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Gutachten - Landeszentrale für Medien und Kommunikation ...

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minderten Steuern <strong>und</strong> Sozialtransfers die Ungleichheit um knapp 29% (OECD-Mittel:<br />

25%); im Jahr 2000 lag der Effekt noch bei 33%. 46<br />

Die zunehmende soziale Ungleichheit widerlegt die Annahme, dass Wirtschaftswachstum<br />

automatisch allen Bevölkerungsgruppen zugute kommt – <strong>und</strong> hat bedenkliche<br />

Auswirkungen: „Soziale Ungleichheit schwächt die Wirtschaftskraft eines Landes, sie<br />

gefährdet den sozialen Zusammenhalt <strong>und</strong> schafft politische Instabilität“ (OECD-<br />

Generalsekretär Angel Gurría). Um den Trend zu größerer Ungleichheit zu stoppen oder<br />

sogar umzukehren empfiehlt die OECD-Studie Investitionen in das Potenzial der Arbeitskräfte<br />

durch mehr <strong>und</strong> bessere (Aus)Bildung. Bildungsoffensiven müssten in der<br />

frühen Kindheit beginnen <strong>und</strong> während der gesamten Schulpflicht <strong>und</strong> des Berufslebens<br />

aufrecht erhalten werden. Direkten Einfluss auf die Umverteilung könnten die Regierungen<br />

auch über Steuer- <strong>und</strong> Sozialreformen nehmen: durch eine progressivere Gestaltung<br />

der Einkommenssteuer, durch Maßnahmen zur Eindämmung der Steuerflucht,<br />

durch die Abschaffung von Steuererleichterungen für Besserverdienende oder den Ausbau<br />

von Steuern auf Vermögen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>besitz; gleichzeitig seien staatliche Transferzahlungen<br />

wichtiger als je zuvor, um die anhaltenden Verluste für Menschen mit niedrigem<br />

Einkommen auszugleichen. 47<br />

Dass Wirtschaftswachstum nicht automatisch allen Bevölkerungsgruppen zugute<br />

kommt, wird auch durch die erheblichen regionalen Unterschiede in der Armutsent-<br />

46 Groh-Samberg (2010) kommt auf der Basis des SOEP (Daten von 1984 bis 2009) <strong>und</strong> eines multidimensionalen<br />

<strong>und</strong> längsschnittlichen Armutsindikators – neben dem verfügbaren Einkommen werden die<br />

Wohnsituation, die Verfügbarkeit bzw. das Fehlen von finanziellen Rücklagen sowie die Arbeitslosigkeit<br />

berücksichtigt <strong>und</strong> das über fünf aufeinanderfolgende Jahre hinweg – zum Bef<strong>und</strong> einer zunehmenden<br />

Verfestigung von Armut, die es in dieser Form in der Geschichte der B<strong>und</strong>esrepublik noch nicht gegeben<br />

habe. Den Armutsanstieg in den letzten 10 Jahren charakterisiere die zunehmende Schwierigkeit, aus der<br />

Armut <strong>und</strong> auch aus der Prekarität wieder herauszukommen. Dabei seien die von verfestigter Armut besonders<br />

betroffenen <strong>und</strong> gefährdeten Gruppe sozial relativ homogen: Vor allem Familien der Arbeiterschicht,<br />

mit mehreren Kindern oder alleinerziehende Mütter oder Väter sowie Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Damit widersprächen die empirischen Bef<strong>und</strong>e weit verbreiteten Annahmen über eine zunehmende<br />

Temporalisierung <strong>und</strong> soziale Entgrenzung der Armut, einer Zunahme sozialer Abstiege aus<br />

der Mitte der Gesellschaft <strong>und</strong> einem Ausgreifen von Prekarität in immer breitere Bevölkerungskreise.<br />

„Der Kern der Armutsentwicklung besteht vielmehr in ihrer signifikanten Verfestigung.“ (2010, 15).<br />

Auf diese „verhärtete Armut“ weist auch der Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes (s.u.) hin<br />

(2011, 3).<br />

Zu einem ähnlichen Bef<strong>und</strong> kommt auch die OECD-Studie „Going for Growth“ (erscheint im März 2012),<br />

wenn festgestellt wird, dass die Ungleichheitsverschärfung sozial schwache Gruppen bedeutend stärker<br />

trifft als die Mittelschicht.<br />

47 Diese Politikoptionen für Arbeit, Wachstum <strong>und</strong> sozialen Ausgleich werden in der im März 2012<br />

erscheinenden OECD-Studie „Going for Growth“ wieder benannt.<br />

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