LOS Doku 2. Förderperiode - LOS FREDENBERG
LOS Doku 2. Förderperiode - LOS FREDENBERG
LOS Doku 2. Förderperiode - LOS FREDENBERG
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<strong>Doku</strong>mentation<br />
der <strong>LOS</strong>-Projekte am Fredenberg<br />
in der <strong>2.</strong> <strong>Förderperiode</strong><br />
erarbeitet von Teilnehmern am<br />
<strong>LOS</strong>-Projekt<br />
Medienorientierung
Die <strong>LOS</strong> - Projekte in der <strong>2.</strong> <strong>Förderperiode</strong><br />
1. Medienorientierung<br />
Stadtbüro Fredenberg Seite 1 - 9<br />
<strong>2.</strong> Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />
Berufsbildende Schulen Fredenberg Seite 10 - 14<br />
3. Außengestaltung Jugendtreff<br />
Diakonie gGmbH Seite 15- 18<br />
4. Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
Schulverein der Berufsbildende Schulen Seite 19 - 25<br />
5. Job-Info<br />
Berufsfortbildungswerk Seite 26 - 29<br />
6. Qualifi zierung zur Kochhilfe/ Mittagstisch<br />
Diakonie, Kreisstelle Salzgitter Seite 30 - 33<br />
7. Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
Diakonie, Kreisstelle Salzgitter Seite 34 - 39<br />
8. Assessorenausbildung<br />
Pro ASS GmbH Seite 40 - 44<br />
9. Frauenkompetenzzentrum<br />
AWO-Kreisverband Salzgitter e.V. Seite 45 - 49<br />
10. Kompetenzservice<br />
AWO-Kreisverband Salzgitter e.V. Seite 50 - 52<br />
11. Nachbarschaftsladen<br />
AWO-Kreisverband Salzgitter e.V. Seite 53 -56<br />
Impressum:<br />
Texte , Fotoauswahl und Gestatung:<br />
Teilnehmer des Projektes<br />
„ Medienorientierung“<br />
im Stadtbüro Fredenberg<br />
unter der Leitung von Sylvia Fiedler<br />
Druck:<br />
Druck-Allee Rotationsdruck GmbH<br />
Gutenbergweg 1<br />
38312 Ohrum<br />
www.druck-allee.de
Medienorientierung<br />
Im Informationszeitalter ist es von entscheidender Bedeutung, inwieweit Menschen die<br />
Möglichkeit vorfi nden, mit Medien zu arbeiten und über den Zugang zu Medien aktiv an sozialen<br />
und kulturellen Prozessen teilnehmen zu können. Das eröffnet den Menschen die Möglichkeit,<br />
sich mit ihren Ansichten und Einstellungen zum gesellschaftlichen Leben zu artikulieren und ihre<br />
Standpunkte öffentlich zu vertreten. Mit der Frage nach dem Zugang zu Medien entscheidet<br />
sich auch die Frage nach Teilnahme an demokratischen Prozessen. In der Vermittlung von Politik<br />
und politischen Inhalten gewinnen Medien eine immer größere Bedeutung. Einerseits liefern<br />
Medien eine enorme Fülle an Informationen, andererseits steht die Frage, wie man Menschen<br />
den öffentlichen Zugang zu einer Reihe von Kommunikationswerkzeugen ermöglichen kann.<br />
Medien sind aus der Sozialisation von Angehörigen aller Altersgruppen nicht<br />
wegzudenken. Insbesondere die neuen Medien, Computer und Internet, haben für das<br />
Lernen, das zukünftige Berufsleben und auch für die Freizeit eine große Bedeutung.<br />
Jugendliche nutzen häufi g neue Medien und besitzen die technischen Fähigkeiten sie zu<br />
bedienen. Bei Jugendlichen stellt sich die Aufgabe, ihnen ein vielfältiges, zielgerichtetes und<br />
kreatives Handeln in der Medienwelt zu ermöglichen. Nicht außer Acht gelassen werden<br />
sollten dabei die so genannten „alten Medien“ wie beispielsweise Literatur und Printmedien.<br />
Aus all diesen Vorüberlegungen entstand das Projekt Medienorientierung. Es macht sich in erster<br />
Linie einen sachlich-kritischen Umgang mit Printmedien mit besonderem Blick auf spezielle<br />
Zielgruppen zur Aufgabe. In den letzten Jahren sind Zweifel an der Lese- und Schreibkompetenz<br />
vieler Jugendlicher aufgekommen. Manche verlassen die Schule sogar nur mit rudimentären<br />
Lesekenntnissen. Die Lesekompetenz gehört neben der Schreibkompetenz und dem Rechnen<br />
zu Grundfertigkeiten. Die Lese- und Schreibkompetenz ist nicht zuletzt die Basis für den Erwerb<br />
zusätzlicher weiterer Kompetenzen, denn in vielen Fachbereichen müssen Kenntnisse z. B. in<br />
Fachbüchern wie auch dem Internet „erlesen“ werden. Die Fähigkeiten bei benachteiligten Menschen<br />
weiterzuentwickeln und zu fördern sollte ein Ziel des <strong>LOS</strong>-Projektes Medienorientierung sein.<br />
Migranten, insbesondere jugendliche Migranten<br />
und Migrantinnen, haben wenig Zugang zu den<br />
wichtigen Stadtteilmedien. Zum einen verhindern<br />
Sprachschwierigkeiten das eingehende Interesse an<br />
Printmedien, zum anderen sind ältere Migranten und<br />
Migrantinnen mit modernen Technologien nicht vertraut.<br />
Dadurch nehmen diese Gruppen zu wenig selbst<br />
am Diskussionsprozess in der „Sozialen Stadt“ teil.<br />
Migranten und Jugendliche nehmen kaum am<br />
Stadtteilprozess teil und haben Schwierigkeiten,<br />
sich im sozialen wie im Arbeitsleben zu integrieren.<br />
Sicherheit geben im Umgang mit Medien, gekoppelt<br />
an Stadtteilarbeit und Wiedereingliederungsmaßna<br />
hmen, kann diese Menschen in die Lage versetzen,<br />
ihre Fähigkeiten auszuloten, zu festigen und neue<br />
Kenntnisse zu erwerben. Das kann ihnen helfen,<br />
besser und intensiver an sozialen Prozessen und am<br />
Arbeitsleben teilzunehmen. Diese Menschen benötigen<br />
Theorie und praktische Übungen zum Thema Medien und der <strong>LOS</strong>-<strong>Doku</strong>mentation<br />
gehörten zu den Inhalten im Projekt Medienorientierung. Im<br />
Stadtbüro wurden außerdem die <strong>LOS</strong>-Projekte besprochen und Fragen für<br />
die Interviews vorbereitet.<br />
Hilfestellung, um Wege und Möglichkeiten kennen zu lernen, ihr Sprach- und<br />
Ausdrucksvermögen zu verbessern. Das macht selbstbewusster und unterstützt sie bei<br />
der Suche nach einer Arbeit und der Bewerbung auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.<br />
Eine konkrete Aufgabe mit einem greifbaren Ergebnis, der Präsentation einer Zeitung,<br />
motiviert möglicherweise eher zur Teilnahme an einem Projekt als nur theoretischer<br />
Unterricht. Fähigkeiten und Gelerntes können so nachhaltig anschaulich gemacht werden.<br />
Soziale Integration und Teilnahme an <strong>LOS</strong>-Projekten setzt bei den Zielgruppen voraus, einen leichten<br />
Zugang zu Einrichtungen und Projekten zu haben. Solange Zielgruppen in einer eher passiven<br />
Haltung bleiben, weil sie Scheu haben sich zu äußern, wird es schwierig bleiben, sie für offene<br />
Projekte und die Mitarbeit im <strong>LOS</strong>-Begleitausschuss zu gewinnen. Zielgruppen in ein eigenständiges<br />
Projekt einzubeziehen wäre eine Möglichkeit, Menschen im Sinne von <strong>LOS</strong> zu aktivieren und<br />
gleichzeitig <strong>LOS</strong>-Projekte aus Sicht der Zielgruppen in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken.<br />
1
Medienorientierung<br />
2<br />
Die Gruppe stellt sich vor<br />
Rico Beyer<br />
Wie sein Traumberuf heißt, kann Rico nicht sagen. Wie er aussehen müsste, weiß<br />
er jedoch. „Büroarbeit liegt mir garantiert nicht“, sagt der 16-jährige. Irgendwie<br />
bei der Arbeit draußen sein, das kann er sich für seine berufl iche Zukunft gut<br />
vorstellen. Viel reden mag Rico nicht über sich. Fahrrad und Inliner fahren<br />
machen ihm Spaß. Auch am PC sitzt er zu Hause gerne, um Rennen zu fahren<br />
oder Strategie-Spiele zu spielen. Er sei eher ein Einzelkämpfer, schätzt er ein.<br />
„Mein Start in der Schule war nicht besonders gut. Ich habe da schon am Anfang<br />
nicht den richtigen Draht gefunden. Das wurde erst besser ab Klasse sechs. An der<br />
Sonderschule in Salzgitter habe ich dann meinen 10.-Klasse-Abschluss gepackt“,<br />
schaut Rico auf seine Schulzeit zurück. Mathematik und Sport waren die Fächer, die<br />
ihm gefi elen und lagen. Deutsch dagegen nicht unbedingt, gibt er zu. Dennoch habe<br />
er sich entschlossen beim <strong>LOS</strong>-Projekt Medienorientierung mitzumachen. Rico ist<br />
überzeugt, dass es ihm nutzt, Dinge außerhalb der Schule zu lernen. „Bestimmt bringt<br />
es mich ein Stück voran“, sagt er.<br />
Zurzeit absolviert Rico an der BBS Fredenberg sein Berufsvorbereitungsjahr. In<br />
der Fachrichtung Sanitärtechnik möchte er anschließend dort ins Berufsgrundjahr gehen und<br />
möglichst erfolgreich abschließen. Rico ist überzeugt, dass er in dieser Sparte auch seinen<br />
künftigen Beruf fi ndet.<br />
Christian Kloke<br />
„Es imponiert mir, wenn jemand etwas Außergewöhnliches tut“, bekennt Christian. So<br />
kam es, dass er begann Modelleisenbahnen zu sammeln und sich intensiver damit<br />
zu beschäftigen. Groß ist auch sein Interesse für sportliche Autos. Fünf Mappen füllte<br />
er bereits mit Fakten und Daten zu diesem Thema. Christian kann sich gut vorstellen,<br />
auf diesem Gebiet später einmal seinen Beruf zu fi nden. „Kfz-Mechatroniker, das wäre<br />
was. Von dort aus könnte ich dann ins Tuning-Geschäft einsteigen“, umreißt er seine<br />
Zukunftspläne.<br />
Christian weiß, dass er bis dahin noch ein Stück Weg vor sich hat. Jetzt ist er 17<br />
Jahre alt und noch ohne Schulabschluss. „Ich war zu faul. Aber die Faulheit habe<br />
ich jetzt weggeschmissen“, sagt er. Zur Schule sei nicht gern gegangen. Das<br />
Berufsvorbereitungsjahr an der BBS Fredenberg sei seine Chance. Das hat Christian für<br />
sich erkannt und darum bemühe er sich um ordentliche Leistungen, bekennt er.<br />
Freimütig erzählt er über sich: „Wo ich helfen kann, helfe ich. Aber ich gehe nicht zu<br />
jedem und ich lege mich auch gerne einmal an. Allerdings bin ich ein friedlicher Mensch,<br />
treffe mich gerne mit meinen Kumpeln und spiele PC.“ Neugier treibt ihn. So war das auch<br />
mit dem <strong>LOS</strong>-Projekt Medienorientierung. „<strong>LOS</strong> hatte ich vorher noch nie gehört. Das Projekt<br />
hörte sich interessant an und weil ich etwas Neues kennen lernen wollte, habe ich beschlossen<br />
mitzumachen. Was wir hier machen, gefällt mir gut und man erfährt, was hier so alles läuft“,<br />
erklärt er über sein Mitwirken am <strong>LOS</strong>-Projekt Medienorientierung.<br />
Maurice Theek<br />
„Geduld habe ich“, sagt Maurice von sich. Stundenlang am PC basteln, Hard- und<br />
Software installieren ist sein Ding. Kürzlich erst hat er sich zu Hause einen neuen Rechner<br />
zusammengebaut. „Ein paar grundlegende Sachen hat mir mein Schwager beigebracht“,<br />
erklärt Maurice, wie er zu seinen Fähigkeiten kam. Der 18-Jährige weiß, was er möchte:<br />
„Meinen Hauptschulabschluss habe ich an der Sonderschule gemacht. Als nächstes<br />
mache ich meinen Realschulabschluss und dann würde ich gern Einzelhandelskaufmann<br />
oder Kommunikationstechnik lernen. Im Büro arbeiten liegt mir mehr als Metall und<br />
Elektro. Das mache ich jetzt im Berufsvorbereitungsjahr und ich habe erkannt, dass ich<br />
damit nicht so gut hinkomme.“<br />
Eine klare Linie fährt er auch in seiner Freizeit: „Ich stehe auf Heavy Metal. Ich ziehe mich<br />
so an und manchmal singe ich bei Proben in der Band von meinem Freund. Vielleicht<br />
mache ich aus den Texten, die ich selbst schreibe, einmal Songs.“ Sein Faible für Mythologisches<br />
und Phantasie animieren Maurice, sich solche Texte auszudenken und zu verfassen.
Medienorientierung<br />
André Wandersleb<br />
Vor die Wahl zwischen Stift und Schraubenzieher gestellt, würde André ohne Zögern<br />
zum Werkzeug greifen. „Ich kann alles Mögliche, aber ich mag nicht schreiben“, gibt<br />
er unumwunden zu. Autos, Mofas, Computer oder sogar Radlader reparieren, fi ndet<br />
André nicht problematisch. Traktoren faszinieren ihn und sie haben ihn auf seinen<br />
16 Jahren Lebensweg stets begleitet. Von klein auf war André bei der Arbeit auf<br />
dem Feld dabei. „Mein Opa hat mich immer mitgenommen. Er hat mir beigebracht,<br />
wie man Traktoren wieder fl ott macht, wie man pfl ügt und wie das so läuft in der<br />
Landwirtschaft“, erzählt André und bekennt: „Mein Opa ist so zum wichtigsten<br />
Menschen in meinem Leben geworden.“<br />
Das Leben auf dem Land hat André geprägt. Es macht ihm nichts aus, nachts einem<br />
Bekannten zu helfen, Rüben zu säen, wenn es erforderlich ist. Auch in anderer<br />
Hinsicht macht André Ungewöhnliches. In den Ferien kommt es vor, dass er sich<br />
für ein bis zwei Wochen von seinen Eltern verabschiedet und mit Rucksack und Zelt<br />
auf dem Rücken auf Wanderschaft geht. „Immer querfeldein laufe ich. Bis zu 120<br />
Kilometer. Dann drehe ich um und gehe wieder heim. Ich brauche keinen Luxus“, sagt er.<br />
Wie er sich sieht? „Früher fl ogen durchaus Dinge durch die Gegend, wenn mir etwas gegen<br />
den Strich ging. Schule fi el mir echt schwer. Heute auch noch. Aber ich mühe mich, bin ruhiger<br />
geworden und fahre nicht aus einer Laune heraus aus der Haut. Ich kann zupacken. Deshalb<br />
würde ich gern in der Landwirtschaft arbeiten oder Traktoren und Maschinen reparieren“, umreißt<br />
André seine Ziele.<br />
Roman Wieczorek<br />
Am liebsten spielt Roman Schlagzeug. Mit neun Jahren fi ng er damit zu Hause an<br />
und brachte sich die ersten Beats selbst bei. Seit vier Jahren nimmt er Unterricht<br />
an der Musikschule. Roman steht auf Heavy Metal. Ziemlich oft setzt er zu Hause<br />
Kopfhörer auf und trommelt los. Richtig gut spielt er auch Tischtennis. Beim Vfl<br />
Salder ist er seit zehn Jahren aktiv dabei. Fußball spielen, Skateboard fahren und<br />
Schwimmen gehören außerdem zu seinen Hobbys.<br />
Die Musik hätte Roman gern zu seinem Beruf gemacht – als Musikinstrumentenbauer.<br />
„ Das ist vorbei“, sagt er kurz. „Für so eine Lehre hätte ich aus Salzgitter weggehen<br />
müssen. Ich möchte aber gerne hier bleiben“, begründet er die Absage an diesen<br />
Wunschberuf. Jetzt hat sich der 17-Jährige für einen Metallberuf entschieden und<br />
möchte nach Berufsvorbereitungs- und Berufsgrundjahr an der BBS Fredenberg<br />
einen Beruf in dieser Richtung ergreifen.<br />
Marcel Ehlers<br />
Meine Schwester ist mein Vorbild. Die hat es geschafft, obwohl sie genau wie ich in<br />
der Schule nicht so einen guten Start hingelegt hatte. Ich bin jetzt 18 Jahre alt, habe<br />
keinen Schulabschluss und will das jetzt packen. Dafür strenge ich mich echt an.<br />
Darum habe ich mir zum Motto gemacht: Fürs Leben das Beste geben. Überhaupt<br />
nicht mag ich, wenn jemand eingebildet ist. Auch nicht, wenn man unnötigen Stress<br />
macht. Daneben fi nde ich außerdem, wenn jemand einen anderen beschuldigt,<br />
etwas getan zu haben, obwohl der das nicht war oder nichts dafür kann, wenn<br />
etwas passiert ist.<br />
Gut fi nde ich, wenn man lustig ist. Soweit mein Wissen und meine Erfahrungen<br />
reichen, helfe ich gern anderen Leuten. Ich bin gern mit Freunden zusammen. Meine<br />
liebsten Hobbys sind Schlagzeug spielen und in meiner Band Musik machen. Ich<br />
schreibe Gedichte und Musiktexte. Was ich noch gerne mache ist Kochen, Fußball<br />
spielen und an Technik basteln.<br />
Marcel verließ das Projekt kurz vor dessen Abschluss, weil er mehr Zeit für seine schulische<br />
Ausbildung brauchte.<br />
3
Medienorientierung<br />
4<br />
Sven Ridella<br />
Ich fi nde, jeder sollte arbeiten gehen und nicht herumhängen, weil man sonst<br />
zugrunde geht. Wenn man sich beschäftigt, kann man schließlich Erfahrungen<br />
sammeln. Gut fi nde ich auch, wenn sich jemand sozial engagiert. Nur ´rumsitzen<br />
mag ich nicht. Sport ist eine große Leidenschaft von mir. Ich spiele Fußball – früher<br />
war ich beim SC Gitter in der Mannschaft – gehe Schwimmen, fahre Rad und spiele<br />
Billard. Ich interessiere mich für Politik und Geschichte. Weil mich interessiert,<br />
was um mich herum geschieht, lese ich Zeitung und sehe die Nachrichten im<br />
Fernsehen. Daraus bilde ich mir dann meine Meinung zum Beispiel über Wirtschaft<br />
und Politik. Ich denke, der Wirtschaft würde es helfen, wenn mehr Leute Arbeit<br />
hätten. Aber mir ist auch klar, dass Politiker oder der Bundeskanzler nicht einfach<br />
ein paar Geschäfte eröffnen können.<br />
Klare Vorstellungen habe ich darüber, was ich später machen möchte. Ein<br />
Metallberuf nach Berufsvorbereitungs- und Berufsgrundjahr wäre für mich denkbar.<br />
Ich bin jedoch fl exibel. Der Kursus in Hauswirtschaft an der Hauptschule hat mir Spaß gemacht.<br />
Darum kann ich mir auch gut vorstellen, mein Berufsgrundjahr im Bereich Ernährung zu machen,<br />
um später vielleicht Bäcker oder Fleischer zu werden.<br />
Sven blieb nicht bis zum Schluss<br />
im Projekt, weil seine schulischen<br />
Leistungen es erforderlich machten,<br />
an allen Unterrichtsstunden in der<br />
BBS anwesend zu sein.<br />
Träger:<br />
Stadtbüro Fredenberg<br />
Kurt-Schumacher-Ring 4<br />
38228 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
1. Februar 2005 bis 30. Juni 2005<br />
Die Jugendlichen befragen Hans-Adolf Knopp als Koordinator des Projektes<br />
Innengestaltung des Jugendtreff im Eisenbahnwaggon.<br />
Ziele:<br />
Berufsorientierung und soziale Orientierung für Jugendliche;<br />
Integration für benachteiligte Zielgruppen;<br />
Inhaltliche und grafi sche Gestaltung einer <strong>LOS</strong>-Zeitung zur <strong>Doku</strong>mentation aller Mikroprojekte<br />
im <strong>2.</strong> Förderzeitraum:<br />
-<strong>LOS</strong>-Zielgruppen wird der Zugang zu Informationsmedien erleichert<br />
-Teilnehmer am Projekt werden im Umgang mit Medien orientiert und qualifi ziert<br />
-die Projektteilnehmer werden an der generellen Teilhabe an <strong>LOS</strong> motiviert<br />
-das Projekt schafft eine Plattform zur öffentlichen Diskussion von <strong>LOS</strong> im Stadtteil<br />
Von acht Teilnehmern werden mindestens sechs über den gesamten Projektzeitraum tätig und<br />
lernen die Grundlagen zum Aufbau einer Zeitung kennen.<br />
Zwei Teilnehmer erklären sich bereit, während und nach der Maßnahme an der Stadtteilzeitung<br />
„Fredenberg Echo“ mitzuarbeiten.<br />
Ein bis zwei Teilnehmer übernehmen Verantwortung im <strong>LOS</strong>-Begleitausschuss.<br />
Zielgruppe:<br />
An dem Projekt sollen maximal acht Teilnehmer arbeiten. Es sollen Menschen aus dem Stadtteil<br />
sein, die einen Migrationshintergrund haben und/oder Zugang zu Stadtteil-Medien bzw. Medien<br />
generell suchen, um sich besser in die Gemeinschaft einzubringen und persönliche Fortschritte<br />
hinsichtlich Sprache und Teilhabe an der Gemeinschaft zu erreichen.
Medienorientierung<br />
Inhalt:<br />
Angehörige von <strong>LOS</strong>-Zielgruppen<br />
-informieren sich über <strong>LOS</strong>-Projekte am Fredenberg,<br />
-beschäftigen sich mit Inhalten und Zielen des Programms <strong>LOS</strong> allgemein,<br />
-lernen so Möglichkeiten der Beschäftigungsfi ndung am Arbeitsmarkt und soziale<br />
Integrationsprojekte kennen,<br />
-tragen diese Informationen in Zielgruppen und fungieren damit als Multiplikatoren im<br />
Gesamtprogramm<br />
Männer wie Frauen, männliche wie weibliche Jugendliche nehmen gleichberechtigt am Projekt<br />
teil. Der Umgang mit Printmedien ist nicht geschlechtsspezifi sch. Es wird aber verstärkt darauf<br />
hingewirkt, dass sich auch männliche Jugendliche und Männer beteiligen, die Probleme mit dem<br />
Sprachausdruck haben. Auch Migranten und Aussiedler sollen verstärkt motiviert werden. Die<br />
Teilnehmer am Projekt sollen in Sprach- und Bildgestaltung sensibilisiert werden.<br />
Kursgestaltung:<br />
Die Treffen in der Gruppe sollen an zwei Tagen in der Woche für zwei Stunden stattfi nden.<br />
Phase 1: Die Treffen haben theoretischen Inhalt: Kennen lernen der Personen, Analysen,<br />
Übungen<br />
Phase 2: Kontaktaufnahme zu den Trägern anderer <strong>LOS</strong>-Projekte – schriftlich, telefonisch,<br />
persönlich<br />
Phase 3: konkrete Recherche für die <strong>LOS</strong>-Beilage<br />
Phase 4: Auswertung des gesammelten Materials und Zusammenstellen der Texte und Bilder zu<br />
einer Zeitung bzw. <strong>Doku</strong>mentation<br />
Eine im Stadtteil lebende und am Fredenberg bei der Herstellung einer dreimal jährlich<br />
erscheinenden Stadtteilzeitung ehrenamtlich tätige Journalistin weist die Projektteilnehmer in alle<br />
Arbeitsschritte zum Aufbau einer <strong>LOS</strong>-Zeitung ein. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lernen<br />
dabei das Handwerkszeug des Journalismus kennen, die Recherche, das qualifi zierte Interview,<br />
die Zusammenstellung von Presseberichten und Ankündigungen. Die Projektteilnehmer erlernen<br />
den Umgang mit modernen Medien zum Aufbau der Beilage. Dazu gehören der Einsatz von<br />
Computerprogrammen, Layout, Satzgestaltung, digitale Fotografi e und Druckvorbereitung. Es ist<br />
geplant, im Rahmen einer Begehung auch Drucktechnik<br />
und Druckverfahren kennen zu lernen.<br />
Die Projektteilnehmer erhalten im Stadtteil Einblicke in alle<br />
<strong>LOS</strong>-Mikroprojekte und schaffen mit der Erstellung einer<br />
eigenen <strong>LOS</strong>-Beilage, eine Diskussionsplattform über das<br />
Programm. Darüber hinaus dient diese medial erarbeitete<br />
Beilage als <strong>Doku</strong>mentation des Programms. Mit diesem<br />
medienorientierten Projekt will das Stadtbüro Fredenberg,<br />
als eingesetztes Stadtteilmanagement „Soziale Stadt“<br />
- Träger ist die Planungsgruppe Stadtbüro Dortmund<br />
Impulse zur konkreten Beteiligung von Zielgruppen<br />
setzen. Durch die mögliche Beteiligung unterschiedlicher<br />
Zielgruppen (Frauen, Migranten, Jugendliche) könnte die<br />
<strong>LOS</strong>-Zeitung zum eigenen Sprachrohr werden, um auf<br />
die zukünftige Gestaltung des Programms einzuwirken.<br />
Um eine <strong>Doku</strong>mentation in Form einer Broschüre zu<br />
erarbeiten, werden die Teilnehmer am Projekt eingeführt<br />
in:<br />
-Grundlegende Arbeitsschritte zur Entstehung einer Zeitung von der Idee bis zum fertigen<br />
Druck<br />
-Analyse von Zeitungen und Zeitschriften hinsichtlich Gestaltung, Sprache und Inhalt<br />
-Auseinandersetzung mit Sprache als Mitteilungsmedium, Bestandsaufnahme der Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten der Teilnehmer, Sprech- und Textübungen, um Sprachfertigkeit zu üben und zu<br />
erlernen<br />
-Recherche: Methoden, Übungen in der Gruppe, praktische Anwendung des Geübten am<br />
konkreten Beispiel<br />
-Fragetechniken für Interviews<br />
-Zusammenstellen von Pressemitteilungen über <strong>LOS</strong>-Projekte<br />
-Einführung in Fotografi e als visuelles Medium<br />
Erste gesprächspartnerin zum Mikroprojekt „Qualifi zierung zur Kochhilfe“<br />
war im Diakonie-Treff deren Leiterin, Sabina Scholz.<br />
5
Medienorientierung<br />
6<br />
-Übungen am PC zum Erfassen von Texten, Schreibübungen mit Blick auf einfache<br />
Rechtschreibregeln und einfachen Satzbau<br />
-Beschäftigung mit Satzprogrammen und der grafi schen Gestaltung einer Zeitung: Layout und<br />
Druckvorbereitung<br />
Kooperationspartner:<br />
Alle Träger von Mikroprojekten im Stadtteil<br />
Stadtbüro als Träger der Maßnahme und als Netzwerkpartner<br />
im Verbund mit:<br />
Arbeitskreis Jugend<br />
Arbeitskreis Sozialarbeit<br />
Arbeitsgruppe Sanierung<br />
Arbeitsgruppe Wohnungswirtschaft<br />
Feste Terminabsprachen mit Politik und<br />
Verwaltung<br />
Auswertung:<br />
Inhaltliche Planung<br />
Der konkreten Arbeit mit<br />
Teilnehmern am Medienprojekt<br />
ging eine inhaltliche Planung der<br />
Kursinhalte voraus. In Absprache<br />
mit Einrichtungen, die bereits mit<br />
möglichen Zielgruppen gearbeitet<br />
hatten bzw. arbeiten (Diakonie-<br />
Treff, Frauenkompetenzzentrum,<br />
Stadtteil-management Fredenberg)<br />
wurden Aufgabenfelder beim<br />
Erstellen einer Zeitung eingegrenzt,<br />
die von Teilnehmern an einem<br />
Medienprojekt zu bewältigen<br />
sind. Berücksichtigt werden<br />
mussten die zu erwartenden Der Fragenkatalog für ein Interview wird vorbereitet.<br />
Voraussetzungen bei den Sprachund<br />
Sprechfertigkeiten, im schriftlichen Bereich und Erfahrungen im Umgang mit Medien<br />
allgemein. Klar wurde, dass der Einstieg in ein solches Projekt auf sehr niedriger Stufe erfolgen<br />
muss. Allein der Begriff „Medienorientierung“ schien für Angehörige von <strong>LOS</strong>-Zielgruppen zu<br />
wenig fassbar. In der Werbung für das Projekt wurde der Begriff darum auf „Schreibwerkstatt“<br />
reduziert.<br />
Um den Zugang zum Projekt zu erleichtern, wurde bei der Planung ein weit gefasster Einstieg in<br />
die Thematik gewählt. Eine Einführung in Medien aus Sicht von Zeitungslesern sollte Interesse<br />
wecken und Vertrauen schaffen. Schwerpunkt wurde darauf gelegt, dass die Teilnehmer<br />
langsam von einer beobachtenden Rolle in die aktive Beteiligung beim Herstellen einer Zeitung<br />
geführt werden. Zu Beginn des Projektes sollten aus diesem Grund leicht verständliche<br />
und nachvollziehbare Kurzvorträge durch die Projektleiterin über Medien, Pressearbeit und<br />
Hintergründe bei der Gestaltung und Entstehung von Printmedien sein.<br />
Werbung für das Projekt<br />
Die ersten Überlegungen, ein medienorientiertes Beteilungsprojekt durchzuführen, wurden<br />
zum Ende der ersten <strong>LOS</strong>-<strong>Förderperiode</strong> während der Planungsgespräche für den zweiten<br />
Förderzeitraum im Begleitausschuss vorgestellt. Damit hatten alle Träger von Mikroprojekten<br />
Kenntnis von diesem Vorhaben und waren angehalten, in ihrem Umfeld Teilnehmer darauf<br />
anzusprechen. Darüber hinaus wurden Einrichtungen im Stadtgebiet in einem Anschreiben<br />
über Inhalte und Ziele des Projektes informiert und um Mitarbeit beim Finden von Teilnehmern<br />
gebeten. Weitere Kontakte zu Einrichtungen knüpfte die Projektleiterin persönlich und mit dem<br />
Ziel, in einzelnen Einrichtungen das Projekt vor möglichen Teilnehmergruppen vorzustellen.
Teilnehmerfi ndung<br />
Gute Chancen sah das Berufsfortbildungswerk (bfw). In<br />
Gesprächen mit Wolfgang Bähre und Abdulla Celik als<br />
Verantwortliche für <strong>LOS</strong> wurde der Kreis möglicher Teilnehmer<br />
nochmals eingegrenzt. Die Projektleiterin erhielt die Möglichkeit,<br />
vor einer Klasse mit Jugendlichen, die beim bfw qualifi ziert<br />
wurden, das Projekt vorzustellen. Diese Jugendlichen zeigten<br />
zunächst kein Interesse an einer Mitarbeit. Die Klassenbetreuerin<br />
sagte zu, über das Projekt zu sprechen und den Jugendlichen die<br />
Teilnahme auch während der Unterrichtszeit zu ermöglichen. Trotz<br />
dieses Entgegenkommens kam keiner der Jugendlichen zu einem<br />
im Stadtbüro vereinbarten Treffen.<br />
Zeitgleich lief die Werbung über die Berufsbildenden Schulen. Der<br />
schulfachliche Koordinator, Studienrat Hans-Adolf Knopp, sah in<br />
Jugendlichen aus dem Berufsvorbereitungsjahr eine geeignete<br />
Klientel für das Projekt. Er selbst warb in den Klassen um Teilnahme<br />
und sicherte zu, gegebenenfalls die Projektarbeit während der<br />
Unterrichtszeit zu ermöglichen und für die Beurteilung schulischer<br />
Medienorientierung<br />
Besuch bei Marcel Fischer im Stützpunkt Fredenberg der Diakonie<br />
gGmbH. Recherchiert wurde der Fortgang der Außenarbeiten<br />
am Eisenbahnwaggon.<br />
Leistungen zu berücksichtigen. Aus den BVJ-Klassen Metall und Holz meldeten sich spontan<br />
Jugendliche zur Mitarbeit am Projekt. Sieben Jungen im Alter von 15 bis 19 Jahren aus diesen<br />
Klassen des Berufsvorbereitungsjahres der BBS Fredenberg fanden sich im Stadtbüro ein. Unter<br />
ihnen befanden sich keine Aussiedler oder Ausländer. Die Mitglieder dieser Gruppe stellten<br />
dennoch eine <strong>LOS</strong>-Zielgruppe dar, da die meisten Jugendlichen bislang noch keinen oder nur<br />
einen geringen Schulabschluss vorweisen konnten.<br />
Arbeit im Stadtbüro<br />
Die Gruppe fi ndet sich zusammen<br />
Da sich die Jugendlichen aus der BBS und teilweise aus der Schulzeit kannten, bedurfte es<br />
keiner umfassenden Vorstellung. Um herauszufi nden wie die jungen Leute sich selbst sehen<br />
und wie sie ihre Fähigkeiten einschätzten, wurde zum näheren Bekanntwerden miteinander<br />
das journalistische Genre Kurzporträt gewählt. Dadurch lernten die Jugendlichen in vertrauter<br />
Umgebung mit bekannten Personen Fragetechniken und ein Grundgenre des Journalismus<br />
kennen.<br />
Es zeigte sich gleich hierbei, dass die Voraussetzungen, selbst Texte zu schreiben, bei den<br />
Mitgliedern der Gruppe sehr unterschiedlich waren. Die Scheu, Texte aufzuschreiben dominierte.<br />
Fakten zu formulieren, fi el allen Jugendlichen schwer. Das erklärte im Nachhinein die Skepsis der<br />
zuvor angesprochenen möglichen Teilnehmer am Projekt.<br />
Praktische Übungen<br />
Für eine Zeitung als öffentlich zugängliches Produkt zu schreiben, setzt ein Grundmaß an<br />
Kompetenzen im Schreiben und Formulieren voraus. Dazu bedarf es trainierter Voraussetzungen.<br />
Ein fünfmonatiges Projekt konnte nicht leisten, diese Fähigkeiten aufbauend auf schulisches<br />
Wissen auszuprägen. Das zeigte sich bei der folgenden Übung erneut. Aufgabenstellung war,<br />
das Projekt „Medienorientierung“ für die Stadtteilzeitung „Fredenberg Echo“ kurz zu beschreiben<br />
und die Gruppe vorzustellen. Die Gruppe konnte anhand eines Fragegerüstes gemeinsam alle<br />
Fakten benennen, sie jedoch nicht selbstständig zu einem Presseartikel zusammenfügen. Die<br />
Aufgabe, ein Interview zu führen und in Frage-Antwort-Struktur am PC zu erfassen gelang,<br />
allerdings in sehr einfacher Form. Sie genügte nicht für den Anspruch einer <strong>Doku</strong>mentation. Das<br />
entmutigte die Jugendlichen nicht. Sie waren immer bereit über Verbesserungen an den Texten<br />
zu sprechen und Formulierungen zu hinterfragen. Das war wichtig für das Verständnis der für die<br />
<strong>Doku</strong>mentation vorgesehenen Beiträge.<br />
Es machte deutlich, dass die Beschreibung der Projekte nur dann auch von Mitgliedern der<br />
Zielgruppen verstanden wird, wenn die sprachliche Form einfach bleibt. Hier trifft zu, was bereits<br />
zum Arbeitstitel des Projektes gesagt wurde. Projekte und deren Inhalte müssen für Zielgruppen<br />
sprachlich fassbar sein, um Menschen zur Teilnahme zu bewegen. Dazu leistete die Gruppe<br />
„Medienorientierung“ ihren Beitrag, indem sie Ziele und Absichten von Mikroprojekten für sie<br />
verständlich abfragte und damit ihre Sichtweise auf <strong>LOS</strong> einbrachte.<br />
Gemäß den Absichten des Projektes „Medienorientierung“ beschäftigte sich die Gruppe über<br />
7
Medienorientierung<br />
die eigentliche Arbeit an der <strong>Doku</strong>mentation mit<br />
theoretischen Fragen der Zeitungsherstellung von<br />
der Recherche bis zum Layout. Bekannt gemacht<br />
wurden die Jugendlichen mit Fragetechniken. In<br />
Zeitungen und Zeitschriften wurden verschiedene<br />
Pressegenre untersucht und besprochen. Analysiert<br />
wurden Überschriften und Fotos. Die grafi sche<br />
Gestaltung wurde untersucht und selbst geübt.<br />
Welche Informationen man als Leser aus Texten<br />
und Bildern und aus ihrem Bezug zueinander<br />
ableiten kann, wurde an praktischen Beispielen aus<br />
unterschiedlichen Druckerzeugnissen demonstriert.<br />
Letztlich sollte mit diesen Übungen eine Form für<br />
Recherche in der Textilwerkstatt im Diakonie-Treff.<br />
die angestrebte <strong>Doku</strong>mentation entwickelt werden.<br />
Dazu hatten die Jugendlichen viele Ideen. Wichtig<br />
war ihnen eine Kombination aus Fotos und Texten, die trotz der Fülle an Material überschaubar<br />
und optisch ansprechend bleiben sollte.<br />
Da der Wille eine Zeitung zu gestalten trotz der Schwierigkeiten im Bereich des Schreibens bei<br />
den Jugendlichen vorhanden war, wurde das Projekt schon an dieser Stelle abgewandelt. An die<br />
Stelle des selbstständigen Schreibens trat die Begleitung beim Erstellen einer <strong>Doku</strong>mentation.<br />
Über das Programm<br />
<strong>LOS</strong> habe ich durch<br />
die Mitarbeit am<br />
Projekt eine Menge<br />
erfahren. Weil man<br />
konkret angeschaut<br />
hat, welche Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
und Weiterbildungskurse<br />
wo angeboten<br />
werden, habe ich auch<br />
für mich neue Anlaufstellen<br />
kennen gelernt.<br />
Rico Beyer<br />
8<br />
Vorstellen der Mikroprojekte<br />
Das Verfahren wurde folgendermaßen festgelegt: Die Gruppe besprach die Einzelprojekte<br />
zunächst anhand der Stammblätter. Hieraus wurden alle Informationen gezogen, die Absichten<br />
und Ziele des jeweiligen Projekts umreißen. Daraus abgeleitet wurde ein Fragengerüst zu Ablauf<br />
und Ergebnissen. Nach dieser Vorbereitung wurden die einzelnen Projekte aufgesucht. Die<br />
Interviews führte die Projektleiterin. Da sich aus den Gesprächen mitunter Aspekte ergaben, die<br />
im vorbereiteten Fragekatalog nicht berücksichtigt worden waren und weitere Zwischenfragen<br />
erforderlich machten, erfuhren die Projektteilnehmer zusätzliche Details über die Mikroprojekte.<br />
Sie erwiesen sich als aufmerksame Zuhörer und lernten so die Vielfalt von <strong>LOS</strong> auch im<br />
Zusammenhang mit Stadtteilarbeit kennen.<br />
Als eigene Aufgabe übernahmen die Jugendlichen das Fotografi eren. Hierzu eigneten sie sich<br />
selbst die Voraussetzungen an, indem sie anhand der Bedienungsanleitung der stadtbüroeigenen<br />
Kamera deren Funktionsweise ergründeten. Vor den Recherchewegen teilten die Jugendlichen<br />
selbst ein, wer die Bilder aufnehmen sollte. Nach einer Kurzeinführung in grundlegende Aspekte<br />
der Pressefotografi e gaben sich die jungen Leute vor dem Besuch der Einrichtungen Tipps und<br />
wiesen sich gegenseitig auf sinnvolle Einstellungen hin. Auch die fertigen Bilder wurden kritisch<br />
ausgewertet und ausgewählt.<br />
Aufgabe der Jugendlichen war weiterhin, Gesprächspartner mündlich und schriftlich zu<br />
Interviews einzuladen. Das erforderte, dass die Jungen sich mit den Inhalten des jeweiligen<br />
Projektes beschäftigt hatten, um ihre Absichten kurz und prägnant zu schildern. Das traf auch<br />
auf schriftliche Einladungen bzw. Materialanforderungen in Briefform zu. In eine Standardform<br />
setzten sie die Texte ein und übten damit die auch für Bewerbungen wichtige Form des briefl ichen<br />
Kontaktes.<br />
Die meisten Projekte suchten die Jugendlichen selbst auf. Lediglich bei frauenspezifi schen<br />
Themen wie dem Frauenkompetenzzentrum und der Frauenkompetenz-Börse schien es<br />
unpassend, mit heranwachsenden<br />
Männern Frauengesprächskreise zu<br />
besuchen. Die Auswertung dieser<br />
Projekte erfolgte im Stadtbüro mit dem<br />
Material aus der Befragung durch die<br />
Projektleiterin.<br />
Die Gruppe als<br />
Stadtteilreporter<br />
Durch Treffen im Stadtbüro wurde bei<br />
den Jugendlichen Interesse an der<br />
Arbeit des Stadtbüros Fredenberg<br />
und der von ihm betreuten Projekte<br />
Maurice und Roman (hinten links) als aufmerksame Zuhörer im <strong>LOS</strong>-<br />
Begleitausschuss.
Medienorientierung<br />
geweckt. Bauliche Maßnahmen interessierten ebenso wie Veranstaltungen und Aktionen. Die<br />
Jugendlichen bekamen so einen Einblick in die Vielfalt der Stadtteilarbeit und nahmen sogar<br />
selbst daran teil. Ihr Pressebeitrag für das „Fredenberg-Echo“ war ein Teil dieser Arbeit.<br />
Den Jungentag der Realschule gemeinsam mit den Präventionsrat gegen Gewalt und Kriminalität<br />
Salzgitter begleiteten sie als Teilnehmer eines Kurzseminars. Stadteilmanager Detlev Behrens<br />
spielte mit Jungen die Aufgaben eines Stadtteilmanagers durch, gab damit Einblicke in<br />
seine Arbeit und beleuchtete Projekte. Die Gruppe „Medienorientierung“ fotografi erte für das<br />
„Fredenberg-Echo“ diese Veranstaltung und nahm so indirekt daran teil.<br />
Eine ständige Mitarbeit in der Redaktionsgruppe des „Fredenberg-Echo“ schlossen die<br />
Jugendlichen aus, da sie zurzeit noch schulisch eingebunden sind.<br />
Refl exion über das Projekt<br />
Mit dem Mikroprojekt „Medienorientierung“ ist es gelungen, Jugendlichen <strong>LOS</strong> als Programm<br />
näher zu bringen. Berufl iche Perspektiven konnte dieses Projekt nicht entwickeln. Für die<br />
allgemeine Orientierung der Jugendlichen konnte das Projekt jedoch einen Beitrag leisten. Die<br />
meisten Gruppenmitglieder nahmen die Mitarbeit am Projekt ernst und beteiligten sich zuverlässig<br />
und regelmäßig an der Arbeit zu den festgesetzten und mit der BBS abgesprochenen Terminen.<br />
Zusätzliche Treffen außerhalb dieser Zeiten, die der Besuch anderer <strong>LOS</strong>-Projekte erforderlich<br />
machte, hatten oft nur sporadische Beteiligung. Mitunter verhinderten andere außerschulische<br />
Verpfl ichtungen das Erscheinen.<br />
Die Teilnahme am Projekt öffnete den Jugendlichen den Blick für Möglichkeiten der Tätigkeit<br />
im Ehrenamt wie auch auf Chancen, über <strong>LOS</strong> Beschäftigung zu fi nden und sinnvolle Arbeit für<br />
das Gemeinwesen zu leisten. Eigene Standpunkte wurden überdacht und in der Gruppe auch<br />
kontrovers diskutiert.<br />
In dieser Hinsicht vereinigte das Projekt zwei in einem: Jugendliche erhielten Einblicke in<br />
journalistische und ehrenamtliche Arbeit. Sie lernten Einrichtungen im Stadtteil und von<br />
ihnen durchgeführte <strong>LOS</strong>-Programme kennen und arbeiteten nach ihren Möglichkeiten einer<br />
<strong>Doku</strong>mentation zu. Da zunächst geplant war, von den Jugendlichen eine 16-seitige eigene<br />
Ausgabe einer Kurzdokumentation erstellen zu lassen, von diesem Vorhaben aus geschilderten<br />
Gründen abgerückt wurde, stellt die nun vorliegende umfangreiche <strong>Doku</strong>mentation einen<br />
eigenständigen Teil dieses Projektes dar.<br />
Der Erfolg des Projektes „Medienorientierung“ beruht auf einer engen Kooperation der<br />
Projektleiterin mit dem schulfachlichen Koordinator, Studiendirektor Hans-Adolf Knopp. Er<br />
ermöglichte den Jugendlichen nicht nur die Teilnahme am Projekt, sondern zeigte durch<br />
sein Interesse am Fortgang der Arbeit den Jugendlichen gegenüber Wertschätzung für ihr<br />
Engagement im <strong>LOS</strong>-Projekt.<br />
Kritisch werden die ersten Abzüge aus der Druckerei durchgesehen. Ein gutes Stück Arbeit ist geschafft. Jetzt geht es<br />
daran, die Präsentation der <strong>LOS</strong>-<strong>Doku</strong>mentation vorzubereiten.<br />
Am Projekt „Medienorientierung“teilzunehmen<br />
war wirklich sehr<br />
interessant und hat<br />
mir viel Spaß gemacht.<br />
Ich könnte mir gut<br />
vorstellen, wieder an<br />
einem solchen Projekt<br />
mitzuarbeiten.<br />
Maurice Theek<br />
9
Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />
10<br />
Träger:<br />
Berufsbildende Schulen<br />
Fredenberg<br />
Hans-Böckler-Ring 18-20<br />
38228 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
1. Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Berufsvorbereitung,<br />
Berufsberatung,<br />
Berufsorientierung; sonstige<br />
Orientierung und Vorbereitung;<br />
Erhöhung der Chancengleichheit<br />
von Frauen und Männern;<br />
Berufl iche Qualifi zierung der <strong>LOS</strong>-<br />
Zielgruppen durch Projekte im<br />
Handwerk<br />
Zielgruppe:<br />
Schülerinnen und Schüler, Migranten und Migrantinnen<br />
Jugendliche unter 25 Jahren<br />
Geschafft: Der neue Tresen steht, die Wände sind gemalert - Jugendliche<br />
mit ihrer Betreuerin Anna Schulz im eisenbahnwaggon.<br />
Inhalt:<br />
Einrichtung eines mobilen offenen Jugendtreffs<br />
Im Rahmen der Errichtung eines offenen Jugendtreffs ins Form eines Eisenbahnwaggons werden<br />
jugendliche Migranten und Migrantinnen aus Neu Fredenberg in handwerklichen Tätigkeiten<br />
qualifi ziert.<br />
Die zertifi zierte Qualifi zierungsmaßnahen erfolgt durch die Berufsbildenden Schulen Fredenberg<br />
in den Fachrichtungen Holzbearbeitung und Farbgestaltung.<br />
In einer Vorschaltmaßnahme werden bis zu 12 Jugendliche des Wohngebietes im Alter ab 15<br />
Jahren in den Werkstätten der BBS Fredenberg durch Fachlehrer qualifi ziert Umgang mit Holz<br />
und Metall sowie farbliche Gestaltung eingewiesen. Die Jugendlichen werden im Vorfeld am<br />
praktischen Objekt – dem im Wohngebiet aufgestellten Eisenbahnwaggon – mit den Fachlehrern<br />
selbstständig Planungen für die Gestaltung des Innenraumes sowie die spätere Außengestaltung<br />
vornehmen. Alle notwendigen und gerade praktisch erforderlichen Fähigkeiten zur Umsetzung<br />
der Planungen werden in der Schule vermittelt.<br />
Die qualifi zierten Jugendlichen führen unter fachlicher Anleitung den Umbau des entkernten<br />
Waggons durch. Es werden Sitzgelegenheiten geschaffen. Spiel- und Kommunikationsmöglich<br />
keiten sollen entstehen. Der Küchen- und ein WC-Bereich werden geschaffen sowie ein kleiner<br />
Sportbereich. Abschließend soll der Waggon von außen farblich gestaltet werden.<br />
An der Qualifi zierungsmaßnahme sollen mindestens 8 jugendliche Migrantinnen und Migranten<br />
teilnehmen. Sie sollen nach der Vorschaltqualifi kation in der Lage sein, 80 Prozent der anfallenden<br />
Tätigkeiten versiert mit unterstützen zu können.<br />
Die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen nach Abschluss der Maßnahme einen<br />
Jugendleiterschein vorweisen, um die offene Jugendarbeit auch nachhaltig absichern zu<br />
helfen.<br />
Durch die enge Verzahnung mit sozialpädagogischer Beratung und Betreuung sollen mindestens<br />
50 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine nachhaltigere praxisorientierte Orientierung<br />
zur Berufsausbildung erhalten haben, die ihnen im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung zugute<br />
kommt.<br />
Mit dieser Maßnahme erlernen jugendliche Migrantinnen und Migranten Qualifi kationen, die ihnen<br />
den Zugang zum Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt erleichtern sollen. Die Maßnahme wird<br />
zertifi ziert. Die zeitgleiche sozialpädagogische Betreuung festigt den praktischen Erfolg der<br />
Maßnahme und vermittelt den Jugendlichen soziale Orientierung und individuelle Beratung.
Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />
Kursgestaltung:<br />
Jugendliche Aussiedlerinnen und Aussiedler sollen mit<br />
handwerklichen Methoden vertraut gemacht werden. Die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Projekt sollen<br />
auch soziale Arbeitsfelder kennen lernen.<br />
Die fachliche Qualifi zierung sowie die berufspraktische<br />
Begleitung vor Ort wird von Fachlehrern der BBS in<br />
ihrer Freizeit auf Honorarbasis vorgenommen. Eine<br />
enge Verknüpfung der einzelnen Fachbereiche der BBS<br />
Fredenberg ermöglicht eine intensive Verknüpfung und<br />
praxisrelevante Umsetzung.<br />
Die sozialpädagogische Betreuung wird von der Propstei<br />
Salzgitter, als Träger des Jugendzentrums D7, geleistet.<br />
Die Sozialpädagogen zeichnen für die fachliche Betreuung<br />
der eingesetzten Honorarkräfte verantwortlich und sind<br />
direkter Ansprechpartner für die betreuerischen Belange<br />
des Projektes.<br />
Kooperationspartner:<br />
Propstei Salzgitter; vom Jugendzentrum D7 eingesetzte Sozialpädagogen<br />
Berufsschullehrer, die außerhalb des Unterrichts Qualifi zierungsmaßnahmen durchführen<br />
Hintergrund:<br />
Vertreter von Einrichtungen am Fredenberg informieren<br />
sich über den Fortgang des Innenausbaus<br />
Männliche jugendliche Migranten blicken auf<br />
Sozialisierungserfahrungen zurück, in denen die<br />
Rolle von Frauen und Mädchen patriarchisch<br />
festgeschrieben war. Gleichwohl sind es<br />
vorwiegend Migrantinnen, die sich auf die<br />
veränderten Rahmenbedingungen in der Existenz<br />
der übergesiedelten Familien eingestellt haben.<br />
Diese aktive Übernahme von Verantwortung in<br />
der Beschäftigungssuche bleibt dort erfolglos,<br />
wo Interessen nicht gefördert und neue<br />
Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
nicht unterstützt werden. Das Mikroprojekt will<br />
einen Beitrag zu neuer Orientierung im Bereich<br />
des Handwerks bei jugendlichen Migrantinnen<br />
leisten und männliche Jugendliche gleichzeitig auffordern, auch Verantwortung in sozialen<br />
Betreuungsaufgaben zu übernehmen.<br />
Auswertung:<br />
Den Wunsch, sich einen eigenen Treff einzurichten und zu gestalten, hatten Jugendlichen im<br />
neuen Fredenberg schon lange. Viele von ihnen kamen, als sie noch kleine Kinder waren, mit ihren<br />
Familien nach Deutschland. Soziale Kontakte nach außen knüpfen, fi el diesen Aussiedlerfamilien<br />
zunächst schwer. Während die Eltern die<br />
deutsche Sprache noch kannten, mitunter<br />
jedoch nicht mehr gut sprachen, wurden<br />
die Kinder mit der russischen Sprache<br />
groß. Viele Familien erlebten eine doppelte<br />
Heimatlosigkeit: In ihrem Heimatland waren<br />
sie Repressalien ausgesetzt. In ihrer neuen<br />
Heimat begegnete man ihnen häufi g mit<br />
Misstrauen und Distanz. Die Verständigungs<br />
schwierigkeiten zwischen Einheimischen und<br />
Zugezogenen ermutigten nicht, aufeinander<br />
zuzugehen. Ergebnis war eine gewisse<br />
Probesitzen im künftigen Jugendtreff. Als der Waggon in<br />
Salzgitter eintraf, durften seine künftigen Nutzer ihn in Augenschein<br />
nehmen.<br />
Außenansicht des Jugendtreffs.<br />
Isolierung der Migrantenfamilien.<br />
Die jungen Leute jedoch strebten nach außen.<br />
Sie wollten sich auch außerhalb der häuslichen<br />
11
Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />
12<br />
Umgebung treffen und Freundschaften, die in der Schule entstanden waren, pfl egen und neue<br />
Kontakte knüpfen. Also trafen sich die Jugendlichen an verschiedenen Plätzen im Wohngebiet,<br />
an Bushaltestellen, auf Kinderspielplätzen und Schulhöfen. Gern gesehen waren die jungen<br />
Leute dort nicht, weil sich Verschmutzungen und Beschädigungen häuften, die einige der jungen<br />
Leute aus Frust und Langeweile angerichtet hatten. Als Unruhestifter im Wohngebiet wollten<br />
die meisten der Jugendlichen nicht angesehen werden. „Gebt uns einen Raum, an dem wir<br />
uns treffen können!“, lautete ihre Antwort auf die Vorwürfe. Die evangelische Kirchengemeinde,<br />
zu der Jugendliche Kontakt hatten, handelte und stellte den jungen Leuten im Käthe-Kollwitz-<br />
Haus, dem Gemeindehaus im neuen Wohngebiet, einen Raum zur Verfügung. Allerdings war von<br />
Anfang an klar, dass dies nur eine Übergangslösung sein konnte.<br />
In Anna Schulz fanden die Jugendlichen schon zu dieser Zeit<br />
eine Betreuerin, die in zweierlei Hinsicht ihre Sprache sprach.<br />
Selbst Aussiedlerin kannte die gelernte Erzieherin die Probleme<br />
der Jugendlichen und fand wegen ihres Engagements für die<br />
Belange der jungen Leute schnell Zugang und Anerkennung<br />
bei den Jungen und Mädchen. Unter ihrer Anleitung nutzte<br />
die Gruppe den Gemeinderaum nicht nur als Treffpunkt, um<br />
sich zu unterhalten oder Musik zu hören. Im Käthe-Kollwitz-<br />
Haus wurde gemeinsam gekocht und gebacken. Die Gruppe<br />
renovierte den Raum in Eigeninitiative und richtete ihn<br />
entsprechend der Möglichkeiten jugendgemäß her. Das Ziel,<br />
einen eigenen Treff zu erhalten, blieb dabei immer im Blick.<br />
Auf einer Bewohnerversammlung, die sich mit Planungen<br />
innerhalb des Programms Soziale Stadt befasste, trugen die<br />
Jugendlichen ihren Wunsch wiederholt vor.<br />
Das Projekt „K.u.Q.“ – Kompetenz und Qualifi zierung für<br />
junge Menschen in sozialen Brennpunkten – mit seinen<br />
zusätzlichen Angeboten für Kinder und Jugendliche in<br />
verschiedenen Projekten im Stadtteil zeigte überdies, dass<br />
betreute Jugendarbeit sich positiv auf das soziale Miteinander<br />
im Wohngebiet auswirkte. Schulen und Kindereinrichtungen<br />
beobachteten während der Dauer der Projekte deutlich weniger Zerstörungen auf öffentlich<br />
zugänglichen Plätzen.<br />
Der Kauf des Eisenbahnwaggons durch die Stadt Salzgitter brachte die Jugendlichen ihrem<br />
Ziel näher und forderte sie gleichzeitig heraus. Nachdem der Waggon im Auftrag der Stadt<br />
Salzgitter entkernt und an die Versorgungsleitungen angeschlossenen worden war, konnten die<br />
Jugendlichen zeigen, wie viel sie zu tun bereit sind, um einen eigenen Jugendtreff zu gestalten.<br />
Die Arbeiten zur Ausgestaltung des Waggons unterteilten sich in zwei Arbeitsphasen, die<br />
teilweise parallel zueinander verliefen. Um sich mit<br />
Arbeitstechniken im Bereich der Holzverarbeitung<br />
und der Farbgestaltung vertraut zu machen,<br />
erlernten Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Projekt<br />
in der BBS Grundlegendes über diese Arbeiten.<br />
Praktisch in die Arbeitstechniken eingeführt wurden<br />
die Jugendlichen in den Werkstätten der BBS. Die<br />
Arbeitsabläufe machten währenddessen auch<br />
Arbeitsphasen im Eisenbahnwaggon erforderlich. Hier<br />
fand im Wesentlichen die zweite Hauptarbeitsphase<br />
statt.<br />
Erste grundlegende Arbeit im künftigen Treff war das<br />
Verkleiden der Wände und der Bau des Fußbodens.<br />
Hierzu wurden Platten auf Holzständer montiert.<br />
Die Jugendlichen haben nicht nur über die Gestaltung ihres<br />
künftigen Treffs diskutiert. Wichtig war ihnen auch, Regeln zur<br />
späteren Nutzung zu vereinbaren. Auf Wandplakaten wurden<br />
diese Vereinbarungen aufgeschrieben.<br />
Durchhaltevermögen verlangte schließlich das<br />
Schleifen der gespachtelten Platten, da nur eine<br />
Maschine zur Verfügung stand. Da die Jugendlichen<br />
zügig mit diesen Arbeiten vorankommen wollten,<br />
wurde viel manuell geschliffen.<br />
Anna Schulz war während des Ausbaus eine<br />
wichtige Ansprechpartnerin für die jungen<br />
Leute.<br />
Insbesondere die Mädchen in der Gruppe sahen ihre Aufgabe in der farblichen Gestaltung und<br />
der Ausgestaltung der drei Bereiche des Innenraumes.
Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />
Auswertung aus Sicht von Anna Schulz<br />
Über die farbliche Gestaltung gab es nicht gleich einheitliche Auffassungen. Mädchen und<br />
Jungen näherten sich schließlich langsam und einigten sich auf die drei Farben Orange für den<br />
Küchen- und Thekenbereich, Rot für den mittleren Teil und Blau für den hinteren Sitzbereich.<br />
Als Dekor wählten die Jugendliche chinesische Schriftzeichen, die mit schwarzer Farbe auf<br />
die Wände gemalt wurden. Dazu informierten sich die Projektteilnehmer über die Bedeutung<br />
verschiedener Zeichen und entschieden sich programmatisch auf Zeichen, die unter anderem<br />
Erfolg, Gerechtigkeit und Freude bedeuten. Als besonderes gestalterisches Element suchte die<br />
Gruppe einen großformatigen Drachen aus.<br />
Insgesamt waren an den Arbeiten mehr Jungen als Mädchen beteiligt. Unterschiedlich war<br />
auch die Intensität der Beteiligung. Rund 20 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren<br />
arbeiteten am Projekt mit, wobei sich ein fester Kern von fünf jungen Leuten herausbildete.<br />
Diese kleine Gruppe übernahm dann auch immer mehr die Koordination der Arbeiten und war<br />
sehr selbstständig tätig. Dennoch blieb das Projekt stets offen für interessierte Teilnehmer. Es<br />
war also durchaus im Sinne des Projektes, dass sich keine feste Gruppe bildete, sondern die<br />
Teilnehmer wechselten. Der Kreis der beteiligten Jugendlichen änderte im Laufe der Arbeiten<br />
Größe und Zusammensetzung. Es gab auch Tiefpunkte, beispielsweise wenn wegen geringer<br />
Beteiligung der Ausbau langsamer voran ging. Schon während der Ausbauphase sahen die<br />
Jugendlichen den Eisenbahnwaggon als Treff für Begegnung an. Außer den Arbeiten am Wagen<br />
selbst diskutierten die Jugendlichen während der Treffen wie und wozu der Eisenbahnwaggon<br />
künftig genutzt werden soll. Dazu dienten auch die wöchentlichen Treffen mit dem Diakon und<br />
Sozialpädagogen der Propstei Lebenstedt, Stefan Engelmann. Er betreute die Jugendlichen<br />
während der Ausbauphase jeweils donnerstags. Montag, Dienstag und Freitag war Anna Schulz<br />
als Ansprechpartnerin im Treff. Mittwochs arbeitete der BBS-Pädagoge Martin Wilkens in den<br />
Werkstätten der Berufsschule oder direkt im Waggon mit den Jugendlichen.<br />
Martin Wilkens über die Holzarbeiten<br />
Bevor an die Inneneinrichtung gedacht werden konnte, hatten<br />
die Jugendlichen mit dem Innenausbau eine Menge zu tun.<br />
Wandverkleidungen, Trennwände und Fußboden bauen, waren<br />
Arbeiten, die Zeit und Mühe kosteten. Die Beteiligung war je nach<br />
Motivation der Jugendlichen unterschiedlich. Um die 20 Jugendliche<br />
beteiligten sich insgesamt an den Arbeiten, wobei eine Gruppe von<br />
fünf 14- bis 19-Jährigen regelmäßig an den Bauarbeiten beteiligt war.<br />
Da zu den Treffen diejenigen jungen Leute kamen, die gerne für ihren<br />
künftigen Treff etwas bauen wollten, gingen die Arbeiten gut und zügig<br />
voran. Die Planungen gingen im Wesentlichen von den Jugendlichen<br />
aus. Meine Aufgabe bestand darin, den Bau fachlich anzuleiten. Da galt<br />
für den Innenausbau wie auch den Bau der Einrichtungsgegenstände.<br />
Die Motivation der Jugendlichen war währen der angeleiteten<br />
Arbeitsphasen sehr hoch. Bei Arbeiten im Waggon auf sich gestellt, kaam<br />
es dan zu Verzögerungen, wenn Unterstützung und direkte Beratung<br />
fehlten. Das<br />
verdeutlicht<br />
Gemeinsam mit Betreuer Martin Wilkens erledigen Jugendliche<br />
letzte Arbeiten am Tresen für den Jugendtreff.<br />
Auch Bänke für den Außenbereich entstanden unter fachkundiger<br />
Anleitung in der Holzwerkstatt der BBS Fredenberg.<br />
wie notwendig eine fachliche<br />
und pädagogische Betreuung der<br />
Jugendlichen ist. Diese sollte für<br />
die Jugendarbeit im Treff unbedingt<br />
gewährleistet sein.<br />
Wesentliche Bauelemente, die in den<br />
Werkstätten der BBS Fredenberg<br />
entstanden sind, waren der Tresen,<br />
zwei Sitzbänke, einige Regale und<br />
Multifunktionswürfel, die sowohl als<br />
Hocker als auch als Tisch verwendet<br />
werden können. Welche Möbel gebaut<br />
werden sollten, hatte die Gruppe<br />
besprochen.<br />
Jugendliche über einen<br />
langen Zeitraum für<br />
freiwillige Arbeit zu<br />
begeistern, ist eine<br />
Herausforderung. Mit<br />
jedem Baufortschritt<br />
steig die Motivation.<br />
Anna Schulz<br />
13
Jugendtreff im Eisenbahnwaggon<br />
Wenn man so eine<br />
tolle Chance geboten<br />
bekommt, muss man<br />
auch selbst etwas tun.<br />
Für mich war es klar,<br />
dass ich den Jugendleiterschein<br />
mache<br />
und hier mit zupacke.<br />
Schließlich ist der Treff<br />
für uns.<br />
Viktor Springer<br />
14<br />
Jugendliche berichten über ihre Vorstellungen<br />
Wie schon im Käthe-Kollwitz-Haus wollen wir Musik hören oder ab und zu eine LAN-Party<br />
veranstalten. Dazu bringt dann jeder seine Technik mit, so dass wir hier im Waggon Computer<br />
spielen können. Den Billardtisch werden wir im „Blauen Abteil“ aufstellen. Ab und zu wollen<br />
wir den Fernsehapparat<br />
mit dem Videospieler<br />
nutzen. Die DVD, die wir<br />
dann ansehen, suchen<br />
wir gemeinsam aus.<br />
Geburtstage haben wir<br />
schon jetzt im Waggon<br />
gefeiert. Das werden wir<br />
auch weiter so machen.<br />
Bis jetzt haben wir es<br />
so gemacht, dass wir<br />
kurzfristig entschieden<br />
haben, was wir hier<br />
machen. Einen Plan<br />
gibt es nicht. Allerdings<br />
haben wir bereits<br />
untereinander und mit<br />
den Betreuern über<br />
Regeln gesprochen,<br />
die im Treff eingehalten<br />
Chinesische Schriftzeichen stehen für Begriffe wie Erfolg, Gerechtigkeit und Freude.<br />
werden müssen. Daran muss sich jeder halten, der den Treff nutzen möchte. Fest vereinbart ist:<br />
Kein Alkohol im Waggon. In den Räumen wird nicht geraucht. Gewalt lehnen wir ab. Einmal im<br />
Monat werden wir das Grundstück rund um den Waggon aufräumen.<br />
Viktor Springer über seine Auffassung zum Treff<br />
Ich denke, jeder muss selbst entscheiden, was und wie viel er für den Treff arbeiten will. Wer<br />
den Treff haben möchte, sollte auch etwas dafür tun. Klar, dass man niemanden zwingen kann.<br />
Ich fi nde das Gefühl gut, wenn man selbst etwas erreicht hat - so wie hier mit dem Waggon.<br />
Man kann nicht alles für sich haben. Ich habe hier mitgemacht, weil ich möchte, dass die<br />
Jugendlichen, die nach uns kommen, auch etwas haben. Dafür hatten wir doch gekämpft. Ich<br />
habe kein Problem damit, wenn jemand in den Treff kommt, der sich gar nicht an den Arbeiten<br />
beteiligt hat. Der Waggon ist ja schließlich als Treffpunkt für alle gedacht. Solange die Besucher<br />
die Regeln einhalten, ist das o.k.. Ich selbst habe schon den Jugendleiterschein gemacht.<br />
Man kann nicht nur fordern, man muss auch selbst etwas tun. Ich werde mich hier auch weiter<br />
einsetzen. Dass wir unseren eigenen Treff haben, ist eine gute Geschichte. Wir sind hier unter<br />
uns - als Jugendliche meine ich. Wir hatten nie vor, Stress im Wohngebiet zu machen, aber<br />
irgendwo brauchen auch Jugendliche ihren eigenen Platz. Den haben wir jetzt und ich denke,<br />
wir machen das Beste daraus.<br />
Der Waggon kommt amFredenberg an. Außenansicht mit fast komplettem Außenbereich.
Träger:<br />
Diakonie gGmbH<br />
Windmühlenbergstraße 18<br />
38259 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
15. März 2005 bis 15. Juni 2005<br />
Außengestaltung Jugendtreff<br />
Ziele:<br />
Berufsvorbereitung, Berufsberatung;<br />
Berufsorientierung durch berufsvorbereitende Maßnahmen in einem<br />
Projekt zur Wohnumfeldverbesserung;<br />
Sonstige Orientierung und Vorbereitung;<br />
Der Grill wird gemauert.<br />
Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und Männern;<br />
Förderung der berufl ichen Eingliederung durch Integrationsprojekte für besonders<br />
benachteiligte Zielgruppen. Die berufl ichen Perspektiven für benachteiligte Jugendliche aus<br />
dem Stadtteil sollen verbessert werden. Der praktische Teil der Qualifi zierung soll gleichzeitig<br />
das direkte Umfeld der Jugendlichen aufwerten.<br />
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen sich aus eigenem Interesse an dem Projekt<br />
beteiligen.<br />
80 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen bis zum Schluss an der Maßnahme teil<br />
80 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließen die schriftliche Erfolgskontrolle mit<br />
Erfolg ab.<br />
Die geplanten Arbeiten auf der Grünfl äche werden vollständig wie vorgesehen von den<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgeführt.<br />
Zielgruppe:<br />
12 Personen: Arbeitslose bzw. langzeitarbeitslose Frauen und Männer, Aussiedler und<br />
Aussiedlerinnen, Schüler und Schulabgänger, Ausbildungsplatzsuchende, Jugendliche unter 25<br />
Jahren<br />
Inhalt:<br />
Qualifi zierung und Ausbildung Jugendlicher und jugendlicher<br />
Migranten im Garten- und Landschaftsbau am Fredenberg<br />
Umsetzung der theoretischen Grundlagen im konkreten Wohnfeld<br />
am Fredenberg zur Gestaltung einer Grünfl äche, die der<br />
Außenbereich eines Jugendtreffs ist<br />
Gewinnen von Teilnehmern für das Projekt, einerseits durch<br />
geschlechtsneutrale Werbung, andererseits mit Hilfe einer<br />
Betreuerin<br />
sozialpädagogische Betreuung<br />
Kursgestaltung:<br />
Jugendliche während der Bauarbeiten.<br />
Phase 1: Begrüßung/Gruppenphasen<br />
1. Aufnahmegespräch/Profi ling zum Finden von<br />
Fähigkeiten und Stärken<br />
<strong>2.</strong> Sozialberatung<br />
3. Beratung und Hilfen zur berufl ichen Orientierung<br />
4. erlebnispädagogisches Angebot zur Gruppenfi ndung<br />
5. Planungsgespräch zur Ermittlung der Gestaltungswünsche für den<br />
Außenbereich des Jugendtreffs<br />
Phase 2: fachtheoretischer und allgemeiner Unterricht<br />
1. Grundlagen des Garten- und Landschaftsbaus: Arbeitssicherheit,<br />
Maschinenkunde, Flächen- und Volumenberechnung, Grundlagen<br />
der Baustoffkunde, des Wegebaus, der Biologie im Bereich Pfl anzenund<br />
Gehölzkunde<br />
<strong>2.</strong> Sozialkunde: Werte und Normen einer demokratischen<br />
Gesellschaftsordnung, Suchtprävention, Alltagsthemen<br />
15
Außengestaltung Jugendtreff<br />
16<br />
Phase 3: praktische Umsetzung des theoretischen Wissens<br />
Gestaltung einer Grünfl äche:<br />
Rasenfl äche anlegen<br />
Bau eines Weges mit wassergebundener Decke<br />
Bau einer Pfl astersteinfl äche<br />
Pfl anzen von Bäumen und Sträuchern<br />
Bau eines stationären Grillplatzes aus Natursteinen<br />
Phase 4: Abschluss-Grillfest und Auswertung der Maßnahme<br />
Parallel zu den genannten Phasen sollen die Jugendlichen die Möglichkeit erhalten, ein Praktikum<br />
im ABM-Projekt im Garten- und Landschaftsbau der Diakonie gGmbH „Greenteam-Fredenberg“<br />
zu absolvieren. Wenn Motivation und Befähigung es zulassen, soll darüber hinaus angestrebt<br />
werden, Praktikumsplätze in Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes zu vermitteln.<br />
Kooperationspartner:<br />
Greenteam Fredenberg<br />
Diakonie Kreisstelle Salzgitter<br />
Diakonie-Treff<br />
Lukas Werk Suchthilfe gGmbH<br />
Elisabethstift Jugendhilfe gGmbH<br />
Stadtbüro Fredenberg<br />
Stadt Salzgitter/Grünfl ächenamt<br />
Hintergrund:<br />
Im Garten- und Landschaftsbau ist der männliche<br />
Arbeitnehmeranteil traditionell stärker ausgeprägt. Es<br />
herrscht häufi g die Trennung von „Bau“, in dem fast ausschließlich Männer arbeiten und dem<br />
stark von Saisonarbeit geprägten Bereich „Pfl ege“, in dem fast ausschließlich Frauen tätig sind.<br />
Gerade bei einigen klassischen Bau-Handwerksbereichen und auch im Garten- und<br />
Landschaftsbau ist die Zugangsschwelle für Frauen sehr hoch. Diese Problematik wird häufi g<br />
noch durch einen Migrationshintergrund verstärkt. Ziel dieses Mikroprojektes ist es, auch jungen<br />
Frauen einen Einblick in das Berufsfeld „Garten- und Landschaftsbau zu ermöglichen. Damit<br />
sollen Ängste und Unsicherheiten abgebaut werden. Die Chancen junger Frauen im Bereich<br />
Garten- und Landschaftsbau sollen verbessert werden. Da das Projekt beiden Geschlechtern<br />
offen steht, bestimmt letztlich das Interesse der jungen Frauen über ihren Anteil am Projekt.<br />
Auswertung:<br />
Der Baugrund für die Sitzfl äche rund um<br />
den Grill wird vorbereitet.<br />
Die Teilnehmer am Mikroprojekt Außengestaltung des Geländes rund<br />
um den mobilen Jugendtreff stammen zu einem großen Teil aus der<br />
Gruppe Jugendlicher, die auch an der Innengestaltung des Jugendtreffs<br />
beteiligt waren. Das waren in der überweigenden Zahl Schüler im Alter<br />
zwischen 15 und 19 Jahren und einige Auszubildende. Sie alle wohnen in<br />
unmittelbarer Nähe des künftigen Jugendtreffs und stammen zumeist aus<br />
Aussiedlerfamilien. Wegen mangelnder Bereitschaft zur Mitarbeit an der<br />
Außengestaltung, gingen die Arbeiten zeitweise nur schleppend voran.<br />
Erstes Ziel des Projektes war, den Jugendlichen klar zu machen, dass<br />
die Außengestaltung in ihrem Interesse liegen muss und die Planungen<br />
wie auch die Arbeit selbst von ihnen ausgehen muss. Projektleiter Marcel<br />
Fischer sah seine Aufgabe darin, „Träume und Realitäten zusammen zu<br />
Die Fußballtore werden aufgestellt und einzementiert.<br />
bringen“.<br />
In Zusammenarbeit mit den Betreuern des Projektes Innenausbau des Eisenbahnwaggons wurde<br />
zuerst abgefragt, wie viele Jugendliche sich an den Außenarbeiten beteiligen würden. Dazu wurde<br />
das Projekt den jungen Leuten mit seinen Zielen und Inhalten vorgestellt. Mit Elan gingen die<br />
Jugendlichen daran, Ideen zu sammeln und zu besprechen. Beispielsweise gab es den Wunsch,<br />
eine Tischtennisplatte aufzustellen. Diese Idee wurde von den Projektteilnehmern verworfen.<br />
Stattdessen entschied sich die Gruppe Bolzplatztore zu bauen. Wichtig war den jungen Leuten<br />
weiter, einen Grillplatz anzulegen. Ihn mit einer Holzkonstruktion zu überdachen war ebenfalls<br />
gewünscht. Erfahrungen mit der beschränkten Haltbarkeit solcher Bauten überzeugten die<br />
Jugendlichen, auf diese Überdachung zu verzichten. Die Planungen insgesamt zeigten, dass die<br />
jungen Leute mit festen Vorstellungen und Wünschen an die Außengestaltung ihres Jugendtreff<br />
herangegangen waren. Die Planungsgespräche verliefen konstruktiv, weil sich die Jugendlichen
Außengestaltung Jugendtreff<br />
von der Machbarkeit bzw. Nichtumsetzbarkeit der von ihnen gewünschten Projekte überzeugen<br />
ließen und ihre Pläne den Möglichkeiten des Mikroprojektes anpassten.<br />
Gruppenfi ndung als Erlebnistag<br />
Gleich zu Beginn des Projektes boten die Betreuer den Jugendlichen<br />
einen besonderen Tag zum Kennenlernen an. Am 1. April 2005 stand<br />
ein Walderlebnistag auf dem Programm. Es ging Marcel Fischer darum,<br />
gemeinsam Spaß zu haben, miteinander bekannt zu werden und so ein Zus<br />
ammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe selbst aber auch zu den Betreuern<br />
zu entwickeln. „Im Gegensatz zu Anna Schulz, die sich diesem Projekt<br />
ebenfalls anschloss, kannten mich die Jugendlichen noch nicht. Während<br />
eines Erlebnistages kann man eventuelle Berührungsängste abbauen. Und<br />
darum ging es mit diesem Waldtag ebenfalls“, erläuterte Marcel Fischer.<br />
Gemeinsam mit seinem Kollegen von der Diakonie gGmbH, Lutz Müller,<br />
ging es vom Waggon aus in die Lichtenberge. Dort übte die insgesamt acht<br />
Mann starke Gruppe Kletter- und Sicherheitsknoten. Mit diesem Wissen<br />
wurde die nächste Aufgabe bewältigt: An einer Strickleiter an einer alten<br />
hohen Buche emporklettern. Für den Abstieg gab es die Möglichkeit, sich<br />
abzuseilen oder wieder die Leiter hinab zu klettern.<br />
Wie man im Wald überlebt demonstrierte Lutz Müller anschließend der<br />
Gruppe. Er zeigte, von welchen Früchten man sich ernähren kann, wie man<br />
ohne Streichholz ein Feuer entfacht und die Lebensmittel zubereitet. Über dem offenen Feuer<br />
wurden dann Tee gekocht und Würstchen gegrillt – allerdings unter Zuhilfenahme von Zubehör<br />
aus der „zivilisierten Welt“. Es war ein sehr rustikaler Tag, der seinem pädagogischen Anspruch<br />
gerecht wurde und den Teilnehmern Einblicke in interessante Freizeitmöglichkeiten bot wie sie<br />
später beispielsweise auch vom Jugendtreff initiiert werden könnten.<br />
Theoretischer Unterricht<br />
Um ein Projekt im Garten- und Landschaftsbau umsetzen zu können, theoretischer Unterricht<br />
erforderlich. An vier Nachmittagen unterwies Marcel Fischer Jugendliche im Grundwissen zu<br />
den von den Jugendlichen geplanten Bauarbeiten. Dazu gehörte beispielsweise, dass<br />
die Jugendlichen lernten, wie eine Mauer gebaut wird, wie Wege und Plätze geschüttet<br />
werden, welche Arbeitsgeräte dazu benötigt werden und wie sie gehandhabt werden.<br />
Unterwiesen wurden die Jugendlichen im Arbeitsschutz und in der Berechnung<br />
geometrischer Flächen zum Zweck der Ermittlung des Materialverbrauches. Behandelt<br />
wurden während dieses theoretischen Teils auch Fragen des Holzbaus der Gartenpfl ege.<br />
Damit erhielten die Jugendlichen einen Einblick in Arbeitsfelder des Garten- und<br />
Landschaftsbaus und hatten Gelegenheit, dieses Berufsfeld zunächst in der Theorie<br />
kennen zu lernen.<br />
Ein kurzer Abschlusstest zur Überprüfung dieses theoretischen Wissens, bei dem die<br />
richtigen Antworten angekreuzt werden mussten, fi el entsprechend der teilweise guten,<br />
teilweise mäßigen Beteiligung an den Unterrichtsstunden unterschiedlich gut aus.<br />
Als es an die praktische Umsetzung des Projektes ging, kamen wieder mehr Jugendliche<br />
zu den Arbeitstreffen. Allerdings schätzte Marcel Fischer ein, dass es generell schwierig<br />
sei, junge Leute für freiwillige Arbeit zu begeistern. Selbst das Argument, dass das<br />
Projekt direkt zu ihrem Nutzen sei, reiche für die Überzeugungsarbeit nicht aus. Das<br />
liege möglicherweise daran, dass unentgeltliche Arbeit für das Gemeinwesen insgesamt<br />
und also auch bei Jugendlichen zu wenig Anerkennung fi ndet.<br />
Gemmeinschaftsgefühl entwickeln und Spaß haben<br />
stand im Mittelpunkt des Waldtages – eines Bausteins<br />
innerhalb des Mikroprojektes.<br />
Der Bau des Grills<br />
Als vorbereitende Maßnahme wurde ein kleines Fundament gegossen, das aushärten musste.<br />
Für die Bauarbeiten am eigentlichen Grill wurde nach dieser notwendigen Arbeitspause ein<br />
weiterer Arbeitseinsatz mit einem festen Termin vereinbart. Zwei Jugendliche mauerten unter<br />
Anleitung von Marcel Fischer und mit Unterstützung von Anna Schulz den Grill. „Es ist kein<br />
bautechnisches Meisterwerk“, kommentierte Marcel Fischer den Bau, „aber er erfüllt seinen<br />
Zweck. Die grundlegenden Punkte beim Mauern, die ja nur kurz besprochen werden konnten,<br />
sind erfüllt. Der Bau spiegelt in etwa die Beteiligung an den Treffen mit den theoretischen<br />
Unterrichtseinheiten wider. Er war wechselnd“, erläuterte Marcel Fischer. Er wertete bereits das<br />
Erscheinen nur weniger Jugendlicher zu diesem Arbeitstreffen als Erfolg. Wichtig war ihm, dass<br />
Marcel Fischer leitet das Projekt.<br />
Er führte Jugendliche theoretisch<br />
und praktisch in den Garten- und<br />
Landschaftsbau ein.<br />
17
Außengestaltung Jugendtreff<br />
18<br />
Jugendliche die Arbeiten selbst in die Hand genommen hätten. Das war hier der Fall.<br />
Weitere Bauvorhaben<br />
Rund um den Grill sollte weiter eine Standfl äche geschüttet werden. Als Sitzgelegenheiten<br />
verständigte sich die Gruppe auf Konstruktionen aus Lärchenstämmen. Diese wurden gewählt,<br />
weil die jungen Leute eine rustikale Gestaltung ihres Grillplatzes vorzogen und der Bau dieser<br />
Sitzgelegenheiten mit vertretbarem Aufwand möglich war.<br />
Die Beteilung an den Bauarbeiten zu fest vereinbarten Terminen an zwei Tagen im Mai war<br />
schlecht. Regelmäßig anwesend war Viktor Springer. Er hatte sich bereits in Zusammenhang mit<br />
der Jugendarbeit im Jugend-Treff zum Jugendleiter ausbilden lassen. Gemeinsam mit Betreuerin<br />
Anna Schulz sowie Marcel Fischer und einem weiteren Mitarbeiter der Diakonie gGmbH sorgte er<br />
für den Fortgang der Bauarbeiten. „Was soll ich dazu sagen“, gab er resigniert zu. „Ich bin hier und<br />
ich verstehe nicht, warum die anderen sich hier nicht blicken lassen. Es ist doch ihr Treff. Allerdings<br />
kommt er wohl für einige Jugendliche, die von Anfang an dabei waren zu spät. Diejenigen, die<br />
anfangs mit Elan dabei waren, sind heute in dem Alter, in dem sie ein eigenes Auto haben und<br />
Jugendangebote an anderen Orten nutzen können und wollen. Sie fahren zur Diskothek nach<br />
Braunschweig oder in andere benachbarte Städte. In Ordnung fi nde ich diese Einstellung trotzdem<br />
nicht. Ich möchte, dass es den Jugendlichen, die heute so alt sind wie wir vor einigen Jahren, als<br />
wir so dringend einen Jugendtreff haben wollten, einmal besser geht als uns. Wir haben so lange<br />
dafür gekämpft und ja auch Erfolg gehabt. Man kann doch die Leute, die uns geholfen haben, so<br />
einen Eisenbahnwaggon zu bekommen, jetzt nicht enttäuschen. Nur daneben stehen und warten,<br />
dass alles fertig wird, ist eine schlechte Einstellung.“<br />
Enttäuscht war auch Anna Schulz: „Ich bin extra am Abend vorher noch durch das Wohngebiet<br />
gegangen. Ich weiß ja, wo sich die Jugendlichen aufhalten. Ich habe alle angesprochen und ihnen<br />
gesagt, dass sie zu den Bauarbeiten kommen sollen. Fast alle haben gesagt, dass sie kommen<br />
werden und nun stehen wir hier allein. Dieses Auf und Ab mit der Beteiligung kenne ich ja. Wenn<br />
es aber wie jetzt ganz konkret etwas zu tun gibt, hätte ich schon erwartet, dass die Jugendlichen<br />
mit anpacken. Insgesamt gesehen jedoch haben die Jugendlichen durchaus fl eißig gearbeitet. Man<br />
muss dabei auch sehen, dass sie für die Schule arbeiten müssen und weitere Freizeitaktivitäten<br />
haben. Das Interesse, den Außenbereich so zu gestalten, dass er für Sport, Spiel und Geselligkeit<br />
nutzbar ist, war bei den beteiligten Jugendlichen immer vorhanden. Wurden Arbeiten begonnen,<br />
kamen sehr oft Jugendliche dazu, krempelten die Ärmel auf und packten mit zu. So wechselte<br />
die Zusammensetzung der Gruppe bei einzelnen Arbeiten. Letztlich haben wir es auch mit dieser<br />
wohl jugendgemäßen Methode geschafft, die Außengestaltung des Jugendtreffs erfolgreich<br />
abzuschließen.“.<br />
Weil die festgesetzten Tage für die Arbeitseinsätze auf schulfreie Wochentage fi elen, fanden sich<br />
viele jüngere Kinder auf dem Außengelände ein. Anna Schulz beschloss, sie nicht wegzuschicken,<br />
sondern sie leichte Zuarbeiten beim Aufstellen der Bolzplatztore ausführen zu lassen. Es sei eine<br />
Investition für die Zukunft, begründete sie. „Ich werde mich für die Kinder stark machen, wenn<br />
das Außengelände zur Nutzung frei gegeben wird. Die Großen werden versuchen, die Kleinen zu<br />
vertreiben. Das geht aber nicht, wenn die Kinder geholfen haben,<br />
den Platz herzurichten“, sagte sie weiter.<br />
Die Motivation, an der Gestaltung des Eisenbahnwaggons zu<br />
arbeiten, schätzten Marcel Fischer und Anna Schulz gleichlautend<br />
unterschiedlich ein. Beide glauben, dass der Wille zur Mitarbeit<br />
stärker wäre, wenn die Jugendlichen bereits mehr Kompetenzen<br />
hätten. Es sei seitens der jungen Leute bereits viel gearbeitet<br />
worden, uneingeschränktes Nutzungsrecht hätten die Jugendlichen<br />
- von denen einer den Jugendleiterschein besäße - noch nicht.<br />
Solche Verzögerungen seien entmutigend und förderten nicht das<br />
Verantwortungsgefühl der künftigen Nutzer für ihren Treff.<br />
Das Außengelände wurde mit einem kleinen Grillfest seiner<br />
Bestimmung übergeben. Insbesondere Betreuerin Anna Schulz,<br />
die immer wieder um Teilnahme an den Arbeiten bei den<br />
Jugendlichen geworben hatte, machte die Jugendlichen kritisch<br />
auf ihre Verantwortung aufmerksam. Wenn man einen Jugendtreff<br />
Der Außenbereich kurz vor Ende der Bauarbeiten.<br />
haben wolle, müsse man dafür auch etwas tun. Diese Bereitschaft<br />
ließen einige Jugendliche immer wieder vermissen. Anna Schulz hoffe, dass mit der Fertigstellung<br />
eines Teils des Außengeländes auch die Motivation, sich tatkräftig für den Jugendtreff einzusetzen,<br />
bei den Jugendlichen wieder steigen wird.
Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
Träger:<br />
Schulverein der BBS Fredenberg e. V.<br />
Hans-Böckler-Ring 18-20<br />
38228 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
01. November 2004 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Es bildet sich ein Netzwerk aus den verschiedenen Institutionen, die<br />
im Stadtteil arbeiten. Verschiedenen Einrichtungen verfügen über<br />
Seilgartentrainer.<br />
Die Mitglieder des Netzwerkes bilden gemeinsam Organisations- Die Hochelemente des Seilgartens.<br />
strukturen für den Betrieb im Seilgarten: Trainingszeiten, Trainingsdauer,<br />
pädagogischer Standard.<br />
Die Mitglieder des Netzwerkes führen mit ihren Probanden soziale Trainingskurse durch.<br />
Die Öffentlichkeit wird über den Seilgarten und seine Nutzungsmöglichkeiten informiert.<br />
Der Trägerverein des Seilgartens erstellt zum Jahresende eine Bilanz, wie viele Probanden aus<br />
welchen Institutionen den Seilgarten durchlaufen haben.<br />
Ziel ist es, eine ausreichende Anzahl von Seilgartentrainern und –trainerinnen aus verschiedenen<br />
sozialen Einrichtungen auszubilden, um den von ihnen betreuten Menschen die Möglichkeit<br />
zu geben, Schlüsselqualifi kationen zu erwerben, die in den inhaltlichen Aspekten der<br />
Trainerausbildung genannt werden.<br />
Aufbau von Netzwerken;<br />
Lokale und regionale Entwicklungsprojekte, lernende Regionen<br />
Gemeinwesenarbeit;<br />
Förderung von Toleranz und Demokratie, durch Unterstützung von<br />
Organisationen und Netzwerken, die dies fördern;<br />
Unterstützung von Aktivitäten lokaler Vereine;<br />
Maßnahmen zur Gründung und Festigung sowie Professionalisierung<br />
von Selbsthilfeorganisationen benachteiligter Menschen.<br />
Zielgruppe:<br />
Betriebliche Ausbilder<br />
Außerbetriebliche Ausbilder wie Lehrer und Lehrerinnen<br />
Schüler und Eltern<br />
Mitglieder von Institutionen und Organisationen<br />
Sicherheit ist das Grundprinzip bei der Arbeit im Seilgarten<br />
Inhalt:<br />
Es wird angestrebt, 12 Trainer und Trainerinnen auszubilden, die in der<br />
Lage sind, mit unterschiedlichen Gruppen im Seilgarten pädagogisch zu arbeiten. Erreicht werden<br />
soll, Schülern und anderen potentiellen Nutzern aus dem Stadtgebiet Ziele und Möglichkeiten<br />
des Kletterns im Seilgarten zu vermitteln und Interesse an der Nutzung zu wecken.<br />
Arbeit im Seilgarten kann erreichen: -Erhöhung des Selbstvertrauens und der Selbstachtung<br />
-Verbesserung von Problemlösungs-, Entscheidungs- und<br />
Risikostrategien<br />
-Erhöhung von Teamgeist und Motivation<br />
-Entwicklung von Vertrauen und gegenseitiger<br />
Unterstützung in der Gruppe oder Klasse<br />
Die Nutzung des Seilgartens bietet einer Vielzahl von Zielgruppen in Salzgitter Möglichkeiten<br />
der pädagogischen Arbeit. Die gemeinsame Nutzung des Seilgartens durch verschiedene<br />
Institutionen erscheint nicht nur sinnvoll, sondern stellt eine eigene Qualität dar, weil sich<br />
Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit verschiedenartigem sozialen Hintergrund<br />
unmittelbar gleichberechtigt begegnen.<br />
Denkbar wäre eine intensive Vernetzung zwischen Sportvereinen, Jugendzentren,<br />
Jugendgerichtshilfe, Mütterzentrum, Drogenberatung, Kinderschutzbund, Ausbildungsabteilungen,<br />
sonderpädagogischen Einrichtungen, allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen<br />
und dem Präventionsrat gegen Gewalt und Kriminalität. Um diese soziale Vernetzung zu erreichen,<br />
19
Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
20<br />
werden kompetente Seilgartentrainer und –trainerinnen benötigt, die aus den verschiedenen<br />
sozialen Einrichtungen stammen. Nur so kann der Seilgarten einer großen Zahl von Nutzern<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Kursgestaltung:<br />
Kompetente und erfahrene Seilgartentrainer führen die Ausbildung<br />
durch. Die Teilnehmer an der Ausbildung erlernen während eines<br />
siebentägigen Kurses pädagogische Grundkenntnisse und wenden<br />
diese bei praktischen Übungen im Seilgarten an. Abschluss des<br />
Kurses ist eine Prüfung.<br />
Weibliche und männliche Seilgartentrainer werden ausgebildet,<br />
damit angemessen geschlechtsspezifi sch gearbeitet werden kann.<br />
Die Trainer erlernen die Kompetenzen, mit denen spätere Nutzer des<br />
Seilgartens vertraut gemacht werden sollen. Durch das körperbetonte<br />
Handeln im Seilgarten spüren die Nutzer sich unmittelbar. Sie müssen<br />
Kooperationsfähigkeit, Risikobereitschaft, Selbstvertrauen, Empathie,<br />
Verantwortungsbewußtsein und Konfl iktfähigkeit entwickeln. Auch<br />
Zusammenspiel der Kletternden ist auf dem Boden und auf das eventuelle Scheitern einer Kletterübung ist aus pädagogischer<br />
den Hochelementen erforderlich.<br />
Sicht positiv zu werten, denn dadurch wird der Kletternde gezwungen,<br />
sich selbst zu refl ektieren. Die Refl exion von Selbst- und Fremdbild<br />
bietet ein wichtiges Potential für persönliche Entwicklung.<br />
Kletterimpressionen<br />
Kooperationspartner:<br />
BBS Fredenberg<br />
Jugendamt der Stadt Salzgitter<br />
Präventionsrat gegen Gewalt und Kriminalität Salzgitter<br />
Sportverein SV Borussia Salzgitter<br />
Hauptschule Fredenberg<br />
Gottfried-Linke-Realschule<br />
Hintergrund:<br />
Besonders gedacht ist das Seilgartentraining für benachteiligte<br />
Jugendliche mit einem problematischen<br />
Rollenbild. Das Training im Seilgarten ist gut<br />
geeignet, die Jugendlichen bei ihrer Rollenfi<br />
ndung positiv zu unterstützen. Die BBS, insbesondere<br />
der Bereich der Fachschule für Sozialpädagogik, hatte als<br />
EXPO-Schule gute Erfahrungen im Bereich Klettern und<br />
Erlebnispädagogik gemacht.<br />
Ropes-Course - Teamprozesse verstehen<br />
und Grenzen überwinden<br />
Die Idee heißt „Ropes-Course“. Sie kommt<br />
aus Amerika „zurück“. Geistiger Urvater<br />
dieses pädagogischen Ansatzes ist Kurt<br />
Hahn, der Begründer der Erlebnispädagogik.<br />
Was ist ein Ropes-Course? Übersetzt wird<br />
der Begriff Ropes-Course mit „Seilgarten“<br />
bzw. „Hochseilgarten“.<br />
Ein Seilgarten kann als eine Serie von<br />
künstlichen Hindernissen (aus Seil- und/oder<br />
Stahlkabeln) bezeichnet werden, die in einem<br />
sinnvollen Parcours für diverse Anwendungen<br />
aufgebaut werden. Man differenziert grundsätzlich zwischen Nieder- und Hochseilgärten.<br />
Niederseilgärten (bis 4 Meter über dem Boden) beinhalten ähnliche Übungen wie Hochseilgärten<br />
(meist 8-14 Meter über dem Boden). Allerdings ist die Wirkungsweise auf einem Hochseilgarten<br />
mit einer höheren emotionalen Spannung verbunden. Der Hochseilgarten ist keine standardisierte<br />
Einheit, sondern wird je nach den Bedürfnissen der Betreiber exklusiv gestaltet. Die Benutzung
Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
setzt keine besonderen Ansprüche an Fitness oder körperliche Verfassung. Es gibt auch keine<br />
Regeln wie die einzelnen Hindernisse bewältigt werden. Learning by doing (Versuch und Irrtum)<br />
steht im Vordergrund. Hochseilelemente werden in Verbindung mit Kletterseilen, Gurten, Helmen<br />
und weiterem Sicherheitszubehör benutzt.<br />
Warum erlebnispädagogische Ansätze in die Schule bringen?<br />
Erlebnispädagogik ist als ein handlungsorientierter Ansatz zu verstehen, bei dem Gruppenprozesse,<br />
Kommunikations- und Interaktionsverhalten thematisiert, refl ektiert und aufgearbeitet<br />
werden. Wichtigste pädagogische Einsatzfelder sind die Gewalt- und Suchtprävention sowie<br />
Umwelterziehung, Persönlichkeits- und Gruppenschulung. Durch den Einsatz der einzelnen<br />
Elemente und Instrumente des Ropes-Course sollen Sinneserfahrungen ermöglicht werden,<br />
die für die meisten Schüler und Schülerinnen heute im Alltag kaum mehr möglich sind. Das<br />
Erfahren persönlicher Grenzen, sowohl psychisch als auch physisch, kann hier in einem legalen<br />
Raum ausgelebt und refl ektiert werden. Die Übungen zeichnen sich durch aktive Beteiligung<br />
und Kooperation aus. Alternativen zu Verhaltensschemata und Problemlösungen sollen aus den<br />
konstruierten Situationen in den LebensalItag der Kletternden übertragen werden. Vertrauen und<br />
Verantwortung sollen nun eine neue Dimension erhalten, die grundlegende Voraussetzungen zur<br />
Steigerung des Selbstwertgefühls und der Wertschätzung<br />
des Mitmenschen ist.<br />
Im Zuge gesellschaftlicher Entwicklung hat sich<br />
das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen<br />
grundlegend verändert. Biographiegestaltung wird<br />
zu einer immer riskanteren Entwicklungsaufgabe mit<br />
Nöten und Unterstützungsbedarf, aber auch eigenen<br />
Bewältigungsstrategien. In dieser Situation geraten die<br />
traditionellen Erziehungskonzepte immer deutlicher an ihre<br />
Grenzen. In der Schule mehren sich Krisensymptome und die<br />
Jugendarbeit beklagt das Verschwinden ihrer Zielgruppen.<br />
„Für das Leben lernen“ - was dies in<br />
einer individualisierten, pluralisierten<br />
und enttraditionalisierten Gesellschaft<br />
für Schule heißen muss, ist noch<br />
offen.<br />
Erlebnispädagogischen Methoden<br />
werden hier besondere Chancen<br />
eingeräumt, um die Potentiale von<br />
Kindern und Jugendlichen nach<br />
Körperlichkeit, Lust auf Verausgabung<br />
und Auseinandersetzungen positiv<br />
aufzugreifen und konstruktiv<br />
einzusetzen<br />
Training an den Niedrigelementen<br />
Auswirkungen bei den Teilnehmern:<br />
Erhöhung des Selbstvertrauens und der Selbstachtung;<br />
Entwicklung der Beweglichkeit und der körperlichen Koordination;<br />
Lernerfolg durch Erfahrung:<br />
Verbesserung von Problemlösungs-, Entscheidungs-, und Risikostrategien;<br />
Entwicklung von Führungs- und Managementpotential;<br />
Erhöhung von Teamgeist und Motivation;<br />
Entwicklung von Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung im Team oder in der Gruppe bzw.<br />
Klasse;<br />
oder einfach nur ein riesiger Spaß<br />
Auswertung:<br />
Pädagogisches Konzept für die Arbeit im Seilgarten Salzgitter Fredenberg<br />
Ethische Grundprinzipien<br />
Werte- und Zielvereinbarungen<br />
Um eine Basis für das gemeinsame Arbeiten in einer Gruppe mit unterschiedlichen<br />
21
Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
Klettern im Seilgarten<br />
macht keine anderen<br />
Menschen. Die<br />
Kletternden erfahren<br />
jedoch körperlich, was<br />
es bedeutet, einander<br />
zu vertrauen. Eine<br />
Erfahrung, die man<br />
nachhaltiger kaum<br />
machen kann.<br />
Andreas Wagner<br />
22<br />
Teilnehmeren zu schaffen, müssen Vereinbarungen über Verhaltensregeln getroffen werden.<br />
Diese Grundüberlegung wird zu Beginn des Programms vorgestellt bzw. gemeinsam erarbeitet.<br />
Sofern alle Teilnehmer mit den Vereinbarungen einverstanden sind, werden sie verbindlich<br />
festgehalten. Im Laufe des Programms können jederzeit Veränderungen vorgenommen werden.<br />
Die vertraglichen Vereinbarungen beziehen sich auf folgende Aspekte:<br />
Einverständnis aller Teilnehmenden, körperlich und mental anwesend zu sein sowie als Teil der<br />
Gruppe zusammen zu arbeiten.<br />
Einverständnis aller Teilnehmenden, auf die körperliche und emotionale Sicherheit der anderen<br />
sowie auf die eigene Sicherheit zu achten.<br />
Einverständnis aller Teilnehmenden, an individuellen Zielen sowie an Gruppenzielen zu arbeiten,<br />
Ziele zu verfolgen oder neue Ziele zu setzen.<br />
Übereinkunft aller Teilnehmenden, in ehrlicher und aufrichtiger Art Rückmeldung, sich selbst<br />
gegenüber, aber auch gegenüber anderen zu geben,<br />
Loslassen von alten bekannten Strukturen bzw. Verhaltensweisen, um einen<br />
Entwicklungsprozess voranzutreiben.<br />
In problematischen Situationen während des Programms wird immer wieder auf diese Grundlagen<br />
zurückgegriffen.<br />
Prinzip der frei gewählten bzw. selbst bestimmten Herausforderung<br />
Erfahrungen, die in Situationen gemacht werden, in denen die Teilnahme erzwungen wurde,<br />
begünstigen Widerstände. Selbstbestimmung und die Beschäftigung mit den eigenen Grenzen<br />
tragen jedoch dazu bei, dass sich Individuen mehr zutrauen und Erfahrungen bzw. Leistungen<br />
als von ihnen selbst gemacht und zur eigenen Person gehörig empfi nden. Das Prinzip der<br />
frei gewählten Herausforderung hält die Möglichkeit offen, in ehrlicher und respektvoller<br />
Auseinandersetzung mit sich den Grad des Einlassens selbst zu bestimmen, von einer getroffenen<br />
Entscheidung zurückzutreten, ein Ziel zu einem individuell richtigen Zeitpunkt anzusteuern. Das<br />
Prinzip meint nicht, dass sich die Individuen wahlweise einer Aufgabe stellen oder nicht, sondern<br />
bezieht sich immer auf den Grad der Herausforderung. Entscheidet sich jemand begründet gegen<br />
eine Aktivität, so wird er mit anderen Aufgaben (beispielsweise Sicherungsaufgaben) während<br />
dieser Aktivität betraut.<br />
Es geht darum, Schwieriges oder Angstbesetztes auszuprobieren und von der Gruppe<br />
Unterstützung zu erfahren. Der Versuch ist wichtiger als das Ergebnis. Das schließt die Gelegenheit<br />
zurückzugehen ein, wenn der Druck und die Selbstzweifel zu groß werden. Dies geschieht mit<br />
dem Wissen, dass ein späterer Versuch jederzeit möglich ist. Gelernt werden soll, Respekt für<br />
individuelle Ideen und Entscheidungen zu erhalten.<br />
Spiele<br />
Spiele machen im Rahmen des Konzeptes den Großteil der Aktivitäten aus. Einerseits ermöglichen<br />
sie ein unkompliziertes Kennenlernen und bauen Berührungsängste ab. Andererseits bedeuten<br />
sie viel Spaß, so dass die Teilnehmenden mit Lust und Lachen dabei sein können, obwohl die<br />
Erwartung von etwas Neuem und Ungewohntem Angst, Befangenheit oder Unsicherheit auslösen<br />
kann. Die Spiele lehnen sich an die „New-Games“-Bewegung an, deren Grundprinzipien eine<br />
Beteiligung verlangen, die von Intensität und hohem persönlichen Einsatz geprägt ist, ohne<br />
jemanden verletzen zu wollen. Dem Anreiz durch Wettkampfcharakter wird nicht durch eine<br />
Spaltung der Gruppe in Sieger und Verlierer Rechnung getragen, sondern durch die Schaffung<br />
eines imaginären Gegners (z. B. die Zeit) oder durch die Möglichkeit, vorher aufgestellte<br />
Leistungen zu verbessern. In beiden Fällen agiert die Gruppe gemeinsam und kann sich als<br />
Team über den Erfolg freuen bzw. am Misserfolg lernen.<br />
Die Spiele besitzen einen hohen Aufforderungscharakter und sind für die meisten Teilnehmer<br />
ungewöhnlich. Somit stehen die Teilnehmenden einer neuen Situation gegenüber, in der sie<br />
aufgrund ihrer eingeübten Rollenzuschreibungen verunsichert sind. Sie erhalten die Chance,<br />
gewohnte Handlungs- und Verhaltensstrukturen spielend zu verändern, Neues zu erproben und<br />
sehr häufi g erst nach der Aktion - in der Refl exion - erstaunt begreifen, dass sie einfach etwas<br />
anderes, für sie Ungewöhnliches getan haben.<br />
Vertrauensbildende Aktivitäten<br />
Ziel der vertrauensbildenden Aktivitäten ist es, eine förderliche Gruppenatmosphäre so zu<br />
intensivieren, dass Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung in herausfordernden<br />
Situationen möglich werden. Risiken einzugehen, die subjektiv die physische oder die emotionale
Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
Sicherheit gefährden, erfordern ein Klima, in dem der Austausch eigener Ängste, Bedenken<br />
und intensiver Erfahrungen nicht nur möglich, sondern gewinnbringend und angenehm ist. Von<br />
anderen getragen zu werden, Sicherheit und Begleitung von der Gruppe zu empfi nden, wenn man<br />
sich auf ungewohntem Terrain erprobt, sind die entscheidenden Aspekte dieser Aktivitäten.<br />
Problemlöseaufgaben<br />
Die Gruppe wird mit Aufgaben konfrontiert, die eine Menge verschiedener Kompetenzen<br />
(kognitive, kooperative, kommunikative, soziale) voraussetzen. So ist jeder Einzelne gefordert,<br />
seinen Anteil beizusteuern, um eine gemeinsame Lösung zu fi nden. Die Aufgaben, Regeln und<br />
Hilfsmittel zur Problemlösung sind - im Gegensatz zur Alltagserfahrung - sehr klar formuliert.<br />
Dadurch können überschaubare, einsichtige Problemlösestrategien entwickelt und eingeübt<br />
werden, die später auf komplexe Situationen übertragen werden können. Je nach Intention oder<br />
Problem der Gruppe werden die Aufgaben in eine Rahmenhandlung eingebunden, die dazu<br />
dienen soll, Motivation durch Spannung zu erzeugen. Sie können aber auch als gut überlegte<br />
Metapher tiefe Bewusstseinsschichten aktivieren.<br />
Grundüberlegungen zur Durchführung eines Trainings<br />
im Seilgarten Fredenberg<br />
Es handelt sich bei dem Training um ein Arrangement verschiedener Aktivitäten, die das Ziel<br />
verfolgen, individuelle und gruppenspezifi sche Kompetenzen zu erweitern und zu intensivieren.<br />
Dazu gehören vor allem die Förderung und Bestärkung sozialer Kompetenzen wie Kommunikations-<br />
und Kooperationsfähigkeit, Empathie, Verantwortungsbewusstsein, Planungsfähigkeit und<br />
Selbstrefl exion. Zudem eröffnen die unterschiedlichen Aktivitäten eine Auseinandersetzung mit<br />
persönlichen Grenzen, mit starken Gefühlen wie Aggressionen und Ängsten und sollen ebenso<br />
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fördern.<br />
Das methodische Arrangement der Kurse bietet hier zweierlei: Zum einen die geschützte<br />
Situation der Abenteuerwerkstatt, in der Experimentieren und<br />
Fehlermachen möglich und erlaubt sind, zum anderen aber<br />
auch bereits eine durch die konkreten sozialen Interaktionen<br />
der Teilnehmer bestimmte Realsituation, in der faktische<br />
Erfahrungen wirksam werden. Durch dieses doppelte Potential<br />
der Kurse wird geschütztes Lernen in praxisnahen Bezügen<br />
möglich.<br />
Ausgehend von dem jeweiligen Entwicklungsstand einer<br />
Gruppe kann durch eine bewusste Auswahl von Aktivitäten<br />
der gruppendynamische Entwicklungsprozess von außen<br />
begleitet werden. Dabei unterstützen die handlungsorientierten<br />
Aktivitäten und die sich anschließenden Refl exionsprozesse<br />
einerseits einen Klärungsprozess (Beziehungen, Rollen, Regeln,<br />
Stärken und Schwächen) unter den Teilnehmern, um eine<br />
möglichst hohe Effektivität in der Zusammenarbeit zu erzielen.<br />
Andererseits werden zeitgleich wesentliche soziale Kompetenzen<br />
thematisiert, die vor dem Hintergrund der persönlichen<br />
Zielsetzung der Teilnehmer eine realistische Einschätzung der<br />
Andreas Wagner erklärte zur Eröffnung des Seilgartens die Elemente<br />
und Kletteraufgaben<br />
eigenen Kompetenzen und der gegebenenfalls notwendigen Entwicklungsschritte ermöglichen.<br />
Anhand des methodischen Repertoires der Kurse können Situationen hergestellt werden,<br />
die u. a. das Kommunikationsverhalten, die Kooperationsbereitschaft oder den Umgang mit<br />
Konfl ikten der Handelnden thematisieren. Da diese Aufgaben nur zu lösen sind, wenn die Partner<br />
konstruktiv zusammenarbeiten und effektiv kommunizieren, ergeben sich leibhaftige Erfahrungen<br />
über Problembereiche im Rahmen der Kooperation. In den jeweils sich anschließenden<br />
Refl exionsphasen können nachhaltige Entwicklungschancen eröffnet werden.<br />
Erster Schritt – ein Netzwerk schaffen<br />
Nachdem auf dem Wiesengelände der BBS Fredenberg niedrige und hohe Kletterelemente<br />
errichtet worden sind, warb die BBS im Stadtteil um Klettertrainer.<br />
Ziel des Projektes sollte und musste zunächst sein, ein Netzwerk zu schaffen, um möglichst<br />
vielen Schülerinnen und Schülern, Mitgliedern in Vereinen und Einrichtungen sowie Trägern<br />
23
Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
Jeder Teilnehmer am Trainingskurs erlernte die<br />
Arbeit oben im Seilgarten und die wichtigen<br />
Sicherungsaufgaben<br />
24<br />
der Jugendarbeit Zugang zum Seilgarten zu verschaffen. Wegen der räumlichen Nähe<br />
zum Seilgarten lag es nahe, zunächst die Schulen im Schulzentrum einzubeziehen. Weil der<br />
Fachdienst Kinder, Jugend- und Familie der Stadt Salzgitter mit <strong>LOS</strong>-Zielgruppen arbeitet, war<br />
auch bei dort tätigen Sozialpädagogen die Bereitschaft vorhanden, an der Ausbildung zum<br />
Seilgartentrainer teilzunehmen. Um über Ziele, Wege, Möglichkeiten und Anliegen der Arbeit<br />
mit den unterschiedlichen Zielgruppen im Seilgarten zu informieren, suchte Andreas Wagner<br />
als Projektverantwortlicher Kontakt zu diesen Einrichtungen und erläuterte beispielsweise vor<br />
den Lehrerkollegien der Schulen im Stadtteil über das Klettertraining im Seilgarten und die<br />
Ausbildung zum Trainer.<br />
Im Ergebnis fanden sich Diplom-Sozialpädagogen, Fachlehrer und Erzieher, Mitarbeiter von<br />
Jugendtreffs und Schulsozialarbeiter als Ausbildungsgruppe zusammen. Tätig sind die Teilnehmer<br />
am Projekt „Ausbildung zum Seilgartentrainer“ an Haupt- und Realschule am Fredenberg, an der<br />
Berufsbildenden Schule Fredenberg, am Gymnasium sowie im Fachdienst Kinder, Jugend und<br />
Familie. Somit wurden die Voraussetzungen geschaffen, einem großen Kreis das angeleitete<br />
Klettern im Seilgarten zu eröffnen.<br />
Die Ausbildungswoche<br />
Die Ausbildung zum Seilgartentrainer wurde für eine Woche angesetzt. Da<br />
die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über eine entsprechende Ausbildung<br />
verfügten, brauchte den sozialpädagogischen Aspekten des Kletterns im<br />
Seilgarten nur eine nebengeordnete Bedeutung beigemessen werden. In<br />
erster Linie musste es darum gehen, die Trainer in sicherheitsrelevanten<br />
Punkten zu unterweisen und sowohl theoretisch als auch praktisch für das<br />
Klettern in diesem speziellen Seilgarten zu schulen. Eine pädagogische<br />
Fortbildung für die Teilnehmer an dem <strong>LOS</strong>-Projekt ist vorgesehen.<br />
Am ersten Trainingstag unterrichteten die Ausbilder der Firma Balance, von<br />
der der Garten errichtet worden war, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in<br />
Materialkunde. Die Frauen und Männer lernten das Kletterzubehör und seinen<br />
korrekten Gebrauch kennen. Dieser theoretische Unterricht wurde ergänzt<br />
durch Informationen über die einzelnen Elemente der Anlage. Ihre Benutzung<br />
wurde zunächst von den Ausbildern demonstriert. Als praktische Aufgabe<br />
für die angehenden Trainer stand an diesem ersten Tag an, alle niedrigen<br />
Elemente des Seilgartens auszuprobieren und sich an einem hohen Element<br />
zu versuchen.<br />
Nach theoretischem Unterricht wurde auch am zweiten Tag erst an den<br />
niedrigen Elementen gearbeitet. Der zweite Schritt war wiederum das<br />
Training an einem hohen<br />
Element. Im Vordergrund standen<br />
dabei Sicherungsübungen. Die<br />
Projektteilnehmer lernten die<br />
Anlage für das Klettertraining<br />
vorzubereiten und auf gefahrlose<br />
Nutzung zu überprüfen. Dieser Teil<br />
der Ausbildung wiederholte sich<br />
an jedem weiteren Trainingstag.<br />
Übernahmen die Teilnehmer<br />
bis dahin selbst die Rolle einer<br />
späteren Nutzergruppe, wurden<br />
aus ihnen am dritten Tag selbst<br />
Trainer. Die Aufgabe bestand<br />
darin, selbst eine Gruppe von<br />
Kletternden anzuleiten.<br />
Diese Form des Trainings wurde an den verbleibenden<br />
Tagen der Ausbildung weitergeführt. An allen<br />
Ausbildungstagen gab es einen theoretischen<br />
Unterrichtsblock. In ihm standen Maßnahmen der 1.<br />
Hilfe und Knotenkunde auf dem Programm. Anleitung<br />
erhielten die Teilnehmer weiter in der Vorbereitung<br />
Training an Hochelementen.
Ausbildung von Seilgarten-Trainern<br />
von Kursen für künftige Nutzergruppen. Behandelt und besprochen wurden Grundregeln des<br />
Kletterns im Allgemeinen und in Bezug auf spezielle Kurse mit besonderen Inhalten. Außerdem<br />
diente der theoretische Unterricht der Auswertung der Übungen vom Vortag. Inhalt waren dabei<br />
die kletterpraktischen Aspekte wie auch sozialpädagogische Gesichtspunkte.<br />
Seinen vorläufi gen Abschluss fand das Projekt mit einer Prüfung zum Klettertrainer. Dazu<br />
erhielt der Prüfl ing eine Aufgabe, wie sie später im Sinne des pädagogischen Konzeptes des<br />
Seilgartens angelegt sein könnte. Unter dieser Vorgabe musste eine Gruppe zusammengestellt<br />
werden. Im Vordergrund standen auch hierbei, wie bei der gesamten Klettertrainerausbildung,<br />
sicherheitsrelevante Aspekte.<br />
Das Training wie auch die Prüfungen wurden durch weitere Übungsstunden für die Kursteilnehmer<br />
mit weniger Klettererfahrung fortgesetzt. Damit wurde erreicht, dass alle Teilnehmer an diesem<br />
<strong>LOS</strong>-Projekt selbst als Klettertrainer im Fredenberger Hochseilgarten arbeiten können.<br />
Konzepte für die Nutzung<br />
Nach Abschluss der Trainerausbildung wurde vom Förderverein der<br />
BBS Fredenberg als dem Verwalter der Seilgartenanlage gemeinsam mit<br />
Schulleitern und den ausgebildeten Trainern weiter am Nutzungskonzept<br />
gearbeitet. Als Prämisse musste berücksichtigt werden, dass nur im<br />
Hochseilgarten Fredenberg ausgebildete Trainer Gruppen in diesem<br />
Seilgarten betreuen dürfen. Aufgrund der Anzahl von Pädagogen aus<br />
dem Schulzentrum, die die Trainerausbildung absolviert haben, werden<br />
in der Startphase Haupt- und Realschule Fredenberg sowie die BBS<br />
Fredenberg Hauptnutzer des Seilgartens sein. Die BBS Fredenberg<br />
kann an ihre Erfahrungen mit Erlebnispädagogik anknüpfen und den<br />
Hochseilgarten in diesen Ausbildungsbereich einbeziehen.<br />
Inwieweit Gruppen anderer Einrichtungen an den Hochseilelementen<br />
im Seilgarten arbeiten können, bedarf es noch weiter reichender<br />
Überlegungen. Um die gewünschten pädagogischen Effekte zu erzielen,<br />
müssten Gruppen oder Klassen nach Einschätzung ausgebildeter Trainer<br />
mindestens 10 Stunden im Seilgarten arbeiten. Dazu sind jeweils zwei<br />
Trainer zur Betreuung der Gruppen erforderlich. Sinnvoll wäre aus Sicht<br />
von Andreas Wagner ein Zwei-Tages-Kursus für Schüler. In welcher<br />
Form ein solches Kletterseminar angelegt werden kann, muss im Detail<br />
noch festgeschrieben werden.<br />
Sozialtraining sei ein langwieriger Prozess, gibt Andreas Wagner zu<br />
bedenken. Mit Klettertraining macht man keinen anderen Menschen.<br />
Aber das Klettern macht Vertrauen erlebbar. Probleme lösen werde zu<br />
einer greifbaren Aufgabe. Erkenntnisse und Erfahrungen aus einem<br />
Erlebnis ziehen, sei sehr viel nachhaltiger als beispielsweise darüber<br />
sprechen. Weil Klettern an Hochseilelementen eine Situation darstelle,<br />
Wichtiger Aspekt war beim Training die Sicherung der<br />
Kletternden.<br />
die den ganzen Körper emotional betroffen macht, sei das Klettern eine gute Methode für das<br />
Sozialtraining. Um diesen Prozess zu begleiten, bedürfe es jedoch einer gewissen Kontinuität<br />
und Wiederholung. Andreas Wagner würde daher gerne mit Jugendlichen aus den Berufsvor<br />
bereitungsjahren der BBS verstärkt im Seilgarten arbeiten. Diese Jugendlichen haben oftmals<br />
keine Schulabschlüsse und benötigen Unterstützung bei der persönlichen und allgemeinen<br />
Orientierung. Mittels des Trainings im Seilgarten denkt Andreas Wagner Ausgleich und eine<br />
Basis für einen Selbstfi ndungsprozess zu schaffen.<br />
Während der offi zieller Übergabe des Seilgartens an seine künftigen Nutzer am 30. Mai 2005<br />
sprach BBS-Schulleiter Johannes Schmitz über die nächsten konkreten Vorhaben im Seilgarten.<br />
Eine feste Kooperation zwischen Hauptschule Am Fredenberg, Gottfried-Linke-Realschule und<br />
dem Fachdienst Kinder, Jugend und Familie Salzgitter sichere, dass die derzeit elf ausgebildeten<br />
Trainer mit Schülergruppen und Jugendlichen im Seilgarten arbeiten werden. Eine Ausweitung<br />
der Nutzung durch Einrichtungen außerhalb dieses Netzwerkes werde angestrebt.<br />
25
Job - Info<br />
26<br />
Träger:<br />
Berufsfortbildungswerk<br />
Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB<br />
GmbH<br />
Hans-Böckler-Ring 18-20<br />
38228 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
01. Januar 2005 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Berufsvorbereitung und sonstige Orientierung;<br />
Unterstützung zur Erstausbildung;<br />
Aufbau von Netzwerken und Festigung;<br />
Mädchen und Jungen am Schulzentrum werden die gleichen Chancen eingeräumt, sich am Berufs-<br />
und Informationscenter zu informieren. Berufsorientierungstests, Stärken-Analyse sowie<br />
Einzelgespräche sollen dazu beitragen, sich mit Berufsbildern auseinander zu setzen, die eher<br />
ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechen, als dem eigenen Rollenverständnis.<br />
Die Kooperationspartner werden als Netzwerkpartner für eine nachhaltige und dauerhafte Zusammenarbeit<br />
bei der Unterhaltung und Weiterentwicklung des Centers gewonnen.<br />
Schüler, Schülerinnen, Lehrer und Eltern zeigen hohes Interesse am Orientierungs- und –Informations-Center.<br />
Im Wochendurchschnitt nutzen mindestens 20 Schülerinnen und Schüler das<br />
Center. Messbar ist die Zahl der Nutzer durch Anwesenheitslisten, Fragebögen und Interviews.<br />
Bis zum 30. Juni 2005 werden alle vorletzten und letzten Jahrgänge der allgemeinbildenden<br />
Schulen das Center aufgesucht haben.<br />
Schüler und Schülerinnen erwerben nachhaltige Kompetenz bezüglich ihrer Berufsorientierung<br />
und Ausbildungsplatzsuche. Erhebungen darüber erfolgen über Fragebogen und Interviews.<br />
Zielgruppe:<br />
Schüler des Schulzentrums Fredenberg<br />
Bewohner des Stadtteils<br />
Inhalt:<br />
Unterhaltung und Weiterentwicklung eines Berufsorientierungs-<br />
und –Informationscenters am<br />
Schulzentrum Fredenberg für Schüler und Anwohner<br />
des Stadtteils<br />
In Folgeprojekten wird an der Einbindung weiterer<br />
Zielgruppen – Bewohner und Bewohnerinnen des<br />
Stadtteils Fredenberg - gearbeitet<br />
Schüler werden im Computerraum der BBS Fredenberg<br />
in das PC-Programm des bfw zur Berufsberatung<br />
eingewiesen.<br />
Ein Schüler bei der Arbeit mit dem PC-Programm.<br />
Kursgestaltung:<br />
Die allgemeinbildenden Schulen am Fredenberg werden ihre Schülerinnen und Schüler der beiden<br />
letzten Jahrgänge über das Berufsorientierungs- und –Informations-Center - auch mittels<br />
bfw-Referenten - informieren und aktiv bei der Nutzung der Einrichtung unterstützen.<br />
Die Berufsbildenden Schulen Fredenberg stellen ihr Internet-Café zur Ausbildungsplatzsuche<br />
bzw. zur Arbeitsplatzrecherche zur Verfügung.<br />
Die Agentur für Arbeit Braunschweig inklusive der Geschäftsstelle Salzgitter sowie die Arbeitsagentur<br />
Salzgitter werden ihre Fachkräfte (Berufsberater, Vermittler, Fallmanager) für Beratungsaufgaben<br />
im Center zur Verfügung stellen.<br />
Räume stehen in der örtlichen Bibliothek der Stadt Salzgitter sowie im angrenzenden Internet-<br />
Café der Berufsbildenden Schule Fredenberg zur Verfügung<br />
Stellfl ächen und einschlägige Literatur werden von der Stadtteilbibliothek, der Agentur für Arbeit<br />
sowie dem bfw zur Verfügung gestellt. Ein PC zur Internetrecherche wird zusätzlich aufgestellt.<br />
Weitere PC zur Online-Recherche sowie Off-Line-Arbeit stehen in der Stadtteilbibliothek Freden-
erg sowie im Internet-Café der BBS Fredenberg zur Verfügung.<br />
Die Aufnahme der Besucher erfolgt über das Bibliothekspersonal zu den üblichen Öffnungszeiten.<br />
Vorbereitet und begleitet werden Schülergruppen durch das<br />
Lehrpersonal bzw. Betreuungskräfte des bfw. Eine fachliche Betreuung<br />
ist durch Ausbildungsberater der Agentur für Arbeit sowie<br />
fachliches Personal des bfw abgesichert.<br />
Kooperationspartner:<br />
Hauptschule Fredenberg<br />
Gottfried-Linke-Realschule<br />
Gymnasium am Fredenberg<br />
Berufsbildende Schulen Fredenberg<br />
Agentur für Arbeit Braunschweig inklusive der Geschäftsstelle<br />
Salzgitter<br />
Hintergrund:<br />
Es besteht am Schulzentrum Fredenberg ein gleichermaßen hoher<br />
Orientierungs- und Informationsbedarf bei den Schülern und Schülerinnen<br />
bezüglich berufl icher Entscheidungsfi ndung.<br />
<strong>LOS</strong>-Vorläuferprojekte zur Berufsorientierung haben gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler<br />
entweder keine oder sehr einseitige Vorstellungen von ihrem berufl ichen Werdegang haben. Zu<br />
einem Teil liegt das in mangelndem Wissen über Berufsfelder begründet. Jugendliche orientieren<br />
sich bei ihren Berufswünschen sehr stark an den Berufen von Familienmitgliedern oder an klassischen<br />
Berufen. Bei den Mädchen dominieren Wünsche nach einem Büroberuf oder sie möchten<br />
Friseurin werden. Jungen streben überwiegend handwerkliche Berufe an wie Automechaniker<br />
oder Informationstechnik. Die Berufsbilder der Jugendlichen sind wenig differenziert. In unmittelbarer<br />
Nähe der Lernorte der Jugendlichen fehlen Anregungen, sich über mögliche Berufe<br />
und die Bandbreite späterer Arbeitsfelder, die den Interessen und Fähigkeiten der Schülerinnen<br />
und Schüler entsprechen, zu informieren. Ein Berufsorientierungs- und Informations-Center im<br />
Schulzentrum könnte eine Verbindung zwischen schulischem Lernen, Ausbildungsplatzsuche,<br />
Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz und dem Finden einer realistischen Berufswahl helfen.<br />
Über eine häufi ge Herangehensweise an die Berufsfi ndung sagte der Schulleiter der Gottfried-<br />
Linke-Realschule Am Fredenberg, Ulrich Leidecker, im <strong>LOS</strong>-Begleitausschuss: „Die Grundeinstellung<br />
vieler Realschüler mit Blick auf einen späteren Beruf lautet: Entweder man lernt einen<br />
Beruf im kaufmännischen Bereich, was für die meisten aufgrund der schulischen Leistungen<br />
nicht machbar ist oder sie sehen ihre berufl iche Perspektive bei VW. Auch das ist für die meisten<br />
nicht umsetzbar. Klar wird dabei, dass viele Berufsfelder in der Wahrnehmung der jungen Leute<br />
gar nicht existieren.“ Ihnen Perspektiven eröffnen, halte er darum für zwingend erforderlich.<br />
Auswertung:<br />
Berufsförderungswerk, Stadtteilbibliothek und BBS Fredenberg schufen zunächst<br />
die Voraussetzungen für eine Job-Info. Dazu wurde in den neu gestalteten<br />
Räumen der Schul- und Stadtteilbibliothek Fredenberg ein gesonderter<br />
Bereich für die Berufsorientierung und Berufsinformation eingerichtet. Die hier<br />
zusammengestellte Literatur zu diesem Thema kann jederzeit von jedem Interessenten<br />
zu den Öffnungszeiten der Bibliothek genutzt werden. Die Nutzer<br />
dieser Informationen werden nicht gesondert registriert. Um das Augenmerk<br />
der Besucher der Bibliothek auf die Job-Info zu lenken, wurde auch nach deren<br />
Etablierung überlegt, die Präsentation optisch aufzuwerten, da es sich um<br />
einen räumlich kleinen Bereich innerhalb der Bibliothek handelt. Beabsichtigt<br />
wurde damit, auf die Job-Info als neuen eigenständigen Bereich aufmerksam<br />
zu machen. dort sind nicht nur Materialien zur Berufsinformation zu fi nden<br />
sind, sondern es können von hier aus Kontakte zu zielgerichteter und konkreter<br />
Hilfe angeboten werden. Ein vom bfw entworfenes Plakat weist auf diese<br />
Mit diesem Plakat warb das bfw<br />
für sein Mikroprojekt.<br />
Job-Info hin. Das Plakat informiert weiter über Inhalt und Anliegen der Job-Info und nennt den<br />
Ansprechpartner beim bfw.<br />
Dort ist Herr Celik für die Koordination aller Aktivitäten zuständig. Er knüpfte Kontakt zur Haupt-<br />
und Realschule im Schulzentrum Fredenberg. Das geschah mit der Absicht, Termine für eine<br />
Job - Info<br />
Abdulla Celik leitete und koordinierte das<br />
Projekt.<br />
27
Job - Info<br />
28<br />
Einführungsinformation zur Job-Info für die<br />
7., 8., 9. und 10. Klassen zu geben. Schüler<br />
und Schülerinnen dieser Klassenstufen befi<br />
nden sich in besonderer Weise im Berufsfi<br />
ndungsprozess. Während dieser Termine<br />
ging es in erster Linie darum, die Möglichkeiten<br />
der Job-Info für die Schülerinnen und<br />
Schüler darzulegen. Zweiter Schritt war eine<br />
inhaltlich-praktische Einführung im Computer-Raum<br />
der BBS Fredenberg. Hier wurden<br />
die Schülerinnen und Schüler in der Nutzung<br />
der Materialien und Medien unterwiesen.<br />
Ziel dessen war, die Vielfalt der Recherche<br />
nach Berufsbildern, Ausbildungsplätzen und<br />
Praktikumsplätzen zu zeigen.<br />
Berufsberatung und Bewerbungstraining<br />
bot das bfw in erster Linie als Gruppen-<br />
Blick in den Computerraum der BBS Fredenberg während einer<br />
Job-Info Veranstaltung.<br />
training an. Den Vorteil gegenüber der Einzelberatung sieht Abdulla Celik darin, dass sich die<br />
Jugendlichen durch Erfragen von Einzelheiten gegenseitig ergänzen und somit nachhaltiger<br />
informieren. Seine Aufgabe sieht er vornehmlich darin,<br />
Berufsbilder in ihrer Vollständigkeit klar zu umreißen. „Ich<br />
möchte niemandem seinen Traumberuf ausreden, aber<br />
ich will den Blick schärfen für die Realität. Möchte ich<br />
beispielsweise Automechaniker werden, weil ich dann<br />
an Fahrzeugen schrauben und hantieren kann, muss mir<br />
auch klar werden, dass jeder Beruf ein Maß an theoretischem<br />
Wissen erfordert. Je nachdem wie sehr jemand<br />
bereit ist, alle Aspekte eines Berufes zu akzeptieren, umso<br />
enger kreist sich das Spektrum des infrage kommenden<br />
Berufes ein. Daran sollen die Schülerinnen und Schüler<br />
dann ihren Berufswunsch als realistisches oder eben unrealistisches<br />
Berufsziel für sich messen“, erläutert er seine<br />
Aufgabe bei der Beratung der Jugendlichen.<br />
Abdulla Celik sah sich als Impulsgeber bei der Berufsfi ndung.<br />
„Die Job-Info kann den Schülerinnen und Schülern<br />
nur den Weg zeigen. Die Entscheidung müssen die Betreffenden<br />
selbst fällen. Die Job-Info soll dabei helfen, vom<br />
Traumberuf nicht nur die Fassade zu sehen. Wichtig war<br />
und ist, dass Jugendliche durch die Beratung und die Orientierungsangebote lernen, die Realitäten<br />
wahrzunehmen und sich selbstkritisch zu fragen, was sie können und wollen und was<br />
nicht. Das wiederum kann ihnen helfen, eine gesunde Entscheidung für einen Beruf zu treffen,<br />
der ihnen tatsächlich liegt. So ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass eine Ausbildung erfolgreich<br />
abgeschlossen wird und die jungen Leute eine berufl iche Laufbahn einschlagen, die ihren<br />
Möglichkeiten und Fähigkeiten entspricht. Es geht nicht darum, den Traumberuf auszureden,<br />
sondern ihn für die Betreffenden von vielen Richtungen zu beleuchten, damit fundierte Berufs-<br />
und Ausbildungsentscheidungen getroffen werden können“, erläuterte Herr Celik weiter zum<br />
Anliegen des Orientierungsprojektes.<br />
Dem Projekt ging es darum, Schülerinnen und Schülern Wege und Möglichkeiten zu zeigen, umfassend<br />
Informationen über Berufe zu sammeln und für sich auszuwerten. Dazu dienten die Unterweisungen<br />
im Computerraum der Berufsbildenden Schulen Fredenberg. Die Schüler lernten<br />
hier mit Hilfe des Internets und anderer Informationsquellen nach Berufs- und Ausbildungsfeldern<br />
zu recherchieren. Diese Recherche sollte einerseits der ausführlichen Information über Wunschberufe<br />
der Jugendlichen dienen als auch den Blick öffnen für die zahlreichen Berufsfelder, die<br />
den Jugendlichen noch nicht bekannt waren. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt war so eine gewisse<br />
Lenkung auf Berufs-, Ausbildungs- und Praktikumsplätze möglich, die den Erfordernissen der<br />
Wirtschaft entspricht. Geknüpft war daran die Erwartung, dass sich Schülerinnen und Schüler für<br />
Berufe entscheiden, die gegenwärtig von der Wirtschaft in stärkerem Maße nachgefragt werden.<br />
Das wiederum würde bedeuten, dass die Chancen für die Schülerinnen und Schüler steigen,<br />
einen Ausbildungsplatz zu fi nden und später in diesem Beruf auch Beschäftigung fi nden.<br />
Christian und Rico testen das Programm am Arbeitsplatz in der Stadtteilbibliothek.<br />
Ich fi nde prima, dass<br />
sich hier in der Stadtteilbibliothek<br />
die Literatur<br />
und alle Materialien<br />
zur Bewerbung jetzt an<br />
einem Platz befi nden.<br />
Man wird so auch auf<br />
begleitende Unterlagen<br />
aufmerksam. Ich<br />
habe hier schon oft<br />
Broschüren gelesen<br />
und ausgeliehen.<br />
Halime Topcuoglu,<br />
Fachschülerin an der<br />
BBS
Das Rechnerprogramm zur Berufsorientierung<br />
Mit JOBLAB Berufe fi nden und erfi nden<br />
JOBLAB ist ein virtuelles geheimes Unterwasserlabor, in dem – fern von der Öffentlichkeit<br />
– mit Berufen experimentiert wird. JOBLAB ermöglicht die Simulation und<br />
Gegenüberstellung unterschiedlicher Berufs- und Lebensentwürfe. Sogar neue<br />
Berufe können kreiert werden. In der Simulation können verschiedene Alternativen<br />
durchgespielt und deren Vor- und Nachteile abgewogen werden. Ein integrierter<br />
Neigungstest hilft dabei, passende Berufe zu entdecken. Das interaktive Labor ermöglicht<br />
den Nutzern und Nutzerinnen, entsprechend ihrer Interessen und Informationsbedürfnisse<br />
fl exibel mit Berufen umzugehen.<br />
JOBLAB unterstützt die eigene berufl iche Orientierung und das Herausfi nden geeigneter<br />
Berufe. Es hilft, in der individuellen Beschäftigung mit eigenen Berufswünschen<br />
Interessen und Fähigkeiten sowie berufl iche Perspektiven aufzuzeigen.<br />
Durch die Entwicklung eigener Berufe wird die Grundlage für die Orientierung innerhalb<br />
der bestehenden Berufe gelegt. In der Simulation können unterschiedliche<br />
Identitäten angenommen und so verschiedene Alternativen ausprobiert werden.<br />
Dadurch entstehen neue Konstellationen und berufl iche Perspektiven. JOBLAB<br />
kann alleine oder gemeinsam mit andern gespielt werden.<br />
Das Programm ist so gegliedert, dass Schülerinnen und Schüler ein Stärken- und Schwächenprofi<br />
l von sich selbst erarbeiten. Das geschieht, indem der Anwender sich selbst beurteilt, beispielsweise<br />
in Bezug auf allgemeine Interessen, schulische Leistungen, soziales Verhalten, Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten. Abgeleitet von diesem Profi l werden Berufsbilder angezeigt.<br />
Schülerinnen und Schülern einer siebten Klasse der Hauptschule fi el die Arbeit mit dieser Methode<br />
schwer. Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe benötigen Anleitung bei der Selbsteinschätzung.<br />
Da es für das Erstellen eines Profi ls erforderlich ist, Fragen und Vorgaben auf<br />
dem Bildschirm zu lesen, ist diese Methode der Berufsorientierung eher für Schülerinnen und<br />
Schüler geeignet, denen es wenig Mühe macht, schriftliche Informationen aufzunehmen und zu<br />
verarbeiten.<br />
Nach ihrer Einschätzung befragt, gaben 19 Hauptschüler einer siebten Klasse nach einer Einführung<br />
in die Job-Info an, dass diese Form der Berufsorientierung und Berufsberatung für sie<br />
wichtig ist.<br />
Von 19 befragten Schülern (9 Mädchen und 10 Jungen) im Alter von 12 bis 15 Jahren gaben<br />
11 an, dass sie einen festen Berufswunsch haben. Sieben von ihnen waren Jungen. Häufi g genannt<br />
wurde von den Jungen der Beruf Kfz-Mechaniker oder Elektroniker. Zwei Jungen hatten<br />
sich festgelegt auf die Berufe Gärtner und Schrotthändler. Die vier Mädchen mit festen Berufswünschen<br />
möchten Friseurin, Bürokauffrau und Modedesignerin werden. Ein Mädchen gab<br />
als Berufswunsch Automechanikerin an. Insgesamt bestätigte die Umfrage, dass Jungen und<br />
Mädchen geschlechtspezifi sche Berufe auswählen. 13 von 19 Schülerinnen und Schülern gaben<br />
an, dass sie die Job-Info nutzen werden, um über andere Möglichkeiten als ihren Wunschberuf<br />
nachzudenken. Jungen sind der Umfrage zufolge festgelegter als Mädchen, wenn es um das<br />
Ändern von berufl ichen Zielen geht. Mädchen sind eher bereit Berufsziele und – Perspektiven<br />
neu auszuloten.<br />
Job - Info<br />
Alina Zahn und Halime Topcuoglu informieren<br />
sich bei der Job-Info in der Stadtteilbibliothek.<br />
Der Arbeitsplatz<br />
Job-Info wird sehr oft<br />
genutzt. Es war eine<br />
gute Entscheidung,<br />
alles zum Thema mit<br />
dem PC-Arbeitsplatz<br />
des bfw zu bündeln.<br />
Diese Kooperation läuft<br />
sehr gut.<br />
Ingrid Schneider,<br />
Leiterin der Stadtteilbibliothek<br />
Job-Info in der Stadtteilbibliothek<br />
Im neu gestalteten Bereich der Stadtteilbibliothek Fredenberg wurde ein gesonderter<br />
Bereich für die Job-Info eingerichtet. Den Nutzern steht ein PC-Arbeitsplatz<br />
mit dem vom bfw gelieferten Programm zur Berufsorientierung zur Verfügung.<br />
Die Literatur zu den Themenbereichen wie beispielsweise Bewerbung,<br />
Berufsbilder, Ausbildungsplatzsuche wurde von den Mitarbeiterinnen der Stadtteilbibliothek<br />
zusammengestellt. Ergänzt wird dieses Literaturangebot durch<br />
aktuelle Broschüren zum Thema. Betreut wird der Bereich arbeitsteilig. Informationen<br />
zur Literatur erhalten die Nutzer von den Bibliotheksmitarbeiterinnen.<br />
Sie verwalten auch eine Nutzer-Liste für den PC-Arbeitsplatz. Diese Liste dient<br />
außer der Erfassung der Nutzer dazu, Anregungen für die Aufnahme weiterer Der Job-Info Arbeitsplatz in der Stadtteilbibliothek.<br />
Themenbereiche in die Job-Info zu erhalten. Wird eine gezielte Beratung oder<br />
Einweisung in das Rechnerprogramm gewünscht, ist Herr Celik Ansprechpartner. Entsprechende<br />
Informationen geben die Bibliotheksmitarbeiterinnen. Außerdem weist ein Plakat auf Kontakte<br />
zum bfw hin.<br />
29
Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />
30<br />
Träger:<br />
Diakonie-Treff des Diakonischen Werkes,<br />
Kreisstelle Salzgitter<br />
Schinkelweg 8<br />
38228 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen/suchenden,<br />
Sozialhilfeempfängerinnen;<br />
Gemeinwesenarbeit;<br />
Maßnahmen zur Förderung von Toleranz und Demokratie;<br />
Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und Männern;<br />
Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen;<br />
Stimulierung von Beschäftigungspotenzialen auf lokaler Ebene;<br />
Unterstützung einzelner Aktionen zur Förderung der berufl ichen Eingliederung durch berufl iche<br />
Qualifi zierung durch Projekte der gemeindenahen Dienstleistung;<br />
Integration von Migranten und Migrantinnen;<br />
Beratung und sozialpädagogische<br />
Betreuung;<br />
Mindestens 7 Frauen und Mädchen<br />
nehmen an dem Kurs teil und schließen<br />
mit einem anerkannten Zertifi kat<br />
als Kochhilfe bei der Industrie- und<br />
Handelkammer ab.<br />
Alle Teilnehmerinnen können für Kinder<br />
ein gesundes und abwechslungsreiches<br />
Wochenmemü selbstständig<br />
zusammen-stellen, zubereiten und die<br />
Kosten errechnen.<br />
Vier Frauen bauen einen Mittagstisch auf,<br />
der über Kostenbeiträge fi nanziert wird<br />
und den sie ehrenamtlich weiterführen<br />
werden.<br />
Andere Teilnehmerinnen sind im<br />
Catering-Service des Diakonie-Treffs<br />
Arbeit in der Küche.<br />
ehrenamtlich beschäftigt oder haben berufl iche Perspektiven außerhalb der Einrichtung (zum<br />
Beispiel Alterheim, Minijobs) entwickelt.<br />
Zielgruppe:<br />
Benachteiligte Frauen und Mädchen aus dem Stadtteil Fredenberg ohne berufl iche Ausbildung,<br />
mit Sprachschwierigkeiten und sozialen Problemen<br />
Inhalt:<br />
Schwerpunkt: Qualifi zierung im Kochen<br />
Abschlussprüfung zur Kochhilfe, Abnahme der Prüfung durch anerkannte<br />
Prüfer der Industrie- und Handelskammer<br />
Aufbau eines Mittagsangebotes für Kinder im Stadtteil<br />
Schwerpunkt: Kennen lernen von Organisationsformen und Unterstützung beim Aufbau<br />
eines Catering-Services<br />
Erlernen von selbstständigem und verantwortlichem Handeln<br />
Entwickeln neuer berufl icher Perspektiven<br />
Schwerpunkt: Menschen unterschiedlicher Kulturen, Nationen und Religionen begegnen<br />
sich beim Kochen, lernen sich kennen und akzeptieren
Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />
Kursgestaltung:<br />
Ein ausgebildeter und diätisch geschulter Koch unterrichtet eine Gruppe von<br />
Frauen im Bereich gesunder Ernährung für Kinder und der Zubereitung eines<br />
Mittagessens<br />
Zusammenstellung eines Wochenplanes für Kinder, Einkauf der Lebensmittel,<br />
Bevorratung mit Lebensmitteln, Übungen zur selbstständigen Planung eines<br />
Wochenmenüs für Kinder, Erstellung eines Kostenplanes<br />
Praktische Übungen beim Kochen<br />
Kooperationspartner:<br />
Hausverwaltung HVg Michael Munte<br />
Frauenkompetenzzentrum<br />
Haupt-, Real- und Berufsbildende Schulen Fredenberg<br />
Fachdienst Soziales, Arbeitsagentur<br />
Nachbarschaftshilfe im Diakonie-Treff<br />
Grundschule Dürerring<br />
Industrie- und Handelskammer Braunschweig<br />
Hintergrund:<br />
Spätaussiedlerinnen bekommen in Deutschland häufi g ihre Berufsausbildung<br />
Ergebnisse der Ausbildung<br />
nicht anerkannt, so<br />
dass Männer und<br />
Frauen keine Möglichkeit haben, in<br />
ihrem erlernten Beruf in Deutschland<br />
Arbeit zu fi nden. Sie trauen sich nicht<br />
zu, eine neue Ausbildung zu beginnen.<br />
Die erfolgreiche Teilnahme am <strong>LOS</strong>-<br />
Projekt kann das Selbstwertgefühl der<br />
Teilnehmerinnen durch Erfolgserlebnisse<br />
beim Kochen und das Erreichen eines<br />
anerkannten Abschlusses stärken. Im<br />
Projekt lernen die Frauen ihre Fähigkeiten<br />
kennen und als Stärke bewerten. Auf<br />
dieser Grundlage entwickeln sie neue<br />
So ein hübsch gedeckter Tisch empfängt die Kinder, die das<br />
Mittagsangebot nutzen.<br />
Perspektiven für ihre berufl iche Zukunft. Sie erleben<br />
eine Berufsmotivierung. Frauen fi nden Möglichkeiten, in<br />
denen sie berufstätig sein können.<br />
Die Frauen sind häufi g zu Hause und sprechen vorwiegend<br />
die Sprache ihrer Herkunftsländer. Daraus resultieren<br />
mangelnden Kenntnisse in der deutschen Sprache.<br />
Während der Kochkurse wird Deutsch gesprochen.<br />
Oftmals mangelt es den Frauen an Selbstbewusstsein.<br />
Das resultiert aus der Nichtanerkennung ihrer berufl ichen<br />
Qualifi kation. Aussiedlerfrauen haben mitunter wenig<br />
Kontakt außerhalb der Familien. Sie trauen sich nicht<br />
selbstständig Kontakt aufzunehmen.<br />
Es herrschen Vorurteile gegenüber anderen Nationen.<br />
Die Menschen haben wenig Verständnis für Menschen<br />
unterschiedlicher Herkunft. Durch die Ausbildung kommen<br />
Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Gespräch und<br />
lernen einander kennen.<br />
31
Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />
32<br />
Auswertung:<br />
Zunächst war es schwierig, Frauen aus dem Wohngebiet für die<br />
Teilnahme am <strong>LOS</strong>-Projekt zu gewinnen. Angesprochen werden<br />
sollten Frauen, für die reguläre Umschulungen nicht infrage<br />
kommen. Ins Auge gefasst wurden junge Mütter mit vielen kleinen<br />
Kindern, Frauen mit geringen Schulabschlüssen und Frauen, die<br />
wegen privater Probleme dringend aus der häuslichen Isolation<br />
herausgeholt werden sollten. Die Mitarbeiter des Diakonie-Treffs<br />
nahmen persönlich den Kontakt zu diesen Frauen und Mädchen<br />
auf und überzeugten sie, am Projekt teilzunehmen.<br />
Bereits nach einem halben Jahr stellten sich Erfolge ein. Das<br />
Auftreten der Frauen war selbstbewusster geworden. Die<br />
Anerkennung, die ihre Leistungen fanden, machten ihr Auftreten<br />
sicherer. Das machte sich auch bemerkbar im Kontakt mit<br />
Behörden und Ämtern. Die Frauen hatten gelernt, sich besser<br />
darzustellen und ihr Anliegen vorzutragen. Den Frauen gelang es<br />
zunehmend, ihr Leben besser und selbstbestimmter zu regeln.<br />
Schlüssel zu diesen Erfolgen war, dass den Teilnehmerinnen<br />
am Projekt mit Respekt vor ihren Leistungen begegnet wurde. „Frauen können sehr viel und<br />
bewerten diese Fähigkeiten oftmals nicht hoch genug. Wir würdigen jede Leistung und machen<br />
den Frauen somit klar, dass anerkannt wird, was sie bereits zu leisten vermögen und was sie<br />
hier neu gelernt haben. Scheinbar kleine Schritte sehen wir als Erfolge an und benennen sie als<br />
solche. Das gibt den Frauen ein ganz neues Auftreten zu Hause in der Familie und nach außen“,<br />
beschreibt Projekt-Leiterin Sabina Scholz die Fortschritte.<br />
Obwohl die Frauen im Projekt kein Geld verdienen,<br />
fi nden sie mit dem Ergebnis der Qualifi kation<br />
Anerkennung. Noch deutlicher als beim Kochen<br />
wird das im Qualifi zierungskursus zur Hilfsnäherin.<br />
Der Nutzen für das persönliche Umfeld ist erstes<br />
Kriterium, das <strong>LOS</strong>-Projekt als Gewinn erscheinen<br />
zu lassen. Das weniger bei den Frauen selbst – für<br />
sie ist die Tätigkeit außerhalb des Haushaltes bereits<br />
ein Gewinn – als vielmehr auch in den Familien.<br />
Auch dort wird dadurch der Nutzen der Teilnahme<br />
am <strong>LOS</strong>-Projekt nachvollziehbar und erkennbar.<br />
Sechs Frauen nahmen regelmäßig am<br />
Qualifi zierungskurs zur Kochhilfe teil. Zweimal je<br />
Woche wurden sie von Günter Neumann, Küchenleiter<br />
im Altenheim am See und diätisch geschulter Koch,<br />
praktisch und theoretisch geschult. Der Kontakt zu<br />
Günter Neumann entstand über das Diakonische<br />
Werk Salzgitter, das Träger des Altenheimes am See<br />
ist. Für Büfetts, die die Frauengruppe im Diakonie-<br />
Treff ausrichtete, lieh man sich aus der Küche im<br />
Altenheim Platten. So wurde Günter Neumann auf<br />
Sabina Scholz berichtet der Gruppe Medienorientierung über die<br />
Inhalte und Ziele der Qualifi zierung.<br />
das Projekt aufmerksam und sagte die fachliche<br />
Betreuung zu.<br />
Das Mittagessen für die Grundschulkinder der<br />
Die Frauen arbeiteten fl eißig und gewissenhaft.<br />
benachbarten Grundschule am Dürerring übernahmen die Frauen selbstständig und wechselten<br />
sich in eigener Regie ab.<br />
Erfahrungen aus Sicht des Dozenten, Günter Neumann:<br />
„Die Frauen sind fl eißig, gewissenhaft und wollen etwas lernen. Gute Grundlage für den Kurs war,<br />
dass alle Teilnehmerinnen gestandene Hausfrauen sind und man sich auf profundes Basiswissen<br />
bei der Essenzubereitung stützen konnte. Zu Beginn des Kurses kochten die Frauen gerne<br />
Spezialitäten aus ihrer Heimatküche. Im Laufe des Kurses beschäftigten wir uns dann auch<br />
mit Rezepten aus der deutschen und französischen Küche, um Wissen über andere Gerichte<br />
und deren Zubereitung zu vermitteln. Canapés und Fingerfood gehörten zu diesen Dingen. Zu<br />
Weihnachten stellten wir ein Drei-Gänge-Menü zusammen. Das wurde als Schaukochen vom
Qualifi zierung zur Kochhilfe/Mittagstisch<br />
regionalen Fernsehsender TV38 aufgezeichnet<br />
und mehrfach im Kabelprogramm gesendet.<br />
Die Speisepläne für den Mittagstisch brachte ich<br />
mit. Sie wurden dann mit den Frauen gemeinsam<br />
besprochen und nach ihren Erfahrungen mit<br />
dem Essensangebot für die Kinder abgestimmt<br />
und gegebenenfalls verändert. So lernten die<br />
Frauen selbst Verantwortung zu übernehmen.<br />
Das hat stets gut geklappt. Nie gab es Pannen:<br />
Das Essen stand immer rechtzeitig, ausreichend<br />
und in ausgezeichneter Qualität auf dem Tisch.<br />
Gerichte, die den Teilnehmerinnen neu waren,<br />
haben wir während unserer Unterrichtsstunden<br />
zur Probe gekocht. Grundsätzliches über<br />
das Kochen für die Kinder hatte ich in einem<br />
Leitfaden zusammengestellt und den Frauen<br />
als Arbeitshilfe zur Verfügung gestellt. Um<br />
das theoretische und praktische Wissen der<br />
Kursteilnehmerinnen zu testen und sie auf die<br />
Abschlussprüfung vorzubereiten, bat ich die<br />
Teilnehmerinnen, Fragebögen über die Zubereitung einzelner Gerichte zu beantworten.<br />
Beim Kochen herrschte immer gute Stimmung. Auch deshalb waren alle Seiten sehr zufrieden<br />
mit dem Kursus. Auch sprachlich gab es nur kleine Schwierigkeiten.<br />
Ich sehe für die Kursteilnehmerinnen gute Chancen Beschäftigung zu fi nden, wenn nicht<br />
die insgesamt schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt das behindert. Allerdings müsste ein<br />
potentieller Arbeitgeber auch bereit sein, den Frauen Gelegenheit zu geben, ihre Fähigkeiten<br />
praktisch unter Beweis zu stellen. Alle Frauen sind sehr engagiert und zuverlässig und kommen<br />
mit ihrer umsichtigen und umgänglichen Art sehr gut an. Allein das Zertifi kat sollte jedoch für die<br />
Qualifi kation der Frauen sprechen.<br />
Für die Qualität des Essens und die Präsentation des Mittagstisches spricht, wie gut es bei den<br />
Kindern ankommt. „Anfangs begegneten die Kinder Obst und Gemüse mit einer gewissen Skepsis.<br />
Appetitlich dargeboten griffen die Jungen und Mädchen jedoch immer öfter und mit wachsendem<br />
Interesse an dieser gesunden und frischen Kost zu. Suppen, die anfangs eher abgelehnt wurden,<br />
entwickelten sich zu Lieblingsgerichten, was zweifellos der qualitativ hochwertigen Zubereitung<br />
zuzuschreiben ist. Überdies schätzen die Kinder nicht nur das abwechslungsreiche und<br />
kindgerechte Essen, sie genießen es auch kulturvoll an einem hübsch gedeckten Tisch zu sitzen.<br />
Manierliche Tischsitten wurden selbstverständlich. Beigetragen dazu hat, dass die Kinder von<br />
Lehrern der Grundschule<br />
zum Mittagsessen<br />
begleitet werden. Das<br />
half auch, das Projekt bei<br />
weiteren Eltern bekannt<br />
zu machen. 22 Kinder<br />
essen regelmäßig mit“,<br />
sagt Sabina Scholz über<br />
das Projekt aus Sicht der<br />
Kinder.<br />
Die Frauen während der Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer.<br />
Zusätzlich dazu lernten die<br />
Teilnehmerinnen Menüs<br />
und Büfetts herzurichten.<br />
Das geschah mit Blick auf<br />
einen Catering-Service.<br />
Seine Etablierung könnte<br />
ein Weg in eigenständige<br />
Beschäftigung werden.<br />
33
Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
34<br />
Träger:<br />
Diakonie-Treff des Diakonischen Werkes, Kreisstelle<br />
Salzgitter<br />
Schinkelweg 8<br />
38228 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen/-<br />
Blick in die Textilwerkstatt im Diakonie-Treff..<br />
suchenden, Sozialhilfeempfängerinnen;<br />
Gemeinwesenarbeit, gemeindenahe Dienstleistung;<br />
Maßnahmen zur Förderung von Toleranz und Demokratie;<br />
Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und Männern;<br />
Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen;<br />
Stimulierung von Beschäftigungspotenzialen auf lokaler Ebene;<br />
Unterstützung einzelner Aktionen zur Förderung der berufl ichen Eingliederung durch berufl iche<br />
Qualifi zierung durch Projekte der gemeindenahen Dienstleistung;<br />
Integration von Migranten und Migrantinnen;<br />
Beratung und sozialpädagogische Betreuung;<br />
Mindestens 20 Frauen und Mädchen nehmen an dem Kurs teil und schließen mit einem<br />
anerkannten Zertifi kat als Hilfsnäherin bei der Industrie- und Handelkammer ab.<br />
Entwicklung neuer berufl icher Perspektiven für die Projektleiterin durch den Aufbau eines<br />
Zweckbetriebes.<br />
Zielgruppe:<br />
Benachteiligte Frauen<br />
und Mädchen aus dem<br />
Stadtteil Fredenberg ohne<br />
berufl iche Ausbildung, mit<br />
Sprachschwierigkeiten und<br />
sozialen Problemen<br />
Inhalt:<br />
1. Schwerpunkt:<br />
Über die Qualifi zierung im<br />
Nähen sollen berufl iche<br />
Perspektiven entwickelt werden.<br />
Als Entwicklungsschritte sind<br />
vorgesehen, dass die Frauen<br />
zunächst für sich nähen, im<br />
Weiteren für Nachbarn im<br />
Sinne der gemeinnützigen<br />
Nachbarschaftshilfe des Dia-<br />
Kurz vor der Abschlussprüfung beherrschten die Projektteilnehmerinnen auch<br />
komplizierte Näharbeiten.<br />
konie-Treffs und später für weitere Auftraggeber. Die fachliche Qualifi kation für diese Tätigkeiten<br />
gibt die Abschlussprüfung vor Prüfern der Industrie- und Handelskammer, bei der das Zertifi kat<br />
zur Hilfsnäherin erworben wird.<br />
<strong>2.</strong> Schwerpunkt:<br />
Darstellung der Fähigkeiten in der Öffentlichkeit durch eine Modenschau. Diese Präsentation<br />
kann und soll dazu dienen, mögliche künftige Kunden für Näharbeiten auf die Fähigkeiten der<br />
Frauen aufmerksam zu machen und sie als Auftraggeber zu gewinnen.<br />
3. Schwerpunkt:<br />
Aufbau eines Zweckbetriebes in der Form einer Ich-AG im Diakonie-Treff<br />
Weitere Schwerpunkte:<br />
Menschen unterschiedlicher Kulturen, Nationen und Religionen begegnen sich in der<br />
Textilwerkstatt im Diakonie-Treff, lernen sich kennen und akzeptieren.
Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
Neue Teilnehmerinnen nutzen die Angebote der Textilwerkstatt und qualifi zieren sich<br />
in verschiedenen Kursangeboten (offenes Angebot, Kursus für Anfängerinnen bzw. für<br />
Fortgeschrittene)<br />
Kursgestaltung:<br />
Eine ausgebildete Schneiderin unterrichtet die Frauen in fünf Gruppen im Nähen. Die Frauen<br />
lernen handwerkliche und handarbeitliche Grundtechniken und werden um Umgang mit der<br />
Nähmaschine unterwiesen. Sie können Nähmaschinen problemlos bedienen und kennen die<br />
Funktionen der Maschinen. Die Übungen erfolgen hauptsächlich am praktischen Beispiel.<br />
Grundlegendes theoretisches Wissen halten die Projektteilnehmerinnen in persönlichen Ordnern<br />
fest. Hier abgeheftet werden Übungsbeispiele und persönliche Notizen zur Vorgehensweise<br />
beim Nähen, Reparieren oder Ändern von Kleidungsstücken. Da die Projektteilnehmerinnen alle<br />
Anfängerinnen sind, umfasst die Ausbildung alle Schritte und Details zum Anfertigen von Kleidung.<br />
Zum Abschluss der Maßnahme können die Frauen selbstständig Kleidung nach Vorgaben nähen,<br />
kennen grundlegende Fachbegriffe und Arbeitstechniken. Sie können komplizierte Nähvorgänge<br />
selbstständig durchführen, nach Vorlage die Kleidung zuschneiden und Kleidung (Hose, Rock,<br />
Kleid) anfertigen.<br />
Kooperationspartner:<br />
Hausverwaltung HVg Michael Munte<br />
Frauenkompetenzzentrum<br />
Haupt-, Real- und Berufsbildende Schulen Fredenberg<br />
Fachdienst Soziales, Arbeitsagentur, ARGE<br />
Nachbarschaftshilfe im Diakonie-Treff<br />
Industrie- und Handelskammer Braunschweig<br />
Hintergrund:<br />
Spätaussiedlerinnen haben häufi g keine anerkannte<br />
Berufsausbildung. Sie trauen sich keine Ausbildung zu<br />
und brauchen Hilfe bei ersten Qualifi kationen.<br />
Fehlende Schul- bzw. Ausbildungsabschlüsse ziehen<br />
mangelndes Selbstbewusstsein nach sich. Die betroffenen<br />
Frauen bleiben oft isoliert und haben außerhalb der<br />
Familie wenig Kontakte nach außen. Sie trauen sich nicht,<br />
selbst Kontakte aufzunehmen. Ein Grund dafür sind die<br />
Bevor es an die praktischen Arbeiten ging, besprach Kursleiterin Lydia Bienert<br />
mit den Frauen die Arbeitsschritte.<br />
mitunter fehlenden Sprachkenntnisse, die durch die häusliche Isolation noch verfestigt werden.<br />
In den Familien wird häufi g die Sprache der Herkunftsländer gesprochen.<br />
Das demokratische System in Deutschland ist vielen Frauen nicht bekannt und damit auch nicht<br />
Beratungs- und Hilfsangebote für benachteiligte Gruppen. Diese Unkenntnis führt zu Ängsten,<br />
sich im öffentlichen Raum zu bewegen. Hinzu kommt Unsicherheit im Umgang mit Technik, da<br />
viele Frauen aus einfachen Verhältnissen kommen und bislang nur wenig mit moderner Technik<br />
in Berührung gekommen sind.<br />
Nähen ist eine Tätigkeit, die Hausfrauen und Müttern aus der täglichen Hausarbeit vertraut<br />
ist. Kleidung zu reparieren, zu ändern und komplett selbst neu zu schneidern, erspart die<br />
Neuanschaffung. Das entlastet die meist angespannte Finanzlage der betroffenen Familien<br />
und verschafft den Frauen Anerkennung und Erfolgserlebnisse in der Familie. Die geleistete<br />
Arbeit wird wertgeschätzt als direkte Haushaltsersparnis, aber auch als Fertigkeit, die berufl iche<br />
Perspektiven eröffnen kann. Ziel dieser Qualifi kation könnte für die Teilnehmerinnen eine<br />
Anstellung als Hilfsnäherin sein.<br />
Auswertung:<br />
Die Textilwerkstatt im Diakonie-Treff gilt am Fredenberg als gute Adresse für qualifi zierte<br />
Nähangebote. Die offenen Gruppen und die Kursangebote wurden in der Vergangenheit von<br />
Frauen unterschiedlicher sozialer und nationaler Herkunft in vollem Umfang genutzt. Durch<br />
diese und andere Angebote erwarb sich der Diakonie-Treff Anerkennung insbesondere auch<br />
bei den Bewohnern des Fredenbergs als Stätte fachlicher und sozialer Kompetenz. Durch die<br />
zahlreichen Gruppenangebote im Haus entstand bereits ein Netz persönlicher und sozialer<br />
Kontakte zu Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Viele Besucher des Treffs kennen<br />
35
Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
Die Qualifi kation zur<br />
Hilfsnäherin stellt für<br />
mich eine neue Chance<br />
dar, Beschäftigung<br />
zu fi nden. Gleichzeitig<br />
habe ich dadurch<br />
während meiner Erziehungszeit<br />
Kontakte<br />
nach außen gehalten.<br />
Das ist für Frauen mit<br />
kleinen Kindern sehr<br />
wichtig, um nicht den<br />
Anschluss zu verlieren.<br />
Elena Taube<br />
36<br />
sich untereinander und wissen von Menschen, die Hilfe benötigen. Dieses soziale Gefl echt wird<br />
von den Bewohnern akzeptiert und angenommen, weil es sich in hohem Maße auf persönliche<br />
Hinwendung stützt.<br />
Für <strong>LOS</strong>-Projekte wie die Qualifi kation zur Hilfsnäherin erwies sich das als Vorteil für die<br />
Gewinnung von Teilnehmerinnen. Einerseits meldeten sich Frauen und Mädchen selbst zu dieser<br />
Qualifi zierungsmaßnahme an. Andere wurden im Diakonie-Treff auf das Projekt aufmerksam<br />
gemacht und zur Teilnahme bewegt. Eine dritte Gruppe wurde von Mitarbeitern des Diakonie-<br />
Treffs gezielt aufgesucht und angesprochen. Es handelte sich dabei um Frauen und Mädchen,<br />
die sich in schwierigen familiären Situationen befunden haben und für die andere Maßnahmen zur<br />
Eingliederung in den Beschäftigungs- und Arbeitsmarkt beispielsweise wegen Schwangerschaft<br />
oder der Betreuung kleiner Kinder derzeit ungeeignet schienen.<br />
Alle Frauen in der Maßnahme waren Aussiedlerinnen oder Ausländerinnen, die sich schon länger<br />
in Deutschland aufhalten oder erst seit kurzem hier leben. Die meisten Frauen haben mehrere<br />
kleine Kinder, was sie bislang stark an das häusliche Umfeld band. Die räumliche Nähe des<br />
Diakonie-Treffs zum Wohnort erleichterte den Teilnehmerinnen an der Qualifi zierungsmaßnahme<br />
den Zugang zu dieser Ausbildung. Außerdem war der direkte Nutzen sofort erkennbar und lieferte<br />
den Frauen ihren Familien gegenüber Argumente, außerhalb des Haushaltes ohne Bezahlung tätig<br />
zu werden. Selbst Kleidung reparieren, ändern und neu anfertigen können, entlastet besonders<br />
in Familien mit Sozialhilfebezug die Haushaltskasse.<br />
In den Gruppen entwickelte sich schnell ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Frauen machten<br />
schnell fachliche Fortschritte und entwickelten großen Ehrgeiz. Jede wollte so schnell und so viel<br />
wie möglich lernen. Obwohl alle Frauen und Mädchen außer den haushaltsüblichen Kenntnissen<br />
im Nähen keine fachliche Vorbildung besaßen, erwiesen sich alle Teilnehmerinnen am Projekt<br />
als sehr lernwillig und verständig. Solche Erfolge ermutigten auch komplizierte Näharbeiten zu<br />
bewältigen.<br />
Der Erfolg der Maßnahme begründet sich zudem in hohem Maße im Gemeinschaftsgefühl im<br />
gesamten Diakonie-Treff. Für die Frauen und Mädchen der Maßnahme war es wichtig, ihre<br />
kleinen Kinder während der Maßnahme mit in den Treff bringen zu können. Jede fühlte sich<br />
selbstverständlich für die Betreuung und Versorgung der Kinder zuständig, wenn beispielsweise<br />
die Mutter Stoff zuschnitt oder nähte. Diakonie-Treff-Leiterin Sabina Scholz spricht von einer<br />
großen Familie: Jede trug Verantwortung für den anderen. Keiner sagte, er sei nicht zuständig.<br />
Das Gefühl, sich als anerkanntes Mitglied in einer Gemeinschaft zu befi nden, war wohltuend<br />
für die Frauen aus dem Projekt und beispielhaft für soziale Orientierung. Das führte auch dazu,<br />
die Frauen in andere Angebote des Diakonie-Treffs zu integrieren. So kamen einige in die<br />
internationale Frauensportgruppe.<br />
Für die hohe Akzeptanz der Maßnahme sprach überdies, dass auch während der Zeit der<br />
Schulferien alle Teilnehmerinnen im Projekt weiterarbeiteten und die Pausen nach der Geburt<br />
eines Kindes nur kurz waren. Die junge Mutter brachte ihr Baby mit in den Qualifi zierungskursus.<br />
Die Schulkinder wurden entweder von Praktikanten, Mitarbeitern des Treffs oder Mitgliedern<br />
anderer im Haus tätiger Gruppen beaufsichtigt und versorgt.<br />
Bei einigen Frauen und Mädchen wurde hoher Bedarf nach einem Kindergartenplatz deutlich. Aus<br />
Unkenntnis der Verfahrenswege waren bislang keine Anträge gestellt worden. In Zusammenarbeit<br />
von Diakonischem Werk mit dem Fachdienst Kinder, Jugend und Familie der Stadt Salzgitter<br />
gelang es, solche dringend benötigten Betreuungsplätze für die Kinder zu vermitteln.<br />
Deutlich wurde im Laufe der Maßnahme – während der grundsätzlich nur deutsch gesprochen<br />
wurde -, dass bei einem Teil der Teilnehmerinnen die deutschen Sprachkenntnisse schlecht<br />
waren. Um dem in geeigneter Form abzuhelfen, wurde durch den Diakonie-Treff Kontakt zur<br />
städtischen Volkshochschule aufgenommen. Von dort wurde die Teilnahme an Sprachkursen für<br />
die Betroffenen gesichert.<br />
Die Qualifi zierungsmaßnahme<br />
26 Frauen nähten in fünf Gruppen an verschiedenen Wochentagen jeweils vier Stunden lang.<br />
Angeleitet wurden sie von der Leiterin der Textilwerkstatt, Lydia Bienert. Das Lernen fand<br />
überwiegend am praktischen Beispiel statt. Als erstes wurden die Frauen im Umgang mit<br />
der Nähmaschine unterwiesen. Sie lernten alle Funktionen der Geräte kennen und übten die<br />
Handhabung. Weitere Schritte in der Qualifi zierung waren das Reparieren von Kleidung, wobei<br />
die Frauen und Mädchen die Kleidungsstücke selbst mitbrachten und für den privaten Gebrauch<br />
wieder herrichteten. Das traf auch für Kleidung zu, die geändert werden sollte. Nachdem die<br />
Frauen diese Fertigkeiten erworben hatten, stand die Aufgabe, selbst Kleidung zuzuschneiden
Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
und zu nähen. Beginnend mit einfachen Näharbeiten lernten die Teilnehmerinnen zunehmend<br />
komplizierte Arbeiten auszuführen. Dazu zählten das Einsetzen von Reißverschlüssen und das<br />
Ansetzen von Kragen und Belegen. Um theoretisches und praktisches Wissen festzuhalten<br />
und zur Vorbereitung auf die Prüfung nachschlagen zu können, führte jede Teilnehmerin einen<br />
Ordner. Darin abgeheftet wurden genähte Musterbeispiele, Skizzen und Notizen, die sich die<br />
Teilnehmerinnen selbst zu den einzelnen Schritten machten.<br />
Teilnehmerinnen berichten Elena Taube vor dem Begleitausschuss<br />
„In meiner Erziehungszeit wollte ich nicht untätig zu Hause sitzen. Es war mir wichtig raus zu<br />
kommen und dabei etwas Nützliches zu tun. Der<br />
<strong>LOS</strong>-Kursus bot mir diese Möglichkeit. Ich bin<br />
gelernte Arzthelferin. Es gab für mich keine Hoffnung,<br />
nach der Erziehungszeit wieder in meinem Beruf zu<br />
arbeiten. Das Projekt im Diakonie-Treff gefi el mir<br />
gut, weil ich dort etwas Neues lernen konnte und<br />
vielleicht berufl iche Perspektiven fi nden konnte. Ich<br />
bin ein optimistischer Mensch. Von vielen anderen<br />
Frauen, die spät ausgesiedelt sind, weiß ich, dass<br />
sie zu Hause bleiben. Sie sind oft sehr hilfl os,<br />
sehen schwarz für ihre Zukunft und brauchen viel<br />
persönlichen Halt. In der Diakonie haben viele gelernt,<br />
nicht gleich aufzugeben, wenn erste Bemühungen<br />
Beschäftigung oder Arbeit zu fi nden nicht gleich<br />
erfolgreich sind. Sie haben durch die Betreuung im<br />
Diakonie-Treff erfahren, dass es vieler kleiner Schritt<br />
bedarf. Sie haben aber auch Erfolge erlebt. Ein<br />
Ereignis wie die Modenschau, die viel Bewunderung<br />
für die Fähigkeiten der Frauen eingebracht hat und<br />
die positive Resonanz auf die gesamte Veranstaltung<br />
strahlen auf die Teilnehmerinnen zurück. Es ist ein<br />
schönes Gefühl, auf diese Weise Anerkennung zu erfahren.“<br />
Elena Taube mit ihrem Baby, berichtet vor dem Begleitausschuss über ihre<br />
Erfahrungen.<br />
Modenschau als Höhepunkt<br />
Die Modenschau am 27. April 2005 in der Kulturscheune in Salzgitter-Lebenstedt war Teil des<br />
Qualifi zierungsprojektes und stand unter dem Titel „Dress for the moment“. Mit vorbereitet<br />
wurde die Schau von Schülern und Schülerinnen sowie Lehrern der Gottfried-Linke-Realschule<br />
im Rahmen ihres Wahlpfl ichtkurses.<br />
Die im <strong>LOS</strong>-Qualifi zierungskurs tätigen Frauen und Mädchen zeichneten vorwiegend<br />
verantwortlich für den ersten Teil der Modenschau, in dem Kinderkleidung gezeigt wurde. In<br />
Zusammenarbeit mit den Betreuern und Kindern des Kinderklubs im Diakonie-Treff entstanden<br />
die Modelle. Sie waren im Wesentlichen Wünsche und Entwürfe der Kinder. Diese Vorschläge<br />
wurden von den Kursteilnehmerinnen umgesetzt. So entstand sehr individuelle Kindermode.<br />
Die Modelle für die Schülerinnen und Schüler des Wahlpfl ichtkurses der Gottfried-Linke-<br />
Realschule wurden außer von den Mitarbeiterinnen und freiwilligen Helfern der Textilwerkstatt<br />
37
Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
38<br />
im Diakonie-Treff ebenfalls von Kursteilnehmerinnen<br />
genäht. Wegen des besonderen Schauwertes wurde<br />
hierbei wie auch bei der Kindermode, besonders<br />
akribisch und fachgerecht gearbeitet. Um eine<br />
möglichst perfekte Schau zu präsentieren, legten die<br />
Frauen viele Sonderschichten ein und nähten oft bis in<br />
die späten Abendstunden.<br />
Die Nachfrage im Anschluss an die Modenschau<br />
sowohl nach einzelnen Modellen als auch nach<br />
Näharbeiten allgemein unterstrich den Erfolg der Schau.<br />
Die Modelle und die Ausführung der Näharbeiten<br />
überzeugten das Publikum und Interessenten an der<br />
Arbeit der Textilwerkstatt. Wie beabsichtigt, mit der<br />
Modenschau auf die Möglichkeiten der Textilwerkstatt<br />
und der in ihr ausgebildeten Frauen aufmerksam zu<br />
machen, gab es Nachfragen an die Werkstatt. Aufträge für Näharbeiten erteilten Kindergärten<br />
und das Diakonische Werk. Das lasse aus Sicht der Leiterin des Diakonie-Treffs hoffen, dass die<br />
Textilwerkstatt als eigenständiger Zweckbetrieb Kunden fi nden und somit weitergeführt werden<br />
kann.<br />
Zutrauen in eigene Fähigkeiten gewonnen<br />
Nelli Rott berichtet: „Zuerst hatte ich schon Zweifel, ob es mir gelingen würde, das Nähen zu<br />
lernen. Ich hatte keine Vorkenntnisse. Ich habe nicht geglaubt, einmal eine Hose anfertigen zu
Nähen nach allen Regeln des Handwerks: Vom Heften bis zum präzisen<br />
Nähen erlernten die Frauen alle Arbeitsgänge zum Herstellen und Ändern<br />
von Kleidung.<br />
Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
können. Lydia Bienert erklärte jeden<br />
Schritt sehr genau. Jeder konnte in<br />
seinem eigenen Tempo arbeiten. Als<br />
meine erste selbst genähte Hose<br />
fertig war, habe ich gestaunt und<br />
war stolz. Ich habe Spaß an diesem<br />
Handwerk gefunden und könnte<br />
mir vorstellen, als Hilfsnäherin eine<br />
Arbeit aufzunehmen.<br />
Amal Ghazzaoui berichtet: „Meine<br />
Kinder und mein Mann staunen<br />
über meine Arbeiten. Das freut mich<br />
natürlich. Ich repariere und ändere<br />
Kleidung. Hier habe ich gelernt, das<br />
so zu machen, dass es ordentlich<br />
und schick aussieht. Ein Loch in der<br />
Hose verschwindet zum Beispiel<br />
unter einer Applikation. Wir haben<br />
hier wirklich viel gelernt. Ich kann<br />
gar nicht aufhören zu nähen. Zu Hause habe ich immer weitergearbeitet. Später werde ich auf<br />
jeden Fall das offene Nähangebot in der Textilwerkstatt nutzen.“<br />
Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer Braunschweig<br />
Die Prüfung zur Hilfsnäherin dauerte zwei Tage. Die Frauen erhielten eine Aufgabe, die sie von der<br />
Planung, über den Zuschnitt bis zur Fertigstellung des Kleidungsstückes komplett selbstständig<br />
zu lösen hatten.<br />
Perspektiven<br />
Die Teilnehmerinnen an der Qualifi zierung zur Hilfsnäherin haben den Kursus erfolgreich<br />
abgeschlossen. Mit dem erworbenen Zertifi kat können sie eine berufl iche Qualifi kation vorweisen,<br />
die bei möglichen Arbeitgebern Anerkennung fi ndet.<br />
Die Frauen und Mädchen können selbst Kleidung fachgerecht reparieren, ändern und neu<br />
anfertigen. Mit dieser Fähigkeit fi nden sie berufl iche und familiäre Anerkennung über ihre Tätigkeit<br />
als Hausfrau und Mutter hinaus. Über Kontakte innerhalb der Nachbarschaftshilfe des Diakonie-<br />
Treffs können die Frauen mit ihren Fähigkeiten im Bereich der Freiwilligenarbeit gegen eine<br />
Aufwandsentschädigung tätig werden. Das hilft, Kontakte aus dem häuslichen Bereich hinaus<br />
zu halten und neue Kontakte zu knüpfen. Die begonnene Integration in das Gemeinschaftsleben<br />
kann damit fortgesetzt werden.<br />
Die Frauen und Mädchen haben die Fülle der Angebote unter dem Dach des Diakonie-Treffs kennen<br />
gelernt und wurden ermutigt,<br />
diese Angebote zu nutzen.<br />
Gleichzeitig entstanden im<br />
Treff persönliche Kontakte<br />
zu Menschen aus dem<br />
Wohnumfeld, die von den<br />
Frauen nun gepfl egt und<br />
weiter ausgebaut werden<br />
können.<br />
Abschlussprüfung<br />
Durch die Teilnahme<br />
am Projekt habe ich<br />
Fähigkeiten entdeckt,<br />
die ich mir gar nicht<br />
zugetraut habe. Ich<br />
sehe für mich jetzt<br />
neue Perspektiven.<br />
Nelli Rott<br />
39
Assessorenausbildung<br />
40<br />
Träger:<br />
Pro ASS GmbH<br />
Ausbildungsverbund Salzgitter Süd<br />
Am Alten Bahnhof 5<br />
38122 Braunschweig<br />
Zeitraum:<br />
1. Juni 2005 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Maßnahme zur Verhinderung von<br />
Schulabbruch und Schulversagen bei<br />
benachteiligten<br />
Jugendlichen;<br />
Arbeitsbesprechung während der Assessoren-<br />
Ausbildung<br />
Ausbildungs- und berufsvorbereitende Maßnahmen;<br />
Sonstige Orientierung und Vorbereitung;<br />
Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen bzw. Stimulierung von<br />
Beschäftigungspotentialen auf lokaler Ebene;<br />
Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen bzw. der Schulsozialarbeiter<br />
in der Methode „Potential Assessment“;<br />
Ziel ist die Verbesserung der individuellen Berufsberatung von<br />
Schülern und Schülerinnen, fußend auf den Ergebnissen der<br />
Stärken- und Entwicklungspotenzialanalyse Potential Assessment.<br />
Die Chancengleichheit der Geschlechter in dem Bereich Berufswahl<br />
soll gefördert werden und sich nicht nur auf die Interessenvertretung<br />
von Frauen, sondern auf alle Menschen, unabhängig von Geschlecht,<br />
nationaler Herkunft oder einem möglichen Grad der Behinderung<br />
beziehen.<br />
Zielgruppe:<br />
Lehrerinnen und Lehrer und Sozialarbeiter von Bildungseinrichtungen.<br />
Inhalt:<br />
Um eine optimale Begleitung der Schüler und Schülerinnen, die das Potential Assessment an<br />
der Hauptschule Am Fredenberg in Salzgitter durchlaufen haben, sicherzustellen, wurde dieser<br />
Projektvorschlag entwickelt. Die dreitägige Fortbildung richtet sich an interessierte Lehrerinnen<br />
und Lehrer sowie Schulsozialarbeiterinnnen und Schulsozialarbeiter.<br />
Die den Prozess des Potential<br />
Assessment begleitenden<br />
Pädagogen unterstützen im<br />
Anschluss an das Potential<br />
Assessment gezielt die<br />
Bewerbungsbemühungen der<br />
Schüler und Schülerinnen, die<br />
diesen Anforderungen auf der<br />
Grundlage schulischer Leistungen<br />
und des ermittelten Stärkenprofi ls<br />
in besonderem Maße entsprechen.<br />
Vor diesem Hintergrund ist für<br />
viele Schüler und Schülerinnen<br />
eine passgenauere Vermittlung<br />
in Ausbildung zu erreichen,<br />
welche sich nachhaltiger<br />
gestaltet als es bislang oftmals<br />
der Fall gewesen ist. Vorzeitige<br />
Gesprächskreis mit Schülern einer 8. Klasse der Realschule<br />
Fredenberg<br />
Teilnehmer studierten die Methode Potential Assessment und bereiteten<br />
sich auf praktische Übungen vor.
Assessorenausbildung<br />
Ausbildungsabbrüche, wurzelnd in Unzufriedenheit durch vorangegangene Fehleinschätzung<br />
der eigenen Interessen und/oder des Anforderungsprofi ls, können auf diese Weise verhindert<br />
werden<br />
Kursgestaltung:<br />
Nachdem im März 2004 ein durch <strong>LOS</strong> gefördertes Potential Assessment mit zwölf<br />
Schülerinnen und Schülern der Hauptschule Am Fredenberg in Salzgitter durchgeführt wurde<br />
und auf durchgängig gute Resonanz stieß, sollen nun sechs Lehrerinnen und Lehrer und/<br />
oder Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter Inhalte und Ablauf der Methode genau<br />
kennen lernen und in die Lage versetzt werden, sie zukünftig selbständig durchzuführen<br />
und an der Schule als festen Bestandteil der berufl ichen Orientierungsphase zu installieren<br />
(Netzwerkschaffung/Multiplikatoreneffekt).<br />
Die geplante Fortbildung dauert insgesamt 16 Tagen und gliedert sich in 3 Phasen:<br />
1. Grundlagentraining, 6 Tage<br />
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden mit den Zielen und Inhalten des Verfahrens vertraut<br />
gemacht. Sie erlernen in praktischen Übungseinheiten die Methodik des systematischen<br />
Beobachtens. Dabei geht es im Kern um die „kontrolliert subjektive“ Beobachtung des<br />
Verhaltens der Kandidaten beim Ausführen handlungsorientierter Aufträge, die Zuordnung der<br />
Verhaltensbeobachtung zu klar defi nierten Beobachtungsdimensionen - diese entsprechen<br />
berufl ichen Schlüsselqualifi kationen - sowie deren Qualifi zierung. Erlernt werden ebenfalls die<br />
Grundlagen der Auftragsmoderation. Zudem werden Gesprächstechniken für Feedback- und<br />
Selbsteinschätzungsgespräche mit den Kandidaten vermittelt und schließlich der genaue Ablauf<br />
der Praxisphase geplant und inhaltlich vorbereitet.<br />
<strong>2.</strong> Praxisphase, 6 Tage<br />
Trainerin Sandra Prozinki erläutert einer Kursteilnemerin eine Aufgabenstellung.<br />
Nach einer Informationsver<br />
anstaltung für interessierte<br />
Schüler und Schülerinnen<br />
führen die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer am<br />
Projekt Gespräche mit<br />
den 12 Kandidatinnen und<br />
Kandidaten. An fünf Tagen<br />
fi ndet anschließend ein<br />
Potential Assessment mit<br />
5-6 Aufträgen statt. Die<br />
Teilnehmenden werden dabei<br />
von einem erfahrenen Trainer<br />
begleitet und angeleitet.<br />
Jeder Fortbildungstag beginnt<br />
mit einer Vorbesprechung<br />
und endet mit einer<br />
Tagesrefl exion.<br />
3. Auswertung, 3 Tage<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erstelllen auf Grundlage aller Ergebnisse für jede/jeden<br />
Kandidatin/Kandidaten unter fachkundiger Begleitung eine individuelle Potenzialanalyse. Sie<br />
lernen die Berichtsstruktur kennen und verfassen schriftliche, ausführliche Abschlussberichte,<br />
die die individuellen Stärken und Fähigkeiten jeder/jedes Kandidaten/Kandidatin und eine darauf<br />
basierende Förderempfehlung enthalten.<br />
Der Bericht dient als Grundlage zur Weiterarbeit in Phase 2 (Unterstützung bei den<br />
Bewerbungsaktivitäten).<br />
1. Ermittlung individueller Entwicklungspotenziale als Angebot für Schüler und Schülerinnen<br />
Für jeden Kandidaten wird ein Abschlussbericht erstellt, in dem die beobachteteten Stärken und<br />
Potenziale in der Stärke ihrer Ausprägung erläutert sind und der eine erste Empfehlung für die<br />
sich anschließenden Bewerbungsaktivitäten enthält.<br />
<strong>2.</strong> Passgenaue Berufswahl und erfolgreichere Bewerbungsaktiväten der Schülerinnen und<br />
41
Assessorenausbildung<br />
42<br />
Schüler:<br />
Auch berufl ich unorientierte Schülerinnen und Schüler werden sich im Prozess des Potential<br />
Assessments ihrer individuellen Stärken und Fähigkeiten bewusst. Auf dieser Basis und zusätzlich<br />
unterstützt durch fachkompetente Pädagogen können sie eine passgenaue Berufswahl treffen,<br />
die Aussicht auf erfolgreichere, da gezieltere, Bewerbungsaktiviäten bietet und zusätzlich durch<br />
Frustration hervorgerufenen Ausbildungsabbrüche unwahrscheinlicher werden lässt .<br />
3. In der Methode ausgebildete Pädagoginnen/Pädagogen „vor Ort“:<br />
Zukünftig kann Potential Assessment als Instrument an unserer Partnerschule installiert werden<br />
und regelmäßig als Grundlage für weitere Bewerbungsaktivitäten dienen, ohne das Kosten<br />
durch die Beauftragung externen Personals entsteht. (Nach der Fortbildung Befragung der<br />
Teilnehmerinnen/Teilnehmer nach dem Erfolg)<br />
Kooperationspartner:<br />
Das BNVHS (Bildungswerk der Niedersächsichen Volkshochschulen GmbH) stellt den für die<br />
Fortbildung erforderlichen<br />
Trainer.<br />
Von der Hauptschule<br />
Am Fredenberg in<br />
Salzgitter werden die<br />
Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer der Fortbildung<br />
rekrutiert.<br />
Hintergrund:<br />
Die Berufsauswahl vieler<br />
junger Menschen wird<br />
häufi g durch ihr Geschlecht<br />
stark beeinfl usst. Auch<br />
wenn ein Mädchen<br />
gute handwerkliche<br />
Fähigkeiten besitzt, ist<br />
es unwahrscheinlich,<br />
dass es einen typischen<br />
„Männerberuf“ ergreifen Unterrichtssituation<br />
wird und beispielsweise<br />
Kfz-Mechatronikerin lernt. Ein Junge hingegen wird eher diesen Beruf anstreben, auch wenn er<br />
ausgeprägte Kompetenzen im Umgang mit Menschen hat, die zu einem sozialen Beruf passen<br />
würden.<br />
Die Fortbildungsteilnehmer werden in der Methode „Potential Assessment“ geschult und in die<br />
Lage versetzt, diese anschließend eigenständig durchzuführen:<br />
Die Schüler werden während der Teilnahme an dieser Methode lernen, sich selbst zu erkennen<br />
und zu beurteilen und erfahren, welche Stärken sie haben und welche Art von Praktikum bzw.<br />
Beruf zu ihrer Persönlichkeit passt.<br />
Rollenspezifi sche Muster sollen aufgebrochen werden, indem alle in Frage kommenden<br />
Berufsbereiche beleuchtet werden, unabhängig und frei von der gesellschaftlichen Zuschreibung<br />
von „typisch weiblich“ oder „typisch männlichen“ Beschäftigungsfeldern.<br />
Die Schüler haben sich während des Potential Assessments selbst erkennen und beurteilen<br />
gelernt und erfahren, welche Stärken sie haben und welche Art von Praktikum bzw. Beruf zu ihrer<br />
Persönlichkeit passt.<br />
Auswertung:<br />
Inhalte der Fortbildung<br />
Phase 1<br />
Kennenlernen der Methode für „Laien“, ausführliche (theoretische) Erläuterung - was ist „Potential<br />
Assessment?“:<br />
Hintergrund des Verfahrens<br />
-Ziele<br />
-Zielgruppen
Theorie der Methodik des systematischen Beobachtens<br />
-Beobachtungsdimensionen<br />
-Auswertung der Beobachtungen durch Klassifi zierungen und Qualifi zierungen<br />
-Auswertung der Gesamtbeobachtungen<br />
-Berichterstellung<br />
Gesprächsführung im Rahmen des Potential Assessment<br />
Bedeutung von Feedback und Selbsteinschätzungsbespräche<br />
-Inhalte der Feedbackgespräche<br />
-Inhalte der Selbsteinschätzungsgespräche<br />
-Inhalte der Abschlussgespräche<br />
Gestaltung der Potential Assessment-Aufträge<br />
Struktur des Potential Assessment- Berichtes, den Bericht „lesen“ lernen<br />
Assessorenausbildung<br />
Phase 2<br />
Umgang mit den Ergebnissen des Potential Assessment im weiteren pädagogischen Prozess<br />
-Erstellung des individuellen Handlungsplans<br />
-Wochenplan<br />
-Tagebuch<br />
-Beratungsgespräch<br />
-Abschlussgespräch<br />
Auf der Grundlage des Abschlussberichts aus dem Potential Assessment wird ein individueller<br />
Handlungsplan von Teilnehmer/in und Begleiter erstellt. Dieser Plan ist ein gegenseitiger<br />
Vertrag, in dem sich der Begleiter verpfl ichtet, den Teilnehmer zu begleiten, zu beraten und<br />
zu unterstützen. Der/ die Teilnehmer/in verpfl ichtet sich, in enger Abstimmung mit dem/der<br />
Begleiter/in zu agieren. Der Handlungsplan soll jedem/r Teilnehmer/in Wege aufzeigen, wie er/sie<br />
seine/ ihreVorstellungen, die nun auf einer fundierten Selbsteinschätzung beruhen, verwirklichen<br />
kann.<br />
Hieraus ergeben sich die drei Erfolgsindikatoren des Projektes:<br />
1. Ausgebildete Pädagogen und Pädagoginnen können die Teilnehmer in der zweiten Phase<br />
des Potential Assessments begleiten können (auch über die Grenzen des <strong>LOS</strong>- Mikroprojektes<br />
hinaus)<br />
<strong>2.</strong> Angebot für Schüler, konkrete und fundierte Hilfestellungen im Bereich der Berufs- und<br />
Ausbildungsfi ndung an der Schule in Anspruch nehmen zu können<br />
3. Erfolgreiche, da zielgenaue und fachlich unterstütze Bewerbungsaktivitäten der Schüler im<br />
Laufe dieser zweiten Phase.<br />
An der Assessorenausbildung nahmen Lehrer und Lehrerinnen der Berufsbildenden Schule<br />
Fredenberg, der Gottfried-Linke-Realschule Fredenberg und Weiterbildungsleiter der Städtischen<br />
Volkshochschule Salzgitter teil.<br />
Ergebnisse einer Kurzbefragung:<br />
Um Ziele und Ergebnisse aus Sicht der Teilnehmer an der Assessorenausbildung zu ergründen,<br />
erarbeiteten die Mitglieder des Projektes „Medienorientierung“ einen kurzen Fragebogen. Die<br />
Fragen lauteten:<br />
– Kennen Sie die Berufswünsche Ihrer Schüler (der Abschlussklassen)?<br />
– Stimmen Berufswunsch und Fähigkeiten der Schüler Ihrer Meinung nach überein?<br />
– Können Sie den Schülern bei der Berufsberatung und Berufsfi ndung Hilfestellung geben, weil<br />
sie die Stärken und Schwächen der Schüler aus dem Unterricht/schulischen Veranstaltungen<br />
kennen?<br />
– Fragen Schüler ihre Lehrer/Sozialpädagogen um Rat bei der Berufsfi ndung?<br />
– Welche Möglichkeiten eröffnet Ihnen das Assessorentraining hinsichtlich der Berufsberatung<br />
Ihrer Schüler?<br />
– Wie wollen Sie künftig als ausgebildeter Assessor mit Ihren Schülern arbeiten?<br />
Die Berufswünsche der Schüler sind den Pädagogen an den Schulen überwiegend bekannt oder<br />
sie kennen sie teilweise. Meistens, beziehungsweise manchmal stimmen aus Sicht der Lehrer<br />
die Berufswünsche mit den Fähigkeiten der Schüler überein. Dadurch sehen sich Pädagogen in<br />
der Lage, ihre Schüler bei der Berufsberatung und Berufsfi ndung zu unterstützen. Schüler nutzen<br />
diese Kompetenz der Lehrer, um Rat in diesen Fragen einzuholen. Das bestätigt den Ansatz der<br />
43
Assessorenausbildung<br />
44<br />
Assessorenausbildung, Pädagogen in Fragen der Stärken und Schwächenanalyse fortzubilden.<br />
Pädagogen sind für Schüler in der Berufsfi ndungsphase ein wichtiger Ansprechpartner.<br />
Vorhandene Fähigkeiten zu schulen, macht daher aus Sicht der Teilnehmer Sinn, um Schüler<br />
noch kompetenter beraten zu können.<br />
Möglichkeiten, die die Teilnehmer am Mikroprojekt für ihre Arbeit sehen sind: Potentiale der<br />
Schüler zu ermitteln und kennen zu lernen und diese verstärkt in die Berufsberatung einfl ießen<br />
zu lassen. Das Training gab den Teilnehmern Anregungen und zeigte Handlungsansätze, um<br />
Schüler in anderen Situationen als dem Unterricht zu sehen. Das Training lehrte, Schüler unter<br />
anderem Blickwinkel zu beobachten. Das eröffnet neue Möglichkeiten der gezielten Beratung<br />
und der besseren Einschätzung der Fähigkeiten der Schüler. Festgestellt wurde von den<br />
Teilnehmern weiter, dass die Genauigkeit und Objektivität der Aussagen über die Schüler durch<br />
die Fortbildung steigt. Als eine Möglichkeit, das Gelernte anzuwenden, wurde genannt, gezielte<br />
Aufgabenstellungen im Fachunterricht unter Beobachtungsdimensionen, die für die Berufswahl<br />
Bedeutung haben, zu entwickeln und anzuwenden.<br />
Arbeit als Assessor mit Schülerinnen und Schülern können sich Teilnehmer am Mikroprojekt so<br />
vorstellen, dass gezielt Assessmentprojekte durchgeführt werden. Denkbar sind spezielle praktische<br />
Unterrichtsaufgaben, die<br />
eine gezielte Beobachtung<br />
der Schüler zulassen.<br />
Öfter Aufgaben zu<br />
stellen, um Schüler in<br />
ihrer Vorgehensweise<br />
zu beobachten, wird<br />
als Schlussfolgerung<br />
aus der Weiterbildung<br />
gezogen. Wichtig ist den<br />
Teilnehmern am Projekt<br />
außerdem, den Schülern<br />
Rückmeldung über ihre<br />
Beobachtungsergebnisse<br />
zu geben. Aus dem<br />
Abgleich der Potentiale<br />
wollen die Pädagogen<br />
Schlussfolgerungen für<br />
Mit Schülern verstärkt Assessments durchzuführen, war der Wunsch aller Kursteilnehmer.<br />
und mit den Schülern<br />
ziehen. Dadurch erhalten<br />
die Schüler eine wichtige<br />
auf ihre Person bezogene Einschätzung, die die Berufswahl besser steuern kann.<br />
Als wichtig wird weiter angesehen, regelmäßig Assessments durchzuführen und erkannte<br />
Potentiale der Schüler im Unterricht aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Das könnte auch in<br />
außerschulischen Aktivitäten angewandt werden. Dabei spezielle Schülergruppen anzusprechen,<br />
wird ebenfalls als künftiges Arbeitsfeld genannt.
Träger:<br />
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Salzgitter e. V.<br />
Am Schölkegraben 1<br />
38226 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
1. Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />
Frauenkompetenzzentrum<br />
Ziele:<br />
Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen und<br />
Arbeitsuchenden und Sozialhilfeempfängerinnen;<br />
Erhöhung der Chancengleichheit von Frauen und<br />
Männern;<br />
Frauen in einem Kursangebot.<br />
Förderung der berufl ichen Eingliederung durch<br />
Integrationsprojekte für besonders benachteiligte<br />
Zielgruppen wurden zum Beispiel Profi lingkurse und Sprachkurse für Migrantinnen angeboten.<br />
Im Sprach- und Orientierungskurs im 1. Bewilligungszeitraum haben sich Kontinuität,<br />
Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen als wichtigste Kriterien dieses Moduls erwiesen. Ziel in<br />
der <strong>2.</strong> <strong>Förderperiode</strong> ist es, diese Kriterien bei mindestens fünf Teilnehmerinnen zu erreichen.<br />
Der Sprachschatz und die Orientierung werden bei mindestens 5 der Teilnehmerinnen spürbar<br />
erweitert: Die Frauen können im Anschluss an diese Phase ihren eigenen Standpunkt klar machen<br />
und haben gelernt, diesen auch zu vertreten. Die Frauen werden in die Lage versetzt, ihre Rechte<br />
und Möglichkeiten insbesondere in berufl icher Hinsicht besser einzuschätzen. Außerdem ist<br />
durch das gezielte Training von behördlichen Alltagssituationen im Sprachkurs die Motivation<br />
größer, sich dann auch den tatsächlichen Anforderungen zu stellen.<br />
Frauen werden durch das Profi ling in die Lage versetzt, ihre persönlichen Fertigkeiten und<br />
berufl ichen Chancen einzuschätzen.<br />
Zielgruppe:<br />
Arbeitslose bzw. langzeitarbeitslose Frauen, Schulabgängerinnen, Ausbildungsplatzsuchende,<br />
Berufsrückkehrerinnen<br />
Inhalt:<br />
Organisation des Frauenkompetenzzentrums, Etablierung des Zentrums nach der Aufbauphase<br />
im 1. Förderzeitraum<br />
Das vorhandene Netzwerk zur effi zienten<br />
Umsetzung der einzelnen Maßnahmen wird weiter<br />
ausgebaut.<br />
Intensivierung der Vortragsreihe „Rund um den<br />
Job“.<br />
Orientierende Kurse, Vorträge und Seminare<br />
Profi lingkurs<br />
Sprach- und Orientierungskurs<br />
Beratung, Qualifi zierung, Ausbildung<br />
Kinderbetreuung<br />
Sozialpädagogische Betreuung<br />
Kursgestaltung:<br />
Das Mikroprojekt „Aufbau eines<br />
Frauenkompetenzzentrums“ ist aufgrund der<br />
Größe des Projektes und der Vielfalt der Aufgaben<br />
in drei Module aufgeteilt. Das erste Modul war<br />
Faltblätter mit den Programminhalten wurden im Wohngebiet verteilt, um<br />
die Einrichtung der Räume und vorbereitende auf das Projekt aufmerksam zu machen.<br />
Maßnahmen zum Aufbau eines Netzwerkes im<br />
1. Förderzeitraum. Es fanden erste Angebote zur<br />
Basisorientierung statt.<br />
Das zweite Modul im zweiten Förderzeitraum gliedert sich in drei Bausteine:<br />
a) Sprach- und Orientierungskurse<br />
45
Frauenkompetenzzentrum<br />
46<br />
Der Kurs fi ndet zweistündig dienstags und freitags vormittags statt. Zielgruppe sind<br />
Migrantinnen und/oder Frauen aus sozial schwachen Verhältnissen bzw. mit einer Lese- und<br />
Rechtschreibschwäche. Die Zahl der Teilnehmerinnen ist auf maximal 12 Frauen beschränkt<br />
und soll sich verstärkt aus den Frauen zusammensetzen, die den ersten Kurs absolviert hatten.<br />
Zielsetzung ist die Vertiefung der erworbenen Schreib- und Lesekenntnisse, die von einer<br />
Lehrerin vermittelt werden. Schwerpunkt soll die Umsetzung an lebensnahen Begebenheiten<br />
wie das Ausfüllen von Anträgen für Ämter und Behörden sein. Dazu werden praktische Übungen<br />
gemacht. Das dient der allgemeinen Orientierung der Frauen. Ergänzt wird dieses Angebot von<br />
sozialpädagogischer Betreuung.<br />
b) Profi lingkurs<br />
„Der Weg zum berufl ichen Ziel!“ – Berufl iche Orientierung und Planung für Frauen<br />
Termin: 11. bis 2<strong>2.</strong> April 2005 jeweils montags bis freitags von 9 bis 1<strong>2.</strong>30 Uhr<br />
Inhalt: Wer bin ich? – Was kann ich? – Wie komme ich zum berufl ichen Ziel?<br />
Die Teilnehmerinnen werden Antworten auf diese Fragen fi nden. Persönliche Zielklarheit und<br />
positives Denken sind dabei ebenso wichtig wie das Wissen um Chancen und Risiken am<br />
Arbeitsmarkt.<br />
Der Kurs fi ndet in 40 Stunden mit einem festen Kreis an Teilnehmerinnen statt. Erstellt werden<br />
soll ein individuelles Stärken/Schwächen-Profi l. Die Frauen erhalten konkrete Hilfestellung, die<br />
gewonnenen Erkenntnisse bei der Arbeitssuche gezielt umzusetzen. Die Zahl der Teilnehmerinnen<br />
ist auf maximal 12 Frauen beschränkt und soll sich verstärkt aus dem Besucherstamm der<br />
beteiligten Einrichtungen sowie der anderen Mikroprojekte, insbesondere der Arbeiterwohlfahrt<br />
zusammensetzen.<br />
c) Vortragsreihe „Rund um den Job“<br />
Ab August 2004 fi ndet jeweils am letzten Dienstag im Monat in der Zeit von 9.30 bis 11.30 Uhr<br />
eine offene Vortragsreihe statt. Themen sind u. a. Versicherungs- und Vermögensvorsorge für<br />
Frauen und Bewerbungstraining:<br />
26. Oktober 2004: Warum brauche ich überhaupt Versicherungen? Wenn ja, welche sind wichtig?<br />
Möglichkeiten der Rentenversicherung und –vorsorge.<br />
23. November 2004: Informationen über Haftpfl icht-, Hausrat- und Unfallversicherung<br />
25. Januar 2005: Familienvorsorge (Einzel-, Familien- und Kindervorsorge) sowie sinnvolle<br />
Möglichkeiten Geld anzusparen<br />
2<strong>2.</strong> Februar 2005: Strategische Haushaltsplanung – sinnvolle Planung des Haushaltsgeldes<br />
26. April 2005: Was sollte ich zum Thema Bewerbung wissen und wie bewerbe ich mich<br />
richtig?<br />
31. Mai 2005: Aktuelle Änderungen im Arbeitsrecht<br />
Bei allen Angeboten wird parallel eine Kinderbetreuung<br />
angeboten.<br />
Kooperationspartner:<br />
Wohnbau Salzgitter<br />
Referat für Gleichstellung<br />
Volkshochschule Salzgitter<br />
Fredenberg Forum e. V.<br />
Frauen in Not Salzgitter<br />
Hintergrund:<br />
Frauen aus sozial schwachen Verhältnissen<br />
und Migrantinnen erfahren überwiegend eine<br />
Rollenzuweisung als Hausfrau und/oder Mutter.<br />
Aufgrund ihres kulturellen Hintergrundes ist dieses<br />
Denk- und Verhaltensmuster bei Migrantinnen<br />
verstärkt zu beobachten. Häufi g haben die Frauen<br />
Defi zite in ihrem Selbstwertgefühl und Probleme in<br />
der allgemeinen und insbesondere der berufl ichen<br />
Orientierung.<br />
Frauen sollen aus ihrer Isolation, u. a. bedingt durch<br />
die Nichterwerbstätigkeit, Kinderbetreuung und<br />
Interessierte Zuhörerinnen erhalten bei des Vorträgen<br />
wertvolle Tipps.
Frauenkompetenzzentrum<br />
kulturellen Hintergrund, herausgeholt werden. Es wird ihnen die Möglichkeit geboten, sich zu<br />
informieren, sich gezielt weiterzubilden und Selbstbewusstsein zu erlangen bzw. zu stärken. Dies<br />
geschieht durch die Aneignung von Wissen, erfolgreiche erste Schritte in die Berufstätigkeit sowie<br />
das Anstreben von Gleichstellung durch erhöhten Wissenstand und selbstverdientes Geld.<br />
Die Rückkehr in den Beruf ist insbesondere für Frauen nach der Familienphase sehr schwierig.<br />
Bei der heutigen angespannten Arbeitsmarktlage gestaltet sich allerdings schon die Suche nach<br />
einer Lehrstelle für die jungen Frauen zu einem häufi g aussichtslosen Unterfangen. Sollte eine<br />
Frau erst einmal die magische Altersgrenze der 40 überschritten haben, so kann sie die Hoffnung<br />
auf einen neuen Arbeitsplatz ziemlich schnell begraben, zeigen Erfahrungen.<br />
Lücken in der Berufsbiografi e von Frauen, speziell durch Kindererziehungszeiten, werden von<br />
den Betroffenen selbst oft als Nachteil betrachtet. Dabei haben Mütter in ihrem alltäglichen<br />
Tagesablauf automatisch Fähigkeiten erworben, für die so mancher Beschäftigte erst kostspielige<br />
Seminare besuchen musste. Familienkompetenz und Familienmanagement sind Fähigkeiten und<br />
Kenntnisse, die Frauen lernen müssen, mit Selbstbewusstsein als Stärke und positiv nutzbare<br />
Fähigkeiten zu nennen. Sich darüber bewusst zu werden und sich entsprechend zu „vermarkten“,<br />
sollen Frauen im Frauenkompetenzzentrum lernen.<br />
Auswertung:<br />
Profi ling-Kurs:<br />
An der Wand hängen am letzten Tag des Profi lierungs-Kurses noch<br />
die ausgefüllten Arbeitsblätter eines Kreativtestes. Aus vorgegebenen<br />
Fragmenten sollten die Teilnehmerinnen des Kurses innerhalb einer<br />
begrenzten Zeit Bilder malen. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Die<br />
Zeichnungen sollen für die Frauen sprechen. Das tun sie auch, denn die<br />
Ergebnisse sind so unterschiedlich wie die Frauen selbst, die am Profi ling<br />
teilnahmen. Mit Hilfe solcher und ähnlicher Tests, die beispielsweise auf<br />
Kreativität, Gedächtnis, mathematische Fähigkeiten, Allgemeinbildung,<br />
Persönlichkeit und Selbstdarstellung zielten, analysierten die beiden<br />
Während des Profi ling-Kurses.<br />
Dozentinnen Nicole Kröger und Tanja Lippke die Fähigkeiten der Frauen.<br />
Sie testeten die Frauen in der Gruppenarbeit, um herauszufi nden, wer<br />
im Team welche Rolle übernimmt und ausfüllt. Als Hauptanliegen formulierte die Gleichstellung<br />
sbeauftragte Andrea Götte: Die Stärken stärken, die Schwächen schwächen. „Kritisiert wird oft<br />
und viel. Wichtiger für einen optimistischen und vertrauensvollen Blick in die Zukunft ist jedoch<br />
ein positiver Hintergrund, den jeder Mensch von sich haben sollte. Den haben wir versucht, den<br />
Frauen hier zu vermitteln, indem wir ihnen ihre Kompetenzen gezeigt haben. Darüber hinaus<br />
haben wir die Frauen ermutigt, das, was sie gut können, zielgerichtet einzusetzen“, erklären<br />
die Dozentinnen zum Kursabschluss. Ergebnisse aus Tests und Gruppenarbeit wurden teilweise<br />
gleich mit den Kursteilnehmerinnen besprochen. Für die Frauen war dieser Austausch wichtig.<br />
„So habe ich gleich von den anderen ihre Meinung erfahren. Dieser Austausch schärft den Blick<br />
auf sich selbst und andere“, beschreibt eine der Frauen ihre Erfahrung.<br />
Sich auf die Tests einzulassen, war für die Frauen kein Problem. Es sei keine Prüfung wie in<br />
der Schule gewesen. Man sei neugierig geworden, wie man mit den Fragen und Aufgaben<br />
zurechtkommt. Das habe eher noch mehr angespornt als gebremst, sagten die Frauen<br />
rückschauend.<br />
Vom ersten Tag des Kurses an merkten die Teilnehmerinnen, dass sie vom Profi ling profi tieren<br />
werden. Die Dozentinnen erkannten dies an das an der Zielstrebigkeit, mit der die Frauen an<br />
die Tests und Aufgaben heran gingen. Die Zahl der Teilnehmerinnen, die unter den Erwartungen<br />
blieb, zeigte aber auch, dass es im Vorfeld schwierig ist, Frauen für solche Angebote zu gewinnen.<br />
Beispiel für einen Test im Profi ling-Kurs. Aus vorgegebenen Symbolen sollten sinnvolle Bilder gestaltet werden.<br />
47
Frauenkompetenzzentrum<br />
Das Seminar hat mir<br />
Mut gemacht, Neues<br />
auszuprobieren und<br />
selbstbewusst nach<br />
neuen Möglichkeiten<br />
für mich zu suchen.<br />
Carina M.<br />
48<br />
Allein die Beschreibung der Kursinhalte und möglichen Ergebnisse für die Frauen reicht nicht<br />
aus, um Teilnehmerinnen für diese Schulungen zu gewinnen. Hier bestätigte sich die Erfahrung,<br />
dass Frauen sich oftmals nicht (zu)trauen, neue Wege zu beschreiten. Sie stellen ihre Fähigkeiten<br />
zu oft infrage, wenn es darum geht, eine neue Aufgabe zu bewältigen. Zuwachs an Bildung<br />
und Qualifi zierung stehen sie skeptisch gegenüber, wenn ihnen die Anschauung über Inhalte<br />
fehlt. Frauen sind sehr selbstkritisch, sagt Gleichstellungsbeauftragte Andrea Götte. Können sie<br />
eine Sache nicht konkret überschauen, fürchten manche zu versagen. Mit den Erfahrungen der<br />
Teilnehmerinnen dieses Profi lingkurses eröffnen sich neue Möglichkeiten der Werbung für nächste<br />
Seminare. Die Teilnehmerinnen können nun konkret und kompetent über Inhalte, Ergebnisse und<br />
Nutzen berichten und mit diesen Erfahrungen auf Frauen der Zielgruppen zugehen. Beteiligte<br />
und Veranstalter des Profi lingkurses sind sich sicher, dass dadurch die Zahl der Teilnehmerinnen<br />
bei folgenden Seminaren dieser Art deutlich größer würde. Die Teilnehmerinnen sagten zu, sich<br />
an dieser Form der Werbung bei Bedarf zu beteiligen.<br />
Karina M. berichtet<br />
„Ich habe während des Seminars zwei wunderbare Wochen erlebt. Ich habe in den Dozentinnen<br />
zwei Vorbilder kennen gelernt, an denen ich mich künftig messen möchte. Es war interessant,<br />
Lebensbilder anderer Frauen in ähnlicher Situation wie meiner zu sehen. Das zeigte mir, wo<br />
ich stehe und dass ich mich nicht verstecken brauche. Ich habe viel gelernt über mein eigenes<br />
Auftreten und das anderer. Die Frage ‚Was kann ich an und aus mir machen?‘ betrachte ich jetzt<br />
sehr viel aufgeschlossener und optimistischer als vorher. Das Seminar hat mir Mut gemacht,<br />
Neues auszuprobieren und selbstbewusst nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Es ist wohltuend,<br />
aufgrund der Tests, Gespräche und Aufgaben von den erfahrenen Kursleiterinnen eine schriftliche<br />
Bestätigung zu erhalten, wie sie meine Persönlichkeit einschätzen und welche Fähigkeiten ich<br />
tatsächlich habe. Dieses Zeugnis werde ich auf jeden Fall als Empfehlungsschreiben nutzen.“<br />
Karina M. machte auf die Dozentinnen zunächst den Eindruck eines sehr zurückhaltenden<br />
Menschen. Umso erstaunter waren Nicole Kröger und Tanja Lippke, welche enormen Fähigkeiten<br />
bei Karina zu Tage traten. Bei ihr wie auch bei anderen Frauen aus der Gruppe bestätigte sich die<br />
Erfahrung der Gleichstellungsbeauftragten,<br />
dass Frauen wegen ihrer rollenspezifi schen<br />
Biografi en eine spezielle Ansprache benötigen, um ihre<br />
Kompetenzen zu erkennen und als solche werten.<br />
Einig waren sich alle Teilnehmerinnen des Profi lingkurses<br />
über den persönlichen Nutzen des Seminars. Jede Frau<br />
fühlte sich in den Stärken, die der Kurs herausgearbeitet<br />
hat, bestätigt. Gleichzeitig lernten die Kursteilnehmerinnen<br />
Schwächen zu akzeptieren und zu relativieren. Der Kurs<br />
schloss mit einem, wie Nicole Kröger und Tanja Lippke es<br />
nannten, Empfehlungsschreiben von Mensch zu Mensch.<br />
Die Frauen erhielten von den Dozentinnen einen persönlich<br />
gehaltenen Brief, in dem das Persönlichkeitsbild der<br />
jeweiligen Teilnehmerin beschrieben wurde. Die endgültige<br />
Auswertung, die beispielsweise für spätere Bewerbungen<br />
genutzt werden kann, erhielten die Frauen gesondert. Das Seminar, so die übereinstimmende<br />
Meinung aller Frauen aus der Gruppe, hat die Teilnehmerinnen zu einem aufrechten Gang ins<br />
Leben ermutigt.<br />
Für jede Teilnehmerin gab es zum Abschluss des Kurses Glückwünsche,<br />
eine Blume und einen Bewertungsbogen.<br />
Bewerbungstraining als Teil der Vortragsreihe „Rund um den Job“<br />
Dozentin: Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter, Andrea Götte<br />
„Wie auch bei Profi lingkurs muss man Frauen beim Bewerbungstraining die Angst vor dem großen<br />
Unbekannten nehmen. Viel zu oft kommen Frauen zu solchen Seminaren und sagen von sich,<br />
dass sie seit ihrem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben oder nach der Ausbildungszeit nichts<br />
gemacht hätten. Ihre Qualifi kation außerhalb des bezahlten Arbeitslebens erkennen sie nicht als<br />
vollwertig an. Mütter und Hausfrauen sind sehr durch die Familienzeit geprägt. Insbesondere<br />
sie müssen zunächst lernen von sich zu sagen: Ich kann etwas. Die Vorarbeit ist daher erst<br />
einmal wichtiger als die Bewerbungsmappe selbst. Viele offene Fragen der Frauen müssen im<br />
Vorfeld geklärt werden. Fragen wie: Was will ich? Welche Ideen, Neigungen und Vorstellungen<br />
habe ich? Wo liegen meine Stärken? Worauf kann und will ich aufbauen? Darum ging es auch<br />
beim Bewerbungstraining. Das konnte ich diesem Fall gut auf den Profi lierungskurs aufbauen.<br />
Allerdings kann man innerhalb von zwei Stunden nicht alles abdecken, was besprochen werden
Frauenkompetenzzentrum<br />
müsste. Darum biete ich den Frauen auch immer wieder an, auch andere Möglichkeiten zu nutzen,<br />
die das Gleichstellungsreferat und andere Einrichtungen anbieten. Diesen Schritt zu gehen, fällt<br />
Frauen und Mädchen der <strong>LOS</strong>-Zielgruppen jedoch schwer. Er zeigt sich immer wieder, dass<br />
man als erstes aufsuchende Arbeit leisten und die Betroffenen in ihren Lebensbereichen abholen<br />
muss. Diese Möglichkeit bot das <strong>LOS</strong>-Projekt und die Chance wurde genutzt.<br />
Im <strong>LOS</strong>-Projekt Frauenkompetenzzentrum haben sich viele Veranstaltungen verzahnt. Nicht alle<br />
Angebote wurden von allen Frauen in gleichem Maße genutzt. Besonders die Vorträge wurden<br />
speziell nach persönlicher Interessenlage besucht.<br />
Profi lingkurs und Bewerbungstraining haben einige Frauen stark motiviert, weitere Schritte<br />
in Richtung Arbeitsmarkt und Beschäftigung zu gehen. An diesem Punkt müsste nun weiter<br />
gearbeitet werden, vorerst jedoch auf dem erreichten Niveau. Sinnvoll scheint es zu sein,<br />
die für das Projekt gewonnenen Frauen als Multiplikatorinnen zu verstehen, um den Kreis<br />
der Teilnehmerinnen zu erweitern. Die Themen selbst müssten in ähnlicher Weise wie bisher<br />
bearbeitet werden. Die Anforderungen an den Teilnehmerinnenkreis jetzt erhöhen, würde nicht<br />
den Bedürfnissen der Frauen und Mädchen entsprechen. Die Chancen, Wege in einen Job oder<br />
Beschäftigung zu gehen, werden von den Betreuerinnen und Dozentinnen als gut eingeschätzt,<br />
wenn die Beratung und Begleitung der Frauen in der derzeitigen Form fortgeführt werden könnte.<br />
Was geleistet wurde, war das Optimale unter den Bedingungen und mit den Voraussetzungen,<br />
die die Frauen mitbrachten.<br />
Die Frauen benötigen weiter Begleitung und vor allem Zeit, damit sich weiter Vertrauensebenen<br />
entwickeln. Denkbar wären weitere Kurse zum Persönlichkeitstraining, die Möglichkeit Sport<br />
zu treiben und sich als Gruppe Gleichgesinnter und Gleichgestellter zusammen zu fi nden.<br />
Geschehen könnte das bei unterschiedlichen Veranstaltungen in ungezwungener Runde. Das<br />
könnte helfen, den Kontakt unter den Frauen zu stärken und neue Kontakte sowohl zu anderen<br />
Frauen als auch zu Einrichtungen zu knüpfen. Betreuerinnen und Dozentinnen sehen darin einen<br />
Weg, die Frauen und Mädchen zur Selbstrefl exion zu bringen und damit ihr Selbstbild zu stärken.<br />
Diese Möglichkeiten sollen den Frauen künftig in anderem Rahmen erhalten bleiben.<br />
Hilfen, die über die bisherigen Angebote des Frauenkompetenzzentrums hinausgehen, bleiben<br />
gesichert. Die Teilnehmerinnen wurden über Anlaufstellen informiert und haben durch die<br />
Veranstaltungen eine Reihe von Ansprechpartnern kennen gelernt, an die sie sich nun aus<br />
eigener Initiative wenden können (und müssen).<br />
Sprach- und Orientierungskurs<br />
Dozentinnen: Ute-Dagmar Schlimme/ Sonja Wagenführer<br />
Am Sprach- und Orientierungskurs nahm ein fester Kreis von Frauen teil. Manche von ihnen leben<br />
bereits seit vielen Jahren am Fredenberg, beherrschen die<br />
deutsche Sprache dennoch schlecht. Andere Frauen verfügen<br />
trotz kurzer Aufenthaltsdauer über Sprachkenntnisse. Auch<br />
die Altersstruktur der Gruppe ist gemischt.<br />
Fortschritte sind erkennbar. Während des Unterrichts zeigten<br />
die Frauen Wissenszuwachs. Im täglichen Sprachgebrauch<br />
sind sie nicht sicher. Mitunter fehlt aus Angst vor Fehlern das<br />
Zutrauen, deutsch zu sprechen.<br />
Gemeinsame Aktion von Frauen-Gesprächskreis und<br />
Frauenkompetenzzentrum<br />
Ein Versuch, Migrantinnen und einheimische Frauen zusammen<br />
zu bringen war die gemeinsame Veranstaltung des Frauen-<br />
Gesprächskreises des Fredenberg Forums, mit Teilnehmerinnen<br />
der Veranstaltungen im Frauenkompetenzzentrum und Frauen<br />
aus dem Sprachkurs. Der Erfolg solcher Veranstaltungen<br />
hängt sehr von der Offenheit aller Seiten ab. Sich sprachlich<br />
Nach einem Erzählkreis lernten sich Frauen unterschiedlicher Her-<br />
schlecht ausdrücken zu können, macht den ungezwungenen kunft bei einem gemeinsamen Frühstück näher kennen.<br />
Umgang miteinander schwierig. Verständigung setzt<br />
Kompromissbereitschaft voraus und in gleichem Maße Mut, sich Fremden gegenüber zu<br />
äußern, auch wenn man nicht perfekt ist. Das klappt nicht auf Anhieb. Das Treffen mit einer<br />
Begrüßungsrunde zu beginnen, in der sich alle Frauen in einem Kreis vorstellten, und anschließend<br />
zu frühstücken und das Gespräch zu suchen, war ein ansprechender Rahmen. Miteinander<br />
vertrauter geworden zu sein, kann eine gute Basis für weitere Treffen sein.<br />
49
Kompetenzservice<br />
50<br />
Träger:<br />
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband<br />
Salzgitter e. V.<br />
Am Schölkegraben 1<br />
38226 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
1. Juli 2004 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Etablierung des Projektes Kompetenz<br />
Service Fredenberg;<br />
Menschen aus dem Ortsteil<br />
Fredenberg aktivieren und in Beschäftigung vermitteln;<br />
Unterstützung von Aktivitäten lokaler Vereine;<br />
Unterstützung der Gründung oder Festigung lokaler Netzwerke;<br />
Zielgruppe:<br />
Arbeitslose und Langzeitarbeitslose aller Altersgruppen<br />
Institutionen und Organisationen<br />
In Gesprächen wurden Ziele und Wünsche der Frauen deutlich<br />
gemacht.<br />
Inhalt:<br />
Vermittlung in Beschäftigung im Freiwilligensektor zur Unterstützung lokaler Aktivitäten<br />
Beratung und Vermittlung in Richtung arbeitsnaher Tätigkeiten<br />
Qualifi zierung der Mitarbeiterinnen des Kompetenz Service Fredenberg<br />
Kursgestaltung:<br />
Das in der ersten Projektphase eingerichtete Büro, das mit zwei zuvor arbeitslosen Honorarkräften<br />
besetzt wurde, dient als zentrale Anlaufstelle für das Projekt. Im Schulungsraum können<br />
verschiedene Angebote durchgeführt werden. Mit intensiver Werbung wurde bereits im ersten<br />
<strong>LOS</strong>-Förderzeitraum auf das Projekt aufmerksam gemacht. Neben Einzelberatung hat sich eine<br />
Gruppe arbeitsloser Frauen zu regelmäßigen Treffen zusammengefunden. Diese Frauen haben<br />
eigene berufl iche Perspektiven beleuchtet und besprochen. Mit den anderen Projektträgern und<br />
Akteuren im Bereich der Beschäftigungsförderung hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt,<br />
die weiter gefördert werden soll.<br />
Es wird angestrebt, das Projekt nach Abschluss der <strong>LOS</strong>-Förderung eigenständig weiter zu<br />
betreiben.<br />
Lokale Gruppen, Vereine und Initiativen werden durch die Vermittlung von Interessenten in<br />
Freiwilligenarbeit unterstützt.<br />
Interessen Freiwilliger werden aufgenommen und es wird geprüft, ob eine Entwicklung in Richtung<br />
einer selbstständigen Tätigkeit ermöglicht werden kann.<br />
Die Vermittlung in Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt kann verschiedene Formen haben:<br />
Die Service-Mitarbeiterinnen beraten und unterstützen Aktivitäten zur Aufnahme einer<br />
gewerblichen Tätigkeit.<br />
Sie unterstützen auch bei Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit.<br />
Sie beraten bei der Aufnahme einer berufl ichen Tätigkeit.<br />
Sie versuchen aktive lokale Beschäftigungsmöglichkeiten zu fi nden.<br />
Um diese zu unterstützen, werden für Beschäftigungslose Beratung, Begleitung, Informationsveranstaltungen<br />
und Profi lierungsmaßnahmen durchgeführt.<br />
Vier arbeitsmarktbezogene Informationsveranstaltungen für die Zielgruppe des Projektes werden<br />
durchgeführt.<br />
25 Personen werden in Tätigkeiten vermittelt. 50 Personen nehmen an Veranstaltungen und<br />
Angeboten des Kompetenz Service teil.<br />
Der Ausbau des Netzwerkes erfolgte insbesondere in Richtung auf Kommune, Agentur für Arbeit<br />
und die Kammern. Acht Institutionen beteiligen sich aktiv am Mikroprojekt.
Kooperationspartner:<br />
Stadtbüro Fredenberg<br />
Fredenberg Forum e. V.<br />
Diakonie-Treff<br />
Nachbarschaftshilfe der Diakonie<br />
Kindertagesstätten<br />
lokale Initiativen, Gruppen, Vereine<br />
<strong>LOS</strong>-Projektträger wie Fachdienst Soziales der Stadt, Agentur für Arbeit,<br />
Kammern, kommunale Wirtschaftsförderung<br />
Kompetenzservice<br />
Hintergrund:<br />
Der Ortsteil Fredenberg ist gekennzeichnet durch einen überdurchschnittlich<br />
hohen Anteil an Migranten und Migrantinnen (Arbeitsmigranten und<br />
Spätaussiedler), Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern. Der Anteil<br />
an jungen Menschen ist überdurchschnittlich hoch, ebenso der Anteil<br />
an Alleinerziehenden. Die genannten Gruppen sind Zielgruppen des<br />
Projektes. Dabei ist der besondere Blick auf Frauen gerichtet. Sie sind<br />
besonders benachteiligt, da sie häufi g über keine oder nicht marktgerechte<br />
Ausbildung verfügen. Sie müssen Kinder betreuen und es fehlt ihnen an<br />
Selbstbewusstsein und Erfahrung, sich erfolgreich am Arbeitsmarkt zu<br />
etablieren.<br />
Frauen haben Stärken. Diese Stärken sollen erkannt werden. Weiter<br />
sollen Bedingungen geschaffen werden, die es ermöglichen, dass diese Keksverkauf auf dem Fredenberger Markt.<br />
Stärken auch zur Anwendung kommen. Defi zite sind nicht aufgrund<br />
des Geschlechtes, sondern wegen der Geschlechterrolle vorhanden.<br />
Frauen sollen durch Training des Selbstbewusstseins und direkte Umsetzung der erarbeiteten<br />
Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen Verantwortung für Veränderung übernehmen, die zu<br />
einer Chancengleichheit im Berufsleben führt.<br />
Integration wird gefördert, der Ausschluss aus der Gesellschaft wird verhindert<br />
und die Gleichstellung noch besser und nachhaltiger vorangebracht.<br />
Frauen und Männer ordnen sich nicht nur im Beruf, sondern auch in der Freizeit<br />
und im Ehrenamt geschlechtsspezifi schen Arbeitsbereichen zu. Werden diese<br />
Unterschiede nicht benannt, können sich bestehende Differenzierungen noch<br />
verstärken und fortsetzen. Diese Zuordnung soll im Rahmen des Projektes<br />
aufgebrochen werden.<br />
Besonders Frauen als Zielgruppe des Projektes sind bei der Aufnahme einer<br />
Tätigkeit benachteiligt. Ihnen wird die Verantwortung für die Organisation von<br />
Haushalt und Kindererziehung zugeschrieben. Diese Aufgaben müssen sie<br />
mit einer Berufstätigkeit in Einklang bringen. Diese Zuordnung hat dialektische<br />
Aspekte, da sie von den Frauen aufgenommen und reproduziert wird.<br />
Sonja Wagenführer (vorn Mitte) im Büro des Kompetenzservice.<br />
Links AWO-Kreisvorsitzende Maren-<br />
Evelin Bothe.<br />
Auswertung:<br />
Dreh- und Angelpunkt der Tätigkeit in den vergangenen Wochen war neben den Beratungsgesprächen<br />
der wöchentlich stattfi ndende offene Gruppentreff des AWO-Kompetenz-Service.<br />
Die Zusammensetzung der Gruppe wechselte, weil einige Frauen eine Arbeit aufnahmen und neue<br />
Teilnehmerinnen in die Gruppe kamen. Den Zugang in das Projekt fanden Frauen und Mädchen<br />
hauptsächlich durch persönliche Kontakte und konkrete Ansprache, teils durch Teilnehmerinnen,<br />
teils durch die Betreuerin dieses Mikroprojektes wie auch durch Betreuer anderer Projekte,<br />
die vernetzt miteinander arbeiten. Beispielhaft zu nennen ist die Zusammenarbeit mit dem<br />
Frauenkompentenzzentrum und seinen Partnern.<br />
Gut angenommen wurde von den Frauen wieder der gemeinsame Gang zum Internet-Center<br />
der Arbeitsagentur. Unter dem Arbeitstitel „Job-Surfen“ gingen Projektteilnehmerinnen mit ihrer<br />
Betreuerin Sonja Wagenführer an den Terminals der Arbeitsagentur auf Stellensuche. Dieses<br />
angeleitete Arbeiten in einer kleinen Gruppe war für die Frauen wichtig, da sie im Umgang mit<br />
technischen Medien unsicher sind. Gemeinsam die Schritte zur Stellensuche zu trainieren, half<br />
den Frauen Mut zu fassen zur selbstständigen Suche nach Stellen. Gleichzeitig erfuhren die<br />
Frauen was sich wo in der Arbeitsagentur befi ndet und an welchen Stellen sie dort Beratung und<br />
Unterstützung fi nden.<br />
Nach dem Besuch in der Arbeitsagentur wurden die gefundenen Stellenangebote in den Räumen<br />
51
Kompetenzservice<br />
Die Unsicherheiten<br />
der Frauen ließen sich<br />
am besten abbauen,<br />
indem Probleme gemeinsam<br />
angegangen<br />
wurden. Das waren<br />
oft sehr praktische<br />
Fragen. Beispielsweise<br />
erarbeiteten wir uns in<br />
der Arbeitsagentur die<br />
Handhabung der PC-<br />
Plätze. Schon solche<br />
kleinen Hilfen brachten<br />
die Frauen jedoch<br />
weiter.<br />
Sonja Wagenführer<br />
52<br />
des Kompetenz-Service analysiert. Telefonisch wurde geprüft, ob die Stellen tatsächlich noch<br />
verfügbar waren. Vorher besprochen wurde, wie ein solches Telefongespräch geführt werden<br />
kann. Solche praktischen Übungen ermutigten die Frauen, weil sie ihnen Handlungsanleitungen<br />
für ihre künftigen eigenen Bemühungen um Beschäftigung gaben. Sich gegenseitig beraten und<br />
über Schritte zur Beschäftigungsfi ndung austauschen machte die Teilnehmerinnen an diesem<br />
Projekt selbstsicher und stärkte die Frauen in ihrer Persönlichkeit. Das ist als ein Erfolgskriterium<br />
zu werten.<br />
In der Vorweihnachtszeit wurde die Küche des Kompetenz-Service zum Arbeitsraum. Von der<br />
Idee eines Keksverkaufes angetrieben wurde geplant, kalkuliert und Probe gebacken. Hier zeigten<br />
sich frauenspezifi sche Stärken. Sie wurden den Teilnehmerinnen bewusst gemacht, indem sie<br />
ihr Arbeitsergebnis nach außen trugen. Letztlich ging es über das Backwerk hinaus um das<br />
Organisieren eines Verkaufes und damit verbunden um Werbung für den Frauen-Kompetenz-<br />
Service. Am 4. November 2004 boten die Frauen ihre selbst gemachten Butter-Plätzchen auf<br />
dem Fredenberger Wochenmarkt an. Der Spaß an der Vorbereitung und dem Verkauf veranlasste<br />
die Frauen nur drei Wochen später erneut Plätzchen zu backen.<br />
Im Dezember nahm sich die Gruppe drei Wochen lang Zeit, um mit den Ergebnissen aus dem<br />
MBTI-Test zu arbeiten. Der Meyers-Briggs-Typenindikator ist ein Instrument zur Bestimmung<br />
unterschiedlicher Persönlichkeitstypen. Es werden bestimmte Muster menschlichen Verhaltens<br />
ermittelt und beschrieben. Erkenntnisse, die gewonnen werden, beziehen sich auf den<br />
persönlichen Führungsstil, die Art und Weise, wie Menschen mit Problemen umgehen, welche K<br />
onfl iktlösungsstrategien sie wählen und wie sie sich in der Gemeinschaft verhalten. Die Einteilung<br />
in Typen soll helfen, sich selbst, aber auch<br />
andere besser zu verstehen. Darüber hinaus<br />
wird ein Weg zur besseren Kommunikation unter<br />
den verschiedenen Typen aufgezeigt. Zuerst<br />
zeigten sich die Teilnehmerinnen skeptisch.<br />
Die Ergebnisse der Arbeit überzeugten jedoch.<br />
Viele eigene Verhaltensweisen wurden von den<br />
Frauen selbstkritisch beleuchtet und verstanden.<br />
Nach Aussage der Gruppenteilnehmer seien<br />
die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur für<br />
das Arbeitsleben verwendbar, sondern stellten<br />
auch eine Bereicherung im privaten Bereich<br />
dar. Für das Arbeitsfeld Kompetenzfi ndung<br />
wurde mit diesem Baustein ein wichtiges Ziel<br />
der Maßnahme erreicht.<br />
Das Vorhaben Anfang des Jahres 2005 Waffeln<br />
Gespräche während der Eröffnung des Komptenzservice.<br />
auf dem Wochenmarkt zu verkaufen, ließ sich nicht verwirklichen. Nachdem alle Planungen<br />
abgeschlossen waren, musste diese Aktion wegen Krankheit verschoben werden.<br />
Seit Anfang des Jahres 2005 steht dem Kompetenz-Service<br />
ein eigener Internetzugang zur Verfügung. Genutzt wurde er<br />
von den Frauen zur gezielten Job-Suche und dazu, allgemeine<br />
Informationen zu sammeln. Die Gruppenteilnehmer lernten,<br />
die Fülle der Informationen aus dem Internet zweckgebunden<br />
abzufragen und auszuwerten. Damit wurde den Frauen die<br />
Handhabung eines wichtigen Mediums erklärt, zu dem sie bislang<br />
oftmals keinen oder wenig Zugang hatten.<br />
Der offene Treff an jedem Mittwoch wurde dazu genutzt, Erfahrungen<br />
bei der Job-Suche auszutauschen und über alltägliche Themen<br />
zu sprechen. Dabei zeigte sich, dass Gesprächsbedarf nicht nur<br />
vordergründig auf Beschäftigungsfi ndung und berufl iche Aspekte<br />
ausgerichtet sein kann. Dem wurde während dieser Treffen<br />
Rechnung getragen. Häufi g suchten die Gruppenteilnehmerinnen<br />
persönliche Gespräche und nutzten die Möglichkeit der<br />
Einzelberatung durch die Projektleiterin. Gab es Bedarf an<br />
Zur Eröffnung kamen viele Gäste, die die Idee des Kompetenzservice<br />
gut fanden, in ihre Einrichtung.<br />
speziellen Informationen, wurden besondere Themen für die<br />
Treffen in den Mittelpunkt gerückt. Als sinnvoll und nützlich erwies<br />
sich die Vernetzung des Sprach- und Orientierungskurses des Frauen-Kompetenzzentrums mit<br />
solchen Gesprächskreisen.
Träger:<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Kreisverband Salzgitter e. V.<br />
Am Schölkegraben 1<br />
38226 Salzgitter<br />
Zeitraum:<br />
1. Januar 2005 bis 30. Juni 2005<br />
Ziele:<br />
Berufl iche Weiterbildung von Arbeitslosen und Arbeitssuchenden sowie<br />
Sozialhilfeempfängern;<br />
Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen und Stimulierung von Beschäftigungspotentialen;<br />
Unterstützung einzelner Aktionen der berufl ichen Eingliederung durch<br />
berufl iche Qualifi zierung der <strong>LOS</strong>-Zielgruppe für gemeindenahe<br />
Dienstleistungen;<br />
Unterstützung der Gründung und Festigung von Netzwerken;<br />
Professionalisierung von Selbsthilfeorganisationen benachteiligter Menschen.<br />
Nachbarschaftsladen<br />
Arbeitstafel aus dem Workshop.<br />
Zielgruppe:<br />
Arbeitslose Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils<br />
Ehrenamtliche<br />
Das Projekt „Nachbarschaftsladen“ soll insbesondere Frauen unterstützen, ihre Stärken zu<br />
entwickeln und eigene gewerbliche Fähigkeiten zu erproben. Beteiligte Männer sollen neue<br />
Formen der Kooperation erproben und weitere Tätigkeitsfelder erschließen können.<br />
Insgesamt 20 Personen sollen angesprochen und für die Mitarbeit am Projekt gewonnen<br />
werden.<br />
Inhalt:<br />
Im Ortsteil Fredenberg soll ein Laden eingerichtet werden, in den die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner nicht mehr benötigte Dinge gegen Dinge, die sie benötigen, eintauschen oder kaufen<br />
und verkaufen können. In diesem Laden könnten außerdem Produkte der lokalen Ökonomie<br />
gehandelt werden. Der Laden soll in örtlicher Nähe zu den Projekten Frauenkompetenzzentrum<br />
und Kompetenz-Service eingerichtet werden, da der Laden diese Projekte ergänzt und<br />
weiterentwickelt.<br />
Mit dem Projekt werden mehrere Ziele verfolgt:<br />
-Der Laden soll für die Teilnehmerinnen der genannten Projekte ein Übungsfeld darstellen, in<br />
dem auf dem Weg in eine gewerbliche oder selbstständige Tätigkeit das Agieren am Markt in<br />
geschützter Umgebung erprobt werden kann.<br />
-Der Laden soll als lokales Kommunikationszentrum Kontakte und Vernetzungen schaffen und<br />
niedrigschwellig für die Teilnahme an <strong>LOS</strong>-Projekten oder anderen lokalen Aktivitäten werben.<br />
-Mit dem Ladenangebot wird ein Handelsplatz für die lokale Ökonomie geschaffen.<br />
Einkommensarme Bevölkerungsgruppen erhalten durch Tausch oder Verkauf zu niedrigen<br />
Preisen einen besseren Zugang zu notwendigen Konsumgütern.<br />
Betrieben werden soll der Laden von arbeitslosen Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils.<br />
Bei ihrer Tätigkeit werden sie durch Kursangebote und individuelle Beratungen unterstützt.<br />
Langfristig soll der Bürgerladen sich selbst tragen bzw. verselbstständigt werden.<br />
Um den dauerhaften Betrieb sicher zu stellen, soll eine Gruppe Ehrenamtlicher aufgebaut werden,<br />
die den Betrieb des Ladens dauerhaft absichert.<br />
Kursgestaltung:<br />
Bevor dieses Projekt konkret begonnen wird, sollen in einer ersten Evaluierungsphase die<br />
Rahmenbedingungen (Räume, organisatorische Struktur etc.) für das Projekt verbindlich geklärt<br />
werden, so dass die Einrichtung des Ladens in einer späteren Phase ohne Verzug begonnen<br />
werden kann.<br />
53
Nachbarschaftsladen<br />
54<br />
Verbindliche Abklärung der organisatorischen Bedingungen:<br />
-Finden von Räumen für die Einrichtung des Ladens<br />
-Gewinnen von vier Ehrenamtlichen zur Gründung und zum Betrieb des Ladens<br />
-Exploration und Defi nition des Qualifi zierungsverfahrens<br />
Kooperationspartner:<br />
Stadtbüro Fredenberg<br />
Fredenberg Forum e. V.<br />
Wohnbau Salzgitter<br />
Verein Frauen in Not<br />
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter<br />
Frauenkompetenzzentrum<br />
Kompetenzservice Fredenberg<br />
Hintergrund:<br />
Insbesondere bei Frauen aus dem Wohngebiet soll<br />
das durch lange Familientätigkeit eingeschränkte<br />
Selbstbewußtsein aufgebaut und Wissen und Vertrauen<br />
in die eigenen Fähigkeiten erworben werden. Die in dem<br />
Projekt angesprochenen Frauen kommen in der Regel<br />
aus einkommensarmen Haushalten, häufi g mit einem<br />
anderen kulturellen Hintergrund als dem einheimischen<br />
deutschen. Diesen Frauen fehlt die berufspraktische<br />
Erfahrung. Die Rollenzuschreibung als Hausfrau haben<br />
diese Frauen für sich verinnerlicht. Damit einher gehen<br />
Teilnehmer am Workshop im Gespräch.<br />
Isolation und Mangel an Praxis-Handlungs-Wissen und<br />
an Selbstbewußtsein. Die angesprochenen Männer<br />
sind arbeitslos bzw. im Sozialhilfebezug. Ihr über berufl iche Tätigkeit defi niertes Selbstbild als<br />
„Familienernährer“ ist durch die Beschäftigungslosigkeit angegriffen. Für sie sollen das Spektrum<br />
erweitert und neue Tätigkeitsbereiche und berufl iche Möglichkeiten eröffnet werden.<br />
Auswertung:<br />
Das Protokoll zum<br />
Workshop: Nachbarschaftsladen<br />
Ziel: Einrichten einer Koordinierungsstelle für Träger, die <strong>LOS</strong>-Projekte zur Förderung der lokalen<br />
Beschäftigungsentwicklung durchgeführt haben<br />
1. Teil<br />
Für die Planung, Organisation und Umsetzung des Mikroprojekts „Nachbarschaftsladen“,<br />
durchgeführt von der Arbeiterwohlfahrt Salzgitter, fand am 10. Mai 2005 um 14 Uhr im Stadtbüro<br />
Fredenberg ein Workshop statt. Hierfür waren ca. 3 Stunden eingeplant.<br />
Am Workshop nahmen die Träger teil, die in Fredenberg <strong>LOS</strong>-Projekte durchführen oder<br />
deren Projekte schon abgeschlossen sind. Weiterhin wurde auch mit den Trägern Kontakt<br />
aufgenommen, die in Fredenberg angesiedelt sind, die aber keine <strong>LOS</strong>-Erfahrung haben. Hierzu<br />
gehören die Maximilian M. Kolbe Gemeinde mit der Kleiderkammer und die Friedenskirche mit<br />
„Muttis Markt-Meeting“. Am Workshop nahm Frau Berg von der Maximilian-M.-Kolbe-Gemeinde<br />
teil. Ein Gesprächstermin mit der Friedenskirche konnte aus zeitlichen Gründen erst im Juni<br />
stattfi nden.<br />
Evaluation:<br />
Die von März bis April durchgeführte Evaluierung durch eine Honorarkraft (durchgeführte<br />
Projekte im Jahr 2004) hat ergeben, dass alle Träger die <strong>LOS</strong>-Projekte durchgeführt haben, mit<br />
den Ergebnissen zufrieden sind. Zum Beispiel arbeitet die <strong>LOS</strong>-Nähwerkstatt von der Diakonie<br />
selbstständig. Weitere Beispiele sind der Mittagstisch mit der Ausbildung zur Köchin. Ebenso<br />
wurden die Chancen für Frauen, langfristig einen Arbeitsplatz zu bekommen, durch die Aktivitäten<br />
des Frauenkompetenzzentrums verbessert.
Ziel des Workshop:<br />
Wie bringen sich die einzelnen Träger ein?<br />
Wer übernimmt die Koordinierung?<br />
Wo ist Potential an Arbeitskräften?<br />
Ein weiteres Treffen soll vereinbart werden.<br />
Warum hat die AWO eingeladen?<br />
AWO ist Träger des <strong>LOS</strong> Projekts „Nachbarschaftsladen“<br />
Nachbarschaftsladen<br />
Warum fand der Workshop im Stadtbüro statt?<br />
<strong>LOS</strong>-Projekte sind Teil der Stadterneuerung im Sanierungsgebiet. Das Stadtbüro ist der Ort, an<br />
dem Informations- und Kooperationsnetzwerke zwischen den einzelnen Akteuren geknüpft und<br />
in möglichst enger Zusammenarbeit einzelne Projekte der Stadterneuerung entwickelt, beraten<br />
und begleitet werden.<br />
Beschreibung und Zielsetzung<br />
der Koordinierungsstelle „Nachbarschaftsladen“<br />
Der Laden soll als Koordinierungsstelle für die Träger der <strong>LOS</strong>-Projekte sowie für die Planung,<br />
Organisation und Durchführung einzelner Angebote eingerichtet werden. Er ist Sammelpunkt<br />
aller <strong>LOS</strong>-Aktivitäten. Schon gesetzte Impulse in der Bevölkerung durch <strong>LOS</strong>-Projekte sollen in<br />
der Umsetzung weiterer Projekte weiterentwickelt und gefestigt werden.<br />
Ziel des Ladens ist ausschließlich die soziale Integration von Arbeitslosen.<br />
Der Laden wird im Stadtteil Fredenberg mit eigenen Angeboten (z. B. Café, Verkauf) eingerichtet.<br />
Hierbei ist zu beachten, dass die Angebote nicht mit den Aktivitäten der anderen Träger<br />
konkurrieren. Eine andere Möglichkeit besteht dennoch darin, dass sich die Angebote ergänzen.<br />
Um eine Überschneidung auszuschließen, ist es notwendig, dass auch die Träger am Fredenberg<br />
in die Planung und Entwicklung einzelner Angebote einbezogen werden, die bisher keine<br />
<strong>LOS</strong>-Projekte durchgeführt haben, die aber ihre Aktivitäten schon seit Jahren am Fredenberg<br />
erfolgreich durchführen (Caritas, Friedenskirche).<br />
Um das Gelingen der Koordinierungsstelle zu gewährleisten, ist es notwendig, dass die Träger<br />
ihre Ressourcen zur Verfügung stellen. Das heißt, dass z. B. ehrenamtliche Kräfte mobilisiert<br />
werden, die jeden Tag im Laden Präsenz zeigen und dort ihre Kompetenzen einbringen. Die<br />
kontinuierliche Betreuung des Ladens muss gewährleistet sein, um als ein verlässlicher Partner<br />
innerhalb der Bevölkerung anerkannt zu werden.<br />
Bisherige Projekte der Träger und Projekte und Maßnahmen,<br />
die in Planung sind:<br />
– Pro ASS-Profi ling<br />
– in Planung: begleitende Qualifi zierung von Arbeitskräften<br />
– BBS–Seilgartentrainerausbildung<br />
– mobiler Jugendtreff<br />
– in Planung: Aufbau einer Schülerfi rma<br />
– bfw-Berufsfi ndung durch Arbeit in einer Übungsfi rma - Aufbau eines BIZ in Planung:<br />
Koordinierung für Arge, Integration von Migrantlnnen, Beratung für Existenzgründung.<br />
– Der Laden kann Koordinierungsstelle werden für Ein-Euro-Jobs. Das geschieht durch<br />
Kontaktaufnahme mit Betrieben in Fredenberg.<br />
– Diakonie-Nähwerkstatt und Mittagstisch<br />
Umbenennung des Begriffs „Nachbarschaftsladen“, weil dieser Begriff in Zusammenhang mit<br />
– Nachbarschaftshilfe gebracht wird, die von der Diakonie geleistet wird.<br />
<strong>2.</strong> Teil [weiterer Workshop)<br />
– Die Träger entwickeln ein gemeinsames Konzept, bringen ihre Ideen und Angebote ein mit<br />
gegenseitiger Unterstützung und Ergänzung.<br />
– Beratende Tätigkeiten einbringen: hemmende Faktoren, die schon im Vorfeld eine<br />
Arbeitsaufnahme behindern, abbauen helfen: zum Beispiel Schulden,<br />
– Unterstützung bei Wohnproblemen, und Alltagsproblemen<br />
– Menschen dort abholen, wo sie stehen.<br />
55
Nachbarschaftsladen<br />
56<br />
Ulrich Hagedorn, AWO-Kreisgeschäftsstellenleiter,<br />
über Perspektiven und Erfahrungen:<br />
In den Gesprächen mit anderen Trägern von <strong>LOS</strong>-Projekten im Stadtteil und mit Einrichtungen<br />
am Fredenberg wurde klar, dass der Nachbarschaftsladen nicht in der Form eines zusätzlichen<br />
Bürgertreffs eingerichtet werden sollte. Im Stadtteil gibt es verschiedene Treffmöglichkeiten für<br />
die Bewohner, die auch unterschiedliche Zielgruppen bedienen.<br />
Andererseits schien es als Projektidee nicht ausreichend, ausschließlich Dienstleistungen und<br />
Produkte zu tauschen. Als dringend erforderlich wurde angesehen, auch Beratung und Begleitung<br />
für benachteiligte Bewohnergruppen anzubieten bzw. Anlaufstelle für <strong>LOS</strong>-Zielgruppen zu<br />
werden. Der Workshop habe gezeigt, so Ulrich Hagedorn, dass der Bedarf, sich an eine solche<br />
kombinierte Einrichtung anzubinden, nicht vorhanden war. In einem Nachbarschaftsladen beides<br />
kombiniert und unter dem Dach eines Mininetzwerkes zusammenzuführen, muss darum für die<br />
Weiterentwicklung des Projektes neu organisiert werden.<br />
Ein Nachbarschaftsladen wäre möglich. Die Resonanz der Zielgruppen sei derzeit nicht konkret<br />
absehbar. In dieser Hinsicht habe auch die Evaluation keine entscheidenden Ergebnisse gebracht.<br />
Als Ansatz vorgeschlagen wurde den Einrichtungen, die als Kooperationspartner infrage<br />
kamen, im Nachbarschaftsladen für jene Personen Übungsfelder zu schaffen, die in anderen<br />
<strong>LOS</strong>-Projekten bereits erste Schritte in berufl iche Wiedereingliederung getan hatten. Da diese<br />
Vorstellungen noch nicht konkret fest gemacht werden konnten und das Finden eines geeigneten<br />
Raumes für einen solchen Laden von der AWO zunächst nicht als vordergründige Frage angesehen<br />
wurden, blieben nach der Befragung bei allen Beteiligten eher Zweifel über die Machbarkeit<br />
beim gegenwärtigen Vorbereitungsstand. Auch der Workshop konnte diese aus Sicht der AWO<br />
nicht beseitigen. Als problematisch wurde von den anderen Trägern angesehen, das Betreiben<br />
des Ladens in gemeinschaftlicher Kooperation personell absichern zu helfen. Allein mit freiwilligem<br />
Engagement ließe sich eine derartige Einrichtung zurzeit nicht führen.<br />
Überlegungen mit weiteren möglichen Kooperationspartnern über eine Kombination von Job-<br />
Vermittlung und Beratung mit einer Tauschbörse könnten das Projekt voranbringen.
<strong>LOS</strong> - Lokales Kapital für soziale Zwecke<br />
Menschen beteiligen. Strukturen vernetzen. Mikroprojekte fördern.<br />
Mit dem Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend (BMFSFJ) ist bis zum Juni 2006 eine Förderung von Mikroprojekten in<br />
den Fördergebieten aus der Bund-Länder-Vereinbarung „Die Soziale Stadt“<br />
bzw. seiner komplementären Programmplattform „Entwicklung und Chancen<br />
junger Menschen in sozialen Brennpunkten (E & C)“, möglich. „Lokales Kapital<br />
für soziale Zwecke“ wird aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.<br />
Mit <strong>LOS</strong> sollen soziale und beschäftigungswirksame Potenziale vor Ort aktiviert<br />
werden, die durch zentrale Programme wie die Regelförderung des Europäischen<br />
Sozialfonds nicht erreicht werden. Mit Mikroprojekten von bis zu 10.000 EUR<br />
werden lokale Initiativen angeregt und unterstützt. Die bundesweite Steuerung<br />
wurde der Regiestelle <strong>LOS</strong> übertragen, die Umsetzung erfolgt dezentral durch<br />
die Lokalen Koordinierungsstellen der Gebietskörperschaften, die durch einen<br />
Konzeptwettbewerb ausgewählt wurden.<br />
Im Zentrum des Programms „Lokales Kapital in der Sozialen Stadt“ steht die<br />
Anregung und Förderung von lokalen Mikroprojekten als Beiträge zur Aus- und<br />
Mitgestaltung der sozialen Infrastruktur in den Stadtteilen. Der allgemeine inhaltliche<br />
Fokus ist dabei auf den Erwerb von Qualifi kationen zur berufl ichen Integration und<br />
von Kompetenzen zur selbstständigen Lebensbewältigung zu legen. Dabei soll<br />
das Programm identifi zierbare Inhalte haben. Dazu gehören neben der berufl ichen<br />
Eingliederung, der Gründung von kommunalen Netzwerken gegen Benachteiligung<br />
und sozialen Betrieben vor allem die soziale Integration von Jugendlichen und<br />
Erwachsenen mit Migrationshintergrund (einschließlich Asylbewerber und ihre<br />
Angehörigen!). So stehen z. B. Netzwerke mit zugewanderten Jugendlichen und<br />
Erwachsenen, der systematische Einbezug von Initiativen und Einrichtungen, die<br />
mit Migrationsfamilien und ihren Angehörigen arbeiten etc. im Mittelpunkt des<br />
Interesses.<br />
Wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung des Programms „Lokales Kapital<br />
in der Sozialen Stadt“ ist die Schaffung einer lokalen Koordinationsstelle. Aufgabe<br />
der lokalen Koordinationsstelle ist die Erstellung und Koordinierung des Lokalen<br />
Aktionsplans, der die Umsetzung der beschriebenen inhaltlichen Vorgaben des<br />
Programms zum Ziel hat. Für die Schaffung der lokalen Koordinationsstelle ist die<br />
Zusammenarbeit der zuständigen Ämter verbindlich vorgeschrieben.<br />
<strong>LOS</strong> Fredenberg ist seit dem 1. Februar 2004 aktiv. Seitdem wurden vom<br />
Begleitausschuss, dem Vertreter von Kommune, Stadtteileinrichtungen, ARGE<br />
und Agentur für Arbeit angehören, 21 Projekte bewilligt. Projektträger waren:<br />
AWO Salzgitter, BBS Fredenberg samt Förderverein, Berufsfortbildungswerk<br />
Salzgitter, Diakonie gGmbH, Diakonisches Werk, Fredenberg Forum, und Pro<br />
Ass. Insgesamt wurden ca. 400 Menschen am Fredenberg erreicht, vorwiegend<br />
Jugendliche, Frauen und Aussiedler/innen. Die Projekte wurden als überwiegend<br />
erfolgreich bewertet und haben vielen Menschen am Fredenberg konkrete Hilfen<br />
zur Beschäftigungsaufnahme oder Ausbildungsplatzsuche vermitteln können.
Diese <strong>Doku</strong>mentation ist das Ergebnis der Arbeit der Teilnehmer am <strong>LOS</strong>-<br />
Mikroprojekt „Medienorientierung“ im Stadtbüro Fredenberg. Jugendliche mit<br />
geringem oder ohne Schulabschluss setzten sich zum Ziel, alle Mikroprojekte am<br />
Fredenberg im <strong>2.</strong> Förderzeitraum in Form einer Broschüre in Wort und Bild zu<br />
dokumentieren.<br />
„Wir sind kreativ. Das Projekt im Stadtbüro Fredenberg gibt uns die Chance, das<br />
zu zeigen“, sagte Marcel Ehlers zu Beginn des Projektes über seine Motivation<br />
zur Mitarbeit. Für Christian Kloke war es interessant, einmal etwas Neues auszuprobieren<br />
und darüber zu berichten. Neugier auf <strong>LOS</strong>-Projekte im Stadtgebiet<br />
und der Wunsch, eine tolle Arbeit zu präsentieren, führte die Jugendlichen zusammen.<br />
Alle absolvieren zurzeit an der BBS Fredenberg das Berufsvorbereitungsjahr<br />
(BVJ).<br />
Die jungen Leute beschäftigten sich innerhalb des Projektes mit grundlegenden<br />
Fragen, eine Zeitung zu gestalten, Texte zu verfassen und aussagekräftig zu fotografi<br />
eren. Die Jugendlichen analysierten die einzelnen <strong>LOS</strong>-Projekte hinsichtlich<br />
Zielen, Inhalten und Ergebnissen.<br />
Sie führten Gespräche<br />
mit Teilnehmern und Organisatoren<br />
der Projekte am<br />
Fredenberg. Die gesammelten<br />
Informationen stellten sie<br />
gemeinsam mit der Projektbetreuerin,<br />
der Journalistin<br />
Sylvia Fiedler, nach ihren Vorstellungen<br />
zur vorliegenden<br />
<strong>Doku</strong>mentation zusammen.