komplette Ausgabe - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
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Kleinere Beiträge ·Bibliotheksporträts<br />
Bibliotheksporträts<br />
4. Bibliotheksporträts<br />
Die Büchereistelle Neustadt im LBZ stellt sich vor:<br />
Entwicklungs- und Serviceeinrichtung für Öffentliche Bibliotheken und<br />
Schulbibliotheken in Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong><br />
Die Büchereistelle Neustadt gehört seit 2004 zum <strong>Landesbibliothekszentrum</strong>. Im Jahr 1921 als stark politisch geprägte<br />
Einrichtung gegründet, hat sie sich zu einem Kompetenzzentrum für Bibliotheksentwicklung, bibliothekarische Fortbildung<br />
sowie für bildungspolitische Initiativen im Bereich der Sprach- und Leseförderung entwickelt. Dieser Beitrag<br />
schließt die Reihe der Vorstellungen der fünf Standorteinrichtungen des <strong>Landesbibliothekszentrum</strong>s <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ab.<br />
Von der Gründung bis zum Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs<br />
Die Büchereistelle Neustadt wurde<br />
1921 vom „Pfälzischen Verein für freie<br />
Volksbildung“ gegründet, zunächst als<br />
„Pfälzische Beratungsstelle für Volksbüchereien“<br />
Mit Büchereien, die für<br />
alle Kreise der Bevölkerung zugänglich<br />
sein sollten, wollte der Verein ein<br />
Gegengewicht zum Einfluss der französischen<br />
Kulturpolitik schaffen Die<br />
Beratungsstelle wurde zunächst der<br />
neu gegründeten Landesbibliothek in<br />
Speyer angegliedert und bestand aus<br />
zwei Abteilungen in Speyer und in<br />
Kaiserslautern Die beiden pfälzischen<br />
Beratungsstellen führten regelmäßig<br />
Büchereileiterkurse durch, stellten<br />
Buchempfehlungslisten zusammen<br />
und unterstützten den Aufbau von<br />
„Musterbüchereien“, nicht nur in den<br />
Städten Kaiserslautern und Speyer,<br />
sondern auch in kleineren Gemeinden<br />
Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten<br />
in der <strong>Pfalz</strong> geriet die Arbeit<br />
der Beratungsstelle zunehmend in die<br />
Kritik Als die beiden Beratungsstellen<br />
zusammengelegt bzw die Beratungsstelle<br />
in Speyer 1936 geschlossen wurde,<br />
erhielt der überzeugte Nationalsozialist<br />
Willy Pfeiffer die Zuständigkeit<br />
für das gesamte Büchereiwesen in der<br />
<strong>Pfalz</strong> 1937 wurde als bibliothekarische<br />
Fachkraft für die Beratungsstelle und<br />
als stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei<br />
Kaiserslautern die Bibliothekarin<br />
Maria Rommerskirchen eingestellt<br />
1938 wurde das Personal der<br />
Beratungsstelle, das bisher beim Verein<br />
angestellt war, teilweise vom bayerischen<br />
Staat übernommen Pfeiffer<br />
ernannte Rommerskirchen, als er 1942<br />
auf eigenen Wunsch in die besetzten<br />
Gebiete der Sowjetunion abgeordnet<br />
wurde, zur stellvertretenden Leitung<br />
der Beratungsstelle Kaiserslautern<br />
Die Büchereistelle als Einrichtung des<br />
Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Im März 1945 war die <strong>Pfalz</strong> zunächst<br />
von den Amerikanern besetzt<br />
worden Ab Juli 1945 stand die <strong>Pfalz</strong><br />
unter französischer Verwaltung Maria<br />
Rommerskirchen war weiterhin in<br />
Kaiserslautern tätig und hatte sich seit<br />
1945 um eine Erlaubnis bemüht, die<br />
Beratungsstellenarbeit wieder aufzunehmen<br />
Erst 1947 allerdings suchte<br />
das Oberregierungspräsidium bei der<br />
Militärregierung in Neustadt um die<br />
Genehmigung zur Wiedereröffnung<br />
der pfälzischen Büchereistelle nach<br />
Bedingung für die Wiedereröffnung<br />
waren die Entnazifizierungsbescheide<br />
für die Mitarbeiter, die Maria Rommerskirchen<br />
vorlegen konnte Die Militärregierung<br />
in Neustadt erlaubte deshalb<br />
im Juli 1947 die Wiedereröffnung<br />
der Beratungsstelle, nunmehr unter<br />
dem Namen „Pfälzische Landesbüchereistelle“<br />
1947/48 war die Büchereistelle<br />
in Kaiserslautern, jetzt unter der<br />
Leitung von Maria Rommerskirchen,<br />
zunächst die einzige Beratungsstelle<br />
im Land <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Das neu gegründete Land hatte als<br />
eines der wenigen Länder in seiner<br />
Verfassung mit dem § 37 einen Passus<br />
eingefügt, der die finanzielle Unterstützung<br />
der öffentlichen Büchereien<br />
in den Rang einer Verfassungsbestimmung<br />
hob In diesem Paragraf heißt<br />
es:<br />
„Das Volksbildungswesen, einschließlich<br />
der Volksbüchereien soll von<br />
Staat und Gemeinden gefördert werden.....“<br />
Auf Drängen des Leiters der Stadtbibliothek<br />
Koblenz, Dr. Franz Grosse,<br />
stimmte der französische Militärgouverneur<br />
zu, in Koblenz eine weitere<br />
Beratungsstelle einzurichten Diese<br />
Beratungsstelle wurde der Beratungsstelle<br />
in Kaiserslautern übergeordnet<br />
und unter dem Namen „Staatliche<br />
Landesfachstelle für Büchereiwesen<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“ im Dezember 1948<br />
errichtet<br />
Die ersten Nachkriegsjahre standen<br />
ganz im Zeichen des Wiederaufbaus<br />
Die Büchereistellenarbeit musste neu<br />
ausgerichtet, nationalsozialistisches<br />
Schriftgut entfernt und zerstörte oder<br />
geschlossene Büchereien reorganisiert<br />
werden Um die Büchereien mit Leihbeständen<br />
zu unterstützen, wurde<br />
1950 in der Beratungsstelle Kaiserslautern<br />
mit dem Aufbau der „Zentralen<br />
Ergänzungsbücherei“ begonnen<br />
1951 änderte die Beratungsstelle ihren<br />
Namen und hieß fortan „Staatliche<br />
Büchereistelle für die <strong>Pfalz</strong>“ 1953 zog<br />
die Büchereistelle aus Kaiserslautern<br />
nach Neustadt In der Hans-Geiger-<br />
Straße war die Büchereistelle bis 1995<br />
untergebracht Nach der rheinlandpfälzischen<br />
Gebietsreform von 1969<br />
übernahm die Büchereistelle Neustadt<br />
auch die Zuständigkeit für die<br />
rheinhessischen Kreise Alzey-Worms<br />
und Mainz-Bingen Folgerichtig änderte<br />
sich der Name in „Staatliche Büchereistelle<br />
Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>“ Maria<br />
Rommerskirchen hatte die Leitung der<br />
Büchereistelle noch bis Juni 1975 inne<br />
Bibliotheksentwicklung: Bibliotheksplan<br />
und Pilotprojekte<br />
Mit der Übernahme der Leitung<br />
durch Irmgard Dobler 1975 änderte<br />
sich vor allem das Verhältnis der Bü-<br />
bibliotheken heute 3 (2007) 3 125