Gutachten - Landeszentrale für Medien und Kommunikation ...
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um es zu erreichen ... der Sozialstaat (soll) im umfassenden Sinn zur Daseinsvorsorge<br />
<strong>und</strong> zum Schutz des Individuums vor unsozialen sowie ungerechten Maßnahmen oder<br />
Effekten <strong>und</strong> damit schließlich zur Zukunftsgestaltung der Gesellschaft beitragen“ (Butterwege<br />
2005, 16). 9<br />
Dabei unterliegen „alle Sozialstaaten .. gr<strong>und</strong>sätzlich dem gleichen ‚ökonomischen Dilemma’.<br />
Sie sind – zugespitzt formuliert – nur solange von imponierender Leistungsfähigkeit<br />
für den Einzelnen, wie ihre Leistungsversprechen in geringem Maße in Anspruch<br />
genommen werden (bzw. werden müssen). Soll heißen: Bei guter Beschäftigungsentwicklung<br />
... haben sie eine günstige Einnahmeentwicklung. Zugleich ist der Ausgabendruck<br />
... gering ... Bei wachsenden Beschäftigungsschwierigkeiten kehrt sich die Entwicklung<br />
spiegelbildlich um. Der Sozialstaat verliert an Leistungskraft für den Einzelnen,<br />
sobald er massiver gefordert wird bzw. gefordert werden muss.“ (Döring 2007, 258 f).<br />
Oder, mit den Worten der Enquête-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“:<br />
„Die Finanzierung unseres Sozialsystems ist stark wachstumsabhängig. Es stellt<br />
sich die Frage, ob <strong>und</strong> wenn ja, wie das deutsche Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialstaatsmodell die<br />
ökologischen, sozialen, demografischen <strong>und</strong> fiskalischen Herausforderungen auch bei<br />
den zukünftig zu erwartenden moderaten Wachstumsraten auf Dauer bewältigen<br />
kann.“ 10<br />
Seit Mitte der 1970er Jahre werden unter dem Stichwort „Sozialstaatskrise“ verstärkt<br />
die Grenzen des Sozialstaats diskutiert: Wirtschaftliche Probleme durch ökonomische,<br />
soziale, demographische <strong>und</strong> politische Entwicklungen, Staatsverschuldung <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit<br />
führten <strong>und</strong> führen zu einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Kritik am Sozialstaatsprinzip – bis<br />
hin zum Vorwurf, der Sozialstaat sei die Ursache der Probleme (Nullmeier 2003).<br />
Das Versprechen <strong>und</strong> die Pflicht des Staates hinsichtlich der sozialen Sicherheit seiner<br />
Bürger scheint brüchig geworden zu sein, sich zumindest in einer Krise zu befinden: Der<br />
Sozialstaat werde seit Mitte der 1970er-Jahre restrukturiert <strong>und</strong> demontiert, obwohl er<br />
weder Verursacher der damaligen Wirtschaftskrise war, noch aus seinem Um- bzw. Ab-<br />
9 Bei Butterwege findet sich ein sehr umfassender Überblick über die Gr<strong>und</strong>lagen des Sozialstaates, seine<br />
Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung, die Kritik an ihm, die Reformen, die Diskussionen über den Wohlfahrtsstaat<br />
der Zukunft <strong>und</strong> mögliche Alternativen zum „neoliberalen Um- bzw. Abbau des Sozialstaates“ (2005).<br />
Zu den Konsequenzen, die mit dem „gewährleistenden Wohlfahrtsstaat“ anstelle des „sorgenden<br />
Wohlfahrtsstaats“ verb<strong>und</strong>en sind, siehe Vogel 2010, 160 f.<br />
10 Aus dem Faltblatt der Enquête-Kommission 2011; siehe dazu auch Kapitel 2.1.4.<br />
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