Kinder, Medien und Gewalt Ein Thema für die ... - GIZ
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Kriegsberichterstattung – „Zwischen Information,<br />
Inszenierung <strong>und</strong> Zensur“<br />
In verschiedenen Arbeiten widmen sich Christian<br />
Büttner <strong>und</strong> Magdalena Kladzinski dem „Krieg in den<br />
Bildschirmme<strong>die</strong>n“ <strong>und</strong> stellen fest, dass sich auch<br />
<strong>die</strong> Kriegsberichterstattung „Zwischen Information,<br />
Inszenierung <strong>und</strong> Zensur“ bewegt. Sie arbeiten heraus,<br />
dass verschiedene Akteure Interesse haben an<br />
der Konstruktion einer bestimmten Kriegswirklichkeit.<br />
Immer wieder stehen dabei Militär <strong>und</strong> Politik<br />
unter Verdacht <strong>die</strong> Kriegsberichterstattung zu<br />
kontrollieren sowie <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> für ihre Zwecke zu<br />
instrumentalisieren. Von einer solchen Instrumentalisierung<br />
der <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> ist vor allem dann auszugehen,<br />
wenn das eigene Land an einem Krieg beteiligt<br />
ist. Dabei geht es unter anderem um eine gezielte<br />
Desinformation der eigenen Bevölkerung: <strong>Ein</strong> geführter<br />
Krieg, muss als legitim gelten <strong>und</strong> von der<br />
Bevölkerung unterstützt werden. Und das ist in der<br />
Regel der Fall, wenn man ihn als Verteidigungskrieg<br />
verkaufen kann. Heute geht es dabei nicht immer<br />
nur um <strong>die</strong> „Verteidigung“ der eigenen Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> des eigenen Landes, sondern mitunter auch<br />
um „menschliche Sicherheit“. Doch auch solche<br />
Kriege – wie z. B. der „Krieg gegen den Terrorismus“<br />
– bedürfen einer Legitimierung, <strong>die</strong> durch Kriegsdarstellungen,<br />
<strong>die</strong> noch immer auf den üblichen<br />
Propagandaprinzipien beruhen (Büttner / Kladzinski<br />
2005: 33), zu erreichen versucht wird: Es sind immer<br />
<strong>die</strong> Guten, <strong>die</strong> gegen das Böse kämpfen. Darüber<br />
hinaus werden dem Publikum typischerweise<br />
„ungeschminkte Kriegsbilder“ sowie <strong>die</strong> Perspektive<br />
der Soldaten aber auch <strong>die</strong> Perspektive der „Bösen“<br />
vorenthalten. Diesbezüglich wird heute weniger<br />
von Propaganda im Sinne einer „negativen Zensur<br />
der Nachrichtenunterdrückung“ vielmehr von<br />
einer „positive[n] Zensur der Nachrichtenlenkung“<br />
gesprochen (vgl. Weischenberg 1993: 13; Büttner/<br />
Kladzinski 2005: 33).<br />
Neben der „gezielten Desinformation“ der eigenen<br />
Bevölkerung, um sich deren Unterstützung zu sichern,<br />
ist eine „überlegene Informationspolitik“ in<br />
Krisen- <strong>und</strong> Kriegszeiten vor allem für das Militär<br />
von besonderer Bedeutung, weil man den Gegner<br />
so lange wie möglich im Unklaren lassen möchte<br />
(Büttner/Kladzinski 2005: 24f.). „Die <strong>Me<strong>die</strong>n</strong>kampagne<br />
zu gewinnen, ist genauso wichtig, wie <strong>die</strong><br />
militärische Kampagne für sich zu entscheiden“, so<br />
der ehemalige NATO-Sprecher Jamie Shea (Shea<br />
2000: 214; zitiert nach Bläsi 2005: 272). „Informationskrieg“<br />
<strong>und</strong> „Informationsoperationen“ sind Begriffe,<br />
<strong>die</strong> heutzutage sowohl in Kriegs- als auch in<br />
Friedenszeiten fest im militärischen Sprachgebrauch<br />
verankert sind (Büttner/Kladzinski 2005: 25).<br />
Militär <strong>und</strong> Politik setzten ihre Interessen auf Kosten<br />
einer wahrheitsgetreuen Kriegsberichterstattung<br />
durch, <strong>die</strong> sich für sie nicht als „nützlich“ erweisen<br />
würde (Büttner / Kladzinski 2005: 33). Es kann zwar<br />
davon ausgegangen werden, dass <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> sich<br />
ihrer Instrumentalisierung bewusst sind. Es kann<br />
sich jedoch als äußerst schwierig erweisen etwas<br />
dagegen auszurichten (Müller 2002: 37). Zu beachten<br />
ist einerseits, dass <strong>die</strong> Regierungen <strong>und</strong> das<br />
Militär sowohl im Vorfeld als auch während eines<br />
Krieges über einen beträchtlichen Informationsvorteil<br />
verfügen. Aufgr<strong>und</strong> des öffentlichen Interesses<br />
sind <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> jedoch von der Berichterstattung<br />
über politische <strong>und</strong> militärische Ereignisse abhängig<br />
<strong>und</strong> daher auf <strong>die</strong> Kooperation mit Regierung <strong>und</strong><br />
Militär angewiesen (Müller 2002: 37). Im Übrigen<br />
zeige <strong>die</strong> Geschichte auch, so Müller, „dass <strong>die</strong> patriotische<br />
Aufwallung, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Bevölkerung festgestellt<br />
wurde, auch <strong>die</strong> <strong>Me<strong>die</strong>n</strong> in ihrer Mehrheit<br />
mit einbezieht. Wenn <strong>die</strong> Demokratie im Krieg steht,<br />
fällt <strong>die</strong> kritische Distanz auch <strong>und</strong> gerade den demokratisch<br />
Gesinnten schwer“ (Müller 2002: 37).<br />
Die zentrale Herausforderung für <strong>die</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />
besteht hier einerseits in der Förderung<br />
eines „guten Journalismus“, d. h. letztlich<br />
in der Ausbildung von Journalisten. Darüber hinaus<br />
gilt es eine kritische Betrachtung der <strong>Me<strong>die</strong>n</strong>berichterstattung<br />
zu vermitteln sowie <strong>die</strong> Fähigkeit<br />
mit Informationen umzugehen.