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echt 43<br />
sind schon seit Längerem keine Privatangelegenheit eines<br />
einzelnen Unternehmens, son<strong>de</strong>rn können die Marktchancen<br />
ganzer Sektoren erfassen.<br />
+ Dies liegt auch an einer stärkeren Beobachtung durch die<br />
Medien, die sich als „Verbraucheranwälte“ verstehen.<br />
+ Nicht-Regierungsorganisationen wie Foodwatch und<br />
Greenpeace agieren als selbst ernannte „watchdogs“ und<br />
tragen so zu einer auch staatlich geför<strong>de</strong>rten „Dezentralisierung<br />
<strong>de</strong>s Vollzugs“ bei. Bei einer Reihe dieser<br />
Organisationen gehört die „Skandalisierung <strong>de</strong>r Lebensmittelwirtschaft“<br />
quasi zum Geschäftsmo<strong>de</strong>ll.<br />
+ Erweiterte Verbandsklagebefugnisse mit hoher Öffentlichkeitswirksamkeit<br />
stellen nicht nur ein erhebliches<br />
„Belästigungspotenzial“ dar, son<strong>de</strong>rn erlauben in bestimmten<br />
Fällen auch Gewinnabschöpfungsklagen durch solche<br />
Verbän<strong>de</strong>.<br />
Dem regulären IFS-Aufwand ist in einer Lagebeurteilung<br />
also <strong>de</strong>r mögliche außerplanmäßige Aufwand gegenüberzustellen,<br />
<strong>de</strong>r in einer Krise anfällt und <strong>de</strong>r oft um mehrere<br />
Zehnerpotenzen über <strong>de</strong>m regulären Aufwand liegen kann.<br />
Abwägung:<br />
Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Risikominimierung<br />
Ist die Annahme realistisch, dass ein höherer IFS-Aufwand<br />
tatsächlich zu einer Minimierung o<strong>de</strong>r Verringerung <strong>de</strong>r<br />
Krisen-Risiken führt? In zwei Fällen lautet die Antwort Nein:<br />
Entwe<strong>de</strong>r ist die Produktion auch ohne Anwendung <strong>de</strong>r IFS-<br />
Kriterien bereits so sicher, dass ein erhöhter Aufwand nur<br />
vernachlässigenswerte Verbesserungen bringen wür<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r<br />
die betrieblichen Verhältnisse sind <strong>de</strong>rmaßen gefahrgeneigt,<br />
dass auch die IFS-Prozeduren keine Abhilfe schaffen wür<strong>de</strong>n.<br />
Bei<strong>de</strong> Varianten sind gleichermaßen unwahrscheinlich.<br />
In <strong>de</strong>r Regel wird daher ein or<strong>de</strong>ntliches Qualitäts- und Hygienemanagement<br />
die vielfältigen Risiken <strong>de</strong>utlich minimieren.<br />
Nutzen <strong>de</strong>s IFS-Aufwan<strong>de</strong>s<br />
Die Kritik im Einzelfall darf aber nicht aus <strong>de</strong>m Blick rücken,<br />
dass <strong>de</strong>m IFS-Aufwand in aller Regel ein erheblicher Nutzen<br />
gegenübersteht, <strong>de</strong>r aber nur eintritt, wenn die „IFS-Konformität“<br />
einen Dauerzustand darstellt und nicht nur zum Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>s Audits vorliegt. Der Nutzen kann wie folgt<br />
zusammengefasst wer<strong>de</strong>n:<br />
+ Verbesserung <strong>de</strong>r Marktteilnahme-Chancen<br />
+ Geringere Krisenanfälligkeit<br />
+ Ein gutes QM verschafft Argumente gegenüber Geschäftspartnern<br />
und einer (kritischen) Öffentlichkeit<br />
+ Ein gutes QM schafft ein Vertrauenspolster, das in Krisen<br />
entschei<strong>de</strong>nd sein kann<br />
+ Kleinmaschige Rückverfolgbarkeit führt zur Scha<strong>de</strong>nsbegrenzung<br />
+ Besserer Schutz <strong>de</strong>s Goodwill und <strong>de</strong>r Firmenreputation<br />
+ Bessere I<strong>de</strong>ntifizierung „eingeschleppter“ Risiken (Importe)<br />
+ Bessere Verfahren und Prozesse<br />
+ Geringerer Ausschuss<br />
+ Geringere Versicherungskosten (Betriebsunterbrechungs-,<br />
Rückruf-, Betriebshaftpflichtversicherungen)<br />
+ Bessere Werterhaltung bei Anlagen, Maschinen, Geräten<br />
(höherer Wie<strong>de</strong>rverkaufswert)<br />
+ Verringerung bis Ausschluss strafrechtlicher Risiken für<br />
Geschäftsführung und Management<br />
Zusammengefasst: Bei <strong>de</strong>m IFS-Aufwand geht es nicht nur<br />
um Zahlen, son<strong>de</strong>rn auch um (Unternehmens-) Werte. +++<br />
Anzeige<br />
Kritik und Verbesserungsvorschläge<br />
Trotz <strong>de</strong>r grundsätzlichen Eignung <strong>de</strong>s IFS, <strong>de</strong>n Blick für die<br />
betrieblichen Verhältnisse zu schärfen, wird von <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie<br />
die mangeln<strong>de</strong> Flexibilität <strong>de</strong>s IFS kritisiert.<br />
Soweit darunter verstan<strong>de</strong>n wird, dass <strong>de</strong>r systematische<br />
Ansatz und die formellen Kontrollsysteme durch eine eher<br />
unsystematische Vorgehensweise ersetzt wer<strong>de</strong>n sollen, wäre<br />
ein solcher Ruf nach mehr Flexibilität sicher unberechtigt,<br />
weil systemwidrig. Soweit damit mehr branchenbezogene<br />
Flexibilität, also eine Anpassung an die Beson<strong>de</strong>rheiten einer<br />
Branche und an unterschiedliche Gefährdungspotenziale<br />
von Produkten gefor<strong>de</strong>rt wird, ist <strong>de</strong>r IFS in <strong>de</strong>r Tat noch<br />
nicht geschmeidig genug und könnte eine Nachbesserung<br />
vertragen. Sicherlich müssen auch die Bestrebungen fortgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, Fehlbewertungen wie in Neufahrn zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Hier befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r IFS auf einem guten Weg, wie<br />
nicht zuletzt auch das Pilotprojekt „Großbäckereien“ und das<br />
neue „IFS Integrity Program“ zeigen, das systematische Fehlbeurteilungen<br />
durch Zertifizierungsstellen i<strong>de</strong>ntifizieren<br />
und beseitigen soll. Trotz aller Fortschritte bleibt nach wie<br />
vor eine größere Beteiligung <strong>de</strong>r Hersteller an <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
und Festlegung <strong>de</strong>r Prüfkriterien wünschenswert.<br />
<strong>brot+backwaren</strong> 4/2013