Heft 4/2002 - Pro Tier
Heft 4/2002 - Pro Tier
Heft 4/2002 - Pro Tier
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Teil kranke Nerze, Füchse, Chinchillas,<br />
Nutrias warten apathisch oder<br />
in ihren Gefängnissen herumrennend<br />
auf den Tod durch Genickbruch<br />
oder Elektroschock.<br />
Die Kongressteilnehmer waren<br />
sich einig: Eine artgerechte Haltung<br />
von Pelztieren ist nicht möglich. Ihren<br />
artspezifischen Bedürfnissen<br />
kann die Haltung in Farmen nie gerecht<br />
werden. Die beiden anwesenden<br />
Züchter beteuerten zwar: «Wir<br />
haben uns nichts vorzuwerfen. Wir<br />
tragen Sorge zu unseren <strong>Tier</strong>en,<br />
Nutria<br />
Tomas Popp, Geschäftsführer<br />
der tschechischen Organisation<br />
Svoboda Zvirat<br />
Fotos: Ruedi Suter<br />
achten auf ihre Gesundheit und<br />
eine gute Ernährung. Die Pelztiere<br />
sind ebenso gut gehalten wie Kühe,<br />
Schweine oder Schafe.» Angesichts<br />
der gezeigten Bilder tönten diese<br />
Beteuerungen wie Hohn. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
besuchte letztes Jahr zusammen<br />
mit Tomas Popp von Svoboda Zvirat<br />
ein paar Farmen in der Tschechei<br />
und konnte sich vor Ort eine<br />
Meinung über die schrecklichen<br />
Zustände in den von den Züchtern<br />
so sehr gelobten Pelztierfarmen<br />
machen.<br />
Füchse, Nerze, Nutrias und Chinchillas<br />
sind Wildtiere, die nicht eingeschlossen<br />
werden können, ohne<br />
krank und verrückt zu werden. Gerade<br />
Füchse und Nerze sind in der<br />
Wildnis Einzelgänger. Ihr Bedürfnis<br />
an Freiraum, ihr Drang nach Bewegung<br />
ist sehr gross. Doch das kümmert<br />
die Pelztierzüchter nicht. Sie<br />
pferchen zumeist gleich mehrere<br />
dieser Wildtiere in Kleinstkäfige,<br />
was auch nach mehreren Zuchtgenerationen<br />
zu schweren Gesundheitsschäden<br />
und Aggressionen<br />
führt, bei denen sich die <strong>Tier</strong>e auch<br />
gegenseitig anfallen und anfressen.<br />
Unter solchen qualvollen Bedingungen<br />
werden für die Pelzmode<br />
jährlich immer noch 4,3 Millionen<br />
Füchse gezüchtet. Die intelligenten<br />
Nerze, die liebend gerne schwimmen,<br />
vegetieren in den industriellen<br />
Zuchtstationen zeitlebens ohne<br />
die geringste Schwimmmöglichkeit.<br />
Und selbst für die in Gruppen<br />
lebenden, vergleichsweise kleinen<br />
Chinchillas ist das Gefangensein für<br />
einen der teuersten Pelzmäntel eine<br />
Tortur. Die niedlichen <strong>Tier</strong>e, die<br />
ursprünglich aus den Anden Südamerikas<br />
stammen, springen gerne<br />
bis zu zwei Meter hoch – in den<br />
klaustrophobischen Drahtgitterkäfigen<br />
ein Ding der Unmöglichkeit.<br />
Rund 250 000 Chinchillas werden<br />
jedes Jahr für den Pelzmarkt umgebracht,<br />
und Tausende fallen zusätzlich<br />
den miserablen Haltebedingungen<br />
zum Opfer.<br />
«Das ist reinste<br />
<strong>Tier</strong>quälerei»<br />
«Auf diese Weise Wildtiere einzusperren<br />
und als Zuchttiere aufzuziehen,<br />
ist reinste <strong>Tier</strong>quälerei»,<br />
fasste Mark Glover zusammen. Der<br />
Direktor der britischen <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
Respect for Animals<br />
bezieht sich auch auf die Erkenntnisse<br />
der Wildbiologie – und fordert<br />
kompromisslos das globale Ende<br />
«dieses grausigen <strong>Tier</strong>haltesystems<br />
Eingesperrte Füchse in<br />
Milevsko, Tschechien<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />
13