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JAHRESBERICHT 2012 - Diakonie de La Tour

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gelrecht unter Strom. Zu<strong>de</strong>m kennt man EKGs und Herzrhythmusprobleme<br />

aus Film und Fernsehen, wo das oft mit<br />

dramatischen Szenen verbun<strong>de</strong>n ist. Auch das löst Unbehagen<br />

in <strong>de</strong>n Patienten aus – sobald etwas piepst, wer<strong>de</strong>n<br />

viele Leute schnell nervös. Es ist oft nicht einfach, aber<br />

man muss Patienten ein Gefühl <strong>de</strong>r Sicherheit vermitteln.“<br />

In Hoffmanns Fall scheint dies gelungen: „Ich hatte wirklich<br />

das Gefühl, nun sei alles unter Kontrolle und fühlte<br />

mich recht sicher“, erzählt <strong>de</strong>r Patient.<br />

„Für uns sind Auffälligkeiten wie Herzrhythmusstörungen<br />

Routine“, so Gaugeler. „Dennoch darf man nie vergessen,<br />

dass <strong>de</strong>r Patient die Situation in <strong>de</strong>m Moment ganz an<strong>de</strong>rs<br />

empfin<strong>de</strong>t. Man hat kein Werkstück vor sich, das man reparieren<br />

muss, son<strong>de</strong>rn einen Menschen mit Ängsten und<br />

Bedürfnissen“, so <strong>de</strong>r Primar.<br />

„Was für mich sehr beruhigend war, war, dass man mit mir<br />

gere<strong>de</strong>t hat. Ich wur<strong>de</strong> umfassend über alles aufgeklärt;<br />

eine <strong>de</strong>r Ärztinnen, Dr. Wittich, hat sich lange zu mir gesetzt<br />

und mit mir das weitere Vorgehen und die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Möglichkeiten besprochen. Sie erklärte mir, dass<br />

es sein kann, dass ich einen Stent (Implantat, das eingesetzt<br />

wird, um einen Verschluss <strong>de</strong>r Herzgefäße zu verhin<strong>de</strong>rn, Anm. d.<br />

Red.) brauche, und erklärte mir, was das für mich b<strong>de</strong>uten<br />

wür<strong>de</strong>. Wie sich herausstellte, war das dann doch nicht<br />

notwendig.“<br />

„Wir haben festgestellt, dass die Verengung bei Herrn<br />

Hoffmann nur geringfügig war, und konnten somit von<br />

einem Stent absehen“, beschreibt Gaugeler <strong>de</strong>n Zustand<br />

seines Patienten. „Eine entsprechen<strong>de</strong> Medikation war in<br />

seinem Fall vorerst ausreichend“, so <strong>de</strong>r Arzt.<br />

„Ich habe in meinen 73 Jahren bisher noch keine Tabletten<br />

gebraucht. Das war im ersten Moment schon eine Umstellung<br />

für mich“, erzählt Hoffmann.<br />

Die Ursachen für Herzrhythmusstörungen sind unklar,<br />

wer<strong>de</strong>n aber häufig mit Stress in Zusammenhang gebracht:<br />

„Den habe ich lei<strong>de</strong>r immer. In meinem Unternehmen<br />

wer<strong>de</strong> ich oft akut gebraucht. Wenn bei jeman<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Strom ausfällt und dreißig Leute stehen da und warten und<br />

haben Angst vor einem Produktionsausfall, <strong>de</strong>r enormen<br />

wirtschaftlichen Scha<strong>de</strong>n anrichten kann – was machst du<br />

dann? Sagst du: ,Tut mir leid, jetzt habe ich keine Zeit?‘<br />

Das geht in so einem Fall nicht. Man muss schnell kurbeln,<br />

damit nicht zu viel verloren geht. Es war früher sicher<br />

leichter, da war <strong>de</strong>r Zeitdruck im Allgemeinen nicht so<br />

groß. Das gesamte Leben lief etwas langsamer ab“, meint<br />

<strong>de</strong>r Feldkirchner, <strong>de</strong>ssen Unternehmen auch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Kunststoffteile anfertigt und Partnerfirmen mit Strom, Luft<br />

und Wasser versorgt.<br />

Vor vielen Jahren, mit 23, war Otto Hoffmann übrigens<br />

schon einmal Patient im Krankenhaus Waiern. „Ich hatte<br />

heißes Öl übers Gesicht bekommen und mir dadurch<br />

Verbrennungen zweiten und dritten Gra<strong>de</strong>s zugezogen.<br />

Mein damals behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r Arzt Dr. Bahlsen hatte selbst<br />

im Zweiten Weltkrieg durch eine Phosphorbombe schwere<br />

Verbrennungen erlitten – seine eigenen Erfahrungen<br />

haben ihn sehr zuversichtlich wirken lassen. Sie haben<br />

mich damals wie<strong>de</strong>r gut hinbekommen. Vielleicht hat mich<br />

das zuversichtlich gestimmt, dass auch diesmal alles gut<br />

gehen wird.“<br />

Und wie geht es <strong>de</strong>m Patienten einige Wochen nach seiner<br />

Diagnose?<br />

„Ta<strong>de</strong>llos“, meint Hoffmann. „Ich kann mich wirklich nicht<br />

beschweren. Das beklemmen<strong>de</strong> Gefühl ist verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Aber ich weiß natürlich, dass ich kürzertreten muss. Das<br />

ist mein großes Vorhaben für die Zukunft. Trotz<strong>de</strong>m kann<br />

ich mich glücklich schätzen – es geht mir ja wie<strong>de</strong>r gut.<br />

Ich bin wirklich ein zufrie<strong>de</strong>ner Patient!“, meint er zum<br />

Abschied.<br />

rückblick <strong>2012</strong>: gesundheit<br />

(Raum-)Gewinn für Krankenhaus Waiern<br />

„Krankenhaus“, für die meisten von uns schwingt schon alleine bei<br />

<strong>de</strong>m Wort ein gewisses Unbehagen mit. <strong>La</strong>nge Gänge, eigenwilliger<br />

Geruch und Krankheiten sind wohl die gängigsten Assoziationen,<br />

die einem da in <strong>de</strong>n Sinn kommen. Nicht so in Waiern: Dort will man<br />

mit Atmosphäre punkten: Ein soeben fertiggestellter Umbau in Höhe<br />

von 4,9 Millionen Euro, geplant vom Architektenteam Rauchenwald/<br />

Klammer/Zimmermann, soll das Wohlbefin<strong>de</strong>n von Patienten und Mitarbeitern<br />

steigern. „Es war uns wichtig, die Interessen <strong>de</strong>r Patienten<br />

und Mitarbeiter nach <strong>de</strong>m Motto ,<strong>de</strong>r Mensch im Mittelpunkt‘ in <strong>de</strong>n<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund zu stellen“, erklärt Betriebsdirektor Walter Pansi, <strong>de</strong>n<br />

Zugang zum Projekt.<br />

Nach fast zweijähriger Umbauzeit präsentiert sich heute das Krankenhaus<br />

Waiern als topmo<strong>de</strong>rnes Kompetenzzentrum für Psychosomatik,<br />

Innere Medizin und Geriatrie. Zu <strong>de</strong>n baulichen Verän<strong>de</strong>rungen zählten<br />

unter an<strong>de</strong>rem die Erweiterung und die Erneuerung <strong>de</strong>s bereits<br />

mehrfach seiner hohen Qualität wegen ausgezeichneten <strong>La</strong>bors sowie<br />

die Schaffung neuer räumlicher Voraussetzungen für gastroenterologische<br />

Untersuchungen.<br />

Längst sind alle Arbeiter mit ihren Maschinen abgezogen, nichts<br />

erinnert mehr an die logistische Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bautätigkeiten,<br />

die während <strong>de</strong>s Krankenhausvollbetriebs geleistet wur<strong>de</strong>n. „Mithilfe<br />

eines durchdachten Plans war es möglich, zwei neue Stockwerke<br />

sowie Umbauten im gesamten Untersuchungs- und Therapiebereich<br />

durchzuführen“, erklärt <strong>de</strong>r ärztliche Leiter, Primarius Richard<br />

Gaugeler. „Die erfolgten Umbaumaßnahmen geben uns noch besser<br />

die Möglichkeit, die Menschen in ihrer Gesamtheit als körperliche,<br />

seelische und soziale Individuen zu sehen und zu behan<strong>de</strong>ln. Die gewonnene<br />

räumliche Struktur unterstützt unsere medizinisch fachliche<br />

Kompetenz sowie die umfassen<strong>de</strong> therapeutische Qualität und das<br />

pflegerisch fachliche Bemühen.“<br />

„Unmittelbar sichtbar und spürbar sind die vergrößerten und rollstuhlgerechten<br />

Patientenbä<strong>de</strong>r“, meint auch Pflegedienstleiter Marko<br />

Buttazoni, <strong>de</strong>r sich vor allem über die gesteigerte Zufrie<strong>de</strong>nheit von<br />

Mitarbeitern und Patienten freut.<br />

Gera<strong>de</strong> in Zeiten, in welchen die Geldmittel im Gesundheitswesen<br />

knapper wer<strong>de</strong>n, ist es entschei<strong>de</strong>nd, die Investitionen an für die<br />

Zukunft wichtigen Stellen einzusetzen. So hat sich Kärntens kleinstes<br />

Krankenhaus mit seinen 62 stationären Betten in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren in Richtung eines mo<strong>de</strong>rnen, bedarfsangepassten und ökonomisch<br />

sinnvollen Mo<strong>de</strong>ll-Krankenhauses entwickelt. „Die Spitalsbetten,<br />

die schon bisher zu <strong>de</strong>n kostengünstigsten in Kärnten zählten,<br />

können nun noch effizienter betrieben wer<strong>de</strong>n, da es durch <strong>de</strong>n Neubau<br />

zu einer <strong>de</strong>utlichen Verbesserung <strong>de</strong>s Funktionsgefüges kommt“,<br />

unterstreicht Pansi die nachhaltige Sinnhaftigkeit dieser Investition.<br />

Neuerungen im Suchttherapiebereich<br />

Warum setzen sich immer wie<strong>de</strong>r Menschen angetrunken hinter das<br />

Steuer ihres Fahrzeugs? Ist es das Gefühl, je<strong>de</strong>rzeit Herr <strong>de</strong>r <strong>La</strong>ge zu<br />

sein, o<strong>de</strong>r einfach nur das Bedürfnis, auf <strong>de</strong>m schnellsten Weg nachhause<br />

zu kommen? Wie auch immer die Grün<strong>de</strong> lauten, das Risiko für<br />

sich und an<strong>de</strong>re bleibt.<br />

In einem Pilotprojekt <strong>de</strong>r Ambulanz <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> wer<strong>de</strong>n seit <strong>2012</strong><br />

alkoholauffällige Lenker, die ihren Führerschein abgeben mussten, in<br />

einer dafür geschaffenen Gruppe psychologisch betreut.<br />

Nicht die Abstinenz steht hier im Vor<strong>de</strong>rgrund, son<strong>de</strong>rn die Einsicht,<br />

kein Fahrzeug zu lenken, wenn man getrunken hat.<br />

Seit <strong>de</strong>m Jahr 1997, so lange gibt es die Ambulanz für Alkohol- und<br />

an<strong>de</strong>re Abhängigkeitserkrankungen im LKH Villach, ist sie mit einer<br />

ständig wachsen<strong>de</strong>n Nachfrage konfrontiert. „Bei uns sind die Patienten-<br />

und Kontaktzahlen pro Jahr stark gestiegen“, erzählt die Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Ambulanz Renate Clemens-Marinschek, Fachärztin für Psychiatrie<br />

und Neurologie und Primaria <strong>de</strong>s Krankenhauses <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> in<br />

Treffen. <strong>2012</strong> habe es bereits über zehntausend Patientenkontakte<br />

gegeben, so die Ärztin. Um möglichst flächen<strong>de</strong>ckend tätig zu sein,<br />

wur<strong>de</strong> das Angebot auf <strong>de</strong>n Oberkärntner Raum erweitert: „Unter <strong>de</strong>r<br />

Leitung von Universitätsprofessor Herwig Scholz wur<strong>de</strong> in Spittal an<br />

<strong>de</strong>r Drau in Kooperation mit <strong>de</strong>r Felix-Orasch-Stiftung eine Ambulanz<br />

für Menschen mit riskantem Alkoholkonsum (Schwerpunkt Jugendliche<br />

und junge Erwachsene) aufgebaut, in welcher sich auch ein von<br />

<strong>de</strong>r Spielsuchtambulanz angeschlossenes Betreuungsangebot für<br />

Verhaltenssüchte befin<strong>de</strong>t.“<br />

Auch von <strong>de</strong>r Spielsucht sind immer mehr Menschen betroffen. Allein<br />

in Kärnten sind an die dreitausend Menschen spielsüchtig, weitere<br />

fünfzehntausend spielsuchtgefähr<strong>de</strong>t. Die Nachfrage in <strong>de</strong>r Spielsuchtbehandlung<br />

im Krankenhaus <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> in Treffen ist stark gestiegen.<br />

„Es musste ein zusätzlicher Turnus pro Jahr geschaffen wer<strong>de</strong>n“, so<br />

die Primaria, „zu<strong>de</strong>m wird seit einiger Zeit auch die Alleindiagnose<br />

,Kaufsucht‘ stationär behan<strong>de</strong>lt.“<br />

Süchten vorzubeugen und aufklärend zu wirken beschränkt sich nicht<br />

nur auf <strong>de</strong>n Krankenhausbetrieb. „Im Schulbereich sowie im Rahmen<br />

einer suchtspezifisch orientierten universitären Lehrtätigkeit an <strong>de</strong>r<br />

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ist unser Krankenhaus auch im<br />

Präventionssektor präsent, <strong>de</strong>s Weiteren fan<strong>de</strong>n mehrfach suchtspezifisch<br />

orientierte Fortbildungsangebote in enger Vernetzung mit<br />

österreichweiten und norditalienischen Suchthilfeeinrichtungen im<br />

Krankenhaus <strong>2012</strong> und 2013 statt.“<br />

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