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Kinder, Medien und Gewalt Ein Thema für die ... - GIZ

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16<br />

Kriegsberichterstattung – „Zwischen Information,<br />

Inszenierung <strong>und</strong> Zensur“<br />

In verschiedenen Arbeiten widmen sich Christian<br />

Büttner <strong>und</strong> Magdalena Kladzinski dem „Krieg in den<br />

Bildschirmme<strong>die</strong>n“ <strong>und</strong> stellen fest, dass sich auch<br />

<strong>die</strong> Kriegsberichterstattung „Zwischen Information,<br />

Inszenierung <strong>und</strong> Zensur“ bewegt. Sie arbeiten heraus,<br />

dass verschiedene Akteure Interesse haben an<br />

der Konstruktion einer bestimmten Kriegswirklichkeit.<br />

Immer wieder stehen dabei Militär <strong>und</strong> Politik<br />

unter Verdacht <strong>die</strong> Kriegsberichterstattung zu<br />

kontrollieren sowie <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> für ihre Zwecke zu<br />

instrumentalisieren. Von einer solchen Instrumentalisierung<br />

der <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> ist vor allem dann auszugehen,<br />

wenn das eigene Land an einem Krieg beteiligt<br />

ist. Dabei geht es unter anderem um eine gezielte<br />

Desinformation der eigenen Bevölkerung: <strong>Ein</strong> geführter<br />

Krieg, muss als legitim gelten <strong>und</strong> von der<br />

Bevölkerung unterstützt werden. Und das ist in der<br />

Regel der Fall, wenn man ihn als Verteidigungskrieg<br />

verkaufen kann. Heute geht es dabei nicht immer<br />

nur um <strong>die</strong> „Verteidigung“ der eigenen Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> des eigenen Landes, sondern mitunter auch<br />

um „menschliche Sicherheit“. Doch auch solche<br />

Kriege – wie z. B. der „Krieg gegen den Terrorismus“<br />

– bedürfen einer Legitimierung, <strong>die</strong> durch Kriegsdarstellungen,<br />

<strong>die</strong> noch immer auf den üblichen<br />

Propagandaprinzipien beruhen (Büttner / Kladzinski<br />

2005: 33), zu erreichen versucht wird: Es sind immer<br />

<strong>die</strong> Guten, <strong>die</strong> gegen das Böse kämpfen. Darüber<br />

hinaus werden dem Publikum typischerweise<br />

„ungeschminkte Kriegsbilder“ sowie <strong>die</strong> Perspektive<br />

der Soldaten aber auch <strong>die</strong> Perspektive der „Bösen“<br />

vorenthalten. Diesbezüglich wird heute weniger<br />

von Propaganda im Sinne einer „negativen Zensur<br />

der Nachrichtenunterdrückung“ vielmehr von<br />

einer „positive[n] Zensur der Nachrichtenlenkung“<br />

gesprochen (vgl. Weischenberg 1993: 13; Büttner/<br />

Kladzinski 2005: 33).<br />

Neben der „gezielten Desinformation“ der eigenen<br />

Bevölkerung, um sich deren Unterstützung zu sichern,<br />

ist eine „überlegene Informationspolitik“ in<br />

Krisen- <strong>und</strong> Kriegszeiten vor allem für das Militär<br />

von besonderer Bedeutung, weil man den Gegner<br />

so lange wie möglich im Unklaren lassen möchte<br />

(Büttner/Kladzinski 2005: 24f.). „Die <strong>Me<strong>die</strong>n</strong>kampagne<br />

zu gewinnen, ist genauso wichtig, wie <strong>die</strong><br />

militärische Kampagne für sich zu entscheiden“, so<br />

der ehemalige NATO-Sprecher Jamie Shea (Shea<br />

2000: 214; zitiert nach Bläsi 2005: 272). „Informationskrieg“<br />

<strong>und</strong> „Informationsoperationen“ sind Begriffe,<br />

<strong>die</strong> heutzutage sowohl in Kriegs- als auch in<br />

Friedenszeiten fest im militärischen Sprachgebrauch<br />

verankert sind (Büttner/Kladzinski 2005: 25).<br />

Militär <strong>und</strong> Politik setzten ihre Interessen auf Kosten<br />

einer wahrheitsgetreuen Kriegsberichterstattung<br />

durch, <strong>die</strong> sich für sie nicht als „nützlich“ erweisen<br />

würde (Büttner / Kladzinski 2005: 33). Es kann zwar<br />

davon ausgegangen werden, dass <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> sich<br />

ihrer Instrumentalisierung bewusst sind. Es kann<br />

sich jedoch als äußerst schwierig erweisen etwas<br />

dagegen auszurichten (Müller 2002: 37). Zu beachten<br />

ist einerseits, dass <strong>die</strong> Regierungen <strong>und</strong> das<br />

Militär sowohl im Vorfeld als auch während eines<br />

Krieges über einen beträchtlichen Informationsvorteil<br />

verfügen. Aufgr<strong>und</strong> des öffentlichen Interesses<br />

sind <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> jedoch von der Berichterstattung<br />

über politische <strong>und</strong> militärische Ereignisse abhängig<br />

<strong>und</strong> daher auf <strong>die</strong> Kooperation mit Regierung <strong>und</strong><br />

Militär angewiesen (Müller 2002: 37). Im Übrigen<br />

zeige <strong>die</strong> Geschichte auch, so Müller, „dass <strong>die</strong> patriotische<br />

Aufwallung, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Bevölkerung festgestellt<br />

wurde, auch <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> in ihrer Mehrheit<br />

mit einbezieht. Wenn <strong>die</strong> Demokratie im Krieg steht,<br />

fällt <strong>die</strong> kritische Distanz auch <strong>und</strong> gerade den demokratisch<br />

Gesinnten schwer“ (Müller 2002: 37).<br />

Die zentrale Herausforderung für <strong>die</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

besteht hier einerseits in der Förderung<br />

eines „guten Journalismus“, d. h. letztlich<br />

in der Ausbildung von Journalisten. Darüber hinaus<br />

gilt es eine kritische Betrachtung der <strong>Me<strong>die</strong>n</strong>berichterstattung<br />

zu vermitteln sowie <strong>die</strong> Fähigkeit<br />

mit Informationen umzugehen.

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