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Heft 4/2002 - Pro Tier

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Wachsende Abscheu<br />

Mark Glover, Respect for Animals<br />

Pelztierzucht. In Österreich, der<br />

Schweiz und ab 2003 in England,<br />

Wales und Schottland sind Pelztierfarmen<br />

nicht mehr erlaubt. Doch in<br />

den meisten anderen Ländern ist<br />

sie nach wie vor gestattet.<br />

Dr. Edmund Haferbeck, der bekannte<br />

deutsche Kenner und Kritiker<br />

von Pelztierfarmen, stellt aufgrund<br />

seiner Erfahrungen die Existenz<br />

so genannt «gut geführter»<br />

Zuchtfarmen ganz in Abrede. «Es<br />

gibt keine artgerechten Pelztierzuchtfarmen.<br />

Ich habe in Deutschland<br />

an die 150 solcher Farmen inspiziert<br />

– sie sehen alle ähnlich übel<br />

aus. Seit 20 Jahren versucht man<br />

in Deutschland diese Isolationszuchten<br />

zu verbessern – nicht des<br />

<strong>Tier</strong>schutzes, sondern des Umweltschutzes<br />

wegen –, doch geändert<br />

hat sich kaum etwas. Wir kämpfen<br />

heute noch mit den gleichen Argumenten<br />

wie vor zwei Jahrzehnten»,<br />

berichtete Haferbeck aus einem<br />

Land, in dem <strong>Tier</strong>e bereits eine<br />

grosse Lobby haben.<br />

Die Lage der Pelztiere in Europa ist noch sehr verschieden. Nur in der Schweiz, in<br />

Österreich und England, Wales und Schottland sind Pelztierfarmen verboten. In<br />

der EU steht ein Verbot nicht auf der Prioritätsliste. In Deutschland soll demnächst<br />

ein neues Gesetz wenigstens die Haltungsbedingungen verbessern. In<br />

Holland wurden 1997 Fuchs- und Chinchillazuchten verboten, doch ist das Land<br />

der weltweit zweitgrösste Lieferant von Nerzpelzen. 90 <strong>Pro</strong>zent der Bevölkerung<br />

sind gegen Pelztierzuchten. Auch Schweden und Italien hat Pelztierfarmen, doch<br />

wächst die Gegnerschaft stetig. Wenig Mitgefühl noch gibt es in Dänemark, das<br />

mit der jährlichen Tötung von 12 Millionen Nerzen als globaler Hauptproduzent<br />

den Rekord hält.<br />

In Tschechien verhält sich der Staat noch passiv, doch ist die Bevölkerung zunehmend<br />

sensibilisiert. Die Zahl der Silberfuchszuchten ist von 35 auf 9 geschrumpft.<br />

In Slowenien ist das <strong>Pro</strong>blem der Pelztierzuchten auf jeder Ebene noch<br />

kaum erkannt. Ebenso in Ungarn, das mit seinen Chinchillazuchten bis zu 25 <strong>Pro</strong>zent<br />

des Weltmarkts abdeckt. Besser geht es dagegen den Pelztieren in Ungarns<br />

Wildnis. Gift- und Fallenjagd sind verboten. In Polen ist die Situation der Pelztiere<br />

immer noch schlecht. In der Bevölkerung wachsen aber, trotz Informationsnotstand,<br />

der Widerstand und der freiwillige Pelzverzicht.<br />

Auftrieb erhielten die <strong>Tier</strong>schützer<br />

im Dezember 2001 durch einen<br />

kritischen Bericht der Europäischen<br />

Kommission über die industrielle<br />

Pelztierhaltung. Darin wird die übliche<br />

Käfighaltung der Wildtiere als<br />

klar «nicht artgerecht» verurteilt.<br />

«Die EU wird sich noch lange nicht<br />

durchsetzen können», dämpft Mark<br />

Glover die Erwartungen, «doch dafür<br />

können die einzelnen Staaten<br />

rasch handeln. Denn die Pelztierzucht<br />

ist nicht mit einer modernen<br />

Gesellschaft zu vereinbaren. Oder,<br />

wie Ghandi sagte: Die wahre Grösse<br />

einer Nation zeigt sich am Umgang<br />

ihrer Menschen mit den <strong>Tier</strong>en.»<br />

Was für die in Zuchtanlagen konzentrierten<br />

Wildtiere als Einziges<br />

umgehend zu tun ist, darüber waren<br />

sich alle <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />

am Kongress einig: Das weltweite<br />

Verbot aller Pelztierzuchten.<br />

Bis dann hilft nur die Aufklärung<br />

jener, die immer noch meinen, ein<br />

echter Pelz am Leib sei schick. Sinkt<br />

die Nachfrage nach Pelz, müssten<br />

die Züchter ohnehin dichtmachen<br />

– und die Massenfolterung von Pelztieren<br />

hätte ein Ende.<br />

■<br />

Stierkämpfe gehören verboten<br />

EU-Kommission<br />

kritisiert Pelztierhaltung<br />

Weit schlimmer ist die Situation der<br />

gezüchteten Pelztiere in den östlichen<br />

Ländern Ungarn, Tschechien,<br />

Slowenien und Polen, wo die <strong>Tier</strong>schutzbewegungen<br />

noch jung sind<br />

und den Pelztieren auch in der Wildnis<br />

mit den nicht minder grausamen<br />

Fallen nachgestellt wird. In vielen<br />

Ländern sowie auf der EU-Ebene<br />

sind aber auch mehr oder weniger<br />

fortgeschrittene Bestrebungen<br />

im Gang, das Los der Pelztiere zu<br />

verbessern.<br />

Frankreich lässt ein barbarisches Freizeitvergnügen<br />

neu aufleben: Bei den<br />

Stierkämpfen ist die Tötung der<br />

Kampfstiere wieder erlaubt. 25 Jahre<br />

lang war das Töten der Stiere in den<br />

französischen Stierkampfarenen verboten.<br />

Doch nun hat ein Gericht in der<br />

südlichen Stadt Rieume eine Klage von<br />

Stierkampffans auf Wiedereinführung<br />

der Tötungen stattgegeben, obwohl die<br />

Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist.<br />

Nächstes Jahr sollen diese auch in Toulouse<br />

wieder erlaubt werden. Die<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

kritisiert grundsätzlich<br />

diese Kämpfe, bei denen die Stiere<br />

keinerlei Chancen haben. «Die Wiedereinführung<br />

tödlicher Stierkämpfe in<br />

Frankreich ist eine amtlich abgesegnete<br />

<strong>Tier</strong>quälerei. Wir fordern die französischen<br />

Behörden auf, am Verbot festzuhalten»,<br />

erklärt Geschäftsleiterin Rita<br />

Dubois. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> ruft alle <strong>Tier</strong>freunde<br />

auf, bei der französischen Botschaft<br />

in Bern zu protestieren: Ambassade<br />

de France, Chancellerie diplomatique,<br />

Schosshaldenstr. 46, 3006 Bern. Tel. 031<br />

359 21 11; Fax 031 359 21 91; E-Mail:<br />

berne@dree.org. <strong>Pro</strong>testiert werden<br />

kann aber auch bei der Stadtverwaltung<br />

von Rieumes: Tel.(33) 05 62 23 86 77.<br />

E-Mail: rieumes.info@ville-rieumes.fr. pt<br />

14 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02

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