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JAHRESBERICHT 2012 - Diakonie de La Tour

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Bewohner sind 13 bis 18 Jahre alt. Der Alltag ist an<strong>de</strong>rs<br />

strukturiert, <strong>de</strong>m Alter eben angepasst“, so <strong>de</strong>r Pädagoge.<br />

Und tatsächlich macht sich Amand bereits viele Gedanken<br />

über seine Zukunft: „Ich wäre sehr gerne ein Mechaniker.<br />

Der gute Bekannte meiner Mama, er ist für mich wie ein<br />

Onkel, repariert Autos. Er besucht mich und meinen Bru<strong>de</strong>r<br />

auch regelmäßig. Von ihm kann ich viel lernen. Und zu<strong>de</strong>m<br />

bemühe ich mich schon jetzt in <strong>de</strong>r Schule, dass ich gute<br />

Noten bekomme, dann ist es ja viel leichter, eine Lehrstelle<br />

zu erhalten!“<br />

Zur Schule geht <strong>de</strong>r 13-Jährige in Harbach, wo er die SES<br />

(Schule zur Sozial-Emotionalen Stärkung) besucht, eine<br />

Bildungseinrichtung, die ebenfalls von <strong>de</strong>r <strong>Diakonie</strong> <strong>de</strong> <strong>La</strong><br />

<strong>Tour</strong> betrieben wird.<br />

Einstweilen arbeitet Amand als freiwilliger Helfer beim<br />

Roten Kreuz mit.<br />

„Dort gibt es ein Ausbildungsprogramm speziell für Jugendliche“,<br />

erklärt Klose.<br />

„Davon wur<strong>de</strong> mir von <strong>de</strong>n Betreuern erzählt. Am Anfang<br />

hat mir das das Heimfahrtswochenen<strong>de</strong> verhaut, <strong>de</strong>nn ich<br />

musste am Sonntag immer schon ein paar Stun<strong>de</strong>n früher<br />

zurück, um am Programm teilzunehmen. Mittlerweile fin<strong>de</strong>t<br />

es aber immer an <strong>de</strong>m Wochenen<strong>de</strong>, an <strong>de</strong>m ich nicht nachhause<br />

fahre, statt, das passt mir gut. Es gefällt mir dort,<br />

manchmal gibt es Pyjamapartys – und in <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

lernen wir zum Beispiel, wie man Druckverbän<strong>de</strong> macht,<br />

wenn jemand einen Gegenstand im Körper stecken hat“,<br />

erzählt Amand.<br />

Auch ansonsten ist <strong>de</strong>r Teenager in seiner Freizeit schwer<br />

beschäftigt: „Ich spiele Hockey, Basketball, gehe fechten,<br />

liege aber auch manchmal gerne einfach nur in <strong>de</strong>r Sonne.“<br />

Dazu steht ihm in <strong>de</strong>r WG OK ein großer Garten zur Verfügung.<br />

Vor Kurzem begonnen habe er mit Leichtathletik. „Ich trainiere<br />

in <strong>de</strong>r Leopold-Wagner-Arena weitwerfen, weitspringen<br />

und sprinten – im ,Vollgaslaufen‘ bin ich gut!“<br />

Einen sportlichen Eindruck für Besucher <strong>de</strong>s WG-Zimmers<br />

hinterlässt auch die umfassen<strong>de</strong> Baseballkappensammlung<br />

<strong>de</strong>s Teenagers. „Ich suche mir je nach Stimmung eine aus,<br />

die ich dann trage. Wenn ich in die Stadt gehe, wähle ich<br />

meistens meine DC-Kappe (ein Skater-Mo<strong>de</strong>ll, Anm. d. Red.)<br />

aus.“<br />

Das 14-tägige Heimfahrtswochenen<strong>de</strong> ist immer eine kleine<br />

Umstellung. „Ich muss mich kurz einleben, das geht aber<br />

sehr schnell. Zuhause gehe ich rollerskaten, spiele mit<br />

meiner Wii, schaue fern, esse – was man halt so macht.“<br />

Was daheim für ihn be<strong>de</strong>ute?<br />

„Hier in <strong>de</strong>r WG ist es ganz okay, aber daheim ist eben nur<br />

daheim“, meint Amand dazu.<br />

„Es geht mir mit meiner Mama jetzt viel besser. Wenn sie<br />

und meine Sozialarbeiterin sagen, ich darf nachhause, dann<br />

kann ich wie<strong>de</strong>r zurück. Ich wäre gerne mehr mit meiner<br />

Mama zusammen. Meinen Bru<strong>de</strong>r wür<strong>de</strong> ich auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

mitnehmen wollen. Wie<strong>de</strong>r zuhause leben – das ist schon<br />

ein großer Traum von mir ...“<br />

Rückblick <strong>2012</strong>: JUGEND<br />

Preis für Herrnhilfs „König <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r“<br />

Die meisten von uns <strong>de</strong>nken gerne und mit einer gewissen Wehmut<br />

an ihre eigene Kindheit zurück, jenen Lebensabschnitt voller Unbeschwertheit<br />

und Nestwärme, eine Ent<strong>de</strong>ckungsreise in eine bunte<br />

Welt, die sich einem so nach und nach erschließt.<br />

Mit nieman<strong>de</strong>m re<strong>de</strong>n zu können, Gewalt ertragen zu müssen, kein<br />

Vertrauen schenken zu können, kommt in dieser Welt nicht vor, und<br />

doch gibt es viele Kin<strong>de</strong>r, die mit diesem Schicksal leben müssen.<br />

Es ist eine graue Welt, die einengt und eine zarte Kin<strong>de</strong>rseele schwer<br />

wachsen lässt. Geborgenheit, Sicherheit sowie eine Struktur im Alltag<br />

vermitteln ist das, was das Haus Herrnhilf Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

geben möchte. Familienähnliche Strukturen sowie gezielte Therapieprojekte<br />

versuchen <strong>de</strong>n jungen Bewohnern wie<strong>de</strong>r das Tor zu einem<br />

lebenswerten Alltag zu öffnen.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r, dass die Freu<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n österreichischen Kin<strong>de</strong>rschutzpreis<br />

MYKI <strong>2012</strong> bei allen Beteiligten beson<strong>de</strong>rs groß war<br />

– verliehen wur<strong>de</strong> diese hohe Auszeichnung, die einmal im Jahr vergeben<br />

wird und zur Verbesserung von Kin<strong>de</strong>sschutz und Kin<strong>de</strong>swohl<br />

beitragen soll, für das Theaterstück „König <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r“.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n Szenen aus <strong>de</strong>m Leben Janusz Korczaks von Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen aus <strong>de</strong>m Haus Herrnhilf pantomimisch dargestellt.<br />

Erarbeitet wur<strong>de</strong> das Kunsttherapieprojekt mit <strong>de</strong>r Theaterpädagogin<br />

Caroline Koczan.<br />

Hohe Sensibilität war geboten, da das Leben Korczaks ein dramatisches<br />

En<strong>de</strong> fand. Korczak, Arzt, Kin<strong>de</strong>rbuchautor, Pädagoge und<br />

Humanist, begleitete vor siebzig Jahren, ohne <strong>de</strong>n eigenen Tod zu<br />

scheuen, die Kin<strong>de</strong>r seines Warschauer Waisenhauses in das KZ von<br />

Treblinka. „Von Anfang an war mir klar, dass ich die jungen Mitwirken<strong>de</strong>n<br />

mit <strong>de</strong>m grausamen Schicksal <strong>de</strong>r zweihun<strong>de</strong>rt jüdischen<br />

Waisenkin<strong>de</strong>r, die durch das NS-Regime gemeinsam mit ihrem Heimleiter<br />

Korczak ermor<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, nicht konfrontieren wollte“, erzählt<br />

Koczan. Auf Wunsch <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> dann aber letztendlich doch<br />

noch die finstere Zeit <strong>de</strong>s Krieges angeschnitten, allerdings mit Symbolen<br />

versetzt, die Korczak sehr wichtig waren und die zum Synonym<br />

seiner Pädagogik gewor<strong>de</strong>n sind: <strong>de</strong>r Schmetterling als Symbol <strong>de</strong>r<br />

Verwandlung und <strong>de</strong>r Vogel als das Symbol <strong>de</strong>r Freiheit.<br />

Der eigentliche Kern <strong>de</strong>s Stückes beruhte auf <strong>de</strong>m Wirken und Schaffen<br />

Korczaks mit „seinen“ Kin<strong>de</strong>rn: „Ich versuchte <strong>de</strong>n Schwerpunkt<br />

auf seine Pädagogik, auf die Kin<strong>de</strong>rrechte, die Literatur, auf die Welt<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu legen. Ebenso war mir wichtig, die jungen Schauspieler<br />

selbst, ganz im Sinne Korczaks, zu Wort kommen zu lassen – mit <strong>de</strong>r<br />

Stimme und Sprache <strong>de</strong>r Pantomime.“<br />

Zur Auszeichnung meint die Pädagogin: Sie freue sich, dass junge<br />

Menschen, die im Leben selbst viele seelische Verletzungen davontragen<br />

mussten, sehen konnten, was sie erreicht haben; sie hatten die<br />

Möglichkeit, sich einfach ihre Sorgen von <strong>de</strong>r Seele zu spielen.<br />

Großer Dank gilt <strong>de</strong>n Soroptimisten Villach, die dieses Kunsttherapieprojekt<br />

finanziert haben. Die Fortsetzung <strong>de</strong>s Projekts sicherte<br />

niemand Geringerer als Kammerschauspieler Michael Heltau, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Gesamterlös einer Lesung im Dezember in Villach <strong>de</strong>m Haus Herrnhilf<br />

zur Verfügung stellte.<br />

Engagement: Kärntens Wirtschaft zeigt Verantwortung<br />

Anstrich statt Anzug, hämmern, schrauben, abreißen, graben statt<br />

Meetings in klimatisierten Büros – kein Selbstfindungsseminar für<br />

gestresste Manager, son<strong>de</strong>rn ein ganz beson<strong>de</strong>rer Tag im Dienste <strong>de</strong>r<br />

guten Sache. Bereits zum dritten Mal nutzten viele Kärntner Wirtschaftsunternehmen<br />

<strong>de</strong>n Engagementtag am 29. Juni, eine Initiative<br />

<strong>de</strong>s „Verantwortung zeigen!“-Netzwerkes, initiiert von <strong>de</strong>r Lobbying-<br />

Expertin Iris Strasser, um sich lan<strong>de</strong>sweit in sozialen Einrichtungen<br />

nützlich zu machen.<br />

Auch die <strong>Diakonie</strong> <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> durfte mehrfach vom Arbeitseifer <strong>de</strong>r<br />

Hobbyhandwerker profitieren …<br />

Dreißig Grad im Schatten, flirren<strong>de</strong> Luft, wie man sie eigentlich nur<br />

von Län<strong>de</strong>rn in Äquatornähe kennt – kein Hin<strong>de</strong>rnis für ein hoch<br />

motiviertes Team <strong>de</strong>r BKS Bank, das etwas an<strong>de</strong>rs als gewöhnlich in<br />

<strong>de</strong>n Tag startete:<br />

Mit <strong>de</strong>m Bau von Liegeflächen und Sitzgelegenheiten aus Holz rund<br />

um das Schwimmbecken <strong>de</strong>r Jugend- und Kin<strong>de</strong>r-WGs in Klagenfurt<br />

Harbach waren die „Banker“ ganz schön eingespannt, zeigten aber<br />

ungeahntes Geschick bei <strong>de</strong>r Fertigung.<br />

Vom Ergebnis hellauf begeistert waren die jungen Bewohner, die<br />

sofort ihre neuen bequemen Poolliegen ausprobierten.<br />

Auch kein leichtes Unterfangen wartete auf Branchenkollegen aus <strong>de</strong>r<br />

Hypo Alpe-Adria-Bank, die mit schwerem Gerät ausrückten, um ein<br />

Zimmer <strong>de</strong>r WG kids in zwei zu verwan<strong>de</strong>ln, zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> vor lauter<br />

Arbeitseifer spontan auch das Spielzimmer renoviert.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r ließen es sich nicht nehmen, selbst zum Pinsel zu greifen<br />

und <strong>de</strong>n „Großen“ bei <strong>de</strong>r Arbeit zur Hand zu gehen.<br />

„Das Interesse, <strong>de</strong>n Alltag in einer Kin<strong>de</strong>r- und Jugend-WG mitzuerleben<br />

und mit <strong>de</strong>n Bewohnern in Kontakt zu treten, war für viele eine<br />

neue und wichtige Erfahrung“, schil<strong>de</strong>rte die Leiterin Susanna Probst.<br />

Neben <strong>de</strong>r BKS und <strong>de</strong>r Hypo Alpe-Adria-Bank unterstützten an diesem<br />

Tag weitere Unternehmen wie ORF Kärnten, CTR Carinthian Tech<br />

Research, Hotel Hochschober, Atrio-Team und die Stadt Villach mit<br />

ihrer wertvollen Arbeitskraft Einrichtungen <strong>de</strong>r Diakone <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong>.<br />

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