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LOS Doku 2. Förderperiode - LOS FREDENBERG

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<strong>Doku</strong>mentation<br />

der <strong>LOS</strong>-Projekte am Fredenberg<br />

in der <strong>2.</strong> <strong>Förderperiode</strong><br />

erarbeitet von Teilnehmern am<br />

<strong>LOS</strong>-Projekt<br />

Medienorientierung


Die <strong>LOS</strong> - Projekte in der <strong>2.</strong> <strong>Förderperiode</strong><br />

1. Medienorientierung<br />

Stadtbüro Fredenberg Seite 1 - 9<br />

<strong>2.</strong> Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />

Berufsbildende Schulen Fredenberg Seite 10 - 14<br />

3. Außengestaltung Jugendtreff<br />

Diakonie gGmbH Seite 15- 18<br />

4. Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

Schulverein der Berufsbildende Schulen Seite 19 - 25<br />

5. Job-Info<br />

Berufsfortbildungswerk Seite 26 - 29<br />

6. Qualifi zierung zur Kochhilfe/ Mittagstisch<br />

Diakonie, Kreisstelle Salzgitter Seite 30 - 33<br />

7. Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />

Diakonie, Kreisstelle Salzgitter Seite 34 - 39<br />

8. Assessorenausbildung<br />

Pro ASS GmbH Seite 40 - 44<br />

9. Frauenkompetenzzentrum<br />

AWO-Kreisverband Salzgitter e.V. Seite 45 - 49<br />

10. Kompetenzservice<br />

AWO-Kreisverband Salzgitter e.V. Seite 50 - 52<br />

11. Nachbarschaftsladen<br />

AWO-Kreisverband Salzgitter e.V. Seite 53 -56<br />

Impressum:<br />

Texte , Fotoauswahl und Gestatung:<br />

Teilnehmer des Projektes<br />

„ Medienorientierung“<br />

im Stadtbüro Fredenberg<br />

unter der Leitung von Sylvia Fiedler<br />

Druck:<br />

Druck-Allee Rotationsdruck GmbH<br />

Gutenbergweg 1<br />

38312 Ohrum<br />

www.druck-allee.de


Medienorientierung<br />

Im Informationszeitalter ist es von entscheidender Bedeutung, inwieweit Menschen die<br />

Möglichkeit vorfi nden, mit Medien zu arbeiten und über den Zugang zu Medien aktiv an sozialen<br />

und kulturellen Prozessen teilnehmen zu können. Das eröffnet den Menschen die Möglichkeit,<br />

sich mit ihren Ansichten und Einstellungen zum gesellschaftlichen Leben zu artikulieren und ihre<br />

Standpunkte öffentlich zu vertreten. Mit der Frage nach dem Zugang zu Medien entscheidet<br />

sich auch die Frage nach Teilnahme an demokratischen Prozessen. In der Vermittlung von Politik<br />

und politischen Inhalten gewinnen Medien eine immer größere Bedeutung. Einerseits liefern<br />

Medien eine enorme Fülle an Informationen, andererseits steht die Frage, wie man Menschen<br />

den öffentlichen Zugang zu einer Reihe von Kommunikationswerkzeugen ermöglichen kann.<br />

Medien sind aus der Sozialisation von Angehörigen aller Altersgruppen nicht<br />

wegzudenken. Insbesondere die neuen Medien, Computer und Internet, haben für das<br />

Lernen, das zukünftige Berufsleben und auch für die Freizeit eine große Bedeutung.<br />

Jugendliche nutzen häufi g neue Medien und besitzen die technischen Fähigkeiten sie zu<br />

bedienen. Bei Jugendlichen stellt sich die Aufgabe, ihnen ein vielfältiges, zielgerichtetes und<br />

kreatives Handeln in der Medienwelt zu ermöglichen. Nicht außer Acht gelassen werden<br />

sollten dabei die so genannten „alten Medien“ wie beispielsweise Literatur und Printmedien.<br />

Aus all diesen Vorüberlegungen entstand das Projekt Medienorientierung. Es macht sich in erster<br />

Linie einen sachlich-kritischen Umgang mit Printmedien mit besonderem Blick auf spezielle<br />

Zielgruppen zur Aufgabe. In den letzten Jahren sind Zweifel an der Lese- und Schreibkompetenz<br />

vieler Jugendlicher aufgekommen. Manche verlassen die Schule sogar nur mit rudimentären<br />

Lesekenntnissen. Die Lesekompetenz gehört neben der Schreibkompetenz und dem Rechnen<br />

zu Grundfertigkeiten. Die Lese- und Schreibkompetenz ist nicht zuletzt die Basis für den Erwerb<br />

zusätzlicher weiterer Kompetenzen, denn in vielen Fachbereichen müssen Kenntnisse z. B. in<br />

Fachbüchern wie auch dem Internet „erlesen“ werden. Die Fähigkeiten bei benachteiligten Menschen<br />

weiterzuentwickeln und zu fördern sollte ein Ziel des <strong>LOS</strong>-Projektes Medienorientierung sein.<br />

Migranten, insbesondere jugendliche Migranten<br />

und Migrantinnen, haben wenig Zugang zu den<br />

wichtigen Stadtteilmedien. Zum einen verhindern<br />

Sprachschwierigkeiten das eingehende Interesse an<br />

Printmedien, zum anderen sind ältere Migranten und<br />

Migrantinnen mit modernen Technologien nicht vertraut.<br />

Dadurch nehmen diese Gruppen zu wenig selbst<br />

am Diskussionsprozess in der „Sozialen Stadt“ teil.<br />

Migranten und Jugendliche nehmen kaum am<br />

Stadtteilprozess teil und haben Schwierigkeiten,<br />

sich im sozialen wie im Arbeitsleben zu integrieren.<br />

Sicherheit geben im Umgang mit Medien, gekoppelt<br />

an Stadtteilarbeit und Wiedereingliederungsmaßna<br />

hmen, kann diese Menschen in die Lage versetzen,<br />

ihre Fähigkeiten auszuloten, zu festigen und neue<br />

Kenntnisse zu erwerben. Das kann ihnen helfen,<br />

besser und intensiver an sozialen Prozessen und am<br />

Arbeitsleben teilzunehmen. Diese Menschen benötigen<br />

Theorie und praktische Übungen zum Thema Medien und der <strong>LOS</strong>-<strong>Doku</strong>mentation<br />

gehörten zu den Inhalten im Projekt Medienorientierung. Im<br />

Stadtbüro wurden außerdem die <strong>LOS</strong>-Projekte besprochen und Fragen für<br />

die Interviews vorbereitet.<br />

Hilfestellung, um Wege und Möglichkeiten kennen zu lernen, ihr Sprach- und<br />

Ausdrucksvermögen zu verbessern. Das macht selbstbewusster und unterstützt sie bei<br />

der Suche nach einer Arbeit und der Bewerbung auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.<br />

Eine konkrete Aufgabe mit einem greifbaren Ergebnis, der Präsentation einer Zeitung,<br />

motiviert möglicherweise eher zur Teilnahme an einem Projekt als nur theoretischer<br />

Unterricht. Fähigkeiten und Gelerntes können so nachhaltig anschaulich gemacht werden.<br />

Soziale Integration und Teilnahme an <strong>LOS</strong>-Projekten setzt bei den Zielgruppen voraus, einen leichten<br />

Zugang zu Einrichtungen und Projekten zu haben. Solange Zielgruppen in einer eher passiven<br />

Haltung bleiben, weil sie Scheu haben sich zu äußern, wird es schwierig bleiben, sie für offene<br />

Projekte und die Mitarbeit im <strong>LOS</strong>-Begleitausschuss zu gewinnen. Zielgruppen in ein eigenständiges<br />

Projekt einzubeziehen wäre eine Möglichkeit, Menschen im Sinne von <strong>LOS</strong> zu aktivieren und<br />

gleichzeitig <strong>LOS</strong>-Projekte aus Sicht der Zielgruppen in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken.<br />

1


Medienorientierung<br />

2<br />

Die Gruppe stellt sich vor<br />

Rico Beyer<br />

Wie sein Traumberuf heißt, kann Rico nicht sagen. Wie er aussehen müsste, weiß<br />

er jedoch. „Büroarbeit liegt mir garantiert nicht“, sagt der 16-jährige. Irgendwie<br />

bei der Arbeit draußen sein, das kann er sich für seine berufl iche Zukunft gut<br />

vorstellen. Viel reden mag Rico nicht über sich. Fahrrad und Inliner fahren<br />

machen ihm Spaß. Auch am PC sitzt er zu Hause gerne, um Rennen zu fahren<br />

oder Strategie-Spiele zu spielen. Er sei eher ein Einzelkämpfer, schätzt er ein.<br />

„Mein Start in der Schule war nicht besonders gut. Ich habe da schon am Anfang<br />

nicht den richtigen Draht gefunden. Das wurde erst besser ab Klasse sechs. An der<br />

Sonderschule in Salzgitter habe ich dann meinen 10.-Klasse-Abschluss gepackt“,<br />

schaut Rico auf seine Schulzeit zurück. Mathematik und Sport waren die Fächer, die<br />

ihm gefi elen und lagen. Deutsch dagegen nicht unbedingt, gibt er zu. Dennoch habe<br />

er sich entschlossen beim <strong>LOS</strong>-Projekt Medienorientierung mitzumachen. Rico ist<br />

überzeugt, dass es ihm nutzt, Dinge außerhalb der Schule zu lernen. „Bestimmt bringt<br />

es mich ein Stück voran“, sagt er.<br />

Zurzeit absolviert Rico an der BBS Fredenberg sein Berufsvorbereitungsjahr. In<br />

der Fachrichtung Sanitärtechnik möchte er anschließend dort ins Berufsgrundjahr gehen und<br />

möglichst erfolgreich abschließen. Rico ist überzeugt, dass er in dieser Sparte auch seinen<br />

künftigen Beruf fi ndet.<br />

Christian Kloke<br />

„Es imponiert mir, wenn jemand etwas Außergewöhnliches tut“, bekennt Christian. So<br />

kam es, dass er begann Modelleisenbahnen zu sammeln und sich intensiver damit<br />

zu beschäftigen. Groß ist auch sein Interesse für sportliche Autos. Fünf Mappen füllte<br />

er bereits mit Fakten und Daten zu diesem Thema. Christian kann sich gut vorstellen,<br />

auf diesem Gebiet später einmal seinen Beruf zu fi nden. „Kfz-Mechatroniker, das wäre<br />

was. Von dort aus könnte ich dann ins Tuning-Geschäft einsteigen“, umreißt er seine<br />

Zukunftspläne.<br />

Christian weiß, dass er bis dahin noch ein Stück Weg vor sich hat. Jetzt ist er 17<br />

Jahre alt und noch ohne Schulabschluss. „Ich war zu faul. Aber die Faulheit habe<br />

ich jetzt weggeschmissen“, sagt er. Zur Schule sei nicht gern gegangen. Das<br />

Berufsvorbereitungsjahr an der BBS Fredenberg sei seine Chance. Das hat Christian für<br />

sich erkannt und darum bemühe er sich um ordentliche Leistungen, bekennt er.<br />

Freimütig erzählt er über sich: „Wo ich helfen kann, helfe ich. Aber ich gehe nicht zu<br />

jedem und ich lege mich auch gerne einmal an. Allerdings bin ich ein friedlicher Mensch,<br />

treffe mich gerne mit meinen Kumpeln und spiele PC.“ Neugier treibt ihn. So war das auch<br />

mit dem <strong>LOS</strong>-Projekt Medienorientierung. „<strong>LOS</strong> hatte ich vorher noch nie gehört. Das Projekt<br />

hörte sich interessant an und weil ich etwas Neues kennen lernen wollte, habe ich beschlossen<br />

mitzumachen. Was wir hier machen, gefällt mir gut und man erfährt, was hier so alles läuft“,<br />

erklärt er über sein Mitwirken am <strong>LOS</strong>-Projekt Medienorientierung.<br />

Maurice Theek<br />

„Geduld habe ich“, sagt Maurice von sich. Stundenlang am PC basteln, Hard- und<br />

Software installieren ist sein Ding. Kürzlich erst hat er sich zu Hause einen neuen Rechner<br />

zusammengebaut. „Ein paar grundlegende Sachen hat mir mein Schwager beigebracht“,<br />

erklärt Maurice, wie er zu seinen Fähigkeiten kam. Der 18-Jährige weiß, was er möchte:<br />

„Meinen Hauptschulabschluss habe ich an der Sonderschule gemacht. Als nächstes<br />

mache ich meinen Realschulabschluss und dann würde ich gern Einzelhandelskaufmann<br />

oder Kommunikationstechnik lernen. Im Büro arbeiten liegt mir mehr als Metall und<br />

Elektro. Das mache ich jetzt im Berufsvorbereitungsjahr und ich habe erkannt, dass ich<br />

damit nicht so gut hinkomme.“<br />

Eine klare Linie fährt er auch in seiner Freizeit: „Ich stehe auf Heavy Metal. Ich ziehe mich<br />

so an und manchmal singe ich bei Proben in der Band von meinem Freund. Vielleicht<br />

mache ich aus den Texten, die ich selbst schreibe, einmal Songs.“ Sein Faible für Mythologisches<br />

und Phantasie animieren Maurice, sich solche Texte auszudenken und zu verfassen.


Medienorientierung<br />

André Wandersleb<br />

Vor die Wahl zwischen Stift und Schraubenzieher gestellt, würde André ohne Zögern<br />

zum Werkzeug greifen. „Ich kann alles Mögliche, aber ich mag nicht schreiben“, gibt<br />

er unumwunden zu. Autos, Mofas, Computer oder sogar Radlader reparieren, fi ndet<br />

André nicht problematisch. Traktoren faszinieren ihn und sie haben ihn auf seinen<br />

16 Jahren Lebensweg stets begleitet. Von klein auf war André bei der Arbeit auf<br />

dem Feld dabei. „Mein Opa hat mich immer mitgenommen. Er hat mir beigebracht,<br />

wie man Traktoren wieder fl ott macht, wie man pfl ügt und wie das so läuft in der<br />

Landwirtschaft“, erzählt André und bekennt: „Mein Opa ist so zum wichtigsten<br />

Menschen in meinem Leben geworden.“<br />

Das Leben auf dem Land hat André geprägt. Es macht ihm nichts aus, nachts einem<br />

Bekannten zu helfen, Rüben zu säen, wenn es erforderlich ist. Auch in anderer<br />

Hinsicht macht André Ungewöhnliches. In den Ferien kommt es vor, dass er sich<br />

für ein bis zwei Wochen von seinen Eltern verabschiedet und mit Rucksack und Zelt<br />

auf dem Rücken auf Wanderschaft geht. „Immer querfeldein laufe ich. Bis zu 120<br />

Kilometer. Dann drehe ich um und gehe wieder heim. Ich brauche keinen Luxus“, sagt er.<br />

Wie er sich sieht? „Früher fl ogen durchaus Dinge durch die Gegend, wenn mir etwas gegen<br />

den Strich ging. Schule fi el mir echt schwer. Heute auch noch. Aber ich mühe mich, bin ruhiger<br />

geworden und fahre nicht aus einer Laune heraus aus der Haut. Ich kann zupacken. Deshalb<br />

würde ich gern in der Landwirtschaft arbeiten oder Traktoren und Maschinen reparieren“, umreißt<br />

André seine Ziele.<br />

Roman Wieczorek<br />

Am liebsten spielt Roman Schlagzeug. Mit neun Jahren fi ng er damit zu Hause an<br />

und brachte sich die ersten Beats selbst bei. Seit vier Jahren nimmt er Unterricht<br />

an der Musikschule. Roman steht auf Heavy Metal. Ziemlich oft setzt er zu Hause<br />

Kopfhörer auf und trommelt los. Richtig gut spielt er auch Tischtennis. Beim Vfl<br />

Salder ist er seit zehn Jahren aktiv dabei. Fußball spielen, Skateboard fahren und<br />

Schwimmen gehören außerdem zu seinen Hobbys.<br />

Die Musik hätte Roman gern zu seinem Beruf gemacht – als Musikinstrumentenbauer.<br />

„ Das ist vorbei“, sagt er kurz. „Für so eine Lehre hätte ich aus Salzgitter weggehen<br />

müssen. Ich möchte aber gerne hier bleiben“, begründet er die Absage an diesen<br />

Wunschberuf. Jetzt hat sich der 17-Jährige für einen Metallberuf entschieden und<br />

möchte nach Berufsvorbereitungs- und Berufsgrundjahr an der BBS Fredenberg<br />

einen Beruf in dieser Richtung ergreifen.<br />

Marcel Ehlers<br />

Meine Schwester ist mein Vorbild. Die hat es geschafft, obwohl sie genau wie ich in<br />

der Schule nicht so einen guten Start hingelegt hatte. Ich bin jetzt 18 Jahre alt, habe<br />

keinen Schulabschluss und will das jetzt packen. Dafür strenge ich mich echt an.<br />

Darum habe ich mir zum Motto gemacht: Fürs Leben das Beste geben. Überhaupt<br />

nicht mag ich, wenn jemand eingebildet ist. Auch nicht, wenn man unnötigen Stress<br />

macht. Daneben fi nde ich außerdem, wenn jemand einen anderen beschuldigt,<br />

etwas getan zu haben, obwohl der das nicht war oder nichts dafür kann, wenn<br />

etwas passiert ist.<br />

Gut fi nde ich, wenn man lustig ist. Soweit mein Wissen und meine Erfahrungen<br />

reichen, helfe ich gern anderen Leuten. Ich bin gern mit Freunden zusammen. Meine<br />

liebsten Hobbys sind Schlagzeug spielen und in meiner Band Musik machen. Ich<br />

schreibe Gedichte und Musiktexte. Was ich noch gerne mache ist Kochen, Fußball<br />

spielen und an Technik basteln.<br />

Marcel verließ das Projekt kurz vor dessen Abschluss, weil er mehr Zeit für seine schulische<br />

Ausbildung brauchte.<br />

3


Medienorientierung<br />

4<br />

Sven Ridella<br />

Ich fi nde, jeder sollte arbeiten gehen und nicht herumhängen, weil man sonst<br />

zugrunde geht. Wenn man sich beschäftigt, kann man schließlich Erfahrungen<br />

sammeln. Gut fi nde ich auch, wenn sich jemand sozial engagiert. Nur ´rumsitzen<br />

mag ich nicht. Sport ist eine große Leidenschaft von mir. Ich spiele Fußball – früher<br />

war ich beim SC Gitter in der Mannschaft – gehe Schwimmen, fahre Rad und spiele<br />

Billard. Ich interessiere mich für Politik und Geschichte. Weil mich interessiert,<br />

was um mich herum geschieht, lese ich Zeitung und sehe die Nachrichten im<br />

Fernsehen. Daraus bilde ich mir dann meine Meinung zum Beispiel über Wirtschaft<br />

und Politik. Ich denke, der Wirtschaft würde es helfen, wenn mehr Leute Arbeit<br />

hätten. Aber mir ist auch klar, dass Politiker oder der Bundeskanzler nicht einfach<br />

ein paar Geschäfte eröffnen können.<br />

Klare Vorstellungen habe ich darüber, was ich später machen möchte. Ein<br />

Metallberuf nach Berufsvorbereitungs- und Berufsgrundjahr wäre für mich denkbar.<br />

Ich bin jedoch fl exibel. Der Kursus in Hauswirtschaft an der Hauptschule hat mir Spaß gemacht.<br />

Darum kann ich mir auch gut vorstellen, mein Berufsgrundjahr im Bereich Ernährung zu machen,<br />

um später vielleicht Bäcker oder Fleischer zu werden.<br />

Sven blieb nicht bis zum Schluss<br />

im Projekt, weil seine schulischen<br />

Leistungen es erforderlich machten,<br />

an allen Unterrichtsstunden in der<br />

BBS anwesend zu sein.<br />

Träger:<br />

Stadtbüro Fredenberg<br />

Kurt-Schumacher-Ring 4<br />

38228 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

1. Februar 2005 bis 30. Juni 2005<br />

Die Jugendlichen befragen Hans-Adolf Knopp als Koordinator des Projektes<br />

Innengestaltung des Jugendtreff im Eisenbahnwaggon.<br />

Ziele:<br />

Berufsorientierung und soziale Orientierung für Jugendliche;<br />

Integration für benachteiligte Zielgruppen;<br />

Inhaltliche und grafi sche Gestaltung einer <strong>LOS</strong>-Zeitung zur <strong>Doku</strong>mentation aller Mikroprojekte<br />

im <strong>2.</strong> Förderzeitraum:<br />

-<strong>LOS</strong>-Zielgruppen wird der Zugang zu Informationsmedien erleichert<br />

-Teilnehmer am Projekt werden im Umgang mit Medien orientiert und qualifi ziert<br />

-die Projektteilnehmer werden an der generellen Teilhabe an <strong>LOS</strong> motiviert<br />

-das Projekt schafft eine Plattform zur öffentlichen Diskussion von <strong>LOS</strong> im Stadtteil<br />

Von acht Teilnehmern werden mindestens sechs über den gesamten Projektzeitraum tätig und<br />

lernen die Grundlagen zum Aufbau einer Zeitung kennen.<br />

Zwei Teilnehmer erklären sich bereit, während und nach der Maßnahme an der Stadtteilzeitung<br />

„Fredenberg Echo“ mitzuarbeiten.<br />

Ein bis zwei Teilnehmer übernehmen Verantwortung im <strong>LOS</strong>-Begleitausschuss.<br />

Zielgruppe:<br />

An dem Projekt sollen maximal acht Teilnehmer arbeiten. Es sollen Menschen aus dem Stadtteil<br />

sein, die einen Migrationshintergrund haben und/oder Zugang zu Stadtteil-Medien bzw. Medien<br />

generell suchen, um sich besser in die Gemeinschaft einzubringen und persönliche Fortschritte<br />

hinsichtlich Sprache und Teilhabe an der Gemeinschaft zu erreichen.


Medienorientierung<br />

Inhalt:<br />

Angehörige von <strong>LOS</strong>-Zielgruppen<br />

-informieren sich über <strong>LOS</strong>-Projekte am Fredenberg,<br />

-beschäftigen sich mit Inhalten und Zielen des Programms <strong>LOS</strong> allgemein,<br />

-lernen so Möglichkeiten der Beschäftigungsfi ndung am Arbeitsmarkt und soziale<br />

Integrationsprojekte kennen,<br />

-tragen diese Informationen in Zielgruppen und fungieren damit als Multiplikatoren im<br />

Gesamtprogramm<br />

Männer wie Frauen, männliche wie weibliche Jugendliche nehmen gleichberechtigt am Projekt<br />

teil. Der Umgang mit Printmedien ist nicht geschlechtsspezifi sch. Es wird aber verstärkt darauf<br />

hingewirkt, dass sich auch männliche Jugendliche und Männer beteiligen, die Probleme mit dem<br />

Sprachausdruck haben. Auch Migranten und Aussiedler sollen verstärkt motiviert werden. Die<br />

Teilnehmer am Projekt sollen in Sprach- und Bildgestaltung sensibilisiert werden.<br />

Kursgestaltung:<br />

Die Treffen in der Gruppe sollen an zwei Tagen in der Woche für zwei Stunden stattfi nden.<br />

Phase 1: Die Treffen haben theoretischen Inhalt: Kennen lernen der Personen, Analysen,<br />

Übungen<br />

Phase 2: Kontaktaufnahme zu den Trägern anderer <strong>LOS</strong>-Projekte – schriftlich, telefonisch,<br />

persönlich<br />

Phase 3: konkrete Recherche für die <strong>LOS</strong>-Beilage<br />

Phase 4: Auswertung des gesammelten Materials und Zusammenstellen der Texte und Bilder zu<br />

einer Zeitung bzw. <strong>Doku</strong>mentation<br />

Eine im Stadtteil lebende und am Fredenberg bei der Herstellung einer dreimal jährlich<br />

erscheinenden Stadtteilzeitung ehrenamtlich tätige Journalistin weist die Projektteilnehmer in alle<br />

Arbeitsschritte zum Aufbau einer <strong>LOS</strong>-Zeitung ein. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lernen<br />

dabei das Handwerkszeug des Journalismus kennen, die Recherche, das qualifi zierte Interview,<br />

die Zusammenstellung von Presseberichten und Ankündigungen. Die Projektteilnehmer erlernen<br />

den Umgang mit modernen Medien zum Aufbau der Beilage. Dazu gehören der Einsatz von<br />

Computerprogrammen, Layout, Satzgestaltung, digitale Fotografi e und Druckvorbereitung. Es ist<br />

geplant, im Rahmen einer Begehung auch Drucktechnik<br />

und Druckverfahren kennen zu lernen.<br />

Die Projektteilnehmer erhalten im Stadtteil Einblicke in alle<br />

<strong>LOS</strong>-Mikroprojekte und schaffen mit der Erstellung einer<br />

eigenen <strong>LOS</strong>-Beilage, eine Diskussionsplattform über das<br />

Programm. Darüber hinaus dient diese medial erarbeitete<br />

Beilage als <strong>Doku</strong>mentation des Programms. Mit diesem<br />

medienorientierten Projekt will das Stadtbüro Fredenberg,<br />

als eingesetztes Stadtteilmanagement „Soziale Stadt“<br />

- Träger ist die Planungsgruppe Stadtbüro Dortmund<br />

Impulse zur konkreten Beteiligung von Zielgruppen<br />

setzen. Durch die mögliche Beteiligung unterschiedlicher<br />

Zielgruppen (Frauen, Migranten, Jugendliche) könnte die<br />

<strong>LOS</strong>-Zeitung zum eigenen Sprachrohr werden, um auf<br />

die zukünftige Gestaltung des Programms einzuwirken.<br />

Um eine <strong>Doku</strong>mentation in Form einer Broschüre zu<br />

erarbeiten, werden die Teilnehmer am Projekt eingeführt<br />

in:<br />

-Grundlegende Arbeitsschritte zur Entstehung einer Zeitung von der Idee bis zum fertigen<br />

Druck<br />

-Analyse von Zeitungen und Zeitschriften hinsichtlich Gestaltung, Sprache und Inhalt<br />

-Auseinandersetzung mit Sprache als Mitteilungsmedium, Bestandsaufnahme der Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten der Teilnehmer, Sprech- und Textübungen, um Sprachfertigkeit zu üben und zu<br />

erlernen<br />

-Recherche: Methoden, Übungen in der Gruppe, praktische Anwendung des Geübten am<br />

konkreten Beispiel<br />

-Fragetechniken für Interviews<br />

-Zusammenstellen von Pressemitteilungen über <strong>LOS</strong>-Projekte<br />

-Einführung in Fotografi e als visuelles Medium<br />

Erste gesprächspartnerin zum Mikroprojekt „Qualifi zierung zur Kochhilfe“<br />

war im Diakonie-Treff deren Leiterin, Sabina Scholz.<br />

5


Medienorientierung<br />

6<br />

-Übungen am PC zum Erfassen von Texten, Schreibübungen mit Blick auf einfache<br />

Rechtschreibregeln und einfachen Satzbau<br />

-Beschäftigung mit Satzprogrammen und der grafi schen Gestaltung einer Zeitung: Layout und<br />

Druckvorbereitung<br />

Kooperationspartner:<br />

Alle Träger von Mikroprojekten im Stadtteil<br />

Stadtbüro als Träger der Maßnahme und als Netzwerkpartner<br />

im Verbund mit:<br />

Arbeitskreis Jugend<br />

Arbeitskreis Sozialarbeit<br />

Arbeitsgruppe Sanierung<br />

Arbeitsgruppe Wohnungswirtschaft<br />

Feste Terminabsprachen mit Politik und<br />

Verwaltung<br />

Auswertung:<br />

Inhaltliche Planung<br />

Der konkreten Arbeit mit<br />

Teilnehmern am Medienprojekt<br />

ging eine inhaltliche Planung der<br />

Kursinhalte voraus. In Absprache<br />

mit Einrichtungen, die bereits mit<br />

möglichen Zielgruppen gearbeitet<br />

hatten bzw. arbeiten (Diakonie-<br />

Treff, Frauenkompetenzzentrum,<br />

Stadtteil-management Fredenberg)<br />

wurden Aufgabenfelder beim<br />

Erstellen einer Zeitung eingegrenzt,<br />

die von Teilnehmern an einem<br />

Medienprojekt zu bewältigen<br />

sind. Berücksichtigt werden<br />

mussten die zu erwartenden Der Fragenkatalog für ein Interview wird vorbereitet.<br />

Voraussetzungen bei den Sprachund<br />

Sprechfertigkeiten, im schriftlichen Bereich und Erfahrungen im Umgang mit Medien<br />

allgemein. Klar wurde, dass der Einstieg in ein solches Projekt auf sehr niedriger Stufe erfolgen<br />

muss. Allein der Begriff „Medienorientierung“ schien für Angehörige von <strong>LOS</strong>-Zielgruppen zu<br />

wenig fassbar. In der Werbung für das Projekt wurde der Begriff darum auf „Schreibwerkstatt“<br />

reduziert.<br />

Um den Zugang zum Projekt zu erleichtern, wurde bei der Planung ein weit gefasster Einstieg in<br />

die Thematik gewählt. Eine Einführung in Medien aus Sicht von Zeitungslesern sollte Interesse<br />

wecken und Vertrauen schaffen. Schwerpunkt wurde darauf gelegt, dass die Teilnehmer<br />

langsam von einer beobachtenden Rolle in die aktive Beteiligung beim Herstellen einer Zeitung<br />

geführt werden. Zu Beginn des Projektes sollten aus diesem Grund leicht verständliche<br />

und nachvollziehbare Kurzvorträge durch die Projektleiterin über Medien, Pressearbeit und<br />

Hintergründe bei der Gestaltung und Entstehung von Printmedien sein.<br />

Werbung für das Projekt<br />

Die ersten Überlegungen, ein medienorientiertes Beteilungsprojekt durchzuführen, wurden<br />

zum Ende der ersten <strong>LOS</strong>-<strong>Förderperiode</strong> während der Planungsgespräche für den zweiten<br />

Förderzeitraum im Begleitausschuss vorgestellt. Damit hatten alle Träger von Mikroprojekten<br />

Kenntnis von diesem Vorhaben und waren angehalten, in ihrem Umfeld Teilnehmer darauf<br />

anzusprechen. Darüber hinaus wurden Einrichtungen im Stadtgebiet in einem Anschreiben<br />

über Inhalte und Ziele des Projektes informiert und um Mitarbeit beim Finden von Teilnehmern<br />

gebeten. Weitere Kontakte zu Einrichtungen knüpfte die Projektleiterin persönlich und mit dem<br />

Ziel, in einzelnen Einrichtungen das Projekt vor möglichen Teilnehmergruppen vorzustellen.


Teilnehmerfi ndung<br />

Gute Chancen sah das Berufsfortbildungswerk (bfw). In<br />

Gesprächen mit Wolfgang Bähre und Abdulla Celik als<br />

Verantwortliche für <strong>LOS</strong> wurde der Kreis möglicher Teilnehmer<br />

nochmals eingegrenzt. Die Projektleiterin erhielt die Möglichkeit,<br />

vor einer Klasse mit Jugendlichen, die beim bfw qualifi ziert<br />

wurden, das Projekt vorzustellen. Diese Jugendlichen zeigten<br />

zunächst kein Interesse an einer Mitarbeit. Die Klassenbetreuerin<br />

sagte zu, über das Projekt zu sprechen und den Jugendlichen die<br />

Teilnahme auch während der Unterrichtszeit zu ermöglichen. Trotz<br />

dieses Entgegenkommens kam keiner der Jugendlichen zu einem<br />

im Stadtbüro vereinbarten Treffen.<br />

Zeitgleich lief die Werbung über die Berufsbildenden Schulen. Der<br />

schulfachliche Koordinator, Studienrat Hans-Adolf Knopp, sah in<br />

Jugendlichen aus dem Berufsvorbereitungsjahr eine geeignete<br />

Klientel für das Projekt. Er selbst warb in den Klassen um Teilnahme<br />

und sicherte zu, gegebenenfalls die Projektarbeit während der<br />

Unterrichtszeit zu ermöglichen und für die Beurteilung schulischer<br />

Medienorientierung<br />

Besuch bei Marcel Fischer im Stützpunkt Fredenberg der Diakonie<br />

gGmbH. Recherchiert wurde der Fortgang der Außenarbeiten<br />

am Eisenbahnwaggon.<br />

Leistungen zu berücksichtigen. Aus den BVJ-Klassen Metall und Holz meldeten sich spontan<br />

Jugendliche zur Mitarbeit am Projekt. Sieben Jungen im Alter von 15 bis 19 Jahren aus diesen<br />

Klassen des Berufsvorbereitungsjahres der BBS Fredenberg fanden sich im Stadtbüro ein. Unter<br />

ihnen befanden sich keine Aussiedler oder Ausländer. Die Mitglieder dieser Gruppe stellten<br />

dennoch eine <strong>LOS</strong>-Zielgruppe dar, da die meisten Jugendlichen bislang noch keinen oder nur<br />

einen geringen Schulabschluss vorweisen konnten.<br />

Arbeit im Stadtbüro<br />

Die Gruppe fi ndet sich zusammen<br />

Da sich die Jugendlichen aus der BBS und teilweise aus der Schulzeit kannten, bedurfte es<br />

keiner umfassenden Vorstellung. Um herauszufi nden wie die jungen Leute sich selbst sehen<br />

und wie sie ihre Fähigkeiten einschätzten, wurde zum näheren Bekanntwerden miteinander<br />

das journalistische Genre Kurzporträt gewählt. Dadurch lernten die Jugendlichen in vertrauter<br />

Umgebung mit bekannten Personen Fragetechniken und ein Grundgenre des Journalismus<br />

kennen.<br />

Es zeigte sich gleich hierbei, dass die Voraussetzungen, selbst Texte zu schreiben, bei den<br />

Mitgliedern der Gruppe sehr unterschiedlich waren. Die Scheu, Texte aufzuschreiben dominierte.<br />

Fakten zu formulieren, fi el allen Jugendlichen schwer. Das erklärte im Nachhinein die Skepsis der<br />

zuvor angesprochenen möglichen Teilnehmer am Projekt.<br />

Praktische Übungen<br />

Für eine Zeitung als öffentlich zugängliches Produkt zu schreiben, setzt ein Grundmaß an<br />

Kompetenzen im Schreiben und Formulieren voraus. Dazu bedarf es trainierter Voraussetzungen.<br />

Ein fünfmonatiges Projekt konnte nicht leisten, diese Fähigkeiten aufbauend auf schulisches<br />

Wissen auszuprägen. Das zeigte sich bei der folgenden Übung erneut. Aufgabenstellung war,<br />

das Projekt „Medienorientierung“ für die Stadtteilzeitung „Fredenberg Echo“ kurz zu beschreiben<br />

und die Gruppe vorzustellen. Die Gruppe konnte anhand eines Fragegerüstes gemeinsam alle<br />

Fakten benennen, sie jedoch nicht selbstständig zu einem Presseartikel zusammenfügen. Die<br />

Aufgabe, ein Interview zu führen und in Frage-Antwort-Struktur am PC zu erfassen gelang,<br />

allerdings in sehr einfacher Form. Sie genügte nicht für den Anspruch einer <strong>Doku</strong>mentation. Das<br />

entmutigte die Jugendlichen nicht. Sie waren immer bereit über Verbesserungen an den Texten<br />

zu sprechen und Formulierungen zu hinterfragen. Das war wichtig für das Verständnis der für die<br />

<strong>Doku</strong>mentation vorgesehenen Beiträge.<br />

Es machte deutlich, dass die Beschreibung der Projekte nur dann auch von Mitgliedern der<br />

Zielgruppen verstanden wird, wenn die sprachliche Form einfach bleibt. Hier trifft zu, was bereits<br />

zum Arbeitstitel des Projektes gesagt wurde. Projekte und deren Inhalte müssen für Zielgruppen<br />

sprachlich fassbar sein, um Menschen zur Teilnahme zu bewegen. Dazu leistete die Gruppe<br />

„Medienorientierung“ ihren Beitrag, indem sie Ziele und Absichten von Mikroprojekten für sie<br />

verständlich abfragte und damit ihre Sichtweise auf <strong>LOS</strong> einbrachte.<br />

Gemäß den Absichten des Projektes „Medienorientierung“ beschäftigte sich die Gruppe über<br />

7


Medienorientierung<br />

die eigentliche Arbeit an der <strong>Doku</strong>mentation mit<br />

theoretischen Fragen der Zeitungsherstellung von<br />

der Recherche bis zum Layout. Bekannt gemacht<br />

wurden die Jugendlichen mit Fragetechniken. In<br />

Zeitungen und Zeitschriften wurden verschiedene<br />

Pressegenre untersucht und besprochen. Analysiert<br />

wurden Überschriften und Fotos. Die grafi sche<br />

Gestaltung wurde untersucht und selbst geübt.<br />

Welche Informationen man als Leser aus Texten<br />

und Bildern und aus ihrem Bezug zueinander<br />

ableiten kann, wurde an praktischen Beispielen aus<br />

unterschiedlichen Druckerzeugnissen demonstriert.<br />

Letztlich sollte mit diesen Übungen eine Form für<br />

Recherche in der Textilwerkstatt im Diakonie-Treff.<br />

die angestrebte <strong>Doku</strong>mentation entwickelt werden.<br />

Dazu hatten die Jugendlichen viele Ideen. Wichtig<br />

war ihnen eine Kombination aus Fotos und Texten, die trotz der Fülle an Material überschaubar<br />

und optisch ansprechend bleiben sollte.<br />

Da der Wille eine Zeitung zu gestalten trotz der Schwierigkeiten im Bereich des Schreibens bei<br />

den Jugendlichen vorhanden war, wurde das Projekt schon an dieser Stelle abgewandelt. An die<br />

Stelle des selbstständigen Schreibens trat die Begleitung beim Erstellen einer <strong>Doku</strong>mentation.<br />

Über das Programm<br />

<strong>LOS</strong> habe ich durch<br />

die Mitarbeit am<br />

Projekt eine Menge<br />

erfahren. Weil man<br />

konkret angeschaut<br />

hat, welche Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

und Weiterbildungskurse<br />

wo angeboten<br />

werden, habe ich auch<br />

für mich neue Anlaufstellen<br />

kennen gelernt.<br />

Rico Beyer<br />

8<br />

Vorstellen der Mikroprojekte<br />

Das Verfahren wurde folgendermaßen festgelegt: Die Gruppe besprach die Einzelprojekte<br />

zunächst anhand der Stammblätter. Hieraus wurden alle Informationen gezogen, die Absichten<br />

und Ziele des jeweiligen Projekts umreißen. Daraus abgeleitet wurde ein Fragengerüst zu Ablauf<br />

und Ergebnissen. Nach dieser Vorbereitung wurden die einzelnen Projekte aufgesucht. Die<br />

Interviews führte die Projektleiterin. Da sich aus den Gesprächen mitunter Aspekte ergaben, die<br />

im vorbereiteten Fragekatalog nicht berücksichtigt worden waren und weitere Zwischenfragen<br />

erforderlich machten, erfuhren die Projektteilnehmer zusätzliche Details über die Mikroprojekte.<br />

Sie erwiesen sich als aufmerksame Zuhörer und lernten so die Vielfalt von <strong>LOS</strong> auch im<br />

Zusammenhang mit Stadtteilarbeit kennen.<br />

Als eigene Aufgabe übernahmen die Jugendlichen das Fotografi eren. Hierzu eigneten sie sich<br />

selbst die Voraussetzungen an, indem sie anhand der Bedienungsanleitung der stadtbüroeigenen<br />

Kamera deren Funktionsweise ergründeten. Vor den Recherchewegen teilten die Jugendlichen<br />

selbst ein, wer die Bilder aufnehmen sollte. Nach einer Kurzeinführung in grundlegende Aspekte<br />

der Pressefotografi e gaben sich die jungen Leute vor dem Besuch der Einrichtungen Tipps und<br />

wiesen sich gegenseitig auf sinnvolle Einstellungen hin. Auch die fertigen Bilder wurden kritisch<br />

ausgewertet und ausgewählt.<br />

Aufgabe der Jugendlichen war weiterhin, Gesprächspartner mündlich und schriftlich zu<br />

Interviews einzuladen. Das erforderte, dass die Jungen sich mit den Inhalten des jeweiligen<br />

Projektes beschäftigt hatten, um ihre Absichten kurz und prägnant zu schildern. Das traf auch<br />

auf schriftliche Einladungen bzw. Materialanforderungen in Briefform zu. In eine Standardform<br />

setzten sie die Texte ein und übten damit die auch für Bewerbungen wichtige Form des briefl ichen<br />

Kontaktes.<br />

Die meisten Projekte suchten die Jugendlichen selbst auf. Lediglich bei frauenspezifi schen<br />

Themen wie dem Frauenkompetenzzentrum und der Frauenkompetenz-Börse schien es<br />

unpassend, mit heranwachsenden<br />

Männern Frauengesprächskreise zu<br />

besuchen. Die Auswertung dieser<br />

Projekte erfolgte im Stadtbüro mit dem<br />

Material aus der Befragung durch die<br />

Projektleiterin.<br />

Die Gruppe als<br />

Stadtteilreporter<br />

Durch Treffen im Stadtbüro wurde bei<br />

den Jugendlichen Interesse an der<br />

Arbeit des Stadtbüros Fredenberg<br />

und der von ihm betreuten Projekte<br />

Maurice und Roman (hinten links) als aufmerksame Zuhörer im <strong>LOS</strong>-<br />

Begleitausschuss.


Medienorientierung<br />

geweckt. Bauliche Maßnahmen interessierten ebenso wie Veranstaltungen und Aktionen. Die<br />

Jugendlichen bekamen so einen Einblick in die Vielfalt der Stadtteilarbeit und nahmen sogar<br />

selbst daran teil. Ihr Pressebeitrag für das „Fredenberg-Echo“ war ein Teil dieser Arbeit.<br />

Den Jungentag der Realschule gemeinsam mit den Präventionsrat gegen Gewalt und Kriminalität<br />

Salzgitter begleiteten sie als Teilnehmer eines Kurzseminars. Stadteilmanager Detlev Behrens<br />

spielte mit Jungen die Aufgaben eines Stadtteilmanagers durch, gab damit Einblicke in<br />

seine Arbeit und beleuchtete Projekte. Die Gruppe „Medienorientierung“ fotografi erte für das<br />

„Fredenberg-Echo“ diese Veranstaltung und nahm so indirekt daran teil.<br />

Eine ständige Mitarbeit in der Redaktionsgruppe des „Fredenberg-Echo“ schlossen die<br />

Jugendlichen aus, da sie zurzeit noch schulisch eingebunden sind.<br />

Refl exion über das Projekt<br />

Mit dem Mikroprojekt „Medienorientierung“ ist es gelungen, Jugendlichen <strong>LOS</strong> als Programm<br />

näher zu bringen. Berufl iche Perspektiven konnte dieses Projekt nicht entwickeln. Für die<br />

allgemeine Orientierung der Jugendlichen konnte das Projekt jedoch einen Beitrag leisten. Die<br />

meisten Gruppenmitglieder nahmen die Mitarbeit am Projekt ernst und beteiligten sich zuverlässig<br />

und regelmäßig an der Arbeit zu den festgesetzten und mit der BBS abgesprochenen Terminen.<br />

Zusätzliche Treffen außerhalb dieser Zeiten, die der Besuch anderer <strong>LOS</strong>-Projekte erforderlich<br />

machte, hatten oft nur sporadische Beteiligung. Mitunter verhinderten andere außerschulische<br />

Verpfl ichtungen das Erscheinen.<br />

Die Teilnahme am Projekt öffnete den Jugendlichen den Blick für Möglichkeiten der Tätigkeit<br />

im Ehrenamt wie auch auf Chancen, über <strong>LOS</strong> Beschäftigung zu fi nden und sinnvolle Arbeit für<br />

das Gemeinwesen zu leisten. Eigene Standpunkte wurden überdacht und in der Gruppe auch<br />

kontrovers diskutiert.<br />

In dieser Hinsicht vereinigte das Projekt zwei in einem: Jugendliche erhielten Einblicke in<br />

journalistische und ehrenamtliche Arbeit. Sie lernten Einrichtungen im Stadtteil und von<br />

ihnen durchgeführte <strong>LOS</strong>-Programme kennen und arbeiteten nach ihren Möglichkeiten einer<br />

<strong>Doku</strong>mentation zu. Da zunächst geplant war, von den Jugendlichen eine 16-seitige eigene<br />

Ausgabe einer Kurzdokumentation erstellen zu lassen, von diesem Vorhaben aus geschilderten<br />

Gründen abgerückt wurde, stellt die nun vorliegende umfangreiche <strong>Doku</strong>mentation einen<br />

eigenständigen Teil dieses Projektes dar.<br />

Der Erfolg des Projektes „Medienorientierung“ beruht auf einer engen Kooperation der<br />

Projektleiterin mit dem schulfachlichen Koordinator, Studiendirektor Hans-Adolf Knopp. Er<br />

ermöglichte den Jugendlichen nicht nur die Teilnahme am Projekt, sondern zeigte durch<br />

sein Interesse am Fortgang der Arbeit den Jugendlichen gegenüber Wertschätzung für ihr<br />

Engagement im <strong>LOS</strong>-Projekt.<br />

Kritisch werden die ersten Abzüge aus der Druckerei durchgesehen. Ein gutes Stück Arbeit ist geschafft. Jetzt geht es<br />

daran, die Präsentation der <strong>LOS</strong>-<strong>Doku</strong>mentation vorzubereiten.<br />

Am Projekt „Medienorientierung“teilzunehmen<br />

war wirklich sehr<br />

interessant und hat<br />

mir viel Spaß gemacht.<br />

Ich könnte mir gut<br />

vorstellen, wieder an<br />

einem solchen Projekt<br />

mitzuarbeiten.<br />

Maurice Theek<br />

9


Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />

10<br />

Träger:<br />

Berufsbildende Schulen<br />

Fredenberg<br />

Hans-Böckler-Ring 18-20<br />

38228 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

1. Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Berufsvorbereitung,<br />

Berufsberatung,<br />

Berufsorientierung; sonstige<br />

Orientierung und Vorbereitung;<br />

Erhöhung der Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern;<br />

Berufl iche Qualifi zierung der <strong>LOS</strong>-<br />

Zielgruppen durch Projekte im<br />

Handwerk<br />

Zielgruppe:<br />

Schülerinnen und Schüler, Migranten und Migrantinnen<br />

Jugendliche unter 25 Jahren<br />

Geschafft: Der neue Tresen steht, die Wände sind gemalert - Jugendliche<br />

mit ihrer Betreuerin Anna Schulz im eisenbahnwaggon.<br />

Inhalt:<br />

Einrichtung eines mobilen offenen Jugendtreffs<br />

Im Rahmen der Errichtung eines offenen Jugendtreffs ins Form eines Eisenbahnwaggons werden<br />

jugendliche Migranten und Migrantinnen aus Neu Fredenberg in handwerklichen Tätigkeiten<br />

qualifi ziert.<br />

Die zertifi zierte Qualifi zierungsmaßnahen erfolgt durch die Berufsbildenden Schulen Fredenberg<br />

in den Fachrichtungen Holzbearbeitung und Farbgestaltung.<br />

In einer Vorschaltmaßnahme werden bis zu 12 Jugendliche des Wohngebietes im Alter ab 15<br />

Jahren in den Werkstätten der BBS Fredenberg durch Fachlehrer qualifi ziert Umgang mit Holz<br />

und Metall sowie farbliche Gestaltung eingewiesen. Die Jugendlichen werden im Vorfeld am<br />

praktischen Objekt – dem im Wohngebiet aufgestellten Eisenbahnwaggon – mit den Fachlehrern<br />

selbstständig Planungen für die Gestaltung des Innenraumes sowie die spätere Außengestaltung<br />

vornehmen. Alle notwendigen und gerade praktisch erforderlichen Fähigkeiten zur Umsetzung<br />

der Planungen werden in der Schule vermittelt.<br />

Die qualifi zierten Jugendlichen führen unter fachlicher Anleitung den Umbau des entkernten<br />

Waggons durch. Es werden Sitzgelegenheiten geschaffen. Spiel- und Kommunikationsmöglich<br />

keiten sollen entstehen. Der Küchen- und ein WC-Bereich werden geschaffen sowie ein kleiner<br />

Sportbereich. Abschließend soll der Waggon von außen farblich gestaltet werden.<br />

An der Qualifi zierungsmaßnahme sollen mindestens 8 jugendliche Migrantinnen und Migranten<br />

teilnehmen. Sie sollen nach der Vorschaltqualifi kation in der Lage sein, 80 Prozent der anfallenden<br />

Tätigkeiten versiert mit unterstützen zu können.<br />

Die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen nach Abschluss der Maßnahme einen<br />

Jugendleiterschein vorweisen, um die offene Jugendarbeit auch nachhaltig absichern zu<br />

helfen.<br />

Durch die enge Verzahnung mit sozialpädagogischer Beratung und Betreuung sollen mindestens<br />

50 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine nachhaltigere praxisorientierte Orientierung<br />

zur Berufsausbildung erhalten haben, die ihnen im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung zugute<br />

kommt.<br />

Mit dieser Maßnahme erlernen jugendliche Migrantinnen und Migranten Qualifi kationen, die ihnen<br />

den Zugang zum Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt erleichtern sollen. Die Maßnahme wird<br />

zertifi ziert. Die zeitgleiche sozialpädagogische Betreuung festigt den praktischen Erfolg der<br />

Maßnahme und vermittelt den Jugendlichen soziale Orientierung und individuelle Beratung.


Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />

Kursgestaltung:<br />

Jugendliche Aussiedlerinnen und Aussiedler sollen mit<br />

handwerklichen Methoden vertraut gemacht werden. Die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Projekt sollen<br />

auch soziale Arbeitsfelder kennen lernen.<br />

Die fachliche Qualifi zierung sowie die berufspraktische<br />

Begleitung vor Ort wird von Fachlehrern der BBS in<br />

ihrer Freizeit auf Honorarbasis vorgenommen. Eine<br />

enge Verknüpfung der einzelnen Fachbereiche der BBS<br />

Fredenberg ermöglicht eine intensive Verknüpfung und<br />

praxisrelevante Umsetzung.<br />

Die sozialpädagogische Betreuung wird von der Propstei<br />

Salzgitter, als Träger des Jugendzentrums D7, geleistet.<br />

Die Sozialpädagogen zeichnen für die fachliche Betreuung<br />

der eingesetzten Honorarkräfte verantwortlich und sind<br />

direkter Ansprechpartner für die betreuerischen Belange<br />

des Projektes.<br />

Kooperationspartner:<br />

Propstei Salzgitter; vom Jugendzentrum D7 eingesetzte Sozialpädagogen<br />

Berufsschullehrer, die außerhalb des Unterrichts Qualifi zierungsmaßnahmen durchführen<br />

Hintergrund:<br />

Vertreter von Einrichtungen am Fredenberg informieren<br />

sich über den Fortgang des Innenausbaus<br />

Männliche jugendliche Migranten blicken auf<br />

Sozialisierungserfahrungen zurück, in denen die<br />

Rolle von Frauen und Mädchen patriarchisch<br />

festgeschrieben war. Gleichwohl sind es<br />

vorwiegend Migrantinnen, die sich auf die<br />

veränderten Rahmenbedingungen in der Existenz<br />

der übergesiedelten Familien eingestellt haben.<br />

Diese aktive Übernahme von Verantwortung in<br />

der Beschäftigungssuche bleibt dort erfolglos,<br />

wo Interessen nicht gefördert und neue<br />

Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

nicht unterstützt werden. Das Mikroprojekt will<br />

einen Beitrag zu neuer Orientierung im Bereich<br />

des Handwerks bei jugendlichen Migrantinnen<br />

leisten und männliche Jugendliche gleichzeitig auffordern, auch Verantwortung in sozialen<br />

Betreuungsaufgaben zu übernehmen.<br />

Auswertung:<br />

Den Wunsch, sich einen eigenen Treff einzurichten und zu gestalten, hatten Jugendlichen im<br />

neuen Fredenberg schon lange. Viele von ihnen kamen, als sie noch kleine Kinder waren, mit ihren<br />

Familien nach Deutschland. Soziale Kontakte nach außen knüpfen, fi el diesen Aussiedlerfamilien<br />

zunächst schwer. Während die Eltern die<br />

deutsche Sprache noch kannten, mitunter<br />

jedoch nicht mehr gut sprachen, wurden<br />

die Kinder mit der russischen Sprache<br />

groß. Viele Familien erlebten eine doppelte<br />

Heimatlosigkeit: In ihrem Heimatland waren<br />

sie Repressalien ausgesetzt. In ihrer neuen<br />

Heimat begegnete man ihnen häufi g mit<br />

Misstrauen und Distanz. Die Verständigungs<br />

schwierigkeiten zwischen Einheimischen und<br />

Zugezogenen ermutigten nicht, aufeinander<br />

zuzugehen. Ergebnis war eine gewisse<br />

Probesitzen im künftigen Jugendtreff. Als der Waggon in<br />

Salzgitter eintraf, durften seine künftigen Nutzer ihn in Augenschein<br />

nehmen.<br />

Außenansicht des Jugendtreffs.<br />

Isolierung der Migrantenfamilien.<br />

Die jungen Leute jedoch strebten nach außen.<br />

Sie wollten sich auch außerhalb der häuslichen<br />

11


Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />

12<br />

Umgebung treffen und Freundschaften, die in der Schule entstanden waren, pfl egen und neue<br />

Kontakte knüpfen. Also trafen sich die Jugendlichen an verschiedenen Plätzen im Wohngebiet,<br />

an Bushaltestellen, auf Kinderspielplätzen und Schulhöfen. Gern gesehen waren die jungen<br />

Leute dort nicht, weil sich Verschmutzungen und Beschädigungen häuften, die einige der jungen<br />

Leute aus Frust und Langeweile angerichtet hatten. Als Unruhestifter im Wohngebiet wollten<br />

die meisten der Jugendlichen nicht angesehen werden. „Gebt uns einen Raum, an dem wir<br />

uns treffen können!“, lautete ihre Antwort auf die Vorwürfe. Die evangelische Kirchengemeinde,<br />

zu der Jugendliche Kontakt hatten, handelte und stellte den jungen Leuten im Käthe-Kollwitz-<br />

Haus, dem Gemeindehaus im neuen Wohngebiet, einen Raum zur Verfügung. Allerdings war von<br />

Anfang an klar, dass dies nur eine Übergangslösung sein konnte.<br />

In Anna Schulz fanden die Jugendlichen schon zu dieser Zeit<br />

eine Betreuerin, die in zweierlei Hinsicht ihre Sprache sprach.<br />

Selbst Aussiedlerin kannte die gelernte Erzieherin die Probleme<br />

der Jugendlichen und fand wegen ihres Engagements für die<br />

Belange der jungen Leute schnell Zugang und Anerkennung<br />

bei den Jungen und Mädchen. Unter ihrer Anleitung nutzte<br />

die Gruppe den Gemeinderaum nicht nur als Treffpunkt, um<br />

sich zu unterhalten oder Musik zu hören. Im Käthe-Kollwitz-<br />

Haus wurde gemeinsam gekocht und gebacken. Die Gruppe<br />

renovierte den Raum in Eigeninitiative und richtete ihn<br />

entsprechend der Möglichkeiten jugendgemäß her. Das Ziel,<br />

einen eigenen Treff zu erhalten, blieb dabei immer im Blick.<br />

Auf einer Bewohnerversammlung, die sich mit Planungen<br />

innerhalb des Programms Soziale Stadt befasste, trugen die<br />

Jugendlichen ihren Wunsch wiederholt vor.<br />

Das Projekt „K.u.Q.“ – Kompetenz und Qualifi zierung für<br />

junge Menschen in sozialen Brennpunkten – mit seinen<br />

zusätzlichen Angeboten für Kinder und Jugendliche in<br />

verschiedenen Projekten im Stadtteil zeigte überdies, dass<br />

betreute Jugendarbeit sich positiv auf das soziale Miteinander<br />

im Wohngebiet auswirkte. Schulen und Kindereinrichtungen<br />

beobachteten während der Dauer der Projekte deutlich weniger Zerstörungen auf öffentlich<br />

zugänglichen Plätzen.<br />

Der Kauf des Eisenbahnwaggons durch die Stadt Salzgitter brachte die Jugendlichen ihrem<br />

Ziel näher und forderte sie gleichzeitig heraus. Nachdem der Waggon im Auftrag der Stadt<br />

Salzgitter entkernt und an die Versorgungsleitungen angeschlossenen worden war, konnten die<br />

Jugendlichen zeigen, wie viel sie zu tun bereit sind, um einen eigenen Jugendtreff zu gestalten.<br />

Die Arbeiten zur Ausgestaltung des Waggons unterteilten sich in zwei Arbeitsphasen, die<br />

teilweise parallel zueinander verliefen. Um sich mit<br />

Arbeitstechniken im Bereich der Holzverarbeitung<br />

und der Farbgestaltung vertraut zu machen,<br />

erlernten Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Projekt<br />

in der BBS Grundlegendes über diese Arbeiten.<br />

Praktisch in die Arbeitstechniken eingeführt wurden<br />

die Jugendlichen in den Werkstätten der BBS. Die<br />

Arbeitsabläufe machten währenddessen auch<br />

Arbeitsphasen im Eisenbahnwaggon erforderlich. Hier<br />

fand im Wesentlichen die zweite Hauptarbeitsphase<br />

statt.<br />

Erste grundlegende Arbeit im künftigen Treff war das<br />

Verkleiden der Wände und der Bau des Fußbodens.<br />

Hierzu wurden Platten auf Holzständer montiert.<br />

Die Jugendlichen haben nicht nur über die Gestaltung ihres<br />

künftigen Treffs diskutiert. Wichtig war ihnen auch, Regeln zur<br />

späteren Nutzung zu vereinbaren. Auf Wandplakaten wurden<br />

diese Vereinbarungen aufgeschrieben.<br />

Durchhaltevermögen verlangte schließlich das<br />

Schleifen der gespachtelten Platten, da nur eine<br />

Maschine zur Verfügung stand. Da die Jugendlichen<br />

zügig mit diesen Arbeiten vorankommen wollten,<br />

wurde viel manuell geschliffen.<br />

Anna Schulz war während des Ausbaus eine<br />

wichtige Ansprechpartnerin für die jungen<br />

Leute.<br />

Insbesondere die Mädchen in der Gruppe sahen ihre Aufgabe in der farblichen Gestaltung und<br />

der Ausgestaltung der drei Bereiche des Innenraumes.


Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />

Auswertung aus Sicht von Anna Schulz<br />

Über die farbliche Gestaltung gab es nicht gleich einheitliche Auffassungen. Mädchen und<br />

Jungen näherten sich schließlich langsam und einigten sich auf die drei Farben Orange für den<br />

Küchen- und Thekenbereich, Rot für den mittleren Teil und Blau für den hinteren Sitzbereich.<br />

Als Dekor wählten die Jugendliche chinesische Schriftzeichen, die mit schwarzer Farbe auf<br />

die Wände gemalt wurden. Dazu informierten sich die Projektteilnehmer über die Bedeutung<br />

verschiedener Zeichen und entschieden sich programmatisch auf Zeichen, die unter anderem<br />

Erfolg, Gerechtigkeit und Freude bedeuten. Als besonderes gestalterisches Element suchte die<br />

Gruppe einen großformatigen Drachen aus.<br />

Insgesamt waren an den Arbeiten mehr Jungen als Mädchen beteiligt. Unterschiedlich war<br />

auch die Intensität der Beteiligung. Rund 20 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren<br />

arbeiteten am Projekt mit, wobei sich ein fester Kern von fünf jungen Leuten herausbildete.<br />

Diese kleine Gruppe übernahm dann auch immer mehr die Koordination der Arbeiten und war<br />

sehr selbstständig tätig. Dennoch blieb das Projekt stets offen für interessierte Teilnehmer. Es<br />

war also durchaus im Sinne des Projektes, dass sich keine feste Gruppe bildete, sondern die<br />

Teilnehmer wechselten. Der Kreis der beteiligten Jugendlichen änderte im Laufe der Arbeiten<br />

Größe und Zusammensetzung. Es gab auch Tiefpunkte, beispielsweise wenn wegen geringer<br />

Beteiligung der Ausbau langsamer voran ging. Schon während der Ausbauphase sahen die<br />

Jugendlichen den Eisenbahnwaggon als Treff für Begegnung an. Außer den Arbeiten am Wagen<br />

selbst diskutierten die Jugendlichen während der Treffen wie und wozu der Eisenbahnwaggon<br />

künftig genutzt werden soll. Dazu dienten auch die wöchentlichen Treffen mit dem Diakon und<br />

Sozialpädagogen der Propstei Lebenstedt, Stefan Engelmann. Er betreute die Jugendlichen<br />

während der Ausbauphase jeweils donnerstags. Montag, Dienstag und Freitag war Anna Schulz<br />

als Ansprechpartnerin im Treff. Mittwochs arbeitete der BBS-Pädagoge Martin Wilkens in den<br />

Werkstätten der Berufsschule oder direkt im Waggon mit den Jugendlichen.<br />

Martin Wilkens über die Holzarbeiten<br />

Bevor an die Inneneinrichtung gedacht werden konnte, hatten<br />

die Jugendlichen mit dem Innenausbau eine Menge zu tun.<br />

Wandverkleidungen, Trennwände und Fußboden bauen, waren<br />

Arbeiten, die Zeit und Mühe kosteten. Die Beteiligung war je nach<br />

Motivation der Jugendlichen unterschiedlich. Um die 20 Jugendliche<br />

beteiligten sich insgesamt an den Arbeiten, wobei eine Gruppe von<br />

fünf 14- bis 19-Jährigen regelmäßig an den Bauarbeiten beteiligt war.<br />

Da zu den Treffen diejenigen jungen Leute kamen, die gerne für ihren<br />

künftigen Treff etwas bauen wollten, gingen die Arbeiten gut und zügig<br />

voran. Die Planungen gingen im Wesentlichen von den Jugendlichen<br />

aus. Meine Aufgabe bestand darin, den Bau fachlich anzuleiten. Da galt<br />

für den Innenausbau wie auch den Bau der Einrichtungsgegenstände.<br />

Die Motivation der Jugendlichen war währen der angeleiteten<br />

Arbeitsphasen sehr hoch. Bei Arbeiten im Waggon auf sich gestellt, kaam<br />

es dan zu Verzögerungen, wenn Unterstützung und direkte Beratung<br />

fehlten. Das<br />

verdeutlicht<br />

Gemeinsam mit Betreuer Martin Wilkens erledigen Jugendliche<br />

letzte Arbeiten am Tresen für den Jugendtreff.<br />

Auch Bänke für den Außenbereich entstanden unter fachkundiger<br />

Anleitung in der Holzwerkstatt der BBS Fredenberg.<br />

wie notwendig eine fachliche<br />

und pädagogische Betreuung der<br />

Jugendlichen ist. Diese sollte für<br />

die Jugendarbeit im Treff unbedingt<br />

gewährleistet sein.<br />

Wesentliche Bauelemente, die in den<br />

Werkstätten der BBS Fredenberg<br />

entstanden sind, waren der Tresen,<br />

zwei Sitzbänke, einige Regale und<br />

Multifunktionswürfel, die sowohl als<br />

Hocker als auch als Tisch verwendet<br />

werden können. Welche Möbel gebaut<br />

werden sollten, hatte die Gruppe<br />

besprochen.<br />

Jugendliche über einen<br />

langen Zeitraum für<br />

freiwillige Arbeit zu<br />

begeistern, ist eine<br />

Herausforderung. Mit<br />

jedem Baufortschritt<br />

steig die Motivation.<br />

Anna Schulz<br />

13


Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />

Wenn man so eine<br />

tolle Chance geboten<br />

bekommt, muss man<br />

auch selbst etwas tun.<br />

Für mich war es klar,<br />

dass ich den Jugendleiterschein<br />

mache<br />

und hier mit zupacke.<br />

Schließlich ist der Treff<br />

für uns.<br />

Viktor Springer<br />

14<br />

Jugendliche berichten über ihre Vorstellungen<br />

Wie schon im Käthe-Kollwitz-Haus wollen wir Musik hören oder ab und zu eine LAN-Party<br />

veranstalten. Dazu bringt dann jeder seine Technik mit, so dass wir hier im Waggon Computer<br />

spielen können. Den Billardtisch werden wir im „Blauen Abteil“ aufstellen. Ab und zu wollen<br />

wir den Fernsehapparat<br />

mit dem Videospieler<br />

nutzen. Die DVD, die wir<br />

dann ansehen, suchen<br />

wir gemeinsam aus.<br />

Geburtstage haben wir<br />

schon jetzt im Waggon<br />

gefeiert. Das werden wir<br />

auch weiter so machen.<br />

Bis jetzt haben wir es<br />

so gemacht, dass wir<br />

kurzfristig entschieden<br />

haben, was wir hier<br />

machen. Einen Plan<br />

gibt es nicht. Allerdings<br />

haben wir bereits<br />

untereinander und mit<br />

den Betreuern über<br />

Regeln gesprochen,<br />

die im Treff eingehalten<br />

Chinesische Schriftzeichen stehen für Begriffe wie Erfolg, Gerechtigkeit und Freude.<br />

werden müssen. Daran muss sich jeder halten, der den Treff nutzen möchte. Fest vereinbart ist:<br />

Kein Alkohol im Waggon. In den Räumen wird nicht geraucht. Gewalt lehnen wir ab. Einmal im<br />

Monat werden wir das Grundstück rund um den Waggon aufräumen.<br />

Viktor Springer über seine Auffassung zum Treff<br />

Ich denke, jeder muss selbst entscheiden, was und wie viel er für den Treff arbeiten will. Wer<br />

den Treff haben möchte, sollte auch etwas dafür tun. Klar, dass man niemanden zwingen kann.<br />

Ich fi nde das Gefühl gut, wenn man selbst etwas erreicht hat - so wie hier mit dem Waggon.<br />

Man kann nicht alles für sich haben. Ich habe hier mitgemacht, weil ich möchte, dass die<br />

Jugendlichen, die nach uns kommen, auch etwas haben. Dafür hatten wir doch gekämpft. Ich<br />

habe kein Problem damit, wenn jemand in den Treff kommt, der sich gar nicht an den Arbeiten<br />

beteiligt hat. Der Waggon ist ja schließlich als Treffpunkt für alle gedacht. Solange die Besucher<br />

die Regeln einhalten, ist das o.k.. Ich selbst habe schon den Jugendleiterschein gemacht.<br />

Man kann nicht nur fordern, man muss auch selbst etwas tun. Ich werde mich hier auch weiter<br />

einsetzen. Dass wir unseren eigenen Treff haben, ist eine gute Geschichte. Wir sind hier unter<br />

uns - als Jugendliche meine ich. Wir hatten nie vor, Stress im Wohngebiet zu machen, aber<br />

irgendwo brauchen auch Jugendliche ihren eigenen Platz. Den haben wir jetzt und ich denke,<br />

wir machen das Beste daraus.<br />

Der Waggon kommt amFredenberg an. Außenansicht mit fast komplettem Außenbereich.


Träger:<br />

Diakonie gGmbH<br />

Windmühlenbergstraße 18<br />

38259 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

15. März 2005 bis 15. Juni 2005<br />

Außengestaltung Jugendtreff<br />

Ziele:<br />

Berufsvorbereitung, Berufsberatung;<br />

Berufsorientierung durch berufsvorbereitende Maßnahmen in einem<br />

Projekt zur Wohnumfeldverbesserung;<br />

Sonstige Orientierung und Vorbereitung;<br />

Der Grill wird gemauert.<br />

Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und Männern;<br />

Förderung der berufl ichen Eingliederung durch Integrationsprojekte für besonders<br />

benachteiligte Zielgruppen. Die berufl ichen Perspektiven für benachteiligte Jugendliche aus<br />

dem Stadtteil sollen verbessert werden. Der praktische Teil der Qualifi zierung soll gleichzeitig<br />

das direkte Umfeld der Jugendlichen aufwerten.<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen sich aus eigenem Interesse an dem Projekt<br />

beteiligen.<br />

80 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen bis zum Schluss an der Maßnahme teil<br />

80 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließen die schriftliche Erfolgskontrolle mit<br />

Erfolg ab.<br />

Die geplanten Arbeiten auf der Grünfl äche werden vollständig wie vorgesehen von den<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgeführt.<br />

Zielgruppe:<br />

12 Personen: Arbeitslose bzw. langzeitarbeitslose Frauen und Männer, Aussiedler und<br />

Aussiedlerinnen, Schüler und Schulabgänger, Ausbildungsplatzsuchende, Jugendliche unter 25<br />

Jahren<br />

Inhalt:<br />

Qualifi zierung und Ausbildung Jugendlicher und jugendlicher<br />

Migranten im Garten- und Landschaftsbau am Fredenberg<br />

Umsetzung der theoretischen Grundlagen im konkreten Wohnfeld<br />

am Fredenberg zur Gestaltung einer Grünfl äche, die der<br />

Außenbereich eines Jugendtreffs ist<br />

Gewinnen von Teilnehmern für das Projekt, einerseits durch<br />

geschlechtsneutrale Werbung, andererseits mit Hilfe einer<br />

Betreuerin<br />

sozialpädagogische Betreuung<br />

Kursgestaltung:<br />

Jugendliche während der Bauarbeiten.<br />

Phase 1: Begrüßung/Gruppenphasen<br />

1. Aufnahmegespräch/Profi ling zum Finden von<br />

Fähigkeiten und Stärken<br />

<strong>2.</strong> Sozialberatung<br />

3. Beratung und Hilfen zur berufl ichen Orientierung<br />

4. erlebnispädagogisches Angebot zur Gruppenfi ndung<br />

5. Planungsgespräch zur Ermittlung der Gestaltungswünsche für den<br />

Außenbereich des Jugendtreffs<br />

Phase 2: fachtheoretischer und allgemeiner Unterricht<br />

1. Grundlagen des Garten- und Landschaftsbaus: Arbeitssicherheit,<br />

Maschinenkunde, Flächen- und Volumenberechnung, Grundlagen<br />

der Baustoffkunde, des Wegebaus, der Biologie im Bereich Pfl anzenund<br />

Gehölzkunde<br />

<strong>2.</strong> Sozialkunde: Werte und Normen einer demokratischen<br />

Gesellschaftsordnung, Suchtprävention, Alltagsthemen<br />

15


Außengestaltung Jugendtreff<br />

16<br />

Phase 3: praktische Umsetzung des theoretischen Wissens<br />

Gestaltung einer Grünfl äche:<br />

Rasenfl äche anlegen<br />

Bau eines Weges mit wassergebundener Decke<br />

Bau einer Pfl astersteinfl äche<br />

Pfl anzen von Bäumen und Sträuchern<br />

Bau eines stationären Grillplatzes aus Natursteinen<br />

Phase 4: Abschluss-Grillfest und Auswertung der Maßnahme<br />

Parallel zu den genannten Phasen sollen die Jugendlichen die Möglichkeit erhalten, ein Praktikum<br />

im ABM-Projekt im Garten- und Landschaftsbau der Diakonie gGmbH „Greenteam-Fredenberg“<br />

zu absolvieren. Wenn Motivation und Befähigung es zulassen, soll darüber hinaus angestrebt<br />

werden, Praktikumsplätze in Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes zu vermitteln.<br />

Kooperationspartner:<br />

Greenteam Fredenberg<br />

Diakonie Kreisstelle Salzgitter<br />

Diakonie-Treff<br />

Lukas Werk Suchthilfe gGmbH<br />

Elisabethstift Jugendhilfe gGmbH<br />

Stadtbüro Fredenberg<br />

Stadt Salzgitter/Grünfl ächenamt<br />

Hintergrund:<br />

Im Garten- und Landschaftsbau ist der männliche<br />

Arbeitnehmeranteil traditionell stärker ausgeprägt. Es<br />

herrscht häufi g die Trennung von „Bau“, in dem fast ausschließlich Männer arbeiten und dem<br />

stark von Saisonarbeit geprägten Bereich „Pfl ege“, in dem fast ausschließlich Frauen tätig sind.<br />

Gerade bei einigen klassischen Bau-Handwerksbereichen und auch im Garten- und<br />

Landschaftsbau ist die Zugangsschwelle für Frauen sehr hoch. Diese Problematik wird häufi g<br />

noch durch einen Migrationshintergrund verstärkt. Ziel dieses Mikroprojektes ist es, auch jungen<br />

Frauen einen Einblick in das Berufsfeld „Garten- und Landschaftsbau zu ermöglichen. Damit<br />

sollen Ängste und Unsicherheiten abgebaut werden. Die Chancen junger Frauen im Bereich<br />

Garten- und Landschaftsbau sollen verbessert werden. Da das Projekt beiden Geschlechtern<br />

offen steht, bestimmt letztlich das Interesse der jungen Frauen über ihren Anteil am Projekt.<br />

Auswertung:<br />

Der Baugrund für die Sitzfl äche rund um<br />

den Grill wird vorbereitet.<br />

Die Teilnehmer am Mikroprojekt Außengestaltung des Geländes rund<br />

um den mobilen Jugendtreff stammen zu einem großen Teil aus der<br />

Gruppe Jugendlicher, die auch an der Innengestaltung des Jugendtreffs<br />

beteiligt waren. Das waren in der überweigenden Zahl Schüler im Alter<br />

zwischen 15 und 19 Jahren und einige Auszubildende. Sie alle wohnen in<br />

unmittelbarer Nähe des künftigen Jugendtreffs und stammen zumeist aus<br />

Aussiedlerfamilien. Wegen mangelnder Bereitschaft zur Mitarbeit an der<br />

Außengestaltung, gingen die Arbeiten zeitweise nur schleppend voran.<br />

Erstes Ziel des Projektes war, den Jugendlichen klar zu machen, dass<br />

die Außengestaltung in ihrem Interesse liegen muss und die Planungen<br />

wie auch die Arbeit selbst von ihnen ausgehen muss. Projektleiter Marcel<br />

Fischer sah seine Aufgabe darin, „Träume und Realitäten zusammen zu<br />

Die Fußballtore werden aufgestellt und einzementiert.<br />

bringen“.<br />

In Zusammenarbeit mit den Betreuern des Projektes Innenausbau des Eisenbahnwaggons wurde<br />

zuerst abgefragt, wie viele Jugendliche sich an den Außenarbeiten beteiligen würden. Dazu wurde<br />

das Projekt den jungen Leuten mit seinen Zielen und Inhalten vorgestellt. Mit Elan gingen die<br />

Jugendlichen daran, Ideen zu sammeln und zu besprechen. Beispielsweise gab es den Wunsch,<br />

eine Tischtennisplatte aufzustellen. Diese Idee wurde von den Projektteilnehmern verworfen.<br />

Stattdessen entschied sich die Gruppe Bolzplatztore zu bauen. Wichtig war den jungen Leuten<br />

weiter, einen Grillplatz anzulegen. Ihn mit einer Holzkonstruktion zu überdachen war ebenfalls<br />

gewünscht. Erfahrungen mit der beschränkten Haltbarkeit solcher Bauten überzeugten die<br />

Jugendlichen, auf diese Überdachung zu verzichten. Die Planungen insgesamt zeigten, dass die<br />

jungen Leute mit festen Vorstellungen und Wünschen an die Außengestaltung ihres Jugendtreff<br />

herangegangen waren. Die Planungsgespräche verliefen konstruktiv, weil sich die Jugendlichen


Außengestaltung Jugendtreff<br />

von der Machbarkeit bzw. Nichtumsetzbarkeit der von ihnen gewünschten Projekte überzeugen<br />

ließen und ihre Pläne den Möglichkeiten des Mikroprojektes anpassten.<br />

Gruppenfi ndung als Erlebnistag<br />

Gleich zu Beginn des Projektes boten die Betreuer den Jugendlichen<br />

einen besonderen Tag zum Kennenlernen an. Am 1. April 2005 stand<br />

ein Walderlebnistag auf dem Programm. Es ging Marcel Fischer darum,<br />

gemeinsam Spaß zu haben, miteinander bekannt zu werden und so ein Zus<br />

ammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe selbst aber auch zu den Betreuern<br />

zu entwickeln. „Im Gegensatz zu Anna Schulz, die sich diesem Projekt<br />

ebenfalls anschloss, kannten mich die Jugendlichen noch nicht. Während<br />

eines Erlebnistages kann man eventuelle Berührungsängste abbauen. Und<br />

darum ging es mit diesem Waldtag ebenfalls“, erläuterte Marcel Fischer.<br />

Gemeinsam mit seinem Kollegen von der Diakonie gGmbH, Lutz Müller,<br />

ging es vom Waggon aus in die Lichtenberge. Dort übte die insgesamt acht<br />

Mann starke Gruppe Kletter- und Sicherheitsknoten. Mit diesem Wissen<br />

wurde die nächste Aufgabe bewältigt: An einer Strickleiter an einer alten<br />

hohen Buche emporklettern. Für den Abstieg gab es die Möglichkeit, sich<br />

abzuseilen oder wieder die Leiter hinab zu klettern.<br />

Wie man im Wald überlebt demonstrierte Lutz Müller anschließend der<br />

Gruppe. Er zeigte, von welchen Früchten man sich ernähren kann, wie man<br />

ohne Streichholz ein Feuer entfacht und die Lebensmittel zubereitet. Über dem offenen Feuer<br />

wurden dann Tee gekocht und Würstchen gegrillt – allerdings unter Zuhilfenahme von Zubehör<br />

aus der „zivilisierten Welt“. Es war ein sehr rustikaler Tag, der seinem pädagogischen Anspruch<br />

gerecht wurde und den Teilnehmern Einblicke in interessante Freizeitmöglichkeiten bot wie sie<br />

später beispielsweise auch vom Jugendtreff initiiert werden könnten.<br />

Theoretischer Unterricht<br />

Um ein Projekt im Garten- und Landschaftsbau umsetzen zu können, theoretischer Unterricht<br />

erforderlich. An vier Nachmittagen unterwies Marcel Fischer Jugendliche im Grundwissen zu<br />

den von den Jugendlichen geplanten Bauarbeiten. Dazu gehörte beispielsweise, dass<br />

die Jugendlichen lernten, wie eine Mauer gebaut wird, wie Wege und Plätze geschüttet<br />

werden, welche Arbeitsgeräte dazu benötigt werden und wie sie gehandhabt werden.<br />

Unterwiesen wurden die Jugendlichen im Arbeitsschutz und in der Berechnung<br />

geometrischer Flächen zum Zweck der Ermittlung des Materialverbrauches. Behandelt<br />

wurden während dieses theoretischen Teils auch Fragen des Holzbaus der Gartenpfl ege.<br />

Damit erhielten die Jugendlichen einen Einblick in Arbeitsfelder des Garten- und<br />

Landschaftsbaus und hatten Gelegenheit, dieses Berufsfeld zunächst in der Theorie<br />

kennen zu lernen.<br />

Ein kurzer Abschlusstest zur Überprüfung dieses theoretischen Wissens, bei dem die<br />

richtigen Antworten angekreuzt werden mussten, fi el entsprechend der teilweise guten,<br />

teilweise mäßigen Beteiligung an den Unterrichtsstunden unterschiedlich gut aus.<br />

Als es an die praktische Umsetzung des Projektes ging, kamen wieder mehr Jugendliche<br />

zu den Arbeitstreffen. Allerdings schätzte Marcel Fischer ein, dass es generell schwierig<br />

sei, junge Leute für freiwillige Arbeit zu begeistern. Selbst das Argument, dass das<br />

Projekt direkt zu ihrem Nutzen sei, reiche für die Überzeugungsarbeit nicht aus. Das<br />

liege möglicherweise daran, dass unentgeltliche Arbeit für das Gemeinwesen insgesamt<br />

und also auch bei Jugendlichen zu wenig Anerkennung fi ndet.<br />

Gemmeinschaftsgefühl entwickeln und Spaß haben<br />

stand im Mittelpunkt des Waldtages – eines Bausteins<br />

innerhalb des Mikroprojektes.<br />

Der Bau des Grills<br />

Als vorbereitende Maßnahme wurde ein kleines Fundament gegossen, das aushärten musste.<br />

Für die Bauarbeiten am eigentlichen Grill wurde nach dieser notwendigen Arbeitspause ein<br />

weiterer Arbeitseinsatz mit einem festen Termin vereinbart. Zwei Jugendliche mauerten unter<br />

Anleitung von Marcel Fischer und mit Unterstützung von Anna Schulz den Grill. „Es ist kein<br />

bautechnisches Meisterwerk“, kommentierte Marcel Fischer den Bau, „aber er erfüllt seinen<br />

Zweck. Die grundlegenden Punkte beim Mauern, die ja nur kurz besprochen werden konnten,<br />

sind erfüllt. Der Bau spiegelt in etwa die Beteiligung an den Treffen mit den theoretischen<br />

Unterrichtseinheiten wider. Er war wechselnd“, erläuterte Marcel Fischer. Er wertete bereits das<br />

Erscheinen nur weniger Jugendlicher zu diesem Arbeitstreffen als Erfolg. Wichtig war ihm, dass<br />

Marcel Fischer leitet das Projekt.<br />

Er führte Jugendliche theoretisch<br />

und praktisch in den Garten- und<br />

Landschaftsbau ein.<br />

17


Außengestaltung Jugendtreff<br />

18<br />

Jugendliche die Arbeiten selbst in die Hand genommen hätten. Das war hier der Fall.<br />

Weitere Bauvorhaben<br />

Rund um den Grill sollte weiter eine Standfl äche geschüttet werden. Als Sitzgelegenheiten<br />

verständigte sich die Gruppe auf Konstruktionen aus Lärchenstämmen. Diese wurden gewählt,<br />

weil die jungen Leute eine rustikale Gestaltung ihres Grillplatzes vorzogen und der Bau dieser<br />

Sitzgelegenheiten mit vertretbarem Aufwand möglich war.<br />

Die Beteilung an den Bauarbeiten zu fest vereinbarten Terminen an zwei Tagen im Mai war<br />

schlecht. Regelmäßig anwesend war Viktor Springer. Er hatte sich bereits in Zusammenhang mit<br />

der Jugendarbeit im Jugend-Treff zum Jugendleiter ausbilden lassen. Gemeinsam mit Betreuerin<br />

Anna Schulz sowie Marcel Fischer und einem weiteren Mitarbeiter der Diakonie gGmbH sorgte er<br />

für den Fortgang der Bauarbeiten. „Was soll ich dazu sagen“, gab er resigniert zu. „Ich bin hier und<br />

ich verstehe nicht, warum die anderen sich hier nicht blicken lassen. Es ist doch ihr Treff. Allerdings<br />

kommt er wohl für einige Jugendliche, die von Anfang an dabei waren zu spät. Diejenigen, die<br />

anfangs mit Elan dabei waren, sind heute in dem Alter, in dem sie ein eigenes Auto haben und<br />

Jugendangebote an anderen Orten nutzen können und wollen. Sie fahren zur Diskothek nach<br />

Braunschweig oder in andere benachbarte Städte. In Ordnung fi nde ich diese Einstellung trotzdem<br />

nicht. Ich möchte, dass es den Jugendlichen, die heute so alt sind wie wir vor einigen Jahren, als<br />

wir so dringend einen Jugendtreff haben wollten, einmal besser geht als uns. Wir haben so lange<br />

dafür gekämpft und ja auch Erfolg gehabt. Man kann doch die Leute, die uns geholfen haben, so<br />

einen Eisenbahnwaggon zu bekommen, jetzt nicht enttäuschen. Nur daneben stehen und warten,<br />

dass alles fertig wird, ist eine schlechte Einstellung.“<br />

Enttäuscht war auch Anna Schulz: „Ich bin extra am Abend vorher noch durch das Wohngebiet<br />

gegangen. Ich weiß ja, wo sich die Jugendlichen aufhalten. Ich habe alle angesprochen und ihnen<br />

gesagt, dass sie zu den Bauarbeiten kommen sollen. Fast alle haben gesagt, dass sie kommen<br />

werden und nun stehen wir hier allein. Dieses Auf und Ab mit der Beteiligung kenne ich ja. Wenn<br />

es aber wie jetzt ganz konkret etwas zu tun gibt, hätte ich schon erwartet, dass die Jugendlichen<br />

mit anpacken. Insgesamt gesehen jedoch haben die Jugendlichen durchaus fl eißig gearbeitet. Man<br />

muss dabei auch sehen, dass sie für die Schule arbeiten müssen und weitere Freizeitaktivitäten<br />

haben. Das Interesse, den Außenbereich so zu gestalten, dass er für Sport, Spiel und Geselligkeit<br />

nutzbar ist, war bei den beteiligten Jugendlichen immer vorhanden. Wurden Arbeiten begonnen,<br />

kamen sehr oft Jugendliche dazu, krempelten die Ärmel auf und packten mit zu. So wechselte<br />

die Zusammensetzung der Gruppe bei einzelnen Arbeiten. Letztlich haben wir es auch mit dieser<br />

wohl jugendgemäßen Methode geschafft, die Außengestaltung des Jugendtreffs erfolgreich<br />

abzuschließen.“.<br />

Weil die festgesetzten Tage für die Arbeitseinsätze auf schulfreie Wochentage fi elen, fanden sich<br />

viele jüngere Kinder auf dem Außengelände ein. Anna Schulz beschloss, sie nicht wegzuschicken,<br />

sondern sie leichte Zuarbeiten beim Aufstellen der Bolzplatztore ausführen zu lassen. Es sei eine<br />

Investition für die Zukunft, begründete sie. „Ich werde mich für die Kinder stark machen, wenn<br />

das Außengelände zur Nutzung frei gegeben wird. Die Großen werden versuchen, die Kleinen zu<br />

vertreiben. Das geht aber nicht, wenn die Kinder geholfen haben,<br />

den Platz herzurichten“, sagte sie weiter.<br />

Die Motivation, an der Gestaltung des Eisenbahnwaggons zu<br />

arbeiten, schätzten Marcel Fischer und Anna Schulz gleichlautend<br />

unterschiedlich ein. Beide glauben, dass der Wille zur Mitarbeit<br />

stärker wäre, wenn die Jugendlichen bereits mehr Kompetenzen<br />

hätten. Es sei seitens der jungen Leute bereits viel gearbeitet<br />

worden, uneingeschränktes Nutzungsrecht hätten die Jugendlichen<br />

- von denen einer den Jugendleiterschein besäße - noch nicht.<br />

Solche Verzögerungen seien entmutigend und förderten nicht das<br />

Verantwortungsgefühl der künftigen Nutzer für ihren Treff.<br />

Das Außengelände wurde mit einem kleinen Grillfest seiner<br />

Bestimmung übergeben. Insbesondere Betreuerin Anna Schulz,<br />

die immer wieder um Teilnahme an den Arbeiten bei den<br />

Jugendlichen geworben hatte, machte die Jugendlichen kritisch<br />

auf ihre Verantwortung aufmerksam. Wenn man einen Jugendtreff<br />

Der Außenbereich kurz vor Ende der Bauarbeiten.<br />

haben wolle, müsse man dafür auch etwas tun. Diese Bereitschaft<br />

ließen einige Jugendliche immer wieder vermissen. Anna Schulz hoffe, dass mit der Fertigstellung<br />

eines Teils des Außengeländes auch die Motivation, sich tatkräftig für den Jugendtreff einzusetzen,<br />

bei den Jugendlichen wieder steigen wird.


Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

Träger:<br />

Schulverein der BBS Fredenberg e. V.<br />

Hans-Böckler-Ring 18-20<br />

38228 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

01. November 2004 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Es bildet sich ein Netzwerk aus den verschiedenen Institutionen, die<br />

im Stadtteil arbeiten. Verschiedenen Einrichtungen verfügen über<br />

Seilgartentrainer.<br />

Die Mitglieder des Netzwerkes bilden gemeinsam Organisations- Die Hochelemente des Seilgartens.<br />

strukturen für den Betrieb im Seilgarten: Trainingszeiten, Trainingsdauer,<br />

pädagogischer Standard.<br />

Die Mitglieder des Netzwerkes führen mit ihren Probanden soziale Trainingskurse durch.<br />

Die Öffentlichkeit wird über den Seilgarten und seine Nutzungsmöglichkeiten informiert.<br />

Der Trägerverein des Seilgartens erstellt zum Jahresende eine Bilanz, wie viele Probanden aus<br />

welchen Institutionen den Seilgarten durchlaufen haben.<br />

Ziel ist es, eine ausreichende Anzahl von Seilgartentrainern und –trainerinnen aus verschiedenen<br />

sozialen Einrichtungen auszubilden, um den von ihnen betreuten Menschen die Möglichkeit<br />

zu geben, Schlüsselqualifi kationen zu erwerben, die in den inhaltlichen Aspekten der<br />

Trainerausbildung genannt werden.<br />

Aufbau von Netzwerken;<br />

Lokale und regionale Entwicklungsprojekte, lernende Regionen<br />

Gemeinwesenarbeit;<br />

Förderung von Toleranz und Demokratie, durch Unterstützung von<br />

Organisationen und Netzwerken, die dies fördern;<br />

Unterstützung von Aktivitäten lokaler Vereine;<br />

Maßnahmen zur Gründung und Festigung sowie Professionalisierung<br />

von Selbsthilfeorganisationen benachteiligter Menschen.<br />

Zielgruppe:<br />

Betriebliche Ausbilder<br />

Außerbetriebliche Ausbilder wie Lehrer und Lehrerinnen<br />

Schüler und Eltern<br />

Mitglieder von Institutionen und Organisationen<br />

Sicherheit ist das Grundprinzip bei der Arbeit im Seilgarten<br />

Inhalt:<br />

Es wird angestrebt, 12 Trainer und Trainerinnen auszubilden, die in der<br />

Lage sind, mit unterschiedlichen Gruppen im Seilgarten pädagogisch zu arbeiten. Erreicht werden<br />

soll, Schülern und anderen potentiellen Nutzern aus dem Stadtgebiet Ziele und Möglichkeiten<br />

des Kletterns im Seilgarten zu vermitteln und Interesse an der Nutzung zu wecken.<br />

Arbeit im Seilgarten kann erreichen: -Erhöhung des Selbstvertrauens und der Selbstachtung<br />

-Verbesserung von Problemlösungs-, Entscheidungs- und<br />

Risikostrategien<br />

-Erhöhung von Teamgeist und Motivation<br />

-Entwicklung von Vertrauen und gegenseitiger<br />

Unterstützung in der Gruppe oder Klasse<br />

Die Nutzung des Seilgartens bietet einer Vielzahl von Zielgruppen in Salzgitter Möglichkeiten<br />

der pädagogischen Arbeit. Die gemeinsame Nutzung des Seilgartens durch verschiedene<br />

Institutionen erscheint nicht nur sinnvoll, sondern stellt eine eigene Qualität dar, weil sich<br />

Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit verschiedenartigem sozialen Hintergrund<br />

unmittelbar gleichberechtigt begegnen.<br />

Denkbar wäre eine intensive Vernetzung zwischen Sportvereinen, Jugendzentren,<br />

Jugendgerichtshilfe, Mütterzentrum, Drogenberatung, Kinderschutzbund, Ausbildungsabteilungen,<br />

sonderpädagogischen Einrichtungen, allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen<br />

und dem Präventionsrat gegen Gewalt und Kriminalität. Um diese soziale Vernetzung zu erreichen,<br />

19


Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

20<br />

werden kompetente Seilgartentrainer und –trainerinnen benötigt, die aus den verschiedenen<br />

sozialen Einrichtungen stammen. Nur so kann der Seilgarten einer großen Zahl von Nutzern<br />

zugänglich gemacht werden.<br />

Kursgestaltung:<br />

Kompetente und erfahrene Seilgartentrainer führen die Ausbildung<br />

durch. Die Teilnehmer an der Ausbildung erlernen während eines<br />

siebentägigen Kurses pädagogische Grundkenntnisse und wenden<br />

diese bei praktischen Übungen im Seilgarten an. Abschluss des<br />

Kurses ist eine Prüfung.<br />

Weibliche und männliche Seilgartentrainer werden ausgebildet,<br />

damit angemessen geschlechtsspezifi sch gearbeitet werden kann.<br />

Die Trainer erlernen die Kompetenzen, mit denen spätere Nutzer des<br />

Seilgartens vertraut gemacht werden sollen. Durch das körperbetonte<br />

Handeln im Seilgarten spüren die Nutzer sich unmittelbar. Sie müssen<br />

Kooperationsfähigkeit, Risikobereitschaft, Selbstvertrauen, Empathie,<br />

Verantwortungsbewußtsein und Konfl iktfähigkeit entwickeln. Auch<br />

Zusammenspiel der Kletternden ist auf dem Boden und auf das eventuelle Scheitern einer Kletterübung ist aus pädagogischer<br />

den Hochelementen erforderlich.<br />

Sicht positiv zu werten, denn dadurch wird der Kletternde gezwungen,<br />

sich selbst zu refl ektieren. Die Refl exion von Selbst- und Fremdbild<br />

bietet ein wichtiges Potential für persönliche Entwicklung.<br />

Kletterimpressionen<br />

Kooperationspartner:<br />

BBS Fredenberg<br />

Jugendamt der Stadt Salzgitter<br />

Präventionsrat gegen Gewalt und Kriminalität Salzgitter<br />

Sportverein SV Borussia Salzgitter<br />

Hauptschule Fredenberg<br />

Gottfried-Linke-Realschule<br />

Hintergrund:<br />

Besonders gedacht ist das Seilgartentraining für benachteiligte<br />

Jugendliche mit einem problematischen<br />

Rollenbild. Das Training im Seilgarten ist gut<br />

geeignet, die Jugendlichen bei ihrer Rollenfi<br />

ndung positiv zu unterstützen. Die BBS, insbesondere<br />

der Bereich der Fachschule für Sozialpädagogik, hatte als<br />

EXPO-Schule gute Erfahrungen im Bereich Klettern und<br />

Erlebnispädagogik gemacht.<br />

Ropes-Course - Teamprozesse verstehen<br />

und Grenzen überwinden<br />

Die Idee heißt „Ropes-Course“. Sie kommt<br />

aus Amerika „zurück“. Geistiger Urvater<br />

dieses pädagogischen Ansatzes ist Kurt<br />

Hahn, der Begründer der Erlebnispädagogik.<br />

Was ist ein Ropes-Course? Übersetzt wird<br />

der Begriff Ropes-Course mit „Seilgarten“<br />

bzw. „Hochseilgarten“.<br />

Ein Seilgarten kann als eine Serie von<br />

künstlichen Hindernissen (aus Seil- und/oder<br />

Stahlkabeln) bezeichnet werden, die in einem<br />

sinnvollen Parcours für diverse Anwendungen<br />

aufgebaut werden. Man differenziert grundsätzlich zwischen Nieder- und Hochseilgärten.<br />

Niederseilgärten (bis 4 Meter über dem Boden) beinhalten ähnliche Übungen wie Hochseilgärten<br />

(meist 8-14 Meter über dem Boden). Allerdings ist die Wirkungsweise auf einem Hochseilgarten<br />

mit einer höheren emotionalen Spannung verbunden. Der Hochseilgarten ist keine standardisierte<br />

Einheit, sondern wird je nach den Bedürfnissen der Betreiber exklusiv gestaltet. Die Benutzung


Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

setzt keine besonderen Ansprüche an Fitness oder körperliche Verfassung. Es gibt auch keine<br />

Regeln wie die einzelnen Hindernisse bewältigt werden. Learning by doing (Versuch und Irrtum)<br />

steht im Vordergrund. Hochseilelemente werden in Verbindung mit Kletterseilen, Gurten, Helmen<br />

und weiterem Sicherheitszubehör benutzt.<br />

Warum erlebnispädagogische Ansätze in die Schule bringen?<br />

Erlebnispädagogik ist als ein handlungsorientierter Ansatz zu verstehen, bei dem Gruppenprozesse,<br />

Kommunikations- und Interaktionsverhalten thematisiert, refl ektiert und aufgearbeitet<br />

werden. Wichtigste pädagogische Einsatzfelder sind die Gewalt- und Suchtprävention sowie<br />

Umwelterziehung, Persönlichkeits- und Gruppenschulung. Durch den Einsatz der einzelnen<br />

Elemente und Instrumente des Ropes-Course sollen Sinneserfahrungen ermöglicht werden,<br />

die für die meisten Schüler und Schülerinnen heute im Alltag kaum mehr möglich sind. Das<br />

Erfahren persönlicher Grenzen, sowohl psychisch als auch physisch, kann hier in einem legalen<br />

Raum ausgelebt und refl ektiert werden. Die Übungen zeichnen sich durch aktive Beteiligung<br />

und Kooperation aus. Alternativen zu Verhaltensschemata und Problemlösungen sollen aus den<br />

konstruierten Situationen in den LebensalItag der Kletternden übertragen werden. Vertrauen und<br />

Verantwortung sollen nun eine neue Dimension erhalten, die grundlegende Voraussetzungen zur<br />

Steigerung des Selbstwertgefühls und der Wertschätzung<br />

des Mitmenschen ist.<br />

Im Zuge gesellschaftlicher Entwicklung hat sich<br />

das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen<br />

grundlegend verändert. Biographiegestaltung wird<br />

zu einer immer riskanteren Entwicklungsaufgabe mit<br />

Nöten und Unterstützungsbedarf, aber auch eigenen<br />

Bewältigungsstrategien. In dieser Situation geraten die<br />

traditionellen Erziehungskonzepte immer deutlicher an ihre<br />

Grenzen. In der Schule mehren sich Krisensymptome und die<br />

Jugendarbeit beklagt das Verschwinden ihrer Zielgruppen.<br />

„Für das Leben lernen“ - was dies in<br />

einer individualisierten, pluralisierten<br />

und enttraditionalisierten Gesellschaft<br />

für Schule heißen muss, ist noch<br />

offen.<br />

Erlebnispädagogischen Methoden<br />

werden hier besondere Chancen<br />

eingeräumt, um die Potentiale von<br />

Kindern und Jugendlichen nach<br />

Körperlichkeit, Lust auf Verausgabung<br />

und Auseinandersetzungen positiv<br />

aufzugreifen und konstruktiv<br />

einzusetzen<br />

Training an den Niedrigelementen<br />

Auswirkungen bei den Teilnehmern:<br />

Erhöhung des Selbstvertrauens und der Selbstachtung;<br />

Entwicklung der Beweglichkeit und der körperlichen Koordination;<br />

Lernerfolg durch Erfahrung:<br />

Verbesserung von Problemlösungs-, Entscheidungs-, und Risikostrategien;<br />

Entwicklung von Führungs- und Managementpotential;<br />

Erhöhung von Teamgeist und Motivation;<br />

Entwicklung von Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung im Team oder in der Gruppe bzw.<br />

Klasse;<br />

oder einfach nur ein riesiger Spaß<br />

Auswertung:<br />

Pädagogisches Konzept für die Arbeit im Seilgarten Salzgitter Fredenberg<br />

Ethische Grundprinzipien<br />

Werte- und Zielvereinbarungen<br />

Um eine Basis für das gemeinsame Arbeiten in einer Gruppe mit unterschiedlichen<br />

21


Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

Klettern im Seilgarten<br />

macht keine anderen<br />

Menschen. Die<br />

Kletternden erfahren<br />

jedoch körperlich, was<br />

es bedeutet, einander<br />

zu vertrauen. Eine<br />

Erfahrung, die man<br />

nachhaltiger kaum<br />

machen kann.<br />

Andreas Wagner<br />

22<br />

Teilnehmeren zu schaffen, müssen Vereinbarungen über Verhaltensregeln getroffen werden.<br />

Diese Grundüberlegung wird zu Beginn des Programms vorgestellt bzw. gemeinsam erarbeitet.<br />

Sofern alle Teilnehmer mit den Vereinbarungen einverstanden sind, werden sie verbindlich<br />

festgehalten. Im Laufe des Programms können jederzeit Veränderungen vorgenommen werden.<br />

Die vertraglichen Vereinbarungen beziehen sich auf folgende Aspekte:<br />

Einverständnis aller Teilnehmenden, körperlich und mental anwesend zu sein sowie als Teil der<br />

Gruppe zusammen zu arbeiten.<br />

Einverständnis aller Teilnehmenden, auf die körperliche und emotionale Sicherheit der anderen<br />

sowie auf die eigene Sicherheit zu achten.<br />

Einverständnis aller Teilnehmenden, an individuellen Zielen sowie an Gruppenzielen zu arbeiten,<br />

Ziele zu verfolgen oder neue Ziele zu setzen.<br />

Übereinkunft aller Teilnehmenden, in ehrlicher und aufrichtiger Art Rückmeldung, sich selbst<br />

gegenüber, aber auch gegenüber anderen zu geben,<br />

Loslassen von alten bekannten Strukturen bzw. Verhaltensweisen, um einen<br />

Entwicklungsprozess voranzutreiben.<br />

In problematischen Situationen während des Programms wird immer wieder auf diese Grundlagen<br />

zurückgegriffen.<br />

Prinzip der frei gewählten bzw. selbst bestimmten Herausforderung<br />

Erfahrungen, die in Situationen gemacht werden, in denen die Teilnahme erzwungen wurde,<br />

begünstigen Widerstände. Selbstbestimmung und die Beschäftigung mit den eigenen Grenzen<br />

tragen jedoch dazu bei, dass sich Individuen mehr zutrauen und Erfahrungen bzw. Leistungen<br />

als von ihnen selbst gemacht und zur eigenen Person gehörig empfi nden. Das Prinzip der<br />

frei gewählten Herausforderung hält die Möglichkeit offen, in ehrlicher und respektvoller<br />

Auseinandersetzung mit sich den Grad des Einlassens selbst zu bestimmen, von einer getroffenen<br />

Entscheidung zurückzutreten, ein Ziel zu einem individuell richtigen Zeitpunkt anzusteuern. Das<br />

Prinzip meint nicht, dass sich die Individuen wahlweise einer Aufgabe stellen oder nicht, sondern<br />

bezieht sich immer auf den Grad der Herausforderung. Entscheidet sich jemand begründet gegen<br />

eine Aktivität, so wird er mit anderen Aufgaben (beispielsweise Sicherungsaufgaben) während<br />

dieser Aktivität betraut.<br />

Es geht darum, Schwieriges oder Angstbesetztes auszuprobieren und von der Gruppe<br />

Unterstützung zu erfahren. Der Versuch ist wichtiger als das Ergebnis. Das schließt die Gelegenheit<br />

zurückzugehen ein, wenn der Druck und die Selbstzweifel zu groß werden. Dies geschieht mit<br />

dem Wissen, dass ein späterer Versuch jederzeit möglich ist. Gelernt werden soll, Respekt für<br />

individuelle Ideen und Entscheidungen zu erhalten.<br />

Spiele<br />

Spiele machen im Rahmen des Konzeptes den Großteil der Aktivitäten aus. Einerseits ermöglichen<br />

sie ein unkompliziertes Kennenlernen und bauen Berührungsängste ab. Andererseits bedeuten<br />

sie viel Spaß, so dass die Teilnehmenden mit Lust und Lachen dabei sein können, obwohl die<br />

Erwartung von etwas Neuem und Ungewohntem Angst, Befangenheit oder Unsicherheit auslösen<br />

kann. Die Spiele lehnen sich an die „New-Games“-Bewegung an, deren Grundprinzipien eine<br />

Beteiligung verlangen, die von Intensität und hohem persönlichen Einsatz geprägt ist, ohne<br />

jemanden verletzen zu wollen. Dem Anreiz durch Wettkampfcharakter wird nicht durch eine<br />

Spaltung der Gruppe in Sieger und Verlierer Rechnung getragen, sondern durch die Schaffung<br />

eines imaginären Gegners (z. B. die Zeit) oder durch die Möglichkeit, vorher aufgestellte<br />

Leistungen zu verbessern. In beiden Fällen agiert die Gruppe gemeinsam und kann sich als<br />

Team über den Erfolg freuen bzw. am Misserfolg lernen.<br />

Die Spiele besitzen einen hohen Aufforderungscharakter und sind für die meisten Teilnehmer<br />

ungewöhnlich. Somit stehen die Teilnehmenden einer neuen Situation gegenüber, in der sie<br />

aufgrund ihrer eingeübten Rollenzuschreibungen verunsichert sind. Sie erhalten die Chance,<br />

gewohnte Handlungs- und Verhaltensstrukturen spielend zu verändern, Neues zu erproben und<br />

sehr häufi g erst nach der Aktion - in der Refl exion - erstaunt begreifen, dass sie einfach etwas<br />

anderes, für sie Ungewöhnliches getan haben.<br />

Vertrauensbildende Aktivitäten<br />

Ziel der vertrauensbildenden Aktivitäten ist es, eine förderliche Gruppenatmosphäre so zu<br />

intensivieren, dass Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung in herausfordernden<br />

Situationen möglich werden. Risiken einzugehen, die subjektiv die physische oder die emotionale


Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

Sicherheit gefährden, erfordern ein Klima, in dem der Austausch eigener Ängste, Bedenken<br />

und intensiver Erfahrungen nicht nur möglich, sondern gewinnbringend und angenehm ist. Von<br />

anderen getragen zu werden, Sicherheit und Begleitung von der Gruppe zu empfi nden, wenn man<br />

sich auf ungewohntem Terrain erprobt, sind die entscheidenden Aspekte dieser Aktivitäten.<br />

Problemlöseaufgaben<br />

Die Gruppe wird mit Aufgaben konfrontiert, die eine Menge verschiedener Kompetenzen<br />

(kognitive, kooperative, kommunikative, soziale) voraussetzen. So ist jeder Einzelne gefordert,<br />

seinen Anteil beizusteuern, um eine gemeinsame Lösung zu fi nden. Die Aufgaben, Regeln und<br />

Hilfsmittel zur Problemlösung sind - im Gegensatz zur Alltagserfahrung - sehr klar formuliert.<br />

Dadurch können überschaubare, einsichtige Problemlösestrategien entwickelt und eingeübt<br />

werden, die später auf komplexe Situationen übertragen werden können. Je nach Intention oder<br />

Problem der Gruppe werden die Aufgaben in eine Rahmenhandlung eingebunden, die dazu<br />

dienen soll, Motivation durch Spannung zu erzeugen. Sie können aber auch als gut überlegte<br />

Metapher tiefe Bewusstseinsschichten aktivieren.<br />

Grundüberlegungen zur Durchführung eines Trainings<br />

im Seilgarten Fredenberg<br />

Es handelt sich bei dem Training um ein Arrangement verschiedener Aktivitäten, die das Ziel<br />

verfolgen, individuelle und gruppenspezifi sche Kompetenzen zu erweitern und zu intensivieren.<br />

Dazu gehören vor allem die Förderung und Bestärkung sozialer Kompetenzen wie Kommunikations-<br />

und Kooperationsfähigkeit, Empathie, Verantwortungsbewusstsein, Planungsfähigkeit und<br />

Selbstrefl exion. Zudem eröffnen die unterschiedlichen Aktivitäten eine Auseinandersetzung mit<br />

persönlichen Grenzen, mit starken Gefühlen wie Aggressionen und Ängsten und sollen ebenso<br />

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fördern.<br />

Das methodische Arrangement der Kurse bietet hier zweierlei: Zum einen die geschützte<br />

Situation der Abenteuerwerkstatt, in der Experimentieren und<br />

Fehlermachen möglich und erlaubt sind, zum anderen aber<br />

auch bereits eine durch die konkreten sozialen Interaktionen<br />

der Teilnehmer bestimmte Realsituation, in der faktische<br />

Erfahrungen wirksam werden. Durch dieses doppelte Potential<br />

der Kurse wird geschütztes Lernen in praxisnahen Bezügen<br />

möglich.<br />

Ausgehend von dem jeweiligen Entwicklungsstand einer<br />

Gruppe kann durch eine bewusste Auswahl von Aktivitäten<br />

der gruppendynamische Entwicklungsprozess von außen<br />

begleitet werden. Dabei unterstützen die handlungsorientierten<br />

Aktivitäten und die sich anschließenden Refl exionsprozesse<br />

einerseits einen Klärungsprozess (Beziehungen, Rollen, Regeln,<br />

Stärken und Schwächen) unter den Teilnehmern, um eine<br />

möglichst hohe Effektivität in der Zusammenarbeit zu erzielen.<br />

Andererseits werden zeitgleich wesentliche soziale Kompetenzen<br />

thematisiert, die vor dem Hintergrund der persönlichen<br />

Zielsetzung der Teilnehmer eine realistische Einschätzung der<br />

Andreas Wagner erklärte zur Eröffnung des Seilgartens die Elemente<br />

und Kletteraufgaben<br />

eigenen Kompetenzen und der gegebenenfalls notwendigen Entwicklungsschritte ermöglichen.<br />

Anhand des methodischen Repertoires der Kurse können Situationen hergestellt werden,<br />

die u. a. das Kommunikationsverhalten, die Kooperationsbereitschaft oder den Umgang mit<br />

Konfl ikten der Handelnden thematisieren. Da diese Aufgaben nur zu lösen sind, wenn die Partner<br />

konstruktiv zusammenarbeiten und effektiv kommunizieren, ergeben sich leibhaftige Erfahrungen<br />

über Problembereiche im Rahmen der Kooperation. In den jeweils sich anschließenden<br />

Refl exionsphasen können nachhaltige Entwicklungschancen eröffnet werden.<br />

Erster Schritt – ein Netzwerk schaffen<br />

Nachdem auf dem Wiesengelände der BBS Fredenberg niedrige und hohe Kletterelemente<br />

errichtet worden sind, warb die BBS im Stadtteil um Klettertrainer.<br />

Ziel des Projektes sollte und musste zunächst sein, ein Netzwerk zu schaffen, um möglichst<br />

vielen Schülerinnen und Schülern, Mitgliedern in Vereinen und Einrichtungen sowie Trägern<br />

23


Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

Jeder Teilnehmer am Trainingskurs erlernte die<br />

Arbeit oben im Seilgarten und die wichtigen<br />

Sicherungsaufgaben<br />

24<br />

der Jugendarbeit Zugang zum Seilgarten zu verschaffen. Wegen der räumlichen Nähe<br />

zum Seilgarten lag es nahe, zunächst die Schulen im Schulzentrum einzubeziehen. Weil der<br />

Fachdienst Kinder, Jugend- und Familie der Stadt Salzgitter mit <strong>LOS</strong>-Zielgruppen arbeitet, war<br />

auch bei dort tätigen Sozialpädagogen die Bereitschaft vorhanden, an der Ausbildung zum<br />

Seilgartentrainer teilzunehmen. Um über Ziele, Wege, Möglichkeiten und Anliegen der Arbeit<br />

mit den unterschiedlichen Zielgruppen im Seilgarten zu informieren, suchte Andreas Wagner<br />

als Projektverantwortlicher Kontakt zu diesen Einrichtungen und erläuterte beispielsweise vor<br />

den Lehrerkollegien der Schulen im Stadtteil über das Klettertraining im Seilgarten und die<br />

Ausbildung zum Trainer.<br />

Im Ergebnis fanden sich Diplom-Sozialpädagogen, Fachlehrer und Erzieher, Mitarbeiter von<br />

Jugendtreffs und Schulsozialarbeiter als Ausbildungsgruppe zusammen. Tätig sind die Teilnehmer<br />

am Projekt „Ausbildung zum Seilgartentrainer“ an Haupt- und Realschule am Fredenberg, an der<br />

Berufsbildenden Schule Fredenberg, am Gymnasium sowie im Fachdienst Kinder, Jugend und<br />

Familie. Somit wurden die Voraussetzungen geschaffen, einem großen Kreis das angeleitete<br />

Klettern im Seilgarten zu eröffnen.<br />

Die Ausbildungswoche<br />

Die Ausbildung zum Seilgartentrainer wurde für eine Woche angesetzt. Da<br />

die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über eine entsprechende Ausbildung<br />

verfügten, brauchte den sozialpädagogischen Aspekten des Kletterns im<br />

Seilgarten nur eine nebengeordnete Bedeutung beigemessen werden. In<br />

erster Linie musste es darum gehen, die Trainer in sicherheitsrelevanten<br />

Punkten zu unterweisen und sowohl theoretisch als auch praktisch für das<br />

Klettern in diesem speziellen Seilgarten zu schulen. Eine pädagogische<br />

Fortbildung für die Teilnehmer an dem <strong>LOS</strong>-Projekt ist vorgesehen.<br />

Am ersten Trainingstag unterrichteten die Ausbilder der Firma Balance, von<br />

der der Garten errichtet worden war, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in<br />

Materialkunde. Die Frauen und Männer lernten das Kletterzubehör und seinen<br />

korrekten Gebrauch kennen. Dieser theoretische Unterricht wurde ergänzt<br />

durch Informationen über die einzelnen Elemente der Anlage. Ihre Benutzung<br />

wurde zunächst von den Ausbildern demonstriert. Als praktische Aufgabe<br />

für die angehenden Trainer stand an diesem ersten Tag an, alle niedrigen<br />

Elemente des Seilgartens auszuprobieren und sich an einem hohen Element<br />

zu versuchen.<br />

Nach theoretischem Unterricht wurde auch am zweiten Tag erst an den<br />

niedrigen Elementen gearbeitet. Der zweite Schritt war wiederum das<br />

Training an einem hohen<br />

Element. Im Vordergrund standen<br />

dabei Sicherungsübungen. Die<br />

Projektteilnehmer lernten die<br />

Anlage für das Klettertraining<br />

vorzubereiten und auf gefahrlose<br />

Nutzung zu überprüfen. Dieser Teil<br />

der Ausbildung wiederholte sich<br />

an jedem weiteren Trainingstag.<br />

Übernahmen die Teilnehmer<br />

bis dahin selbst die Rolle einer<br />

späteren Nutzergruppe, wurden<br />

aus ihnen am dritten Tag selbst<br />

Trainer. Die Aufgabe bestand<br />

darin, selbst eine Gruppe von<br />

Kletternden anzuleiten.<br />

Diese Form des Trainings wurde an den verbleibenden<br />

Tagen der Ausbildung weitergeführt. An allen<br />

Ausbildungstagen gab es einen theoretischen<br />

Unterrichtsblock. In ihm standen Maßnahmen der 1.<br />

Hilfe und Knotenkunde auf dem Programm. Anleitung<br />

erhielten die Teilnehmer weiter in der Vorbereitung<br />

Training an Hochelementen.


Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />

von Kursen für künftige Nutzergruppen. Behandelt und besprochen wurden Grundregeln des<br />

Kletterns im Allgemeinen und in Bezug auf spezielle Kurse mit besonderen Inhalten. Außerdem<br />

diente der theoretische Unterricht der Auswertung der Übungen vom Vortag. Inhalt waren dabei<br />

die kletterpraktischen Aspekte wie auch sozialpädagogische Gesichtspunkte.<br />

Seinen vorläufi gen Abschluss fand das Projekt mit einer Prüfung zum Klettertrainer. Dazu<br />

erhielt der Prüfl ing eine Aufgabe, wie sie später im Sinne des pädagogischen Konzeptes des<br />

Seilgartens angelegt sein könnte. Unter dieser Vorgabe musste eine Gruppe zusammengestellt<br />

werden. Im Vordergrund standen auch hierbei, wie bei der gesamten Klettertrainerausbildung,<br />

sicherheitsrelevante Aspekte.<br />

Das Training wie auch die Prüfungen wurden durch weitere Übungsstunden für die Kursteilnehmer<br />

mit weniger Klettererfahrung fortgesetzt. Damit wurde erreicht, dass alle Teilnehmer an diesem<br />

<strong>LOS</strong>-Projekt selbst als Klettertrainer im Fredenberger Hochseilgarten arbeiten können.<br />

Konzepte für die Nutzung<br />

Nach Abschluss der Trainerausbildung wurde vom Förderverein der<br />

BBS Fredenberg als dem Verwalter der Seilgartenanlage gemeinsam mit<br />

Schulleitern und den ausgebildeten Trainern weiter am Nutzungskonzept<br />

gearbeitet. Als Prämisse musste berücksichtigt werden, dass nur im<br />

Hochseilgarten Fredenberg ausgebildete Trainer Gruppen in diesem<br />

Seilgarten betreuen dürfen. Aufgrund der Anzahl von Pädagogen aus<br />

dem Schulzentrum, die die Trainerausbildung absolviert haben, werden<br />

in der Startphase Haupt- und Realschule Fredenberg sowie die BBS<br />

Fredenberg Hauptnutzer des Seilgartens sein. Die BBS Fredenberg<br />

kann an ihre Erfahrungen mit Erlebnispädagogik anknüpfen und den<br />

Hochseilgarten in diesen Ausbildungsbereich einbeziehen.<br />

Inwieweit Gruppen anderer Einrichtungen an den Hochseilelementen<br />

im Seilgarten arbeiten können, bedarf es noch weiter reichender<br />

Überlegungen. Um die gewünschten pädagogischen Effekte zu erzielen,<br />

müssten Gruppen oder Klassen nach Einschätzung ausgebildeter Trainer<br />

mindestens 10 Stunden im Seilgarten arbeiten. Dazu sind jeweils zwei<br />

Trainer zur Betreuung der Gruppen erforderlich. Sinnvoll wäre aus Sicht<br />

von Andreas Wagner ein Zwei-Tages-Kursus für Schüler. In welcher<br />

Form ein solches Kletterseminar angelegt werden kann, muss im Detail<br />

noch festgeschrieben werden.<br />

Sozialtraining sei ein langwieriger Prozess, gibt Andreas Wagner zu<br />

bedenken. Mit Klettertraining macht man keinen anderen Menschen.<br />

Aber das Klettern macht Vertrauen erlebbar. Probleme lösen werde zu<br />

einer greifbaren Aufgabe. Erkenntnisse und Erfahrungen aus einem<br />

Erlebnis ziehen, sei sehr viel nachhaltiger als beispielsweise darüber<br />

sprechen. Weil Klettern an Hochseilelementen eine Situation darstelle,<br />

Wichtiger Aspekt war beim Training die Sicherung der<br />

Kletternden.<br />

die den ganzen Körper emotional betroffen macht, sei das Klettern eine gute Methode für das<br />

Sozialtraining. Um diesen Prozess zu begleiten, bedürfe es jedoch einer gewissen Kontinuität<br />

und Wiederholung. Andreas Wagner würde daher gerne mit Jugendlichen aus den Berufsvor<br />

bereitungsjahren der BBS verstärkt im Seilgarten arbeiten. Diese Jugendlichen haben oftmals<br />

keine Schulabschlüsse und benötigen Unterstützung bei der persönlichen und allgemeinen<br />

Orientierung. Mittels des Trainings im Seilgarten denkt Andreas Wagner Ausgleich und eine<br />

Basis für einen Selbstfi ndungsprozess zu schaffen.<br />

Während der offi zieller Übergabe des Seilgartens an seine künftigen Nutzer am 30. Mai 2005<br />

sprach BBS-Schulleiter Johannes Schmitz über die nächsten konkreten Vorhaben im Seilgarten.<br />

Eine feste Kooperation zwischen Hauptschule Am Fredenberg, Gottfried-Linke-Realschule und<br />

dem Fachdienst Kinder, Jugend und Familie Salzgitter sichere, dass die derzeit elf ausgebildeten<br />

Trainer mit Schülergruppen und Jugendlichen im Seilgarten arbeiten werden. Eine Ausweitung<br />

der Nutzung durch Einrichtungen außerhalb dieses Netzwerkes werde angestrebt.<br />

25


Job - Info<br />

26<br />

Träger:<br />

Berufsfortbildungswerk<br />

Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB<br />

GmbH<br />

Hans-Böckler-Ring 18-20<br />

38228 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

01. Januar 2005 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Berufsvorbereitung und sonstige Orientierung;<br />

Unterstützung zur Erstausbildung;<br />

Aufbau von Netzwerken und Festigung;<br />

Mädchen und Jungen am Schulzentrum werden die gleichen Chancen eingeräumt, sich am Berufs-<br />

und Informationscenter zu informieren. Berufsorientierungstests, Stärken-Analyse sowie<br />

Einzelgespräche sollen dazu beitragen, sich mit Berufsbildern auseinander zu setzen, die eher<br />

ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechen, als dem eigenen Rollenverständnis.<br />

Die Kooperationspartner werden als Netzwerkpartner für eine nachhaltige und dauerhafte Zusammenarbeit<br />

bei der Unterhaltung und Weiterentwicklung des Centers gewonnen.<br />

Schüler, Schülerinnen, Lehrer und Eltern zeigen hohes Interesse am Orientierungs- und –Informations-Center.<br />

Im Wochendurchschnitt nutzen mindestens 20 Schülerinnen und Schüler das<br />

Center. Messbar ist die Zahl der Nutzer durch Anwesenheitslisten, Fragebögen und Interviews.<br />

Bis zum 30. Juni 2005 werden alle vorletzten und letzten Jahrgänge der allgemeinbildenden<br />

Schulen das Center aufgesucht haben.<br />

Schüler und Schülerinnen erwerben nachhaltige Kompetenz bezüglich ihrer Berufsorientierung<br />

und Ausbildungsplatzsuche. Erhebungen darüber erfolgen über Fragebogen und Interviews.<br />

Zielgruppe:<br />

Schüler des Schulzentrums Fredenberg<br />

Bewohner des Stadtteils<br />

Inhalt:<br />

Unterhaltung und Weiterentwicklung eines Berufsorientierungs-<br />

und –Informationscenters am<br />

Schulzentrum Fredenberg für Schüler und Anwohner<br />

des Stadtteils<br />

In Folgeprojekten wird an der Einbindung weiterer<br />

Zielgruppen – Bewohner und Bewohnerinnen des<br />

Stadtteils Fredenberg - gearbeitet<br />

Schüler werden im Computerraum der BBS Fredenberg<br />

in das PC-Programm des bfw zur Berufsberatung<br />

eingewiesen.<br />

Ein Schüler bei der Arbeit mit dem PC-Programm.<br />

Kursgestaltung:<br />

Die allgemeinbildenden Schulen am Fredenberg werden ihre Schülerinnen und Schüler der beiden<br />

letzten Jahrgänge über das Berufsorientierungs- und –Informations-Center - auch mittels<br />

bfw-Referenten - informieren und aktiv bei der Nutzung der Einrichtung unterstützen.<br />

Die Berufsbildenden Schulen Fredenberg stellen ihr Internet-Café zur Ausbildungsplatzsuche<br />

bzw. zur Arbeitsplatzrecherche zur Verfügung.<br />

Die Agentur für Arbeit Braunschweig inklusive der Geschäftsstelle Salzgitter sowie die Arbeitsagentur<br />

Salzgitter werden ihre Fachkräfte (Berufsberater, Vermittler, Fallmanager) für Beratungsaufgaben<br />

im Center zur Verfügung stellen.<br />

Räume stehen in der örtlichen Bibliothek der Stadt Salzgitter sowie im angrenzenden Internet-<br />

Café der Berufsbildenden Schule Fredenberg zur Verfügung<br />

Stellfl ächen und einschlägige Literatur werden von der Stadtteilbibliothek, der Agentur für Arbeit<br />

sowie dem bfw zur Verfügung gestellt. Ein PC zur Internetrecherche wird zusätzlich aufgestellt.<br />

Weitere PC zur Online-Recherche sowie Off-Line-Arbeit stehen in der Stadtteilbibliothek Freden-


erg sowie im Internet-Café der BBS Fredenberg zur Verfügung.<br />

Die Aufnahme der Besucher erfolgt über das Bibliothekspersonal zu den üblichen Öffnungszeiten.<br />

Vorbereitet und begleitet werden Schülergruppen durch das<br />

Lehrpersonal bzw. Betreuungskräfte des bfw. Eine fachliche Betreuung<br />

ist durch Ausbildungsberater der Agentur für Arbeit sowie<br />

fachliches Personal des bfw abgesichert.<br />

Kooperationspartner:<br />

Hauptschule Fredenberg<br />

Gottfried-Linke-Realschule<br />

Gymnasium am Fredenberg<br />

Berufsbildende Schulen Fredenberg<br />

Agentur für Arbeit Braunschweig inklusive der Geschäftsstelle<br />

Salzgitter<br />

Hintergrund:<br />

Es besteht am Schulzentrum Fredenberg ein gleichermaßen hoher<br />

Orientierungs- und Informationsbedarf bei den Schülern und Schülerinnen<br />

bezüglich berufl icher Entscheidungsfi ndung.<br />

<strong>LOS</strong>-Vorläuferprojekte zur Berufsorientierung haben gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler<br />

entweder keine oder sehr einseitige Vorstellungen von ihrem berufl ichen Werdegang haben. Zu<br />

einem Teil liegt das in mangelndem Wissen über Berufsfelder begründet. Jugendliche orientieren<br />

sich bei ihren Berufswünschen sehr stark an den Berufen von Familienmitgliedern oder an klassischen<br />

Berufen. Bei den Mädchen dominieren Wünsche nach einem Büroberuf oder sie möchten<br />

Friseurin werden. Jungen streben überwiegend handwerkliche Berufe an wie Automechaniker<br />

oder Informationstechnik. Die Berufsbilder der Jugendlichen sind wenig differenziert. In unmittelbarer<br />

Nähe der Lernorte der Jugendlichen fehlen Anregungen, sich über mögliche Berufe<br />

und die Bandbreite späterer Arbeitsfelder, die den Interessen und Fähigkeiten der Schülerinnen<br />

und Schüler entsprechen, zu informieren. Ein Berufsorientierungs- und Informations-Center im<br />

Schulzentrum könnte eine Verbindung zwischen schulischem Lernen, Ausbildungsplatzsuche,<br />

Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz und dem Finden einer realistischen Berufswahl helfen.<br />

Über eine häufi ge Herangehensweise an die Berufsfi ndung sagte der Schulleiter der Gottfried-<br />

Linke-Realschule Am Fredenberg, Ulrich Leidecker, im <strong>LOS</strong>-Begleitausschuss: „Die Grundeinstellung<br />

vieler Realschüler mit Blick auf einen späteren Beruf lautet: Entweder man lernt einen<br />

Beruf im kaufmännischen Bereich, was für die meisten aufgrund der schulischen Leistungen<br />

nicht machbar ist oder sie sehen ihre berufl iche Perspektive bei VW. Auch das ist für die meisten<br />

nicht umsetzbar. Klar wird dabei, dass viele Berufsfelder in der Wahrnehmung der jungen Leute<br />

gar nicht existieren.“ Ihnen Perspektiven eröffnen, halte er darum für zwingend erforderlich.<br />

Auswertung:<br />

Berufsförderungswerk, Stadtteilbibliothek und BBS Fredenberg schufen zunächst<br />

die Voraussetzungen für eine Job-Info. Dazu wurde in den neu gestalteten<br />

Räumen der Schul- und Stadtteilbibliothek Fredenberg ein gesonderter<br />

Bereich für die Berufsorientierung und Berufsinformation eingerichtet. Die hier<br />

zusammengestellte Literatur zu diesem Thema kann jederzeit von jedem Interessenten<br />

zu den Öffnungszeiten der Bibliothek genutzt werden. Die Nutzer<br />

dieser Informationen werden nicht gesondert registriert. Um das Augenmerk<br />

der Besucher der Bibliothek auf die Job-Info zu lenken, wurde auch nach deren<br />

Etablierung überlegt, die Präsentation optisch aufzuwerten, da es sich um<br />

einen räumlich kleinen Bereich innerhalb der Bibliothek handelt. Beabsichtigt<br />

wurde damit, auf die Job-Info als neuen eigenständigen Bereich aufmerksam<br />

zu machen. dort sind nicht nur Materialien zur Berufsinformation zu fi nden<br />

sind, sondern es können von hier aus Kontakte zu zielgerichteter und konkreter<br />

Hilfe angeboten werden. Ein vom bfw entworfenes Plakat weist auf diese<br />

Mit diesem Plakat warb das bfw<br />

für sein Mikroprojekt.<br />

Job-Info hin. Das Plakat informiert weiter über Inhalt und Anliegen der Job-Info und nennt den<br />

Ansprechpartner beim bfw.<br />

Dort ist Herr Celik für die Koordination aller Aktivitäten zuständig. Er knüpfte Kontakt zur Haupt-<br />

und Realschule im Schulzentrum Fredenberg. Das geschah mit der Absicht, Termine für eine<br />

Job - Info<br />

Abdulla Celik leitete und koordinierte das<br />

Projekt.<br />

27


Job - Info<br />

28<br />

Einführungsinformation zur Job-Info für die<br />

7., 8., 9. und 10. Klassen zu geben. Schüler<br />

und Schülerinnen dieser Klassenstufen befi<br />

nden sich in besonderer Weise im Berufsfi<br />

ndungsprozess. Während dieser Termine<br />

ging es in erster Linie darum, die Möglichkeiten<br />

der Job-Info für die Schülerinnen und<br />

Schüler darzulegen. Zweiter Schritt war eine<br />

inhaltlich-praktische Einführung im Computer-Raum<br />

der BBS Fredenberg. Hier wurden<br />

die Schülerinnen und Schüler in der Nutzung<br />

der Materialien und Medien unterwiesen.<br />

Ziel dessen war, die Vielfalt der Recherche<br />

nach Berufsbildern, Ausbildungsplätzen und<br />

Praktikumsplätzen zu zeigen.<br />

Berufsberatung und Bewerbungstraining<br />

bot das bfw in erster Linie als Gruppen-<br />

Blick in den Computerraum der BBS Fredenberg während einer<br />

Job-Info Veranstaltung.<br />

training an. Den Vorteil gegenüber der Einzelberatung sieht Abdulla Celik darin, dass sich die<br />

Jugendlichen durch Erfragen von Einzelheiten gegenseitig ergänzen und somit nachhaltiger<br />

informieren. Seine Aufgabe sieht er vornehmlich darin,<br />

Berufsbilder in ihrer Vollständigkeit klar zu umreißen. „Ich<br />

möchte niemandem seinen Traumberuf ausreden, aber<br />

ich will den Blick schärfen für die Realität. Möchte ich<br />

beispielsweise Automechaniker werden, weil ich dann<br />

an Fahrzeugen schrauben und hantieren kann, muss mir<br />

auch klar werden, dass jeder Beruf ein Maß an theoretischem<br />

Wissen erfordert. Je nachdem wie sehr jemand<br />

bereit ist, alle Aspekte eines Berufes zu akzeptieren, umso<br />

enger kreist sich das Spektrum des infrage kommenden<br />

Berufes ein. Daran sollen die Schülerinnen und Schüler<br />

dann ihren Berufswunsch als realistisches oder eben unrealistisches<br />

Berufsziel für sich messen“, erläutert er seine<br />

Aufgabe bei der Beratung der Jugendlichen.<br />

Abdulla Celik sah sich als Impulsgeber bei der Berufsfi ndung.<br />

„Die Job-Info kann den Schülerinnen und Schülern<br />

nur den Weg zeigen. Die Entscheidung müssen die Betreffenden<br />

selbst fällen. Die Job-Info soll dabei helfen, vom<br />

Traumberuf nicht nur die Fassade zu sehen. Wichtig war<br />

und ist, dass Jugendliche durch die Beratung und die Orientierungsangebote lernen, die Realitäten<br />

wahrzunehmen und sich selbstkritisch zu fragen, was sie können und wollen und was<br />

nicht. Das wiederum kann ihnen helfen, eine gesunde Entscheidung für einen Beruf zu treffen,<br />

der ihnen tatsächlich liegt. So ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass eine Ausbildung erfolgreich<br />

abgeschlossen wird und die jungen Leute eine berufl iche Laufbahn einschlagen, die ihren<br />

Möglichkeiten und Fähigkeiten entspricht. Es geht nicht darum, den Traumberuf auszureden,<br />

sondern ihn für die Betreffenden von vielen Richtungen zu beleuchten, damit fundierte Berufs-<br />

und Ausbildungsentscheidungen getroffen werden können“, erläuterte Herr Celik weiter zum<br />

Anliegen des Orientierungsprojektes.<br />

Dem Projekt ging es darum, Schülerinnen und Schülern Wege und Möglichkeiten zu zeigen, umfassend<br />

Informationen über Berufe zu sammeln und für sich auszuwerten. Dazu dienten die Unterweisungen<br />

im Computerraum der Berufsbildenden Schulen Fredenberg. Die Schüler lernten<br />

hier mit Hilfe des Internets und anderer Informationsquellen nach Berufs- und Ausbildungsfeldern<br />

zu recherchieren. Diese Recherche sollte einerseits der ausführlichen Information über Wunschberufe<br />

der Jugendlichen dienen als auch den Blick öffnen für die zahlreichen Berufsfelder, die<br />

den Jugendlichen noch nicht bekannt waren. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt war so eine gewisse<br />

Lenkung auf Berufs-, Ausbildungs- und Praktikumsplätze möglich, die den Erfordernissen der<br />

Wirtschaft entspricht. Geknüpft war daran die Erwartung, dass sich Schülerinnen und Schüler für<br />

Berufe entscheiden, die gegenwärtig von der Wirtschaft in stärkerem Maße nachgefragt werden.<br />

Das wiederum würde bedeuten, dass die Chancen für die Schülerinnen und Schüler steigen,<br />

einen Ausbildungsplatz zu fi nden und später in diesem Beruf auch Beschäftigung fi nden.<br />

Christian und Rico testen das Programm am Arbeitsplatz in der Stadtteilbibliothek.<br />

Ich fi nde prima, dass<br />

sich hier in der Stadtteilbibliothek<br />

die Literatur<br />

und alle Materialien<br />

zur Bewerbung jetzt an<br />

einem Platz befi nden.<br />

Man wird so auch auf<br />

begleitende Unterlagen<br />

aufmerksam. Ich<br />

habe hier schon oft<br />

Broschüren gelesen<br />

und ausgeliehen.<br />

Halime Topcuoglu,<br />

Fachschülerin an der<br />

BBS


Das Rechnerprogramm zur Berufsorientierung<br />

Mit JOBLAB Berufe fi nden und erfi nden<br />

JOBLAB ist ein virtuelles geheimes Unterwasserlabor, in dem – fern von der Öffentlichkeit<br />

– mit Berufen experimentiert wird. JOBLAB ermöglicht die Simulation und<br />

Gegenüberstellung unterschiedlicher Berufs- und Lebensentwürfe. Sogar neue<br />

Berufe können kreiert werden. In der Simulation können verschiedene Alternativen<br />

durchgespielt und deren Vor- und Nachteile abgewogen werden. Ein integrierter<br />

Neigungstest hilft dabei, passende Berufe zu entdecken. Das interaktive Labor ermöglicht<br />

den Nutzern und Nutzerinnen, entsprechend ihrer Interessen und Informationsbedürfnisse<br />

fl exibel mit Berufen umzugehen.<br />

JOBLAB unterstützt die eigene berufl iche Orientierung und das Herausfi nden geeigneter<br />

Berufe. Es hilft, in der individuellen Beschäftigung mit eigenen Berufswünschen<br />

Interessen und Fähigkeiten sowie berufl iche Perspektiven aufzuzeigen.<br />

Durch die Entwicklung eigener Berufe wird die Grundlage für die Orientierung innerhalb<br />

der bestehenden Berufe gelegt. In der Simulation können unterschiedliche<br />

Identitäten angenommen und so verschiedene Alternativen ausprobiert werden.<br />

Dadurch entstehen neue Konstellationen und berufl iche Perspektiven. JOBLAB<br />

kann alleine oder gemeinsam mit andern gespielt werden.<br />

Das Programm ist so gegliedert, dass Schülerinnen und Schüler ein Stärken- und Schwächenprofi<br />

l von sich selbst erarbeiten. Das geschieht, indem der Anwender sich selbst beurteilt, beispielsweise<br />

in Bezug auf allgemeine Interessen, schulische Leistungen, soziales Verhalten, Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten. Abgeleitet von diesem Profi l werden Berufsbilder angezeigt.<br />

Schülerinnen und Schülern einer siebten Klasse der Hauptschule fi el die Arbeit mit dieser Methode<br />

schwer. Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe benötigen Anleitung bei der Selbsteinschätzung.<br />

Da es für das Erstellen eines Profi ls erforderlich ist, Fragen und Vorgaben auf<br />

dem Bildschirm zu lesen, ist diese Methode der Berufsorientierung eher für Schülerinnen und<br />

Schüler geeignet, denen es wenig Mühe macht, schriftliche Informationen aufzunehmen und zu<br />

verarbeiten.<br />

Nach ihrer Einschätzung befragt, gaben 19 Hauptschüler einer siebten Klasse nach einer Einführung<br />

in die Job-Info an, dass diese Form der Berufsorientierung und Berufsberatung für sie<br />

wichtig ist.<br />

Von 19 befragten Schülern (9 Mädchen und 10 Jungen) im Alter von 12 bis 15 Jahren gaben<br />

11 an, dass sie einen festen Berufswunsch haben. Sieben von ihnen waren Jungen. Häufi g genannt<br />

wurde von den Jungen der Beruf Kfz-Mechaniker oder Elektroniker. Zwei Jungen hatten<br />

sich festgelegt auf die Berufe Gärtner und Schrotthändler. Die vier Mädchen mit festen Berufswünschen<br />

möchten Friseurin, Bürokauffrau und Modedesignerin werden. Ein Mädchen gab<br />

als Berufswunsch Automechanikerin an. Insgesamt bestätigte die Umfrage, dass Jungen und<br />

Mädchen geschlechtspezifi sche Berufe auswählen. 13 von 19 Schülerinnen und Schülern gaben<br />

an, dass sie die Job-Info nutzen werden, um über andere Möglichkeiten als ihren Wunschberuf<br />

nachzudenken. Jungen sind der Umfrage zufolge festgelegter als Mädchen, wenn es um das<br />

Ändern von berufl ichen Zielen geht. Mädchen sind eher bereit Berufsziele und – Perspektiven<br />

neu auszuloten.<br />

Job - Info<br />

Alina Zahn und Halime Topcuoglu informieren<br />

sich bei der Job-Info in der Stadtteilbibliothek.<br />

Der Arbeitsplatz<br />

Job-Info wird sehr oft<br />

genutzt. Es war eine<br />

gute Entscheidung,<br />

alles zum Thema mit<br />

dem PC-Arbeitsplatz<br />

des bfw zu bündeln.<br />

Diese Kooperation läuft<br />

sehr gut.<br />

Ingrid Schneider,<br />

Leiterin der Stadtteilbibliothek<br />

Job-Info in der Stadtteilbibliothek<br />

Im neu gestalteten Bereich der Stadtteilbibliothek Fredenberg wurde ein gesonderter<br />

Bereich für die Job-Info eingerichtet. Den Nutzern steht ein PC-Arbeitsplatz<br />

mit dem vom bfw gelieferten Programm zur Berufsorientierung zur Verfügung.<br />

Die Literatur zu den Themenbereichen wie beispielsweise Bewerbung,<br />

Berufsbilder, Ausbildungsplatzsuche wurde von den Mitarbeiterinnen der Stadtteilbibliothek<br />

zusammengestellt. Ergänzt wird dieses Literaturangebot durch<br />

aktuelle Broschüren zum Thema. Betreut wird der Bereich arbeitsteilig. Informationen<br />

zur Literatur erhalten die Nutzer von den Bibliotheksmitarbeiterinnen.<br />

Sie verwalten auch eine Nutzer-Liste für den PC-Arbeitsplatz. Diese Liste dient<br />

außer der Erfassung der Nutzer dazu, Anregungen für die Aufnahme weiterer Der Job-Info Arbeitsplatz in der Stadtteilbibliothek.<br />

Themenbereiche in die Job-Info zu erhalten. Wird eine gezielte Beratung oder<br />

Einweisung in das Rechnerprogramm gewünscht, ist Herr Celik Ansprechpartner. Entsprechende<br />

Informationen geben die Bibliotheksmitarbeiterinnen. Außerdem weist ein Plakat auf Kontakte<br />

zum bfw hin.<br />

29


Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />

30<br />

Träger:<br />

Diakonie-Treff des Diakonischen Werkes,<br />

Kreisstelle Salzgitter<br />

Schinkelweg 8<br />

38228 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen/suchenden,<br />

Sozialhilfeempfängerinnen;<br />

Gemeinwesenarbeit;<br />

Maßnahmen zur Förderung von Toleranz und Demokratie;<br />

Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und Männern;<br />

Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen;<br />

Stimulierung von Beschäftigungspotenzialen auf lokaler Ebene;<br />

Unterstützung einzelner Aktionen zur Förderung der berufl ichen Eingliederung durch berufl iche<br />

Qualifi zierung durch Projekte der gemeindenahen Dienstleistung;<br />

Integration von Migranten und Migrantinnen;<br />

Beratung und sozialpädagogische<br />

Betreuung;<br />

Mindestens 7 Frauen und Mädchen<br />

nehmen an dem Kurs teil und schließen<br />

mit einem anerkannten Zertifi kat<br />

als Kochhilfe bei der Industrie- und<br />

Handelkammer ab.<br />

Alle Teilnehmerinnen können für Kinder<br />

ein gesundes und abwechslungsreiches<br />

Wochenmemü selbstständig<br />

zusammen-stellen, zubereiten und die<br />

Kosten errechnen.<br />

Vier Frauen bauen einen Mittagstisch auf,<br />

der über Kostenbeiträge fi nanziert wird<br />

und den sie ehrenamtlich weiterführen<br />

werden.<br />

Andere Teilnehmerinnen sind im<br />

Catering-Service des Diakonie-Treffs<br />

Arbeit in der Küche.<br />

ehrenamtlich beschäftigt oder haben berufl iche Perspektiven außerhalb der Einrichtung (zum<br />

Beispiel Alterheim, Minijobs) entwickelt.<br />

Zielgruppe:<br />

Benachteiligte Frauen und Mädchen aus dem Stadtteil Fredenberg ohne berufl iche Ausbildung,<br />

mit Sprachschwierigkeiten und sozialen Problemen<br />

Inhalt:<br />

Schwerpunkt: Qualifi zierung im Kochen<br />

Abschlussprüfung zur Kochhilfe, Abnahme der Prüfung durch anerkannte<br />

Prüfer der Industrie- und Handelskammer<br />

Aufbau eines Mittagsangebotes für Kinder im Stadtteil<br />

Schwerpunkt: Kennen lernen von Organisationsformen und Unterstützung beim Aufbau<br />

eines Catering-Services<br />

Erlernen von selbstständigem und verantwortlichem Handeln<br />

Entwickeln neuer berufl icher Perspektiven<br />

Schwerpunkt: Menschen unterschiedlicher Kulturen, Nationen und Religionen begegnen<br />

sich beim Kochen, lernen sich kennen und akzeptieren


Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />

Kursgestaltung:<br />

Ein ausgebildeter und diätisch geschulter Koch unterrichtet eine Gruppe von<br />

Frauen im Bereich gesunder Ernährung für Kinder und der Zubereitung eines<br />

Mittagessens<br />

Zusammenstellung eines Wochenplanes für Kinder, Einkauf der Lebensmittel,<br />

Bevorratung mit Lebensmitteln, Übungen zur selbstständigen Planung eines<br />

Wochenmenüs für Kinder, Erstellung eines Kostenplanes<br />

Praktische Übungen beim Kochen<br />

Kooperationspartner:<br />

Hausverwaltung HVg Michael Munte<br />

Frauenkompetenzzentrum<br />

Haupt-, Real- und Berufsbildende Schulen Fredenberg<br />

Fachdienst Soziales, Arbeitsagentur<br />

Nachbarschaftshilfe im Diakonie-Treff<br />

Grundschule Dürerring<br />

Industrie- und Handelskammer Braunschweig<br />

Hintergrund:<br />

Spätaussiedlerinnen bekommen in Deutschland häufi g ihre Berufsausbildung<br />

Ergebnisse der Ausbildung<br />

nicht anerkannt, so<br />

dass Männer und<br />

Frauen keine Möglichkeit haben, in<br />

ihrem erlernten Beruf in Deutschland<br />

Arbeit zu fi nden. Sie trauen sich nicht<br />

zu, eine neue Ausbildung zu beginnen.<br />

Die erfolgreiche Teilnahme am <strong>LOS</strong>-<br />

Projekt kann das Selbstwertgefühl der<br />

Teilnehmerinnen durch Erfolgserlebnisse<br />

beim Kochen und das Erreichen eines<br />

anerkannten Abschlusses stärken. Im<br />

Projekt lernen die Frauen ihre Fähigkeiten<br />

kennen und als Stärke bewerten. Auf<br />

dieser Grundlage entwickeln sie neue<br />

So ein hübsch gedeckter Tisch empfängt die Kinder, die das<br />

Mittagsangebot nutzen.<br />

Perspektiven für ihre berufl iche Zukunft. Sie erleben<br />

eine Berufsmotivierung. Frauen fi nden Möglichkeiten, in<br />

denen sie berufstätig sein können.<br />

Die Frauen sind häufi g zu Hause und sprechen vorwiegend<br />

die Sprache ihrer Herkunftsländer. Daraus resultieren<br />

mangelnden Kenntnisse in der deutschen Sprache.<br />

Während der Kochkurse wird Deutsch gesprochen.<br />

Oftmals mangelt es den Frauen an Selbstbewusstsein.<br />

Das resultiert aus der Nichtanerkennung ihrer berufl ichen<br />

Qualifi kation. Aussiedlerfrauen haben mitunter wenig<br />

Kontakt außerhalb der Familien. Sie trauen sich nicht<br />

selbstständig Kontakt aufzunehmen.<br />

Es herrschen Vorurteile gegenüber anderen Nationen.<br />

Die Menschen haben wenig Verständnis für Menschen<br />

unterschiedlicher Herkunft. Durch die Ausbildung kommen<br />

Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Gespräch und<br />

lernen einander kennen.<br />

31


Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />

32<br />

Auswertung:<br />

Zunächst war es schwierig, Frauen aus dem Wohngebiet für die<br />

Teilnahme am <strong>LOS</strong>-Projekt zu gewinnen. Angesprochen werden<br />

sollten Frauen, für die reguläre Umschulungen nicht infrage<br />

kommen. Ins Auge gefasst wurden junge Mütter mit vielen kleinen<br />

Kindern, Frauen mit geringen Schulabschlüssen und Frauen, die<br />

wegen privater Probleme dringend aus der häuslichen Isolation<br />

herausgeholt werden sollten. Die Mitarbeiter des Diakonie-Treffs<br />

nahmen persönlich den Kontakt zu diesen Frauen und Mädchen<br />

auf und überzeugten sie, am Projekt teilzunehmen.<br />

Bereits nach einem halben Jahr stellten sich Erfolge ein. Das<br />

Auftreten der Frauen war selbstbewusster geworden. Die<br />

Anerkennung, die ihre Leistungen fanden, machten ihr Auftreten<br />

sicherer. Das machte sich auch bemerkbar im Kontakt mit<br />

Behörden und Ämtern. Die Frauen hatten gelernt, sich besser<br />

darzustellen und ihr Anliegen vorzutragen. Den Frauen gelang es<br />

zunehmend, ihr Leben besser und selbstbestimmter zu regeln.<br />

Schlüssel zu diesen Erfolgen war, dass den Teilnehmerinnen<br />

am Projekt mit Respekt vor ihren Leistungen begegnet wurde. „Frauen können sehr viel und<br />

bewerten diese Fähigkeiten oftmals nicht hoch genug. Wir würdigen jede Leistung und machen<br />

den Frauen somit klar, dass anerkannt wird, was sie bereits zu leisten vermögen und was sie<br />

hier neu gelernt haben. Scheinbar kleine Schritte sehen wir als Erfolge an und benennen sie als<br />

solche. Das gibt den Frauen ein ganz neues Auftreten zu Hause in der Familie und nach außen“,<br />

beschreibt Projekt-Leiterin Sabina Scholz die Fortschritte.<br />

Obwohl die Frauen im Projekt kein Geld verdienen,<br />

fi nden sie mit dem Ergebnis der Qualifi kation<br />

Anerkennung. Noch deutlicher als beim Kochen<br />

wird das im Qualifi zierungskursus zur Hilfsnäherin.<br />

Der Nutzen für das persönliche Umfeld ist erstes<br />

Kriterium, das <strong>LOS</strong>-Projekt als Gewinn erscheinen<br />

zu lassen. Das weniger bei den Frauen selbst – für<br />

sie ist die Tätigkeit außerhalb des Haushaltes bereits<br />

ein Gewinn – als vielmehr auch in den Familien.<br />

Auch dort wird dadurch der Nutzen der Teilnahme<br />

am <strong>LOS</strong>-Projekt nachvollziehbar und erkennbar.<br />

Sechs Frauen nahmen regelmäßig am<br />

Qualifi zierungskurs zur Kochhilfe teil. Zweimal je<br />

Woche wurden sie von Günter Neumann, Küchenleiter<br />

im Altenheim am See und diätisch geschulter Koch,<br />

praktisch und theoretisch geschult. Der Kontakt zu<br />

Günter Neumann entstand über das Diakonische<br />

Werk Salzgitter, das Träger des Altenheimes am See<br />

ist. Für Büfetts, die die Frauengruppe im Diakonie-<br />

Treff ausrichtete, lieh man sich aus der Küche im<br />

Altenheim Platten. So wurde Günter Neumann auf<br />

Sabina Scholz berichtet der Gruppe Medienorientierung über die<br />

Inhalte und Ziele der Qualifi zierung.<br />

das Projekt aufmerksam und sagte die fachliche<br />

Betreuung zu.<br />

Das Mittagessen für die Grundschulkinder der<br />

Die Frauen arbeiteten fl eißig und gewissenhaft.<br />

benachbarten Grundschule am Dürerring übernahmen die Frauen selbstständig und wechselten<br />

sich in eigener Regie ab.<br />

Erfahrungen aus Sicht des Dozenten, Günter Neumann:<br />

„Die Frauen sind fl eißig, gewissenhaft und wollen etwas lernen. Gute Grundlage für den Kurs war,<br />

dass alle Teilnehmerinnen gestandene Hausfrauen sind und man sich auf profundes Basiswissen<br />

bei der Essenzubereitung stützen konnte. Zu Beginn des Kurses kochten die Frauen gerne<br />

Spezialitäten aus ihrer Heimatküche. Im Laufe des Kurses beschäftigten wir uns dann auch<br />

mit Rezepten aus der deutschen und französischen Küche, um Wissen über andere Gerichte<br />

und deren Zubereitung zu vermitteln. Canapés und Fingerfood gehörten zu diesen Dingen. Zu<br />

Weihnachten stellten wir ein Drei-Gänge-Menü zusammen. Das wurde als Schaukochen vom


Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />

regionalen Fernsehsender TV38 aufgezeichnet<br />

und mehrfach im Kabelprogramm gesendet.<br />

Die Speisepläne für den Mittagstisch brachte ich<br />

mit. Sie wurden dann mit den Frauen gemeinsam<br />

besprochen und nach ihren Erfahrungen mit<br />

dem Essensangebot für die Kinder abgestimmt<br />

und gegebenenfalls verändert. So lernten die<br />

Frauen selbst Verantwortung zu übernehmen.<br />

Das hat stets gut geklappt. Nie gab es Pannen:<br />

Das Essen stand immer rechtzeitig, ausreichend<br />

und in ausgezeichneter Qualität auf dem Tisch.<br />

Gerichte, die den Teilnehmerinnen neu waren,<br />

haben wir während unserer Unterrichtsstunden<br />

zur Probe gekocht. Grundsätzliches über<br />

das Kochen für die Kinder hatte ich in einem<br />

Leitfaden zusammengestellt und den Frauen<br />

als Arbeitshilfe zur Verfügung gestellt. Um<br />

das theoretische und praktische Wissen der<br />

Kursteilnehmerinnen zu testen und sie auf die<br />

Abschlussprüfung vorzubereiten, bat ich die<br />

Teilnehmerinnen, Fragebögen über die Zubereitung einzelner Gerichte zu beantworten.<br />

Beim Kochen herrschte immer gute Stimmung. Auch deshalb waren alle Seiten sehr zufrieden<br />

mit dem Kursus. Auch sprachlich gab es nur kleine Schwierigkeiten.<br />

Ich sehe für die Kursteilnehmerinnen gute Chancen Beschäftigung zu fi nden, wenn nicht<br />

die insgesamt schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt das behindert. Allerdings müsste ein<br />

potentieller Arbeitgeber auch bereit sein, den Frauen Gelegenheit zu geben, ihre Fähigkeiten<br />

praktisch unter Beweis zu stellen. Alle Frauen sind sehr engagiert und zuverlässig und kommen<br />

mit ihrer umsichtigen und umgänglichen Art sehr gut an. Allein das Zertifi kat sollte jedoch für die<br />

Qualifi kation der Frauen sprechen.<br />

Für die Qualität des Essens und die Präsentation des Mittagstisches spricht, wie gut es bei den<br />

Kindern ankommt. „Anfangs begegneten die Kinder Obst und Gemüse mit einer gewissen Skepsis.<br />

Appetitlich dargeboten griffen die Jungen und Mädchen jedoch immer öfter und mit wachsendem<br />

Interesse an dieser gesunden und frischen Kost zu. Suppen, die anfangs eher abgelehnt wurden,<br />

entwickelten sich zu Lieblingsgerichten, was zweifellos der qualitativ hochwertigen Zubereitung<br />

zuzuschreiben ist. Überdies schätzen die Kinder nicht nur das abwechslungsreiche und<br />

kindgerechte Essen, sie genießen es auch kulturvoll an einem hübsch gedeckten Tisch zu sitzen.<br />

Manierliche Tischsitten wurden selbstverständlich. Beigetragen dazu hat, dass die Kinder von<br />

Lehrern der Grundschule<br />

zum Mittagsessen<br />

begleitet werden. Das<br />

half auch, das Projekt bei<br />

weiteren Eltern bekannt<br />

zu machen. 22 Kinder<br />

essen regelmäßig mit“,<br />

sagt Sabina Scholz über<br />

das Projekt aus Sicht der<br />

Kinder.<br />

Die Frauen während der Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer.<br />

Zusätzlich dazu lernten die<br />

Teilnehmerinnen Menüs<br />

und Büfetts herzurichten.<br />

Das geschah mit Blick auf<br />

einen Catering-Service.<br />

Seine Etablierung könnte<br />

ein Weg in eigenständige<br />

Beschäftigung werden.<br />

33


Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />

34<br />

Träger:<br />

Diakonie-Treff des Diakonischen Werkes, Kreisstelle<br />

Salzgitter<br />

Schinkelweg 8<br />

38228 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen/-<br />

Blick in die Textilwerkstatt im Diakonie-Treff..<br />

suchenden, Sozialhilfeempfängerinnen;<br />

Gemeinwesenarbeit, gemeindenahe Dienstleistung;<br />

Maßnahmen zur Förderung von Toleranz und Demokratie;<br />

Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und Männern;<br />

Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen;<br />

Stimulierung von Beschäftigungspotenzialen auf lokaler Ebene;<br />

Unterstützung einzelner Aktionen zur Förderung der berufl ichen Eingliederung durch berufl iche<br />

Qualifi zierung durch Projekte der gemeindenahen Dienstleistung;<br />

Integration von Migranten und Migrantinnen;<br />

Beratung und sozialpädagogische Betreuung;<br />

Mindestens 20 Frauen und Mädchen nehmen an dem Kurs teil und schließen mit einem<br />

anerkannten Zertifi kat als Hilfsnäherin bei der Industrie- und Handelkammer ab.<br />

Entwicklung neuer berufl icher Perspektiven für die Projektleiterin durch den Aufbau eines<br />

Zweckbetriebes.<br />

Zielgruppe:<br />

Benachteiligte Frauen<br />

und Mädchen aus dem<br />

Stadtteil Fredenberg ohne<br />

berufl iche Ausbildung, mit<br />

Sprachschwierigkeiten und<br />

sozialen Problemen<br />

Inhalt:<br />

1. Schwerpunkt:<br />

Über die Qualifi zierung im<br />

Nähen sollen berufl iche<br />

Perspektiven entwickelt werden.<br />

Als Entwicklungsschritte sind<br />

vorgesehen, dass die Frauen<br />

zunächst für sich nähen, im<br />

Weiteren für Nachbarn im<br />

Sinne der gemeinnützigen<br />

Nachbarschaftshilfe des Dia-<br />

Kurz vor der Abschlussprüfung beherrschten die Projektteilnehmerinnen auch<br />

komplizierte Näharbeiten.<br />

konie-Treffs und später für weitere Auftraggeber. Die fachliche Qualifi kation für diese Tätigkeiten<br />

gibt die Abschlussprüfung vor Prüfern der Industrie- und Handelskammer, bei der das Zertifi kat<br />

zur Hilfsnäherin erworben wird.<br />

<strong>2.</strong> Schwerpunkt:<br />

Darstellung der Fähigkeiten in der Öffentlichkeit durch eine Modenschau. Diese Präsentation<br />

kann und soll dazu dienen, mögliche künftige Kunden für Näharbeiten auf die Fähigkeiten der<br />

Frauen aufmerksam zu machen und sie als Auftraggeber zu gewinnen.<br />

3. Schwerpunkt:<br />

Aufbau eines Zweckbetriebes in der Form einer Ich-AG im Diakonie-Treff<br />

Weitere Schwerpunkte:<br />

Menschen unterschiedlicher Kulturen, Nationen und Religionen begegnen sich in der<br />

Textilwerkstatt im Diakonie-Treff, lernen sich kennen und akzeptieren.


Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />

Neue Teilnehmerinnen nutzen die Angebote der Textilwerkstatt und qualifi zieren sich<br />

in verschiedenen Kursangeboten (offenes Angebot, Kursus für Anfängerinnen bzw. für<br />

Fortgeschrittene)<br />

Kursgestaltung:<br />

Eine ausgebildete Schneiderin unterrichtet die Frauen in fünf Gruppen im Nähen. Die Frauen<br />

lernen handwerkliche und handarbeitliche Grundtechniken und werden um Umgang mit der<br />

Nähmaschine unterwiesen. Sie können Nähmaschinen problemlos bedienen und kennen die<br />

Funktionen der Maschinen. Die Übungen erfolgen hauptsächlich am praktischen Beispiel.<br />

Grundlegendes theoretisches Wissen halten die Projektteilnehmerinnen in persönlichen Ordnern<br />

fest. Hier abgeheftet werden Übungsbeispiele und persönliche Notizen zur Vorgehensweise<br />

beim Nähen, Reparieren oder Ändern von Kleidungsstücken. Da die Projektteilnehmerinnen alle<br />

Anfängerinnen sind, umfasst die Ausbildung alle Schritte und Details zum Anfertigen von Kleidung.<br />

Zum Abschluss der Maßnahme können die Frauen selbstständig Kleidung nach Vorgaben nähen,<br />

kennen grundlegende Fachbegriffe und Arbeitstechniken. Sie können komplizierte Nähvorgänge<br />

selbstständig durchführen, nach Vorlage die Kleidung zuschneiden und Kleidung (Hose, Rock,<br />

Kleid) anfertigen.<br />

Kooperationspartner:<br />

Hausverwaltung HVg Michael Munte<br />

Frauenkompetenzzentrum<br />

Haupt-, Real- und Berufsbildende Schulen Fredenberg<br />

Fachdienst Soziales, Arbeitsagentur, ARGE<br />

Nachbarschaftshilfe im Diakonie-Treff<br />

Industrie- und Handelskammer Braunschweig<br />

Hintergrund:<br />

Spätaussiedlerinnen haben häufi g keine anerkannte<br />

Berufsausbildung. Sie trauen sich keine Ausbildung zu<br />

und brauchen Hilfe bei ersten Qualifi kationen.<br />

Fehlende Schul- bzw. Ausbildungsabschlüsse ziehen<br />

mangelndes Selbstbewusstsein nach sich. Die betroffenen<br />

Frauen bleiben oft isoliert und haben außerhalb der<br />

Familie wenig Kontakte nach außen. Sie trauen sich nicht,<br />

selbst Kontakte aufzunehmen. Ein Grund dafür sind die<br />

Bevor es an die praktischen Arbeiten ging, besprach Kursleiterin Lydia Bienert<br />

mit den Frauen die Arbeitsschritte.<br />

mitunter fehlenden Sprachkenntnisse, die durch die häusliche Isolation noch verfestigt werden.<br />

In den Familien wird häufi g die Sprache der Herkunftsländer gesprochen.<br />

Das demokratische System in Deutschland ist vielen Frauen nicht bekannt und damit auch nicht<br />

Beratungs- und Hilfsangebote für benachteiligte Gruppen. Diese Unkenntnis führt zu Ängsten,<br />

sich im öffentlichen Raum zu bewegen. Hinzu kommt Unsicherheit im Umgang mit Technik, da<br />

viele Frauen aus einfachen Verhältnissen kommen und bislang nur wenig mit moderner Technik<br />

in Berührung gekommen sind.<br />

Nähen ist eine Tätigkeit, die Hausfrauen und Müttern aus der täglichen Hausarbeit vertraut<br />

ist. Kleidung zu reparieren, zu ändern und komplett selbst neu zu schneidern, erspart die<br />

Neuanschaffung. Das entlastet die meist angespannte Finanzlage der betroffenen Familien<br />

und verschafft den Frauen Anerkennung und Erfolgserlebnisse in der Familie. Die geleistete<br />

Arbeit wird wertgeschätzt als direkte Haushaltsersparnis, aber auch als Fertigkeit, die berufl iche<br />

Perspektiven eröffnen kann. Ziel dieser Qualifi kation könnte für die Teilnehmerinnen eine<br />

Anstellung als Hilfsnäherin sein.<br />

Auswertung:<br />

Die Textilwerkstatt im Diakonie-Treff gilt am Fredenberg als gute Adresse für qualifi zierte<br />

Nähangebote. Die offenen Gruppen und die Kursangebote wurden in der Vergangenheit von<br />

Frauen unterschiedlicher sozialer und nationaler Herkunft in vollem Umfang genutzt. Durch<br />

diese und andere Angebote erwarb sich der Diakonie-Treff Anerkennung insbesondere auch<br />

bei den Bewohnern des Fredenbergs als Stätte fachlicher und sozialer Kompetenz. Durch die<br />

zahlreichen Gruppenangebote im Haus entstand bereits ein Netz persönlicher und sozialer<br />

Kontakte zu Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Viele Besucher des Treffs kennen<br />

35


Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />

Die Qualifi kation zur<br />

Hilfsnäherin stellt für<br />

mich eine neue Chance<br />

dar, Beschäftigung<br />

zu fi nden. Gleichzeitig<br />

habe ich dadurch<br />

während meiner Erziehungszeit<br />

Kontakte<br />

nach außen gehalten.<br />

Das ist für Frauen mit<br />

kleinen Kindern sehr<br />

wichtig, um nicht den<br />

Anschluss zu verlieren.<br />

Elena Taube<br />

36<br />

sich untereinander und wissen von Menschen, die Hilfe benötigen. Dieses soziale Gefl echt wird<br />

von den Bewohnern akzeptiert und angenommen, weil es sich in hohem Maße auf persönliche<br />

Hinwendung stützt.<br />

Für <strong>LOS</strong>-Projekte wie die Qualifi kation zur Hilfsnäherin erwies sich das als Vorteil für die<br />

Gewinnung von Teilnehmerinnen. Einerseits meldeten sich Frauen und Mädchen selbst zu dieser<br />

Qualifi zierungsmaßnahme an. Andere wurden im Diakonie-Treff auf das Projekt aufmerksam<br />

gemacht und zur Teilnahme bewegt. Eine dritte Gruppe wurde von Mitarbeitern des Diakonie-<br />

Treffs gezielt aufgesucht und angesprochen. Es handelte sich dabei um Frauen und Mädchen,<br />

die sich in schwierigen familiären Situationen befunden haben und für die andere Maßnahmen zur<br />

Eingliederung in den Beschäftigungs- und Arbeitsmarkt beispielsweise wegen Schwangerschaft<br />

oder der Betreuung kleiner Kinder derzeit ungeeignet schienen.<br />

Alle Frauen in der Maßnahme waren Aussiedlerinnen oder Ausländerinnen, die sich schon länger<br />

in Deutschland aufhalten oder erst seit kurzem hier leben. Die meisten Frauen haben mehrere<br />

kleine Kinder, was sie bislang stark an das häusliche Umfeld band. Die räumliche Nähe des<br />

Diakonie-Treffs zum Wohnort erleichterte den Teilnehmerinnen an der Qualifi zierungsmaßnahme<br />

den Zugang zu dieser Ausbildung. Außerdem war der direkte Nutzen sofort erkennbar und lieferte<br />

den Frauen ihren Familien gegenüber Argumente, außerhalb des Haushaltes ohne Bezahlung tätig<br />

zu werden. Selbst Kleidung reparieren, ändern und neu anfertigen können, entlastet besonders<br />

in Familien mit Sozialhilfebezug die Haushaltskasse.<br />

In den Gruppen entwickelte sich schnell ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Frauen machten<br />

schnell fachliche Fortschritte und entwickelten großen Ehrgeiz. Jede wollte so schnell und so viel<br />

wie möglich lernen. Obwohl alle Frauen und Mädchen außer den haushaltsüblichen Kenntnissen<br />

im Nähen keine fachliche Vorbildung besaßen, erwiesen sich alle Teilnehmerinnen am Projekt<br />

als sehr lernwillig und verständig. Solche Erfolge ermutigten auch komplizierte Näharbeiten zu<br />

bewältigen.<br />

Der Erfolg der Maßnahme begründet sich zudem in hohem Maße im Gemeinschaftsgefühl im<br />

gesamten Diakonie-Treff. Für die Frauen und Mädchen der Maßnahme war es wichtig, ihre<br />

kleinen Kinder während der Maßnahme mit in den Treff bringen zu können. Jede fühlte sich<br />

selbstverständlich für die Betreuung und Versorgung der Kinder zuständig, wenn beispielsweise<br />

die Mutter Stoff zuschnitt oder nähte. Diakonie-Treff-Leiterin Sabina Scholz spricht von einer<br />

großen Familie: Jede trug Verantwortung für den anderen. Keiner sagte, er sei nicht zuständig.<br />

Das Gefühl, sich als anerkanntes Mitglied in einer Gemeinschaft zu befi nden, war wohltuend<br />

für die Frauen aus dem Projekt und beispielhaft für soziale Orientierung. Das führte auch dazu,<br />

die Frauen in andere Angebote des Diakonie-Treffs zu integrieren. So kamen einige in die<br />

internationale Frauensportgruppe.<br />

Für die hohe Akzeptanz der Maßnahme sprach überdies, dass auch während der Zeit der<br />

Schulferien alle Teilnehmerinnen im Projekt weiterarbeiteten und die Pausen nach der Geburt<br />

eines Kindes nur kurz waren. Die junge Mutter brachte ihr Baby mit in den Qualifi zierungskursus.<br />

Die Schulkinder wurden entweder von Praktikanten, Mitarbeitern des Treffs oder Mitgliedern<br />

anderer im Haus tätiger Gruppen beaufsichtigt und versorgt.<br />

Bei einigen Frauen und Mädchen wurde hoher Bedarf nach einem Kindergartenplatz deutlich. Aus<br />

Unkenntnis der Verfahrenswege waren bislang keine Anträge gestellt worden. In Zusammenarbeit<br />

von Diakonischem Werk mit dem Fachdienst Kinder, Jugend und Familie der Stadt Salzgitter<br />

gelang es, solche dringend benötigten Betreuungsplätze für die Kinder zu vermitteln.<br />

Deutlich wurde im Laufe der Maßnahme – während der grundsätzlich nur deutsch gesprochen<br />

wurde -, dass bei einem Teil der Teilnehmerinnen die deutschen Sprachkenntnisse schlecht<br />

waren. Um dem in geeigneter Form abzuhelfen, wurde durch den Diakonie-Treff Kontakt zur<br />

städtischen Volkshochschule aufgenommen. Von dort wurde die Teilnahme an Sprachkursen für<br />

die Betroffenen gesichert.<br />

Die Qualifi zierungsmaßnahme<br />

26 Frauen nähten in fünf Gruppen an verschiedenen Wochentagen jeweils vier Stunden lang.<br />

Angeleitet wurden sie von der Leiterin der Textilwerkstatt, Lydia Bienert. Das Lernen fand<br />

überwiegend am praktischen Beispiel statt. Als erstes wurden die Frauen im Umgang mit<br />

der Nähmaschine unterwiesen. Sie lernten alle Funktionen der Geräte kennen und übten die<br />

Handhabung. Weitere Schritte in der Qualifi zierung waren das Reparieren von Kleidung, wobei<br />

die Frauen und Mädchen die Kleidungsstücke selbst mitbrachten und für den privaten Gebrauch<br />

wieder herrichteten. Das traf auch für Kleidung zu, die geändert werden sollte. Nachdem die<br />

Frauen diese Fertigkeiten erworben hatten, stand die Aufgabe, selbst Kleidung zuzuschneiden


Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />

und zu nähen. Beginnend mit einfachen Näharbeiten lernten die Teilnehmerinnen zunehmend<br />

komplizierte Arbeiten auszuführen. Dazu zählten das Einsetzen von Reißverschlüssen und das<br />

Ansetzen von Kragen und Belegen. Um theoretisches und praktisches Wissen festzuhalten<br />

und zur Vorbereitung auf die Prüfung nachschlagen zu können, führte jede Teilnehmerin einen<br />

Ordner. Darin abgeheftet wurden genähte Musterbeispiele, Skizzen und Notizen, die sich die<br />

Teilnehmerinnen selbst zu den einzelnen Schritten machten.<br />

Teilnehmerinnen berichten Elena Taube vor dem Begleitausschuss<br />

„In meiner Erziehungszeit wollte ich nicht untätig zu Hause sitzen. Es war mir wichtig raus zu<br />

kommen und dabei etwas Nützliches zu tun. Der<br />

<strong>LOS</strong>-Kursus bot mir diese Möglichkeit. Ich bin<br />

gelernte Arzthelferin. Es gab für mich keine Hoffnung,<br />

nach der Erziehungszeit wieder in meinem Beruf zu<br />

arbeiten. Das Projekt im Diakonie-Treff gefi el mir<br />

gut, weil ich dort etwas Neues lernen konnte und<br />

vielleicht berufl iche Perspektiven fi nden konnte. Ich<br />

bin ein optimistischer Mensch. Von vielen anderen<br />

Frauen, die spät ausgesiedelt sind, weiß ich, dass<br />

sie zu Hause bleiben. Sie sind oft sehr hilfl os,<br />

sehen schwarz für ihre Zukunft und brauchen viel<br />

persönlichen Halt. In der Diakonie haben viele gelernt,<br />

nicht gleich aufzugeben, wenn erste Bemühungen<br />

Beschäftigung oder Arbeit zu fi nden nicht gleich<br />

erfolgreich sind. Sie haben durch die Betreuung im<br />

Diakonie-Treff erfahren, dass es vieler kleiner Schritt<br />

bedarf. Sie haben aber auch Erfolge erlebt. Ein<br />

Ereignis wie die Modenschau, die viel Bewunderung<br />

für die Fähigkeiten der Frauen eingebracht hat und<br />

die positive Resonanz auf die gesamte Veranstaltung<br />

strahlen auf die Teilnehmerinnen zurück. Es ist ein<br />

schönes Gefühl, auf diese Weise Anerkennung zu erfahren.“<br />

Elena Taube mit ihrem Baby, berichtet vor dem Begleitausschuss über ihre<br />

Erfahrungen.<br />

Modenschau als Höhepunkt<br />

Die Modenschau am 27. April 2005 in der Kulturscheune in Salzgitter-Lebenstedt war Teil des<br />

Qualifi zierungsprojektes und stand unter dem Titel „Dress for the moment“. Mit vorbereitet<br />

wurde die Schau von Schülern und Schülerinnen sowie Lehrern der Gottfried-Linke-Realschule<br />

im Rahmen ihres Wahlpfl ichtkurses.<br />

Die im <strong>LOS</strong>-Qualifi zierungskurs tätigen Frauen und Mädchen zeichneten vorwiegend<br />

verantwortlich für den ersten Teil der Modenschau, in dem Kinderkleidung gezeigt wurde. In<br />

Zusammenarbeit mit den Betreuern und Kindern des Kinderklubs im Diakonie-Treff entstanden<br />

die Modelle. Sie waren im Wesentlichen Wünsche und Entwürfe der Kinder. Diese Vorschläge<br />

wurden von den Kursteilnehmerinnen umgesetzt. So entstand sehr individuelle Kindermode.<br />

Die Modelle für die Schülerinnen und Schüler des Wahlpfl ichtkurses der Gottfried-Linke-<br />

Realschule wurden außer von den Mitarbeiterinnen und freiwilligen Helfern der Textilwerkstatt<br />

37


Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />

38<br />

im Diakonie-Treff ebenfalls von Kursteilnehmerinnen<br />

genäht. Wegen des besonderen Schauwertes wurde<br />

hierbei wie auch bei der Kindermode, besonders<br />

akribisch und fachgerecht gearbeitet. Um eine<br />

möglichst perfekte Schau zu präsentieren, legten die<br />

Frauen viele Sonderschichten ein und nähten oft bis in<br />

die späten Abendstunden.<br />

Die Nachfrage im Anschluss an die Modenschau<br />

sowohl nach einzelnen Modellen als auch nach<br />

Näharbeiten allgemein unterstrich den Erfolg der Schau.<br />

Die Modelle und die Ausführung der Näharbeiten<br />

überzeugten das Publikum und Interessenten an der<br />

Arbeit der Textilwerkstatt. Wie beabsichtigt, mit der<br />

Modenschau auf die Möglichkeiten der Textilwerkstatt<br />

und der in ihr ausgebildeten Frauen aufmerksam zu<br />

machen, gab es Nachfragen an die Werkstatt. Aufträge für Näharbeiten erteilten Kindergärten<br />

und das Diakonische Werk. Das lasse aus Sicht der Leiterin des Diakonie-Treffs hoffen, dass die<br />

Textilwerkstatt als eigenständiger Zweckbetrieb Kunden fi nden und somit weitergeführt werden<br />

kann.<br />

Zutrauen in eigene Fähigkeiten gewonnen<br />

Nelli Rott berichtet: „Zuerst hatte ich schon Zweifel, ob es mir gelingen würde, das Nähen zu<br />

lernen. Ich hatte keine Vorkenntnisse. Ich habe nicht geglaubt, einmal eine Hose anfertigen zu


Nähen nach allen Regeln des Handwerks: Vom Heften bis zum präzisen<br />

Nähen erlernten die Frauen alle Arbeitsgänge zum Herstellen und Ändern<br />

von Kleidung.<br />

Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />

können. Lydia Bienert erklärte jeden<br />

Schritt sehr genau. Jeder konnte in<br />

seinem eigenen Tempo arbeiten. Als<br />

meine erste selbst genähte Hose<br />

fertig war, habe ich gestaunt und<br />

war stolz. Ich habe Spaß an diesem<br />

Handwerk gefunden und könnte<br />

mir vorstellen, als Hilfsnäherin eine<br />

Arbeit aufzunehmen.<br />

Amal Ghazzaoui berichtet: „Meine<br />

Kinder und mein Mann staunen<br />

über meine Arbeiten. Das freut mich<br />

natürlich. Ich repariere und ändere<br />

Kleidung. Hier habe ich gelernt, das<br />

so zu machen, dass es ordentlich<br />

und schick aussieht. Ein Loch in der<br />

Hose verschwindet zum Beispiel<br />

unter einer Applikation. Wir haben<br />

hier wirklich viel gelernt. Ich kann<br />

gar nicht aufhören zu nähen. Zu Hause habe ich immer weitergearbeitet. Später werde ich auf<br />

jeden Fall das offene Nähangebot in der Textilwerkstatt nutzen.“<br />

Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer Braunschweig<br />

Die Prüfung zur Hilfsnäherin dauerte zwei Tage. Die Frauen erhielten eine Aufgabe, die sie von der<br />

Planung, über den Zuschnitt bis zur Fertigstellung des Kleidungsstückes komplett selbstständig<br />

zu lösen hatten.<br />

Perspektiven<br />

Die Teilnehmerinnen an der Qualifi zierung zur Hilfsnäherin haben den Kursus erfolgreich<br />

abgeschlossen. Mit dem erworbenen Zertifi kat können sie eine berufl iche Qualifi kation vorweisen,<br />

die bei möglichen Arbeitgebern Anerkennung fi ndet.<br />

Die Frauen und Mädchen können selbst Kleidung fachgerecht reparieren, ändern und neu<br />

anfertigen. Mit dieser Fähigkeit fi nden sie berufl iche und familiäre Anerkennung über ihre Tätigkeit<br />

als Hausfrau und Mutter hinaus. Über Kontakte innerhalb der Nachbarschaftshilfe des Diakonie-<br />

Treffs können die Frauen mit ihren Fähigkeiten im Bereich der Freiwilligenarbeit gegen eine<br />

Aufwandsentschädigung tätig werden. Das hilft, Kontakte aus dem häuslichen Bereich hinaus<br />

zu halten und neue Kontakte zu knüpfen. Die begonnene Integration in das Gemeinschaftsleben<br />

kann damit fortgesetzt werden.<br />

Die Frauen und Mädchen haben die Fülle der Angebote unter dem Dach des Diakonie-Treffs kennen<br />

gelernt und wurden ermutigt,<br />

diese Angebote zu nutzen.<br />

Gleichzeitig entstanden im<br />

Treff persönliche Kontakte<br />

zu Menschen aus dem<br />

Wohnumfeld, die von den<br />

Frauen nun gepfl egt und<br />

weiter ausgebaut werden<br />

können.<br />

Abschlussprüfung<br />

Durch die Teilnahme<br />

am Projekt habe ich<br />

Fähigkeiten entdeckt,<br />

die ich mir gar nicht<br />

zugetraut habe. Ich<br />

sehe für mich jetzt<br />

neue Perspektiven.<br />

Nelli Rott<br />

39


Assessorenausbildung<br />

40<br />

Träger:<br />

Pro ASS GmbH<br />

Ausbildungsverbund Salzgitter Süd<br />

Am Alten Bahnhof 5<br />

38122 Braunschweig<br />

Zeitraum:<br />

1. Juni 2005 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Maßnahme zur Verhinderung von<br />

Schulabbruch und Schulversagen bei<br />

benachteiligten<br />

Jugendlichen;<br />

Arbeitsbesprechung während der Assessoren-<br />

Ausbildung<br />

Ausbildungs- und berufsvorbereitende Maßnahmen;<br />

Sonstige Orientierung und Vorbereitung;<br />

Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen bzw. Stimulierung von<br />

Beschäftigungspotentialen auf lokaler Ebene;<br />

Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen bzw. der Schulsozialarbeiter<br />

in der Methode „Potential Assessment“;<br />

Ziel ist die Verbesserung der individuellen Berufsberatung von<br />

Schülern und Schülerinnen, fußend auf den Ergebnissen der<br />

Stärken- und Entwicklungspotenzialanalyse Potential Assessment.<br />

Die Chancengleichheit der Geschlechter in dem Bereich Berufswahl<br />

soll gefördert werden und sich nicht nur auf die Interessenvertretung<br />

von Frauen, sondern auf alle Menschen, unabhängig von Geschlecht,<br />

nationaler Herkunft oder einem möglichen Grad der Behinderung<br />

beziehen.<br />

Zielgruppe:<br />

Lehrerinnen und Lehrer und Sozialarbeiter von Bildungseinrichtungen.<br />

Inhalt:<br />

Um eine optimale Begleitung der Schüler und Schülerinnen, die das Potential Assessment an<br />

der Hauptschule Am Fredenberg in Salzgitter durchlaufen haben, sicherzustellen, wurde dieser<br />

Projektvorschlag entwickelt. Die dreitägige Fortbildung richtet sich an interessierte Lehrerinnen<br />

und Lehrer sowie Schulsozialarbeiterinnnen und Schulsozialarbeiter.<br />

Die den Prozess des Potential<br />

Assessment begleitenden<br />

Pädagogen unterstützen im<br />

Anschluss an das Potential<br />

Assessment gezielt die<br />

Bewerbungsbemühungen der<br />

Schüler und Schülerinnen, die<br />

diesen Anforderungen auf der<br />

Grundlage schulischer Leistungen<br />

und des ermittelten Stärkenprofi ls<br />

in besonderem Maße entsprechen.<br />

Vor diesem Hintergrund ist für<br />

viele Schüler und Schülerinnen<br />

eine passgenauere Vermittlung<br />

in Ausbildung zu erreichen,<br />

welche sich nachhaltiger<br />

gestaltet als es bislang oftmals<br />

der Fall gewesen ist. Vorzeitige<br />

Gesprächskreis mit Schülern einer 8. Klasse der Realschule<br />

Fredenberg<br />

Teilnehmer studierten die Methode Potential Assessment und bereiteten<br />

sich auf praktische Übungen vor.


Assessorenausbildung<br />

Ausbildungsabbrüche, wurzelnd in Unzufriedenheit durch vorangegangene Fehleinschätzung<br />

der eigenen Interessen und/oder des Anforderungsprofi ls, können auf diese Weise verhindert<br />

werden<br />

Kursgestaltung:<br />

Nachdem im März 2004 ein durch <strong>LOS</strong> gefördertes Potential Assessment mit zwölf<br />

Schülerinnen und Schülern der Hauptschule Am Fredenberg in Salzgitter durchgeführt wurde<br />

und auf durchgängig gute Resonanz stieß, sollen nun sechs Lehrerinnen und Lehrer und/<br />

oder Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter Inhalte und Ablauf der Methode genau<br />

kennen lernen und in die Lage versetzt werden, sie zukünftig selbständig durchzuführen<br />

und an der Schule als festen Bestandteil der berufl ichen Orientierungsphase zu installieren<br />

(Netzwerkschaffung/Multiplikatoreneffekt).<br />

Die geplante Fortbildung dauert insgesamt 16 Tagen und gliedert sich in 3 Phasen:<br />

1. Grundlagentraining, 6 Tage<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden mit den Zielen und Inhalten des Verfahrens vertraut<br />

gemacht. Sie erlernen in praktischen Übungseinheiten die Methodik des systematischen<br />

Beobachtens. Dabei geht es im Kern um die „kontrolliert subjektive“ Beobachtung des<br />

Verhaltens der Kandidaten beim Ausführen handlungsorientierter Aufträge, die Zuordnung der<br />

Verhaltensbeobachtung zu klar defi nierten Beobachtungsdimensionen - diese entsprechen<br />

berufl ichen Schlüsselqualifi kationen - sowie deren Qualifi zierung. Erlernt werden ebenfalls die<br />

Grundlagen der Auftragsmoderation. Zudem werden Gesprächstechniken für Feedback- und<br />

Selbsteinschätzungsgespräche mit den Kandidaten vermittelt und schließlich der genaue Ablauf<br />

der Praxisphase geplant und inhaltlich vorbereitet.<br />

<strong>2.</strong> Praxisphase, 6 Tage<br />

Trainerin Sandra Prozinki erläutert einer Kursteilnemerin eine Aufgabenstellung.<br />

Nach einer Informationsver<br />

anstaltung für interessierte<br />

Schüler und Schülerinnen<br />

führen die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer am<br />

Projekt Gespräche mit<br />

den 12 Kandidatinnen und<br />

Kandidaten. An fünf Tagen<br />

fi ndet anschließend ein<br />

Potential Assessment mit<br />

5-6 Aufträgen statt. Die<br />

Teilnehmenden werden dabei<br />

von einem erfahrenen Trainer<br />

begleitet und angeleitet.<br />

Jeder Fortbildungstag beginnt<br />

mit einer Vorbesprechung<br />

und endet mit einer<br />

Tagesrefl exion.<br />

3. Auswertung, 3 Tage<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erstelllen auf Grundlage aller Ergebnisse für jede/jeden<br />

Kandidatin/Kandidaten unter fachkundiger Begleitung eine individuelle Potenzialanalyse. Sie<br />

lernen die Berichtsstruktur kennen und verfassen schriftliche, ausführliche Abschlussberichte,<br />

die die individuellen Stärken und Fähigkeiten jeder/jedes Kandidaten/Kandidatin und eine darauf<br />

basierende Förderempfehlung enthalten.<br />

Der Bericht dient als Grundlage zur Weiterarbeit in Phase 2 (Unterstützung bei den<br />

Bewerbungsaktivitäten).<br />

1. Ermittlung individueller Entwicklungspotenziale als Angebot für Schüler und Schülerinnen<br />

Für jeden Kandidaten wird ein Abschlussbericht erstellt, in dem die beobachteteten Stärken und<br />

Potenziale in der Stärke ihrer Ausprägung erläutert sind und der eine erste Empfehlung für die<br />

sich anschließenden Bewerbungsaktivitäten enthält.<br />

<strong>2.</strong> Passgenaue Berufswahl und erfolgreichere Bewerbungsaktiväten der Schülerinnen und<br />

41


Assessorenausbildung<br />

42<br />

Schüler:<br />

Auch berufl ich unorientierte Schülerinnen und Schüler werden sich im Prozess des Potential<br />

Assessments ihrer individuellen Stärken und Fähigkeiten bewusst. Auf dieser Basis und zusätzlich<br />

unterstützt durch fachkompetente Pädagogen können sie eine passgenaue Berufswahl treffen,<br />

die Aussicht auf erfolgreichere, da gezieltere, Bewerbungsaktiviäten bietet und zusätzlich durch<br />

Frustration hervorgerufenen Ausbildungsabbrüche unwahrscheinlicher werden lässt .<br />

3. In der Methode ausgebildete Pädagoginnen/Pädagogen „vor Ort“:<br />

Zukünftig kann Potential Assessment als Instrument an unserer Partnerschule installiert werden<br />

und regelmäßig als Grundlage für weitere Bewerbungsaktivitäten dienen, ohne das Kosten<br />

durch die Beauftragung externen Personals entsteht. (Nach der Fortbildung Befragung der<br />

Teilnehmerinnen/Teilnehmer nach dem Erfolg)<br />

Kooperationspartner:<br />

Das BNVHS (Bildungswerk der Niedersächsichen Volkshochschulen GmbH) stellt den für die<br />

Fortbildung erforderlichen<br />

Trainer.<br />

Von der Hauptschule<br />

Am Fredenberg in<br />

Salzgitter werden die<br />

Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer der Fortbildung<br />

rekrutiert.<br />

Hintergrund:<br />

Die Berufsauswahl vieler<br />

junger Menschen wird<br />

häufi g durch ihr Geschlecht<br />

stark beeinfl usst. Auch<br />

wenn ein Mädchen<br />

gute handwerkliche<br />

Fähigkeiten besitzt, ist<br />

es unwahrscheinlich,<br />

dass es einen typischen<br />

„Männerberuf“ ergreifen Unterrichtssituation<br />

wird und beispielsweise<br />

Kfz-Mechatronikerin lernt. Ein Junge hingegen wird eher diesen Beruf anstreben, auch wenn er<br />

ausgeprägte Kompetenzen im Umgang mit Menschen hat, die zu einem sozialen Beruf passen<br />

würden.<br />

Die Fortbildungsteilnehmer werden in der Methode „Potential Assessment“ geschult und in die<br />

Lage versetzt, diese anschließend eigenständig durchzuführen:<br />

Die Schüler werden während der Teilnahme an dieser Methode lernen, sich selbst zu erkennen<br />

und zu beurteilen und erfahren, welche Stärken sie haben und welche Art von Praktikum bzw.<br />

Beruf zu ihrer Persönlichkeit passt.<br />

Rollenspezifi sche Muster sollen aufgebrochen werden, indem alle in Frage kommenden<br />

Berufsbereiche beleuchtet werden, unabhängig und frei von der gesellschaftlichen Zuschreibung<br />

von „typisch weiblich“ oder „typisch männlichen“ Beschäftigungsfeldern.<br />

Die Schüler haben sich während des Potential Assessments selbst erkennen und beurteilen<br />

gelernt und erfahren, welche Stärken sie haben und welche Art von Praktikum bzw. Beruf zu ihrer<br />

Persönlichkeit passt.<br />

Auswertung:<br />

Inhalte der Fortbildung<br />

Phase 1<br />

Kennenlernen der Methode für „Laien“, ausführliche (theoretische) Erläuterung - was ist „Potential<br />

Assessment?“:<br />

Hintergrund des Verfahrens<br />

-Ziele<br />

-Zielgruppen


Theorie der Methodik des systematischen Beobachtens<br />

-Beobachtungsdimensionen<br />

-Auswertung der Beobachtungen durch Klassifi zierungen und Qualifi zierungen<br />

-Auswertung der Gesamtbeobachtungen<br />

-Berichterstellung<br />

Gesprächsführung im Rahmen des Potential Assessment<br />

Bedeutung von Feedback und Selbsteinschätzungsbespräche<br />

-Inhalte der Feedbackgespräche<br />

-Inhalte der Selbsteinschätzungsgespräche<br />

-Inhalte der Abschlussgespräche<br />

Gestaltung der Potential Assessment-Aufträge<br />

Struktur des Potential Assessment- Berichtes, den Bericht „lesen“ lernen<br />

Assessorenausbildung<br />

Phase 2<br />

Umgang mit den Ergebnissen des Potential Assessment im weiteren pädagogischen Prozess<br />

-Erstellung des individuellen Handlungsplans<br />

-Wochenplan<br />

-Tagebuch<br />

-Beratungsgespräch<br />

-Abschlussgespräch<br />

Auf der Grundlage des Abschlussberichts aus dem Potential Assessment wird ein individueller<br />

Handlungsplan von Teilnehmer/in und Begleiter erstellt. Dieser Plan ist ein gegenseitiger<br />

Vertrag, in dem sich der Begleiter verpfl ichtet, den Teilnehmer zu begleiten, zu beraten und<br />

zu unterstützen. Der/ die Teilnehmer/in verpfl ichtet sich, in enger Abstimmung mit dem/der<br />

Begleiter/in zu agieren. Der Handlungsplan soll jedem/r Teilnehmer/in Wege aufzeigen, wie er/sie<br />

seine/ ihreVorstellungen, die nun auf einer fundierten Selbsteinschätzung beruhen, verwirklichen<br />

kann.<br />

Hieraus ergeben sich die drei Erfolgsindikatoren des Projektes:<br />

1. Ausgebildete Pädagogen und Pädagoginnen können die Teilnehmer in der zweiten Phase<br />

des Potential Assessments begleiten können (auch über die Grenzen des <strong>LOS</strong>- Mikroprojektes<br />

hinaus)<br />

<strong>2.</strong> Angebot für Schüler, konkrete und fundierte Hilfestellungen im Bereich der Berufs- und<br />

Ausbildungsfi ndung an der Schule in Anspruch nehmen zu können<br />

3. Erfolgreiche, da zielgenaue und fachlich unterstütze Bewerbungsaktivitäten der Schüler im<br />

Laufe dieser zweiten Phase.<br />

An der Assessorenausbildung nahmen Lehrer und Lehrerinnen der Berufsbildenden Schule<br />

Fredenberg, der Gottfried-Linke-Realschule Fredenberg und Weiterbildungsleiter der Städtischen<br />

Volkshochschule Salzgitter teil.<br />

Ergebnisse einer Kurzbefragung:<br />

Um Ziele und Ergebnisse aus Sicht der Teilnehmer an der Assessorenausbildung zu ergründen,<br />

erarbeiteten die Mitglieder des Projektes „Medienorientierung“ einen kurzen Fragebogen. Die<br />

Fragen lauteten:<br />

– Kennen Sie die Berufswünsche Ihrer Schüler (der Abschlussklassen)?<br />

– Stimmen Berufswunsch und Fähigkeiten der Schüler Ihrer Meinung nach überein?<br />

– Können Sie den Schülern bei der Berufsberatung und Berufsfi ndung Hilfestellung geben, weil<br />

sie die Stärken und Schwächen der Schüler aus dem Unterricht/schulischen Veranstaltungen<br />

kennen?<br />

– Fragen Schüler ihre Lehrer/Sozialpädagogen um Rat bei der Berufsfi ndung?<br />

– Welche Möglichkeiten eröffnet Ihnen das Assessorentraining hinsichtlich der Berufsberatung<br />

Ihrer Schüler?<br />

– Wie wollen Sie künftig als ausgebildeter Assessor mit Ihren Schülern arbeiten?<br />

Die Berufswünsche der Schüler sind den Pädagogen an den Schulen überwiegend bekannt oder<br />

sie kennen sie teilweise. Meistens, beziehungsweise manchmal stimmen aus Sicht der Lehrer<br />

die Berufswünsche mit den Fähigkeiten der Schüler überein. Dadurch sehen sich Pädagogen in<br />

der Lage, ihre Schüler bei der Berufsberatung und Berufsfi ndung zu unterstützen. Schüler nutzen<br />

diese Kompetenz der Lehrer, um Rat in diesen Fragen einzuholen. Das bestätigt den Ansatz der<br />

43


Assessorenausbildung<br />

44<br />

Assessorenausbildung, Pädagogen in Fragen der Stärken und Schwächenanalyse fortzubilden.<br />

Pädagogen sind für Schüler in der Berufsfi ndungsphase ein wichtiger Ansprechpartner.<br />

Vorhandene Fähigkeiten zu schulen, macht daher aus Sicht der Teilnehmer Sinn, um Schüler<br />

noch kompetenter beraten zu können.<br />

Möglichkeiten, die die Teilnehmer am Mikroprojekt für ihre Arbeit sehen sind: Potentiale der<br />

Schüler zu ermitteln und kennen zu lernen und diese verstärkt in die Berufsberatung einfl ießen<br />

zu lassen. Das Training gab den Teilnehmern Anregungen und zeigte Handlungsansätze, um<br />

Schüler in anderen Situationen als dem Unterricht zu sehen. Das Training lehrte, Schüler unter<br />

anderem Blickwinkel zu beobachten. Das eröffnet neue Möglichkeiten der gezielten Beratung<br />

und der besseren Einschätzung der Fähigkeiten der Schüler. Festgestellt wurde von den<br />

Teilnehmern weiter, dass die Genauigkeit und Objektivität der Aussagen über die Schüler durch<br />

die Fortbildung steigt. Als eine Möglichkeit, das Gelernte anzuwenden, wurde genannt, gezielte<br />

Aufgabenstellungen im Fachunterricht unter Beobachtungsdimensionen, die für die Berufswahl<br />

Bedeutung haben, zu entwickeln und anzuwenden.<br />

Arbeit als Assessor mit Schülerinnen und Schülern können sich Teilnehmer am Mikroprojekt so<br />

vorstellen, dass gezielt Assessmentprojekte durchgeführt werden. Denkbar sind spezielle praktische<br />

Unterrichtsaufgaben, die<br />

eine gezielte Beobachtung<br />

der Schüler zulassen.<br />

Öfter Aufgaben zu<br />

stellen, um Schüler in<br />

ihrer Vorgehensweise<br />

zu beobachten, wird<br />

als Schlussfolgerung<br />

aus der Weiterbildung<br />

gezogen. Wichtig ist den<br />

Teilnehmern am Projekt<br />

außerdem, den Schülern<br />

Rückmeldung über ihre<br />

Beobachtungsergebnisse<br />

zu geben. Aus dem<br />

Abgleich der Potentiale<br />

wollen die Pädagogen<br />

Schlussfolgerungen für<br />

Mit Schülern verstärkt Assessments durchzuführen, war der Wunsch aller Kursteilnehmer.<br />

und mit den Schülern<br />

ziehen. Dadurch erhalten<br />

die Schüler eine wichtige<br />

auf ihre Person bezogene Einschätzung, die die Berufswahl besser steuern kann.<br />

Als wichtig wird weiter angesehen, regelmäßig Assessments durchzuführen und erkannte<br />

Potentiale der Schüler im Unterricht aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Das könnte auch in<br />

außerschulischen Aktivitäten angewandt werden. Dabei spezielle Schülergruppen anzusprechen,<br />

wird ebenfalls als künftiges Arbeitsfeld genannt.


Träger:<br />

Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Salzgitter e. V.<br />

Am Schölkegraben 1<br />

38226 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

1. Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />

Frauenkompetenzzentrum<br />

Ziele:<br />

Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen und<br />

Arbeitsuchenden und Sozialhilfeempfängerinnen;<br />

Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und<br />

Männern;<br />

Frauen in einem Kursangebot.<br />

Förderung der berufl ichen Eingliederung durch<br />

Integrationsprojekte für besonders benachteiligte<br />

Zielgruppen wurden zum Beispiel Profi lingkurse und Sprachkurse für Migrantinnen angeboten.<br />

Im Sprach- und Orientierungskurs im 1. Bewilligungszeitraum haben sich Kontinuität,<br />

Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen als wichtigste Kriterien dieses Moduls erwiesen. Ziel in<br />

der <strong>2.</strong> <strong>Förderperiode</strong> ist es, diese Kriterien bei mindestens fünf Teilnehmerinnen zu erreichen.<br />

Der Sprachschatz und die Orientierung werden bei mindestens 5 der Teilnehmerinnen spürbar<br />

erweitert: Die Frauen können im Anschluss an diese Phase ihren eigenen Standpunkt klar machen<br />

und haben gelernt, diesen auch zu vertreten. Die Frauen werden in die Lage versetzt, ihre Rechte<br />

und Möglichkeiten insbesondere in berufl icher Hinsicht besser einzuschätzen. Außerdem ist<br />

durch das gezielte Training von behördlichen Alltagssituationen im Sprachkurs die Motivation<br />

größer, sich dann auch den tatsächlichen Anforderungen zu stellen.<br />

Frauen werden durch das Profi ling in die Lage versetzt, ihre persönlichen Fertigkeiten und<br />

berufl ichen Chancen einzuschätzen.<br />

Zielgruppe:<br />

Arbeitslose bzw. langzeitarbeitslose Frauen, Schulabgängerinnen, Ausbildungsplatzsuchende,<br />

Berufsrückkehrerinnen<br />

Inhalt:<br />

Organisation des Frauenkompetenzzentrums, Etablierung des Zentrums nach der Aufbauphase<br />

im 1. Förderzeitraum<br />

Das vorhandene Netzwerk zur effi zienten<br />

Umsetzung der einzelnen Maßnahmen wird weiter<br />

ausgebaut.<br />

Intensivierung der Vortragsreihe „Rund um den<br />

Job“.<br />

Orientierende Kurse, Vorträge und Seminare<br />

Profi lingkurs<br />

Sprach- und Orientierungskurs<br />

Beratung, Qualifi zierung, Ausbildung<br />

Kinderbetreuung<br />

Sozialpädagogische Betreuung<br />

Kursgestaltung:<br />

Das Mikroprojekt „Aufbau eines<br />

Frauenkompetenzzentrums“ ist aufgrund der<br />

Größe des Projektes und der Vielfalt der Aufgaben<br />

in drei Module aufgeteilt. Das erste Modul war<br />

Faltblätter mit den Programminhalten wurden im Wohngebiet verteilt, um<br />

die Einrichtung der Räume und vorbereitende auf das Projekt aufmerksam zu machen.<br />

Maßnahmen zum Aufbau eines Netzwerkes im<br />

1. Förderzeitraum. Es fanden erste Angebote zur<br />

Basisorientierung statt.<br />

Das zweite Modul im zweiten Förderzeitraum gliedert sich in drei Bausteine:<br />

a) Sprach- und Orientierungskurse<br />

45


Frauenkompetenzzentrum<br />

46<br />

Der Kurs fi ndet zweistündig dienstags und freitags vormittags statt. Zielgruppe sind<br />

Migrantinnen und/oder Frauen aus sozial schwachen Verhältnissen bzw. mit einer Lese- und<br />

Rechtschreibschwäche. Die Zahl der Teilnehmerinnen ist auf maximal 12 Frauen beschränkt<br />

und soll sich verstärkt aus den Frauen zusammensetzen, die den ersten Kurs absolviert hatten.<br />

Zielsetzung ist die Vertiefung der erworbenen Schreib- und Lesekenntnisse, die von einer<br />

Lehrerin vermittelt werden. Schwerpunkt soll die Umsetzung an lebensnahen Begebenheiten<br />

wie das Ausfüllen von Anträgen für Ämter und Behörden sein. Dazu werden praktische Übungen<br />

gemacht. Das dient der allgemeinen Orientierung der Frauen. Ergänzt wird dieses Angebot von<br />

sozialpädagogischer Betreuung.<br />

b) Profi lingkurs<br />

„Der Weg zum berufl ichen Ziel!“ – Berufl iche Orientierung und Planung für Frauen<br />

Termin: 11. bis 2<strong>2.</strong> April 2005 jeweils montags bis freitags von 9 bis 1<strong>2.</strong>30 Uhr<br />

Inhalt: Wer bin ich? – Was kann ich? – Wie komme ich zum berufl ichen Ziel?<br />

Die Teilnehmerinnen werden Antworten auf diese Fragen fi nden. Persönliche Zielklarheit und<br />

positives Denken sind dabei ebenso wichtig wie das Wissen um Chancen und Risiken am<br />

Arbeitsmarkt.<br />

Der Kurs fi ndet in 40 Stunden mit einem festen Kreis an Teilnehmerinnen statt. Erstellt werden<br />

soll ein individuelles Stärken/Schwächen-Profi l. Die Frauen erhalten konkrete Hilfestellung, die<br />

gewonnenen Erkenntnisse bei der Arbeitssuche gezielt umzusetzen. Die Zahl der Teilnehmerinnen<br />

ist auf maximal 12 Frauen beschränkt und soll sich verstärkt aus dem Besucherstamm der<br />

beteiligten Einrichtungen sowie der anderen Mikroprojekte, insbesondere der Arbeiterwohlfahrt<br />

zusammensetzen.<br />

c) Vortragsreihe „Rund um den Job“<br />

Ab August 2004 fi ndet jeweils am letzten Dienstag im Monat in der Zeit von 9.30 bis 11.30 Uhr<br />

eine offene Vortragsreihe statt. Themen sind u. a. Versicherungs- und Vermögensvorsorge für<br />

Frauen und Bewerbungstraining:<br />

26. Oktober 2004: Warum brauche ich überhaupt Versicherungen? Wenn ja, welche sind wichtig?<br />

Möglichkeiten der Rentenversicherung und –vorsorge.<br />

23. November 2004: Informationen über Haftpfl icht-, Hausrat- und Unfallversicherung<br />

25. Januar 2005: Familienvorsorge (Einzel-, Familien- und Kindervorsorge) sowie sinnvolle<br />

Möglichkeiten Geld anzusparen<br />

2<strong>2.</strong> Februar 2005: Strategische Haushaltsplanung – sinnvolle Planung des Haushaltsgeldes<br />

26. April 2005: Was sollte ich zum Thema Bewerbung wissen und wie bewerbe ich mich<br />

richtig?<br />

31. Mai 2005: Aktuelle Änderungen im Arbeitsrecht<br />

Bei allen Angeboten wird parallel eine Kinderbetreuung<br />

angeboten.<br />

Kooperationspartner:<br />

Wohnbau Salzgitter<br />

Referat für Gleichstellung<br />

Volkshochschule Salzgitter<br />

Fredenberg Forum e. V.<br />

Frauen in Not Salzgitter<br />

Hintergrund:<br />

Frauen aus sozial schwachen Verhältnissen<br />

und Migrantinnen erfahren überwiegend eine<br />

Rollenzuweisung als Hausfrau und/oder Mutter.<br />

Aufgrund ihres kulturellen Hintergrundes ist dieses<br />

Denk- und Verhaltensmuster bei Migrantinnen<br />

verstärkt zu beobachten. Häufi g haben die Frauen<br />

Defi zite in ihrem Selbstwertgefühl und Probleme in<br />

der allgemeinen und insbesondere der berufl ichen<br />

Orientierung.<br />

Frauen sollen aus ihrer Isolation, u. a. bedingt durch<br />

die Nichterwerbstätigkeit, Kinderbetreuung und<br />

Interessierte Zuhörerinnen erhalten bei des Vorträgen<br />

wertvolle Tipps.


Frauenkompetenzzentrum<br />

kulturellen Hintergrund, herausgeholt werden. Es wird ihnen die Möglichkeit geboten, sich zu<br />

informieren, sich gezielt weiterzubilden und Selbstbewusstsein zu erlangen bzw. zu stärken. Dies<br />

geschieht durch die Aneignung von Wissen, erfolgreiche erste Schritte in die Berufstätigkeit sowie<br />

das Anstreben von Gleichstellung durch erhöhten Wissenstand und selbstverdientes Geld.<br />

Die Rückkehr in den Beruf ist insbesondere für Frauen nach der Familienphase sehr schwierig.<br />

Bei der heutigen angespannten Arbeitsmarktlage gestaltet sich allerdings schon die Suche nach<br />

einer Lehrstelle für die jungen Frauen zu einem häufi g aussichtslosen Unterfangen. Sollte eine<br />

Frau erst einmal die magische Altersgrenze der 40 überschritten haben, so kann sie die Hoffnung<br />

auf einen neuen Arbeitsplatz ziemlich schnell begraben, zeigen Erfahrungen.<br />

Lücken in der Berufsbiografi e von Frauen, speziell durch Kindererziehungszeiten, werden von<br />

den Betroffenen selbst oft als Nachteil betrachtet. Dabei haben Mütter in ihrem alltäglichen<br />

Tagesablauf automatisch Fähigkeiten erworben, für die so mancher Beschäftigte erst kostspielige<br />

Seminare besuchen musste. Familienkompetenz und Familienmanagement sind Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse, die Frauen lernen müssen, mit Selbstbewusstsein als Stärke und positiv nutzbare<br />

Fähigkeiten zu nennen. Sich darüber bewusst zu werden und sich entsprechend zu „vermarkten“,<br />

sollen Frauen im Frauenkompetenzzentrum lernen.<br />

Auswertung:<br />

Profi ling-Kurs:<br />

An der Wand hängen am letzten Tag des Profi lierungs-Kurses noch<br />

die ausgefüllten Arbeitsblätter eines Kreativtestes. Aus vorgegebenen<br />

Fragmenten sollten die Teilnehmerinnen des Kurses innerhalb einer<br />

begrenzten Zeit Bilder malen. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Die<br />

Zeichnungen sollen für die Frauen sprechen. Das tun sie auch, denn die<br />

Ergebnisse sind so unterschiedlich wie die Frauen selbst, die am Profi ling<br />

teilnahmen. Mit Hilfe solcher und ähnlicher Tests, die beispielsweise auf<br />

Kreativität, Gedächtnis, mathematische Fähigkeiten, Allgemeinbildung,<br />

Persönlichkeit und Selbstdarstellung zielten, analysierten die beiden<br />

Während des Profi ling-Kurses.<br />

Dozentinnen Nicole Kröger und Tanja Lippke die Fähigkeiten der Frauen.<br />

Sie testeten die Frauen in der Gruppenarbeit, um herauszufi nden, wer<br />

im Team welche Rolle übernimmt und ausfüllt. Als Hauptanliegen formulierte die Gleichstellung<br />

sbeauftragte Andrea Götte: Die Stärken stärken, die Schwächen schwächen. „Kritisiert wird oft<br />

und viel. Wichtiger für einen optimistischen und vertrauensvollen Blick in die Zukunft ist jedoch<br />

ein positiver Hintergrund, den jeder Mensch von sich haben sollte. Den haben wir versucht, den<br />

Frauen hier zu vermitteln, indem wir ihnen ihre Kompetenzen gezeigt haben. Darüber hinaus<br />

haben wir die Frauen ermutigt, das, was sie gut können, zielgerichtet einzusetzen“, erklären<br />

die Dozentinnen zum Kursabschluss. Ergebnisse aus Tests und Gruppenarbeit wurden teilweise<br />

gleich mit den Kursteilnehmerinnen besprochen. Für die Frauen war dieser Austausch wichtig.<br />

„So habe ich gleich von den anderen ihre Meinung erfahren. Dieser Austausch schärft den Blick<br />

auf sich selbst und andere“, beschreibt eine der Frauen ihre Erfahrung.<br />

Sich auf die Tests einzulassen, war für die Frauen kein Problem. Es sei keine Prüfung wie in<br />

der Schule gewesen. Man sei neugierig geworden, wie man mit den Fragen und Aufgaben<br />

zurechtkommt. Das habe eher noch mehr angespornt als gebremst, sagten die Frauen<br />

rückschauend.<br />

Vom ersten Tag des Kurses an merkten die Teilnehmerinnen, dass sie vom Profi ling profi tieren<br />

werden. Die Dozentinnen erkannten dies an das an der Zielstrebigkeit, mit der die Frauen an<br />

die Tests und Aufgaben heran gingen. Die Zahl der Teilnehmerinnen, die unter den Erwartungen<br />

blieb, zeigte aber auch, dass es im Vorfeld schwierig ist, Frauen für solche Angebote zu gewinnen.<br />

Beispiel für einen Test im Profi ling-Kurs. Aus vorgegebenen Symbolen sollten sinnvolle Bilder gestaltet werden.<br />

47


Frauenkompetenzzentrum<br />

Das Seminar hat mir<br />

Mut gemacht, Neues<br />

auszuprobieren und<br />

selbstbewusst nach<br />

neuen Möglichkeiten<br />

für mich zu suchen.<br />

Carina M.<br />

48<br />

Allein die Beschreibung der Kursinhalte und möglichen Ergebnisse für die Frauen reicht nicht<br />

aus, um Teilnehmerinnen für diese Schulungen zu gewinnen. Hier bestätigte sich die Erfahrung,<br />

dass Frauen sich oftmals nicht (zu)trauen, neue Wege zu beschreiten. Sie stellen ihre Fähigkeiten<br />

zu oft infrage, wenn es darum geht, eine neue Aufgabe zu bewältigen. Zuwachs an Bildung<br />

und Qualifi zierung stehen sie skeptisch gegenüber, wenn ihnen die Anschauung über Inhalte<br />

fehlt. Frauen sind sehr selbstkritisch, sagt Gleichstellungsbeauftragte Andrea Götte. Können sie<br />

eine Sache nicht konkret überschauen, fürchten manche zu versagen. Mit den Erfahrungen der<br />

Teilnehmerinnen dieses Profi lingkurses eröffnen sich neue Möglichkeiten der Werbung für nächste<br />

Seminare. Die Teilnehmerinnen können nun konkret und kompetent über Inhalte, Ergebnisse und<br />

Nutzen berichten und mit diesen Erfahrungen auf Frauen der Zielgruppen zugehen. Beteiligte<br />

und Veranstalter des Profi lingkurses sind sich sicher, dass dadurch die Zahl der Teilnehmerinnen<br />

bei folgenden Seminaren dieser Art deutlich größer würde. Die Teilnehmerinnen sagten zu, sich<br />

an dieser Form der Werbung bei Bedarf zu beteiligen.<br />

Karina M. berichtet<br />

„Ich habe während des Seminars zwei wunderbare Wochen erlebt. Ich habe in den Dozentinnen<br />

zwei Vorbilder kennen gelernt, an denen ich mich künftig messen möchte. Es war interessant,<br />

Lebensbilder anderer Frauen in ähnlicher Situation wie meiner zu sehen. Das zeigte mir, wo<br />

ich stehe und dass ich mich nicht verstecken brauche. Ich habe viel gelernt über mein eigenes<br />

Auftreten und das anderer. Die Frage ‚Was kann ich an und aus mir machen?‘ betrachte ich jetzt<br />

sehr viel aufgeschlossener und optimistischer als vorher. Das Seminar hat mir Mut gemacht,<br />

Neues auszuprobieren und selbstbewusst nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Es ist wohltuend,<br />

aufgrund der Tests, Gespräche und Aufgaben von den erfahrenen Kursleiterinnen eine schriftliche<br />

Bestätigung zu erhalten, wie sie meine Persönlichkeit einschätzen und welche Fähigkeiten ich<br />

tatsächlich habe. Dieses Zeugnis werde ich auf jeden Fall als Empfehlungsschreiben nutzen.“<br />

Karina M. machte auf die Dozentinnen zunächst den Eindruck eines sehr zurückhaltenden<br />

Menschen. Umso erstaunter waren Nicole Kröger und Tanja Lippke, welche enormen Fähigkeiten<br />

bei Karina zu Tage traten. Bei ihr wie auch bei anderen Frauen aus der Gruppe bestätigte sich die<br />

Erfahrung der Gleichstellungsbeauftragten,<br />

dass Frauen wegen ihrer rollenspezifi schen<br />

Biografi en eine spezielle Ansprache benötigen, um ihre<br />

Kompetenzen zu erkennen und als solche werten.<br />

Einig waren sich alle Teilnehmerinnen des Profi lingkurses<br />

über den persönlichen Nutzen des Seminars. Jede Frau<br />

fühlte sich in den Stärken, die der Kurs herausgearbeitet<br />

hat, bestätigt. Gleichzeitig lernten die Kursteilnehmerinnen<br />

Schwächen zu akzeptieren und zu relativieren. Der Kurs<br />

schloss mit einem, wie Nicole Kröger und Tanja Lippke es<br />

nannten, Empfehlungsschreiben von Mensch zu Mensch.<br />

Die Frauen erhielten von den Dozentinnen einen persönlich<br />

gehaltenen Brief, in dem das Persönlichkeitsbild der<br />

jeweiligen Teilnehmerin beschrieben wurde. Die endgültige<br />

Auswertung, die beispielsweise für spätere Bewerbungen<br />

genutzt werden kann, erhielten die Frauen gesondert. Das Seminar, so die übereinstimmende<br />

Meinung aller Frauen aus der Gruppe, hat die Teilnehmerinnen zu einem aufrechten Gang ins<br />

Leben ermutigt.<br />

Für jede Teilnehmerin gab es zum Abschluss des Kurses Glückwünsche,<br />

eine Blume und einen Bewertungsbogen.<br />

Bewerbungstraining als Teil der Vortragsreihe „Rund um den Job“<br />

Dozentin: Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter, Andrea Götte<br />

„Wie auch bei Profi lingkurs muss man Frauen beim Bewerbungstraining die Angst vor dem großen<br />

Unbekannten nehmen. Viel zu oft kommen Frauen zu solchen Seminaren und sagen von sich,<br />

dass sie seit ihrem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben oder nach der Ausbildungszeit nichts<br />

gemacht hätten. Ihre Qualifi kation außerhalb des bezahlten Arbeitslebens erkennen sie nicht als<br />

vollwertig an. Mütter und Hausfrauen sind sehr durch die Familienzeit geprägt. Insbesondere<br />

sie müssen zunächst lernen von sich zu sagen: Ich kann etwas. Die Vorarbeit ist daher erst<br />

einmal wichtiger als die Bewerbungsmappe selbst. Viele offene Fragen der Frauen müssen im<br />

Vorfeld geklärt werden. Fragen wie: Was will ich? Welche Ideen, Neigungen und Vorstellungen<br />

habe ich? Wo liegen meine Stärken? Worauf kann und will ich aufbauen? Darum ging es auch<br />

beim Bewerbungstraining. Das konnte ich diesem Fall gut auf den Profi lierungskurs aufbauen.<br />

Allerdings kann man innerhalb von zwei Stunden nicht alles abdecken, was besprochen werden


Frauenkompetenzzentrum<br />

müsste. Darum biete ich den Frauen auch immer wieder an, auch andere Möglichkeiten zu nutzen,<br />

die das Gleichstellungsreferat und andere Einrichtungen anbieten. Diesen Schritt zu gehen, fällt<br />

Frauen und Mädchen der <strong>LOS</strong>-Zielgruppen jedoch schwer. Er zeigt sich immer wieder, dass<br />

man als erstes aufsuchende Arbeit leisten und die Betroffenen in ihren Lebensbereichen abholen<br />

muss. Diese Möglichkeit bot das <strong>LOS</strong>-Projekt und die Chance wurde genutzt.<br />

Im <strong>LOS</strong>-Projekt Frauenkompetenzzentrum haben sich viele Veranstaltungen verzahnt. Nicht alle<br />

Angebote wurden von allen Frauen in gleichem Maße genutzt. Besonders die Vorträge wurden<br />

speziell nach persönlicher Interessenlage besucht.<br />

Profi lingkurs und Bewerbungstraining haben einige Frauen stark motiviert, weitere Schritte<br />

in Richtung Arbeitsmarkt und Beschäftigung zu gehen. An diesem Punkt müsste nun weiter<br />

gearbeitet werden, vorerst jedoch auf dem erreichten Niveau. Sinnvoll scheint es zu sein,<br />

die für das Projekt gewonnenen Frauen als Multiplikatorinnen zu verstehen, um den Kreis<br />

der Teilnehmerinnen zu erweitern. Die Themen selbst müssten in ähnlicher Weise wie bisher<br />

bearbeitet werden. Die Anforderungen an den Teilnehmerinnenkreis jetzt erhöhen, würde nicht<br />

den Bedürfnissen der Frauen und Mädchen entsprechen. Die Chancen, Wege in einen Job oder<br />

Beschäftigung zu gehen, werden von den Betreuerinnen und Dozentinnen als gut eingeschätzt,<br />

wenn die Beratung und Begleitung der Frauen in der derzeitigen Form fortgeführt werden könnte.<br />

Was geleistet wurde, war das Optimale unter den Bedingungen und mit den Voraussetzungen,<br />

die die Frauen mitbrachten.<br />

Die Frauen benötigen weiter Begleitung und vor allem Zeit, damit sich weiter Vertrauensebenen<br />

entwickeln. Denkbar wären weitere Kurse zum Persönlichkeitstraining, die Möglichkeit Sport<br />

zu treiben und sich als Gruppe Gleichgesinnter und Gleichgestellter zusammen zu fi nden.<br />

Geschehen könnte das bei unterschiedlichen Veranstaltungen in ungezwungener Runde. Das<br />

könnte helfen, den Kontakt unter den Frauen zu stärken und neue Kontakte sowohl zu anderen<br />

Frauen als auch zu Einrichtungen zu knüpfen. Betreuerinnen und Dozentinnen sehen darin einen<br />

Weg, die Frauen und Mädchen zur Selbstrefl exion zu bringen und damit ihr Selbstbild zu stärken.<br />

Diese Möglichkeiten sollen den Frauen künftig in anderem Rahmen erhalten bleiben.<br />

Hilfen, die über die bisherigen Angebote des Frauenkompetenzzentrums hinausgehen, bleiben<br />

gesichert. Die Teilnehmerinnen wurden über Anlaufstellen informiert und haben durch die<br />

Veranstaltungen eine Reihe von Ansprechpartnern kennen gelernt, an die sie sich nun aus<br />

eigener Initiative wenden können (und müssen).<br />

Sprach- und Orientierungskurs<br />

Dozentinnen: Ute-Dagmar Schlimme/ Sonja Wagenführer<br />

Am Sprach- und Orientierungskurs nahm ein fester Kreis von Frauen teil. Manche von ihnen leben<br />

bereits seit vielen Jahren am Fredenberg, beherrschen die<br />

deutsche Sprache dennoch schlecht. Andere Frauen verfügen<br />

trotz kurzer Aufenthaltsdauer über Sprachkenntnisse. Auch<br />

die Altersstruktur der Gruppe ist gemischt.<br />

Fortschritte sind erkennbar. Während des Unterrichts zeigten<br />

die Frauen Wissenszuwachs. Im täglichen Sprachgebrauch<br />

sind sie nicht sicher. Mitunter fehlt aus Angst vor Fehlern das<br />

Zutrauen, deutsch zu sprechen.<br />

Gemeinsame Aktion von Frauen-Gesprächskreis und<br />

Frauenkompetenzzentrum<br />

Ein Versuch, Migrantinnen und einheimische Frauen zusammen<br />

zu bringen war die gemeinsame Veranstaltung des Frauen-<br />

Gesprächskreises des Fredenberg Forums, mit Teilnehmerinnen<br />

der Veranstaltungen im Frauenkompetenzzentrum und Frauen<br />

aus dem Sprachkurs. Der Erfolg solcher Veranstaltungen<br />

hängt sehr von der Offenheit aller Seiten ab. Sich sprachlich<br />

Nach einem Erzählkreis lernten sich Frauen unterschiedlicher Her-<br />

schlecht ausdrücken zu können, macht den ungezwungenen kunft bei einem gemeinsamen Frühstück näher kennen.<br />

Umgang miteinander schwierig. Verständigung setzt<br />

Kompromissbereitschaft voraus und in gleichem Maße Mut, sich Fremden gegenüber zu<br />

äußern, auch wenn man nicht perfekt ist. Das klappt nicht auf Anhieb. Das Treffen mit einer<br />

Begrüßungsrunde zu beginnen, in der sich alle Frauen in einem Kreis vorstellten, und anschließend<br />

zu frühstücken und das Gespräch zu suchen, war ein ansprechender Rahmen. Miteinander<br />

vertrauter geworden zu sein, kann eine gute Basis für weitere Treffen sein.<br />

49


Kompetenzservice<br />

50<br />

Träger:<br />

Arbeiterwohlfahrt Kreisverband<br />

Salzgitter e. V.<br />

Am Schölkegraben 1<br />

38226 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

1. Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Etablierung des Projektes Kompetenz<br />

Service Fredenberg;<br />

Menschen aus dem Ortsteil<br />

Fredenberg aktivieren und in Beschäftigung vermitteln;<br />

Unterstützung von Aktivitäten lokaler Vereine;<br />

Unterstützung der Gründung oder Festigung lokaler Netzwerke;<br />

Zielgruppe:<br />

Arbeitslose und Langzeitarbeitslose aller Altersgruppen<br />

Institutionen und Organisationen<br />

In Gesprächen wurden Ziele und Wünsche der Frauen deutlich<br />

gemacht.<br />

Inhalt:<br />

Vermittlung in Beschäftigung im Freiwilligensektor zur Unterstützung lokaler Aktivitäten<br />

Beratung und Vermittlung in Richtung arbeitsnaher Tätigkeiten<br />

Qualifi zierung der Mitarbeiterinnen des Kompetenz Service Fredenberg<br />

Kursgestaltung:<br />

Das in der ersten Projektphase eingerichtete Büro, das mit zwei zuvor arbeitslosen Honorarkräften<br />

besetzt wurde, dient als zentrale Anlaufstelle für das Projekt. Im Schulungsraum können<br />

verschiedene Angebote durchgeführt werden. Mit intensiver Werbung wurde bereits im ersten<br />

<strong>LOS</strong>-Förderzeitraum auf das Projekt aufmerksam gemacht. Neben Einzelberatung hat sich eine<br />

Gruppe arbeitsloser Frauen zu regelmäßigen Treffen zusammengefunden. Diese Frauen haben<br />

eigene berufl iche Perspektiven beleuchtet und besprochen. Mit den anderen Projektträgern und<br />

Akteuren im Bereich der Beschäftigungsförderung hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt,<br />

die weiter gefördert werden soll.<br />

Es wird angestrebt, das Projekt nach Abschluss der <strong>LOS</strong>-Förderung eigenständig weiter zu<br />

betreiben.<br />

Lokale Gruppen, Vereine und Initiativen werden durch die Vermittlung von Interessenten in<br />

Freiwilligenarbeit unterstützt.<br />

Interessen Freiwilliger werden aufgenommen und es wird geprüft, ob eine Entwicklung in Richtung<br />

einer selbstständigen Tätigkeit ermöglicht werden kann.<br />

Die Vermittlung in Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt kann verschiedene Formen haben:<br />

Die Service-Mitarbeiterinnen beraten und unterstützen Aktivitäten zur Aufnahme einer<br />

gewerblichen Tätigkeit.<br />

Sie unterstützen auch bei Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit.<br />

Sie beraten bei der Aufnahme einer berufl ichen Tätigkeit.<br />

Sie versuchen aktive lokale Beschäftigungsmöglichkeiten zu fi nden.<br />

Um diese zu unterstützen, werden für Beschäftigungslose Beratung, Begleitung, Informationsveranstaltungen<br />

und Profi lierungsmaßnahmen durchgeführt.<br />

Vier arbeitsmarktbezogene Informationsveranstaltungen für die Zielgruppe des Projektes werden<br />

durchgeführt.<br />

25 Personen werden in Tätigkeiten vermittelt. 50 Personen nehmen an Veranstaltungen und<br />

Angeboten des Kompetenz Service teil.<br />

Der Ausbau des Netzwerkes erfolgte insbesondere in Richtung auf Kommune, Agentur für Arbeit<br />

und die Kammern. Acht Institutionen beteiligen sich aktiv am Mikroprojekt.


Kooperationspartner:<br />

Stadtbüro Fredenberg<br />

Fredenberg Forum e. V.<br />

Diakonie-Treff<br />

Nachbarschaftshilfe der Diakonie<br />

Kindertagesstätten<br />

lokale Initiativen, Gruppen, Vereine<br />

<strong>LOS</strong>-Projektträger wie Fachdienst Soziales der Stadt, Agentur für Arbeit,<br />

Kammern, kommunale Wirtschaftsförderung<br />

Kompetenzservice<br />

Hintergrund:<br />

Der Ortsteil Fredenberg ist gekennzeichnet durch einen überdurchschnittlich<br />

hohen Anteil an Migranten und Migrantinnen (Arbeitsmigranten und<br />

Spätaussiedler), Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern. Der Anteil<br />

an jungen Menschen ist überdurchschnittlich hoch, ebenso der Anteil<br />

an Alleinerziehenden. Die genannten Gruppen sind Zielgruppen des<br />

Projektes. Dabei ist der besondere Blick auf Frauen gerichtet. Sie sind<br />

besonders benachteiligt, da sie häufi g über keine oder nicht marktgerechte<br />

Ausbildung verfügen. Sie müssen Kinder betreuen und es fehlt ihnen an<br />

Selbstbewusstsein und Erfahrung, sich erfolgreich am Arbeitsmarkt zu<br />

etablieren.<br />

Frauen haben Stärken. Diese Stärken sollen erkannt werden. Weiter<br />

sollen Bedingungen geschaffen werden, die es ermöglichen, dass diese Keksverkauf auf dem Fredenberger Markt.<br />

Stärken auch zur Anwendung kommen. Defi zite sind nicht aufgrund<br />

des Geschlechtes, sondern wegen der Geschlechterrolle vorhanden.<br />

Frauen sollen durch Training des Selbstbewusstseins und direkte Umsetzung der erarbeiteten<br />

Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen Verantwortung für Veränderung übernehmen, die zu<br />

einer Chancengleichheit im Berufsleben führt.<br />

Integration wird gefördert, der Ausschluss aus der Gesellschaft wird verhindert<br />

und die Gleichstellung noch besser und nachhaltiger vorangebracht.<br />

Frauen und Männer ordnen sich nicht nur im Beruf, sondern auch in der Freizeit<br />

und im Ehrenamt geschlechtsspezifi schen Arbeitsbereichen zu. Werden diese<br />

Unterschiede nicht benannt, können sich bestehende Differenzierungen noch<br />

verstärken und fortsetzen. Diese Zuordnung soll im Rahmen des Projektes<br />

aufgebrochen werden.<br />

Besonders Frauen als Zielgruppe des Projektes sind bei der Aufnahme einer<br />

Tätigkeit benachteiligt. Ihnen wird die Verantwortung für die Organisation von<br />

Haushalt und Kindererziehung zugeschrieben. Diese Aufgaben müssen sie<br />

mit einer Berufstätigkeit in Einklang bringen. Diese Zuordnung hat dialektische<br />

Aspekte, da sie von den Frauen aufgenommen und reproduziert wird.<br />

Sonja Wagenführer (vorn Mitte) im Büro des Kompetenzservice.<br />

Links AWO-Kreisvorsitzende Maren-<br />

Evelin Bothe.<br />

Auswertung:<br />

Dreh- und Angelpunkt der Tätigkeit in den vergangenen Wochen war neben den Beratungsgesprächen<br />

der wöchentlich stattfi ndende offene Gruppentreff des AWO-Kompetenz-Service.<br />

Die Zusammensetzung der Gruppe wechselte, weil einige Frauen eine Arbeit aufnahmen und neue<br />

Teilnehmerinnen in die Gruppe kamen. Den Zugang in das Projekt fanden Frauen und Mädchen<br />

hauptsächlich durch persönliche Kontakte und konkrete Ansprache, teils durch Teilnehmerinnen,<br />

teils durch die Betreuerin dieses Mikroprojektes wie auch durch Betreuer anderer Projekte,<br />

die vernetzt miteinander arbeiten. Beispielhaft zu nennen ist die Zusammenarbeit mit dem<br />

Frauenkompentenzzentrum und seinen Partnern.<br />

Gut angenommen wurde von den Frauen wieder der gemeinsame Gang zum Internet-Center<br />

der Arbeitsagentur. Unter dem Arbeitstitel „Job-Surfen“ gingen Projektteilnehmerinnen mit ihrer<br />

Betreuerin Sonja Wagenführer an den Terminals der Arbeitsagentur auf Stellensuche. Dieses<br />

angeleitete Arbeiten in einer kleinen Gruppe war für die Frauen wichtig, da sie im Umgang mit<br />

technischen Medien unsicher sind. Gemeinsam die Schritte zur Stellensuche zu trainieren, half<br />

den Frauen Mut zu fassen zur selbstständigen Suche nach Stellen. Gleichzeitig erfuhren die<br />

Frauen was sich wo in der Arbeitsagentur befi ndet und an welchen Stellen sie dort Beratung und<br />

Unterstützung fi nden.<br />

Nach dem Besuch in der Arbeitsagentur wurden die gefundenen Stellenangebote in den Räumen<br />

51


Kompetenzservice<br />

Die Unsicherheiten<br />

der Frauen ließen sich<br />

am besten abbauen,<br />

indem Probleme gemeinsam<br />

angegangen<br />

wurden. Das waren<br />

oft sehr praktische<br />

Fragen. Beispielsweise<br />

erarbeiteten wir uns in<br />

der Arbeitsagentur die<br />

Handhabung der PC-<br />

Plätze. Schon solche<br />

kleinen Hilfen brachten<br />

die Frauen jedoch<br />

weiter.<br />

Sonja Wagenführer<br />

52<br />

des Kompetenz-Service analysiert. Telefonisch wurde geprüft, ob die Stellen tatsächlich noch<br />

verfügbar waren. Vorher besprochen wurde, wie ein solches Telefongespräch geführt werden<br />

kann. Solche praktischen Übungen ermutigten die Frauen, weil sie ihnen Handlungsanleitungen<br />

für ihre künftigen eigenen Bemühungen um Beschäftigung gaben. Sich gegenseitig beraten und<br />

über Schritte zur Beschäftigungsfi ndung austauschen machte die Teilnehmerinnen an diesem<br />

Projekt selbstsicher und stärkte die Frauen in ihrer Persönlichkeit. Das ist als ein Erfolgskriterium<br />

zu werten.<br />

In der Vorweihnachtszeit wurde die Küche des Kompetenz-Service zum Arbeitsraum. Von der<br />

Idee eines Keksverkaufes angetrieben wurde geplant, kalkuliert und Probe gebacken. Hier zeigten<br />

sich frauenspezifi sche Stärken. Sie wurden den Teilnehmerinnen bewusst gemacht, indem sie<br />

ihr Arbeitsergebnis nach außen trugen. Letztlich ging es über das Backwerk hinaus um das<br />

Organisieren eines Verkaufes und damit verbunden um Werbung für den Frauen-Kompetenz-<br />

Service. Am 4. November 2004 boten die Frauen ihre selbst gemachten Butter-Plätzchen auf<br />

dem Fredenberger Wochenmarkt an. Der Spaß an der Vorbereitung und dem Verkauf veranlasste<br />

die Frauen nur drei Wochen später erneut Plätzchen zu backen.<br />

Im Dezember nahm sich die Gruppe drei Wochen lang Zeit, um mit den Ergebnissen aus dem<br />

MBTI-Test zu arbeiten. Der Meyers-Briggs-Typenindikator ist ein Instrument zur Bestimmung<br />

unterschiedlicher Persönlichkeitstypen. Es werden bestimmte Muster menschlichen Verhaltens<br />

ermittelt und beschrieben. Erkenntnisse, die gewonnen werden, beziehen sich auf den<br />

persönlichen Führungsstil, die Art und Weise, wie Menschen mit Problemen umgehen, welche K<br />

onfl iktlösungsstrategien sie wählen und wie sie sich in der Gemeinschaft verhalten. Die Einteilung<br />

in Typen soll helfen, sich selbst, aber auch<br />

andere besser zu verstehen. Darüber hinaus<br />

wird ein Weg zur besseren Kommunikation unter<br />

den verschiedenen Typen aufgezeigt. Zuerst<br />

zeigten sich die Teilnehmerinnen skeptisch.<br />

Die Ergebnisse der Arbeit überzeugten jedoch.<br />

Viele eigene Verhaltensweisen wurden von den<br />

Frauen selbstkritisch beleuchtet und verstanden.<br />

Nach Aussage der Gruppenteilnehmer seien<br />

die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur für<br />

das Arbeitsleben verwendbar, sondern stellten<br />

auch eine Bereicherung im privaten Bereich<br />

dar. Für das Arbeitsfeld Kompetenzfi ndung<br />

wurde mit diesem Baustein ein wichtiges Ziel<br />

der Maßnahme erreicht.<br />

Das Vorhaben Anfang des Jahres 2005 Waffeln<br />

Gespräche während der Eröffnung des Komptenzservice.<br />

auf dem Wochenmarkt zu verkaufen, ließ sich nicht verwirklichen. Nachdem alle Planungen<br />

abgeschlossen waren, musste diese Aktion wegen Krankheit verschoben werden.<br />

Seit Anfang des Jahres 2005 steht dem Kompetenz-Service<br />

ein eigener Internetzugang zur Verfügung. Genutzt wurde er<br />

von den Frauen zur gezielten Job-Suche und dazu, allgemeine<br />

Informationen zu sammeln. Die Gruppenteilnehmer lernten,<br />

die Fülle der Informationen aus dem Internet zweckgebunden<br />

abzufragen und auszuwerten. Damit wurde den Frauen die<br />

Handhabung eines wichtigen Mediums erklärt, zu dem sie bislang<br />

oftmals keinen oder wenig Zugang hatten.<br />

Der offene Treff an jedem Mittwoch wurde dazu genutzt, Erfahrungen<br />

bei der Job-Suche auszutauschen und über alltägliche Themen<br />

zu sprechen. Dabei zeigte sich, dass Gesprächsbedarf nicht nur<br />

vordergründig auf Beschäftigungsfi ndung und berufl iche Aspekte<br />

ausgerichtet sein kann. Dem wurde während dieser Treffen<br />

Rechnung getragen. Häufi g suchten die Gruppenteilnehmerinnen<br />

persönliche Gespräche und nutzten die Möglichkeit der<br />

Einzelberatung durch die Projektleiterin. Gab es Bedarf an<br />

Zur Eröffnung kamen viele Gäste, die die Idee des Kompetenzservice<br />

gut fanden, in ihre Einrichtung.<br />

speziellen Informationen, wurden besondere Themen für die<br />

Treffen in den Mittelpunkt gerückt. Als sinnvoll und nützlich erwies<br />

sich die Vernetzung des Sprach- und Orientierungskurses des Frauen-Kompetenzzentrums mit<br />

solchen Gesprächskreisen.


Träger:<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

Kreisverband Salzgitter e. V.<br />

Am Schölkegraben 1<br />

38226 Salzgitter<br />

Zeitraum:<br />

1. Januar 2005 bis 30. Juni 2005<br />

Ziele:<br />

Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen und Arbeitssuchenden sowie<br />

Sozialhilfeempfängern;<br />

Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen und Stimulierung von Beschäftigungspotentialen;<br />

Unterstützung einzelner Aktionen der berufl ichen Eingliederung durch<br />

berufl iche Qualifi zierung der <strong>LOS</strong>-Zielgruppe für gemeindenahe<br />

Dienstleistungen;<br />

Unterstützung der Gründung und Festigung von Netzwerken;<br />

Professionalisierung von Selbsthilfeorganisationen benachteiligter Menschen.<br />

Nachbarschaftsladen<br />

Arbeitstafel aus dem Workshop.<br />

Zielgruppe:<br />

Arbeitslose Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils<br />

Ehrenamtliche<br />

Das Projekt „Nachbarschaftsladen“ soll insbesondere Frauen unterstützen, ihre Stärken zu<br />

entwickeln und eigene gewerbliche Fähigkeiten zu erproben. Beteiligte Männer sollen neue<br />

Formen der Kooperation erproben und weitere Tätigkeitsfelder erschließen können.<br />

Insgesamt 20 Personen sollen angesprochen und für die Mitarbeit am Projekt gewonnen<br />

werden.<br />

Inhalt:<br />

Im Ortsteil Fredenberg soll ein Laden eingerichtet werden, in den die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner nicht mehr benötigte Dinge gegen Dinge, die sie benötigen, eintauschen oder kaufen<br />

und verkaufen können. In diesem Laden könnten außerdem Produkte der lokalen Ökonomie<br />

gehandelt werden. Der Laden soll in örtlicher Nähe zu den Projekten Frauenkompetenzzentrum<br />

und Kompetenz-Service eingerichtet werden, da der Laden diese Projekte ergänzt und<br />

weiterentwickelt.<br />

Mit dem Projekt werden mehrere Ziele verfolgt:<br />

-Der Laden soll für die Teilnehmerinnen der genannten Projekte ein Übungsfeld darstellen, in<br />

dem auf dem Weg in eine gewerbliche oder selbstständige Tätigkeit das Agieren am Markt in<br />

geschützter Umgebung erprobt werden kann.<br />

-Der Laden soll als lokales Kommunikationszentrum Kontakte und Vernetzungen schaffen und<br />

niedrigschwellig für die Teilnahme an <strong>LOS</strong>-Projekten oder anderen lokalen Aktivitäten werben.<br />

-Mit dem Ladenangebot wird ein Handelsplatz für die lokale Ökonomie geschaffen.<br />

Einkommensarme Bevölkerungsgruppen erhalten durch Tausch oder Verkauf zu niedrigen<br />

Preisen einen besseren Zugang zu notwendigen Konsumgütern.<br />

Betrieben werden soll der Laden von arbeitslosen Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils.<br />

Bei ihrer Tätigkeit werden sie durch Kursangebote und individuelle Beratungen unterstützt.<br />

Langfristig soll der Bürgerladen sich selbst tragen bzw. verselbstständigt werden.<br />

Um den dauerhaften Betrieb sicher zu stellen, soll eine Gruppe Ehrenamtlicher aufgebaut werden,<br />

die den Betrieb des Ladens dauerhaft absichert.<br />

Kursgestaltung:<br />

Bevor dieses Projekt konkret begonnen wird, sollen in einer ersten Evaluierungsphase die<br />

Rahmenbedingungen (Räume, organisatorische Struktur etc.) für das Projekt verbindlich geklärt<br />

werden, so dass die Einrichtung des Ladens in einer späteren Phase ohne Verzug begonnen<br />

werden kann.<br />

53


Nachbarschaftsladen<br />

54<br />

Verbindliche Abklärung der organisatorischen Bedingungen:<br />

-Finden von Räumen für die Einrichtung des Ladens<br />

-Gewinnen von vier Ehrenamtlichen zur Gründung und zum Betrieb des Ladens<br />

-Exploration und Defi nition des Qualifi zierungsverfahrens<br />

Kooperationspartner:<br />

Stadtbüro Fredenberg<br />

Fredenberg Forum e. V.<br />

Wohnbau Salzgitter<br />

Verein Frauen in Not<br />

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter<br />

Frauenkompetenzzentrum<br />

Kompetenzservice Fredenberg<br />

Hintergrund:<br />

Insbesondere bei Frauen aus dem Wohngebiet soll<br />

das durch lange Familientätigkeit eingeschränkte<br />

Selbstbewußtsein aufgebaut und Wissen und Vertrauen<br />

in die eigenen Fähigkeiten erworben werden. Die in dem<br />

Projekt angesprochenen Frauen kommen in der Regel<br />

aus einkommensarmen Haushalten, häufi g mit einem<br />

anderen kulturellen Hintergrund als dem einheimischen<br />

deutschen. Diesen Frauen fehlt die berufspraktische<br />

Erfahrung. Die Rollenzuschreibung als Hausfrau haben<br />

diese Frauen für sich verinnerlicht. Damit einher gehen<br />

Teilnehmer am Workshop im Gespräch.<br />

Isolation und Mangel an Praxis-Handlungs-Wissen und<br />

an Selbstbewußtsein. Die angesprochenen Männer<br />

sind arbeitslos bzw. im Sozialhilfebezug. Ihr über berufl iche Tätigkeit defi niertes Selbstbild als<br />

„Familienernährer“ ist durch die Beschäftigungslosigkeit angegriffen. Für sie sollen das Spektrum<br />

erweitert und neue Tätigkeitsbereiche und berufl iche Möglichkeiten eröffnet werden.<br />

Auswertung:<br />

Das Protokoll zum<br />

Workshop: Nachbarschaftsladen<br />

Ziel: Einrichten einer Koordinierungsstelle für Träger, die <strong>LOS</strong>-Projekte zur Förderung der lokalen<br />

Beschäftigungsentwicklung durchgeführt haben<br />

1. Teil<br />

Für die Planung, Organisation und Umsetzung des Mikroprojekts „Nachbarschaftsladen“,<br />

durchgeführt von der Arbeiterwohlfahrt Salzgitter, fand am 10. Mai 2005 um 14 Uhr im Stadtbüro<br />

Fredenberg ein Workshop statt. Hierfür waren ca. 3 Stunden eingeplant.<br />

Am Workshop nahmen die Träger teil, die in Fredenberg <strong>LOS</strong>-Projekte durchführen oder<br />

deren Projekte schon abgeschlossen sind. Weiterhin wurde auch mit den Trägern Kontakt<br />

aufgenommen, die in Fredenberg angesiedelt sind, die aber keine <strong>LOS</strong>-Erfahrung haben. Hierzu<br />

gehören die Maximilian M. Kolbe Gemeinde mit der Kleiderkammer und die Friedenskirche mit<br />

„Muttis Markt-Meeting“. Am Workshop nahm Frau Berg von der Maximilian-M.-Kolbe-Gemeinde<br />

teil. Ein Gesprächstermin mit der Friedenskirche konnte aus zeitlichen Gründen erst im Juni<br />

stattfi nden.<br />

Evaluation:<br />

Die von März bis April durchgeführte Evaluierung durch eine Honorarkraft (durchgeführte<br />

Projekte im Jahr 2004) hat ergeben, dass alle Träger die <strong>LOS</strong>-Projekte durchgeführt haben, mit<br />

den Ergebnissen zufrieden sind. Zum Beispiel arbeitet die <strong>LOS</strong>-Nähwerkstatt von der Diakonie<br />

selbstständig. Weitere Beispiele sind der Mittagstisch mit der Ausbildung zur Köchin. Ebenso<br />

wurden die Chancen für Frauen, langfristig einen Arbeitsplatz zu bekommen, durch die Aktivitäten<br />

des Frauenkompetenzzentrums verbessert.


Ziel des Workshop:<br />

Wie bringen sich die einzelnen Träger ein?<br />

Wer übernimmt die Koordinierung?<br />

Wo ist Potential an Arbeitskräften?<br />

Ein weiteres Treffen soll vereinbart werden.<br />

Warum hat die AWO eingeladen?<br />

AWO ist Träger des <strong>LOS</strong> Projekts „Nachbarschaftsladen“<br />

Nachbarschaftsladen<br />

Warum fand der Workshop im Stadtbüro statt?<br />

<strong>LOS</strong>-Projekte sind Teil der Stadterneuerung im Sanierungsgebiet. Das Stadtbüro ist der Ort, an<br />

dem Informations- und Kooperationsnetzwerke zwischen den einzelnen Akteuren geknüpft und<br />

in möglichst enger Zusammenarbeit einzelne Projekte der Stadterneuerung entwickelt, beraten<br />

und begleitet werden.<br />

Beschreibung und Zielsetzung<br />

der Koordinierungsstelle „Nachbarschaftsladen“<br />

Der Laden soll als Koordinierungsstelle für die Träger der <strong>LOS</strong>-Projekte sowie für die Planung,<br />

Organisation und Durchführung einzelner Angebote eingerichtet werden. Er ist Sammelpunkt<br />

aller <strong>LOS</strong>-Aktivitäten. Schon gesetzte Impulse in der Bevölkerung durch <strong>LOS</strong>-Projekte sollen in<br />

der Umsetzung weiterer Projekte weiterentwickelt und gefestigt werden.<br />

Ziel des Ladens ist ausschließlich die soziale Integration von Arbeitslosen.<br />

Der Laden wird im Stadtteil Fredenberg mit eigenen Angeboten (z. B. Café, Verkauf) eingerichtet.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass die Angebote nicht mit den Aktivitäten der anderen Träger<br />

konkurrieren. Eine andere Möglichkeit besteht dennoch darin, dass sich die Angebote ergänzen.<br />

Um eine Überschneidung auszuschließen, ist es notwendig, dass auch die Träger am Fredenberg<br />

in die Planung und Entwicklung einzelner Angebote einbezogen werden, die bisher keine<br />

<strong>LOS</strong>-Projekte durchgeführt haben, die aber ihre Aktivitäten schon seit Jahren am Fredenberg<br />

erfolgreich durchführen (Caritas, Friedenskirche).<br />

Um das Gelingen der Koordinierungsstelle zu gewährleisten, ist es notwendig, dass die Träger<br />

ihre Ressourcen zur Verfügung stellen. Das heißt, dass z. B. ehrenamtliche Kräfte mobilisiert<br />

werden, die jeden Tag im Laden Präsenz zeigen und dort ihre Kompetenzen einbringen. Die<br />

kontinuierliche Betreuung des Ladens muss gewährleistet sein, um als ein verlässlicher Partner<br />

innerhalb der Bevölkerung anerkannt zu werden.<br />

Bisherige Projekte der Träger und Projekte und Maßnahmen,<br />

die in Planung sind:<br />

– Pro ASS-Profi ling<br />

– in Planung: begleitende Qualifi zierung von Arbeitskräften<br />

– BBS–Seilgartentrainerausbildung<br />

– mobiler Jugendtreff<br />

– in Planung: Aufbau einer Schülerfi rma<br />

– bfw-Berufsfi ndung durch Arbeit in einer Übungsfi rma - Aufbau eines BIZ in Planung:<br />

Koordinierung für Arge, Integration von Migrantlnnen, Beratung für Existenzgründung.<br />

– Der Laden kann Koordinierungsstelle werden für Ein-Euro-Jobs. Das geschieht durch<br />

Kontaktaufnahme mit Betrieben in Fredenberg.<br />

– Diakonie-Nähwerkstatt und Mittagstisch<br />

Umbenennung des Begriffs „Nachbarschaftsladen“, weil dieser Begriff in Zusammenhang mit<br />

– Nachbarschaftshilfe gebracht wird, die von der Diakonie geleistet wird.<br />

<strong>2.</strong> Teil [weiterer Workshop)<br />

– Die Träger entwickeln ein gemeinsames Konzept, bringen ihre Ideen und Angebote ein mit<br />

gegenseitiger Unterstützung und Ergänzung.<br />

– Beratende Tätigkeiten einbringen: hemmende Faktoren, die schon im Vorfeld eine<br />

Arbeitsaufnahme behindern, abbauen helfen: zum Beispiel Schulden,<br />

– Unterstützung bei Wohnproblemen, und Alltagsproblemen<br />

– Menschen dort abholen, wo sie stehen.<br />

55


Nachbarschaftsladen<br />

56<br />

Ulrich Hagedorn, AWO-Kreisgeschäftsstellenleiter,<br />

über Perspektiven und Erfahrungen:<br />

In den Gesprächen mit anderen Trägern von <strong>LOS</strong>-Projekten im Stadtteil und mit Einrichtungen<br />

am Fredenberg wurde klar, dass der Nachbarschaftsladen nicht in der Form eines zusätzlichen<br />

Bürgertreffs eingerichtet werden sollte. Im Stadtteil gibt es verschiedene Treffmöglichkeiten für<br />

die Bewohner, die auch unterschiedliche Zielgruppen bedienen.<br />

Andererseits schien es als Projektidee nicht ausreichend, ausschließlich Dienstleistungen und<br />

Produkte zu tauschen. Als dringend erforderlich wurde angesehen, auch Beratung und Begleitung<br />

für benachteiligte Bewohnergruppen anzubieten bzw. Anlaufstelle für <strong>LOS</strong>-Zielgruppen zu<br />

werden. Der Workshop habe gezeigt, so Ulrich Hagedorn, dass der Bedarf, sich an eine solche<br />

kombinierte Einrichtung anzubinden, nicht vorhanden war. In einem Nachbarschaftsladen beides<br />

kombiniert und unter dem Dach eines Mininetzwerkes zusammenzuführen, muss darum für die<br />

Weiterentwicklung des Projektes neu organisiert werden.<br />

Ein Nachbarschaftsladen wäre möglich. Die Resonanz der Zielgruppen sei derzeit nicht konkret<br />

absehbar. In dieser Hinsicht habe auch die Evaluation keine entscheidenden Ergebnisse gebracht.<br />

Als Ansatz vorgeschlagen wurde den Einrichtungen, die als Kooperationspartner infrage<br />

kamen, im Nachbarschaftsladen für jene Personen Übungsfelder zu schaffen, die in anderen<br />

<strong>LOS</strong>-Projekten bereits erste Schritte in berufl iche Wiedereingliederung getan hatten. Da diese<br />

Vorstellungen noch nicht konkret fest gemacht werden konnten und das Finden eines geeigneten<br />

Raumes für einen solchen Laden von der AWO zunächst nicht als vordergründige Frage angesehen<br />

wurden, blieben nach der Befragung bei allen Beteiligten eher Zweifel über die Machbarkeit<br />

beim gegenwärtigen Vorbereitungsstand. Auch der Workshop konnte diese aus Sicht der AWO<br />

nicht beseitigen. Als problematisch wurde von den anderen Trägern angesehen, das Betreiben<br />

des Ladens in gemeinschaftlicher Kooperation personell absichern zu helfen. Allein mit freiwilligem<br />

Engagement ließe sich eine derartige Einrichtung zurzeit nicht führen.<br />

Überlegungen mit weiteren möglichen Kooperationspartnern über eine Kombination von Job-<br />

Vermittlung und Beratung mit einer Tauschbörse könnten das Projekt voranbringen.


<strong>LOS</strong> - Lokales Kapital für soziale Zwecke<br />

Menschen beteiligen. Strukturen vernetzen. Mikroprojekte fördern.<br />

Mit dem Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend (BMFSFJ) ist bis zum Juni 2006 eine Förderung von Mikroprojekten in<br />

den Fördergebieten aus der Bund-Länder-Vereinbarung „Die Soziale Stadt“<br />

bzw. seiner komplementären Programmplattform „Entwicklung und Chancen<br />

junger Menschen in sozialen Brennpunkten (E & C)“, möglich. „Lokales Kapital<br />

für soziale Zwecke“ wird aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.<br />

Mit <strong>LOS</strong> sollen soziale und beschäftigungswirksame Potenziale vor Ort aktiviert<br />

werden, die durch zentrale Programme wie die Regelförderung des Europäischen<br />

Sozialfonds nicht erreicht werden. Mit Mikroprojekten von bis zu 10.000 EUR<br />

werden lokale Initiativen angeregt und unterstützt. Die bundesweite Steuerung<br />

wurde der Regiestelle <strong>LOS</strong> übertragen, die Umsetzung erfolgt dezentral durch<br />

die Lokalen Koordinierungsstellen der Gebietskörperschaften, die durch einen<br />

Konzeptwettbewerb ausgewählt wurden.<br />

Im Zentrum des Programms „Lokales Kapital in der Sozialen Stadt“ steht die<br />

Anregung und Förderung von lokalen Mikroprojekten als Beiträge zur Aus- und<br />

Mitgestaltung der sozialen Infrastruktur in den Stadtteilen. Der allgemeine inhaltliche<br />

Fokus ist dabei auf den Erwerb von Qualifi kationen zur berufl ichen Integration und<br />

von Kompetenzen zur selbstständigen Lebensbewältigung zu legen. Dabei soll<br />

das Programm identifi zierbare Inhalte haben. Dazu gehören neben der berufl ichen<br />

Eingliederung, der Gründung von kommunalen Netzwerken gegen Benachteiligung<br />

und sozialen Betrieben vor allem die soziale Integration von Jugendlichen und<br />

Erwachsenen mit Migrationshintergrund (einschließlich Asylbewerber und ihre<br />

Angehörigen!). So stehen z. B. Netzwerke mit zugewanderten Jugendlichen und<br />

Erwachsenen, der systematische Einbezug von Initiativen und Einrichtungen, die<br />

mit Migrationsfamilien und ihren Angehörigen arbeiten etc. im Mittelpunkt des<br />

Interesses.<br />

Wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung des Programms „Lokales Kapital<br />

in der Sozialen Stadt“ ist die Schaffung einer lokalen Koordinationsstelle. Aufgabe<br />

der lokalen Koordinationsstelle ist die Erstellung und Koordinierung des Lokalen<br />

Aktionsplans, der die Umsetzung der beschriebenen inhaltlichen Vorgaben des<br />

Programms zum Ziel hat. Für die Schaffung der lokalen Koordinationsstelle ist die<br />

Zusammenarbeit der zuständigen Ämter verbindlich vorgeschrieben.<br />

<strong>LOS</strong> Fredenberg ist seit dem 1. Februar 2004 aktiv. Seitdem wurden vom<br />

Begleitausschuss, dem Vertreter von Kommune, Stadtteileinrichtungen, ARGE<br />

und Agentur für Arbeit angehören, 21 Projekte bewilligt. Projektträger waren:<br />

AWO Salzgitter, BBS Fredenberg samt Förderverein, Berufsfortbildungswerk<br />

Salzgitter, Diakonie gGmbH, Diakonisches Werk, Fredenberg Forum, und Pro<br />

Ass. Insgesamt wurden ca. 400 Menschen am Fredenberg erreicht, vorwiegend<br />

Jugendliche, Frauen und Aussiedler/innen. Die Projekte wurden als überwiegend<br />

erfolgreich bewertet und haben vielen Menschen am Fredenberg konkrete Hilfen<br />

zur Beschäftigungsaufnahme oder Ausbildungsplatzsuche vermitteln können.


Diese <strong>Doku</strong>mentation ist das Ergebnis der Arbeit der Teilnehmer am <strong>LOS</strong>-<br />

Mikroprojekt „Medienorientierung“ im Stadtbüro Fredenberg. Jugendliche mit<br />

geringem oder ohne Schulabschluss setzten sich zum Ziel, alle Mikroprojekte am<br />

Fredenberg im <strong>2.</strong> Förderzeitraum in Form einer Broschüre in Wort und Bild zu<br />

dokumentieren.<br />

„Wir sind kreativ. Das Projekt im Stadtbüro Fredenberg gibt uns die Chance, das<br />

zu zeigen“, sagte Marcel Ehlers zu Beginn des Projektes über seine Motivation<br />

zur Mitarbeit. Für Christian Kloke war es interessant, einmal etwas Neues auszuprobieren<br />

und darüber zu berichten. Neugier auf <strong>LOS</strong>-Projekte im Stadtgebiet<br />

und der Wunsch, eine tolle Arbeit zu präsentieren, führte die Jugendlichen zusammen.<br />

Alle absolvieren zurzeit an der BBS Fredenberg das Berufsvorbereitungsjahr<br />

(BVJ).<br />

Die jungen Leute beschäftigten sich innerhalb des Projektes mit grundlegenden<br />

Fragen, eine Zeitung zu gestalten, Texte zu verfassen und aussagekräftig zu fotografi<br />

eren. Die Jugendlichen analysierten die einzelnen <strong>LOS</strong>-Projekte hinsichtlich<br />

Zielen, Inhalten und Ergebnissen.<br />

Sie führten Gespräche<br />

mit Teilnehmern und Organisatoren<br />

der Projekte am<br />

Fredenberg. Die gesammelten<br />

Informationen stellten sie<br />

gemeinsam mit der Projektbetreuerin,<br />

der Journalistin<br />

Sylvia Fiedler, nach ihren Vorstellungen<br />

zur vorliegenden<br />

<strong>Doku</strong>mentation zusammen.

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