erinnerungen - Deutsche Schule Kuala Lumpur
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ERINNERUNGEN<br />
Erinnerungen von Peter Götz<br />
Mitglied im Vorstand des Schulvereins von August 2003 bis Juli 2005<br />
„Du, sag mal ...!“ oder: Eine kleine Hommage an<br />
den Vorstand der DSKL<br />
Ich erinnere mich noch recht genau. „Du, sag mal,<br />
hättest Du nicht Lust im Vorstand der DSKL mitzumachen<br />
Ich gehe demnächst nach Deutschland<br />
zurück und jetzt braucht man im Vorstand einen<br />
Nachfolger. Da wärst Du doch gut geeignet.“ Mit<br />
diesen Worten begann eine Phase während meines<br />
Aufenthaltes in Malaysia, die zwar nicht mein Leben<br />
verändern, zumindest aber zu einer grundlegenden<br />
Neubewertung meiner bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen<br />
Einstellung bezüglich der ehrenamtlichen<br />
Vorstandsarbeit an der DSKL führen sollte. Aber alles<br />
der Reihe nach.<br />
Nachdem mein damaliger Mitbewohner im Sri Murni<br />
Condo, F.H., seines Zeichens Mitarbeiter bei Siemens,<br />
begeisterter Golfer und Vorstandsmitglied an<br />
der DSKL, mich nach einer gemeinsamen Golfrunde<br />
mit den o.g. Worten überrumpelt hatte, schob er<br />
noch schnell nach, dass man als Vorstand ja nicht<br />
sehr viel zu tun hätte und dass sich die zeitliche<br />
Belastung in aller Regel auf eine monatlich abgehaltene<br />
Vorstandssitzung mit anschließendem Umtrunk<br />
beschränken würde. Und um meine Zweifel bereits<br />
im Keim zu ersticken, schob er auch gleich noch<br />
nach: „Es ist bereits alles im Vorstand besprochen.<br />
Man ist dort der Meinung, dass Du der richtige für<br />
diesen Job wärst.“<br />
Aha … nun war mir also klar, welches Spiel hier gespielt<br />
werden sollte. An und für sich war es nicht<br />
ungewöhnlich, dass im Zeitraum zwischen den alle<br />
zwei Jahre stattfindenden Neuwahlen ausscheidende<br />
Vorstandsmitglieder zunächst relativ unbürokratisch<br />
durch neue Personen ersetzt wurden, die<br />
dann bei den nächsten Wahlen durch die Mitgliederversammlung<br />
des Schulvereins entweder in ihrem<br />
Amt bestätigt (was bei mir glücklicherweise der Fall<br />
war) oder aber einfach wieder abgewählt wurden.<br />
Nachdem ich mich aber bereits bei der ersten Mitgliederversammlung<br />
des Schulvereins nach unserer<br />
Ankunft in KL als eines der ganz wenigen anwesenden<br />
Mitglieder gegen einen vom Vorstand eingebrachten<br />
Vorschlag auf Abschaffung der zeitlichen<br />
Befristung für das Amt des/der Vorsitzenden des<br />
Vorstandes ausgesprochen hatte, schien man seitens<br />
des Vorstandes nun offenbar die Gelegenheit<br />
nutzen zu wollen, um einen Kritiker „mundtot“ zu<br />
machen. Und da dies bekanntermaßen am besten<br />
gelingt, indem man Kritiker zu einem Teil des Establishment<br />
macht, das sie immer kritisiert haben,<br />
sollte ich nun also Vorstand werden und damit Teil<br />
einer geselligen Runde, deren einzige Aufgabe in<br />
meinen Augen sowieso nur im Abnicken der von der<br />
Präsidentin des Schulvereins eingebrachten Vorschläge<br />
und Anträge bestand. Eigentlich ein leicht<br />
zu durchschauender Plan. Aber da man verkrustete<br />
Strukturen ja am besten von innen her aufbricht,<br />
nahm ich das Angebot dennoch an und wurde wenig<br />
später Vorstand an der DSKL, getrieben von der<br />
Vorstellung, den Vorstand einmal richtig auf Trab<br />
bringen zu müssen.<br />
Kurze Zeit später war es dann soweit und ich wohnte<br />
meiner ersten Vorstandssitzung bei. Und schon bei<br />
dieser ersten Sitzung begann sich mein Bild von der<br />
Vorstandsarbeit zu wandeln. Anstatt nämlich alle<br />
Tagesordnungspunkte einfach nur abzunicken, wurde<br />
ernsthaft und lebhaft diskutiert, wurden Positionen<br />
zwischen Schulleitung, Lehrervertretern und<br />
Vorstand ausgetauscht, Argumente intensiv abgewogen<br />
und letztlich immer gemeinsam getragene<br />
Lösungen gefunden, die stets von einem einzigen<br />
Ziel geprägt waren: die DSKL weiter nach vorne zu<br />
bringen, sie attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten<br />
und solche Rahmenbedingungen zu schaffen,<br />
dass die DSKL nicht nur als eine Bildungsinstitution<br />
für ihre Schüler wahrgenommen wird, sondern auch<br />
als ein wichtiger Ort der Begegnung für einen großen<br />
Teil der deutschsprachigen Community in <strong>Kuala</strong><br />
<strong>Lumpur</strong>.<br />
Schnell begann ich auch zu lernen, dass die monatlichen<br />
Vorstandssitzungen zwar ein zentraler<br />
Bestandteil der Vorstandsarbeit waren, sich diese<br />
jedoch keinesfalls ausschließlich auf die monatlichen<br />
Zusammenkünfte beschränkte, sondern zudem<br />
noch diverse Ausschüsse umfasste, in denen<br />
man sich ganz nach Lust und Eignung mit Themen<br />
wie Finanzplanung, Baumaßnahmen, konzeptionelle<br />
Ausgestaltung der Schularbeit, Personal etc.<br />
befassen konnte. Ich entschied mich für die Mitarbeit<br />
im Personalausschuss und durfte fortan Bewerbungsunterlagen<br />
potentieller neuer Lehrkräfte und<br />
Erzieher(innen) wälzen, mich mit den Unterschieden<br />
von als Ortskräfte angeworbenen Lehrern im Verhältnis<br />
zu aus Deutschland entsandten Lehrern vertraut<br />
machen (Auslandsdienstlehrkräfte) und lernte<br />
mit Begriffen wie KMK, BLASchA und BVA zu jonglieren,<br />
Abkürzungen von Institutionen, deren Existenz<br />
mir in meinem früheren Leben als Nicht-Vorstand<br />
nicht einmal bekannt war. Das alles selbstverständlich<br />
außerhalb der Vorstandssitzungen, denn dort<br />
wurden dann ja schließlich nur noch die Vorschläge<br />
diskutiert und entschieden, die bereits im Vorfeld<br />
entsprechend aufbereitet sein wollten.<br />
Und ganz nebenbei gab es ja auch noch die eher<br />
mehr denn weniger umfangreichen Protokolle, die<br />
nach jeder Sitzung möglichst schnell erstellt werden<br />
mussten, damit die in den Sitzungen vom Vorstand<br />
jedes Mal hervorgebrachten „Goldkörnchen“<br />
auch ja für die Nachwelt konserviert werden konnten.<br />
Stumme Zeitzeugen so manch hitzig geführter<br />
Diskussion über die Frage, welcher Weg sich für die<br />
DSKL künftig wohl als „Pfad der Tugend“ erweisen<br />
würde. Diskussionen, die oft auch nach den eigentlichen<br />
Sitzungen noch nicht zu Ende waren, sondern<br />
sich stattdessen noch weit in das anschließende gesellige<br />
Beisammensein im Cobra-Club erstreckten.<br />
Das alles sind selbstverständlich nur Momentaufnahmen,<br />
anhand derer die Vorstandsarbeit an der<br />
DSKL auch nicht annähernd vollständig beschrieben<br />
werden kann, die aber zumindest doch zu verdeutlichen<br />
helfen, dass das Spektrum der Vorstandsarbeit<br />
an der DSKL weit mehr Engagement verlangt,<br />
als es mir mein damaliger Mitbewohner im Sri Murni<br />
(sicherlich wider besseren Wissens) weis zu machen<br />
versuchte. Und wenn ich sehe, was seit meinem<br />
Weggang aus Malaysia im Jahr 2005 alles an der<br />
DSKL erreicht und umgesetzt wurde, bin ich überzeugt<br />
davon, dass sich auch in der Zwischenzeit<br />
nichts daran geändert hat.<br />
Ob ich meinem früheren Nachbarn diese kleine<br />
„Notlüge“ inzwischen verziehen habe, mit der er<br />
mich für die Vorstandsarbeit geködert hat Auf jeden<br />
Fall! Denn auch wenn meine Mitarbeit im Vorstand<br />
der DSKL gerade in eine für die <strong>Schule</strong> nicht<br />
einfache Zeit fiel, in der schwierige und unpopuläre<br />
Entscheidungen getroffen werden mussten und in<br />
der sich auch der Vorstand immer wieder selbst kritisch<br />
hinterfragte, so hat mir die Arbeit doch stets<br />
sehr viel Freude bereitet. Die Ernsthaftigkeit, mit<br />
der in Diskussionen um die besten Argumente gerungen<br />
wurde, die Sorgfalt im Umgang mit Personal-<br />
und Finanzfragen, das bei allen Mitarbeitern der<br />
<strong>Schule</strong> permanent spürbare Streben nach weiterer<br />
Verbesserung des Lernumfeldes unserer Kinder und<br />
nicht zuletzt auch die aufrichtige Kollegialität der<br />
Vorstandsmitglieder untereinander haben die Zeit<br />
im Vorstand zu einem Abschnitt meines Lebens<br />
werden lassen, den ich noch heute als Bereicherung<br />
empfinde und an den ich auch heute noch sehr gerne<br />
zurückdenke.<br />
Also hat das System auch in meinem Fall mal wieder<br />
über einen seiner Kritiker gesiegt Vermutlich ja.<br />
Aber wenn das System so gut wie im Fall der DSKL<br />
funktioniert, habe ich auch keine Probleme damit,<br />
meine „Niederlage“ einzugestehen, sondern freue<br />
mich im Gegenteil, für einen kurzen Zeitraum Teil<br />
dieses Systems gewesen zu sein. Und eines sollte<br />
man dabei auch nie vergessen: Nörgeln tun viele,<br />
sich engagieren leider nur wenige.<br />
In diesem Sinne beglückwünsche ich die DSKL zu<br />
Ihrem 30jährigen Jubiläum und wünsche ihr von<br />
ganzem Herzen, dass sie auch künftig nicht nur ein<br />
Hort von schulischer Ausbildung auf hohem Niveau<br />
sein wird, sondern darüber hinaus auch ihre Rolle<br />
als Ort der Begegnung und als kultureller Fixpunkt<br />
für die deutschsprachige Community in <strong>Kuala</strong> <strong>Lumpur</strong><br />
weiter ausbauen kann.<br />
Herzlichst<br />
Peter Götz und Familie<br />
ERINNERUNGEN<br />
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