Heft 1/2009 Themen u.a.: Wieder Arbeit, aber wie? - Regenbogen ...
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Eine Schach-WM in Deutschland!<br />
von Gert Stocker<br />
Im Oktober 2008 fand in Bonn die Weltmeisterschaft<br />
im Schachspiel statt - ja, genau, eine Schach-<br />
WM in Deutschland! Es kämpften der Inder<br />
Viswanathan Anand und der Russe Vladimir<br />
Kramnik - die stärksten Spieler der letzten Jahre.<br />
Gewinner sollte derjenige sein, der nach 12 Partien<br />
mehr Punkte hatte. Bei Gleichstand sollte an<br />
einem Tag ein Stichkampf von vier Partien mit<br />
stark reduzierter Bedenkzeit die Entscheidung<br />
bringen.<br />
Die Beiden spielten natürlich auch schon vor der<br />
WM gegeneinander. Dabei konnte Kramnik sechs<br />
Partien gewinnen, Anand siegte in vier<br />
Begegnungen - die anderen Partien endeten<br />
unentschieden. Es wurde allgemein ein knappes<br />
Ergebnis erwartet.<br />
Doch zur Überraschung der meisten hatte Anand<br />
zur Halbzeit schon drei Partien gewonnen, sein<br />
Gegner hingegen keine einzige. Anand führte also<br />
mit 4,5 : 1,5 Punkten. Die drei darauf folgenden<br />
Partien endeten alle unentschieden, dann konnte<br />
Kramnik die 10. Partie in überzeugender Weise<br />
nach 29 Zügen gewinnen. Sollte es noch einmal<br />
spannend werden? Nein, denn Anand erzielte in<br />
der nächsten Partie ein Unentschieden - womit er<br />
nicht mehr eingeholt werden konnte. Der Kampf<br />
war damit vorzeitig zu Ende: Anand hatte damit<br />
seinen Titel erfolgreich verteidigt - Endstand 6,5 :<br />
4,5 Punkte.<br />
Vorbereitungen und Teams der beiden Spieler:<br />
Im <strong>Heft</strong> 2008/4 des Schachmagazins KARL wird<br />
auch behauptet, dass Anand monatelang einen<br />
Großrechner gemietet hatte, um<br />
Eröffnungsvarianten extrem ausgiebig untersuchen<br />
und austesten zu lassen.<br />
Jeder Spieler hatte ein offizielles beratendes Team<br />
zur Seite. Anands Teams bestand aus seinem<br />
Manager Peter Heine Nielsen, dem ehemaligen<br />
FIDE-Weltmeister Rustam Kasimdschanow, Surya<br />
Ganguly und Radoslaw Wojtaschek, während<br />
Kramnik auf Sergei Rublewsky, dem ehemaligen<br />
Weltmeisterschaftsfinalisten Peter Leko und<br />
Laurent Fressinet vertraute. Alle Anwesenden<br />
waren jedoch überzeugt, dass beide Spieler über<br />
weitere Helfer verfügten, die zu Hause<br />
analysierten.<br />
Anands Besonderheiten:<br />
Zur Wahl der Variante in der zweiten Partie kommentierte<br />
Ewgeni Bareew in der Zeitschrift "New<br />
In Chess", <strong>Heft</strong> 2008/8 (vom Schreiber dieser<br />
Zeilen ins Deutsche übersetzt, <strong>wie</strong> die anderen<br />
Zitate aus diesem <strong>Heft</strong> auch): "Es ist schwer, sich<br />
eine überraschendere Variante vorzustellen. Sie<br />
erfordert enormes Wissen und übermenschlichen<br />
Mut." Kramnik spielte kämpferisch, <strong>aber</strong> Anand<br />
konnte mit Weiß einen relativ großen Vorteil erreichen.<br />
Als er nur noch drei Minuten Zeit für viele<br />
weitere Züge hatte, erklärte er sich mit einem<br />
Unentschieden einverstanden. In dieser Partie hatte<br />
er Kramnik zum ersten Mal mit seiner<br />
Variantenwahl überraschen können.<br />
Zu einem, wenn nicht dem, Höhepunkt des<br />
Wettkampfes sollte die dritte Partie werden. Hier<br />
spielte Anand mit Schwarz eine riskante, hoch<br />
komplizierte Variante mit einer Eröffnungsneuheit.<br />
Also <strong>wie</strong>der eine Überraschung in der Eröffnung!<br />
Die Stellungen dieser Partie sind extrem schwer<br />
richtig einzuschätzen. Anand spielte mit viel<br />
Stellungsdruck. Kramnik konnte sich lange sehr<br />
stark verteidigen - er verbrauchte dafür <strong>aber</strong> auch<br />
sehr viel Zeit. In relativer Zeitnot passierten ihm<br />
regenbogen-report 01/09<br />
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