26.11.2014 Aufrufe

Heft 4/2002 - Pro Tier

Heft 4/2002 - Pro Tier

Heft 4/2002 - Pro Tier

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Von Ulrich Karlowski<br />

Wer kennt ihn nicht, den Flugkünstler<br />

mit der grössten Spannweite<br />

unter den Seevögeln – den Albatros?<br />

Stundenlang kann er ohne<br />

einen Flügelschlag in den Lüften<br />

segeln, was bei Flügelspannweiten<br />

von 2 bis 3,50 m und bis zu 12 kg<br />

Körpergewicht gar nicht so einfach<br />

ist. Sie sind Giganten der Lüfte, die<br />

schier unglaubliche Entfernungen<br />

zurücklegen: über den gesamten<br />

Pazifik oder die südlichen Ozeane.<br />

Die Vögel mit dem kräftigen und<br />

gebogenen Schnabel boten viel<br />

Stoff für Seefahrerlegenden: So<br />

sollen die Seelen ertrunkener Kameraden<br />

in den grauen Russ-Albatrossen<br />

weiterleben.<br />

Tödliche Fischhaken<br />

Doch die Zeiten der Seefahrerromantik<br />

sind längst vorbei. Heute ist<br />

die 24 Arten umfassende Albatros-<br />

Familie (Diomedeidae) unter allen<br />

Vogelfamilien diejenige mit der<br />

höchsten Zahl an vom Aussterben<br />

bedrohten Arten. Schon die frühen<br />

Seefahrer assen ihr Fleisch und die<br />

Eier. Als ihre Federn für Bettzeug<br />

und Damenhüte immer beliebter<br />

wurden, begann der Mensch den<br />

Albatros intensiver zu bejagen.<br />

Ganze Kolonien wurden zerstört.<br />

Aber auch um Flugzeuge vor Zusammenstössen<br />

zu schützen, wurden<br />

Tausende der wertvollen <strong>Tier</strong>e<br />

getötet. Bei Gefahr spucken Albatrosse<br />

Angreifern ihren tranigen<br />

Fotos: Walter Meli<br />

Mageninhalt entgegen. Doch diese<br />

Selbstverteidigung ist wirkungslos<br />

gegen ihre grösste Bedrohung –<br />

die industrielle Langleinenfischerei<br />

mit bis zu 130 Kilometer langen<br />

Leinen, an denen etwa 3000 beköderte<br />

Haken befestigt sind. Eigentlich<br />

will man damit Tunfische<br />

und Schwarze Seehechte fangen,<br />

doch auch Albatrosse stürzen sich<br />

auf die vermeintliche Beute. Über<br />

100 000 Vögel, so wird geschätzt,<br />

sterben jährlich durch Langleinen.<br />

Jahre lang waren die eindrucksvollen<br />

Segler über den Meeren<br />

ohne Lobby. Das ist jetzt anders.<br />

Anlässlich der 7. Vertragsstaatenkonferenz<br />

der Konvention zur Erhaltung<br />

wandernder wild lebender<br />

<strong>Tier</strong>arten (CMS), die vom 18. bis<br />

24. September in Bonn stattfand<br />

– und der auch die Schweiz angehört<br />

–, richtete Prinz Charles einen<br />

dringenden Appell an die Staaten<br />

der Welt.<br />

Sie sollten das CMS-Abkommen<br />

zur Erhaltung der Albatrosse und<br />

Sturmvögel umsetzen. Sämtliche<br />

Länder, die kommerziellen Fischfang<br />

in der antarktischen See betreiben,<br />

sollen sich zum Schutz der<br />

Albatrosse verpflichten – für das<br />

Überleben dieser grossartigen<br />

Langstreckensegler.<br />

■<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/02<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!