komplette Ausgabe - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz

Bibliotheksporträts
2. Bibliothekspolitik
„Bibliotheken als Bildungspartner stärken“
Ein Interview mit Doris Ahnen
1. Frau Ministerin, Sie haben im
Herbst letzten Jahres auch die Zuständigkeit
für den Kulturbereich
übernommen. Was reizt Sie an dieser
Aufgabe besonders?
Neben der Tatsache, dass ich selbst
sehr viel Freude an kulturellen Ereignissen
habe und für mich daher
die politische Mitgestaltung des kulturellen
Lebens mit vielen positiven
Aspekten verbunden ist, finde ich an
meiner jetzigen Aufgabe besonders
reizvoll, dass es damit noch mehr als
bisher möglich wird, die Bereiche der
Bildungs-, der Jugend- und der Hochschulpolitik
mit der Kulturpolitik zu
verzahnen In dieser Verzahnung liegt
eine riesige Chance
2. In Ihrem neuen Haus sind jetzt Kultur
und Bildung unter einem Dach.
Wo sehen Sie in diesem Spannungsfeld
die Rolle der Bibliotheken?
Bildung und Kultur sind seit jeher
eng miteinander verknüpft, sie befruchten
sich geradezu gegenseitig
Bibliotheken sind nach meinem Verständnis
sowohl Bildungs- als auch
Kultureinrichtungen Als Bildungseinrichtungen
fördern sie das lebenslange
Lernen von Klein auf Mit ihren vielfältigen
Angeboten unterstützen die
öffentlichen Bibliotheken Elternhäuser,
Kindergärten und Schulen bei der
Sprach- und Leseförderung Zusammen
mit den Schulbibliotheken und
den wissenschaftlichen Bibliotheken
unterstützen sie das schulische Lernen
sowie die selbständige Aus- und Weiterbildung
vieler Menschen, und die
Hochschulbibliotheken bieten Zugang
zu hoch spezialisierten Informationen,
Zeitschriften und Wissensdatenbanken
nicht nur für Studentinnen und Studenten
sowie Wissenschaftlerinnen
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und Wissenschaftler Als Kultureinrichtungen
leisten die Bibliotheken einen
bedeutenden Beitrag zur kulturellen
Grundversorgung in Rheinland-Pfalz
In vielen Orten sind sie sogar die einzigen
Kultureinrichtungen Mit rund
12 000 Terminen pro Jahr gehören die
Bibliotheken in Rheinland-Pfalz zu den
größten Anbietern von Kulturveranstaltungen
im Land Ich wünsche mir
für die Zukunft, dass die Bibliotheken
ihr Profil als Bildungs- und Kultureinrichtungen
weiter schärfen und in
diesem Sinne auch starke Akteure und
Partner im Bereich der kulturellen Bildung
sind
3. Die landesweiten Sprach- und Leseförderaktionen
der Bibliotheken
in Rheinland-Pfalz kommen sehr
gut an. Wie wünschen Sie sich die
weitere Kooperation mit Kindergärten
und Schulen?
Die Angebote werden von Kindern
und Jugendlichen sowie deren Eltern
und von Erzieherinnen, Erziehern und
Lehrkräften sehr gut angenommen,
denn der Stellenwert der Leseförderung
ist mittlerweile unbestritten Wir
beobachten, dass das Interesse seit
Jahren wächst Ich wünsche mir natürlich,
dass sich diese Tendenz fortsetzt
und dass wir dem wachsenden Interesse
auch mit einer Ausweitung des
Angebots begegnen können Denn
die Vorteile der Zusammenarbeit zwischen
Bibliotheken und Kindergärten
sowie Schulen liegen klar auf der
Hand: In der Gruppe werden Zurückhaltung
gegenüber dem Medium Buch
und Schwellenängste vor allem gegenüber
der Nutzung von Bibliotheken
besonders gut abgebaut Dazu gehört
auch, dass Kinder und Jugendliche
den Raum Bibliothek als spannenden
und interessanten Ort wahrnehmen
Kleinere Beiträge · Bibliothekspolitik
Ministerin Doris Ahnen hat im Herbst 2006 im neu gebildeten Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur
die Zuständigkeit für den Kulturbereich und damit auch für die Bibliotheken in Rheinland-Pfalz übernommen. Im
nachfolgenden Interview gibt Sie Auskunft, wie sie die Rolle der Bibliotheken im Land sieht und welche Aufgaben und
Dienstleistungen ihr besonders am Herzen liegen.
Veranstaltungen wie „Lesenächte in
der Bibliothek“, die beispielsweise
während der alljährlichen „Tage des
Lesens“ stattfinden, tragen dazu bei
Und davon profitieren vor allem Kinder
und Jugendliche, die aus Elternhäusern
kommen, in denen wenig
oder gar keine Bücher gelesen werden
So hoffe ich, dass diese Zusammenarbeit
auch in der Zukunft weiter
intensiviert wird Denn letzten Endes
sind dabei beide Seiten Gewinner: Das
Bildungsangebot in Kindergärten und
Schulen wird bereichert und die Bibliotheken
verbreitern ihre Kontakte zu
den „Kunden von morgen“
4. In Bibliotheken finden sich alte und
neue Medien bis hin zum Internet
unter einem Dach. Welche Rolle
messen Sie den Bibliotheken bei
der Vermittlung der Informations-
und Medienkompetenz bei?
Zu einer umfassenden Medienbildung
gehört es, die Stärken und
Schwächen jedes einzelnen Mediums
kennenzulernen Es gilt zu vermitteln,
welches Medium für welchen Zweck
die besten Informationen und Ergebnisse
liefern kann, welche Chancen
und welche Risiken die einzelnen Medien
aufweisen In den Schulen wird
dies bereits in dem fächerübergreifenden
Konzept „Medienkompetenz“ berücksichtigt,
das wir noch weiter ausbauen
wollen Hier können aber auch
Bibliotheken mit ihrem breiten und
nach pädagogischen Gesichtspunkten
ausgewählten Medienangebot eine
wichtige Rolle spielen Ich weiß, dass
viele Bibliotheken bereits Kurse und
Veranstaltungen anbieten, in denen
Recherchekompetenzen und Informationsstrategien
unter Einbeziehung
der verschiedenen Medien vermittelt
werden Ich würde mir wünschen, dass
bibliotheken heute 3 (2007) 3