Einblicke - Ein Rundgang durch das Parlamentsviertel - Brandner ...
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DAS REICHSTAGSGEBÄUDE<br />
Spurensuche<br />
<strong>Ein</strong>e Gedenktafel<br />
erinnert an<br />
die Öffnung der<br />
ungarischen Grenze.<br />
zwischen ihnen ein schmaler Gang entsteht, der nur<br />
wenig <strong>durch</strong> Kohlefadenlampen erhellt ist. In diesem<br />
„Kellerarchiv“ wird die demokratische Tradition<br />
Deutschlands eindrucksvoll versinnbildlicht. Jeder<br />
Abgeordnete, ob er nur zwei Jahre im Parlament<br />
gesessen oder die Geschicke Deutschlands über<br />
längere Zeit maßgeblich geprägt hat, wird als<br />
historische Person identifiziert, der der gleiche<br />
Erinnerungsraum zukommt. Von diesem Prinzip<br />
weicht Boltanski nur in zweifacher Hinsicht ab: Die<br />
Kästen der von den Nationalsozialisten ermordeten<br />
Abgeordneten sind mit einem schwarzen Streifen<br />
als „Opfer des Nationalsozialismus“ gekennzeichnet.<br />
Und in der Mitte des Ganges weist eine einzelne<br />
schwarze Box auf die Jahre 1933 bis 1945 hin, in<br />
denen <strong>das</strong> deutsche Volk <strong>durch</strong> kein demokratisch<br />
legitimiertes Parlament repräsentiert war.<br />
Gedenken an Ungarns Grenzöffnung<br />
An der Nordostecke des Reichstagsgebäudes erinnert<br />
eine Gedenktafel an ein Ereignis, <strong>das</strong> entscheidenden<br />
Anteil am Fall der Mauer und damit an der deutschen<br />
<strong>Ein</strong>heit hat: die mutige Öffnung des Grenzzaunes<br />
an der ungarisch-österreichischen Grenze <strong>durch</strong><br />
die ungarische Regierung am 10. September 1989.<br />
Tausende DDR-Bewohner flüchteten damals <strong>durch</strong><br />
dieses erste Loch im „Eisernen Vorhang“, ließen<br />
damit die gesamte Grenze zwischen Ost und West<br />
<strong>durch</strong>lässig werden. „<strong>Ein</strong> Zeichen der Freundschaft<br />
zwischen dem ungarischen und deutschen Volke<br />
für ein vereintes Deutschland, für ein unabhängiges<br />
Ungarn, für ein demokratisches Europa“ heißt es auf<br />
der rund 90 mal 150 Zentimeter großen Bronzetafel.<br />
Als Dank an die Ungarn wurde die Gedenktafel<br />
bereits kurz nach der <strong>Ein</strong>heit und vor dem Umbau<br />
des Reichstagsgebäudes installiert.<br />
Chronik<br />
9. Juni 1884: Grundsteinlegung für <strong>das</strong> Reichstagsgebäude<br />
nach dem Entwurf des Architekten<br />
Paul Wallot.<br />
9. November 1918: Nach dem Zusammenbruch<br />
des Kaiserreichs am Ende des Ersten Weltkriegs<br />
ruft der sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende<br />
Philipp Scheidemann von einem Reichstagsbalkon<br />
die Republik aus.<br />
27. Februar 1933: Nach der Machtergreifung <strong>durch</strong><br />
Adolf Hitler wird der Reichstagsbrand zum Symbol<br />
für <strong>das</strong> Ende der parlamentarischen Demokratie in<br />
Deutschland.<br />
Mai 1945: Nach der Schlacht um Berlin, die <strong>das</strong><br />
Ende des von den Nationalsozialisten entfesselten<br />
Zweiten Weltkriegs und ihrer Gewaltherrschaft<br />
bringt, ist auch <strong>das</strong> Reichstagsgebäude nur noch<br />
eine Ruine.<br />
Grundsteinlegung<br />
für <strong>das</strong><br />
Reichstagsgebäude<br />
am<br />
9. Juni 1884.<br />
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