Heft 4/2002 - Pro Tier

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Meeresfischerei bedroht die Albatrosse Giganten der Lüfte Auch Albatrosse, die riesigen Seevögel, sind bedroht. Am meisten setzt ihnen die industrielle Langleinenfischerei zu. Doch nun macht sich eine Lobby für die bedrängten Segler stark. 10 ProTier 4/02
Von Ulrich Karlowski Wer kennt ihn nicht, den Flugkünstler mit der grössten Spannweite unter den Seevögeln – den Albatros? Stundenlang kann er ohne einen Flügelschlag in den Lüften segeln, was bei Flügelspannweiten von 2 bis 3,50 m und bis zu 12 kg Körpergewicht gar nicht so einfach ist. Sie sind Giganten der Lüfte, die schier unglaubliche Entfernungen zurücklegen: über den gesamten Pazifik oder die südlichen Ozeane. Die Vögel mit dem kräftigen und gebogenen Schnabel boten viel Stoff für Seefahrerlegenden: So sollen die Seelen ertrunkener Kameraden in den grauen Russ-Albatrossen weiterleben. Tödliche Fischhaken Doch die Zeiten der Seefahrerromantik sind längst vorbei. Heute ist die 24 Arten umfassende Albatros- Familie (Diomedeidae) unter allen Vogelfamilien diejenige mit der höchsten Zahl an vom Aussterben bedrohten Arten. Schon die frühen Seefahrer assen ihr Fleisch und die Eier. Als ihre Federn für Bettzeug und Damenhüte immer beliebter wurden, begann der Mensch den Albatros intensiver zu bejagen. Ganze Kolonien wurden zerstört. Aber auch um Flugzeuge vor Zusammenstössen zu schützen, wurden Tausende der wertvollen Tiere getötet. Bei Gefahr spucken Albatrosse Angreifern ihren tranigen Fotos: Walter Meli Mageninhalt entgegen. Doch diese Selbstverteidigung ist wirkungslos gegen ihre grösste Bedrohung – die industrielle Langleinenfischerei mit bis zu 130 Kilometer langen Leinen, an denen etwa 3000 beköderte Haken befestigt sind. Eigentlich will man damit Tunfische und Schwarze Seehechte fangen, doch auch Albatrosse stürzen sich auf die vermeintliche Beute. Über 100 000 Vögel, so wird geschätzt, sterben jährlich durch Langleinen. Jahre lang waren die eindrucksvollen Segler über den Meeren ohne Lobby. Das ist jetzt anders. Anlässlich der 7. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (CMS), die vom 18. bis 24. September in Bonn stattfand – und der auch die Schweiz angehört –, richtete Prinz Charles einen dringenden Appell an die Staaten der Welt. Sie sollten das CMS-Abkommen zur Erhaltung der Albatrosse und Sturmvögel umsetzen. Sämtliche Länder, die kommerziellen Fischfang in der antarktischen See betreiben, sollen sich zum Schutz der Albatrosse verpflichten – für das Überleben dieser grossartigen Langstreckensegler. ■ ProTier 4/02 11
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