die „kleinen Brüder“ - bei GOLDENAge
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Golden<br />
Age<br />
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Die mit dem<br />
Bauch tanzt<br />
Entweder Sie haben einen, oder Sie<br />
brauchen einen! Denn Bauchtanz ohne<br />
Bauch geht gar nicht. Also: Ihr Bauch<br />
muss nicht riesig sein, obwohl das in<br />
<strong>die</strong>ser Disziplin auch nicht wirklich stört,<br />
aber Sie müssen ein Bewusstsein<br />
dafür entwickeln können, wo <strong>die</strong> ganze<br />
weibliche Lebenslust und unser<br />
gesunder Urinstinkt, eben das „Bauchgefühl“<br />
wohnen. Und genau darum<br />
geht es <strong>bei</strong>m Bauchtanzen.<br />
Bauchtanz macht<br />
glücklich!<br />
Nicht nur <strong>die</strong> Betrachter,<br />
meine Herren! Mag schon sein,<br />
dass Sie ein Faible für rotierende<br />
Hüften haben und ein rhythmisch<br />
kreisendes Becken vor Ihrer Nase<br />
den bunten Abend <strong>bei</strong>m Cluburlaub<br />
unvergesslich macht. Abseits <strong>die</strong>ser<br />
Profivorstellung aber macht es <strong>die</strong><br />
Frauen glücklich, <strong>die</strong> das einmal<br />
ausprobieren – ganz eigennützig und<br />
ohne Zuschauer.<br />
Man kann es doch niemals allen<br />
recht machen und immer gibt es <strong>die</strong><br />
eine oder andere, <strong>die</strong> völlig anderer<br />
Meinung ist. Nur <strong>bei</strong>m Bauchtanzen<br />
sind sich alle einig: Jede Frau, <strong>die</strong><br />
das einmal probiert hat, schwärmt<br />
davon. Keine einzige Interviewpartnerin<br />
hat gemeckert darüber, <strong>die</strong><br />
Damen sagten unisono „es war toll“.<br />
Damen ohne Unterleib<br />
Gerade Frauen, denen generationsmäßig<br />
Körpergefühl aberzogen<br />
wurde und <strong>die</strong> niemals wirklich<br />
das Bewusstsein eines lebendigen<br />
Unterleibes entwickeln konnten,<br />
Text: Daniela Schwarz<br />
profitieren in Sachen Lebenslust<br />
und machen wunderbar-weibliche<br />
Erfahrungen <strong>bei</strong>m Bauchtanzen.<br />
Eine körperfeindliche Erziehung,<br />
eine prüde Elterngeneration und eine<br />
Lebenseinstellung <strong>die</strong> immer Geist<br />
vor Körper wertet, hat uns vom Nabel<br />
abwärts erstarren lassen. Das ist<br />
weder angenehm-locker-entspannt<br />
noch gesund. Die ersten Schritte im<br />
Bauchtanzkurs zeigen ohnehin gleich<br />
eindeutig, wie schwierig es ist das<br />
Becken zu bewegen.<br />
Es gibt viel zu Lernen<br />
Die Elementarbewegungen werden<br />
in horizontale, vertikale und sagittale<br />
(seitliche) Bewegungen eingeteilt<br />
und zwar in Kippe, Wippe und<br />
Twist - jeweils auf- oder abwärts.<br />
Erst daraus können zusammengesetzte<br />
Bewegungen wie Acht, Welle<br />
oder Kreise erlernt werden. Dazu<br />
kommen Tanzschritte (Grundschritt,<br />
Wechselschritt, Kreuzschritt,<br />
Nachstellschritt, etc.), später folgen<br />
Akzepte (Drop, Schwung, Bump)<br />
und Drehungen. Daran erkennt man<br />
bereits, dass ein Semester Bauchtan-<br />
zen keine Profiausbildung bringen<br />
kann. Aber einen ersten Versuch ist<br />
es wirklich wert, da das Körpergefühl<br />
und <strong>die</strong> Selbstwahrnehmung<br />
mit jedem kleinen Beckenkick unter<br />
kundiger Anleitung enorm gesteigert<br />
werden.<br />
Probieren geht über stu<strong>die</strong>ren<br />
Für Bauchtanz gibt es keine theoretische<br />
Ausbildung, das muss man<br />
erleben und selbst tun. In vielen<br />
Studios mit klingenden Namen wie<br />
„Mamborama“, „Aisha“ oder „Menada“<br />
werden Lektionen zu <strong>die</strong>sem<br />
orientalischen Tanz angeboten, nachmittags<br />
treffen sich dort Frauen aller<br />
Alters- und Gewichtsklassen zu gratis<br />
Schnupperstunden und Ausbildungskursen.<br />
Falls männliche Phantasie<br />
hier einsetzen möchten, muss ich<br />
Sie enttäuschen: La<strong>die</strong>s only! Denn<br />
nur in der intimen Atmosphäre einer<br />
Frauenrunde wächst das Vertrauen,<br />
sich auch dort zu bewegen, wo immer<br />
nur starre Körperhaltung gefragt war.<br />
Die Hände tanzen mit<br />
Natürlich sind <strong>die</strong> kleinen, schupfenden<br />
Bewegungen der Hüften<br />
nicht das einzige, was frau erlernt.<br />
Ganz wichtig sind <strong>die</strong> Hände, <strong>die</strong><br />
den Takt aufnehmen und anmutig<br />
kreisen, <strong>die</strong> Arme, <strong>die</strong> wie Schlangen<br />
den Takt und <strong>die</strong> Bewegung in<br />
den Körper leiten und auch richtige<br />
Beim Bauchtanzen<br />
sind sich alle einig:<br />
Jede Frau, <strong>die</strong> es<br />
einmal probiert hat,<br />
schwärmt davon.<br />
Kopf- und Schulterhaltung und<br />
tiefe Blicke gehören dazu. Anmut,<br />
Leichtigkeit und Freude soll <strong>die</strong>ser<br />
Tanz zeigen. Und jede, wirklich<br />
jede Frau kann sich da<strong>bei</strong> wie eine<br />
Prinzessin aus Tausend-und-einer-<br />
Nacht fühlen. Da<strong>bei</strong> braucht man<br />
keine perfekten Kostüme, aber bald<br />
bekommt man Lust auf ein kleines<br />
Münztuch, dessen silberne Plättchen<br />
den eigenen Rhythmus miterleben<br />
lassen. Schleier, Fransentücher,<br />
Chiffon-Hosen oder Münzkorsagen<br />
können nach Belieben <strong>die</strong> eigene<br />
Sammlung erweitern, sind aber kein<br />
Muss. Die gute Nachricht: Kostüme<br />
bis Größe 54 mit klimpernden und<br />
schillernden Perlen und Pailletten<br />
bieten jeder Frau eine gute Auswahl.<br />
Aus dem alten Ägypten<br />
Der orientalische Tanz bezeichnet<br />
den Solotanz der Frauen und hatte<br />
eine hohe Stellung <strong>bei</strong> festlichen<br />
Anlässen. Dass der Bauchtanz heute<br />
als eine dem Striptease verwandte<br />
Form des erotischen Tanzes wahrgenommen<br />
wird, ist falsch, da <strong>die</strong>se<br />
<strong>bei</strong>den Tanzformen prinzipiell nichts<br />
miteinander zu tun haben. Der „danse<br />
du ventre“ bzw. der „bellydance“<br />
erfordert eine hohe Beherrschung<br />
der Tanztechnik, Rhythmik und<br />
Musikkunde und braucht intensives<br />
Training um zu vorführbarer Qualität<br />
zu reifen.<br />
Gesund & aktiv<br />
Technik und Stil<br />
Grundsätzlich unterscheidet man<br />
schlangenhafte Bewegungen, <strong>die</strong> der<br />
Melo<strong>die</strong> folgen und härtere rhythmische<br />
Bewegungen nach dem Takt.<br />
Die Kunst ist, einzelne Körperregionen<br />
in isolierte Bewegungen zu<br />
versetzen, wie man deutlich <strong>bei</strong>m<br />
„Shimmy“ sieht: das isolierte Zittern<br />
der Hüften lässt Perlen glitzern und<br />
Metallplättchen an Hüfttüchern<br />
klingeln und da<strong>bei</strong> kann <strong>die</strong> erfahrene<br />
Tänzerin seelenruhig einen<br />
Säbel auf dem Kopf balancieren. Je<br />
besser <strong>die</strong> Isolierung bewegter Körperteile<br />
beherrscht wird, desto höher<br />
gilt <strong>die</strong> Kunst, in der über vierzigjährige<br />
Frauen erst richtige Stars<br />
werden. Zum richtigen Bauchtanz<br />
gehört nämlich auch Lebenserfahrung<br />
und Reife.<br />
Aktuell und zeitlos<br />
Der Bauchtanz beeinflusste nicht<br />
nur große Filmproduktionen (Greta<br />
Garbo tanzte als „Mata Hari“, Rita<br />
Hayworth tanzte in „Salome“) sondern<br />
fand auch Eingang in moderne<br />
Popmusik und Videoproduktionen.<br />
Madonna tanzt zum Song<br />
„Frozen“ mit typischen Henna-<br />
Handmalereien, Britney Spears zeigt<br />
im Videoclip zu „I’m a slave 4 U“<br />
typische Bauchtanzbewegungen und<br />
Beyoncé im Videoclip zu „Baby Boy“<br />
ebenfalls. Der amerikanische Rapper<br />
Eminem singt in „Ass like that“ zu<br />
deutlich orientalischer Instrumentierung<br />
„The way she moves, she’s like a<br />
belly-dancer“ und Christina Aguilera<br />
zeigt sich als Bauchtänzerin in einem<br />
Werbespot eines Getränkeherstellers.<br />
Die Faszination des orientalischen<br />
Tanzes ist auch in der westlichen<br />
Kultur allgegenwärtig. U<br />
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