LOS Doku 2. Förderperiode - LOS FREDENBERG
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Qualifi zierung zur Hilfsnäherin<br />
Die Qualifi kation zur<br />
Hilfsnäherin stellt für<br />
mich eine neue Chance<br />
dar, Beschäftigung<br />
zu fi nden. Gleichzeitig<br />
habe ich dadurch<br />
während meiner Erziehungszeit<br />
Kontakte<br />
nach außen gehalten.<br />
Das ist für Frauen mit<br />
kleinen Kindern sehr<br />
wichtig, um nicht den<br />
Anschluss zu verlieren.<br />
Elena Taube<br />
36<br />
sich untereinander und wissen von Menschen, die Hilfe benötigen. Dieses soziale Gefl echt wird<br />
von den Bewohnern akzeptiert und angenommen, weil es sich in hohem Maße auf persönliche<br />
Hinwendung stützt.<br />
Für <strong>LOS</strong>-Projekte wie die Qualifi kation zur Hilfsnäherin erwies sich das als Vorteil für die<br />
Gewinnung von Teilnehmerinnen. Einerseits meldeten sich Frauen und Mädchen selbst zu dieser<br />
Qualifi zierungsmaßnahme an. Andere wurden im Diakonie-Treff auf das Projekt aufmerksam<br />
gemacht und zur Teilnahme bewegt. Eine dritte Gruppe wurde von Mitarbeitern des Diakonie-<br />
Treffs gezielt aufgesucht und angesprochen. Es handelte sich dabei um Frauen und Mädchen,<br />
die sich in schwierigen familiären Situationen befunden haben und für die andere Maßnahmen zur<br />
Eingliederung in den Beschäftigungs- und Arbeitsmarkt beispielsweise wegen Schwangerschaft<br />
oder der Betreuung kleiner Kinder derzeit ungeeignet schienen.<br />
Alle Frauen in der Maßnahme waren Aussiedlerinnen oder Ausländerinnen, die sich schon länger<br />
in Deutschland aufhalten oder erst seit kurzem hier leben. Die meisten Frauen haben mehrere<br />
kleine Kinder, was sie bislang stark an das häusliche Umfeld band. Die räumliche Nähe des<br />
Diakonie-Treffs zum Wohnort erleichterte den Teilnehmerinnen an der Qualifi zierungsmaßnahme<br />
den Zugang zu dieser Ausbildung. Außerdem war der direkte Nutzen sofort erkennbar und lieferte<br />
den Frauen ihren Familien gegenüber Argumente, außerhalb des Haushaltes ohne Bezahlung tätig<br />
zu werden. Selbst Kleidung reparieren, ändern und neu anfertigen können, entlastet besonders<br />
in Familien mit Sozialhilfebezug die Haushaltskasse.<br />
In den Gruppen entwickelte sich schnell ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Frauen machten<br />
schnell fachliche Fortschritte und entwickelten großen Ehrgeiz. Jede wollte so schnell und so viel<br />
wie möglich lernen. Obwohl alle Frauen und Mädchen außer den haushaltsüblichen Kenntnissen<br />
im Nähen keine fachliche Vorbildung besaßen, erwiesen sich alle Teilnehmerinnen am Projekt<br />
als sehr lernwillig und verständig. Solche Erfolge ermutigten auch komplizierte Näharbeiten zu<br />
bewältigen.<br />
Der Erfolg der Maßnahme begründet sich zudem in hohem Maße im Gemeinschaftsgefühl im<br />
gesamten Diakonie-Treff. Für die Frauen und Mädchen der Maßnahme war es wichtig, ihre<br />
kleinen Kinder während der Maßnahme mit in den Treff bringen zu können. Jede fühlte sich<br />
selbstverständlich für die Betreuung und Versorgung der Kinder zuständig, wenn beispielsweise<br />
die Mutter Stoff zuschnitt oder nähte. Diakonie-Treff-Leiterin Sabina Scholz spricht von einer<br />
großen Familie: Jede trug Verantwortung für den anderen. Keiner sagte, er sei nicht zuständig.<br />
Das Gefühl, sich als anerkanntes Mitglied in einer Gemeinschaft zu befi nden, war wohltuend<br />
für die Frauen aus dem Projekt und beispielhaft für soziale Orientierung. Das führte auch dazu,<br />
die Frauen in andere Angebote des Diakonie-Treffs zu integrieren. So kamen einige in die<br />
internationale Frauensportgruppe.<br />
Für die hohe Akzeptanz der Maßnahme sprach überdies, dass auch während der Zeit der<br />
Schulferien alle Teilnehmerinnen im Projekt weiterarbeiteten und die Pausen nach der Geburt<br />
eines Kindes nur kurz waren. Die junge Mutter brachte ihr Baby mit in den Qualifi zierungskursus.<br />
Die Schulkinder wurden entweder von Praktikanten, Mitarbeitern des Treffs oder Mitgliedern<br />
anderer im Haus tätiger Gruppen beaufsichtigt und versorgt.<br />
Bei einigen Frauen und Mädchen wurde hoher Bedarf nach einem Kindergartenplatz deutlich. Aus<br />
Unkenntnis der Verfahrenswege waren bislang keine Anträge gestellt worden. In Zusammenarbeit<br />
von Diakonischem Werk mit dem Fachdienst Kinder, Jugend und Familie der Stadt Salzgitter<br />
gelang es, solche dringend benötigten Betreuungsplätze für die Kinder zu vermitteln.<br />
Deutlich wurde im Laufe der Maßnahme – während der grundsätzlich nur deutsch gesprochen<br />
wurde -, dass bei einem Teil der Teilnehmerinnen die deutschen Sprachkenntnisse schlecht<br />
waren. Um dem in geeigneter Form abzuhelfen, wurde durch den Diakonie-Treff Kontakt zur<br />
städtischen Volkshochschule aufgenommen. Von dort wurde die Teilnahme an Sprachkursen für<br />
die Betroffenen gesichert.<br />
Die Qualifi zierungsmaßnahme<br />
26 Frauen nähten in fünf Gruppen an verschiedenen Wochentagen jeweils vier Stunden lang.<br />
Angeleitet wurden sie von der Leiterin der Textilwerkstatt, Lydia Bienert. Das Lernen fand<br />
überwiegend am praktischen Beispiel statt. Als erstes wurden die Frauen im Umgang mit<br />
der Nähmaschine unterwiesen. Sie lernten alle Funktionen der Geräte kennen und übten die<br />
Handhabung. Weitere Schritte in der Qualifi zierung waren das Reparieren von Kleidung, wobei<br />
die Frauen und Mädchen die Kleidungsstücke selbst mitbrachten und für den privaten Gebrauch<br />
wieder herrichteten. Das traf auch für Kleidung zu, die geändert werden sollte. Nachdem die<br />
Frauen diese Fertigkeiten erworben hatten, stand die Aufgabe, selbst Kleidung zuzuschneiden