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Vorlesung 7 Stuck - Denkmalpflege TU-Wien

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Naturwissenschaftliche<br />

Untersuchungen an <strong>Stuck</strong><br />

Robert Linke<br />

<strong>Stuck</strong><br />

Sammelbegriff für alle Arbeiten mit Gips-, Gipskalk-, oder Kalkmörtel und<br />

entsprechende Imitationen (Papiermaché bis Styropor).<br />

(Im Außenbereich auch Zement)<br />

Gegossene Formen, gezogene Profile, Modellierungen<br />

• Sgraffito<br />

• Prägestuck<br />

• Modellierstuck<br />

• Formstuck<br />

Weitra, NO, Sgraffito Fassade<br />

1


Historische Kunstmarmortechniken<br />

Stucco lustro:<br />

1.) Sumpfkalkputz in mehreren Schichten naß-in-naß nach außen hin feinkörniger, letzte<br />

Schichte eingefärbt. Grundsätzlich Kalkputz (evtl. geringer Gipszusatz möglich)<br />

2.) Glättung<br />

3.) Bemalung der Marmorimitation mit Kalkseife<br />

4.) Glättung<br />

5.) Einlassen mit heißem Wachs oder Venezianerseife<br />

Melk, NÖ, Stiftskirche<br />

Historische Kunstmarmortechniken<br />

<strong>Stuck</strong>marmor:<br />

Einführung in der Renaissance, Blütezeit: Barock und Rokoko<br />

Gips (Alabastergips oder Marmorgips (mit Alaun gebrannt)), Leimwasser<br />

(Glutinleim), Sumpfkalk, Wachs, Farbpigmente:<br />

Teige verknetet, 1 cm dicke Scheiben auftragen – trocknen – schleifen –<br />

polieren<br />

Überzug mit Leinölfirnis und Terpentin<br />

Scagliola: <strong>Stuck</strong>einlegetechnik: fertige <strong>Stuck</strong>marmorteile in <strong>Stuck</strong>mörtel<br />

eingelegt<br />

Poliergips: weißer <strong>Stuck</strong>marmor mit geglätteter bzw. verdichteter Oberfläche<br />

(Carrara-Imitation)<br />

3


Unterscheidung zwischen Kalk und Gips<br />

CaCO 3<br />

+ 2HCl CaCl 2<br />

+ CO 2<br />

↑ + H 2<br />

O<br />

(Kalk)<br />

CaSO 4<br />

+ HCl keine Reaktion<br />

(Gips)<br />

Kalk-Gips-Mischungen häufig üblich um die Abbindezeit von<br />

Gips zu verzögern<br />

Quantitative Bestimmung der Zusammensetzung und evtl.<br />

Bestimmung des Dolomitanteils nur im<br />

Rasterelektronenmikroskop/EDS möglich.<br />

Kalk in Salzsäure<br />

Gips darf niemals mit hydraulischen Bindemitteln gemischt<br />

werden, da sonst die Gefahr von Ettringitbildung aus<br />

Tricalziumaluminat und Calziumsulfat („Zementbazillus“,<br />

„Sulfattreiben“, Ca 6<br />

Al 2<br />

[(OH) 12<br />

|(SO 4<br />

) 3<br />

]·26 H 2<br />

O) besteht.<br />

Nadelige Kristalle mit entsprechend großen Mengen<br />

Kristallwasser führen zu einer Volumenzunahme.<br />

4


CaSO 4·2H 2<br />

O<br />

monoklines Kristallsystem<br />

CaSO 4<br />

orthorhombisches Kristallsystem<br />

Alabaster, CaSO 4<br />

Geb. Christi, England um 1400<br />

Marienglas (Selenit), CaSO 4<br />

Gipsbrennen<br />

Gips<br />

CaSO 4·2H 2 O<br />

120 – 130°C<br />

gebrannter Gips<br />

CaSO 4·1/<br />

2 H 2 O<br />

+ H 2 O Abbindung<br />

130 – 180°C<br />

Theodore Gericault: Gipsbrennerei, 1822, Musée du Louvre<br />

<strong>Stuck</strong>gips<br />

CaSO 4· < 1 / 2 H 2 O<br />

190 – 290°C<br />

wasserfreier <strong>Stuck</strong>gips<br />

(Anhydrit III)<br />

CaSO 4<br />

800 – 1000°C<br />

Estrichgips<br />

(Anhydrit II)<br />

CaSO 4<br />

1000 – 1200°C<br />

totgebrannter Gips<br />

CaSO 4<br />

(Anhydrit II)<br />

1000 – 1200°C<br />

+ H 2 O schnelle Abbindung<br />

+ H 2 O sehr schnelle Abbindung<br />

+ H 2 O sehr harte Abbindung<br />

+ H 2 O keine Abbindung<br />

CaSO 4 , CaO + SO 3<br />

(Anhydrit I)<br />

+ H 2 O langsame und harte<br />

Abbindung<br />

(Temperaturangaben schwanken in der Literatur!)<br />

5


Gipssorten im Bau<br />

Saufgips<br />

Gips in Anmachwasser einstreuen bis Wasser aufgesogen ist<br />

Historischer Baugips<br />

Aus minderwertigem Gips hergestellt (grau und körnig, für einfache Putzarbeiten)<br />

Historischer <strong>Stuck</strong>gips<br />

Meist für Gußarbeiten verwendet<br />

Estrichgips<br />

(CaSO 4·CaO) hochgebrannter (800 – 1000°C),<br />

bindet sehr langsam und sehr hart ab (früher als Estrich oder Unterboden verwendet, “Anhydrit II”).<br />

Mittelalterlichem <strong>Stuck</strong>gips häufig zugesetzt um längere Bearbeitungszeiten (Wochen) zu erzielen.<br />

Fallweise an einer rötlichen Farbe zu erkennen. (oxidierter Pyrit)<br />

Alabastergips<br />

Aus Alabaster gebrannt, v.a. für Güsse verwendet, heute hergestellt mit Zusätzen von Anhydrit.<br />

Marmor- und Hartgips<br />

<strong>Stuck</strong>gips in Alaunlösung getränkt und anschließend gebrannt.<br />

Erhärtet langsam (6 Stunden) und wird sehr hart, ist schleif- und polierfähig. (Verwendung bei<br />

<strong>Stuck</strong>marmor im Barock)<br />

Annalin (CaSO 4<br />

)<br />

totgeglühter, gemahlener Gips, bindet nicht mehr ab, Verwendung als Füllstoff<br />

“Lenzin”, “Leichtspat”, “Federweiß” (CaSO 4·2H 2<br />

O): ungebrannter gemahlener Gips (bindet nicht mehr ab)<br />

β-Halbhydrat<br />

(historischer <strong>Stuck</strong>gips)<br />

• 1 bar (=Atmosphärendruck)<br />

• 2 Stunden @ 120 – 180°C<br />

• ungleichmäßige Kristalle durch<br />

explosionsartige Verdunstung<br />

des Wassers<br />

α-Halbhydrat<br />

• 5 - 8 bar<br />

• 5 Stunden @ 80 – 180°C<br />

• gleichmäßige Kristalle durch langsame<br />

Verdunstung des Wassers (in<br />

Wasserdampfatmosphäre)<br />

6


Einflußfaktoren der Abbindung:<br />

Wasser: Gips<br />

Wassertemperatur<br />

Rührzeit<br />

Verunreinigungen (Kristallisationskeime)<br />

Beschleuniger: (Na 2<br />

SO 4<br />

, K 2<br />

SO 4<br />

,<br />

Verzögerer (PO 4<br />

3-<br />

, NO 3-<br />

, CO 3<br />

2-<br />

)<br />

NaCl: < 3% beschleunigt, > 3% verzögert<br />

Naturwissenschaftliche Untersuchungen bei <strong>Stuck</strong><br />

Abbindeverzögerer (Retardationsmittel):<br />

Leimwasser (1 – 5% Glutinleim auch in<br />

Abhängigkeit von den Pigmenten bei <strong>Stuck</strong>marmor)<br />

Milch, geronnene Milch<br />

gegärter Traubensaft, Bier, Wein, Zucker<br />

Pulver aus Eibischwurzeln<br />

Öl (Mandelöl)<br />

Fuchsinnachweis<br />

Ölfarbe<br />

Leimfarbe<br />

Tests:<br />

• Brandgeruch<br />

• Fuchsinfärbung am Querschliff<br />

• Nachweis von S, Cl im REM/EDS<br />

Bräunung durch Proteinabbau<br />

Gips/Leim<br />

744/07<br />

Erhöhung der Festigkeit durch:<br />

• Kalkwasser<br />

• Leimwasser<br />

• Alaun (Kaliumaluminiumsulfat)<br />

• Armierungen: Tierhaar, Hanf, Stroh, Schilf, Draht, Holz<br />

7


„Nachweis“ der Brenntemperatur von Gips<br />

Pyrit in Gipsstuck<br />

Hämatit in Gipsstuck<br />

155/00<br />

Ab ca. 850 – 950°C wird Pyrit (FeS 2<br />

) zu Hämatit (Fe 2<br />

O 3<br />

) oxidiert<br />

dient als indirekter Nachweis/Hinweis für Anhydrit<br />

Datierung von Gipsstuck bzw. Nachweis von Restaurierungen<br />

Natürlich vorkommender Gips (Calziumsulfat, CaSO 4·2H 2<br />

O) ist häufig mit Strontiumsulfat<br />

(SrSO 4<br />

) vergesellschaftet, das sich mittels REM/EDS leicht nachweisen lässt.<br />

Seit den 1970ern wird Gips vorwiegend als Nebenprodukt bei der Rauchgasentschwefelung<br />

von Verbrennungskraftwerken und Müllverbrennungsanlagen gewonnen:<br />

CaO + SO 3<br />

+ 2H 2<br />

O CaSO 4·2H 2<br />

O<br />

oder:<br />

CaCO 3<br />

+ SO 3<br />

+ 2H 2<br />

O CaSO 4·2H 2<br />

O + CO 2<br />

SrSO 4<br />

FeS<br />

Das Fehlen von SrSO 4<br />

läßt auf die Verwendung rezent hergestellten Gipses schließen.<br />

8


Rasterelektronenmikroskopie im Einsatz bei der <strong>Stuck</strong>untersuchung<br />

•Unterscheidung Kalk – Gips<br />

•Unterscheidung: Kalk – Kalkstein – Marmorpulver<br />

•Unterscheidung: Gips- Alabaster<br />

•Unterscheidung: Baugips – Naturgips (SrSO 4<br />

) - Umweltvergipsung<br />

•Unterscheidung: Gips – Anhydrit - Hartgips<br />

•Bestimmung des hydraulischen Anteils im Kalk (Unterscheidung zw. NHL und Zement)<br />

•Fassungsuntersuchung<br />

•Farbanstrichsysteme<br />

•Pigmentbestimmung/Datierung<br />

•Proteinischer Bindemittelzusatz im <strong>Stuck</strong> (S, Cl)<br />

•Dolomitanteil<br />

•…<br />

Fouriertransformierte Infrarotspektroskopie (FTIR)<br />

Transmittance [%]<br />

20 40 60 80 100<br />

CaSO 4·2H 2<br />

O<br />

CaSO 4<br />

4000<br />

3900<br />

3800<br />

3700<br />

3600<br />

3500<br />

3400<br />

3300<br />

3200<br />

3100<br />

3000<br />

2900<br />

2800<br />

2700<br />

2600<br />

2500 2400 2300 2200 2100<br />

Wavenumber cm-1<br />

2000<br />

1900<br />

1800<br />

1700<br />

1600<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

• Unterscheidung: Dihydrat – Anhydrit<br />

• Bestimmung von organischen Zusätzen<br />

9


Röntgendiffraktion (XRD)<br />

zur Unterscheidung Dihydrat – Anhydrit<br />

(steht nicht im BDA-Labor zur Verfügung)<br />

10


Golling, Filialkirche St. Nikolaus, Orgelempore, Brüstung, Gipsstuck<br />

Golling, Filialkirche St. Nikolaus, Orgelempore, Brüstung, Gipsstuck<br />

Gipsstuck bestehend aus Dihydrat (dunkle Matrix)<br />

und Anhydrit (helle Körnung 50 µm) als<br />

Füllstoff(?)<br />

Körnung um 200 µm Korngröße bestehend aus fein<br />

verteiltem Dihydrat und Anhydrit<br />

Aktivierung des totgebrannten Gipses durch Abgabe<br />

von SO 3<br />

:<br />

CaSO 4<br />

CaO + SO 3<br />

REM (BE) Foto: Richard, BDA<br />

11


Universität <strong>Wien</strong>, Arkadengang<br />

Versetzmörtel: Dolomit:Gips = 1:1<br />

Dispersion<br />

Ölfarbe<br />

Olivgrüner Kalkanstrich<br />

Gipsstuck<br />

Gipsausblühungen<br />

Fallbeispiel 3:<br />

Göllersdorf (NÖ), Schloß Schönborn, Orangerie, Ovidzimmer<br />

Blattgold<br />

Pbw/Öl<br />

Pbw, Ocker/Öl<br />

Vorzeichnung<br />

0,5 mm<br />

Gips<br />

12


Materialien zur Wandrestaurierung<br />

• Schadensursache<br />

• Eindringvermögen = f(Oberflächensp., Benetzbarkeit, Viskosität, Porosität d. Materials)<br />

• Klebekraft<br />

• Elastizität<br />

• keine Filmbildung<br />

• Alterungsbeständigkeit (UV, Temperatur, Feuchtigkeit, Biologie)<br />

• Reversibilität (?)<br />

• Wasser- und Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

• chem. Beständigkeit (Salze, Umweltschadgase, Säuren, Laugen)<br />

• Giftigkeit<br />

Grundsätzlich sollte der Einsatz organischer bzw. synthetischer Materialien auf ein Minimum beschränkt<br />

werden.<br />

Materialähnlichen Substanzen ist der Vorzug zu geben<br />

Ideales Material zur Konsolidierung und Festigung gibt es nicht.<br />

Historische Entwicklung:<br />

Kalkkasein (bis 1960er vorherrschend)<br />

Leim<br />

Wasserglas<br />

Fluate (Verbindungen der Fluorkieselsäure)<br />

ab 1970er: Acrylate, PVAc, PVOH, KSE etc.<br />

13


1. Mineralische Systeme zur Konsolidierung<br />

Kalk:<br />

• Sumpfkalk, Kalkmilch<br />

• Kalkhydrat<br />

• Dispergiertes Weißkalkhydrat<br />

Hydraulische Binder:<br />

Kieselsäureester<br />

• HL (hydraulic lime)<br />

• NHL (natural hydraulic lime)<br />

• Zemente (zB Weißzement)<br />

• Fertigprodukte: Ledan ® , Ital B, Calco Stuc,…<br />

Zusammensetzung:<br />

• Hydraulisches Bindemittel (hydraulischer Kalk, Weißzement, Portlandzement,…)<br />

• Puzzolanerde (evtl. Trass): (fängt in der Theorie Ca(OH) 2 und andere Salzausblühungen<br />

ab, auf Reinheit achten, höhere Festigkeit)<br />

• Fließverbesserer<br />

• Zuschlagstoffe, zB Quarzmehl<br />

• Porenbildner<br />

• Wasserretardationsmittel<br />

• …<br />

Kieselsäureester (KSE)<br />

• KSE um 1900 in Österreich patentiert<br />

• erste Versuche in der Steinfestigung 1920er in England (erfolglos)<br />

• 1930er Versuche von Rathgen<br />

• verwendet seit Anfang 1960er<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

HO<br />

OH<br />

Si OH<br />

OH<br />

Orthokieselsäure<br />

OCH 2<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 2<br />

O<br />

Si OCH 2<br />

CH 3<br />

Orthokieselsäuretetraethylester<br />

OCH 2<br />

CH 3<br />

14


Kieselsäureester<br />

Aushärtereaktion<br />

3 Stufen:<br />

1.) Hydrolyse (katalysiert)<br />

2.) Kondensations- und Polymerisationsprozesse<br />

3.) Gelbildung<br />

1.)<br />

CH 3<br />

CH 2<br />

O<br />

CH 2<br />

CH 3<br />

O<br />

Si O CH 2<br />

CH 3<br />

O<br />

CH 2<br />

CH 3<br />

O<br />

+ 4 H 2<br />

O<br />

Kat.<br />

H O Si O H + 4 CH 3<br />

CH 2<br />

OH<br />

O<br />

H<br />

H<br />

H 2 O aus: Grundfeuchte im Stein, rH, H 2 O-Anteil im LM (Spiritus 4%), Ethanol dampft ab<br />

2.)<br />

H<br />

O<br />

H<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

H<br />

O<br />

H<br />

H<br />

H H<br />

O<br />

O O<br />

+ H O Si<br />

O<br />

O H H O Si<br />

O<br />

O Si<br />

O<br />

O H + H 2<br />

O<br />

H<br />

H H<br />

Kieselsäureester<br />

3.) Gelbildung<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

O O<br />

O Si O Si O<br />

O O<br />

O Si O Si O<br />

O O<br />

O Si O Si O<br />

O O<br />

Durch ständig weiterlaufende Kondensation der freien<br />

OH-Gruppen im Kieselgel kommt es unter<br />

Wasserabspaltung zu Volumenkontraktionen und<br />

Spannungen. Wenn dabei die Kohäsionskräfte im Gel<br />

überschritten werden, kommt es zur Ausbildung eines<br />

polygonalen, charakteristischen Rißsystems. Durch die<br />

Entwicklung dieses Rißsystemes kommt es im<br />

Porensystem der behandelten Steine zur Ausbildung<br />

einer Sekundärporosität, die Auswirkungen auf das<br />

hygrische Verhalten des Gesteins haben kann. Durch<br />

während der Gelbildung nicht ausreagierte, hydrophob<br />

wirkende Ethylgruppen zeigen auch mit KSE-OH<br />

(„ohne Hydrophobierung“) behandelte<br />

Steinoberflächen eine anfängliche Hydrophobie, die<br />

mehrere Jahre anhalten kann.<br />

15


Kieselsäureester<br />

Die im Handel befindlichen KSE verschiedener Hersteller unterscheiden sich im<br />

Feststoffgehalt bzw. der Gelabscheidungsrate, dem Gehalt an Lösemitteln und<br />

in möglichen Zusätzen hydrophobierender Stoffe.<br />

Es gibt auch flexible KSE, die sich der natürlichen Ausdehnung des Baustoffes bei<br />

Wetterumschwüngen und Temperaturwechseln angleichen und nicht mehr so<br />

schnell reißen bzw. die Schollenbildung des KSE geringer ist.<br />

Auswahlkriterien:<br />

• Aktive Substanz (Vorpolymerisation)<br />

• Lösungsmittel<br />

• Konzentration<br />

• Zusätze<br />

typ. . Zusammensetzung:<br />

• KSE (Tetraethylsilikat)<br />

• Lösungsmittel (0-20%) z.B. Ethanol, Testbenzin, Butanon<br />

• Dibutylzinndilaurat (2%) (Katalysator)<br />

16


Kalkkasein<br />

Herstellung:<br />

Topfen oder in Wasser vorgequollenes Kaseinpulver + Sumpfkalk oder Kalkhydrat<br />

Kasein (Casein):<br />

Hauptbestandteil von Milcheiweiß (Kuhmilch 83%)<br />

Kasein = aus vernetzten Proteinen bestehende Makromolekül mit keiner einheitlichen Zusammensetzung<br />

Herstellung:<br />

1.) Milch entfetten durch Zentrifugieren<br />

2.) mit Milchsäurebakterien Milchzucker in Milchsäure umwandeln (pH = 4,6)<br />

3.) Kasein gerinnt<br />

4.) Trocknen<br />

Vorteile:<br />

• weitgehend wetterfest<br />

• bildet mit Calziumsalzen (Kalk)<br />

wasserunlösliche Verbindungen<br />

• guter Klebstoff<br />

Nachteil:<br />

Biologisch abbaubar, d.h. gilbt<br />

2. Organische Systeme zur Konsolidierung<br />

Proteinstruktur<br />

Bis in die 1960er<br />

traditionelles Festigungsmittel<br />

17


Kunststoffe in der Restaurierung<br />

Vorteile:<br />

Reduktion der Sprödigkeit durch Elastizität des BM<br />

Stabilität gegenüber Alterung (Licht, Temperatur, Feuchtigkeit, Gase) hohe Eindingtiefe<br />

von Monomeren (tatsächlich?)<br />

keine „Abdichtung“ des Steins (tatsächlich?)<br />

(Hydrophobie)<br />

Nachteile:<br />

„Abdichtung“ des Steins<br />

Hydrophobie<br />

Irreversibilität (KSE, Epoxide, Acrylate???)<br />

Typen:<br />

• Acrylharze<br />

• KSE<br />

• (Polyurethane: heute nicht mehr verwendet)<br />

• (Polyester: heute nicht mehr verwendet)<br />

• (Epoxidharze, f. punktuelle Verklebungen)<br />

• (Ketonharze: Polycyclohexanon („Ketonharz N“))<br />

…<br />

Acrylharze<br />

O<br />

H 2<br />

C C C<br />

H<br />

OH<br />

Acrylsäure<br />

O<br />

H 2<br />

C C C<br />

H<br />

OR<br />

Acrylat<br />

Die wichtigsten<br />

Polymerisationsharze in<br />

der Kons./Rest.<br />

Polyacrylate<br />

(weich)<br />

Monomere:<br />

Acrylsäureester:<br />

CH 2 =C-COOR<br />

H<br />

R = Methyl => PMA<br />

R = Ethyl => PEA<br />

R = Butyl => PBA<br />

Polymethacrylate<br />

(hart)<br />

Monomere:<br />

Methacrylsäureester:<br />

CH 2 =C-COOR<br />

CH 3<br />

Methylester => PMMA<br />

Ethylester => PMEA<br />

Butylester => PMBA<br />

Paraloid B72: 30% PMA + 70% PMEA<br />

Primal: PEA + PMMA<br />

Handelsnamen: z.B.: Plexigum, Plexisol, Plextol, Paraloid, Primal, Acronal, Elvacite, Perplex, Plexiglas,...<br />

Diese Produkte sind meist Mischungen unterschiedlicher Acrylate und werden daher als Copolymerisate<br />

bezeichnet.<br />

Hersteller: Röhm, Rohm&Haas, BASF,…<br />

18


Acrylharze<br />

CH 2<br />

O<br />

OR<br />

O OR<br />

O<br />

C CH 3<br />

C CH 3<br />

C<br />

CH 3<br />

CH 2<br />

C<br />

C<br />

CH 2<br />

C<br />

CH 3<br />

CH 2<br />

C<br />

C<br />

CH 2<br />

O OR<br />

O OR<br />

Struktur eines Polymethacrylsäureesters<br />

OR<br />

C<br />

C CH 2<br />

CH 3<br />

O<br />

CH 3<br />

C<br />

C<br />

OR<br />

Methacrylsäure<br />

-R<br />

-methylester<br />

-ethylester<br />

-n-propylester<br />

-i-propylester<br />

-n-butylester<br />

-i-butylester<br />

-tert.-amylester<br />

-octylester<br />

-laurylester<br />

-phenylester<br />

-cyclohexylester<br />

Aliphatischen polymere Ester haben eine sehr gute UV-,<br />

Alterungs-, Witterungs-, und Chemikalienbeständigkeit sowie<br />

absolute Vergilbungsfreiheit<br />

Reversibilität (d.h. wieder in Lösung bringen) theoretisch<br />

gegeben, jedoch mehren sich Beobachtungen in letzter<br />

Zeit, die dem widersprechen.<br />

Reversibilität eigentlich nur theoretisch weil:<br />

„Wie entfernt man das in den Stein eingedrungene<br />

Acrylat wieder???“<br />

Epoxidharze<br />

2 Komponentensystem: Epoxidharz + Härter<br />

R C<br />

H2<br />

NH 2<br />

O O<br />

H 2<br />

C C R C CH<br />

H H<br />

2<br />

+ +<br />

H 2<br />

N C R<br />

H2<br />

Aminhärter<br />

Diepoxid<br />

Aminhärter<br />

OH<br />

OH<br />

R C<br />

H2<br />

N<br />

H<br />

C<br />

H2<br />

C<br />

H<br />

R C<br />

H<br />

C<br />

H2<br />

N<br />

H<br />

C<br />

H2<br />

R<br />

Epoxidharz<br />

19


Epoxidharze<br />

Vorteile: verwittert nicht<br />

Nachteile:verwittert nicht<br />

Arbeitsschutz erforderlich<br />

Sperrschicht für Wasser (nur punktuelle Verklebungen!)<br />

keine Patinabildung<br />

gilbt bei Alterung (Licht, Temp.)<br />

irreversibel<br />

Silane – Siloxane - Silikonharze<br />

• wirken hydrophob<br />

• reagieren chemisch mit mineralischen Baustoffen<br />

• verfärben den Baustoff nicht<br />

• gute UV- und Witterungsbeständigkeit<br />

• reduzieren die Wasseraufnahme<br />

• vermindern die Wasserdampfdurchlässigkeit nur geringfügig (5-10%)<br />

• wirken der Verschmutzung des Baustoffs entgegen (wirklich?)<br />

20


Silane: : Silizium-Wasserstoffverbindungen<br />

Monomolekulare Form der Polysiloxane bzw. Siloxane<br />

Haben daher gutes Eindringvermögen in einen Baustoff.<br />

Mehrere Silane reagieren zu einem Siloxan<br />

Mehrere Siloxane reagieren zu einem Polysiloxan (=Silikonharz)<br />

R<br />

O M e S i O M e<br />

O M e<br />

Alkyltrimethoxysilan<br />

K a t.<br />

+ 3 H 2 O<br />

- 3 M eO H<br />

H O<br />

R<br />

S i O H<br />

O H<br />

Alkylsilanol<br />

R<br />

R<br />

Si<br />

R<br />

O<br />

R 1 Stelle chem. reaktiv<br />

Stein<br />

Si O<br />

H<br />

H<br />

O<br />

Si<br />

O H H<br />

Si<br />

O H H<br />

O<br />

O H H<br />

Si<br />

Stein<br />

Si O Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

Hydrophobierung<br />

Si Si<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

H<br />

O<br />

H<br />

H<br />

O<br />

H<br />

H<br />

O<br />

H<br />

H<br />

O<br />

H<br />

H<br />

O<br />

H<br />

R<br />

R<br />

Si<br />

R<br />

R<br />

chem. nicht reaktiv<br />

funktionelle Organosilane als Haftvermittler zwischen mineralischen Materialien und Kunststoffen<br />

Silikone<br />

Polymere, bei denen Si-Atome über O-Brücken zu Molekülketten verbunden sind.<br />

Bsp. für Siloxaneinheit:<br />

Siloxane polymerisieren zu Silikonen (= Polysiloxane).<br />

Die Polymerisation kann linear (s. Abb.), verzweigt, cyclisch oder vernetzt<br />

Unterschiede ergeben sich auch in den Längen der Alkylreste.<br />

Verwendung als Öle, Harze (z.B. Wacker VB 1321), Kautschuke<br />

21


Silikonharze<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

O O<br />

O Si O Si<br />

O O<br />

O Si O Si<br />

O<br />

O Si O<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH3<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH3<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH2<br />

CH 2<br />

CH3<br />

hydrophober Rest<br />

Als Silikonharze dienen meist vernetzte Polymethylsiloxane oder<br />

Polymethylphenylsiloxane<br />

Auch Mischungen mit Alkyd-, Acryl- oder Polyesterharzen sind möglich (Copolymerisate)<br />

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