerade mit Blick auf die<br />
Generation Y, die jetzt ins Krankenhaus<br />
kommt. Die haben eine andere Einstellung<br />
zur Arbeit: Die wollen beim Arbeiten<br />
leben. Die werden auch schneller<br />
wechseln und Überstunden nur dann<br />
akzeptieren, wenn sie sehr gut begründet<br />
sind. Und sie lehnen Hierarchien<br />
ab. Auf der anderen Seite haben diese<br />
jungen Leute unglaubliche Potenziale.<br />
Die werden mit dem Laptop groß und<br />
können das Potenzial einer hochtechnisierten<br />
Arbeitswelt richtig nutzen.<br />
personalmagazin: Und was bedeutet das<br />
für die fast schon industrielle Arbeitsorganisation<br />
in Ihrer Branche?<br />
Schmidt: Die Dienstplangestaltung wird<br />
schwer werden: Auch wegen des hohen<br />
Frauenanteils. Wir werden mehr Technik<br />
einsetzen müssen – zum Beispiel<br />
Blended Learning in der Weiterbildung.<br />
personalmagazin: Was können Sie an den<br />
Prozessen optimieren?<br />
Schmidt: Da wird es darum gehen, zum<br />
Beispiel Ärzte von Verwaltungsaufgaben<br />
zu befreien. Wenn Sie Systeme<br />
haben, in denen zum Beispiel Röntgenbilder<br />
elektronisch hinterlegt sind,<br />
müssen sie diese nicht mehr lange<br />
suchen und haben mehr Zeit zu führen.<br />
personalmagazin: Wenn die Ansprüche Ihrer<br />
Mitarbeiter steigen, wird das Modell<br />
„Gesundheitsfabrik“ sehr bald an Glanz<br />
verlieren.<br />
Schmidt: In der Tat, wir werden die<br />
Arbeitsumgebung anders gestalten müssen.<br />
Da ist ja die Software-Branche ein<br />
leuchtendes Beispiel. Rückzugsbereiche,<br />
Wohlfühlbereiche et cetera. Das ist aber<br />
MANAGEMENT<br />
Das Interview führte Randolf Jessl.<br />
HRM IN KLINIKEN<br />
angesichts der vorhandenen Strukturen<br />
eine Riesenherausforderung.<br />
personalmagazin: Wie wollen Sie das angesichts<br />
der knappen Budgets in Ihrer<br />
Branche stemmen?<br />
Schmidt: Natürlich müssen wir klare<br />
Prioritäten setzen. Wenn wir in Personal<br />
investieren, müssen wir das in anderen<br />
Bereichen wieder einsparen.<br />
personalmagazin: Und Sie glauben, das<br />
wird Ihnen gelingen?<br />
Schmidt: Wir haben keine Alternative.<br />
Der Wettbewerb im Krankenhausmarkt<br />
wird sich im Thema qualifi ziertes Personal<br />
entscheiden.<br />
personalmagazin: Was können Personalmanager<br />
anderer Branchen eigentlich<br />
von der Arbeit der Personalmanager in<br />
Kliniken und Krankenhäusern lernen?<br />
Schmidt: Ganz ehrlich, unsere Branche<br />
ist sehr speziell. Aber in Sachen Widerstandsfähigkeit,<br />
neudeutsch „Resilienz“,<br />
können andere sicher von uns<br />
lernen. Wir haben viel Erfahrung in der<br />
Notfallversorgung. Da sind wir Meister<br />
im Umplanen oder in der Sicherung des<br />
Betriebs, wenn Infrastruktur ausfällt.<br />
Das erklärt sich vor allem durch fl exible<br />
Strukturen, aber auch durch eine<br />
mentale Einstellung der handelnden<br />
Personen, die gewohnt sind, den Betrieb<br />
am Laufen zu halten. Da können<br />
wir gute Anregungen zu Aspekten der<br />
Planung, Führung und Organisation in<br />
Unternehmen geben.<br />
personalmagazin: Was erhoffen Sie sich<br />
vom Kongress „Personalmanagement<br />
Krankenhäuser 2011“?<br />
Schmidt: Ich würde mich freuen, wenn<br />
der Brückenschlag zwischen Klinikern<br />
und Personalmanagern gelingt. Das<br />
Wissen und die Beratungskompetenz<br />
von Personalmanagern soll den<br />
Klinikern hier gut vor Augen geführt<br />
werden.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
37
38 AKTUELLES<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
NACHRICHTEN<br />
Azubis: Vergütung steigt<br />
deutlich weniger<br />
2010 verdienten Auszubildende im<br />
Wes ten Deutschlands durchschnittlich<br />
688 Euro brutto pro Monat. Die<br />
tarifl ichen Ausbildungsvergütungen<br />
erhöhten sich damit um 1,3 Prozent,<br />
also deutlich geringer als 2009 mit 3,3<br />
Prozent. Im Osten Deutschlands war<br />
der Anstieg im selben Zeitraum mit 2,9<br />
Prozent auf durchschnittlich 612 Euro<br />
monatlich ebenfalls geringer als im Jahr<br />
zuvor (4,9 Prozent). www.bibb.de<br />
Frauen: Entdecken und fördern<br />
Das Projekt „female professionals“ will<br />
kleinen und mittleren Unternehmen helfen,<br />
die Potenziale von Mitarbeiterinnen<br />
um 50 Jahre zu erkennen, zu fördern und<br />
zu nutzen. Aufbauend auf Ergebnissen<br />
der Analyseinstrumente „Frauen-<br />
Potenzial-Check“ und „Frauen-Kompass“,<br />
vereinbaren die teilnehmenden Unternehmen<br />
dabei verbindliche Personalentwicklungs-<br />
und Weiterbildungspläne mit<br />
ihren Mitarbeiterinnen. Die Laufzeit des<br />
Projekts beträgt insgesamt drei Jahre.<br />
www.female-professionals.de<br />
Trend zum Zweitjob<br />
Nach einer Umfrage von AWD ergänzen<br />
bereits 15 Prozent der Erwerbstätigen<br />
ihren Hauptberuf durch eine weitere<br />
Tätigkeit, um am Monatsende fi nanziell<br />
besser dazustehen. Damit hat sich nach<br />
Recherche der AWD-Studienautoren die<br />
Zahl der Nebenjobber innerhalb der vergangenen<br />
zwei Jahre etwa vervierfacht.<br />
38 Prozent aller Befragten überlegen<br />
zumindest, neben ihrer bestehenden Arbeit<br />
eine weitere Tätigkeit aufzunehmen.<br />
Wegen steigender Lebenshaltungskosten<br />
bei oft nur geringen Lohnzuwächsen<br />
dürfte dieser Trend künftig sogar noch<br />
zunehmen, erklärt AWD-Kommunikationschef<br />
Béla Anda. www.awd.de<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />
Die HKP-Leitung (von links): Dr. Sebald, J.Kayser, Dr. Hostettler, Dr. May, M. Kramarsch, D. Filbert<br />
Neue Beratung aus Zürich und Frankfurt<br />
Eine deutsch-schweizerische Partnerschaft bringt neue Konkurrenz in<br />
den Beratermarkt: Vergütungsexperte Michael Kramarsch, der vor einem<br />
Jahr Towers Watson (ehemals Towers Perrin) verlassen hat, verkündet<br />
nun seinen Zusammenschluss mit der in der Schweiz führenden Performance-<br />
Management- und Vergütungsberatung Stephan Hostettler & Partner AG. Die<br />
Geschäftsleitung der neuen HKP – Hostettler, Kramarsch & Partner mit Sitz<br />
in Frankfurt und Zürich bilden neben Hostettler und Kramarsch Dr. Axel May<br />
und drei weitere ehemalige Towers-Perrin-Partner, die damals mit Kramarsch<br />
gemeinsam dem Unternehmen den Rücken kehrten: Dr. Harriet Sebald, Dirk<br />
Filbert und Joachim Kayser. Zentrales Alleinstellungsmerkmal der neuen<br />
Beratungsgesellschaft ist laut Kramarsch die ganzheitliche Perspektive auf<br />
Finanz-, Risiko- und Personalmanagementthemen.<br />
www.hkp.com<br />
Unternehmen befürchten Vergreisung<br />
Der demografi sche Wandel wird<br />
zu einer immer größeren Herausforderung<br />
für die Unternehmen<br />
in Deutschland“, erklärt der<br />
Präsident des Deutschen Industrie-<br />
und Handelskammertags (DIHK)<br />
Hans Heinrich Driftmann anlässlich<br />
der Veröffentlichung einer neuen<br />
Studie in der „Welt“. Nach der Studie,<br />
für die der DIHK 20.000 deutsche<br />
Unternehmen befragt hat, befürchten<br />
die Unternehmen insbesondere<br />
Nachwuchsmangel, vergreisende Be-<br />
legschaften und Know-how-Verluste<br />
in den Betrieben, so das Ergebnis der<br />
Studie. An erster Stelle steht dabei<br />
die Angst vor einem Fachkräfteengpass,<br />
den jedes zweite Unternehmen<br />
befürchtet. Mehr als jedes vierte Unternehmen<br />
sieht den Fachkräftemangel<br />
bereits für das Jahr 2011 als eines<br />
der größten Risiken. Daneben fürchtet<br />
jedes dritte Unternehmen die<br />
Alterung seiner Belegschaften, in<br />
Industrie und Bau sogar 40 Prozent.<br />
www.dihk.de<br />
© HKP///
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Mitarbeitergespräche, Zielvereinbarungen und Gehaltsrunden. Dies oft zum Leidwesen<br />
der beteiligten Mitarbeiter, Manager und Personalverantwortlichen. Zusätzlich<br />
verhindert die Papierfl ut die Transparenz und damit auch die Möglichkeit, wirklich<br />
etwas aus den Prozessen herauszuholen. Der Effekt: Anstelle der erhofften Produktivitätssteigerung<br />
sinkt die Mitarbeitermotivation.<br />
Die Lösung: Gutes Mitarbeitermanagement<br />
besteht aus drei Elementen: Der möglichst<br />
gemeinsamen Vereinbarung von Zielen, der<br />
möglichst objektiven Beurteilung der Zielerreichung<br />
anhand defi nierter Kriterien und der<br />
möglichst leistungsgerechten Entlohnung und<br />
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39
40 CONTROLLING<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />
Sieben Wege – ein Ziel?<br />
MEMORANDUM. Wie stellt man sicher, dass gute Personalarbeit geleistet wird?<br />
Sieben Methoden sind im Gespräch oder in der Anwendung. Nur eine wirkt.<br />
Von Ewald Scherm<br />
Viele Bereiche in den Unternehmen<br />
sind nicht unmittelbar an<br />
der Wertschöpfung beteiligt.<br />
Keiner wird jedoch seit Langem<br />
so kritisch betrachtet wie der Personalbereich.<br />
Woran das liegt, lässt sich nicht<br />
eindeutig klären. Außer Frage steht aber,<br />
dass sich die Erfolge eines Personalmanagements<br />
in der Regel weder kurzfristig<br />
noch unmittelbar messen lassen – doch<br />
das gilt auch für andere Unternehmensbereiche.<br />
Trotzdem geraten die Personalbereiche<br />
schnell in Verdacht, nicht<br />
effektiv und effi zient beziehungsweise<br />
zu groß und/oder zu teuer zu sein.<br />
In den letzten 25 Jahren wurden<br />
verschiedene Wege beschritten, um si-<br />
Zweitens: Personal-Controlling<br />
Drittens: Benchmarking von Personalprozessen<br />
Viertens: HR-Abteilung als …-Center<br />
Fünftens: Humankapital- beziehungsweise<br />
Personalbewertung<br />
Sechstens: Bewertung des HRM<br />
Siebtens: Teilnahme an HR-Awards<br />
Weg 1: Professionalisierung<br />
Die Diskussion über die (Erhöhung der)<br />
Professionalität des Personalmanagements<br />
fi ndet in Wissenschaft und Praxis<br />
seit Langem <strong>statt</strong> und hat in jünge rer<br />
Zeit durch Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft<br />
für Personalführung (DGFP)<br />
wieder an Intensität gewonnen. Dabei<br />
geht es um die Verbesserung des Personalmanagements,<br />
jedoch bleibt offen,<br />
In der Qualitätssicherung im Personalmanagement<br />
ist man verschiedene Wege gegangen und hat die<br />
Bewertungsmaßstäbe erheblich variiert.<br />
cherzustellen, dass gute Personalarbeit<br />
geleistet wird. Interessanterweise ging<br />
man dabei nicht nur in unterschiedliche<br />
Richtungen, es wurde sogar der Maßstab<br />
für gutes Personalmanagement erheblich<br />
variiert. Die Wege wurden teilweise<br />
zeitgleich und nicht nur einmal eingeschlagen.<br />
Im Folgenden sollen sieben<br />
Wege in chronologischer Folge näher<br />
betrachtet werden.<br />
Erstens: Professionalisierung der Personalmanager<br />
beziehungsweise des Personalmanagements<br />
was konkret unter professionellem Personalmanagement<br />
zu verstehen ist. Man<br />
erkennt unschwer die zugrunde liegende<br />
Prämisse „Professionelle Personalmanager<br />
leisten gute Personalarbeit“,<br />
die nicht einer gewissen Plausibilität<br />
entbehrt. Wer in der Lage ist, kompetent<br />
personalwirtschaftliche Aufgaben zu<br />
erfüllen und die Rahmenbedingungen<br />
des Unternehmens sowie die Besonderheiten<br />
der Mitarbeiter kennt, erscheint<br />
als Garant guter Personalarbeit. Man<br />
darf dabei aber nicht übersehen, dass es<br />
neben der Qualifi kation der Personaler<br />
weitere Faktoren gibt, die deren Leistung<br />
und Erfolg beeinfl ussen und die gestaltet<br />
werden können oder müssen.<br />
Weg 2: Personal-Controlling<br />
Demgegenüber knüpft das Personal-<br />
Controlling, das seine Geburtsstunde<br />
vor rund 25 Jahren hatte, nicht nur auf<br />
der Input-Seite, sondern auch auf der<br />
Output-Seite an. Man geht – vereinfacht<br />
ausgedrückt – davon aus, dass gutes Personalmanagement<br />
dann vorliegt, wenn<br />
es seine Ziele erreicht. Folglich gilt es die<br />
Zielerreichung zu überprüfen, Abweichungen<br />
zu identifi zieren und gegebenenfalls<br />
deren Ursachen zu analysieren<br />
sowie entsprechende Gegensteuerungsmaßnahmen<br />
zu initiieren. Die unternehmensspezifi<br />
sche Betrachtung steht<br />
dabei im Vordergrund. Probleme bei der<br />
Ermittlung der Zielerreichung und der<br />
Zurechnung von Zielbeiträgen auf das<br />
Personalmanagement sind nicht unerheblich,<br />
treten aber beim Controlling<br />
anderer Bereiche in ähnlicher Form auf.<br />
Das Personal-Controlling ist jedoch aus<br />
der Mode gekommen, auch wenn es sich<br />
in größeren Unternehmen zum Teil etabliert<br />
hat und noch immer Schwerpunkthefte<br />
in praxisorientierten Zeitschriften<br />
erscheinen. Gutes Personalmanagement<br />
versucht man aber inzwischen auf anderen<br />
Wegen zu erreichen.<br />
Weg 3: Benchmarking<br />
In den 1990er-Jahren ergriff die Benchmarking-Welle<br />
das Personalmanagement.<br />
Hatte der kennzahlenorientierte<br />
Betriebsvergleich bereits Tradition,
strebte man jetzt danach, Prozesse optimal<br />
zu gestalten und orientierte sich<br />
funktionsbereichs-, unternehmens- oder<br />
sogar branchenübergreifend zumindest<br />
an guten, wenn nicht gar den besten<br />
Referenzprozessen („best of class“).<br />
Die Annahme dahinter war, dass gutes<br />
Personalmanagement durch Prozesse<br />
gekennzeichnet ist, die solchen Benchmarks<br />
entsprechen. Die Identifi kation<br />
der Referenzprozesse erwies<br />
sich aber als nicht<br />
trivial, außerdem war das<br />
Benchmarking sehr aufwendig<br />
und erforderte für<br />
die Übertragung gewonnener<br />
Erkenntnisse eine<br />
starke Abstraktion von<br />
den jeweiligen Besonderheiten<br />
des Referenzunternehmens.<br />
Daneben war es<br />
der Kritik ausgesetzt, den<br />
„one best way“ zu suchen<br />
und schon durch die se<br />
Generalisierung dem Erfolg<br />
entgegenzustehen.<br />
Der fragwürdige Nutzen,<br />
kombiniert mit hohem<br />
Aufwand, führte dazu,<br />
dass Benchmarking in<br />
der Unternehmenspraxis<br />
zu einem Vergleich von<br />
Kennzahlen degenerierte<br />
und inzwischen keiner<br />
mehr davon spricht.<br />
Weg 4: Center-Konzepte<br />
Neben der Orientierung an solchen allgemeinen<br />
Referenzgrößen wurde in dieser<br />
Zeit auch ein Weg beschritten, der<br />
die unternehmensspezifi sche Perspektive<br />
in den Vordergrund rückte. Dabei<br />
ging es nicht um die „richtige“ Form der<br />
Leistungserbringung, sondern um die<br />
Erbringung der „richtigen“ Leistungen,<br />
das heißt, derjenigen Leistungen, die für<br />
die Erfüllung der Ziele in den Unternehmensbereichen<br />
notwendig waren. Da<br />
keiner besser weiß als die Verantwortlichen<br />
in diesen Bereichen, was für die<br />
Zielerreichung benötigt wird, und der<br />
Markt generell als vielversprechender<br />
Koordinationsmechanismus gilt, erschien<br />
der Weg klar vorgezeichnet. Es<br />
galt lediglich, einen unternehmensinternen<br />
Markt zu schaffen, dann würde<br />
ein Personalbereich nur die Leistungen<br />
erbringen, die nachgefragt werden. Man<br />
merkte jedoch schnell, dass die Preisbildung<br />
für spezifi sche Leistungen ohne<br />
Marktpreis erhebliche Probleme berei-<br />
Sieben Wege zu mehr Qualität Personalmanagement – welcher ist der Richtige?<br />
tet und keineswegs immer eine bedarfsgerechte<br />
Nachfrage der Linienmanager<br />
unterstellt werden kann, wenn diese<br />
nicht ausschließlich Unternehmensziele<br />
verfolgen oder sich an kurzfristigen (Bereichs-)<br />
Erfolgen orientieren (müssen).<br />
Diese Probleme steckten den Service-,<br />
Profi t-, Wertschöpfungs- oder ähnlichen<br />
Centern neben den zusätzlichen Kosten,<br />
die sie verursachen, enge Grenzen<br />
und verhinderten ihre Verbreitung<br />
und die Lösung des Problems, für das<br />
sie vorgesehen waren. Trotzdem erlebt<br />
der Shared-Service-Center-Gedanke für<br />
standardisierbare personalwirtschaft-<br />
ORGANISATION<br />
CONTROLLING<br />
liche Dienstleistung zurzeit eine Blüte –<br />
man ist somit wieder auf einem Weg, der<br />
schon einmal nicht zum Ziel führte.<br />
Weg 5: Humankapitalbewertung<br />
In jüngerer Zeit erscheint es plausibel,<br />
auch von den Unternehmens- und Zentralbereichen<br />
einen Beitrag zum Unternehmenswert<br />
zu fordern, wenn das<br />
Unternehmen der Shareholder-Value-Orientierung<br />
folgt. Das führte<br />
dazu, die schon einmal<br />
diskutierte Humanvermögensrechnung<br />
als Personal-<br />
beziehungsweise<br />
Humankapitalbewertung<br />
oder Human-Capital-<br />
Management wiederzubeleben.<br />
Gutes Personalmanagement<br />
liefert demnach<br />
einen – am besten monetär<br />
gemessenen – Beitrag<br />
zum Unternehmenswert.<br />
Für diese Bewertung<br />
gibt es zahlreiche Verfahren,<br />
wobei heute die<br />
komplexeren wertorientierten<br />
Verfahren im Vordergrund<br />
stehen. Diese<br />
führen die Wertentwicklung<br />
auf verschiedene<br />
Werttreiber zurück und<br />
liefern unterschiedliche<br />
Humankapitalwerte, die<br />
interpretationsoffen sind<br />
und damit den Maßstab<br />
fragwürdig erscheinen lassen. Die bereits<br />
aus dem Personal-Controlling bekannten<br />
Probleme der Messung und<br />
Prognose auf der Ebene der Werttreiber<br />
sowie der lediglich stochastischen Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />
innerhalb<br />
der Werttreiberhierarchien sind weiterhin<br />
nicht gelöst, sie werden nur ignoriert.<br />
Vielleicht ist darin eine Erklärung für die<br />
Zurückhaltung der Praktiker zu sehen.<br />
© ORIORI / SHUTTERSTOCK<br />
Weg 6: Bewertung des HRM<br />
Der Übergang von den (Personal-) Bewertungsverfahren<br />
zur Bewertung<br />
des Personalmanagements erfolgt<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
41
42 CONTROLLING<br />
fl ießend. Komplexe Verfahren wie die<br />
Ermittlung des Personalmanagement-<br />
Professionalisierungs-Index (PIX) und<br />
des Human-Potential-Index (HPI), die<br />
auf recht unterschiedliche Weise die<br />
Wahrnehmung personalwirtschaftlicher<br />
Aufgaben bewerten, unterscheiden sich<br />
nicht grundsätzlich von den komplexen<br />
Humankapitalbewertungen. Die beiden<br />
Wege sind hinsichtlich des Aufwands,<br />
den sie verursachen, der Probleme, die<br />
sie nicht lösen, sondern ignorieren, und<br />
ihrer begrenzten Aussagefähigkeit, die<br />
sich die Autoren gegenseitig verdeutlichen,<br />
ohne Weiteres vergleichbar. Daran<br />
ändert auch nichts, dass gutes Personalmanagement<br />
in einem hohen Indexwert<br />
zum Ausdruck kommt, während sich<br />
Humankapital in Euros ausdrückt. Die<br />
Verfahren machen zwar deutlich, dass<br />
eine Bewertung klare Kriterien und eine<br />
umfassende Kenntnis des jeweiligen<br />
Unternehmens erfordert, liefern jedoch<br />
nur wenig aussagefähige Ergebnisse.<br />
Das liegt nicht nur an der bedenklichen<br />
Methodik und den ungelösten Mess- und<br />
Zurechnungsproblemen, sondern auch<br />
an dem Ziel, Personalmanagement als<br />
Ganzes zu bewerten.<br />
Weg 7: Personal-Awards<br />
Mit der Teilnahme an sogenannten<br />
Personal-Awards, die das Personalmanagement<br />
eines Unternehmens<br />
oder Konzepte aus Teilbereichen des<br />
Personalmanagements bewerten, beschreiten<br />
Unternehmen einen bislang<br />
unbekannten Weg. Sie überlassen es<br />
Dritten, (Teile) ihre(r) Personalarbeit zu<br />
bewerten. Gutes Personalmanagement<br />
ist somit dadurch gekennzeichnet, dass<br />
es von einer externen, selten mit Personalmanagementexperten<br />
besetzten Jury<br />
als solches bewertet und im Idealfall<br />
ausgezeichnet wird – unabhängig davon,<br />
ob die Bewertung nachvollziehbar und<br />
plausibel erfolgt oder gar dem Unternehmen<br />
Anhaltspunkte für Verbesserungen<br />
gibt. Schon allein die Tatsache, dass sich<br />
ein Unternehmen einer solchen Bewertung<br />
stellt, wird offensichtlich positiv<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />
gesehen, auch wenn dann keine Auszeichnung<br />
erfolgt. Dass dabei die Ziele<br />
und die Situation des Unternehmens<br />
keine nähere Berücksichtigung fi nden,<br />
stört niemanden. Selbst wenn man große<br />
Sympathie für das Outsourcing diverser<br />
Unternehmensaufgaben aufbringt,<br />
überrascht diese Fremdvergabe der Bewertung<br />
personalwirtschaftlicher Aufgabenerfüllung<br />
und es drängt sich die<br />
Frage auf, ob dieser Weg zum gleichen<br />
Ziel führen soll wie die anderen.<br />
Nicht alle Wege führen zum<br />
(gleichen) Ziel<br />
Die verschiedenen Wege belegen recht<br />
eindrucksvoll, dass es auf die Frage<br />
nach der Effektivität und Effi zienz eines<br />
Personalmanagements keine einfache<br />
Antwort gibt. Trotzdem lassen sich Argumente<br />
fi nden, warum nicht jeder Weg<br />
zum Ziel führen kann:<br />
● Den Input zu betrachten, ist wichtig,<br />
jedoch stellt dessen Qualität nur eine<br />
notwendige, keine hinreichende Bedingung<br />
für effektives und effi zientes Personalmanagement<br />
dar.<br />
● Sich davon leiten zu lassen, welche<br />
personalwirtschaftlichen Leistungen Bereichsverantwortliche<br />
käufl ich erwerben<br />
wollen, führt nicht selten an Zielen des<br />
Unternehmens vorbei.<br />
● Ein Gesamtwert des Personals beziehungsweise<br />
Personalmanagements,<br />
so interessant er erscheinen mag, sagt<br />
noch nichts über die Erfüllung einzelner<br />
personalwirtschaftlicher Aufgaben aus.<br />
● Die Orientierung an generellen Maßstäben,<br />
wie Leistungen erbracht werden<br />
sollen, blendet nicht nur unternehmensspezifi<br />
sche Besonderheiten aus, sie gibt<br />
auch keine Antwort auf die Frage, welche<br />
Leistungen erbracht werden sollen.<br />
● Eine Jury ohne Unternehmenskenntnis<br />
und klare Kriterien etwas bewerten<br />
zu lassen, dient nicht der Messung der<br />
Effektivität oder Effi zienz des Personalmanagements.<br />
● Die Zielerreichung (Effektivität) und<br />
die Wirtschaftlichkeit dieser (Effi zienz)<br />
werden im Controlling in anderen<br />
Bereichen anhand unternehmensspezifi<br />
scher Ziele und in der Regel für einzelne<br />
Maßnahmen beziehungsweise<br />
Entscheidungen ermittelt.<br />
Vor diesem Hintergrund erscheint<br />
es plausibel, wieder zurückzukehren<br />
auf den Weg des Personal-Controllings,<br />
wenn man zu einem guten Personalmanagement<br />
gelangen will. Im Rahmen<br />
des Personal-Controllings wird nicht<br />
nur die Erreichung unternehmensspe-<br />
Es scheint geboten, auf den Weg des Personal-<br />
Controllings zurückzukehren, wenn man zu<br />
gutem Personalmanagement gelangen will.<br />
zifi scher Ziele überprüft, sondern im<br />
Abweichungsfall auch eine spezifi sche<br />
Ursachenanalyse betrieben. Ob in einem<br />
Unternehmen daneben – wofür auch<br />
immer – Indizes oder Eurowerte erforderlich<br />
sind, lässt sich nur im Einzelfall<br />
entscheiden. Die Verbreitung der Personal-Awards<br />
verdeutlicht darüber hinaus,<br />
dass Personalmanagement zunehmend<br />
der Legitimation bedarf, wobei diese<br />
neben das bisherige Ziel nicht an dessen<br />
Stelle tritt. Da die Legitimation zum<br />
Beispiel durch Awards genau betrachtet<br />
noch nichts über die tatsächliche Qualität<br />
des Personalmanagements aussagt,<br />
kann auf Personal-Controlling keinesfalls<br />
verzichtet werden.<br />
Prof. Dr. Ewald Scherm<br />
lehrt Organisation und<br />
Planung an der Fern-<br />
Universität in Hagen.
Betriebliche Vorsorge macht<br />
Arbeitgeber attraktiver<br />
UMBRUCH. Der Fokus der Altersversorgung zielt auf<br />
Mitarbeiterbindung. Doch die Erwartungen der Arbeitnehmer<br />
ändern sich – die bAV muss mitziehen.<br />
Von Richard Herrmann<br />
In einer schrumpfenden und alternden<br />
Bevölkerung werden Arbeitskräfte<br />
knapper, während die Lebensarbeitszeit<br />
tendenziell steigt. Faktisch<br />
verabschiedet man sich hierzulande mit<br />
knapp 60 Jahren aus dem Berufsleben.<br />
Prognosen rechnen bis 2025 mit einem<br />
Rückgang der potenziell Erwerbstätigen<br />
um rund 3,6 Millionen. Der Wettbewerb<br />
um qualifi zierte Mitarbeiter – vom High<br />
Potential bis zum Facharbeiter – wird<br />
härter. Und auch auf den Erfahrungsschatz<br />
der Älteren wird die Wirtschaft<br />
nicht mehr verzichten können.<br />
Arbeitgeber müssen deshalb aktiv werden<br />
und Mitarbeiter umwerben wie Kunden:<br />
Mit fl exiblen Arbeitsformen, die die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern,<br />
und mit fi nanziellen Anreizen<br />
und attraktiven Vergütungssystemen.<br />
Eine arbeitgeberfi nanzierte betriebliche<br />
Altersversorgung und Risikoabsicherung<br />
ist ein starkes Argument im<br />
Wettbewerb um Talente und hilft, wertvolle<br />
Mitarbeiter im Betrieb zu halten.<br />
Im Bereich der Vergütung gibt es kein<br />
besseres Anreizsystem zur Mitarbeiterbindung.<br />
Entscheidend ist dabei ein<br />
breites Leistungsspektrum, das auch<br />
die Abdeckung des Berufsunfähigkeitsrisikos<br />
und den Hinterbliebenenschutz<br />
mit einschließt. Bei Arbeitnehmern hoch<br />
im Kurs stehen zudem fl exible Formen<br />
der betrieblichen Altersversorgung, die<br />
einen gleitenden Übergang in den Ruhestand<br />
ermöglichen.<br />
Der Markt hat sich darauf eingestellt.<br />
Die moderne Betriebsrente bietet längst<br />
ein Wahlrecht zwischen Renten- und Kapitalauszahlung<br />
oder die Option auf einen<br />
vorgezogenen Rentenbeginn. So können<br />
Mitarbeiter den Grad ihrer Pensionierung<br />
individuell steuern. Wie Mitarbeiterbindung<br />
im Rahmen der betrieblichen<br />
Vorsorge konkret funktioniert, lässt sich<br />
am Beispiel der Endgehaltspläne verdeutlichen,<br />
die traditionell in Managementpensionsplänen<br />
eingesetzt werden.<br />
Hier bemisst sich die Versorgung prozentual<br />
am zuletzt gezahlten Gehalt. Wer bis<br />
zum Ende seiner Karriere bei ein und<br />
demselben Arbeitgeber bleibt, wird dafür<br />
mit einer Aufwertung seiner Rentenansprüche<br />
belohnt. Diese „Treueprämie“<br />
entfällt bei den im tarifl ichen Bereich<br />
üblichen Rentenbausteinsystemen. Dort<br />
ist es für die Höhe der späteren Rente unerheblich,<br />
ob man den Arbeitgeber wechselt.<br />
Eine Rentenversorgung, die sich am<br />
Endgehalt orientiert, könnte in Zukunft<br />
auch im Bereich der tarifl ich entlohnten<br />
Mitarbeiter wieder stärker in den Fokus<br />
ORGANISATION<br />
BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG<br />
rücken. Grundsätzlich werden arbeitgeberfi<br />
nanzierte betriebliche Vorsorgeleistungen<br />
wieder an Bedeutung gewinnen.<br />
Denn angesichts der Wertschätzung, die<br />
Führungskräfte der steuerlich hochattraktiven<br />
Pensionszusage entgegenbringen,<br />
wird es sich kein Arbeitgeber<br />
leisten können, auf ein solches Angebot<br />
zu verzichten.<br />
Mehr Engagement ist auch bei der arbeitnehmerfinanzierten<br />
betrieblichen<br />
Vorsorge gefragt. Arbeitgeber, die ihre<br />
Fürsorgepfl icht ernst nehmen, sollten<br />
ihre Mitarbeiter über entsprechende<br />
Möglichkeiten informieren und konkrete<br />
Angebote unterbreiten. Die Kosten einer<br />
kollektiven Versicherung sind geringer<br />
als bei der privaten Vorsorge und der<br />
Risikoschutz, etwa im Rahmen der Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />
ist ohne zusätzliche<br />
Gesundheitsprüfungen möglich.<br />
Eine arbeitgeberfi nanzierte bAV ist ein starkes<br />
Argument. Im Bereich der Vergütung gibt es kein<br />
besseres Anreizsystem zur Mitarbeiterbindung.<br />
Mit Pensionsfonds, Pensionskassen oder<br />
Direktversicherungen stehen den Unternehmen<br />
kostengünstige Durchführungswege<br />
offen, um allen tarifl ich entlohnten<br />
Mitarbeitern per Entgeltumwandlung<br />
eine fl exible, steuerlich begünstigte und<br />
renditestarke Vorsorge einzu<strong>richten</strong>.<br />
Reicht das steuerlich begünstigte Beitragsvolumen<br />
nicht aus, können Arbeitgeberzuschüsse<br />
(Stichwort „matching<br />
contributions“) den Mitarbeiter darin<br />
unterstützen, Teile seines Bruttogehalts<br />
als Beiträge für seine Betriebsrente zu<br />
leisten und so nachhaltig zur Altersversorgung<br />
motivieren.<br />
Dr. Richard Herrmann<br />
ist Vorstandsvorsitzender<br />
der Heubeck AG in<br />
Köln.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
43
44 KLEINUNTERNEHMEN<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />
Beim monatlichen Frühstück erfahren die Mitarbeiter in lockerer Runde alles über ihr Unternehmen: Wo stehen wir? Wie hoch ist der Gewinn?<br />
Kleine Maßnahmen ganz groß<br />
PRAXIS. Dass strategische Instrumente nicht auf Großunternehmen beschränkt<br />
sind, zeigt ein Beispiel aus dem Handwerk: Die Team Steffen AG aus Alsdorf.<br />
Von Daniela Furkel (Red.)<br />
Kurz nach sechs Uhr morgens<br />
in Alsdorf bei Aachen. 50 Mitarbeiter<br />
der Team Steffen AG<br />
treffen sich am gedeckten Tisch<br />
bei Kaffee, Frühstücksei und Marmeladenbrötchen<br />
– noch vor ihrem offi ziellen<br />
Arbeitsbeginn. Für die muslimischen<br />
Mitarbeiter gibt es Putenwurst und für<br />
den Chef Nutella. „ZDF-Frühstück“ heißt<br />
diese einmal im Monat <strong>statt</strong>fi ndende<br />
Zusammenkunft. Diese Bezeichnung<br />
hat nichts mit einer deutschen Fernsehanstalt<br />
zu tun, sondern bedeutet ganz<br />
schlicht „Zahlen, Daten, Fakten“.<br />
Ganz so schlicht ist die Idee, die hinter<br />
dem ZDF-Frühstück steht, aber nicht. Sie<br />
basiert vielmehr auf strategischen Überlegungen<br />
von Unternehmensgründer<br />
Rolf Steffen. Einmal im Monat klärt er<br />
seine Mitarbeiter über alle Zahlen, Daten<br />
und Fakten, die sein Unternehmen betreffen,<br />
auf. Die Mitarbeiter stellen dafür<br />
eine Stunde ihrer Freizeit zur Verfügung<br />
und bekommen dies mit Frühstücksei,<br />
Kaffee und Marmelade versüßt.<br />
Beteiligung für mehr Zufriedenheit<br />
Der Hintergrund dieser monatlichen<br />
Zusammenkunft: „Nur mit zufriedenen<br />
Mitarbeitern kann ein Unternehmen<br />
erfolgreich Kunden gewinnen“, ist das<br />
Credo von Rolf Steffen. Für ihn wird Arbeitszufriedenheit<br />
an drei Merkmalen<br />
festgemacht: Erstens muss die Tätigkeit<br />
© TEAM STEFFEN AG
Freude bereiten. Zweitens muss das soziale<br />
Umfeld stimmen, denn nur wer gern<br />
zur Arbeit geht, weil er dort ein gutes soziales<br />
Umfeld hat, weil er Anerkennung<br />
fi ndet und seine Ideen verwirklichen<br />
kann, bleibt dem Unternehmen treu.<br />
Drittens müssen Mitarbeiter mit ihrem<br />
Einkommen ein vernünftiges Auskommen<br />
erzielen, denn ansonsten werden<br />
sie unzufrieden und im schlimmsten Fall<br />
„kreativ“, was die eigene Bereicherung<br />
betrifft.<br />
Diese Überlegungen waren der Auslöser<br />
für Rolf Steffen, vor fünf Jahren das<br />
ZDF-Frühstück einzuführen. „Vor dem<br />
Hintergrund dieser drei Merkmale und<br />
der Erkenntnis, dass sich Mitarbeiter<br />
immer wünschen, am Erfolg beteiligt<br />
zu werden, entwickelten wir zunächst<br />
eine Gewinnbeteiligung“, erklärt er.<br />
Diese sei bewusst eine Beteiligung und<br />
kein Prämiensystem, da jeder für seine<br />
normale gute Leistung am Gewinn des<br />
Unternehmens beteiligt und nicht mittels<br />
Prämie für eine besondere Leistung<br />
ausgezeichnet werden sollte. Je nach der<br />
persönlichen Verantwortung für den<br />
Unternehmenserfolg bekommen die<br />
Mitarbeiter einen Anteil des Unternehmensgewinns<br />
ausgeschüttet. Insgesamt<br />
werden so jährlich etwa 20 Prozent des<br />
Gewinns verteilt.<br />
Offenheit und Transparenz<br />
Mit der Einführung des Beteiligungssystems<br />
stellten sich die Mitarbeiter<br />
natürlich die Frage nach der Höhe des<br />
Unternehmensgewinns? Die wenigsten<br />
konnten diese Frage beantworten. Aber<br />
wer die tatsächlichen Zahlen nicht kennt,<br />
stellt schnell Vermutungen an, die der<br />
Realität ganz und gar nicht entsprechen.<br />
Das fand auch Rolf Steffen aus diversen<br />
Umfragen in anderen Betrieben heraus.<br />
Im Normalfall schätzten die Mitarbeiter<br />
den Gewinn ihres Unternehmens viel zu<br />
hoch ein, meist auf rund 25 Prozent des<br />
Umsatzes. „Die Realität laut Veröffentlichungen<br />
von Banken und Fachverbänden<br />
liegt aber zwischen minus drei und<br />
plus drei bis fünf Prozent. Nur die abso-<br />
luten Top-Firmen kommen in den zweistelligen<br />
Bereich, also auf knapp zehn<br />
Prozent“, erläutert Steffen und fährt fort:<br />
„25 Prozent Umsatzrendite ist also völlig<br />
utopisch. Das heißt, die Mitarbeiter<br />
haben in Wirklichkeit eine völlig falsche<br />
Vorstellung von dem Gewinn ihres Unternehmens.“<br />
Für den Unternehmenschef bedeutete<br />
das: „Es gibt nur eine Möglichkeit,<br />
dieses Problem zu lösen, und diese heißt<br />
Offenheit und Transparenz. Wenn ich<br />
Aufklärung schaffe, ist das ganze Feld<br />
der Vermutungen trockengelegt.“ Doch<br />
dies setze voraus, dass die Mitarbeiter<br />
die präsentierten Zahlen, Daten und<br />
Fakten auch verstehen. Deshalb nahmen<br />
die Mitarbeiter zunächst an einer<br />
betriebswirtschaftlichen Schulung teil,<br />
anschließend wurde das monatliche<br />
ZDF-Frühstück eingeführt.<br />
Jeder Mitarbeiter erhält Einblick<br />
Doch nicht nur die Idee, die Firmenzahlen<br />
regelmäßig bei einem Frühstück<br />
offenzulegen, ist etwas Besonderes, sondern<br />
auch die Präsentationsweise. Rolf<br />
Steffen stellt sich nicht mit Beamer und<br />
Laptop vor seine Mannschaft, obwohl<br />
beides im Unternehmen durchaus vorhanden<br />
ist. Aber auf Excel-Tabellen wird<br />
bewusst verzichtet, weil sich auf diese<br />
Weise manche Zahlen leicht vertuschen<br />
lassen. Vielmehr schreiben die Mitarbeiter<br />
die Zahlen selbst an ein Whiteboard.<br />
Jeder ist für bestimmte Daten besonders<br />
verantwortlich. So wird jedes Leistungs-<br />
Center (eine kleine Abteilung, die ähnlich<br />
wie ein Profi t-Center aufgebaut ist)<br />
einzeln dargestellt mit seinen geplanten<br />
Umsätzen, den Ist-Umsätzen und den<br />
Abweichungen. Die Mitarbeiter notieren<br />
auch Zahlen aus dem operativen Bereich<br />
ORGANISATION<br />
KLEINUNTERNEHMEN<br />
auf dem Whiteboard: Wie viele Angebote<br />
haben sie geschrieben? Wie viele Aufträge<br />
konnten sie generieren? Wie viele Reklamationen<br />
gab es? Und wie hoch war<br />
die Krankheitsquote? Daneben stehen<br />
die Höhe des Gewinns und der Anteil,<br />
den das Unternehmen an die Mitarbeiter<br />
ausschüttet.<br />
Das ZDF-Frühstück, das 2009 mit<br />
einem Preis des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
prämiert wurde, ist aber nicht<br />
das einzige Führungs- und Personalinstrument<br />
im 62 Mitarbeiter zählenden<br />
Handwerksbetrieb für Haustechnik und<br />
Gewerbeinstallation. Weitere Kommunikations-<br />
und Organisationsinstrumente<br />
im Unternehmen: In der allmorgendlichen<br />
Frühbesprechung treffen sich alle<br />
Meister und Disponenten für etwa 20 Minuten,<br />
um sich über den Arbeitstag auszutauschen.<br />
An einer Plantafel werden<br />
alle Kundendiensteinsätze für alle Mitarbeiter<br />
des Betriebs sichtbar gemacht.<br />
Auch Lagerverwaltung und Büroorganisation<br />
sind so transparent gestaltet, dass<br />
jeder immer einen Überblick über die<br />
vorhandenen Ersatzteile und laufenden<br />
Nur wenn die Mitarbeiter die Zahlen und Daten<br />
ihres Unternehmens kennen, werden sie davor<br />
bewahrt, falsche Vermutungen anzustellen.<br />
Aufträge hat. Für einen Handwerksbetrieb<br />
ist das nicht die Regel. Aber im Unternehmen<br />
von Rolf Steffen hat alles eine<br />
festgelegte Reihenfolge und einen festen<br />
Platz, damit auch bei Krankheit oder Urlaub<br />
von Kollegen nicht der Überblick<br />
verloren wird.<br />
Karrierechancen für alle schaffen<br />
„Wichtig für die Sicherstellung der<br />
Mitarbeitermotivation ist zudem das<br />
Leistungs-Center-Modell“, berichtet<br />
Rolf Steffen. Dieses ist dem typischen<br />
Drang von Mitarbeitern nach Selbstentfaltung<br />
geschuldet und soll einem<br />
Beförderungsstau im Unternehmen ent-<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
45
ORGANISATION<br />
46 KLEINUNTERNEHMEN<br />
gegenwirken. Für einen Techniker, der<br />
seine Gesellenprüfung gut abgeschlossen<br />
hat und engagiert mitarbeitet, heißt<br />
das: Das Unternehmen ermöglicht ihm<br />
die Meis terprüfung und zahlt sogar die<br />
entsprechende Schulung. Überhaupt<br />
werden die Weiterbildungskosten für<br />
Schweißer lehrgänge oder IT-Schulungen<br />
vom Unternehmen übernommen – ohne<br />
Verpfl ichtungsvertrag. Denn ein solcher<br />
würde laut Steffen nur Misstrauen signalisieren<br />
und sei am Ende sowieso nicht<br />
wasserdicht.<br />
Selbstständigkeit mit Fangnetz<br />
„Nun sagen viele Kritiker, dass ich gar<br />
nicht so viele Meister beschäftigen<br />
kann“, räumt Rolf Steffen ein. „Doch<br />
das geht. Im Moment beschäftigen wir<br />
acht Meister. Auch wenn wir 18 hätten,<br />
wäre das kein Problem“, bekräftigt er.<br />
Praktisch umgesetzt wird das in Form<br />
des bereits erwähnten Leistungs-Center-<br />
Modells, das mehrere unabhängig voneinander<br />
agierende Leistungs-Center mit<br />
eigenem Kundenstamm innerhalb des<br />
Unternehmens ermöglicht.<br />
Auf diese Weise kann ein frischgebackener<br />
Meister die Leitung eines neuen<br />
Leistungs-Centers übernehmen, für das<br />
er künftig verantwortlich ist. Das heißt,<br />
er ist in seinem Bereich auch für die<br />
Auswahl und Ausbildung der Mitarbeiter<br />
zuständig, kann bei Bedarf aber auch<br />
auf die vorhandenen Strukturen des Unternehmens<br />
zurückgreifen. Ein Vorteil<br />
für den neuen Meister: Im Gegensatz zu<br />
einer „richtigen“ Selbstständigkeit muss<br />
er sich bei diesem Modell nicht um Datensicherung<br />
und Arbeitsschutz, um Finanzierung<br />
und Arbeitsrecht kümmern,<br />
sondern kann sich ganz seinen originären<br />
Aufgaben widmen.<br />
Denn wie schwierig der Schritt in die<br />
„richtige“ Selbstständigkeit ist, hat Steffen<br />
in jungen Jahren selbst erfahren. Als<br />
er mit 23 Jahren und zwei Meistertiteln<br />
im öffentlichen Dienst kündigte und ein<br />
eigenes Unternehmen aufbaute, fühlte<br />
er sich völlig unzureichend ausgebildet<br />
für die Wirtschaft. „Ich habe fast jeden<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
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Vom Einmannbetrieb zum Vorzeigeunternehmen<br />
Fehler gemacht“, erinnert er sich. „Zum<br />
Glück konnte ich alle bezahlen.“<br />
Seine Strategie: Wenn etwas nicht<br />
klappte, erdachte er sich selbst eine<br />
praktikable Lösung. Das war zum Beispiel<br />
auch der Fall, als er gemeinsam mit<br />
seinem Bruder ein Organisationssystem<br />
für Rechnungs- und Angebotswesen im<br />
Handwerk entwickelte, damit nicht nur<br />
der Meister mit seinem Spezialistenwissen,<br />
sondern auch ein Disponent ohne<br />
handwerkliche Ausbildung sofort Angebote<br />
erstellen kann. Denn wenn der<br />
Disponent (sein Bruder Udo) erst warten<br />
musste, bis der Meister (Rolf Steffen) aus<br />
dem Außendienst zurückkam und ihm<br />
erklären konnte, welche Ersatzteile, Arbeitsschritte<br />
und -zeiten für einen Auftrag<br />
nötig waren, bestand die Gefahr, dass<br />
der Kunde sich zwischenzeitlich an einen<br />
anderen Handwerksbetrieb wendet.<br />
Das Wissen weitergeben<br />
Gemeinsam entwickelten die Brüder<br />
auch eine neue Terminkoordination, damit<br />
die Disponenten den Kunden schon<br />
beim ersten Anruf einen Servicetermin<br />
nennen konnten. Und irgendwann<br />
pfl egten Rolf und Udo Steffen ihr erworbenes<br />
Wissen in eine Wissensdatei ein.<br />
Heute gibt Rolf Steffen sein Wissen in<br />
Buchform, in Seminaren und in Fachartikeln<br />
an andere Handwerksbetriebe<br />
weiter. Im Auftrag des Bildungsministe-<br />
HINTERGRUND<br />
Die Team Steffen AG, 1983 gegründet, entwickelte sich über die Jahre vom jungen<br />
Einmannhandwerksbetrieb zum modern strukturierten Dienstleister rund um Wärmetechnik,<br />
Badinstallation und Gebäudetechnik und zum Systemberater sowie Seminar- und<br />
Trainingsveranstalter. Heute gibt Rolf Steffen sein selbst erarbeitetes Wissen an rund 200<br />
Seminartagen jährlich an andere Betriebe weiter. Für sein Engagement wurde der Betrieb<br />
unter anderem als exzellente Wissensorganisation des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Technologie (2009) ausgezeichnet, er erhielt den Ausbildungs-Oskar (2003), den<br />
Bundespreis der „Initiative Mittelstand und Markenhersteller“ (1994), den Internet-Oscar<br />
des Deutschen SHK-Handwerks (1999) und den Qualitätspreis von NRW (2002).<br />
riums arbeitete er außerdem an einer<br />
Reform der Ausbildung im Handwerk.<br />
Diese sieht vor, dass die Azubis schon<br />
in der Lehrzeit Aufträge selbstständig<br />
ausführen. Hierfür lernen sie auch Prozesse<br />
wie Auftragsannahme und die<br />
Rechnungserstellung kennen, damit sie<br />
wissen, wie ein Auftrag zustande kommt<br />
und wie er dokumentiert wird.<br />
Den rechten Weg eingeschlagen<br />
Natürlich ist ein solcher Weg vom<br />
Einmannhandwerksbetrieb bis zum<br />
Unter nehmen mit 62 Mitarbeitern und<br />
zahlreichen Kommunikations-, Führungs-<br />
und Organisationsinstrumenten<br />
nicht einfach. Das musste auch Rolf<br />
Steffen im Laufe der Jahre feststellen,<br />
und das gibt er auch ganz offen zu. „Vor<br />
Enttäuschungen ist man nie gefeit. Es hat<br />
auch mal an unserem Unternehmen gerüttelt,<br />
aber dennoch bin ich der Ansicht,<br />
dass wir den richtigen Weg eingeschlagen<br />
haben. Denn ansonsten würden wir<br />
ganz schnell zurückfallen in Organisations-<br />
und Führungsformen, die wir Gott<br />
sei Dank vor vielen Jahren hinter uns<br />
gelassen haben.“ Auch die betriebswirtschaftlichen<br />
Zahlen belegen: Trotz der<br />
jährlichen Verteilung von 20 Prozent des<br />
Gewinns an die Mitarbeiter ist der Unternehmensgewinn<br />
in den vergangenen<br />
Jahren stetig angestiegen, selbst im Krisenjahr<br />
2009.
SPEZIALCEBIT<br />
Neues auf der Cebit 2011<br />
Überblick: Aktuelle Produkte und Aussteller in Hannover S. 48<br />
Trend: Mobile HR-Anwendungen für die Personalarbeit S. 50<br />
Praxisbeispiel: Weil das alte Zeiterfassungssystem am Limit lief S. 52<br />
MESSENEUHEITEN 2011<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
© DEUTSCHE MESSE<br />
47
48 CEBIT 2011<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
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Aktuelle HR-Anwendungen in Hannover<br />
ÜBERBLICK. Trends, wie Cloud Computing oder mobile Anwendungen, stehen<br />
im Mittelpunkt der Cebit 2011. Auch Hersteller von HR-Software zeigen solche<br />
Lösungen. Allerdings verliert die HR-Halle 6 weitere namhafte Anbieter.<br />
Von Daniela Furkel (Red.)<br />
Eines der Top-Themen der diesjährigen<br />
Cebit heißt „Work and<br />
Life with the Cloud“. „Cloud<br />
Computing hat Fahrt aufgenommen<br />
und ist auf dem besten Weg,<br />
die gesamte IT-Welt zu revolutionieren“,<br />
sagt Ernst Raue, Vorstand der<br />
Deutschen Messe AG. Das gilt auch<br />
für den HR-Bereich: Hohe Bandbreiten<br />
und ein einfacher Zugang zum Internet<br />
über mobile Endgeräte machen auch<br />
für Personalabteilungen einen Wechsel<br />
auf das Cloud Computing – also die direkte<br />
Bearbeitung und Aufbewahrung<br />
von Dokumenten über virtualisierte<br />
Rechenzentren und moderne Web-Technologien<br />
– interessant. Zahlreiche HR-<br />
Anbieter haben auf diese Entwicklung<br />
reagiert und bieten ihre Lösungen inzwischen<br />
auch als Cloud-Anwendungen<br />
und -Services an. Dieser Trend hängt unmittelbar zusammen<br />
mit einer weiteren rasanten<br />
Entwicklung, der bereits erwähnten<br />
Cebit 2011<br />
Daten und Fakten<br />
Zeit 1.-5. März 2011, 9-18 Uhr<br />
Ort Messegelände Hannover<br />
Preise Tagesticket:<br />
34 Euro (Vorverkauf)<br />
39 Euro (Tageskasse)<br />
Dauerticket:<br />
77 Euro (Vorverkauf)<br />
87 Euro (Tageskasse)<br />
Das Smartphone wird für die Personalarbeit interessant. Erste Anwendungen sind verfügbar.<br />
starken Zunahme der Nutzung von mobilen<br />
Endgeräten wie Smartphones oder<br />
iPad. So wird sich der Anteil der mobilen<br />
Arbeitnehmer in Europa laut IDC in<br />
den folgenden beiden Jahren jährlich um<br />
etwa fünf Prozent erhöhen. Software-<br />
Anbieter aus dem HR-Bereich zeigen auf<br />
der Cebit bereits erste Anwendungen<br />
(siehe Seite 50).<br />
HR-Schwerpunkt in Halle 6<br />
Der Großteil der HR-Anbieter fi ndet sich<br />
wie in den Vorjahren in Halle 6. Allerdings<br />
kehren namhafte Aussteller der<br />
ehemaligen HR-Halle den Rücken. So<br />
wird Kaba nicht mehr mit eigenem Stand,<br />
sondern als Partner auf der SAP-Fläche<br />
präsent sein. Gfos und Atoss sind gar<br />
nicht mehr vor Ort. In Halle 6 ist dafür<br />
weiterhin der „E-Learning-Park“. Weitere<br />
HR-relevante Aussteller sind zudem in<br />
den Hallen rund um Business-IT (Hallen<br />
2 bis 5) zu fi nden.<br />
Eine Erleichterung erfahren diejenigen<br />
Messebesucher, die bereits den<br />
neuen Personalausweis besitzen und<br />
die Online-Ausweisfunktion freigeschaltet<br />
haben. An 20 Kassen in den großen<br />
Eingangsbereichen können sie sich mit<br />
ihrem Personalausweis Tickets für den<br />
freien Eintritt ausstellen lassen.<br />
© DEUTSCHE MESSE
SAP ®<br />
Anschrift Halle/Stand Firmenbeschreibung<br />
bit media Deutschland GmbH<br />
Ostdeutscher Weg 46<br />
29690 Schwarmstedt<br />
Telefon 0 50 71/91 31 97<br />
www.bitmedia.cc<br />
Kaba GmbH<br />
Philipp-Reis-Straße 14<br />
63303 Dreieich<br />
Telefon 0 61 03/99 07-0<br />
www.kaba.de<br />
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Munzinger Straße 9<br />
79111 Freiburg<br />
Telefon 01 80/5 39 80 11<br />
lexware@lexware.de;<br />
www.lexware.de<br />
M.I.T e-Solutions GmbH<br />
Am Zollstock 1<br />
61381 Friedrichsdorf<br />
Telefon 0 61 72/71 00-0<br />
info@mit.de; www.mit.de<br />
- das System für Zeit, Zutritt und BDE<br />
Kaba ist der führende Hersteller für Subsysteme zur Zeiterfassung, Zutrittskontrolle und<br />
Betriebsdatenerfassung für SAP-Anwendungen.<br />
Mehr als 1.300 internationale SAP-Kunden setzen Kaba Lösungen ein. SAP-Kunden sind<br />
immer up-to-date, weil Sie bei Kaba mehr bekommen als anderswo.<br />
Besuchen Sie uns:<br />
CeBIT Hannover 03. - 08.03.2011<br />
SAP Partnerstand Halle 4 und 5<br />
Halle 6<br />
Stand J03 (2)<br />
Halle 4 und 5<br />
SAP-Partnerstand<br />
Halle 5<br />
Stand F26<br />
Halle 6,<br />
Stand J03 (3)<br />
SPEZIALCEBIT<br />
CEBIT 2011<br />
bit media zählt zu den Top Ten in Europa, mit Standorten unter anderem in Deutschland, Österreich,<br />
Polen, Russland und der Schweiz. bit media ist ein vielfach ausgezeichneter E-Learning-<br />
Komplettdienstleister, der WBT, Plattformen, Test- und Autorensysteme sowie Schulung/Beratung/Hosting<br />
bietet. Über die Hälfte aller Dax30-Unternehmen und viele andere Konzerne und<br />
Bildungseinrichtungen nutzen das umfangreiche Portfolio von bit media.<br />
Die Kernkompetenzen der Kaba GmbH liegen in den Bereichen Zutritts-/Schließsysteme, Sicherheits-<br />
und Unternehmensdatenerfassung. Dazu gehören Zeitwirtschafts- und BDE-Systeme zur<br />
Effizienzsteigerung in Unternehmen. Die Leistung erstreckt sich von der Lieferung qualitativ<br />
hochwertiger Komponenten bis hin zu komplexen, integrierten Systemen.<br />
Der Name Lexware steht wie kein anderer für kaufmännische Software-Lösungen. Als Marktführer<br />
ist es unser Ziel, Existenzgründern, Selbstständigen und kleinen Unternehmen den<br />
entscheidenden Kick zum Erfolg zu geben. Zahlreiche Testsiege in Computerzeitschriften sowie<br />
die positive Resonanz der Presse bestätigen unseren Erfolgskurs. Lexware besteht seit 1989, ist<br />
inzwischen auf über 250 Mitarbeiter gewachsen und hat heute mehr als eine Million Kunden.<br />
Als Agentur für digitale Kommunikation entwickelt M.I.T kundenspezifische Online-Lösungen in<br />
den Bereichen E-Marketing und E-Learning – vom kurzweiligen Lernspiel über Webseiten, Portale<br />
und mobile Applikationen. Im Geschäftsbereich E-Marketing fungieren wir als klassische Full-<br />
Service-Internetagentur und decken alle relevanten Bereiche des Online-Marketings ab.<br />
Kaba GmbH<br />
Philipp-Reis-Str. 14<br />
63303 Dreieich<br />
Telefon 06103 9907-0<br />
Fax 06103 9907-133<br />
info@kaba.de<br />
www.kaba.de<br />
49
SPEZIALCEBIT<br />
50 MOBILE ANWENDUNGEN<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
AT&T 3G<br />
10:0 10:05 00: 0:05 05<br />
Wedn Wednesday, dnesday, y Ap April l 1<br />
1<br />
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that that don’t get t in the way!<br />
Cancel OK<br />
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Personalarbeit mit Smartphones<br />
MESSETRENDS. Auf der Cebit werden einige Anbieter ihre mobilen Anwendungen<br />
für den Personalbereich zeigen. Wir stellen Ihnen eine Auswahl vor.<br />
Von Ulli Pesch<br />
Laut IDC steigt die Nutzung von<br />
mobilen Endgeräten weltweit explosionsartig.<br />
Seit 2008 weist der<br />
Markt der sogenannten Smartphones<br />
von iPhone bis Android-Handys<br />
und Blackberrys ein Wachstum von über<br />
60 Prozent auf. „In Unternehmen fi nden<br />
Mobile Apps zurzeit vornehmlich in<br />
Service und Außendienst Anwendung“,<br />
erklärt Patrick Schneider, Leiter des<br />
M-Lab am Fraunhofer Institut für Arbeit<br />
und Organisation (IAO). Allerdings seien<br />
Apps zurzeit noch kein Business-Standard.<br />
„Für manche Anwendungen sind<br />
auch einfach die Bildschirme der Smartphones<br />
zu klein“, schränkt er ein.<br />
Apps für Zeit, Spesen und Bildung<br />
Laut Rüdiger Spies, Analyst bei IDC, sind<br />
mobile Anwendungen im HR-Umfeld<br />
bislang eher selten anzutreffen: „Im Personalbereich<br />
gibt es zurzeit nur wenige<br />
Nutzungsbereiche, verglichen mit anderen<br />
Anwendungen im Geschäftsumfeld.<br />
Wir bei IDC gehen allerdings davon aus,<br />
dass im Zuge eines immensen Wachstums<br />
mobiler Apps auch die Anzahl personalrelevanter<br />
Anwendungen vor allem<br />
in den Bereichen Zeiterfassung, Spesenabrechnungen<br />
und mit Einschränkung<br />
auch Weiterbildung und Collaboration<br />
stark steigen wird.“<br />
Dr. Henning Dransfeld, verantwortlich<br />
für die Marketingstrategie für mobile Lösungen<br />
bei T-Systems, sieht den zunehmenden<br />
Einsatz mobiler Anwendungen<br />
nicht so sehr aus dem Blickwinkel des<br />
Anwenders, sondern auf Systemebene.<br />
Eine Zeiterfassung über das Smartphone<br />
ermöglicht die mobile Anwendung von Topix.<br />
Er gibt zu bedenken: „Mobile Geräte<br />
sind so beliebt, dass sie teilweise sogar<br />
den Firmenwagen verdrängen. Zunächst<br />
klingt das vielleicht etwas unverhältnismäßig.<br />
Wenn Sie aber den Aufwand für<br />
die Nutzung mobiler Anwendungen im<br />
Unternehmen sehen, dass Strukturen<br />
geschaffen und Nutzungsregeln eingerichtet<br />
werden müssen, dann entstehen<br />
auf Unternehmensseite erhebliche Infrastrukturkosten.“<br />
© TOPIX<br />
Auf der Cebit 2011 werden die Besucher<br />
nur einige der verfügbaren Anwendungen<br />
für den HR-Bereich sehen<br />
können, da einige Hersteller von HR-<br />
Apps nicht auf der Cebit ausstellen werden.<br />
Andere, beispielsweise SAP, wollen<br />
vor der Cebit keine Informationen preisgeben.<br />
Allerdings meint Manuel Egger,<br />
Sales Director Presales Human Capital<br />
Management bei SAP Deutschland: „Es<br />
wird hier sicherlich im ersten Quartal<br />
2011 viele Neuigkeiten geben, die die<br />
Mobile-Strategie von SAP betreffen. Wir<br />
wollen natürlich in den Bereich Mobile<br />
auch aus HR-Perspektive investieren.“<br />
Deshalb untersuche sein Unternehmen<br />
derzeit mobile Anwendungsszenarien für<br />
den HR-Business-Partner, um die qualitative<br />
Personalarbeit in der Linie noch<br />
besser zu unterstützen, erklärt er und<br />
fährt fort: „Diese Konzepte und Lösungen<br />
werden wahrscheinlich auf der Cebit,<br />
aber vor allem auch auf dem SAP-Kongress<br />
für Personalmanagement am 29.<br />
und 30. März in Mannheim vorgestellt.“<br />
Die bunte Welt der Apps<br />
In der HR-Halle der Cebit (Halle 6) wird<br />
Tisoware (Stand E.13) unter anderem<br />
eine Anwendung zur Zutrittskontrolle<br />
für das Apple iPhone präsentieren. Diese<br />
ermöglicht den mobilen Zugriff auf den<br />
Sicherheitsleitstand von Tisoware, über<br />
den sich unter anderem Buchungslisten<br />
von Mitarbeitern und Besuchern darstellen<br />
lassen. Ebenso soll die HR-Lösung<br />
„Einsicht in die Stempelkarte“ (Zeitnachweisbogen)<br />
als Mobile App zu sehen<br />
sein. PCS wird ebenfalls in Halle 6 (Stand<br />
E.06) eine mobile Zeiterfassungslösung
des Schweizer Partners Lothal, die<br />
auf APG2000 aufbaut, zeigen.<br />
Im E-Learning-Park in Halle 6<br />
(Stand J.03) wird der Anbieter Know<br />
How AG seine Lösung für mobiles Lernen<br />
demonstrieren. Die Lösung läuft<br />
laut Hersteller auf allen gängigen<br />
mobilen Betriebssystemplattformen.<br />
Auch M.I.T. wird dort mit einigen<br />
mobilen E-Learning-Anwendungen<br />
vertreten sein. „WBTplus mobile“ ist<br />
ein Autorensystem, mit dem sich laut<br />
Hersteller ohne Programmierkenntnisse<br />
schnell mobile Lernlösungen<br />
für die führenden Smartphones umsetzen<br />
lassen. Über das iPhone App<br />
„M.I.T. Content Manager“ können<br />
Mitarbeiter oder Kunden auf mobile<br />
Lerninhalte zugreifen und diese organisieren.<br />
Ebenfalls im E-Learning-<br />
Park präsentiert IMC eine mobile<br />
Version des LMS Clix für alle gängigen<br />
Smartphone-Betriebssysteme.<br />
Topix wird im OS X Business-Park<br />
in Halle 2 (Stand A.20) das mobile<br />
Zeiterfassungssystem „mein Topix“<br />
für Smartphones zeigen, dessen Daten<br />
automatisch in die Zeitwirtschaft<br />
Topix 8 übertragen werden. Sage HR<br />
präsentiert in Halle 5 (Stand B.16)<br />
die Lösung „einfach Lohn mobi le“<br />
für das iPhone sowie „mobil Sofortmeldung“<br />
für Sofortmeldungen mit<br />
automatisierter Datenübergabe an<br />
die Personalwirtschaft. Eine mobile<br />
Zeiterfassung mit Geomodul für<br />
Smartphones, das laut Sage HR-<br />
Geschäftsführer Matthias Schneider<br />
stark von kleineren Handwerksbetrieben<br />
zur Erfassung von Zeiten auf<br />
Baustellen (Aufzeichnungspflicht<br />
nach Entsendegesetz) nachgefragt<br />
wird, soll dort erstmals zu sehen<br />
sein. Ebenso eine E-Recruiting-Lösung<br />
für das iPad.<br />
MOBILE ANWENDUNGEN 51<br />
Der Dokumentenmanagementspezialist<br />
D.velop zeigt in Halle 3 (Stand<br />
H.20) das Produkt „d3 mobile“, mit<br />
dem sich neben Investitionsanträgen<br />
auch Dienstreise- und Urlaubsanträge<br />
über alle gängigen Smartphones<br />
genehmigen lassen. In Halle 7 (Stand<br />
noch nicht bekannt) wird Thax die<br />
Anwendung „Findentity Mobile Dictate“<br />
für professionelles mobiles Diktieren<br />
mit dem Blackberry zeigen.<br />
Durch automatische Identifi kation<br />
der Papierakte via Transponder, Optic<br />
Marker oder Barcode ordnet sich<br />
Die Cebit gibt einen Einblick in den Nutzen<br />
der verschiedenen mobilen HR-Anwendungen.<br />
das Diktat laut Hersteller selbstständig<br />
in der Findentity-Offi ce-Version<br />
dem richtigen Datensatz zu.<br />
Einen ganz anderen Weg geht IBM,<br />
die im Zuge ihres Konzepts „Smarter<br />
Planet“ in Halle 2 (Stand A.10) mit<br />
dem App „IBM Lotus Mobile Connect“<br />
ihre mobile Strategie für den<br />
Arbeitsplatz der Zukunft zeigt. Das<br />
Produkt erlaubt eine Vielzahl von<br />
täglichen Arbeitsroutinen wie den<br />
Zugriff auf Firmendatenbanken, E-<br />
Mails, Kontakte und Kalender als<br />
Push-Dienste und zur Synchronisation<br />
auf Smartphones mit unterschiedlichen<br />
Betriebssystemen.<br />
Haufe-Lexware wird in Halle 5<br />
(Stand F.26) eine Zeugnis-App für das<br />
iPhone vorstellen, mit der mit einigen<br />
Klicks Arbeitszeugnisse erstellt,<br />
optimiert und entschlüsselt werden<br />
können. Die Datev bietet zwar keine<br />
direkte HR-App für Smartphones<br />
und Co. in Halle 2 (Stand A.40) an.<br />
Aber immerhin kann man sich über<br />
den Blackberry Bold 9000 unter anderem<br />
die aktuellen Datev-Tweets<br />
sowie Jobangebote abrufen.<br />
Ulli Pesch ist freier Journalist in Heimstetten<br />
bei München.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
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wieder der Zeit voraus, damit Sie besser<br />
mit ihr umgehen können. Schon die<br />
Bedienung unseres Zeiterfassungs- und<br />
Zugangssystems mit hellem Grafikdisplay,<br />
einer einzigartigen Tastatur-Oberfläche und<br />
der innovativen Multifunktionsanzeige<br />
MagicEye wird Sie sicherlich genauso<br />
schnell begeistern wie die Jury des renommierten<br />
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52 ZEITERFASSUNG<br />
Weil das Altsystem am Limit lief<br />
PRAXIS. Die IEF Werner GmbH führte eine neue Zeiterfassung ein, um den Personalern<br />
die Arbeit zu erleichtern und um die Produktionskosten zu optimieren.<br />
Von Barbara Bitzer<br />
Eine Arbeitsstunde in Deutschland<br />
verteuerte sich nach Angaben<br />
des Statistischen Bundesamts<br />
2009 um rund vier Prozent. Für<br />
das Hochlohnland heißt das, dass sich<br />
seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen<br />
Markt weiter verschlechtert.<br />
Die Unternehmen sind mehr denn<br />
je gefordert, ihre Produktionskosten<br />
zu reduzieren. Voraussetzung für eine<br />
nachhaltige Verbesserung ist aber die<br />
Kenntnis des qualitativen und quantitativen<br />
Ist-Zustands. Die IEF Werner<br />
GmbH verschafft sich diesen Überblick<br />
durch ein neues Zeiterfassungssystem.<br />
Zeit erfassen, Zutritt kontrollieren<br />
Bereits seit 20 Jahren nutzt das<br />
Schwarzwälder Unternehmen eine ITgestützte<br />
Zeiterfassung<br />
mit integrierter Projektdokumentation<br />
und Zutrittskontrolle.<br />
Für den<br />
Komponentenhersteller<br />
im Bereich Sondermaschinenbau<br />
und Automatisierungstechnik<br />
sind<br />
starre Anwesenheitszeiten<br />
kaum praktikabel.<br />
Durch die Zeiterfassung<br />
kann er seinen Mitarbeitern<br />
fl exible Arbeitszeiten<br />
innerhalb eines<br />
Gleitzeitmodells bieten.<br />
Zudem erleichtern Erfahrungswerte<br />
aus der<br />
Projekterfassung die<br />
Personalplanung bei Auf-<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
tragsspitzen. Um die Erfassung möglichst<br />
unkompliziert und komfortabel<br />
zu gestalten, entschied sich IEF Werner<br />
bereits damals für die RFID-Technologie.<br />
Wenn die Mitarbeiter das Gebäude betreten<br />
oder verlassen, passieren sie ein<br />
Terminal, das ihre persönliche Chipkarte<br />
erkennt und die Rahmenarbeitszeiten<br />
automatisch verbucht. Durch die integrierte<br />
Zutrittskontrolle sind darüber<br />
hinaus sensible Bereiche geschützt.<br />
Die Grenzen des Bestandssystems<br />
Im Zuge der Unternehmensentwicklung<br />
stieß das alte System jedoch an seine<br />
Grenzen. Zeitbuchungen zu überarbeiten<br />
oder individuelle Arbeitszeitmodelle<br />
anzulegen, war äußerst aufwendig. Etwa<br />
ein Dutzend Einstellungen mussten auf<br />
ebenso vielen Masken angepasst werden<br />
– ohne einen anschließenden Gesamt-<br />
Einfache Personalplanung für die Produktion war ein Ziel der neuen Software.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />
überblick. So konnten die Personalsachbearbeiter<br />
nicht direkt nachvollziehen,<br />
ob Änderungen korrekt ins System<br />
eingingen. Für sie potenzierte sich der<br />
Aufwand. Vor allem, weil das System<br />
die Umbuchungen nicht lückenlos dokumentierte.<br />
Die Konten übergreifend zu<br />
kontrollieren, wurde unnötig komplex.<br />
Neue Profi le anzulegen, die nicht dem<br />
Standard entsprachen, gestaltete sich<br />
kompliziert und langwierig. Gefordert<br />
war daher eine einfacher zu handhabende<br />
Lösung. Profi lkorrekturen sollten<br />
künftig schnell umzusetzen, Projektzeiten<br />
genauer einzupfl egen und auch<br />
Raucherpausen erfassbar sein.<br />
Ein Update des Altsystems kam nicht<br />
infrage, denn damit hätte man weder einen<br />
Funktionszugewinn noch mehr Übersichtlichkeit<br />
erreicht. Nach eingehendem<br />
Vergleich entschied sich das Unternehmen<br />
für TimeCard premium<br />
plus von Reiner SCT.<br />
Das System entsprach<br />
den Anforderungen –<br />
und zwar für die Hälfte<br />
der reinen Update-Kosten<br />
des Altsystems. Kleinere<br />
Anpassungen wurden<br />
kurzerhand vom Systemhersteller<br />
programmiert.<br />
Heute beschäftigt der<br />
Komponentenhersteller<br />
rund 120 Mitarbeiter.<br />
Ganz gleich ob in Volloder<br />
Teilzeit, koordinieren<br />
sie ihren Tag innerhalb<br />
eines großen Gleitzeitmodells<br />
von fünf bis 22 Uhr.<br />
Dabei arbeiten sie mit un-<br />
© FOTOS: IEF WERNER
Wer an diesem Terminal vorbeigeht, wird<br />
mit seiner RFID-Karte automatisch erfasst.<br />
terschiedlichen Arbeitszeitprofi len. Das<br />
neue Zeiterfassungssystem ermöglicht<br />
die Mitarbeiterplanung, abgestimmt<br />
auf das Arbeitsaufkommen – eine Spezialprogrammierung<br />
für IEF Werner.<br />
Dabei werden die Sollarbeitszeiten<br />
der Mitarbeiter in Prozent defi niert.<br />
Auf dieser Grundlage koordinieren sie<br />
entsprechend ihres individuellen Arbeitsprofi<br />
ls die eigene Produktivzeit.<br />
Bezahlte Abwesenheit wie Urlaub lässt<br />
sich wiederum prozentual von der So l larbeitszeit<br />
abziehen. Dazu Stellios<br />
Dimou, IT-Verantwortlicher: „Mit den<br />
eigens für uns programmierten Features<br />
können wir das System exakt so<br />
nutzen, wie wir es uns vorstellen.“<br />
Einfach und übersichtlich<br />
Für die Mitarbeiter hat sich der Ablauf<br />
nicht grundlegend geändert. Die Zeiterfassung<br />
geht jedoch viel schneller,<br />
da sie einfacher und übersichtlicher<br />
geworden ist. Aus acht Masken, in<br />
denen die Arbeitszeitprofi le zu defi -<br />
nieren waren, ist eine geworden. Alle<br />
Buchungskorrekturen sind direkt in<br />
der Hauptmaske vorzunehmen und<br />
somit auch im Nachhinein einfach<br />
nachvollziehbar. Lediglich Systemadministratoren<br />
und Personalverantwortliche<br />
benötigten eine kurze<br />
Einweisung. Die restlichen Mitarbei-<br />
ZEITERFASSUNG 53<br />
ter fanden sich schnell in das neue<br />
Programm ein. Zudem profi tieren<br />
sie von der genaueren Zeit- und Projektauswertung,<br />
die eine valide Datenbasis<br />
für eine leistungsgerechte<br />
Entlohnung darstellt.<br />
Wie das vorherige System verfügt<br />
auch das neue über eine integrierte<br />
Zutrittskontrolle mit RFID-Technologie.<br />
Diese ist auf die Arbeitszeitregelung<br />
der Zeiterfassung abgestimmt.<br />
Muss aufgrund von Mitarbeiterausfällen<br />
oder ungeplanten Auftragsspitzen<br />
kurzfristig umgeschichtet<br />
werden, lassen sich die Einstellungen<br />
der Zutrittskontrolle schnell ändern.<br />
Auch der Sicherheitsstandard hat<br />
sich mit der neuen Lösung erhöht.<br />
So sind die RFID-Karten der Mitarbeiter<br />
ebenso hoch verschlüsselt wie<br />
EC-Karten. Die Anfertigung einer<br />
Kopie der Karten ist unmöglich. Zu<br />
defi nierten Schließzeiten wird das<br />
Unternehmen automatisch abgeriegelt.<br />
Hierfür implementierte der<br />
Systemhersteller einfach in die vorhandene<br />
IT-Infrastruktur und verwendete<br />
die bestehende Verkabelung<br />
und bisherigen Türeingangsmodule.<br />
Somit fi elen keine weiteren Kosten<br />
an. Innerhalb eines Tages wurde das<br />
Altsystem komplett durch ein sofort<br />
einsatzfähiges Neusystem ersetzt.<br />
Wichtig war aber auch, dass die<br />
Lösung zukunftsfähig ist. Durch<br />
den modularen Aufbau kann sie bei<br />
Bedarf dynamisch mitwachsen. Aufgrund<br />
des großen Händlernetzes<br />
stellen auch Standorterweiterungen<br />
keine Hürde dar. Dazu Prokurist<br />
Heinz-Dieter Mende: „Schwarzwälder<br />
sind pragmatisch: Wir brauchen keine<br />
Funktionen, die wir derzeit noch<br />
nicht nutzen. Aufrüsten kann man<br />
immer noch – zumindest bei unserer<br />
jetzigen Lösung. Wir blicken optimistisch<br />
in die Zukunft und werden bei<br />
Bedarf weiter investieren.“<br />
Barbara Bitzer ist Fachjournalistin aus Sindelfi<br />
ngen.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
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RECHTNEWS<br />
54 AKTUELLES<br />
Reichhaltiges Buffet: Auch hier kann mit den günstigen Sachbezügen abgerechnet werden.<br />
Mahlzeit: Vor dem Fiskus sind alle gleich<br />
Wenn Arbeitgeber ihren<br />
Mitarbeitern eine Mahlzeit<br />
spendieren, isst der<br />
Fiskus bekanntlich mit. Entscheidend<br />
ist aber nicht der tatsächliche<br />
Wert der Mahlzeit. Vielmehr orientiert<br />
man sich an den sogenannten<br />
„Sachbezugswerten“. Diese sind<br />
keinem steuerlichen Gesetz zu entnehmen,<br />
sondern in der Sozialversicherungsentgeltverordnung<br />
(SvEV)<br />
aufgeführt. Für das Jahr 2011 wird<br />
ein Mittag- oder Abendessen mit<br />
2,83 Euro taxiert. Das Frühstück ist<br />
mit 1,57 Euro zu bewerten. Apropos<br />
Frühstück: Seitdem Hotels wegen<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
des unterschiedlichen Mehrwertsteuersatzes<br />
das Frühstück fast immer<br />
getrennt in Rechnung stellen,<br />
sollte die Rechnung auf den Arbeitgeber<br />
ausgestellt sein. Dann gilt<br />
auch hier der Grundsatz: Egal ob<br />
das Frühstück nur aus Wurst, Brot<br />
und Kaffee oder aus einem opulenten<br />
Buffet besteht, der Fiskus<br />
gibt sich mit 1,57 Euro zufrieden.<br />
Wer vermeiden will, dass diese<br />
Kleinbeträge dann auf der Lohnabrechnung<br />
als geldwerter Vorteil<br />
ausgewiesen werden müssen, kann<br />
auch eine Verrechnung mit pauschalen<br />
Spesensätzen vornehmen.<br />
Zusatzbeiträge sind auch 2011 Thema<br />
Die Erhöhung des Beitragssatzes sollte eigentlich den Effekt haben, dass<br />
keine Zusatzbeiträge von den gesetzlichen Krankenkassen erhoben<br />
werden. Eine zu optimistische Prognose, wie ein Überblick aus dem<br />
Januar zeigt. Hier haben schon zu Jahresbeginn 2011, 13 Kassen einen Zusatzbeitrag<br />
festgelegt. Zwei davon haben die Grenze von acht Euro übersprungen<br />
und müssen sich jetzt Gedanken darüber machen, wie sie den sogenannten<br />
Sozialausgleich durchführen. Dieser ist eigentlich Arbeitgebersache, wird<br />
aber erst ab 2012 im Wege der Entgeltabrechnung durchgeführt. Bis dahin<br />
müssen sich die Kassen selbst darum kümmern. Nach Ansicht des Bundesversicherungsamts<br />
ist damit zu rechnen, dass weitere Kassen nachziehen.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />
© FRANTISEK CZANNER / SHUTTERSTOCK<br />
BG-Reform: Das<br />
Neunerziel erreicht<br />
Der Gesetzgeber hat sein Ziel erreicht,<br />
die Anzahl der gewerblichen<br />
Berufsgenossenschaften drastisch<br />
zu senken. Mit seltener Konsequenz<br />
wurden die Berufsgenossenschaften ohne<br />
Ausnahme zu Zusammenschlüssen<br />
verpfl ichtet. Berufsgenossenschaften der<br />
gleichen Branche, die sich nicht freiwillig<br />
zusammengeschlossen haben, wurden<br />
insoweit sogar zwangsfusioniert.<br />
Das gesetzlich defi nierte Ziel, auf<br />
maximal neun gewerbliche Berufsgenossenschaften<br />
zu kommen, wurde zum<br />
Jahreswechsel mit zwei großen Fusionen<br />
erreicht. So bildet die bisherige Fleischereiberufsgenossenschaft<br />
zusammen mit<br />
der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel-Gaststätten<br />
jetzt eine gemeinsame<br />
BG mit der neuen Bezeichnung<br />
„Nahrungsmittel und Gastgewerbe“.<br />
Eine weitere „Elefantenhochzeit“ kam im<br />
Bereich des Metall- und Holzgewerbes<br />
zustande. Hier entstand jetzt die neue<br />
übergreifende „Berufsgenossenschaft<br />
Holz und Metall“.<br />
Holzbearbeitung: Jetzt mit Metall in einer BG.
NACHRICHTEN<br />
Dienstwagenbesteuerung<br />
Erneut hat der BFH bestätigt, dass bei<br />
einer privaten Dienstwagennutzung<br />
die 0,03 Prozent Zuschlagsregelung für<br />
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />
nicht generell zur Anwendung<br />
kommt. Nach wie vor blockiert die<br />
Finanzverwaltung diese Auffassung<br />
durch einen Nichtanwendungserlass.<br />
BFH, Urteil vom 22.9.2010, VI R 54/09<br />
Hängepartie beim TVöD<br />
Der Tarifvertrag für den öffentlichen<br />
Dienst steht vor einer erneuten Bewährungsprobe.<br />
Die Verhandlungen für die<br />
schon lange erwartete Entgeltordnung<br />
sind zwar angelaufen, Arbeitgeber und<br />
Gewerkschaften kommen jedoch auf<br />
keinen Konsens. Mit Wirkung ab 1.<br />
Januar 2011 soll daher eine vorläufi ge<br />
Zuordnung von Tätigkeitsmerkmalen<br />
vorgenommen worden.<br />
www.haufe.de/oeffentlicher-dienst<br />
Gefahrstoffverordnung<br />
Komplizierter wird es für Arbeitgeber,<br />
die mit Gefahrstoffen zu tun haben. In<br />
der EU wird ein völlig neues Einstufungs-<br />
und Kennzeichnungssystem<br />
für gefährliche Stoffe und Gemische<br />
eingeführt. Die geltende Gefahrstoffverordnung<br />
ist daher angepasst worden.<br />
Versicherungsfreiheit in der GKV<br />
Die Wiedereinführung der früheren<br />
Rechtslage für die Abgrenzung von Versicherungspfl<br />
icht und Versicherungsfreiheit<br />
hat eine Reihe von Rechtsfragen<br />
aufgeworfen. In einem Rundschreiben<br />
hat der GKV-Spitzenverband dazu auf<br />
elf Seiten Stellung genommen. So unter<br />
anderem für das Befreiungsrecht bei<br />
Teilzeitbeschäftigung nach Bezug von<br />
Elterngeld. Das Rundschreiben ist im<br />
Internet veröffentlicht.<br />
www.gkv-spitzenverband.de<br />
AKTUELLES<br />
Regierung bleibt<br />
auf hartem Kurs<br />
Trotz Kritik aus dem Bundesrat<br />
will die Bundesregierung am<br />
Entwurf zum neuen Beschäftigten-Datenschutzgesetz<br />
festhalten.<br />
So prallte insbesondere die Kritik,<br />
das geplante Gesetz sei unverständlich<br />
formuliert, an den Regierungsverantwortlichen<br />
ab. Lediglich im<br />
Bereich der Beschreibung, bei welchen<br />
Fragen an Beschäftigte schon<br />
eine Datenerhebung beginnt, will<br />
man im Hinblick auf eine Abgrenzung<br />
zu völlig üblichen innerbetrieblichen<br />
Kommunikationsvorgängen<br />
nachschärfen. Somit ist nach einer<br />
erneuten Sitzung des Bundestags<br />
tatsächlich damit zu rechnen, dass<br />
im Laufe des ersten Halbjahres 2011<br />
das neue Gesetz in Kraft tritt.<br />
Steuerfreie<br />
Umzugskosten<br />
Aufwendungen, die aufgrund<br />
eines betrieblich bedingten<br />
Umzugs vom Arbeitgeber gezahlt<br />
werden, können steuerfrei sein.<br />
Art und Umfang der Aufwendungen<br />
bemessen sich dabei nach dem<br />
Bundesumzugskostengesetz für Beamte.<br />
Hier hat es mit Wirkung zum<br />
1. Januar 2011 Erhöhungen gegeben.<br />
So können jetzt umzugsbedingte<br />
Unterrichtskosten je Kind in Höhe<br />
von 1.612 Euro steuerfrei ersetzt<br />
werden. Werden sonstige Umzugsauslagen<br />
nicht durch Rechnungen<br />
nachgewiesen, können hier folgende<br />
Pauschbeträge in Anspruch genommen<br />
werden: 1.279 Euro bei Eheleuten,<br />
640 Euro bei Ledigen, pro Kind<br />
kommt ein Erhöhungsbetrag von 282<br />
Euro hinzu.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
55<br />
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56 URTEILSDIENST<br />
Doppelt gemoppelt ...<br />
.…. hält nicht besser. Auf diese Problematik<br />
hatten wir schon in Ausgabe 9/2008<br />
aufmerksam gemacht. Der Grund lag in<br />
einem für viele überraschenden Urteil<br />
des BAG zu den Auswirkungen der im<br />
Rückgabepflicht für Dienstwagen<br />
ZUSAMMENFASSUNG Der Arbeitgeber kann die Rückgabe eines<br />
Dienstwagens, den er auch zur privaten Nutzung überlassen hat,<br />
dann verlangen, wenn der Arbeitnehmer arbeitsunfähig erkrankt ist<br />
und sein Entgeltfortzahlungsanspruch endet.<br />
RELEVANZ Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts klärt zwei wichtige<br />
Fragen im „Dienstwagenrecht“ ab. Zunächst wird klargestellt, dass<br />
die Gebrauchsüberlassung eines PKW zur privaten Nutzung eine<br />
zusätzliche echte Gegenleis tung für die geschuldete Arbeitsleistung<br />
ist. Sofern der Arbeitgeber einem Arbeitnehmer das Fahrzeug vertragswidrig<br />
entzieht, kann der eine Nutzungsausfallentschädigung,<br />
in Höhe der steuerlichen Bewertung der privaten Nutzungsmöglichkeit,<br />
verlangen. Eine solche Situation tritt jedoch dann nicht ein,<br />
wenn der Arbeitgeber überhaupt kein Arbeitsentgelt mehr schuldet.<br />
Dies ist für Zeiten, für die keine Entgeltfortzahlungspfl icht mehr<br />
besteht, der Fall.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 14.12.2010, 9 AZR 631/09<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 10/2007, Seite 81<br />
OT-Mitgliedschaften sind möglich<br />
ZUSAMMENFASSUNG Ein Arbeitgeberverband kann eine OT-Mitgliedschaft<br />
im sogenannten Stufenmodell vorsehen, die nicht zur Tarifgebundenheit<br />
nach § 3 Abs. 1 TVG führt. Allerdings muss sichergestellt<br />
sein, dass OT-Mitglieder ohne tarifpolitischen Einfl uss sind.<br />
RELEVANZ Obwohl das Bundesarbeitsgericht auch schon in der Vergangenheit<br />
die Möglichkeit von OT-Mitgliedschaften grundsätzlich<br />
bejaht hat, musste es nunmehr in mehreren Parallelfällen erneut<br />
über diese Frage entscheiden. Die klagenden Arbeitnehmer hatten<br />
die Funktionsfähigkeit der Tarifautonomie als Argument für die<br />
grundsätzliche Ablehnung von OT-Mitgliedschaften ins Feld geführt.<br />
Anders das Bundesarbeitsgericht: Auch durch eine sehr allgemein<br />
gehaltene, aber eindeutige Regelung zur Trennung der Befugnisse<br />
von OT- und Vollmitgliedern eines Verbands, sei die Tarifautonomie<br />
nicht gefährdet.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 15.12.2010, 4 AZR 256/0905<br />
Zum Thema ... Personalmagazin4/2007, Seite 72<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Jahre 2002 eingeführten Schuldrechtsreform.<br />
Wie Sie der nächsten Seite entnehmen<br />
können, hat das BAG seine<br />
Auffassung zu Freiwilligkeitsklauseln<br />
beibehalten. Bei freiwilligen Leistungen<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />
© WWW.WILDUNDLEISE.DE<br />
gilt daher weiterhin: Manchmal kann zu<br />
viel Text in einem Arbeitsvertrag „tödlich“<br />
sein, und im Arbeitsrecht ist es mitunter<br />
wie in der Medizin, wo die Dosis<br />
zwischen Gift und Heilstoff entscheidet.<br />
Widerspruch gegen Betriebsübergang<br />
ZUSAMMENFASSUNG Das Widerspruchsrecht nach § 613 a, Abs. 6<br />
BGB kann verwirken. Der dazu notwendige, entsprechend gewichtige<br />
Zeitablauf ist jedenfalls nach 6,5 Jahren erfüllt.<br />
RELEVANZ Das Landesarbeitsgericht Hamm hat mit dem Urteil<br />
versucht, eine zeitliche Begrenzung des Widerspruchs gegen einen<br />
Betriebsübergang zu defi nieren. Ob diese Bestand hat, wird sich<br />
zeigen, denn die Berufungskammer hat die Revision zum Bundesarbeitsgericht<br />
zugelassen.<br />
Quelle LAG Hamm, Urteil vom 1.10.2010, 10 Sa 449/1034/05<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 6/2008, Seite 78<br />
Streitbare Orchestermitglieder<br />
ZUSAMMENFASSUNG Einen würdigen Nachfolger hat das sogenannte<br />
„Regenmacher“-Verfahren aus dem Jahre 2001 gefunden. Diesmal<br />
war Wolfgang Amadeus Mozart der Stein des Anstoßes.<br />
RELEVANZ Wir erinnern uns: Im Regenmacherurteil hatte das BAG<br />
über die Instrumenteneigenschaft eines sogenannten „Regenmachers“<br />
zu entscheiden. Jetzt mussten die Bundesrichter wieder einmal<br />
ihre Sachkenntnis in klassischer Musik unter Beweis stellen.<br />
Geklagt hatten vier Choristen, die an Aufführungen der Mozart-Oper<br />
„Idomeneo“ mitwirkten. Ihr Einwand: In diesem Opernstück sei jede<br />
Stimme „partiturgerecht nur einzeln durch einen Sänger“ besetzt.<br />
Dafür seien Sondervergütungen<br />
zu zahlen. Die Richter erwiesen<br />
sich jedoch hier als durchaus<br />
sachkundig. Sie entschieden, dass<br />
mangels abweichender szenischer<br />
Aspekte auf die den musikalischen<br />
Willen des Komponisten verkörpernde<br />
Partitur die solistischen<br />
Leistungen kurz seien und daher<br />
nicht als Soli, sondern als Teil der<br />
Solisten oder Chorsänger? Chorleistung anzusehen seien.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 16.12.2010, 6 AZR 487/09<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 7/2006, Seite 42
Anspruch auf Altersteilzeit<br />
ZUSAMMENFASSUNG Sieht ein Tarifvertrag vor, dass Altersteilzeitanträge<br />
abgelehnt werden können, wenn mehr als fünf Prozent<br />
der Belegschaft bereits Altersteilzeit beziehen, so besteht darüber<br />
hinaus kein Anspruch aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz.<br />
RELEVANZ Das Urteil des Landesarbeitsgerichts München ist von<br />
übergreifender Bedeutung, weil es zu Stichtagsregelungen Stellung<br />
bezieht. Eine solche Regelung wurde hier als rechtmäßig erachtet,<br />
unabhängig davon, wann die Anträge auf Altersteilzeit gestellt wurden.<br />
Eine Pfl icht zur Vorankündigung, wann sich der Arbeitgeber dazu<br />
entscheiden will, Anträge wegen Erfüllung der Quote abzulehnen,<br />
hat das Landesarbeitsgericht verneint.<br />
Quelle LAG München, Urteil vom 3.11.2010, 5 Sa 1021/09<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 8/2008, Seite 63<br />
Energieleistung als Betriebsrentner<br />
ZUSAMMENFASSUNG Auch die Er<strong>statt</strong>ungen von Energiekosten an<br />
Betriebsrentner können Leistungen der betrieblichen Altersversorgung<br />
sein, die nur unter Beachtung der Grundsätze des Vertrauensschutzes<br />
und der Verhältnismäßigkeit abgeändert werden können.<br />
RELEVANZ Das Urteil zeigt, dass auch die Leistung von Sachbezügen<br />
an Betriebsrentner eine „Ewigkeitsgarantie“ haben kann. Im vorliegenden<br />
Fall hatte der Arbeitgeber die Energiekostener<strong>statt</strong>ung für<br />
die aktiv Beschäftigten beschränkt. Dies hat nicht zur Folge, dass<br />
diese Beschränkung auf Betriebsrentner wirkt.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 14.12.2010, 3 AZR 799/09<br />
Zum Thema ... Personalmagazin, bAVspezial, November 2010<br />
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GRATIFIKATIONSRECHT<br />
ZUSAMMENFASSUNG Leistet ein Arbeitgeber mehrere Jahre lang<br />
ein Weihnachtsgeld an einen Arbeitnehmer, ohne bei der Zahlung<br />
deutlich eine Bindung für die Zukunft auszuschließen, kann der<br />
Arbeitnehmer daraus schließen, der Arbeitgeber wolle sich dauerhaft<br />
verpfl ichten. Eine unklare Klausel im Arbeitsvertrag kann das<br />
Entstehen eines künftigen Rechtsanspruchs nicht verhindern.<br />
RELEVANZ Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts knüpft nahtlos an<br />
die bisherige höchstrichterliche Rechtsprechung zum Freiwilligkeitsvorbehalt<br />
im Gratifi kationsrecht an.<br />
Im Streit stand folgende Klausel, die auch heute noch in vielen<br />
Arbeitsverträgen Verwendung fi ndet: „Soweit der Arbeitgeber gesetzlich<br />
oder durch Tarifvertrag nicht vorgeschriebene Leistungen,<br />
wie Prämien, Zulagen, Urlaubsgeld, Gratifi katio nen, Weihnachtsgratifi<br />
kationen, gewährt, erfolgen sie freiwillig und ohne jede<br />
rechtliche Verpfl ichtung. Sie sind daher jederzeit ohne Wahrung<br />
einer besonderen Frist widerrufbar.“<br />
Auf den ersten Blick erscheint diese Klausel als umfassend<br />
und rechtssicher. Gerade aber diese umfassende Ausformulierung<br />
wurde dem Arbeitgeber zum Verhängnis. Die Problematik liegt in<br />
der gleichzeitigen Verwendung von Freiwilligkeits- und Widerrufsvorbehalt.<br />
Dazu hat sich das Bundesarbeitsgericht folgendermaßen<br />
geäußert: „Die Klausel ist nicht geeignet, das mehrfache,<br />
tatsächliche Erklärungsverhalten des Arbeitgebers hinreichend zu<br />
entwerten.“<br />
Quelle: BAG, Urteil vom 8.12.2010, 10 AZR 671/09<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 9/2008, Seite 96<br />
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RECHT<br />
URTEILSDIENST<br />
Die gleichzeitige Formulierung von Freiwilligkeits-<br />
und Widerrufsvorbehalt führt zur Unwirksamkeit<br />
57<br />
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58 RECHTSPRECHUNG<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
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Urteile aus Erfurt im Jahresrückblick<br />
ÜBERSICHT. Ohne Richterspruch geht nichts im Arbeitsrecht. Auch 2010 hat das<br />
BAG wichtige Meilensteine für die betriebliche Praxis gesetzt.<br />
Von Thomas Muschiol (Red.)<br />
Der Blick auf die Erfurter Rechtsprechung<br />
2010 zeigt wieder<br />
einmal die hohe Bedeutung<br />
der Rechtsprechung für die<br />
arbeitsrechtliche Praxis. Aus der Analyse<br />
der Rechtsprechungsänderungen im<br />
Jahr 2010 ergibt sich aber auch: Kein<br />
anderes Rechtsgebiet ist mit einem derartigen<br />
Risikofaktor ausge<strong>statt</strong>et, nämlich<br />
der Gefahr, das jahrzehntelanges<br />
unbeanstandetes Handeln durch einen<br />
Richterspruch plötzlich verbotswidrig<br />
wird.<br />
Bezugnahmeklauseln auf Tarifverträge<br />
Welchen „Urknall“ die Schuldrechtsreform<br />
aus dem Jahr 2002 ausgelöst hat,<br />
zeigt eine Entscheidung des 4. Senats<br />
zur individualrechtlichen Bezugnahme<br />
auf Tarifverträge. Hier besteht offensichtlich<br />
auch noch acht Jahre nach der<br />
Gesetzesreform Klärungsbedarf.<br />
Die Bundesrichter haben erneut bestätigt,<br />
dass Verweisklauseln auf Tarifverträge<br />
in Zweifelsfällen als sogenannte<br />
dynamische Bezugnahmen aufzufassen<br />
sind. Die Folge einer derartigen Auslegung,<br />
welche vor der Schuldrechtsreform<br />
von den Ge<strong>richten</strong> noch genau gegenteilig,<br />
nämlich als sogenannte „Gleichstellungsabrede“<br />
ausgefallen war, ist:<br />
Auch nach einem Verbandsaustritt ist<br />
der Arbeitgeber verpfl ichtet, tarifl iche<br />
Lohn erhöhungen weiterzugeben. Besonders<br />
heikel ist dies in Fällen, wie dem<br />
vom 4. Senat entschiedenen. Hier wurde<br />
der Arbeitgeber eines Erwerberbetriebs,<br />
der die Bezugnahme selbst nicht<br />
formuliert hatte und in dessen Betrieb<br />
von Tarifverträgen nie die Rede gewesen<br />
war, nach einem Betriebserwerb an die<br />
dynamische Klausel seines Vorgängers<br />
gebunden. Urteil vom 24.2.2010, 4 AZR 691/08<br />
Vorlagenrekord<br />
Können Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts<br />
<strong>statt</strong> Rechtssicherheit auszulösen,<br />
auch das Gegenteil bewirken?<br />
Die Antwort heißt ja und sie trifft immer<br />
dann zu, wenn sich die Bundesrichter<br />
zwar eine Meinung gebildet haben, aber<br />
befürchten, dass diese möglicherweise<br />
mit europäischem Recht kollidiert. In diesen<br />
Fällen besteht eine Pfl icht, den Europäischen<br />
Gerichtshof zur Klärung der<br />
Zweifelsfrage anzurufen. Derartige Zweifel,<br />
mit der Folge, dass eine Rechtsfrage<br />
dem Europäischen Gerichtshof vorgelegt<br />
wird, sind im Rechtsprechungsjahr 2010<br />
sooft wie nie zuvor aufgetreten.<br />
Alarmstufe rot für Arbeitgeber<br />
bei EuGH-Vorlagebeschlüssen<br />
Für die Betriebe heißt es bei einem solchen<br />
Vorlagebeschluss: Alarmstufe rot bei<br />
arbeitsrechtlichen Gestaltungen. Spätestens<br />
nach Veröffentlichung eines Vorlagebeschlusses<br />
können Arbeitgeber nicht<br />
mehr auf eine bestehende Rechtslage<br />
oder eine gefestigte Rechtsprechung vertrauen.<br />
Resultierend aus den Vorlagebeschlüssen<br />
2010, sind demnach folgende<br />
Sachverhalte bis zu einer Entscheidung<br />
des EuGH mit Vorsicht zu genießen.<br />
Risiko 1: Bewerbungsverfahren<br />
Möglicherweise werden in Zukunft abgelehnte<br />
Bewerber einen Anspruch auf<br />
Die Bedeutung des europäischen Rechts wird Jahr für Jahr größer. Das war auch 2010 zu spüren.<br />
© PLATSLEE / SHUTTERSTOCK
Auskunft haben. Ihnen muss dann offengelegt<br />
werden, ob ein anderer Bewerber<br />
eingestellt wurde und welchen Kriterien<br />
der Arbeitgeber bei der Bevorzugung<br />
dieses anderen Bewerbers gefolgt ist.<br />
Aus nationalen Regelungen ergibt sich<br />
eine solche Auskunft nicht, der 8. Senat<br />
des BAG möchte jedoch wissen, ob die<br />
Antidiskriminierungsrichtlinien der<br />
Europäischen Gemeinschaft hier etwas<br />
anderes aussagen.<br />
Beschluss vom 20.5.2010, 8 AZR 287/08<br />
Risiko 2: Befristete Arbeitsverhältnisse<br />
Brisanter sind zwei Vorlagebeschlüsse<br />
des 7. Senats, die sich um das Befristungsrecht<br />
drehen. Hier geht es einmal<br />
um den Sachgrund der Haushaltsbefristung<br />
für Arbeitsverhältnisse im öffentlichen<br />
Dienst. Das BAG hält es für<br />
klärungsbedürftig, ob dieser zusätzliche<br />
Befristungsgrund nicht gegen europäisches<br />
Recht verstößt, weil er der Privatwirtschaft<br />
nicht zur Verfügung steht.<br />
Beschluss vom 27.10.2010, 7 AZR 485/09<br />
Noch brisanter kann es für die Frage der<br />
Vertretungsbefristung ausgehen. Derartige<br />
befristete Arbeitsverhältnisse sind<br />
eigentlich der klassische, rechtssichere,<br />
sachliche Grund für eine Befristung<br />
schlechthin. Jetzt muss der EuGH entscheiden,<br />
ob wiederholte Befristungen<br />
zur Vertretung jedenfalls dann rechtswidrig<br />
sind, wenn bei dem Arbeitgeber<br />
ein ständiger Vertretungsbedarf besteht,<br />
der auch durch unbefristete Einstellungen<br />
befriedigt werden könnte.<br />
Beschluss vom 17.11.2010, 7 AZR 443/09<br />
AGG-Entscheidungen am Fließband<br />
Wie auch in den Vorjahren hat das BAG<br />
in zahlreichen Fällen auch direkt über<br />
die AGG-Widrigkeit arbeitsvertrag licher<br />
Sachverhalte entschieden. So hat der<br />
5. Senat die Vorschrift des § 622 Abs.<br />
2 Satz 2 BGB für unwirksam erklärt. In<br />
der Sache geht es um nach Lebensalter<br />
differenzierende Kündigungsfristen.<br />
Die Entscheidung ist deswegen von<br />
praktischer Bedeutung, weil sich auch<br />
in zahlreichen Tarifverträgen derartige<br />
altersbedingte Staffelungen befi nden.<br />
Urteil vom 1.9.2010, 5 AZR 700/09<br />
Die Rechtsprechung zur „Altersdiskriminierung“<br />
wurde vom 1. und 8. Senat mit<br />
zwei Entscheidungen ausgebaut. So kann<br />
die Begrenzung einer innerbetrieblichen<br />
Stellenausschreibung auf Arbeitnehmer<br />
im ersten Berufsjahr eine unzulässige<br />
mittelbare Benachteiligung sein.<br />
Beschluss vom 18.8.2009, 1 ABR 47/08<br />
Klargestellt wurde auch, dass Formulierungen<br />
in Stellenausschreibungen,<br />
die einen „jungen Bewerber“ benennen,<br />
Schadensersatzansprüche auslösen können.<br />
Urteil vom 19.9.2010, 8 AZR 530/09<br />
Keine Altersdiskriminierung sieht das<br />
Bundesarbeitsgericht dagegen, wenn<br />
im Rahmen einer Personalabbaumaßnahme<br />
der Arbeitgeber den Abschluss<br />
von Aufhebungsverträgen gegen Abfi ndungen<br />
anbietet, davon aber Mitarbeiter<br />
ab einem bestimmten Alter ausnimmt.<br />
Urteil vom 25.2.2010, 6 AZR 911/08<br />
Zwei Knüller im Tarifrecht<br />
„Ein Unternehmen, eine Gewerkschaft.“<br />
Zu diesem Ergebnis ist jahrzehntelang<br />
die Rechtsprechung mithilfe von komplizierten<br />
Kollisionsregelungen gelangt<br />
und dieses Richterrecht war als sogenannter<br />
„Grundsatz der Tarifeinheit“,<br />
fester Bestandteil der arbeitsrechtlichen<br />
Dogmatik geworden. Mitte 2010 hat der<br />
10. Senat aufgrund einer Anfrage des 4.<br />
Senats diesen Grundsatz ausdrücklich<br />
nicht mehr für anwendbar erklärt. Die<br />
Folge: In Zukunft wird ein Nebeneinander<br />
von unterschiedlichen Tarifverträgen<br />
im selben Unternehmen ermöglicht.<br />
Beschluss vom 23.6.2010, 10 AS 2/10<br />
Die zweite spektakuläre und in ihren<br />
Folgen wohl auch die kostenträchtigste<br />
Entscheidung zum Tarifrecht erfolgte<br />
zum Jahresschluss. Der 1. Senat entschied:<br />
Die Tarifgemeinschaft „Christlicher<br />
Gewerkschaften für Zeitarbeit<br />
Download<br />
RECHT<br />
RECHTSPRECHUNG<br />
Alle hier zitierten Urteile des<br />
Bundesarbeitsgerichts aus dem Jahr<br />
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und Personalserviceagenturen“ ist keine<br />
Spitzenorganisation, die im eigenen<br />
Namen Tarifverträge abschließen kann<br />
(siehe dazu auch Seite 3 und Seite 61 in<br />
dieser Ausgabe).<br />
Beschluss vom 14.12.2010, 1 ABR 19/10<br />
Die Klarstellung zu Bagatelldelikten<br />
Wenn die Bedeutung von Entscheidungen<br />
des Bundesarbeitsgerichts an<br />
der Häufi gkeit von Meldungen in Presse,<br />
Funk und Fernsehen gemessen würde,<br />
wäre der Fall Emmely unser Spitzenreiter<br />
des Jahres 2010. Erwartet wurde vielerorts<br />
eine grundlegende Änderung des<br />
Kündigungsrechts im Sinne einer generellen<br />
Einschränkung von Kündigungsmöglichkeiten<br />
bei Bagatelldelikten. Dies<br />
ist jedoch damit nicht verbunden.<br />
Im Gegenteil: Das Bundesarbeitsgericht<br />
hat ausdrücklich den seit dem<br />
grundlegenden „Bienenstichfall“ bestehenden<br />
Grundsatz bestätigt, dass eine<br />
Kündigung aufgrund eines Eigentumsdelikts<br />
an sich einen Grund zur außerordentlichen<br />
Kündigung darstellt. Zu<br />
berücksichtigen ist aber in der nachfolgenden<br />
Interessenabwägung jeweils,<br />
ob der Arbeitnehmer aufgrund seiner<br />
Vorgeschichte so viel Vertrauenskapital<br />
erworben hat, dass dieses durch einen<br />
einmaligen Kündigungssachverhalt<br />
nicht vollständig zerstört werden kann.<br />
Vor allem gilt aber: Eine Geringfügigkeitsgrenze<br />
gibt es auch in Zukunft für<br />
wirtschaftliche Schädigungen nicht,<br />
wenngleich bei der Interessenabwägung<br />
die Schadenhöhe letztendlich eine entscheidende<br />
Rolle spielen kann.<br />
Urteil vom 10.6.2010, 2 AZR 541/09<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
59
60<br />
ZEITARBEIT<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />
Die Zeitarbeit wird neu justiert<br />
AKTUELLES. Eine europäische Richtlinie bringt Änderungen beim Einsatz von<br />
Leiharbeitnehmern. Neue Pfl ichten auch für Entleiher kommen noch 2011.<br />
Von Thomas Muschiol (Red.)<br />
In die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
für Zeitarbeitsbeschäftigungen<br />
ist Bewegung gekommen. Der<br />
Regierungsentwurf zur Änderung<br />
des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />
(AÜG) liegt vor. Mit der beabsichtigten<br />
Änderung soll einerseits einer ab Dezember<br />
2011 umzusetzenden Richtlinie<br />
des Europäischen Parlaments Rechnung<br />
getragen werden. Zum anderen soll auf<br />
Missbräuche in der Vergangenheit reagiert<br />
werden. Dies im Hinblick auf die<br />
als „Drehtürmethode“ ins Gerede gekommene<br />
Praxis mancher Unternehmen, die<br />
Stammbeschäftigte entlassen haben und<br />
unmittelbar oder nach kurzer Zeit als<br />
Zeitarbeitskräfte wieder in ihrem ehe-<br />
maligen Unternehmen zu schlechteren<br />
Arbeitsbedingungen eingesetzt haben.<br />
Adressat der neuen Änderungen sind<br />
nicht nur die Unternehmen, die Arbeitnehmer<br />
verleihen. Auch für die Arbeitgeber,<br />
die Leiharbeitnehmer einsetzen,<br />
gibt es einige Änderungen, auf die sie<br />
vorbereitet sein sollten.<br />
Arbeitnehmerüberlassung soll kein<br />
Dauerzustand, sondern nur vorübergehend<br />
sein. So bestimmt es die europäische<br />
Richtlinie. Dem folgt der deutsche<br />
Gesetzgeber brav, indem er in den § 1<br />
Abs. 2 AÜG folgende Ergänzung einfügt:<br />
„Die Überlassung von Arbeitnehmern<br />
an Entleiher erfolgt vorübergehend.“ Ein<br />
Satz ohne Konsequenzen, denn nach wie<br />
vor sieht das AÜG keine Höchstüberlassungsfristen<br />
vor.<br />
Aus gewerbsmäßiger Überlassung<br />
wird „wirtschaftliche Tätigkeit“<br />
Die bisherige Erlaubnispfl icht nach dem<br />
AÜG bestand ausschließlich für Verleiher,<br />
die Leiharbeitnehmer gewerbsmäßig<br />
an Dritte überlassen wollen.<br />
Ausgehend von der neuen europäischen<br />
Leiharbeitsrichtlinie, ist jetzt der Begriff<br />
der Arbeitnehmerüberlassung erweitert<br />
worden und nicht mehr davon abhängig,<br />
dass die Arbeitnehmerüberlassung als<br />
„Gewerbe“ betrieben wird. Ausreichend<br />
Eine Erlaubnis f ür Arbeitnehmerüberlassung<br />
wird in Zukunft auch notwendig sein, wenn keine<br />
Gewinnerzielungsabsicht besteht.<br />
ist nunmehr die Zielsetzung des Verleihers,<br />
Arbeitnehmer einem entleihenden<br />
Unternehmen zu überlassen und dort<br />
unter dessen Aufsicht und Leitung vorübergehend<br />
arbeiten zu lassen.<br />
Wichtig: In der Zukunft wird also für<br />
eine Arbeitnehmerüberlassung eine Erlaubnis<br />
notwendig sein, selbst wenn das<br />
Unternehmen keine Gewinnerzielungsabsicht<br />
hat. Damit wird auch bezweckt,<br />
dass konzerninterne Verleihungen ohne<br />
gewerblichen Zweck der Erlaubnispfl<br />
icht unterliegen.<br />
Sonderstellung für Arbeitslose entfällt<br />
Bisher konnte von dem Grundsatz, Leiharbeitnehmer<br />
zu schlechteren Konditionen<br />
als die Stammarbeitnehmer des<br />
entleihenden Betriebs zu beschäftigen,<br />
nicht nur tarifvertraglich abgewichen<br />
werden, sondern auch dann, wenn der<br />
Leiharbeitnehmer direkt vor seiner<br />
Einstellung arbeitslos war. Eingeführt<br />
wurde dies als beschäftigungspolitische<br />
Maßnahme, die eine auf längstens sechs<br />
Wochen begrenzte Abweichung vom<br />
Gleichstellungsgrundsatz ermöglichte.<br />
In der rechtswissenschaftlichen Literatur<br />
wird diese Ausnahme teilweise<br />
für nicht mit der Leiharbeitsrichtlinie<br />
vereinbar gehalten. Da laut Gesetzesbegründung<br />
von der Regelung ohnedies<br />
kaum Gebrauch gemacht wurde, soll sie<br />
ersatzlos gestrichen werden.<br />
Vergütungstrick wird verhindert<br />
Weiterhin können Abweichungen vom<br />
Grundsatz der Gleichbehandlung durch<br />
Tarifvertrag erfolgen. Allerdings darf eine<br />
abweichende tarifl iche Regelung nicht<br />
für Leiharbeitnehmer gelten, die beim<br />
gleichen Arbeitgeber oder beim gleichen<br />
Konzern beschäftigt waren und in den<br />
letzten sechs Monaten vor der Entleihung<br />
aus diesem Arbeitsverhältnis ausgeschieden<br />
sind. Durch diese Regelung<br />
soll eine missbräuchliche unternehmens-<br />
oder konzerninterne Verleihung unter<br />
schlechteren Arbeitsbedingungen für die<br />
Leiharbeitnehmer verhindert werden.<br />
Neue Informationspfl icht für Entleiher<br />
In einer neu gefassten Vorschrift (§<br />
13a AÜG) wird für Unternehmen, die
Leiharbeitnehmer einsetzen, folgende<br />
Pfl icht festgelegt: „Der Entleiher hat den<br />
Leiharbeitnehmer über Arbeitsplätze<br />
des Entleihers, die besetzt werden sollen,<br />
zu informieren. Die Information<br />
kann durch allgemeine Bekanntgabe an<br />
geeigneter, dem Leiharbeitnehmer zugänglicher<br />
Stelle im Betrieb und Unternehmen<br />
des Entleihers, erfolgen.“ Auch<br />
diese Vorschrift ist zwingende Folge der<br />
europäischen Leiharbeitsrichtlinie. Sie<br />
SV-BEITRAGSRECHT<br />
Die Folgen unwirksamer Tarifl öhne<br />
Am 14. Dezember 2010 hat das BAG entschieden: „Die Tarifgemeinschaft christlicher<br />
Gewerkschaften für Zeitarbeit ist nicht tariffähig.“ Als Folge kann es zu Nachforderungen<br />
der Sozialversicherung kommen. Unter Umständen auch bei entleihenden Unternehmen.<br />
Mit Schreiben vom 23. Dezember 2010 bekamen 2.700 Zeitarbeitsunternehmen ein<br />
amtliches Schreiben der Deutschen Rentenversicherung Bund. Darin wurde auf das Urteil des<br />
BAG zur Tarifunfähigkeit der Tarifgemeinschaft christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und<br />
Personalserviceagenturen (CGZP) hingewiesen und gleichzeitig eingeräumt, dass sich derzeit<br />
„nicht mit letzter Sicherheit“ sagen lasse, wie die Frage der Rückwirkung dieser Entscheidung<br />
auf Beitragsansprüche, die seit Januar 2006 entstanden seien, zu beantworten ist. Hier müsse<br />
man zunächst die noch ausstehenden Gründe der BAG-Entscheidung abwarten. Bis dahin<br />
eigentlich ein freundliches Schreiben, bei dem sich die Frage aufdrängt, warum die Deutsche<br />
Rentenversicherung sich diese „Aufklärungsmühe“ macht und nicht erst einmal das selbst für<br />
notwendig erachtete Studium der Entscheidungsgründe abwartet.<br />
Die Antwort darauf erschließt sich allerdings schnell, wenn man den weiteren Text des<br />
Rundschreibens liest. „Um Schaden von der Sozialversicherung abzuwenden“, so heißt es<br />
hier wörtlich, „sehen wir uns deshalb verpfl ichtet, hiermit fristwahrend die Ansprüche auf<br />
entgangene Sozialversicherungsbeiträge noch im Jahr 2010 geltend zu machen.“ Damit<br />
ist die Katze aus dem Sack. Einziger Zweck dieses Schreibens ist die Angst der Behörde<br />
vor der Verjährung, denn im Sozialversicherungsrecht gilt für die Nachforderung von<br />
Beiträgen eine vierjährige Verjährungsfrist. Geht die Rechnung der Deutschen Rentenversicherung<br />
auf, so hat sie mit ihrem Schreiben noch das Jahr 2006 für mögliche Nachforderungen<br />
„gerettet“. Dass es zu Nachforderungen kommen wird, daran lässt die Behörde<br />
keinen Zweifel und vermerkt: „Wir beabsichtigen, im Jahr 2011 eine Betriebsprüfung in<br />
Ihrem Unternehmen durchzuführen.“<br />
Möglicherweise werden die Prüfer aber nicht nur bei Zeitarbeitsfi rmen, sondern auch bei<br />
deren Kunden auftauchen. Der Grund: Lassen sich Beitragsforderungen nicht realisieren, so<br />
haftet der Entleiher für die Beitragsforderungen als selbstschuldnerischer Bürge (§ 28e Abs. 2<br />
Satz 1 SGB IV, Subsidiärhaftung). Der Entleiher kann die Zahlung nur so lange verweigern, wie<br />
die Einzugsstelle den Arbeitgeber nicht gemahnt hat und die Mahnfrist nicht abgelaufen ist.<br />
soll die Übernahme der Leiharbeitnehmer<br />
in die Stammbelegschaft des Entleihers<br />
dadurch unterstützen, dass sie<br />
über die Möglichkeiten einer Bewerbung<br />
direkt informiert werden. Die Regelung<br />
ist vergleichbar mit § 18 des Teilzeit- und<br />
Befristungsgesetzes.<br />
Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen<br />
Im neuen § 13b AÜG wird folgende<br />
Pfl icht festgelegt: „Der Entleiher hat dem<br />
RECHT<br />
ZEITARBEIT<br />
Leiharbeitnehmer Zugang zu den Gemeinschaftseinrichtungen<br />
und -diensten<br />
im Unternehmen unter den gleichen Bedingungen<br />
zu gewähren, wie vergleichbaren<br />
Arbeitnehmern in dem Betrieb,<br />
in dem der Leiharbeitnehmer seine Arbeitsleistung<br />
erbringt, es sei denn, eine<br />
unterschiedliche Behandlung ist aus<br />
sachlichen Gründen gerechtfertigt.“<br />
Zur Frage, was als sachlicher Grund für<br />
eine Ausnahme von der Zugangspfl icht<br />
akzeptiert wird, wird in der Gesetzesbegründung<br />
der „unverhältnismäßige<br />
Organisations- beziehungsweise Verwaltungsaufwand“<br />
genannt. Dass bei derartigen<br />
Ausnahmen strenge Maßstäbe<br />
gelten werden, wird aus der weiteren Gesetzesbegründung<br />
erkennbar. Hier heißt<br />
es wörtlich: „Liegt ein sachlicher Grund<br />
vor, ist zu prüfen, inwieweit die Bedingungen<br />
für den Zugang von Leiharbeitnehmerinnen<br />
und Leiharbeitnehmern so<br />
ausgestaltet werden können, dass ihnen<br />
der Zugang zu den Gemeinschaftseinrichtungen<br />
und -diens ten ermöglicht wird.“<br />
Voraussichtliches Inkrafttreten<br />
Die neuen Vorschriften sollen gestaffelt<br />
in Kraft treten. Die Umsetzung der europäischen<br />
Leiharbeitsrichtlinie soll, wie<br />
in der europäischen Richtlinie vorgesehen,<br />
am 1. Dezember 2011 erfolgen.<br />
Vorgezogen werden sollen die Regelungen<br />
zur Verhinderung von Missbrauch<br />
der Leiharbeit. Hier ist als Termin<br />
zum Inkrafttreten der 1. Mai 2011 geplant.<br />
Wir werden weiter über die Details<br />
des neuen Gesetzes be<strong>richten</strong>.<br />
Kommt der Mindestlohn für Zeitarbeit?<br />
Außerhalb des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />
tut sich in Sachen<br />
Zeitarbeit Weiteres. Im Rahmen eines politischen<br />
Kompromisses um die geplante<br />
Hartz-4-Reform, ist jetzt Bewegung in die<br />
Mindestlohndiskussion gekommen, und<br />
die Regierungsparteien haben ihre bisherige<br />
Verweigerungshaltung aufgegeben.<br />
Mit der Festlegung eines Mindestlohns<br />
für Zeitarbeit ist daher noch in diesem<br />
Jahr zu rechnen.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
61
62<br />
URLRAUBSRECHT<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />
Moderne Zeiten – altes Urlaubsrecht<br />
ÜBERBLICK. Neue Arbeitsformen und die europäische Rechtsprechung machen<br />
den Umgang mit dem Bundesurlaubsgesetz zunehmend schwierig.<br />
Von Thomas Muschiol (Red.)<br />
Wir schreiben das Jahr 1963,<br />
in dem das Bundesurlaubsgesetz<br />
in Kraft getreten ist.<br />
Im Gegensatz zu anderen<br />
arbeitsrechtlichen Schutzgesetzen aus<br />
den 60er-Jahren, hat dieses Gesetz Jahrzehnte<br />
überstanden, ohne dass es zu<br />
größeren Reformen, geschweige denn<br />
zu einer Neufassung gekommen ist. Ein<br />
erstaunliches Phänomen, wenn man sich<br />
vorstellt, auf welchen arbeitsvertraglichen<br />
Rahmenbedingungen das Bundesurlaubsgesetz<br />
(BUrlG) seinerzeit aufsetzte<br />
und dies mit der derzeitigen modernen<br />
Beschäftigungswelt vergleicht. So waren<br />
1963 noch Beschäftigungsverhältnisse<br />
an sechs Wochentagen die Regel. Teilzeitbeschäftigungen<br />
waren nur eine unwesentliche<br />
Randerscheinung und Begriffe<br />
wie „Job-Sharing“ wären bestenfalls als<br />
Begriffe aus der Science-Fiction-Literatur<br />
durchgegangen. Umso verwunderlicher<br />
ist es, dass das Gesetz zügig auf die 50<br />
zugeht und es immer noch gelingt, die<br />
modernen Arbeitsformen mit dem alten<br />
Urlaubsrecht zu lösen. Wie aber hat es<br />
die Rechtsprechung im Einzelnen bewerkstelligt,<br />
die „modernen Zeiten“ an<br />
ein historisches Gesetz anzupassen?<br />
Das Problem der Sechstagewoche<br />
„Der Urlaub beträgt jährlich mindestens<br />
24 Werktage“, so nach wie vor der<br />
Wortlaut des § 3 Abs. 1 BUrlG. Insoweit<br />
geht das Gesetz immer noch von einer<br />
Sechstagewoche mit den Arbeitstagen<br />
von Montag bis Samstag aus. Für den Regelfall<br />
einer Fünftagewoche hat sich die<br />
Download<br />
Ein Muster für eine vertragliche<br />
Urlaubsklausel, bei der zwischen<br />
Mindest- und Zusatzurlaub<br />
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Rechtsprechung frühzeitig eine Lösung<br />
erdacht, die da heißt: „Der Arbeitnehmer<br />
soll nach dem Willen des Gesetzgebers einen<br />
jährlichen Urlaubsanspruch von vier<br />
Wochen haben, sodass bei einer Fünftagewoche<br />
der Mindesturlaubsanspruch<br />
entgegen dem Wortlaut des § 3 auf 20<br />
Arbeitstage festzulegen ist.“<br />
Umrechnung bei unregelmäßiger<br />
Verteilung von Arbeitstagen<br />
In den 90er-Jahren musste sich die<br />
Rechtsprechung zunehmend mit Urlaubsansprüchen<br />
bei unregelmäßiger<br />
Verteilung von Arbeitstagen beschäftigen.<br />
Entstanden ist eine Umrechnungsmethode,<br />
bei der die unterschiedliche<br />
Anzahl der Tage mit Arbeitspfl icht<br />
pro Kalenderwoche mit der Anzahl<br />
der Urlaubstage zueinander ins Verhältnis<br />
gesetzt werden. Diese Umrechnungsmethode<br />
wurde bei nach § 12<br />
Teilzeit- und Befristungsgestz (TzBfG)<br />
möglichen kapazitätsorientierten variablen<br />
Arbeitszeitvereinbarungen unter<br />
eine weitere Bewährungsprobe gestellt.<br />
Hier wäre der Urlaubsanspruch eigentlich<br />
erst am Jahresende ermittelbar, da<br />
erst dann die tatsächlichen Arbeitstage<br />
als Umrechnungsfaktor zur Verfügung<br />
stehen. An dieser Stelle zeigt sich zum<br />
ersten Mal deutlich, dass das Bundesurlaubsgesetz<br />
Grenzen der Auslegung<br />
erreicht hat. Dazu Arbeitsrechtler Dr.<br />
Peter H. M. Rambach: „Allerdings stellt<br />
sich bei der Arbeit auf Abruf neben dem<br />
Problem der Berechnung des Umfangs<br />
des Urlaubsanspruchs das Problem von<br />
dessen Erfüllung. Der Urlaubsanspruch<br />
kann nur erfüllt werden, wenn der Arbeitnehmer<br />
an den bestimmten Tagen<br />
auch hätte arbeiten müssen, das heißt,<br />
vom Arbeitgeber gerufen worden wäre.“<br />
Die richtige Lösung wäre nach Rambach<br />
in der Theorie folgende: „Der Arbeitnehmer<br />
muss dem Arbeitgeber also seine<br />
Urlaubswünsche mitteilen, worauf der<br />
Arbeitgeber erklären muss, dass er den<br />
Arbeitnehmer an den genannten Tagen<br />
auch zur Arbeit abgerufen hätte. Wäre<br />
dies nicht der Fall, tritt keine Erfüllung<br />
des Urlaubsanspruchs ein, an Tagen<br />
ohne Arbeitspfl icht, muss nämlich kein<br />
Urlaub genommen werden.“<br />
Übertragbarkeit und Verfall des Urlaubs<br />
„Der Urlaub muss im laufenden Kalenderjahr<br />
gewährt und genommen werden.“<br />
Dieser Grundsatz aus § 7 Abs. 3<br />
BUrlG ist eigentlich eindeutig. Bis auf<br />
die gesetzliche Ausnahme der Übertragung<br />
bis zum 31. März des Folgejahres,<br />
die ihrerseits wieder an ganz bestimmte<br />
Gründe gebunden ist, gehört es eigentlich<br />
zur unumstößlichen Dogmatik des<br />
Urlaubsrechts, dass ein Horten von Urlaub<br />
nicht möglich ist. Über Jahrzehnte<br />
hinweg hat das BAG auch jedem Versuch
widerstanden, einen Urlaubsanspruch<br />
in Folgejahre zu übertragen. Besondere<br />
praktische Bedeutung hatte dies in den<br />
Fällen der Langzeiterkrankung. Genau<br />
hier ist das Bundesurlaubsgesetz jetzt allerdings<br />
aus rechtlichen Gründen aus den<br />
Fugen geraten. Bekanntlich hat der Europäische<br />
Gerichtshof entschieden, dass<br />
im Fall von Langzeiterkrankungen der<br />
Urlaubsanspruch erhalten bleibt. Allerdings<br />
ist durch dieses Urteil auch ein Aspekt<br />
in Erinnerung gerufen worden, dem<br />
bisher die Praxis wenig Aufmerksamkeit<br />
Wenn heute eine Kommentierung des Urlaubsrechts erscheint, dann<br />
muss auch die Einbettung des deutschen in das internationale Recht<br />
dargestellt werden. Dem wird der Kommentar von Manfred Arnold<br />
und Christoph Tillmanns gerecht. So gelingt es der Autorin Birgit<br />
Zimmermann, in der Kommentierung unter § 1 BUrlG Rz. 5-10, 57-60<br />
kurz und prägnant darzustellen, wie das deutsche Urlaubsrecht durch<br />
die Vorabentscheidung des EuGH vom 20. Januar 2009 in der Sache<br />
„Schultz-Hoff“ in zwei dogmatischen Grundsätzen getroffen wurde,<br />
wonach zum einen der Urlaubsanspruch spätestens nach Ablauf der<br />
Übertragungsfrist auch bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit<br />
verfällt und zum anderen die Erfüllbarkeit des Abgeltungsanspruchs<br />
bei Krankheit die Widerherstellung der Arbeitsfähigkeit spätestens vor<br />
Ablauf der Übertragungsdauer voraussetzt. Arnold zeichnet in seiner<br />
Kommentierung zu § 7 BUrlG prägnant die in Befolgung der Vorabentscheidung<br />
ergangenen Reformurteile des BAG nach. Auf die noch offenen<br />
Baustellen, Begrenzung der Ansammlung von Urlaubsansprüchen<br />
aus mehreren Jahren, Geltung von Ausschluss- und Verjährungsfristen<br />
gewidmet hat. Das Bundesurlaubsgesetz<br />
regelt lediglich den Mindesturlaub, was<br />
wiederum bedeutet: Alle darüber hinaus<br />
gehenden zusätzlichen Urlaubstage sind<br />
gestaltbar. Fachleute empfehlen jetzt in<br />
den Arbeitsverträgen ausdrücklich eine<br />
Trennung von gesetzlichen Mindest- und<br />
darüber hinausgehendem freiwilligen<br />
Urlaubsanspruch (vergleiche unseren<br />
Online-Hinweis). Eine solche Differenzierung<br />
ist nicht nur als Vorsorge für<br />
den Fall einer Urlaubsübertragung in<br />
den Fällen der Langzeiterkrankung ge-<br />
Entscheidungshilfe für die Praxis<br />
für die Urlaubsabgeltung und Vererblichkeit,<br />
wird dabei verwiesen.<br />
In seiner Kommentierung des<br />
§ 3 BUrlG hat Rambach bereits<br />
die Vorabentscheidung des<br />
EuGH vom 22. April 2010 in der<br />
österreichischen Sache „Zentralbetriebsrat<br />
der Landeskrankenhäuser<br />
Tirols gegen Land Tirol“<br />
berücksichtigt. Die Neuaufl age<br />
des Kommentars ist umfassend<br />
auf der Höhe der Zeit. Sie verliert<br />
sich dennoch nicht im Gestrüpp<br />
der abstrakten Dogmatik, sondern<br />
bietet für alle Spezialfragen der<br />
personalrechtlichen Praxis und<br />
der anwaltlichen Beratung eine<br />
RECHT<br />
URLAUBSRECHT<br />
eignet, sondern kann auch für einen<br />
weiteren wichtigen Fall nützlich sein:<br />
Das Bundesurlaubsgesetz sieht eine<br />
Auszahlung von Urlaub nur bei Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses vor.<br />
Dieses Abgeltungsverbot im laufenden<br />
Arbeitsverhältnis gilt jedoch auch wiederum<br />
nur für den Mindesturlaub nach<br />
dem Bundesurlaubsgesetz. Bezüglich<br />
des Zusatzurlaubs können die Arbeitsvertragsparteien<br />
dagegen auch wirksam<br />
eine Abgeltung im bestehenden Arbeitsverhältnis<br />
vereinbaren.<br />
LITERATURTIPP<br />
Die vielschichtigen Fragen des Urlaubsrechts lassen sich allein mit einem Gesetzestext kaum lösen. Rechtsprechung und betriebliche<br />
Praxis sind insoweit auf fundierte Kommentierliteratur angewiesen.<br />
Bundesurlaubsgesetz. Herausgegeben<br />
von Manfred Arnold und<br />
Christoph Tillmanns, Vorsitzende<br />
Richter am Landesarbeitsgericht<br />
Baden-Württemberg, 2. Aufl age<br />
2010, ISBN: 978-3-448-10013-6,<br />
750 Seiten mit CD-ROM, 69,00 Euro<br />
verlässliche Entscheidungsgrundlage. Sämtliche Autoren verdeutlichen<br />
mit zahlreichen Beispielen und Hinweisen die Auslegung und<br />
Anwendung der urlaubsrechtlichen Vorschriften sowie der auf diesem<br />
Rechtsgebiet besonders wichtigen richterrechtlichen Rechtssätze.<br />
Eine schöne Zugabe: Der komplette Kommentartext zum BUrlG und den<br />
sonstigen Urlaubsbestimmungen ist mit allen zitierten Entscheidungen<br />
auf der dem Buch beigefügten CD-ROM aufrufbar. Dieser Kommentar<br />
ist für den Praktiker unverzichtbar. Empfehlung: Kaufen!<br />
Von Franz Josef Düwell<br />
Prof. Franz Josef Düwell<br />
ist Vorsitzender Richter des<br />
9. Senats am Bundesarbeitsgericht.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
63
64 URLAUBSRECHT<br />
„Kreatives Umrechnen gefragt“<br />
INTERVIEW. Zu aktuellen Auslegungsfragen des Bundesurlaubsgesetzes<br />
befragten wir die Herausgeber eines Standardkommentars.<br />
personalmagazin: Speziell zum Urlaub von<br />
Teilzeitbeschäftigten macht ein Urteil,<br />
bei dem der Wechsel von Voll- in Teilzeit<br />
eine Rolle spielt, die Runde. Was ist<br />
darunter zu verstehen und wie kann die<br />
Praxis darauf reagieren?<br />
Christoph Tillmanns: Der EuGH hat – vereinfacht<br />
dargestellt – zu einem Tiroler<br />
Landesgesetz entschieden, dass beim<br />
Wechsel von Vollzeit in Teilzeit der<br />
während der Vollzeitphase erworbene<br />
Urlaub – sofern er noch nicht genommen<br />
werden konnte – nicht durch die<br />
Vereinbarung von Teilzeit gekürzt<br />
werden darf. Welche Auswirkungen<br />
das auf das deutsche Urlaubsrecht hat,<br />
lässt sich noch nicht endgültig absehen<br />
und wird derzeit heftig diskutiert. Da<br />
nach dem EuGH das Urlaubsentgelt ein<br />
Teil des Urlaubsanspruchs ist, liegt es<br />
nach unserer Auffassung nahe, dass<br />
der Mitarbeiter für die verbleibenden<br />
Urlaubstage ein erhöhtes Urlaubsentgelt<br />
bezieht, mit dem auch das in der<br />
Vollzeitphase erarbeitete Urlaubsentgelt<br />
abgegolten wird.<br />
personalmagazin: Können Sie dazu ein<br />
erläuterndes Beispiel nennen?<br />
Tillmanns: Nehmen wir an, ein Mitarbeiter<br />
arbeitet zunächst in Vollzeit/<br />
Fünftagewoche und hat einen Urlaubsanspruch<br />
von 30 Tagen. Am 1. Juli<br />
wechselt er in Teilzeit mit 50 Prozent<br />
unter Beibehaltung der Fünftagewoche.<br />
Bisher konnte er noch keinen Urlaub<br />
nehmen. Als Lösung bietet sich nun<br />
an, dass er weiterhin 30 Tage Urlaub<br />
hat, sein Urlaubsentgelt aber unterschiedlich<br />
hoch ist. Für 15 Tage erhält<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
er als Urlaubsentgelt seine bisherige<br />
Vollzeitvergütung, für die weiteren 15<br />
Tage seine Teilzeitvergütung. Als Tipp<br />
für die Praxis kann einstweilen gelten:<br />
Problem erkennen heißt Problem<br />
vermeiden. Der Arbeitnehmer sollte vor<br />
einem Arbeitszeitwechsel den auf den<br />
bisherigen Zeitraum anteilig entfallenden<br />
Urlaub genommen haben.<br />
personalmagazin: Lassen sich neue Arbeitsformen<br />
mit wechselndem Umfang<br />
der Wochenarbeitszeit oder Vereinbarungen<br />
über Vertrauensarbeitszeit<br />
überhaupt noch sachgerecht lösen?<br />
Manfred Arnold: Grundsätzlich ja, allerdings<br />
muss man eine gewisse Kreativität<br />
auf die Umrechnungsregelungen<br />
verwenden. Bei Vertrauensarbeitszeit<br />
Christoph Tillmanns<br />
ist Vorsitzender Richter am LAG Baden-<br />
Württemberg und Herausgeber eines<br />
Kommentars zum Urlaubsrecht.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />
interessiert es nicht, wann und wie viel<br />
der Arbeitnehmer am einzelnen Tag<br />
gearbeitet hat. Der Urlaub ist hier kein<br />
Problem: An den vereinbarten Urlaubstagen<br />
bekommt der Arbeitnehmer das<br />
vereinbarte Entgelt fortgezahlt und hat<br />
sich jeder Arbeitsleistung zu enthalten.<br />
Bei wechselndem Umfang der Wochenarbeitszeit<br />
lässt sich keine pauschale<br />
Antwort geben. In der Praxis werden<br />
aber immer wieder Lösungen gefunden,<br />
die von Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
als gerecht und zufriedenstellend empfunden<br />
werden. Ein Beispiel dafür ist<br />
das Umrechnen des Urlaubsanspruchs<br />
<strong>statt</strong> auf Tage auf Stunden, in Abhängigkeit<br />
von der Jahresarbeitszeit. Hier<br />
muss man in der Tat zugeben, dass das<br />
BUrlG mit der Trennung von Urlaubsdauer<br />
in Tagen und Entgeltberechnung<br />
bei unterschiedlichen Tagesarbeitszeiten<br />
in der Woche nicht immer zu<br />
zufriedenstellenden Lösungen führt.<br />
personalmagazin: Ein klassisches Problem<br />
ist die Regelung, dass Urlaub erst nach<br />
sechs Monaten in vollem Umfang entsteht.<br />
Hier wird meist abweichend vom<br />
Gesetz der Urlaub gezwölftelt. Unter<br />
welchen Voraussetzungen ist eine solche<br />
Abweichung überhaupt möglich?<br />
Tillmanns: Erst mal zur Klarstellung: Der<br />
Urlaub entsteht nur im Eintrittsjahr<br />
erst nach sechs Monaten in vollem<br />
Umfang. Danach hat der Arbeitnehmer<br />
schon am 1. Januar Anspruch<br />
auf seinen vollen Jahresurlaub. Eine<br />
konsequente Zwölftelung des Jahresurlaubs<br />
ist nicht erlaubt, denn der<br />
gesetzliche Mindesturlaub muss dem
Manfred Arnold<br />
ist Vorsitzender Richter am LAG Baden-<br />
Württemberg und Herausgeber eines<br />
Kommentars zum Urlaubsrecht.<br />
Arbeitnehmer immer voll zur Verfügung<br />
stehen. Daraus ergibt sich aber<br />
auch die Möglichkeit, dass aufgrund<br />
einer ausdrücklichen Vereinbarung der<br />
übergesetzliche Urlaub bei unterjährigem<br />
Austritt gekürzt oder gequotet<br />
werden darf. Eine solche Vereinbarung<br />
könnte lauten: Im Jahr des Ein- oder<br />
Austritts erhält der Arbeitnehmer für<br />
jeden vollen Monat des Bestehens des<br />
Arbeitsverhältnisses ein Zwölftel seines<br />
Urlaubsanspruchs. Er erhält jedoch in<br />
jedem Fall den gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch.<br />
Darüber hinaus besteht<br />
nach § 6 BUrlG auch die Möglichkeit,<br />
im Jahr des Eintritts den Urlaub um den<br />
beim Vorarbeitgeber gewährten oder<br />
abgegoltenen Urlaub zu kürzen. In der<br />
Praxis wird diese Vorschrift oftmals<br />
aber ignoriert, weil wir wie selbstverständlich<br />
von einer allgemeinen Zwölftelungsregelung<br />
ausgehen.<br />
personalmagazin: Apropos Abweichung:<br />
Viele Unternehmen sehen aufgrund<br />
spezieller tarifvertraglicher Regelungen<br />
keinen Grund in das BUrlG zu schauen.<br />
Arnold: Da ist schon die Grundannahme<br />
problematisch: Auch bei Geltung eines<br />
Tarifvertrags gilt die Rechtsprechung<br />
zum BUrlG fast ausnahmslos, weil auch<br />
Tarifverträge für den gesetzlichen Mindesturlaub<br />
nicht vom BUrlG abweichen<br />
dürfen. Das wurde zuletzt deutlich bei<br />
der Entscheidung des BAG zum Nichtverfall<br />
von Urlaubsansprüchen bei lang<br />
andauernder Krankheit. Im Übrigen<br />
gilt auch für Tarifverträge der Grundsatz:<br />
Wird nicht zwischen gesetzlichem<br />
und übergesetzlichem Urlaubsanspruch<br />
deutlich unterschieden, gelten die<br />
Regelungen des BUrlG für den ganzen<br />
Urlaubsanspruch. Ob sich die Mitarbeiter<br />
einer Personalabteilung allerdings<br />
darüber freuen, jetzt auch noch<br />
zwischen dem gesetzlichen und dem<br />
übergesetzlichen Urlaub unterscheiden<br />
zu müssen, ist eine andere Frage.<br />
personalmagazin: Gibt es auch andere<br />
Gesetze, in denen ebenso bei Geltung<br />
eines Tarifvertrags das Urlaubsrecht<br />
eine zwingende Rolle spielt?<br />
Arnold: Ja, einige wichtige sogar. Am<br />
bekanntesten ist der Zusatzurlaub für<br />
schwerbehinderte Menschen nach §<br />
125 Sozialgesetzbuch IX. Aber auch das<br />
Mutterschutzgesetz und das Bundeselterngeld-<br />
und Elternzeitgesetz wie<br />
auch das Arbeitsplatzschutzgesetz<br />
enthalten urlaubsrechtliche Sonderregelungen.<br />
Deshalb haben wir in unserem<br />
Kommentar auch diese Gesetze<br />
in die Kommentierung umfassend mit<br />
aufgenommen.<br />
personalmagazin: Mit der Entscheidung<br />
„Schulz-Hoff“ hat ein bis dahin unumstößliches<br />
Dogma ein Ende gefunden,<br />
nämlich der Verfall von Urlaubsansprüchen,<br />
die bei Langzeiterkrankungen<br />
jetzt noch jahrelang gefordert werden<br />
können. Wie sind die in diesem Zusammenhang<br />
für die Praxis wichtigsten<br />
Fragen nach der Dauer der Rückwirkung<br />
und bei einer rückwirkenden<br />
Gewährung einer Erwerbsunfähigkeitsrente<br />
zu beantworten?<br />
Tillmanns: Die Dauer der Rückwirkung<br />
hat das BAG jüngst entschieden. Sie<br />
reicht sogar bis 1996. Allerdings ist<br />
hier das letzte Wort noch nicht gesprochen.<br />
Das LAG Hamm hat dem EuGH<br />
nochmals die Frage vorgelegt, ob in<br />
unbegrenzter Höhe Urlaubsansprüche<br />
aufl aufen können. Das sehen übrigens<br />
auch Arbeitnehmervertreter mit<br />
gemischten Gefühlen, denn durch die<br />
Anhäufung von Urlaubsansprüchen<br />
überlegt so mancher Arbeitgeber, ob er<br />
Langzeitkranken zur Vermeidung dieser<br />
wirtschaftlichen Belastungen nicht<br />
doch besser zeitig kündigt, bei denen er<br />
ansonsten zugewartet hätte.<br />
Hinsichtlich der Problematik einer<br />
Erwerbsunfähigkeitsrente stellt sich vor<br />
allem das Problem der befristeten Rente.<br />
Diese führt regelmäßig zum Ruhen<br />
des Arbeitsverhältnisses. Damit stellt<br />
sich die Frage, ob auch in dieser Zeit<br />
ein Urlaubsanspruch entsteht und ob es<br />
sich um Urlaubsansprüche handelt, die<br />
wegen Krankheit nicht verfallen. Hier<br />
liegen dem BAG mehrere unterschiedliche<br />
Entscheidungen von Landesarbeitsge<strong>richten</strong><br />
vor. Mit einer Klärung<br />
kann in absehbarer Zeit gerechnet<br />
werden.<br />
personalmagazin: Wenn Sie einen Wunsch<br />
frei hätten: An welcher Stelle sollte der<br />
Gesetzgeber das BUrlG anpassen?<br />
Arnold: Das Gesetz geht immer noch davon<br />
aus, dass der Urlaub grundsätzlich<br />
zusammenhängend genommen werden<br />
muss. Das entspricht in Zeiten von<br />
Billigfl iegern nicht mehr der Realität.<br />
Allerdings sollte es bei einem zusammenhängenden<br />
Mindesturlaub von<br />
zwei Wochen bleiben. Noch besser wäre<br />
ein einheitliches Arbeitsvertragsgesetz.<br />
Tillmanns: Der Gesetzgeber sollte das<br />
Problem des Urlaubsanspruchs bei<br />
Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit<br />
regeln und es nicht wieder einmal den<br />
Ge<strong>richten</strong> überlassen. Außerdem sollte<br />
es möglich werden, die Urlaubsansprüche<br />
auch alternativ auf Stundenbasis<br />
gemessen an der Jahresarbeitszeit zu<br />
berechnen.<br />
Das Interview führte Thomas Muschiol.<br />
RECHT<br />
URLAUBSRECHT<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
65
66 SELF SERVICE<br />
„Mein Karrierevorsatz 2011“<br />
Wie Sie ihn wirklich in die Tat umsetzen<br />
Zum Jahreswechsel haben sich<br />
viele Menschen Gedanken über<br />
Veränderungen gemacht. Jetzt<br />
mangelt es nicht an guten Vorsätzen<br />
– sowohl im Privat- als auch im<br />
Berufsleben: Mehr Sport treiben, gesünder<br />
ernähren, auf der Karriereleiter<br />
einen Schritt<br />
weiterkommen<br />
oder endlich eine<br />
bestimmte<br />
Qualifi kation erwerben.<br />
Doch so<br />
unterschiedlich<br />
die Vorsätze<br />
auch sind, eines<br />
haben sie häufi<br />
g gemeinsam:<br />
Schon nach kurzer Zeit geraten sie<br />
in Vergessenheit und werden – heimlich,<br />
still und leise – aufgegeben.<br />
Damit Ihnen das nicht passiert,<br />
haben das Personalmagazin und die<br />
Dis AG die Serie „Besser machen –<br />
Mein Karrierevorsatz 2011“ gestartet.<br />
Darin erfahren Sie, wie aus guten<br />
Absichten realisierbare Vorsätze werden.<br />
Woran Vorsätze scheitern, fasst<br />
HR Business Phrases<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Die Serie hilft Ihnen, Vorsätze zu realisieren.<br />
Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement<br />
an der Hochschule<br />
für Technik, Wirtschaft und Kultur<br />
in Leipzig, im Auftakt zur Serie zusammen:<br />
„Die meisten Menschen<br />
setzen sich mit Vorsätzen Ziele, die<br />
sie erreichen möchten. Dabei legen<br />
sie oftmals nicht<br />
den Weg fest, auf<br />
dem die Ziele erreicht<br />
werden<br />
sollen. Und sie<br />
sind nicht darauf<br />
vorbereitet,<br />
die Ziele auch<br />
bei möglichen<br />
Widrigkeiten<br />
kon sequent und<br />
unbeirrt zu verfolgen.“<br />
Im ersten Teil der Serie erfahren<br />
Sie, welche Rolle die Selbsteinschätzung<br />
spielt. Danach erklären die<br />
Experten der Dis AG, wie Sie sich Herausforderungen<br />
stellen, dabei auch<br />
andere unterstützen, tatsächlich<br />
Neues lernen, die Selbsthilfe nutzen<br />
und die Eigeninitiative steuern.<br />
www.haufe.de/personal<br />
„Our testing agenda will include …“<br />
Halten Sie ein internationales Assessment-Center ab, sollten Sie den Teilnehmern<br />
zunächst dessen Ablauf und Inhalte erläutern: „Our testing agenda will include…“,<br />
„During the assessment you’ll be confronted by…“, „You’ll have to cope with a<br />
mixture of different activities…“ Vergessen Sie dabei nicht, einige beruhigende<br />
Worte zu sagen („to reassure the attendees“), etwa: „We don’t need to get hot<br />
under the collar. It’s all really simple“.<br />
An dieser Stelle stellt Ihnen das Personalmagazin hilfreiche Redewendungen aus dem Englischen<br />
vor. Diese sind dem Haufe Praxisratgeber „Englisch für die Personalarbeit“ entnommen.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />
10 GOLDENE REGELN<br />
Für produktive<br />
Web-Konferenzen<br />
Immer häufi ger verzichten Unternehmen<br />
auf Dienstreisen und halten <strong>statt</strong>dessen<br />
Web-Konferenzen ab. Doch hierbei gibt<br />
es einige Grundregeln zu beachten. Cisco<br />
Web Ex Deutschland gibt einige Tipps.<br />
EINS Technik: Vor dem Start einer Web-<br />
Konferenz sollten sich alle Teilnehmer<br />
mit der Technik vertraut machen und das<br />
gesamte Equipment ausprobieren.<br />
ZWEI Weniger ist mehr: Die Zahl der<br />
Teilnehmer sollte auf sechs bis sieben,<br />
die Dauer auf 90 Minuten begrenzt sein.<br />
DREI Verfügbarkeit: Achten Sie auf<br />
Zeitzonen und lokale Feiertage.<br />
VIER Ruhe: Hintergrundgeräusche sind<br />
störend. Sie fallen vor Ort viel weniger<br />
auf als bei den verbundenen Partnern.<br />
FÜNF Materialien: Alle benötigten Unterlagen<br />
sollten vorher bereitliegen.<br />
SECHS Programm: Der Moderator sollte<br />
eine klare Agenda verwenden und<br />
immer wieder darauf Bezug nehmen.<br />
SIEBEN Ohne Webcam: Wer sich in<br />
einem Online-Meeting ohne Webcam<br />
zu Wort meldet, sollte stets seinen<br />
Namen nennen. Zudem erfordern solche<br />
Konferenzen mehr Konzentration.<br />
ACHT Keine Monologe: Monologe führen<br />
dazu, dass die übrigen Teilnehmer abdriften.<br />
Hier muss der Moderator eingreifen.<br />
NEUN Präsentationen: Die Grundregeln<br />
wie zum Beispiel große, klare Schrifttypen<br />
müssen in Web-Konferenzen<br />
unbedingt eingehalten werden.<br />
ZEHN Getränke: Tassen und Gläser dürfen<br />
nicht neben dem Mikrofon platziert werden,<br />
weil Klappern und Klirren störten.
Tipps für die Wissensvermittlung<br />
Menschen Wissen und Können<br />
zu vermitteln, ist Alltag vieler<br />
Führungskräfte, Ausbilder und<br />
Trainer. Wenn Sie es sich künftig ersparen<br />
wollen, Dinge mehrfach zu erklären,<br />
sollten Sie auf die „Anker“-Strategie von<br />
Sabine Prohaska, Inhaberin des Trainings-<br />
und Beratungsunternehmens Seminar<br />
Consult, zurückgreifen. Jeder der<br />
fünf Anfangsbuchstaben von „Anker“<br />
steht für eine Regel.<br />
Erstens: Anfang und Ende der Unterweisung<br />
sollte die wichtigsten Informationen<br />
enthalten. Denn was zu Beginn<br />
und am Schluss gesagt wird, bleibt am<br />
ehesten im Gedächtnis haften.<br />
Zweitens: Nein und Nicht sind Worte,<br />
die Sie in diesem Zusammenhang ver-<br />
meiden sollten. Denn diese Begriffe<br />
ignoriert unser Gehirn.<br />
Drittens: Kurz halten ist die Devise bei<br />
der Wissensvermittlung. Denn das Kurzzeitgedächtnis<br />
stellt die Pforte zum Langzeitgedächtnis<br />
der Menschen dar. Doch<br />
dieses hat eine begrenzte Kapazität.<br />
Viertens: Emotionen hervorrufen und<br />
Bilder verwenden ist eine wichtige Methode,<br />
um Wissen in den Köpfen der<br />
Mitarbeiter zu verankern. Denn Gefühle<br />
– insbesondere positive – regen das Gehirn<br />
an.<br />
Fünftens: Relationen zum bereits<br />
vorhandenen Wissen herstellen. Denn<br />
solche Informationen verankern sich im<br />
menschlichen Gehirn weiter.<br />
www.seminarconsult.at<br />
Vergütungs-Check: Das verdient ein<br />
Personalmarketingexperte<br />
Die Gehälter der wichtigsten Tätigkeitsfelder im Personalwesen stellt das<br />
Personalmagazin in Zusammenarbeit mit dem Gehaltsexperten Personalmarkt<br />
Services in jeder Ausgabe vor. Im Internet fi nden Sie eine<br />
Aufl istung der Gehälter mit Prämien und Zusatzleis tungen sowie ein Tool, mit<br />
dem Sie Ihr eigenes Gehalt prüfen können. www.personalmagazin.de/gehalt<br />
Vergütung von Personalmarketingexperten<br />
Firmengröße (in Mitarbeiter) Q3 Median Q1<br />
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21–50 42.450 € 36.328 € 31.222 €<br />
51–100 45.765 € 40.296 € 33.770 €<br />
100–1000 50.934 € 42.045 € 35.516 €<br />
> 1000 58.183 € 46.108 € 38.708 €<br />
ÜBERSICHT<br />
Sept.: Personalentwickler<br />
Okt.: Fachlicher Trainer<br />
Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />
Dez.: Syndikus<br />
Jan.: Lohn und Gehalt<br />
Feb.: Personalmarketing<br />
März: Personalleiter<br />
April: Personalreferent<br />
Mai: Personalsachbearbeiter<br />
Juni: Personalberater<br />
Juli: Personaldisponent<br />
Aug.: Branchenvergleich<br />
Q3: oberes Quartil (25 % aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />
Q1: unteres Quartil (25 % unterschritten diesen Betrag). Veränderungen gegenüber<br />
dem Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 2,6 %. Quelle: PersonalMarkt, 2011<br />
PERSÖNLICH<br />
SELF SERVICE<br />
Mit der Anker-Strategie können Sie bessere Lernergebnisse<br />
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Aktuelles Wissen<br />
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Arbeitsrecht, Lohnsteuer und Sozialversicherung<br />
an ihren Arbeitsplatz holen.<br />
Entweder als Gesamtpaket oder als Einzelmodul<br />
Arbeitsrecht beziehungsweise<br />
Lohnsteuer. Voraussetzungen sind ein<br />
Internet-Zugang über DSL, ein aktueller<br />
Adobe Flash Player sowie Lautsprecher<br />
oder Headset. Aktuelle Themen sind<br />
Änderungen im Meldeverfahren, die<br />
Neuregelung der Beurteilung von JAE-<br />
Überschreitern, die Gesundheitsreform<br />
der GKV sowie die Änderungen beim<br />
Aufwendungsausgleichsgesetz. Die Teilnehmer<br />
erhalten die Tagungsunterlagen<br />
als PDF, einen E-Mail-Aktualisierungsservice<br />
sowie Zugang zum Online-Forum<br />
mit den Referenten. www.haufe.de<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
© ANDREA DANTI / SHUTTERSTOCK<br />
67
68 JOBFITNESS<br />
HR-Netzwerke<br />
People International<br />
Ansprechpartner: Erika H. A. Schulz<br />
E-Mail: schulz@cdc.de<br />
People International ist eine Veranstaltungsreihe<br />
des Centrums Rhein-Main der international<br />
tätigen Carl Duisberg Centren. Im Großraum<br />
Frankfurt kommen die Teilnehmer zweimal<br />
jährlich in den Räumen der Telc GmbH (Bleich -<br />
str. 1 in Frankfurt/Main) zusammen, um sich zu<br />
HR-Themen und speziell zu den Anforderungen<br />
der internationalen Arbeitswelt auszutauschen.<br />
Die Veranstaltungsreihe ist im Oktober 2010<br />
gestartet und befasst sich speziell mit fremdsprachlicher<br />
Kommunikation und Interaktion im<br />
internationalen Geschäft. Ziel ist es, den Bedarf<br />
in diesem Bereich aufzuzeigen beziehungsweise<br />
Lösungsmöglichkeiten zu präsentieren. Die<br />
Treffen beginnen mit einem Vortrag innerhalb<br />
dieses Themenumfelds und münden in eine<br />
Diskussion und die Möglichkeit zum Networking.<br />
Interessenten können sich an Erika H. A. Schulz,<br />
Leiterin des Centrums Rhein-Main, wenden.<br />
Die Frankfurter Skyline bildet die<br />
Kulisse für internationale Themen.<br />
Unterhalten auch Sie einen nicht kommerziellen<br />
Personaler-Treff und sind offen für neue<br />
Mitglieder? Dann schreiben Sie an redaktion@<br />
personalmagazin.de, Stichwort „HR-Netze“.<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />
Personalentwicklung ganz praxisnah<br />
Der Zertifi katskurs „Personalentwicklungsexperte“ vermittelt berufsbegleitend<br />
in acht Monaten Wissen über Instrumente, Methoden<br />
und Kenntnisse der Personalentwicklung. Der universitäre<br />
Kurs ist in sechs Module aufgeteilt und fi ndet in Augsburg und München<br />
<strong>statt</strong>. Er richtet sich an Personalsachbearbeiter, -entwickler, -referenten<br />
und Assistenten der Geschäftsführung. In Projektarbeit, Praxissimulationen<br />
und Gruppenarbeiten<br />
können die Teilnehmer das<br />
Wissen in die Praxis transferieren.<br />
Zu den Referenten<br />
zählen Professor Lutz von<br />
Rosenstil, Emeritus für<br />
Wirtschafts- und Organisationspsychologie<br />
an der<br />
LMU München, und Professor<br />
Peter Schettgen, Leiter<br />
des Zentrums für Weiterbildung<br />
und Wissenstransfer<br />
an der Universität Augsburg.<br />
www.uni-augsburg.de Personalentwicklung an der Universität lernen.<br />
Weiterbildung für Personalprofi s<br />
MEDIATION Meinungsverschiedenheiten<br />
mit Geschäftspartnern<br />
und innerhalb des Unternehmens<br />
schlichten lernen die Teilnehmer<br />
des zwölfmonatigen Fernlehrgangs<br />
„Wirtschaftsmediation mit IHK-Zertifi<br />
kat“. Juristische Vorkenntnisse<br />
sind nicht nötig. Die Teilnehmer<br />
erfahren, wie sie sich in die Rolle<br />
des Vermittlers einfi nden und eine<br />
konsensorientierte Kommunikation<br />
führen. Zwei Präsenzseminare<br />
bereiten auf die IHK-Prüfung vor.<br />
www.ils.de<br />
BERATUNG „Organisationale Veränderungsprozesse<br />
gestalten“ ist<br />
der Titel von drei Weiterbildungen<br />
zum Organisationsberater, die im<br />
März, Juni und Oktober starten.<br />
Die berufsbegleitenden Weiterbildungen<br />
dauern jeweils 18 Monate<br />
und <strong>richten</strong> sich an Personen, die<br />
Veränderungsprozesse planen,<br />
steuern und gestalten. Sie sind modular<br />
aufgebaut und gliedern sich in<br />
neun Workshops von je zwei Tagen.<br />
Zudem erstellen die Teilnehmer Interventionsdokumentationen<br />
und<br />
Fallbeschreibungen. www.wsfb.de<br />
FÜHRUNG In der Weiterbildung „Prinzip<br />
der minimalen Führung“ lernen<br />
Führungskräfte, wie sie in ihrer Aufgabe<br />
mehr Wirkung entfalten. Die<br />
berufsbegleitende Weiterbildung,<br />
die im März startet und über sechs<br />
Monate geht, besteht aus drei dreitägigen<br />
Seminar- und Trainingsmodulen:<br />
Sich selbst führen, dialogisches<br />
Führen und Teams führen. Der Veranstalter<br />
bietet auch ein dreitägiges<br />
Kompaktseminar mit dem gleichen<br />
Titel an. www.ifsm-online.com
Termine im März und April<br />
Messen und Kongresse<br />
HANDELSBLATT JAHRES-<br />
TAGUNG „BETRIEBLICHE<br />
ALTERSVERSORGUNG 2011“<br />
SAP-KONGRESS FÜR<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
28. bis 30. März,<br />
Berlin<br />
29. und 30. März,<br />
Mannheim<br />
18. PERSONALKONFERENZ 30. und 31. März,<br />
Halle<br />
Persönliche Kompetenzen<br />
DURCHSETZUNGSSTRATEGIEN<br />
FÜR FRAUEN<br />
KOMMUNIZIEREN –<br />
ABER RICHTIG!<br />
KARRIEREN DER ZUKUNFT<br />
– ZWISCHEN FLOW UND<br />
BURNOUT<br />
Personal-Fachthemen<br />
DIE ABMAHNUNG ALS<br />
EFFEKTIVES INSTRUMENT<br />
DER PERSONALARBEIT<br />
AUSLANDSENTSENDUNG VON<br />
MITARBEITERN<br />
23. und 24. März,<br />
Frankfurt am Main<br />
28. März,<br />
München-Unterhaching<br />
28. und 29. April,<br />
Dresden<br />
15. März,<br />
Wuppertal<br />
22. und 23. März,<br />
Frankfurt am Main<br />
REKRUTIERUNG IM WEB 2.0 4. April,<br />
Glattbrugg (CH)<br />
Online<br />
Handelsblatt Veranstaltungen c/o<br />
Euroforum Deutschland SE<br />
Tel. 02 11 / 96 86 34 63<br />
www.handelsblatt-bav.de<br />
SAP Deutschland AG<br />
Tel. 0 62 27 / 76 38 64<br />
www.sap.com/germany/about/ events<br />
Martin-Luther-Universität<br />
Halle-Wittenberg<br />
Tel. 03 45 / 5 52 33 34<br />
http://personal.wiwi.uni-halle.de/<br />
personalkonferenz<br />
Management Forum Starnberg<br />
Tel. 0 81 51 / 2 71 90<br />
www.management-forum.de<br />
Haufe Akademie<br />
Tel. 07 61 / 4 70 88 11<br />
www.haufe-akadmie.de<br />
IAG Dresden<br />
Tel. 03 51 / 4 57-1963,<br />
www.dguv.de/iag<br />
Technische Akademie Wuppertal<br />
Tel. 02 02 / 7 49 50<br />
www.taw.de<br />
Management Circle AG<br />
Tel. 0 61 96 / 4 72 26 90<br />
www.managementcircle.de<br />
ZfU International Business School<br />
Tel. 00 41 (0) 44 / 7 22 85 67<br />
www.zfu.ch<br />
Immer aktuell auf dem Laufenden: Die Termine für Messen und Kongresse im Monat<br />
Februar fi nden Sie auf unserem Online-Portal. Stichwort: „Aktuelle Termine“.<br />
www.personalmagazin.de<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
Top-Termin<br />
PERSÖNLICH<br />
TERMINE<br />
4. Personalkongress<br />
Krankenhäuser<br />
Unter dem Motto „Die Kunst der richtigen<br />
Führung“ fi ndet am 30. und 31. März in der Kölnmesse<br />
der 4. Personalkongress Krankenhäuser<br />
<strong>statt</strong>. Die Veranstalter (Medizinische Hochschule<br />
Hannover, Kliniken der Stadt Köln, Uniklinik Köln,<br />
Kienbaum) warten mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen<br />
und Workshops im Programm auf.<br />
Tel. 05 11 / 5 32 28 73,<br />
www.personalkongress-kliniken.de<br />
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o n l i n e<br />
in 6 Monaten<br />
zur IHK-Prüfung<br />
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Telefon 02 61 - 3 04 71 16<br />
knopp@koblenz.ihk.de<br />
www.personalfachkaufmann-online.de<br />
69
70 BUCHTIPPS<br />
Typische Fallen im<br />
Netz umgehen<br />
MEDIENKOMPETENZ<br />
Amazon weiß, welche<br />
Bücher Sie interessieren.<br />
Facebook<br />
kennt Ihre Freunde.<br />
Und Youtube stellt<br />
die Videos von Ihrer<br />
Firmenfeier zur<br />
Verfügung. Für diejenigen, die sich<br />
von dem nahezu unlöschbaren Gedächtnis<br />
des World Wide Web bedroht<br />
fühlen, legt Thomas Köhler<br />
die Wirkungsmechanismen des Internets<br />
dar. Er liefert Hintergründe<br />
zu Diensten wie Twitter und Blogs<br />
und beschreibt typische Internet-<br />
Fallen. Außerdem beschreibt er,<br />
wie Internet-Nutzer ihre Online-Reputation<br />
optimieren und wie sie bei<br />
Bedarf Surfspuren verwischen.<br />
BEWERTUNG: Das Buch richtet sich vornehmlich<br />
an private Internet-Nutzer<br />
und weniger an Organisationen, die<br />
ebenfalls in Sachen Online-Reputationsmanagement<br />
aktiv werden<br />
sollten. (dfu)<br />
Thomas R. Köhler: Die Internet-Falle. 234 Seiten,<br />
Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt/Main,<br />
2010. 19,90 Euro.<br />
Wie Führungskräfte<br />
ihre Teams begeistern<br />
MOTIVATION „Begeisterung“<br />
ist nach<br />
Defi nition von Ralf<br />
Strupat das genaue<br />
Gegenteil von Langeweile:<br />
Ein positives<br />
Hochgefühl.<br />
Begeisterte Kunden<br />
bleiben treu und generieren neue<br />
Kunden. Aber ohne begeisterte Mitarbeiter<br />
ist keine Kundenbegeisterung<br />
möglich. Und dafür werden<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.de<br />
Jörg Schwitalla ist Personalvorstand der MAN SE mit Hauptsitz in München.<br />
Orientierung für Führungskräfte<br />
MANAGEMENT Ratgeber für Führungskräfte gibt<br />
es viele, warum also „Das Hirtenprinzip“ von<br />
Kevin Leman und William Pentak herausgreifen?<br />
Weil es Führungsgrundsätze erfrischend unkonventionell<br />
darstellt und prägnant zeigt, worauf<br />
es letztlich ankommt. Das nur 140 Seiten starke<br />
Buch vermittelt diese Grundregeln in leichtgeschriebener<br />
Romanhandlung ohne belanglos zu<br />
sein: Ein altgedienter Manager bringt einem jungen<br />
Reporter seine sieben Führungsprinzipien nahe,<br />
mit denen er das Unternehmen vorangebracht<br />
hat. In je einem Kapitel werden diese Grundsätze<br />
eingängig vermittelt. Unterstützt wird der klare<br />
Aufbau durch ein Fazit an jedem Kapitelende<br />
und eine Zusammenfassung der Ergebnisse am<br />
Schluss des Buchs. Der Leser muss sich nicht<br />
stapelweise durch komplizierte Theoriegebäude<br />
kämpfen, zugleich gelingt es den Autoren, nicht<br />
ins Banale abzugleiten. Die Erkenntnisse sind<br />
einfach und lebensnah <strong>statt</strong> technokratisch und<br />
trocken. Ohne hohe Leistungsstandards geht<br />
es nicht, aber Führungskräfte haben auch eine<br />
Fürsorgepfl icht. Dies ist der Kitt, der ein Team zu-<br />
MEIN KLASSIKER<br />
sammenhält und die Basis für Motivation und<br />
Leistung schafft. Dazu gehört es übrigens<br />
auch, einen Mitarbeiter zu schützen, wenn er<br />
mal Mist gebaut hat. Sicher, die Ergebnisse<br />
sind nicht völlig überraschend und vereinfachend<br />
dargestellt. Das (Geschäfts-) Leben<br />
ist nicht immer mit einfachen Weisheiten<br />
zu managen, aber dadurch werden diese<br />
Grundsätze nicht falsch und manchmal ist<br />
der Blick darauf verstellt. Personalführung<br />
bedeutet Verantwortung für Menschen – und<br />
dabei bieten diese Leitlinien eine sehr gute<br />
Orientierung. Sie sind unabhängig von Trends<br />
gültig, kurz: Ein Klassiker.<br />
Kevin Leman, William<br />
Pentak: Das Hirtenprinzip.<br />
143 Seiten, Gütersloher<br />
Verlagshaus, Gütersloh,<br />
2005.
Vorgesetzte benötigt, die die Mitarbeiter<br />
auf den richtigen Kurs führen. Das ist<br />
laut Ralf Strupat nicht einfach, deshalb<br />
hat er sein Buch „Eiertanz“ genannt. Er<br />
schildert Erfolgsbeispiele, beschäftigt<br />
sich mit dem „Mythos Motivation“ und<br />
beschreibt funktionierende Wege von<br />
Kommunikation bis Personalauswahl.<br />
BEWERTUNG: Schön sind die Praxisbeispiele.<br />
Dort kommen Unternehmen zu<br />
Wort, die nicht zu den üblichen, ständig<br />
zitierten Firmen gehören. (dfu)<br />
Ralf R. Strupat: Der Eiertanz. Mitarbeiterbegeisterung<br />
als entscheidender Führungsfaktor. 191 Seiten, Orell<br />
Füssli Verlag, Zürich, 2011. 24,90 Euro.<br />
Mehr Führung,<br />
weniger Big Business<br />
MANAGEMENT Managerismus<br />
ist auf Gewinnmaximierung<br />
und<br />
Kurzfristigkeit ausgerichtet<br />
und gefährdet<br />
dadurch das Unternehmen.<br />
Das Buch<br />
entstand auf Basis der<br />
längere Jahre bestehenden Initiative<br />
„Managerismus versus gute Unternehmensführung“.<br />
Autor Manfred Hoefl e<br />
beschreibt das Phänomen und nennt<br />
Beispiele von Arcandor bis General<br />
Motors. Anschließend zeigt er auf, wie<br />
sich eine verantwortungsvolle Unternehmensführung<br />
von Managerismus<br />
unterscheidet. Dazu gehören unter anderem<br />
robuste Lösungen bei Steuerung,<br />
Wertschöpfung, Corporate Governance<br />
und Compliance sowie mehr Unternehmertum<br />
anstelle von „Big Business“.<br />
BEWERTUNG: Ein Plädoyer für mehr Unternehmertum.<br />
Der Autor ruft außerdem<br />
dazu auf, auf Strategieberater zu verzichten.<br />
Sein Credo: Strategieentwicklung<br />
ist ureigenste Führungsaufgabe.<br />
Damit könnte er recht haben. (dfu)<br />
Manfred Hoefl e: Managerismus. Unternehmensführung<br />
in der Not. 247 Seiten, Wiley-VCH, Weinheim, 2010.<br />
19,90 Euro.<br />
Der Nutzen des<br />
Managers auf Zeit<br />
INTERIMSMANAGEMENT Der<br />
unbestrittene Mehrwert<br />
des Interimsmanagements<br />
ist, externe<br />
Kompetenz schnell ins<br />
Unternehmen zu holen.<br />
Doch viele Firmen<br />
kennen oder nutzen die<br />
Manager auf Zeit nicht. Das mag daran<br />
liegen, dass das Interimsmanagement<br />
noch zu wenig transparent und wissenschaftlich<br />
aufbereitet ist. Ziel des Buchs<br />
ist es deshalb, den praktischen Einsatz<br />
von Interimsmanagement wissenschaftlich<br />
fundamentiert darzustellen<br />
sowie kritische Fragen zu beantworten.<br />
Zudem werden neun ausgewählte Interimsprojekte<br />
beschrieben. Ein thematischer<br />
Rundumschlag von aktuellen<br />
Marktentwicklungen bis zu typischen<br />
Aufgaben von Interimsmanagern.<br />
BEWERTUNG: Das Buch ist ein Plädoyer für<br />
das Interimsmanagement, geht aber<br />
auch mit kritischen Stimmen adäquat<br />
um. (dfu)<br />
Rüdiger Kabst, Wolfgang Thost, Rodrigo Isidor: Interim<br />
Management. Auf dem Weg zur Selbstverständlichkeit.<br />
193 Seiten, Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt,<br />
2010. 39,00 Euro.<br />
Ökonomische Visionen<br />
für das Jahr 2030<br />
MANAGEMENT Sind Visionen<br />
eine Krankheit<br />
oder vielmehr eine Notwendigkeit,<br />
um Strategien<br />
entwerfen und auf<br />
den Gang der Dinge einwirken<br />
zu können? Das<br />
Credo der Herausgeber:<br />
Visionen sind wichtig. Denn visionäre<br />
Unternehmen wie Apple oder Audi sind<br />
leistungsfähiger und erfolgreicher als<br />
andere und sie ziehen die besseren Mit-<br />
PERSÖNLICH<br />
BUCHTIPPS<br />
arbeiter an, denn Visionen üben eine<br />
Anziehungskraft aus, weil sie Sinn stiften.<br />
Zusammen mit Experten aus Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Politik haben<br />
sie deshalb versucht, realistische Visionen<br />
für das Jahr 2030 zu entwerfen.<br />
BEWERTUNG: Das Themenspektrum reicht<br />
von der klassischen Industrie bis hin<br />
zu Zukunftsbranchen. Die Szenarien<br />
sind realitätsnah beschrieben, bleibt<br />
abzuwarten, was davon eintritt. (dfu)<br />
Antonio Schnieder, Tom Sommerlatte (Hrsg.): Die Zukunft<br />
der deutschen Wirtschaft. 332 Seiten, Publicis<br />
Publishing, Erlangen, 2010. 24,90 Euro.<br />
Wie Gesundheit zum<br />
Erfolgsfaktor wird<br />
GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />
Gesundheit wird zur<br />
Zukunftsressource für<br />
Unternehmen. Doch<br />
auch in diesem Kontext<br />
gilt: Wer etwas verändern<br />
will, muss ein Ziel<br />
haben, dafür eintreten<br />
und andere überzeugen. Siegfried<br />
Gänsler und Thorsten Bröske, Vorstände<br />
der Schwenninger BKK, beschreiben<br />
Wege zu einem funktionierenden<br />
Gesundheitsmanagement in Organisationen.<br />
Dazu zählen vier „handfeste“<br />
Faktoren: Büro, Ernährung, Bewegung<br />
und Entspannung, die jedes Unternehmen<br />
für sich optimieren muss. Für das<br />
Buch haben die Autoren Gespräche<br />
mit zahlreichen Experten und Praktikern<br />
geführt, unter anderem Professor<br />
Hans-Jörg Bullinger und Dr. Kristina<br />
Schröder. Diese sind zum Teil in Interviewform<br />
abgedruckt.<br />
BEWERTUNG: Grundlage des Buchs sind<br />
Fakten, Expertengespräche und Beobachtungen<br />
aus der Praxis. Es birgt<br />
daher mehr Fundament als so manch<br />
anderer Ratgeber zum Thema. (dfu)<br />
Siegfried Gänsler, Thorsten Bröske: Die Gesundarbeiter.<br />
232 Seiten, Murmann Verlag, Hamburg, 2010. 18,00<br />
Euro.<br />
02 / 11 personalmagazin<br />
71
PERSÖNLICH<br />
72 LESERBRIEFE<br />
RÜCKBLICK<br />
Social Media Talentmanagement<br />
Personalmagazin 12/2010, Seite 16ff.<br />
In der Dezemberausgabe erläuterten wir in<br />
unserer Titelstrecke, welche Möglichkeiten<br />
das Social Web für Personaler bietet. Eine<br />
aktuelle Studie zeigt, dass Social Networks<br />
vor allem für kleinere Unternehmen eine<br />
kostengünstige Chance bieten, ihre Arbeitgebermarke<br />
bekannt zu machen.<br />
Laut der repräsentativen Umfrage<br />
im Auftrag der Personalberatung<br />
von Rundstedt HR Partners nehmen<br />
Social Networks bei Unternehmen aller<br />
Größen beim Employer Branding<br />
denselben Stellenwert ein: Rund 24<br />
Prozent nutzen Social Networks in<br />
ihrem Kommunikationsmix, um Talente<br />
anzusprechen. Weitere acht<br />
Prozent twittern und bloggen für ein<br />
attraktives Image bei bestehenden<br />
und potenziellen Mitarbeitern. Die<br />
Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen<br />
Innofact AG durchgeführt<br />
hat, zeigt damit Chancen für<br />
den Mittelstand auf. „Großunternehmen<br />
werden zwar auch künftig mit<br />
mehr Mitteleinsatz ihre Arbeitgebermarken<br />
in den Vordergrund stellen<br />
können. Aber im Social Web können<br />
kleinere Unternehmen diesen<br />
Nachteil durch Geschwindigkeit und<br />
Kreativität künftig stärker ausgleichen“,<br />
sagt Sophia von Rundstedt,<br />
geschäftsführende Gesellschafterin<br />
bei von Rundstedt HR Partners. „Dies<br />
gilt insbesondere dann, wenn junge<br />
Talente angesprochen werden sollen,<br />
die sich im Netz tummeln.“<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Personalmagazin 1/2011, Seite 30ff.<br />
In der Januarausgabe stellten wir eine Studie<br />
der Transformation Management AG und<br />
der Universität Innsbruck vor, die aufzeigt,<br />
welche Fehler Unternehmen beim Talentmanagement<br />
begehen. Eine aktuelle Studie<br />
von Towers Watson belegt jetzt einmal<br />
mehr, dass Talentverluste und mangelnde<br />
Nachfolgeplanung sogar die Hauptrisiken für<br />
den Aufschwung darstellen.<br />
Ganze 80 Prozent der deutschen<br />
Konzerne erwarten ein Umsatzwachstum<br />
in diesem Jahr. Die größten<br />
Risiken für diese wirtschaftliche<br />
Entwicklung verorten sie in der<br />
Nachfolgeplanung und im Talentmanagement,<br />
zeigt die Studie „Strategy<br />
for Growth“ von Towers Watson.<br />
Die Herausforderung in der Nachfolgeplanung<br />
sehen die Unternehmen<br />
als groß an, da zwei Drittel der befragten<br />
deutschen Unternehmen ihre<br />
Programme zur Nachfolgeplanung<br />
als ungenügend erachten. Außerdem<br />
sagen 54 Prozent, dass der Verlust<br />
von erfolgskritischen Talenten in<br />
wichtigen Kompetenzbereichen eine<br />
weitere Herausforderung ist.<br />
Eine weitere Hürde im Wachstum<br />
ist aus der zurückliegenden<br />
Krisensituation entstanden: Das<br />
Mitarbeiterengagement hat durch<br />
Kostensenkungsmaßnahmen während<br />
der Krise stark gelitten, wie<br />
eine Vorgängerbefragung belegt<br />
(„Global Talent Management & Rewards<br />
Study 2010“).<br />
VORSCHAU<br />
● Titel: Rekrutierung<br />
● Management: Coaching<br />
● Organisation: Gesundheitsmanagement<br />
● Arbeitsrecht: Neues zum Thema Dienstwagen<br />
Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.de<br />
Impressum<br />
VERLAG<br />
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />
Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />
Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />
Komplementäre: Haufe-Lexware<br />
Verwaltungs GmbH, Sitz Freiburg,<br />
Registergericht Freiburg, HRB 5557<br />
Martin Laqua<br />
Geschäftsführung: Isabel Blank,<br />
ABONNENTEN-SERVICE UND VERTRIEB<br />
Tel. 01 80/50 50 169*<br />
Fax 01 80/50 50 441*<br />
E-Mail: Zeitschriften@haufe.de<br />
Jörg Frey, Birte Hackenjos, Matthias<br />
Mühe, Markus Reith wiesner, Joachim<br />
Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />
Beiratsvorsitzende: Andrea Haufe<br />
Steuernummer: 06392/11008<br />
Umsatzsteuer-Identifi kations nummer:<br />
DE 812398835<br />
* 0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz,<br />
max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />
VERLAGSLEITUNG / HERAUSGEBER Reiner Straub<br />
REDAKTION<br />
Randolf Jessl (raj) (verantw. Chefredakteur)<br />
E-Mail: Randolf.Jessl@personalmagazin.de<br />
Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />
E-Mail: Daniela.Furkel@personalmagazin.de<br />
Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />
E-Mail: Thomas.Muschiol@personalmagazin.de<br />
Katharina Schmitt (ks)<br />
E-Mail: Katharina.Schmitt@personalmagazin.de<br />
Melanie Rößler (mer)<br />
E-Mail: Melanie.Roessler@personalmagazin.de<br />
Kristina Enderle (end)<br />
E-Mail: Kristina.Enderle@personalmagazin.de<br />
Michael Miller (mim)<br />
E-Mail: Michael.Miller@personalmagazin.de<br />
REDAKTIONSASSISTENZ<br />
Sabine Schmieder, Telefon 07 61/89 83-032<br />
Brigitte Pelka, Telefon 07 61/89 83-921, Telefax: -112<br />
E-Mail: redaktion@personalmagazin.de<br />
AUTOREN UND MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
Barbara Bitzer, Jürgen Briem, Dr. Peter Doetsch, Prof. Franz Josef Düwell,<br />
Thorsten Echterhof, Dr. Benjamin Kumm, Prof. Dr. Christian Lebrenz, Dr. Wolfgang<br />
Lipinski, Ulli Pesch, Prof. Dr. Ewald Scherm, Jörg Schwitalla<br />
GRAFIK / LAYOUT Ruth Großer<br />
ANZEIGEN Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2010<br />
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Niederlassung Würzburg<br />
Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, 97076 Würzburg,<br />
ANZEIGENLEITUNG (verantwortlich für Anzeigen)<br />
Klaus Sturm, Tel. 09 31/27 91-733<br />
E-Mail: Klaus.Sturm@personalmagazin.de<br />
KEY ACCOUNT MANAGEMENT<br />
Michael Kretschmer, Tel. 09 31/27 91-562<br />
E-Mail: Michael.Kretschmer@personalmagazin.de<br />
Dominik Castillo, Tel. 09 31/27 91-751<br />
E-Mail: Dominik.Castillo@personalmagazin.de<br />
ANZEIGENDISPOSITION<br />
Michaela Dotzler, Tel. 09 31/27 91-559, Fax: -477,<br />
E-Mail: Michaela.Dotzler@personalmagazin.de<br />
ABONNEMENT-PREISE Jahresabonnement (12 Ausgaben) 122 Euro<br />
inkl. MwSt., Porto- und Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001, ISSN:<br />
1438-4558. Bezieher des Loseblattwerks „Das Personalbüro in Recht und<br />
Praxis“ und der CD-ROM „Haufe Personal Offi ce“ sowie „Haufe Steuer Offi ce<br />
Premium“ erhalten das Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
Monatlich, in der Regel am letzten Freitag eines Monats, 13. Jahrgang<br />
VERBREITETE AUFLAGE 39.613 Exemplare im 3. Quartal 2010<br />
DRUCK Echter Druck Center Würzburg<br />
URHEBER- UND VERLAGSRECHTE Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen<br />
einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das<br />
gilt auch für Entscheidungen und deren Leitsätze, wenn und soweit sie<br />
redaktionell bearbeitet oder redigiert worden sind. Soweit die Rechte an<br />
Bildern bei Dritten liegen, ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die<br />
Nutzungsrechte beim Verlag.<br />
NACHDRUCK Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />
schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />
Unter dieses Verbot fällt insbesondere die gewerbliche Vervielfältigung per<br />
Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung<br />
auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien<br />
übernimmt der Verlag keine Haftung.<br />
LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
Aktuelle Informationen zu den Zeitschriften- und Online-Angeboten der Haufe-<br />
Mediengruppe fi nden Sie unter: www.haufe.de/mediacenter.
Auf geht’s, Personaler –<br />
jetzt fit machen für 2011!<br />
Grade zum Jahreswechsel ist in der Personalarbeit „Rudern gegen den Strom“ angesagt!<br />
Denn es kommen Ihnen so manche, bereits bekannte Strömungen wie die Gesundheitsreform<br />
oder Änderungen beim Arbeitnehmer-Datenschutz entgegen. Aber auch neue Stromschnellen<br />
wie z.B. Social Media oder besondere Herausforderungen bei der Personalgewinnung werden<br />
sichtbar. Damit Sie trotzdem sicher ans Ziel kommen, haben wir ein passendes „Fitness-<br />
Paket“ für Sie geschnürt.<br />
Es erwarten Sie:<br />
> spannende Online-Seminare<br />
> kostenlose Downloads<br />
> Praxis-Tipps von Experten<br />
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74<br />
PERSÖNLICH<br />
KOLUMNE<br />
Wie lernt man, über den<br />
Tellerrand zu schauen?<br />
KOLLEGENTIPP. Unser klassisches Trainee-Programm<br />
musste weichen. Denn das neue Einstiegsprogramm<br />
für Hochschulabsolventen toppt es um Längen.<br />
Brauchen Sie eher Generalisten als Spezialisten?<br />
Wir schon. Deshalb löste das Junior<br />
Consulting Team (JCT), das neue, 24-monatige<br />
Einstiegsprogramm für Hochschulabsolventen der<br />
MVV Energie AG, im Herbst 2006 ein klassisches<br />
Trainee-Programm ab. Das nunmehr interdisziplinär<br />
besetzte Team mit bis zu zehn Mitgliedern<br />
mit unterschiedlichen Hochschulausbildungen<br />
bearbeitet verschiedene Projekte für nahezu alle<br />
Fachbereiche und Gesellschaften des Konzerns.<br />
Während mit dem Trainee-Programm eher eine<br />
Fachkarriere gefördert wurde, werden die JCT-<br />
Mitarbeiter zu Generalisten entwickelt.<br />
Damit reagierte das Energieunternehmen auf<br />
die geänderten Anforderungen der Fachabteilungen<br />
und des Unternehmens: Die abteilungsübergreifende<br />
Projektarbeit nimmt stetig zu,<br />
Kollegentipp<br />
Wer sich, seine Abteilung und seine<br />
Arbeit voranbringen will, muss<br />
Wirkung entfalten. Gute Ideen und<br />
Ansätze, wie das gelingt, präsentieren<br />
Ihnen hier Mitglieder der Personalerinitiative<br />
„Wege zur Selbst-GmbH“.<br />
Von Kollegen für Kollegen.<br />
www.selbst-gmbh.de<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
die Aufgaben werden komplexer und „über den<br />
Tellerrand schauen“ gewinnt zunehmend an<br />
Bedeutung.<br />
Mitarbeiter müssen Mitunternehmer werden.<br />
Die theoretische Fundierung des JCT geht daher<br />
auf Rolf Wunderer und sein Konzept „Mitarbeiter<br />
als Mitunternehmer“ zurück. In diesem<br />
Sinne verstehen wir die Mitglieder des JCT als<br />
diejenigen, die sich in ihrer Funktion mit Mitwissen,<br />
Mitdenken, Mitentscheiden, Mithandeln,<br />
Mitverantworten, Mitfühlen, Miterleben sowie<br />
Mitentwickeln an der Umsetzung der Unternehmensstrategie<br />
aktiv, innovativ und nach<br />
den Prinzipien verstärkter Selbststeuerung und<br />
-organisation überdurchschnittlich beteiligen.<br />
Neben einer Fixvergütung erhalten die Junior<br />
Consultants – wie übrigens alle Mitarbeiter im<br />
Unternehmen – eine variable Vergütung. Die<br />
Höhe der variablen Vergütung bemisst sich an<br />
der erbrachten Leistung, die jährlich über unser<br />
System „LoEb“ (leistungsorientierte Erfolgsbeteiligung)<br />
ermittelt wird und im Wesentlichen<br />
vom Unternehmenserfolg abhängt.<br />
Relevant für die Beurteilung der Leistung der<br />
JCT´ler sind fünf Kriterien: „Verwertbarkeit<br />
der Arbeitsergebnisse“, „Arbeitseinsatz und<br />
-effi zienz“, „individuelles Umsatzziel in Euro“,<br />
„Einzelziel„ und „Teamziel“. Hierbei werden die<br />
ersten drei Kriterien durch die jeweiligen Projektauftraggeber<br />
beurteilt, während die Kriterien vier<br />
und fünf gemeinsam durch den fachlichen und<br />
disziplinarischen Vorgesetzten bewertet werden.<br />
Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.de<br />
Neben Projekten und Einzelzielen bearbeiten<br />
die Junior Consultants jährlich ein Teamprojekt,<br />
das für die MVV Energie AG strategische<br />
Relevanz besitzt. Im letzten Geschäftsjahr hat<br />
das JCT etwa einen konzernweiten Standard für<br />
Projektmanagement erarbeitet und erfolgreich<br />
implementiert.<br />
Insgesamt steigert das Programm die Flexibilität<br />
– für den Arbeitgeber genauso wie für<br />
die Teammitglieder. Darüber hinaus hat es noch<br />
positive Auswirkungen auf die Unternehmenskultur.<br />
Was will man mehr?<br />
Thorsten Echterhof<br />
leitet das Competence-Center<br />
HR bei der MVV Energie AG.<br />
© A1PIX/NTH
Weichen für Arbeitgeber<br />
werden hier gestellt.<br />
Und hier.<br />
Hier sprechen die Meinungsführer!<br />
Monatlich bestätigen 120.000 Leser: Mit »personalmagazin« stellen Sie<br />
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durch dem Einsatz der Sage Personalwirtschaft.<br />
Die professionelle<br />
Abrechnung von Künstlern und Mitarbeitern<br />
sowie die intuitive Bedienung,<br />
machen die Softwarelösung zu einem<br />
unverzichtbaren Instrument in der<br />
Deutschen Oper.”<br />
Frank Baumann,<br />
Leiter Finanz- und Rechnungswesen,<br />
Deutsche Oper am Rhein<br />
www.sage.de/referenz<br />
Sage Personalwirtschaft:<br />
Personal- und Talentmanagement, Personalplanung<br />
und -controlling, Personalabrechnung und -administration<br />
Aus wird