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Heft 4/2002 - Pro Tier

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4/<strong>2002</strong><br />

PRO<br />

SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ<br />

Ein bärenstarkes 2003<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

1


Impressum<br />

Zeitschrift der Schweizerischen<br />

Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,<br />

Zürich<br />

Nr. 4, November <strong>2002</strong><br />

30. Jahrgang<br />

Erscheint 4 x jährlich<br />

Abonnement<br />

Mitglieder erhalten die Zeitschrift<br />

kostenlos<br />

Jahresbeitrag Fr. 30.–<br />

Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–<br />

Einzelnummer Fr. 6.–<br />

Jahresabonnement Fr. 20.–<br />

Redaktionsleitung:<br />

Rita H. Dubois (rd)<br />

Redaktion:<br />

Ruedi Suter (rs)<br />

Ständige Mitarbeiter:<br />

Nathalie Dubois (nd)<br />

Ulrich Karlowski (uk)<br />

Ulrike Kirsch (uki)<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />

R. A. Attinger<br />

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der<br />

Weiterverwendung der Artikel und Bilder<br />

nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung<br />

der Redaktion.<br />

Die Beiträge decken sich nicht unbedingt<br />

mit der Meinung der Redaktion und des<br />

Vorstandes<br />

Titelbild:<br />

Foto: Prisma/Minden<br />

Layout:<br />

proVista – prepress, publishing, design<br />

Urs Widmer, 4123 Allschwil<br />

Druck:<br />

Fotorotar AG, 8132 Egg<br />

Beilage <strong>Heft</strong> 4/02:<br />

Initiativbogen für einen Zeitgemässen<br />

<strong>Tier</strong>schutz.<br />

SCHWEIZERISCHE<br />

GESELLSCHAFT<br />

FÜR TIERSCHUTZ<br />

Inhalt<br />

Wir geben <strong>Tier</strong>en ein Zuhause 4<br />

Das Leid der Zirkuselefanten 7<br />

Strassenhunde in Serbien 9<br />

Hochseefischerei tötet Albatrosse 10<br />

Schluss mit den Pelztierfarmen! 12<br />

Auf Samtpfoten in den Artentod 16<br />

Freiwild Luchs 17<br />

Tintenfische erobern die Welt 18<br />

Buchbesprechungen 19<br />

Kurznachrichten 20<br />

Patenschaften 23<br />

Findeltiere<br />

Zirkuselefanten<br />

4 7<br />

Albatrosse<br />

Pelztierfarm<br />

12<br />

Schneeleoparden brauchen Schutz<br />

Alfred Escher-Strasse 76<br />

CH-8002 Zürich<br />

Telefon: 01 201 25 03<br />

Telefax: 01 201 26 23<br />

Postcheck: 80-37221-2<br />

E-Mail info@protier.ch<br />

URL www.protier.ch<br />

10<br />

16<br />

2 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Editorial<br />

Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />

Zu Beginn einmal eine gute<br />

Nachricht. Seit der letzten<br />

Ausgabe sind viele Neumitglieder,<br />

Paten und Patinnen zu uns<br />

gestossen. Sie alle helfen mit, dass<br />

wir uns weiterhin effizient für unsere<br />

Findeltiere einsetzen können.<br />

Dieses Engagement für die <strong>Tier</strong>e<br />

macht uns Mut und Hoffnung.<br />

Leider erlaubt uns die wirtschaftlich<br />

schwierige Situation aber immer<br />

noch nicht, sorglos in die Zukunft<br />

zu blicken. Trotz aller von uns<br />

eingeleiteten Sparmassnahmen ist<br />

die Finanzierung für die Aufnahme<br />

und Betreung von Findeltieren<br />

langfristig nicht gesichert. Wir und<br />

damit unsere Schützlinge sind dringend<br />

auf die Unterstützung von<br />

<strong>Tier</strong>freunden angewiesen.<br />

Ernüchtert und traurig kehrte ich<br />

vom Besuch einer internationalen<br />

Konferenz über die Pelztierfarmen<br />

im tschechischen Brno (Brünn) zurück.<br />

Ob aus England, Deutschland,<br />

Holland und Tschechien: die Bilder<br />

sind immer gleich schockierend.<br />

Das kurze Leben der Pelztiere ist<br />

eine einzige Tortur. Die schönfärberische<br />

Werbung der Pelzindustrie<br />

ist nichts als geschickt verschleiernde<br />

Lügenbilder. Tatsache ist:<br />

Pelz ist grausam, Pelz ist blutig, das<br />

<strong>Tier</strong>leid, das dahinter steckt, unermesslich.<br />

Pelz ist in unseren Breitengraden<br />

überflüssig. Wir als Konsumenten<br />

haben es in der Hand,<br />

dieses <strong>Pro</strong>dukt vom Markt verschwinden<br />

zu lassen und damit das<br />

Elend und Leiden zigtausender<br />

Pelztiere zu beenden. Verschenken<br />

Sie zu Weihnachten bitte keinen<br />

Pelz oder <strong>Pro</strong>dukte mit Pelzbesatz.<br />

Die eigentlich beschauliche<br />

Weihnachtszeit bringt für unsere<br />

Mitgeschöpfe aber noch andere<br />

Grausamkeiten. <strong>Tier</strong>e gehören nicht<br />

als Geschenke unter den Weihnachtsbaum.<br />

Leider gibt es jedes<br />

Jahr wieder Unverbesserliche, die<br />

meinen, mit einem kleinen Hund<br />

oder einem putzigen Kätzchen Freude<br />

zu bereiten. Nach den Feiertagen<br />

werden die tierischen Geschenke<br />

nur allzu oft zu Wegwerfartikeln.<br />

Endstation: <strong>Tier</strong>heim, wenn sie<br />

Glück haben. Auch die Unsitte, an<br />

den Feiertagen besondere «Delikatessen»<br />

aufzutischen, ist nicht auszurotten.<br />

Gänse- und Entenstopfleber,<br />

Kaviar, Lachs, Hummer, Mastenten<br />

und Puten sind noch immer<br />

beliebte Festtagsessen. Wäre es<br />

nicht besser, in dieser an sich beschaulichen<br />

Zeit ganz bewusst auch<br />

Bild: Martin Siegenthaler<br />

an die <strong>Tier</strong>e zu denken und nichts<br />

auf den Tisch zu bringen, was mit<br />

<strong>Tier</strong>leid verbunden ist?<br />

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete,<br />

friedliche Weihnachtszeit und<br />

einen besinnlichen Jahresausklang.<br />

Gleichzeit bedanke ich mich bei allen,<br />

die uns in diesem Jahr unterstützt<br />

haben, damit wir den <strong>Tier</strong>en<br />

helfen konnten, ganz herzlich!<br />

Herzlich<br />

Ihre<br />

Rita Dubois<br />

Geschäftsführerin<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> unterstützt die Initiative<br />

des Schweizer <strong>Tier</strong>schutzes<br />

«Für einen zeitgemässen<br />

<strong>Tier</strong>schutz (<strong>Tier</strong>schutz – JA!)»<br />

Haben Sie schon unterschrieben?<br />

Bitte benützen Sie den beigelegten Unterschriftenbogen.<br />

Danke<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

3


Wir geben <strong>Tier</strong>en<br />

Baby ja –<br />

Katze nein<br />

Mitti, 11-jährig. Die schwarz-weisse<br />

Mitti verlor ihren Platz, weil ihre Besitzerin<br />

ein Baby erwartete und kein<br />

Haustier mehr wollte. Kurzerhand wurde<br />

sie abgegeben. Seit einem Jahr ist<br />

sie im <strong>Tier</strong>heim und hat grosse Mühe,<br />

sich dort einzuleben. Sie ist eine Einzelgängerin,<br />

zurückhaltend und nicht<br />

sehr verschmust. Mitti braucht einen<br />

Platz, an dem sie in Ruhe gelassen wird<br />

und aus eigenem Antrieb auf die Menschen<br />

zukommen kann.<br />

Kein Platz<br />

mehr<br />

Felicita, 8-jährig. Die<br />

grau getigerte Kurzhaar-<br />

Perserkatze wurde zusammen<br />

mit ihrem<br />

Kumpel Bernie ins <strong>Tier</strong>heim<br />

gebracht. Die beiden<br />

mussten dem Nachwuchs<br />

der Familie Platz<br />

machen. Seit mehr als<br />

zwei Jahren wartet nun<br />

Felicita im Stolzboden<br />

auf einen neuen Platz.<br />

Am liebsten mit einer ihrer<br />

Leidensgenossinnen aus dem <strong>Tier</strong>heim. Wohl wäre es ihr<br />

auch bei einer bereits vorhandenen Katze. Ihr Freund Bernie<br />

musste nämlich kürzlich wegen eines Tumors eingeschläfert<br />

werden.<br />

Besitzerin<br />

verstorben<br />

Sissi, etwa 5-jährig. Vier lange Tage und<br />

Nächte musste die weiss getigerte Kätzin<br />

neben ihrer verstorbenen Besitzerin im<br />

Haus ausharren. Die betagte Frau hatte nur<br />

unregelmässigen Kontakt zur Aussenwelt.<br />

Eine Spitexpflegerin fand sie. Der hungrigen<br />

Katze stellte sie Futter und Wasser hin.<br />

Aber niemand wusste, was machen mit ihr.<br />

Die Gemeinde bat uns schliesslich, die Katze<br />

aus dem Haus zu holen und für sie einen<br />

Platz zu suchen. Denn keiner der Verwandten<br />

der Besitzerin wollte Sissi aufnehmen.<br />

Unser Spendenkonto<br />

PC: 80-37221-2<br />

Vermerk: Findeltiere<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz<br />

Alfred Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich<br />

Mickey, 2-jährig. Zusammen<br />

mit zwei anderen Katzen<br />

wurde der Tiger mit<br />

weisser Nase, Brust und<br />

Pfoten von seiner Besitzerin<br />

zu Bekannten in Obhut<br />

gegeben, weil sie die Wohnung<br />

wechseln musste.<br />

Anfänglich hatte sie sich<br />

noch ein paar Mal nach<br />

dem Wohlergehen des<br />

Trios erkundigt, den Termin<br />

zur Rücknahme aber<br />

immer wieder verschoben.<br />

Plötzlich meldete sie sich gar nicht mehr. Erfolglos<br />

probierten die Katzenhüter, die Besitzerin zu kontaktieren;<br />

immer wieder wurden sie vertröstet. Drei<br />

Tage vor Weihnachten riefen die Leute schliesslich<br />

bei <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> an: Die Katzen müssten sofort weg, sie<br />

könnten sie nicht länger behalten.<br />

Abgeschoben<br />

Wohnungswechsel<br />

Schnüsi, 3-jährig. Ihre Besitzer dachten beim Wohnungswechsel<br />

nicht an ihre Mitbewohnerin. Die<br />

neue Wohnung wurde ausgesucht, ohne zu fragen,<br />

ob <strong>Tier</strong>haltung erlaubt sei. Als sich herausstellte,<br />

dass Schnüsi nicht mit umziehen durfte, brachten<br />

die Besitzer sie lieber ins <strong>Tier</strong>heim, als sich nach einer<br />

anderen Wohnung mit erlaubter <strong>Tier</strong>haltung umzusehen.<br />

Die weisse Kätzin mit den roten Flecken<br />

hatte auch mit ihrem zweiten Platz wenig Glück.<br />

4 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


ein Zuhause<br />

Negus, 7-jährig. Sein Besitzer konnte ihn gleich<br />

aus zwei Gründen nicht mehr behalten: Er litt unter<br />

Asthma, und ein<br />

Wohnungswechsel<br />

stand bevor.<br />

Seit zwei Jahren<br />

wartete Negus im<br />

<strong>Tier</strong>heim auf einen<br />

neuen Platz.<br />

Dort fiel er immer<br />

wieder durch seine<br />

Liebesbedürftigkeit auf. Er wollte stundenlang<br />

schmusen und schaute einen vorwurfsvoll an, wenn<br />

man wieder gehen musste. Im August fand er ein<br />

neues Zuhause als Gesellschafter zu einer älteren<br />

Kätzin, deren Bruder eingeschläfert werden musste.<br />

Die beiden verstehen sich sehr gut und unternehmen<br />

regelmässig gemeinsame Ausflüge auf die<br />

grosse Terrasse.<br />

Glückspilz 1<br />

Mirenda, 2-jährig.<br />

Die schwarze<br />

Kätzin wurde<br />

im März von<br />

den Nachbarn<br />

der Besitzer ins<br />

<strong>Tier</strong>heim gebracht,<br />

weil sich<br />

diese nicht um<br />

das <strong>Tier</strong> gekümmert<br />

hatten.<br />

Nach kurzer Zeit<br />

im <strong>Tier</strong>heim fanden sich für Mirenda neue Besitzer.<br />

Doch in der Ausgangskontrolle beim <strong>Tier</strong>arzt wurde<br />

festgestellt, dass sie Herzrhythmusstörungen hat. Es<br />

war schwer abzuschätzen, wie sich die Beschwerden<br />

entwickeln würden und wie hoch die Lebenserwartung<br />

der noch jungen Katze ist. Die Familie, die<br />

sich das neue Familienmitglied ausgesucht hatte,<br />

liess sich jedoch nicht beirren und nahm Mirenda<br />

trotzdem bei sich auf. Äusserlich merkt man ihr<br />

nichts an. Sie ist verspielt und aktiv und hat sich<br />

schnell eingelebt in ihrem neuen Zuhause. Besonders<br />

mit den Kindern versteht sie sich sehr gut.<br />

Glückspilz 2<br />

Besitzerin im<br />

Pflegeheim<br />

Blacky, 4-jährig. Nach einem<br />

Hirnschlag musste<br />

die Besitzerin von<br />

Blacky für immer ins<br />

Pflegeheim. Ihren geliebten<br />

Kater konnte sie<br />

nicht mitnehmen. So<br />

ist Blacky im <strong>Tier</strong>heim<br />

gelandet und hofft nun<br />

auf einen Platz. Zusammen<br />

mit Schnüsi wurde<br />

der schwarze Kater<br />

schon einmal platziert,<br />

musste aber wegen<br />

plötzlich auftretender<br />

Allergie der neuen Besitzer<br />

wieder zurückgegeben<br />

werden.<br />

Lucky, 4-jährig. Der<br />

Rehpinscher wurde<br />

weggegeben, weil das<br />

Kind der Familie eine<br />

Allergie auf <strong>Tier</strong>haare<br />

bekam und unter starken<br />

Asthmaanfällen<br />

litt. Nach einem halben<br />

Jahr im <strong>Tier</strong>heim<br />

fand er ein neues Zuhause. Leider war das Glück<br />

nur von kurzer Dauer. Die Katze des neuen Besitzers<br />

wollte sich partout nicht an den Neuankömmling<br />

gewöhnen, und so musste Lucky wieder zurück<br />

ins <strong>Tier</strong>heim gebracht werden. Trotz dieser unglücklichen<br />

Erfahrung hat Lucky aber auch heute nichts<br />

gegen Katzen.<br />

Allergie<br />

Besitzer<br />

verstorben<br />

Gina, 7-jährig. Ende letzten<br />

Jahres verstarb der<br />

Besitzer der liebenswerten<br />

Schäfermischlingshündin.<br />

Sie kommt mit<br />

Rüden sehr gut aus, jedoch<br />

nicht mit anderen<br />

Hündinnen. Auch Katzen<br />

mag sie nicht besonders.<br />

Der ideale Platz für sie<br />

wäre bei einer ruhigen<br />

Person oder einer Familie<br />

mit bereits älteren Kindern.<br />

Todesfall<br />

Garo, 9-jährig. Der Airdalerüde<br />

ist nicht mehr<br />

der jüngste, aber immer<br />

noch gesund und aktiv.<br />

Auch er ist durch einen<br />

Todesfall ins <strong>Tier</strong>heim<br />

gekommen. Die Ehefrau<br />

verstarb, der Mann<br />

konnte sich nicht mehr<br />

allein um ihn kümmern.<br />

Garo ist sehr wachsam.<br />

Er weiss, was er will,<br />

und ist etwas dominant<br />

– aber sehr gutmütig.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

5


Sollte eingeschläfert<br />

werden<br />

Sünneli, 13-jährig. Im Juni dieses<br />

Jahres landete die Malteserhündin<br />

in der <strong>Tier</strong>arztpraxis unseres<br />

Vorstandsmitglieds Stephan<br />

Braun. Sie sollte eingeschläfert<br />

werden, weil sie nicht mehr stubenrein<br />

war. Das war aber nur<br />

die halbe Wahrheit, denn das eigentliche<br />

<strong>Pro</strong>blem für ihre Unsauberkeit<br />

war der mangelnde<br />

Auslauf. Ihre betagte Besitzerin<br />

konnte nicht mehr regelmässig<br />

mit ihr Gassi gehen. Sünneli ist<br />

ein richtiger Sonnenschein und<br />

voller Lebensfreude. Es wäre unverantwortlich,<br />

ein solch gesundes<br />

und lebensfreudiges <strong>Tier</strong> einfach<br />

einzuschläfern.<br />

Zu viel Arbeit<br />

Jumbo, 3-jährig. Ein Beispiel für<br />

das oft unüberlegte Anschaffen<br />

eines Welpen. Haustiere brauchen<br />

viel Aufmerksamkeit, Pflege<br />

und Zeit, vor allem junge <strong>Tier</strong>e.<br />

Genau dies wurde dem schwarzweissen<br />

Mischling zum Verhängnis.<br />

Er wurde mit vier Monaten<br />

abgegeben. Begründung: Er gibt<br />

zu viel Arbeit. Jumbo ist ein aufgestellter<br />

Kerl, der aber lieber<br />

Frauen als Männer mag.<br />

Keine Zeit<br />

Piri, 14-jährig. Piri kam mit ihrer<br />

Freundin Laika ins <strong>Tier</strong>heim. Ihr<br />

Besitzer hatte keine Zeit mehr für<br />

die beiden Hunde. Das ist nun sieben<br />

Jahre her. Die beiden waren<br />

unzertrennlich und hätten nur zusammen<br />

abgegeben werden können.<br />

Doch niemand wollte das<br />

Duo: Piri, den Appenzellermischling,<br />

und Laika, ein Schäfer-Collie-Mischling.<br />

Vor drei Jahren ist<br />

Laika im <strong>Tier</strong>heim einfach eingeschlafen.<br />

Seither ist Piri allein. Wir<br />

werden sie auch nicht mehr platzieren,<br />

damit sie sich in ihrem<br />

hohen Alter nicht nochmals an ein<br />

neues Umfeld gewöhnen muss.<br />

Piri ist eines unserer Patentiere.<br />

Ein Vermächtnis<br />

für die <strong>Tier</strong>e<br />

Bitte denken Sie bei der Erstellung<br />

Ihres Testaments auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />

Sie helfen mit,<br />

dass wir uns auch in Zukunft<br />

effizient für die <strong>Tier</strong>e<br />

einsetzen können.<br />

Für Auskünfte und Beratung<br />

steht Ihnen unsere Geschäftsführerin<br />

Rita Dubois gerne zur Verfügung.<br />

6 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Foto: Frank Albrecht<br />

Die kranke Jenny mit<br />

einer Leidensgenossin<br />

Elefantenshows sind <strong>Tier</strong>quälerei<br />

Das Leid der<br />

Zirkuselefanten<br />

Angekettet vegetieren immer noch viele Elefanten in erbärmlichen<br />

Unterkünften hinter glamourösen Zirkuszelten. Ihr kurzer, täglicher<br />

Einsatz in einer unwürdigen Show als Clowns ist die einzige<br />

Abwechslung in ihrem tristen Leben. Darum fordert <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>:<br />

Keine Wildtiere in Zirkussen!<br />

VON NATHALIE DUBOIS<br />

Seit über einem Jahr tingelt<br />

Wendel Huber mit seinen<br />

beiden Elefanten Moçamba<br />

und Somali durch die Schweiz.<br />

Stolz präsentiert er die «gewichtigste<br />

Show der Welt», bei der auch<br />

drei Bernhardiner «mitspielen». Die<br />

komödiantische Nummer degradiert<br />

die würdevollen <strong>Tier</strong>e aus Afrika<br />

zu Clowns. Der allabendliche<br />

Auftritt ist das eine, die erbärmliche<br />

Unterkunft für den Rest der Zeit das<br />

andere. Die beiden Dickhäuter sind<br />

in einem dürftigen Zelt mit Fussfesseln<br />

angekettet; gegen vorne ist das<br />

Zelt mit einem Strom geladenen<br />

Netz gesichert. Die Stosszähne wurden<br />

den beiden Elefanten gekürzt,<br />

damit sie sich nicht gegenseitig verletzen<br />

können. Auch im Stallzelt<br />

müssen sie neuerdings durch ein<br />

elektrisches Netz voneinander getrennt<br />

werden, da Moçamba und<br />

Somali seit geraumer Zeit miteinander<br />

Streit haben. Kein Wunder:<br />

Bei diesen engen Platzverhältnissen<br />

werden die <strong>Tier</strong>e aggressiv.<br />

Von der Wildnis<br />

ins Zirkuszelt<br />

So stehen sie also da und machen<br />

einen sehr unglücklichen Eindruck<br />

– die beiden Wildfänge aus Simbabwe.<br />

Seit 1987, damals zwei- und<br />

dreijährig, fristen sie hier ihr trauriges<br />

Dasein zur unnötigen Belustigung<br />

der Zuschauer während der<br />

eineinhalbstündigen Show oder der<br />

grossen Popcorn-Orgie jeweils zum<br />

Schluss der Vorstellung. Sie würden<br />

sich ihr Futter wohl lieber selber<br />

suchen, auf den kilometerlangen<br />

Wanderungen, die Elefanten<br />

normalerweise in Freiheit mit ihrer<br />

Herde zurücklegen. Natürlich glänzen<br />

Kinderaugen, wenn sie einem<br />

solch imposanten <strong>Tier</strong> Popcorn verfüttern<br />

dürfen. Doch der pädagogische<br />

Wert ist mehr als fragwürdig,<br />

weil die Kinder so den Eindruck erhalten,<br />

der grösste Landsäuger der<br />

Welt fühle sich wohl in Gefangenschaft.<br />

Kinder sollen lernen, dass<br />

<strong>Tier</strong>e Geschöpfe mit ureigensten<br />

Bedürfnissen und Ansprüchen sind<br />

– und nicht zur Unterhaltung der<br />

Menschen herhalten wollen.<br />

Leiden auch<br />

in deutschem Zirkus<br />

Noch schlimmer erging es der asiatischen<br />

Elefantin Jenny, einem der<br />

fünf Elefanten im deutschen Zirkus<br />

Barelli. Der <strong>Tier</strong>rechtler Frank Albrecht<br />

hat sich seit Jahren auf Recherchen<br />

über die <strong>Tier</strong>haltung in<br />

Zoos und Zirkussen spezialisiert.<br />

Am 18.8.<strong>2002</strong> verfasste er ein <strong>Tier</strong>schauprotokoll<br />

anlässlich eines<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

7


«Julina will nicht ohne Jenny arbeiten<br />

und ist daher sehr aggressiv.»<br />

Gastspieles des Zirkus Barelli im<br />

deutschen Esslingen (Zell), in dem<br />

er den schlechten Gesundheitszustand<br />

von Jenny festhält: «… machte<br />

einen sehr geschwächten und<br />

instabilen Eindruck, bewegte sich<br />

kaum. Stark angeschwollener Unterkiefer,<br />

der während der <strong>Tier</strong>schau<br />

massiv gekühlt wurde. Zudem<br />

eine starke Verletzung (Risswunde<br />

etwa 10 cm) an der linken<br />

Schläfe …». Fragende Besucher<br />

erhielten von einer Dresseurin die<br />

Antwort, Zahnwechsel hätten zur<br />

Schwellung und Vereiterung geführt.<br />

Jenny werde bereits ärztlich<br />

betreut, sie habe Spritzen von einem<br />

Zootierarzt aus Stuttgart erhalten.<br />

Etwas anders hörte sich die<br />

Version eines weiteren Zirkusmitarbeiters<br />

an: Jenny werde eines Kreislaufkollapses<br />

wegen behandelt.<br />

Während einer Vorstellung habe sie<br />

sich dreimal gedreht und sei dann<br />

einfach zusammengebrochen und<br />

liegen geblieben. Jenny sei sehr<br />

Fotos: Frank Albrecht<br />

Unwürdiges Leben:<br />

Mit Fussketten gefesselt<br />

krank und habe aufgrund eines Geschlechtstumors<br />

öfter solche Kreislaufschwächen.<br />

Sie werde nun von<br />

einem <strong>Tier</strong>arzt aus Berlin mittels<br />

Akupunktur behandelt, was zu besagter<br />

Anschwellung und Endzündung<br />

geführt habe. Laut <strong>Tier</strong>arzt sei<br />

dies aber normal.<br />

Langeweile<br />

und Hilflosigkeit<br />

Ausser «Baby» durfte in Esslingen<br />

keiner der Elefanten auftreten. Julina,<br />

Sharon und Lubni waren den<br />

ganzen Tag angekettet – bis auf eine<br />

5-Minuten-Dusche. Sie hatten keine<br />

zusätzliche Bewegung (Auslauf/<br />

Paddock), wie es die neue deutsche<br />

Zirkusleitlinie verlangt. Sharon und<br />

Julina waren jeweils an drei Beinen<br />

angekettet, teils ohne die geforderten<br />

Schutzpolster. Auch hierfür<br />

zwei verschiedene Begründungen:<br />

Julina und Sharon hätten die<br />

Schwächung von Jenny erkannt<br />

und seien ihr gegenüber sehr aggressiv<br />

(Rangkämpfe). Daher hätten<br />

sie auch keinen Zugang in den Aussenauslauf,<br />

das Gefahrenpotenzial<br />

sei zu hoch. Aggressiv? Zum Zeitpunkt<br />

des Besuchs von Frank Albrecht<br />

waren Julina und Sharon<br />

Jenny gegenüber sehr fürsorglich.<br />

Sie tasteten immer wieder behutsam<br />

ihren Unterkiefer ab. Es machte<br />

eher den Eindruck, sie seien hilflos<br />

und besorgt. Vielleicht wollten<br />

sie Jenny durch ihr Verhalten einfach<br />

nur beschützen. Das passt<br />

auch besser zur zweiten Version:<br />

In Ketten<br />

tot zusammengesackt<br />

Die leidende Jenny wurde in ihrem<br />

extrem schlechten Krankheitszustand<br />

noch mindestens einen Monat<br />

von Ort zu Ort gekarrt. Anstatt<br />

ihr Ruhe zu gönnen, um wieder gesund<br />

zu werden, wurde sie weiterhin<br />

dem Transportstress ausgesetzt.<br />

Obwohl dies nicht zulässig ist:<br />

«Es ist verboten, kranke oder verletzte<br />

<strong>Tier</strong>e zu befördern oder befördern<br />

zu lassen …» (deutsche Verordnung<br />

zum Schutz von <strong>Tier</strong>en<br />

beim Transport/1999). Am 10. September<br />

<strong>2002</strong> hatte Jenny keinen<br />

Lebenswillen mehr: Sie brach zusammen<br />

und starb. Zu sehr hatten<br />

die Schmerzen, verursacht durch<br />

die wochenlange Entzündung ihres<br />

Unterkiefers, an den Kräften der<br />

etwa 30-jährigen Elefantin gezehrt.<br />

Schluss mit dem Zirkus<br />

um Wildtiere<br />

Die beiden Beispiele sind leider keine<br />

Einzelfälle. Deutlich zeigen sie<br />

einmal mehr die Absurdität, Wildtiere<br />

für Unterhaltungszwecke zu<br />

halten. Darum fordert die Schweizerische<br />

Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> die rasche Abschaffung der<br />

Wildtierhaltung in Zirkussen. Denn<br />

unter solchen Umständen können<br />

Wildtiere keinesfalls artgerecht gehalten<br />

werden. Die viel zu engen<br />

Platzverhältnisse und der dauernde<br />

Umzug von einer Stadt zur anderen<br />

bedeuten Dauerstress. Und das Lernenmüssen<br />

von Kunststücken ist<br />

schlicht eine Demütigung der Kreatur.<br />

<strong>Tier</strong>freunde sollten dieses Leid<br />

nicht unterstützen – und alle Zirkusvorstellungen<br />

mit Wildtieren boykottieren.<br />

■<br />

Weitere Informationen zur <strong>Pro</strong>blematik<br />

der Elefantenhaltung in<br />

Zoos und Zirkussen finden Sie<br />

unter http://www.elefanten-schutzeuropa.de/index.htm<br />

8 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Aktuelles von Riska<br />

Strassenhunde<br />

in Serbien<br />

Im serbischen Leskovac werden Strassenhunde in einer tiefen Grube<br />

«entsorgt» – lebend. Das Leid der Streuner ist unvorstellbar. Glück<br />

hatte aber Vaska, eine Golden-Retriever-Hündin. Sie kam ins <strong>Tier</strong>heim<br />

Riska und wurde dort liebevoll wieder aufgepäppelt.<br />

VON NATHALIE DUBOIS<br />

Der Alltag im <strong>Tier</strong>heim Riska<br />

bleibt hart: 300 Hunde und<br />

60 Katzen müssen jeden Tag<br />

betreut werden. Die Kosten sind<br />

hoch, die Mittel bescheiden, obwohl<br />

alle Helfer mit vereinten Kräften<br />

anpacken. Spenden und Unterstützung<br />

vor Ort zu finden, ist fast<br />

unmöglich. Kürzlich fand Heimleiterin<br />

Zlata Korjenic eine Golden-<br />

Retriever-Hündin. Ihr ganzer Körper<br />

war mit Ausschlägen und Wunden<br />

übersät. Nach zwei Monaten intensiver<br />

Behandlung und Pflege heilten<br />

die geröteten und teils offenen<br />

Hautstellen ab. Vaska, so wurde die<br />

Vaska, übersät mit<br />

Hautausschlägen<br />

Hündin genannt, ist nun wieder<br />

gesund und ein wunderschöner<br />

Hund. Sie wurde selbstverständlich<br />

auch gleich sterilisiert und wartet<br />

nun auf ein neues Herrchen oder<br />

Frauchen.<br />

Entsorgt:<br />

tot oder lebendig<br />

Kein Tag vergeht, an dem nicht zumeist<br />

mehreren <strong>Tier</strong>en ausserhalb<br />

des <strong>Tier</strong>heims Riska geholfen werden<br />

muss. Weil kein Platz da ist, um<br />

alle aufzunehmen, werden sie teils,<br />

so gut es geht, auf der Strasse versorgt.<br />

Zlata Korjenic kämpft unermüdlich<br />

um Unterstützung und<br />

Ist Vaska nicht ein<br />

wunderschöner Hund?<br />

setzt sich in ihrem Land ein für die<br />

Sensibilisierung der Menschen für<br />

den <strong>Tier</strong>schutz. Doch sie stösst auf<br />

wenig Verständnis. Ein trauriger<br />

Rückschlag ist die Wiederinbetriebnahme<br />

des grausamen Hundegefängnisses<br />

in Leskovac. Dort werden<br />

mit grossen Eisenzangen streunende<br />

Hunde auf der Strasse eingefangen.<br />

Anschliessend werden<br />

die <strong>Tier</strong>e getötet – oder noch lebend<br />

in eine riesige Grube geworfen. Das<br />

Loch ist zu tief, als dass die überlebenden<br />

Hunde jemals aus eigener<br />

Kraft wieder hinaus könnten: Umgeben<br />

von den Kadavern ihrer Artgenossen,<br />

verhungern und verdursten<br />

die <strong>Tier</strong>e jämmerlich.<br />

Ein Blick in dieses Gefängnis ist<br />

grauenhaft, vom Gestank, der<br />

schwer in der Luft liegt, ganz zu<br />

schweigen. Die <strong>Tier</strong>schutzgesellschaften<br />

Arka aus Novi Sad und<br />

Help Animal aus Belgrad konnten<br />

wohl einen vorübergehenden<br />

Stopp der Machenschaften in<br />

Leskovac erwirken. Doch leider<br />

setzt sich die Regierung nicht für ein<br />

endgültiges Verbot ein. Sie versucht<br />

auch nicht, eine würdige Lösung<br />

für das <strong>Pro</strong>blem der Streuner<br />

zu finden. Das Elend geht weiter.<br />

Von den zuständigen Behörden, die<br />

Arka immer wieder um Hilfe bat,<br />

erhalten die <strong>Tier</strong>schützer nicht einmal<br />

eine Antwort.<br />

■<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

9


Meeresfischerei bedroht die Albatrosse<br />

Giganten der Lüfte<br />

Auch Albatrosse, die riesigen<br />

Seevögel, sind bedroht.<br />

Am meisten setzt ihnen die industrielle<br />

Langleinenfischerei zu. Doch<br />

nun macht sich eine Lobby für die<br />

bedrängten Segler stark.<br />

10 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Von Ulrich Karlowski<br />

Wer kennt ihn nicht, den Flugkünstler<br />

mit der grössten Spannweite<br />

unter den Seevögeln – den Albatros?<br />

Stundenlang kann er ohne<br />

einen Flügelschlag in den Lüften<br />

segeln, was bei Flügelspannweiten<br />

von 2 bis 3,50 m und bis zu 12 kg<br />

Körpergewicht gar nicht so einfach<br />

ist. Sie sind Giganten der Lüfte, die<br />

schier unglaubliche Entfernungen<br />

zurücklegen: über den gesamten<br />

Pazifik oder die südlichen Ozeane.<br />

Die Vögel mit dem kräftigen und<br />

gebogenen Schnabel boten viel<br />

Stoff für Seefahrerlegenden: So<br />

sollen die Seelen ertrunkener Kameraden<br />

in den grauen Russ-Albatrossen<br />

weiterleben.<br />

Tödliche Fischhaken<br />

Doch die Zeiten der Seefahrerromantik<br />

sind längst vorbei. Heute ist<br />

die 24 Arten umfassende Albatros-<br />

Familie (Diomedeidae) unter allen<br />

Vogelfamilien diejenige mit der<br />

höchsten Zahl an vom Aussterben<br />

bedrohten Arten. Schon die frühen<br />

Seefahrer assen ihr Fleisch und die<br />

Eier. Als ihre Federn für Bettzeug<br />

und Damenhüte immer beliebter<br />

wurden, begann der Mensch den<br />

Albatros intensiver zu bejagen.<br />

Ganze Kolonien wurden zerstört.<br />

Aber auch um Flugzeuge vor Zusammenstössen<br />

zu schützen, wurden<br />

Tausende der wertvollen <strong>Tier</strong>e<br />

getötet. Bei Gefahr spucken Albatrosse<br />

Angreifern ihren tranigen<br />

Fotos: Walter Meli<br />

Mageninhalt entgegen. Doch diese<br />

Selbstverteidigung ist wirkungslos<br />

gegen ihre grösste Bedrohung –<br />

die industrielle Langleinenfischerei<br />

mit bis zu 130 Kilometer langen<br />

Leinen, an denen etwa 3000 beköderte<br />

Haken befestigt sind. Eigentlich<br />

will man damit Tunfische<br />

und Schwarze Seehechte fangen,<br />

doch auch Albatrosse stürzen sich<br />

auf die vermeintliche Beute. Über<br />

100 000 Vögel, so wird geschätzt,<br />

sterben jährlich durch Langleinen.<br />

Jahre lang waren die eindrucksvollen<br />

Segler über den Meeren<br />

ohne Lobby. Das ist jetzt anders.<br />

Anlässlich der 7. Vertragsstaatenkonferenz<br />

der Konvention zur Erhaltung<br />

wandernder wild lebender<br />

<strong>Tier</strong>arten (CMS), die vom 18. bis<br />

24. September in Bonn stattfand<br />

– und der auch die Schweiz angehört<br />

–, richtete Prinz Charles einen<br />

dringenden Appell an die Staaten<br />

der Welt.<br />

Sie sollten das CMS-Abkommen<br />

zur Erhaltung der Albatrosse und<br />

Sturmvögel umsetzen. Sämtliche<br />

Länder, die kommerziellen Fischfang<br />

in der antarktischen See betreiben,<br />

sollen sich zum Schutz der<br />

Albatrosse verpflichten – für das<br />

Überleben dieser grossartigen<br />

Langstreckensegler.<br />

■<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

11


Int. <strong>Tier</strong>schutzkonferenz gegen Pelztierfarmen in Brno<br />

Schluss mit den<br />

Pelztierfarmen!<br />

In Zuchtfarmen vegetieren weltweit immer noch Millionen Pelztiere<br />

unter furchtbaren Bedingungen. Füchse, Nerze und Chinchillas sind<br />

Wildtiere, ihre Haltung in Gefangenschaft ist eine Qual. Im Oktober<br />

dieses Jahres forderten <strong>Tier</strong>schutzorganisationen aus ganz Europa<br />

an einer internationalen Konferenz die endgültige Schliessung aller<br />

Pelztierfarmen. Denn Wildtiere können in diesen Anlagen nicht artgerecht<br />

gehalten werden.<br />

VON RITA DUBOIS<br />

Pelzreklame in Ungarn<br />

Gegen 50 Vertreter von <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />

aus<br />

ganz Europa hatten sich im<br />

tschechischen Brno (Brünn) eingefunden,<br />

um über Massnahmen und<br />

Strategien zur Abschaffung der ausnahmslos<br />

tierquälerischen Zucht<br />

von Pelztieren zu diskutieren. Organisiert<br />

wurde das Treffen von der<br />

tschechischen <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />

Svoboda Zvirat, dem International<br />

Visegrad Fund und der ungarischen<br />

Naturschutzorganisation<br />

FAUNA.<br />

Das Leiden<br />

für die Eitelkeit<br />

Die Vorträge, Bilder und Filme der<br />

<strong>Tier</strong>schützerinnen und <strong>Tier</strong>schützer<br />

aus England, Holland, Deutschland,<br />

Polen, Tschechien, Slowenien und<br />

Ungarn zeigten eindrücklich die Leiden<br />

und Qualen der <strong>Tier</strong>e in den<br />

Pelztierfarmen. Verängstigte, zum<br />

Aus für echte Pelze<br />

Erfolg für die <strong>Tier</strong>schützer: Die KarstadtQuelle<br />

AG stellt den Verkauf von<br />

Echtpelzen ein. Dies gilt für die Karstadt-Warenhäuser,<br />

die konzerneigenen<br />

Fachgeschäfte wie Sinn-Leffers<br />

und Wehmeyer und für die Versandhäuser<br />

Quelle und Neckermann. Die<br />

vorhandenen Bestände, teilte der Konzern<br />

im September den Medien mit,<br />

sollen aber bis ins nächste Jahr noch<br />

verkauft werden. Von der Entscheidung<br />

sind nicht nur Pelzmäntel und<br />

-jacken betroffen, sondern auch alle<br />

Artikel, die Applikationen aus echtem<br />

Pelz aufweisen. Zum Beispiel Anhänger,<br />

Schuhe, Handschuhe und Besatz<br />

an Textilien. Die KarstadtQuelle AG<br />

begründet ihre Entscheidung mit konzernweit<br />

gültigen Sozial- und Umweltstandards.<br />

Ebenso sei eine Kundenbefragung<br />

und der <strong>Tier</strong>schutzgedanke in<br />

die Entscheidungsfindung einbezogen<br />

worden. Ein Schritt, der Mut macht,<br />

und zeigt, wie sich Konsumenten mit<br />

ihrem Kaufverhalten erfolgreich für<br />

<strong>Tier</strong>e einsetzen können. pt<br />

12 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Teil kranke Nerze, Füchse, Chinchillas,<br />

Nutrias warten apathisch oder<br />

in ihren Gefängnissen herumrennend<br />

auf den Tod durch Genickbruch<br />

oder Elektroschock.<br />

Die Kongressteilnehmer waren<br />

sich einig: Eine artgerechte Haltung<br />

von Pelztieren ist nicht möglich. Ihren<br />

artspezifischen Bedürfnissen<br />

kann die Haltung in Farmen nie gerecht<br />

werden. Die beiden anwesenden<br />

Züchter beteuerten zwar: «Wir<br />

haben uns nichts vorzuwerfen. Wir<br />

tragen Sorge zu unseren <strong>Tier</strong>en,<br />

Nutria<br />

Tomas Popp, Geschäftsführer<br />

der tschechischen Organisation<br />

Svoboda Zvirat<br />

Fotos: Ruedi Suter<br />

achten auf ihre Gesundheit und<br />

eine gute Ernährung. Die Pelztiere<br />

sind ebenso gut gehalten wie Kühe,<br />

Schweine oder Schafe.» Angesichts<br />

der gezeigten Bilder tönten diese<br />

Beteuerungen wie Hohn. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

besuchte letztes Jahr zusammen<br />

mit Tomas Popp von Svoboda Zvirat<br />

ein paar Farmen in der Tschechei<br />

und konnte sich vor Ort eine<br />

Meinung über die schrecklichen<br />

Zustände in den von den Züchtern<br />

so sehr gelobten Pelztierfarmen<br />

machen.<br />

Füchse, Nerze, Nutrias und Chinchillas<br />

sind Wildtiere, die nicht eingeschlossen<br />

werden können, ohne<br />

krank und verrückt zu werden. Gerade<br />

Füchse und Nerze sind in der<br />

Wildnis Einzelgänger. Ihr Bedürfnis<br />

an Freiraum, ihr Drang nach Bewegung<br />

ist sehr gross. Doch das kümmert<br />

die Pelztierzüchter nicht. Sie<br />

pferchen zumeist gleich mehrere<br />

dieser Wildtiere in Kleinstkäfige,<br />

was auch nach mehreren Zuchtgenerationen<br />

zu schweren Gesundheitsschäden<br />

und Aggressionen<br />

führt, bei denen sich die <strong>Tier</strong>e auch<br />

gegenseitig anfallen und anfressen.<br />

Unter solchen qualvollen Bedingungen<br />

werden für die Pelzmode<br />

jährlich immer noch 4,3 Millionen<br />

Füchse gezüchtet. Die intelligenten<br />

Nerze, die liebend gerne schwimmen,<br />

vegetieren in den industriellen<br />

Zuchtstationen zeitlebens ohne<br />

die geringste Schwimmmöglichkeit.<br />

Und selbst für die in Gruppen<br />

lebenden, vergleichsweise kleinen<br />

Chinchillas ist das Gefangensein für<br />

einen der teuersten Pelzmäntel eine<br />

Tortur. Die niedlichen <strong>Tier</strong>e, die<br />

ursprünglich aus den Anden Südamerikas<br />

stammen, springen gerne<br />

bis zu zwei Meter hoch – in den<br />

klaustrophobischen Drahtgitterkäfigen<br />

ein Ding der Unmöglichkeit.<br />

Rund 250 000 Chinchillas werden<br />

jedes Jahr für den Pelzmarkt umgebracht,<br />

und Tausende fallen zusätzlich<br />

den miserablen Haltebedingungen<br />

zum Opfer.<br />

«Das ist reinste<br />

<strong>Tier</strong>quälerei»<br />

«Auf diese Weise Wildtiere einzusperren<br />

und als Zuchttiere aufzuziehen,<br />

ist reinste <strong>Tier</strong>quälerei»,<br />

fasste Mark Glover zusammen. Der<br />

Direktor der britischen <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />

Respect for Animals<br />

bezieht sich auch auf die Erkenntnisse<br />

der Wildbiologie – und fordert<br />

kompromisslos das globale Ende<br />

«dieses grausigen <strong>Tier</strong>haltesystems<br />

Eingesperrte Füchse in<br />

Milevsko, Tschechien<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

13


Wachsende Abscheu<br />

Mark Glover, Respect for Animals<br />

Pelztierzucht. In Österreich, der<br />

Schweiz und ab 2003 in England,<br />

Wales und Schottland sind Pelztierfarmen<br />

nicht mehr erlaubt. Doch in<br />

den meisten anderen Ländern ist<br />

sie nach wie vor gestattet.<br />

Dr. Edmund Haferbeck, der bekannte<br />

deutsche Kenner und Kritiker<br />

von Pelztierfarmen, stellt aufgrund<br />

seiner Erfahrungen die Existenz<br />

so genannt «gut geführter»<br />

Zuchtfarmen ganz in Abrede. «Es<br />

gibt keine artgerechten Pelztierzuchtfarmen.<br />

Ich habe in Deutschland<br />

an die 150 solcher Farmen inspiziert<br />

– sie sehen alle ähnlich übel<br />

aus. Seit 20 Jahren versucht man<br />

in Deutschland diese Isolationszuchten<br />

zu verbessern – nicht des<br />

<strong>Tier</strong>schutzes, sondern des Umweltschutzes<br />

wegen –, doch geändert<br />

hat sich kaum etwas. Wir kämpfen<br />

heute noch mit den gleichen Argumenten<br />

wie vor zwei Jahrzehnten»,<br />

berichtete Haferbeck aus einem<br />

Land, in dem <strong>Tier</strong>e bereits eine<br />

grosse Lobby haben.<br />

Die Lage der Pelztiere in Europa ist noch sehr verschieden. Nur in der Schweiz, in<br />

Österreich und England, Wales und Schottland sind Pelztierfarmen verboten. In<br />

der EU steht ein Verbot nicht auf der Prioritätsliste. In Deutschland soll demnächst<br />

ein neues Gesetz wenigstens die Haltungsbedingungen verbessern. In<br />

Holland wurden 1997 Fuchs- und Chinchillazuchten verboten, doch ist das Land<br />

der weltweit zweitgrösste Lieferant von Nerzpelzen. 90 <strong>Pro</strong>zent der Bevölkerung<br />

sind gegen Pelztierzuchten. Auch Schweden und Italien hat Pelztierfarmen, doch<br />

wächst die Gegnerschaft stetig. Wenig Mitgefühl noch gibt es in Dänemark, das<br />

mit der jährlichen Tötung von 12 Millionen Nerzen als globaler Hauptproduzent<br />

den Rekord hält.<br />

In Tschechien verhält sich der Staat noch passiv, doch ist die Bevölkerung zunehmend<br />

sensibilisiert. Die Zahl der Silberfuchszuchten ist von 35 auf 9 geschrumpft.<br />

In Slowenien ist das <strong>Pro</strong>blem der Pelztierzuchten auf jeder Ebene noch<br />

kaum erkannt. Ebenso in Ungarn, das mit seinen Chinchillazuchten bis zu 25 <strong>Pro</strong>zent<br />

des Weltmarkts abdeckt. Besser geht es dagegen den Pelztieren in Ungarns<br />

Wildnis. Gift- und Fallenjagd sind verboten. In Polen ist die Situation der Pelztiere<br />

immer noch schlecht. In der Bevölkerung wachsen aber, trotz Informationsnotstand,<br />

der Widerstand und der freiwillige Pelzverzicht.<br />

Auftrieb erhielten die <strong>Tier</strong>schützer<br />

im Dezember 2001 durch einen<br />

kritischen Bericht der Europäischen<br />

Kommission über die industrielle<br />

Pelztierhaltung. Darin wird die übliche<br />

Käfighaltung der Wildtiere als<br />

klar «nicht artgerecht» verurteilt.<br />

«Die EU wird sich noch lange nicht<br />

durchsetzen können», dämpft Mark<br />

Glover die Erwartungen, «doch dafür<br />

können die einzelnen Staaten<br />

rasch handeln. Denn die Pelztierzucht<br />

ist nicht mit einer modernen<br />

Gesellschaft zu vereinbaren. Oder,<br />

wie Ghandi sagte: Die wahre Grösse<br />

einer Nation zeigt sich am Umgang<br />

ihrer Menschen mit den <strong>Tier</strong>en.»<br />

Was für die in Zuchtanlagen konzentrierten<br />

Wildtiere als Einziges<br />

umgehend zu tun ist, darüber waren<br />

sich alle <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />

am Kongress einig: Das weltweite<br />

Verbot aller Pelztierzuchten.<br />

Bis dann hilft nur die Aufklärung<br />

jener, die immer noch meinen, ein<br />

echter Pelz am Leib sei schick. Sinkt<br />

die Nachfrage nach Pelz, müssten<br />

die Züchter ohnehin dichtmachen<br />

– und die Massenfolterung von Pelztieren<br />

hätte ein Ende.<br />

■<br />

Stierkämpfe gehören verboten<br />

EU-Kommission<br />

kritisiert Pelztierhaltung<br />

Weit schlimmer ist die Situation der<br />

gezüchteten Pelztiere in den östlichen<br />

Ländern Ungarn, Tschechien,<br />

Slowenien und Polen, wo die <strong>Tier</strong>schutzbewegungen<br />

noch jung sind<br />

und den Pelztieren auch in der Wildnis<br />

mit den nicht minder grausamen<br />

Fallen nachgestellt wird. In vielen<br />

Ländern sowie auf der EU-Ebene<br />

sind aber auch mehr oder weniger<br />

fortgeschrittene Bestrebungen<br />

im Gang, das Los der Pelztiere zu<br />

verbessern.<br />

Frankreich lässt ein barbarisches Freizeitvergnügen<br />

neu aufleben: Bei den<br />

Stierkämpfen ist die Tötung der<br />

Kampfstiere wieder erlaubt. 25 Jahre<br />

lang war das Töten der Stiere in den<br />

französischen Stierkampfarenen verboten.<br />

Doch nun hat ein Gericht in der<br />

südlichen Stadt Rieume eine Klage von<br />

Stierkampffans auf Wiedereinführung<br />

der Tötungen stattgegeben, obwohl die<br />

Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist.<br />

Nächstes Jahr sollen diese auch in Toulouse<br />

wieder erlaubt werden. Die<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

kritisiert grundsätzlich<br />

diese Kämpfe, bei denen die Stiere<br />

keinerlei Chancen haben. «Die Wiedereinführung<br />

tödlicher Stierkämpfe in<br />

Frankreich ist eine amtlich abgesegnete<br />

<strong>Tier</strong>quälerei. Wir fordern die französischen<br />

Behörden auf, am Verbot festzuhalten»,<br />

erklärt Geschäftsleiterin Rita<br />

Dubois. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> ruft alle <strong>Tier</strong>freunde<br />

auf, bei der französischen Botschaft<br />

in Bern zu protestieren: Ambassade<br />

de France, Chancellerie diplomatique,<br />

Schosshaldenstr. 46, 3006 Bern. Tel. 031<br />

359 21 11; Fax 031 359 21 91; E-Mail:<br />

berne@dree.org. <strong>Pro</strong>testiert werden<br />

kann aber auch bei der Stadtverwaltung<br />

von Rieumes: Tel.(33) 05 62 23 86 77.<br />

E-Mail: rieumes.info@ville-rieumes.fr. pt<br />

14 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Chamäleon:<br />

Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit<br />

Chamaeleo rudis<br />

(Boulenger 1906)<br />

Chamaeleo rudis gehört zu<br />

den kleineren, echten Chamäleons.<br />

Es lebt in den Bergen<br />

von Burundi, Ruanda, Uganda,<br />

Kongo (Kinshasa), Kenia und Tansania.<br />

Die Geschlechter lassen sich<br />

einfach voneinander unterscheiden.<br />

Nebst der verdickten Schwanzwurzel<br />

trägt das Männchen meist<br />

ein dunkles Blaugrün mit zwei gelben<br />

Seitenstreifen. Das Weibchen<br />

ist gelbgrün mit blauer Augenhaut.<br />

Chamaeleo rudis kommt in den<br />

Ruwenzori-Bergen bis auf 3300<br />

m ü.M. vor. Es handelt sich um eine<br />

Gebirgsart, und sie ist lebend gebärend.<br />

Sie braucht nächtliche<br />

Temperaturabsenkungen bis auf<br />

10 Grad. Fehlt dies dem Chamaeleo<br />

rudis, kann es nicht richtig schlafen<br />

und wird innert kurzer Zeit krank.<br />

Zudem braucht es die Morgennebel<br />

der afrikanischen Berge, ist<br />

doch dieses Chamäleon auf eine<br />

sehr hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen.<br />

Bei einer intakten Umwelt<br />

kommen die <strong>Tier</strong>e sehr zahlreich<br />

Männchen (vorne)<br />

und Weibchen<br />

vor. Chamaeleo rudis ernährt sich<br />

von Insekten, Raupen usw. Seine<br />

Haltung im Terrarium ist sehr anspruchsvoll<br />

und nur Spezialisten<br />

möglich.<br />

Um ein solches <strong>Tier</strong> fotografieren<br />

zu können, gab ich einmal<br />

dem Obergärtner der Sopa-Lodge<br />

am Ngorongoro-Krater in Tansania<br />

1000 Tansania-Schillinge (CHF 2.50).<br />

Wenige Stunden später sassen um<br />

die 30 Personen vor der Lodge.<br />

Sie alle hatten auf Holzstöckchen<br />

oder in Schachteln Exemplare<br />

Adultes Männchen<br />

Chamaeleo rudis<br />

Chamaeleo rudis<br />

(Boulenger 1906)<br />

Gattung: Chamaeleo<br />

Untergattung: –<br />

Art:<br />

Chamaeleo rudis<br />

Unterarten: keine<br />

Foto und Zeichnung: R. A. Attinger<br />

von Chamaeleo rudis mitgebracht.<br />

Selbstverständlich erhielten auch<br />

sie die versprochenen 1000 Schillinge.<br />

Nachdem ich die Chamäleons<br />

fotografiert hatte, liessen wir die<br />

<strong>Tier</strong>e natürlich wieder ihres Weges<br />

ziehen.<br />

Bis zum nächsten Mal<br />

Ihr Rolf A. Attinger<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

15


Foto: Kit Coppard<br />

Schneeleoparden brauchen mehr Schutz<br />

Auf Samtpfoten<br />

in den Artentod<br />

Sie sehen wundervoll aus, sind scheu – und gefährdet: Die letzten<br />

Schneeleoparden der asiatischen Gebirgswelt. Vor allem Wilderer<br />

und Hirten setzen der streng geschützten Grosskatze zu.<br />

Von Ulrike Kirsch<br />

Seine Welt sind die zerklüfteten<br />

Berge Zentralasiens. In<br />

Höhenlagen von 2500 bis<br />

6000 Metern verbringt der Schneeleopard,<br />

auch Irbis genannt, sein<br />

einzelgängerisches Leben. Doch<br />

selbst in dieser unwirtlichen Gegend<br />

konnte er seinem einzigen<br />

Feind, dem Menschen, nicht entkommen.<br />

Lebensraumzerstörung<br />

und Wilderei haben die Populationen<br />

an den Rand der Ausrottung<br />

getrieben. Gemäss Schätzungen<br />

soll es nur noch zwischen 3500 und<br />

7000 Schneeleoparden in freier<br />

Wildbahn geben.<br />

Diese besteht aus Teilen des Himalajas,<br />

Hindukuschs und Altai-<br />

Gebirges. Perfekt hat sich die bis zu<br />

60 Kilogramm schwere Raubkatze<br />

ihrem etwa 1,23 Mio. Quadratkilometer<br />

grossen Lebensraum ange-<br />

passt: Dank ihren langen und kräftigen<br />

Hinterbeinen kann sie sogar<br />

Steinböcke und Wildziegen jagen;<br />

die Tarnung aus dunkelgrauen Flecken<br />

auf rauchgrauem Fell lässt sie<br />

optisch mit der felsigen Landschaft<br />

verschmelzen, und gegen die Kälte<br />

ist sie mit einem dichten Fell und<br />

einem langen, buschigen Schwanz<br />

gewappnet, den sie bei Bedarf um<br />

Kopf und Körper schlingt.<br />

Schrumpfender<br />

Lebensraum<br />

Doch immer mehr besiedelt der<br />

Mensch den Lebensraum des Irbis,<br />

zerstückelt ihn und dezimiert die<br />

Bestände seiner Beutetiere durch<br />

Weidewirtschaft. Verstärkt greifen<br />

sich die opportunistischen Grosskatzen<br />

daher auch Nutztiere wie<br />

Hausschafe oder Pferde. Die Folge:<br />

Sie fallen den Rachegelüsten der<br />

Hirten zum Opfer. Mit dem Zusammenbruch<br />

der Exsowjetunion fielen<br />

auch die Schutzsysteme auseinander,<br />

was zu einem drastischen Anstieg<br />

der Wilderei führte.<br />

Neue Rettungspläne<br />

Obwohl das Streifgebiet eines einzelnen<br />

Leoparden, der in allen zwölf<br />

Anrainerstaaten strengen Schutz<br />

geniesst, bis zu 1000 Quadratkilometer<br />

umfassen kann, finden ihn<br />

die Wilderer. Nach wie vor blüht der<br />

illegale Handel mit Fell sowie Knochen<br />

und anderen Körperteilen der<br />

Grosskatze für die traditionelle asiatische<br />

Medizin. Deshalb wurden auf<br />

der 7. Vertragsstaatenkonferenz der<br />

Bonner Konvention zur Erhaltung<br />

der wandernden wild lebenden<br />

<strong>Tier</strong>arten in Bonn (September <strong>2002</strong>)<br />

länderübergreifende Aktionspläne<br />

empfohlen. Für die eher friedlichen<br />

Leoparden – sie schnurren wie<br />

Hauskatzen und suchen bei einer<br />

Begegnung mit Menschen das Weite<br />

– dürfte dies wahrscheinlich die<br />

letzte Chance sein.<br />

■<br />

16 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Foto: Günther Ziesler<br />

Freiwild Luchs<br />

Erneut sind zwei Luchse ums<br />

Leben gekommen. Am 7. August<br />

fanden zwei Spaziergänger<br />

den toten Luchs Amos südöstlich<br />

des Lac de Brenet in der Nähe<br />

von Le Pont. Der Kadaver war bereits<br />

stark verwest. Amos blieb offenbar<br />

mit dem rechten Hinterfuss<br />

zwischen dem Hauptstamm und<br />

einem kleineren Seitenstamm etwa<br />

1,20 m über Boden hängen. Er<br />

konnte sich nicht mehr befreien.<br />

Diese Todesumstände – bestätigt<br />

durch eine Autopsie am Zentrum<br />

für Fisch- und Wildtiermedizin des<br />

Instituts für <strong>Tier</strong>pathologie der Uni<br />

Bern – sind sehr ungewöhnlich, da<br />

erwachsene Luchse bei uns normalerweise<br />

nicht auf Bäume klettern.<br />

Es sei denn, sie fliehen vor etwas<br />

und finden keine Felsen in der<br />

Nähe. Auch Luchs Yaro musste<br />

sterben. Er wurde am 25. Oktober<br />

im Diemtigtal von einem Wildhüter<br />

erschossen. Yaros Pech war, dass<br />

er bei einem Schaf stand und das<br />

Berner Jagdinspektorat just am<br />

Morgen einen Schiessbefehl erteilt<br />

hatte, weil in der Nacht zuvor zwei<br />

Schafe gerissen wurden. Der verdächtigte<br />

Luchs wurde aufgrund<br />

von Fotofallenbildern identifiziert.<br />

Es war sicher nicht Yaro, der offensichtlich<br />

das Opfer einer Verwechslung<br />

wurde. Damit steht fest, dass<br />

im Diemtigtal – neben dem Niesenluchs<br />

– ein zweiter Luchs Schafe<br />

gerissen hat. Und dass die zur Abschussbewilligung<br />

ausreichende<br />

Zahl von Rissen nicht (vorwiegend)<br />

auf den abgeschossenen Yaro zurückzuführen<br />

waren. kora ■<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

17


Krakeninvasion dank Umweltschäden<br />

Tintenfische erobern<br />

die Welt<br />

Ill.: Grzimeks <strong>Tier</strong>leben<br />

Die Tintenfische nehmen stetig zu: Sie haben den Menschen<br />

in Bezug auf die gesamte Biomasse überholt – und sie brauchen<br />

bereits mehr Platz auf dem Planeten als wir.<br />

Denn Tintenfische profitieren<br />

von den ökologischen Katastrophen<br />

in den Meeren.<br />

Dies haben australische Forscher<br />

festgestellt, berichtet das Wissenschaftsmagazin<br />

«Australasian<br />

Science». «Die Spezies scheint den<br />

Planeten einzunehmen. Die Tintenfische<br />

fressen alles, was sich ihnen<br />

in den Weg stellt. Und sie wachsen,<br />

bis sie sterben», berichtet George<br />

Jackson vom Institute of Antarctic<br />

and Southern Ocean Studies in<br />

Tasmanien. «Die <strong>Tier</strong>e scheinen<br />

unsere ökologische Katastrophe zu<br />

lieben», meint der Forscher. Mitverantwortlich<br />

für die Invasion der<br />

Kraken seien die Überfischung der<br />

Meere sowie die globale Erwärmung.<br />

Aber nicht nur die Gewässer<br />

rund um Australien würden von<br />

den Kopffüssern (Cephalopoden)<br />

heimgesucht: Mit Ausnahme des<br />

Nordostatlantiks berichten Forschungsstationen<br />

um den ganzen<br />

Globus über die extreme Zunahme<br />

der <strong>Tier</strong>e. Dabei scheinen die Seepolypen<br />

jene Regionen zu bevorzugen,<br />

die bereits vollständig leer<br />

gefischt wurden und daher nicht<br />

mehr Ziel von Fangflotten sind.<br />

Denn es sind vor allem die Bodenfische<br />

und bodennahe lebende<br />

Fische, die den Tintenfischen das<br />

Leben schwer machen. Dazu zählen<br />

etwa Flunder, Heilbutt, Dorsch,<br />

Meerhecht, Meerbarbe, Rotbarsch,<br />

Haie und Rochen. «Es gibt kaum<br />

mehr Wissenschaftler auf der Welt,<br />

die behaupten, dass das Phänomen<br />

nicht universell ist», sagt Daniel<br />

Pauly, <strong>Pro</strong>fessor am Fisheries Center<br />

of the University of British Columbia<br />

in Kanada.<br />

Durch das gestörte Ökosystem finden<br />

die Tintenfische genug zum<br />

Fressen. «Die Anatomie der Kopffüsser<br />

ist so, dass sie durch die viele<br />

Nahrung nicht fett werden, sondern<br />

im Grössenwachstum zunehmen»,<br />

erläutert Jackson. Viele Spezies<br />

wiesen ein exponentielles<br />

Grössenwachstum auf. Das schnelle<br />

Wachstum der <strong>Tier</strong>e könne auch<br />

von Fressfeinden wie Tunfischen<br />

nicht mehr unter Kontrolle gebracht<br />

werden, obwohl deren Nahrung<br />

bis zu einem Viertel aus Kopffüssern<br />

besteht. Ein weiterer Vorteil<br />

im Überlebenskampf der Tintenfische<br />

ist das rasche Wachstum<br />

der Jungtiere, wenn die Wassertemperatur<br />

höher ist. «Das führt zu<br />

einem Schneeballeffekt im Wachstum<br />

der gesamten Population»,<br />

meint der Forscher. «Auffällig ist<br />

auch, dass keiner der Tintenfische,<br />

die vor der Küste des tropischen<br />

Australiens gefangen wurden, älter<br />

als 200 Tage war», wundert sich<br />

Jackson. pa/ww<br />

■<br />

Adressänderungen<br />

Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />

Wir bitten Sie, uns Ihre Adressänderungen<br />

frühzeitig mitzuteilen, damit<br />

Sie nach einem Umzug unsere Zeitschrift<br />

weiterhin regelmässig erhalten.<br />

Zudem helfen Sie uns, damit zusätzliche<br />

Portokosten einzusparen.<br />

Die Post verlangt für die Angabe<br />

der neuen Adresse jeweils Fr. 2.–.<br />

Müssen wir die Adressauskünfte<br />

sogar bei der jeweiligen Gemeinde<br />

einholen, ist dies sehr zeitaufwendig<br />

und ebenfalls kostenpflichtig (Fr. 10.–<br />

bis 20.– pro Adresse! ). Dieses Geld<br />

verwenden wir, auch in Ihrem Sinne,<br />

lieber sinnvoller und direkt für unsere<br />

<strong>Pro</strong>jekte. Vielen Dank für Ihre Mithilfe.<br />

18 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Buchbesprechungen<br />

Weise Vögel<br />

Sind Raben wirklich so intelligent, wie wir sie aus Mythen und<br />

Legenden kennen? Wieso werden die schwarz gefiederten<br />

Artgenossen gelegentlich auch als «Wolfsvögel» bezeichnet?<br />

Der renommierte Naturforscher Bernd Heinrich berichtet von<br />

den Beobachtungen, die er während vieler Jahre bei seinen<br />

Streifzügen durch die Wälder von Maine gemacht hat. Wie<br />

viele Menschen vor ihm gelangte Heinrich zu der Überzeugung,<br />

dass Raben besonders begabte <strong>Tier</strong>e sind. Als «Rabenvater»<br />

zog er Jungvögel auf und lebte sehr eng mit ihnen zusammen.<br />

Durch Beobachtung in der freien Natur, Experiment<br />

und Erfahrung gewann er erstaunliche Erkenntnisse über<br />

diese Vogelart. Heinrich erkundete dabei den Nestbau sowie<br />

das Brut- und Sozialverhalten. Der Autor zeigt, dass Raben<br />

wirklich «weise <strong>Tier</strong>e» sind, ihr mystischer Status ihnen zu<br />

Recht zuerkannt wird und biologisch fundiert ist. Ein spektakulärer<br />

und äusserst unterhaltsamer «Naturkrimi».<br />

Bernd Heinrich<br />

«Die Weisheit der Raben»<br />

541 Seiten, EUR 24.–<br />

ISBN 3-471-79437-9<br />

List Verlag, Paul-Heyse-Strasse 28,<br />

D-80336 München<br />

Tel. ++49 89 514 80<br />

Abschied<br />

von geliebten <strong>Tier</strong>en<br />

Fides Ehrler schildert in diesem Buch ihre Gefühle und ihren<br />

Kummer vor und nach dem Tod ihres treuen Hundes,<br />

der sie 13 Jahre lang begleitet hat. Der Verlust eines <strong>Tier</strong>es<br />

schmerzt viele Menschen ebenso wie der Tod eines Menschen,<br />

nur traut sich das fast niemand zuzugeben. In unserer<br />

Gesellschaft werden solche tiefen, innigen Bindungen<br />

zu <strong>Tier</strong>en schnell als übertrieben abgestempelt. Der Verlust<br />

eines Lebewesens, egal ob Mensch oder <strong>Tier</strong>, schmerzt und<br />

hinterlässt eine grosse Lücke. Jeder Mensch empfindet Trauer<br />

anders und geht individuell mit ihr um. Fides Ehrler verarbeitet<br />

ihren Schmerz im Zwiegespräch mit ihrem Hund<br />

und lässt dabei auf aussergewöhnlich offene Weise ihren<br />

Emotionen freien Lauf. Der Schmerz der Gegenwart wechselt<br />

sich ab mit Erinnerungen an die gemeinsame Zeit und<br />

dem vagen Blick in eine Zukunft ohne ihren treuen Begleiter.<br />

Mit ihrer einfachen und ehrlichen, manchmal fast naiven<br />

Sprache spricht sie wohl manchem <strong>Tier</strong>freund aus dem<br />

Herzen, der eine besondere, emotionale Beziehung zu seinem<br />

<strong>Tier</strong> aufgebaut hat und nun von ihm Abschied nehmen muss.<br />

Fides Ehrler<br />

«Valentinstag»<br />

118 Seiten, broschiert, CHF 20.–<br />

Fides Ehrler, Neuschellstrasse 51,<br />

6314 Unterägeri<br />

Tel. 041/750 59 68<br />

<strong>Tier</strong>isches aus Zürich<br />

Auch dieses Jahr gibt die Zürcher Kantonalbank eine Publikation<br />

zu einem zürcherischen Thema heraus. Überraschendes,<br />

Heiteres und Spannendes bietet die neuste Ausgabe<br />

unter dem Titel «<strong>Tier</strong>isches Zürich». Auf 160 reich illustrierten<br />

Seiten beleuchtet die aktuelle Ausgabe in zehn Beiträgen<br />

die besondere Beziehung von Zürcherinnen und Zürchern<br />

zu <strong>Tier</strong>en. Porträtiert werden eine Veganerin, ein <strong>Tier</strong>präparator,<br />

eine Hundecoiffeuse, ein Berufsfischer und eine<br />

Mitarbeiterin des Dinosauriermuseums Aathal. Weiter zu<br />

Wort kommt der Stadtökologe Stefan Ineichen, der in seinem<br />

Bericht beschreibt, wie und wo man auf einem Spaziergang<br />

mitten durch die Stadt Zürich auf viele «wilde» <strong>Tier</strong>e<br />

stösst. Eine weiteres Kapitel dreht sich um die astrologischen<br />

<strong>Tier</strong>kreiszeichen. Erklärt wird, wie diese <strong>Tier</strong>kreise entstanden<br />

sind und was die ihnen zugeschriebenen Charaktereigenschaften<br />

mit den wirklichen <strong>Tier</strong>en zu tun haben. Yves<br />

Schumacher blickt auf das 19. Jahrhundert und die damaligen<br />

<strong>Tier</strong>mythen und Sagen zurück. Und Wissenschaftsjournalist<br />

Herbert Cerutti weiss Einiges über die musikalischen<br />

Fähigkeiten der Vögel zu berichten. In einem Buch über die<br />

<strong>Tier</strong>e in Zürich darf natürlich auch der Zoo nicht fehlen. Othmar<br />

Roethlin erzählt die kurze, aber abwechslungsreiche Geschichte<br />

des Zoos Zürich. Nebst einem Besuch bei einem<br />

Quarterhorse-Festival und einer Kurzgeschichte zeigt der<br />

Band schliesslich in seinem letzten Kapitel über Bionik, wie<br />

oftmals menschliche Erfindungen in der Technik von Beobachtungen<br />

bei den <strong>Tier</strong>en herrühren.<br />

«<strong>Tier</strong>isches Zürich»<br />

160 Seiten, illustriert,<br />

gratis in allen Filialen der Zürcher<br />

Kantonalbank sowie im Zürcher<br />

Zoo.<br />

Tel. 0844 850 800 oder<br />

www.zkb.ch/Publikationen &<br />

Presse/Bestellungen<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

19


Kurznachrichten<br />

Trainer quälte<br />

«Charly»<br />

Der zur «Schauspielerei»<br />

gezwungene Affe aus der<br />

ZDF-Serie «Unser Charly»<br />

(vgl. «<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>»-<strong>Heft</strong> 3/<strong>2002</strong>)<br />

soll von seinem Trainer böse<br />

misshandelt worden sein.<br />

Doch die <strong>Tier</strong>quälerei bleibt<br />

wohl ungesühnt. Der Trainer<br />

habe den Affen mehrfach<br />

getreten und geschlagen,<br />

berichtete die «Bild»-Zeitung<br />

Ende Oktober. Ein neben<br />

dem Berliner <strong>Pro</strong>duktionsgelände<br />

wohnender Werbefilmer<br />

habe die Tritte und<br />

Schläge sogar gefilmt. Die<br />

Staatsanwaltschaft werde<br />

jedoch keine Ermittlungen<br />

aufnehmen, so das Blatt.<br />

Denn der Film mit den Beweisbildern<br />

sei im Mai 1999<br />

aufgenommen worden. Verstösse<br />

gegen das <strong>Tier</strong>schutzgesetz<br />

würden aber nach<br />

drei Jahren verjähren. Und<br />

andere Beweise für die<br />

<strong>Tier</strong>quälerei gebe es keine.<br />

Das ZDF werde die beliebte<br />

und nach Auffassung von<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> grundsätzlich tierquälerische<br />

Vorabendserie<br />

trotz der schweren Anschuldigungen<br />

weiter ausstrahlen,<br />

hiess es. fo/pt<br />

Rettung für<br />

Laborschimpansen<br />

Auf diesen Tag haben <strong>Tier</strong>schützer<br />

in den USA lange<br />

gewartet: Am 16. September<br />

Foto: Michael Nicholas, RV Verlag<br />

<strong>2002</strong> übernahm das Center<br />

for Captive Chimpanzee Care<br />

(CCCC) 266 Laborschimpansen<br />

und 61 andere Primaten<br />

aus der Zuchtstation<br />

der Coulsten Foundation.<br />

Damit konnte endlich ein<br />

Schlussstrich unter ein mehr<br />

als unrühmliches Kapitel in<br />

der <strong>Tier</strong>versuchsgeschichte<br />

der USA gezogen werden.<br />

Die 1993 gegründete Coulsten<br />

Foundation wuchs bis<br />

1998 zur grössten Zuchtstation<br />

für Laborschimpansen<br />

in den USA heran, in der zeitweilig<br />

mehr als 600 Affen<br />

lebten. Aber Leben konnte<br />

man deren Existenz kaum<br />

nennen. Immer wieder hagelte<br />

es Beschwerden über<br />

die unerträglichen Haltungsbedingungen.<br />

Viele der <strong>Tier</strong>e<br />

wurden in völlig sinnlosen<br />

<strong>Tier</strong>versuchen gezielt mit Hepatitis<br />

C und HIV infiziert.<br />

Schliesslich konnte selbst<br />

die Regierung nicht mehr die<br />

Augen vor dem Elend der<br />

Affen verschliessen – sie entzog<br />

der Coulsten Foundation<br />

alle staatlichen Fördermittel.<br />

Damit war die Zuchtstation<br />

finanziell am Ende. Die CCCC<br />

– sie musste noch 3,7 Millionen<br />

Dollar für Grundstück<br />

und Ausrüstung der Station<br />

auf den Tisch legen – konnte<br />

im September dann endlich<br />

die Pflege der verbliebenen<br />

Affen übernehmen. Fast<br />

alle sollen jetzt in spezielle<br />

Auffangstationen nach Florida<br />

gebracht werden.<br />

Trotz dieses grossen Erfolgs<br />

gegen unbelehrbare Wissenschaftler,<br />

die <strong>Tier</strong>versuche<br />

mit unseren nächsten<br />

Verwandten im <strong>Tier</strong>reich immer<br />

noch für «ethisch und<br />

moralisch vertretbar» halten,<br />

verbleibt ein Wermutstropfen.<br />

So meint John<br />

Strandberg von der Nationalen<br />

Gesundheitsbehörde der<br />

USA (NIH), die Rettungsaktion<br />

für die ehemaligen Laborschimpansen<br />

würde die<br />

Forschung nicht beeinträchtigen:<br />

«Es gibt immer noch<br />

genügend Schimpansen,<br />

um den Bedarf zu decken.»<br />

NatureNews<br />

Ex-Beatle<br />

kritisiert WWF<br />

wegen Beihilfe zu<br />

<strong>Tier</strong>versuchen<br />

Ex-Beatle Sir Paul McCartney<br />

fordert den WWF International<br />

in einem Brief auf,<br />

«sofort» seine Unterstützung<br />

für ein neues <strong>Pro</strong>jekt<br />

der amerikanischen Umweltschutzbehörde<br />

EPA zu<br />

beenden. Für dieses <strong>Pro</strong>jekt<br />

müssen Millionen von <strong>Tier</strong>en<br />

ihr Leben für zum Teil<br />

bereits auf dem Markt befindliche<br />

Chemikalien in<br />

schmerzhaften und qualvollen<br />

<strong>Tier</strong>versuchen lassen.<br />

Ausserdem sind einige dieser<br />

Chemikalien früher bereits<br />

an <strong>Tier</strong>en getestet worden.<br />

Sir Paul, der diesen<br />

Brief für die <strong>Tier</strong>rechtsorganisation<br />

PETA verfasste, bittet<br />

Claude Martin, Direktor<br />

von WWF International in<br />

der Schweiz, PETAs Vorschlag<br />

zu akzeptieren. Dieser<br />

wird auch von Wissenschaftlern<br />

unterstützt. Er sieht vor,<br />

bessere und effizientere<br />

Testmethoden zu benutzen,<br />

für die nicht Millionen von<br />

<strong>Tier</strong>en sterben müssen.<br />

Gleichzeitig sollte der Umgang<br />

mit bereits als gefährlich<br />

eingestuften Chemikalien<br />

beschränkt werden.<br />

«Als engagierter Umweltschützer<br />

und Freund der<br />

<strong>Tier</strong>e hoffe ich, dass Sie<br />

nochmals genau darüber<br />

nachdenken und letztlich mit<br />

mir übereinstimmen, dass<br />

der WWF mit der Unterstützung<br />

dieses <strong>Pro</strong>gramms von<br />

seinem Kurs abgekommen<br />

ist», schrieb McCartney. «Ich<br />

hoffe, Sie werden alles in<br />

Ihrer Macht stehende tun,<br />

um diese Angelegenheit zu<br />

bereinigen.» McCartney zitiert<br />

in seinem Brief Dr. Joshua<br />

Lederberg, Nobelpreisträger<br />

der Medizin. Dieser<br />

bezeichnete solche Tests bereits<br />

vor 20 Jahren als sinnlos.<br />

Zooelefanten<br />

leiden!<br />

Den europäischen Zooelefanten<br />

geht es schlecht: Die<br />

Dickhäuter sind enorm gestresst<br />

und fühlen sich so<br />

unwohl, dass sie nur den<br />

Bruchteil der Lebenserwartung<br />

wild lebender Verwandter<br />

haben. Bis dieses<br />

<strong>Pro</strong>blem gänzlich gelöst sei,<br />

sollten Zoos keine wilden<br />

<strong>Tier</strong>e mehr importieren oder<br />

Nachwuchs züchten, fordern<br />

nun britische Biologen.<br />

Mit ihrer Aufsehen erregenden<br />

und bislang umfangreichsten<br />

Studie, die je über<br />

das Wohlbefinden von Zooelefanten<br />

gemacht wurde,<br />

analysierten Ros Clubb und<br />

Georgia Mason von der Universität<br />

Oxford die Geburtsund<br />

Sterbedaten asiatischer<br />

Elefanten, welche europäi-<br />

20 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02


Foto: Ruedi Suter<br />

sche Zoos in den letzten<br />

100 Jahren gesammelt hatten.<br />

Ausserdem analysierten<br />

die Biologen mehr als hundert<br />

Veröffentlichungen zu<br />

diesem Thema.<br />

Asiatische Zooelefanten<br />

werden nur etwa 15 Jahre<br />

alt, fanden die Biologen heraus.<br />

Selbst <strong>Tier</strong>e, die in ihrer<br />

Heimat in Holzlagern arbeiten<br />

müssen, werden doppelt<br />

so alt. Elefanten in freier<br />

Wildbahn erreichen gar<br />

ein Alter von 60 bis 65 Jahren.<br />

Kein einziger Zooelefant<br />

hat je dieses Alter erreicht.<br />

Elefanten, die im Zoo geboren<br />

wurden, sind am anfälligsten,<br />

ergaben die Untersuchungen.<br />

Sie sterben im<br />

Schnitt zehn Jahre früher als<br />

ihre wild lebenden Artgenossen.<br />

Auch Elefantenkühe,<br />

die im Zoo unnatürlich<br />

früh Nachwuchs bekommen,<br />

sterben häufig sehr<br />

jung.<br />

Was tun? Es gelte nun dringend<br />

herauszufinden, wie<br />

sich das Wohlbefinden der<br />

<strong>Tier</strong>e verbessern lasse, fordern<br />

die Forscher. «Wir<br />

brauchen objektive Daten,<br />

was Elefanten in Gefangenschaft<br />

brauchen, um sich<br />

wohl zu fühlen», folgert<br />

Mason und schliesst: «Nur<br />

dann können wir genau beurteilen,<br />

ob Zoos diese <strong>Tier</strong>e<br />

jemals artgerecht halten<br />

können.» ddp/bdw<br />

Elefanten<br />

Studie enthüllt Schmuggelrouten aus Afrika nach Asien<br />

Globaler Elfenbeinhandel enttarnt<br />

Ein weltweit agierender Ring<br />

von Elefantenwilderern und<br />

Elfenbeinschmugglern ist<br />

enttarnt: Eine eben veröffentlichte<br />

Studie der englischen<br />

Umweltorganisation<br />

EIA benennt Köpfe und Mittelsmänner<br />

des Syndikats –<br />

und dokumentiert die Stationen<br />

der Schmuggelwege.<br />

Die Undercover-Studie dokumentiert<br />

die Zusammenarbeit<br />

von Wilderern in<br />

Sambia, einem Elfenbein-<br />

Schmugglerring in Malawi<br />

und Mozambique (Afrika) bis<br />

hin zu den Endabnehmern in<br />

Singapur, Hongkong, China<br />

und Japan. «Dieses Syndikat<br />

operiert seit 1994 und konnte<br />

ungehindert dutzende<br />

Tonnen Elfenbein auf seiner<br />

bewährten Route schmuggeln.<br />

Die spektakuläre Aufdeckung<br />

von sechs Tonnen<br />

im Juni in Singapur war der<br />

erste Störfall für den<br />

Schmugglerring», berichtet<br />

Daniela Freyer von der deutschen<br />

<strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />

<strong>Pro</strong> Wildlife. Allan<br />

Thornton, Vorsitzender der<br />

Umweltorganisation EIA<br />

(Environmental Investigation<br />

Agency) betont: «Unsere<br />

Studie beweist eindeutig die<br />

immense Bedrohung für die<br />

Elefanten durch den boomenden<br />

Elfenbeinmarkt in<br />

Fernost. Jegliche Freigabe<br />

des Elfenbeinhandels wäre<br />

nur ein weiterer Anreiz für<br />

Wilderei und Schmuggel.»<br />

Mindestens 19 Lieferungen illegalen<br />

Elfenbeins aus Afrika<br />

– offiziell deklariert als «Steinskulpturen»<br />

oder «Holzschnitzereien»<br />

– schmuggelte<br />

das Syndikat in den vergangenen<br />

Jahren nach Fernost.<br />

Die Undercover-Studie<br />

veröffentlicht Lieferscheine,<br />

Quittungen und Auszüge aus<br />

den Notizbüchern der Strippenzieher.<br />

Abnehmer der<br />

Schmuggelware, die v.a.<br />

über den Hafen von Singapur<br />

eingeschifft wurde, waren<br />

Firmen in Hongkong.<br />

Von dort ging die Ware weiter<br />

nach China und Japan.<br />

«In Beijing und Guangzhou,<br />

den historischen Zentren des<br />

Elfenbeinhandels in China,<br />

ist Elfenbein wieder massenhaft<br />

erhältlich. Und das, obwohl<br />

legale Altbestände<br />

längst erschöpft sind und die<br />

Nachfrage durch illegales Elfenbein<br />

gedeckt wird», betont<br />

der EIA-Vorsitzende<br />

Thornton.<br />

«Die EIA-Studie belegt eine<br />

besorgniserregende Zunahme<br />

von Elfenbeinschmuggel<br />

und Wilderei», berichtet<br />

Allan Thornton. «Die Freigabe<br />

des Elfenbeinhandels hätte<br />

fatale Folgen für die Elefanten<br />

in Afrika und Asien,<br />

denn legales und illegales<br />

Elfenbein lassen sich nicht<br />

unterscheiden», warnt die<br />

Biologin Freyer. pt/pw ■<br />

Foto: Ruedi Suter<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

21


<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender<br />

Bestelltalon<br />

Ich bestelle gegen Rechnung ____ Ex.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2003<br />

à Fr. 21.50 (+ Fr. 5.– Versandkostenanteil pro Bestellung.<br />

Ab 10 Kalender portofrei.)<br />

(Bitte in Blockschrift)<br />

Name:<br />

Vorname:<br />

Strasse:<br />

PLZ/Ort:<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)<br />

Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an:<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 01 201 26 23<br />

<br />

ANIMAL SHELTER<br />

«RISKA»<br />

is<br />

THANKING<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, Zürich – Switzerland<br />

To the donors for their generous help<br />

<strong>Pro</strong>jekte+Kampagnen<br />

<strong>Tier</strong>e im Osten<br />

Hilfe für das Riska-<strong>Tier</strong>heim in Serbien.<br />

Finanzielle Unterstützung von Aufklärungskampagnen<br />

der Organisation Svoboda<br />

Zvirat in Pilsen (CZ).<br />

Tanzbären<br />

Zusammen mit dem IBF (International Bear Foundation)<br />

unterstützen wir die serbische <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />

ARKA bei der Befreiung und Betreuung der Tanzbären<br />

in Serbien.<br />

Affenkampagne<br />

Finanzielle Unterstützung einer Auffangstation für<br />

Orang-Utans auf Borneo.<br />

Arco Nepal<br />

Finanzielle Unterstützung eines Artenschutzprojektes für<br />

Schildkröten, Amphibien und Reptilien in Nepal.<br />

Findeltiere<br />

Aufnahme und Vermittlung von Hunden und Katzen.<br />

Katzenkastrationen<br />

Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung<br />

sinnloser Katzenvermehrung, speziell auf Bauernhöfen.<br />

Sie wollen eines oder mehrere dieser <strong>Pro</strong>jekte und<br />

Kampagnen finanziell unterstützen? Verwenden<br />

Sie bitte beiliegenden Einzahlungsschein mit dem<br />

Vermerk der entsprechenden Aktion.<br />

President Sie können natürlich auch online spenden unter:<br />

Zlata Korjenic www.protier.ch<br />

22 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02


Patenschaften<br />

Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> schläfert keine<br />

gesunden <strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswo<br />

abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund<br />

oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir<br />

kein Recht, ihnen dieses zu nehmen.<br />

Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere<br />

Leute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunter<br />

aber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachen<br />

hohe Kosten.<br />

PRO<br />

Deshalb bitten<br />

wir Sie:<br />

Werden Sie<br />

Patin/Pate<br />

eines Findeltieres!<br />

Mit Ihrem monatlich<br />

wiederkehrenden<br />

Betrag geben Sie uns<br />

die Möglichkeit,<br />

uns weiterhin optimal<br />

für unsere Schützlinge<br />

einzusetzen.<br />

<br />

Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde monatlich<br />

folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine werden mir nach<br />

Eingang dieses Talons zugeschickt).<br />

Fr. 20.– Fr. 40.– Fr. 50.–<br />

Fr. 100.– Fr.<br />

Ich überweise einen einmaligen Betrag von Fr.<br />

Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag Fr. 30.–)<br />

(Bitte Gewünschtes ankreuzen)<br />

Name:<br />

Strasse:<br />

Datum:<br />

Vorname:<br />

PLZ/Ort:<br />

Unterschrift:<br />

Bitte ausschneiden und einsenden an:<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />

23


Werden Sie<br />

Mitglied?<br />

Bild: Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

<br />

Beitrittserklärung<br />

zur Schweizerischen Gesellschaft<br />

für <strong>Tier</strong>schutz<br />

Alfred Escher-Strasse 76<br />

8002 Zürich, Telefon 01 201 25 03<br />

Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr Fr. 30.–<br />

Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit Fr. 1000.–<br />

Minimalmitgliederbeitrag für<br />

Jugendliche unter 18 Jahren Fr. 20.–<br />

Für Kollektivmitglieder Fr. 200.–<br />

Für Paarmitglieder Fr. 50.–<br />

Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.<br />

Herr Frau Bitte in Blockschrift ausfüllen<br />

Name<br />

Vorname<br />

Strasse<br />

Jahrgang<br />

Postleitzahl<br />

Ort<br />

Ort, Datum<br />

Unterschrift<br />

24<br />

Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

4/02

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