Heft 1/2009 Themen u.a.: Wieder Arbeit, aber wie? - Regenbogen ...
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mehrere Ungenauigkeiten - so konnte Anand die<br />
Partie in exzellenter Weise gewinnen.<br />
In der fünften Partie <strong>wie</strong>derholte Anand lange Zeit<br />
die Züge aus der siegreichen dritten Partie. Das<br />
Team von Kramnik hatte eine Widerlegung der<br />
dritten Partie gefunden. Aber Anand änderte noch<br />
rechtzeitig seine Züge und konnte Kramnik <strong>wie</strong>der<br />
überraschen. Erneut eine komplexe Stellung. Auch<br />
in dieser Partie spielte Anand - schon <strong>wie</strong>der mit<br />
Schwarz! - mit viel Druck. <strong>Wieder</strong> verbrauchte<br />
Kramnik viel Zeit, <strong>wie</strong>der passierten ihm in relativer<br />
Zeitnot mehrere Ungenauigkeiten. Die entscheidende<br />
Pointe in Anands Spiel war so sch<strong>wie</strong>rig zu<br />
entdecken, dass Kramnik dachte, er hätte eine<br />
gewonnene Stellung. Aber mit einem glänzenden<br />
Springeropfer stellte Anand den Sieg sicher.<br />
In der sechsten Partie brachte Anand schon <strong>wie</strong>der<br />
eine Neuerung in der Eröffnung. Seine zunächst<br />
etwas bessere Position verwertete er mit absoluter<br />
Perfektion zum Sieg (Laut Kommentar von<br />
Bareew im oben genannten <strong>Heft</strong> der Zeitschrift<br />
"New In Chess").<br />
In den ersten sechs Partien konnte also Anand<br />
seinen Gegner viermal mit gravierenden, tückischen<br />
Neuerungen überraschen. Der Verlierer<br />
Kramnik meinte dazu (zitiert und übersetzt aus<br />
dem obigen <strong>Heft</strong> von "New In Chess"): "Ich fühlte<br />
mich, als wäre ich unbewaffnet, dass überall<br />
Neuerungen auf mich warteten, in allen<br />
Eröffnungen."<br />
Kommentar von Kasparow zu diesem Wettkampf<br />
(und eigene Bemerkungen):<br />
<strong>Wieder</strong> aus "New In Chess": Kasparow verglich die<br />
Situation Kramniks mit dem WM-Kampf 2000 -<br />
dem Kampf, den ausgerechnet der jetzige Verlierer<br />
Kramnik gegen den favorisierten Kasparow gewonnen<br />
hatte! Damals war Kasparow derjenige, der<br />
immer <strong>wie</strong>der von seinem Gegner auf dem falschen<br />
Fuß schon in der Eröffnung erwischt wurde.<br />
In der ersten Partie damals: Kasparow spielt mit<br />
Weiß seine sog. Spanische Partie - eine Eröffnung,<br />
bei der als der größte Experte weltweit angesehen<br />
wurde - ideal für sein wirbelndes Angriffsspiel.<br />
Doch Kramnik wähle eine für ihn selbst als unangenehm<br />
angesehene Variante mit frühzeitigem<br />
Tausch der Damen. Durch den Damentausch konnte<br />
er das komplizierte Angriffsspiel von<br />
Kasparow verhindern. Kramniks neue Behandlung<br />
dieses Abspiels sicherte ihm vollen Ausgleich und<br />
damit das Unentschieden. Der erste psychologische<br />
Tiefschlag für Kasparow! (Wo man im<br />
Allgemeinen mit Weiß eher gewinnen kann als<br />
mit Schwarz - so <strong>wie</strong> beim Tennis im Allgemeinen<br />
der Aufschläger häufiger den Punkt gewinnt als<br />
der Gegner).<br />
Dann die zweite Partie. Kasparow wählt mit<br />
Schwarz die sog. Grünfeldindische Verteidigung -<br />
<strong>wie</strong>der eine Eröffnung, für die er als der größte<br />
Experte der Welt angesehen wurde. Doch <strong>wie</strong>der<br />
konnte Kramnik in der Eröffnung überraschen. Er<br />
widerlegte ein Bauernopfer von Kasparow in einer<br />
Variante, in der schon <strong>wie</strong>der die Damen frühzeitig<br />
abgetauscht wurden. Nun<br />
konnte Kramnik diese<br />
Partie sogar noch<br />
gewinnen - der<br />
nächste psychologische<br />
Tiefschlag für<br />
Kasparow!<br />
So musste Kasparow<br />
sowohl für Weiß als auch für<br />
Schwarz seine Eröffnun-gen<br />
ändern. Denn in den bisherigen<br />
Eröffnungen konnte ihn Kramnik sehr erfolgreich<br />
überraschen. Auch Kasparow fühlte sich so, als ob<br />
er überall mit überraschenden Neuerungen in der<br />
Eröffnung rechnen musste - dies die Parallele zur<br />
Situation Kramniks im WM-Kampf 2008.<br />
Frühere Wettkampferfahrungen der Spieler:<br />
Kramnik:<br />
Kramnik betont, dass er der einzige Spieler ist, der<br />
einen Wettkampf gegen Kasparow in dessen<br />
Weltmeisterzeit gewinnen konnte. Und zwar<br />
dergestalt, dass Kasparow keine einzige Partie<br />
gewinnen konnte! Überdies hatte Kramnik in den<br />
letzten Jahren (ich würde schätzen: in den letzten<br />
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regenbogen-report 01/09